world’s best- sounding magazine Ausgabe 2 • 2008 Jahrgang 11

B Vom Kollektiv zur Combo: JazzanoVa-EVoLUTIon Auf seinem neuen Album spielt das Berliner Produzenten- und Remixerkollektiv nicht nur an den Reglern, sondern auch live. Till Brönner schwärmt Von seinen „zwei, drei großen Lieben“. Von Rio. Von seinen Gaststars. Vom „Besten, was mir je passiert ist“.

Außerdem: Rede & Antwort mit Labelle über eine Reunion nach 34 Jahren / Das Duo als Quintett: Tok Tok Tok / Julia Hülsmann über Manfred Eichers Hartnäckigkeit / Charlie Haden und Familie und, und, und.

News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Donnerstag neu auf jazzecho.de JazzEcho_LEUCOCYTE_09.2008 25.07.2008 9:29 Uhr Seite 1

ESBJÖRN SVENSSON 1964 - 2008 Sein Vermächtnis: das letzte Studioalbum von e.s.t.

Esbjörn Svensson - piano Dan Berglund - bass Magnus Öström - drums

LEUCOCYTE ACT 9018-2

THE ART IN MUSIC

TORSTEN GOODS VINCE MENDOZA VIKTORIA TOLSTOY Torsten Goods - guitar, vocals Nguyên Lê - guitar Viktoria Tolstoy - vocals Jan Miserre - piano Markus Stockhausen - trumpet Nils Landgren - trombone, vocals Christian von Kaphengst - bass Claudio Puntin, Steffen Schorn - reeds Jacob Karlzon - piano, keyboards Peter Lübke, Peter Gall - drums Frank Sackenheim - saxophones Johan Granström - bass Special Guests: Arkady Shilkloper - french horn Rasmus Kihlberg - drums, percussion Rigmor Gustafsson, Christopher Dell - vibraphone Joakim Milder - saxophones Jeff Cascaro - vocals Jon Sass - tuba, Lars Danielsson - bass Lelo Nika - accordion Peter Erskine - drums 1980 ACT 9719-2 BLAUKLANG ACT 9465-2 MY RUSSIAN SOUL ACT 9721-2

XX www.jazzecho.de www.actmusic.com Vertrieb: edel kultur (DE), edel Musica (AT), Musikvertrieb (CH) e-mail: [email protected] Editorial

Erst schrumpft das JazzEcho, dann lässt es auf sich warten? Keine Angst, wir sind Profis und wissen, was wir tun!

Text: Astrid Kieselbach | Foto: Ben Wolf

Endlich da – das neue JazzEcho. Oft zitiert: Redaktion und für die zigtausenden Leser, Musikmann des Jahres Herbie Hancock das berühmte Sommerloch – meistens jeder mit eigenem Geschmack und Urteil. (Grammy bestes Album) feiert sich dieses nur Legende, doch das JazzEcho hatte Die Grenzen des Jazz werden dabei regel- Jahr – zu Recht! – mit der ersten labelüber- eins. Nicht aus Mangel an Themen, aber mäßig gesprengt, denn so versteht sich greifenden maßgeblichen Zusammen- den vorgestellten Projekten können wir das JazzEcho seit jeher. Eine Titelgeschich- stellung seines Werks. Die Pianistin Julia nur gerecht werden, wenn die Aufnah- te über das kreative und umtriebige Berli- Hülsmann, die schon Roger Cicero und men abgeschlossen sind, die Musik ein- ner Kollektiv Jazzanova war so gesehen Rebekka Bakken ins rechte Rampenlicht mal, zweimal, oftmals gehört wurde. längst überfällig, wenn es auch hier eher gerückt hat, leuchtet mit ihrem ersten Wenn diskutiert wurde, beurteilt, wieder am Rande um Jazz geht. Allein – es geht Album auf dem Prestigelabel ECM. Auch Astrid Kieselbach diskutiert und revidiert. Einfach ist das um großartige, mitreißende Musik, die Till Brönners viele Fans dürfen sich freuen: Chefredakteurin nicht. Die Auseinandersetzung mit Musik, starken Einflüsse aus Jazz und Black Music, Der war drei Wochen in Rio, um in ganz die ganz persönliche Wahrnehmung und die dem Kollektiv seit Jahren eigen sind, besonderen Begegnungen mit ganz be- Reaktion und die der anderen. Und genau auf das Wunderbarste ins Jahr 2008 über- sonderen Musikern eines der schönsten das ist der Kern des JazzEcho: die erlaubte, tragen: Das macht ihm so schnell keiner Alben des Jahres aufzunehmen. erstrittene, gewünschte Vielfalt. In der Re- nach. Auch der traditionellere Jazzfan fin- Gründe genug, um zu warten, auf das gel ist für jeden etwas dabei, hier in der det in diesem Heft wieder seine Perlen. neue JazzEcho.­ Inhalt dieser Ausgabe

Mix Prof. Jazz beantwortet Ihre Fragen / Sergio Mendes über seine erste Jazzplatte / Zitat des Monats Seite 4

Zeitlos glücklich Jazzanova – vom Kollektiv zur Combo Seite 6

I Go To Rio! Till Brönner im Exklusivinterview über sein neues Album Seite 8

Song, Soul, Stringenz Tok Tok Tok sind ein quintettförmiges Duo Seite 11

Wortlos lyrisch Das Julia Hülsmann Trio bei ECM Seite 12

Mit San Nicola in Bari Nicola Conte über seine Wurzeln / 5 Fragen an Melody Gardot Seite 14

High Noon bei Hadens Charlie Haden und seine beeindruckende Familie Seite 16

Tanzen im Grenzbereich Neue Alben von Vassilis Tsabropoulos und Savina Yannatou Seite 18

Prüfsteine des zeitgenössischen Jazz ECM zum 40. Geburtstag Seite 19

Rede & Antwort stehen diesmal Patti Labelle, Nona Hendryx und Sarah Dash Seite 20

Verve Remixed / Wiedergutmachung an Albert Mangelsdorff Seite 22

Bobo Stenson, ReComposed und Beth Rowley Seite 24

Herbie Hancock, David Sanborn und Crawford & Sample Seite 26

Shortcuts und Termine Klein, fein und informativ ab Seite 28

www.jazzecho.de 3 Fragen Sie Prof. Jazz

Was bedeuten folgende Titel: „Pitter Panther Patter“, aufgenommen 1940 von Duke Ellington im Duett mit dem Bassisten Jimmy Blanton, und „Paswonky“, 1936 eingespielt von Fats Waller And His Rhythm?, fragt Helmut Heinz per E-Mail. Der diensthabende Chefjazzer Ihnen kann geholfen werden. Aber: Einmal der heutigen, aber einer, in der man ge- must be illegal“. Sein „Paswonky“, eigent­ Professor Jazz ist es ganz einfach, beim anderen eher wisse Dinge noch nicht so beim Namen lich ein Instrumental, aber immer wieder beantwortet in jedem gynäkologisch. „Pitter Panther Patter“ ist nennen konnte – auch wenn man wollte. mit kleinen Zwischenrufen wie „Some- JazzEcho die nicht nur zungenbrecherische Allitera- Drogen und Sex waren, zumindest text- one seems to be enjoying his paswonky“ interessantesten tion, sondern auch ein finger­ lich, tabu. Also musste man immer gewürzt, ist eine Ode an das, was andere Leserfragen. fertiges Piano-Bass-Duett. Mit So sang neue Slangumschreibungen und Songschreiber der damaligen Zeit auch Haben Sie auch eine? „Pitter Patter“ bezeichnet der die ganze Nation Insiderscherze kreieren, um mit „barbecue“ oder „the boy in the Dann schicken Sie Amerikaner das, was wir die Hipster (und sich selbst) boat“ umschrieben haben: die Vagina. Cab Calloways diese bitte an ebenfalls recht lautmalerisch bei Laune zu halten. „His Deshalb singt Fats am Ende des Songs Drogenhymne in [email protected]. „Getrippel“ nennen, beispiels- Royal Highness“ Cab Callo- auch so inbrünstig: „Paswonky, Paswon- weise von Kindern oder Kat- der „Muppet way gelang es so immerhin, ky, I love it, I love it“. Andere Zeiten, zen. Weil Blanton geschmeidig Show“. dass die ganze Nation (später gleiche Sitten – aber andere Ausdrücke. wie eine Raubkatze über seine sogar bei der „Muppet Show“ im Basssaiten trippelt, widmete ihm der TV) seine Drogenhymne „Hi-De-Ho“ Duke diesen Titel. „Paswonky“ kommt, mitsang. Auch Fats Waller widmet sich wie Sie ja wissen, aus den 30er Jahren, in „Hold Tight“ seinem Lieblingsrausch, einer nicht weniger unschuldigenJazzEcho Anzeige: Zeit als 210getreu mm x seinem125 mm Motto+ 5 mm „This // CM YisK so nice, it

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Artists’ Project Earth 4 www.jazzecho.de The Great American Songbook Album ab 31. Oktober im Handel

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Sergio Mendes erinnert sich an die Zeit, als er noch keinen Jazz kannte.

Meine erste Jazzplatte Zitat des Monats: „Droh Foto: Steven Haberland mir nicht Meine erste Jazzplatte war „Time Out“ mitbrachte. Wir gründeten einen kleinen hat sich je getraut, den Stil dieser Songs mit Liebe, vom Dave Brubeck Quartet. Als ich sie Club aus Aficionados in Niterói. Mein zu covern – auch wenn ja „Take 5“ ein entdeckte, lebte ich noch in Niterói, an Initiationsritual in den Jazz bestand also dicker Hit wurde, weltweit. Ein kommer- Baby. der Bucht von Rio de Janeiro, gegenüber aus Brubecks „Take 5“ und „Blue Rondo zieller Erfolg: sehr ungewöhnlich für ein Lass uns von Rio. Ich war noch ein Teen­ager. Ein A La Turk“. Beides absolut starke Songs, Jazz-Instrumental. Obwohl „Take 5“ alles Freund spielte mir diese beiden Songs grandios interpretiert. Ich liebte Bru- andere als schlicht oder einfach zu spie- einfach vor: „Take 5“ und „Blue Rondo A La becks Pianospiel und Paul Desmonds len ist, bleibt einem der Titel im Ohr nur so im Turk“ von Dave Brubeck. Und als ich die akkurates Altsaxophon, Joe Morellos hängen, das Stück ist einfach „catchy“, hörte, ging mir die Kinnlade herunter. Schlag­zeugsound – irre. Der 5/4-Takt infektiös. Es trifft direkt in die Herzen der Regen Diese Musik klang komplett anders als von „Take 5“, das Harmonieschema und Leute. spazieren alles, was ich bisher gehört hatte, weil vor allem die Improvisation, die Freiheit, ich bis dahin noch überhaupt keinen mit der diese Typen improvisierten, das gehen.“ Jazz gekannt hatte. Ich kam ja von der alles eröffnete mir eine neue Welt. Ich Billie Holiday Klassik. Mein Vater hörte zuhause tradi- hatte zu der Zeit ein kleines Trio, und tionelle brasilianische Musik und Tangos, wir hörten uns die Changes heraus, die Carlos Gardel zum Beispiel. In dieser Arrangements und spielten das nach. Zeit, zu Anfang der 60er Jahre, kam man Von da aus entdeckte ich andere Jazz- in Brasilien so gut wie nicht an impor- pianisten: Bud Powell etwa, der ja histo- tierte Schallplatten heran, sie waren un- risch vor Brubecks „Time Out“ liegt. erschwinglich. Die einzige Möglichkeit Danach hörte ich auch viel von Horace war, sich mit jemandem anzufreunden, Silver. Aber Brubeck: Ich habe die Platte der bei einer brasilianischen Luftlinie neulich mal wieder gehört und sie ist im- arbeitete, die in die USA flog. Mein Kum- mer noch wundervoll, zeitlos. Diese pel hatte so einen Freund, der bei Pan beiden Songs sind – jeder für sich – ein- Am als Steward arbeitete und Platten zigartig. Sie klingen so frisch. Niemand

www.jazzecho.de 5 Jazzanova

Zeitlos glücklich

Jazzanova ist fantastisch. Das neue Album noch besser. Dabei hat sich das DJ- und Produzenten-Kollektiv aus nicht selbst übertroffen, sondern weiterentwickelt. „Of All The Things“ strotzt nur so vor Spaß, Songs, Sinn und Soul.

Text: Götz Bühler | Fotos: Ben Wolf

er Musik verplant, macht sie sehr eigenen, im besten Sinne zeitlosen nicht nur die Künstler ihres Labels, von kaputt. Wer ihr die nötige Frei- Sphäre – in der es auch mal sechs Jahre Micatone, über Clara Hill bis 2 Banks heit gibt, sie so ernst nimmt, dass er mit dauern kann, bis das zweite Studio- Of 4; es gelingen ihnen auch immer wie- ihr spielt, wer sie gleichzeitig genießt album fertiggestellt ist. „Wir arbeiten der hör- und tanzbare Neubearbei- Wund respektiert, sie hegt und pflegt, in schon sehr sorgfältig. Und das braucht tungen, etwa für Masters At Work feat. ihr immer Neues sucht und findet, sie einfach seine Zeit“, meint Claas Brieler. oder ihre neuseeländischen entwickelt und sich entwickeln lässt, ist Die Anderen nicken. „Trotzdem haben Kumpel von Fat Freddys Drop – dazu auf dem richtigen Weg. Jazzanova, das wir in den letzten Jahren ja noch mehr kommen „Side Projects“ einzelner Mit- sonare Kollektiv aus Berlin, gehört zu gemacht als die zwölf Songs für dieses glieder wie etwa Thief. 2006 stand dieser zweiten Spezies. Die sechs Musik- Album.“ Das wirkt wie ein Understate- schließlich ganz im Zeichen von „Belle freunde existieren jenseits von Erbsen- ment. Neben DJ-Sets zwischen Paris, et Fou“, einer Revue mit Tanz und Show zählerei und Trendforschung in ihrer Tokio und Chicago betreuen die Herren und Feinschmeckereien von Arthur

