PRODUKTIV Lebenshilfe e.V. und Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten GmbH

Ausgabe 2017 Lebenshilfe nach Maß

Das Magazin für Freunde und Förderer der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Interview mit Florian Mengele Zweiter Vorsitzender der Lebenshilfe Traunstein e.V. Seite 04 Hebfeier in Haslach Großzügige Spende der Kreis- sparkasse Traunstein-Trostberg für die Wohn- und Begegnungsstätte 20 Jahre der Lebenshilfe Traunstein. Förderstätte und Seite 07 Wohnheim Altenmarkt feiert mit Tag der offnenen Tür. Seite 08 20 Jahre

Neuer Berufs- bildungsbereich in Traunstein Gelungener Einsteig in das Berufsleben. Seite 10

Chiemgau- Classic Fahrt 2017 Maßarbeit Mit Oldtimern zu Gast Inklusionsbetrieb in Förderstätte und setzt Maßstäbe. Wohnheim Altenmarkt. Seite 14 Seite 18

GERNE FÜR SIE DA GERNE FÜR SIE DA Lebenshilfe Traunstein e.V. Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten GmbH Geschäftsführerin Annemarie Funke Geschäftsführer Dr. Jens Maceiczyk Salzburger Straße 7, 83301 Bodelschwinghstraße 2, 83301 Traunreut Tel. 0 86 69/86 11 0, Fax 0 86 69/86 11 60 Tel. 0 86 69/86 13 40, Fax 0 86 69/86 13 41 55 www.lebenshilfe-traunstein.de, [email protected] www.clw-traunreut.de, [email protected] Editorial Lebenshilfe Traunstein bleibt Elterninitiative

it einstimmigem Beschluss der Hauptversammlung der Lebenshilfe Traunstein e.V. Mvom 24. Juli 2017 gründete der Verein zur Führung des operativen Geschäfts der Kreisvereinigung eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH). Damit wurde eine Organisationsstruktur geschaffen, die auch in der Zukunft die be- darfsorientierte Gestaltung und effiziente Führung unserer zahlreichen Einrichtungen ermöglicht. Im Interview auf Seite 08 legt Rechtsanwalt und Steuerberater Florian Men- gele, zweiter Vorsitzender der Lebenshilfe Traunstein e.V., ausführlich dar, warum dieser Schritt wichtig und im Interesse der Menschen mit Behinderung ist. Entscheidend: Bei aller Veränderung bleibt der traditionelle Markenkern der Lebenshilfe Traunstein un- verändert erhalten. Denn der Verein Lebenshilfe Traunstein entwickelt auch in Zukunft die Ziele der Elterninitiative weiter und schreibt diese für die Geschäftsführung ver- bindlich fest. An dieser Stelle sei Florian Mengele und dem Notar Dr. Markus Vierling für ihr großes Engagement bei der Ausarbeitung der neuen Satzung und der Gestaltung der neuen Organisationsstruktur herzlichst gedankt. Auch unserer Geschäftsführerin An- nemarie Funke und ihrem gesamten Team gilt unser besonderer Dank für den enormen Einsatz, den die Neuorganisation noch immer fordert.

Mit der feierlichen Eröffnung unseres innovativen Inklusionsbetriebs Chiemgau-Maß- arbeit GmbH Ende Oktober in Oderberg setzten die Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten im wahrsten Sinne des Wortes Maßstäbe. Unternehmen und Interessenten informieren wir gern über unser großes Leistungsspektrum und die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt.

Ein besonderer Dank gilt auch in diesem Jahr allen Ehrenamtlichen sowie allen Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern, die sich täglich für die Lebenshilfe einsetzen.

Dafür ein herzliches Vergelt’s Gott

Wolfgang Maier Josef Schärtl Peter Bantlin 1. Vorsitzender der Aufsichtsratsvorsitzender Ehrenvorsitzender der Lebenshilfe Traunstein e.V. der Chiemgau-Lebenshilfe- Lebenshilfe Traunstein e.V. Werkstätten GmbH

Impressum Jede Spende HERAUSGEBER: Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Kreisvereinigung Traunstein e.V. und Ihr Salzburger Straße 7, 83301 Traunreut, Tel. 0 86 69/86 11 0, Fax 0 86 69/86 11 60 www.lebenshilfe-traunstein.de, [email protected] Engagement Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten GmbH, Bodelschwinghstraße 2, 83301 Traunreut zählen! Tel. 0 86 69/86 13 40, Fax 0 86 69/86 13 41 55, www.clw-traunreut.de, [email protected] REDAKTION: MIM Marken Institut München GmbH GESTALTUNG: deivis aronaitis design I dad I, München DRUCK: Speedy‘s Kopie + Druck, Traunstein

Bilder Titel: CLW UNTERSTÜTZT VON: Kreissparkasse Traunstein-Trostberg

Lebenshilfe Produktiv // 2017 3 Interview Lebenshilfe Traunstein – Gründung einer gGmbH

Im Gespräch mit Rechtsanwalt und Steuerberater Florian Mengele, zweiter Vorsitzender der Lebenshilfe Traunstein e.V., zur Gründung einer gGmbH für die Lebenshilfe Traunstein.

Bei der Hauptversammlung Klaren sein: Auch die besten terninitiative nicht verwässert der Lebenshilfe Traunstein Mitarbeiterinnen und Mitar- wird. Im Gegenteil: Die Eltern- e.V. wurde am 24. Juli 2017 auf beiter können durch unzurei- vereinigung soll gestärkt und Ihren Vorschlag hin einstim- chende Strukturen in der Arbeit den Herausforderungen der Zu- mig beschlossen für den gehindert oder sogar gänzlich kunft gerecht werden. Verein eine gemeinn­ ützige blockiert werden. Gesellschaft mit beschränk- Über fast fünfzig Jahre war ter Haftung (gGmbH) zu Was bedeutet das für die der Verein doch eine her- gründen. Warum ist dieser Lebenshilfe Traunstein? vorragende Struktur. Schritt sinnvoll, um die Warum also jetzt die Ände- Lebenshilfe Traunstein als MENGELE: Nach der Überzeu- rung in dem gut funktionie- Organisation für Menschen gung der Vorstandschaft und renden System? mit Behinderung zukunfts- dem Votum der Mitglieder gilt fähig zu machen? es, Abläufe zu schaffen, die dem MENGELE: Der Verein war in der gewachsenen Betrieb der Le- Gründerzeit und über die Auf- FLORIAN MENGELE: Die Lebens- benshilfe gerecht werden. Ent- bauphase der Lebenshilfe hilfe Traunstein blickt auf bald scheidend ist also, die Organi- Traunstein tatsächlich eine op- fünf Jahrzehnte erfolgreiche sation so zu strukturieren, dass timale Struktur. Im freien Zu- Aufbauarbeit zurück. Dabei hat sich die Mitarbeiterinnen und sammenschluss haben die die Gründergeneration mit tat- Mitarbeiter optimal um die Be- meist im familiären Umfeld be- kräftiger Unterstützung von dürfnisse der Menschen mit troffenen Gründer und Ehren- Politik, Wirtschaft und zahlrei- Behinderung, ihrer Familien amtliche die Lebenshilfe chen Ehrenamtlichen über De- und Betreuer kümmern kön- Traunstein aus dem Nichts auf- kaden Großartiges geleistet. Im nen. Ein ganz wichtiger Aspekt gebaut. Charismatische Mit- Fokus standen und stehen für ist dabei, dass der Charakter der glieder wie unser langjähriger die Lebenshilfe Traunstein e.V Lebenshilfe Traunstein als El- erster Vorsitzender und heuti- immer die Menschen mit Be- hinderung, ihre Familien und Betreuer. Das soll auch künftig so bleiben. Nun sind für die Funktion und die Effizienz -ei „Der Verein Lebenshilfe Traunstein ner Organisation aber ihre entwickelt auch in Zukunft die Strukturen entscheidend. Im Vordergrund steht also erst Ziele der Elterninitiative weiter einmal die schlichte Frage, wel- und schreibt diese für die che Aufgaben eine Organisati- on im Tagesgeschäft zu erfüllen Geschäftsführung verbindlich fest.“ hat und auf welche Besonder- Florian Mengele, zweiter Vorsitzender heiten bei der täglichen Arbeit der Lebenshilfe Traunstein e.V. Rücksicht zu nehmen ist. Denn über eines müssen wir uns im

