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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde

Jahr/Year: 1943

Band/Volume: 82_83

Autor(en)/Author(s): Klein Herbert

Artikel/Article: Der Streit um das Erbe der Herren von . 1-48 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, , ; download unter www.zobodat.at Der Streit um das Erbe der Herren von Goldegg.

Von Dr. Herbert Klein.

Seitdem im 16. Jahrhundert die im Pongau dem Lauf der folgende Straße zwischen Schwarzach und Lend von den St. Veit— Goldegger Terrassen herab in das enge Salzachtal selbst verlegt wurde1), ist der kleine Ort Goldegg, der mit seinem gleichnamigen Schloß und dem kleinen See eines der reizvollsten Ortsbilder des Gaues darstellt, still und einsam geworden. Die heute verkehrsferne Lage läßt kaum ahnen, daß das Schloß — es ist neuerdings durch die Entdeckung von Innenräumen des 14. Jahrhunderts* 2) in den Vordergrund des Interesses getreten — noch im 15. Jahrhundert der Gegenstand von heftigen Streitigkeiten war, deren Wellen weit über die Grenzen des alten Stiftslandes Salzburg hinausschlugen. Wenn wir uns diesmal mit dieser Episode beschäftigen wollen, so deshalb, weil sie bisher so gut wie unbekannt war, weil sie für die Zeit charakte* ristisch, vor allem aber, weil ein besonders reiches archivalisches Material3) hier einmal auch gelegentlich einen Blick hinter die Ku* lissen zu tun gestattet, was in den meisten ähnlichen Fällen, wenn nur die offiziellen Urkunden vorliegen, nicht möglich ist.

*) Unter Erzbisdiof Matthäus Lang (1519—1540), vgl. Gasteiner Chro* nica, LK 81 (1941), S. 35. 2) R. Schlegel, Ein frühgotischer Palas im Schloß Goldegg im Pongau, LK 81 (1941), 193 ff. 3) Es handelt sich um einen großen Bestand an Urkunden, Briefen und Akten erzbischöflich salzburgischer Provenienz im Haus*, Hof* und Staats* archiv Wien, Originalurkundenreihe. Ein Großteil der Stücke ist einzeln ein* gereiht, ein anderer aber ist unaufgelöst in mehr oder minder umfänglichen Paketen vorhanden, und zwar zu den Jahren 1449/1451, 1449/1461, 1449/1476 und 1450/1459 unter den SchlagWorten: Goldecker, Freundsberger und Grad* ner, ferner ein entfernt zugehöriges Paket bei 1460/1463 unter dem Schlagwort Reisberger. Ein weiteres in den Repertorien noch verzeichnetes Paket: 1457/1458 „Etliche Schreiben Herzog Sigmunds von Österreich“, ist inzwischen aufgelöst worden. Unter: 1450/1457 „Allerlei Abreden und Schreiben den Goldeckerhof betreffend“, ist ein Spezialregister der erzbischöflichen Kanzlei in Sachen Goldegg aus dem Jahre 1457 (Papierheft, 16 fol.), im ganzen drei* zehn Stück enthaltend, eingereiht (gleichzeitige Aufschrift: „Registrum in causa Goldeckerhof“), das um so wertvoller ist, als wir sonst, der Lage der Überlieferung entsprechend, fast nur Einlauf der Salzburger Kanzlei, aber keinen Auslauf besitzen. Im folgenden sind die Originale mit „Or. Wien“, die Stücke aus dem Register mit „Register“ bezeichnet. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 2