6 www.jazzecho.de Castro. „Bei der Musik dafür war uns vor allem eine sensationelle Platte, aus- einem DJ-Set oder einer Produktion.“ von vornherein ganz klar, dass wir sie gereift und ausgecheckt, mit Sounds Dabei betont Axel Reinemer: „Was unse- mit Live­instrumenten aufnehmen“, zum Niederknien und Songs zum Vor- re Musik angeht, sind wir nicht berech- meint Jürgen von Knoblauch. „Dann Glück-im-Dreieck-Springen. Der Detroi- nend oder kalkulierend. Statt zu sagen haben wir die Musiker ausgesucht, ter Soulenkel ist dabei, außerdem ‚Da geht der Trend hin‘, sagen wir eher ihnen unsere Ideen erklärt und zusam- Joe Dukie von Fat Freddys Drop oder ‚Darauf haben wir jetzt Lust‘. Und men die jeweiligen Parts so aufgenom- Rapper Phonte von Little Brother. Die manchmal sind die Leute dann verwirrt, men und umgesetzt, wie wir uns das britische Emotionskanone Ben West- wenn man keine weniger emotionale Er- vorgestellt hatten.“ Früher, bei internati- beech singt „I Can See“ und José James klärung dafür hat.“ Auch das ist richtig: Jazzanova onalen Lieblingsliedern wie „Fedime’s aus New York, ein traumhafter Bariton Musik muss man nicht erklären, sondern Of All The Things Flight“ oder „Caravelle“, waren sie stolz, zwischen Hard Bop und Hip-Hop, croont hören, fühlen und erleben. Zeitlos und Verve „Tausende von Samples“ in einem Stück die Ballade „Little Bird“. Und wenn der immer wieder. CD 178 3731 verarbeitet zu haben; jetzt, wo sie gera- Soulstar Paul Randolph aus Detroit in Digipak Edition 178 5154 de die „Guaranteed Niceness“ ihres der ersten Single „Let Me Show Ya“ LP 178 4924 „Sonar Kollektiv Orchesters“ aufgenom- empfiehlt, lieber auf die wahre Liebe zu Ltd. Digipak Ed. + T-Shirt men hatten, fanden die Samplefüchse warten als sich ins nächstbeste Abenteu- 178 5180 Gefallen an akustischen Bässen und Gi- er zu stürzen, ist das gleichzeitig guter tarren, an perfekt gestimmten Drumsets Rat, Ohrwurm und Hymne. Dabei funk- und glockenklaren Vintage-Keyboards, tioniert dieser Belastungstest für die an Streicherarrangements, Background- Repeat-Taste genauso im Club wie im chören und Bläsersätzen. Und vor allem Wohnzimmer. Das ist wichtig: Das Jazza- an Songs. Tatsächlich ist „Of All The nova-Sextett freut sich über die ausge- Things“ vor allem eine sagenhafte Lie- fuchste Coverversion von Morrisseys dersammlung, ein großes Ganzes, trotz „Dial A Cliché“ oder den Coup, dass Sie oder gerade wegen dieser Jazzanova- den Soul-Funk-Classic „Rockin‘ You Eter- typischen Liebe zum Detail. „Die rich- nally“ in Zusammenarbeit mit dessen tige Vorauswahl ist für uns sehr wichtig“, Urheber aktualisiert haben, dem einsti- meint Alexander Barck. „Wenn der Song gen Marvin Gaye-Busenfreund Leon Wa- steht, das Instrumental erst einmal fertig re. Aber bei allem Expertentum wollen ist, muss ein Musiker gefunden werden, sie am liebsten etwas weiter hinaus – der auf unsere Vision für dieses Stück und gerne auch ein größeres Publikum trifft.“ Was diesen Findungsprozess an- begeistern. Warum auch nicht? Alle geht, machen es sich die sechs alles an- sechs strahlen diese ansteckende Begeis- dere als leicht. Ihr enormes Musikwissen, terung echter Fans aus, die sie etwa in jahrelanger Hörarbeit zwischen Floh- ihre erste Single nicht nur als ­Vinyl-7“, marktfunden, Kollegentipps und Samm- sondern auch noch auf dem Label lerschätzen angesammelt, im Studio, bei „Pride“ veröffentlichen lässt, einem kurz- den DJ-Sets und im Rahmen der eigenen lebigen MGM-Unterlabel für Sammler- Radioshow erweitert, eröffnet ständig perlen von The Sylvers oder Billy Butler. neue Möglichkeiten. Die vielen Kon- Aber am Ende sollte „Of All The Things“ takte, die sie aufgrund von Ruf und Be- hauptsächlich ein Album werden, das rufung gesammelt haben, führen zur nicht nur DJs und Club-Spezialisten in- Qual der Wahl. „Wir sind schon sehr teressiert. Im Gegenteil. „Ich habe noch speziell, manchmal“, gibt Roskow nie verstanden, warum unsere Musik Kretschmann zu. „Aber wir können nur etwas für Insider sein soll“, meint uns trotz unterschiedlichen Musikge- Stefan Leisering. „Um ein Lied zu mö- schmacks und verschiedener Ansätze gen, muss man doch nicht wissen, wer immer wieder auf eins einigen: Gute es gemacht hat, sondern nur zuhören. Musik, schöne Songs, tolle Stimmen.“ Wenn wir es schaffen, jemanden zu Die Reihenfolge ist dabei unwichtig, ent- überzeugen, etwa jemanden, der eigent­ scheidend ist, dass alle drei „Faktoren“ lich meinte, zum Beispiel keine brasilia- zusammenkommen. nische Musik zu mögen, bei „Gafiera“ Auf dem neuen Album „Of All The sagen zu hören: „Toller Song. Spiel den Things“ etwa, dem lang erwarteten zwei­ noch mal!“, ist das jede Mühe wert. Das ten von Jazzanova. Vordergründig ist es sind die wirklich schönen Momente bei

www.jazzecho.de 7 I Go To Rio!

Im exklusiven JazzEcho-Interview bekennt sich Till Brönner zu einer langjährigen musikalischen Liebesaffäre: der Musik Brasiliens. Für sein neues Album hat er eine weite Reise hin zu ihr unternommen.

Fotos: Dieter Eikelpoth, Robert Eikelpoth

JazzEcho: Im Zusammenhang mit Ihrem neuen Album Klein in Los Angeles getroffen. Larry ist mit einer Brasilianerin sprechen Sie von einer „Affäre“, was meinen Sie da- verheiratet. Nicht nur das ist der Grund dafür, dass auch er eine mit? ganz große Affinität zur brasilianischen Musik besitzt. Till Brönner: Die Bossa Nova war schon immer eine meiner JazzEcho: Wie haben Sie beide die Songs für das Album zwei oder drei großen musikalischen Lieben, neben dem Jazz. ausgewählt? So ganz geheim war das ja nie, ich habe das auf meinen Al- Brönner: Wir hatten natürlich ganz klare Vorstellungen, als ben und auch live schon hier und da durchblicken lassen. Mit wir das Programm gewählt haben. Uns war wichtig, nicht den „Rio“ wollte ich mich dem Thema jetzt mal voll und ganz wid- großen Klischeeapparat in Gang zu setzen und uns als Erstes Till Brönner men. Da kam mir die Tatsache nur recht, dass dieses Jahr die dem „Girl From Ipanema“ zu widmen. Es geht dabei eher dar- Rio Bossa Nova 50 Jahre alt wird. Jazz und Bossa Nova sind einan- um, Bossa Nova, Rio, Samba und alles Verwandte aus einer Verve der ja alles andere als fremd, beide sind schon in den späten persönlichen Sicht zu beleuchten. Ich glaube, dass allzu große CD 178 0680 50ern eine große Symbiose eingegangen. Jazzmusiker fühlen Hits vom künstlerischen Konzept abgelenkt hätten. Natürlich Deluxe Edition + eine starke Affinität zu dieser Musik. Dieses relaxte Lebens- sind trotzdem Songs dabei, die man kennt und gerne wieder- DVD 178 0681 gefühl, gepaart mit den wunderbar gradlinigen und direkt ins hört. Doppel-LP 178 0684 Herz gehenden Elementen, und das Vergnügen, darüber zu JazzEcho: Auf zwei Stücken singen Sie sogar. Woher improvisieren, sind dieser Musik sehr eigen. können Sie Portugiesisch? JazzEcho: Sie haben das Album vor Ort in Rio de Janeiro Brönner: (lacht) Ich kann überhaupt kein Portugiesisch! Ich aufgenommen. Haben Sie sich von der Stadt inspirie- habe nur über die Jahre immer wieder diese Platten ange- ren lassen? hört. Niemand wird bestreiten, dass gesungenes Portugiesisch Brönner: Auf jeden Fall! Zum Glück hatten wir Gelegenheit, – und vor allen Dingen das aus Brasilien – eine unglaublich uns vor Ort auch ein bisschen mit dem Alltag dort auseinan- schöne Sprache ist. Eine sehr musikalische Sprache. Sogar derzusetzen. Der ist, wie man weiß, ja nicht nur von Copaca- eine sehr erotische Sprache, wie viele meinen. Ich hatte Über- bana und Lebenslust geprägt. Aber der Anteil, den dort Sonne, setzungen der Texte und vor allen Dingen Luciana Souza, Meer, Musik und vor allen Dingen Landschaft – Freud und Leid die auch auf dem Album singt, die mich ganz wunderbar in gleichen Teilen – ausmachen, der schlägt sich überall nie- gecoacht hat. Sie war zum Glück sehr kritisch: „Hier klingst du der und logischerweise auch in der Musik. Ich bin ein großer wie ein Europäer, da klingst du eher wie ein Amerikaner, und Verfechter von Aufnahmeorten, die ein bestimmtes Flair hier klingst du – das war dann schon ziemlich gut – wie ein mitbringen. Der Geist an einem Ort, der Geist einer Stadt, das Portugiese.“ Also wurde mir immerhin bescheinigt, dass ich Lebensgefühl, schlägt sich immer auch in der Musik nieder, die wie ein glaubwürdiger Portugiese klinge. man dort aufnimmt. JazzEcho: Sie konnten eine erstaunliche Gruppe JazzEcho: Sie arbeiten auf „Rio“ zum zweiten Mal mit bekannter Gastsänger aus allen Teilen der Welt zur dem amerikanischen Produzenten Larry Klein zusam- Mitarbeit am Album bewegen. Von Brasilianern wie men. Milton Nascimento bis hin zur Schottin Annie Lennox. Brönner: Larry ist das Beste, was mir seit Jahren passiert ist. Wie kam es zum Beispiel zur Zusammenarbeit mit Ich bin sehr selbstkritisch und habe durchaus einen Hang zum Sergio Mendes? Perfektionismus. Deshalb bin ich, was meine Partner im Stu- Brönner: Ich war natürlich schon immer ein ganz großer Sergio- dio angeht, sehr, sehr kritisch. Seit Jahren hatte ich eigentlich Fan und habe eine Unmenge Platten von ihm zuhause. Mir war keinen wirklichen Kandidaten im Visier, der Larrys Stelle hätte immer sympathisch, dass jemand wie er, der aus Brasilien ausfüllen können. Das war wohl der Hauptgrund dafür, dass kommt und ein großer, anerkannter Bossa-Nova-Künstler ist, ich meine Alben hauptsächlich selbst produziert habe. Irgend­ sich der populären Musik trotzdem nicht abgeneigt zeigt. 2002 wann wollte ich mich aber dieser ständigen Beobachtung habe ich ihn zufällig in Japan live gesehen. Was dieser Mann durch mich selbst nicht länger aussetzen, sondern einen Teil auf der Bühne rüberbringt, ist schier unglaublich. Vor zwei der Verantwortung auch mal auf die Schultern eines Produ- Jahren kam dann seine Comeback-Platte, die will.i.am von den zenten legen. Den habe ich dann vor einigen Jahren in Larry Black Eyed Peas produziert hatte und weltweit durch die Decke

8 www.jazzecho.de Till Brönner

www.jazzecho.de 9 ging. Für das Nachfolgealbum „Encanto“ hat er mich angeru- Diskografie Till Brönner fen, was mich irrsinnig gefreut hat. Ich war ja als Europäer auf Mischt die internationale Jazz-Szene auf dem Album in guter Gesellschaft, mit Jovanotti aus Italien und und hat in New York seinen Stil gefunden. Zap Mama aus Belgien. Eine ebenso große Ehre ist jetzt für Amadeo mich, dass er im Gegenzug auf meinem Album dabei ist. 1998: Love / Verve CD 559 0582 Übrigens als Sänger, was er hervorragend macht! ------JazzEcho: „Só danço samba“ ist einer der beiden Till Brönner ist inzwischen längst eine Klasse für Songs, die Sie selbst singen – haben Sie sich das sich, unbefangen in der Suche nach Neuem. schönste Stück ausgesucht? Kulturspiegel Till Brönner Brönner: (lacht) Ich habe mir damit vor allen Dingen das 2000: Chattin‘ With Chet / Verve CD 157 5342 leichteste ausgesucht, da es nicht so viel Text hat. Ein Klassi------1971 ker von Antônio Carlos Jobim, eines der bekanntesten Stücke Seine Stücke gehen genauso gut ins Ohr wie die Am 6. Mai in Viersen auf dem Album, und auch eines der fröhlicheren, im Gegen- Jahrzehnte alten Klassiker. Stereoplay geboren, wächst satz zu anderen melancholischen, grüblerischen Titeln. Der 2001: Original Soundtrack „Jazz Seen“ / Brönner in Rom auf. Text handelt von einem, der unsterblich in die Samba ver- Verve CD 556 9372 ------liebt ist und es immer bleiben wird. Er hat alles ausprobiert: [Brönner] will der Musik ihre Seele zurückgeben, 1991 den Twist, den Jive, den Cha-Cha-Cha – das war alles ganz den Jazz zum Soundtrack des neuen Jahrtau- Nach klassischer nett, aber zum Schluss kommt er dann doch immer wieder sends machen. Vogue Trompetenausbildung zur Samba zurück. 2002: Blue-Eyed Soul / Verve CD 016 8792 und Jazzstudium in Köln JazzEcho: Ein weiterer Titel von Jobim ist die Ballade ------wird er jüngstes Mitglied „Once I Loved“. Wie kam die Amerikanerin Aimee [Brönner] mischt gekonnt den Sound seines der RIAS Big Band. Mann zu diesem Stück? Trompetenspiels mit seiner überraschenden Brönner: Aimee ist eine ausgesprochene Bossa-Nova- Stimme. Wirtschaftswoche Kennerin. Es gibt eine Produktion, die sie geradezu verehrt: 1994 2004: That Summer / Boutique CD 981 8670 Für sein selbstprodu- die berühmte Zusammenarbeit von Jobim mit Francis Albert, ------ziertes CD-Debüt genannt Frank, Sinatra. So heißt diese Platte: „Francis Albert Bringt sensibel die Bilder mit Sounds, Rhythmen „Generations Of Jazz“ Sinatra & Antônio Carlos Jobim“! Darauf singt Sinatra „Once und Stimmungen in Einklang. Hifi & Records gewinnt er Ray Brown I Loved“, und als wir Aimee gefragt haben, ob sie Lust hätte, 2004: Original Soundtrack „Höllentour“ / und Jeff Hamilton. bei unserem Bossa-Nova-Album mitzumachen, da hat sie Verve CD 982 1204 völlig überraschend gesagt: „Oh Mann, so etwas wollte ich ------1998 immer schon mal machen! Ich liebe diese Platte!“ Die wurde Das Ergreifendste, Eingängigste und „Love“ (sein Einstand bei übrigens, ganz interessant, von einem Deutschen arrangiert, Melodischste was die Unterhaltungsmusik seit Verve) erhält den Jazz- Claus Ogerman, der schon in den späten 50er Jahren nach langem zu Stande gebracht hat. Focus Award der Deutschen Amerika gegangen ist und heute noch mit Größen wie Diana 2006: Oceana / Verve CD 170 8231 Phono-Akademie. Krall arbeitet. ------Hat die schöne Tradition der Weihnachtsplatte JazzEcho: Ein Ohrwurm ist das Instrumental „A rã“, wiederbelebt. Feiner Festtagsjazz mit Gästen. 2004 was ist die Geschichte hinter diesem Stück? Bunte „That Summer“ steigt als Brönner: „A rã“ heißt übersetzt „Der Frosch“. Ein Kulthit, be- 2007: The Christmas Album / Verve CD 173 6652 erstes Jazzalbum seit sonders bei DJs und Brasil-Freaks. Der legendäre João Donato, über 20 Jahren in die Top der ihn geschrieben hat, hat sein gesamtes Musikzimmer mit 20 der Popcharts ein. kleinen grünen, roten und blauen Fröschen zugepflastert, die ihm aus der ganzen Welt zugeschickt werden. Ich hatte die Produziert von Till Brönner Ehre, João in Rio persönlich zu treffen und mit ihm eine kleine 2006 Von Brönner einfühlsam begleitet, zelebriert Carla Bruni ist Gaststar Jam-Session zu improvisieren, die man in der Deluxe-Edition [Murphy] die Kunst der Ballade. FonoForum auf „Oceana“, der ersten von „Rio“ ansehen kann. Tja, das mit den Fröschen ist wohl 2005: Mark Murphy: Once To Every Heart / Produktion mit Larry Klein. der kleine Nachteil, wenn man einmal einen Hit geschrieben Verve CD 987 2410 hat und nun auf der ganzen Welt immer nur deswegen ge------2008 liebt wird. Direkt und aufwühlend. Hut ab vor dem Sänger Zweiter Echo in Folge www.tillbroenner.com und seinem Produzenten. Rondo als bester Jazzkünstler. 2007: Mark Murphy: Love Is What Stays / Die Vorjahresproduktion Verve CD 171 4489 „The Jazz Album“ mit ------Detlef Diederichsen und Sergio Mendes------im Club Tausend -- Thomas Quasthoff erhielt Quasthoff jazzt. Lässiger geht es kaum. Crescendo den Klassik-Echo 2007 2007: Thomas Quasthoff: The Jazz Album – und eine Grammy- Watch What Happens / Nominierung. Deutsche Grammophon CD 477 6644

10 www.jazzecho.de Song, Soul, Stringenz

Morten Klein, Tokunbo Akinro

Aus dem Duo Tok Tok Tok wurde ein Quintett, auch die Musik hat sich geändert, aber Hauptsache man bleibt sich treu, finden die beiden Frontleute.