4 Lebenshilfe Produktiv // 2017 ger Ehrenvorsitzender, Peter Bantlin, haben diese Entwick- lung maßgeblich gestaltet. Heute ist die Lebenshilfe Traunstein zu einem beachtli- chen mittelständigen Betrieb gewachsen. Dazu einfach ein- mal einige Kennzahlen: Wir be- schäftigen 366 Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter, haben ei- nen Jahresumsatz von 15,5 Mil- lionen Euro und einen monatlichen Kontendurchfluss von 1,3 Millionen Euro. Die Bi- lanzsumme beträgt satte 24,4 Millionen Euro. Hinter diesen eher nüchternen Zahlen ver- bergen sich ganz konkrete menschliche Schicksale. Die Lebenshilfe Traunstein betreibt 12 Wohnheime und bietet der- zeit 186 stationäre Plätze für Menschen mit Behinderung. In der Wohnheim- und Förderstät- te in Altenmarkt begleitet die Lebenshilfe 66 Menschen mit Schwerbehinderung, schafft Heimat und Geborgenheit. Auch Leistungen wie das Ambulant betreute Wohnen, die Kurzzeit- pflege, die Offene Behinderten- arbeit und die Frühförderung kommen Menschen mit Behin- derung und ihren Familien zu- gute. Die operative Steuerung eines solchen „Unternehmens“ ist mit der Struktur eines Ver- eins nicht mehr zu bewältigen.

Gibt es dafür ganz konkrete

Bilde: Lebenshilfe Traunstein e.V. Traunstein Lebenshilfe Bilde: und greifbare Gründe?

Lebenshilfe Produktiv // 2017 5 rung den Verein rechtlich nicht MENGELE: Einer solchen Ent- vertreten kann, muss der Vor- wicklung wirken wir effizient „Die Elternvereinigung stand für alltägliche Geschäfte entgegen. Wichtig: Der Verein soll gestärkt und den wie die Anmeldung einer Kfz- Lebenshilfe Traunstein entwi- Versicherung oder zum Ab- ckelt auch in Zukunft die Ziele Herausforderungen der schluss eines Leasingvertrags der Elterninitiative weiter und Zukunft gerecht werden.“ unterzeichnen. Das hält den Be- schreibt diese für die Ge- trieb ungemein auf. Weiterer schäftsführung verbindlich Florian Mengele, zweiter Vorsitzender Aspekt ist die Haftung des Vor- fest. Im ersten Artikel der Sat- der Lebenshilfe Traunstein e.V. standes. Der haftet persönlich zung unserer neuen gGmbH mit seinem Vermögen. Künftig steht: „Die Gesellschaft ist dürfte es schwierig, wenn nicht Tochtergesellschaft der Le- gar unmöglich werden, Vor- benshilfe für Menschen mit MENGELE: Natürlich. Die Dis- stände für die Lebenshilfe geistiger Behinderung Kreis- kussion im Vorfeld und die von Traunstein zu finden, die dieses vereinigung Traunstein e.V., ei- den Mitgliedern getragene Ent- Haftungsrisiko freiwillig und nem Zusammenschluss von scheidung orientierten sich ehrenamtlich übernehmen wol- Eltern und Förderern von Men- ausschließlich an sachlichen len. In der gemeinnützigen Ge- schen mit geistiger Behinde- Argumenten. So wird ein Verein sellschaft mit beschränkter rung und Menschen mit erwor- beispielsweise durch den Vor- Haftung ist das Haftungsrisiko bener Schädel-Hirn-Verlet- stand geführt. Der ist allerdings für die Geschäftsführung dage- zung. Das Leitbild einer solchen ehrenamtlich tätig und steht für gen eingeschränkt. Elternvereinigung bestimmt das operative Tagesgeschäft auch stets das Handeln der Ge- nicht ununterbrochen zur Ver- Besteht nicht die Gefahr, sellschaft.“ Zudem kann sich fügung. Eine Geschäftsführung, dass sich die rechtlich die Lebenshilfe Traunstein auf wie sie Frau Annemarie Funke selbstständige gGmbH mit die vertrauensvolle und loyale für die Lebenshilfe Traunstein ihrer Geschäftsführung Zusammenarbeit mit der Ge- übernommen hat, ist im Ver- immer weiter verselbststän- schäftsführung verlassen. Die einsrecht nicht vorgesehen. Das digt und die Identifikation verfügt über die notwendige führt in der täglichen Arbeit zu mit der Elterninitiative und Kompetenz und trägt für ihr fast schon grotesken Situatio- ihren Werten schleichend Tun die rechtliche Verantwor- nen. Denn da die Geschäftsfüh- verloren geht? tung. Zudem haben betroffene Eltern aus der Mitte des Vereins sowie externe Sachverständige künftig über den neu geschaf- fenen Aufsichtsrat die Mög- lichkeit, auf die Geschäftsfüh- rung direkt Einfluss zu neh- men. Eltern und Betreuer, die sich im Verein einbringen möchten, können sich auch über Fachbeiräte verstärkt auf die pädagogische Ausrichtung, die Gestaltung neuer Leis- tungsangebote und die Kont- rolle der Umsetzung konzent- rieren. Deshalb wiederhole ich, dass die Elternvereinigung durch die Neuorganisation ge- stärkt wird und wir alle ge- meinsam den Herausforderun- gen der Zukunft im Interesse von Menschen mit Behinde- rung besser gerecht werden.