I. Am 19. September 1400 starb Herr Haug von Goldegg, Erb* schenk des Stiftes Salzburg, der letzte männliche Sprosse des vor* nehmsten Salzburger Dienstmannengeschlechts1). Macht und Reich* tum der Familie waren damals freilich schon von der einstigen Höhe weit herabgesunken. Der Wendepunkt war die Zeit Wülfings I. (gest. 1343) gewesen. Wülfing war ein Opfer des deutschen Thron* Streites. Als Anhänger Ludwigs des Bayern, zu dem er offenbar in einem Dienstverhältnis stand, geriet er in mehrfache Konflikte mit seinem Herrn dem Erzbischof Friedrich III., Parteigänger Friedrichs des Schönen. In diesen Streitigkeiten waren die Besitzungen und Bur* gen der Goldegger verwüstet und sie zu verschiedenen Abtretungen und Verkäufen, wie der Gerichte Taxenbach und Gastein, gezwungen worden. Haug von Goldegg, der Enkel Wülfings I., befand sich in so mißlichen finanziellen Verhältnissen, daß er im Jahre 1370, zusammen mit seinem damals noch lebenden Bruder Hans, allen Besitz seinen Verwandten mütterlicherseits, den Herren von Abensberg in Bayern, verschrieb und vermachte, um deren Unterstützung zu erlangen. Eine Verschreibung, die er in seinem letzten Lebensjahr freilich widerrief, weil sie ihn trotz Aufrufens „kain hilff noch fürdrung getan“ und ihm in seinen „nöten“ verlassen hätten.* 2) 1398 verkaufte er dem Erzbischof Salzpfanne und Berganteil zu , das Sieden Goldegg, mit zugehörigen Wäldern im Dientner Tal und erhielt für sich und seine männlichen Leibeserben, deren er allerdings keine hatte, Schloß und Landgericht Taxenbach zu Lehen. Äußerlich war der Besitz der Goldegger noch immer ansehnlich genug, der größte Teil war jedoch als Lehen an ritterliche Vasallen, Bürger und Bauern ausgetan.3) Das wirklich nutzbare grundschaftliche Besitztum — in

a) So nach der Grabinschrift auf einem älteren Grabstein seines Ge* sdilechts im Kreuzgang zu St. Peter in Salzburg. Walz, Die Grabdenkmäler von St. Peter und Nonnberg, Beil, zu LK 7 (1867), S. 34, Nr. 23. Ein eigener „schöner Grabstein“ Haugs befand sich noch im 16. Jahrhundert in der Pfarr* kirche St. Veit im Pongau, Wiguleus Hund, Bayer. Stammenbuch, 3. Teil, in Freiberg, Sammlung historischer Schriften und Urkunden, 3. Bd., Stuttg. u. Tüb. 1830, S. 331. Welche der beiden Stätten nur ein Kenotaph war, läßt sich nicht entscheiden. Über das Geschlecht vgl. Zillner, Pongau*Goldeck. Eine salzburgische Geschlechterstudie, LK 17 (1877), S. 145 ff. 2) 1400 Feber 3, Zillner, a. a. O., S. 203. 3) Über Goldegger Lehen vgl. Klein, Ritterlehen und Beutellehen, LK 80 (1940), S. 117, Anm. 45; S. 116; S. 118, Anm. 48; S. 124, Anm. 70. - Es gibt fast keine ältere im Salzburger Gebirgsland begüterte Grundherrschaft, die nicht ehemalige Lehen der Goldegger besäße, vgl. A. Doppler, Original* urkunden des f.*e. Konsistorialarchivs zu Salzburg, LK 10—16; Doppler* Widmann, Urkk. u. Regg. des Benedictinerinnenstiftes Nonnberg, LK 35—48; W. Hauthaler, Die Pergamenturkunden des Pfarrarchivs Rauris, LK 32; Chr. Greinz, Die Urkunden des Stadtpfarrarchives in Hallein, LK 52; F. Martin, Die archivalischen Bestände des städtischen Museums C.*A. in Salzburg. Mitteilungen des k. k. Archivrats, 2, S. 266 ff. (Urkk. des Bürger* spitals), passim. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 3

