Kommunale Arbeitsgemeinschaft Westliches Meißnerland Großalmerode - Helsa - - Kaufungen -

INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT STADTUMBAU IN HESSEN

BESTANDSAUFNAHME UND ANALYSE

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung akp_ Brandt Höger Kunze Partnerschaft • Dipl.-Ing. Stadt- und Landschaftsplanung adresse_ Friedrich-Ebert-Straße 153 • 34119 telefon_ 0561.70048-68 telefax_ -69 e-mail_ [email protected]

BESTANDSAUFNAHME UND ANALYSE INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT WESTLICHES MEISSNERLAND

Kommunale Arbeitsgemeinschaft Westliches Meißnerland Großalmerode Helsa Hessisch Lichtenau Kaufungen Waldkappel

Auftragnehmer akp_ Stadtplanung+ Regionalentwicklung Brandt Höger Kunze Partnerschaft Friedrich-Ebert-Str. 153, 34119 Kassel

Bearbeitung Dipl.-Ing. Uwe Höger Dipl.-Ing. Thomas Pristl Dipl.-Ing. Heike Brandt Dipl.-Ing. Andreas Wilkening Dipl.-Ing. Sonja Kunze

Mitarbeit Christiane Kornhaß Christian Seitz

Bearbeitungszeitraum August 2007 - März 2008 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 Inhalt

Stand und Perspektiven: Interkommunale Entwicklung des Westlichen Meißnerlandes ...... 5

1 Analysepfad: Demografie...... 7 1.1 Bevölkerungsdynamik: Status und bisherige Entwicklung...... 8 1.2 Bevölkerungsdynamik: Perspektiven ...... 13 1.3 Altersstruktur: Status und bisherige Entwicklung...... 23 1.4 Altersstruktur: Perspektiven ...... 26 1.5 Haushaltsstrukturen: Status und bisherige Entwicklung ...... 39 1.6 Haushaltsstrukturen: Perspektiven...... 41 1.7 Heterogenisierung und Zuwanderung ...... 43 1.8 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 45

2 Analysepfad: Wohnen...... 49 2.1 Entwicklung und aktuelle Daten des regionalen Wohnungsmarkts...... 50 2.2 Zukunftsperspektiven des lokalen Wohnungssektors ...... 57 2.3 Der Wohnungsmarkt im Westlichen Meißnerland: Ein Stimmungsbild...... 64 2.4 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 65

3 Analysepfad: Siedlungsentwicklung...... 67 3.1 Regionale Siedlungsstruktur...... 67 3.2 Siedlungsentwicklung Großalmerode ...... 70 3.3 Siedlungsentwicklung Helsa...... 71 3.4 Siedlungsentwicklung Hessisch Lichtenau ...... 72 3.5 Siedlungsentwicklung Kaufungen...... 74 3.6 Siedlungsentwicklung Waldkappel...... 75 3.7 Bodenrichtwerte...... 76 3.8 Bisherige Fördermaßnahmen ...... 77 3.9 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 77

4 Analysepfad Wirtschaft und Beschäftigung ...... 79 4.1 Struktur und Entwicklung der Wirtschaftsstandorte in den KAG-Kommunen ...... 80 4.2 Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszubildenden...... 96 4.3 Pendlerverflechtungen in der KAG-Region...... 101 4.4 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 106

5 Analysepfad: Tourismus...... 109 5.1 Ausgangssituation ...... 109 5.2 Touristische Infrastruktur ...... 113 5.3 Lokale Situation...... 115 5.4 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 118

6 Analysepfad: Versorgung und soziale Infrastruktur...... 119 6.1 Kindergärten ...... 119 6.2 Schulen ...... 120 6.3 Bürger- und Gemeinschaftshäuser...... 122 6.4 Sportanlagen ...... 124

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6.5 Vereine ...... 125 6.6 Ambulante Altenhilfe ...... 125 6.7 Stationäre Alteneinrichtungen...... 127 6.8 Güter des täglichen Bedarfs ...... 128 6.9 Ärztliche Versorgung ...... 131

7 Analysepfad: Technische Infrastruktur ...... 133 7.1 Wasserversorgung ...... 133 7.2 Abwasserentsorgung ...... 136 7.3 Kommunikationsinfrastruktur...... 139 7.4 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 140

8 Analysepfad: Verkehr...... 141 8.1 Motorisierter Individualverkehr ...... 141 8.2 Öffentlicher Personennahverkehr ...... 152 8.3 Radverkehr ...... 156 8.4 Folgen für den Stadtumbauprozess ...... 158

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KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Stand und Perspektiven: Interkommunale Entwicklung des Westlichen Meißnerlandes

Der vorliegende Band „Bestandsaufnahme und Analyse“ stellt eine umfangreiche Ausei- nandersetzung mit acht verschiedenen Analysepfaden dar, die im Rahmen der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes für die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Westliches Meißnerland untersucht wurden. Im Integrierten Handlungskonzept selbst befindet sich im ersten Kapitel „Stand und Per- spektiven: Interkommunale Entwicklung des Westlichen Meißnerlandes“ eine zusammen- gefasste Darstellung der Analysepfade. Die vorliegende umfangreichere Darstellung der bestehenden Situation sowie der daraus abzuleitenden Perspektiven ermöglicht dem interessierten Leser eine detailliertere und tiefergehendere Auseinandersetzung mit der bisherigen und perspektivischen Entwicklung im Westlichen Meißnerland.

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KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

1 Analysepfad: Demografie

Vorbemerkungen

Die künftige demografische Entwicklung, bestimmt durch die Veränderung der Bevölke- rungsgröße, die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung sowie Zu- und Abwande- rungen, stellt eine zentrale Rahmenbedingung für die Entwicklungsperspektiven des KAG- Gebiets dar. Der Analysepfad Demografie wird für die fünf Kommunen des KAG-Gebiets mit ihren insge- samt 42 Stadt- bzw. Ortsteilen anhand der folgenden Parameter abgegrenzt: Entwicklung der Bevölkerungsdynamik (Wachstum oder Schrumpfung), Altersstrukturentwicklung, Heterogenisierung der Bevölkerung durch Zuwanderung von Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund.

In allen Fällen werden dabei zunächst die Entwicklungsmerkmale seit 1990 betrachtet und darauf aufbauend prognostische Aussagen zur weiteren Entwicklung bis 2022 erarbeitet. Die demografische Entwicklung ist jedoch selbst wieder auf vielfältige Weise von anderen, übergeordneten wie lokalspezifischen Bedingungsfaktoren abhängig; beispielhaft sei an dieser Stelle die Entwicklung des Arbeitsplatzangebots bzw. des Arbeitskräftebedarfs ge- nannt. Vor diesem Hintergrund ist grundsätzlich darauf hinzuweisen, dass Prognosen keine Be- völkerungsentwicklungen voraussagen können. Der Aussagewert einer Prognose liegt viel- mehr in der Verdeutlichung von Wenn-Dann-Beziehungen. Vor diesem Hintergrund werden in der Bevölkerungsprojektion mehrere Varianten durchgerechnet, um einen Korridor der zukünftig möglichen Entwicklung abzugrenzen und zugleich zu zeigen, wie groß der politi- sche Gestaltungsspielraum ist, durch eine Attraktivierung der Region als Wohnort, Arbeits- ort und Lebensraum langfristig positive Wanderungssalden zu erreichen und Bevölke- rungsschrumpfung zu vermeiden bzw. zu mindern. Für die Analyse der Bevölkerungsentwicklung wurden folgende Datenquellen verwendet: Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes (HSL) (Einwohnerentwicklung, Ge- burten, Sterbefälle, Wanderungsbewegungen, Altersstruktur) (1990 – 2006) Daten des Einwohnermeldeamtes / der Ekom21 (insbesondere auch alters- und ge- schlechtsdifferenzierte sowie ortsteilspezifischen Daten) (1990 – 2006 sowie Ein- wohnerdaten zum 30.6.2007) Demografieberichte der Bertelsmann-Stiftung für die Städte und Gemeinden des KAG-Gebiets; die Demografieberichte wurden von der Bertelsmann-Stiftung in 2006 deutschlandweit für alle Kommunen ab einer bestimmten Mindestgröße veröffent- licht (vgl. auch www.wegweiserdemographie.de) Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (2006). „Raumordnungsprognose 2020/2050: Bevölkerung, private Haushalte, Erwerbspersonen, Wohnungsmarkt“.

Die im folgenden verwendeten Daten beziehen sich grundsätzlich auf die Zahl der gemel- deten Hauptwohnsitze; hiervon ausgenommen sind lediglich die Darstellungen der Alters- struktur zum 30.6.2007 sowie die darauf aufbauende Projektion der natürlichen Bevölke-

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 7 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 rungsentwicklung, weil die hierfür erforderlichen geschlechts- und altersdifferenzierten Be- völkerungsdaten nicht nach Wohnstatus getrennt verfügbar sind (vgl. hierzu auch Kapi- tel 1.2).

1.1 Bevölkerungsdynamik: Status und bisherige Entwicklung

Gesamtentwicklung seit 1990

Im Gebiet der KAG waren am 31.12.2006 etwa 43.760 Menschen mit Hauptwohnsitz ge- meldet – und damit erstmals geringfügig weniger Menschen als 1990 (-0,3 %). Zwischen- zeitlich hatte die Bevölkerungszahl analog zum allgemeinen Trend in den westdeutschen Bundesländern nach der Grenzöffnung bis 1996 zunächst um rund 3,6 % zugenommen, um dann wieder nahezu kontinuierlich abzusinken.

Einwohnerentwicklung Westliches Meißnerland 1990-2006

46.000

45.000 - 0,3% 44.000

43.000 KAG Gesamt

42.000 Zahl der Einwohner

41.000

40.000

2 7 9 4 94 01 06 990 99 993 9 995 99 99 000 0 002 00 005 0 1 1991 1 1 1 1 1996 1 1998 1 2 2 2 2003 2 2 2 Zeit

Dieser scheinbar typische Verlauf der Bevölkerungsdynamik auf regionaler Ebene erweist sich als Summeneffekt durchaus heterogener Entwicklungen der einzelnen Kommunen der KAG: Die Gemeinde Kaufungen weist bis Ende der 1990er Jahre Wachstumsraten zwischen 0,78 % und 4,3 % auf, seit dem Jahr 2000 ist die Entwicklung stabil bis leicht positiv. Zum 31.12.2006 waren in Kaufungen 12.823 Einwohner (mit Hauptwohnsitz) gemel- det; gegenüber 1990 hat sich die Bevölkerung damit um 21,8 % vergrößert. Dieser positive Verlauf der Bevölkerungsentwicklung ist vorrangig auf die unmittelbar an das Oberzentrum Kassel angrenzende Lage der Gemeinde und die kompakte Siedlungsstruktur ohne periphere Ortsteile zurück zu führen.

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Einen konträren Verlauf zeigt die Entwicklung der Stadt Hessisch Lichtenau: Hier setzt bereits 1993 eine teils stagnierende, teils rückläufige Bevölkerungsentwicklung ein, die dazu führt, dass 2006 noch 13.050 Einwohner in der Stadt leben – 8,9 % weniger als 1990. Als Einflussfaktor für diesen überdurchschnittlich negativen Ver- lauf ist hier unter anderem die Aufgabe des Bundeswehrstandortes Blücherkaserne zu nennen. Die drei kleineren KAG-Kommunen Großalmerode (7.310 Einwohner zum 31.12.2006), Helsa (5.764 Einwohner) und Waldkappel (4.813 Einwohner) weisen in jahresweiser Betrachtung ebenfalls überwiegend stagnierende bis schrumpfende Bevölkerungsentwicklung mit jeweils nur einzelnen Zuwachsjahren auf: Gegenüber 1990 ist die Bevölkerung in 2006 um eine Größenordnung von 5,3 % bis 6,5 % ge- sunken.

Einwohnerentwicklung Westliches Meißnerland 1990-2006

16.000

14.000 - 8,9%

12.000 + 21,8%

10.000

8.000 - 6,0% - 6,5% 6.000 Zahl der Einwohner

4.000 Großalmerode - 5,3% Helsa 2.000 Hessisch Lichtenau Kaufungen Waldkappel 0

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 Zeit

Auf der Ebene der Ortsteile zeigen sich weitere Ausdifferenzierungen der demografischen Entwicklung, die auf der Basis deutlicher Größenunterschiede wirksam werden: So weisen die Kernstadt von Hessisch Lichtenau sowie Oberkaufungen und Niederkaufungen (ohne Papierfabrik) Größen im Bereich von etwa 6.000 bis 6.900 Einwohnern auf; am anderen Ende des Spektrums stehen 6 Waldkappeler Stadtteile mit jeweils weniger als 100 Ein- wohnern (Gehau, Rodebach, Mäckelsdorf, Rechtebach, Eltmannsee und Stolzhausen).

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Im Zeitraum von 2002 bis 2006 (ältere Zahlen liegen zur Zeit noch nicht für alle Ortsteile vor) umfasst das ortsteilspezifische Entwicklungsspektrum Einwohnerzuwächse von über 5 % in Kaufungen-Oberkaufungen und Waldkappel-Eltmannsee (hier jedoch bei einer sehr geringen Bevölkerungsgröße von nur knapp 50 Einwohnern) bis hin zu Einwohnerrückgän- gen um mehr als 10 % – in den Waldkappeler Stadtteilen Stolzhausen, Kirchhosbach und Friemen sowie mit –16,2 % am stärksten im Hessisch Lichtenauer Stadtteil Hausen.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden

Betrachtet man die Bevölkerungsdynamik im KAG-Gebiet differenziert nach ihren zentralen Einflussfaktoren, so zeigt sich, dass die natürliche Bevölkerungsentwicklung, also das Ver- hältnis von Geburtenzahlen und Sterbefällen seit Beginn der 1990er Jahre dauerhaft nega- tiv war. Insgesamt gab es zwischen 19911 und 2006 2.641 weniger Geburten als Sterbefäl- le, wobei der jährliche Negativsaldo tendenziell angewachsen ist. Zwischen 1991 und 1999 lag der durchschnittliche Saldo bei –129 Personen, zwischen 2000 und 2006 dage- gen bei –212 Personen. Während der natürliche Bevölkerungssaldo seit 1991 zwischen minimal –59 Personen (in 1992) und maximal –252 (in 2003) schwankte, zeigt der Wanderungssaldo eine deutlich größere Spannbreite zwischen +592 Personen in 1990 und –192 Personen in 2005; nega- tiv war der Wanderungssaldo in den Jahren seit 2000 außer in 2001 und 2004. Insgesamt sind in Zeitraum von 1990 bis 2006 45.500 Menschen in das KAG-Gebiet zugezogen, wäh- rend 41.895 Menschen fortgezogen sind; der wanderungsbedingte Bevölkerungsgewinn liegt somit bei 3.605 Einwohnern.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden KAG Gesamt 1990 - 2006 Bevölkerungssaldo gesamt 1.200 Wanderungssaldo 1.000 800 Natürliches Saldo 600 400 200 0

Bevölkerung -200 -400 -600 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zeit

Der kontinuierlich negative natürliche Bevölkerungssaldo und die im Vergleich weitaus größere Dynamik des Wanderungssaldos hat zur Folge, dass der Gesamtbevölkerungssaldo eng an die Entwicklung des Wanderungssaldos gekoppelt ist, sich dauerhaft negativer als

1 Um in der hier vorgenommenen Betrachtung eine Übereinstimmung der Gesamtbevölkerungsentwicklung und der Summe der jährlichen Bevölkerungssalden zu erreichen, wird im folgenden auf die Bevölkerungs- salden ab 1991 abgestellt, weil sich die Einwohnerdaten des Hessischen Statistischen Landesamtes auf den 31.12. jeden Jahres beziehen und der Betrachtungszeitraum folglich mit dem 31.12.1990 beginnt. In den Diagrammen sind als ergänzende Informationen auch die Salden des Jahres 1990 dargestellt.

Seite 10 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 der Wanderungssaldo darstellt. In der Folge war in den Jahren 1997 und 1998 sowie konti- nuierlich ab dem Jahr 2000 ein negativer Gesamtbevölkerungssaldo zu verzeichnen. Auch bei der differenzierten Betrachtung von natürlicher Bevölkerungsentwicklung und Wanderungseffekten weisen die einzelnen Kommunen der KAG unterschiedliche Entwick- lungsprofile auf: So tendieren in Großalmerode bereits 1993 die Wanderungsgewinne ge- gen Null und führen ab diesem Zeitpunkt nahezu kontinuierlich zu einer negativen Ge- samtbevölkerungsentwicklung.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden Großalmerode 1990 - 2006 Bevölkerungssaldo gesamt 200 Wanderungssaldo 150 100 Natürliches Saldo 50 0 Bevölkerung -50 -100 -150 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zeit

In Helsa weicht der Verlauf des Wanderungssaldos deutlich von dem des KAG-Gebiets ab: Gegen den übergeordneten Trend wurden – nach Wanderungsverlusten in den Jahren 1991 und 1993 bis 1995 – kontinuierliche Wanderungsgewinne erreicht, die unter anderem auf die im Gemeindegebiet ansässigen Altenwohn- bzw. Altenpflegeeinrichtungen zurückzu- führen sind (siehe hierzu auch den Analysepfad Versorgung und Soziale Infrastruktur). Im gleichen Zusammenhang sind aber auch die überproportional hohen Bevölkerungsverluste durch Sterbeüberschüsse zu sehen, so dass in den Jahren 1997, 2000 und ab 2002 trotz Wanderungsgewinnen ein negativer Gesamtbevölkerungssaldo entsteht.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden Helsa 1990 - 2006 Bevölkerungssaldo gesamt 250 Wanderungssaldo 200 Natürliches Saldo 150 100 50 0 Bevölkerung -50 -100 -150 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zeit

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 11 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

In Hessisch Lichtenau sind die Bevölkerungsverluste durch Sterbeüberschüsse dagegen weniger stark ausgeprägt, in 1992 wird sogar ein Geburtenüberschuss registriert. Die ver- gleichsweise stärksten Bevölkerungsverluste werden hier durch die seit 1993 nahezu durchgängig negativen Wanderungssalden verursacht; die stärksten Wanderungsverluste sind in 2002 mit einem negativen Saldo von 186 Personen zu verzeichnen.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden Hessisch Lichtenau 1990 - 2006

Bevölkerungssaldo 500 gesamt 400 Wanderungssaldo 300 200 Natürliches Saldo 100 0 Bevölkerung -100 -200 -300 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zeit

Auch in Kaufungen ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung von einem nahezu durch- gängigen, leichten Sterbeüberschuss gekennzeichnet; starke Wanderungsgewinne vor al- lem bis Mitte der 1990er Jahre sowie ein auf niedrigerem Niveau anhaltend positives Wan- derungssaldo bis 2004 und in 2006 führen auch zu einer weitgehend wachstumsgeprägten Gesamtentwicklung: Lediglich in 2001, 2003 und 2005 ergeben sich leichte Gesamtbevöl- kerungsverluste.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden Kaufungen 1990 - 2006 Bevölkerungssaldo 600 gesamt Wanderungssaldo 500 Natürliches Saldo 400 300 200 Bevölkerung 100 0 -100 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zeit

Auch in Waldkappel ist bei einer etwa durchschnittlichen natürlichen Bevölkerungsent- wicklung der Wanderungssaldo maßgeblich für den Gesamttrend: Wanderungsgewinne sind dabei bis 1993, in 1996 sowie zwischen 2000 und 2004 zu verzeichnen; die Gesamt- bevölkerungsentwicklung bleibt ab 1994 (mit Ausnahme des Jahres 2003) negativ.

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Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungssalden Waldkappel 1990 - 2006 Bevölkerungssaldo gesamt 150 Wanderungssaldo

100 Natürliches Saldo

50

0

Bevölkerung -50

-100

-150 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Zeit

1.2 Bevölkerungsdynamik: Perspektiven

Im Zuge der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzepts wurde eine lokalspezifische Projektion der künftigen Entwicklung des KAG-Gebiets und seiner Kommunen vorgenom- men, die auf einer alters- und geschlechtsdifferenzierten Fortschreibung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in Verbindung mit begründeten, unterschiedlichen Annahmen zur künftigen Wanderungsentwicklung basiert. Die sich hieraus ergebenden Szenarien be- schreiben den künftig möglichen Entwicklungskorridor, können Abhängigkeiten und Wech- selbeziehungen verdeutlichen und Handlungsspielräume aufzeigen. Der Prognosezeitraum erstreckt sich über 15 Jahre und umfasst somit die voraussichtliche Laufzeit der Förderung im Rahmen von „Stadtumbau in Hessen“.

Zur Methodik der Bevölkerungsprojektion

Die Berechnung der Bevölkerungsprojektion erfolgte zunächst auf kommunaler Ebene; die Werte für das KAG-Gebiet wurden als Summen aus den fünf einzelnen Projektionsberech- nungen ermittelt. Die alters- und geschlechtsdifferenzierte Fortschreibung der natürlichen Bevölkerungsent- wicklung basiert auf Daten der Kommunen zur Jahresmitte 2007, der aktuellen Sterbetafel 2004/2006 des Statistischen Bundesamtes sowie einer Fortschreibung in den letzten Jah- ren zu verzeichnenden durchschnittlichen Geburtenziffern in den einzelnen Kommunen. Um die Wirkung einer potenziellen Veränderung der Geburtenraten auf die Gesamtbevölke- rungsentwicklung aufzuzeigen, wurde in einer Alternativberechnung modellhaft ein 10%iger Anstieg der jährlichen Geburtenzahlen simuliert. Zur Abschätzung künftiger Wanderungssalden und ihrer Wirkung auf die Gesamtbevölke- rungsentwicklung wurden jeweils auf kommunaler Ebene fünf unterschiedliche Szenarien durchgerechnet:

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Hierbei geht ein Szenario von einem ausgeglichenen Wanderungssaldo aus – und zeigt somit, welche Bevölkerungsdynamik die alleinige Fortschreibung von Geburten- und Sterbefallentwicklung verursachen würde (Szenario nat). Im „Szenario +/-0“ wird auf umgekehrten Rechenweg ermittelt, welches jährliche Wanderungssaldo im Durchschnitt erforderlich wäre, um bis 2022 eine stabile Be- völkerungsentwicklung zu erreichen.

In drei weiteren Szenarien werden unterschiedliche Annahmen zur Gesamtentwicklung der Region mit den lokalspezifischen Ausprägungen der Wanderungssalden seit 1990 überla- gert; diese Wanderungssalden sind bei der unten folgenden Darstellung der Projektionser- gebnisse jeweils tabellarisch aufgeführt, um eine Bewertung der getroffenen Annahmen zu erleichtern. Szenario A geht als Positivszenario von einer kontinuierlich positiven Entwicklung der Region mit kurzfristig auch stärkeren Zuwächsen aus, die sich beispielsweise aus einer positiven Arbeitsplatzentwicklung infolge erfolgreicher Kasernenkonversion und der Erschließung der Region durch die ergeben können. Um zu realis- tischen Einschätzungen hinsichtlich erreichbarer Wanderungsgewinne zu gelangen, wird hier der Mittelwert der in den einzelnen Kommunen seit 1990 verzeichneten po- sitiven Wanderungssalden als durchschnittlicher Zuwanderungssaldo angenommen. Hiervon abweichend wurde für die Gemeinde Kaufungen der genannte Wert halbiert, um damit die hier besonders großen Bevölkerungszuwächse der 1990er Jahre wie auch das zwischenzeitlich begrenzte Baulandangebot angemessen zu berücksichti- gen. Im Gegensatz hierzu beruht Szenario C auf der Annahme einer eher negativen Ent- wicklung der Region, die aus fehlenden lokalen Entwicklungsimpulsen im Kontext ei- ner ungünstigen allgemeinen Entwicklung resultieren kann. In der Modellrechnung wird dies durch die Annahme eines negativen Zuwanderungssaldos widergespiegelt, das dem Mittelwert der negativen Wanderungssalden in den einzelnen Kommunen entspricht. Hiervon abweichend wurde für die Stadt Hessisch Lichtenau im Hinblick auf Sondereffekte in der jüngeren Vergangenheit (Auflösung von Aussiedlerheimen und Schließung des Bundeswehrstandorts) halbiert. Szenario B ist als mittlere Variante in etwa mittig zwischen den Szenarien A und C angesiedelt und umfasst vergleichsweise geringe Saldengrößen.

Auf Aussagen zur Eintrittswahrscheinlichkeit der unterschiedlichen Szenarien wird bewusst verzichtet; Ziel der Projektion ist es vielmehr, Größenordnungen der künftigen Bevölke- rungsentwicklung abzugrenzen, Wenn-Dann-Zusammenhänge zu verdeutlichen und Ein- flussmöglichkeiten realistisch abzuschätzen. Wie bereits dargestellt, erfassen die Ausgangsdaten der Projektion sowohl Haupt- als auch Nebenwohnsitze, da die Zahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz allein nicht alters- und ge- schlechtsdifferenziert vorliegen. Um eine Einschätzung der Größenordnungen zu ermögli- chen, sind nachfolgend die Haupt- und Nebenwohnsitzquoten zum 30.6.2007 dargestellt.

Seite 14 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Haupt- und Nebenwohnsitzanteile im KAG-Gebiet 2007 HW Anteil HW NW Anteil NW Gesamt Großalmerode 7.200 96,0% 300 4,0% 7.500 Helsa 5.838 91,0% 575 9,0% 6.413 Hessisch Lichtenau 12.808 95,3% 634 4,7% 13.442 Kaufungen 13.046 96,0% 540 4,0% 13.586 Waldkappel 4.907 94,4% 289 5,6% 5.196 SUMME 43.799 94,9% 2.338 5,1% 46.137

Bevölkerungsdynamik interkommunal: Westliches Meißnerland 2022

Die Projektion der natürlichen Bevölkerungsentwicklung des Westlichen Meißnerlandes ergibt bis zum Jahr 2022 einen Bevölkerungsrückgang von 46.278 auf 41.570 Einwohner; dies entspricht einem Rückgang um 10,2 % (Szenario nat). Um die Bevölkerungszahl des Jahres 2007 zu halten, müsste bis 2022 ein durchschnittli- cher jährlicher Zuwanderungssaldo von +314 Einwohnern erreicht werden. Dieser Wert wurde im KAG-Gebiet zuletzt in den Jahren 1990 bis 1995 realisiert.

Wanderungssalden 1990 – 2006 KAG-Gebiet gesamt 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1056 359 592 419 313 351 223 139 59

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 218 -4 142 -74 -38 115 -192 -73

Die Kombination aller auf kommunaler Ebene erstellten Positivszenarien ergeben in der Modellrechnung bis 2022 einen Bevölkerungszuwachs um 2,0 % (47.195 Einwohner), der aus einem Zuwanderungsüberschuss von 375 Personen jährlich resultiert (Szenario A). Das Zusammenwirken aller Negativ-Szenarien bedingt für das KAG-Gebiet dagegen einen durchschnittlichen jährlichen Wanderungsverlust von 195 Einwohnern bzw. Bevölkerungs- rückgang von 16,5 % auf 38.645 Einwohner (Szenario C). Die Annahme einer mittleren Entwicklungsdynamik in den 5 Kommunen – verbunden mit einem Zuwanderungsplus von durchschnittlich rund 80 Einwohnern pro Jahr – verursacht auf Ebene des KAG-Gebiets einen Rückgang um 7,6 % auf 42.770 Einwohner (Szenario B).

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Bevölkerungsprojektion KAG-Gesamt 2007 - 2022

47.500 46.500 +2,0% 45.500 44.500 43.500 42.500 Szenario A -7,6% Szenario B 41.500 Szenario nat -10,2% 40.500 Szenario C

Zahl der Einwohner 39.500 Szenario +- 0% 38.500 -16,5% 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Bevölkerungsdynamik kommunal: Großalmerode 2022

Die Projektion der natürlichen Bevölkerungsentwicklung für Großalmerode ergibt bis zum Jahr 2022 einen Bevölkerungsrückgang von 7.517 auf 6.717 Einwohner; dies entspricht einem Rückgang um 10,6 % (Szenario nat). Um die Bevölkerungszahl des Jahres 2007 zu halten, müsste bis 2022 ein durchschnittli- cher jährlicher Zuwanderungssaldo von +54 Einwohnern erreicht werden. Dieser Wert wur- de in Großalmerode zuletzt in den Jahren 1990 bis 1993 realisiert.

Wanderungssalden 1990 – 2006 Großalmerode 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 133 66 108 152 3 -33 20 31 -45

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 -12 -75 -5 -64 -66 22 -58 -54

Das Positivszenario geht für Großalmerode von einem durchschnittlichen jährlichen Zu- wanderungsüberschuss von 70 Einwohnern aus; dies hätte bis 2022 ein Bevölkerungs- wachstum von 3,3 % auf 7.767 Einwohner zur Folge (Szenario A). Im Negativszenario führt dagegen ein durchschnittlicher jährlicher Abwanderungsüber- schuss von 45 Einwohnern bis 2022 zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl um 19,6 % auf 6.042 Einwohner (Szenario C). Die Annahme einer mittleren Entwicklungsdynamik – verbunden mit einem Zuwande- rungsplus von durchschnittlich rund 10 Einwohnern pro Jahr – verursacht bis 2022 einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 8,7 % auf 6.867 Einwohner (Szenario B).

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Bevölkerungsprojektion Großalmerode 2007 - 2022

8.500

8.000 +3,3% 7.500

7.000 -8,7% Szenario A 6.500 Szenario B -10,6% Szenario nat 6.000

Zahl der Einwohner Szenario C -19,6% Szenario +- 0% 5.500

7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Eine Erhöhung der jährlichen Geburtenzahlen um 10 % (gegenüber der fortgeschriebenen Geburtenziffern der letzten Jahre) würde in allen Szenarien eine um rund einen Prozent- punkt günstigere Einwohnerentwicklung bewirken.

Bevölkerungsdynamik kommunal: Helsa 2022

Die Projektion der natürlichen Bevölkerungsentwicklung für Helsa ergibt bis zum Jahr 2022 einen Bevölkerungsrückgang von 6.433 auf 5.544 Einwohner; dies entspricht einem Rück- gang um 13,8 % (Szenario nat). Um die Bevölkerungszahl des Jahres 2007 zu halten, müsste bis 2022 ein durchschnittli- cher jährlicher Zuwanderungssaldo von +60 Einwohnern erreicht werden. Dieser Wert wur- de in Helsa seit 1990 acht mal erreicht, zuletzt in den Jahren 2001, 2002 und 2005.

Wanderungssalden 1990 – 2006 Helsa 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 206 -24 140 -61 -43 -22 60 25 70

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 97 4 123 74 52 57 62 1

Das Positivszenario geht für Helsa von einem durchschnittlichen jährlichen Zuwande- rungsüberschuss von 75 Einwohnern aus; dies hätte bis 2022 ein Bevölkerungswachstum von 3,7 % auf 6.669 Einwohner zur Folge (Szenario A). Im Negativszenario führt dagegen ein durchschnittlicher jährlicher Abwanderungsüber- schuss von 40 Einwohnern bis 2022 zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl um 23,2 % auf 4.944 Einwohner (Szenario C).

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Die Annahme einer mittleren Entwicklungsdynamik – verbunden mit einem Zuwande- rungsplus von durchschnittlich rund 20 Einwohnern pro Jahr – verursacht bis 2022 einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 9,2 % auf 5.844 Einwohner (Szenario B).

Bevölkerungsprojektion Helsa 2007 - 2022

7.500

7.000 +3,7% 6.500

6.000 -9,2% 5.500 Szenario A -13,8% Szenario B Szenario nat 5.000

Zahl der Einwohner Szenario C -23,2% Szenario +- 0% 4.500

7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Eine Erhöhung der jährlichen Geburtenzahlen um 10 % (gegenüber der fortgeschriebenen Geburtenziffern der letzten Jahre) würde in allen Szenarien eine um rund einen Prozent- punkt günstigere Einwohnerentwicklung bewirken.

Bevölkerungsdynamik kommunal: Hessisch Lichtenau 2022

Die Projektion der natürlichen Bevölkerungsentwicklung für Hessisch Lichtenau ergibt bis zum Jahr 2022 einen Bevölkerungsrückgang von 13.489 auf 12.034 Einwohner; dies ent- spricht einem Rückgang um 10,8 % (Szenario nat). Um die Bevölkerungszahl des Jahres 2007 zu halten, müsste bis 2022 ein durchschnittli- cher jährlicher Zuwanderungssaldo von +97 Einwohnern erreicht werden. Dieser Wert wur- de in Hessisch Lichtenau zuletzt im Jahr 1990 realisiert.

Wanderungssalden 1990 – 2006 Hessisch Lichtenau 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 397 76 57 -33 -15 -57 -139 34 -143

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 28 -32 0 -186 -83 -86 -134 -13

Das Positivszenario geht für Hessisch Lichtenau von einem durchschnittlichen jährlichen Zuwanderungsüberschuss von 100 Einwohnern aus; dies hätte bis 2022 ein Bevölke- rungswachstum von 0,3 % auf 13.534 Einwohner zur Folge (Szenario A).

Seite 18 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Im Negativszenario führt dagegen ein durchschnittlicher jährlicher Abwanderungsüber- schuss von 45 Einwohnern bis 2022 zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl um 15,8 % auf 11.359 Einwohner (Szenario C). Die Annahme einer mittleren Entwicklungsdynamik – verbunden mit einem Zuwande- rungsplus von durchschnittlich rund 25 Einwohnern pro Jahr – verursacht bis 2022 einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 8,0 % auf 12.409 Einwohner (Szenario B).

Bevölkerungsprojektion Hessisch Lichtenau 2007 - 2022

14.000

13.500 +0,3%

13.000

12.500 -8,0% Szenario A 12.000 Szenario B -10,8% Szenario nat 11.500 Zahl der Einwohner Szenario C -15,8% Szenario +- 0% 11.000

7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Eine Erhöhung der jährlichen Geburtenzahlen um 10 % (gegenüber der fortgeschriebenen Geburtenziffern der letzten Jahre) würde in allen Szenarien eine um rund einen Prozent- punkt günstigere Einwohnerentwicklung bewirken.

Bevölkerungsdynamik kommunal: Kaufungen 2022

Die Projektion der natürlichen Bevölkerungsentwicklung für Kaufungen ergibt bis zum Jahr 2022 einen Bevölkerungsrückgang von 13.629 auf 12.662 Einwohner; dies entspricht ei- nem Rückgang um 7,1 % (Szenario nat). Um die Bevölkerungszahl des Jahres 2007 zu halten, müsste bis 2022 ein durchschnittli- cher jährlicher Zuwanderungssaldo von +65 Einwohnern erreicht werden. Dieser Wert wur- de in Kaufungen seit 1990 nur in den Jahren 2001, 2003 und 2005 unterschritten.

Wanderungssalden 1990 – 2006 Kaufungen 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 251 169 207 255 385 497 263 103 224

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 133 99 17 90 21 120 -20 80

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 19 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Das Positivszenario geht für Kaufungen von einem durchschnittlichen jährlichen Zuwande- rungsüberschuss von 90 Einwohnern aus; dies hätte bis 2022 ein Bevölkerungswachstum von 2,8 % auf 14.012 Einwohner zur Folge (Szenario A). Im Negativszenario führt dagegen ein durchschnittlicher jährlicher Abwanderungsüber- schuss von -20 Einwohnern bis 2022 zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl um 9,3 % auf 12.362 Einwohner (Szenario C). Die Annahme einer mittleren Entwicklungsdynamik – verbunden mit einem Zuwande- rungsplus von durchschnittlich rund 35 Einwohnern pro Jahr – verursacht bis 2022 einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 3,3 % auf 13.187 Einwohner (Szenario B).

Bevölkerungsprojektion Kaufungen 2007 - 2022

15.000

14.500

14.000 +2,8%

13.500 -3,3% 13.000 Szenario A Szenario B -7,1% 12.500 Szenario nat Zahl der Einwohner Szenario C -9,3% Szenario +- 0% 12.000

7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Eine Erhöhung der jährlichen Geburtenzahlen um 10 % (gegenüber der fortgeschriebenen Geburtenziffern der letzten Jahre) würde in allen Szenarien eine um rund einen Prozent- punkt günstigere Einwohnerentwicklung bewirken.

Bevölkerungsdynamik kommunal: Waldkappel 2022

Die Projektion der natürlichen Bevölkerungsentwicklung für Waldkappel ergibt bis zum Jahr 2022 einen Bevölkerungsrückgang von 5.210 auf 4.613 Einwohner; dies entspricht einem Rückgang um 11,5 % (Szenario nat). Um die Bevölkerungszahl des Jahres 2007 zu halten, müsste bis 2022 ein durchschnittli- cher jährlicher Zuwanderungssaldo von +40 Einwohnern erreicht werden. Dieser Wert wur- de in Waldkappel zuletzt in den Jahren 1990 bis 1993 realisiert.

Seite 20 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Wanderungssalden 1990 – 2006 Waldkappel 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 69 72 80 106 -17 -34 19 -54 -47

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 -28 0 7 12 38 2 -42 -87

Das Positivszenario geht für Waldkappel ebenfalls von einem durchschnittlichen jährlichen Zuwanderungsüberschuss von 40 Einwohnern aus; bis 2022 erscheint somit maximal eine stabile Bevölkerungsentwicklung erreichbar (Szenario A). Im Negativszenario führt dagegen ein durchschnittlicher jährlicher Abwanderungsüber- schuss von 45 Einwohnern bis 2022 zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl um 24,4 % auf 3.938 Einwohner (Szenario C). Die Annahme einer mittleren Entwicklungsdynamik – verbunden mit einem Abwande- rungsüberschuss von durchschnittlich rund 10 Einwohnern pro Jahr – verursacht bis 2022 einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 14,3 % auf 4.463 Einwohner (Szenario B).

Bevölkerungsprojektion Waldkappel 2007 - 2022

6.000

5.500 +0,1% 5.000 -11,5% 4.500 Szenario A -14,3% 4.000 Szenario nat -24,4% Szenario B 3.500 Szenario C Zahl der Einwohner Szenario +- 0% 3.000

7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Eine Erhöhung der jährlichen Geburtenzahlen um 10 % (gegenüber der fortgeschriebenen Geburtenziffern der letzten Jahre) würde in allen Szenarien eine um rund einen Prozent- punkt günstigere Einwohnerentwicklung bewirken.

Zum Vergleich: Externe Prognoseergebnisse

Die Bevölkerungsprojektion, die dem Entwurf des Regionalplans Nordhessen 2006 zugrun- de liegt, basiert auf den „Demografischen Daten zur Landesentwicklung“ von 2004, die sich wiederum an der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes von 2003 orientiert. Für den Saldo der natürlichen Entwicklung wurden dort

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 21 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 die Alters- und Geschlechtsstruktur zum Ende 2002 sowie die Geburten- und Sterbewahr- scheinlichkeiten der Jahre 1995-2002 zugrunde gelegt; Basis der angenommenen Wande- rungsbewegungen sind die räumlichen Wanderungsmuster der Jahre 1998 bis 2003, modi- fiziert durch die Bereinigung um bekannte Sonderentwicklungen und Wirkungsvermutun- gen besonderer zukünftiger Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte.2 Die Bevölkerungsprojektion kommt zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerungszahl im KAG- Gebiet bis 2010 im Vergleich zu 2002 rechnerisch um etwa 1,2 % schrumpfen wird, bis 2020 sind es rund 2,6 %. Analog zur Entwicklung in den vergangenen Jahren ist dies ein Summeneffekt unterschiedlicher Prognosen für die einzelnen KAG-Kommunen: Für Kaufungen wird bis 2020 ein Zuwachs um rund 5,3 % bis 2020 errechnet. Rückgänge werden dagegen für Großalmerode (-7,5 %), für Hessisch Lichtenau (-6,4 %) und für Waldkappel (-5,0 %) errechnet. In Helsa liegt der errechnete Bevölkerungsrückgang bis 2020 mit 2,5 % geringfügig über dem Durchschnitt des KAG-Gebiets.

Für alle Kommunen gilt dabei, dass bis 2020 mit einer negativen natürlichen Bevölke- rungsentwicklung von bis zu –14,6 % (Helsa) zu rechnen ist, während gleichzeitig eben- falls für alle Kommunen positive Wanderungssalden angenommen werden.

Bevölkerungsprojektion Regionalplan-Entwurf 2006 natürliche Wanderungs- Einwohner Entwicklung bis salden 2002 2010 2020 2010 2020 '03-'10 '03-'20 Großalmerode 7.602 7.321 7.036 7.276 6.904 45 87

Veränderung zu 2002 -3,70% -7,45% -4,29% -9,18% Helsa 5.939 5.818 5.788 5.485 5.074 333 381

Veränderung zu 2002 -2,04% -2,54% -7,64% -14,56% Hess. Lichtenau 13.567 13.202 12.704 12.989 12.149 213 343

Veränderung zu 2002 -2,69% -6,36% -4,26% -10,45% Kaufungen 12.729 13.074 13.398 12.393 11.888 681 829

Veränderung zu 2002 2,71% 5,26% -2,64% -6,61% Waldkappel 5.002 4.876 4.750 4.783 4.538 93 119

Veränderung zu 2002 -2,52% -5,04% -4,38% -9,28% KAG-GESAMT 44.839 44.291 43.676 42.926 40.553 1.365 1.759

Veränderung zu 2002 -1,22% -2,59% -4,27% -9,56%

Die Prognose der Bertelsmann-Stiftung beruht auf einer anderen Methodik, die u. a. eine Typisierung der Kommunen nach bestimmten Demografie-Typen vornimmt. In der Folge kommt es zu deutlich abweichenden Ergebnissen: So wird für Großalmerode (-13,2 %), Hessisch Lichtenau (-11,0 %) und Kaufungen (+-0 %) eine deutlich ungünstigere Bevölke-

2 Anhörungs- und Offenlegungsentwurf des Regionalplans Nordhessen 2006, S. 4 f.; bei der Interpretation der Prognoseergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die verwendeten Daten zwischenzeitlich mindestens 4 Jahre alt sind.

Seite 22 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 rungsentwicklung vorausberechnet als in der Prognose des Regionalplans. Die Ergebnisse für Waldkappel liegen dagegen eng beieinander, für Helsa wird mit +0,8 % eine deutlich günstigere Entwicklungsperspektive aufgezeigt.

Vergleich Bevölkerungsprojektionen Regionalplan-Entwurf 2006 und Prognose der Bertelsmannstiftung Regionalplanentwurf Bertelsmann-Prognose 2002 - 2020 2003-2020 Großalmerode -7,45% -13,20% Helsa -2,54% 0,80% Hessisch Lichtenau -6,36% -11,00% Kaufungen 5,26% 0,00% Waldkappel -5,04% -4,70%

1.3 Altersstruktur: Status und bisherige Entwicklung

Entwicklung der erwerbsfähigen Bevölkerung

Im Gebiet der KAG gehören am Jahresende 2006 knapp zwei Drittel (64,6 %) der Einwohner zur Altersgruppe der 15-64-jährigen und zählen damit zur erwerbsfähigen Bevölkerung; die Spannbreite beginnt bei 61,7 % in Waldkappel bzw. 61,9 % in Helsa und reicht bis 65,6 % in Kaufungen bzw. 65,8 % in Hessisch Lichtenau; der Anteil der erwerbsfähigen Bevölke- rung in Großalmerode liegt mit 64,4 % knapp unter dem KAG-Durchschnitt. Gegenüber 1990 ist in allen Kommunen der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung abge- sunken: Am stärksten tritt dieser Effekt in Helsa auf (-6,5 %), korrespondiert hier aber auch mit dem überproportional wachsenden Anteil alter Menschen (s. o.). In Waldkappel ist der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung mit –4,8 % ebenfalls überdurchschnittlich gesunken. Der Rückgang in Kaufungen entspricht dem Durchschnittswert im KAG-Gebiet (-4,2 %), während in Großalmerode (-3,6 %) und Hessisch Lichtenau (-3,7 %) ein un- terdurchschnittlicher Rückgang des Anteils der 15-64-jährigen zu verzeichnen ist.

Entwicklung der Zahl der Kinder und Jugendlichen

Der Anteil der Unter-6-jährigen an der Gesamtbevölkerung liegt Ende 2006 im KAG-Gebiet bei 4,5 %. Kaufungen weist hier mit 4,9 % den höchsten Wert auf, während die Anteile in den übrigen Kommunen dem KAG-Wert entsprechen oder ihn nur geringfügig unterschrei- ten. Gegenüber 1990 ist bei den Unter-6-jährigen ein Rückgang des Anteils an der Gesamtbe- völkerung von 1,5 % im KAG-Gebiet zu verzeichnen:

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 23 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Am stärksten betroffen sind hier Hessisch Lichtenau (-2,1 %) und Großalmerode (-2,0 %). Die Rückgänge in Waldkappel und Helsa liegen in der Nähe des Durchschnitts (-1,5 % bzw. –1,3 %). Den geringsten relativen Verlust weist Kaufungen mit 0,7 % auf.

Auch im Bereich der 6-14-jährigen weist – bei einem Anteil dieser Altersgruppe an der Ge- samtbevölkerung im KAG-Gebiet von 9,1 % – Kaufungen mit 10,3 % den höchsten Wert auf, gefolgt von Waldkappel mit 9,7 %. In den übrigen Kommunen sind die Werte zwischen 8,3 % und 8,7 % unterdurchschnittlich. Die Entwicklung dieses Altersgruppenanteils seit 1990 zeigt auf der Ebene des KAG- Gebiets kaum Veränderungen (+0,1 %), verhält sich im interkommunalen Vergleich jedoch uneinheitlich: Gestiegen ist der Anteil in Kaufungen (+1,5 %) und Waldkappel (+1,0 %), gesunken dagegen in Helsa (-0,7 %) und Hessisch Lichtenau (-1,1 %); in Großalmerode ist der Anteil stabil geblieben. Auf die Konsequenzen dieser Entwicklung für das Betreuungs- und Schulangebot wird im Kapitel Analysepfad Versorgung und Soziale Infrastruktur näher eingegan- gen.

Entwicklung des Anteils der älteren Bevölkerung

Am anderen Ende der Altersskala weisen die Über-64-jährigen im KAG-Gebiet einen Anteil von 21,8 % an der Gesamtbevölkerung auf. Die größten Anteile alter Menschen in der Be- völkerung haben dabei Helsa mit 25,0 % und Waldkappel mit 24,2 % zu verzeichnen, ge- folgt von Großalmerode mit 22,4 %. Leicht unterdurchschnittlich ist der Anteil dagegen in Hessisch Lichtenau (21,6 %), während Kaufungen mit 19,2 % den geringsten Anteil an älte- ren Menschen hat. Seit 1990 hat der Anteil der Über-64-jährigen in allen 5 Kommunen deutlich zugenommen: Am stärksten war dieser Zuwachs in Helsa mit +8,4 % (Auf den Zusammenhang zu dem in dieser Zeit gewachsenen Heim- und Pflegeplatzangebot wurde bereits oben hingewiesen.) Ebenfalls überdurchschnittlich stark gewachsen ist der Anteil in Hessisch Lichtenau mit +6,9 %. Der durchschnittlichen Entwicklung im KAG-Gebiet von +5,7 % entspricht die Verän- derung in Großalmerode, gefolgt von Waldkappel mit +5,4 %. In Kaufungen ist der Anteil der Über-64-jährigen dagegen nur um 3,3 % gestiegen.

Eine gesonderte Betrachtung der Zahl der Hochaltrigen, also der Über-79-jährigen, zeigt im interkommunalen Vergleich ebenfalls deutliche Abweichungen:3 Am größten ist mit 8,7 % der Anteil in Helsa sowie mit 6,3 % in Waldkappel, gefolgt von Großalmerode (5,7 %) und Hessisch Lichtenau (5,2 %). Den geringsten Anteil Hochaltriger an der Gesamtbevölkerung

3 Daten der Einwohnermeldeämter (Stand 30.6.2007); Informationen zur Entwicklung dieser Altersgruppe seit 1990 liegen nicht vor.

Seite 24 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 weist Kaufungen mit 4,8 % auf. Der durchschnittliche Anteil Hochaltriger im KAG-Gebiet liegt bei 5,8 %.

Durchschnittsalter

Das Durchschnittsalter im KAG-Gebiet beträgt 44,0 Jahre. Im interkommunalen Vergleich weist Kaufungen mit 42,6 Jahren das geringste Durchschnittsalter auf. Nahe dem KAG- Schnitt liegen die Werte für Hessisch Lichtenau (44,0 Jahre) sowie Großalmerode und Waldkappel (jeweils 44,3 Jahre). Das deutlich höchste Durchschnittsalter ist in Helsa mit 46,2 Jahren zu verzeichnen. Auch in diesen Zahlen spiegeln sich die in Helsa vorhandenen Alteneinrichtungen wider. 4 Der Ortsteil mit dem höchsten Durchschnittsalter im KAG-Gebiet ist Waldkappel- Stolzhausen mit 50,1 Jahren; der vergleichsweise „jüngste“ Ortstteil ist dagegen Kaufun- gen-Papierfabrik mit 37,7 Jahren.

Altersstruktur im Westlichen Meißnerland 2006

100% 19,2 90% 21,8 22,4 25,0 21,6 24,2 80% 70% 65 oder 60% älter 50% 65,6 64,6 64,4 61,9 65,8 61,7 40% 15 bis 30% unter 65 20%

10% 9,1 8,7 8,6 8,3 10,3 9,7 4,5 4,5 4,5 4,3 4,9 4,4 6 bis 0% unter 15

unter 6

4 Dementsprechend liegt in Helsa das sogenannte Medianalter, also das Lebensalter, das die Gesamtbevöl- kerung in zwei gleichgroße Altersgruppen teilt, und das im Vergleich zum Durchschnittsalter weniger durch Extremwerte verzerrt wird, nur bei 45,9 Jahren.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 25 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Altersaufbau Westliches Meißnerland Veränderungen 1990 - 2006

10,0

8,4 unter 6 8,0 6,9 5,7 5,7

6,0 5,4

4,0 3,3 6 bis unter 15 2,0 1,5 1,0 0,1 0,0 0,0 15 bis unter -2,0 65 -0,7 -0,7 -1,1 in Prozentpunkten -1,3 -1,5 -1,5

-4,0 -2,0 -2,1 -3,6 -6,0 -3,7 -4,2 -4,2 65 oder -4,8 älter -8,0 -6,5

e u n el mt a e g pp erod Helsa n a Gesa fu lm ldk G Lichten au a sa K KA W isch Gros s Hes

1.4 Altersstruktur: Perspektiven

Aus der Bevölkerungsprojektion, die im Zuge der Erarbeitung des Integrierten Handlungs- konzepts vorgenommen wurde, lassen sich auch Erkenntnisse hinsichtlich der künftigen Altersstruktur der Bevölkerung im KAG-Gebiet ableiten. Quantifizierte Aussagen zur Alters- struktur beruhen dabei auf der alters- und geschlechtsspezifischen Fortschreibung der na- türlichen Bevölkerungsentwicklung; wanderungsbedingte Veränderungen der Altersstruk- tur können dagegen lediglich anhand prägender Merkmale der einzelnen Kommunen in ihrer Tendenz abgeschätzt werden. 5

Altersstrukturveränderungen interkommunal: Westliches Meißnerland 2022

Die Bevölkerungsprojektion ergibt – bei einem Rückgang der Gesamtbevölkerungszahl um 10,5 % in Folge der natürlichen Entwicklung – für die Altersgruppe der erwerbsfähigen Be- völkerung eine leicht überdurchschnittliche Schrumpfung von 12,9 % (-3.910 Personen); gleichzeitig zeigt sich innerhalb dieser Altersgruppe die größte Dynamik: Die Altersgruppe in der Berufsausbildungsphase (15-24-jährige) schrumpft im Zeitraum von 2007 bis 2022 um 31,5 %, die Zahl der 25-49-jährigen um 24,7 %; dagegen wächst das Potenzial der älte- ren Arbeitskräfte (50-64-jährige) um 18,8 %.