6 Lebenshilfe Produktiv // 2017 Bilder: Lebenshilfe Traunstein e.V., MIM Alles läuft nach Plan T Hebfeier Traunstein Projekt im Haslach Kreissparkasse Traunstein-Trostberg von Spende eine 50.000 Euro. Zur Hebfeier überreichte Roger Pawelleck, Vorstandsvorsitzender der Zeit- Haslach im sind in Kostenplan. und Lebenshilfe Traunstein Wohn- inklusive die Die Bauarbeiten Begegnungsstätte für und der Trostberg feierlich überreichte, recht. gerade Traunstein- Kreissparkasse der vorsitzender Vorstands Pawelleck, Roger 50.000 die von Euro, Spende großzügige die kam weitere Gestaltung eingehalten“, freute sich Funke. wurde den Innenausbau Für die und Kostenplan und Zeit- der und Arbeitsunfällen keinen es zu kam arbeiten „Beiden Bau Gewerke. der Ausführung mäßige plan und zuverlässige die für Firmen und beteiligten Planern Handwerkern, allen bei sich dankten be Funke Annemarie Geschäftsführerin und Traunstein, Lebenshilfe der Vorsitzender erster Maier, Wolfgang Haslach. in Begegnungsstätte Gästen Hebfeier zur der in inklusiven Wohn- und geladenen und Projektbeteiligten den mit gelaunt Traunstein gut Lebenshilfe der schäftsführung unterstrich Wolfgang Maier, wie viel planerische leisten zu Vorarbeit Überzeugungsarbeit und planerische viel wie Maier, Wolfgang unterstrich Ansprache Wege“, seiner im In nichts Funke. so September kommenden Jahres im Häusergruppe der Einweihung beabsichtigten der schätzung Ein aktuellen der nach steht Baufortschritt „Nach3500 dem planmäßigen Quadratmetern. von Wohnfläche und Nutz- einer mit Gebäude drei insgesamt Areal großen 4000Quadratmeter 2016 August im dem auf entstanden steinlegung In den vergangenen Monaten In denvergangenen seit Grund der überreicht eine Spende an Geschäftsführerin Annemarie Funke (links) Annemarie und Geschäftsführerin an Spende eine überreicht gens trafen sich Vorstandschaft und Ge und Vorstandschaft sich Re trafen gens heftigen und Windes stürmischen rotz Roger Pawelleck (Mitte) von der Kreissparkasse Traunstein-Trostberg (Mitte) Pawelleck Kreissparkasse Roger von der Wolfgang Maier (rechts), 1. Vorsitzender der Lebenshilfe Traunstein. Lebenshilfe der (rechts), Vorsitzender Maier 1. Wolfgang ------w Wenn genutzt. Begegnungsräume der gestaltung Aus die für Funke Annemarie nach Trostberg wird z erfolgen“,2018 September Anfang soll sergruppe f von Haus II Bezug soll der Haus und men. III Dann aufneh den neuen in Räumlichkeiten re Arbeit Juli 2018 im Traunstein bereits ih Lebenshilfe der fast vier Millionen Euro. Millionen vier fast Kurzzeitpflegeplätzen sowie Wohnheimplätzen Milli 3,7 onen Euro und auf das Haus III mit 24 stationären Wohntrainingsgruppe der und tements Appar elf mit II Haus das auf Euro, Millionen 2,9 Begegnungsräumen neuen den und Traunstein Lebenshilfe der Hausdas I mit Verwaltung der auf entfallen Dabei umzusetzen.“ Euro lionen Bauvolumen mit einem vonProjekt 10 über Mil dieses um koordinieren, zu ist und „Vieles war Maier: sagte Projektpartnern“, beteiligten Bau am mit allen Kostenträgerund als Oberbayern Bezirk dem Zuschuss mit den Abstimmungen mit enge gebern, Verhandlungen zielorientierte erfolgten „Dann ist. Haslach pfründestiftung Pfarr der Eigentum Grund der da München, in Finanzkammer Erzbischöflichen der mit che Gesprä guten die standen Anfang Am alisieren. re zu Inklusionsprojekt innovative das war,um olgen. „Offizielle Einweihung der gesamten Häu der Einweihung olgen. „Offizielle eigt sich Annemarie Funke zuversichtlich. Funke sich Annemarie eigt eiterhin alles nach Plan läuft, soll die Verwaltung Verwaltung die soll läuft, Plan nach alles eiterhin Die Spende der Kreissparkasse Traunstein- Die Kreissparkasse Spende der

------Lebenshilfe Produktiv // 2017 Produktiv Lebenshilfe fürs leiblichefürs Wohl. Küchenteam sorgt Das Unten: der CLW. Geschäftsführer Maceiczyk, Jens Dr. und Glück Alois tagspräsident Funke, Alt-Land Oben: Annemarie

7 - 20 Jahre Förderstätte und Wohnheim in Altenmarkt „Sei Teil des Ganzen“

Unter dem Motto „Sei Teil des Ganzen“ feierte die Lebenshilfe Traunstein Anfang Juli mit einem Tag der offenen Tür das 20-jährige Bestehen von Förderstätte und Wohnheim in Altenmarkt.

m Jahr 1997, also vor 20 Jah- die Lebenshilfe Traunstein ein Behinderung“ so der Lebens- Iren, wurden das Wohnheim Meilenstein war. „Ich danke hilfe Landesverband Bayern in und die Förderstätte in Alten- besonders allen Freunden und seiner Publikation „Förderstät- markt eröffnet. Grund genug, Förderern der Lebenshilfe, die ten - Leitsätze und Rahmen- das runde Jubiläum mit einem sich in Altenmarkt ehrenamt- konzeption“. Die Wirkung von Tag der offenen Tür gebührend lich engagieren und die Ein- Arbeit und sinnvoller Betäti- zu feiern. In seiner Begrü- richtungen mit Spenden unter- gung sind vielfältig. „Arbeit ßungsrede im Anschluss an den stützen“, sagte Maier. fordert Anstrengung und Aus- schon traditionellen sommerli- einandersetzung mit der Sache, chen Begegnungsgottesdienst Förderstätte – individuelle der Aufgabe; sie fordert und mit Pater Sebastian von der Beschäftigungsangebote bildet unterschiedliche Fähig- Pfarrei Baumburg unterstrich keiten im sozialen und kogniti- Wolfgang Maier, erster Vorsit- In der Förderstätte Altenmarkt ven Bereich, der Kommunika- zender der Lebenshilfe Traun- finden Menschen mit schwerer tion, Konzentration und Mate- stein, die Bedeutung von För- und mehrfacher Behinderung rialerfahrung und fördert ein derstätte und Wohnheim in Al- individuelle Beschäftigungs- Verständnis für unterschiedli- tenmarkt: „Hier finden Men- angebote. „Arbeit und sinnvol- che Arbeitsschritte“, erklärt schen mit schweren le Beschäftigung sind ein we- Thomas Breu, Bereichsleiter in In der Förder- Behinderungen ein echtes Zu- sentlicher Ausdruck des der Förderstätte. Arbeit stärke stätte Alten- hause und werden in der För- Menschseins und auf besonde- zudem das Selbstvertrauen und markt finden derstätte von hoch qualifizier- re Weise geeignet, Menschen schaffe Zufriedenheit. „Unser Menschen mit ten Mitarbeiterinnen und Mit- mit Behinderung Bestätigung Förderangebot wird ständig er- schwerer und arbeitern individuell betreut.“ und Selbstwertgefühl zu ver- weitert und dient beispielswei- mehrfacher Behinderung Maier betonte, dass die Eröff- mitteln. Dies gilt selbstver- se der Schulung von Fein- und individuelle nung von Förderstätte und ständlich auch für Menschen Grobmotorik sowie der Förde- Beschäfti- Wohnheim in Altenmarkt für mit schwerer und mehrfacher rung von Konzentration und gungsangebote.