Text: Bedo Voigt | Foto: Mathias Bothor

Vor allem die Männer im Publikum spekulieren – aus gutem Solopassagen legen.“ Und so wurde es gemacht. Mit noch Grund – darüber, ob die beiden eigentlich ein Paar sind, wie mehr Groove, mit ein paar kleinen Studio-Spielereien und vor Tracey Thorn und Ben Watt von Everything But The Girl. Oder allem mit komplett eigenen, minutiös ausgefeilten Songs prä- doch nicht? Denn – mal ehrlich – es muss da doch irgendwas sentieren die Halb-Nigerianerin und der Halb-Däne ihr achtes dahinterstecken. Tut es aber nicht, oder besser gesagt, es tut Studioalbum, das vorwiegend aus Liebesliedern besteht. Es nichts zur Sache. „Ehrlich gesagt, haben wir selbst manchmal gäbe „auch mal etwas Freches in den Texten“, verrät Akinro. das Gefühl, wenn wir, ohne zu sprechen, die gleichen Einge- „Eigentlich ist es ja immer noch ein Tabu, dass Frauen sich wie bungen haben. Oft reicht ein Einatmen oder ein kurzer Blick, Männer verhalten, auf dem ‚Markt der Liebe‘. Immer noch ist und der andere weiß Bescheid“, sagt die Sängerin und Song- verbreitet, dass sich Männer frei austoben und Frauen nicht. Tok Tok Tok schreiberin Tokunbo Akinro. „Wir kennen einander einfach Da habe ich dann ein paar provozierende Songs dabei, in She And He schon so lange und haben so viel miteinander erlebt, daraus ist denen es genauso für Frauen ist. Warum soll es nicht so sein?“ Boutique ein sehr schönes Vertrauensverhältnis entstanden“, pflichtet Sa- Auch sei es voll in Ordnung, „dass Erwachsene sich wieder wie CD 178 0689 xophonist und Musical Director Morten Klein bei. „Wenn uns Teenies verhalten und auch so fühlen können, wenn sie wieder dann jemand für ein Paar hält, warum sollte uns das stören?“ in eine neue Liebe stürzen. Dass man verschiedene Beziehun- Seit 10 Jahren sind die beiden als Tok Tok Tok unterwegs, gen durchlaufen hat, bedeutet ja nicht, dass man nicht mehr Vagabunden auf den Straßen der akustischen Soulmusik. Sie fähig zu großen Gefühlen ist“, sagt die junge Frau, die ihre haben gemeinsam Jazz an der Hochschule studiert, waren ei- Kindheit in Nigeria verbrachte, als 10-Jährige nach Deutsch- gentlich mal ein Trio, beide hatten noch andere Projekte. Ihre land zog. Um dort zu bleiben, erst in Hannover, dann in Frei- erste selbst produzierte Platte stellten sie in einen Laden, und burg, aber nicht die ganze Zeit. Denn schon immer waren erst als die sich supergut verkaufte, überlegten die Freiburger Tok Tok Tok eine kolossale Tourband, regelmäßig treten sie in ernsthaft, was sie eigentlich damit wollten. Als Norah Jones Barcelona und Paris auf, haben etliche Fans in Frankreich und mit ihrem Debütalbum durchstartete, bekam der melodische, Spanien, werden auch dort ständig im Radio gespielt. Neben jazzaffine Soul von Tok Tok Tok einigen Auftrieb. „Wir haben zwei Deutschen Jazz Awards gewannen sie einen Preis der uns von dieser Welle aber nicht beirren lassen“, sagt Klein. „Wir SACEM, dem französischen Gema-Äquivalent. „Wir haben haben schon immer einfach die Musik gemacht, die uns gefiel Glück gehabt, dass wir sowohl musikalisch als auch mensch- und die gerade auch zu unserer Lebensphase und Umgebung lich so gut zueinander passen“, sagt Akinro. „Wir haben von passte.“ Einen neuen Plattenvertrag nahm das zum Quintett Anfang an immer nur die Dinge umgesetzt, die beide wollten. gewachsene Ensemble dieses Jahr zum Anlass, einige lang ge- In solch einem Vertrauensverhältnis zu arbeiten, ist ein seltenes plante stilistische Richtungswechsel vorzunehmen. „Schon auf Geschenk.“ Aber natürlich ist der von Trends unabhängige unserer letzten Europa-Tournee, wo wir mit dem Material des Erfolg von Tok Tok Tok auch auf die Zeitlosigkeit ihrer Songs letzten Albums aufgetreten sind, hatte ich immer mal wieder und Pro duktionen zurückzuführen. das Gefühl: Einiges würde ich eigentlich ab jetzt anders machen“, sagt Klein. „Ich wollte die neuen Stücke konkreter, gebündelter haben, etwas entjazzen, weniger Gewicht auf

www.jazzecho.de 11 Wortlos lyrisch

Das ECM-Debüt des Julia Hülsmann Trios ist die instrumentale Konsequenz der Gedichtvertonungen, die das Trio mit Rebekka Bakken und Roger Cicero erfolgreich gemacht hat.

„Man kann nicht irgendetwas machen, nicht nur Geste – es muss schon stimmen.“ Julia Hülsmann

Julia Hülsmann

Text: Götz Bühler | Foto: Johanna Diehl / ECM

er etwas Wichtiges zu sagen hat, braucht keine langen Der Prolog zu dieser Produktion war ein spontanes Kom- WSätze. Oder gar keine. Ein Musiker zum Beispiel, der un- pliment am Frühstücksbuffet. „Auf einmal stand da Manfred aussprechliche Empfindungen ausdrückt, ohne sie anzuspre- Eicher vor mir“, erinnert sich Julia Hülsmann, „und ich habe chen. Er muss kein Instrumentalist sein, aber es hilft. Denn eine ihm ganz spontan gesagt, wie sehr ich seine Arbeit bewunde- der schönsten Eigenarten der Musik ist, dass man sie umso re. Weiter habe ich in dem Moment gar nicht gedacht. Dann weniger begreift, je mehr man sie versteht. Und dass Musik – meinte er: ‚Irgendwie kenn’ ich Ihr Gesicht.‘ So sind wir ins gute, also wahrhaftige Musik – etwas so Individuelles ist, dass Gespräch gekommen.“ Über zwei Jahre liegt diese Begegnung sie jedem Menschen etwas anderes bedeutet. Man muss nur zwischen dem ECM-Macher und der Pianistin im Rahmen der zuhören, sich hingeben, voll und ganz. Natürlich tut man das ersten jazzahead! in Bremen inzwischen zurück. Aus dem an- viel zu selten. Man hört Musik im Vorbeigehen oder beim Auf- fänglichen Interesse an Julia Hülsmanns „Streicherstück“, einer räumen. Und zum Abgewöhnen in Fahrstühlen und Telefon- Komposition für Streichorchester und Klavier, entwickelte sich warteschleifen. Überall sind Töne, ob wir sie wollen oder nicht. die Zusage zu einem Projekt mit dem klassischen Gitarristen Dass sie kaum etwas zu sagen haben, steht auf einem anderen Marc Sinan, für das die Berlinerin aus Bonn ebenfalls die Musik Blatt. Dagegen hilft eigentlich nur abschalten. Oder umschal- geschrieben hatte. „Aber Manfred Eicher hat mich auch immer ten. Und dass sich dieses Umschalten zu einem so klaren, wieder auf das Trio angesprochen“, sagt sie. „Auch Ende fühlbaren und ehrlichen Album wie „The End Of A Summer“, letzten Sommers, als wir gerade aus dem Urlaub zurückkamen, dem ECM-Debüt des Julia Hülsmann Trios, besonders lohnt, rief er an, um nach dem Trio zu fragen. Da wurde mir klar, dass leuchtet ein. Wozu sonst die vielen Worte. es Zeit ist, etwas zu tun.“

12 www.jazzecho.de Im März 2008 ging das Julia Hülsmann Trio zum ersten Mal von Julia Hülsmanns persönlichen, kompositorischen Stärken für ECM ins Studio. Nicht, wie ursprünglich geplant, in Berlin, in klaren, schönen Melodien liegt, merkt man allerdings auch sondern im Rainbow Studio in Oslo, dem Entstehungsort so so. Im Titelstück zum Beispiel, dessen ruhiger, stoischer Anfang vieler ECM-Produktionen von Jan Garbarek bis Keith Jarrett. nach über eineinhalb Minuten endlich in einer Melodie erlöst Natürlich mit Jan Erik Kongshaug als Toningenieur und Manfred wird, der man die Melancholie eines endenden Sommers an- Eicher als Produzent. Eine ganze Woche lang, um zuerst die merken will. Aber Julia Hülsmann geht nicht nur sehr sorgfältig Sextett-Produktion „Fasil“ mit Marc Sinan, die im März 2009 mit ihren eigenen Liedern und denen ihrer Trio-Mitspieler bei ECM erscheinen wird, und dann die zehn neuen Stücke des um, was sich in der einzigen Coverversion des Albums zeigt, Trios aufzunehmen. „Ich hatte riesengroßen Respekt vor dieser „Kiss From A Rose“ von Seal. „Ich bin jemand, der sehr gerne Julia Hülsmann Trio Situation“, meint Julia Hülsmann. „Vor allem, weil mich Manfred spartanisch spielt. Worum es mir geht, ist das Weglassen. Und The End Of A Eicher gewarnt hatte, dass wir viel Arbeit vor uns haben, weil gerade bei diesem Stück habe ich sehr viel weggelassen. Trotz- Summer eben nur drei Tage für die Trio-Produktion zur Verfügung dem glaube ich, dass ich mich normalerweise nicht getraut ECM standen: Zwei zum Aufnehmen, einer zum Mischen. Aber hätte, diese Reduktion so extrem zu betreiben wie bei dieser CD 177 3156 tatsächlich lief es extrem entspannt.“ Welche Kraft in dieser Produktion.“ Den nötigen Rückhalt, sogar Mut dazu, gab ihr Entspannt­heit liegt, hört man jetzt auf „The End Of A Summer“. ein Mann, der anfangs gar nicht wusste, was es mit dem Das Trio, seit 2002 in dieser Besetzung aktiv, hat seine Quali- „Kiss From A Rose“ auf sich hat. „Manfred Eicher ist ein toller täten weiterentwickelt und ausgebildet. Das Zusammenspiel Produzent. Er sitzt da und sagt genau die richtigen Sachen. von Julia Hülsmann mit ihrem Bassisten und Freund Marc Und er gibt einem den nötigen Freiraum. Aber er ist auch Muellbauer und dem Schlagzeuger Heinrich Köbberling wirkt gnadenlos, wenn es nicht echt ist. Man kann nicht irgendet- so intensiv wie vertraut, die „Lieder ohne Worte“ sind aufs was machen, nicht nur Geste – es muss schon stimmen.“ Sehr Essenzielle kondensiert. Manchmal entsteht dabei das Gefühl, vielsagend, auch ohne Worte. dass die Erfolgsalben der letzten Jahre, auf denen Sänger wie Rebekka Bakken oder Roger Cicero Texte von e.e. cummings Heinrich Köbberling Marc Muellbauer oder Emily Dickinson zu maßgeschneiderten Hülsmann- Komposi­tionen gesungen haben, dem Trio den Weg für diese instrumentale Lyrik bereitet haben. „In der Instrumentalmusik hat man eben doch noch ein paar andere Möglichkeiten“, meint Julia Hülsmann. „Obwohl es natürlich manchmal leich- ter ist mit einem Text, weil er eine klare Richtung für die Musik vorgibt. Bei Instrumentalmusik muss man eben selbst sehen, wo man die Stärke hernimmt.“ Welche Stärke sie genau meint, führt sie nicht aus. Stattdessen wechselt sie das Thema und erklärt, dass die Kompositionen durchaus nicht alle ganz neu sind, sondern einige sogar älter als das Trio selbst. Dass eine SBC Anz wyand jazzecho 15.09.2008 16:51 Uhr Seite 1

HIDDEN HILL Die neue CD des Tenorsaxophonisten, 24.10. Neuburg, Birdland 08.11. Aalen, Festival mit Daniel Karlsson (piano), 25.10. Elmau, Schloss 11.11. Bremen, Kulturzentrum Dieter Ilg (bass), 30.10. Berlin, A-Trane Schlachthof John Hollenbeck (drums), 31.10. Berlin, A-Trane 12.11. Hamburg, Birdland Frank Möbus (guitar) 04.11. Dortmund, Domicil 13.11. Darmstadt, Kassel, Schlachthof Centralstation „Versetzt in eine Stimmung, 05.11. Freiburg, Jazzhaus . Fulda, Café Ideal die einen nicht mehr loslässt. 06.11. 14.11 Magische Klangästhetik“ Jazzthing www.markwyand.com 88697287282 Mit San Nicola in Bari

Der Italiener Nicola Conte ist als Gitarrist, Songwriter, DJ, Remixer und Produzent ein traditionsbewusster Stilist des Jazz-Not-Jazz-Sets. Auf seinem neuen Album „Rituals“ unternimmt er eine modale Weltreise mit Gästen wie José James, Till Brönner und Greg Osby. Ausgangspunkt ist, wie immer, Contes Heimatstadt Bari.