5 Vgl. zur Methodik der Projektion im übrigen die Hinweise in Kapitel 1.2

Seite 26 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Mit diesen Altersstrukturverschiebungen innerhalb der Gruppe der 15-64-jährigen verbin- den sich vielfältige Konsequenzen auf unterschiedlichen Ebenen – so zum Beispiel ein ü- berproportionaler Rückgang der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter (und damit auch der Geburtenzahlen), strukturelle Veränderungen des regionalen Arbeitskräftepotenzials wie auch eine tendenziell rückläufige Nachfrage nach Eigenheimen6. Ein differenziertes Bild ergibt sich auch für die Entwicklung der Kinder- und Jugendlichen- zahlen: Während für die 0-5-jährigen ein unterdurchschnittlicher Rückgang um 7,0 % er- rechnet wird, geht die Zahl der 6-14-jährigen Schulkinder um 28 % zurück. Die Zahl der Über-64-jährigen wächst insgesamt um 3,1 %, was ausschließlich auf einen deutlichen Zuwachs der Hochaltrigen um 15,6 % zurückzuführen ist, während die Zahl der 65-79-jährigen mit –1,42 % leicht rückläufig ist.

ALTERSGRUPPEN - natürliche Entwicklung KAG Gesamt 0-5 6-14 15-24 25-49 50-64 65-79 80 + SUMME 2007 1.920 3.972 5.125 16.170 8.999 7.421 2.671 46.278 2012 1.886 3.236 4.926 14.772 10.163 7.198 2.625 44.806 2017 1.885 2.857 4.305 13.190 10.849 7.319 2.805 43.210 2022 1.785 2.861 3.509 12.181 10.694 7.316 3.088 41.433 Verän- -135 -1.111 -1.616 -3.989 1.695 -105 417 -4.845 derung '07-'22 -7,0% -28,0% -31,5% -24,7% 18,8% -1,4% 15,6% -10,5%

Die unterschiedlichen Entwicklungsperspektiven der einzelnen Altersgruppen führen auch zu einer Verschiebung ihrer Anteile an der Gesamtbevölkerung, die im folgenden Diagramm dargestellt sind.

6 Die für den Eigenheimsektor als maßgeblich geltende Bevölkerungsgruppe der 30-45-jährigen schrumpft laut Bevölkerungsprojektion im KAG-Gebiet bis 2022 um 25,6 % bzw. 2.740 Personen.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 27 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Altersstrukturprojektion KAG Gesamt 2007-2022 (natürliche Entwicklung) 5,8% 7,5% 80 und älter 16,0% 17,7% 65-79

19,4% 25,8% 50-64

25-49 34,9% 29,4% 15-24

11,1% 8,5% 6-14 8,6% 6,9% 4,1% 4,3% 0-5 2007 2022

Die folgende jahrgangsdifferenzierte Darstellung verdeutlicht die Verschiebungen in der Altersstruktur innerhalb der kommenden 15 Jahre: Die stärkste Bevölkerungsgruppe befin- det sich in 2022 im Alter von 50-65 Jahren – und verweist damit auch darauf, dass nach Ende des Prognosezeitraums erhebliche Umbrüche durch einen starken Rückgang des re- gionalen Arbeitskräftepotenzials und eine stark steigende Anzahl an Transferleistungsemp- fängern zu erwarten sind. Wie bereits dargestellt, basiert die Projektion der Altersstrukturveränderungen auf der Fort- schreibung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Geburten- und Sterbefälle). Zu- und Abwanderungsprozesse verursachen je nach ihrer konkreten Ausprägung vor Ort zusätzli- che Effekte, die jedoch nicht seriös quantifiziert werden können. Im folgenden werden da- her für die einzelnen Kommunen der KAG Aussagen hinsichtlich möglicher wanderungsbe- dingter Altersstruktureffekte getroffen; aufgrund der Unterschiede zwischen den einzelnen Kommunen lassen sich hieraus jedoch keine generelle Trends für das KAG-Gebiet ableiten.

Seite 28 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Altersaufbau der Bevölkerung Altersaufbau der Bevölkerung KAG Gesamt 2007 KAG Gesamt 2022 Prognose der natürlichen Entwicklung

97 97

94 94

91 91

88 88

85 85

82 82

79 79

76 76

73 73

70 70

67 67

64 64

61 61

58 58

55 55

52 52

49 49

46 46

43 43

40 40

37 37

34 34

31 31

28 28

25 25

22 22

19 19

16 16

13 13

10 10

7 7

4 4

1 1 500 400 300 200 100 0 100 200 300 400 500 500 400 300 200 100 0 100 200 300 400 500 Männer Frauen Männer Frauen

Sowohl für die Entwicklung des KAG-Gebiets insgesamt als auch auf der Ebene der einzel- nen Kommunen gilt, dass sich die Entwicklung zwischen 2007 und 2022 nicht für alle Al- tersgruppen als kontinuierliche Trends abbilden lässt, wie in der obigen Tabelle an den Zwischenwerten für 2012 und 2017 sichtbar wird. Die projizierte Altersstruktur für das Jahr 2022 stellt insoweit eine Momentaufnahme dar; eine einfache Fortschreibung des im Ver- gleich zu 2007 ermittelten Trends über das Jahr 2022 wäre vor diesem Hintergrund nicht sachgerecht.

Altersstrukturveränderungen kommunal: Großalmerode 2022

Die Entwicklung der Altersgruppe der erwerbsfähigen Bevölkerung entspricht in Großalme- rode in der Tendenz der Gesamtentwicklung auf Ebene des KAG-Gebiets: Bei einem über- durchschnittlichen Rückgang im Vergleich zur Gesamtbevölkerungsentwicklung (-13,6 % gegenüber –10,6 %) sinkt die Zahl der 15-24-jährigen am stärksten (-35,1 %), gefolgt von der Zahl der 25-49-jährigen (-22,4 %), während die Zahl der 50-64-jährigen auch hier um 14,1 % wächst. Die Zahl der 0-5-jährigen erweist sich im Zeitverlauf als nahezu stabil (Rückgang bis 2022 um 1,2 %), während wie im KAG-Gebiet insgesamt die Zahl der 6-14-jährigen Schulkinder um 22,0 % absinkt. Auch die Zahl der Über-64-jährigen bleibt insgesamt weitgehend stabil (+0,3 %), wobei auch hier ein erheblicher Anstieg der Zahl der Hochaltrigen (+20,6 %) zu verzeichnen ist,

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 29 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 der von einem relativ geringeren, absolut jedoch ähnlich großen Rückgang der Zahl der 65- 79-jährigen nahezu vollständig kompensiert wird (-6,5 %).

ALTERSGRUPPEN - natürliche Entwicklung Großalmerode 0-5 6-14 15-24 25-49 50-64 65-79 80 + SUMME 2007 310 627 875 2.521 1474 1282 428 7.517 2012 308 536 795 2.328 1656 1196 462 7.280 2017 322 469 685 2.112 1755 1158 509 7.011 2022 306 489 568 1.957 1681 1199 516 6.717 Verän- -4 -138 -307 -564 207 -83 88 -800 derung '07-'22 -1,16% -21,96% -35,06% -22,39% 14,06% -6,47% 20,58% -10,64%

Altersstrukturprojektion Großalmerode 2007-2022 (natürliche Entwicklung) 5,7% 7,7% 80 und älter 17,1% 17,9% 65-79

19,6% 50-64 25,0%

25-49 33,5% 29,1% 15-24

11,6% 8,5% 6-14 8,3% 7,3% 4,1% 4,6% 0-5 2007 2022

Die Projektion der Altersstrukturveränderungen baut auf der Fortschreibung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Geburten- und Sterbefälle) und wird durch Zu- und Abwande- rungseffekte modifiziert. Für Großalmerode ist angesichts der einerseits peripheren, ande- rerseits auch landschaftlich attraktiven Lage davon auszugehen, dass Wanderungsverluste eher jüngere Altersgruppen betreffen, die auf der Suche nach Ausbildungs- und Beschäfti- gungsangeboten die Region verlassen; inwieweit Großalmerode auch als zukünftig auch als Wohnstandort für in Kassel arbeitende Menschen an Bedeutung gewinnen kann, ist in hohem Maße von der Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung in und um Kassel sowie der Bauland- und Wohnungsmarktentwicklung in den Kommunen des 1. und 2. Rings ab- hängig. Hingegen spricht die landschaftlich attraktive Lage der Stadt in Verbindung mit geringen Verkehrsbelastungen und relativ niedrigen Immobilienpreisen für Wanderungsgewinne in höheren Altersgruppen, die angemessene Lebensbedingungen für ihre Ruhestandsphase

Seite 30 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 suchen. Unter dem Aspekt der Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen dürfte dieser Effekt vorrangig in der Kernstadt wirksam werden. Das in der Kernstadt von Großalmerode existierende Seniorenzentrum mit 89 Pflegeplätzen wird ebenfalls zu Zuwanderungen alter und hochaltriger Menschen führen. Somit ist davon auszugehen, dass der Trend der natürlichen Bevölkerungsentwicklung zu wachsenden Anteilen älterer Bevölkerungsgruppen und eher rückläufigen Zahlen bei den Unter-50-jährigen durch Wanderungseffekte tendenziell verstärkt werden wird.

Altersaufbau der Bevölkerung Großalmerode Altersaufbau der Bevölkerung Großalmerode 2007 2022 Prognose der natürlichen Entwicklung

97 97

94 94

91 91

88 88

85 85

82 82

79 79

76 76

73 73

70 70

67 67

64 64

61 61

58 58

55 55

52 52

49 49

46 46

43 43

40 40

37 37

34 34

31 31

28 28

25 25

22 22

19 19

16 16

13 13

10 10

7 7

4 4

1 1 80 60 40 20 0 20 40 60 80 80 60 40 20 0 20 40 60 80 Männer Frauen Männer Frauen

Altersstrukturveränderungen kommunal: Helsa 2022

Auch in Helsa weist die Altersgruppe der erwerbsfähigen Bevölkerung einen überdurch- schnittlichen Rückgang im Vergleich zur Gesamtbevölkerungsentwicklung auf (-15,2 % ge- genüber –13,8 %). Hier sind jedoch die 25-49-jährigen am stärksten von Schrumpfung be- troffen (-31,0 %), gefolgt von den 15-24-jährigen (-20,4 %); der Zuwachs in der Gruppe der 50-64-jährigen erreicht 14,5 %. Die Zahl der 0-5-jährigen liegt 2022 um 7,8 % unter dem Ausgangswert von 2007, für die 6- 14-jährigen Schulkinder ergibt sich ein Rückgang um 23,8 %. Abweichend vom Trend auf der Ebene des KAG-Gebiets sowie der übrigen KAG-Kommunen ergibt die Bevölkerungsprojektion für Helsa einen Rückgang der Zahl der Über-64-jährigen um 8,2 %, primär verursacht durch den Rückgang der Zahl der Hochaltrigen (-20,6 %), der

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 31 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 von einem relativ geringen Rückgang der Zahl der 65-79-jährigen um 1,8 % begleitet wird. Ein Grund für diesen abweichenden Trend liegt im derzeit vergleichsweise hohen Bevölke- rungsanteil der Über-79-jährigen von 8,6 % (gegenüber 5,8 % im KAG-Gebiet insgesamt), der wiederum Folge der in der Kerngemeinde sowie in Waldhof vorhandenen Seniorenhei- men mit insgesamt etwa 400 Plätzen ist.

ALTERSGRUPPEN - natürliche Entwicklung Helsa 0-5 6-14 15-24 25-49 50-64 65-79 80 + SUMME 2007 259 512 575 2.198 1277 1056 556 6.433 2012 261 419 598 1.955 1407 1019 449 6.107 2017 254 392 555 1.692 1463 1051 416 5.823 2022 239 390 458 1.517 1462 1037 442 5.544 Verän- -20 -122 -117 -681 185 -19 -114 -889 derung '07-'22 -7,83% -23,83% -20,42% -31,00% 14,49% -1,77% -20,55% -13,82%

Altersstrukturprojektion Helsa 2007-2022 (natürliche Entwicklung)

8,6% 8,0% 80 und älter

16,4% 18,7% 65-79

19,9% 50-64 26,4%

25-49

34,2% 27,4% 15-24

6-14 8,9% 8,3% 8,0% 7,0% 4,0% 4,3% 0-5 2007 2022

Die genannten Alteneinrichtungen wirken sich auch spezifisch auf die künftige Bevölke- rungsentwicklung aus, nämlich durch Stärkung eines positiven Wanderungssaldos durch alte und hochaltrige Bevölkerungsgruppen und eines negativen Saldos der natürlichen Be- völkerungsentwicklung durch Anstieg der Zahl der Sterbefälle. Insoweit ist zu erwarten, dass der Bevölkerungsanteil alter Menschen in Helsa tendenziell stabiler bleiben wird als aus der Fortschreibung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung hervorgeht. Ob es gelin- gen kann, die zu erwartenden Bevölkerungsverluste bei den 6-49-jährigen durch Zuwande- rung (oder die Verhinderung von Abwanderung) zu mindern, ist in hohem Maße davon ab- hängig, inwieweit Helsa als Wohnstandort für die in Kassel oder auch in Hessisch Lichte- nau arbeitende Bevölkerung attraktiver werden kann. Die relativ günstige Verkehrsanbin- dung (RegioTram, B 7) wie auch die landschaftlichen Qualitäten können in diesem Zusam-

Seite 32 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 menhang begünstigend wirken; von zentraler Bedeutung ist aber auch die Schaffung att- raktiver Angebote am Wohnungsmarkt – vorrangig innerhalb des Siedlungsbestands.

Altersaufbau der Bevölkerung Altersaufbau der Bevölkerung Helsa 2007 Helsa 2022 Prognose der natürlichen Entwicklung

97 97

93 94

91 89 88

85 85

81 82

79 77 76 73 73

69 70

67 65 64

61 61

57 58

55 53 52 49 49

45 46

43 41 40

37 37

33 34

31 29 28 25 25

21 22

19 17 16

13 13

9 10

7 5 4

1 1 75 50 25 0 25 50 75 75 50 25 0 25 50 75 M änner Frauen Männer Frauen

Altersstrukturveränderungen kommunal: Hessisch Lichtenau 2022

Noch deutlicher als in Großalmerode und Helsa ist die Altersgruppe der erwerbsfähigen Bevölkerung auch in Hessisch Lichtenau von einem überdurchschnittlichen Rückgang im Vergleich zur Gesamtbevölkerungsentwicklung betroffen (-14,2 % gegenüber –10,8 %). Wie im KAG-Gebiet insgesamt dominiert der Schrumpfungsprozess bei den 15-24-jährigen (-38,2 %), gefolgt von den 25-19-jährigen (-22,9 %); die Altersgruppe des älteren Arbeits- kräftepotenzials (50-64-jährige) wächst dagegen der Projektion zufolge um 15,6 % an. Von Schrumpfung gekennzeichnet ist auch die weitere Entwicklung der Zahl der Kinder und Jugendlichen: Die Zahl der 0-5-jährigen sinkt zwischen 2007 und 2022 um 11,8 %, die Zahl der 6-14-jährigen Schulkinder um 24,8 %. Die Zahl der Über-64-jährigen steigt bis 2022 um 4,7 % und damit nur etwas stärker als auf Ebene des KAG-Gebiets (+3,1 %). Altersdifferenziert betrachtet weist Hessisch Lichtenau jedoch im interkommunalen Vergleich mit 31,9 % die höchsten Steigerungsraten für die Altersgruppe der Hochaltrigen (80 Jahre und älter) auf, begleitet von einem Absinken der Zahl der 65-79-jährigen um 3,9 %.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 33 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

ALTERSGRUPPEN - natürliche Entwicklung Hessisch Lichtenau 0-5 6-14 15-24 25-49 50-64 65-79 80 + SUMME 2007 560 1.059 1.588 4.690 2.649 2.239 704 13.489 2012 541 891 1.385 4.370 3.004 2.129 754 13.073 2017 525 822 1.151 3.944 3.133 2.183 830 12.589 2022 494 797 982 3.618 3.063 2.152 929 12.034 Verän- -66 -262 -606 -1072 414 -87 225 -1.455 derung - - '07-'22 11,84% 24,75% -38,16% -22,86% 15,63% -3,89% 31,94% -10,78%

Altersstrukturprojektion Hessisch Lichtenau 2007-2022 (natürliche Entwicklung) 5,2% 7,7% 80 und älter 16,6% 17,9% 65-79

19,6% 50-64 25,5%

25-49 34,8% 30,1% 15-24

11,8% 6-14 8,2% 7,9% 6,6% 4,2% 4,1% 0-5 2007 2022

Auch in Hessisch Lichtenau wird die projizierte natürliche Bevölkerungsentwicklung von Zu- und Abwanderungseffekten modifiziert werden, die wiederum stark von externen Rah- menbedingungen der kommunalen und regionalen Entwicklung abhängig sind. Eine positi- ve Wirtschaftsentwicklung durch erfolgreiche Vermarktung der Blücherkaserne als Gewer- bestandort kann die Bedeutung Hessisch Lichtenaus als Mittelzentrum der Region stärken, die Attraktivität für jüngere Arbeitnehmer und damit auch für junge Familien deutlich erhö- hen und die Erschließung der vorhandenen Wohnbaulandpotenzialen in der Kernstadt for- cieren. Unter diesen Umständen kann eine spürbare Minderung der zu erwartenden Schrumpfungsprozesse in allen Altersgruppen bis 49 Jahre erreicht werden. Weniger abhängig vom Verlauf externer Entwicklungsparameter erscheint dagegen das Po- tenzial einer Zuwanderung älterer Menschen; dieses resultiert vorrangig aus der Infrastruk- turausstattung und Anbindungsqualität der Kernstadt, die günstige Voraussetzungen für die Realisierung altengerechter Wohnformen und Lebensbedingungen bietet. Zur Erschlie- ßung dieses Potenzials ist es jedoch erforderlich, den Ausbau an altengerechten Woh- nungsangeboten in integrierten, zentralen Lagen der Kernstadt zu fördern.

Seite 34 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Altersaufbau der Bevölkerung Altersaufbau der Bevölkerung Hessisch Lichtenau 2007 Hessisch Lichtenau 2022 Prognose der natürlichen Entwicklung

97 97

94 94

91 91

88 88

85 85

82 82

79 79

76 76

73 73

70 70

67 67

64 64

61 61

58 58

55 55

52 52

49 49

46 46

43 43

40 40

37 37

34 34

31 31

28 28

25 25

22 22

19 19

16 16

13 13

10 10

7 7

4 4

1 1 150 125 100 75 50 25 0 25 50 75 100 125 150 150 125 100 75 50 25 0 25 50 75 100 125 150 Männer Frauen Männer Frauen

Altersstrukturveränderungen kommunal: Kaufungen 2022

Hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Gruppe der erwerbsfähigen Bevölkerung ent- sprechen die Perspektiven Kaufungens in etwa denen der übrigen KAG-Kommunen: So zeigt sich auch hier für die ein überdurchschnittlicher Rückgang (-11,1 % gegenüber -7,1 % für die Gesamtbevölkerung). Der Schrumpfungsprozess weist hier für die 15-24-jährigen (-24,3 %) und für die 25-49-jährigen (-25,3 %) ähnliche Dimensionen auf; die Zahl der 50- 64-jährigen wächst um 22,7 %. Die Zahl der 0-5-jährigen liegt der Projektion zufolge in 2022 nahezu auf dem Niveau von 2007 (+0,1 %), für die Zahl der 6-14-jährigen Schulkinder um wird dagegen auch hier ein spürbarer Rückgang erwartet (-27,1 %). Auffällig an der projizierten Entwicklung Kaufungens ist das starke Wachstum der Gruppe alter Menschen: Die Zahl der Über-64-jährigen steigt bis 2022 um 15,3 %, bedingt durch Zuwächse sowohl bei den Hochaltrigen (+24,1 %) als auch – abweichend vom Trend in den übrigen Kommunen der KAG – bei den 65-79-jährigen (+12,4 %).

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 35 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

ALTERSGRUPPEN - natürliche Entwicklung Kaufungen 0-5 6-14 15-24 25-49 50-64 65-79 80 + SUMME 2007 599 1.310 1.481 4.973 2.676 1.933 657 13.629 2012 621 1.037 1.564 4.481 2.998 2.024 648 13.372 2017 631 923 1.410 3.963 3.270 2.153 705 13.055 2022 600 955 1.121 3.716 3.283 2.172 816 12.662 Verän- 1 -355 -360 -1257 607 239 159 -967 derung '07-'22 0,13% -27,09% -24,34% -25,28% 22,68% 12,35% 24,14% -7,10%

Altersstrukturprojektion Kaufungen 2007-2022 (natürliche Entwicklung) 4,8% 6,4% 80 und älter 14,2% 17,2% 65-79

19,6% 25,9% 50-64

25-49 36,5% 29,3% 15-24

10,9% 8,9% 6-14 9,6% 7,5% 4,4% 4,7% 0-5 2007 2022

Die Perspektiven des künftigen Wanderungsgeschehens der direkt an das Kasseler Sied- lungsgebiet angrenzende Gemeinde Kaufungen unterscheiden sich zwangsläufig von de- nen der übrigen KAG-Kommunen: So ist hier grundsätzlich vom Erhalt eines gewissen Nachfragedrucks jüngerer Bevölkerungsgruppen auszugehen, dessen Dimension jedoch wiederum von der generellen wirtschaftlichen Entwicklung Kassels und der Stadtregion ab- hängig ist. Gleichzeitig bleibt Kaufungen aufgrund seiner kompakten Siedlungsstruktur mit hoher Infrastrukturdichte, der überschaubaren Größe und der Nähe zu einem attraktiven Landschaftsraum auch für ältere Menschen als Wohnstandort und Lebensraum attraktiv. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass Wanderungsgewinne sowohl in der Zielgruppe jüngerer Arbeitnehmer bzw. junger Familien als auch in der Zielgruppe älterer Menschen auf der Suche nach einer altengerechten Wohnform zu realisieren sind; der Um- fang dieser potenziellen Wanderungsgewinne ist in hohem Maße davon abhängig, inwie- weit für diese Nachfrage angemessene Angebote geschaffen werden können: Dies betrifft zum Einen nach wie vor die Nachfrage nach Bauland, zum Anderen aber zunehmend auch hier integrierte Wohnstandorte im Siedlungsbestand.

Seite 36 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Altersaufbau der Bevölkerung Altersaufbau der Bevölkerung Kaufungen 2007 Kaufungen 2022 Prognose der natürlichen Entwicklung

97 97

94 94

91 91

88 88

85 85

82 82

79 79

76 76

73 73

70 70

67 67

64 64

61 61

58 58

55 55

52 52

49 49

46 46

43 43

40 40

37 37

34 34

31 31

28 28

25 25

22 22

19 19

16 16

13 13

10 10

7 7

4 4

1 1 150 125 100 75 50 25 0 25 50 75 100 125 150 150 125 100 75 50 25 0 25 50 75 100 125 150 Männer Frauen Männer Frauen

Altersstrukturveränderungen kommunal: Waldkappel 2022

Die Gruppe der erwerbsfähigen Bevölkerung schrumpft in Waldkappel – abweichend vom Trend in den übrigen Kommunen der KAG – im Vergleich zur Gesamtbevölkerungsentwick- lung leicht unterdurchschnittlich (-10,8 % gegenüber –11,5 %). Zurückzuführen ist dieser Effekt auf ein besonders starkes Anwachsen der Zahl der 50-64-jährigen (+30,6 %), wäh- rend die Altersgruppen der 15-24-jährigen (-37,2 %) und der 25-49-jährigen (-23,2 %) ähn- lich wie in den anderen Kommunen deutliche Rückgänge verzeichnen. Die Zahl der 0-5-jährigen steigt der Projektion zufolge bis 2022 leicht an (+3,9 %), während die Zahl der 6-14-jährigen Schulkinder auch hier um von einem deutlichen Schrumpfungs- prozess erfasst wird (-32,5 %). Die Zahl der alten Menschen ist in Waldkappel infolge der natürlichen Entwicklung eben- falls rückläufig: Insgesamt wird für die Zahl der Über-64-jährigen bis 2022 ein Rückgang um 7,8 % projiziert, bedingt durch einen Rückgang der Zahl der 65-79-jährigen (-17,1 %), der durch den Zuwachs bei den Hochaltrigen (+18,2 % bei kleinerer Gruppengröße) nur teilweise kompensiert wird. Maßgeblich für dieses Projektionsergebnis ist (wie auch im Falle von Helsa) der bereits aktuell relativ hohe Anteil alter Menschen im Bevölkerungsauf- bau.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 37 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

ALTERSGRUPPEN - natürliche Entwicklung Waldkappel 0-5 6-14 15-24 25-49 50-64 65-79 80 + SUMME 2007 192 464 606 1.788 923 911 326 5210 2012 203 354 585 1.639 1.097 831 312 5021 2017 208 289 505 1.479 1.228 773 344 4826 2022 199 313 381 1.374 1.205 756 385 4613 Verän- 7 -151 -225 -414 282 -155 59 -597 derung '07-'22 3,85% -32,46% -37,16% -23,17% 30,56% -17,06% 18,19% -11,46%

Altersstrukturprojektion Waldkappel 2007-2022 (natürliche Entwicklung) 6,3% 8,4% 80 und 17,5% 16,4% älter 65-79 17,7% 26,1% 50-64

25-49 34,3% 29,8% 15-24

11,6% 8,3% 6-14 8,9% 6,8% 3,7% 4,3% 0-5 2007 2022

Hinsichtlich künftiger Zu- und Abwanderungseffekte ist für Waldkappel davon auszugehen, dass auch hier Wanderungsverluste eher jüngere Altersgruppen betreffen, die auf der Su- che nach Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten die Region verlassen. Nennenswerte Zuwanderungspotenziale im Bereich jüngerer Arbeitnehmer bzw. junger Familien sind al- lenfalls dann vorstellbar, wenn es gelingt, in der Region neue Arbeitsplätze zu schaffen und mit Weiterbau der A 44 eine deutlich verbesserte Anbindung zumindest einiger Ortsteile von Waldkappel zu schaffen. Eventuelle Wanderungsgewinne in höheren Altersgruppen lassen sich aus der landschaft- lich attraktiven Lage der Stadt in Verbindung mit geringen Verkehrsbelastungen und relativ niedrigen Immobilienpreisen ableiten, die angemessene Lebensbedingungen für ihre Ru- hestandsphase suchen; diese Nachfrage dürfte sich aufgrund der Bedeutung der Infra- strukturnähe für altengerechte Wohnstandorte auch hier vorrangig auf die Kernstadt kon- zentrieren. Tendenziell besteht somit die Chance, die Bevölkerungsverluste in nahezu allen Altersgruppen aufgrund der natürlichen Entwicklung durch Wanderungseffekte zu mindern, voraussichtlich jedoch nur in begrenztem Umfang.

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Altersaufbau der Bevölkerung Altersaufbau der Bevölkerung Waldkappel 2007 Waldkappel 2022 Prognose der natürlichen Entwicklung

97 97

94 94

91 91

88 88

85 85

82 82

79 79

76 76

73 73

70 70

67 67

64 64

61 61

58 58

55 55

52 52

49 49

46 46

43 43

40 40

37 37

34 34

31 31

28 28

25 25

22 22

19 19

16 16

13 13

10 10

7 7

4 4

1 1 75 50 25 0 25 50 75 75 50 25 0 25 50 75 Männer Frauen Männer Frauen

1.5 Haushaltsstrukturen: Status und bisherige Entwicklung

Da Haushaltszahlen und Haushaltsgrößen auf kommunaler Ebene nicht fortlaufend von der amtlichen Statistik erfasst werden, wird in diesem Kapitel mangels kleinräumigerer Daten hilfsweise auf Daten aus der Raumordnungsprognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) für den Landkreis Kassel und den Werra-Meißner-Kreis zurückgegrif- fen, die zumindest eine Trendabschätzung für das KAG-Gebiet erlauben. Die Raumord- nungsprognose dokumentiert die reale Entwicklung von 1990 bis 2002 und prognostiziert auf dieser Basis Werte für die Jahre 2003 bis 2020.

Haushaltsgrößen

Die durchschnittliche Haushaltsgröße lag in 2002 im Landkreis Kassel bei 2,25 Personen pro Haushalt, im Werra-Meißner-Kreis bei 2,19 Personen je Haushalt. Gegenüber dem Wert von 1990 entspricht dies einem Rückgang um 0,21 (Landkreis Kassel) bzw. 0,18 (Werra- Meißner-Kreis). Gegenüber dem Vergleichswert auf Landesebene (2,14 Personen je Haushalt) sind die Haushaltsgrößen beider Landkreise überdurchschnittlich, was jedoch typisch für ländlich geprägte Räume ist. Allerdings sind die durchschnittlichen Haushaltsgrößen in den beiden

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Landkreisen seit 1990 schneller gesunken als auf Landesebene, so dass hier eine gewisse Angleichung stattgefunden hat.

Durchschnittliche Haushaltsgrößen im Gebiet der KAG Westliches Meißnerland

1990 2002 Veränderung

Landkreis Kassel 2,46 2,25 -0,21 // -8,5 %

Werra-Meißner-Kreis 2,37 2,19 -0,18 // -7,6 %

Zum Vergleich: Land Hessen 2,27 2,14 -0,13 //- 5,7 %

Haushaltsstruktur

Die Veränderung der Größenstruktur der Haushalte zwischen 1990 und 2002 ist von einem deutlichen Bedeutungsgewinn kleiner Haushalte geprägt: Der Anteil der 2-Personen-Haushalte hat in diesem Zeitraum in beiden Landkreisen um 5,0 Prozentpunkte zugenommen; ebenfalls gewachsen sind die Anteile der 1- Personen-Haushalte (+1,7 Prozentpunkte im Landkreis Kassel, +1,2 Prozentpunkte im Werra-Meißner-Kreis). Auf Landesebene ist der Anteil der 2-Personen-Haushalte demgegenüber etwas geringer (+4,0 Prozentpunkte), der Anteil der 1-Personen- Haushalte etwas stärker gestiegen (+2,2 Prozentpunkte). Am stärksten gesunken ist dagegen auf Landkreis- wie auf Landesebene der Anteil der 3-Personen-Haushalte (Landkreis Kassel -2,9 Prozentpunkte, Werra-Meißner- Kreis -2,2 Prozentpunkte, Land Hessen -2,7 Prozentpunkte). Ebenfalls auf Landkreis- und Landesebene gesunken sind die Anteile der 4- Personen-Haushalte sowie der 5 und mehr-Personen-Haushalte (zwischen -1,3 Prozentpunkte und -2,1 Prozentpunkte).

Größenstruktur der Haushalte im Gebiet der KAG Westliches Meißnerland

Landkreis Kassel Werra-Meißner-Kr. Land Hessen

1990 2002 1990 2002 1990 2002 31,6 1-Personen-Haushalte 29,9% % 27,0% 28,2% 33,4% 35,6% 36,7 2-Personen-Haushalte 31,7% % 31,4% 36,4% 30,6% 34,6% 15,0 3-Personen-Haushalte 17,9% % 18,7% 16,5% 17,0% 14,3% 12,3 4-Personen-Haushalte 14,1% % 15,6% 13,6% 13,5% 11,4%

5 und mehr-Pers.-Hh. 6,3% 4,4% 7,3% 5,3% 5,5% 4,2%

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1.6 Haushaltsstrukturen: Perspektiven

Auch für die Beschreibung der künftig möglichen Entwicklung von Haushaltszahlen und Haushaltsgrößen wird auf Daten aus der Raumordnungsprognose des BBR für den Land- kreis Kassel und den Werra-Meißner-Kreis zurückgegriffen; vgl. hierzu auch Kapitel 1.5).

Haushaltsgrößen

Die Raumordnungsprognose des BBR geht bis 2020 für die Raumordnungsregion Nordhes- sen von einem weiteren Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße (also weiter wachsender Zahlen kleiner Haushalte und rückläufiger Zahlen großer Haushalte) aus, al- lerdings in abgeschwächter Dynamik: Während die durchschnittliche Haushaltsgröße im Landkreis Kassel von 1990 bis 2002 um 8,5 % gesunken ist, wird bis 2020 – also in einem um die Hälfte längeren Zeitraum – ein weiterer Rückgang um nur noch 6,2 % auf 2,11 Personen je Haushalt erwartet. Im Werra-Meißner-Kreis war von 1990 bis 2002 ein Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße um 7,6 % zu verzeichnen, von 2020 wird ein weiterer Rückgang um 8,2 % erwartet, was jedoch unter Berücksichtigung des längeren Prognosezeitraums im Vergleich zum Beobachtungszeitraum ebenfalls eine abgeschwächte Dynamik bedeutet. Auf Landesebene wird der gleiche Trend erwartet: Einem beobachteten Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße um 5,7 % bis 2002 steht ein erwarteter weiterer Rückgang um 5,1 % bis 2020 gegenüber.

Durchschnittliche Haushaltsgrößen im Gebiet der KAG Westliches Meißnerland PROGNOSE

Veränderungen 2002 2010 2020 2002- 2020

Landkreis Kassel 2,25 2,19 2,11 -0,14 // -6,2 %

Werra-Meißner-Kreis 2,19 2,10 2,01 -0,18 // -8,2 %

Zum Vergleich: Land Hessen 2,14 2,08 2,03 -0,11 // -5,1 %

Mangels verfügbarer Haushaltsdaten auf kommunaler Ebene ist eine Projektion der Haus- haltszahlen im KAG-Gebiet bis 2022 (analog zur Bevölkerungsprojektion) nicht möglich. Um jedoch modellhaft die Auswirkungen einer Verkleinerung der durchschnittlichen Haus- haltsgrößen auf die Entwicklung der Zahl der Haushalte aufzuzeigen, sind in der folgenden Tabelle die durchschnittlichen Haushaltsgrößen auf Landkreisebene (Daten der BBR- Raumordnungsprognose) auf die Ergebnisse des Szenarios B der für das Integrierte Hand- lungskonzept erstellten Bevölkerungsprojektion angewendet worden. Dabei zeigt sich, dass auf der Ebene des KAG-Gebiets im Falle eines projizierten Bevölkerungsrückgangs um 7,6% die Zahl der Haushalte nahezu konstant bleiben würde (-0,3 %). Auf kommunaler E-

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 41 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 bene führen die vergleichsweise geringsten Raten der Bevölkerungsschrumpfung in Kau- fungen und Hessisch Lichtenau zu einem leichten Anstieg der Haushaltszahlen, in den üb- rigen Kommunen geht die Zahl der Haushalte zwar zurück, jedoch im Vergleich zur Bevölke- rungsentwicklung in deutlich geringeren Dimensionen.

MODELLRECHNUNG: Veränderung der Zahl der Haushalte bis 2022 im KAG-Gebiet unter Annahme einer mittleren Bevölkerungsentwicklung (Szenario B)

Haushaltsgröße Einwohnerzahl 2007- Zahl d. Haushalte 2007- 2007 2022* 2007 2022 2022 2007 2022 2022 Großalmerode WMK 2,19 2,01 7.517 6.867 -8,6% 3.432 3.416 -0,5% Helsa LK KS 2,25 2,11 6.433 5.844 -9,2% 2.859 2.770 -3,1% Hessisch Lichtenau WMK 2,19 2,01 13.489 12.409 -8,0% 6.159 6.174 0,2% Kaufungen LK KS 2,25 2,11 13.629 13.187 -3,2% 6.057 6.250 3,2% Waldkappel WMK 2,19 2,01 5.210 4.463 -14,3% 2.379 2.220 -6,7% SUMME 46.278 42.770 -7,6% 20.887 20.830 -0,3%

* Die laut BBR-Raumordnungsprognose für 2020 ermittelten Werte werden hier bis 2022 konstant gesetzt

Haushaltsstruktur

Auch hinsichtlich der künftigen Größenstruktur der Haushalte ist der Raumordnungsprog- nose zufolge von einer Fortsetzung des Haupttrends, nämlich wachsenden Anteilen kleiner Haushalte, auszugehen: Die stärksten Zuwächse werden auch weiterhin für die 2-Personen-Haushalte erwar- tet, deren Anteile an der Gesamtzahl der Haushalte um 4,6 Prozentpunkte (Werra- Meißner-Kreis) bzw. 4,0 Prozentpunkte (Landkreis Kassel) steigen; die Anteile der 1- Personen-Haushalte steigen um 2,1 bzw. 1,6 Prozentpunkte. Der Prognose zufolge werden in 2020 im Landkreis Kassel 73,9 % aller Haushalte aus ein oder zwei Personen bestehen, im Werra-Meißner-Kreis sind es 71,3 %. Die stärksten Rückgänge errechnen sich für die 4-Personenhaushalte gefolgt von den 3-Personenhaushalten (-2,2 bzw. -1,6 Prozentpunkte) und sowie den Haushalten mit 5 und mehr Personen (-1,3 bzw. –1,0 Prozentpunkte). Auf Landesebene werden in der Rangfolge die gleichen Trends vorausberechnet, je- doch weniger stark ausgeprägt als im Landkreis Kassel und insbesondere im Werra- Meißner-Kreis.

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Größenstruktur der Haushalte im Gebiet der KAG Westliches Meißnerland PROG- NOSE

Landkreis Kassel Werra-Meißner-Kr. Land Hessen

2002 2020 1990 2020 2002 2020

1-Personen-Haushalte 31,6% 33,2% 28,2% 30,3% 35,6% 37,7%

2-Personen-Haushalte 36,7% 40,7% 36,4% 41,0% 34,6% 37,3%

3-Personen-Haushalte 15,0% 13,4% 16,5% 14,3% 14,3% 12,7%

4-Personen-Haushalte 12,3% 9,3% 13,6% 10,5% 11,4% 9,0%

5 und mehr-Pers.-Hh. 4,4% 3,4% 5,3% 4,0% 4,2% 3,3%

1.7 Heterogenisierung und Zuwanderung

Zur Abschätzung von Heterogenisierungseffekten durch wachsende Anteile der Bevölke- rung mit Migrationshintergrund wird an dieser Stelle auf die Entwicklung des Anteils der ausländischen Bevölkerung als einzig verfügbarer Indikator zurückgegriffen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund hierdurch nur unzulänglich widerspiegelt, weil weder die Zuwanderung deutschstämmiger Bevölke- rung noch die Effekte der Einbürgerung bereits hier lebender Zugewanderter erfasst wer- den. Gleichwohl lassen sich an der Entwicklung des Anteils der ausländischen Bevölkerung generelle Trends ablesen. Am 31.12.2006 lag der Anteil nicht-deutscher Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung im KAG-Gebiet bei 2,7 %; seit 1990 bewegte sich dieser Anteil relativ stabil im Bereich von 2,5 % bis 3,6 %. Auf kommunaler Ebene stellen sich die Ausländeranteile wiederum unter- schiedlich dar: Am höchsten war der Anteil nicht-deutscher Bevölkerung mit 4,3 % in Hessisch Lich- tenau; seit 1990 bewegte sich dieser Anteil zwischen 4,1 % und 5,3 %. In Kaufungen betrug der Ausländeranteil zum 31.12.2006 4,3 %; seit 1990 lagen die Werte zwischen 2,5 % und 3,9 %. Mit 2,7 % entsprach der Ausländeranteil in Helsa dem KAG-Durchschnitt; die Ent- wicklung seit 1990 weist eine Spannbreite von 2,4 % bis 4,2 % auf. In Großalmerode betrug der Ausländeranteil 1,9 % und bewegte sich zwischen 1990 und 2006 im Bereich von 1,6 % und 3,0 %. Den geringsten Anteil nicht-deutscher Bevölkerung am 31.12.2006 wies Waldkappel mit 1,0 % auf; seit 1990 lagen die Werte im Bereich von 0,9 % bis 2,0 %.

Laut Demografiebericht der Bertelsmann-Stiftung lagen die Ausländeranteile in 2005 in Helsa (2,7 %) und Kaufungen (3,4 %) unter dem Durchschnittswert von 4,0 % für den Landkreis Kassel. Im Werra-Meißner-Kreises weisen Großalmerode (1,7 %) und Waldkappel

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 43 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

(1,0 %) unterdurchschnittliche Ausländeranteile gegenüber dem Landkreis (3,3 %) auf; dagegen ist der Ausländeranteil in Hessisch Lichtenau mit 3,8 % leicht überdurchschnitt- lich. Insgesamt bewegen sich die regionalen Ausländeranteile deutlich unter dem Wert auf Landesebene (11,4 %). In fast allen Kommunen der KAG liegt die ausländerspezifische Arbeitslosenquote über- durchschnittlich weit über der allgemeinen Arbeitslosenquote: Während hessenweit die ausländerspezifische Arbeitslosenquote in 2005 mit 24,5 % knapp doppelt so hoch war wie die allgemeine Arbeitslosenquote (13,1 %), beträgt in Waldkappel die ausländerspezi- fische Arbeitslosenquote das 3,2-fache der allgemeinen Quote, in Helsa das 2,7-fache, in Hessisch Lichtenau das 2,3-fache und in Kaufungen das 2,2-fache. Lediglich Großalmerode liegt mit einem Wert von 1,9 nur leicht über dem hessischen Durchschnittswert. Die Ver- gleichswerte für den Landkreis Kassel und den Werra-Meißner-Kreis (2,7 bzw. 2,6 %) wei- sen darauf hin, dass es sich hierbei um eine generelles Phänomen der ländlichen Regionen handelt; während in Städten wie Frankfurt und Kassel wie Frankfurt und Kassel die Werte unter dem Landesdurchschnitt liegen.

Allgemeine und ausländerspezifische Arbeitslosenquoten 2005 Allgemeine Arbeitslosenquote Ausländerspezifische Quote 50 45,4 45 41,7 40 40 36 35,9

35 30,2 30 28,2 24,5 25

20 17,7 15,6 14,5 14,6 13,9 in Prozentpunkten 15 13,1 13,2 13,1

10

5

0

n l en is s e de r ro es Helsa r-K H s Kassel i ne alme aldkappe s Kaufunge kre iss s W d ro -Me G Lan rra e Hessisch Lichtenau W Angesichts der Mechanismen der räumlichen Verteilung von Zuwanderung, die sich groß- räumig primär an erwarteten Erwerbsmöglichkeiten und damit vor allem an großen Städten und Agglomerationen orientiert, ist im KAG-Gebiet auch für die Zukunft kein erheblicher Anstieg des Anteils der ausländischen Bevölkerung und damit zumindest quantitativ kein wachsender Problemdruck aus einer zunehmenden Heterogenisierung der Bevölkerung zu erwarten.

Seite 44 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Auf kleinräumiger Ebene sind ungeachtet der relativ geringen Ausländerquoten soziale Problemlagen in Wechselwirkungen mit städtebaulichen Defiziten denkbar, die sich auch an der Herkunft der Bevölkerung sowie den damit verbundenen sprachlichen und kulturel- len Barrieren festmacht. Hier gilt es, aufmerksam gegenüber tendenziell problematischen Entwicklungen zu bleiben und frühzeitig zu intervenieren, zum Beispiel durch Maßnahmen eines sozialen Quartiersmanagements.

1.8 Folgen für den Stadtumbauprozess

Wachstum oder Schrumpfung

Sowohl die Entwicklung der vergangenen Jahre als auch die zur Zeit vorliegenden Progno- seergebnisse lassen für die KAG-Kommunen des Westlichen Meißnerlands bis 2022 einen kontinuierlichen, jedoch vergleichsweise moderaten Schrumpfungsprozess erwarten. Bei einer differenzierten Betrachtung zeigt sich jedoch, dass dieser Bevölkerungsrückgang auf kommunaler Ebene ein Ergebnis weiterhin unterschiedlicher Entwicklungsperspektiven der einzelnen Städte und Gemeinden ist: So bilden die Prognoseergebnisse auf Gemein- deebene ein Spektrum von +5,3 % bis –7,5 % ab, das jedoch weniger groß ist als im Zeit- raum von 1990 bis 2006 (+21,8 % bis –8,9%). Eine noch stärkere Ausdifferenzierung ergibt sich auf der teilräumlichen Ebene der Ortstei- le: Das Entwicklungsspektrum reicht hier (im Zeitraum von 2002 – 2006) von einem Wachstum um 6,8 % bis hin zu Einwohnerrückgängen um 16,2 %. Auch zukünftig sind dif- ferierende Entwicklungen zu erwarten, wobei insbesondere die peripheren Ortsteile auch weiterhin von besonders starken Rückgängen bedroht erscheinen und nach besonderen Strategien im Umgang mit Siedlungsstruktur, Versorgung, Infrastruktur und Mobilität ver- langen. Die Analyse der Bedingungsfaktoren für die demografische Entwicklung hat – bei einem relativ konstant negativem natürlichen Bevölkerungssaldo – eine direkte Abhängigkeit der Gesamtbevölkerungsentwicklung vom Wanderungssaldo aufgezeigt. Angesichts der sich in der Regel nur langsam verändernden Parameter der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (bei einer generellen Tendenz zu weiteren Geburtenrückgängen und noch anhaltendem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung) stellt die Zahl der Zu- und Abwandernden auch künftig den entscheidenden Schlüssel für die Entwicklungschancen des KAG-Gebiets dar.

Kommunale Einflussmöglichkeiten

Generell ist der kommunalpolitische Einfluss auf lokale Geburtenraten als gering einzustu- fen, da die Entscheidung zur Familiengründung oder -vergrößerung vorrangig von zahlrei- chen individuellen Parametern gesteuert wird; kommunale Familienpolitik dürfte hier allen- falls eine stützende Funktion übernehmen können. Umso größer sind die kommunalen Einflussmöglichkeiten auf die Zu- und Abwanderung und damit auch auf die langfristige Sicherung eines positiven Wanderungssaldos: Eine Att-

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 45 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 raktivitätssteigerung des Westlichen Meißnerlandes als Wohnstandort und Lebensmittel- punkt ist der zentrale Hebel, um Bevölkerungsrückgänge zu minimieren, die vorhandene Infrastruktur weiterhin auszulasten und bedarfsorientiert um- oder auch auszubauen. Das Spektrum möglicher Handlungsansätze ist dementsprechend vielfältig: Es reicht von der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, über attraktive Wohnungsangebote und Wohnumfeldqualitäten, Erhalt und Anpassung der Infrastruktur, sowie die Sicherung städ- tebaulicher Qualitäten bis hin zu einer aktiven Alterswirtschaft.

Entwicklung der Privathaushalte

Hinsichtlich der zukünftigen Zahl der Haushalte, die zum Beispiel für die Wohnungsnach- frage von größerer Bedeutung ist als die Zahl der Einwohner, ist anzunehmen, dass – dem generellen Trend folgend – die durchschnittliche Haushaltsgröße weiter absinken wird, wenngleich in abgeschwächter Dynamik. Damit verbindet sich zugleich ein anhaltender Trend der Zunahme von 2-Personen-Haushalten und (weniger stark) von 1-Personen- Haushalten, während gleichzeitig der Anteil der Haushalte mit 3 oder mehr Personen rück- läufig bleiben wird. Im Vergleich zur Bevölkerungsentwicklung sind unter diesen Bedingungen die Perspektiven der Haushaltsentwicklung deutlich positiver. Zu den Einfluss- und Steuerungsmöglichkei- ten auf kommunaler Ebene gelten die oben zur Bevölkerungsentwicklung getroffenen Aus- sagen.

Künftige Veränderungen der Altersstruktur

Die künftigen Veränderungen der Altersstruktur der Bevölkerung im Westlichen Meißner- land bis zum Jahr 2022 lassen sich an zwei Leitprozessen festmachen: Zum Einen wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen tendenziell weiter rückläufig sein, während gleichzeitig die Zahl der Über-64-jährigen moderat ansteigt. Zum Anderen ist innerhalb der insgesamt relativ stabilen Bevölkerungsgruppe im erwerbsfähigen Alter mit einem deutlichen Alte- rungsprozess zu rechnen. Größere Veränderungen im Verhältnis von erwerbsfähiger und überwiegend transferleistungsabhängiger Bevölkerung sind demnach erst in der Zeit nach 2022 zu erwarten. Für die tatsächliche Entwicklung der Altersstruktur werden auch weiterhin Effekte der Zu- und Abwanderung von zentraler Bedeutung sein, wobei über rein quantitative Effekte hin- aus insbesondere die Frage entscheidend ist, in welchen Altersgruppen verstärkt Zu- und Abwanderungen zu verzeichnen sind: Die Abwanderung junger Menschen im Ausbildungs- und Berufseinstiegsalter wie auch eine möglicherweise zu erreichende verstärkte Zuwan- derung älterer Menschen in die Region können die Alterungseffekte aus der natürlichen Bevölkerungsentwicklung weiter verstärken, während ein verstärktes Bemühen, junge Fa- milien in der Region zu halten oder diese als Einwohner zu gewinnen, eher mindernd auf Alterungseffekte wirken können.

Zuwanderung und Integration

Angesichts der derzeitig eher geringen Ausländeranteile in den Kommunen des Westlichen Meißnerlandes und der in relativ geringem Umfang zu erwartenden künftigen Zuwanderung

Seite 46 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 aus dem Ausland ist zumindest quantitativ kein wachsender Problemdruck durch eine zu- nehmende Heterogenisierung der Bevölkerung zu erwarten. Gleichwohl gilt es, sensibel gegenüber möglichen problematischen Entwicklungen in den kleinräumigen Wohn- und Lebenszusammenhängen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu bleiben, um früh- zeitige Interventionen zu ermöglichen und die Entstehung wachsender sozialer Spannun- gen zu vermeiden.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 47

KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

2 Analysepfad: Wohnen

Die Perspektiven des Wohnungsmarkts im Westlichen Meißnerland stehen in engem Zu- sammenhang mit der künftigen demografischen Entwicklung und der ihr vorgelagerten Ein- flussfaktoren. Die aufgezeigte Heterogenität in der bisherigen und künftigen Entwicklung der einzelnen Kommunen der KAG, aber auch die unterschiedlichen Perspektiven auf Stadt- bzw. Ortsteilebene haben dabei zur Folge, dass keine pauschalen Aussagen zur künftigen Entwicklung von Angebot und Nachfrage am regionalen Wohnungssektor möglich sind. Eindeutig ist jedoch, dass ein positiver Wanderungssaldo eine Schlüsselstellung für die zukünftige Entwicklung des KAG-Gebiets inne hat; dementsprechend groß ist die Bedeu- tung attraktiver Wohn- und Lebensqualitäten in der Region als Grund des Zuzugs und des Bleibens. Ein attraktives, auf unterschiedliche Angebotsformen, Qualitätsansprüche und Preislagen bauendes Wohnungsangebot im Eigentums- wie auch im Mietsektor stellt hier- für eine Grundvoraussetzung dar. Für die Analyse der Wohnungsmarktentwicklung im KAG-Gebiet wurde auf Daten des Hes- sischen Statistischen Landesamtes (HSL) (Zahl der Gebäude und Wohnungen, Wohnungs- größen, Baufertigstellungen), der LTH und des IWU (aus dem Leitfaden zur Erstellung kom- munaler Wohnraumversorgungskonzepte in Hessen 2005), des Demografieberichts der Bertelsmann-Stiftung, der Raumordnungsprognose des BBR sowie auf unterschiedliche Daten aus den Kommunen zurückgegriffen. Hierbei haben sich insbesondere bei den auf kommunaler Ebene erhobenen Daten Unterschiede in der Verfügbarkeit ergeben, so dass die erfassten Zeiträume variieren und eine vergleichende Auswertung in einigen Fällen nur für die letzten Jahre möglich ist. Erschwert wird die kleinräumige Analyse lokaler Wohnungsmärkte und ihrer Perspektiven darüber hinaus dadurch, dass die relevanten Entwicklungsprozesse nur sehr begrenzt durch statistische Daten erfasst werden; zudem sind auch die verfügbaren Daten (so zum Beispiel Fortschreibung von Gebäude- und Wohnungszählungen anhand der Baustatistik) oftmals mit großen Unsicherheiten behaftet. Vor diesem Hintergrund wurden für das Integ- rierte Handlungskonzept ergänzend zur Auswertung verfügbarer Daten leitfadengestützte Gespräche mit lokalen Experten und relevanten Wohnungsmarktakteuren geführt sowie eine Facharbeitsgruppe „Wohnungsbedarf“ konstituiert. Die hierbei gewonnenen Erkennt- nisse wurden zu einem Stimmungsbild des regionalen Wohnungsmarkts verdichtet, um qualitative Aussagen zur künftigen Wohnungsmarktentwicklung im Westlichen Meißner- land treffen zu können.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 49 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

2.1 Entwicklung und aktuelle Daten des regionalen Woh- nungsmarkts

Entwicklung der Zahl der Wohnungen

Zum Jahresende 2006 gab es in den Kommunen des KAG-Gebiets einen Bestand von rund 20.500 Wohnungen in 12.413 Wohngebäuden; dies entspricht gegenüber dem Bestand von 1990 einer Steigerung um 19,5 % - bei einer Bevölkerungszahl, die zwischenzeitlich um 3,6 % gestiegen war (von 1990 bis 1996), inzwischen jedoch das Niveau von 1990 wieder leicht unterschreitet. Die Wohnungsmarktentwicklung ist somit seit Mitte der 1990er Jahre von deutlichen quan- titativen Entlastungseffekten gekennzeichnet, die sich auch in der Entwicklung auf kom- munaler Ebene ausdrücken: Den größten Zuwachs an Wohnungen konnte Kaufungen verzeichnen: Das dortige Bevölkerungswachstum von 21,8 % korrelierte mit einem Anwachsen des Woh- nungsbestands um 39,8 %. Deutliche Zuwachsraten gab es auch in Helsa (15,2 %), Großalmerode (12,6 %) und Waldkappel (11,1 %), während hier die Bevölkerungszahl um 5,3 % bis 6,5 % ge- sunken ist. Selbst in Hessisch Lichtenau mit einem Einwohnerrückgang von 8,9 % ist der Woh- nungsbestand um 12 % gewachsen.