8 Lebenshilfe Produktiv // 2017 20 Jahre

Ausdauer“, konkretisiert Breu. In der Förderstätte arbei- ten Erzieherinnen und „Ich danke besonders Heilerziehungspflege- allen Freunden und rinnen Hand in Hand. Dazu kommen pädago- Förderern der Lebens- gische Mitarbeiterinnen, Prak- hilfe, die sich in Alten- tikantinnen und Auszubilden- de. Die für den emotionalen markt ehrenamtlich Bezug so wichtige Eltern- und engagieren und die Angehörigenarbeit ist eben- falls ein wesentlicher Bestand- Einrichtungen mit teil der pädagogischen Arbeit Spenden unterstützen“ in der Förderstätte. Auch die Einbindung eines pädagogi- lichkeiten einer Wohngruppe Wolfgang Maier, erster Vorsitzender schen Fachdienstes und die Ko- im Wohnheim im Rahmen einer der Lebenshilfe Traunstein e. V. operation mit einer Physiothe- Führung besichtigt“, freute sich rapie-Praxis dienen dem Er- Breu über die gute Resonanz. halten, Fördern und Aufbauen Interessante Gespräche führten von Fähigkeiten und Fertigkei- auch die Fachschüler der Heil- ten. Das Wohnheim Alten- erziehungspflege aus dem welchen Herausforderungen markt für Menschen mit Wohnheim. Sie zeigten meist Rollstuhlfahrer konfrontiert schweren geistigen Behinde- jüngeren Gästen aktuelle Mög- sind. „Auch an dieser Stelle rungen befindet sich direkt ne- lichkeiten für die Ausbildung noch einmal Dank an alle, die ben der Förderstätte. im sozialen Bereich auf. Die zum Gelingen des Festtages bei- musikalische Gestaltung des getragen haben. Besonderer Mitfeiern und Gottesdienstes übernahmen Dank dem Frauenbund Alten- mitgestalten der „Triangel“-Chor und die markt für die Kuchenspenden Blasmusik Altenmarkt, die auch und dem Elternbeirat, der sich „Viele Gäste nutzten unseren nachher zum Frühschoppen um den Kuchenverkauf küm- Tag der offenen Tür, um sich aufspielte. Am Nachmittag merte“, so Bereichsleiter Breu. über die Angebote der Förder- übernahm die „Rubber Soul Auch Wolfgang Meier zeigte sich stätte in den Bereichen Wachs, Connection“ das musikalische mit dem Fest mehr als zufrie- Ton, Filzen und Stoff zu infor- Ruder. Im Rahmenprogramm den: „Dank gilt allen Mitarbei- mieren. Zahlreiche Besucher wurden Kutschen- und Rik- terinnen und Mitarbeitern, die haben sich zudem in den Werk- schafahrten angeboten und im sich bei der Vorbereitung und räumen aktiv beteiligt und die Wahrnehmungsparcours konn- Durchführung des gelungenen

Bilder: Lebenshilfe Traunstein e.V., MIM Förderstätte sowie die Räum- ten Gäste selbst erfahren, mit Tages engagiert haben.“

Lebenshilfe Produktiv // 2017 9 Einstieg in das Berufsleben Willkommen im Berufsbildungsbereich

Mit dem neuen, zentralen Berufsbildungsbereich in Traunstein ermöglichen die Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten jungen Menschen und Quereinsteigern den gelungenen Einstieg in das Berufsleben.

as soll ich nach dem Ab- eigenständigen Berufsbil- aufgeschlossenen und interes- Wschluss der Schule ma- dungsbereich. Der hat nach sierten ersten Jahrgang begrü- chen? Diese Frage stellt sich na- dem Umzug von der Porsche- ßen“, freut sich Ulrike Reitels- türlich auch Menschen mit Ein- Straße in Traunreut in die Süd- höfer, Gesamtleitung Pädago- schränkungen. Denn jeder werkstatt in Traunstein eine gischer Fachdienst in den Mensch hat besondere Fähig- neue Heimat gefunden. „Mit Chiemgau-Lebenshilfe-Werk- keiten, Vorlieben und Stärken. unseren 10 Teilnehmerinnen stätten. Nun verfügen die Nord- Um herauszufinden, wo die lie- und Teilnehmern durften wir werkstatt in Traunreut sowie gen, gibt es in den Chiemgau- im September im neuen Be- die Südwerkstatt über eine ei- Lebenshilfe-Werkstätten den rufsbildungsbereich einen sehr genständige Ausbildungsstätte. Der Berufsbildungsbereich bie- tet Menschen mit Einschrän- „Von 8 Uhr bis 4 Uhr lernen wir kungen nach Ende der Schulzeit und Quereinsteigern in fortge- hier gemeinsam. Mir gefällt es schrittenem Alter vor dem Ein- auch gut. Ich muss natürlich tritt in die Werkstätten eine ganz schön früh aufstehen, wichtige Orientierungsphase. um mit dem Bus rechtzeitig Eingangsverfahren da zu sein. Wichtig ist, dass und zweijährige wir gut zusammenarbeiten, Ausbildungszeit weil wir ein Team sind.“ Die besteht aus einem dreimo- Kilian natigen Eingangsverfahren und in der Regel einer zweijährigen