den späteren Streitigkeiten gewöhnlich als „Schloß Goldeggerhof, Hofmark mit den zugehörigen Gütern, Gülten und Ur* baren“ bezeichnet, obwohl der größere Teil nicht als unmittelbares Zugehör der beiden Hofmarken zu betrachten ist, — gibt sich als Rest eines vormals viel bedeutenderen Komplexes dadurch deutlich zu erkennen, daß die einzelnen Gruppen vielfach in kleine unbe* deutende Urbarstücke versprengt erscheinen.4) Das Schloß zu Hof, zum Unterschied zu einem andern Pongauer „Hof“, dem Bischofs* hofen der Bischöfe von Chiemsee, meist Goldeggerhof genannt, die Bezeichnung „Goldegg“ schlichtweg ist erst jüngeren Datums, war nicht der Stammsitz der Herren von Goldegg. Dieser stand zu Alten* hof, etwa 1 km westlich vom jetzigen Goldegg, an der Straße nach Lend.5) In der Zeit nach der Schlacht bei Mühldorf (1322) ließ Erz* bischof Friedrich unter anderem auch die Feste „ze dem Hof“ nieder* brechen, erlaubte aber im nächsten Jahre, das Haus „zu dem se ... auf den puhel, der in der wis da leit“ zu verlegen.6) In der Folge entstand hier das neue Schloß, dasselbe, das noch heute steht und trotz umfänglicher Umbauten des 16. Jahrhunderts noch bedeutende Reste aus der Erbauungszeit aufweist.7) Gleichzeitig wurde die an das Schloß sich anlehnende Siedlung, das heutige Dorf Goldegg hie* her verlegt, wenigstens wissen wir das urkundlich von der Kirche.8)

4) Das älteste Urbar von „Goldeggerhof“ erscheint in einem erzbischöfl. Urbar von ca. 1496 (Reichsgauarchiv Salzburg, Urbar 10, Fol. 39ff.) unter der Überschrift: „Officium et redditus ad castrum Goldegkerhof pertinen(tia)M, mit folgenden Unterabteilungen: „et primo in opido“ (Goldeggerhof, 24 Iteme); „Extra opidum de prediis et aliis bonis“ (30 Iteme in den Kata* stralgemeinden Buchberg, Goldegg#Weng, Dientenbach und Schwarzenbach); „In Arula maiori“ (Großarl, 10 Iteme) ; „Empach“ (Embach, Gerichtsbezirk Taxenbach, 5 Iteme); „In Rauris“ (Raurisertal, 9 Iteme); „In Gastuna“ (Gastein, 17 Iteme); „In foro Wagrain“ (30 Iteme); „Extra forum Wagrain“ (16 Iteme in den Katastralgemeinden Hofmarkt, Hof, Vorderkleinarl, Hall# moos und Urreiting) ; „In Tuenta“ (Dienten, 9 Iteme, darunter Eisenhämmer und ein Zins von der dortigen Blahhütte). 5) Da sich das Geschlecht seit dem späteren 12. Jahrhundert „von Gold* egg“ nennt, ist wahrscheinlich, daß es sich damals eine Feste dieses Namens baute. Wenn wir aber nicht annehmen wollen, daß es sich dabei um eine bald wieder abgekommene, nun ganz verschollene Burg gehandelt habe, liegt die Sache wohl so, daß der Name der Feste vor dem der Örtlichkeit (Hof) schnell zurücktrat. Sowohl die alte (zu Altenhof) wie die neue Burg (zu Goldegg) werden zu Lebzeiten des Geschlechts nur noch „H of“ genannt. Zuerst 1252 „turris Hofin“ (Widmann, Urkk. u. Regg. Nonnberg, LK 35, S. 14; vom Her# ausgeber mit verwechselt, die richtige Identifizierung ergibt sich aber aus der Nennung der Nonnberger Güter „auf dem perge“, heute Berg* hof und Rohrerberg, Katastralgemeinde Goldegg) und 1287 „Hofa“ (Martin, Regg. I, Nr. 1254). — Bezüglich Bischofshofens vgl. LK 75, S. 199, 3 (1). 6) SUB IV, Nr. 297; Zillner, a. a. O., S. 187. 7) Schlegel, a. a. O.; Martin, Ostmark. Kunsttopographie 28, S. 93 ff. 8) 1339 Juli 22. Wülfing von Goldegg errichtet eine Gottesdienststiftung zur Kirche, die er zu dem neuen Hof gebaut hat, wie bei der nun „zer* brochenen Kirche zu dem alten Hof. Or. Pfarrarchiv St. Veit im Pongau (Frdl. Mitteilung von Dr. Franz Martin). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 4