Wohnungsbestand im Westlichen Meißnerland 1990-2006

25.000

20.538 20.000 17.194

15.000

10.000

6035 6.062 5.391 4.336 5.000 3.019 3.399 2.834 2.461 1.987 2.208

0 1990 2006 1990 2006 1990 2006 1990 2006 1990 2006 1990 2006

KAG Gesamt Großalmerode Helsa Hessisch Kaufungen Waldkappel Lichtenau

Die Wohnungsbestandsentwicklung war im Zeitverlauf nahezu konstant positiv mit ver- gleichsweise höheren Zuwächsen in der ersten Hälfte der 1990er Jahre und einer darauf folgenden eher uneinheitlichen Entwicklung auf geringerem Niveau.

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Bei näherer Betrachtung der Wohnungszuwächse erweisen sich in verschiedenen Zeitpha- sen unterschiedliche Wohnungsteilmärkte als entwicklungsprägend: So gewinnen ab 1992 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gegenüber Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich an Gewicht: Zwischen 1992 und 1998 liegen deren An- teile kontinuierlich über 40 %, in 1995 erreicht der Anteil 57,8 %, in 1996 79,8 %. Ab 1999 zeigt sich eine eher uneinheitliche Entwicklung: In den meisten Jahren wei- sen Wohnungen in Einfamilienhäusern wieder die größten Anteile auf (zwischen rund 42,0 % und 63 %), die Anteile der Wohnungen bewegen sich in einem Umfang von 11,1 % bis 51,6 %, jedoch bei einer im Vergleich zu den 1990er Jahren deutlich ge- ringeren Zahl an Baufertigstellungen, die ab 2003 im KAG-Gebiet insgesamt nur noch zweistellige Werte erreichen.

Fertiggestellte Wohnungen in Wohngebäuden 1990- 2006 - differenziert nach Gebäudetyp

1-Familienhäuser 2-Familienhäuser Mehrfamilienhäuser 79,8% 79,0% 63,0% 59,4% 58,7% 57,8% 51,6% 50,0% 49,6% 49,5% 46,9% 46,4% 45,9% 45,3% 45,1% 42,2% 41,9% 41,4% 38,6% 37,9% 37,8% 37,4% 36,6% 35,2% 34,7% 33,3% 32,3% 31,8% 28,3% 26,4% 26,0% 25,9% 24,5% 24,4% 23,5% 11,1% 20,8% 20,2% 19,1% 17,1% 16,8% 16,7% 16,3% 6,5% 7,0% 2,7% 14,0% 10,4% 6,6% 13,1% 13,6%

0 4 5 6 01 02 03 998 999 000 199 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1 1 2 20 20 20 200 200 200

Binnenumzugsquote

Die Binnenumzugsquote erfasst die jährliche Zahl der An- und Abmeldungen innerhalb ei- ner Kommune im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl und gilt als relativ zuverlässiger Früh- warnindikator für Veränderungen in der Wohnungsmarktdynamik. Für das KAG-Gebiet spiegelt dieser Indikator insgesamt eine relativ stabile regionale Woh- nungsmarktentwicklung. Eine vergleichsweise hohe Dynamik zeigt hierbei Kaufungen (mit einer Quote zwischen 3,3 % und 6,2 % seit 1993), während sich in Helsa die Quote in den letzen Jahren zwischen 2,6 % und 3,2 % bewegt hat. Für Waldkappel ergeben sich bis zum Jahr 2003 Binnenumzugsquoten zwischen 3,0 % und 4,4 %, seit 2004 liegt dieser Wert zwischen 2,5 % und 2,7 %. Die geringste Binnenumzugsdynamik ist für Hessisch Lichtenau

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(seit 2000 zwischen 1,7 % und 2,2 %) und Großalmerode (Quote zwischen 0,7 % und 1,4 %)7 festzustellen.

Wohnungsgrößen

Betrachtet man den Wohnungsbestand im KAG-Gebiet größendifferenziert, so zeigen sich überdurchschnittlich hohe Anteile großer Wohnungen: So haben Wohneinheiten mit 6 und mehr Räumen8 den größten Anteil am Gesamtbestand (31,0 %), gemeinsam mit den 5- Zimmer-Wohnungen ergibt sich ein Anteil von rund 55 %. Gut ein Viertel der Wohnungen im KAG-Gebiet haben 4 Räume und 15,6 % der Wohnungen 3 Räume, während 1- und 2- Zimmer-Wohnungen einen Anteil von nur 3,6 % ausmachen. In diesen Zahlen spiegeln sich das Gewicht der Ein- und Zweifamilienhäuser innerhalb des Gebäudebestands wie auch die traditionellen baulichen Strukturen in den Dorfkernen der Ortsteile wider. Im interkommunalen Vergleich werden unterschiedliche Schwerpunkte im lokalen Woh- nungsangebot sichtbar: So weist Waldkappel den größten Anteil an Wohnungen mit 6 und mehr Räumen auf (37,5 %), gemeinsam mit den 5-Zimmer-Wohnungen ergibt sich ein An- teil von 61 %. Dagegen sind die Anteile der größten Wohnungen in Helsa und Kaufungen mit 27 % bis 28 % eher unterdurchschnittlich, während hier im Gegenzug die Wohnungen mit 1 bis 2 Räumen mit 4 % (Kaufungen) bis 5,2 % überdurchschnittliche Anteile aufwei- sen. Im Vergleich zu 1990 hat sich im KAG-Gebiet insgesamt der Anteil der 1-2-Zimmer- Wohnungen am stärksten erhöht, getragen vor allem durch eine überdurchschnittliche Entwicklung von Helsa und Kaufungen in diesem Marktsegment. Ein leichter Bedeutungs- zuwachs ist darüber hinaus für die größten Wohnungen mit 6 und mehr Räumen zu ver- zeichnen, während der Anteil der 4-Zimmer-Wohnungen in allen Kommunen rückläufig war. Die Anteile der 3-Zimmer- und 5-Zimmer-Wohnungen am Gesamtwohnungsbestand im KAG-Gebiet sind insgesamt stabil geblieben, auf kommunaler Ebene ist die Entwicklung hier uneinheitlich.

7 Die Daten für Großalmerode liegen nur punktuell für die Jahre 1994, 1999, 2004 und 2006 vor. 8 In der vom Hessischen Statistischen Landesamt verwendeten Definition zählen zu den Wohnräumen Wohn- und Schlafräume (über 6m² Raumgröße) einschließlich Küchen, nicht jedoch Badezimmer, Toiletten, Flure, Abstellräume etc.

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Wohnungsstrukturentwicklung im Westlichen Meißnerland 1990 - 2006

1-2 Räume 3 Räume 4 Räume 5 Räume 6 und mehr Räume

100%

6 7 0 , ,9 , , ,6 0 7 0 ,7 ,8 , , , 26 26 27 27 2 5 30 31 31 32 30 30 , , 80% 37 37

1 , ,5 4 ,1 , 60% 7 23 9 , 8 2 22 , ,4 25 , , ,0 27 22 23 23 23 23 24 3 , ,5 22 23

40%

20%

0% 1990 2006 1990 2006 1990 2006 1990 2006 1990 2006 1990 2006

KAG Gesamt Groß- Helsa Hessisch Kaufungen Waldkappel almerode Lichtenau

Ein- bis Zweifamilienhäuser und Geschosswohnungsbau

Der Anteil an Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern liegt auf Landkreisebene mit über 70 % bereits deutlich über dem Landesdurchschnitt von 50,8%. In den Kommunen des KAG-Gebiets – mit Ausnahme Kaufungens – übersteigen diese Anteile noch einmal deutlich die Landkreiswerte; den höchsten Anteil an Wohnungen in Ein- und Zweifamilien- häusern erreicht Waldkappel mit 85,7 % (Daten der Bertelsmann-Stiftung, 2005).

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Anteil Wohnungen in 1-2 Familienhäusern - 2005

90,0% 85,7% 77,8% 78,0% 80,0% 73,1% 68,4% 70,6% 71,4% 70,0%

60,0% 50,8% 50,0%

40,0% 30,0% 20,0%

10,0% 0,0%

n l l n sa se is nau e Hel appe k chte ld K Kas L Kaufunge a W issner-Kr Grossalmerode ssisch Li e a-Me H rr We

Größter institutioneller Wohnungsanbieter in der Region ist die Wohnstadt mit insgesamt 820 Wohneinheiten in allen fünf Kommunen der KAG; hiervon befinden sich ca. 32 % der Bestände in Hessisch Lichtenau (hier vorrangig die Siedlung Am Klappersberg) und etwa 29 % in Kaufungen. Weiterer institutioneller Anbieter ist die GWH mit insgesamt etwa 280 Wohnungen in Hes- sisch-Lichtenau (Kernstadt und Fürstenhagen) sowie in geringem Umfang auch in Großal- merode. In Waldkappel ist die Stadt Eigentümerin von drei Sechsfamilienhäusern. Darüber hinaus gibt es in Hessisch Lichtenau und Großalmerode private Eigentümer größerer Wohnungs- bestände.

Nutzungsdichte im Wohnungsbestand

Die durchschnittliche Zahl der Bewohner je Wohneinheit beträgt im KAG-Gebiet durch- schnittlich 2,13, wobei der Wert mit 2,03 in Helsa am geringsten ist; leicht unterdurch- schnittlich ist die rechnerische durchschnittliche Belegungsdichte in Kaufungen (2,12), während die höchsten Werte in Großalmerode (2,15), Hessisch Lichtenau (2,16) und Wald- kappel (2,18) erreicht werden. In diesen Zahlen spiegeln sich auch die Unterschiede in den Haushaltsstrukturen zwischen Landkreis Kassel und Werra-Meißner-Kreis wider. Die durchschnittlichen Wohnflächen je Einwohner liegen mit 43,3 m² in den Kommunen des KAG-Gebiets insgesamt über dem Landesdurchschnitt von 41,4 m². Im Vergleich zum jeweiligen Landkreis sind die durchschnittlichen Wohnflächen pro Person in Großalmero- de, Kaufungen, Hessisch Lichtenau leicht unterdurchschnittlich, während die Werte für

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Helsa und Waldkappel in etwa dem jeweiligen Durchschnittswert auf Landkreisebene ent- sprechen (Daten der Bertelsmann-Stiftung, 2005).

Durchschnittliche Wohnfläche pro Person in m² - 2005

46,0 45,6 45,5

45,0 44,2 44,2 44,0 43,4 43,4 43,0 43,0 42,7

42,0 41,4

41,0

40,0

el n s amt se s Helsa as s K He K ner-Kreis aufungen aldkappel L s K W KAG Ge Grossalmerode rra-Meis Hessisch Lichtenau e W

Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen

Als Indikator für die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen wird auf die jährliche Zahl der erteilten Abgeschlossenheitsbescheinigungen nach Wohnungseigentumsgesetz zurück gegriffen, die Voraussetzung für die Begründung von Eigentumswohnungen bzw. Teileigentum ist. Für das KAG-Gebiet liegen für die Zeit von 1999 bis 2007 vollständige Da- ten vor, die eine deutlich abgeschwächte Dynamik widerspiegeln: Wurden für 1999 noch 35 erteilte Abgeschlossenheitsbescheinigungen registriert, sinkt dieser Wert bis 2007 auf nur noch 4 Bescheinigungen. In kommunaldifferenzierter Betrachtung zeigt sich, dass die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen vorrangig ein Phänomen des lokalen Wohnungsmarktes von Kaufungen ist.

Zahl der Abgeschlossenheitsbescheinigungen 1999 - 2007

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Σ

Großalmerode 4 4 2 4 0 3 4 1 2 24 Helsa 4 4 114030118 Hess. Lichtenau 4 2 4 0 1 1 0 0 0 12 Kaufungen 20 10 9147863077 Waldkappel 3 1 1 0 0 0 0 0 1 6

KAG GESAMT 35 21 17 19 12 12 13 4 4 137

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Soziale Wohnraumförderung

Das Angebot an Sozialmietwohnungen hat sich in im Westlichen Meißnerland deutlich re- duziert: Einer Anzahl von 1.689 Sozialmietwohnungen in 1987 standen Ende 2004 nur noch 961 Wohneinheiten gegenüber, was einem Rückgang um 43,1 % entspricht. Die Sozi- alwohnungsquote, also der Anteil der Sozialwohnungen am Gesamtwohnungsbestand ist in diesem Zeitraum von 10,0 % auf 4,7 % gesunken.

Entwicklung des Sozialwohnungsbestandes 1987 - 2004 Wohnungs- Sozial- Sozial- bestand gesamt mietwohnungsbestand wohnungsquote GWZ 1987- 1987 2004 1987 2004 2004 1987 2004 Land Hessen 2.350.145 2.806.465 304.924 144.472 -52,6% 13,0% 5,1% Landkreis Kassel 89.257 111.104 7.649 3.869 -49,4% 8,6% 3,5% Werra-Meißner-Kreis 46.763 52.493 5.172 2.640 -49,0% 11,1% 5,0%

Großalmerode 2.965 3.385 279 114 -59,1% 9,4% 3,4% Helsa 2.437 2.815 226 96 -57,5% 9,3% 3,4% Hessisch Lichtenau 5.348 6.017 666 327 -50,9% 12,5% 5,4% Kaufungen 4.206 5.965 379 368 -2,9% 9,0% 6,2% Waldkappel 1.966 2.193 139 56 -59,7% 7,1% 2,6%

KAG GESAMT 16.922 20.375 1.689 961 -43,1% 10,0% 4,7% Daten LTH /IWU, Hessische Gemeindeblätter; Stand: jeweils 31.12. (außer GWZ 1987) In kommunal differenzierter Betrachtung fällt auf, dass die Zahl der Sozialwohnungen in Kaufungen (dank der Neubautätigkeit) zwischen 1987 und 2004 nur leicht rückläufig war (-2,9 %); die Sozialwohnungsquote ist dabei – im Kontext eines deutlich gewachsenen Ge- samtwohnungsbestands - jedoch auch schon spürbar gesunken (von 9,0 % auf 6,2 %). In Hessisch Lichtenau – 1987 noch mit der deutlich größten absoluten Anzahl an Sozial- wohnungen im KAG-Gebiet vertreten – hat sich die Zahl der Sozialwohnungen zwischen 1987 und 2004 dagegen in etwa halbiert; die Sozialwohnungsquote ist von 12,5 % auf 5,4 % gesunken. Noch größer ist – mit 57,5 % bis nahezu 60 % - der Rückgang der Zahl der Sozialwohnun- gen in Großalmerode, Helsa und Waldkappel. Der Rückgang ist damit auch deutlich stärker als die Entwicklung auf Landesebene (-52,6 %) im gleichen Zeitraum. Die Sozialwohnungs- quote ist hier von etwa 7 % - 9,5 % in 1987 auf Werte zwischen 2,6 und 3,4 % in 2004 ab- gesunken. Die Entwicklung der Nachfrage nach gefördertem Wohnraum, die indirekt auch Rückschlüs- se auf die Marktsituation im freifinanzierten Wohnungssektor erlaubt, lässt sich anhand der jährlichen Zahl der von den Kommunen ausgestellten Wohnberechtigungsscheine ab- schätzen. In Kaufungen, Helsa (und damit den am dichtesten am Oberzentrum Kassel gelegenen Kommunen der KAG) spiegeln sich hier deutliche Entspannungstendenzen wider: In Helsa wurden Anfang der 1990er Jahre bis zu 91 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt (1992), seit 1996 liegt die Zahl der jährlichen WBS-Ausstellungen nur noch zwischen 0 und 5. In

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Kaufungen wurden 19989 noch 135 WBS ausgestellt, seit 2004 liegt diese Zahl zwischen 33 und 49. In Großalmerode lagen die Werte Mitte der 1990er Jahre (52, 63) ebenfalls noch deutlich über den Ausstellungszahlen seit 2000 (zwischen 9 und 37). In Waldkappel zeigt sich dagegen kein signifikanter Trendwechsel, die Zahlen schwanken zwischen 3 Ausstellungen in 2006 und 41 in 1990. In Hessisch Lichtenau wurden seit 2000 jährlich zwischen 35 und 49 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt.10 Bei Betrachtung der für Kaufungen und Waldkappel nach Haushaltsgrößen differenziert vorliegenden Daten zeigt sich, dass die Nachfrage nach gefördertem Wohnraum im wesent- lichen von Haushalten mit 1 bis 2 Personen gestützt wird, die in aller Regel deutlich mehr als 50 % der Gesamtnachfrage bilden. Auch hieran wird ein offensichtlich spürbarer Bedarf an kleineren Wohnungen im KAG-Gebiet sichtbar.

2.2 Zukunftsperspektiven des lokalen Wohnungssektors

Nachfrageentwicklung in der Raumordnungsregion Nordhessen

Im Rahmen der Raumordnungsprognose des BBR wurden auch punktuell Aussagen zur Weiterentwicklung der regionalen Wohnungsmärkte bis 2020 getroffen. Diese beziehen sich überwiegend auf die Ebene der Raumordnungsregion Nordhessen, die neben Stadt und Landkreis Kassel den Landkreis Waldeck-Frankenberg, den Schwalm-Eder-Kreis und den Werra-Meißner-Kreis umfasst. Kleinräumigere Aussagen (auf Landkreisebene) liegen lediglich für die zukünftigen Wohnungsneubauraten vor (s. u.). Für die Raumordnungsregion Nordhessen sind auf dieser Basis die folgenden Entwicklun- gen zu erwarten: Die Wohnungseigentumsquote (also der Anteil der Eigentümerhaushalte an der Ge- samtzahl der Haushalte) wächst kontinuierlich von 51,9 % in 2005 auf 54,3 % in 2020, dies entspricht einem jährlichen Anstieg um 0,1 % bis 0,2 %. Gleichermaßen wächst auch die Pro-Kopf-Wohnfläche kontinuierlich weiter, nämlich von 46,3 m² in 2005 auf 49,4 m² in 2020 – und somit jährlich um rund 0,1 m² bis 0,3 m². Aufgrund dieser angenommenen Veränderungen zentraler Parameter der Woh- nungsmarktentwicklung ist zunächst von einer wachsenden Nachfrage nach Wohn- raum auszugehen: Im Vergleich zu 2005 (Index = 100) ergibt sich bis zum Jahr 2010 ein leichter Anstieg auf 101,1; in der Folgezeit sinkt die Nachfrage mit ähnlich gerin- ger Geschwindigkeit bis 2020 in etwa auf den Ausgangswert von 2005. In einer teilmarktdifferenzierten Betrachtung zeigt sich, dass dieser vergleichsweise stabile Verlauf der Nachfrageentwicklung der Summeneffekt zweier ab 2010 gegen- läufiger Trends für Nordhessen ist: Während sich eine kontinuierlich positive Ent- wicklung der wohnflächenbezogenen Nachfrage im Mehrfamilienhaussektor ab-

9 Daten früherer Jahre liegen für Kaufungen nicht vor. 10 Daten aus den 1990er Jahren liegen für Hessisch Lichtenau nicht vor.

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zeichnet, die bis 2020 auf einen Indexwert von 103,3 steigt, wächst die Nachfrage nach 1-2-Familienhäusern bis 2009 nur leicht (auf einen Wert von 101,1), um dann deutlich abzusinken; für 2020 wurde ein Indexwert von nur noch 98,5 errechnet.

Prognostizierte Nachfrageveränderungen 2005 - 2020 Raumordnungsregion Nordhessen

Nordhessen Nachfrageveränderung in Ein- und Zweifamilienhäusern Nordhessen Nachfrageveränderung in Mehrfamilienhäusern Nordhessen Nachfrageveränderung insgesamt

104,0

103,0

102,0

101,0

100,0

99,0

(Index 2005 = 100) 98,0

97,0 Nachfrageveränderung indiziert

96,0

5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Zeit

Die auf den ersten Blick überraschenden Entwicklungstrends, ein Nachfragerückgang im 1- 2-Familienhaussektor und wachsende Nachfrage im Mehrfamilienhaussektor, erklären sich aus der zu erwartenden Veränderung der Alters- und Größenstruktur der Haushalte: Die Raumordnungsprognose des BBR legt der Wohnungsnachfrageprognose insgesamt 17 Haushaltstypen zugrunde, die nach Alter des Haushaltsvorstands und Haushaltsgröße ge- bildet wurden. Als ein maßgeblicher Trend zeigt sich dabei eine signifikante Abnahme der großen Haushalte und hier insbesondere der Familien mit Kind(ern), die die wichtigste Nachfragegruppe für den 1-2-Familienhaussektor bilden. Gleichzeitig wird die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte in der Altersgruppe der Über-45-jährigen weiter zunehmen. Die zuvor beschriebenen Trends spiegeln sich auch in der im Kapitel „Demografie“ vorge- stellten Bevölkerungsprognose wider: So hat die Altersgruppe der 25-49-jährigen (primäre Altersgruppe der Haushaltsvorstände in Familienhaushalten) bis 2022 die stärksten relati- ven Verluste zu verzeichnen, begleitet durch (weniger deutliche) Rückgänge in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf besondere Unsicherheiten von Prognosen in diesem Sektor, weil die tatsächliche Wohnflächennachfrage in hohem Maße von der all-

Seite 58 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 gemeinen wirtschaftlichen Entwicklung abhängt – sowohl direkt (über die Kaufkraft bzw. die für das Wohnen verfügbaren Anteile am Haushaltseinkommen) als auch indirekt über das Haushaltsbildungsverhalten (Zeitpunkt des Auszugs aus dem Elternhaus). Gleicher- maßen ist die tatsächliche Wohnungsnachfrage unmittelbar vom Erfolg städtischer Strate- gien zur dauerhaften Sicherung eines positiven Wanderungssaldos und der hiervon erfass- ten Zielgruppen abhängig.

Prognose des künftigen Wohnungsneubaus auf Landkreisebene Für den Landkreis Kassel geht die Raumordnungsprognose des BBR mittelfristig zunächst von einem Rückgang des erforderlichen Wohnungsneubaus aus: Wird für 2005 noch ein Wert von 2,5 neu errichteten Wohneinheiten je 1.000 Einwohner angesetzt, so sinkt dieser Wert auf nur noch 0,6 Wohneinheiten in den Jahren 2014 und 2015; bis 2020 wird jedoch wieder ein Anstieg auf dann 1,1 Wohneinheit je 1.000 Einwohner prognostiziert. Für den Werra-Meißner-Kreis ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der neu zu errichten- den Wohneinheiten je 1.000 Einwohner sinkt von 2,6 in 2005 auf 0,6 in den Jahren 2015 bis 2017, um dann wieder bis auf 1,1 in 2020 anzusteigen. Bezogen auf die Bevölkerung im KAG-Gebiet mit derzeit rund 18.600 Einwohnern im Land- kreis Kassel und 25.200 Einwohnern im Werra-Meißner-Kreis (hier für den Prognosezeit- raum konstant gesetzt) ergibt sich somit ein Rückgang des Neubauvolumens von rund 113 Wohneinheiten in 2005 auf nur noch 26 Wohneinheiten in 2015; 2020 würde der Prognose zu Folge wieder ein Wert von etwa 48 Wohneinheiten erreicht werden.

Prognostizierter Wohnungsneubau 2005 - 2020 Landkreis Kassel

3 in Wohnungen je 1.000 Einwohner 2,5 2,5 2,4 2,2 2 2 1,7 1,5 1,4 1,1 1,1 1 1 0,9

1.000 Einwohner 0,8 0,7 0,6 0,6 0,7 0,7 0,5 Wohnungsneubau in WE je 0

5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 8 9 1 1 00 00 2 200 200 2 200 201 20 201 201 20 201 201 2017 201 201 2020 Zeit

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 59 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Prognostizierter Wohnungsneubau 2005 - 2020 Werra-Meißner-Kreis

3 in Wohnungen je 1.000 Einwohner 2,6 2,5 2,5 2,3 2,1 2 1,8 1,5 1,4 1,1 1,1 1 0,9 0,9 1.000 Einwohner 0,7 0,7 0,6 0,6 0,7 0,5 0,6 Wohnungsneubau in WE je 0

5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Zeit

Entsprechend den prognostizierten Nachfrageveränderungen geht die Raumordnungsprog- nose des BBR auch von einer Verschiebung in der Bautätigkeit aus: In beiden Landkreisen sinkt die Dominanz des Ein-/Zweifamilienhaussektors kontinuierlich; ab 2011 wird für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern ein größerer Anteil ermittelt als für Wohnungen in Ein- /Zweifamilienhäusern. In den Jahren von 2015 bis 2017 sinkt der Anteil der Ein- /Zweifamilienhäuser auf Null, um dann bis 2020 wieder auf Anteile von etwa 26 % bis 30 %.

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Prognose fertiggestellter Wohnungen in Wohngebäuden im Landkreis Kassel 2005-2020 - differenziert nach Gebäudetyp in Prozent

120,0%

Neubau in Ein- und 100,0% Zweifamilienhäusern Neubau in Mehrfamilienhäusern

80,0%

60,0% 98,9% 100,0% 100,0% 100,0% 40,0% 95,3% 83,2% 78,1% 74,3% 63,8% 63,7% 62,6% 62,1% 62,0% 61,2% 20,0% 59,9% 50,4% 49,6% 40,1% 39,0% 38,0% 37,9% 37,4% 36,2% 36,3% 25,7% 21,9% 16,8% 0,0% 4,0% 0,0% 0,0% 0,0% 1,1%

5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20

Prognose fertiggestellter Wohnungen in Wohngebäuden im Werra-Meißner-Kreis 2005-2020 - differenziert nach Gebäudetyp in Prozent

120,0% Neubau in Ein- und Zweifamilienhäusern 100,0% Neubau in Mehrfamilienhäusern

80,0%

60,0% 98,6% 100,0% 100,0% 100,0%

40,0% 94,9% 79,3% 74,3% 69,1% 68,8% 68,7% 67,1% 67,2% 66,1% 65,4% 57,0% 20,0% 55,9% 44,1% 43,0% 34,6% 33,9% 33,2% 32,8% 31,3% 31,2% 5,1% 30,0% 25,7% 20,7% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 1,4%

5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20

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Wohnungsbedarfsprognose

Der Entwurf des Regionalplans Nordhessen enthält zur Begründung des künftigen Sied- lungsflächenbedarfs eine Wohnungsbedarfsprognose, die vom Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt (IWU) auf Grundlage der dem RPN-Entwurf zugrunde liegenden Bevöl- kerungsprognose erstellt wurde. Das Prognosemodell differenziert nach Neubedarf, Nachholbedarf und Ersatzbedarf: Hier- bei resultiert Neubedarf aus prognostizierten Wanderungsgewinnen sowie Annahmen zur Veränderung von Alters-, Haushalts- und Familienstrukturen, Wohngewohnheiten und Wohnbedürfnissen. Nachholbedarf wird angenommen, wenn die Zahl der Haushalte rech- nerisch die Zahl der Wohneinheiten unterschreitet. Ersatzbedarf ergibt sich durch Abriss, Umnutzungen und die Zusammenlegung von Wohnungen. Insgesamt wird für das KAG-Gebiet bis zum Jahr 2010 ein Wohnungsbedarf von 671 Wohn- einheiten sowie ein weiterer Bedarf von rund 808 Wohneinheiten bis zum Jahr 2020 er- rechnet, so dass sich ein Gesamtbedarf von 1.480 Wohnungen ergibt. Mehr als die Hälfte entfällt hierbei mit 781 Wohneinheiten bzw. knapp 53 % auf die Gemeinde Kaufungen, für Hessisch Lichtenau wird ein Anteil von rund 30 % (447 WE) angegeben, für Großalmerode ein Anteil von knapp 10 % (144 WE). Gering sind die Anteile von Helsa (ca. 5 %, 77 WE) und Waldkappel (ca. 2 %, 31 WE).

Wohnungsbedarfsprognose nach Regionalplan-Entwurf 2006

Groß- Hessisch Kau- Wald- KAG almerode Helsa Lichtenau fungen kappel gesamt 2002-2010 Neubedarf 9 -96 118 241 -9 263 Nachholbedarf 41 32 75 0 0 148 Ersatzbed. 38 31 67 66 24 226 Wohnungsbedarf ge- samt 88 -32 260 308 15 639 ohne negativen Bedarf11 88 0 260 308 15 671 2010-2020 Neubedarf -41 -2 9 389 -15 340 Nachholbedarf 50 40 94 0 0 184 Ersatzbedarf 47 39 84 83 30 283 Wohnungsbedarf ge- samt 56 77 187 473 15 808 ohne negativen Bedarf 56 77 187 473 15 808 bis 2020 gesamt Wohnungsbedarf ge- samt 144 45 447 781 31 1448 ohne negativen Bedarf 144 77 447 781 31 1480

11 Für die Gemeinde Helsa ergibt sich im Zeitraum 2002 2010 ein negativer Gesamtwohnungsbedarf, der in der Spalte „ohne negativen Bedarf“ auf Null gesetzt wird, weil eine rechnerische Kompensation dieses Ne- gativbedarfs durch Positivbedarf in den übrigen Kommunen bzw. im Folgezeitraum nicht sachgerecht wäre.

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Künftige Entwicklung des Sozialmietwohnungsbestands

Für das Westliche Meißnerland ist bis 2020 ein weiterer deutlicher Rückgang der Sozial- wohnungsbestände zu erwarten: Betrachtet man als Indikator die Veränderung des Sozial- wohnungsbestands in Folge des planmäßigen Auslaufens von Mietpreis- und Belegungs- bindungen (also ohne Berücksichtigung außerplanmäßiger Bindungsausläufe und eventu- eller Zugänge durch Neubau- oder Modernisierungsmaßnahmen), so zeigt sich, dass die Bestände von 961 Wohneinheiten in 2004 auf nur noch 333 Wohnungen in 2020 sinken würden; dies entspricht einem Rückgang von rund 65 %. Auch hier zeigt sich auf der Ebene der Kommunen eine unterschiedliche Entwicklungsdy- namik: Am geringsten fällt der Rückgang in Großalmerode aus (-43,9 %), in den übrigen Kommunen bewegen sich die zu erwartende Reduktion in einer Größenordnung von etwa 65 % bis 81 %. Angesichts der zu erwartenden starken Rückgänge im Sozialwohnungsbestand ist auch für den Planungszeitraum des integrierten Handlungskonzepts von einem entsprechenden Bedarf auszugehen, neue Mietpreis- und Belegungsbindungen zu erwirken. Dies gilt umso mehr vor der Hintergrund der oben dargestellten zu erwartenden Nachfrageverschiebungen in Richtung kleinerer Mietwohnungen, die bei zumindest kurz- bis mittelfristig sehr schwa- chen Neubauaktivitäten eine deutlichen Zunahme des Nachfragedrucks in diesem Teil- markt erwarten lassen – verbunden mit Mietpreissteigerungen und sinkenden Versor- gungschancen für einkommensschwache oder anderweitig am Wohnungsmarkt benachtei- ligte Haushalte. Die skizzierten demografischen Entwicklungsperspektiven sowie die qualitativen Verände- rungen der Wohnungsnachfrage sprechen dafür, neue Mietpreis- und Belegungsbindungen primär durch die Förderung von Modernisierung und Umbau im Wohnungsbestand zu schaffen.

Entwicklung des Sozialwohnungsbestandes 2004-2020 Sozial- mietwohnungsbestand 2004- 2004 2020 2020 Land Hessen 144.472 89.204 -38,3% Landkreis Kassel 3.869 1.944 -49,8% Werra-Meißner-Kreis 2.640 1.525 -42,2%

Großalmerode 114 64 -43,9% Helsa 96 18 -81,3% Hessisch Lichtenau 327 108 -67,0% Kaufungen 368 128 -65,2% Waldkappel 56 15 -73,2%

KAG GESAMT 961 333 -65,3% Vorausberechnung unter Annahme des planmäßigen Bindungsablaufs; Daten LTH /IWU; Stand: jeweils 31.12.

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2.3 Der Wohnungsmarkt im Westlichen Meißnerland: Ein Stimmungsbild

Aus den unterschiedlichen Lage- und Zentralitätsmerkmalen der einzelnen Kommunen re- sultieren auch sehr unterschiedliche Wohnungsmarktperspektiven: So sind die Wohnbau- landpotenziale der direkt an Kassel angrenzenden Kommunen wie Kaufungen zunehmend erschöpft; zugleich hat sich der ehemals dörfliche Charakter vieler Umlandgemeinden in der Vergangenheit deutlich gewandelt. Das „Dorf vor der Stadt“ als von bestimmten Ziel- gruppen gesuchter Wohnstandort rückt somit weiter nach außen und prägt tendenziell auch die Nachfrage in Kommunen wie Großalmerode. Gleichzeitig zeigen sich größere Dif- ferenzen nicht nur in Art und Umfang des Baulandangebots, sondern auch in den Bauland- preisen (in Kaufungen bis zu 150 €/m²), in Waldkappel liegen die Bodenrichtwerte für Bau- land in manchen Stadtteilen bei 40 €. Im Eigenheimsegment besteht vorrangig Nachfrage nach freistehenden Ein-/Zweifamilienhäusern, Reihenhausangebote sind dagegen kaum marktgängig. Die Siedlungsentwicklung in den einzelnen Kommunen konzentriert sich in der Regel auf bestimmte Stadt- bzw. Ortsteile, wobei hier Lage- bzw. Anbindungsqualität ein zentrales Kriterium darstellen: So hat sich zum Beispiel in Hessisch Lichtenau die bauliche Entwick- lung in den letzten 7 Jahren zu 80 % auf die Kernstadt und Fürstenhagen konzentriert. Der Wohnungsmarkt stellt sich generell als weitgehend entspannt dar, die Wohnraumver- sorgung gilt auch in der Perspektive unterschiedlicher Zielgruppen als weitgehend ausge- wogen, jedoch wird ein Defizit an kleinen Wohnungen für Alleinstehende beschrieben, ins- besondere im mietpreisgünstigen Marktsegment und in zeitgemäßer, altengerechter Quali- tät. Generell erweist sich der Erhalt bzw. die Schaffung preisgünstiger Wohnungsangebote als wichtiges Handlungsfeld der Zukunft. Einige Wohnquartiere im KAG-Gebiet weisen einen signifikanten baulichen bzw. städtebau- lichen Erneuerungsbedarf, verbunden mit erheblichen Leerständen auf. So besteht zum Beispiel in der Kernstadt von Hessisch Lichtenau Handlungsbedarf in einer ehemaligen Werkssiedlung (Fröhlich und Wolff), weniger ausgeprägt aber auch in weiteren, von Ge- schosswohnungsbau dominierten Quartieren („Im Tal“, „Am Klappersberg“). Von Seiten der großen Wohnungsanbieter (WohnStadt, GWH) wird bereits auf Vermietungs- und Leerstandsprobleme hingewiesen; dies betrifft vorrangig größere und/oder unmoder- nisierte Wohnungen sowie Bestände in unattraktiven, belasteten Lagen. Dagegen werden insbesondere für kleine Wohnungen im mietpreisgünstigen oder öffentlich geförderten Sektor zum Teil bereits Angebotsdefizite spürbar. Daraus resultiert die Notwendigkeit diffe- renzierter Entwicklungsstrategien zwischen Umbau, Modernisierung und Rückbau. Wahr- genommen wird jedoch auch eine wachsende Konzentration sozial benachteiligter Bevöl- kerung in diesen Beständen. Der Generationenwechsel in den Eigenheimgebieten der 1950er bis 1970er Jahre hat sich bislang zwar noch als weitgehend unproblematisch erwiesen; inzwischen deuten sich (u. a. in der Kernstadt von Hessisch Lichtenau) durch erste Leerstände sowie die wachsende Zahl der nur noch von ein oder zwei älteren Menschen bewohnten Eigenheime zukünftige Her- ausforderungen in diesen Gebieten an.

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Als Problem stellen sich aber auch zunehmende Leerstände in den gewachsenen Orts- bzw. Dorfkernen dar; in der vorhandenen Bausubstanz wie auch der städtebaulichen Struk- tur lassen sich oftmals keine zeitgemäßen Anforderungen an das Wohnen realisieren. Ins- besondere die Herstellung angemessener Wohnbedingungen für alte und körperlich einge- schränkte Menschen, die im Kontext des demografischen Wandels künftig noch an Bedeu- tung gewinnen wird, stellt in diesen Beständen eine große Herausforderung dar. Zugleich werden viele alte Häuser in den Ortskernen inzwischen von alleinstehenden alten Men- schen bewohnt und werden in absehbarer Zeit leer fallen; da die Angehörigen in den meis- ten Fällen kein Interesse an Instandhaltung und Sanierung, Eigennutzung oder Vermietung haben, werden diese Objekte künftig überwiegend zum Verkauf angeboten werden. Bereits jetzt ist der Preis für Fachwerkhäuser zum Teil stark gesunken. Dies erhöht einer- seits die Chance auf Nachnutzer, hat aber auch zur Folge, dass eher einkommensschwä- chere Haushalte diese Gebäude erwerben und dann ggf. notwendige Instandhaltungs- oder Sanierungsmaßnahmen nicht finanzieren können. Dies betrifft sowohl die historischen Zentren der Kernstädte als auch viele Dorfkerne. In der Vergangenheit haben dabei auch die Anforderungen der Denkmalpflege in vielen Fällen dazu geführt, dass notwendige Anpassungsmaßnahmen nicht oder nur mit erhöh- tem finanziellem Aufwand realisiert werden konnten. In diesem Zusammenhang könnte der zur Zeit angedachte Aufbau von Beratungsangeboten im Sinne eines in Kaufungen bzw. dem Landkreis Kassel bereits angedachten Fachwerkkompetenzzentrums dazu beitragen, die von den Eigentümern beabsichtigten Maßnahmen (und Eigenleistungen) fachlich zu qualifizieren und damit den Erhalt der historischen Bausubstanz zu fördern.

2.4 Folgen für den Stadtumbauprozess

Der Wohnungsmarkt im Westlichen Meißnerland besitzt gerade auch aufgrund seiner viel- fältigen teilmarktspezifischen Unterschiede hinsichtlich Lage, Preis und Qualitäten im Grundsatz eine gute Ausgangsbasis, um die Region als attraktiven Wohnstandort und Le- bensmittelpunkt für unterschiedliche Ansprüche weiterzuentwickeln. Eine positive lokale Arbeitsmarktentwicklung stellt dabei zweifellos eine zentrale Grundvoraussetzung für eine auch künftig ausreichende Wohnungsmarktnachfrage dar; umgekehrt trägt ein attraktives Wohnungsangebot auch zur Attraktivität des Westlichen Meißnerlandes als Gewerbe- standort bei. Die dauerhafte Sicherung eines differenzierten Wohnungsangebots in unterschiedlichen Quartieren, baulichen Ausprägungen, Eigentumsformen, Preislagen und Wohnumfeldquali- täten erfordert dabei jedoch mittel- bis langfristig eine Anpassung des Wohnungsbestands an aktuelle Anforderungen und Nachfragemuster. Auch wenn aus Sicht der Wohnungsnach- frage bzw. der Wohnungsversorgung auf den ersten Blick kein erheblicher Problemdruck erkennbar scheint, ist es vor diesem Hintergrund dennoch anzustrebendes Ziel des Stadt- umbaus, modellhaft Wohnquartiere für die Anforderungen der Zukunft zu qualifizieren. Im Rahmen des Stadtumbaus sollten daher behutsame, kontinuierliche Strategien der Quartierserneuerung eingeleitet werden, die die Zukunftsfähigkeit der Wohnstandorte im Westlichen Meißnerland auch unter sich wandelnden Anforderungen und Rahmenbedin- gungen sichern. Hierfür bieten sich vorrangig solche Quartiere an, die aufgrund ihrer bauli- chen und städtebaulichen Situation derzeit ohnehin Sanierungs- bzw. Modernisierungsbe- darf haben.

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Eine wichtige Ursache für notwendige Anpassungen im Wohnungsbestand stellt die zu- nehmende Alterung der Bevölkerung dar. So gilt es, altersgerechte Wohnformen insbeson- dere in solchen Stadt- und Ortsteilen bzw. dort in den Quartieren zu realisieren, die eine ausreichende, nach Möglichkeit fußläufig erreichbare Versorgungsinfrastruktur aufweisen können. Denkbar ist in diesem Zusammenhang auch die Umnutzung leer stehender Laden- flächen in den Ortskernen zu Wohnzwecken umzunutzen und damit barrierefreie Wohnan- gebote mit hoher Infrastrukturqualität zu entwickeln. Gleichermaßen ist die Schaffung familiengerechter Wohnungsangebote im Siedlungsbe- stand von großer Bedeutung, wenn junge Familien am Ort gehalten oder neu hinzugewon- nen werden sollen. Hierbei ist die Konzentration auf den Bestand auch im Hinblick auf eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Siedlungsstruktur und die Vermeidung von Leer- standsproblemen wichtig. Durch eine Gebäude- und Wohnungsbörse (auch unter Einbezie- hung von Ein- bis Zweifamilienhausgebieten der 1950er und 1960er Jahre) können hier Angebot und Nachfrage besser vernetzt werden. Veränderte Bevölkerungs- und Gesellschaftsstrukturen erfordern auch neue Wohnkonzep- te. So gilt es z.B., Modelle des gemeinsamen Wohnens von Jung und Alt zu entwickeln und auch im ländlichen Raum zu etablieren. Aus städtebaulicher Sicht treten in diesem Zusammenhang insbesondere die Orts- bzw. Dorfkerne in den Vordergrund, deren Bausubstanz und städtebauliche Struktur oftmals nicht mehr den aktuellen Anforderungen an attraktive Wohnbedingungen genügen können. Hier gilt es, durch gezielte Umbauten und städtebauliche Neuordnungsmaßnahmen (z.B. auch durch Abriss von Nebengebäuden, Schuppen etc. zur Schaffung wohnungsnaher Frei- räume) vollständiges, zeitgemäßes Wohnen für Familien und für alte Menschen zu ermögli- chen und damit langfristig lebendige Nutzungen im Kern der Städte und Dörfer zu erhalten. Die vielfältigen Anpassungserfordernisse im Wohnungsbestand stellen insofern eine be- sondere Herausforderung dar, als im Kontext weitgehend entspannter Wohnungsteilmärkte und Nachfragerückgängen mit Immobilien kaum nennenswerte Überschüsse erwirtschaftet werden können, die eine Finanzierung umfassender Modernisierungs- und Umbaumaß- nahmen erlauben würden. Zugleich wird auch die Fremdkapitalaufnahme angesichts sin- kender Verkehrswerte der als Sicherheit dienenden Immobilien zunehmend erschwert. An dieser Stelle kann der Einsatz von Fördermitteln sinnvoll und erforderlich sein. Die massiven Unterschiede der Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre in den einzelnen Stadt- und Ortsteilen (zwischen +6,8 % und –16,2 %) lassen auch für die Zukunft ver- gleichbar ausdifferenzierte Entwicklungstrends erwarten. Für einzelne Ortsteile gilt es so- mit, über qualitative Anpassungen und Aufwertungen des Wohnungsangebots hinaus auch auf spürbare Nachfrageverluste zu reagieren, indem gezielte Rückbau- und Umnutzungs- konzepte erarbeitet werden. Entscheidend dabei ist, die durch Rückbau gewonnenen Flä- chen einer sinnvollen Nutzung im Siedlungszusammenhang zuzuführen, z.B. als private wohnungsbezogene Freiräume oder zur Stärkung der Aufenthaltsqualitäten des öffentli- chen Raums.

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3 Analysepfad: Siedlungsentwicklung

3.1 Regionale Siedlungsstruktur

Allgemeine Entwicklung

Das Gebiet des Westlichen Meißnerlandes ist von einer großen Heterogenität hinsichtlich Zentralität und Lagemerkmale der einzelnen Kommunen gekennzeichnet. Das Spektrum reicht von Kaufungen als direkter Umlandkommune des Oberzentrums Kassel mit einer sehr kompakten Siedlungsstruktur bis hin zu stark ländlich geprägten Gemeinden wie Waldkappel mit zahlreichen kleinen Ortslagen. Während Großalmerode, Hessisch Lichte- nau, Kaufungen und Helsa eine starke Orientierung nach Kassel aufweisen, kommt im Falle von Waldkappel der Kreisstadt eine größere Bedeutung zu. Alle fünf Kommunen liegen an der geplanten überregionalen Verkehrsachse der A 44. Die Wirtschaftsexperten auf Kreisebene sehen in der Autobahn einen sehr starken Standortvorteil für Gewerbean- siedlungen in den angebundenen Kommunen. Der bisher nicht erfolgte Weiterbau im Be- reich der KAG wird in dieser Beziehung als starkes Hemmnis bei der Vermarktung der be- reits ausgewiesenen Gewerbeflächen (z.B. in Hessisch Lichtenau) bewertet und für einige nicht erfolgte Ansiedlungen verantwortlich gemacht. Ein weiteres wichtiges Strukturierungsmerkmal stellt die Straßenbahntrasse zwischen Kas- sel und der Kernstadt von Hessisch Lichtenau dar, von der auch Nieder- und Oberkaufun- gen sowie Papierfabrik, die Gemeinde Helsa (Helsa und Eschenstruth) und der Hessisch Lichtenauer Stadtteil Fürstenhagen erschlossen werden. Bezüglich des Siedlungsentwicklungsverlaufs lassen sich in den fünf Kommunen ähnliche Baulandausweisungsschübe ablesen. Sehr umfangreiche Baulandausweisungen, die teil- weise die besiedelte Fläche vervielfachten, fanden in den 1950er und 1960er Jahren statt. In den 1970er Jahren ging dann die Flächeninanspruchnahme schon deutlich zurück, wäh- rend in den 1980er Jahren die Neuausweisung nahezu stagnierte. Durch den erhofften Zu- zug aus den neuen Bundesländern und die Öffnung Osteuropas kam es in den 1990er Jah- ren zu einer erneuten Forcierung der Siedlungsflächenausweisung. Um das Maß dieser Neuausweisung innerhalb der fünf Kommunen vergleichen zu können, werden in den Ab- schnitten 1.3.2 – 1.3.6 die Neuausweisungen zwischen 1990 und 2007 mit dem Wohnge- bäudebestand 1990 verglichen. Die daraus entstandenen Anteilswerte können so die Flä- chenneuinanspruchnahme in ein interkommunal vergleichbares Verhältnis zur bestehen- den Siedlungsfläche setzen.

Ortsteildifferenzierte Entwicklung

Wie bereits dargestellt, weist das Westliche Meißnerland hinsichtlich der Größe der Stadt- und Ortsteile eine große Spannbreite auf, die von 6.855 Einwohnern in der Kernstadt von Hessisch Lichtenau bis zu 39 Einwohnern im Waldkappeler Stadtteil Stolzhausen reicht. Mehr als die Hälfte der Einwohner des KAG-Gebiets (54,2 %) wohnt in fünf der 42 Stadt- bzw. Ortsteile, während auf die fünf kleinsten Ortsteile nur 0,7 % der Einwohner entfallen. In räumlicher Betrachtung konzentrieren sich die fünf größten Stadt- und Ortsteile im

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 67 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 nordwestlichen Gebiet (Nieder- und Oberkaufungen12, die Kernstädte Hessisch Lichtenau und Großalmerode sowie die Kerngemeinde Helsa), während die fünf kleinsten Stadtteile zur Stadt Waldkappel im Südosten des KAG-Gebiets gehören.

Einwohner am Hauptwohnsitz – nach Anzahl sortiert Stand: 2006

HL-Hess. Lichtenau 6.855 HL-Velmeden 723 HL-Friedrichsbrück 186 KA-Niederkaufungen 6.220 HL-Quentel 512 WA-Kirchhosbach 168 KA-Oberkaufungen 5.956 HL-Retterode 443 WA-Hasselbach 166 GA-Großalmerode 3.690 WA-Harmuthsachsen 431 HL-Wickersrode 163 HA-Helsa 2.276 GA-Epterode 429 WA-Hetzerode 158 HL-Fürstenhagen 1.956 GA-Trubenhausen 425 HL-Hollstein 142 HA-Eschenstruth 1.917 GA-Uengsterode 397 GA-Weißenbach 137 WA-Waldkappel 1.802 WA-Schemmern 354 WA-Friemen 113 HA-Wickenrode 1.463 HL-Hopfelde 325 WA-Gehau 98 WA-Bischhausen 1.100 HA-St. Ottilien 293 WA-Rodebach 95 GA-Laudenbach 1.096 HL-Reichenbach 271 WA-Mäckelsdorf 79 GA-Rommerode 1.077 HL-Hausen 264 WA-Rechtebach 76 KA-Papierfabrik 911 HL-Küchen 243 WA-Eltmannsee 47 HL-Walburg 761 WA-Burghofen 219 WA-Stolzhausen 39 Grafische Darstellung in der Karte „Einwohnerzahl 2006“

Ein ähnlich heterogener Verlauf prägt auch die ortsteilspezifische Bevölkerungsentwick- lung der vergangenen Jahre: So konnten zwischen 1997 und 2006 5 Ortsteile eine stabile bis positive Einwohnerentwicklung verzeichnen, während gleichzeitig für 17 Ortsteile Be- völkerungsrückgänge um mehr als 10 % registriert wurden. In 10 weiteren Ortsteile ist die Einwohnerzahl um 5 bis 10 % zurückgegangen, in 10 Ortsteilen betrug der Einwohnerrück- gang bis zu 5 %.

12 Kaufungen-Papierfabrik wird in dieser Untersuchung, obwohl formal zum Ortsteil Niederkaufungen gehörig, aufgrund seiner siedlungsstrukturell eigenständigen Lage und der verfügbaren statistischen Daten als ei- genständiger Ortsteil behandelt.