10 Lebenshilfe Produktiv // 2017 Bilder: MIM m Absprache in dungsbegleiter Bil qualifizierten agogisch päd wie beruflich die erstellen Ausbildung, zweijährige die für beit liegt von da an ganz klar klar ganz von an da beit liegt Ar täglichen der Schwerpunkt Der Eingliederungsplan. zu fördern. fizient ef möglichst mit Behinderung Menschen die um ist, richtung Ein geeignete die überhaupt ob derBerufsbildungsbereich schnell, sich zeigt Monaten ten In den ers tenRäumlichkeiten. gestalte freundlich und hell die durch Rundgang beim telshöfer Rei Vordergrund“, erklärt im Stärken und Neigungen lichen Ausloten persön der zwanglose das sowie Kennenlernen tige gegensei das stehen verfahren Ausbildungszeit. „Im Eingangs itdeneinen Teilnehmern Fällt dann der Startschuss Startschuss der Fällt dann „Ich war zuerst in im HPZ und hab am ersten September Berufsbildungs­ im bereich in Traunstein angefangen. Wir haben schon Schachteln für Schachteln für schon haben Wir Auto gefällt in es der Gruppe sehr gut. Bei der Arbeit achten wir darauf, was wir machen.“ Chantale ------J ersten im es gibt Zudem höfer. kennen“,pen Reitels so Ulrike w spiel beigebracht Löten das Pro die lernen und Arbeiten verschiedene viele möglichst d in uns holenren. wir „Dafür trainie zu und vermitteln zu darauf,berufliche Fähigkeiten Menschen in der eigenen der Lehr in Menschen P In dernen Arbeitsgruppen. b Teilnehmer zwei und merinnen bildung Teilneh die absolvieren d Werkstatt, in der in oder küche k sammeln Erfahrungen richt. Fachunter und Angeboten ven mit kreati Kurssystem plan ein d A ahr nach einem festen einem Lehr nach ahr is drei Praktika in verschiede in Praktika drei is hase suchen sich die Menschen Menschen die sich suchen hase uktionsschritte in Kleingrup in uktionsschritte en benachbarten Werkstätten benachbarten en er den Teilnehmern zum Bei den Teilnehmern zum er önnen die meist jüngeren meist die önnen ird. Im zweiten Jahr der Aus der Jahr Imird. zweiten irbags gefaltet und mir mir gefaltetirbags und Manfred Nord und Nicole Pfändler, Bildungsbegleiter mit Ulrike Reitelshöfer, Pfändler, Bildungsbegleiter Nicole und Nord Manfred Pädagogische Gesamtleitung Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten (v.l.n.r.).

------künftigen Arbeitsplatz aus. künftigen ihren dann mit Behinderung beitsmarkt offen.“beitsmarkt Ar erste auch der natürlich Eignung individueller bei phase Ausbildungs zweijährigen der nach mit Behinderung schen stehtMenist,den Einrichtung vorgeschaltete Werkstätten die in Eintritt dem eigenständige, der Berufsbildungsbereich eine dass „Dadurch, weiter: Schritt gehtund einen noch Anspruch unterstreichtReitelshöfer den zurechtfinden“, Werkstätten Ausbildungszeit den in ihrer Teilnehmer nach und merinnen Teilneh alle sich damit zeug, nötige das Rüst dungsbereich Berufsbil im wir vermitteln Modulen aufgebauten ständlich ver „In gut und kompakten ersten Arbeitsmarkt Auch Vermittlung in den Sabrina bin ich echt müde.“ lang abends und Tage ziemlich sind b Berufsbildungsim Abwechslung ist b Berufsbildungs Essen„Das ist im ereich toll. Aber die lecker. ereich Die -

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Lebenshilfe Produktiv // 2017 Produktiv Lebenshilfe ------11 Laura Pfohl Ausbildung zur Heilerziehungs- pflegerin

chon nach einem Berufs- und bereue meine Entschei- Spraktikum in der Stiftung dung für den Einstieg in ei- Attl war der heute 21-jähri- nen sozialen Beruf keine Se- gen Laura Pfohl aus Mar- kunde. Trotzdem finde ich es quartstein klar, dass sie in manchmal schade, dass die Zukunft mit Menschen mit Öffentlichkeit unsere Arbeit Behinderung arbeiten will. nur bedingt wertschätzt. Da- Deshalb bewarb sie sich bei bei leben wir gemeinsam mit der Lebenshilfe Traunstein Menschen mit Behinderung und macht nun im Wohn- jeden Tag Inklusion“, weiß heim in Traunstein ihre Aus- Laura Pfohl. Die Wohngruppe bildung zu Heilerziehungs- ist die Heimat und vermittelt pflegerin. „Nach meinem Geborgenheit und Sicherheit. Realschulabschluss bin ich Pfohl macht es glücklich, direkt in das zweijährige Vor- dass Menschen mit Behinde- praktikum im Behandlungs- Wasserburg“, so Laura Pfohl. rung im täglichen Leben so zentrum in Aschau und in der Während der dreijährigen viel Positives zurückgeben. Förderstätte der Lebenshilfe Ausbildung gibt es immer Auch das gute Betriebsklima in Altenmarkt gestartet und wieder Blockunterricht und bei der Lebenshilfe ist der habe so die Voraussetzung für sogenannte Lehrbesuche in Auszubildenden wichtig. die Ausbildung erworben“, der Einrichtung. „Das muss Nach der Abschlussprüfung sagt Laura Pfohl. In den zwei man sich wie eine Lehrprobe im Mai 2018 möchte sie gern Jahren war sie mit 40 Stunden vorstellen. Die Ausbilder in Vollzeit bei der Lebenshilfe pro Woche als Praktikantin kommen in das Wohnheim einsteigen. Pfohl: „Wer sich eingebunden und machte und erleben, wie ich ein vor- für die Ausbildung interes- sich mit den Aufgaben einer gegebenes Thema in meiner siert, sollte Freude am Um- Heilerziehungspflegerin ver- Gruppe umsetze“, erklärt gang mit Menschen haben traut. „Heute arbeite ich 25 Laura Pfohl, die für ihre und improvisieren können. Stunden in der Woche im Lehrbesuche wertvolle Tipps Bei uns ist kein Tag wie der Wohnheim und bin zwei Tage von den Kolleginnen und Kol- andere und jeden Moment in der Woche in der Fach- legen bekommt. „Ich fühle kann eine völlig neue Situa- schule für Heilerziehungs- mich in unserer Gruppe und tion entstehen. Wie im ech- pflege in Altenhohenau bei in unserem Team super wohl ten Leben eben.“

12 Lebenshilfe Produktiv // 2017 Kreativ-Wettbewerb Teilhabe statt Ausgrenzung

Der Kreativ-Wettbewerb zu TeilhabeDer Kreativ-Wettbewerb statt Ausgrenzung zu ie Bundesvereinigung Teilhabe statt Ausgrenzung DLebenshilfe ruft zur Andreas Galla (oben rechts), Teilnahme an ihrem Ama- Betriebsleiter der Chiem- teur-Wettbewerb „Ganz gau-Lebenshilfe-Werk­ stätten in Traunstein, freut plastisch.“ auf. Menschen sich über den gelungenen mit und ohne Behinderung, Gemeinschaftsstand der Kollegen- und Freundes- Lebenshilfe auf der Truna. kreise, Wohn- und Frei- zeitgruppen, Schulklassen Gewerbeschau und Nachbarschaften, Fa- milien und Vereine sind eingeladen, sich mit selbst erstellten Plastiken – Lebenshilfe auf räumlichen Objekten – zu den Themen Teilhabe und Ausgrenzung zu beteiligen. Weitere Informationen und die Teilnahmebedin- der Truna 2017 gungen stehen auf der Webseite www.lebenshilfe.de/ GanzPlastisch bereit.