An der alten Stelle blieb der Meierhof Altenhof (heute die Bauern* güter Ober* und Unteraltenhof und Hackerlehen). Zum Schloß Goldeggerhof gehörte eine Hofmark9), die räum* lieh nicht viel mehr als die nähere Umgebung von Burg und Ort umfaßte. Eine zweite etwas umfangreichere Hofmark besaßen die Goldegger zu Wagrain im Kleinarltale, mit dem gleichnamigen Markt als Mittelpunkt. Die Spuren der Burg, zu der sie gehörte, sind auf dem hohen Wagrain oberhalb des Marktes noch deutlich erkennbar. Die Stelle ist als „alte Burg“ auch aktenmäßig manchmal erwähnt,10 *) urkundlich ist sie uns aber niemals genannt. Seitdem Wagrain belegt ist (1330)11), wird immer nur von der „Hofmark“ gesprochen, im aus* gesprochenen Gegensatz gerade zum „gschloß“ oder zur „veste“ Gold* eggerhof. Offenbar war das Schloß Wagrain schon verfallen. Viel* leicht war es gleichzeitig mit den Goldeggerfesten zu Altenhof und Taxenbach 1322/23 zerstört und dann nicht mehr aufgebaut worden. Herr Haug von Goldegg hatte nur eine Tochter, Dorothea, aus seiner Ehe mit Elisabeth von Freundsberg, aus dem bekannten Tiroler Ministerialengeschlechte12), das sich nach dem Schlosse Freundsberg bei Schwaz im Unterinntal nannte und mit Salzburg seit alters in vielfachen Beziehungen stand. Vom Erzstift hatte es das Schloß Lichtenwerd bei Kropfsberg im Inntal zu Lehen und eine Anzahl Güter im Zillertal. Dorothea selbst war wieder mit einem Freunds* berger verheiratet, Hans. Als Haug sein Ende nahen fühlte, machte er am 22. Mai 1400 zu „H of“ (Goldeggerhof*Goldegg) anscheinend auf Betreiben des Erzbischofs Gregor Schenk von Osterwitz sein Testament.13) Als Begründung gibt er den Wunsch an, daß zwischen dem Erzbischof, seiner (2.) Frau und seiner Tochter nach seinem Tode keine Zwistigkeiten entstehen sollten. Vorerst widerruft er nochmals seine seinerzeitige Verfügung zu Gunsten der Abensberger, dann vermacht er dem Erzstift alle seine Aktivlehen14) und Vogteien15).

9) Über die Hofmark Goldegg und damit zusammenhängende Fragen des Hofmarkrechts behalte ich mir vor, in anderem Zusammenhänge zu handeln. 10) Steuerkataster Wagrain 1779 (Reichsgauarchiv Salzburg), fol. 124: „Der sogenannte Urfahrgarten unter der Burg Wagrain“. Altes Grundbuch Wagrain ca. 1800 (Amtsgericht Markt Pongau), fol. 1: „Strämpflhaus bey der alten Burg“. 41) Martin, Regg. III, Nr. 761. 12) Kögl, Fünf genealogische Tafeln von tirolischen Adelsgeschlechtern, A Ö G II (1849), S. 383, Tafel 2. — St. Mayrhofen, Genealogien des tirolischen Adels (Manuskript, Ferdinandeum Innsbruck), III/1. 13) Siehe Anhang I. 14) Der Ausdruck „lehenschaft und manschaft“ könnte an sich mit „Passiv* und Aktivlehen“ übersetzt werden (vgl. Klein, a. a. O., LK 80, S. 117, Anm. 46), doch kann er hier nach der ganzen Sachlage nur letzteres bedeuten, wie schon daraus hervorgeht, daß der weiterhin der Tochter vermachte Besitz nach dem Text aus Eigen und (Passiv*) Lehen bestand. Vergleiche auch den Vorbehalt des „Eignens“. 15) Die Goldegger waren (Unter*) Vögte über die Güter „im Gebirge“ des Domkapitels (Martin, Die kirchliche Vogtei in Salzburg, LK 46, S. 369) und des Klosters Michaelbeuern (Archiv Michaelbeuern, „Grundbuch“ saec. 14/16, fol. 14). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 5