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Bevölkerungsentwicklung 1997- 2006 – nach Veränderung sortiert

KA-Papierfabrik 45,06% HL-Hessisch Lichtenau -4,17% GA-Großalmerode -10,57% KA-Niederkaufungen 6,89% WA-Schemmern -5,09% HL-Velmeden -10,85% WA-Burghofen 6,83% WA-Rodebach -5,94% WA-Mäckelsdorf -11,24% HA-Eschenstruth 3,06% WA-Kirchhosbach -6,67% HL-Quentel -12,93% GA-Laudenbach 2,05% HL-Retterode -6,74% WA-Friemen -13,74% HL-Hopfelde -0,31% HL-Küchen -7,25% HL-Hollstein -13,94% KA-Oberkaufungen -1,28% HL-Walburg -7,98% GA-Trubenhausen -14,14% GA-Epterode -1,38% WA-Waldkappel -8,30% HL-Wickersrode -14,21% HA-Helsa -2,28% HL-Reichenbach -8,45% HL-Fürstenhagen -14,32% WA-Hetzerode -2,47% GA-Uengsterode -8,94% WA-Hasselbach -14,43% WA-Bischhausen -2,83% HA-St. Ottilien -9,29% HL-Friedrichsbrück -15,07% HA-Wickenrode -3,62% WA-Gehau -10,09% HL-Hausen -16,19% WA-Harmuthsachsen -3,79% GA-Weißenbach -10,46% WA-Stolzhausen -18,75% WA-Eltmannsee -4,08% GA-Rommerode -10,55% WA-Rechtebach -19,15% Grafische Darstellung in der Karte „Bevölkerungsentwicklung 1997-2006“ Die Heterogenität der 42 Ortsteile ist zudem in einer integrierten, nach Zusammenhängen forschenden Betrachtung unterschiedlicher Entwicklungsparameter (Clusteranalyse) deut- lich geworden. So lässt sich beispielsweise die Frage einer positiven oder negativen Bevöl- kerungsentwicklung kaum an der Größe der Stadt- und Ortsteile festmachen: Ein durch- gängiger Schrumpfungstrend ist lediglich für die Orte unter 200 Einwohnern prägend. Signifikante Zusammenhänge zwischen der Einwohnerentwicklung und der Versorgungssi- tuation (Nahversorgung, soziale Infrastruktur, medizinische Versorgung) in den einzelnen Ortsteilen ließen sich ebenfalls nur bedingt nachweisen. Unterschiedliche Einwohnerent- wicklungen zeigten sich sowohl in der Gruppe der Orte mit dem besten Versorgungsange- bot13 als auch in der Gruppe der Orte mit einem mittleren Versorgungsangebot14 und einem geringen Versorgungsangebot15. Dagegen sind die 23 Stadt- und Ortsteile ohne Nahversor- gungsangebot gekennzeichnet durch eine Größe von maximal etwa 500 Einwohnern, ei- nem (leichten bis sehr starken) Einwohnerrückgang seit 1997 und schließlich einer nur mit- telmäßigen bis schlechten ÖPNV-Anbindung. In vielen Ortsteilen kündigt sich eine wachsende Leerstandsproblematik an. Bisher sind hier insbesondere die Ortskerne betroffen, in denen einige Altbauten und landwirtschaft- lich genutzte Hofanlagen leer stehen. In den größeren Ortsteilen kommen noch einige Leerstände bei kleineren Ladenlokalen hinzu. Flächenhafte gewerbliche Leerstände finden sich in Fabrik- und Industriearealen (ehemalige Munitionsfabrik Hirschhagen, ehemaliges Sägewerk in Oberkaufungen u.a.). Weniger problematisch stellt sich zur Zeit noch die Situ- ation in den Wohngebieten aus den 1960er und 1970er Jahren dar, hier ist aber eine Ver- schärfung der Nachfolgeproblematik in den kommenden Jahren zu erwarten.

13 Kernstädte bzw. –gemeinden von Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau und Waldkappel sowie Ober- und Niederkaufungen und der Hessisch Lichtenauer Ortsteil Fürstenhagen 14 die Großalmeröder Stadtteile Laudenbach und Rommerode, die Helsaer Ortsteile Eschenstruth und Wicken- rode sowie Waldkappel-Bischhausen 15 Hessisch Lichtenauer Ortsteile Hausen, Küchen, Reichenbach, Velmeden und Walburg, Kaufungen- Papierfabrik und Waldkappel-Burghofen

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Aussagen der Landesplanung

Der Regionalplan Entwurf für Nordhessen verfolgt eine Raumordnungskonzeption nach dem Prinzip der dezentralen Konzentration mit einer gestuften Bestimmung von zentralen Orten, die eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung gewährleisten können. Rund um das Oberzentrum Kassel wird so ein flächiges Netz von zentralen Orten als Mittel- und Grundzentren dargestellt. Einziges Mittelzentrum innerhalb der KAG ist Hessisch Lichtenau, in den übrigen vier Kommunen wird der jeweilige zentrale Ortsteil als Grundzentrum defi- niert. Eine weitere Kategorisierung bildet die Definition von Strukturräumen. Hier wird Kassel zu- sammen mit einem Ring umliegender Kommunen, in dem auch Kaufungen liegt, als Ver- dichtungsraum erfasst. Zusammen mit einem weiteren (Doppel-)Ring angrenzender Kom- munen entsteht der Ordnungsraum, der neben Kaufungen auch Helsa, Großalmerode und Hessisch Lichtenau erfasst. Waldkappel fällt unter die daran anschließende Kategorie Ländlicher Raum. Laut Regionalplan Entwurf soll sich die künftige Siedlungsentwicklung auf die zentralen Ortsteile konzentrieren, um ihre Funktionsfähigkeit zu stärken. Für den Zeitraum 2002- 2020 werden dabei folgende maximale Brutto-Wohnsiedlungsflächenbedarfe angegeben.

Brutto-Wohnsiedlungsflächenbedarf 2002-202016 Großalmerode 7 ha Helsa 6 ha Hessisch Lichtenau 18 ha Kaufungen 20 ha Waldkappel 5 ha

GESAMT KAG 56 ha

3.2 Siedlungsentwicklung Großalmerode

Siedlungsentwicklung seit 1990

In den frühen 90er Jahren reagierte die Kommune auf eine erhöhte Baulandnachfrage mit der Ausweisung von mehreren Wohnbaugebieten. Von 146 ausgewiesenen Wohnbau- grundstücken seit 1990 sind derzeit noch 56 Grundstücke in der Gesamtkommune verfüg- bar. In den Stadtteilen Trubenhausen, Uengsterode und Weißenbach wurden in kleinerem Rahmen (5-6 Grundstücke) Wohnbaugebiete ausgewiesen, die jedoch bis auf 2 Grundstü- cke in Uengsterode noch unbebaut sind. Auffällig ist dabei, dass die Baugebiete seit meh- reren Jahren nicht nachgefragt werden: Trubenhausen seit 1992, Weißenbach seit 2000.

16 Die Kommunen Großalmerode, Helsa und Waldkappel sind besonders von der vom Regierungspräsidium prognostizierten Bevölkerungsabnahme betroffen und gehören zur Gruppe der Kommunen, die neben dem rechnerischen Wohnsiedlungsflächenbedarf noch einen Zuschlag erhalten, um einen breiteren Entwick- lungskorridor für den Wohnungsmarkt offen zu halten.

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Wohnbauflächen Freie Grundstücke Anteil freie Grundstücke Neuaus- Neuausweisung Grundstücke an weisung 1990-2007 1990-2007 Neuausweisung Großalmerode 41 13 31,7 Laudenbach 47 17 36,2 Rommerode 27 7 25,9 Epterode 14 4 28,6 Trubenhausen 6 6 100,0 Uengsterode 6 4 66,7 Weißenbach 5 5 100,0

GESAMT 146 56 38,4

In der Kernstadt wurden seit 1993 – 2000 1,6 ha an gewerblicher Baufläche ausgewiesen, davon ist noch die Hälfte unbebaut. Weiterhin wurden in Laudenbach 5 ha Gewerbefläche entwickelt, wovon noch 3,4 ha verfügbar sind.

Perspektiven der Siedlungsentwicklung

Derzeit sind seitens der Kommune keine weiteren Baugebietsneuausweisungen geplant. Die Handlungsschwerpunkte der künftigen Siedlungsentwicklung sieht die Kommune in der Innenstadtstärkung der Kernstadt und bei der Wohnentwicklung in Laudenbach. Neben der Kernstadt war Laudenbach einer der Entwicklungsschwerpunkte seit den 1990er Jahren und der einzige Stadtteil Großalmerodes, der 1997-2006 ein Bevölkerungsplus zu ver- zeichnen hatte. Es gibt keine Stadtteile, die besondere Problemschwerpunkte darstellen. Alte leer stehende Gebäude stellen in allen Ortskernen ein Problem dar. Während die Stadtteile Epterode und Uengsterode in ihrer Bevölkerungsentwicklung eher unauffällig sind, scheint sich im Stadtteil Trubenhausen ein Nachwuchsdefizit aufzubauen. Durch die günstige Lage zum künftigen Autobahnanschluss kann möglicherweise die Ver- marktung der bereits entwickelten Wohnbauflächen forciert werden und die Chancen der vorhandenen Resthöfe auf Neunutzung steigen.

3.3 Siedlungsentwicklung Helsa

Siedlungsentwicklung seit 1990

Die Sieldungstrukturentwicklung in Helsa konzentriert sich auf die drei großen Ortsteile Helsa, Eschenstruth und Wickenrode. Die Kommune sieht eine Verlagerung der Nachfrage von Baugrundstücken aus dem sogenannten ersten Ring um das Oberzentrum Kassel hin- ein in den zweiten Ring, da das (Wohn-)Bauflächenpotenzial in den Kommunen des ersten Rings, wie z.B. in Kaufungen, erschöpft ist. Als Standortvorteil können sich die beiden Re- giotramhaltepunkte in Helsa und Eschenstruth erweisen. In den bereits entwickelten Bau- gebieten (Helsa, Eschenstruth) sind kaum noch Grundstücke verfügbar, einzig Wickenrode weist noch einige freie Baugrundstücke auf.

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Wohnbauflächen Freie Grundstücke Anteil freie Grundstücke Neuaus- Neuausweisung Grundstücke an weisung 1990-2007 1990-2007 Neuausweisung Helsa 14 0 0,0 Eschenstruth 40 0 0,0 Wickenrode 16 4 25,0

GESAMT 70 4 5,7

Perspektiven der Siedlungsentwicklung

Um weitere Nachfragen an Baugrundstücken bedienen zu können, entwickelt die Kommu- ne im Ortsteil Helsa derzeit ein weiteres Baugebiet. Ergänzend zur Neuentwicklung von Bauflächen soll die Wiedernutzung von Leerständen und die Schließung von Baulücken stärker betont werden. Durch Zuzüge sollen vorhandene Strukturen gestärkt und die Infrastruktureinrichtungen auszulasten und damit langfristig zu erhalten. Vor allem in der Kernzone Helsas (Leipziger Straße) gibt es einige leer stehende Häuser, meist älteren Baujahrs, die aufgrund ihrer Struktur den heutigen Anforderungen nur unzu- reichend entsprechen. Auch im Ortsteil Eschenstruth gibt es leer stehende Gebäude in att- raktiver Lage, die jedoch einen ungünstigen Zuschnitt aufweisen.

3.4 Siedlungsentwicklung Hessisch Lichtenau

Siedlungsentwicklung seit 1990

Zwei Schwerpunkte der bisherigen Siedlungsentwicklung der Kommune Hessisch Lichte- nau sind die Kernstadt und der Stadtteil Fürstenhagen. In diesen beiden Stadtteilen sind in größerem Maße noch Wohnbauflächen verfügbar. Im Stadtteil Velmeden wird ein Wohngebiet in mehreren Bauabschnitten entwickelt. Zu- nächst sind sechs Baugrundstücke vorgesehen. Ebenso stehen im Stadtteil Walburg 6 Wohnbaugrundstücke innerhalb eines ersten Bauabschnittes eines B-Planes zur Verfü- gung. Der hohe Anteil freier Grundstücke an den Neuauswesungen erklärt sich teilweise durch das Entwicklungsjahr. Von den 195 Grundstücken in der Kernstadt sind 80 erst zum Jahr 2004 entwickelt worden. Auch das Baugebiet in Velmeden ist erst im Jahr 2006 baureif ge- worden.

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Wohnbauflächen Freie Grundstücke Anteil freie Grundstücke Neuaus- Neuausweisung Grundstücke an weisung 1990-2007 1990-2007 Neuausweisung Hessisch Lichte- nau 195 86 44,1 Friedrichsbrück 3 3 100,0 Fürstenhagen 67 51 76,1 Quentel 12 8 66,7 Reichenbach 4 1 25,0 Velmeden 6 6 100,0 Walburg 22 18 81,8

GESAMT 309 173 56,0

Die Entwicklung im gewerblichen Bereich konzentriert sich auf die Kernstadt. Angrenzend an die Blücherkaserne, die nur noch zu einem geringen Teil von der Bundeswehr genutzt wird und kurzfristig komplett zur Konversion zur Verfügung stehen wird, befinden sich die Gewerbegebiete „Am Hambacher Weg“ und „Im Senkefeld“ mit einer Bruttogesamtfläche von 65,7 ha. In der ehemaligen Munitionsfabrik Hirschhagen stehen ebenfalls noch 3,5 ha städtische Flächen zur Nutzung als Industriegebiet zur Verfügung. Die Vermarktung der ausgewiesenen Gewerbeflächen verläuft nur sehr schleppend, da sich potenzielle Investo- ren auch aufgrund der unklaren Ausbausituation der BAB 44 und des noch nicht begonne- nen Konversionsprozesses der Blücherkaserne weitgehend zurück halten. Leerstände von Wohngebäuden finden sich vor allem in den Ortskernen mit historischer Bausubstanz, die den heutigen (Wohn-)Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann. Ähn- lich verhält es sich mit der Einzelhandelsnutzung, die aufgrund von begrenzten Ladenflä- chen und eingeschränkter Autoerreichbarkeit zunehmend unter Druck gerät. In Folge wer- den einige Geschäfte aufgegeben und andere verlagern ihren Standort aus der Innenstadt heraus. Es entstehen Leerstände und ein Trading-down-Effekt mit wenig prestigeträchtigen Nachnutzungen setzt ein. Leerstände und Brachen im gewerblichen Bereich gibt es vor al- lem in Hirschhagen.

Perspektiven der Siedlungsentwicklung

Das derzeitige Baulandangebot wird von der Kommune für die Dauer von 10-15 Jahren als ausreichend bewertet, so dass zur Zeit auch keine weiteren Entwicklungen geplant sind. Um flexibler auf Nachfrageschwankungen bei Baugrundstücken reagieren zu können, sind bei einigen Baugebieten weitere Bauabschnitte vorbereitet aber noch nicht baureif. Insge- samt erhofft die Kommune durch den Weiterbau der A44 eine wieder steigende Nachfrage für die vorhandenen Gewerbeflächen und damit auch für die Wohnbauflächen. Auch das Areal der Blücherkaserne bietet hier umfangreiche gewerbliche Perspektiven im Rahmen der Konversion.

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3.5 Siedlungsentwicklung Kaufungen

Siedlungsentwicklung seit 1990

Die Gemeinde Kaufungen konnte seit den 1960er Jahren von ihrer Lage am unmittelbaren Rand des Oberzentrums Kassel profitieren. Neben der guten Anbindung des Individualver- kehrs über BAB 7 und B 7 ist insbesondere der frühzeitige Anschluss an das Straßenbahn- netz Kassels ein entscheidender Standortvorteil der Kommune gewesen. In verschiedenen Wachstumsschüben konnte die Kommune durch Neuausweisung von Siedlungsflächen ihre Einwohnerzahl immer weiter steigern. Deutlich macht dies die Verdreifachung der Siedlungsfläche von 1950 bis 1970 von 80 ha auf 237 ha. Bis 1980 steigert sich die besie- delte Fläche erneut um 50 ha auf 287 ha. Erst danach verlangsamt sich das Wachstum der Kommune, hält aber weiterhin an und die Siedlungsfläche liegt im Jahr 2000 bei 353 ha. Inzwischen ist das Wachstum Kaufungens an seine räumlichen Grenzen gestoßen, so dass keine weiteren Siedlungsflächen mehr ausgewiesen werden können. Seit einigen Jahren verstärkt die Kommune daher die Innenentwicklung und versucht, vorhandene Baulücken einer neuen Nutzung zuzuführen.

17 Wohnbauflächen Grundstücke Neu- Freie Grundstücke Anteil freie ausweisung 1990- Neuausweisung Grundstücke an 2007 1990-2007 Neuausweisung Oberkaufungen 231 49 21,4 Niederkaufungen 317 14 4,4 Papierfabrik 153 11 7,0

GESAMT 701 74 10,5

Perspektiven der Siedlungsentwicklung

Mit der Nachbarkommune Niestetal ist ein gemeinsames Gewerbegebiet mit einer Größe von ca. 30 ha geplant, dies kann aber erst nach Abschluss der Autobahnplanungen entwi- ckelt werden. Ansonsten bestehen keine freien Gewerbeflächen. Derzeit bietet die Ge- meinde nur 2 freie Wohnbaugrundstücke an. Das derzeitige Festplatzgelände ist für eine Bebauung vorgesehen.

17 Der Wohnbauflächenzuwachs 1990-2007 liegt nur in Flächenangaben in ha vor. Um die Daten Kaufungens mit den anderen Kommunen in Beziehung setzen zu können, ist die Grundstücksanzahl der Neuausweisun- gen überschlägig ermittelt worden. Bezogen auf den Zuwachs an Wohngebäuden von 1990-2006 laut Hes- sischer Gemeindeblätter ergibt sich eine durchschnittliche Grundstücksfläche von 750qm für Wohnflä- chenneuausweisungen.

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3.6 Siedlungsentwicklung Waldkappel

Siedlungsentwicklung seit 1990

In den 90er Jahren sind in der Kernstadt in zwei Baugebieten 38 Wohnbaugrundstücke ausgewiesen worden von den derzeit noch 13 Grundstücke frei sind. Bei weiteren Auswei- sungen in verschiedenen Stadtteilen ergibt sich außer in Hetzerode, wo alle drei Grundstü- cke des Mischgebiets bebaut sind, eine eher schwache Nachfrage. In Schemmern sind seit 1991 fünf von zehn Grundstücken belegt, während in Hasselbach (zehn Grundstücke) und in Eltmannsee (fünf Grundstücke) je nur ein Baugrundstück nachgefragt wurde, jedoch ist das Baugebiet in Eltmannsee erst im Jahr 2006 entwickelt worden. Von insgesamt seit 1990 in der Kommune neu ausgewiesenen 66 Grundstücken sind derzeit noch 31 Grundstücke frei. In den jüngsten Baugebieten in der Kernstadt „Am Hassel I und II“ sind bis auf 3-4 Flächen alle städtischen Baugrundstücke verkauft; die privaten unbebauten Grundstücke werden derzeit nicht zum Verkauf angeboten.

Wohnbauflächen Freie Grundstücke Anteil freie Grundstücke Neuaus- Neuausweisung Grundstücke an weisung 1990-2007 1990-2007 Neuausweisung Waldkappel 38 13 34,2 Schemmern 10 5 50,0 Hasselbach 10 9 90,0 Hetzerode 3 0 0,0 Eltmannsee 5 4 80,0

GESAMT 66 31 47,0 Laut einer Erfassung aus dem Jahre 2005 kann die Kommune insgesamt 123 freie Grundstücke aufweisen, davon 40 in der Kerngemeinde, 27 in Bischhausen, 20 in Har- muthsachsen. Im Bereich der gewerblichen Bauflächen sind seit 1990 Neuausweisungen meist auf kon- krete Nachfragen von Investoren erfolgt. Im Jahr 1999 wurden Industrie- und Gewerbeflä- chen in der Kerngemeinde von insgesamt 16,6 ha („Auf dem Steinbühl II“) insbesondere für die Flächeninanspruchnahme eines holzverarbeitenden Betriebes ausgewiesen, davon sind derzeit noch 2,5 ha verfügbar. Im Ortsteil Bischhausen wurden Mitte der 1990er Jahre noch 0,5 ha Misch- und Gewerbeflächen ausgewiesen, die noch zur Verfügung stehen. Wei- tere gewerbliche Ausweisungen sind nicht geplant. Insbesondere in den Kernen der Ortsteile gibt es einige vereinzelte Leerstände in älteren Gebäuden. Die Leerstände treten in unterschiedlicher Konzentration in allen Ortsteilen auf. In der Kernstadt und in Schemmern wurden in Absprache mit dem Denkmalschutzes die Leerstände durch Abriss reduziert. In den Neubaugebieten der 1960er und 1970er Jahre gibt es bisher noch keine langfristi- gen Leerstände, für freiwerdende Gebäude finden sich in kurzer Zeit wieder Nachnutzer. Ähnlich verhält es sich bisher in der Wehrfeldsiedlung, einem Baugebiet aus der Nach- kriegszeit, in dem viele Gebäude in den 90er Jahren saniert wurden. Die dortigen freien Bauflächen werden durch die künftige Nähe zur Autobahn nur gering nachgefragt. Interes- senten von Wohneigentum stehen derzeit als Alternative zum Neubau noch Reihenhausbe-

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 75 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 stände einer Wohnungsgesellschaft zur Verfügung, die Anfang der 1990er Jahre errichtet wurden, und nun sukzessive meist von den Mietern übernommen werden.

Perspektiven der Siedlungsentwicklung

Insgesamt sieht die Kommune die vorhandenen Bauflächen für die nächsten zwei bis drei Jahre als ausreichend an. Zur Zeit sind unter anderem aufgrund der unklaren Ausbausitua- tion der BAB 44 keine weiteren Neuausweisungen von Bauflächen in Planung. Ebenso wie die übrigen Kommunen hofft auch Waldkappel hinsichtlich der Gewerbeentwicklung vom Weiterbau der A44 zu profitieren. Bis dahin wird bei Bedarf in den Ortsteilen durch Um- widmung oder Neuausweisung Baurecht für zwei bis drei Grundstücke geschaffen.

3.7 Bodenrichtwerte

In den folgenden Tabellen finden sich die Bodenrichtwerte aus dem Bodenrichtwertatlas (Stichtag 31.12.2005) des Gutachterausschusses für Grundstückswerte und sonstige Wertermittlungen. Die Richtwerte werden auf Grundlage der erfassten Kaufpreise der Jahre 2004-2006 ermittelt. Darin einbezogen ist ein fiktiver Neuerschließungswert von 35 €/qm, der Erschließungsbeiträge nach § 127 BauGB (erstmalige Herstellung der Erschließungsan- lagen) und dem Hessischen Kommunalabgabengesetz (Abwasser, Wasser und Straßener- neuerung) beinhaltet. Daran lässt sich für das KAG-Gebiet ein deutliches NW-SO-Gefälle ablesen. So kann der Bodenrichtwert in Kaufungen für Wohnbauflächen den Wert 100 ü- berschreiten. Etwas geringere Bodenrichtwerte bis zu 95 weist die Kernstadt Hessisch Lich- tenau auf, wobei die anderen Stadtteile deutlich niedriger liegen. Die Werte der Kommunen Großalmerode und Helsa finden sich auf einem ähnlichen Niveau zwischen 40-70 wieder. Die (preis-)günstigsten Richtwerte von 42-55 werden für Waldkappel angegeben.

Kerngebiete Wohnbauflächen Mischbauflächen Gewerbe Großalmerode 70 50-55 40-50 38-42 Epterode 45-48 39 Laudenbach, 48-50 48-50 40-42 Rommerode, Tru- benhausen Uengsterode 45 45 40 Weißenbach 42 42

Kerngebiete Wohnbauflächen Mischbauflächen Gewerbe Helsa 40-75 40-50 30 Eschenstruth 35-65 30-35 25 St. Ottilien 30 Wickenrode 55-75 35-60

Kerngebiete Wohnbauflächen Mischbauflächen Gewerbe Hess.Lichtenau 85-95 70-90 (50)18 65-80 40-45 Fürstenhagen 60-65 55-60 Walburg 49 49 42 Übrige Ortsteile 42-44 42-44 39

18 Werte in Klammern beziehen sich auf kleinflächige Teilgebiete, deren Bodenrichtwert stark von denen der Umgebung abweicht.

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Kerngebiete Wohnbauflächen Mischbauflächen Gewerbe Kaufungen Papierfabrik 90 80 45-50 Niederkaufungen 85-95 (125) 75-80 42 Oberkaufungen 85-105 (120) 75-85 50

Kerngebiete Wohnbauflächen Mischbauflächen Gewerbe Waldkappel 55 45-50 42-50 40 Bischhausen, 42-44 42-44 39 Schemmern Übrige Ortsteile 42-43 42-43

3.8 Bisherige Fördermaßnahmen

Im KAG-Gebiet sind in der Vergangenheit bereits in einigen Ortsteilen durch den Einsatz von Förderprogrammen Verbesserungen in der Siedlungsstruktur erreicht worden. So wur- den in den Kernstädten von Großalmerode und Hessisch Lichtenau bereits städtebauliche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, in der Kernstadt von Waldkappel, in Niederkaufun- gen sowie in Großalmerode (vor Durchführung der Stadtsanierung) kam das Landespro- gramm „Einfache Stadterneuerung“ zur Anwendung; in 16 Ortsteilen wurden im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms Entwicklungskonzepte und Projekte gefördert. Die räumli- che Verteilung der Stadt- und Ortsteile, in die bereits Mittel aus den genannten Förderpro- grammen geflossen sind, sind in der nachfolgenden Karte dargestellt.

3.9 Folgen für den Stadtumbauprozess

Die Folgen des demografischen Wandels verbunden mit dem Bevölkerungsrückgang ma- chen es unumgänglich, dass sich die Kommunen in der Siedlungsentwicklung stärker auf den Bestand konzentrieren. Weitere Neuentwicklungen an den Ortsrändern – wie zu Zeiten des Wachstums bis in die 1990er Jahre hinein – sind nicht geeignet um die Auswirkungen des Wandels der Bevölkerungsstruktur in der Region abzumildern. Die Anteile der heute noch unbebauten Grundstücke, die seit 1990 neu ausgewiesen wurden, liegen fast überall deutlich im zweistelligen Bereich und deuten so eine stark rückläufige Nachfrage an Bau- grundstücken hin. Durch Forcierung der Innenentwicklung können die Ortskerne gestärkt und die vorhandene Infrastruktur mittel- bis langfristig gesichert werden. Um die Kosten- steigerungen zum Erhalt der Versorgungsnetze bei prognostiziertem Bevölkerungsschwund moderat zu halten, sollten flächenhafte Neuausweisungen von Baugebieten vermieden werden, da diese zwangsläufig den Ausbau des Versorgungsnetzes bedingen. Zur Stärkung der Siedlungsentwicklung in den Ortskernen sind auch Maßnahmen einer städtebaulichen Neuordnung erforderlich, um attraktive Wohnbedingungen und zeitgemä- ße Gewerbeflächenangebote realisieren zu können. Dies kann beispielsweise auch den Rückbau ungenutzter, nicht erhaltenswerter Bausubstanz wie auch von Nebengebäuden bedeuten, um angemessen nutzbare Freiflächen zu gewinnen. Ebenso wie bei der Sanie- rung gibt es hier einen Fördermittelbedarf.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 77

Niestetal

Kassel

Nieder­ kaufungen Papier­ fabrik Gutsbezirk Kaufunger Wald Oberkaufungen Truben­ Lohfelden hausen Weißen­ Bad Sooden­Allendorf bach Helsa Großalmerode Wickenrode Uengste­ Epterode rode

Rommerode Eschenstruth Frie­ Laudenbach drichs­ brück

Söhrewald Velmeden St. Ottilien Fürstenhagen Hessisch Lichtenau Walburg Hausen

Meißner Quentel

Küchen

Hollstein Hopfelde Rodebach Hasselbach Melsungen Retterode

Harmuthsachsen Wickersrode Reichenbach

Wehretal Waldkappel

Hetzerode Mäckelsdorf Bischhausen

Friemen Burghofen Kirchhosbach Schemmern Rechtebach

Eltmann­ Gehau see

Stolzhausen

Cornberg Rotenburg a. d. Fulda

Niestetal

Nieder­ Witzenhausen kaufungen Papier­ fabrik Oberkaufungen Gutsbezirk Kaufunger Wald Truben­ Lohfelden hausen Weißen­ Bad Sooden­Allendorf bach Großalmerode Helsa Wickenrode Epterode Uengste­ rode

Rommerode Eschenstruth Frie­ Laudenbach Berkatal drichs­ brück Söhrewald Velmeden St. Ottilien

Fürstenhagen Hessisch Lichtenau Walburg Hausen

Quentel Meißner

Küchen Hollstein Rodebach Hopfelde Hasselbach Melsungen Retterode

Harmuthsachsen Wickersrode Reichenbach

Wehretal Waldkappel

Bischhausen Spangenberg Hetzerode Mäckelsdorf

Burghofen Friemen

Kirchhosbach Schemmern Rechtebach

Eltmann­ Gehau see

Stolzhausen Sontra

Cornberg Rotenburg a. d. Fulda

Niestetal LEGENDE

Kassel

Nieder- Witzenhausen kaufungen DE Dorferneuerung Papier- SE fabrik DE seit 2002 Gutsbezirk Kaufunger Wald SE Einfache Stadterneuerung DE ca. 1976-1986 Lohfelden Trubenhausen ca. 1983-1986 1983-1991 Oberkaufungen DE Bad Sooden-Allendorf SAN Stadtsanierung SAN SE Helsa DE DE 1984-1994 1981-1989 Großalmerode 1995-2005 Laufzeit Wickenrode DE Weißen- seit 1995 2001-2009 Uengste- 1977-1988 1977-1986 bach DE rode Epterode 1983-1991/92 Rommerode 2000-2008 Eschenstruth DE Frie- DE 1985-1993 Berkatal DE drichs- Laudenbach brück DE Söhrewald St. Ottilien Velmeden 1998-2007 Fürstenhagen DE Hessisch Lichtenau Walburg Hausen ca. 1995-2002 SAN Meißner Quentel 1971-2000

Küchen

ca. 1985-1992 Hollstein Hopfelde Rodebach DE Hasselbach Melsungen Retterode

Harmuthsachsen Wickersrode Reichenbach 1983-1992 DE Wehretal Waldkappel DE SE 1990-2002 KOMMUNALE ARBEITSGEMEINSCHAFT

Hetzerode 1984-1995 “WESTLICHES MEISSNERLAND” Spangenberg Mäckelsdorf Bischhausen STADTUMBAU IN HESSEN: Friemen Burghofen DE INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT Kirchhosbach Schemmern Rechtebach 2001-2009 FÖRDERMASSNAHMEN

Eltmann- Gehau see

Stolzhausen Sontra

M 1: 110.000 07.12.2007

Cornberg akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Rotenburg a. d. Fulda akp_ Brandt Höger Kunze Partnerschaft Dipl.-Ing. Stadt- und Regionalplanung adresse_ Friedrich-Ebert-Straße 153 34119 Kassel telefon_ 0561 70048 68 telefax_ 69 e-mail_ [email protected]

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4 Analysepfad Wirtschaft und Beschäftigung

Vorbemerkungen

Der Analysepfad Wirtschaft und Beschäftigung stellt im Rahmen des Stadtumbaus einen zentralen Themenbereich dar. Die Sicherung und Ausweitung des vorhandenen Arbeits- platzangebotes sowie die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten ist eine wichtige Voraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region. Nur wenn es ein adäquates Angebot an Erwerbsmöglichkeiten gibt, ist die Region als Wohnstandort für junge Men- schen attraktiv. Neben der Perspektive, durch die Schaffung von Arbeitsplätzen Zuwande- rung zu erreichen, muss gleichzeitig versucht werden, die Abwanderung junger Leute auf- grund mangelnder Erwerbsmöglichkeiten zu verhindern. Hierbei spielt insbesondere die Schaffung von Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten eine Rolle. Im Folgenden wird die wirtschaftliche Entwicklung der fünf Kommunen näher beleuchtet. Dabei werden verschiedene Aspekte betrachtet. Eine wichtige Grundlage stellen die Anga- ben über die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dar, welche Auskunft über die Ar- beitsmarktentwicklung und die Wirtschaftsstruktur in den jeweiligen Kommunen geben und jeweils mit der konkreten Situation verknüpft werden. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden fünf verschiedenen Wirtschaftsbe- reichen zugeordnet. Da sich die inhaltliche Gliederung der Wirtschaftsbereiche nach 1998 geändert hat, kann die Entwicklung der Wirtschaftsstruktur erst ab 1999 dargestellt wer- den. Für die beiden anteilig am schwächsten vertretenen Wirtschaftsbereiche Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sowie Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister liegen nur für die Jahre 2003 bis 2005 genauere Daten vor. Da ein derart kurzer Zeitraum nicht aussagekräftig ist, wird die Wirtschaftsstruktur in der KAG-Region und den fünf Kom- munen nicht im Verlauf, sondern nur zum Stand am 30.06.2005 dargestellt. Detaillierte Angaben zur Entwicklung können daher nur für die Bereiche produzierendes Gewerbe, Handel, Gastgewerbe und Verkehr sowie öffentliche und private Dienstleister gemacht werden. Für die einzelnen Kommunen liegen keine Daten zur Entwicklung der Arbeitslosenquote vor. Zur Vergleichbarkeit der Arbeitslosenzahlen in den KAG-Kommunen wurde daher der prozentuale Anteil der Arbeitslosen an der Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) errechnet. Auch wenn die Landwirtschaft unter Arbeitsmarktgesichtspunkten kaum von Bedeutung ist, hat sie in einer ländlichen Region wie dem KAG-Gebiet eine besondere Relevanz. Zum Einen fällt ihr im Hinblick auf die Pflege und Entwicklung der Kulturlandschaft eine wichtige Rolle zu. Zum Anderen prägen landwirtschaftliche Betriebe maßgeblich die baulich- strukturelle Gestalt der Dörfer. Somit hat die landwirtschaftliche Entwicklung (z.B. Be- triebsaufgabe) direkte Auswirkungen auf das Erscheinungsbild insbesondere der Ortskerne und kann außerdem eine Relevanz für die Bereiche Tourismus und Nahversorgung haben. Aus diesem Grund wird die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe in den einzelnen Kommunen näher beleuchtet. Aufgrund einer von Seiten des statistischen Landesamtes zu gewährleistenden Anonymisierung der Daten unterliegt die Darstellung der landwirtschaft- lichen Betriebe nach Größenklassen einer gewissen Einschränkung. So wird die Anzahl der

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Betriebe einer bestimmten Größenklasse nur dargestellt, wenn dieser Gruppe mindestens drei Betriebe zugeordnet werden können. Zur besseren Übersichtlichkeit wird in einem gesonderten Abschnitt auf die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszubildenden eingegangen. Dieser Be- reich hat im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Notwendigkeit, junge Leute in der Region zu halten, eine besondere Bedeutung und stellt auch einen Ansatzpunkt im Kontext konkreter Handlungsfelder dar. Das regionale Angebot an Arbeitsplätzen ist Ausgangspunkt zahlreicher Verflechtungen zwischen den Kommunen inner- und außerhalb des KAG-Gebietes. Dieses manifestiert sich in den Pendlerbewegungen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen zwischen Wohn- und Arbeitsort. Im dritten Abschnitt werden daher anhand der Pendlerbeziehungen die Ver- flechtungen der KAG-Kommunen untereinander sowie deren Verbindung zu außerhalb der KAG-Region liegenden Kommunen betrachtet.

4.1 Struktur und Entwicklung der Wirtschaftsstandorte in den KAG-Kommunen

KAG-Region

In der KAG-Region gab es am 30.06.2006 insgesamt 9.405 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Gegenüber dem Stand von 1990 hat sich die Anzahl um knapp 7 % erhöht. Die Entwicklung ist dabei jedoch schwankend verlaufen. Nach einem relativ starken An- stieg bis zur Mitte der 1990er Jahre ging die Anzahl der Arbeitsplätze bis 1999 wieder zu- rück. Einem weiteren leichten Anstieg und anschließendem deutlichem Rückgang bis 2003 folgte eine Erhöhung der Anzahl Arbeitsplätze, ohne jedoch den Höchststand von 1995 zu erreichen.

Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der KAG-Region

10.000

9.500

9.000

Anzahl 8.500

8.000

90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 Jahr

Die Wirtschaftsstruktur in der KAG-Region insgesamt wird vom produzierenden Gewerbe geprägt. Knapp 37 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in diesem Bereich. Die zweitgrößte Gruppe der Arbeitnehmer ist im Bereich Handel, Gastgewerbe und

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Verkehr tätig (27,4 %). Die öffentlichen und privaten Dienstleistungen sind etwas schwä- cher vertreten (26 %). 8 % der Beschäftigten arbeiten im Bereich Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister. Die Landwirtschaft hat in der Region mit einem Anteil von 1,8 % nur eine geringe Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt.

Anteil der sozialvers. Beschäftigten der versch. Wirtschaftsbereiche an allen sozialvers. Beschäftigten im Westlichen Meißnerland am 30.06.2005

70

60 produzierendes Gewerbe

50 Handel, Gastgewerbe und Verkehr 40 öffentliche und private 30 Dienstleister

Anteil in % Land- und Forstwirtschaft, 20 Fischerei Finanzierung, Vermietung und 10 Unternehmensdienstleister 0 Helsa Hessisch Lichtenau Kaufungen Waldkappel KAG-Region Großalmerode

Im Dezember 2006 waren in der KAG-Region 1.226 Arbeitslose gemeldet und damit über 1.100 weniger als der Höchststand im Betrachtungszeitraum 1998. Die Entwicklung insge- samt lässt sich in drei Phasen beschreiben. Nach einem Rückgang bis 2000 stagnierte die Arbeitslosenzahl sowie deren Anteil an der erwerbsfähigen Bevölkerung bis 2004. In den letzten beiden Jahren kam es zu einem deutlichen Rückgang. Allen Kommunen gemeinsam ist ein Anstieg des Anteils der Arbeitslosen an der erwerbsfä- higen Bevölkerung bis 1997 bzw. 1998, der in Hessisch Lichtenau sogar bis 2001 stattge- funden hat sowie ein Rückgang am Ende des Betrachtungszeitraumes. In der Hessentags- stadt ist der Anteil der Arbeitslosen mit 7,7 % 2006 am höchsten, weist allerdings in den letzten Jahren einen nahezu kontinuierlich rückläufigen Trend auf. In den anderen Kommu- nen ist die Entwicklung eher schwankend verlaufen, wobei sowohl der Anteil als auch die Anzahl der Arbeitslosen am Ende des Betrachtungszeitraumes rückläufig ist.

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Anteil der Arbeitslosen an erwerbsfähiger Bevölkerung (15-64-jährge)

10

9 Großalmerode 8 Helsa Hessisch Lichtenau 7 Kaufungen

Anteil in % 6 Waldkappel 5 KAG 4 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Insgesamt wird deutlich, dass die Kommunen sich in Bezug auf ihre wirtschaftliche Prä- gung und Entwicklung zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. Die KAG-Region als Betrachtungsebene bildet immer einen Durchschnitt ab, der nicht unbedingt der realen Si- tuation in den einzelnen Kommunen entspricht. Aus diesem Grund werden die Entwicklun- gen und Charakteristika hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation in den einzelnen Kom- munen im Folgenden getrennt betrachtet.

Großalmerode

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2006 ist in Großalmerode ge- genüber 1990 um mehr als 27 % gesunken – deutlich mehr als in den anderen vier Kom- munen. Dabei verlief die Entwicklung bis Mitte der 1990er Jahre leicht schwankend und hat seitdem fast kontinuierlich abgenommen.

Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Großalmerode

2.000 1.800 1.600 1.400

Anzahl 1.200 1.000 800 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

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Die Wirtschaftsstruktur in Großalmerode ist stark vom produzierenden Gewerbe geprägt. In diesem Bereich arbeiten mit 62,2 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ver- hältnismäßig mehr Arbeitnehmer als in den anderen Kommunen. Gegenüber 1999 ist de- ren Anteil um gut 3 % zurückgegangen. Im Gegenzug ist der Anteil der öffentlichen und pri- vaten Dienstleister leicht gestiegen. Gemessen an der Beschäftigtenzahl sind die Bereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr sowie öffentliche und private Dienstleistungen mit ei- nem Anteil von jeweils etwa 15 % von ähnlicher bzw. im Vergleich zum produzierenden Gewerbe insgesamt von geringer Bedeutung.

Anteil der sozialvers. Beschäftigten in versch. Wirtschaftsbereichen an allen sozialvers. Beschäftigten in Großalmerode

70 60 produzierendes Gewerbe 50 40 Handel, Gastgewerbe und 30 Verkehr

Anteil in % 20 öffentliche und private 10 Dienstleister 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Mit fast 30 % ist die Anzahl der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe am stärksten zurückgegangen. Dieser Rückgang ist vor allem auf den Abbau von Arbeitsplätzen in den Betrieben der Feuerfest-Industrie (VGT/ Vesuvius) sowie im Bergbau (Schließung der Zeche Hirschberg 2001) zurückzuführen. Die Unternehmen der Feuerfest-Industrie können nur bestehen, wenn sie auf internationalen Märkten agieren, wodurch sie gleichzeitig interna- tionaler Konkurrenz ausgesetzt sind. Die rückläufige Arbeitsplatzentwicklung im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr kann tendenziell eher dem Gastgewerbe zugeschrieben werden, während sich im Bereich Verkehr, vor allem vertreten durch drei größere Speditio- nen, positive Entwicklungstrends abzeichnen. Deutlich geringere Arbeitplatzverluste gab es im Bereich der öffentlichen und privaten Dienstleistungen.

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Prozentuale Entwicklung der Beschäftigtenanzahl in ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Großalmerode

105 100 95 produzierendes Gewerbe 90 85 Handel, Gastgewerbe und

in % 80 Verkehr 75 öffentliche und private 70 Dienstleister 65 60 Veränderung gegenüber 1990 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Dominanz des produzierenden Gewerbes in Großalmerode ergibt sich vor allem aus zahlreichen ansässigen Betrieben aus dem Bereich der Feuerfest-Industrie. In Großalmero- de befindet sich die bundesweit größte Konzentration dieser Branche. Dabei handelt es sich größtenteils um mittelständische Familienbetriebe mit einer langen Tradition. Der Ar- beitsplatzrückgang im produzierenden Gewerbe hängt in gewissen Maße mit der Entwick- lung der Feuerfest-Industrie zusammen. So gab es beispielsweise größere Arbeitsplatzver- luste aufgrund der Schließung der Produktionssparte feuerfeste Steine für die Glasherstel- lung bei den Vereinigten Großalmeroder Tonwerken (VGT). Trotz der räumlichen Nähe der Betriebe kooperieren die Unternehmen kaum miteinander. Ansätze zur Zusammenarbeit gibt es höchstens zur Bewältigung von Produktionsspitzen. Ein Potenzial dieses Branchen- schwerpunktes ist das Standbein Entwicklung. So wird in den Großalmeröder Feuerfest- Betrieben nicht nur produziert, sondern es werden vor allem auch individuelle Produktlö- sungen für spezielle Anforderungen entwickelt. Aufgrund der topografischen Lage sowie bergbaubedingter Einschränkungen ist das Ge- werbeflächenpotenzial im Stadtgebiet beschränkt. Es gibt erschlossene Gewerbeflächen in der Kernstadt, Epterode und Laudenbach, die von Seiten der Stadt als ausreichend ange- sehen werden, um vorhandenen Betrieben Erweiterungsmöglichkeiten zu geben und klei- nere bis mittlere Unternehmen anzusiedeln. Darüber hinaus gibt es mehrere Gewerbebra- chen im Stadtgebiet. In der Kernstadt wird das Industriegelände „Heiligenhof“ der ehema- ligen VGT gegenwärtig zur Tongewinnung genutzt und in Epterode und Rommerode liegen Zechengelände brach sowie im Außenbereich des letzteren Stadtteils das Gewerbegrund- stück Kanzler & Co zwischen Rommerode und Velmeden. Diese Flächen werden teilweise von Unternehmen genutzt, deren Bestandssicherung im kommunalen Interesse liegt; den- noch ist eine deutliche Unternutzung erkennbar, die auf das Umfeld abstrahlt. Von Seiten der Stadt wird vor allem die Entwicklung und Ergänzung der ansässigen Unter- nehmen als wichtiges Aufgabenfeld angesehen. Größere Neuansiedlungen sollen in inter- kommunaler Zusammenarbeit in Hessisch Lichtenau angestrebt werden. Hier spielt die Entwicklung des interkommunalen Gewerbestandortes auf dem Areal der Blücherkaserne eine zentrale Rolle. Voraussetzung dafür ist allerdings der Weiterbau der A 44. Hier wird vor allem die Anbindung an Kassel und weniger die Verbindung in Richtung als wich-

Seite 84 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 tiges Potenzial gesehen. Wünschenswert ist aus Sicht der Stadt die Ansiedlung eines gro- ßen Unternehmens aus der Energiebranche (z.B. Gazprom). Als Ideal wären Unternehmen aus dem Bereich neue Energien sowie die Herstellung alternativer Brennstoffe angesehen. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist in Großalmerode im Zeitraum von 1991 bis 2005 von 62 auf 38 zurückgegangen. Die Größenstruktur ist überwiegend von kleineren Betrieben mit Flächengrößen von 2 bis unter 10 ha geprägt, deren Anzahl sich im Betrach- tungszeitraum jedoch reduziert hat. Es kann mit Blick auf die Flächengrößen davon ausge- gangen werden, dass es sich bei vielen Betrieben dieser Größenordung um Nebenerwerbs- betriebe handelt. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit mindestens 50 ha Flä- che ist seit 1991 nahezu konstant geblieben. Vor allem im Stadtteil Laudenbach hat die Landwirtschaft eine große Bedeutung. Dort bestehen noch fünf Vollerwerbsbetriebe.

Entwicklung der landwirtschatlichen Betriebe in Großalmerode nach Größenklassen

35 30 unter 2 ha 25 von 2 bis unter 10 ha 20 von 10 bis unter 30 ha 15 Anzahl von 30 bis unter 50 ha 10 50 oder mehr ha 5 0 1991 1995 1999 2003 2005 Jahr

Helsa

Nach Waldkappel ist Helsa bezogen auf die Einwohnerzahl die zweitkleinste Kommune in der KAG-Region und hat die wenigsten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Damit ist die Gemeinde ein ausgeprägter Wohnstandort in der Region. Die Beschäftigtenanzahl ist 2006 gegenüber 1990 um insgesamt 7,7 % angestiegen wobei die Entwicklung aller- dings „wellenartig“ verlief. Nach einem Anstieg bis 1992 sank die Zahl der Beschäftigten bis 1996 und stieg dann wieder bis 1999 an. Nach einem erneuten, sich drei Jahre fortset- zenden Rückgang steigt die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze seit 2002 wieder an.

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Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Helsa

700

600

500

Anzahl 400

300

200 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Gemeinde Helsa ist stark vom öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor geprägt, dessen Anteil fast kontinuierlich gestiegen ist und in dem knapp die Hälfte aller sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten tätig sind. Der allgemeine Wandel vom Produktions- zum Dienstleistungsstandort wird damit in Helsa besonders deutlich. War 1999 das produzie- rende Gewerbe und der Bereich öffentliche und private Dienstleistungen noch annähernd gleichbedeutend, differieren die Anteile der beiden Wirtschaftsbereiche mittlerweile um knapp 20 %. Ersterem Bereich sind nur noch weniger als ein Drittel der Beschäftigten zuzu- ordnen.

Anteil der sozialvers. Beschäftigten in versch. Wirtschaftsbereichen an allen sozialvers. Beschäftigten in Helsa

70 60 produzierendes Gewerbe 50 40 Handel, Gastgewerbe und 30 Verkehr

Anteil in % 20 öffentliche und private Dienstleister 10 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Beschäftigtenzuwächse resultieren aus zusätzlichen Arbeitsplätzen im Dienstleis- tungsbereich, deren Anzahl sich um über ein Viertel erhöht hat. Während die Arbeitsplätze im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr kontinuierlich um gut 22 % zurückgegangen sind, stagniert die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe in den letzten Jahren auf einem Verlustniveau von etwa 20% und hat sich gegenüber 2005 im letzten Jahr wieder leicht erhöht.

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Prozentuale Entwicklung der Beschäftigtenanzahl in ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Helsa

140

120 produzierendes Gewerbe 100 Handel, Gastgewerbe und % Verkehr 80 öffentliche und private 60 Dienstleister

40 Veränderung gegenüber 1990 in 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die größten Arbeitgeber in der Kommune Helsa sind zwei Altenpflegeheime, was sich in dem hohen Anteil der öffentlichen und privaten Dienstleister niederschlägt sowie aus dem Bereich produzierendes Gewerbe das Unternehmen Esterer, welches sich auf die Herstel- lung von (Tank-)Fahrzeugaufbauten und -anlagen spezialisiert hat und 145 Mitarbeiter be- schäftigt. Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird als ein wichtiges Ziel angesehen. Ein Ansatzpunkt ist hier die Beteiligung an der Konversion der Blücherkaserne. Des Weiteren wird die An- siedlung von Betrieben aus der Bioenergie-Branche (z.B. Herstellung von Pellets) als er- strebenswert erachtet. Aufgrund der topografischen Situation ist das Gewerbeflächenpo- tenzial in Helsa jedoch begrenzt. Um die touristische Attraktivität nicht zu beeinträchtigen, ist eine Ansiedlung emittierender Produktionsbetriebe eher kritisch zu betrachten. Die Landwirtschaft spielt in der Gemeinde fast keine Rolle mehr. Der letzte Vollerwerbsbe- trieb wird mittlerweile im Nebenerwerb bewirtschaftet. Im Zeitraum von 1991 bis 2005 ist die Anzahl der Betriebe von 55 auf 9 drastisch zurückgegangen. Dabei hat sich vor allem der dominierende Anteil der Kleinstbetriebe mit Flächengrößen von unter 2 ha reduziert. Nach Aussage der Kommune hat mittlerweile der letzte Vollerwerbsbetrieb auf Nebener- werb umgestellt.

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Entwicklung der landwirtschatlichen Betriebe in Helsa nach Größenklassen

30 25 unter 2 ha 20 von 2 bis unter 10 ha 15 von 10 bis unter 30 ha

Anzahl 10 von 30 bis unter 50 ha 50 oder mehr ha 5 0 1991 1995 1999 2003 2005 Jahr

Hessisch Lichtenau

Die Stadt Hessisch Lichtenau ist die einwohner- und arbeitsplatzstärkste Kommune im KAG-Gebiet. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gegenüber 1990 um knapp 1,5 % gesunken. Nach einem fast kontinuierlichen Anstieg um fast 10 % gegen- über dem Ausgangsniveau bis zur Mitte der 1990er Jahre ging die Anzahl der Arbeitsplätze – unterbrochen von leichten Anstiegen 1997 und 2001 – bis 2004 deutlich zurück. Seit- dem verzeichnet die Stadt wieder Arbeitsplatzzuwächse.

Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessisch Lichtenau

4.200 3.900 3.600 3.300 3.000 Anzahl 2.700 2.400 2.100 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Wirtschaftsstruktur in Hessisch Lichtenau ist in annähernd gleichem Maße von öffentli- chen und privaten Dienstleistern sowie dem produzierendem Gewerbe geprägt. Die Ent- wicklung seit 1999 verlief hier entgegengesetzt der strukturellen Entwicklung in Helsa. So ist der Anteil des Dienstleistungsbereiches um 6,5 % gesunken, während der Anteil des produzierenden Gewerbes leicht zugelegt hat (3,3 %). Im Bereich Handel Gastgewerbe und

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Verkehr arbeiteten 2006 18,1 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und damit 3,4 % weniger als 1990.

Anteil der sozialvers. Beschäftigten in versch. Wirtschaftsbereichen an allen sozialvers. Beschäftigten in Hessisch Lichtenau

70 60 produzierendes Gewerbe 50 40 Handel, Gastgewerbe und 30 Verkehr

Anteil in % 20 öffentliche und private 10 Dienstleister 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die strukturellen Verschiebungen spiegeln sich auch in der realen Arbeitsplatzentwicklung wider. Während sich die Zahl Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe um über 7 % er- höht hat, verzeichnen die anderen beiden Bereiche jeweils Arbeitsplatzrückgänge von knapp 10 %. Die Verluste im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr hängen zum Einen mit einer allgemein schleppenden Entwicklung im Bereich Tourismus zusammen und resul- tiert zum Anderen der Situation des lokalen Einzelhandels. Vor allem kleinere Geschäfte in der Innenstadt können sich gegenüber großflächigerer und mit dem Auto gut erreichbarer Einzelhandelsmärkte nicht behaupten.