ei herrlichem Herbstwetter war die Truna 2017 in BTraunstein für fünf Tage bis zum 3. Oktober der Besu- chermagnet im Chiemgau. „Auf dem Gemeinschafts- Sparkassen-Finanzgruppe stand von Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten und Ver- ein Lebenshilfe Traunstein konnten sich die interessier- ten Besucher über unser gesamtes Leistungsspektrum informieren“, sagt Alexander Callegari von der Lebens- hilfe Traunstein: „Ohne die engagierte Unterstützung von Menschen mit und ohne Behinderung wäre der gelungene Auftritt auf der Truna nicht möglich gewesen. Dafür herz- lichen Dank.“ Besonders junge Menschen informierten sich mit großem Interesse über die verschiedenen Ein- richtungen der Lebenshilfe Traunstein und über die Aus- bildungsmöglichkeiten, die es in den Werkstätten und bei der Lebenshilfe gibt. „Mit der Präsentation unseres Sorti- ments und durch die Verteilung unseres Katalogs machen wir auf den Lebenshilfe-Laden in Traunstein und die vie- len Produkte aufmerksam, die von Menschen mit Behin- derung hergestellt werden“, so Callegari, für den die Tru- na schon traditionell der Einstieg in das Weihnachtsge- schäft ist. Gut gelaufen ist es auch für das Team der Chiki Individuell engagieren und gemeinsam Chiemgau-Kiste. „Durch die starke Präsenz wurde das gewinnen! Wir sind dabei. Publikum positiv angesprochen, und wir konnten eine ganze Reihe neuer Kunden für unseren Bio-Lieferservice gewinnen“, freut sich Andreas Galla, Betriebsleiter der Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten in Traunstein. „Be- sonderer Dank gilt Alexander Callegari, der durch seinen großen persönlichen Einsatz im Vorfeld und während der Respekt vor der Leistung all derer, die sich uneigennützig für andere engagieren – für hilfsbedürftige Men- schen, für gemeinnützige oder soziale Ziele. Diese Solidarität ist ein Gewinn für das Gemeinwohl. Auch wir als Truna den Erfolg unseres Gemeinschaftsstandes möglich Geldinstitut, das sich für die finanziellen Anliegen der Menschen in unserer Region einsetzt, fühlen uns gesell- schaftlicher Solidarität verpflichtet. So engagieren wir uns über unsere finanziellen Verpflichtungen hinaus mit gemacht hat“, ergänzt Andreas Galla, der sich auch bei den verschiedensten Aktivitäten dafür, dass Gemeinsamkeit gewinnt. www.spk-ts.de/gutfuerdieregion Wenn’s um Geld geht – Sparkasse. seinem Team nochmals herzlich für das Engagement auf

Bilder: MIM Bilder: der Gewerbeschau bedankt.

Lebenshilfe Produktiv // 2017 13 Inklusion Chiemgau-Maßarbeit Inklusionsbetrieb setzt Maßstäbe

Mit der feierlichen Eröffnung der Chiemgau-Maßarbeit gGmbH (CMA) Ende Oktober in Oderberg setzten die Chiemgau-Lebenshilfe- Werkstätten gGmbH (CLW) im wahrsten Sinne des Wortes Maßstäbe. In dem innovativen Inklusionsunternehmen arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung eng zusammen und garantieren höchste Qualität für ihre Kunden. Und das im Metallbereich, beim Werkzeugbau, in der Holz­bearbeitung und im Garten- und Landschaftsbau.

14 Lebenshilfe Produktiv // 2017 Oben: Schlüssel- übergabe mit Architektin Katrin Scheffler

Symbo ­lische Eröffnung des Inklusions­betriebs „Chiemgau-Maßarbeit“ mit Inbetriebnahme der 160-Metallstanzpresse; v.l.n.r. Markus Wolf vom Integra­tionsamt Oberbayern, Vorsitzender des Aufsichtsrates Josef Schärtl, Geschäftsführer der Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten und Chiemgau-Maßarbeit Dr. Jens Maceiczyk, Frank Nickel von der Arbeitsagentur Traunstein und Landrat Siegfried Walch.

er Knopfdruck nahmen Montage. „Damit ist Chiemgau- hälftigen Anteil seiner sozialver- PLandrat Siegfried Walch, der Maßarbeit einer der aktuell in- sicherungspflichtigen Arbeits- Vorsitzende des CLW Aufsichts- novativsten Inklusionsbetriebe plätze mit Menschen mit Behin- rates Josef Schärtl, Herr Markus in Bayern“, unterstreicht deren derung. „Sprich, ein solches Un- Wolf vom Integrationsamt Ober- Geschäftsführer Dr. Jens Macei- ternehmen dient zur dauerhaften bayern und Herr Frank Nickel czyk, der dieses eigenständige beruflichen Integration und Wei- von der Arbeitsagentur Traun- Tochterunternehmen der CLW terbildung behinderter Men- stein am 24. Oktober eine gemeinsam mit seinem Team schen“, erklärt Jürgen Sterr, der 160-Tonnen-Metallstanzpresse von langer Hand in unmittelba- die Betriebsleitung für dieses in Betrieb und eröffneten damit rer Nachbarschaft zu den Oder- Haus übernommen hat. So hat symbolisch die neue Produkti- berger Werkstätten der CLW ge- sich auch das als gemeinnützig onsstätte der „Chiemgau-Maß- plant und errichtet hat. anerkannte Inklusionsunterneh- arbeit“ in Traunreut-Oderberg. men Chiemgau-Maßarbeit zum Dieser hochmoderne Betrieb ist Was ist eigentlich ein Ziel gesetzt, Menschen mit Be- ein sogenanntes Inklusionsun- Inklusionsunternehmen? hinderung durchgängig zu integ- ternehmen, das seinen Kunden rieren und ihnen Praktikums- nicht nur konzeptionelle Lösun- Zur Erklärung: Ein Inklusionsun- und Arbeitsplätze zur Verfügung gen im Werkzeugbau, der Metall- ternehmen ist ein juristisch zu stellen. Somit wird Inklusion fertigung, im Holzbereich sowie selbstständiges besonderes Un- auch wirklich gelebt. Beschäfti- im Garten- und Landschaftsbau ternehmen des allgemeinen Ar- gung finden beispielsweise Men-

W, MIM W, anbietet, sondern auch Kom- beitsmarktes. Es verfolgt wirt- schen mit einer Lernbehinderung plettlösungen für die Fertigung schaftliche Ziele und besetzt oder auch einer leichten geistigen

Bilder: CL von Einzelteilen bis hin zu deren gleichzeitig dauerhaft den rund Behinderung wie auch leicht kör-

Lebenshilfe Produktiv // 2017 15 Das große Leistungsspektrum und der moderne Maschinenpark machen Chiemgau-Maßarbeit zu einem attraktiven Geschäftspartner.