Text: Götz Bühler | Foto: Ninni Pepe

Die Hauptstadt von Apulien thront auf einem felsigen Gebiet Contes Musik, ebenso wie „italienische Filmmusik der 60er“, an der Adria, direkt über dem Absatz des italienischen Stiefels. „“ oder „Bossa Nova“. „Tatsächlich habe ich neulich Enge Gassen, hohe Türme und zahlreiche Kastelle und Kirchen zum ersten Mal eine richtige Bossa Nova aufgenommen“, aus den letzten viertausend Jahren prägen das Bild der Univer- amüsiert sich Conte. „Und zwar ‚Groovy Samba‘ von Sergio sitäts- und Hafenstadt. Baris Schutzpatron ist San Nicola, der Mendes. Natürlich liebe ich brasilianische Musik, wie man heilige Nikolaus von Myra, Stiefelfüller vom 6. Dezember, und ja auch auf ‚Viagem‘ hören kann, einer Compilation meiner das seit einem Raubzug im Jahre 1087, als sich die Barenser die Bossa- und Samba-Schätze, die Anfang des Jahres erschienen Gebeine des kleinasiatischen Bischofs als Reliquie für ihre neue ist. Aber warum immer zuerst einmal Bossa Nova fällt, wenn Nicola Conte Kirche beschafften. „Der Heilige von Bari, ‚San Nicola‘, ist man meinen Namen erwähnt, ist mir ein Rätsel.“ Wenn man in Rituals schwarz. Er kommt aus der nordarabischen Kultur. Im Altertum seiner Musik die Traditionen des Jazz der 50er und 60er Jahre Emarcy haben die Menschen in Bari gegen die Araber und hört, ist ihm das schon lieber. Conte ist primär ein CD 176 5287 gegen das türkische Imperium gekämpft. Dann Plattensammler und Soundfan, der über Miles kamen die Normannen, die Franzosen und und Coltrane, Blakey und Silver zu seinem Friedrich II. Auch dadurch ist Bari im Lauf ganz eigenen Klangideal­ gefunden hat. der Jahrhunderte ein echter kulturel- „Warum „Ich habe vor etwa zehn Jahren dieses ler Schmelztiegel geworden“, erklärt alte Studio in Bari entdeckt“, erzählt Nicola Conte, der wie viele Söhne denkt jeder er. „Es sieht immer noch genau so der Stadt zu Ehren von San Nicola aus wie vor über dreißig Jahren, ge­tauft wurde. „Sicherlich hat Bari zuerst an Bossa als es eröffnet wurde, mit einem auch deshalb einen besonderen Nova, wenn man gro­ßen Aufnahmeraum und einem Vibe. Die Stadt ist eher entspannt. analogen Mischpult und echten, Aber den musikalischen Vibe habe meinen Namen analogen Bandmaschinen und al- ich vielleicht sogar erschaffen. Und ten Mikrofonen und Verstärkern. den wissen auch die Musiker zu schät- erwähnt?“ Das alles war sehr wichtig für den zen, die hierherkommen, um mit mir Sound, den ich erzielen wollte. Der Ton- aufzunehmen: Till Brönner, José James, Nicola Conte ingenieur ist mittlerweile ein guter Freund Kim Sanders, Greg Osby, Timo Lassy …“ Mit von mir. Ich habe ihm sicher hunderte von ihnen und etlichen anderen hat der traditionsbe- Alben vorgespielt und ich involviere ihn sehr in mei- wusste Musiker, der als DJ begann und sich nach und nach ne andauernde Suche nach einem Sound, der es mit dem der auch als Produzent, Remixer, Songwriter und in den letzten großen Jazzalben aufnehmen kann. Ich benutze das Studio wie Jahren sogar als Gitarrist einen Namen machte, sein neues ein Instrument.“ Dass Nicola Conte auch als Remixer für Koop, Album „Rituals“ aufgenommen. Es ist sein sechster Longplayer [Re:Jazz], das Trüby Trio oder, wie auf diesem Album bei und sein Debüt bei Emarcy. „In ‚Rituals‘ geht es um ein Zu- „Stolen Moments“, für Mark Murphy in Erscheinung tritt, ist sammenkommen der verschiedensten Kulturen“, sagt Conte. nur scheinbar ein Widerspruch. „Meine Remixe sind immer „Jedes Stück bezieht sich auf eine andere Kultur. ‚Macedonia‘, live eingespielt. Wie eigentlich alles, was ich aufnehme. Ich ein Stück von Dusko Goykovich, ist zum Beispiel ebenso mein benutze nur die originale Gesangsspur und arrangiere dann Versuch, die europäische Tradition der 60er zu würdigen, wie alle Musiker drum herum, am besten gemeinsam und live im es ein Tribut an die traditionelle Volksmusik des Balkans ist. In Studio.“ Dass er bei diesem Mark-Murphy-Remix die Trompete anderen Stücken schwingen Afrika oder Indien mit.“ des Produzenten Till Brönner „ersetzt“ hat, hängt letztlich nur Der Begriff „modal“ fällt oft und gerne im Bezug auf Nicola mit dem großen Respekt zusammen, den er vor Till hat. „Till ist

14 www.jazzecho.de 5 Fragen an Miss Gardot

Was wären Sie geworden, wenn nicht Musikerin? Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Wenn ich etwas anderes hätte werden sollen, dann wäre ich es – obwohl, wenn das möglich wäre, hätte ich in einem anderen Leben auch Malerin oder Lehrerin sein können.

Das Leben könnte so schön sein, wenn … … Lächeln Pflicht wäre.

Es gibt nichts Schlimmeres als … … sein Leben bewusst zu Nicola Conte vergeuden.

Der perfekte Song … für mich einer der besten Jazzmusiker unserer Zeit. Wie könnte „Ich bin sehr stolz auf meine Herkunft. Ich liebe Bari. Ich liebe … ist von einer Brise ich ihm einfach einen neuen Rhythmus unter sein Solo packen? Italien. Aber gleichzeitig sehe ich mich als Weltbürger. Und da- herübergewehtes Er hat das Stück ‚Sea And Sand‘ auf meinem letzten Album ge- rum geht es in diesem Album. Ich kann nicht glauben, dass wir Vogelgezwitscher am frühen Morgen. sungen, und auf der Trompete ist er ohnehin unvergleichlich. im Jahre 2008 leben und immer noch im Namen von Immer wenn ich ihn hier auf ‚Rituals‘ oder ‚Caravan‘, gesungen Religion getötet und im Namen von Demokratie ausgebeutet übrigens von einem anderen großen deutschen Jazzmusiker, wird, dass Ölfirmen Einfluss auf Politiker ausüben und manche Nicht ohne mein … Philipp Weiss, höre, geht mir das Herz auf.“ Menschen mehr mit Computern als mit anderen Lebewesen … Herz. Wie früher, oder zumindest so, wie man sich früher heute interagieren. Musik sollte auf eine poetische Art und Weise eine vorstellt, gehört es für Nicola Conte dazu, dass man nach ge- Unzufriedenheit mit diesen Zuständen zum Ausdruck bringen. taner Arbeit gemeinsam essen geht. „Mein Lieblingsrestaurant Man kann nicht Jazz lieben, meiner Meinung nach die offenste heißt ‚Lo Sprofondo‘ und ist im Keller eines sehr alten Gebäu- und internationalste Musik überhaupt, und auf der anderen des an der Grenze zwischen der Altstadt und der Neustadt. Seite nicht von diesen Dingen betroffen sein. Das ist für mich Wobei die Neustadt aus der Zeit der französischen Besatzung ein großer Widerspruch.“ stammt, also dem 18. Jahrhundert …“ Mitten im Satz hält er an und führt einen Zeigefinger zum Mund. „Wissen Sie, ich möchte nicht, dass ich falsch verstanden werde“, sagt er dann.

www.jazzecho.de 15 High Noon bei Hadens

Charlie Haden, einer der einflussreichsten modernen Jazzmusiker, hat ein Countryalbum aufgenommen. Seine ganze Familie hat mitgeholfen, Gäste wie Elvis Costello, Vince Gill, Bruce Hornsby und Rosanne Cash.

Text: Götz Bühler | Foto: Jim McGuire

Country und Jazz sind wie Schokolade und Salzstangen, sollte und immer wieder überraschend schönen Albums. Vorher man meinen. Zum Beweis werden gerne die letzten Worte von kommen siebzehn sehr unterschiedliche, äußerst harmonische Buddy Rich zitiert. Auf seinem Sterbebett soll eine Kranken- Klassiker zu Gehör. Gesungen und gespielt werden diese schwester den Jazzdrummer gefragt haben, ob ihn irgend- altehrwürdigen Hits, vom Gospelsong „Tramp On The Street“ etwas stört. „Ja. Countrymusik!“, lautete die Antwort. Umge- bis zum Folk-Lied „Single Girl, Married Girl“, nicht nur von der kehrt kursierte damals in Nashville der Spruch: „Wenn man amtierenden Haden Family mit Papa Charlie, Mama Ruth, den zum ersten Mal etwas falsch macht, ist es ein Fehler, beim Drillingen Tanya, Petra und Rachel, Sohn Josh und Schwieger- zweiten Mal ein Arrangement, beim dritten ist es Jazz.“ Die sohn Jack Black (dem „School of Rock“-Komiker und „King Charlie Haden Family Zeiten haben sich geändert. Inzwischen gibt es nicht nur Kong“-Akteur, der gerade das zweite Kind mit seiner Jugend­ & Friends fabelhafte Salzstangen mit Schokoladenüberzug, sondern auch liebe Tanya Haden bekommen hat). Dazu kommen eben noch Rambling Boy immer mehr freundliche Annäherungsversuche von Jazz und die „Friends“, von Pophelden wie Elvis Costello und Bruce Emarcy Country. Neulich erst wagten sich Wynton Marsalis und Willie Hornsby, über die Countrystars Vince Gill und Ricky Scaggs bis CD 177 9165 Nelson gemeinsam auf eine Bühne, allerdings im Namen des zu den Bluegrass-Ikonen Jerry Douglas und Sam Bush. Sensa­ Blues. Der erste Jazzmusiker, der in diesem Jahrhundert ein tionell und wunderschön ist sicher auch „Wildwood Flower“, richtiges Countryalbum macht, ist ausgerechnet Charlie Haden. der große Hit der Carter Family, gesungen von Johnny Cashs Ja, genau, der Bassist, der bisher eher als Sideman von Ornette Tochter Rosanne. Deren Stiefmutter June Carter hatte Rachel Coleman und Keith Jarrett und als Leader des revolutionären und Petra Haden vor fast fünfzehn Jahren im Fahrstuhl ange- Liberation Music Orchestra und des eleganten Quartet West sprochen: „Entschuldigung, seid ihr die Töchter von Little bekannt ist. Doch ganz so überraschend ist diese musikalische Cowboy Charlie Haden?“ Wenn die Welt ein Dorf ist, ist die Kurskorrektur nicht. Schon auf dem Quartet-West-Album „The Musikwelt noch kleiner. Und überall gilt Duke Ellingtons Weis- Art Of The Song“ von 1999 sang Charlie Haden selbst eine heit von den beiden einzig wichtigen Arten Musik: guter und ergreifende Version des Folksongs „Wayfaring Stranger“ und schlechter. „Es geht immer um ein gutes Gehör“, meint Charlie gemeinsam mit Pat Metheny widmete er sich zwei Jahre Haden. „Wenn man gute Ohren hat, kann man gute Musik zuvor auf „Beyond The Missouri Sky“ auch einigen Klassikern jeder Art genießen.“ des Country und Folk. „Schon als kleines Kind haben mich die unterschiedlichste Musik und Musiker aller Genres interes- siert“, meint Charlie Haden. „Mein Hauptziel war es immer, Menschen kennen zu lernen, die dieselben Werte haben – nämlich, den Planeten durch Musik zu einem besseren Ort zu machen.“ Charlie Hadens Wurzeln im Country, in der Traditions- musik, die heute gerne unter den Begriff „Americana“ fällt, gehen allerdings noch tiefer. Schließlich wurde er direkt in die Haden Family hineingeboren, eine in den 30er und 40er Jahren im mittleren Westen enorm populäre Familienband, die mit ihren Liedern im Radio auftrat und lange Zeit sogar eine eigene Sendung hatte. Auf „Rambling Boy“ findet sich jetzt auch eine herzerweichende Originalaufnahme des gerade 2-jährigen

Charles Edward Haden, genannt „Little Cowboy Charlie“, aus Familie Haden der „Old Haden Family Show“, die direkt in eine nicht minder ergreifende Version von „Oh Shenandoah“ führt, die der inzwi- schen 71-jährige Haden zur Gitarre von Pat Metheny singt. Doch damit ist man schon am Ende dieses ungewöhnlichen

16 www.jazzecho.de KarsteN J ahNKe K o NZertdireK tioN gmB h merCedes sosa 13.10. // München / PhilharMonie 18.10. // haMBurg / laeiszhalle 15.10. // stuttgart / hegel-saal 20.10. // Berlin / PhilharMonie 17.10. // DortMunD / Konzerthaus Brad hot JaZZ meetiNg • PASADENA ROOF ORCHESTRA mehldau • MÜNSTERS OLD MERRY TALE JAZZ BAND + PETER PETREL trio • DR. JOHN • GOTTFRIED BÖTTGER 22.10. // Berlin / KaMMerMusiKsaal • ROBIN MCKELLE 24.10. // rüsselsheiM / theater • JAZZ CONNECTION 27.10. // DortMunD / Konzerthaus 15.11. // haMBurg / cch 3

raNdy Crawford & Joe sample trio w/ steVe gadd & NiCK sample 14.11. // BreMen / Die glocKe 21.11. // DüsselDorf / tonhalle 16.11. // osnaBrücK / staDthalle 23.11. // franKfurt / alte oPer 17.11. // Berlin / PhilharMonie 24.11. // München / PhilharMonie 19.11. // haMBurg / laeiszhalle Neue CD ‚NO REGRETS‘ (Universal) ab Oktober im Handel

till BröNNer Rio Live 2008 25.11. // DüsselDorf / tonhalle 09.12. // Berlin / PhilharMonie 26.11. // München / PhilharMonie 10.12. // DortMunD / Konzerthaus 29.11. // BaDen BaDen / festsPielhaus 11.12. // BreMen / Die glocKe 30.11. // DarMstaDt / DarMstaDtiuM 13.12. // Kiel / Kieler schloss 08.12. // haMBurg / laeiszhalle neues album: „rio“ · 19.09.2008 (Verve/universal)

›Walk tall - a tribute to Joe zawinul‹ 01.12. // heiDelBerg / KarlstorBahnhof 02.12. // Karlsruhe / tollhaus JaZZ X ChaNge 03.12. // stuttgart / Bix thoMas siffling (tP) olaf schoenBorn (as) thoMas 04.12. // Berlin / a-trane heiDePrieM (B) oliVer strauch (Dr) Werner seifert (KeYB) 14.12. // haMBurg / stage cluB

Nils landgren (trombone & vocals), Jeanette Köhn Nils laNdgreN (vocals), ida sand (piano & vocals), Johan Norberg (guitar), Jessica Norberg (vocals), Jonas Knutsson Christmas with my frieNds ii (saxophone), eva Kruse (bass) 12.12. // Kiel / PetrusKirche 17.12. // haMBurg / schausPielhaus 13.12. // Berlin / PassionsKirche 18.12. // Köln / KulturKirche 14.12. // München / carl-orff-saal 19.12. // BochuM / christusKirche 15.12. // halle / oPer 20.12. // DarMstaDt / DarMstaDtiuM 16.12. // stuttgart / JohannesKirche 21.12. // nürnBerg / g. a. geDächtnisKirche

www.jazzecho.de 15 TickeTs: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60** www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *(e 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen) **(Mo – Fr, 10 – 18 Uhr) Tanzen im Grenzbereich

Savina Yannatou

Zwei neue Alben von Pianist Vassilis Tsabropoulos und Sängerin Savina Yannatou schwingen auf verschiedenen Wellenlängen, ähneln sich aber in der bewussten Überschreitung von Grenzen.