Prozentuale Entwicklung der Beschäftigtenanzahl in ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Hessisch Lichtenau

110

100 produzierendes Gewerbe 90 Handel, Gastgewerbe und

% 80 Verkehr 70 öffentliche und private Dienstleister 60

50 Veränderung gegenüber 1990 in 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die wirtschaftlichen Schwerpunkte der Stadt Hessisch Lichtenau liegen in den Bereichen Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie Gesundheitswesen. Größter Arbeitgeber in der Stadt und im Werra-Meißner-Kreis ist die orthopädische Klinik in Fürstenhagen mit 1.000

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Mitarbeitern, von denen 80 % Vollzeitbeschäftigte sind Eine weitere bedeutende Einrich- tung in diesem Bereich ist das ebenfalls in Fürstenhagen ansässige Pflegezentrum. Des Weiteren haben Unternehmen aus der Metall- und Kunststoffbranche eine hohe wirtschaft- liche Bedeutung in Hessisch Lichtenau und setzen ihre Produkte teilweise weltweit ab. Die Perspektiven der Unternehmen werden als gut eingeschätzt; in den letzten sieben Jahren musste in Hessisch Lichtenau kein Betrieb schließen. Für die Stadt hat die Bestandspflege der ansässigen Unternehmen eine hohe Priorität. Es gibt keine nennenswerten Gewerbebrachen im Stadtgebiet von Hessisch Lichtenau. Das Angebot an vorhandenen Gewerbeflächen ist mehr als ausreichend. Im Osten des Stadtge- bietes gibt es ein bereits erschlossenes, noch nicht vermarktetes Gewerbegebiet mit einer Fläche von etwa 23 ha. Mit vorhandener Autobahn werden für die Flächen deutlich bessere Vermarktungschancen gesehen. Des Weiteren besteht östlich an das Gewerbegebiet an- grenzend der ehemalige Bundeswehrstandort Blücherkaserne mit einem Flächenpotenzial von etwa 42 ha, welches unter Einbezug eines angrenzenden Segelflugplatzes und einer Arrondierungsfläche um 25 ha erweitert werden könnte. Außerhalb der Kernstadt besteht in Hirschhagen ein Industrieflächenpotenzial in einer Größenordnung von etwa 5 ha. Die noch vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe werden hinsichtlich ihrer Existenz als stabil angesehen. Deren Anzahl ist in den vergangenen Jahren allerdings deutlich zurück- gegangen. Während es 1991 noch 154 Betriebe gab, wurden 2005 nur noch 87 landwirt- schaftliche Betriebe registriert. An der Entwicklung der Anzahl der Betriebsgrößen ist eine klare Entwicklung hin zu großen Betrieben zu erkennen. Während vor allem die Anzahl der Betriebe mit Flächengrößen von weniger als 30 ha zurückgegangen ist, ist die Anzahl der Betriebe mit Flächengrößen von 50 ha und mehr konstant geblieben.

Entwicklung der landwirtschatlichen Betriebe in Hessisch Lichtenau nach Größenklassen

70 60 unter 2 ha 50 von 2 bis unter 10 ha 40 von 10 bis unter 30 ha 30 Anzahl 20 von 30 bis unter 50 ha 10 50 oder mehr ha 0 1991 1995 1999 2003 2005 Jahr

Kaufungen

In Kaufungen ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gegenüber 1990 fast kontinuierlich um knapp 50 % gestiegen, womit die Gemeinde den mit Abstand stärks- ten Arbeitsplatzzuwachs in der KAG-Region zu verzeichnen hat.

Seite 90 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kaufungen

3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 Anzahl 1.000 500 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Wirtschaftsstruktur in Kaufungen ist stark vom Bereich Handel, Gastgewerbe und Ver- kehr geprägt. Der Anteil der Beschäftigten ist seit 1999 fast kontinuierlich auf über 47 % gestiegen. Die Anteile der Wirtschaftsbereiche öffentliche und private Dienstleister sowie produzierendes Gewerbe sind 2006 von 22,8 % auf 19,5 % bzw. von 31,3 % auf 25,8 % gesunken.

Anteil der sozialvers. Beschäftigten in versch. Wirtschaftsbereichen an allen sozialvers. Beschäftigten in Kaufungen

70 60 produzierendes Gewerbe 50 40 Handel, Gastgewerbe und 30 Verkehr

Anteil in % 20 öffentliche und private Dienstleister 10 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Auch die reale Arbeitsplatzentwicklung bildet diesen Trend ab. Während die Anzahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe von 1999 bis 2006 um 1,5 % und im Bereich öffentliche und private Dienstleister um 5,3 % gestiegen ist, hat sich die Anzahl der Be- schäftigten im Bereich Handel Gastgewerbe um knapp 50 % erhöht. Dabei kam es vor al- lem ab 2003 zu starken Arbeitsplatzzuwächsen.

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Prozentuale Entwicklung der Beschäftigtenanzahl in ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Kaufungen

160

140 produzierendes Gewerbe

120 Handel, Gastgewerbe und 100 Verkehr

1990 in % öffentliche und private 80 Dienstleister

Veränderung gegenüber 60 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Diese Zuwächse sind auf den Bereich Handel und Verkehr zurückzuführen, während die Anzahl der Beschäftigten im Bereich Gastgewerbe eher zurückgegangen ist. In Kaufungen hat es in der Vergangenheit Beschäftigtenzuwächse in der Logistik-Branche gegeben. Eine ansässige Spedition hat erweitert und des Weiteren hat sich eine weitere Speditionsfirma in Papierfabrik angesiedelt, so dass zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden sind. Die Beschäftigtenzuwächse im Bereich Handel können maßgeblich auf die Entwicklung des Handelshofes in Niederkaufungen zurückgeführt werden. Neben den Speditionen gibt es weitere bedeutende Unternehmen im Bereich des produzie- renden Gewerbes. Der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Kaufungen beschäftigt am Standort 280 Mitarbeiter und stellt Messgeräte her. Weitere bedeutende Unternehmen kommen aus dem Bereich Maschinen- und Metallbau. Die Perspektiven der bedeutenden Unternehmen werden als gut bezeichnet. Ein großes Potenzial des Wirtschaftsstandorts Kaufungen ist die Nähe zum Oberzentrum Kassel sowie gut erreichbare Autobahnanschlüsse. Gegenüber den anderen Kasseler Um- landgemeinden wie Lohfelden und Nieste hat Kaufungen ein vergleichsweise niedriges Bo- denpreisniveau. Damit hat die Gemeinde gute Voraussetzungen für einen Ausbau der Lo- gistik-Branche. Allerdings ist das Flächenpotenzial sehr begrenzt. Es gibt in Papierfabrik nur noch wenige freie Flächen. Ein geplantes interkommunales Gewerbegebiet auf dem Gebiet der Gemeinde Niestetal ist aufgrund der geplanten Autobahn von Seiten des Regie- rungspräsidiums nicht genehmigt worden. In Oberkaufungen gibt es zwei Gewerbebrachen, die für Nachnutzungen auch im nicht- gewerblichen Bereich zur Verfügung stehen. Das Riffer-Gelände, ehemaliger Standort eines Sägewerks und einer Holzgroßhandlung soll an die geplante Ortsumgehung der K 6 ange- bunden werden. Des Weiteren soll die Losse in einem neuen Flussbett auf dem Areal ent- lang geführt und der Festplatz dorthin verlagert werden. Darüber hinaus ist auch ange- dacht, einen vorhandenen Edeka-Markt auf diese Fläche zu verlagern. Ein weiteres Flä- chenpotenzial stellt das 1,5 ha große Areal der ehemaligen Firma Wülfing und Hauck dar. Allerdings müssen dazu zunächst die bestehenden Gebäude abgerissen werden. Denkbar ist die Schaffung von Wohnangeboten für Senioren, wobei eine Förderung im Rahmen von Stadtumbau West angestrebt werden könnte.

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Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist in Kaufungen geringer als in den anderen vier Kommunen der KAG-Region und dem allgemeinen Trend folgend ebenfalls rückläufig. Allerdings fällt der Rückgang von 1991 bis 2005 von 37 auf 30 weniger stark aus; seit 1999 hat sich die Anzahl der Betriebe sogar von 29 auf 30 erhöht und ist seitdem konstant. Wäh- rend in den anderen Kommunen der KAG quantitativ eher sehr kleine Betriebe mit Flächen- größen unter 10 ha dominieren, gibt es in Kaufungen einen hohen Anteil von Betrieben mit 10 bis 30 ha Fläche. Es bestehen derzeit noch 6 bis 7 landwirtschaftliche Vollerwerbsbe- triebe, die hauptsächlich außerhalb der Siedlungskerne liegen. In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren Rückgang der Betriebe zu rechnen, da es häufig keine Nachfolger gibt.

Entwicklung der landwirtschatlichen Betriebe in Kaufungen nach Größenklassen

14 12 unter 2 ha 10 von 2 bis unter 10 ha 8 von 10 bis unter 30 ha 6 Anzahl von 30 bis unter 50 ha 4 50 oder mehr ha 2 0 1991 1995 1999 2003 2005 Jahr

Waldkappel

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten 2006 ist in der Stadt Wald- kappel gegenüber 1990 um knapp 7 % gestiegen. Dabei ist die Entwicklung insgesamt schwankend verlaufen. Nach einem deutlichen Anstieg um knapp 30 % bis 1995 hatte die Stadt in der Folgezeit bis 2003 einen fast kontinuierlichen Rückgang bis unter das Aus- gangsniveau zu verzeichnen. Seitdem hat sich die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wieder erhöht.

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Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Waldkappel

1.200 1.000 800 600

Anzahl 400 200 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Wirtschaftsstruktur in Waldkappel ist stark vom produzierenden Gewerbe geprägt. 2006 waren über 57 % der Beschäftigten in diesem Bereich tätig. Seit Beginn des Betrach- tungszeitraumes ist der Anteil jedoch rückläufig und um 10 % gesunken. Der mit 20,3 % zweitgrößte Anteil der Beschäftigten arbeitet im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr, gefolgt von den öffentlichen und privaten Dienstleistern mit 17,5 %. Entsprechend der Entwicklung des Anteils des produzierenden Gewerbes haben die beiden Bereiche seit 1999 leicht an Bedeutung gewonnen.

Anteil der sozialvers. Beschäftigten in versch. Wirtschaftsbereichen an allen sozialvers. Beschäftigten in Waldkappel

70 60 produzierendes Gewerbe 50 40 Handel, Gastgewerbe und 30 Verkehr

Anteil in % 20 öffentliche und private Dienstleister 10 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Entwicklung der Wirtschaftsstruktur spiegelt sich auch in der realen Arbeitsplatzent- wicklung wider. Während sich die Anzahl der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe um 18,4 % verringert hat, hat es vor allem im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr mit 40 % einen starken Zuwachs gegeben, der besonders nach 2003 einsetzte. Gegenüber 1990 hat sich die Anzahl der Arbeitsplätze im Bereich öffentliche und private Dienstleister nahezu kontinuierlich um insgesamt knapp 19 % erhöht.

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Prozentuale Entwicklung der Beschäftigtenanzahl in ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Waldkappel

150 140 130 produzierendes Gewerbe 120 110 Handel, Gastgewerbe und

in % 100 Verkehr 90 öffentliche und private 80 Dienstleister 70 60 Veränderungen gegenüber 1990 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Die Unternehmensstruktur in Waldkappel ist überwiegend von kleinen und mittelständi- schen Betrieben geprägt. Der größte Arbeitgeber ist ein Bauunternehmen in Bischhausen, das überwiegend überregional tätig ist und 50-60 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere größere Arbeitgeber sind ein Sägewerk mit etwa 30-50 Arbeitsplätzen, ein Malerbetrieb mit etwa 25, eine Metallbaufirma mit 20-35 Beschäftigten in der Kernstadt sowie ein weiteres Bau- unternehmen in Schemmern mit 20-30 Arbeitsplätzen. Die Firma hat sich auf die Errichtung landwirtschaftlicher Gebäude spezialisiert. Ein weiterer größerer Arbeitgeber ist das Alten- und Pflegeheim in Waldkappel mit 50 Beschäftigten. Das Gewerbeflächenangebot im Stadtgebiet wird als ausreichend betrachtet. Mit der Fer- tigstellung der Autobahn wird eine steigende Nachfrage erwartet. Es gibt in Waldkappel keine Gewerbebrachen. In den letzten Jahren haben zwar einige Firmen den Betrieb einge- stellt, es hat sich jedoch bisher immer ein Nachnutzer gefunden. Wie in den anderen Kommunen ist auch in Waldkappel die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe zurückgegangen. Im Zeitraum von 1991 bis 2005 gab es einen Rückgang von 178 auf 95 Betriebe. Hinsichtlich der Betriebsgrößenentwicklung ist vor allem ein Rückgang der Betriebe mit Flächen unter 30 ha festzustellen. Die Anzahl der großen Betriebe mit mindes- tens 50 ha hingegen ist konstant geblieben. Die Situation der noch in mehreren Stadtteilen vorhandenen Vollerwerbsbetriebe wird als stabil angesehen. In einigen Fällen hat sogar eine Umstellung von Neben- auf Vollerwerb stattgefunden, weil beispielsweise die jüngere Generation die Nachfolge übernimmt.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 95 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Entwicklung der landwirtschatlichen Betriebe in Waldkappel nach Größenklassen

60 50 unter 2 ha 40 von 2 bis unter 10 ha 30 von 10 bis unter 30 ha

Anzahl 20 von 30 bis unter 50 ha 50 oder mehr ha 10 0 1991 1995 1999 2003 2005 Jahr

4.2 Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftig- ten Auszubildenden

Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist für die Entwicklung einer Region von großer Bedeu- tung. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und dem damit verbundenen rückläufigen Anteil junger Menschen ist ein hochwertiges Ausbildungsangebot eine wichti- ge Voraussetzung, um junge Leute in der Region zu halten.

KAG-Region

Insgesamt ist die Anzahl der in Ausbildung befindlichen sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten in der KAG-Region 2006 gegenüber 1990 um gut 21 % gesunken. Dabei ist be- merkenswert, dass die Anzahl der Auszubildenden in der ersten Hälfte der 1990er Jahre fast kontinuierlich um über 14 % zurückgegangen ist und sich damit nicht dem allgemei- nen Wachstumstrend auf dem Arbeitsmarkt angepasst hat, der in diesem Zeitraum durch ein Wachstum von über 12 % gekennzeichnet ist. Nach kurzer Stagnation ist die Anzahl der Auszubildenden seit 1996 weiter zurückgegangen und bis 2002 insgesamt von 612 im Jahr 1990 auf 430 gesunken, was einem Rückgang von fast einem Drittel entspricht. Die allge- meine positive konjunkturelle Entwicklung der letzten Jahre schlägt sich seitdem jedoch auch auf dem Ausbildungsmarkt in der KAG-Region nieder, was zu einer Zunahme der Aus- zubildenden geführt hat.

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Entwicklung der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszubildenden im Westlichen Meißnerland 1990-2006

700

650

600

550 Anzahl 500

450

400 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Großalmerode

Die Anzahl der Auszubildenden ist in Großalmerode mit über 40 % zwischen 1990 und 2006 drastisch zurückgegangen. Nur in der Gemeinde Helsa hat sich deren Anzahl stärker reduziert. Seit dem niedrigsten Stand im Jahr 2002 hat sich die Situation jedoch stabilisiert und die Anzahl der Auszubildenden ist wieder leicht angestiegen. Insgesamt liegt der An- teil der Auszubildenden an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 5,3 % 0,2 Prozentpunkte über dem Durchschnittswert in der KAG-Region.

Entwicklung der sozialversicherungspfichtig beschäftigten Auszubildenden in Großalmerode

120 100 80 60

Anzahl 40 20 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 97 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Helsa

Anders als die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist die Anzahl der Auszubildenden in Helsa stark gesunken und hat sich 2006 gegenüber 1990 um über 40 % verringert. Damit hat die Gemeinde den verhältnismäßig stärksten Rückgang der Ausbil- dungsverhältnisse in der KAG-Region zu verzeichnen. Die Entwicklung ist geprägt von ei- nem kontinuierlichen Rückgang der Auszubildenden bis 1998 um fast 70 % gegenüber dem Ausgangswert. Seitdem zeichnet sich wieder ein Anstieg der Ausbildungsverhältnisse ab, der 2002 und 2003 von erneuten Rückgängen unterbrochen wurde.

Entwicklung der sozialversicherungspfichtig beschäftigten Auszubildenden in Helsa

60 50 40 30

Anzahl 20 10 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Hessisch Lichtenau

Im Gegensatz zu den vergleichsweise moderaten Arbeitsplatzrückgängen insgesamt ist die Zahl der Auszubildenden in Hessisch Lichtenau gegenüber 1990 um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Starke Rückgänge gab es vor allem zu Begin und gegen Ende der 1990er Jahre. Analog zur Gesamtentwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gibt es in den letzten Jahren des Betrachtungszeitraumes jedoch einen positiven Trend.

Entwicklung der sozialversicherungspfichtig beschäftigten Auszubildenden in Hessisch Lichtenau

300 250 200 150

Anzahl 100 50 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

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Kaufungen

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Auszubildenden ist 2006 gegenüber 1990 konstant geblieben. Nach einem starken Rückgang zu Beginn der 1990er Jahre stagnierte die Anzahl der Auszubildenden mit leichten Schwankungen auf einem Verlustniveau von etwa 20 %. Erst seit dem Jahr 2000 schlägt sich der nahezu kontinuierliche Beschäftigten- zuwachs in Kaufungen auf in einer zunehmenden Anzahl der Ausbildungsverhältnisse nie- der, so dass das Ausgangsniveau des Betrachtungszeitraumes erreicht wird. Aufgrund der starken Beschäftigungszuwächse in der Gemeinde Kaufungen ist der Anteil der Auszubil- denden jedoch insgesamt gesunken und mit 4,3 % niedriger als in den anderen vier Kom- munen.

Entwicklung der sozialversicherungspfichtig beschäftigten Auszubildenden in Kaufungen

150 120 90

60 Anzahl 30 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Waldkappel

Gegenüber 1990 hat sich die Anzahl der Auszubildenden in Waldkappel geringfügig er- höht. Die Entwicklung insgesamt verlief jedoch sehr schwankend und unterscheidet sich von den anderen Kommunen vor allem in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, wo es in Waldkappel nur sehr leichte Rückgänge und ab 1993 sogar einen deutlichen Anstieg der Ausbildungsverhältnisse gab. Der Verlauf der Anzahl der Ausbildungsverhältnisse lässt einen Zyklus erkennen, in dem alle fünf Jahre ein Höhepunkt erreicht und der mit einem positiven Verlauf in den letzten Jahren endet, wobei das Ausgangsniveau leicht übertroffen wird. Genauere Schlüsse lassen sich daraus jedoch nicht ableiten, da der betrachtete Zeit- raum dafür zu kurz ist und die Ausbildungsdauer in der Regel 3,5 Jahre beträgt. Der Anteil der Auszubildenden an der Gesamtanzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Waldkappel mit 8,7 % mit deutlichem Abstand zu den anderen vier Kommunen der höchste in der KAG-Region. Ein Ursache kann in der eher kleinteiligen mittelständischen und handwerklich geprägten Betriebsstruktur gesehen werden. Es gibt in Waldkappel ver- gleichsweise viele Unternehmen mit geringen Mitarbeiterzahlen und möglicherweise nur einem Auszubildenden, der dann statistisch stärker ins Gewicht fällt als mehrere Auszubil- dende bei deutlich größeren Betrieben. Möglicherweise ist bei kleinen Betrieben darüber hinaus eine stärkere lokale Verwurzelung gegeben, was sich in einer stärkeren Bereitschaft zur Schaffung von Ausbildungsplätzen niederschlägt.

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Entwicklung der sozialversicherungspfichtig beschäftigten Auszubildenden in Waldkappel

100 80 60 40 Anzahl 20 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Bemerkungen zur Ausbildungssituation im Westlichen Meißnerland

Trotz der teilweise recht unterschiedlichen Entwicklung des quantitativen Ausbildungs- platzangebotes lassen sich allgemeine Aussagen zur Entwicklung der Ausbildungssituation in der KAG-Region treffen. So lässt sich kein direkter Zusammenhang zwischen der Entwick- lung der Ausbildungsplätze und der Entwicklung der Gesamtzahl der sozialversicherungs- pflichtigen Arbeitsplätze feststellen. Oftmals laufen diese beiden Entwicklungen gegen- sätzlich, was beispielsweise eine sinkende Zahl der Ausbildungsverhältnisse bei steigen- der Beschäftigtenzahl bedeutet. Betrachtet man die Gesamtbilanz der Ausbildungs- und Beschäftigtenentwicklung, so lässt sich festhalten, dass erstere deutlich negativer ausge- fallen ist. Die Ausbildungsaktivität der Betriebe hat im betrachteten Zeitraum eher abgenommen und erst seit jüngerer Vergangenheit lässt sich wieder ein Anstieg der Ausbildungsverhältnisse erkennen. So befinden sich im Werra-Meißner-Kreis 2007 zum ersten Mal alle Jugendlichen in Ausbildungsverhältnissen oder absolvieren berufsvorbereitende Maßnahmen. Dabei ist die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse im kaufmännischen Bereich stärker angestiegen als im gewerblich-technischen Bereich. Eine quantitativ rückläufige Entwicklung der Ausbildungsverhältnisse kann verschiedene Ursachen haben. Zum Einen kann hier eine rückläufige Nachfrage nach Auszubildenden von Seiten der Betriebe genannt werden. Zum Anderen kann eine rückläufige Anzahl der Ausbildungsverhältnisse aber auch aus einer mangelnden Anzahl potenzieller Auszubil- dender resultieren, so dass der Bedarf der Unternehmen nicht gedeckt werden kann. Hier- bei ist wiederum zwischen einem qualitativen und einem quantitativen Missverhältnis zwi- schen Angebot und Nachfrage zu unterscheiden. Es ist davon auszugehen, dass letzterer Aspekt mit Blick auf die projizierte Altersstrukturentwicklung bis 2022 an Bedeutung ge- winnen wird. Die Anzahl der 15-24-jährigen im Westlichen Meißnerland wird demnach ge- genüber dem Stand von 2007 um fast ein Drittel auf ein Niveau von etwa 3.500 zurückge- hen. Aber auch bei einer ausreichenden Anzahl junger Leute im ausbildungsrelevanten Alter kann der Bedarf der Unternehmen ggf. nicht gedeckt werden, weil es Diskrepanzen zwi-

Seite 100 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 schen den Anforderungen der Unternehmen und der Qualifikation der potenziellen Auszu- bildenden gibt. Zum Einen sind die Anforderungen vieler Ausbildungsberufe gestiegen und zum Anderen wird mitunter von den Unternehmen beklagt, dass die Jugendlichen in der Schule nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet werden und den Anforderungen in der Ausbildung nicht gewachsen seien. Die erwähnte teilweise gegensätzliche Entwicklung der Anzahl aller sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten und der Anzahl der Auszubildenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kann möglicherweise mit diesen Diskrepanzen zwischen dem Anforderungs- profil der Unternehmen sowie der Qualifikation der potenziellen Auszubildenden zusam- menhängen.

4.3 Pendlerverflechtungen in der KAG-Region

Die Darstellungen der Pendlerverflechtungen innerhalb einer Region ergeben sich aus den Angaben über die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer am Wohn- und am Arbeitsort auf kommunaler Ebene (Stichtag: 30.06.2006). Sie stellen eine Betrach- tungsgröße für die Auseinandersetzung mit den räumlich-funktionalen Verflechtungen in- nerhalb einer Region dar. Die Pendlerverflechtungen bilden einen maßgeblichen Teil der räumlichen Interaktionen der Bevölkerung ab und können beispielsweise Hinweise darauf geben, welche Verkehrsverbindungen sowohl im Bereich des motorisierten Individualver- kehrs als auch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs von besonderer Relevanz sind. Ungeachtet der zum Teil sehr unterschiedlichen Charakteristika der Kommunen als Wirtschaftsstandorte, verdeutlichen die Pendlerverflechtungen außerdem die Bedeutung des regionalen Arbeitsplatzangebotes für die einzelnen Kommunen, welches auch Standor- te außerhalb der KAG-Region mit einbezieht. Aufgrund des interkommunalen Ansatzes der fünf Kommunen im Stadtumbau erscheinen insbesondere die Verflechtungen innerhalb der KAG-Region von Bedeutung. Daher werden zunächst alle regionsinternen Pendlerströme im KAG-Gebiet betrachtet. Einbezogen wer- den die Pendlerströme ab einer Größenordnung von mindestens 10 Personen. Unterhalb dieser Größenordnung werden die Daten nicht gemeindebezogen erfasst. In einigen Fällen werden Entwicklungstrends in die Ausführungen mit einbezogen, die sich aus einem Ver- gleich mit Pendlerverflechtungen von 1987 ergeben. Aufgrund unterschiedlicher Erhe- bungsgrundlagen müssen sich diese Aussagen allerdings auf eine starke Zunahme von Pendlerverflechtungen zwischen zwei Orten beschränken und können nicht exakt quantifi- ziert werden. In einem weiteren Schritt werden die Pendlerbeziehungen der fünf Kommunen jeweils se- parat betrachtet, wobei zusätzlich die Pendlerverflechtungen mit Kommunen außerhalb KAG fokussiert werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden dabei lediglich Pendler- beziehungen in einer Größenordnung von mindestens 50 sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten pro Pendelrichtung berücksichtigt.

Pendlerverflechtungen innerhalb der KAG-Region

Die fünf Kommunen im KAG-Gebiet sind gemessen an der Anzahl der Berufspendler in un- terschiedlichem Maße miteinander verflochten. Die Intensität der Verflechtungen korreliert

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 101 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 sowohl mit der Anzahl der Einwohner und Arbeitsplätze in den Kommunen als auch mit der räumlichen Lage der Orte. Die Stadt Hessisch Lichtenau ist die einwohner- und arbeits- platzstärkste Kommune und befindet sich in zentraler Lage im KAG-Gebiet. Dementspre- chend bestehen zwischen ihr und den anderen Kommunen insgesamt die zahlreichsten Pendlerverbindungen. Die Anzahl der Pendler zwischen Hessisch Lichtenau und Großalme- rode ist die mit Abstand höchste im KAG-Gebiet. Auch zwischen der Hessentagsstadt und Helsa gibt es quantitativ stark ausgeprägte Pendlerverflechtungen. Letztere Gemeinde ist auch mit Kaufungen vergleichsweise stark verflochten. Hier kam es seit 1987 zu einem ver- gleichsweise starken Anstieg der Auspendler aus Kaufungen. Abgesehen von den zahlreichen Pendlerverflechtungen zwischen Hessisch Lichtenau und Großalmerode lässt sich festhalten, dass die drei Kommunen Kaufungen, Helsa und Hes- sisch Lichtenau vergleichsweise eng über Ein- und Auspendler miteinander verflochten sind. Gegenüber 1987 kam es zu einem relativ starken Anstieg der Pendler von Hessisch Lichtenau nach Kaufungen. Es ist zu vermuten, dass hier die Straßenbahnanbindung über die Lossetalbahn eine Rolle spielt. Von Seiten der südöstlich gelegenen Stadt Waldkappel bestehen innerhalb der KAG-Region lediglich mit Hessisch Lichtenau nennenswerte Pend- lerverflechtungen, die in hohem Maße auf dem Arbeitsplatzangebot in Hessisch Lichtenau beruhen. Die Pendlerverflechtungen zwischen Großalmerode und Helsa bzw. Kaufungen sind geringer ausgeprägt, obwohl die Anzahl der Auspendler aus Großalmerode in die bei- den Kommunen gegenüber 1987 relativ stark angestiegen ist.

Pendlerbeziehungen in der KAG-Region Pendlerverflechtungen in der KAG-Region insgesamt

Gesamtbetrachtung der Pendlerverflechtungen

Großalmerode

Die Stadt Großalmerode hat mit 557 Ein- und 1.713 Auspendlern einen deutlich negativen Pendlersaldo. Der größte Anteil der Auspendler ist zum Oberzentrum Kassel (466) orien- tiert. Dort arbeiten zahlreiche Einpendler aus Großalmerode wie auch aus den anderen KAG-Kommunen bei den Behörden, Banken und Produktionsbetrieben wie beispielsweise

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Bombardier oder Daimler. Weitere bedeutende Arbeitsorte für die Großalmeröder Einwoh- ner sind die Städte Hessisch Lichtenau (260) und Witzenhausen (238). In Witzenhausen haben u. a. die SCA-Papierwerke eine Bedeutung als Arbeitgeber. Deutlich weniger Aus- pendler arbeiten in Baunatal (116), Kaufungen (69) und Helsa (58). Die größten Anteile der in Großalmerode beschäftigten Einpendler kommen aus Hessisch Lichtenau (132), Witzenhausen (78) und Helsa (50).

Helsa

Die Gemeinde Helsa hat mit 425 Ein- und 1.593 Auspendlern ebenfalls einen deutlich ne- gativen Pendlersaldo. Fast die Hälfte aller Auspendler aus Helsa arbeitet in Kassel (783). Weitere Ziele größerer Auspendleranteile sind Hessisch Lichtenau (132) und Kaufungen (118) sowie mit einigem Abstand Baunatal (86) und Großalmerode (50). Für Baunatal ist davon auszugehen, dass vor allem das Volkswagen-Werk Ziel der Helsaer und auch der anderen KAG-Auspendler ist. Als Arbeitsort für Einpendler ist Helsa vor allem für Beschäftigte aus Hessisch Lichtenau (94) relevant. Weitere größere Anteile der Einpendler kommen aus Großalmerode (58) und Kaufungen (55).

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Hessisch Lichtenau

Mit 2.033 Ein- und 2.464 Auspendlern hat die Stadt Hessisch Lichtenau einen verhältnis- mäßig moderat negativen Pendlersaldo. Der mit Abstand größte Anteil der Auspendler ar- beitet in Kassel (852). Weitere Schwerpunktziele sind Baunatal (215) und Melsungen (201). In der Fuldastadt hat vor allem die Firma B. Braun eine hohe Bedeutung als regiona- ler Arbeitgeber. In der betrachteten Größenordnung haben des Weiteren Großalmerode (132), Witzenhausen (113), Spangenberg (112), Helsa (94), Eschwege (82), Kaufungen (82) und Lohfelden (60) eine Bedeutung als Arbeitsorte für die Hessisch Lichtenauer Bevölke- rung. Als Arbeitsort ist Hessisch Lichtenau vor allem für Einwohner aus Großalmerode (260) von Bedeutung. Des Weiteren kommt eine größere Anzahl der Einpendler aus Kassel (198), Witzenhausen (139), Helsa (132), Eschwege (124) und Waldkappel (122). In der betrachte- ten Größenordnung hat die Stadt außerdem für Beschäftigte aus Bad Sooden-Allendorf (74), Kaufungen und Spangenberg (64) eine Bedeutung als Arbeitsort.

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Kaufungen

Mit 2.305 Ein- und 3.451 Auspendlern weist die Gemeinde Kaufungen nach Hessisch Lich- tenau einen ebenfalls vergleichsweise moderat negativen Pendlersaldo auf. Über die Hälfte aller Kaufunger Auspendler arbeiten im angrenzenden Oberzentrum Kassel (2.051). Der zweitgrößte Anteil der Auspendler ist in Baunatal (257) beschäftigt. Neben den direkt um- liegenden Kommunen Lohfelden (145), Niestetal (100) und Fuldabrück (72) haben auch Hessisch Lichtenau (65) und Helsa (55) in der betrachteten Größenordnung eine Bedeu- tung als Arbeitsort für die Kaufunger Einwohner. Der größte Anteil der nach Kaufungen pendelnden Beschäftigten kommt aus Kassel (479). Des Weiteren hat die Gemeinde eine vergleichsweise hohe Bedeutung als Arbeitsort für Einwohner aus Helsa (118) und Lohfelden (101). Auch aus Hessisch Lichtenau (82), Groß- almerode (69), Baunatal und Niestetal (beide 68) kommen zahlreiche Beschäftigte zum Arbeiten nach Kaufungen.

Waldkappel

Die Stadt Waldkappel hat mit 468 Ein- und 1.100 Auspendlern einen deutlich negativen Pendlersaldo. Der größte Anteil der auspendelnden Beschäftigten orientiert sich zur Kreis- stadt Eschwege (249); auch das Oberzentrum Kassel (163) und die Stadt Hessisch Lichte- nau (122) haben eine vergleichsweise hohe Bedeutung als Arbeitsort für die Waldkappeler Bevölkerung. In der betrachteten Größenordnung sind des Weiteren die Städte Melsungen und Spangenberg (jeweils 71) Ziele der Waldkappeler Auspendler. Neben den bereits ge- nanten Unternehmen hat in der Liebenbachstadt der Sägebandhersteller Wikus eine Be- deutung als Arbeitgeber für die Waldkappeler Auspendler. Die größten Anteile der Einpendler nach Waldkappel kommen aus Eschwege (72) und Weh- retal (52).

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4.4 Folgen für den Stadtumbauprozess

Die KAG-Region ist ein Wirtschaftsraum mit teilräumlich unterschiedlichen Charakteristika. Die fünf Kommunen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer Lage und verkehrlichen Anbindung als auch mit Blick auf die unterschiedlichen wirtschaftsstrukturellen Prägungen und die Arbeitsmarktentwicklung. Während Kaufungen von der Nähe zum Oberzentrum Kassel und der guten verkehrlichen Anbindung profitiert, hat Hessisch Lichtenau mit der orthopädischen Klinik und dem Pflegezentrum in Fürstenhagen – nicht zuletzt im Hinblick auf einen Ausbau von Ausbildungsmöglichkeiten – ein bedeutendes Potenzial im Bereich Pflege und Gesundheit. Weiterhin stellt das Areal der Blücherkaserne ein Potenzial dar, das in Verbindung mit dem zukünftigen Autobahnanschluss eine hohe Bedeutung für die Stär- kung als Wirtschaftsstandort für die ganze Region entfalten kann. Die Fernstraßenverbin- dung hat auch für die etwas peripher gelegene Stadt Waldkappel, welche vornehmlich von mittelständischen Handwerksbetrieben geprägt ist, eine hohe Bedeutung. Die Gemeinde Helsa wiederum ist ein vorrangiger Wohnstandort mit einer eher touristischen Ausrichtung und in Großalmerode kann trotz hoher Arbeitsplatzverluste der Branchenschwerpunkt im Bereich der Feuerfestindustrie als wichtiges Potenzial gesehen werden. Der Aspekt Wirtschaft und Beschäftigung stellt einen Schlüsselbereich für die zukünftige Entwicklung der Kommunen im Westlichen Meißnerland dar. Für die Stabilisierung der Ein- wohnerzahl und der Altersstruktur ist die Sicherung und Schaffung von Arbeits- und Aus- bildungsplätzen von besonderer Relevanz. Die Fertigstellung der A 44 ist dabei eine wichti- ge Voraussetzung für eine positive Entwicklung der Region nicht nur als Wirtschafts-, son- dern auch als Wohnstandort. Es gilt, basierend auf den individuellen Charakteristika der einzelnen Kommunen, Stärken herauszufiltern und diese weiterzuentwickeln. Der Blick auf die Pendlerverflechtungen ver- deutlicht, dass vor allem die Region und nicht nur die einzelne Kommune als Wirtschafts- standort zu betrachten ist. So können beispielsweise die Arbeits- und Ausbildungsplätze in einer Kommune eine andere als Wohnstandort attraktiv machen. Das großflächige Gewer- beflächenpotenzial der Blücherkaserne in Hessisch Lichtenau stellt hier im Hinblick auf den Ausbau des regionalen Arbeitsplatzangebotes einen wichtigen Ausgangspunkt dar.

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Darüber hinaus gilt es, auf lokaler Ebene das Beschäftigungs- und Ausbildungsangebot durch Bestandspflege und Neuansiedlungen zu sichern und auszubauen. Dabei sollten bestehende Strukturen sowohl in räumlich-struktureller (Gewerbebrachen, Leerstände) als auch in inhaltlich-thematischer Hinsicht (z.B. bestimmte Branchenschwerpunkte) als Po- tenziale erkannt und miteinander verknüpft werden. Ansatzpunkte können hier die Revita- lisierung von Gewerbebrachen sowie die Entwicklung von Nachnutzungskonzepten für der- artige Areale darstellen. Auch geringer dimensionierte Leerstände in Wohnungen oder Lä- den können Ausgangspunkte im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen sein. Denk- bar ist beispielsweise deren Nutzung als Büro- und Geschäftsräume für Existenzgründer oder auch die Einrichtung von Satellitenbüros als Außenstandorte größerer Unternehmen, die z.B. in Kassel ihren Sitz haben. Zur inhaltlich-thematischen Weiterentwicklung des regionalen Beschäftigungsangebotes scheint es geboten, den Blick über den „Tellerrand“ des KAG-Gebiets zu richten und An- satzpunkte sowie inhaltlich-thematische Potenziale zu erkennen und aufzugreifen. So gibt es beispielsweise mit Kassel und Witzenhausen zwei Universitätsstandorte in direkter Nachbarschaft zum Westlichen Meißnerland. In diesem Zusammenhang kann gerade in einer ländlichen Region wie dem KAG-Gebiet das Thema neue Energien einen Ausgangspunkt für die Schaffung von Arbeitsplätzen darstel- len. Denkbar ist – auch im Hinblick auf die Kompetenzen der Universität Kassel – die Wei- terentwicklung des Themas Solar- und Windenergie. Darüber hinaus bieten sich weitere Ansatzpunkte. So haben sich z.B. der Landkreis Kassel und der Werra-Meißnerkreis zur BI- OREGIO Holz Meißner Kaufunger Wald zusammengeschlossen, um die Nutzung und Verbreitung von Holzhackschnitzel- und Holzpellet-Heizanlagen vorantreiben, die mit regi- onalen Rohstoffen betrieben werden. Die Schaffung von Biogasanlagen stellt bei ausrei- chender Verfügbarkeit von Rohstoffen sowie eine gewährleistete Energieabnahme eine weitere Option für ländliche Regionen dar.

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5 Analysepfad: Tourismus

5.1 Ausgangssituation

Das Gebiet der Kommunalen Arbeitgemeinschaft (KAG) Westliches Meißnerland liegt in der offiziellen touristischen Destination Nordhessen. Vor dem Hintergrund des angestrebten „Drei-Ebenen-Modells“ der touristischen Organisation in Hessen - Land, Destinationen, touristische Arbeitsgemeinschaften (TAG) - ist ein Zusammenschluss der Gemeinden auf Ortsebene zu touristischen Arbeitsgemeinschaften noch nicht vollständig abgeschlossen. Erste Gespräche zur möglichen Bildung einer TAG haben zwischen den Gemeinden Helsa, Kaufungen und der - außerhalb der KAG liegenden Gemeinden - Nieste und Söhrewald An- fang 2007 stattgefunden. Großalmerode und Waldkappel sind Mitglieder in der Werratal Marketing GmbH, Hessisch Lichtenau organisierte sich bis zum Sommer 2007 über die ei- gene Tourismusinformation. Im Juli 2007 schlossen sich dann die Gemeinden Kaufungen, Helsa, Nieste und Söhrewald gemeinsam mit Hessisch Lichtenau zur touristischen Arbeits- gemeinschaft Kaufunger Wald-Meißner-Söhre zusammen. Die bereits bestehende Zusam- menarbeit im Bereich des Wanderangebotes – insbesondere des Wanderwegenetzes – soll durch den Zusammenschluss besser aufeinander abgestimmt werden. Inhaltlich ist die Destination Nordhessen u. a. auf die Themen Märchenland der Brüder Grimm und Aktivurlaub ausgerichtet. Diese beiden Bereiche werden im Gebiet der KAG schwerpunktmäßig angeboten. Zwei Gemeinden im Stadtumbaugebiet profilieren sich mit dem Märchenthema: Hessisch Lichtenau wirbt mit der Märchenfigur Frau Holle und die Gemeinde Helsa mit dem Märchen Rumpelstilzchen. Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau und Kaufungen sind Mitglied der durch Nordhessen verlaufenden Märchenstraße. Helsa und Kaufungen liegen zudem am Märchenlandweg des Landkreises Kassel. Im Aktivbereich bestehen Angebote im Gebiet der KAG in folgenden Segmenten: Rad- und Mountainbike-, Wandern, Reiten, Motorrad, Wintersport.

Bettenangebot 19

Führend im Bereich des Bettenangebotes ist lt. Hessischem Statistischem Landesamt (ge- werbliche Betriebe mit mehr als 8 Betten) die Stadt Hessisch Lichtenau, gefolgt von Groß- almerode. In Hessisch Lichtenau erklärt sich dies durch die drei ansässigen Gruppenunter- künfte Jugendherberge, Naturfreundehaus und Waldjugendheim. Das Angebot in Kaufun- gen konnte innerhalb der letzten 16 Jahre fast kontinuierlich ausgebaut werden. Der Umfang des Bettenangebotes im gesamten Gebiet der KAG hat im Jahr 2004 mit 790 Betten seinen Höhepunkt erreicht, reduzierte sich allerdings im Jahre 2006 auf 753 Betten.

19 Die Daten für die Gemeinden Helsa und Waldkappel sind in den Gemeindeblättern des Statistischen Lan- desamtes nicht enthalten, da in den Gemeinden weniger als drei Betriebe vorhanden sind und der Daten- schutz nicht gewahrt bleibt. In Helsa gibt es einen und in Waldkappel zwei registrierte Betriebe. Aus diesem Grund sind für die beiden Kommunen auch keine Angaben über die Anzahl der Gästeankünfte und Über- nachtungen sowie die Aufenthaltsdauer.

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Das Bettenangebot verteilt sich im Gebiet der KAG auf insgesamt 12 Hotels, 15 Pensionen, ca. 50 Ferienwohnungen sowie eine Jugendherberge und innerhalb der einzelnen Gemein- den wie folgt:

Gemeinde Hotels Pensio- Ferien- Gruppen- nen wohnun- unterkünfte gen

Großalmerode 3 2 12 0 Helsa 0 0 12 0 Hessisch Lich- tenau 4 6 19 3 Kaufungen 4 7 11 0 Waldkappel 1 0 5 0 Gesamt 12 15 59 3 Grundlage der Angaben sind die jeweils verfügbaren Anzeigen und Hinweise im Internet sowie in kommunalen und touristischen Broschüren. Im gesamten Gebiet der KAG weist lediglich ein Hotel in Waldkappel die Bettenkapazität für eine Busreisegruppe auf; hierfür werden ca. 55 Betten benötigt. Alle anderen bestehenden Hotels sind deutlich kleiner und die Übernachtung von Busreisegruppen ist nur durch Ver- teilung der Gäste auf verschiedene Häuser möglich.

Durchschnittliches Bettenangebot

450 400 350 300 Großalmerode 250 Hessisch Lichtenau 200 Anzahl 150 Kaufungen 100 50 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Ankünfte

Die Zahl der registrierten Gästeankünfte variiert von 31.000 im Jahr 1992 bis zu 23.471 im Jahr 2006 und zeigt im Verlauf der letzten vier Jahren eine abnehmende Tendenz. Führend im Bereich der Ankünfte ist im Jahr 2006 ebenfalls Hessisch Lichtenau, gefolgt von Groß- almerode, was sich durch die Durchführung des Hessentages in Hessisch Lichtenau erklärt. Dem Tagestourismus wird in Hessen eine hohe Bedeutung beigemessen. Der Zuwachs bei

Seite 110 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 den Tagesreisen betrug im Jahr 2005 10 % und die durchschnittlichen Ausgaben liegen in Hessen pro Person bei 28,30 €, Bundesschnitt 27,50 €.20

Entwicklung der Gästeankünfte

20.000 18.000 16.000 14.000 12.000 Großalmerode 10.000 Hessisch Lichtenau

Anzahl 8.000 Kaufungen 6.000 4.000 2.000 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Übernachtungen

Die Entwicklung im Bereich der Übernachtungen ist ähnlich: die meisten Übernachtungen verzeichnete im Jahr 2006 Hessisch Lichtenau mit 29.172, gefolgt von Großalmerode mit 23.753. Die hohe Zahl in Hessisch Lichtenau erklärt sich wiederum durch den Hessentag. Der Höhepunkt für das Westliche Meißnerland lag im Jahr 1992 bei 83.457, im Jahre 2006 waren es hingegen noch 63.832 Übernachtungen. Rückgängig sind auch die Übernachtungen im gesamten Werra-Meißner-Kreis. Laut Regio- nalem Entwicklungskonzept sind die Übernachtungen im Kreisgebiet im Zeitraum von Mitte der achtziger Jahre bis 2006 auf 700.000, d.h. um 40 %zurückgegangen, was sich u.a. auch durch den wegfallenden Grenzverkehr erklärt.

20 Arbeitspapier vom 12.6.07, 1. Sitzung Stadtmarketing Hessisch Lichtenau

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Entwicklung der Übernachtungen

60.000 50.000

40.000 Großalmerode 30.000 Hessisch Lichtenau

Anzahl 20.000 Kaufungen 10.000 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr

Aufenthaltsdauer

Die durchschnittliche aktuelle Aufenthaltsdauer (2006) im Gebiet der kommunalen Ar- beitsgemeinschaft variiert von 2,2 Tagen in der Gemeinde Kaufungen bis zu 4,5 Tagen in Waldkappel.; der hessische Landesdurchschnitt lag im Jahre 2005 bei 2,4 Tagen. Anzu- merken ist, dass Kaufungen über einen Zeitverlauf von 1990 bis 2006 die durchschnittli- che Aufenthaltsdauer von 1,9 auf 2,2 Tage steigern konnte (s. hierzu auch Zunahme der Bettenanzahl), während diese sich in Großalmerode und Hessisch Lichtenau verkürzt hat. Beide Gemeinden liegen aber über dem Landesdurchschnitt.

Entwicklung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer

4,5 4,0 3,5 3,0 Großalmerode 2,5 Hessisch Lichtenau

Tage 2,0 1,5 Kaufungen 1,0 0,5 0,0

0 2 4 6 9 9 0 0 9 9 0 0 1 1 1994 1996 1998 2000 2002 2 2 Jahr

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5.2 Touristische Infrastruktur

Die touristische Infrastruktur ist im Gebiet der KAG in einem relativ breiten Spektrum vor- handen: Neben einem umfangreichen Wander- und Radwegenetz sowie Mountainbikestre- cken gibt es zusätzlich Möglichkeiten, ganzjährig Sport (u. a. Schwimmbäder, Tennis) zu betreiben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, kulturelle Einrichtungen wie Museen (u.a. Glas- und Keramikmuseum in Großalmerode, Mühlradmuseum in Helsa, Regionalmu- seum in Kaufungen) Sehenswürdigkeiten (Fachwerkinnenstadt und Karpfenfängerteich in Hessisch Lichtenau, Stiftskirche in Kaufungen) und Freizeiteinrichtungen wie den Steinert- see in Kaufungen oder das Kino in Großalmerode aufzusuchen. Drei Orte Großalmerode, Waldkappel und Wickenrode zeichnen sich zudem durch das Fremdenverkehrsprädikat Erholungsort aus. Die Verteilung der Basisangebote zeigt, dass in jeder Kommune ein entsprechendes Ange- bot besteht. Tennis: Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau, Kaufungen, Waldkappel Angeln: Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau, Kaufungen Reiten: Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau, Kaufungen, Waldkappel Schwimmen: Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau (Hallenbad), Waldkappel (beheiztes Freibad) Wintersport: Großalmerode ,Helsa, Hessisch Lichtenau, Waldkappel Segelfliegen: Hessisch Lichtenau Radfahren: Herkules-Wartburg-Radwanderweg in allen KAG-Kommunen; Mountainbiking in Großalmerode Wandern: In der gesamten KAG-Region

Die Museumslandschaft weist verschiedene Angebote auf: Großalmerode: Glas- und Keramikmuseum Waldkappel : Heimatmuseum Bischhausen: Heimatmuseum Helsa : Mühlradmuseum Kaufungen: Regionalmuseum Alte Schule, Ausbau des Ziegeleimuseums, Berg- werkmuseum Rossgang

Wanderwege

In dem Gebiet der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft besteht ein sehr gut ausgebautes Wanderwegenetz. Insgesamt durchziehen die Region ca. 264 km Wanderwege, davon auch Teilstrecken der überregionalen Wanderwege Barbarossaweg, des Brüder-Grimm-Weges, des Pilgerweges Elisabethpfad und des ars naturas. Das Thema Märchen in Kombination mit Wandern wird durch den Märchenlandweg (Landkreis Kassel) sowie den Frau Holle Pfad aufgegriffen, welcher durch das KAG Gebiet führt und durch die Gemeinden Großalmerode und Waldkappel verläuft. Aufgrund seiner Vielfalt auf engem Raum ist der Premiumwan- derweg (P1) – auch Königstour – hervorzuheben, der durch Gemarkungsflächen von Hes- sisch Lichtenau verläuft (s.a. Übersichtsplan Wanderwege).

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Radfahren

Im KAG-Gebiet befinden sich mehrere Radwanderwege, die sich z.T. überlagern und die die fünf Kommunen miteinander verbinden. Der Herkules-Wartburg-Radwanderweg führt von Kassel entlang des Lossetals über Kaufungen, Helsa, Hessisch Lichtenau und Waldkappel bis nach Eisenach und von dort über , Eschwege, Bad Sooden-Allendorf, Witzen- hausen und Großalmerode wieder nach Hessisch Lichtenau. Verschiedene Teilstücke die- ses Radweges überschneiden sich mit weiteren ausgewiesenen Radwegen bzw. deren Teilstücken. So verläuft der Lossetal-Radweg auf einem Teilstück von Kassel über Kaufun- gen und Helsa bis nach Hessisch Lichtenau. Der Streckenabschnitt zwischen Großalmero- de, Hessisch Lichtenau und Waldkappel wiederum ist identisch mit einem Teilstück der Meißner-Radrundtour. (siehe auch Kapitel 1.8.3 und Übersichtsplan Radwege). Seit Sommer 2006 wird die Zielgruppe der sportlichen Radfahrer in Großalmerode durch zwei Mountainbike Strecken angesprochen: die Bilstein- und die Schwarzenbergstrecke. Die Bilsteinstrecke ist 53 km lang und weist Höhenunterschiede von 1300 Metern auf. Jähr- lich findet dort der Bilsstein-Bike-Marathon statt mit zurzeit ca. 700 Teilnehmern, die aus dem aus dem In-und Ausland anreisen. Laut Regionalem Entwicklungskonzept Werra- Meißner sind weitere Strecken in Waldkappel und Hessisch Lichtenau in Planung, die ver- netzt werden sollen. Das zukünftige Streckennetz soll perspektivisch auf eine Länge von 500 Kilometern ausgebaut werden. Die Streckenplanung wird auch vorhandene gastrono- mische Betriebe einbeziehen.

Reiten

In allen fünf Gemeinden bestehen Angebote durch Reiterhöfe mit z.T. unterschiedlichen Schwerpunkten, so dass in der KAG ein umfassendes und sich ergänzendes Angebots- spektrum im Bereich Reiten vorliegt. Die Angebote in Großalmerode (z.B. Durchführung von Töltkursen) und Waldkappel sind überwiegend auf Kinder bzw. Jugendliche ausgerichtet, Hessisch Lichtenau bietet u.a. therapeutisches Reiten, Kaufungen Reitausbildungen und in Helsa wird das Wanderreiten mit dem Thema Märchen kombiniert. Übergreifend bieten alle Anbieter Wanderreiten an. Unterkünfte und Verpflegung werden in Großalmerode, Helsa und Waldkappel bereitgestellt.

Wohnmobilplätze und Campingplätze

Für Wohnmobile bietet Hessisch Lichtenau drei Stellplätze (im Ortszentrum, in der Nähe des Hallenbades und am Hohen Meißner), in Kaufungen gibt es zwei gebührenfreie Stell- plätze für Wohnmobile am nordwestlichen Ortsrand von Oberkaufungen, in unmittelbarer Nähe des Steinertsees. Helsa und Großalmerode bieten ebenfalls Stellplätze an. Campingplätze existieren in Kaufungen, Quentel sowie in Waldkappel.