perlich eingeschränkte Men- roboter und einer Hochleistungs- Übernahme ganzer schen. „Zudem arbeiten bei uns metallbandsäge verfügt der Be- Produktionsprozesse Menschen mit Behinderung aus trieb über exzellente Maschinen dem Berufsbildungsbereich der und Bearbeitungszentren für den Dabei ist der moderne Maschi- CLW, die sich durch Weiterbildun- Werkzeugbau. Mit dem so vor- nenpark nur ein Aspekt. Be- gen für ein solches Inklusionsun- handenen Leistungsspektrum im merkenswert sind auch die ternehmen qualifiziert oder sich Metallbereich stellt sich die CMA Möglichkeiten einer intensiven, über die Arbeitsagentur bei uns optimal auf die Bedürfnisse sei- synergetischen Zusammenar- beworben haben“, so Sterr. Für ner Geschäftspartner ein. „In in- beit mit den Werkstätten der den Betriebsleiter ist höchste Pri- tensiven Vorgesprächen mit CLW. Durch die räumliche Nähe orität, dass Menschen mit und langjährigen Bestandskunden ohne Behinderung wirklich Hand und zahlreichen Interessenten in Hand arbeiten und sich als ech- haben wir den konkreten Bedarf tes Team verstehen. „In Einzel- ermittelt. Im Tagesgeschäft geht und Gruppengesprächen disku- es uns nun darum, welche Leis- tieren wir alle Themen ganz offen tungen wir grundsätzlich erbrin- und setzen uns nach der Arbeit gen können und wie wir im Stan- meist noch zum „Ratschen“ zu- de sind, diese fristgerecht und sammen“, freut sich Sterr: „Selbst mit der geforderten Qualität lie- im privaten Bereich helfen sich fern“, betont Sterr. Dabei blickt unsere Mitarbeiter und Mitarbei- der Betriebsleiter ausgesprochen terinnen, so zum Beispiel beim positiv in die Zukunft. Denn die Umzug. Das ist gelebte Inklusion CMA ist heute in der Lage, auf ei- und einfach schön.“ nem Qualitätsniveau zu produ- zieren, welches für ein Inklusi- Zuverlässiger Partner onsunternehmen über die Lan- der Kunden desgrenzen hinaus hervorsticht. „Mit unserem 3D-Konstrukti- „Um uns im härter werdenden onsprogramm VISI-Progress bie- Wettbewerb auch in Zukunft zu ten wir eine durchgängige CAD/ EBU Exzenter- behaupten und neue Kunden zu CAM-Lösung. Beim Fräsen und gewinnen, investierten wir allei- Erodieren verarbeiten wir die Einlegepressen ne im Metallbereich über eine Konstruktionsdaten direkt. Da- · 630 kN + 1250 kN Presskraft Million Euro in modernste Ma- durch können wir kurze Durch- schinen“, wird Dr. Jens Maceiczyk fluss- und Reaktionszeiten zusi- · einsetzbar für Stanz-, Biege-, sachlich. Neben Stanzautomaten, chern“, so der Metall-Bereichs- Präge- und Zieharbeiten Einlegepressen, einem Schweiß- leiter Alfred Biebl.

16 Lebenshilfe Produktiv // 2017 hier insbesondere mit den schon vor Jahren zwei nahe bei- Vorrichtungsbau. Sterr: „Meis- Oderberger Werkstätten, in de- einander liegende Grundstücke ter-Beratung rund um das The- nen aktuell rund 100 schwerer erworben, um unsere Produkti- ma Holz gibt es natürlich kos- beeinträchtigte Menschen ar- onsstätten in unmittelbarer tenlos dazu.“ beiten. „In der Industrie sehen Nachbarschaft zu errichten“, wir einen Trend dahin, ganze sagt Maceiczyk. Garten- und Landschafts- Produktionsprozesse innerhalb bau für Firmen und Privat- der Wertschöpfungskette aus- Holzwerkstatt – haushalte zulagern“, so Geschäftsführer wo man hobelt… Maceiczyk. Unternehmen las- Einen grünen Daumen haben die sen also nicht mehr nur ein be- Ganz neue Möglichkeiten bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbei- stimmtes Teil fertigen, sondern die gut ausgestattete Holzwerk- ter im Garten- und Landschafts- erwarten die Produktion eines statt der CMA. „Derzeit entwi- bau. „Als Inklusionsunterneh- Vorprodukts mit anschließen- ckeln wir individuelle Lösungen men gestalten und pflegen wir der Weiterverarbeitung und für die Produktion und Montage Firmengelände ebenso wie pri- Veredelung. Konsequenz: Je von Verpackungs- und Trans- vate Gärten“, stellt der hierfür größer die Produktionstiefe und portkisten“, zeigt Betriebsleiter zuständige Bereichsleiter Rup- das Leistungsspektrum des Zu- Sterr beim Rundgang durch den pert Rotter klar. Dabei umfasst lieferers sind, desto attraktiver Holzbereich und bei der Besich- das Leistungsspektrum die pro- wird er für die Auftraggeber. In tigung der CNC Anlagen für die fessionelle Rasenpflege, die An- der Zusammenarbeit am Stand- Bearbeitung von Vollholz und pflanzung von Sträuchern und ort Oderberg übernehmen die Holzverbundwerkstoffen: „Ne- Bäumen sowie den sensiblen CMA und die Oderberger Werk- ben der Herstellung von Son- Schnitt von Obstbäumen. „Auch stätten deshalb für den Kunden derpaletten reparieren wir auch im Landschafts- und Gartenbau im Produktionsprozess auf nicht mehr tauschfähige Euro- können sich unsere Kunden auf Wunsch mehrere Schritte. Und paletten und sind dementspre- die Expertise und die langjähri- das ohne nennenswerte zusätz- chend EPAL lizensiert.“ Zudem ge Erfahrung unserer Spezialis- liche Logistikkosten. „Um un- nimmt die Holzwerkstatt selbst ten verlassen“, versichert Rotter seren Kunden diesen Vorteil knifflige Sonderaufträge an und und freut sich auf neue Heraus- bieten zu können, hatten wir unterstützt beim Vorlagen und forderungen..

EBU-Stanzautomat Schweißroboter Cloos

· 1600 kN Presskraft · Aufspannfläche X1000 mm Y700 mm · verarbeitete Spaltbanddicke 0,5 mm – 5,0 mm Z ca. 1000 mm · verarbeitete Spaltbandbreite 5 mm – 300 mm · Belastung pro Station 1,0 kN · Tischfläche 1300 mm x 800 mm · Lichtbogensensor (bei Abweichungen · Werkzeugsicherung (16-fach) beispielsweise durch Wärmeverzug erkennt · Nockenschaltwerk (10-fach) der Roboter die tatsächliche Kontur) · Elektronischer Walzenvorschub · Hohe Produktivität durch parallele · Werkzeugdatenspeicher Arbeitsstation · Stufenlos frequenzgeregelter Antrieb · Integrierte Absaugung

Lebenshilfe Produktiv // 2017 17 Barrierefrei – wir sind dabei Classic Fahrt 2017

So sehen glückliche Gewinner aus!

Start vor dem EFA Museum in Amerang.

Ein Tag für Genießer.