Text: Felix Fast | Foto: Luciano Rosetti (Phocus) / ECM

Spurensuche am Mittelmeer. Tanz auf der Achse zwischen Ori- Mittleres Tempo, modale Melodien, musikalische Farben von ent und Okzident. Im Grenzbereich zwischen Klassik, Jazz und spiritueller, sinnlicher Tiefe geben „Melos“ die außerweltliche Folk sind der Pianist Vassilis Tsabropoulos und die Sängerin Aura, die Sogwirkung, die schon „Chants, Hymns And Dances“ Savina Yannatou die momentan interessantesten Musiker aus hat. Die teilweise dezente, teilweise richtig groovende Griechenland. Einiges verbindet sie. Ihre neuen Alben auf dem Schlagzeug-Grundierung von U.T. Gandhi kontrapunktiert, ECM-Label – „Melos“ von Tsabropoulos und „Songs Of An stupst liebevoll nach vorn. Other“ von Yannatou – schwingen dann aber auf unterschied- Savina Yannatous drittes Album bei ECM dann besticht lichen Wellenlängen. von der ersten Note an durch den mal erdigen, mal sphäri- Vassilis Tsabropoulos, Tsabropoulos spielte, gemeinsam mit der formidablen schen Gesang der einstigen Interpretin von Renaissance- Anja Lechner, deutschen Cellistin Anja Lechner, eine CD ein, die im Klassikra- Musik, die sich in den letzten Jahren immer mehr dem Jazz U.T. Gandhi dio laufen wird, die als Hintergrundmusik nicht stört, während und improvisierter Musik zuwandte. Gemeinsam mit ihrem Melos man lesen oder Tee trinken möchte, und das Buch dann aller- Musiker-Kollektiv Primavera en Salonico segelt die 49-Jährige ECM dings ungelesen liegen bleibt, der Tee kalt wird, weil man am auf „Songs Of An Other“ durch ein Repertoire aus Armenien, CD 175 7980 Ende ihrer Musik doch ganz andächtig lauscht. Yannatou liefer- Mazedonien, Serbien, Kasachstan, Sizilien und Griechenland – te dagegen ein geerdetes, folkiges, aber auch kompromisslos es sind Liebeslieder, religiöse Lieder, Arbeitslieder, Erntelieder, freigeistiges und experimentelles Œuvre ab. Wiegenlieder. Ob nun Oud, Gitarre, Perkussion, Akkordeon Sein letztes Album „Chants, Hymns And Dances“, das oder Violine, die Instrumente ihres Ensembles lassen sich nach er 2004 ebenfalls mit Anja Lechner einspielte, markierte draußen tragen, etwa auf einen von Platanen beschatteten Vassilis Tsabropoulos’ internationalen Durchbruch als „Band- Dorfplatz oder in einen in der Mittagshitze flirrenden Oliven- leader“. Die Neuarrangements von Stücken des griechisch- hain, an einen menschenleeren Strand, kurz vor Sonnenauf- armenischen Theosophie-Gurus und Impresarios G.I. Gurdjieff gang. Und so klingt „Songs Of An Other“: frei, ungebändigt, waren ein Highlight im Musikjahr 2004. Von „Musik, die offen und schlicht schön, stellenweise brachial, dann fast einen auf Anhieb in ihren Bann zieht“, schwärmte etwa Karl verhuscht. Ganz anders allerdings als Yannatous letztes, Savina Yannatou & Lippegaus in der „Süddeutschen Zeitung“. Anja Lechner, Grün- 2005 veröffentlichtes Album „Sumiglia“, das die „Los Angeles Primavera en Salonico derin des Rosamunde Quartetts, und Vassilis Tsabropoulos, der Times“ als „dunkel getönt und göttergetränkt, unglaublich Songs Of An Other mit Ashkenazy und Robert Janssens arbeitete, schlagen auf diszipliniert“ beschrieb. „Sumiglia“ wäre ein Album voller ECM „Melos“ ein neues Kapitel ihrer Hommage an Gurdjieff auf. Die Zurückhaltung gewesen, resümierte die griechische Sängerin CD 177 2720 ausgebildeten Klassiker, diesmal unterstützt vom italienischen kürzlich. Auf „Songs Of An Other“ hätten sie mehr losgelassen: Schlagzeuger U.T. Gandhi, spannen dann aber einen noch „Auf der letzten Platte fragten wir uns: Worum geht es in eigeneren, noch weiteren Bogen. Improvisation stand zentral iesen Songs? Dieses Mal haben wir einfach gesagt: Lasst uns im Entstehungsprozess. Nur drei Neubearbeitungen der Piano- spielen!“ Tran skriptionen des Gurdjieff-Schülers Thomas de Hartman sind Fixpunkte zwischen zwölf von Tsabropoulos geschrie- benen und im Trio ausgearbeiteten Stücken ähnlicher Couleur:

18 www.jazzecho.de Prüfsteine des zeitgenössischen Jazz Nicht Meilensteine, sondern Prüfsteine: Vierzig Wiederveröffentlichungen auf ECM laden Kenner ein,

Lücken in ihren Sammlungen zu schließen und eröffnen Einsteigern gleichzeitig Zugänge zu einem Pat Metheny Group der großen Kataloge des Jazz. American Garage ECM Text: Jörg Eipasch CD 177 5848

„Das Label schwebt imponierend über legt ECM insgesamt vierzig Alben neu „American Garage“ (1980) und „First dem Jazz, nicht nur wegen seines annä- auf, die zum einen die stilistische Band- Circle“ (1984) mit unterschiedlichen Be- hernd 40 Jahre umspannenden Back- breite der ECM-Künstler, zum andern setzungen seiner Group und auf „New Katalogs, sondern auch als ständiges Ide- den Werdegang des Labels über fast vier Chautauqua“ (1978) als Solist. al für kontemplative improvisierte Mu- Dekaden hinweg reflektieren. Die Neu­ So ganz nebenbei widerlegen ein sik.“ Obwohl Manfred Eichers Label ECM edition dieser Klassiker, von denen einige paar Alben der Reihe auch einige hart- erst im kommenden Jahr sein 40. Jubilä- nie zuvor auf CD erhältlich waren, wartet näckige Vorurteile, die vor allem in der um feiert, setzen die Würdigungen – wie mit hochwertigen Digipaks auf, die von amerikanischen Jazzszene gepflegt wer- Keith Jarrett die zitierte von Ben Ratliff aus der „New den Original-Artworks geziert und zu ei- den: das Art Ensemble of Chicago („Full Facing You York Times“ – schon dieses Jahr ein. 1969 nem attraktiven Preis angeboten werden. Force“/1980) und ­Lester Bowie („The ECM hatte der vormalige Bassist sein unab- Als „Touchstone“ (zu Deutsch: Prüf- Great Pretender“/1981) etwa jenes, dass CD 177 5845 hängiges Label in München aus der Tau- stein) bezeichnet man einen kleinen ECM-Produktionen die afroamerikani- fe gehoben und als erstes ECM-Album Reibstein, der traditionell zur Feststellung schen Wurzeln des Jazz ignorieren. Das Mal Waldrons „Free At Last“ produziert. der Zusammensetzung und des Rein- Dave Holland Quartet lieferte mit „Exten- Schnell fanden junge, vielversprechende heitsgrades von Edelmetallen genutzt sions“ (1989) wiederum das Muster- Jazzkünstler aus den USA und Europa – wird. Im Englischen bezeichnen Touchs- exemplar eines groovenden Jazzalbums­ etwa Keith ­Jarrett, Chick Corea, Dave tones zudem metaphorisch intellektuelle ab. Und Gitarr ist Bill Frisell zeigte auf Holland, Jan ­Garbarek und Terje Rypdal Maßstäbe, anhand derer man die Gültig- „Rambler“ (1984) und „Lookout For – den Weg zu ECM und halfen dabei, keit eines Konzepts überprüfen kann. Hope“ (1987), dass man durchaus auch das Münchner Label bis Mitte der 70er Die vierzig ECM-Touchstones bewei- humorige Aufnahmen im ECM-Katalog Chick Corea Jahre zu einem der stärksten Impulsgeber sen eindrucksvoll, dass die musikalisch- entdecken kann. Weitere „Touchstones“ Trio Music, Live In der gesamten zeitgenössischen Jazzszene ästhetischen Konzepte von Manfred gibt es von John Abercrombie, Paul Bley, Europe zu machen. Mittlerweile ist der ECM- Eicher und seinen Künstlern auch nach Anouar Brahem, Gary Burton, Chick ECM Gesamtkatalog auf über 1000 Werke an- Jahrzehnten noch frisch und unver- Corea, Jack DeJohnette, Jan Garbarek, CD 177 5831 gewachsen, von denen viele längst Klas- braucht wirken. Glänzende Beispiele ­Egberto Gismonti/Naná Vasconcelos, Jon sikerstatus besitzen. Und während ande- dafür sind etwa die beiden Alben, die Hassell, Charles Lloyd, Paul ­Motian, re Labelmanager und Jazzproduzenten Bassist Marc Johnson in den Mitt-80ern ­Oregon, Enrico Rava, Terje Rypdal, Dino unter kommerziellem Druck Zugeständ- mit seiner Band Bass Desires (mit John Saluzzi, Tomasz Stanko, John Surman, nisse an den Zeitgeist machten, hat Man- Scofield, Bill Frisell und Peter Erskine) Collin Walcott, Kenny Wheeler und fred Eicher ECMs künstlerische Integrität einspielte. Oder Gitarrist Ralph Towners ­Norma Winstone. 40 Jahre lang erstaunlich unverändert Meisterwerk „Batik“ (1978), das trotz bewahren können. So überrascht es auch akustischer Besetzung (mit Bassist Eddie nicht, dass die internationale Kritiker- Gómez und Drummer Jack DeJohnette) Bass Desires riege des amerikanischen Magazins ungemein funky und druckvoll klingt. Bass Desires „Down Beat“ dieses Jahr zwei Auszeich- Von Pianist Keith Jarrett erscheinen in der ECM nungen nach München vergab: Wäh- Serie sein bahnbrechendes Piano-Solo- CD 177 5823 rend ECM Records zum „Label des ECM-Debütalbum „Facing You“ (1971) ­Jahres“ gekürt wurde, durfte sich Man- und zwei Meilensteine des „Standards“- fred Eicher persönlich über den Titel Trios: die Miles-Davis-Hommage „Bye Bye „Produzent des Jahres“ freuen. Blackbird“ (1991) und „Standards ­Live“ Im September und Oktober 2008 (1985). Pat Metheny präsentiert sich auf

www.jazzecho.de 19 ede R Antwort Zurück in die Gegenwart. Mit „Voulez-vous coucher avec moi, ce soir?“ brachten Labelle in den 70ern Frauenpower in den Funkrock. Über dreißig Jahre nach ihrer offiziellen Trennung haben Patti Labelle, Nona Hendryx und Sarah Dash ein neues Album aufgenommen.

Interview: Götz Bühler | Foto: Kwaku Alston

JazzEcho: Sie wirken so fröhlich. Ist das die Vorfreude auf das Dash: Drei Songs haben wir dann tatsächlich mit ihm aufge- neue Album? nommen. Dann musste er leider nach Paris … Sarah Dash: Auch. Außerdem habe ich heute Geburtstag! Ich Labelle: … um sein eigenes Doppelalbum fertigzustellen! Also bin 63 und stehe kurz vor meiner dritten Karriere im Musik- holten wir unsere alten Freunde Gamble & Huff aus dem Ruhe- geschäft. Wenn das kein Glück ist. stand zurück. Sie sind die Paten des „Philly Sound“. Kenny Patti Labelle: In der Zeitung stand, dass Sarah 65 wird. Aber Gamble war schon als Teenager mein bester Freund, mein Bo- ich habe ihr gesagt: Egal, wie viele Jahre sie dir anhängen, dyguard. Er hat mich immer vor den Jungs in unserer Gegend Labelle Hauptsache du lebst sie voll aus! beschützt – und dafür gesorgt, dass meine Mutter mich nie mit Back To Now JazzEcho: Wie ist diese Reunion eigentlich zustande& gekom- einem Bier in der Hand erwischt. Dabei hat er selbst gar nicht Verve men? getrunken. Aber wenn meine Mutter kam, hat er immer ganz CD 177 5570 Labelle: Das haben wir Nonas und Sarahs Hartnäckigkeit zu schnell meine Bierflasche genommen und so getan, als wäre es verdanken. seine. Nona Hendryx: Und deinem großen Mundwerk! Hendryx: Wir dürfen Wyclef nicht vergessen! Ich hatte den Labelle: Ich war mir nicht sicher, ob da noch etwas von Song „Analogue Girl In A Digital World“ für uns drei geschrie- „Labelle“ übrig ist. Etwas Wichtiges. ben, weil das einfach perfekt passt. Als Wyclef den hörte, war Hendryx: Dafür hast du aber über die Jahre oft genug in Inter- er ganz aus dem Häuschen. views gesagt, dass es bald ein neues Album von Labelle geben JazzEcho: Nona Hendryx hat ja wieder, wie damals schon, die wird … meisten Songs geschrieben. Sind die Stücke alle extra für dieses Dash: Irgendwann haben wir dann gesagt: Patti, wenn du das Album entstanden? noch einmal sagst, machen wir einen Studiotermin. Dann gibt Hendryx: Die meisten schon. Es ist immer wieder sehr beson- es keinen Weg zurück mehr! ders, für diese drei Stimmen zu schreiben. Eine Herausforde- Hendryx: Natürlich kam das passende Statement schon ein rung, auch nach all den Jahren noch. paar Wochen später in einem Interview. Also haben wir drei Labelle: Manchmal ging es aber auch ganz schnell. Ich kann uns mit ein paar Musikern bei Patti getroffen und gleich mit mich noch an die Entstehung von „Tears For The World“ erin- den Vorbereitungen angefangen. nern. Es war ein dunkler Tag, wirklich deprimierend. Und ich JazzEcho: Wie kam dazu? fühlte mich seltsam. Ich war überhaupt nicht bei mir. Also Hendryx: Irgendwann hatte er mir mal seine Nummer gege- sagte ich: „Wir müssen beten.“ Das taten wir, zusammen – wir ben. Als wir unsere erste offizielle Studiosession hatten, schrieb drei, die Musiker, die Toningenieure, alle. Das hat so vieles in ich ihm eine SMS: „Labelle sind wieder zusammen. Willst du mir gelöst, dass ich nachher weinend am Boden lag, als Leon dabei sein?“ Die Antwort kam sofort: „Wo und wann? Ich kom- Huff zu uns ins Studio kam. Er fragte: „Patti, warum weinst me hin.“ du?“ Und ich meinte nur: „Überall ist Krieg, Zerstörung und Labelle: Er kam ins Studio und fragte gleich, ob er nicht einen Verzweiflung. Ich heule für die Welt.“ Das hat Leon dann zu Song mit uns machen dürfte. Nachdem er uns dann gehört einem Song gemacht. hatte, wollte er gleich das ganze Album produzieren. So gut JazzEcho: Können Sie sich noch an den ersten Tag im Studio waren wir. Ich war selbst überrascht, wie gut wir klingen. Nach erinnern? all den Jahren! Labelle: Ja. Weil ich mich nicht hören konnte. Erst im vierten

20 www.jazzecho.de Labelle

1962 „I Sold My Heart To The Junkman“ ist der erste R’n’B-Top-20-Hit der frisch gegründeten Girlgroup The Blue Belles aus Philadelphia – mit Patricia Holt ­alias Patti Labelle, Nona Hendryx, Sarah Dash und Cindy Birdsong.

1967 Birdsong desertiert zu den Supremes, das verbleibende Trio nimmt als Patti Labelle & The Blue Belles für Atlantic auf.

1971 Als Space-Funk-Glitter- Nona Hendryx, Sarah Dash und Patti Labelle Kraftpaket gehen Labelle mit The Who auf US-Tour und singen auf einem Kopfhörer kam was an. Ich singe so laut und bin wahrschein- Hendryx: Ich wünschte nur manchmal, ich hätte den Song Album der Singer/Song- lich schon etwas taub – das macht mich zum Alptraum eines selbst geschrieben. Dann hätten wir das Album in meinem writerin Laura Nyro. jeden Toningenieurs. Sie bitten mich nach jedem Take, noch Studio auf Hawaii aufgenommen. einen Schritt weiter weg vom Mikrofon zu gehen. Bei den Labelle: Manchmal kommen auch Fans zu mir und fragen 1974 Aufnahmen mit Wyclef saß ich auf der Couch im Regieraum. mich nach anderen Songs von Labelle. Aber meistens kann ich Drei Alben und zwei Das war sehr interessant – ein toller Toningenieur. Einmal durf- mich nicht mehr erinnern. Eigentlich höre ich meine Songs nie. Label später schaffen te ich sogar ohne Kopfhörer aufnehmen und alle anderen in Wenn ich sie einmal aufgenommen habe, war’s das. Aber ich Labelle den Durchbruch der Regie mussten richtig leise sein. Super! Anschließend höre ohnehin nicht besonders viel Musik. Eigentlich höre ich mit dem von Allen haben wir dann die Chöre eingesungen – alle drei, nebenein- mir meine alten Songs nur an, wenn ich sie wieder lernen Toussaint produzierten ander auf der Couch. muss, weil ich sie im Fernsehen singen soll. Ich liebe alles, was „Lady Marmelade“. Dash: Das Ganze war ein Segen! Es war wie früher, als wir als ich gemacht habe, aber ich höre es mir trotzdem nicht mehr The Blue Belles zuhause vor dem Spiegel geübt haben. Wir an. Musik höre ich nur im Auto, auf dem Weg zum Flughafen. 1976 haben rumgealbert und uns wohl gefühlt, in all dieser Musik, Ansonsten singe ich lieber selbst. Sarah Dash geht zu den dieser Harmonie, diesem Sound. Wir haben einfach diese Ver- JazzEcho: Eine letzte Frage an Patti Labelle. Ihr Nachname ist Rolling Stones, Nona bindung, wir sind Freundinnen. Wir sind im Vorprogramm von ja ein Künstlername. Eigentlich sind sie auf den Namen Patricia Hendryx macht sich einen den Rolling Stones und The Who durch Amerika getourt und Holt getauft. Sind die beiden sehr unterschiedlich? Namen als ambitionierte waren die erste „Girlgroup“, wenn man so will, die im Metro- Labelle: Absolut. Im Moment bin ich „Patricia Holt“. Eine Funkrock-Songwriterin – politan Opera House in New York aufgetreten ist. Jetzt machen schüchterne, bescheidene, gottesfürchtige Frau in den besten und Patti Labelle wir Geschichte, weil wir nach dreißig Jahren wieder ein Album Jahren. Patti Labelle dagegen ist ein Monster! Ganz im Ernst. wird ein Soulsuperstar. machen. Und eben nicht nur ein Wohltätigkeitskonzert oder Wenn sie auf der Bühne ist, sagt und tut sie Dinge, die ich nie einen Galaauftritt – ein ganzes Album. Merkt man eigentlich, machen würde. Aber ich kann hinterher immer mein liebstes 2008 wie stolz und glücklich ich bin, dass das passiert? Shaggy-Zitat loswerden: „It wasn’t me!“ 34 Jahre nach der JazzEcho: Aber die Musik von Labelle war doch über all die Trennung sind Labelle, Jahre immer präsent. Vor allem „Voulez-vous …“. Was halten Hendryx und Dash wieder Sie eigentlich von den vielen Coverversionen, die es mittler- zusammen zu hören, weile von diesem Song gibt? unter anderen mit Lenny Dash: Für uns ist das ein tolles Kompliment! Kravitz und Wyclef Jean.

www.jazzecho.de 21 Von Verve und Vogue

Alles kommt wieder – die Mode von vorgestern genauso wie die Beats von gestern. Die Serie „Verve Remixed“ verpasst ihnen ein zeitgemäßes neues Outfit.