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5.3 Lokale Situation

Großalmerode

Die Stadt Großalmerode setzt ihren Schwerpunkt auf den Aktivbereich Wandern. Es werden Wege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten: Von bequemen Rundwegen mit unterschiedlicher Steigung für gemächliche Schritte, bis hin zu Fernwanderwegen für die vitalen Wanderer. Das umfangreiche Wandernetz erschließt die Landschaft des oberen Gelstertales auf 200 km markierter Wanderwege inmitten des 42.000 ha großen Naturparks Meißner-Kaufunger Wald. In den vergangenen Jahren ist der Bereich Mountainbiking etabliert worden. Großalmerode betreibt eine Mountainbikestrecke, die teilweise durch das Gebiet des Helsaer Ortsteils Wickenrode führt. Pauschalangebote sind hierfür in 2008 vorgesehen. Für die Gäste stehen außer Ferienwohnungen und kleineren Pensionen drei Hotels, ein Missionswerk (zur Zeit im Umbau) sowie ein Reiterhof zum Übernachten zur Verfügung. Die Anzahl der Betten in den drei Hotels beläuft sich auf 81 und würde in Kooperation auch größeren Gruppen Möglichkeiten zur Übernachtung bieten. Die Stadt unterstützt regionale Absichten, zur zukünftigen Profilierung im Bereich des Ta- gungs- und Bildungstourismus, um die touristische Entwicklung wirtschaftlich anzukur- beln. Die Initiierung entsprechender Angebote ist sehr kostenintensiv; - allerdings ist mit dem Angebotsbaustein Wandertourismus allein keine touristische Schärfung zu erreichen.

Helsa

Helsa liegt westlich des Meißner-Vorberges Hirschberg. Die Gemeinde ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Region Kassel Land e.V., der Deutschen Märchenstraße und liegt am Märchenlandweg des Landkreises Kassel. Der Märchenbezug stellt sich über die Grimm- sche Märchenfigur Rumpelstilzchen her, das in den angrenzenden Wäldern gelebt haben soll. 40 km markierte Wander- und Rundwege (Märchenlandweg) in abwechslungsreicher Land- schaft am Rande des Kaufunger Waldes sowie Waldlehrpfade und Radwege zwischen den Ortsteilen stehen für die Gäste und Einwohner zur Verfügung. Entlang des Märchenlandwe- ges stehen märchenhafte Kunstobjekte, die überwiegend von einheimischen Künstlerinnen und Künstlern geschaffen wurden. Im Winter besteht im Ortsteil Wickenrode die Möglichkeit, auf dem Ski- und Rodelhang Wintersport zu betreiben. Auf den gespurten Loipen ist auch Langlauf möglich. Durch die Lossetalbahn ist die Anbindung nach Kassel oder Hessisch Lichtenau gegeben, somit besteht die Möglichkeit, die Angebote in der Umgebung wahrzunehmen. Inhaltlich konzentriert sich die Gemeinde Helsa auf das Angebotssegment Wandertouris- mus in unmittelbarer Großstadtnähe. Hierbei wird vor allem die Nähe zu Kassel als Poten- zial gesehen. Einwohner und Besucher des Oberzentrums sollen mit den in Helsa vorhan- denen Sehenswürdigkeiten (z.B. Naturdenkmal „Bilstein-Kirche“, historisches Mühlrad)

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 115 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 und dem Wanderwegeangebot angesprochen werden. Der Wandertourismus wird vor allem für die ansässigen Gastronomiebetriebe als bedeutend angesehen. Aus den Reihen der Eschenstruther Bürger gibt es Interesse und Bereitschaft zum Aufbau und Betrieb eines Museums, in dem historische (landwirtschaftliche) Maschinen präsen- tiert und auch vorgeführt werden. Als Standort ist die unmittelbare Umgebung der Grillhüt- te Hollenbach dankbar. Ein derartiges Angebot könnte neben der touristischen Ausrichtung aufgrund des Bildungscharakters auch für Schulen interessant sein. Des Weiteren könnte der Aufbau des Museums schwer vermittelbaren Jugendlichen eine Beschäftigungsper- spektive bieten. Das Tourismusangebot soll in Kooperation mit der Gemeinde Kaufungen attraktiver gestal- tet werden.

Hessisch Lichtenau

Hessisch Lichtenau als Tor zum „Frau Holle Land“ am Fuße des Hohen Meißners gelegen präsentiert sich als Fachwerkstadt mit einem geschlossenen Altstadtensemble in der In- nenstadt, umgeben von einer Stadtmauer. Die Stadt liegt an den beiden Ferienstraßen Deutsche Fachwerkstraße und Deutsche Märchenstraße. Sie ist über die Straßenbahn an Kassel angebunden und damit als Naherholungsziel gut erreichbar. Aktivurlaubssegmente sind Schwerpunkte und werden teilweise in das Thema Frau Holle integriert (Frau Holle Wanderungen, Frau Holle Teich): Wandern, Radfahren (geführte Moun- tainbike-Touren) und Reiten werden angeboten, weitere Sport- und Freizeitangebote liegen in den Bereichen Angeln, Segelfliegen, Tennisspielen. Im Winter stehen Langlaufloipen und zwei Lifte für Wintersport bereit. Darüber hinaus wird Klettern in einem Hochseilgarten (Ro- pes Course) sowie Kanu fahren auf der Werra angeboten. Die Stadt beabsichtigt die Bedeutung des Tagestourismus zu stärken und ein entspre- chendes Konzept hierfür zu erarbeiten, um die kommunale Tourismuswirtschaft zu fördern. Eine wichtiger Ausgangspunkt stellt dabei das Thema Frau Holle dar. So sind von der Ar- beitsgruppe „Stadtmarketing“ verschiedene Ansätze erarbeitet worden, die darauf abzie- len, Hessisch Lichtenau als „Tor in das Frau-Holle Land“ zu profilieren. Angestrebt wird da- bei tagsüber die Darstellung des Märchens für Familien und Kinder sowie abends bzw. nachts des Mythos Frau Holle mit Lichteffekten. In diesem Zusammenhang soll beispiels- weise ein thematischer Rundweg durch die Stadt mit verschiedenen Stationen und Se- henswürdigkeiten entwickelt werden. In den Ortsteilen sind die touristischen Angebote außer in Quentel (Campingplatz) und Velmeden (Gasthof) sowie auf dem Meißner kaum von Bedeutung. In der Kernstadt gibt es ein Hotel, dessen längerfristiger Bestand ungewiss erscheint, so dass sich das Gebäude bei mangelnden Nachnutzungsperspektiven mittelfristig als Prob- lem darstellen könnte. Ein wichtiger touristischer Baustein stellt der Meißner mit seinem Berggasthof, dem Natur- freundehaus und dem Waldjugendheim dar und ist im Sommer bzw. noch intensiver im Winter ein gefragtes Ausflugziel für Kassel und Bad Soden-Allendorf (Befragung der Univer- sität Kassel, Leitung: Prof. Dr. Ulf Hahne, 2003). Über die Straßenbahn und den AST ist der Meißner auch mit dem Nahverkehr gut aus den Richtungen Kassel und Eschwege erreich-

Seite 116 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 bar. Einen weiteren Ausgangs- und Ansatzpunkt kann die Etablierung von Angeboten im Bereich des Tagungs- und Bildungstourismus in der Liegenschaft am Meißner (ehemalige Fliegerschule und Heilstätte) darstellen.

Kaufungen

Kaufungen liegt eingebettet im Tal der Losse, umgeben von Wiesen und Wäldern sowie den ansteigenden Hügeln des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald und der Söhre. Kaufungen präsentiert sich als Gemeinde mit historischen Ortsteilen und verwinkelten Gassen und baut im Rahmen der touristischen Aktivangebote auf Spazierengehen und Rad- fahren. Die vorhandene Freizeitparkanlage Steinertsee ist Bindeglied zwischen den Ortstei- len Ober- und Niederkaufungen. Durch die Kaufunger Konzerte im Hof der Stiftskirche, das Regionalmuseum Alte Schule mit Mitmachhaus und Museumsgarten sowie dem Bergwerkmuseum Rossgang bestehen kul- turtouristische Angebote unabhängig von der Wetterlage. Der Tourismussektor in Kaufungen ist vorrangig von Tagestourismus geprägt, was durch die Anbindung durch die Lossetalbahn begünstigt wird. Die ansässigen Hotels verfügen über ein unzureichendes Bettenangebot, um beispielswei- se komplette Reisebusbesetzungen aufnehmen zu können. Als Alternative zu einem Aus- bau der Bettenkapazitäten in den vorhandenen Hotels könnten in Anlehnung an entspre- chende Beispiele in den Niederlanden „dezentrale Hotels“ das Angebot erweitern. Denkbar ist hier die Nutzung von Fachwerkgebäuden als Hotelunterkunft, wobei sich die Einrichtun- gen wie Rezeption und Restaurant in einem zentralen Gebäude befindet. In Kooperation mit den Gemeinden Nieste und Helsa wird die Entwicklung eines gemein- samen touristischen Angebotes angestrebt; Kaufungen kommt dabei vorrangig die Funkti- on als „Angebot für den Regentag“ zu. Denkbar ist beispielsweise die Integration der vor- handenen Geschäfte als Ausstellungsorte („Einkaufszentrum ohne Dach“) Im Hinblick auf die 1000-Jahr-Feier 2011 wurde eine Machbarkeitsstudie für einen Muse- umspark im Hofgarten erstellt. Ziel ist eine Vitalisierung im Bereich der Stiftskirche mit Mit- machhaus und Regionalmuseum. Ein Museumscafé soll den Ausgangspunkt für drei bis vier thematische Wanderwege markieren, die jeweils verschiedenen historischen Themen und Persönlichkeiten zugeordnet werden sollen.

Waldkappel

Waldkappel liegt im Tal der Wehre und der Schemmer und wird umgrenzt von den bewalde- ten Höhenzügen und Bergen Alpstein, Stölzinger Gebirge, Eisberg und dem Hohen Meiß- ner. Die Kernstadt ist staatlich anerkannter Erholungsort. Die Angebotsschwerpunkte im Aktivtourismus liegen in den Bereichen Wandern, Radfahren, Ponyreiten. Außer einem Hotel im Stadtteil Burghofen mit ca. 50 Betten gibt es in Waldkappel wenige Angebote im Bereich des Tourismus. Bei darüber hinausgehendem Bedarf greift das Hotel bei der Unterbringung der Gäste auf eine kleine Anzahl bestehender Ferienwohnungen in Bischhausen und in der Kernstadt zurück.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 117 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Als ein wichtiger Baustein zur Steigerung der touristischen Attraktivität wird eine Aufwer- tung und Angebotsausweitung im Bereich des Campingplatzes und Schwimmbades gese- hen. Notwendig wären vor allem eigene Sanitäranlagen am Campingplatz, da eine Mitbe- nutzung der Anlagen am benachbarten Freibad ungünstig erscheint. Es gibt bereits detail- lierte Planungen für ein derartiges Projekt.

5.4 Folgen für den Stadtumbauprozess

Durch die gemeinsame Mitgliedschaft der drei Gemeinden Kaufungen, Helsa und Hessisch Lichtenau in der touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) wird die Bereitschaft zur Intensi- vierung der touristischen Zusammenarbeit deutlich. Die starke Tendenz zur Zusammenarbeit in der KAG wurde auch im Rahmen der Beteiligung von Akteuren und in den Diskussionsprozessen in den Facharbeitsgruppen deutlich. In diesen – noch fortzusetzenden – Prozessen wird die Entwicklung eines gemeinsamen, ggf. modular aufgebauten Tourismuskonzeptes angestrebt. Hierdurch würden die bereits be- stehenden Ansätze der touristischen Kooperation (u.a. Wanderwege, Kooperationen im Bereich der Schwimmbäder) vertieft und in der Vielfalt erweitert. Ziel ist ein gemeinsamer Angebotsrahmen mit individuell buchbaren Modulen für die Gäste. Zum jetzigen Zeitpunkt ist unter intensiver Einbeziehung der örtlichen Leistungsanbieter beabsichtigt, das Konzept auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme, die die vorhande- nen Angebote erhebt, zu erstellen. In einem nächsten Schritt gilt es, mögliche Alleinstel- lungsmerkmale zu prüfen, mit denen sich die KAG-Region und ihre Angebote von ver- gleichbaren Regionen abheben können. Es sollten möglichst vielfältige Aktivitäten zur Steigerung der touristischen Attraktivität und zum Ausbau des Angebotes auf lokaler Ebene unterstützt werden (z.B. Maschinenmuseum Helsa-Eschenstruth, Thema Frau Holle in Hes- sisch Lichtenau, Aufwertung des Camping- und Schwimmbadbereiches in Waldkappel). Einen wichtigen Baustein stellt hierbei die Vernetzung der Tourismus-Informationen in den Kommunen der KAG dar. Eine gemeinsame touristische Profilierung der KAG-Region durch ein gemeinsames Konzept ist jedoch mit den betroffenen TAGs „Touristik Werratal“ und „Kaufunger Wald-Meißner-Söhre“ abzustimmen. Ebenfalls in den Diskussionsprozessen der Facharbeitsgruppe wurde das Fehlen eines grö- ßeren Hotels, das Kapazität für Busgruppen bietet, benannt. Denkbar hierfür wäre die Nut- zung historischer Bausubstanz in einem Ortskern, die im Vergleich zu einem Neubau ein unverwechselbares Ambiente bietet; alternativ käme auch eine entsprechende Umnutzung der Liegenschaft am Meißner (Meißnerland-Hof) in Frage. Auch hier sollten im Rahmen ei- ner Machbarkeitsstudie das Nachfragepotenzial geprüft sowie die Realisierungschancen unterschiedlicher Standorte und Konzepte untersucht werden.

Seite 118 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Märchenlandweg LEGENDE: Richtung Niestetal Wanderwege Kassel Niestetal

Oberkaufungen Märchenlandweg Richtung Niestetal Wanderwege inkl. Land- Papier- Nieder- und Forstwege fabrik kaufungen

Witzenhausen Wanderwege überregional Gutsbezirk Kaufunger Wald inkl. Land- und Forstwege Truben- Lohfelden hausen Quelle: Meißner und Kaufunger Wald Helsa Weißen- Bad Sooden-Allendorf Herausgeber: Fremdenverkehrsverband bach Wickenrode Großalmerode Werra-Meißner-Land e.V. und Uengsterode Brüder-Grimm-Weg Hessisches Landesvermessungsamt Richtung Bad Soden-Allendorf Epterode

Laudenbach Eschenstruth Frie- Berkatal Märchenlandweg drichs- Romme- Richtung Söhrewald brück rode Söhrewald Velmeden St. Hausen Ottilien Fürstenhagen

Walburg Quentel Hessisch Lichtenau Meißner

Küchen Hollstein Rodebach Hopfelde Retterode Hasselbach Melsungen Harmuthsachsen Reichenbach

Wickersrode

Brüder-Grimm-Weg Hessenweg Wehretal Richtung Spangenberg Richtung Spangenberg Waldkappel KOMMUNALE ARBEITSGEMEINSCHAFT Bischhausen „WESTLICHES MEISSNERLAND“ Spangenberg Hetzerode Mäckelsdorf STADTUMBAU IN HESSEN: Friemen Hessenweg INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT Burghofen Richtung Kirchhosbach Wichmannshausen Rechtebach WANDERWEGENETZ

Schemmern

Gehau Eltmannsee

Stolzhausen Sontra

M 1 : 110.000 24.09.2007 ===

Cornberg ~âé~âé~âé _ Stadtplanung + Regionalentwicklung === ~âé~âé~âé _ Brandt Höger Kunze Partnerschaft  Dipl.-Ing. Stadt- u. Landschaftsplanung Rotenburg ~ÇêÉëëÉ _ Friedrich-Ebert-Straße 153  34119 Kassel a. d. Fulda íÉäÉÑçå _ 0561.70048-68 íÉäÉÑ~ñ _ -69 ÉÉÉJÉJJJã~áäã~áä _ [email protected]

LEGENDE:

Radwege Kassel Niestetal

Lossetalradweg Oberkaufungen Richtung Kassel Meißner Radrundtour Radwege (teilw. Nieder- Papier- Richtung Witzenhausen auf öffentlichen Straßen) fabrik kaufungen

Witzenhausen Radwege überregional Gutsbezirk Kaufunger Wald (teilw. auf öffentlichen Straßen) Truben- Lohfelden hausen Quelle: Meißner und Kaufunger Wald Helsa Weißen- Bad Sooden-Allendorf Herausgeber Fremdenverkehrsverband bach Wickenrode Großalmerode Werra-Meißner-Land e.V. und Uengsterode Hessisches Landvermessungsamt Epterode

Laudenbach Eschenstruth Frie- Berkatal drichs- Romme- brück rode Söhrewald Velmeden St. Hausen Ottilien Fürstenhagen

Walburg Quentel Hessisch Lichtenau Meißner

Küchen Hollstein Rodebach Hopfelde Retterode Hasselbach Melsungen Harmuthsachsen Reichenbach

Wickersrode

Wehretal

Waldkappel

Bischhausen KOMMUNALE ARBEITSGEMEINSCHAFT Spangenberg Hetzerode Meißner Radrundtour „WESTLICHES MEISSNERLAND“ Mäckelsdorf Richting Eschwege Friemen Burghofen STADTUMBAU IN HESSEN: Kirchhosbach INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT Rechtebach RADWEGENETZ Schemmern

Gehau Eltmannsee

Stolzhausen Sontra

M 1 : 110.000 24.09.2007 ===

Cornberg ~âé~âé~âé _ Stadtplanung + Regionalentwicklung === Rotenburg ~âé~âé~âé _ Brandt Höger Kunze Partnerschaft  Dipl.-Ing. Stadt- u. Landschaftsplanung ~ÇêÉëëÉ _ Friedrich-Ebert-Straße 153  34119 Kassel a. d. Fulda íÉäÉÑçå _ 0561.70048 -68 íÉäÉÑ~ñ _ -69 ÉÉÉJÉJJJã~áäã~áä _ post@akp -planung.de

KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

6 Analysepfad: Versorgung und soziale Infrastruktur

6.1 Kindergärten

Bestand und bisherige Entwicklung

Im Gebiet der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) existieren 19 Kindergärten, davon befinden sich 10 in kommunaler Trägerschaft, sieben werden von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betrieben und jeweils einer ist in privater bzw. kirchlicher Trägerschaft. Insgesamt verfügen die Kindergärten zurzeit über 1.742 Plätze. Acht Kindergärten befinden sich in den Kernstädten, die restlichen verteilen sich auf die Ortsteile Rommerode und Laudenbach, Eschenstruth und Wickenrode, Fürstenhagen, Walburg, drei in Niederkaufungen sowie je- weils einer in Papierfabrik und in Bischhausen. Der Rückgang der potenziell in den Kindergarten eintretenden Kinder von 3 bis 6 erschließt sich über die Bedarfsplanung für Kindergartenplätze. Von 1996 bis zum Jahr 2006 ist das Potenzial um 28 % gesunken, dies entspricht umgerechnet auf die Nachfrage einem Rück- gang in einer Dimension von 18 Gruppen. ( 1.237 Kinder 2006, 1.708 Kinder 1996) und wird sich bis zum Jahre 2009 noch weiter reduzieren. In den Kindergärten in Helsa, Kaufungen und Waldkappel konnte die Auslastung durch die Aufnahme von Unter-3-jährigen Kindern erhalten werden. Großalmerode: Bei den von der AWO getragenen Kindergärten zeichnen sich keine Tragfä- higkeitsprobleme oder Engpässe ab. Das Betreuungsangebot kann flexibel an den Bedarf angepasst werden. Helsa: Aufgrund sinkender Auslastung wurde das Bertreuungsangebot für Kinder ab 2 Jah- ren erweitert. Hessisch Lichtenau: Aktuell bestehen keine Tragfähigkeitsprobleme und auch zukünftig werden keine Probleme in dieser Hinsicht erwartet. Das Betreuungsangebot wird dem- nächst auf Kinder unter drei Jahren ausgeweitet. Kaufungen: Die sechs kommunalen Kindergärten sind gegenwärtig ausgelastet, insbeson- dere auch durch die Ausweitung des Betreuungsangebotes auf die Altersgruppe ab 1,5 Jah- ren. Ab 2009 wird jedoch ein Einbruch in der Betreuungsnachfrage erwartet. Dies wird vor- aussichtlich zur Schließung eines Kindergartenstandortes führen. Waldkappel: Die beiden kommunalen Kindergärten in Waldkappel befinden sich in Bisch- hausen und in der Kernstadt. Der Kindergarten in der Kernstadt bietet neben der Ganztags- betreuung von kleinen Kindern nachmittags ein Betreuungsangebot für Schulkinder an. Es werden Kinder ab zwei Jahren aufgenommen. Beide Einrichtungen sind zurzeit noch gut ausgelastet.

Folgen für den Stadtumbauprozess

Als teils begonnene Maßnahme kann das Betreuungsangebot auf Unter-3-jährige ausge- weitet werden, wodurch die Zahl der potenziellen Nutzer erhöht wird.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 119 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Besonders sinnvoll ist die Stabilisierung der Kinderzahl, in den Ortsteilen, die über Kinder- gärten verfügen. Für Eltern ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch eine nahräum- liche Kinderbetreuungsmöglichkeit leichter zu bewerkstelligen. Aus diesem Grund sind att- raktive Wohnbedingungen für Familien in den Ortsteilen mit Kindergärten zu schaffen. Dies kann durch Förderung der Sanierung bestehender Bausubstanz und durch die Aufrechter- haltung von infrastrukturellen Angeboten erfolgen, die die Alltagsorganisation erleichtern (Versorgung, Soziales, Nahverkehr).

6.2 Schulen

Bestand und bisherige Entwicklung

Sämtliche im KAG-Gebiet liegende Schulen werden von den beiden Landkreisen getragen. Unter den insgesamt 14 Schulen sind neun Grundschulen, eine Sonderschule, drei Ge- samtschulen mit Gymnasialzweigen, sowie eine Gesamtschule mit Realschulzweig. Neun Schulen befinden sich in den Kerngemeinden, fünf entsprechend in den Ortsteilen Romme- rode, Eschenstruth, Niederkaufungen, Fürstenhagen und Walburg. Die aktuellen Schulentwicklungspläne 2005-2011 der beiden Landkreise spiegeln die rück- läufige Entwicklung der Geburtenzahlen als Grundschülerzahlen bis zum Schuljahr 2010/11 wider. Danach werden sich die Schülerzahlen in den ersten Klassen bis zum Schuljahr 2010/11 um 40 % gegenüber 2006 reduzieren. Diese Entwicklung wird sich auf die weiterführenden Schulen erst in den nächsten Jahren niederschlagen. Allerdings erfül- len die in den Kernstädten liegenden Gesamtschulen auch Versorgungsfunktionen für au- ßerhalb des Gebietes wohnende Schüler.

Seite 120 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Bilsteinschule Großalmerode Prognose Klassenstärke 1. Klasse 140 Grundschule Helsa- Eschenstruth 120 (Eschenwaldschule) Grundschule Helsa

100 Grundschule Hessisch Lichtenau 80 Grundschule Hessisch Lichtenau-Fürstenhagen 60 Meißnerland-Schule Hessisch- Lichtenau-Walburg 40 Grundschule Kaufungen- Niederkaufungen 20 Grundschule Oberkaufungen (Ernst-Abbe-Schule) *1 0 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10Karlheinz-Böhm-Schule 10-11 Waldkappel Prognose Klassenstärke Erste Klassen, Quelle: Schulenwicklungspläne des Landkreises Kassel und des Landkreises Werra-Meißner, Großalmerode: Die Grundschule und die Gesamtschule befinden sich in der Kernstadt an einem gemeinsamen Standort. Nach Aussagen des Schulentwicklungsplanes wird die Zweizügigkeit der Grundschule für den Prognosezeitraum bis 2011 erhalten bleiben. Helsa: Es gibt zwei Grundschulen in der Gemeinde (Helsa und Eschenstruth), deren Be- stand nach Aussage der Stadt als gesichert angesehen wird. Von Seiten des Trägers wird angedacht, ggf. die Schulleitungen zusammenzulegen. Es gab Ende der 1980er Jahre Be- strebungen von Seiten der Landesregierung, die Schule in Eschenstruth zu schließen, was aber damals letztlich an massiven Widerständen der dortigen Elternschaft gescheitert ist. Laut Schulentwicklungsplan ist die Grundschule Helsa-Eschenstruth bis zum Schuljahr 2006/07 „gut einzügig“ gewesen. Ab dem Schuljahr 2007/2008 wird sie einzügig sein. Hessisch Lichtenau: Es gibt drei Grundschulen in Hessisch Lichtenau (in der Kernstadt, in Fürstenhagen und in Walburg). Vor allem der Bestand der einzügigen Schule in Fürstenha- gen ist langfristig nicht gesichert. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Kernstadt wäre eine Auflösung der Schule jedoch weniger problematisch. Die Freiherr-von-Stein-Schule in der Kernstadt hat einen Haupt- Realschul- und Gymnasialzweig und einen regionalen Einzug über die Stadtgrenzen hinaus. Laut Schulentwicklungsplan handelt es sich bei der Grundschule in Hessisch Lichtenau- Fürstenhagen um eine einzügige Schulen mit „abnehmendem“ Charakter. Kaufungen: In Kaufungen existieren drei Schulen: in Oberkaufungen und Niederkaufungen befindet sich jeweils eine Grundschule; die Gesamtschule in Oberkaufungen. Laut Schul-

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 121 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 entwicklungsplan wird die IGS zunehmend auch von Schülern aus Helsa und Helsa- Wickenrode besucht. Waldkappel :Die Karlheinz-Böhm-Schule in der Kernstadt hat derzeit noch einen Grund-, Haupt- und Realschulzweig. Die Haupt- und Realschulzweige werden zum nächsten Jahr geschlossen, so dass es dann nur eine Grundschule geben wird, die alle Stadtteile ver- sorgt.

Folgen für den Stadtumbauprozess

Kritisch ist die Schülerzahlentwicklung besonders an den kleinen Grundschulen in Helsa- Eschenstruth und Hessisch Lichtenau-Fürstenhagen. Hier sind zumindest mittelfristig bei anhaltender demografischer Entwicklung Veränderungen kaum zu vermeiden. Dabei wäre eine Schließung der Schule Eschenstruth aufgrund der Entfernung nach Helsa (auch für die Kinder aus St. Ottilien) besonders problematisch. Andererseits liegen sowohl Eschenstruth als auch Fürstenhagen an der Straßenbahnstrecke. Für Fürstenhagen kann geprüft werden, ob nicht die Aufstockung auf die Mindestschülerzahl durch Schüler aus der Kernstadt mög- lich ist. Insgesamt ist anzumerken, dass sich das Lernen in kleinen Lerngruppen positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Da die Kommunen nicht die Schulträger sind, haben sie nur begrenzten Einfluss auf die Entwicklung der Schulstandorte. Bei den weiteren Planungen ist jedoch zu berücksichti- gen, dass die Standorte der Schulen Einfluss auf die Stadtentwicklung haben, da sich Fa- milien und damit auch weitere Infrastruktur gerne in deren Nähe ansiedeln. .

6.3 Bürger- und Gemeinschaftshäuser

Bestand und bisherige Entwicklung

Das Gebiet der KAG verfügt außer in Wickersrode und Eltmannsee in jedem Stadt- und Ortsteil entweder über ein Dorfgemeinschaftshaus, eine Mehrzweckhalle oder ein Bürger- haus. Insgesamt sind 40 Gemeinschaftshäuser vorhanden, die sich alle in kommunaler Trägerschaft befinden. Großalmerode: Großalmerode verfügt in jedem Ortsteil über ein Dorfgemeinschaftshaus, in der Kernstadt gibt es neben der Mehrzweckhalle noch den Rathaussaal. Zum jetzigen Zeitpunkt weisen die Häuser z. B. in Großalmerode teilweise eine finanzielle Unterdeckung von bis zu 70% auf. Mit der Übergabe der Häuser an die Vereine bzw. einem verstärktem bürgerschaftlichem Engagement lässt sich eine Kostendeckung jedoch auch perspektivisch nicht erreichen. Bei einer Übernahme der Häuser durch die Vereine ist die Instandhaltung weiterhin kommunal zu leisten, um die Bausubstanz dauerhaft zu erhalten. Helsa: Es gibt in jedem Ortsteil ein Dorfgemeinschaftshaus. Hier besteht vor allem in Wi- ckenrode Bedarf zu einer Grundsanierung. Es handelt sich hierbei um das zweitälteste DGH in Hessen (Baujahr 1954). Der inzwischen baulich schlechte Zustand des Gebäudes ist Ur- sache für eine derzeit schwache Nachfrage nach den Räumlichkeiten.

Seite 122 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Hessisch Lichtenau: Außer in Wickersrode gibt es in jedem Stadtteil ein Gemeinschafts- haus. Zur Reduzierung der laufenden Kosten der Dorfgemeinschaftshäuser wird angestrebt, die jeweilige Dorfgemeinschaft mit 10% zu beteiligen. Wie diese Regelung im Detail aus- gestaltet wird, ist derzeitig noch offen und soll über die Ortsvorsteher mit der jeweiligen Dorfgemeinschaft geklärt werden. Auf diesem Wege wird eine Diskussion in den Ortsteilen über die Kapazitätsauslastung angestoßen. Langfristig wird eine kommunale Trägerschaft von Seiten der Stadt als nicht haltbar angesehen. Kaufungen: Mit dem Bürgerhaus in Oberkaufungen, der Haferbachhalle in Niederkaufun- gen sowie dem Gemeinschaftshaus in Papierfabrik gibt es ein flächendeckendes Angebot in der Gemeinde Kaufungen. In Oberkaufungen ist eine grundlegende Neustrukturierung, Sanierung und Renovierung des Bürgerhauses geplant. Darüber hinaus bestehen noch Räumlichkeiten in den beiden anderen Ortsteilen, das Gemeinschaftshaus in Papierfabrik sowie die Haferbachhalle in Niederkaufungen. Zur Kostensenkung wird über neue Träger- schaftsformen der Gemeinschaftseinrichtungen in Niederkaufungen und Papierfabrik nachgedacht. Waldkappel: Außer in Eltmannsee ist in jedem Stadtteil ein Dorfgemeinschaftshaus vor- handen; in der Kernstadt gibt es ein Bürgerhaus. In Eltmannsee stehen Räumlichkeiten der Feuerwehr für die Dorfgemeinschaft zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es in den Ortsteilen zahlreiche Vereinsräume. Der Unterhalt der Dorfgemeinschaftseinrichtungen stellt eine große finanzielle Belastung für den kommunalen Haushalt dar, so dass als erster Schritt die Nutzungsgebühren erhöht werden mussten. Zwischenzeitlich sind sogar drei Einrichtungen geschlossen worden, die zum 1.1.2008 in Trägerschaft der Ortsteile wieder eröffnet worden sind. Perspektivisch ist aus Sicht der Stadt zur Finanzierung und zum Erhalt aller Einrichtungen ein stärkerer verantwortlicher Einbezug der Dorfgemeinschaften anzustreben.

Folgen für den Stadtumbauprozess

In allen Kommunen der KAG-Region stellt der Erhalt und die Finanzierung der Gemein- schaftshäuser eine zunehmende Herausforderung dar. Gleichzeitig haben diese Einrich- tungen in den Ortsteilen eine hohe Bedeutung hinsichtlich der Lebensqualität in den ein- zelnen Dörfern – nicht zuletzt für die Vereine, die in den Dörfern eine wichtige soziale Funk- tion innehaben. Daher sind zum Erhalt der Einrichtungen in den Kommunen Anpassungen im Betrieb der Gemeinschaftshäuser im Gespräch. In der Facharbeitsgruppe Kommunale Infrastruktur wurde in der Diskussion mit den Akteu- ren deutlich, dass trotz der teilweise schwierigen Situation die Schließung von Standorten nicht der richtige Weg ist: Insbesondere für die kleineren entlegeneren Ortsteile stellen die Dorfgemeinschaftshäuser z. T. eine wichtige Infrastruktur als soziale generationenübergrei- fende Treffpunkte dar. Für die Häuser wurden konzeptionell folgende Maßnahmen in der Facharbeitsgruppe vorgeschlagen: Bauliche Optimierung der Häuser zur Reduzierung der Betriebskosten, z.B. über E- nergiesparmaßnahmen oder den Rückbau von nicht genutzten Räumlichkeiten. Ermöglichung einer multifunktionalen Nutzung, z.B. durch die Kombination mit kommunalen Dienstleistungen, um eine möglichst hohe Auslastung zu erreichen.

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Hierzu gehört auch die Zusammenlegung von verschiedenen Angeboten und Treff- punkten im Ort an einem Standort. Ausbau der Häuser zu „Begegnungsstätten der Zukunft“, die durch ihre Barrierefrei- heit von allen Altersgruppen optimal genutzt werden können.

Vor dem Hintergrund der geschilderten Rahmenbedingungen erscheinen zunächst Einzel- gespräche über zukünftige Kostenreduzierungen von Gemeinschaftsräumen sinnvoll, die in den jeweiligen Stadt- und Ortsteileilen die relevanten Faktoren wie Nutzergruppen, Nach- frage und Belegung, Raum- und Ausstattungsangebot, Mehrfachnutzung, lokale Bedeutung und Ausweichmöglichkeit sowohl aktuell erheben als auch hinsichtlich des perspektivi- schen demografischen Entwicklung berücksichtigen. In Einzelfällen kann auch unterstüt- zende Beratung zur Konkretisierung von Modellen und neuen Trägerschaftsformen not- wendig sein.

6.4 Sportanlagen

Insgesamt existieren im gesamten KAG-Gebiet 19 Sportplätze und acht Tennisanlagen. Bei den Sportplätzen kann davon ausgegangen werden, dass durch die zunehmend not- wendig werdende Bildung von Spielvereinigungen sich die Anzahl der Anlagen zukünftig reduzieren wird. Gleichzeitig besteht ein Trend zur Ermöglichung der Ganzjahresnutzung durch das Auslegen von Kunstrasen. Der gewünschte Erhalt von Standorten ist nur über eine stärkeres Engagement der Vereine möglich. Außer in Kaufungen befinden sich in den Kerngemeinden Großalmerode, Helsa, Hessisch Lichtenau und Waldkappel Schwimmbäder. Von den vier bestehenden Einrichtungen sind drei Freibäder, Hessisch Lichtenau verfügt über ein Hallenbad. Die Nutzung der Schwimm- bäder ist nicht nur für die Wohnbevölkerung attraktiv, sondern auch im Zusammenhang mit der touristischen Nutzung und zukünftigen Entwicklung von Bedeutung. Darüber hinaus stellt die Nutzung der Schwimmbäder einen wesentlichen sozialen Faktor für Schulklassen und Jugendgruppen dar. Das Freibad in der Kernstadt Waldkappel hat einen über die Stadtgrenzen hinausgehenden Einzugsbereich. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Sanierungsmaßnahmen absehbar. Als letzte Maßnahme wurde eine Breitrutsche installiert. Das Hallenbad in Hessisch Lichtenau stellt aufgrund der laufenden Kosten eine finanzielle Belastung dar; größerer Investitionsbedarf steht hier jedoch nicht an. Es gibt gemeinsam mit Großalmerode und Waldkappel ein Bäderverbundsystem als freiwillige Selbstvereinba- rung. So sind zum Einen die Öffnungszeiten abgestimmt. Das Hallenbad in Hessisch Lich- tenau öffnet, wenn die Freibadsaison in den anderen beiden Orten beendet ist. Darüber hinaus gibt es einen Personalaustausch. Die Beschäftigten der Freibäder arbeiten im Win- ter im Hallenbad. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde innerhalb der Facharbeitsgruppe die mögliche Schließung von Standorten bei gleichzeitiger Stärkung eines einzelnen Schwimmbades diskutiert, um Betriebskosten zu senken. Aufgrund der Komplexität des Themas konnte kein Ergebnis erarbeitet, wohl aber ein Diskussionsspektrum eröffnet werden. Folgende Aspekte wurden dabei benannt:

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Das Freibad Großalmerode hatte im letzten Jahr bei 75 geöffneten Tagen insgesamt 1.200 Nutzer, das Defizit lag bei ca. 200.000 €. Gleichzeitig ist Großalmerode von den vorhandenen Freibädern im Gebiet derzeit im besten baulichen Zustand. Das einzige Hallenbad im Gebiet liegt in Hessisch Lichtenau, bei einer Konzentration auf einen Standort wäre die Wahl des Hallenbades naheliegend. Es werden verstärkt Spaßbäder gewünscht, einfache Becken sind heutzutage nicht mehr attraktiv. Die Investitionskosten für ein ansprechendes Bad sind daher hoch. Rund um das KAG Gebiet gibt es zahlreiche gut ausgebaute Thermen u.ä. (Kassel, Thüringen, Bad Soden-Allendorf), die gut erreichbar sind und deren Angebot vor Ort nicht zu überbieten ist.

Insgesamt wird hier deutlich, dass die Schließung einzelner Bäderstandorte ein sehr sen- sibles Thema ist, das eher politische als planerische Entscheidungen erfordert .

6.5 Vereine

Insgesamt bestehen im Gebiet der KAG 380 Vereine, die in vielen Fällen wichtige Kinder- Jugend- , Alten– und Integrationsarbeit leisten. Gesondert zu erwähnen sind die 21 freiwil- ligen Feuerwehren, die neben umfangreichen Hilfsdiensten auch die Jugendfeuerwehren betreuen. Die Feuerwehrvereine verfügen in der Regel neben der Fahrzeughalle über Räum- lichkeiten, in denen Schulungen durchgeführt werden können. Neben der wichtigen infra- strukturellen Bedeutung für den Brandschutz haben die freiwilligen Feuerwehren ebenso wie klassische Vereine eine integrative und soziale Funktion in den Dörfern. In diesem Zusammenhang ist auf die allgemeine Tendenz des mangelnden Nachwuchses in den Vereinen hinzuweisen, die sich auch im KAG Gebiet bemerkbar macht. Die Reduzie- rung insbesondere der sozialen Vereinsarbeit führt in den Dörfern zu einem weiteren Weg- fall von Angeboten und mindert die Attraktivität der Wohnfunktion für alle Altersgruppen. Darüber hinaus wird deutlich, dass die Einbeziehung von Vereinen als Mitbetreiber der Dorfgemeinschaftshäuser für diese eine zusätzliche Arbeitsbelastung darstellt.

6.6 Ambulante Altenhilfe

Bestand und bisherige Entwicklung

Die Zahl der ambulanten Pflegedienste ist im westlichen KAG-Gebiet verhältnismäßig hoch: laut Altenhilfeplan des Kreises Kassel (2003) existierten in Helsa zum damaligen Zeitpunkt drei Pflegedienste, in Kaufungen vier. Dagegen sind zur Zeit (Januar 2008) im östlichen Teil nur ein Pflegedienst in Hessisch Lichtenau-Fürstenhagen und ein weiterer in Großalmero- de-Rommerode ansässig. Allerdings sind in Großalmerode und Hessisch Lichtenau jeweils drei Pflegedienste tätig, in Waldkappel sogar fünf (Altenhilfeplan Werra-Meißner-Kreis, 2005). Der Besatz mit Pflegediensten in den angrenzenden Gemeinden und durch entspre- chende Dependancen größerer Einrichtungen, z.B. Diakonie Großalmerode, scheint den momentanen Bedarf zu decken.

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Als Einrichtung des Betreuten Wohnens verzeichnen die Altenhilfepläne und gegenwärti- gen Listen lediglich eine Einrichtung in Kaufungen. Eine weitere soll in Kürze nahe des Bür- gerhauses in Hessisch Lichtenau erstellt werden.

Folgen für den Stadtumbauprozess

Der Altenhilfeplan des Werra-Meißnerkreises von 2005 geht zwischen 2010 und 2030 von einer Erhöhung der ambulant zu versorgenden Personen aus, die zwischen 5% und 12% liegt. Die Kabinettbeschlüsse vom Sommer 2007 zur Reform der Pflegeversicherung weisen allerdings darauf hin, dass die ambulante Pflege stark zu Lasten der stationären Pflege in den Pflegestufen I und II zunehmen wird. Daher kann es eine sinnvolle Maßnahme zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Stabilisierung der Bevölkerungszahl in der Region sein, sich in Hessisch Lichtenau und Waldkappel um die Ansiedlung weiterer Pflegedienste zu bemühen und hier und in Großalmerode Projekte des Betreuten Wohnens (an Standor- ten mit kurzen Wegen zum Einkauf, zu Ärzten und Dienstleistern) zu unterstützen. Zudem sollten sich die Gemeinden um die Einrichtung der Fallmanagements in ihrem Bereich be- mühen, um qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen; diese wird mit der Pflegereform auf kleinräumiger Ebene eingerichtet werden und wird die Leistungen für häusliche Pflege indi- viduell nach Bedarf zuschneiden. Ein wichtiger Baustein künftiger ambulanter Betreuung ist der Aufbau von Alltagshilfen. Hier existieren in Kaufungen und Großalmerode bereits Vereine. Diese Organisationen bie- ten niedrigschwellige Hilfen wie Hausarbeiten oder Besorgungen, die nicht über die Pflege- kassen abgedeckt werden und manchmal auch nur vorübergehend, z.B. im Krankheitsfall, benötigt werden. Abgerechnet werden die benötigten Stunden. Das Sozialamt des Werra-Meißner-Kreis baut zur Zeit zwei Modellvorhaben in den Gemein- den und Weißenborn auf21. Diese setzen auf ein möglichst langes Wohnen in der eigenen Wohnung auch in ländlichen Strukturen, indem unter anderem die älteren Men- schen möglichst lange aktiv und sozial eingebettet sind. Dabei sollen drei Stufen ambulan- ter Unterstützung umgesetzt werden: 1. Nachbarschaftliche Hilfen, d.h. leichte und sozial orientierte Unterstützung wie spa- zieren gehen, vorlesen, Informationen zum Dorfleben, basierend auf bürgerschaftli- chem Engagement (Vereine) 2. Niedrigschwellige Hilfen (Alltagshilfe) durch stundenweise Unterstützung im Haus- halt 3. Häuslicher Pflegedienst, professionell

Das Modellvorhaben geht davon aus, dass es insbesondere für die Stufe 1 nur lokal spezi- fischen Lösungen gibt, da die Sozialstrukturen von Ort zu Ort unterschiedlich ausgeformt sind und insofern unterschiedliche Träger für die Nachbarschaftshilfe in Frage kommen. Da dieses System in unterschiedlichem Maße professionelle Unterstützung benötigt, ist vorge- lagert auch eine Ausbildung über Hilfsorganisationen, Volkshochschule, Altenhilfeschule etc. erforderlich. Somit bewirkt dieses System nicht nur die Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern auch die Qualifizierung von Arbeitskräften und die Anhäufung von Kompetenz in einem zukunftsfähigen Bereich.

21 Gespräch mit Frau Strube und Herrn Brill, Sozialamt des Werra-Meißner-Kreises, 22.1.2008

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Zu ergänzen wäre noch ein Angebot von Handwerksbetrieben, personenbezogen die Woh- nungen barrierefrei zu gestalten, d.h. individuelle Konzepte zu entwickeln und mit mög- lichst wenig Aufwand umzusetzen. Hier übernehmen auch die Krankenkassen teilweise Kosten. Eine ebenfalls modellhafter Ansatz entsteht in Kaufungen mit der „Barke“, einem halbeh- renamtlichen Beratungsverein für Demenzkranke und ihre Angehörigen. Auch dies ist ein wichtiger Baustein für das Verbleiben alter Menschen in ihrer vertrauten Umgebung22.

6.7 Stationäre Alteneinrichtungen

Bestand und bisherige Entwicklung

In den Mitgliedgemeinden der KAG existieren insgesamt 8 Altenwohnheime, davon je zwei in Helsa (eines davon im Ortsteil Eschenstruth-Waldhof), Hessisch Lichtenau (Ortsteil Fürs- tenhagen und Hausen) und Kaufungen sowie je eines in Waldkappel und Großalmerode. Die Zahl der Pflegeplätze betrug insgesamt 697 zuzüglich 6 Tages- und 2 Nachtpflegeplät- ze. Nach dem Schlüssel des Hessischen Sozialministeriums (2,5 % der über 65-jährigen) be- steht zur Zeit ein Bedarf für 239 Pflegeplätze in der Region, nach den Werten des Kuratori- ums Deutsche Altershilfe (KDA) 335 (3,5%). Insbesondere der hohe Anteil Älterer in Helsa, aber auch in Hessisch Lichtenau weist auf die überregionale Bedeutung der Alteneinrich- tungen hin, mit der der regionale Bedarf mehr als erfüllt ist. Dies stellt auch der Altenhilfe- plan des Werra-Meißner-Kreises fest. Es ist daher davon auszugehen, dass ein erheblicher Zuzug älterer Menschen aus anderen Gemeinden oder sogar Regionen stattfindet; die Ent- wicklung der Altersstruktur in Helsa scheint dies ebenfalls zu belegen. Daher ist die Alten- pflege als bedeutender Wirtschaftsfaktor zu sehen.

Folgen für den Stadtumbau

Die Reform der Pflegeversicherung wird die Nachfrage nach stationären Pflegeplätzen in den Pflegestufen I und II senken. Wie in der Bestandsaufnahme dargelegt, beschränkt sich die Altenpflege jedoch nicht auf die Versorgung der regionalen Bevölkerung, die zumindest unter quantitativen Gesichtspunkten mehr als gesichert ist. Stattdessen stellt sie einen Wirtschaftsfaktor dar, der auch entsprechend unter Marktgesichtspunkten für attraktives Seniorenwohnen das gesamte Spektrum von selbstständigem über betreutes Wohnen bis hin zur Pflege anbieten sollte und auf diese Weise zur Zuwanderung in der Region beitra- gen kann. Die hierfür aufgebaute Infra- und Dienstleistungsstruktur wird auch der alternden Wohnbevölkerung zugute kommen. Bei Maßnahmen des Stadtumbaus sollte diese Nutzer- gruppe berücksichtigt und gewürdigt werden.

22 Telefonat mit Frau Tietz, Altenhilfe Landkreis Kassel, 7.12.2007

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6.8 Güter des täglichen Bedarfs

Bestand und bisherige Entwicklung

Der Zugang zu Gütern des täglichen Bedarfs trägt maßgeblich zur Lebensqualität eines Wohnstandortes bei. Unter Nahversorgung versteht man dabei eine gute Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen auf kurzem Wege, wobei neben den Gütern des täglichen Be- darfs beispielsweise auch die medizinische Versorgung und Dienstleistungseinrichtungen wie Banken bzw. SB-Standorte mit einzubeziehen sind. Die Nahversorgungssituation mit Gütern des täglichen Bedarfs wird seit den letzten Jahr- zehnten zum Einen durch den Strukturwandel des Einzelhandels beeinflusst. So steht ei- nem Flächenzuwachs um 30 % seit 1990 eine Stagnation der Umsätze gegenüber. Insge- samt kam es dabei zu Konzentrationstendenzen zugunsten großflächiger Märkte. Ein weite- rer Einflussfaktor ist ein verändertes Verbraucherverhalten, welches durch den Trend zu PKW-orientierten Großeinkäufen gekennzeichnet ist. Diese Entwicklungen haben insge- samt zu einem Rückgang kleinerer Nahversorger insbesondere in kleinen Dörfern geführt. So ist die durchschnittliche Einwohnergröße der Orte ohne stationäres Einzelhandelsange- bot von 1977 213 und 1987 361 auf aktuell 501 Einwohner angestiegen. Diese Entwicklung ist auch in der KAG-Region ablesbar, wo sich die Versorgung mit Waren des umfassenden täglichen Bedarfs aber beispielsweise auch mit Dienstleistungen zur ärztlichen Versorgung stark auf die größeren Kernorte Hessisch Lichtenau und Kaufungen konzentriert. In den Kernorten Großalmerode, Helsa und Waldkappel besteht ein Grundan- gebot des täglichen Bedarfs. Der beschriebenen allgemeinen Entwicklung folgend befinden sich in vielen Ortsteilen schon seit Anfang der 1980er Jahre keine Lebensmittelgeschäfte mehr. Insgesamt gibt es in 13 der 42 Ortsteile der KAG-Region Lebensmittelgeschäfte; dabei handelt es sich überwiegend um die Kernstädte und -gemeinden sowie Orte mit mindes- tens 1.000 Einwohnern. In einigen Orten gibt es allerdings nur sehr kleine Geschäfte deren dauerhafter Bestand mangels Tragfähigkeit bzw. fehlenden Nachfolgern nicht gesichert ist. Vor allem in einigen Ortsteilen ohne Lebensmittelladen konnten bestehende Bäcker oder Metzger ihr Angebot im Bereich Lebensmittel ausweiten und so das Defizit zumindest teil- weise kompensieren. In einigen Fällen ist aber auch die Zukunft dieser „erweiterten Bäcker bzw. Metzger“ aufgrund eines bevorstehenden Generationenwechsels in Gefahr. Um auch in diesen Ortsteilen zumindest teilweise eine Grundversorgung für Ältere bzw. immobile Menschen sicherzustellen, sollte über Bringdienste in Verbindung mit der Einrichtung von Bürgerbussen nachgedacht werden. Großalmerode: In der Kernstadt gibt es einen Rewe, Edeka und einen Plus sowie Bäcker und Metzger. Nur in zwei der übrigen Stadtteile besteht ein Nahversorgungsangebot. So gibt es in Laudenbach einen an eine Metzgerei angeschlossenen Edeka mit Backwaren so- wie in Rommerode zwei kleine Lebensmittelgeschäfte teilweise mit Backwaren und eine Fleischerei. Während es in der Kernstadt zwei Bankfilialen gibt, verfügen die anderen bei- den genannten Stadtteile jeweils über Kontoauszugsdrucker und Geldautomat.

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Zur Verbesserung der Nahversorgung insbesondere für Senioren sollte (eventuell auch in Kombination mit einem Bürgerbus) ein Einkaufsservice auf ehrenamtlicher Basis etabliert werden Helsa: Im Ortsteil Helsa gibt es ein vielfältiges Angebot mit Lebensmittelmärkten, Bäckern und Metzgern. Im zweitgrößten Ortsteil Eschenstruth gibt es einen Lebensmittelmarkt so- wie eine Fleischerei. Trotz einer Größe von deutlich über 1.000 Einwohnern gibt es im Ortsteil Wickenrode kein Lebensmittelgeschäft. Neben dem Ortsteil Helsa hat auch die Kernstadt Großalmerode eine wichtige Bedeutung für die Versorgung der Wickenröder Be- völkerung. Es gibt allerdings noch zwei Bäcker im Ort, von denen einer das Angebot gering- fügig erweitert hat sowie einen Gewürzladen. Der längerfristige Bestand der Bäckereien ist aufgrund von Nachfolgeproblemen jedoch nicht gesichert. Der kleinste Ortsteil St. Ottilien hat keinen Nahversorger, ist allerdings in fußläufiger Erreichbarkeit an das Angebot in E- schenstruth angebunden. In den drei größten Ortsteilen der Gemeinde Helsa gibt es über- dies eine bzw. mehrere Bankfilialen. Hessisch Lichtenau: Die Kernstadt Hessisch Lichtenau bietet ein umfangreiches Angebot mit Gütern des täglichen Bedarfs. In Fürstenhagen gibt es einen Schlecker-Markt sowie ei- ne Fleischerei und zwei Bäcker. Des Weiteren befinden sich in den Stadtteilen Velmeden und Küchen jeweils kleine Lebensmittelgeschäfte, deren Angebot jedoch begrenzt und dauerhafter Bestand u.a. aufgrund des Alters der Betreiber und mangelnder Nachfolge nicht gesichert ist. Die Stadtteile Reichenbach und Walburg sowie auch Velmeden verfügen jeweils über eine Fleischerei. Bankfilialen gibt es lediglich in der Kernstadt sowie diem größten Stadtteil Fürstenhagen. Kaufungen: In der Gemeinde Kaufungen gibt es ein umfassendes Angebot an Gütern des täglichen Bedarfs sowie Banken. Der bestehende Edeka-Markt im Bereich des alten Orts- kernes in Oberkaufungen wird jedoch perspektivisch auf das Riffer-Gelände verlagert, so dass dort zukünftig Bedarf nach einem größeren Lebensmittelmarkt besteht. Der zum Ortsteil Niederkaufungen gehörende Bereich Papierfabrik verfügt über kein Lebensmittel- angebot. Ein Bedarf ergibt sich dort jedoch nicht, da entsprechende Angebote in Lohfelden gut zu erreichen sind. Waldkappel: In der Kernstadt Waldkappel gibt es einen REWE-Markt mit Bäcker und Flei- scher, einen Edeka-Markt sowie zwei Bäcker, die teilweise weitere Lebensmittel anbieten. Darüber hinaus gibt es im Stadtgebiet nur noch in Bischhausen eine Lebensmittelladen sowie eine Fleischerei mit kleinem Lebensmittelangebot. In den kleinen Stadtteilen sind die Lebensmittelläden überwiegend schon in den 1970er und 1980er Jahren verschwun- den. Eine Bankfiliale befindet sich nur in der Kernstadt; in Bischhausen gibt es einen Geld- automat.