Unter dem Motto „Barrierefrei – wir sind dabei“ fand am 07. Oktober 2017 mit freundlicher Unterstützung von Hofbräuhaus Traunstein die zweite Klassiker-Ausfahrt der Lebenshilfe Traunstein mit Oldtimer-Treffen statt.

reffpunkt und Start war das tiven im sozialen Bereich sehr herzlichen Dank“, so Wolfgang TEFA Automobilmuseum in interessant“, meinte Julian Maier, erster Vorsitzender der Amerang. „Eine sensationelle Heinz, der im kommenden Jahr Lebenshilfe Traunstein, der Ausstellung mit legendären Au- eine Ausbildung anfangen sich auch beim Organisati- tomobilen“, freute sich Andrea möchte. „Mich haben die The- onsteam um Alexandra Budik Taolin, der mit seinem Fiat 500 rapie- und Fördermöglichkei- für das große Engagement be- L Baujahr 1969 extra aus Vene- ten in der Einrichtung der Le- dankte. Beim geselligen Aus- zien angereist war. Nach Muse- benshilfe fasziniert“, sagte Ti- klang der Veranstaltung mit umsbesuch und ausgiebigem bor Feger aus München. Mit Er- Bier vom Holzfass und mit bay- Frühstück machte sich das staunen und Kauffreude rischen Schmankerln hatten Fahrerfeld auf in Richtung För- betrachteten die Gäste nach alle Teilnehmer viel Spaß und derstätte und Wohnheim der dem Rundgang die zahlreichen beteiligten sich an der Tombola. Lebenshilfe in Altenmarkt. Produkte, die von Menschen Maier: „Ein toller Tag und 1.555 Dort hatten Claudia Mauer und mit Behinderung hergestellt Euro Spenden für Förderstätte Thomas Breu von der Lebens- werden. Weiter ging es schließ- und Wohnheim der Lebenshilfe hilfe Traunstein eine ausführli- lich zur Brauereiführung im in Altenmarkt. Über Anregun- che Präsentation mit anschlie- Hofbräuhaus Traunstein. „Für gen von Oldtimer-Freunden ßender Führung durch die För- die freundliche Bewirtung und und neue Ideen zur Gestaltung derstätte vorbereitet. „Für mich die launige Führung durch die der Classic Fahrt 2018 würde ich

waren die beruflichen Perspek- Produktion nochmals ganz mich sehr freuen.“ MIM Bilder:

18 Lebenshilfe Produktiv // 2017 „Ein toller Tag und 1.555 Euro Spenden für Lebenshilfe Chiemgau „Classic Fahrt“ Förderstätte und und Oldtimer-Treffen 2017 Wohnheim der Lebens-

Der Hingucker für Porsche-Fans. hilfe in Altenmarkt.“ Wolfgang Maier, erster Vorsitzender der Lebenshilfe Traunstein e. V.

Früh übt sich ...

Thomas Breu (Mitte) und Wolfgang Maier (rechts) O‘zapft is! stellen die Einrichtungen in Altenmarkt vor.

Bei der Tombola gab es einiges zu gewinnen.

Thomas Breu mit Andrea Taolin aus Claudia Mauer begrüßt die Teilnehmer in Altenmarkt. Venedig und seinem Fiat 500 L.

Wolfgang Maier informiert über Therapiegeräte.

Launige Führung durch die Brauerei Hofbräuhaus Traunstein.

Die Autos sorgen für Begeisterung.

Lebenshilfe Produktiv // 2017 19 Chiemgau-Kiste Bio-Lieferservice sozial - ökologisch - regional Willkommen bei der ChiKi, der Chiemgau-Kiste mit Lebensmitteln aus kontrolliert ökologischem Anbau

Wir liefern Ihnen ein reichhaltiges Sortiment Für uns ist regional 1. Wahl! ökologischer Lebensmittel direkt nach Hause. Sie erhalten frisches Obst und Gemüse, Milchpro- Also freuen Sie sich auf unser abwechslungs- „Wer die dukte, Eier, ein reichhaltiges Trocken­sortiment und reiches Angebot, entdecken Sie eine kreative Chiemgau-Kiste Getränke. Obst und Gemüse kommen erntefrisch und gesunde Küche und die Annehmlichkeiten und saisonal möglichst aus regionalem Anbau. Kurz, einer Belieferung direkt zu Ihnen nach Hause. kauft, bekommt aus der Region für die Region. Auch die Ökobilanz Testen Sie doch einfach mal ganz unverbindlich gesunde Lebens­mittel stimmt, denn pro Kunde fahren wir mit unserem unsere verschiedenen Kisten und bestellen Sie zum fairen Preis und ChiKi-Mobil nur etwa 2 km. nach Belieben aus unserem Naturkostsortiment. unterstützt Menschen Ausführlichere Informationen finden Sie auf unserer Homepage: www.chiemgau-kiste.de mit Behinderung.“

Chiki und die Lebenshilfe-Werkstätten Großes Naturkost Sortiment Gegründet wurde die Chiemgau-Kiste im Juli Wir haben ein vielfältiges Angebot, 2002 als Betriebsteil der Gärtnerei der Chiemgau- von Aufstrichen und Käse bis hin zu Lebenshilfe-Werkstätten (CLW). Waschmitteln und Zahnpasta. Heute nutzen knapp 1400 aktive Kunden unseren Lieferservice. Diese erfolgreiche Entwicklung hat im Jahr 2008 zur Gründung eines eigenständigen Inklusionsbetriebs mit Sitz in Traunstein geführt.

INKLUSIONSBETRIEB CHIEMGAU-KISTE Aus der Region für die Region! Wir bieten Menschen mit Behinderung einen Der Inhalt Ihrer Chiemgau-Kiste wird weitgehend regulären Arbeitsplatz. saisonal zusammengestellt. Unsere Waren bezie- Ziel der Lebenshilfe Traunstein und der CLW hen wir, wenn möglich, von regionalen Bio-Betrie- ist seit mehr als 40 Jahren die Inklusion von ben aus dem Chiemgau. Darüber hinaus kommen Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt. die Produkte von regionalen Bio-Großhändlern.

Wohin wir liefern! Bioland-GärtnereiGroßornach! Einen großen Anteil an Gemüse für die ChiKi Unser Liefergebiet für die Chiemgau-Kiste umfasst liefert die Bioland-Gärtnerei Großornach den gesamten Chiemgau, Rupertigau, das Berch- der Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten. tesgadener Land, das Rosenheimer Land sowie die daran angrenzenden Gebiete und die grenznahen Gebiete in Österreich. Zur Beratung oder Bestellung erreichen Sie uns telefonisch unter: 08 61/20 93-2 40 Chiki Online Shop Mo.–Do. : 7.30 Uhr bis 15.00 Uhr www.chiemgau-kiste.de Fr.: 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr Hier im Online-Shop bestellen Oder bestellen Sie rund um die Uhr in unserem Internet-Shop unter: www.chiemgau-kiste.de

Arbeitsgemeinschaft Integration dieGesellschafter.de Traunstein IN WAS FÜR EINER GESELLSCHAFT WOLLEN WIR LEBEN? AI TS

Chiemgau-Kiste gGmbH, Mühlgasse 18 a, 83278 Traunstein, Tel. 0861 – 2093-240, Fax 0861 – 2093-183 ABCERT: DE-Öko-006, AGB unter www.chiemgau-kiste.de