Text: Melanie Müller

Alte Liebe rostet nicht. Ob nun für ein Kleid oder für einen den Entschleunigungsknopf gedrückt. Wie viel die digitale Kos- Song. Was Sophia Loren, Elizabeth Taylor und Romy Schneider metik dann allerdings ausmacht, ist erstaunlich: Das erkennt einst auf der Leinwand trugen, ist heute – ein bisschen verän- man, wenn man die Originalaufnahmen dagegenhört. Wie dert – wieder der Modehit auf den Catwalks. Ähnlich läuft’s auch bei den vorigen Ausgaben sind sie als „Verve Unmixed 4“ beim Jazz: Die Musik von Ella Fitzgerald, Nina Simone und auf einer separaten CD erhältlich. Und so erzählt jeder der Astrud Gilberto, sie erscheint auch heute erneut, in einem zwölf Titel des neuen „Verve Remixed“-Albums seine eigene leicht veränderten Soundgewand – designt von der gerade „en Reinkarnationsgeschichte aus Soul, Latin und Jazz. Solide, subs- Various Artists voguen“ DJ- und Produzenten-Elite, auf Clubjazz-Compilations tanziell, es „funktioniert einfach“. Jeweils eine halbe Million Verve Remixed Vol. 4 wie der „Verve Remixed“-Reihe. Dass auf Teil vier derselben die Exemplare gingen bisher von den ersten drei Volumes über die Verve Originalsongs so gut wie immer im Kern erhalten geblieben Ladentheke. Ein guter Schnitt. CD 176 4345 sind, befriedigt die Connaisseure und beglückt die Einsteiger. LP 176 9169 Denn wirklich „besser“ machen kann man eigentlich – seien wir ehrlich – nur den Sound, den Mix, vielleicht das Tempo – will sagen: hier mal ein Zacken drauf, dort dagegen sanft auf _ _ __q

live live 03.10. Karlsruhe 25.10. 04.10. Mainz Baden-Baden 05.10. Stuttgart 15.11. 06.10. Mannheim Siegen 07.10. Osnabrück 24.01. 08.10. Lübeck Dortmund 10.10. Bremen 11.10. Halle featuring: 13.10. München Bruno Müller 28.10. Hamburg (guitar) 29.10. Berlin Ulf Kleiner 30.10. Bonn (keys, piano) 31.10. Essen Christian 02.11. Dresden von Kaphengst (bass) Peter Lübke / Flo Dauner (drums) & friends

Im Handel: 31.10.

»14 neue Tracks, die zum Besten gehören, was in diesem Jahr im Ein Soul-Sänger, der sich aufmacht, Bereich zeitgenössischer Jazz erschienen ist (...) Gänsehaut-Faktor« ein Klassiker seines Genres zu werden! Hamburger Abendblatt

»Eingängig, locker, melodiensatt« Deutschlandfunk

»Nils Wülker ist ein faszinierender Geschichtenerzähler« MDR Figaro

www.jeffcascaro.de www.herzogrecords.com EAR www.nilswuelker.com TREAT music www.soultrainonline.de Albert Mangelsdorff Originals Vol. 1 MPS 5 CDs 177 9747 (enthält Zo-Ko-Ma“, „Wild Goose“, „Never Let It End“, „Trombone Workshop“ & „Birds Of Underground“) Wiedergutmachung

Mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff starb 2005 eine herausragende internationale Jazz-Persönlichkeit. Zu Lebzeiten gab es viele seiner wichtigsten Aufnahmen nicht auf CD. Das ändert sich nun zum 80. Geburtstag. Albert Mangelsdorff Originals Vol. 2 Text: basierend auf einem Essay von Claus Schreiner MPS 5 CDs 177 9753 (enthält „The Wide Point“, Ein gewisser Frank hatte in seiner Zeit als einem unzufrieden: „dass vieles Gutes, sen 80. Geburtstag. In den MPS-Jahren „Solo Now“, „A Matter Of Taxifahrer in Frankfurt mehrmals Gele- das man produziert hat, nie mehr her- entstanden Klassiker wie „Zo-Ko-Ma“ Taste“, „A Jazz Tune I Hope“ genheit, Albert Mangelsdorff von seinem auskommt, oder erst dann, wenn man (1968) mit Attila Zoller und Lee Konitz, & „Triple Entente“) Zuhause zum Jazzkeller oder anderen gestorben ist.“ oder „Never Let It End“ (1970) mit dem Auftrittsorten zu fahren: „Das waren Be- Er sollte Recht behalten. Je mehr sich Mangelsdorff-Quartett aus Heinz Sauer, gegnungen, an die ich mich gern erinne- sein Gesundheitszustand verschlechterte, Günter Lenz und Ralf Hübner. Auch re. Zum Album ‚Trilogue‘ meinte Albert: desto dringender wurden seine Fragen Kollaborationen mit internationalen Stars ‚Ja, das war einmalig, der Jaco ist ja leider nach dem Schicksal seiner über sechzig fanden auf MPS statt, etwa die oben ge- schon tot, das hätten wir gern noch mal unter eigenem Namen aufgenommenen nannte Live-LP „Trilogue“ (1976) mit wiederholt.’“ Frank, alias „applewoi“, Alben. Die meisten von ihnen waren aus Jaco Pastorius und Alphonse Mouzon empfiehlt die LP im „Internet Analog Au- den Katalogen gestrichen und verstaub- oder „A Jazz Tune I Hope“ (1978) mit dio Forum“ mit den Worten: „Bei jedem ten in irgendwelchen Archiven. Niemand Elvin Jones, Wolfgang Dauner und Eddie Auflegen dieses Tondokuments fallen gab ihnen als CD-Wiederveröffentlichung Gomez. Highlights sind auch die Soloal- Albert Mangelsdorff einem neue Details auf, die man bisher eine Chance. Das ist für einen Künstler ben, die Mangelsdorffs live erprobte Live gar nicht wahrgenommen hatte. Ein un- fast genauso, als hätte es die Aufnahmen Spieltechnik der Mehrstimmigkeit auf MPS 2 CDs 177 9742 erschöpflicher Mikrokosmos musikali- nie gegeben. Es schmerzt. Noch im Kran- Schallplatte festhielten. (enthält „Trilogue Live!“ scher Interaktion und fast blindem Ver- kenhaus redigierte er damals eine CD- Mit den in zwei 5-CD-Boxen und & „Live In Montreux“) ständnis.“ Seine Empfehlung zeigt Wir- Edition mit Aufnahmen des Norddeut- zwei Doppel-CDs neu aufgelegten 15 kung. Viele Einträge bedanken sich für schen Rundfunks, denn auch in den Ar- Alben geht nicht nur Mangelsdorffs den Tipp oder geben Hinweise, wo man chiven der Sender schlummern unzähli- Wunsch nach Wiederveröffentlichungen diese und andere vergriffene Mangels- ge Schätze. posthum in Erfüllung. Vielleicht ist gera- dorff-LPs ergattern kann. Die Zusammenarbeit Mangelsdorffs de nach jahrzehntelanger „Verschollen- Mangelsdorff hat als Jazzmusiker mit dem inzwischen legendären Jazzlabel heit“ der meisten der Alben die Zeit auch mehr erreicht, als ihm vor rund fünfzig MPS dauerte 14 Jahre, von 1968 bis reif für Neuentdeckungen. Man weiß aus Jahren bei seiner ersten Schallplatten- 1982, und brachte 20 LPs hervor. Fabrik- Biografien von Musikern in aller Welt, aufnahme in den Sinn gekommen sein neue Exemplare werden heute schon dass sie Alberts Alben intensiv studiert, mag. Mit seinem Weg vom Modern Jazz mal bei eBay für ein paar hundert Euro analysiert und nachgespielt haben. Diese Albert Mangelsdorff zu freier Improvisation beeinflusste er versteigert. Das könnte sich nun ändern. Edition wird daher auch wieder neue Ta- Solo das Musikverständnis einer Generation. Gleich 15 der 20 Alben erleben ihre lente beflügeln und vermutlich ebenso MPS 2 CDs 177 9743 Er sammelte Orden, Medaillen und Wiederveröffentlichung in der „Albert den Internetforen massig Gesprächsstoff (enthält „Trombirds“, Awards, dennoch war er zumindest mit Mangelsdorff Anniversary Edition“ zu des- bieten. „Tromboneliness“ & „Solo“)

www.jazzecho.de 23 Künstler Name

Anders Jormin Bobo Stenson Jon Fält Unten am Strom Mit seinem neuen Trio macht Bobo Stenson Altvertrautes auf ganz neue Art.

Text: Wolf Kampmann | Foto: Roberto Masotti / ECM

in Schlagzeug schält sich aus dem Nichts, Bass und Piano meinsame Erfahrungen in den Bands von Charles Lloyd und Ei gesellen sich hinzu. Unversehens findet man sich in einer Don Cherry gesammelt. Ihre Intentionen durchdringen einan- komplexen Welt von Klängen wieder, von der sich nicht genau der derart symbiotisch, dass sich ihre spielerischen Anteile nur sagen lässt, ob sie eben erst erwacht ist oder schon seit Ewig- schwer voneinander trennen lassen. Für Fält ist die Arbeit in keiten ihrem eigenen Lauf folgt. Man gleitet von Stück zu Stück dieser bewährten Konstellation hingegen eine völlig neue Her- und steht immer wieder am Scheideweg zwischen bewusstem ausforderung, hörte sein Vorgänger im Bobo Stenson Trio doch Musikhören und einem Hinabgleiten über den Ton in einen auf den klangvollen Namen Paul Motian. Doch der 29-jährige Zustand jenseits der sinnlichen Wahrnehmung, der jeden Im- Drummer nimmt die Hürde mit Bravour. Er ist mit elektroni- Bobo Stenson Trio puls in einem großen Bewusstseinsstrom auflöst. Nur wenige scher Musik und Avantgarde ebenso vertraut wie mit akusti- Cantando Musiker können beide Felder mit derartiger Kraft und Poesie schem Kammerjazz à la Bobo Stenson. Mit seinem sensiblen ECM ausfüllen wie Bobo Stenson. Sein neues Album „Cantando“ Verständnis von Klangfarben und rhythmischen Nuancen CD 177 5462 ist ein impressionistischer Streifzug durch die gedämpft leuch­ wahrt er die Kontinuität zu Christensen und Motian, verleiht tenden Zwischenwelten des musikalischen Nonkonformismus. dem Trio jedoch auch ganz neue Impulse. Bobo Stenson gehört nicht nur zu den einflussreichsten Stenson, Jormin und Fält sind Meister der feinfühligen Jazzpianisten Schwedens oder Skandinaviens, er zählt weltweit Andeutung. Sie übernehmen ihre Vorlagen nicht, sondern zu den trickreichsten Zauberkünstlern auf den 88 Tasten. Zwar durchdringen und filtern sie wie ein Wal, der das Meer nach bevorzugt er verhaltene Töne, aber dennoch ist sein Spiel stets Plankton durchstreift. Aus den Originalen werden Spuren­ von einem tief in der Seele lodernden Feuer gekennzeichnet. elemente aufgegriffen, die sich völlig neu montiert zu einem Der Schwede hat längst alle Demarkationslinien zwischen Jazz eigenständigen Stück sammeln. Wer die Quellen nicht genau und Klassik aufgehoben. Es ist für ihn überhaupt kein Unter- kennt, ahnt gar nicht, durch welche Gefilde das Trio im jewei- schied, ob er ein Stück von Alban Berg oder Don Cherry spielt. ligen Moment gerade streift. Stücke von Ornette Coleman, „Wir beziehen unsere Tradition aus Klassik und Folklore und Don Cherry und Astor Piazzolla, eine Alban-Berg-Adaption, ziehen diese hinüber in den Stil des amerikanischen Jazz“, zwei Kompositionen des kürzlich verstorbenen tschechischen bekannte er einmal gegenüber dem „Observer“. Stenson hat Komponisten Petr Eben, ein Song des kubanischen Barden maßgeblich an zahllosen Produktionen für ECM an der Seite Silvio Rodríguez, mehrere Originale von Anders Jormin, ein von Terje Rypdal, Jan Garbarek, Jon Balke, Tomasz Stanko, Jazzstandard und eine Kollektivimprovisation fließen auf Charles Lloyd und Don Cherry mitgewirkt. Sein Trio mit Bassist „Cantando“ zu einem glitzernden Strom zusammen, dessen Anders Jormin und Jon Christensen übersetzte die Maximen Mündungsverlauf man beim unmittelbaren Hören noch nicht des Bill Evans Trios in einen europäischen Kontext, lange bevor einmal zu ahnen vermag. Stenson bedarf keiner willkürlichen das Piano-Trio zum bevorzugten Format europäischer Jazz- Klammer eines Konzepts, um Musik völlig unterschiedlicher Sozialisation wurde. Herkunft seinem eigenen Kanon einzuverleiben. Allein der Zu Stensons neuem Trio gehören abermals Bassist Anders Fakt, dass er sie spielt, macht sie zu Bobo-Stenson-Musik. Jormin und als Neuzugang Schlagzeuger Jon Fält. Stenson und Jormin kennen und vertrauen einander seit Jahrzehnten. Schon bevor sie 1993 im Trio zu spielen begannen, hatten sie ge-

24 www.jazzecho.de Komponieren und kombinieren

Text: Franz Loewe

Die Deutsche-Grammophon-Reihe Ravel sowie Mussorgskys „Bilder einer wenn im Verlaufe der mehr als sechzig „ReComposed“ geht in ihre dritte Ausstellung“. Diese Klassiker wurden ei- Minuten dauernden Neukomposition Runde: Moritz von Oswald, gefeierter ner liebevollen Behandlung unterzogen, Melodieelemente­ der Originale auftau- Techno- und Dubproduzent sowie klas- die den alten Werken Respekt zollt, sie chen. An dieser „ReComposed“-Ausgabe sisch ausgebildeter Orchesterschlagzeu- aber gleichzeitig mit den elektronischen werden sich von nun an alle Musiker, die Carl Craig & Moritz ger, tat sich mit dem legendären Produ- Klangwelten der heutigen Clubmusik Klassik und Clubmusik kombinieren wol- von Oswald zenten und DJ Carl Craig zusammen, um konfrontiert, indem etwa das omniprä- len, messen lassen müssen! ReComposed aus unter Herbert von Karajan eingespiel­ sente repetitive Schlagzeugspiel des Bole- Deutsche Grammophon ten Originalaufnahmen der Berliner Phil- ros durch Filter gejagt und klanglich auf CD 476 6912 harmoniker einen atemlosen musikali- den neuesten technologischen Stand ge- 2 LPs 476 6913 schen Trip zu schaffen. Ihre Vorlagen: bracht wird. Traumhafte Erinnerungen an „Rhapsodie espagnole“ und „Bolero“ von Ravels und Mussorgskys Werke entstehen, Mit Gospel gegen Klischees

Beth Rowley ist in Bristol aufgewachsen und geht mit der richtigen Musik gegen falsche Erwartungen vor.