Folgen für den Stadtumbauprozess

Die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs ist vor allem in den größeren Kernstädten Großalmerode, Hessisch Lichtenau und Kaufungen umfassend vorhanden, konzentriert sich aber stark im nördlichen Bereich des Gebietes der KAG. Dies liegt auch darin begrün- det, dass sich die kleineren Orte mit weniger als 400 Einwohnern vor allem im südlichen Bereich der KAG-Region befinden.

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In den Stadt- und Ortsteilen sieht die Versorgungssituation unterschiedlich aus: die Zu- kunft derzeitig noch vorhandener Lebensmittelversorgung ist in einigen Dörfern aufgrund des Alters der derzeitigen Betreiber bzw. Tragfähigkeitsproblemen langfristig nicht gesi- chert. In sehr vielen Stadt- und Ortsteilen besteht keine Möglichkeit sich vor Ort mit Le- bensmitteln zu versorgen. Jedoch gibt es in vielen Orten fahrende Bäcker bzw. Metzger so- wie anderweitige Bringdienste. Im Rahmen der, die Konzepterstellung begleitenden, Beteiligung von Bürgern und Experten fand ein erstes Treffen der Facharbeitsgruppe Nahversorgung statt. Der Handlungsbedarf steht im Kontext übergeordneter Rahmenbedingungen wie dem unzureichenden Arbeits- platzangebot in der Region sowie dem demografischen Wandel. Vor diesem Hintergrund kann als Ergebnis des Facharbeitsgruppentreffens festgehalten werden, dass der Siche- rung der bestehenden Versorgungsangebote oberste Priorität eingeräumt werden sollte. Gleichzeitig gilt es, die Versorgung insbesondere für immobile Bewohner kleinerer Orte oh- ne stationäres Nahversorgungsangebot möglicherweise durch mobile Angebote sicherzu- stellen. Zur Sicherung der vornehmlich in den Kernorten bestehenden Nahversorgungsangebote ist es als wichtiges Ziel anzustreben, – so das Ergebnis der Facharbeitsgruppensitzung – das regionale Bewusstsein der Bevölkerung zu stärken, damit der regionale Wirtschaftskreis- lauf gestärkt wird. Als Handlungsansätze sind gemeinsame Aktionen der Gewerbetreiben- den wie Werbung oder Veranstaltungen denkbar. Gleichzeitig sollte auch das Bewusstsein und Bemühen der Einzelhändler um die Kunden gestärkt werden. Durch einen verbesserten Service für die Kunden, der sich durch persönli- che Kontakte und individuelle Angebote und Beratung ausdrückt, kann sich eine ländliche Region wie das Westliche Meißnerland von außerregionalen großen Einzelhandelsstandor- ten positiv abgrenzen. Entsprechend dem interkommunalen Ansatz der KAG-Region sollten dabei gemeindeübergreifende Kooperationen zwischen den verschiedenen Akteuren ange- strebt werden. Ansätze, die Sicherung der Nahversorgung in den Stadt- und Ortsteilen ohne stationäre Angebote zu gewährleisten, werden in der Etablierung zielgruppenspezifischer und kun- denorientierter Service-Angebote gesehen. Für eine Schaffung neuer stationärer Nahver- sorgungsangebote gibt es in den kleinen Dörfern in der Region kaum Perspektiven. Denk- bar ist beispielsweise die Einrichtung von Bringdiensten. Dabei sollten Senioren als Ziel- gruppe mit spezifischen Bedürfnissen mit einbezogen werden ohne sich auf diese zu be- schränken. Alternativ sind auch auf Grundlage eines Bürgerbus-Systems Fahrtangebote zu zentralen Versorgungsstandorten denkbar. Bei dahingehenden Ansätzen ist ebenfalls eine abgestimmte Zusammenarbeit im interkommunalen Verbund anzustreben. So könnten Bringdienste beispielsweise von einer gemeinsamen Zentrale aus koordiniert werden.

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6.9 Ärztliche Versorgung

Bestand und bisherige Entwicklung

Im Gebiet der KAG gibt es nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Kassel 46 nie- dergelassene/praktizierende Ärzte. Während sich ein umfassendes ärztliches Angebot in den beiden großen Gemeinden Kaufungen und Hessisch Lichtenau konzentriert, werden die kleineren Gemeinden durch allgemeinmedizinische Praxen grundversorgt. 23

Großalmerode: Die medizinische Versorgung wird gerade noch als ausreichend betrachtet, in Großalmerode praktizieren fünf Ärzte. In jüngerer Vergangenheit ist ein Allgemeinmedi- ziner in der Kernstadt verstorben, was in der Bevölkerung als deutlicher Verlust im Versor- gungsangebot wahrgenommen wird. In Laudenbach gibt es einen weiteren Allgemeinmedi- ziner. Helsa: In Helsa bestehen zwei allgemeinmedizinische Praxen sowie zwei Zahnärzte, im Ortsteil Eschenstruth gibt es einen Allgemeinmediziner. Wickenrode wurde bis kurzem durch einen Arzt aus Großalmerode, der in Wickenrode Sprechstunden abhielt, versorgt. Nach dem Tod dieses Arztes entfällt dieses insbesondere für ältere Menschen alltagser- leichternde Angebot, die nun nach Helsa oder Großalmerode fahren müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt zeichnet sich auch keine neue Lösung für den Ortsteil ab. Hessisch Lichtenau: Das Angebot an gesundheitlichen Einrichtungen wie Arztpraxen wird als ausreichend und stabil betrachtet; lediglich einige Facharztangebote fehlen. Des Weite- ren profitieren die Einwohner auch von dem relativ breiten Angebot in Kaufungen. Waldkappel: In den Stadtteilen Bischhausen und Harmuthsachsen gibt es jeweils eine Praxis für Allgemeinmedizin. In der Kernstadt gibt es zwei Allgemeinmediziner und zwei Zahnärzte.

Folgen für den Stadtumbau

Die Versorgung mit allgemeinmedizinischen Praxen scheint im KAG-Gebiet zur Zeit noch gerade zufriedenstellend zu sein. Allerdings muss auf die allgemeine Situation hingewie- sen werden, dass viele Ärzte in den ländlichen Gebieten ein relativ hohes Alter haben und sich aufgrund der starken Arbeitsbelastung eine Nachfolge als schwierig gestaltet, wodurch auch Praxisstandorte gefährdet werden. Aussagen im Regionalen Entwicklungskonzept Werra-Meißner bestätigen diesen zukünftigen Engpass in der medizinischen Versorgung, dem mit kooperativen Lösungen, z.B. Gemeinschaftspraxen begegnet werden kann. Daher sollten die Kommunen in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung gemein- sam sowohl individuelle als auch übertragbare Lösungen erarbeiten.

23 Großalmerode : 5 Allgemeinmediziner, 1 Narkosearzt; 4 Zahnärzte Helsa : 2 Hausarztpraxen, 2 Zahnärzte Hessisch Lichtenau : 6 Allgemeinmediziner, 1 Augenarzt, 2 Frauenärzte, 3 Hausinternisten, 1 Kinderarzt, 3 Orthopäde, 1 med. Psychotherapeut, 6 Zahnärzte Kaufungen : 7 Allgemeinmediziner, 1 Augenarzt, 1 Chirurg, 1 Hautarzt, 2 Frauenärzte, 1HNO, 2 Internisten, 1 Kinderarzt, 1 Orthopäde, 1Psychotherapeut, 7 Zahnärzte Waldkappel : 3 Allgemeinärzte; eine Praxis wird demnächst frei, 2 Zahnärzte

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LEGENDE

Kita Kindertagesstätte Niestetal

Kassel Oberkaufungen Grundschule DGH Witzenhausen Papier- Nieder- Kita kaufungen Kita Schule mit Sonderpädagogischer

fabrik DGH Förderung Gutsbezirk Kaufunger Wald € Truben- § %

Kita weiterführende Schule Lohfelden DGH hausen DGH

§ % § % Helsa Bad Sooden-Allendorf € € Weißen-

Kita DGH bach Wickenrode Großalmerode Jugendraum Uengsterode Kita DGH € €

DGH Kita DGH DGH DGH Dorfgemeinschaftsraum Kita Epterode €

DGH Kita DGH € DGH Laudenbach Sportplatz / Tennisanlage

Eschenstruth Frie- Kita Berkatal

Kita § % drichs- Romme- DGH brück rode € Schwimmbad DGH Söhrewald DGH Velmeden St. € Hausen Ottilien Fürstenhagen Seniorenheim €

Kita DGH Walburg Quentel DGH DGH Medizinische Einrichtungen

Hessisch Lichtenau Kita Meißner DGH

DGH

DGH Lebensmittelmarkt DGH Küchen

DGH DGH Hollstein DGH Rodebach Fleischer Hopfelde DGH Retterode Hasselbach Melsungen Harmuthsachsen Reichenbach Bäcker

Kita Wickersrode DGH DGH § %

DGH Wehretal € Bankautomat / Bankfiliale € Waldkappel

DGH DGH Kita DGH € Bischhausen KOMMUNALE ARBEITSGEMEINSCHAFT Spangenberg Hetzerode „WESTLICHES MEISSNERLAND“ Mäckelsdorf Friemen STADTUMBAU IN HESSEN: Burghofen DGH DGH Kirchhosbach INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT

DGH Rechtebach DGH Schemmern DGH SOZIALE INFRASTRUKTURAUSSTATTUNG Gehau Eltmannsee

DGH

Stolzhausen DGH

DGH Sontra

M 1 : 110.000 24.01.2008

Cornberg Stadtplanung + Regionalentwicklung Rotenburg akp_ Brandt Höger Kunze Partnerschaft • Dipl.-Ing. Stadt- u. Landschaftsplanung a. d. Fulda adresse_ Friedrich-Ebert-Straße 153 • 34119 Kassel telefon_ 0561.70048-68 telefax_ -69 e-mail_ [email protected]

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7 Analysepfad: Technische Infrastruktur

Anders als der Zugang zu Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen sowie Arbeits- plätzen, das Vorhandensein von Freiraumqualitäten oder einer adäquatem ÖPNV- und Straßenanbindung tritt der Bereich der technischen Infrastruktur in der Wahrnehmung oft in den Hintergrund. Dennoch stellen Trinkwasserzuleitung und Abwasserableitung, Heiz- energie und Stromversorgung eine elementare Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit von Siedlungsräumen dar. Der Bereich technische Infrastruktur hat daher im Rahmen des Stadtumbaus eine besondere Relevanz. Auch wenn gegenwärtig nur in Einzelfällen akuter Handlungsbedarf erkennbar ist, wird eine Auseinandersetzung mit dem Bereich technische Infrastruktur mittel- bis langfristig vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung an Bedeutung gewinnen. Dies gilt insbe- sondere im Hinblick auf rückläufige Bevölkerungszahlen. Im Gegensatz zu den Bereichen Wasserver- und Abwasserentsorgung hat eine sinkende Einwohnerzahl und damit einher- gehende Unterauslastung auf die reine Funktionsfähigkeit der Gas- und Stromversorgung kaum nennenswerte Auswirkungen, weshalb letztere beiden Themenbereiche in den fol- genden Ausführungen ausgeklammert werden. Dennoch führen hier sinkende Einwohner- und Verbrauchszahlen zu höheren Grundkosten je Person; inwieweit die steigende Zahl der Haushalte diesen Effekt reduziert, kann zur Zeit nicht seriös eingeschätzt werden. Neben der Wasserver- und Abwasserentsorgung wird die Verfügbarkeit schneller und leis- tungsfähiger Telekommunikationsleitungen als ein weiterer Bereich der technischen Infra- struktur behandelt, der als Standortfaktor für Unternehmen und private Haushalte zuneh- mend an Bedeutung gewinnt.

7.1 Wasserversorgung

Allgemeines

Sinkt die Auslastung des Wasserversorgungsnetzes auf weniger als die Hälfte der maximal vorgesehen Kapazität, kann es zu Funktionsbeeinträchtigungen kommen. Eine zu geringe Abnahme führt zu längeren Standzeiten in den Trinkwasserleitungen, so dass der Bildung von Keimen durch zusätzliche Spülungen vorgebeugt werden muss. Dies gilt insbesondere für verästelungsartige Leitungssysteme. Bei Ringleitungssystemen tritt dieser Effekt nicht unbedingt zutage, da das Wasser ständig in Bewegung ist. Bei einer Unterauslastung werden die relativ hohen Fixkosten von über 80 % im Bereich der technischen Infrastruktur weiter erhöht. Eine Verringerung der Abnehmerzahl führt somit zu höheren finanziellen Belastungen für die Verbraucher, wodurch sich beispielsweise die Unterauslastung der Wasserversorgungsnetze zusätzlich verstärken würde, da die verblie- benen Abnehmer versuchen würden, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren.24

24 vgl. z.B.: Koziol, Veit, Walter: Stadtumbau Ost – Anpassung der technischen Infrastruktur, Bonn 2006; Koziol, Walter: Ökonomische Schwellenwerte bei der Rücknahme von technischer Infrastruktur, in: BBR (Hrsg.): Informationen zur Raumentwicklung 5.2006; Koziol: Rückbau der Infrastruktur; in: Oswalt (Hrsg): Shrinking Cities II, 2005

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Grundlage für die Ausführungen zur Wasserversorgung in den Kommunen und ihren Stadt- bzw. Ortsteilen sind Angaben der zuständigen kommunalen Fachabteilungen. In die Be- trachtungen wird darüber hinaus die Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Orte im Zeit- raum zwischen 1997 und 2006 mit einbezogen, um Aussagen über möglicherweise zu er- wartende Funktionsbeeinträchtigungen der Leitungssysteme treffen zu können. Tendenziell ist zu erwarten, dass die Orte, die komplett oder in Teilbereichen über Verästelungssyste- me erschlossen werden und starke Einwohnerverluste hatten, perspektivisch mit Unteraus- lastungsproblemen konfrontiert sein werden. Diese Einschätzungen sind jedoch nur als grobe Orientierung zu verstehen. So ist es durchaus denkbar, dass es zu funktionsbeeinträchtigenden Unterauslastungen in Ortstei- len kommen kann, die in dem Betrachtungszeitraum nur geringe Einwohnerverluste zu ver- zeichnen hatten. Dies kann sich möglicherweise aus starken Einwohnerrückgängen erge- ben, die vor dem Betrachtungszeitraum lagen oder aber auch aus überdimensionierten Lei- tungsnetzen aufgrund von nicht eingetroffenen Wachstumserwartungen. Umgekehrt muss es auch in Ortsteilen, die über Verästelungssysteme mit Wasser versorgt werden und im Betrachtungszeitraum starke Einwohnerverluste zu verzeichnen hatten, nicht zu unteraus- lastungsbedingten Funktionsbeeinträchtigungen kommen. So kann ein ausreichender Wasserverbrauch beispielsweise auch durch im Ort ansässige Betriebe (z.B. Produktion, Landwirtschaft) gewährleistet werden.

Großalmerode

Zuständig für die Wasserversorgung in allen Stadtteilen ist der Eigenbetrieb Städtische Wasserver- und Abwasserentsorgung Großalmerode. Die Wasserversorgung erfolgt dezen- tral. Jeder Stadtteil verfügt über einen eigenen Brunnen bzw. eine eigene Quelle. Lediglich das Netz der Stadtteile Laudenbach und Uengsterode wird von einem gemeinsamen Brun- nen gespeist. In der Kernstadt und dem Stadtteil Weißenbach werden alle Haushalte über ein Ringleitungssystem versorgt. In den anderen Stadteilen wird jeweils ein nur geringer Anteil der Haushalte (1 bis 3 %) über Verästelungssysteme erschlossen. Nach Aussage der Kommune sind bisher keine unterauslastungsbedingten Funktionsbeeinträchtigungen festzustellen und bisher auch nicht absehbar. Eine Spülung der Leitungen wird dennoch regelmäßig vorgenommen.

Helsa

Die Wasserver- und Abwasserentsorgung erfolgt in Eigenregie der Gemeinde. Die Versor- gung wird über einen Brunnen im Ortsteil Eschenstruth sowie zwei Quellen, die sich im Be- reich Hirschberg bzw. Ibachtal befinden, sichergestellt. Die Erschließung der Haushalte er- folgt in allen Ortsteilen über ein Ringleitungssystem. Nach Aussage der Kommune beste- hen vor dem Hintergrund der dargestellten Problematik keine Funktionsbeeinträchtigungen und sind auch zukünftig nicht absehbar. Dies kann in Zusammenhang mit den relativ ge- ringen Einwohnerverlusten gesehen werden. Mit Ausnahme des kleinsten Ortsteils St. Otti- lien (-9,29 %) hatten die einzelnen Ortsteile in den vergangenen Jahren vergleichsweise geringe Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen (-2,28 – -3,62 %).

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Hessisch Lichtenau

Die Wasserversorgung der einzelnen Stadtteile erfolgt dezentral über mehrere Brunnen und Quellen, die sich an verschiedenen Stellen vornehmlich an den Rändern des Stadtgebietes befinden. In den meisten Stadtteilen wird der überwiegende Anteil der Haushalte über ein Ringleitungssystem erschlossen. Lediglich in den Stadtteilen Friedrichsbrück, Hollstein und Küchen wird ein nennenswerter Anteil der Haushalte über Verästelungssysteme versorgt. Entsprechend der kommunalen Angaben sind gegenwärtig keine unterauslastungsbeding- ten Funktionsbeeinträchtigungen im Sinne zu langer Standzeiten absehbar. Vor dem Hin- tergrund der Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen Friedrichsbrück (-15,07 %) und Hollstein (-13,94 %) könnten sich dort jedoch perspektivisch Funktionsbeeinträchtigungen einstellen. Auch die Entwicklung im Stadtteil Küchen (-7,25 %) ist in dieser Hinsicht zu be- obachten.

Kaufungen

Die Wasserversorgung in Kaufungen erfolgt über zwei Brunnen und zwei Quellen. Eine Quelle befindet sich im Bereich der DAK-Klinik und der Straße Unter der Klinik, eine weitere in Niederkaufungen. Die Brunnen befinden sich im Bereich der Kohlenstraße und in der Gemarkung Setzebachgrund südlich der B 7. Die Gemeinde unterscheidet sich von den an- deren Kommunen in ihrer zusammenhängenden und kompakten Siedlungsstruktur, die an den Kasseler Stadtraum angrenzt sowie hinsichtlich einer stark wachsenden Einwohner- zahl. Aus diesem Grund wird Kaufungen bezüglich möglicher zukünftiger unterauslas- tungsbedingter Funktionsbeeinträchtigungen der technischen Infrastruktur nicht in die de- taillierte Betrachtung mit einbezogen.

Waldkappel

Die Wasserversorgung im Stadtgebiet erfolgt durch mehrere Tiefbrunnen und Quellen. An das Wasserwerk Waldkappel-West mit dem Tiefbrunnen in Burghofen sind die Stadtteile Burghofen, Eltmannsee, Friemen, Gehau, Hetzerode, Rechtebach, Mäckelsdorf, Schem- mern und Stolzhausen angeschlossen. Die Versorgung von Waldkappel-Mitte (außer In- dustriegebiet), Harmuthsachsen und Hasselbach erfolgt über zwei Tiefbrunnen (I und II) in Harmuthsachsen. Der Stadtteil Rodebach wird vom Verbandswasserwerk des Zweckver- bands Meißner versorgt und der Stadtteil Kirchhosbach ist an den Brunnen 14 der Stadt Sontra angeschlossen. Bischhhausen wird von einem eigenen Tiefbrunnen versorgt. Mit Ausnahme des kleinsten Stadtteiles Stolzhausen werden in allen Stadtteilen unter- schiedlich große Anteile der Haushalte über ein verästeltes Leitungssystem versorgt. In der Kernstadt sowie den Stadtteilen Bischhausen, Burghofen, Eltmannsee, Friemen, Gehau, Harmuthsachsen und Rodebach sind jeweils über 20 % der Haushalte an ein Verästelungs- system angeschlossen. Nach Aussage der Stadt sind bisher keine Funktionsbeeinträchti- gungen festzustellen bzw. absehbar. Mit Blick auf die hohe Verbreitung des Verästelungs- systems in Friemen und Gehau (43 % bzw. 36 % der Haushalte sind betroffen) sowie die relativ hohen Bevölkerungsrückgänge um 13,74 % bzw. 10,09 % könnte es in diesen Stadtteilen perspektivisch zu Funktionsbeeinträchtigungen kommen.

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7.2 Abwasserentsorgung

Allgemeines

Wie bei der Wasserversorgung gilt auch bei der Abwasserentsorgung als grobe Orientie- rungsrichtung, dass es bei einer Unterauslastung um 50 % gemessen an der Leitungskapa- zität zu Funktionsbeeinträchtigungen kommen kann. Das Maß der Auswirkungen einer Un- terauslastung hängt mit der Art der Abwasserentsorgung zusammen. Von einer zurückge- henden Einwohneranzahl sind in erster Linie durch Gefälle entwässernde Abwasserleitun- gen, sog. Freispiegelleitungen betroffen, da deren Funktionsfähigkeit von einer ausrei- chenden Durchflussmenge abhängt. Ist diese nicht gewährleistet, muss der Abwasser- transport durch zusätzliche Spülungen sichergestellt werden. Bei der Abwasserentsorgung ist zudem zwischen Trenn- und Mischsystemen zu unterscheiden. In einem Trennsystem werden Regen- und Schmutzwasser getrennt abgeleitet, während in Mischsystemen alles in einer Leitung zur Klärung transportiert wird. Somit ist bei Einwohnerrückgängen die Funkti- onsfähigkeit bei getrennten Abwasser-Freispiegelleitungssystemen gefährdet, da es dort anders als bei Mischsystemen nicht zu zusätzlichen Spüleffekten durch Niederschlagswas- ser kommt. Grundlage für die Ausführungen zur Abwasserentsorgung in den Kommunen und ihren Stadt- bzw. Ortsteilen sind Angaben der zuständigen kommunalen Fachabteilungen. In die Betrachtungen wird darüber hinaus die Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Orte im Zeitraum zwischen 1997 und 2006 mit einbezogen, um Aussagen über möglicherweise zu erwartende Funktionsbeeinträchtigungen der Leitungssysteme treffen zu können. Wie bei der Wasserversorgung sind auch hier die Einschätzungen hinsichtlich der perspek- tivischen Tragfähigkeit vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung mit verschiede- nen Einschränkungen entsprechend den dortigen einschränkenden Ausführungen als gro- be Orientierung zu verstehen.

Großalmerode

Zuständig für die Abwasserentsorgung in allen Stadtteilen ist der Eigenbetrieb Städtische Wasserver- und Abwasserentsorgung Großalmerode. Das Abwasser aus fast allen Stadttei- len wird zur Kläranlage Trubenhausen abgeleitet, der Stadtteil Rommerode ist an die Klär- anlage Walburg (Stadt Hessisch Lichtenau) angeschlossen. Die Kläranlage in Trubenhau- sen ist etwa 30 Jahre alt und Instandsetzungen sind dort im üblichen Rahmen nötig. Derzeit sind keine größeren Investitionen absehbar. Das Schmutz- und Regenwasser des Stadtteils Weißenbach wird getrennt in einem Frei- spiegelleitungsnetz abgeleitet. In den übrigen Stadtteilen erfolgt die Abwasserentsorgung teilweise über ein getrenntes Freispiegelleitungssystem. Nach Angaben der Kommune gibt es bisher keine schrumpfungsbedingten Funktionsbeeinträchtigungen in der Abwasserent- sorgung und diese sind auch zukünftig nicht absehbar. So ist beispielsweise in Weißen- bach trotz einer stark sinkenden Einwohnerzahl (-10,46 %) eine ausreichende Wasserab- nahme und Abwasserabgabe u.a. durch einen ansässigen Schlachtereibetrieb gewährleis- tet. Mit Blick auf Bevölkerungsverluste von ebenfalls mehr als 10 % kann jedoch in Teilbe- reichen in der Kernstadt, Rommerode und Trubenhausen, die an getrennte Freispiegellei-

Seite 136 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 tungen angeschlossen sind, perspektivisch die Gefahr von Funktionsbeeinträchtigungen gesehen werden. Dies gilt vor allem für die Bereiche, die an die betreffenden Leitungen an- geschlossen sind und einen hohen Leerstand aufweisen.

Helsa

Die Abwässer der vier Ortsteile werden zur Kläranlage nach Helsa geleitet. Die Kapazitäten der Kläranlage sind nach Aussage der Gemeinde ausreichend und sind auf weitere Ein- wohnerzuwächse ausgelegt. Hinsichtlich der technischen Infrastruktur werden von Seiten der Gemeinde keine nen- nenswerten Probleme gesehen. Die Anlagen befinden sich auf einem neuen Stand, was in der Vergangenheit allerdings zu relativ hohen Gebühren geführt hat. Vorübergehend lag Helsa daher mit den Gebührensätzen an der Spitze des Landkreises, inzwischen jedoch nur noch im Mittelfeld, weil viele andere Gemeinden inzwischen investieren und ihre Gebühren erhöhen mussten. Teilbereiche des Ortsteils Helsa sowie die zum Ortsteil Eschenstruth gehörende Siedlung Waldhof sind an eine getrennt abführende Freispiegelleitung angeschlossen. Es bestehen nach Aussage der Kommune jedoch keine Funktionsbeeinträchtigungen; auch zukünftig sich diese nicht absehbar. Angesichts der vergleichsweise moderaten Bevölkerungsrück- gänge ist in der Gemeinde Helsa perspektivisch kein Handlungsbedarf erkennbar.

Hessisch Lichtenau

Die Abwasserentsorgung der Stadtteile Kernstadt, Fürstenhagen, Friedrichsbrück und Ret- terode (und Föhren) erfolgt über die Kläranlage in Fürstenhagen. Der Stadtteil Quentel ist an das Abwassernetz des Abwasserverbandes Mülmischtal (mit den Ortsteilen Eiterhagen und Wattenbach der Gemeinde Söhrewald) angeschlossen. Walburg und Velmeden entsor- gen ihre Abwässer in der Kläranlage in Walburg, an die auch der Großalmeröder Stadtteil Rommerode angeschlossen ist. Die Stadtteile Hopfelde, Hollstein und Küchen sind an das Leitungsnetz des Abwasserverbandes Wehretal-Sontratal angeschlossen, dessen Kläranla- ge sich in Reichensachsen befindet. Die Abwässer aus Wickersrode und Reichenbach wer- den zum Klärwerk des Spangenberger Stadtteiles Vockerode-Dinkelberg geleitet. Der Stadt- teil Hausen verfügt über eine eigene Kläranlage. Die Abwässer aus Quentel werden komplett in einem getrennten Freispiegelleitungssystem abgeführt und zur Kläranlage des Abwasserverbandes Mülmischtal geleitet. Angesichts der negativen Bevölkerungsentwicklung (-12,93 %) sind dort perspektivisch Beeinträchtigun- gen der Funktionsfähigkeit denkbar, auch wenn diese entsprechend städtischer Angaben gegenwärtig noch nicht bestehen bzw. noch nicht absehbar sind. Der Stadtteil Fürstenha- gen verfügt teilweise über ein getrenntes Freispiegelleitungssystem. Der relativ starke Be- völkerungsrückgang um 14,32 % ist jedoch differenziert zu betrachten, da diese Entwick- lung durch die Schließung eines Aussiedlerheimes beeinflusst wurde. Auch in der Kern- stadt wird das Schmutz- und Regenwasser in einigen Bereichen über getrennte Freispiegel- leitungen abgeführt. Trotz des vergleichsweise moderaten Bevölkerungsrückgangs (- 4,17 %) kann sich dort perspektivisch in einigen Teilbereichen, die durch zahlreiche Leer- stände geprägt und an die genannten Leitungen angeschlossen sind, Handlungsbedarf er- geben.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 137 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Kaufungen

Kaufungen gehört zusammen mit den Gemeinden Lohfelden, Niestetal, Söhrewald und dem zugehörigen Ortsteil Wellerode zum Abwasserverband Losse-Nieste-Söhre. Das Ab- wasser aus den beiden Ortsteilen wird in einem zentralen Verbandskanal im Bereich Pa- pierfabrik gesammelt und wird dann weiter in Richtung Kassel abgeleitet. Der Bereich technische Infrastruktur stellt nach Aussage der Gemeinde im Rahmen des Stadtumbaus kein relevantes Handlungsfeld dar. Die Anlagen befinden sich in gutem Zu- stand, Auslastungsprobleme sind derzeit nicht erkennbar. Aus den in Kapitel 1.7.1. darge- stellten Gründen wird auf eine ausführlichere Darstellung der Abwasserentsorgung verzich- tet.

Waldkappel

Die Stadt Waldkappel gehört mit den Kommunen Wehretal, Ringgau, Meißner und Sontra zum Abwasserverband Wehretal-Sontratal. An das Verbandsklärwerk in Wehretal- Reichensachsen sind die Kernstadt, Hasselbach, Harmuthsachsen sowie Bischhausen an- geschlossen. In naher Zukunft werden auch die Abwässer aus Kirchhosbach dorthin gelei- tet werden. Momentan hat der Stadtteil noch eine eigene Kläranlage, die demnächst still- gelegt wird. Die Abwässer der Stadtteile Burghofen, Eltmannsee, Friemen, Gehau, Hetzer- ode, Mäckelsdorf, Schemmern und Stolzhausen werden zu einer zentralen Kläranlage im Schemmergrund nordöstlich von Friemen geleitet. Rodebach verfügt momentan noch über eine eigene Kläranlage und im Stadtteil Rechtebach wird das Abwasser dezentral in eige- nen Gruben entsorgt. Demnächst erfolgt jedoch ein Anschluss an die Kläranlage im Schemmergrund. Des Weiteren gibt es im Stadtgebiet insgesamt 22 Hausklärgruben auf privaten Grundstücken, die nicht anschließbar sind. Vor einigen Jahren ist nach Aussage der Stadt unter großem finanziellen Aufwand mit der Modernisierung des Abwasserentsorgung begonnen worden. Noch erfüllt die Stadt Wald- kappel nicht flächendeckend die zum 31.12.2005 vorgeschriebenen EU-Standards. Dieses Ziel soll 2008 erreicht werden. Bis dahin soll auch Rechtebach an das Kanalisationsnetz angeschlossen werden. Der Stadt Waldkappel werden zur Modernisierung der technischen Infrastruktur im Rahmen eines Landes-Sofortprogramms für die Kanalsanierung vergünstig- te Kredite zur Verfügung gestellt. Mit Ausnahme des Stadtteils Rodebach, der über eine eigene Kläranlage verfügt, sind alle Stadtteile über eine getrennt abführende Freispiegel-Verbindungsleitung an die Kläranlage angeschlossen. Die Ortsnetze selbst bestehen in Eltmannsee, Friemen, Hasselbach, Kirch- hosbach (geplant), Rechtebach (geplant) und Stolzhausen ebenfalls komplett aus einem derartigen System. In der Kernstadt, in Bischhausen und Rodebach wird das Abwasser in Teilbereichen in getrennten Freispiegelsystemen abgeleitet. Nach Aussage der Stadt gibt es in Waldkappel, Bischhausen und Rodebach Funktionsbe- einträchtigungen bei der Abwasserentsorgung, die jedoch auf einen schlechten baulichen Zustand zurückzuführen sind. In den Stadtteilen Eltmannsee, Friemen, Hasselbach und Stolzhausen sind nach Angaben der Stadt bereits unterauslastungsbedingte Funktionsbe- einträchtigungen absehbar. Deren Ortsnetze bestehen komplett aus getrennten Freispie- gelleitungen; zudem sind die Einwohnergrößen sehr gering und es gab im Betrachtungs-

Seite 138 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 zeitraum relativ starke Bevölkerungsverluste in Größenordnungen von -13,74 bis -18,75 % (Ausnahme Eltmannsee: -4,08 %).

7.3 Kommunikationsinfrastruktur

Neben der „traditionellen“ technischen Infrastruktur wie Wasser- und Abwasserleitungen gewinnt zunehmend eine Erschießung durch leistungsfähige digitale Telekommunikations- netze an Bedeutung. In den einzelnen Stadt- und Ortsteilen im KAG-Gebiet gibt es gegen- wärtig noch keine flächendeckend verfügbaren DSL-Anschlüsse (Digital Subscriber Line). Eine dahingehende Ausstattung wird jedoch für immer mehr Bevölkerungsgruppen relevant und stellt damit einen immer wichtiger werdenden Standortfaktor sowohl für Unternehmen als auch für Privathaushalte dar. Eine fehlende Verfügbarkeit leistungsfähiger Telekommu- nikationsnetze kann sich überdies negativ auf den Immobilienpreis auswirken. Wenn durch die Telekom bzw. andere Leitungseigner keine DSL-Versorgung in betroffenen Stadt- und Ortsteilen vorgenommen wird, kann eine entsprechende Versorgung mit alternativen Mo- dellen gewährleistet werden. So sind beispielsweise gebündelte leistungsschwache Richt- funkverbindungen denkbar, die genehmigungsfrei und gesundheitsverträglich sind. Dazu müsste sich eine ausreichende Zahl von Haushalten vertraglich an einen Anbieter binden. Weitere Alternativen sind der Zugang ins Internet über Satellit. Im Falle eines vorhandenen TV-Kabelanschlusses könnte auch über diesen eine schnelle Internetverbindung ermög- licht werden. In jedem Falle spielt der Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkt für den Anbieter die entscheidende Voraussetzung. Informationen bezüglich der Verfügbarkeit leistungsstarker Telekommunikationsleitungen (DSL) in den einzelnen Ortsteilen der KAG-Region werden aus Wettbewerbsgründen von der Telekom nicht weitergegeben. Zur Einschätzung der Verfügbarkeit wurde daher über die Internetabfrage die Verfügbarkeit von DSL-Anschlüssen für jeweils zwei zufällig ausgewähl- te Adressen in den Ortsteilen überprüft. Entsprechend der stichprobenartigen DSL- Verfügbarkeitsprüfung ist nicht in allen Orts- und Stadtteilen der Zugang zum DSL-Netz möglich: Im Stadtgebiet von Großalmerode ist im Stadtteil Weißenbach kein DSL-Anschluss möglich. In der Gemeinde Helsa verfügt der Ortsteil St. Ottilien über keine DSL- Anschlussmöglichkeit. Dort hat sich bereits eine Initiative gebildet, um eine dahin- gehende Ausstattung zu forcieren. Während Wickenrode über einen annähernd ho- hen Verbreitungsgrad der DSL-Anschlussmöglichkeiten verfügt, ist die Versorgung in Helsa und Eschenstruth nicht flächendeckend. Im Stadtgebiet von Hessisch Lichtenau ergab die Stichprobe, dass ein DSL- Anschluss in den Stadtteilen Quentel, Wickersrode und Hausen nicht und in Küchen teilweise nicht möglich ist. Die Gemeinde Kaufungen ist der Stichprobe entsprechend flächendeckend an das DSL-Netz angeschlossen. In Waldkappel waren jeweils beide DSL-Verfügbarkeitsstichproben in den Stadtteilen Eltmannsee, Gehau und Stolzhausen negativ, so dass dort von mangelnden An- schlussmöglichkeiten an das DSL-Netz ausgegangen werden kann.

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7.4 Folgen für den Stadtumbauprozess

Nach Einschätzung der kommunalen Vertreter stellt der Bereich technische Infrastruktur (hier: Wasserver- und Abwasserentsorgung) momentan kein Handlungsfeld im Rahmen des Stadtumbaus dar. Viele Einrichtungen sind in jüngerer Vergangenheit modernisiert worden bzw. werden demnächst erneuert. Mittel- bis langfristig können sich hier dennoch Proble- me aufbauen – insbesondere bei stark schrumpfenden Orten, die sich am Ende verästelter Trinkwasserleitungen bzw. am Anfang der Abwassernetze mit getrennt entwässernder Frei- spiegelleitung befinden. Die Einschätzungen zur perspektivischen Tragfähigkeit der Ver- und Entsorgungssysteme beruhen auf den Angaben zu den jeweiligen Leitungssystemen vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Orten. Im Rahmen des vorliegenden Berichtes kann jedoch insgesamt nur auf die Problematik einer funktionsfähigen Infrastruktur unter Schrumpfungsbedingungen hingewiesen werden und keine räumlich konkreten Maßnah- men vorgeschlagen werden. Diese ergeben sich aus den zu beobachtenden konkreten Ge- gebenheiten vor Ort und tatsächlichen Entwicklungen hinsichtlich der Einwohnerzahlen. Wie bereits erläutert, werden durch eine Unterauslastung der Leitungssysteme zusätzliche Spülungen notwendig, welche steigende Infrastrukturkosten zur Folge haben. Des Weiteren sind bauliche Maßnahmen denkbar. So kann beispielsweise durch das Einziehen von sog. Relinern in die Leitungen deren Kapazität verringert werden. Als letzte Option bestünde der Rückbau von Leitungssträngen. Die Stichprobenprüfung hinsichtlich einer DSL-Verfügbarkeit lässt keine detaillierten In- formationen bezüglich der Anschlussmöglichkeit an ein leistungsfähiges Telekommunika- tionsnetz zu. Es wird jedoch deutlich, dass es keine flächendeckende Versorgung in der KAG-Region gibt und in dieser Richtung Handlungsbedarf besteht. Um alternative DSL- Zugänge zu etablieren ist zunächst der genaue Bedarf eines solchen Angebotes zu erhe- ben. Die technische Infrastruktur stellt einschließlich der nicht explizit aufgegriffenen Strom- und Gasversorgung – wie einige bereits dargestellte Analysepfade auch – einen Bereich dar, in dem interkommunale Kooperation zu einer Effizienzsteigerung sowie zu einer Kos- tensenkung und damit auch zu einer verbesserten Tragfähigkeit beitragen kann. Denkbar wäre beispielsweise die Bildung eines gemeindeübergreifenden Verbundes zur Übernahme der Leitungsnetze.

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8 Analysepfad: Verkehr

8.1 Motorisierter Individualverkehr

Allgemeines

Das überörtliche Straßennetz im Gebiet der kommunalen Arbeitsgemeinschaft wird vor al- lem durch die B 7 geprägt, welche die Region von Nordwesten nach Südosten durchquert und die Kerngemeinden Kaufungen und Helsa, die Kernstädte Hessisch Lichtenau und Waldkappel sowie einige Orts- und Stadtteile direkt miteinander verbindet. Die Bundes- straße gewährleistet eine großräumige Anbindung nach Kassel und Eisenach. Weitere Bun- desstraßen sind die B 451 von Helsa über Großalmerode nach Witzenhausen sowie die B 487 von Hessisch Lichtenau nach Spangenberg. In der KAG-Region gibt es bisher keine direkte Autobahnanbindung. Die nächstgelegenen Anschlussstellen befinden sich im Nordwesten der Region südlich des Oberzentrums Kas- sel zu den Autobahnen A 7 Richtung Hamburg und Ulm, A 44 nach Dortmund und A 49 nach Schwalmstadt. Nördlich der Region besteht über die A 38 Anschluss an die A 7 sowie demnächst eine Verbindung bis Halle (Saale). Im Süden besteht über die Anschlussstelle der A 4 eine Verbindung in Richtung Köln und Dresden. Mit der Grenzöffnung der DDR 1989 und der Wiedervereinigung 1990 ist die Region vom Rand der Bundesrepublik in die Mitte des Landes gerückt. Damit hat sich die verkehrliche Situation deutlich verändert, was sich vor allem in einem sprunghaften Anstieg der Ver- kehrsmengen ausdrückt. Die mittel- bis langfristige Zukunft der Verkehrssituation der fünf Kommunen hängt maß- geblich von einem Voranschreiten des geplanten Ausbaus der A 44 zwischen Kassel und Eisenach ab. Bisher ist lediglich ein etwa 4,5 Kilometer langes Teilstück zwischen Hessisch Lichtenau und Waldkappel fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben worden, das ge- genwärtig die Funktion einer Ortsumgehung für Walburg übernimmt. Die Fertigstellung des Abschnittes bis Kassel und die Weiterführung in Richtung Eisenach wird sowohl eine ver- besserte überregionale Anbindung der Kommunen und ihrer Orts-/ Stadtteile als auch deutliche Veränderungen der Verkehrsmengen im regionalen Straßennetz bewirken. Neben einer Verkehrsentlastung insbesondere der B 7 sowie in Teilbereichen einer Belastungszu- nahme durch Zubringerverkehr kann es auch in bestimmten Lagen zu erhöhten Lärmbelas- tungen durch den Autobahnverkehr kommen. In einer Dimensionierungsprognose des Büros MODUS PLAN von 200125 für die A 44 im Bereich zwischen Kassel und Herleshausen werden der Autobahn vor allem Bündelungsef- fekte für die Ost-West orientierten Verkehre zugeschrieben, was zu Entlastungen auf vielen Nebenverkehrsstraßen in der Region führt. Belastungen hingegen sind auf einigen Strecken zu erwarten, die eine Zubringerfunktion zur A 44 einnehmen; die Bedeutung der Autobahn für den Durchreiseverkehr ist eher von geringerer Bedeutung (vgl. MODUS PLAN 2001: 41 ff).

25 MODUS PLAN (2001): A 44 Kassel-Herleshausen; Dimensionierungsprognose 2015; Langfassung des End- berichtes, Karlsruhe

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 141 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Verkehrsmengenentwicklung in der KAG-Region

Grundlage der folgenden Ausführungen sind die Verkehrsmengenzählungen von 1985 bis 2005 an verschiedenen Punkten im KAG-Gebiet, die jeweils im Fünfjahresrhythmus vorge- nommen wurden. Gemessen wurden jeweils die durchschnittlichen Verkehrsmengen in- nerhalb von 24 Stunden im Jahresmittel. Dabei wurde der Schwerlastverkehr gesondert er- fasst. Die B 7 weist die höchsten Verkehrsmengen in der KAG-Region auf. Besonders stark fre- quentiert ist der Bereich zwischen Kaufungen und der Abzweigung der B 451 in Helsa so- wie zwischen Fürstenhagen und Hessisch Lichtenau. Die Entwicklung der Verkehrsmengen verlief im Bereich der einzelnen Abschnitte ähnlich. 2005 gab es gegenüber 1985 im Be- reich der KAG-Region einen starken Anstieg in einer Größenordung von etwa 33 bis 84 %. Als eine Ursache kann die Grenzöffnung der DDR 1989 sowie die Wiedervereinigung 1990 vermutet werden. Nach 1990 haben sich die Verkehrsmengen nur leicht verändert. Seit 2000 ist jedoch mit Ausnahme des Abschnittes zwischen Hessisch Lichtenau und Fürsten- hagen auf allen Teilabschnitten der B 7 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, wobei die Verkehrsmengen von 1990 unterschritten wurden. Dieser Rückgang steht in Zusammen- hang mit einer geringeren Frequentierung durch den Schwerverkehr (s.u.) Der Schwerlastanteil auf der B 7 ist in allen Teilabschnitten höher als auf den anderen Straßen in der KAG-Region. Während die Entwicklungstrends zwischen 1985 und 1990 in den einzelnen Abschnitten unterschiedlich sind, stieg der Schwerlastanteil von 1990 bis 2000 überall auf der B 7 stark an. Die Zahlen von 2005 weisen dagegen auch für den Schwerverkehr einen deutlichen Rückgang auf, der die Einführung des Fahrverbots für LKW über 12 t (in Folge der Einführung des Maut-Systems auf Autobahnen) widerspiegelt. Die Verkehrsmengen auf den anderen beiden Bundesstraßen sind deutlich geringer. Auf der B 451 von Helsa nach Witzenhausen wurden 2005 an Messpunkten östlich der Kern- stadt Großalmerode sowie zwischen Helsa und Wickenrode deutlich weniger Verkehr als auf der B 7 gezählt. Die B 487 von Hessisch Lichtenau nach Spangenberg ist noch schwä- cher frequentiert. Auch der Verkehrsanstieg nach der Wiedervereinigung war auf der B 451 nicht ganz so stark wie auf der B 7. (Für die B 487 liegen keine Vergleichswerte vor.) Der Schwerlastanteil auf der B 451 hat dabei überproportional zugenommen.

Verkehrsmengenprognose in der KAG-Region - Auswirkungen der A 44

Grundlage für die Aussagen zur Verkehrsentwicklung bei fertig gestellter Autobahn in der o.g. Dimensionierungsprognose ist eine Verkehrsprognose für das Jahr 2015. Diese bildet die Grundlage für Aussagen zum sog. Prognose-Null-Fall, der sich aus den zu erwartenden Verkehrsmengen für das Jahr 2015 unter Einbeziehung der bis dahin umgesetzten verkehr- lichen Maßnahmen mit Ausnahme der geplanten A 44 ergibt. Auf dieser Grundlage wieder- um werden schließlich die zu erwartenden Belastungen der Autobahn sowie die Auswir- kungen dieser neuen Verbindung auf das Nebenstraßennetz quantifiziert. Die Veränderung der Verkehrsmengen 2015 für den Planfall Autobahn sowie den Prognose-Null-Fall bezie- hen sich in den folgenden Ausführungen immer auf die Verkehrsmengen von 1998. Die Aussagen zur prognostizierten Verkehrsmengenentwicklung in der KAG-Region liegen nur für bestimmte Messpunkte vor, so dass sich die Angaben an den vorhandenen Daten

Seite 142 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 orientieren müssen. Diese Punkte sind auch nicht in allen Fällen deckungsgleich mit den Messpunkten der bisherigen Verkehrsmengenentwicklung. Mit der Fokussierung des Jahres 2015 entspricht die Prognose dem zeitlichen Förderhori- zont des Stadtumbaus. Es ist jedoch zu vermuten, dass aufgrund der zwischenzeitlichen Verzögerungen im Planungsablauf die Fernstraße bis dahin nicht fertiggestellt sein wird. Da das Integrierte Handlungskonzept jedoch auch langfristige, über den voraussichtlichen Förderzeitraum hinausgehende Entwicklungsperspektiven aufzeigen soll, erscheint eine Darstellung der Tendenzen in der Verkehrsentwicklung, die sich als Folge der fertiggestell- ten Autobahn ergeben und vermutlich nach 2015 wirksam werden, dennoch sinnvoll. Die Dimensionierungsprognose von 2001 stellt gegenwärtig die aktuellste verfügbare Da- tengrundlage auf regionaler Ebene dar, doch ist davon auszugehen, dass – trotz mögli- cherweise veränderter Einflussfaktoren auf lokalräumlicher Ebene, die zum Zeitpunkt der Prognose nicht absehbar waren – die dort getroffenen Aussagen in ihren Grundzügen wei- terhin gelten. Für die A 44 werden für 2015 im Bereich zwischen Kassel und Herleshausen Verkehrsbelas- tungen zwischen 31.000 und 58.900 Kfz pro Tag prognostiziert, wobei die geringsten Be- lastungen für Bereiche außerhalb der KAG-Region im Raum Sontra angenommen werden. Für den Streckenabschnitt zwischen Waldkappel und Kassel, der größtenteils innerhalb der KAG-Region liegt, werden für 2015 tägliche Verkehrsmengen zwischen 35.800 und 58.900 Kfz prognostiziert, wobei die geringeren Werte westlich von Waldkappel erwartet werden und die Belastung in Richtung Kassel zunimmt. Die prognostizierten Anteile des Schwer- verkehrs hingegen sind im Bereich zwischen Hessisch Lichtenau und Kaufungen mit 18 % geringer als im Bereich Waldkappel, wo der erwartete Schwerlastanteil bei 22 % liegt. Im bestehenden Bereich der A 44 westlich von Kassel werden nach der Verlängerung Rich- tung Osten nur geringfügig höhere Verkehrsmengen erwartet. Daraus wird auf hohe regio- nale Effekte und eine Bündelung des Verkehrs im betrachteten Gebiet geschlossen. Dieser Bündelungseffekt betrifft vor allem auf Kassel bezogene Verkehrsbeziehungen. Die geplante Weiterführung der Autobahn hat auch deutliche Auswirkungen auf die Ver- kehrsmengen des bestehenden Straßennetzes in der KAG-Region. Bezogen auf den Prog- nose-Null-Fall 2015 werden in der Dimensionierungsprognose Aussagen zur Veränderung der zu erwarteten Verkehrsmengen auf den Bundesstraßen getroffen, die sich durch die Fortführung der Autobahn ergeben. Die stärksten Veränderungen ergeben sich demnach für die B 7. Für die Teilstücke zwischen der Anschlussstelle Kassel Ost und Waldkappel wer- den für 2015 als Folge des Autobahnbaus verminderte Verkehrsmengen in Größenordnun- gen von 72 bis 97 % prognostiziert. Die Menge des täglichen Schwerverkehrs wird gegen- über dem Prognose-Null-Fall um 80 bis 98 % abnehmen. Auf die Verkehrsbelastung der B 451 zwischen Helsa und Großalmerode hat die A 44 nach Aussage der Verkehrsmengenprognose vergleichsweise geringe Auswirkungen. Dort wird eine Zunahme des Gesamtverkehrs um 7 % gegenüber 1998 bzw. 14 % ohne fertiggestellte Autobahn prognostiziert (MODUS PLAN 2001). Angesichts des kurz vor der Inbetriebnahme stehenden Heizkraftwerkes der Papierfabrik SCA in Witzenhausen ist jedoch mit einem er- höhten Schwerlastanlieferungsverkehr auf der B 451 (sowie der L 3238) zu rechnen.

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Die Verkehrsmengen und deren Entwicklungen auf den Landstraßen sowie die Auswirkun- gen der A 44 sind in der KAG-Region sehr unterschiedlich und werden daher in die Betrach- tung der einzelnen Kommunen mit einbezogen.

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Großalmerode

Die verkehrliche Anbindung der Großalmeröder Stadtteile ist unterschiedlich. Die B 451 führt direkt durch die Kernstadt und den Stadtteil Trubenhausen. Von Uengsterode aus ist die Bundesstraße in knapp 1,5 Kilometern zu erreichen; die übrigen Stadtteile Epterode, Laudenbach, Rommerode und Weißenbach liegen etwas weiter entfernt und sind über Lan- des- und Kreisstraßen angebunden. Die Verkehrsmengen auf der B 451 sind 1990 gegenüber 1985 um ein Drittel gestiegen und schwankten in den folgenden Jahren um etwa 10 bis 15 %, so dass 2005 mit 5.200 Fahr- zeugen eine 30 %ige Zunahme gegenüber 1985 registriert wurde. Der Schwerlastverkehr hatte 2005 einem Anteil von gut 6 % und ist seit 1985 nur leicht gestiegen, wobei der Wert in Zusammenhang mit dem LKW-Fahrtverbot wieder leicht rückläufig war. Wie bereits erwähnt, hat laut Dimensionierungsprognose die Fertigstellung der A 44 auf die B 451 zwischen Helsa und Großalmerode eine vergleichsweise geringe Wirkung. Die Zu- nahme der Verkehrsmengen wird im Bereich zwischen Wickenrode und Großalmerode oh- ne die Autobahn in einer Größenordnung von 14 % angegeben. Mit dem Bau der Autobahn wird von einer um 7 % geringeren Verkehrsmengenzunahme ausgegangen. Aufgrund des Heizkraftwerkes in Witzenhausen ist dort jedoch mit einem deutlich erhöhten Schwerlast- Anlieferverkehr aus Richtung Westen zu rechnen. Nördlich des Stadtteils Trubenhausen wird ohne fertiggestellte Autobahn eine Verkehrsmengenzunahme um 28 % prognostiziert, die im Falle des abgeschlossenen Fernstraßenbaus um drei Prozentpunkte geringer aus-

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 145 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 fällt. Unabhängig vom Bau der A 44 ist auch dort aufgrund des Heizkraftwerkes in Witzen- hausen von einer deutlich höheren Schwerverkehrsbelastung auszugehen. Die verhältnismäßig stärkste Verkehrsmengenzunahme wird für den Abschnitt der L 3299 zwischen Rommerode und Hessisch Lichtenau-Walburg prognostiziert. Dort wird sich die tägliche Verkehrsmenge mehr als verdoppeln wobei die Zunahme anders als bei der B 451 durch die A 44 noch etwas verstärkt wird. Die Verkehrsmengenzunahme um 114 % bzw. bei fertiggestellter Autobahn um 128 % beruht allerdings auf einer insgesamt geringen Verkehrsbelastung von durchschnittlich 700 Fahrzeugen pro Tag im Jahr 1998. Die L 3238 zwischen Uengsterode, Laudenbach, Hessisch Lichtenau-Velmeden und der B 7 wird für die fertiggestellte A 44 eine Zubringerfunktion einnehmen was zu einer erhöhten Verkehrsmengenzunahme inner- und außerhalb dieser Orte führt, die deutlich über den prognostizierten Zunahmen für den Prognose-Null-Fall liegt. Damit ist in den genannten Orten wie auch in Trubenhausen mit erhöhten Belastungen zu rechnen.