Ebenso soll natürlich der ertauschte Turm Taxenbach mit Gericht und Amt wieder heimfallen. Dagegen vermacht er seiner Tochter, außer ihrem mütterlichen Erbteil an Gütern im Land an der Etsch, die Feste „zu dem Hof", die Hofmark Wagrain mit allem, das da* zu gehört. Ferner einen Wald Narrwald in der Rauris, Manns* und Weiberlehen von den Herzogen von Bayern. Wenn Dorothea ohne Erben abginge, solle Goldeggerhof, Wagrain und Zugehör wieder an das Erzstift fallen. Wollen aber sie oder ihre Erben diese ver* kaufen, hat das Erzstift ein Vorkaufsrecht. Haug starb, wie erwähnt, wenige Monate später und alles ging seinen angeordneten Gang. Die zahlreichen Goldegger Lehen gingen an den Erzbischof als neuen Lehensherrn über16). Goldeggerhof, Wagrain und der übrige Besitz blieb jahrzehntelang ungestört in der Hand der letzten Goldeggerin Dorothea von Freundsberg. Nach ihrem Tode — sie starb am 30. Jänner 143817) — beerbte sie ihr ein* ziger Sohn Wolfgang von Freundsberg. Unter ihm scheint es erst* mals zu Reibereien mit der landesfürstlichen Gewalt Salzburgs ge* kommen zu sein und zwar hinsichtlich der Hofmarkrechte zu Gold* eggerhof und Wagrain und mit damit zusammenhängenden Gerichts* und Herrschaftsrechten, die die Freundsberger von den Goldeggern übernommen hatten. Derlei Ansprüche zu verdrängen, war ja ein Hauptziel der auf volle Geschlossenheit der Landesherrschaft zu* strebenden Politik der Salzburger Erzbischöfe im spätem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Erleichtert wurde diese Tendenz durch das frühzeitige Aussterben der großen Ministerialfamilien. Als kurz nach den Goldeggern der letzte Herr von Felben (Pinzgau) zu Grabe ging (1415), war das letzte alte Salzburger Ministerialengeschlecht ver* schwunden18).

lß) Schon aus dem Jänner 1401 datieren einige im Original (Wien) er* haltene Lchenbriefe Erzbischof Gregors über Besitzungen, die die betreffen* den Vasallen früher von „weilent hem Hawgen von Goldegk“ zu Lehen ge* habt hatten: 1401 Jänner 10, Salzburg, für Hans d. Glawrer, Zehentner zu Bramberg (1 Gut zu Habach, Bramberger Pfarre, 2 Güter zu Stubach, Stuhl* felder Pfarre); Jänner 11, für Lenz d. Frech zu Rauris (2 Mühlen ob Gais* bach in der Rauris) ; Jänner 20, für Ann, Witwe Chunrats des Pfarrkirchers (12 Güter in den Pfarren Stuhlfelden, Piesendorf, Zell, Saalfelden u. Taxen* bach, in Dienten und Rauris). Ferner: Jänner 12, für Hans d. Wisent (4 Iteme u. 5 Zehenthäuser im Pinzgau, Or. RGA Salzburg (St. Peter), und Hauthaler, a. a. O., LK 32, S. 24 Nr. 11, Greinz, a. a. O., LK 52, S. 131 Nr. 149. 17) MG Neer. III, S. 28. Sie wurde zu Maria*Tal bei Voldepp, Unterinn* tal, begraben (s. u. II, Anm. 8). — Daß sie noch spät als Goldeggerin auf* trat, zeigt folgende Urkunde: —, 1435 Juni 15, Dorothea „gepom von Gold* egk“ verleiht Hans Getzler, Bürger zu Hallein, zu rechtem Lehen ein Wald* ort aus dem Wald „Äschenreut“ in der Großarl, den Wald „Reutpach“ in der und ein Waldort aus einem Wäldlein in der Großarl „zwischen der Gayswent und des Chawtpacheir, die früher Kaspar der Harder und Christian der Vinger von ihr hatten. Or. Wien. 18) Von den restlichen hatten die Törringer ihren Schwerpunkt in Bayern, die Moshaimer aber waren seit langem verarmt und daher bedeutungslos ge* worden. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 6