Text: Tim Weber | Foto: Max Dodson

Eine ganze Generation junger Sängerinnen aus England schickt sich an, die Welt zu erobern. Am einen Ende des musikalischen Beth Rowley und stylistischen Spektrums: Amy Winehouse – dicke Tattoos, Little Dreamer Exzesse, Freund im Knast. Am anderen: Beth Rowley, schüch- UCJ tern, ja engelhaft, jedenfalls ungeschminkt blickt sie aus ihrem CD 177 7225 blonden Lockenkopf: die Anti-Amy. So weit die Klischees. „Hätte ich gewusst, wie das vermarktet wird, hätte ich da die Notbremse gezogen“, sagt Rowley, während sie sich eine blon- de Locke aus dem Gesicht streicht. „Aber Schwamm drüber. Echte Musikfans kommen da schon hinter die Oberfläche.“ Die Beth Rowley Tochter eines Baptistenpredigers kam in Peru zur Welt, irgend- wo in den Bergen. Als sie zwei war, zog die Familie nach Bristol. An Peru kann sie sich nicht erinnern, und zuhause liefen die ren, dann wurde es eine Koproduktion von Steve Power (Blur), LPs von Mahalia Jackson und Woodie Guthrie. Auf „Little Kevin Bacon und Jonathan Quarmby (Richard Hawley, Finlay Dreamer“ hebt sich die 26-Jährige mit kühnen, klaren Gospel- Quaye). Es gehe heute, wo eben alles schon mal da war, und Countrysongs ab, covert Stücke von Mahalia Jackson und vor allem darum, „wie sehr man zu der Musik steht, die man Willie Nelson. Ihre eigenen meditativen Folksongs erinnern an immer schon geliebt hat“, sagt Rowley. „Gospelmusik ist so Janis Joplin und Eva Cassidy. Eigentlich sollte Larry Klein einfach gestrickt und dabei so unglaublich kraftvoll. Ich glaube (Joni Mitchell, Madeleine Peyroux) Rowleys Debüt produzie- nicht, dass sie einen kaltlassen kann.“

www.jazzecho.de 25 Vom Head- zum Headline Hunter

Seit Monaten macht Herbie Hancock Schlag auf Schlagzeilen. Die neueste: Hancock-Anthologie übertrifft alle Erwartungen!

Text: Jörg Eipasch

Um Herbie Hancock ist es, seit er 1962 eroberte er 1983 als erster Jazzer das für das Album des Jahres ein; dann nannte mit dem Album „Take Off“ debütierte, nie MTV-Publikum. Sein 1964 geschriebener ihn „Time“ eine der „100 einflussreichs- still gewesen. Mit dem Ohrwurm „Water- Klassiker „Cantaloupe Island“ wurde in ten Persönlichkeiten“, die Harvard Univer- melon Man“ beeindruckte der damals den 90ern von Us3 gecovert und ein sity kürte ihn zum „Cultural Rhythms 22-Jährige Miles Davis so sehr, dass der Welthit. Trubel um seine Person und sein Artist Of The Year“ und die Jazz Journalists ihn umgehend für sein legendäres Quin- Werk ist der Pianist also gewohnt. Auch Association zum „Musiker des Jahres“. Herbie Hancock tett verpflichtete. Seitdem hat Hancock über mangelnde Auszeichnungen konnte Da hat sich Hancock eine ganz besondere Then And Now: The sein Ohr immer am Puls des Jazz und sich der 12-fache Grammy- und einma- Anthologie redlich verdient: Die nun Definitive Herbie artverwandter Musiken, aber auch des lige Oscar-Gewinner nie beklagen. Doch erscheinende Compilation „Then And Hancock Zeitgeists gehabt. An der Seite von Miles die Schlagzeilen, die man ihm in den Now: The Definitive Herbie Hancock“ CD 178 0966 und mit den eigenen Bands Mwandishi letzten Monaten widmete, überraschten vereint zwölf Highlights aus 46 Karriere- Deluxe-CD 178 0971 und Head Hunters war er ein Pionier sogar den 68-Jährigen: Die fettesten jahren, mit denen er auf diversen Labels 2 LPs 178 4676 des Jazz-Rock und Funk-Jazz, mit „Rockit“ brachte ihm sein Gewinn des Grammys Musikgeschichte machte.

Von Herzen

Text: Ralf Dombrowski | Foto: Lynn Goldsmith

nen 63. Geburtstag und empfand es als gendes, Musik ohne Umschweife, von in- passenden Zeitpunkt, ein wenig Resü- nen heraus: „Ich war dabei, Musik auf mee zu ziehen: „Ich bin wirklich glück- meinen iPod zu schaufeln und habe lich, dass ich immer das machen konnte, dabei vieles angehört, was ich schon bei- was mir Spaß bereitet hat. Das ist eine nahe vergessen hatte. Alte Aufnahmen wunderbare Fügung meines Lebens. von Hank Crawford zum Beispiel. Und Ich kann mir gar nicht vorstellen, zum ich musste feststellen: Das ist die Musik, Beispiel eine Platte aufzunehmen, die je- mit der es für mich losging und die we- David Sanborn mand anders von mir will. Vielleicht bin der Jazz noch Soul noch Gospel oder Here & Gone ich da ein wenig blauäugig, aber bislang Rhythm’n’Blues war, sondern alles auf Decca empfinde ich mein musikalisches Leben einmal.“ Für das Album gesellten sich David Sanborn CD 176 7524 in dieser Form.“ Das klingt nach Under- illustre Gäste zum Stammteam um Steve statement angesichts einer Diskografie, Gadd und Christian McBride: Eric Clap- Man erkennt David Sanborn am ers- die hunderte von Titeln mit der Crème ton und Derek Truck halfen mit entspann­ ten Ton. Mehr als die meisten seiner des Business umfasst. Aber es passt gut ten Gitarrenlinien, Joss Stone und Sam Zeitgenossen hat es der Saxopho- zu den Aufnahmen von „Here & Gone“, Moore („der Pavarotti des Blues“) mit nist aus Florida geschafft, seinen mit denen David Sanborn sich auf musi- großartigen Stimmen und so konnten persönlichen Sound zum Markenzei- kalische Weise seiner Ursprünge besinnt. Lieder entstehen, denen man glaubt, chen zu machen. Im Juli feierte er sei- Denn er spielt Blues und Soul-Swin- dass sie von Herzen kommen.

26 www.jazzecho.de Randy Crawford und Joe Sample Respekt ohne Reue

Auf viele ihrer musikalischen Erben sind Randy Crawford und Joe Sample nicht gut zu sprechen. Aber sie haben große Achtung vor ihren Vorfahren, etwa Nina Simone, Aretha Franklin oder Dinah Washington. Ihr neues Album „No Regrets“ ist moderne Traditionspflege. Und absolut zeitgemäß.

Text: Götz Bühler | Fotos: Lionel Flusin

Joe Sample ist der Typ „lieber Daddy“, gebildet, gemütlich, „Starting All Over Again“, „Lead Me On“ und „Respect Your- grummelig, obendrein sehr souverän – ein tiefes Wasser. Randy self“ klingen auch mit etwas mehr Jazz in der Hüfte absolut Crawford liebt die große Leidenschaft, den dramatischen Auf- zeitgemäß. „Eigentlich geht es immer um Respekt“, meint Joe tritt, gerne auch in Fettnäpfchen – Hauptsache feurig und auf- Sample. „Die Botschaft von ‚Respect Yourself‘ ist sehr wichtig, fällig. Wie gut diese beiden völlig unterschiedlichen Legenden auch heute, wo viele ihren Selbstrespekt verloren haben. Ich des Soul und Jazz miteinander auskommen, haben sie seit habe jüngere Verwandte, die sich nie selbst respektiert haben. ihrem gemeinsamen Welterfolg „Street Life“ im Jahre 1979 Sie denken nicht daran, dass sie älter werden und dass sich ihr wiederholt unter Beweis gestellt. Zuletzt im vorigen Jahr mit Leben ändert. Sie haben Babys, aber nicht das Zeug, sie zu dem Album „Feeling Good“. Weil dieses Wohlfühlprojekt, des- erziehen. Man muss das Lebenssystem respektieren, es geht Randy Crawford & Joe sen Titelsong sogar als offizielle Weckmusik für die Astronauten nicht anders.“ Sample einer NASA-Mission auserwählt wurde, auch auf Erden bestens Das übergeordnete Thema von „No Regrets“ ist die Liebe. No Regrets funktioniert hat, legen Randy Crawford und Joe Sample jetzt Sie findet sich in vielen Formen überall auf diesem Album: Emarcy mit „No Regrets“ nach – noch entspannter, noch sinnlicher, Jung, alt, neu gefunden und wieder verloren, romantisch oder CD 177 8153 mit einer Prise mehr Glücksstaub in den Grooves. „Es war von religiös. Und immer ohne Reue – „No Regrets“. „Wenn man LP 178 5810 vornherein geplant, dass wir mehr als ein Album zusammen Lovesongs singt, muss man die größte Liebesgeschichte aller machen“, meint Randy Crawford. „Joe und Tommy LiPuma Zeiten immer wieder neu erfinden“, sagt Randy Crawford. haben sich auch diesmal wieder zusammengesetzt und die „Und das ist ein wichtiges Thema. Nicht wie diese furchtbaren Songs ausgesucht. Ich meinte nur: ‚Ich singe, was immer ihr Rapsongs. Wenigstens lässt die Frauenfeindlichkeit in den mögt. Und ich werde es besser singen, als ihr es euch vorstel- Hip-Hop-Texten etwas nach. Die Rapper bessern sich: Statt ins len könnt!‘ Was für ein Luxus: Früher musste ich mir all diese Gefängnis wollen sie jetzt aufs College. Aber viele Amerikaner furchtbaren Demos anhören. Pure Zeitverschwendung. Selbst sind trotzdem von den Rapsongs im Radio genervt und wenn der Song gut war, war er so schlecht gesungen, dass wollen lieber Soul- und Jazzklassiker hören.“ Joe Sample haut man schnell gelernt hat, ihn nicht mehr zu mögen. Jetzt konn- gern in dieselbe Kerbe. „Wenn ich heute in meine Heimatstadt te ich mir ‚Demos‘ dieser Songs von einigen der Größten komme und die jungen schwarzen Jazzmusiker treffe, bin ich anhören: von Billie Holiday, Aretha Franklin, Joe Williams oder schockiert, weil sie keine Ahnung vom Blues haben. Aber er Dusty Springfield.“ Die Freude am Material und an der eige- lebt noch – in der Kirche, im Gospel, im Rhythmus, in diesen nen, neuen Interpretation spürt man in jeder Note dieser Klagelauten, dem ‚Moanin’‘. Was Popmusik angeht, bin ich Produktion. Was sicher auch an der hochkarätigen Rhythm eher frustriert. Sängerinnen wie Mariah Carey machen zwar Section liegt: Der Drummer Steve Gadd, der Bassist Christian diese souligen Kehlen-Turnübungen. Aber das ist nur noch McBride sowie die Gitarristen Anthony Wilson und Ray Parker eine Imitation. Das Gefühl fehlt. Ein Glück, dass da immer Jr. sind wahre Erfolgsgaranten. „Everyday I Have The Blues“, Sängerinnen aus der Kirche nachkommen, wie Lizz Wright einst ein Triumph für die Count Basie Band mit ihrem Sänger oder Lalah Hathaway. Und Randy Crawford, natürlich!“ Joe Williams, und Aretha Franklins „Today I Sing The Blues“ vertreiben den Kummer mit lockerem Swing. Soulhits wie

www.jazzecho.de 27 Neuerscheinungen

Zum Kennenlernpreis: Neues von Lizz Wright, Der regelmäßige Jazz-Poll-Sieger präsentiert sein Roy Hargrove, James Carter, Ledisi u.v.a. neues Sextett mit Pianist Mulgrew Miller. Various Artists / Verve Today 2008 / Dave Holland Sextet / Pass It On / Verve CD 530 9490 Emarcy CD 531 0667

------Filmsoundtrack des amerikanischen Gitarristen Ihre kulturellen Wurzeln offenbart Noa mit mit einer gewitzten Mischung aus Jazz, Blues, mal balladesken, mal mitreißenden Songs auf Country, Bluegrass und Folk. Englisch, Hebräisch und Jemenetisch. Bill Frisell / All Hat / Emarcy CD 176 8700 Noa / Genes & Jeans / Emarcy CD 176 3991 ------Besser hat Barron seine erstaunliche Mischung Eine von sechs neuen CDs mit bislang unveröffent- aus Understatement und Virtuosität nie gezeigt. lichten Live-Aufnahmen vom Monterey Jazz Festival. Kenny Barron / The Traveler / Art Blakey & The Giants Of Jazz / Live At The 1972 Emarcy CD 530 7530 Monterey Jazz Festival / Concord CD 723 0882

------Short Perez mit seinem Trio, Claus Ogerman und Acht klassische Stax-Hits in soulig-lässigen Inter­ Orchester sowie Cassandra Wilson als Gast. pretationen vom erfolgreichen US-Saxophonisten. cuts Danilo Pérez & Claus Ogerman / Across The Gerald Albright / Sax For Stax / Crystal Sea / Emarcy CD 176 4821 Peak CD 723 0604 ------Alle So bunt hat es das Trio (hier verstärkt durch Der Pianist zollt seinen musikalischen Helden aktuellen Sängerin Wendy Lewis) noch nie getrieben. (u.a. Bill Evans, Horace Silver, Dave Brubeck, The Bad Plus feat. Wendy Lewis / For All I Care / The Doors, The Beatles) Tribut. Veröffent- Emarcy CD 178 2164 David Benoit / Heroes / Peak CD 723 0605 lichungen ------Mix aus alternativem Country-Rock, Folk und 20 Fusion-Klassiker von Corea, Di Meola, im Popmusik, garniert mit lakonischem Humor. Clarke und White in nie gehörter Klangqualität. Überblick Kathleen Edwards / Asking For Flowers / Return To Forever / The Anthology / Rounder CD 478 0377 Concord 2 CDs 723 0847

------Das armenische Doppelrohrblattinstrument Nach kreativer Pause in Paris meldet sich die Duduk und seine Gesangsstimme stellt Micus in junge amerikanische Sängerin, Gitarristin und den Mittelpunkt seines neuen Albums. Songschreiberin mit ihrem dritten Album zurück. Stephan Micus / Snow / ECM CD 176 2533 Tift Merritt / Another Country / Fantasy CD 723 0455 ------Das norwegische Duo überrascht u.a. mit Bob Neue Eigenkompositionen inspiriert von Marleys „Redemption Song“. Brasil-Stars wie Caetano Veloso und Jorge Ben. Trygve Seim & Frode Haltli / Yeraz / Carly Simon / This Kind Of Love / ECM CD 175 7975 Hear Music CD 723 0800