Helsa

Am Rand des Ortsteiles Helsa trifft die B 451 aus Witzenhausen auf die B 7 in Richtung Kassel und Eisenach. Der Ortsteil Eschenstruth liegt am Rande der B 7, Wickenrode unmit- telbar an der B 451. Der Ortsteil St. Ottilien im Südwesten der Gemeinde ist von E- schenstruth aus über eine Landesstraße erreichbar. Damit ist der Großteil der Gemeinde straßenverkehrlich insgesamt gut erschlossen. Die stark frequentierte B 7 führt nicht direkt durch die Siedlungsbereiche hindurch, so dass es (auch nach Aussage der Gemeinde) kei- ne nennenswerten Beeinträchtigungen durch den Autoverkehr gibt. Der Bereich der B 7 nordwestlich der Einmündung der B 451 weist die größte Verkehrs- menge im KAG-Gebiet auf. In allen Abschnitten gab es 1990 einen starken Anstieg. Bis 2000 sind in den einzelnen Bereichen unterschiedliche Entwicklungen festzustellen. Ge- meinsam ist in allen Teilbereichen jedoch ein starker Rückgang der Verkehrsmengen in 2005, der zu einem gewissen Anteil auf einen überproportionalen Rückgang des Schwer- verkehrs zurückgeführt werden kann (Folge des LKW-Fahrverbots). Dieser hat von 1990 bis 2000 allerdings deutlich stärker zugenommen als der Gesamtverkehr und sich in einigen Bereichen gegenüber 1985 sogar verfünffacht. Auf der B 451 zwischen Helsa und Wicken- rode ist das Verkehrsaufkommen 1990 gegenüber 1985 ebenfalls stark angestiegen und bis 2005 kontinuierlich abgesunken, so dass es am Ende des Betrachtungszeitraumes noch leicht über dem Ausgangsniveau liegt. Weil die B 7 nicht direkt durch die Helsaer Ortsteile führt, hat deren Entlastung nach fertig- gestellter Autobahn keine direkten Auswirkungen. Es kann jedoch im Ortsteil Helsa von leichten Entlastungen (gegenüber 1998) im Bereich der Leipziger Straße zwischen der in- nerörtlichen Einmündung der Berliner Straße und dem Ortseingang Kaufungen ausgegan- gen werden. Für den Prognose-Null-Fall wird auf dieser Strecke hingegen eine Verkehrs- mengenzunahme um über ein Drittel prognostiziert. Der, das Witzenhäuser Heizkraftwerk ansteuernde, Schwerverkehr wird wie schon erwähnt vermutlich eine verstärkte Belastung der B 451 und damit der Orte Helsa und Wickenrode mit sich bringen. Ebenfalls entlastende Wirkung hat die Autobahn auf die L 3400 zwischen dem Ortskern Helsa und Friedrichsbrück. Dort ist von einer Verringerung der Verkehrsmengen um zwei Drittel gegenüber einer Zunahme um fast 40 % beim Prognose-Null-Fall auszugehen.

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Hessisch Lichtenau

Die Kernstadt ist direkt an die B 7 in Richtung Kassel und Eisenach sowie die B 487 nach Spangenberg angebunden. Erstere führt darüber hinaus unmittelbar durch die Stadtteile Fürstenhagen und Walburg sowie direkt an Küchen vorbei; die B 487 ist Ortsdurchfahrt von Retterode südlich der Kernstadt. Aufgrund des bereits fertig gestellten Teilstückes der A 44 ist jedoch von einer geringen Frequentierung der Ortsdurchfahrt von Walburg auszugehen. Die übrigen Stadtteile sind über Landes- und Kreisstraßen erreichbar und miteinander ver- bunden. Der Zustand der Verkehrswege und der technischen Infrastruktur wird von Seiten der Stadt allgemein als gut eingestuft. So wurden beispielsweise im Vorfeld des Hessentages 2006 insgesamt 7,4 Kilometer Straßen inklusive aller Leitungen in der Kernstadt und in Fürsten- hagen erneuert. Es gibt nach Aussage der Stadt keine gravierenden Beeinträchtigungen durch den Verkehr. Es gab Probleme in Retterode und Hopfelde sowie der Kernstadt (Mühlweg), die jedoch mittlerweile u.a. durch einen Straßenausbau gelöst wurden. Aufgrund der direkten Lage an der B 7 kann jedoch in Fürstenhagen und in Bereichen der Kernstadt von einer hohen Ver- kehrsbelastung ausgegangen werden. Die Entwicklung der Verkehrsmengen auf den Bundesstraßen stellt sich unterschiedlich dar. Wie in Helsa sind auch die Verkehrsmengen auf der B 7 im Stadtgebiet von Hessisch Lichtenau 1990 gegenüber 1985 stark angestiegen. Während sich dieser Anstieg bis 1995 – wenn auch stark abgeschwächt – fortgesetzt hat, ist vor allem 2005 auf allen Strecken- abschnitten aufgrund des LKW-Fahrverbots ein deutlicher Rückgang der Verkehrsmengen erkennbar. Die Menge des Schwerverkehrs ist auf der B 7 seit 1985 gegenüber dem Gesamtverkehr stark überproportional angestiegen. Dies gilt insbesondere für die Abschnitte zwischen Eschenstruth und Fürstenhagen sowie Hessisch Lichtenau und Walburg. Zum letzten Be- trachtungszeitpunkt 2005 gab es wie schon erwähnt gegenüber 2000 jedoch wieder einen deutlichen Rückgang, wobei das Ausgangsniveau jedoch weiterhin deutlich überschritten wird. Für die Verkehrsmengen auf der B 487 zwischen Hessisch Lichtenau und Retterode liegen die Daten erst ab 1990 vor, so dass der „Grenzöffnungseffekt“ nicht dargestellt werden kann. Im Betrachtungszeitraum verlief die Verkehrsmengenentwicklung schwankend und ist 2005 gegenüber 1990 insgesamt leicht gesunken. Die Mengen des Schwerverkehrs sind bis 2000 stark angestiegen und 2005 nach einem vermutlich auf das Fahrverbot zurückzu- führenden starken Rückgang nur noch leicht über dem Ausgangsniveau. Besonders bemerkenswert ist die Verkehrsmengenentwicklung auf der L 3400 zwischen Helsa und Friedrichsbrück. Die Zahl der Fahrzeuge hat sich dort von 1995 bis 2005 um über 80% erhöht, wobei der starke Anstieg nach 2000 stattgefunden hat. Als Ursache kann eine baustellenbedingte Umfahrung des Teilstückes der B 7 zwischen Hessisch Lichtenau und Helsa vermutet werden. Mit knapp 5.000 Fahrzeugen pro 24 h ist das Teilstück der L 3238 zwischen Walburg und Velmeden von den erfassten Landesstraßenabschnitten das am stärksten Frequentierte in der KAG-Region. Mangels verfügbarer Daten können keine Angaben zu den Auswirkungen

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 147 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 der Grenzöffnung und Wiedervereinigung gemacht werden. Gegenüber 1990 ist die erfass- te Verkehrsmenge leicht zurückgegangen. Auf eine zu erwartende deutliche Belastungszu- nahme mit Fertigstellung der Autobahn ist bereits in den Ausführungen zu Großalmerode hingewiesen worden. In der Verkehrsprognose für 2015 wird des Weiteren von einer deutlichen Verkehrsmen- genzunahme auf der L 3147 (Günsteröder Str.) um knapp 40 % ausgegangen, wobei die Zunahme außerorts unabhängig vom Bau der A 44 ist. Im Siedlungsbereich wird die Zu- nahme durch die neue Verbindung leicht verringert. Etwas stärkere Zunahmen werden mit 40-48 % auf der B 487 nach Spangenberg erwartet. Hier wird mit dem Bau der Autobahn von einer weiteren Verkehrsmengenzunahme um 3-12 % ausgegangen. Aufgrund der gene- rell zu erwartenden Verkehrsmengenzunahmen ist im Siedlungsbereich an den beiden Straßen mit erhöhten Belastungen zu rechnen. Dies betrifft den südlichen Teil der Kern- stadt sowie den Stadtteil Retterode. In Fürstenhagen hingegen ist aufgrund der zu erwar- tenden Verkehrsmengenrückgänge auf der B 7 mit deutlichen Entlastungen zu rechnen.

Kaufungen

Die Stadtteile Nieder- und Oberkaufungen bilden einen gemeinsamen Siedlungsraum, der direkt an der B 7 liegt, welche die Funktion einer Ortsumgehung einnimmt. Die Niester Straße sowie die Ortsdurchgangsstraße Leipziger Straße (v.a. im Bereich Sensensteinstra- ße und Schulstraße) sind nach Aussage der Gemeinde stark verkehrsbelastet. Vor allem zur Feierabendzeit und aufgrund von Park-Such-Verkehr kommt es zu Aufstauungen. Für Oberkaufungen wird mit dem geplanten Ausbau der Kreisstraße K 6 in zwei bis drei Jah- ren eine Entlastung erwartet. Die Kreistrasse mündet in südlicher Richtung in die B 7 und führt nach Nordosten durch Oberkaufungen bis nach Nieste. Ab dem Festplatz ist ein Um- gehungsteilstück in nordöstlicher Richtung geplant, die im Nordosten des Ortes wieder auf den bestehenden Verlauf trifft. Auch eine Erweiterung des Parkraumangebotes in Oberkau- fungen könnte den Park-Such-Verkehr und damit die Verkehrsbelastung verringern. Für Kaufungen liegen keine aussagekräftigen Daten zur Verkehrsmengenentwicklung vor. Daher kann an dieser Stelle anhand verfügbarer Informationen nur auf prognostizierte Ent- wicklungen der Verkehrsmengen eingegangen werden. So wird für den Prognose-Null-Fall 2015 von einem Verkehrsmengenzuwachs auf der Leipziger Straße im Bereich Niederkau- fungen um knapp 27 % ausgegangen. Mit Fertigstellung der A 44 würde es hingegen zu ei- ner Reduzierung der Verkehrsmenge um gut 8 % gegenüber 1998 kommen.

Waldkappel

Die Kernstadt sowie die Stadtteile Hasselbach und Harmuthsachsen liegen nahe an der B 7, in Bischhausen führt die Bundesstraße durch die Ortslage und führt dort zu entspre- chenden Immissionsbelastungen. Die übrigen Stadtteile sind über Kreis- und Landesstra- ßen an das Verkehrsnetz angeschlossen. Es gibt nach Aussage der Stadt mehrere Kreis- und Landesstraßen, die saniert werden müssen. In diesem Zuge müssten dann auch die innerörtlichen Leitungen und Gehwege erneuert werden. Gegenwärtig wird der Abschnitt zwischen Burghofen und Friemen erneu- ert. Weitere erneuerungsbedürftige Abschnitte liegen zwischen Gehau und Eltmannsee,

Seite 148 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 zwischen Kirchhosbach und Sontra-Stadthosbach sowie auf der Strecke zwischen Har- muthsachsen und Rodebach. Verkehrsbelastungen gibt es in erster Linie in Bischhausen im Bereich der B 7. Diese wer- den jedoch von Seiten der Stadt als nicht so gravierend eingeschätzt, dass Betroffene des- halb wegziehen würden. Die Verkehrsmengenzahlen auf der B 7 im Bereich Walburg- Waldkappel-Bischhausen haben sich 1990 gegenüber 1985 mehr als verdoppelt und sind nach einem leichten Anstieg ab 2000 wieder deutlich gesunken. Der Schwerverkehr hat seit 1990 kontinuierlich zugenommen und sich bis 2000 mehr als vervierfacht. 2005 hatte sich die Anzahl der erfassten LKW (in Folge des Fahrverbots) in etwa um die Hälfte verrin- gert. Dennoch wird der verbleibende Schwerlastverkehr (regionale Be- und Entlader sowie LKW unter 12 t) weiterhin als Belastung wahrgenommen. Die vielfach zu beobachtenden Verkehrsmengenzunahmen nach der Grenzöffnung und Wiedervereinigung lassen sich auch auf einigen Landesstraßen im Waldkappeler Stadtge- biet erkennen. Aufgrund eher niedriger Verkehrsbelastungen schlagen sich diese Zunah- men vergleichsweise stark nieder. Ähnlich wie in Hessisch Lichtenau-Wickersrode ist auch auf der L 3459, welche direkt durch Bischhausen und Kirchhosbach führt, ausgehend von einem niedrigen Niveau ein relativ starker Anstieg des Schwerlastverkehrs zu beobachten. Mit fertiggestellter A 44 ist laut Dimensionierungsprognose vor allem in Bischhausen mit einer Verkehrsentlastung zu rechnen, da die B 7 dann deutlich schwächer frequentiert wird. Mit leichten Entlastungen (-8 %) durch die A 44 wird auch auf der L 3226 (Friemer Straße) zwischen der Kernstadt und Friemen gerechnet. Basierend auf einem sehr niedri- gen Niveau von 500 Fahrzeugen pro Tag (1998) wird für 2015 zwischen Harmuthsachsen und Rodebach von einem Verkehrsmengenanstieg um 40 % unabhängig vom Bau der Au- tobahn ausgegangen.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 149 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

GESAMTVERKEHR (KFZ) 1985-2005 PRO 24 h Zst. Str. Streckenabschnitt 1985 1990 1995 2000 2005 1 B 7 Kaufungen - Helsa 10.466 18.261 18.048 18.809 17.076 2 B 7 Helsa - Eschenstruth 8.907 16.533 15.743 15.688 13.240 3 B 7 Eschenstruth - Fürstenhagen 8.907 16.078 16.861 16.212 13.201 4 B 7 Fürstenhagen - Hessisch Lichtenau k. A. 15.397 15.717 14.758 15.680 5 B 7 Hessisch Lichtenau - Walburg 9.840 15.995 16.995 15.607 13.173 6 B 7 Walburg - Waldkappel 5.358 11.651 11.943 12.065 9.860 7 B 7 Waldkappel - Bischhausen 5.358 11.916 12.150 12.134 9.810 8 B 451 Helsa - Wickenrode 3.978 5.722 5.644 5.345 4.258 9 B 451 Großalmerode - Einmündung L3238 3.978 5.306 4.984 5.575 5.200 10 B 487 Hessisch Lichtenau - Retterode k. A. 4.241 3.465 5.170 3.869 11 L 3147 Hessisch Lichtenau - Hopfelde 643 1.031 k. A. 917 860 12 L3225 Rommerode - Großalmerode 2.938 3.056 3.018 3.061 3.999 13 L3226 Waldkappel - Friemen 1.841 2.818 2.772 3.202 2.297 14 L 3227 Friemen - Hetzerode (?) k. A. 1.269 1.087 1.516 896 15 L 3238 Walburg - Velmeden k. A. 4.951 4.993 4.115 4.707 16 L 3241 Velmeden - Schwalbenthal 1.342 1.939 2.106 2.106 2.176 17 L 3249 Küchen - Hausen 243 131 359 300 416 18 L 3249 Reichenbach - B 7 (Küchen) 498 537 572 563 457 19 L 3299 Walburg - Rommerode 925 1.169 1.002 994 1.004 20 L 3334 Harmuthsachsen - Rodebach 835 1.020 1.041 1.436 1.203 21 L 3400 Helsa - Friedrichsbrück k. A. 1.080 1.147 1.260 2.076

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22 L 3439 Retterode - Wickersrode 378 486 446 475 428 23 L 3459 Bischhausen-Kirchhosbach 489 512 816 553 829

SCHWERVERKEHR 1985-2005 PRO 24 h Straße

Zählstelle Streckenabschnitt 1985 1990 1995 2000 2005 1 B 7 Kaufungen - Helsa 695 1874 2555 3859 2762 2 B 7 Helsa - Eschenstruth 883 1866 2444 3475 2334 3 B 7 Eschenstruth - Fürstenhagen 883 1562 2895 3721 2113 4 B 7 Fürstenhagen - Hessisch Lichtenau k. A. 1605 3126 3607 2082 5 B 7 Hessisch Lichtenau - Walburg 946 1512 2952 3678 2080 6 B 7 Walburg - Waldkappel 823 1363 2713 3345 1806 7 B 7 Waldkappel - Bischhausen 823 1408 2752 3429 1563 8 B 451 Helsa - Wickenrode 199 353 378 462 266 9 B 451 Großalmerode - Einmündung L3238 199 301 311 354 320 10 B 487 Hessisch Lichtenau - Retterode k. A. 248 276 393 272 11 L 3147 Hessisch Lichtenau - Hopfelde 40 52 k. A. 43 50 12 L3225 Rommerode - Großalmerode 124 115 125 144 229 13 L3226 Waldkappel - Friemen 95 177 167 307 109 14 L 3227 Friemen - Mäckelsdorf k. A. 88 117 235 43 15 L 3238 Walburg - Velmeden k. A. 286 288 285 406 16 L 3241 Velmeden - Schwalbenthal 47 58 37 37 21 17 L 3249 Küchen - Hausen 8 4 13 7 30 18 L 3249 Reichenbach - B 7 (Küchen) 15 21 30 15 27 19 L 3299 Walburg - Rommerode 56 59 56 113 66 20 L 3334 Harmuthsachsen - Rodebach 20 35 71 86 72 21 L 3400 Helsa - Friedrichsbrück k. A. 6 16 46 12 22 L 3439 Retterode - Wickersrode 8 15 8 11 41 23 L 3459 Bischhausen-Kirchhosbach 10 13 52 23 54 Datengrundlage: Hessisches Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.): Verkehrsmengenkarten für Hessen

Zusammenfassung

Die Anbindung an und Erreichbarkeit über das Straßenverkehrsnetz ist im KAG-Gebiet sehr unterschiedlich. Die Orts- und Stadtteile unmittelbar an den Bundesstraßen sind einerseits besser erreichbar, andererseits aber auch von erhöhten Belastungen betroffen. Die Entwicklung der Verkehrsmengen ist an den meisten Messpunkten im KAG-Gebiet seit 1990 stark angestiegen. Seit 2005 erkennbare Verminderungen resultieren aus einem Rückgang der Schwerverkehrs, der in Zusammenhang mit dem im August 2005 eingeführ- ten LKW-Fahrverbots zu sehen ist. Der Schwerverkehr ist jedoch seit 1990 so sprunghaft angestiegen, dass damit zusammenhängende Belastungen durch die Fahrverbote größten- teils nicht kompensiert werden. So hat sich der 2005 auf den verschiedenen Abschnitten der B 7 gemessene Schwerverkehr gegenüber 1985 vervielfacht und übersteigt auch die Schwerverkehrsmengen von 1990 um Größenordnungen von etwa 11 bis 47 %.

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 151 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008

Betrachtet man die Verkehrsmengenentwicklung des Schwerverkehrs, so lässt sich unge- achtet des sprunghaften Anstiegs 1990 fast überall eine Zunahme feststellen, wobei die Entwicklung nach 2000 wieder – bedingt durch das LKW-Fahrverbot – rückläufig ist. Die zukünftige Verkehrsentwicklung mit den damit zusammenhängenden Be- und Entlas- tungen sowie die Anbindungsqualität hängt stark von dem Bau der A 44 ab. Vor allem für Orte wie Waldkappel, die sich in peripherer Lage befinden, würde die Autobahn sowohl die Erreichbarkeit der Stadt selbst als auch deren Anbindung an bedeutende regionale Stand- orte wie das Oberzentrum Kassel verbessern. Während durch diese Fernstraße vor allem die B 7 entlastet wird, kommt es auf einigen Nebenstrecken aufgrund deren zukünftiger Zubringerfunktion zu steigenden Belastungen; insbesondere in einigen Ortskernen. Es zeigt sich dabei, dass der Einfluss der A 44 teilweise belastend, entlastend bzw. in einigen Bereichen auch kaum erkennbar auf die Verkehrsmengenentwicklung in der KAG-Region wirken kann, was unterschiedliche Konsequenzen haben kann. Während sich in Orten mit starker Belastung möglicherweise Handlungsbedarf an Verkehrsberuhigungs- bzw. Ver- kehrssicherungsmaßnahmen ergibt, kann eine Verkehrsmengenreduzierung neben einer erhöhten Lebensqualität auch negative Auswirkungen beispielsweise für Einzelhändler, Tankstellen, Kioske etc. haben, die auf eine gewisse Frequentierung angewiesen sind. Die primäre Bedeutung der A 44 ergibt sich jedoch weniger aus den unmittelbaren verkehr- lichen Auswirkungen, sondern vielmehr vor dem Hintergrund der künftigen Entwicklung der Region als Wirtschafts- und damit auch als Wohnstandort. Letzteres ist beispielsweise im Hinblick auf die Anbindung der ländlichen Orte an das Oberzentrum Kassel von Bedeutung und zur Attraktivitätssteigerung der Region als Gewerbestandort unerlässlich. Zur Entwick- lung der Region ist jedoch nicht nur deren großräumige Anbindung, sondern auch die in- terne Erschließungsqualität von großer Bedeutung. Dazu gehört auch ein gut ausgebautes, intaktes Landes- und Kreisstraßennetz.

8.2 Öffentlicher Personennahverkehr

Allgemeines

Die KAG-Kommunen gehören zum Gebiet des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) und sind flächendeckend über Liniennetze des ÖPNV erschlossen. Die Bedienung erfolgt über straßengebundene Angebote (Bus, AST) sowie in den Kommunen Kaufungen, Helsa und Hessisch Lichtenau zusätzlich über schienengebundene Linien (Straßenbahn zwi- schen Kassel und Hessisch Lichtenau). Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der hohen Anzahl kleiner Ortsteile im KAG-Gebiet, von denen nur einige über lokale Nahversorgungsangebote verfügen, ist die Anbindung an den ÖPNV vor allem für die nicht-motorisierten Bevölkerungsgruppen von großer Bedeutung. Maßgeblich für die Qualität des ÖPNV ist neben der generellen Anbindung an das Linien- netz vor allem die Taktung. Zur Einschätzung und Beurteilung der ÖPNV- Anbindungsqualität wird die Häufigkeit der Abfahrten pro Woche in den einzelnen Orts- und Stadtteilen herangezogen. Da sich die Anzahl der Fahrten am Wochenende in der Re- gel reduziert, werden diese zusätzlich betrachtet.

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Die Bestandsaufnahme hinsichtlich der Anbindungsqualität über die verschiedenen Linien erfolgte vor dem Fahrplanwechsel des NVV am 09.12.2007. Auf Änderungen in der Linien- führung und Linienbezeichnung wird ergänzend zu den Ausführungen auf kommunaler E- bene hingewiesen.

Großalmerode

Die ÖPNV-Anbindung der Großalmeröder Stadtteile ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Alle Stadtteile werden von der Buslinie 206 angefahren, die zwischen Helsa und Witzen- hausen verkehrt und somit über Helsa einen Anschluss an die Straßenbahn nach Kassel und über den Bahnhof Witzenhausen einen Anschluss nach Göttingen gewährleistet. Die Kernstadt sowie die Stadtteile Epterode, Laudenbach und Rommerode sind darüber hinaus über die Linie 205 angebunden, die zwischen Großalmerode und Hessisch Lichtenau ver- kehrt. Vor dem Hintergrund der vergleichsweise engen Pendlerverflechtungen mit Hessisch Lichtenau kann dieser Verbindung für die beiden Kommunen eine wichtige Bedeutung ein- geräumt werden. Wie stark diese jedoch von den Berufspendlern genutzt wird, kann an dieser Stelle nicht seriös abgeschätzt werden. Die häufigste ÖPNV-Frequenz weisen nach der Kernstadt die Stadtteile Rommerode und Laudenbach auf. Der Stadtteil Weißenbach verfügt über die schlechtesten Anbindungen und wird am Wochenende gar nicht angefah- ren. Es besteht morgens an Werktagen eine einzige Verbindung in die Kernstadt. Es besteht dort dringender Bedarf, das Angebot (möglicherweise durch einen Bürgerbus) zu ergänzen bzw. auszubauen. Eine perspektivische Weiterführung der Straßenbahn nach Großalmerode wird von Seiten des NVV als nicht realisierbar angesehen. Eine Streckenführung über Helsa wird aufgrund der Topografie ausgeschlossen und die Reaktivierung der alten Bahnstrecke von Hessisch Lichtenau nach Großalmerode würde die Fahrtzeit von Großalmerode nach Kassel gegen- über der Busverbindung sogar erhöhen.

Helsa

Die Gemeinde Helsa verfügt über eine vergleichsweise gute ÖPNV-Anbindung, die vor allem durch den Straßenbahnanschluss in Richtung Kassel und Hessisch Lichtenau geprägt ist. Die Kerngemeinde und der Ortsteil Eschenstruth sind an das Schienennetz angebunden. Die weiteren Ortsteile werden von Bussen angefahren. Die Buslinie 206 (seit Dez. 2007 Linie 210) verkehrt zwischen dem Bahnhof Helsa und dem Bahnhof in Witzenhausen und hält neben der Kerngemeinde noch in Wickenrode. Zwischen Eschenstruth und St. Ottilien verkehrt bei Bedarf ein Anrufsammeltaxi, wodurch auch die Bewohner des kleinsten Stadt- teils die Straßenbahn erreichen können. Nach Aussage des NVV ist dieses Angebot jedoch nicht annähernd ausgelastet, so dass dessen Fortbestand gefährdet ist. Mit Ausnahme von St. Ottilien gibt es in den anderen Ortsteilen und der Kerngemeinde eine relativ hohe An- zahl von Verbindungen, die überwiegend auch am Wochenende aufrecht erhalten werden.

Hessisch Lichtenau

Die Anbindung der einzelnen Stadtteile an den ÖPNV ist sehr unterschiedlich. Die stärkste Frequentierung weisen die Kernstadt sowie die Stadtteile Walburg und Fürstenhagen auf. In

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Hessisch Lichtenau befindet sich der Endhaltepunkt der aus Kassel kommenden Straßen- bahn, die auch im nordwestlich gelegenen Stadtteil Fürstenhagen hält. Darüber hinaus ist die Kernstadt über mehrere Buslinien, die hauptsächlich auf den Schülerverkehr konzent- riert sind, an Eschwege (Linie 200), Großalmerode (Linie 205), Melsungen (Linie 444) und Spangenberg (Linie 201) angebunden. Die Verbindungen nach Spangenberg und Melsun- gen beispielsweise beschränken sich jedoch auf einzelne Fahrten, zum Teil nur an zwei Tagen in der Woche. Die Linie 205 wird zu verschiedenen Zeiten – vor allem am Wochen- ende – über AST-Verkehr bedient. Neben der Straßenbahnanbindung in Richtung Kernstadt und Richtung Kassel gibt es in Fürstenhagen mit der Buslinie 261 eine Schulbusanbindung an die Kernstadt, von der auch Friedrichsbrück und Quentel angefahren werden. Letztere verfügen samstags und sonntags über keine ÖPNV-Anbindung. Von Walburg aus sind Eschwege und Großalmerode sowie die Kernstadt mit den Buslinien 200 bzw. 205 erreich- bar. Die Stadtteile Hollstein, Hopfelde, Reichenbach, Retterode und Wickersrode sind über die Schulbuslinie 260 an die Kernstadt angebunden. Retterode verfügt darüber hinaus an zwei Tagen in der Woche über einen Schulbusanschluss (Linie 201) nach Spangenberg. Am Wo- chenende gibt es keine ÖPNV-Anbindung. Die Stadtteile Hausen, Velmeden und Küchen weisen eine etwas höhere ÖPNV- Frequentierung auf als die genannten Stadtteile südlich der B 7.Während Hausen und Vel- meden über die Buslinie 205 an Großalmerode und Hessisch Lichtenau angebunden sind, gibt es in Küchen mit der Linie 200 eine Verbindung zur Kernstadt sowie nach Eschwege. Insgesamt lässt sich festhalten, dass mit Ausnahme der eingangs genanten drei Stadtteile Kernstadt, Fürstenhagen und Walburg die anderen Stadtteile vergleichsweise schlecht an das ÖPNV-Netz angeschlossen sind, wobei es auch bei diesen Qualitätsunterschiede gibt. Besonders schlecht ist die ÖPNV-Erreichbarkeit von Friedrichsbrück sowie den Stadtteilen südlich bzw. westlich der B 7, deren Anbindung in erster Linie über den Schulbusverkehr gewährleistet ist, so dass diese nur zu bestimmten Tagesabschnitten und am Wochenende gar nicht besteht. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2007 wird die Linie 200 von Hessisch Lichtenau über Eschwege bis nach Mühlhausen in Thüringen weitergeführt. Die Linie 206 wird als Ersatz für die Linie 260 eingeführt, um die Stadtteile Walburg, Hopfelde, Hollstein, Reichenbach, Wickersrode und Retterode montags bis freitags an die Straßenbahnhaltestelle in der Kernstadt anzubinden. Dieses Angebot ist zunächst ein „Probelauf“, um festzustellen, ob eine entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Die Linie 207 ersetzt die Linie 261 und bin- det die Stadtteile Friedrichsbrück, Fürstenhagen und Quentel montags bis freitags an die Straßenbahnhaltestelle in Hessisch Lichtenau an.

Kaufungen

Die direkt an Kassel angrenzende Gemeinde Kaufungen hat mit Blick auf die Anzahl der Verbindungen die beste ÖPNV-Anbindung im KAG-Gebiet. Geprägt wird diese vor allem durch die Haltepunkte der Straßenbahn, die zwischen Kassel und Hessisch Lichtenau ver- kehrt. Im dem zu Niederkaufungen gehörenden Bereich Papierfabrik befindet sich darüber hinaus der Endhaltepunkt einer weiteren aus Kassel kommenden Straßenbahnlinie. Der Ortsteil Oberkaufungen ist überdies als ein Endhaltepunkt an die Buslinie 36 angebunden,

Seite 154 akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 die bis zum Staufenberger Ortsteil Escherode fährt, jedoch montags bis Samstag nur teil- weise und am Sonntag durchgängig ausschließlich bei Bedarf per AST bedient wird. Die Erschließung durch den ÖPNV wird von Seiten der Gemeinde insgesamt als gut einge- schätzt. Die vorhandenen Haltestellen können von weiten Teilen des Siedlungsgebiets aus zu Fuß innerhalb von ca. 5-10 Minuten erreicht werden.

Waldkappel

Die Anbindungsqualität der einzelnen Stadtteile im Stadtgebiet von Waldkappel ist in den- jenigen Orten am höchsten, die direkt an der B 7 liegen. Die Kernstadt und der Stadtteil Bischhausen weisen die stärkste ÖPNV-Frequentierung auf. Insgesamt sind die beiden Orte über drei Buslinien angebunden. Mit der Linie 200 besteht Anschluss nach Hessisch Lich- tenau und Eschwege. Weitere Anbindungsmöglichkeiten gibt es mit der Linie 250 nach Spangenberg-Bischofferode und Eschwege. Die Buslinie 251 stellt in erster Linie eine An- bindung der Stadtteile an die Kernstadt Waldkappel sicher. Die Frequentierung ist dort je- doch außerhalb von Schultagen zum Teil deutlich eingeschränkt. Die Stadtteile Burghofen, Eltmannsee, Friemen, Gehau, Hetzerode, Mäckelsdorf, Schem- mern und Stolzhausen sind über die Linie 250, die zwischen Eschwege und Spangenberg- Bischofferode verkehrt und auch die Kernstadt anfährt, an das ÖPNV-Netz angebunden. Der Stadtteil Rechtebach hat zusätzlich Anschluss an die Linie 251, welche die einzelnen Stadtteile untereinander sowie mit Waldkappel verbindet. Die Stadtteile Hasselbach und Rodebach sind über die Buslinie 200 an die Kernstadt sowie Hessisch Lichtenau und Eschwege angebunden. Harmuthsachsen wird zusätzlich von der Linie 251 angefahren. Das „Angebotsgefälle“ zwischen den an der B 7 gelegenen Orten Hasselbach, Har- muthsachsen, Bischhausen und Waldkappel einerseits sowie den abseits dieser Verbin- dung liegenden übrigen Ortsteilen wird auch bei dem ÖPNV-Angebot an Wochenenden deutlich. Alle Stadtteile verfügen samstags über eine ÖPNV-Anbindung, die sich in den ab- seits der B 7 gelegenen Orten allerdings nur auf einzelne Verbindungen beschränkt. Die ÖPNV-Anbindung an Sonntagen beschränkt sich auf die vier genannten Orte an der B 7. Von Seiten der Stadt wird der Fahrplan des ÖPNV als sehr ungünstig eingestuft. So sind die Verbindungen früh morgens stark überlastet, während mittags kaum eine Nachfrage herrscht. Stolzhausen wird trotz fahrplanmäßigem Halt nicht immer angefahren. Pendler nach Kassel haben überdies nur die Möglichkeit, sehr früh in das Oberzentrum zu gelan- gen, da nach sieben Uhr morgens kaum ÖPNV-Angebote vorhanden sind, was beispiels- weise für Beschäftigte im Kasseler Einzelhandel ungünstig ist. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2007 wird die Linie 221 als Ersatz für die Linie 250 eingeführt, die montags bis samstags die Stadteile Friemen, Mäckelsdorf, Hetzerode, Burghofen, Schemmern, Gehau und Eltmannsee – teilweise über AST – an die Kernstadt anbindet. Weitere neue Verbindungen sind die Linien 223 (ehemals Line 251), welche die Stadtteile Harmuthsachsen, Rodebach, Hasselbach und Hessisch Lichtenau-Küchen eben- falls montags bis samstags und teilweise über AST an Waldkappel anbindet, sowie die Li- nie 224 (ehemals Linie 251). Über diese Verbindung sind die Stadtteile Bischhausen und Kirchhosbach an die Kernstadt angebunden.

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Eine gelegentlich diskutierte Verbindung der Straßenbahn über Waldkappel bis nach Eschwege ist ebenfalls nicht realisierbar, weil die Trasse der alten Waldkappeler Bahn im Zuge der Realisierung der A 44 teilweise zurückgebaut wird.

Zusammenfassung

Hinsichtlich der Anbindungsqualität an den ÖPNV lässt sich festhalten, dass diese in den Kernstädten und -gemeinden zum Teil deutlich besser ist als in den zugehörigen Stadt- und Ortsteilen sowie mit zunehmender Entfernung von Oberzentrum Kassel abnimmt. Bei den vorangegangenen Ausführungen ist zu berücksichtigen, dass die Anbindung an das ÖPNV- Netz auf vielen Verbindungen vor allem in den kleineren Stadt- und Ortsteilen relativ stark vom Schülerverkehr geprägt ist, was dazu führt, dass das Angebot an Wochenenden und in den Ferien zum Teil stark eingeschränkt ist. Der ÖPNV kann nicht kostendeckend betrieben werden und stellt für die kommunalen Haushalte eine finanzielle Belastung dar. Eine verstärkte Weitergabe der Kosten an die Nutzer könnte zu einer rückläufigen Nachfrage führen. Nichtsdestotrotz hat es nach Angaben des NVV im Zuge des Fahrplanwechsels auf einigen Linien Angebotsverbesserungen hinsichtlich einer besseren Taktung der Linien unterein- ander sowie einige Fahrtergänzungen gegeben. Perspektivisch wird die Optimierung des ÖPNV-Angebots jedoch eine zunehmende Herausforderung darstellen.

8.3 Radverkehr

Allgemeines

Attraktiven Radwegeverbindungen kann in zweierlei Hinsicht eine wichtige Bedeutung für die KAG-Kommunen und ihren Ortsteilen beigemessen werden. Zum Einen ermöglichen sie die Erreichbarkeit der einzelnen Orte und ggf. vorhandener Versorgungs- und Infrastruktur- einrichtungen unabhängig vom ÖPNV und Pkw. Damit können sichere Radwegeverbindun- gen auch als ein mögliches Kriterium für die Wohnstandortwahl insbesondere für Familien mit Kindern betrachtet werden. Mit Blick auf den Aspekt Naherholung hat ein attraktives Radwegenetz aber auch für breite Bevölkerungsgruppen eine wichtige Bedeutung. Darüber hinaus ist ein attraktives Radwegenetz in touristischer Hinsicht relevant. Der Fahr- radtourismus erfreut seit einigen Jahren steigender Beliebtheit und kann damit einen wich- tigen regionalen Wirtschaftsfaktor darstellen. Neben dem reinen Fahrradurlaub steigt auch die Anzahl der Personen, die das Fahrrad im „normalen“ Urlaub nutzen. In der KAG-Region gibt es mehrere ausgewiesene Radwanderwege, die zum Teil ineinander übergehen und die einzelnen Kommunen und ihre Ortsteile miteinander verbinden. In den öffentlichen Verkehrsmitteln des NVV können Fahrräder kostenlos mitgenommen werden. Aufgrund ihres Platzangebotes ist hier der Straßenbahnanschluss in Kaufungen, Helsa und Hessisch Lichtenau von besonderer Relevanz.

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Großalmerode

Die Großalmeröder Stadtteile Rommerode, Laudenbach, Uengsterode und Trubenhausen sind unmittelbar an das Radwanderwegenetz angebunden. Dabei überlagern sich im Stadtgebiet von Großalmerode die Meißner-Radrundtour, die über Witzenhausen, Bad Sooden-Allendorf und Waldkappel einmal um den Hohen Meißner herum führt sowie der Herkules-Wartburg-Radweg, der von Kassel nach Eisenach und von Creuzburg entlang der Werra über Witzenhausen und Großalmerode wieder nach Hessisch Lichtenau führt. Des Weiteren befindet sich ein Teilstück der Bilstein-Marathon-Strecke im Norden des Großal- meröder Stadtgebietes. Seit 2003 findet ein jährliches Rennen auf der Mountainbike- Strecke statt. Das Radverkehrsnetz stellt aus Sicht der Stadt keinen vorrangigen Handlungsbedarf dar. Es gibt zwei Lücken im Radwegenetz, deren Schließung demnächst bzw. mittelfristig vorge- nommen werden soll. Insbesondere der Lückenschluss zwischen dem Stadtteil Lauden- bach und Hessisch Lichtenau-Velmeden gestaltet sich mangels Flächenverfügbarkeit zur Zeit als schwierig.

Helsa

Die Gemeinde Helsa liegt mit der Kerngemeinde und dem Ortsteil Eschenstruth am Herku- les-Wartburg-Radweg zwischen Kassel und Eisenach, dessen Teilstück von Kassel bis Hes- sisch Lichtenau mit der Streckenführung des Lossetal-Radweges identisch ist. Insbesonde- re das Teilstück zwischen Helsa und Kassel ist gut ausgebaut und wird nach Aussage der Gemeinde auch von zahlreichen Inline-Skatern genutzt. Nördlich des Ortsteils Wickenrode verläuft ein Teilstück der Bilstein-Marathon-Strecke. Auch innerhalb des Gemeindegebietes gibt es ein gut ausgebautes Radwegenetz, das alle Ortsteile miteinander verbindet.

Hessisch Lichtenau

Im Stadtgebiet von Hessisch Lichtenau überlagern sich mehrere ausgewiesene Radwan- derwege. Auf einem Teilstück des Herkules-Wartburg-Radwanderweges führt auch die Stre- cke des Lossetal-Radweges entlang, der in der Kernstadt endet. Des Weiteren überlagert sich ein Teilstück des Herkules-Wartburg-Radweges mit einem Abschnitt der Meißner- Radrundtour, an der die Stadtteile Küchen und Walburg liegen. Außerhalb dieser vornehmlich touristisch orientierten Radwanderwege gibt es eher wenige Radwegverbindungen zwischen den einzelnen Stadtteilen. Handlungsbedarf besteht hin- sichtlich zweier Lückenschlüsse zwischen der Kernstadt und Fürstenhagen sowie zwischen Walburg und Velmeden. Darüber hinaus ergibt sich jedoch nach Aussage der Stadt kein weiterer dringlicher Handlungsbedarf, da das Fahrrad als alltägliches Fortbewegungsmittel in der Bevölkerung aufgrund der topografischen Situation im Stadtgebiet kaum genutzt wird.

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Kaufungen

Die Gemeinde Kaufungen unterscheidet sich hinsichtlich der siedlungsräumlichen Struktur von den anderen Kommunen im KAG-Gebiet in der Hinsicht, dass die beiden Stadtteile O- ber- und Niederkaufungen keine räumlich voneinander getrennten Orte sind, sondern ei- nen gemeinsamen Siedlungsraum bilden. Lediglich der zu Niederkaufungen gehörende Bereich Papierfabrik ist vom Rest der Gemeinde abgesetzt und grenzt unmittelbar an den Kasseler Siedlungsraum an. Damit existiert faktisch ein dichtes Radwegenetz auf wenig befahrenen Anliegerstraßen zwischen den beiden Ortsteilen. Die Kaufunger Ortsdurch- gangsstraße Leipziger Straße wird zudem größtenteils von einem Radweg gesäumt. Wie die anderen KAG-Kommunen liegt auch die Gemeinde Kaufungen direkt am Lossetal-Radweg, dessen Verlauf identisch mit einem Teilstück des Herkules-Wartburg-Radweges ist.

Waldkappel

Die Kernstadt Waldkappel sowie die Stadtteile Hasselbach und Bischhausen liegen am Herkules-Wartburg-Radweg, auf dessen Teilsstrecke auch ein Abschnitt des Radwanderwe- ges Meißner-Radrundfahrt verläuft. Die Radwegeverbindungen zwischen den einzelnen Stadtteilen weisen nach Auffassung der Stadt Defizite auf. Dies betrifft vor allem die Verbindungen von den kleineren Orten wie Eltmannsee und Hetzerode zur Kernstadt. Derzeit ist ein Lückenschluss zwischen Hetzer- ode und Mäckelsdorf geplant. Durch eine Verbesserung der Wirtschaftswege könnte die Verbindungsqualität für Radfahrer verbessert werden.

Zusammenfassung

Die Radwegevernetzung der einzelnen Stadt- und Ortsteile im KAG-Gebiet ist unterschied- lich ausgeprägt. Aufgrund der abwechslungsreichen Topografie eignen sich bestimmte Strecken mehr oder weniger für eine Fortbewegung mit dem Fahrrad. Die Qualität sicherer und attraktiver Wegeverbindungen für Radfahrer ist unterschiedlich. In einer ländlichen Region wie dem KAG-Gebiet haben vor allem auch landwirtschaftliche Wirtschaftswege als Radwegeverbindungen zwischen den Orts- und Stadteilen einen hohen Stellenwert und tragen je nach Ausbauqualität maßgeblich zu einer fahrradfreundlichen Verkehrsvernet- zung bei.

8.4 Folgen für den Stadtumbauprozess

Motorisierter Individualverkehr

Ein funktionsfähiges regionales Straßennetz ist – unabhängig von der zukünftigen Auto- bahnanbindung – eine wesentliche Vorraussetzung zur Erreichbarkeit des für die KAG- Region bedeutenden Arbeitsplatzangebotes im Oberzentrum Kassel und damit auch ein relevanter Faktor, um den sich abzeichnenden demografischen Tendenzen entgegenzuwir- ken. Ein angemessener Ausbau und Zustand des regionalen Straßennetzes erweist sich somit als mitausschlaggebend für die Attraktivität des Gesamtstandortes und damit auch für eine positive Gesamtentwicklung des KAG-Gebiets.

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In diesem Zusammenhang kommt auch der Realisierung der A 44 – wie bereits in Kapitel 1.4 erläutert – eine Schlüsselrolle zu, um die Anbindung der Region und ihre Qualität als Wohn- und Gewerbestandort zu stärken. Mit der A 44 verbinden sich unterschiedliche Auswirkungen auf bestimmte Abschnitte des nachrangigen Straßennetzes, aus denen sich stadtumbaurelevanter Handlungsbedarf ergeben kann. So ist aufgrund der dann zu erwartenden deutlichen Entlastung der B 7 ein Rückbau der Verkehrsflächen verbunden mit einer gestalterischen Aufwertung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität in einigen Ortslagen denkbar. Dies betrifft in Hessisch Lichtenau Teile der Kernstadt sowie den Stadtteil Fürstenhagen bzw. aufgrund des bereits bestehenden Teilstückes den Stadtteil Walburg sowie in Waldkappel den Stadtteil Bischhausen. Des Weiteren können sich durch die veränderten Verkehrsströme aufgrund der fertigge- stellten Autobahn in einigen Bereichen auch Belastungen ergeben. Voraussichtlich beson- ders betroffen sind im Stadtgebiet von Großalmerode die Orte Uengsterode und Lauden- bach sowie in Hessisch Lichtenau der Stadtteil Velmeden. Während in Uengsterode und Laudenbach bereits Verkehrsberuhigungs- und Lärmschutzmaßnahmen vorgenommen wurden, kann sich in Velmeden mittelfristig Handlungsbedarf hinsichtlich entsprechender Maßnahmen ergeben, um die Beeinträchtigung der Wohn- und Lebensqualität möglichst gering zu halten.

Öffentlicher Personennahverkehr

Die Optimierung des ÖPNV-Angebots wird perspektivisch eine zunehmende Herausforde- rung darstellen. Dies ergibt sich vor allem aus zwei Gründen. Zum Einen werden die staatli- chen Mittelzuweisungen an die Verkehrsträger tendenziell geringer und zum Anderen kommt es zu Veränderungen auf der Nachfrageseite. Der Schülerverkehr bildet das Rückgrat des ÖPNV in den ländlichen Regionen. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den damit einhergehenden Rückgang der Schülerzah- len kann es jedoch perspektivisch zu Veränderungen im Schülerverkehr kommen, was wie- derum das Gesamtangebot stark beeinträchtigen würde. Neben einer sinkenden Anzahl junger Menschen ist die zunehmende Anzahl von Senioren ein Charakteristikum des de- mografischen Wandels. Es ist hier der Trend erkennbar, dass der Anteil Älterer, die sich mit dem Auto fortbewegen, steigt. Bei fertiggestellter A 44 gewinnt die Nutzung des Autos an Attraktivität, da sich die Fahrt- zeiten verkürzen. Damit ist davon auszugehen, dass es in bestimmten Bereichen zu einer Nachfrageminderung beim ÖPNV kommt. Basierend auf der erwähnten Verkehrsprognose wird beispielsweise für die Straßenbahnverbindung zwischen Hessisch Lichtenau und Kas- sel von einem Nachfragerückgang um etwa 5,4 % ausgegangen (vgl. MODUS PLAN 2001: 46). Die wegbrechende Nachfrage und zunehmende Freiheit in der Verkehrsmittelwahl stellt die Leistungsträger im ÖPNV vor große Herausforderungen. Im Hinblick auf Personengruppen, die auf öffentliche Nahverkehrsangebote angewiesen sind und nicht zuletzt zur Stärkung von Standortqualitäten sollte das Angebot im ÖPNV gerade vor dem Hintergrund der ge- schilderten Rahmenbedingungen aufrecht erhalten werden. Dies setzt allerdings voraus, dass vorhandene Mittel mit einem möglichst hohen Wirkungsrad eingesetzt werden, um

akp_ Stadtplanung + Regionalentwicklung Seite 159 KAG Westliches Meißnerland : Integriertes Handlungskonzept – Bestandsaufnahme und Analyse März 2008 möglichst eine kostenneutrale Ausweitung des Angebotes in räumlicher und zeitlicher Hin- sicht zu erreichen. Eine wichtige Voraussetzung dafür sind integrative Angebotskonzepte bestehend aus Li- nienverkehren und flexiblen Bedienungsformen. Dabei kommt es darauf an, die Angebote zeitlich und räumlich soweit es geht, den tatsächlichen lokalen Bedürfnissen anzupassen. So kann beispielsweise durch eine klarere Trennung von räumlich breiter Erschließungs- funktion einerseits und schneller, linienhafter Beförderung andererseits eine nachfragege- rechtere und vor allem effizientere Bedienung erreicht werden. Gerade in den peripheren Bereichen der KAG-Region spielt der zeitliche Aspekt eine wichtige Rolle um den ÖPNV ge- genüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV) attraktiver zu gestalten. Darüber hinaus stellt eine verstärkt zielgruppenspezifische Serviceorientierung einen An- satzpunkt zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV dar. Denkbar ist beispielsweise die Kopp- lung der Fahrkarte mit bestimmten Zusatz- und Service-Angeboten wie bestimmte Car- Sharing-Konditionen, sonstige Vergünstigungen oder Waren-Bringservice für Zeitkartenin- haber. Weitere attraktivitätssteigende Maßnahmen können beispielsweise die Nutzung moderner Kommunikationstechnologien für (Fahrplan-)Informationen über Mobiltelefone und PDAs sowie E-Ticketing darstellen. Angesichts des mehrfach angesprochenen demo- grafischen Wandels spielt hinsichtlich einer Attraktivitätssteigerung des ÖPNV eine alten- gerechte und barrierefreie Gestaltung der Haltestellen sowie ein möglichst breiter Einsatz von Niederflurfahrzeugen eine große Rolle. Trotz der beispielhaft aufgezeigten Möglichkeiten zur Optimierung und Attraktivitätssteige- rung des ÖPNV ist die Aufrechterhaltung des Angebotes durch die bisherigen Leistungsträ- ger in einigen Orten langfristig in Frage zu stellen. Somit kommt es darauf an, durch alter- native und ehrenamtlich getragene Angebote wie Bürgerbusse die Mobilität der Bevölke- rung zu erhalten. Hier sind konkrete Realisierungsansätze in der KAG-Region zu prüfen.

Radverkehr

Um eine PKW- und ÖPNV-unabhängige Mobilität der Bevölkerung zu gewährleisten, sollten bestehende Lücken im Radwegenetz der KAG-Kommunen geschlossen werden. Dabei geht es nicht nur um durchgehende Wegeverbindungen, sondern auch um deren angemessene Ausgestaltung unter Sicherheitsgesichtspunkten. Darüber hinaus gilt es, das Radwegenetz mit den vorhandenen ausgewiesenen Radwanderwegen als Grundlage im Hinblick auf eine verstärkte Profilierung als Radwanderregion weiterentwickelt werden. Vor allem der Herku- les-Wartburg-Radwanderweg stellt ein verbindendes Element der fünf Kommunen in der KAG-Region dar. Hier eröffnen sich vor allem in touristischer Hinsicht Möglichkeiten zu ei- ner Verbesserung, Koordinierung und Vermarktung des Angebotes. Denkbar ist beispiels- weise die Installation von Fahrradboxen entlang des Herkules-Wartburg-Radweges, an de- nen gegen Pfand und Gebühr Fahrräder ausgeliehen werden und an verschiedenen Stand- orten in entsprechenden Boxen wieder abgegeben werden können. Das gemeinsame zu- sammenhängende regionale Radwegenetz kann also nicht zuletzt aufgrund des interkom- munalen Ansatzes im Stadtumbau als ein Potenzial angesehen werden.

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