------Italiens Elder Statesman Paolo Conte philosophiert Mit seiner „Band of Legends“ covert Taylor so gekonnt wie einfühlsam über die menschliche Klassiker, die er „immer schon mal aufnehmen Psyche. wollte“. Paolo Conte / Psiche / Universal CD 178 1900 James Taylor / Covers / Hear Music CD 723 0829 ------Den großartigen Jazz-Bigbands und -­Songwritern Ein atemberaubendes Tastenfeuerwerk zweier der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewidmet. Virtuosen des Jazzpianos. Carla Bley Big Band / Appearing Nightly / Chick Corea & Hiromi Uehara / Duet / WATT CD 172 5516 Concord 2 CDs 723 0827

------Das Puschnig-Projekt Alpine Aspects meldet sich Zwei DVD-Konzertaufzeichnungen von 1985 und mit einer Hommage an Ornette Coleman zurück. 1986, mal melodisch verspielt, mal klassisch jazzig. Wolfgang Puschnig / Alpine Aspects: Keith Jarrett Trio / Setting Standards I + II, Homage To O.C. / Emarcy CD 178 0476 Tokyo 85/86 / ECM 2 DVDs 177 2707

28 www.jazzecho.de Wiederveröffentlichungen ORIGINALS

Die besten MPS-Fusion-Tracks des Klarinettisten, Neu zum Midprice! Coltranes Quartett mit dem von Rolf Kühn selbst ausgewählt. Bariton-Crooner Johnny Hartman. Rolf Kühn / More, More, More & More – John Coltrane & Johnny Hartman / John Coltrane The Artist‘s Selection / MPS CD 178 2049 & Johnny Hartman / Impulse CD 176 4897 ------Der „etwas andere Beat“ der Bossa mit João Neu zum Midprice! Aufnahmen des legendären Gilberto, Jorge Ben, Jair Rodrigues u.a. Coltrane-Quartetts aus den Jahren 1961 bis Various Artists / Pure Bossa Nova: A Different 1963. Beat / Emarcy CD 530 8224 John Coltrane / Impressions / Impulse CD 176 4899 ------Liebeslieder von Elis Regina, Nara Leão, Neu zum Midprice! Der Livemitschnitt von Caetano Veloso, Tom Jobim, Sylvia Telles u.a. 1963 demonstriert Coltranes Allroundtalent. Various Artists / Pure Bossa Nova: Love Songs / John Coltrane / Live At Birdland / Emarcy CD 530 8316 Impulse CD 176 4900

------Bossa-Nova-Klassiker von Sérgio Mendes, Neu zum Midprice! Der Titelsong lieferte einen Gal Costa, João Donato, Lúcio Alves u.a. Vorgeschmack auf das kommende Erfolgsalbum Various Artists / Pure Bossa Nova: The Classic „A Love Supreme“. Songs / Emarcy CD 530 8315 John Coltrane / Crescent / Impulse CD 176 4902 ------Die maskuline Seite der Bossa repräsentieren Neu zum Midprice! Sein Meisterwerk und Roberto Menescal, Caetano Veloso u.a. eines der bestverkauften Jazzalben aller Zeiten. Various Artists / Pure Bossa Nova: The Boys John Coltrane / A Love Supreme / From Ipanema / Emarcy CD 530 8314 Impulse CD 176 4903 • LP 050 1551

------Bossas mit deutlichem Jazzeinschlag von 1972 improvisierte der Flügelhornist mitreißend Diana Krall, Victor Assis Brasil, Bill Evans u.a. über afrikanische Grooves. Various Artists / Pure Bossa Nova: Bossa Jazz Hugh Masekela / Home Is Where The Music Is / Brasil / Emarcy CD 530 8105 Verve CD 176 8683

------Weiblicher Bossa-Charme von Doris Monteiro, Das beste Album des Perkussionisten. Ein heißer Astrud Gilberto, Zizi Possi, Nara Leão, Maysa u.a. Mix aus Jazz, Latin, Pop und Soul. Mit den Hits Various Artists / Pure Bossa Nova: The Girls „Evil Ways“ und „La Bamba“. From Ipanema / Emarcy CD 530 8083 Willie Bobo / Bobo Motion / Verve CD 176 8573 ------Als Freunde der Bossa erweisen sich Dizzy Mit einem All-Star-Ensemble feierten die Brecker Gillespie, Wes Montgomery, Oscar Peterson u.a. Brothers 1992 ein fulminantes Comeback. Various Artists / Pure Bossa Nova: Bossa & Brecker Brothers / Return Of The Brecker Friends / Emarcy CD 530 8082 Brothers / GRP CD 176 8651 ------Die Schönheiten Rios besingen Nana Caymmi, Von Chick Corea, Ron Carter und Grady Tate Hebe Camargo, Roberto Menescal, Elis Regina u.a. wurde Getz 1967 zu neuen solistischen Various Artists / Pure Bossa Nova: Bossa ’n Rio / Höhenflügen inspiriert. Emarcy CD 530 8223 Stan Getz / Sweet Rain / Verve CD 176 8660 ------Instrumentales von Baden Powell, Tom Jobim, Grandioses Soundtrack-Album von 1964 mit Oscar Castro Neves, Sérgio Mendes u.a. James Moody und Kenny Barron. Various Artists / Pure Bossa Nova: Dizzy Gillespie / The Cool World / Instrumental Bossa Nova / Emarcy CD 530 8081 Verve CD 176 8672

------Vokal-Duette von Elis Regina/Antônio Carlos Der Vibraphonist würzt hier seine Klänge mit Jobim, Astrud Gilberto/João Gilberto u.a. einem belebenden Schuss Soul-Jazz. Various Artists / Pure Bossa Nova: Bossa 4 Two / Milt Jackson / Live At The Museum Of Modern Emarcy CD 530 8080 Art / Verve CD 176 8629

www.jazzecho.de 29 Funk der alten New-Orleans-Schule, von Claus JAZZ CLUB – Preiswerte 3-CD-Boxen Ogerman mit einem seidenen Schleier Streicherarrangements überzogen. Hier ist der Titel Programm. Ausgewählt aus Dr. John / City Lights / Verve CD 176 8682 Petersons grandiosen MPS-Alben. ------Oscar Peterson / Ballads, Blues & Bossa Nova / Der innovative Saxophonist 1976 im MPS 3 CDs 176 7671 Zusammenspiel mit Dave Grusin, Larry Carlton, ------Chuck Domanico, John Guerin und Joe Porcaro. Jazzklassiker, die Spaß machen und trotzdem John Klemmer / Barefoot Ballet / Verve CD 174 0590 nicht leichtgewichtig sind. Zum Verlieben gut! ------Various Artists / I Love Jazz! / Verve 3 CDs 530 Mit Cleveland Eaton (Bass) und Maurice White 7919 (Drums / Earth, Wind & Fire) spielte der Pianist ------1966 feinsten Latin-Soul-Jazz. Remasterte Jazzhighlights aus den 20ern, 30ern Ramsey Lewis / Goin’ Latin / Verve CD 176 8572 und 40ern. Eine swingende Geschichtsstunde. ------Various Artists / The History Of Jazz Vol. 1 / Farbenprächtiges Oktett-Album des Power- Verve 3 CDs 984 7064 Trompeters und späteren Bigband-Leaders aus ------dem Jahr 1955. Runde drei Stunden erstklassiger Groove-Jazz Maynard Ferguson / Octet / Emarcy CD 176 8571 zum Abtanzen. ------Various Artists / The Soul Of Jazz / Verve 3 CDs Anders als beim ersten „Getz/Gilberto“-Album 530 7924 sind die beiden Stars hier separat zu hören. ------Stan Getz & João Gilberto / Getz/Gilberto #2 / Deutsche Kultstars von Paul Kuhn bis Hilde Knef Verve CD 176 7928 swingen Klassiker aus den 20er bis 50er Jahren. ------Various Artists / Swinging Evergreens / Neu zum Midprice! Getz’ letztes Bossa-Album, Boutique 3 CDs 530 7928 1963 eingespielt mit dem legendären Gitarristen. Stan Getz & Laurindo Almeida / Stan Getz With Guest Artist Laurindo Almeida / Verve CD 176 7923

world’s best- sounding magazine Ausgabe 2 2008 Besser als das JazzEcho ist nur das Jahrgang 11

B

Vom Kollektiv zur Combo: JAZZANOVA-EVOLUTIONrkollektiv nicht nur an den Reglern, sondern auch live. Auf seinem neuen Album spielt das Berliner Produzenten- und Remixe

Vom „Besten, was mir je passiert ist“. / Das Duo Till Brönner schwärmt / Bestellen Sie jetzt Ihr JazzEcho-Abo, und Sie bekommen nicht nur Von seinen „zwei, drei großen Lieben“. Von Rio. Von seinen Gaststars. im Gratis-Abo. Außerdem: Rede & Antwort/ Julia mit LabelleHülsmann über über eine Manfred Reunion Eichers nach 34 Hartnäckigkeit Jahren als Quintett: Tok Tok Tok Charlie Haden und Familie und, und, und. die neuesten Nachrichten, n jeden Donnerstag neu auf jazzecho.de News, Tourdaten und Neuerscheinunge sondern auch exklusive Ja, ich möchte das JazzEcho gratis frei Haus! Vorabinfos, interessante Aktionen und limitierte Sondereditionen dreimal im Jahr gratis ins Haus Vorname, Name ______Einfach den Coupon einsenden oder unter www.jazzecho.de in der Rubrik „Info-Services“ Ihre Adresse eintragen. Straße, Nr. ______JazzEcho Wenn Sie eine E-Mail an [email protected] senden, dann erhalten PLZ, Ort ______A-Nr.: 5285 Sie ab sofort den wöchentlichen JazzEcho-Newsletter per E-Mail. Postfach 90 06 41 E-Mail ______Geburtsjahr ______

Lieblingskünstler ______06058 Halle Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands. Ich höre gern: ô ECM CD ô Jazz ô Soul, Dance, Pop/Jazz ô Weltmusik ô Progressive/Modern Jazz (Zutreffendes bitte ankreuzen.) XX www.jazzecho.de JazzEcho-Konzertführer Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews donnerstags neu auf jazzecho.de

The Bad Plus Dave Holland Wolfgang Puschnig/ 19.10. Berlin, Quasimodo 19.10. Gütersloh Alpine Aspects 20.10. Zürich (CH), Moods 24.10. Umea (CH) 24.10. Fürth, Kulturforum 29.10. Wien (A), Porgy & Bess 27.10. Ludwigshafen, Enjoy Jazz 30.10. Innsbruck (A), Treibhaus Festival/BASF-Gesellschaftshaus Enrico Rava & Stefano Bollani 31.10. Kempen, Campus 30.10. Zürich (CH) 03.11. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival/ 01.11. Lüben, Hansesaal 02.11. Dortmund Karlstorbahnhof Impressum Nik Bärtsch Julia Hülsmann Sonny Rollins 07.11. Mannheim, Enjoy Jazz Festival 17.10. München, Gärtnerplatztheater 26.11. Frankfurt/M., Alte Oper 11.11. Passau, Scharfrichterhaus 18.10. Berlin, A-Trane 28.11. Hamburg, Laeiszhalle Herausgeber: 01.12. Berlin, Philharmonie 14.11. Offenburg, Jazz d’Or 02.11. Köln, Loft Universal Music 21.11. Darmstadt, Jazzinstitut 04.12. Düsseldorf, Tonhalle Rebekka Bakken (Jazz Talk) 06.12. München, Philharmonie Classics & Jazz 07.12. Pforzheim, Herz-Jesu-Kirche 30.01.09 Bielefeld, Bunker Ulmenwall David Sanborn Stralauer Allee 1 31.01.09 Wuppertal, Opernhaus Ketil Bjørnstad 05.11. Leverkusen, Jazztage 26.02.09 Berlin, Radialsystem 07.11. Aalen, Jazzfest 10245 Berlin 16.10. Ludwigshafen, Enjoy Jazz (mit Fasil) Festival/BASF-Gesellschaftshaus 08.11. Ingolstadt, Jazztage www.jazzecho.de 19.03.09 Kiel, Kulturforum 09.11. Berlin, JazzFest/ Till Brönner 20.03.09 Bremen, Stadttheater Haus der Berliner Festspiele 08.11. Salzburg (A), Jazz-Herbst, Anna Maria Jopek Konzept und Gestaltung: Stiegl-Brauwelt Louis Sclavis 21.10. Hamburg, Fabrik 22.11. Rüsselsheim, Jazzfabrik G9 Design GmbH 25.11. Düsseldorf, Tonhalle 23.10. Coesfeld, Konzerttheater 26.11. München, Philharmonie 26.10. Mainz, Frankfurter Hof John Scofield Hamburg im Gasteig 28.10. München, Ampere 18.11. Dresden, Tante Ju www.G9.com 28.11. St. Pölten (A), Festspielhaus 31.10. Wien (A), Porgy & Bess 20.11. Siegen, Jazzclub Oase 29.11. Baden-Baden, Festspielhaus 15.01.09 Ludwigshafen, 30.11. Darmstadt, Centralstation Christian Scott BASF-Gesellschaftshaus Litho: 08.12. Hamburg, Laeiszhalle 18.10. Stuttgart, Musikwinter 09.12. Berlin, Philharmonie Manu Katché Jazz Club RAWA GmbH, Hamburg 19.10. Mannheim, Enjoy Jazz Festival 10.12. Dortmund, Konzerthaus 23.01.09 Nürnberg, www.rawa-online.de 11.12. Bremen, Glocke Karstadt Kulturcafé Trygve Seim/Frode Haltli 13.12. Kiel, Schloss 24.01.09 Leipzig, Schauspielhaus 13.11. Mannheim, Enjoy Jazz Festival/ 25.01.09 Osnabrück, Stadthalle Schlosskirche Druck: James Carter 27.01.09 Essen, Philharmonie 07.11. Aalen, Jazzfest 28.01.09 Dortmund, Konzerthaus Bobo Stenson Mediaprint Percom GmbH 06.11. Ludwigshafen, Enjoy Jazz Nicola Conte 29.01.09 Kaiserslautern, Kammgarn & Co. KG, Westerrönfeld 29.10. Berlin, Quasimodo 30.01.09 Karlsruhe, Tollhaus Festival/BASF-Gesellschaftshaus 31.10. Mannheim, Enjoy Jazz Festival 31.01.09 Mainz, Frankfurter Hof 08.11. Berlin, JazzFest 01.02.09 Stuttgart, Theaterhaus Randy Crawford & Tok Tok Tok Alle Rechte vorbehalten. 03.02.09 Mannheim, Alte Feuerwache 06.11. Ingolstadt, Jazztage Joe Sample Trio 04.02.09 Darmstadt, Centralstation Nach druck, auch auszugs- 14.11. Bremen, Glocke 18.11. Leipzig, Spizz 05.02.09 Berlin, Philharmonie 20.11. Berlin, Quasimodo weise, nur mit vorheriger 16.11. Osnabrück, Stadthalle 06.02.09 Bremen, Glocke 17.11. Berlin, Philharmonie 21.11. Dresden, Tante Ju 07.02.09 Hamburg, Kampnagel 26.11. Trier, Tufa schriftlicher Zustimmung 19.11. Hamburg, Laeiszhalle 09.02.09 Lübeck, MuK 21.11. Düsseldorf, Tonhalle 27.11. Aschaffenburg, Colos-Saal des Herausgebers: 03.12. Mannheim, Alte Feuerwache 23.11. Frankfurt/M., Alte Oper Manndorff Trio Fax: (030) 52007–2597 24.11. München, Philharmonie 02.11. Köln 04.12. Freiburg, Jazzhaus tbc 07.11. Straubing 11.12. Köln, Altes Pfandhaus E-Mail: Kurt Elling 12.12. Minden, Jazzclub 05.11. Salzburg (A), Jazz Festival Jane Monheit 13.12. 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www.jazzecho.de 31 Die Seele von

Der Sound von

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