Erstmals hören wir von Zwistigkeiten in einer Urkunde vom 2. März 1443, worin eine Reihe von Bürgern und Bauern der Ge* richtsstäbe St. Veit und St. Johann vor dem Unterrichter im Pongau Lienhart Mäusreml ein Weistum über Recht und Herkommen der Hofmark Goldeggerhof niederlegt19.) Die Aussagen betonen scharf die Eingriffsrechte des Landrichters in die Hof mark in Kriminal* Sachen und die Zuständigkeit der Goldegger Untertanen außerhalb derselben zum Landgericht und richten sich weiter gegen eine zu ausgedehnte Gewerbe* und Handelsfreiheit. Aus späteren Quellen erfahren wir, daß sich auch Streitpunkte wegen der zu den beiden Hof marken gehörigen Forst*, Jagd* und Fischereirechte erhoben20). Über den weiteren Verlauf in der nächsten Zeit erfahren wir nichts, auch nicht über die Umstände, unter denen sich schließlich Wolfgang von Freundsberg und der damals regierende Erzbischof Friedrich IV. aus dem Geschlechte Truchseß von Emmerberg auf eine schiedsrichterliche Austragung der Sache vereinigten. Zum erstenmal hören wir davon in einem Brief des Freundsbergers an den Erzbischof vom 28. Juli 1448. Damals hatte ihm letzterer bereits einen „Tag“ (Gerichtstag) in Salzburg gesetzt. Später hören wir, daß es sich um ein Schiedsgericht handelt, dessen Obleute Oswald von Törring, Pfleger zu Mühldorf, und Caspar von der Alm, Pfleger zu Tittmoning, waren. Die Angelegenheit erlitt mannigfache Verzögerungen. Einmal gab es Differenzen über die Forderung Wolfgangs, daß der Erz* bischof und seine Räte dem freundsbergischen Pfleger zu Goldegger* hof, Kaspar Glanntz, einen Vollmachtsbrief an alle Landgerichte aus* stellen sollten, damit dieser dort Kundschaft über das strittige Her* kommen einholen könne. Es wird ihm dies zunächst abgeschlagen, weil dergleichen für beide Teile schon von erzbischöflicher Seite vor* genommen würde. Als er nach langem Hin und Her schließlich doch den gewünschten „Geschäftsbrief“ für die Gerichte Taxenbach, Pon* gau und erhält, ist er noch nicht zufrieden, sondern ver* langt einen solchen an alle Salzburger Gerichte, eine Forderung, die wahrscheinlich nur dazu dienen sollte, im Notfälle Rechtsbehinde* rung einwenden zu können21). Außerdem verschiebt sich der Termin der Tagung ständig. Zum ersten, am 12. Jänner 1449, ist Wolfgang von Freundsberg am 9. Jänner schon bis Rattenberg geritten, da ereilt ihn die Nachricht, daß die Braut seines jungen Landesherrn Herzog Siegmunds von Österreich* Tirol — Elienor, Tochter König Jakobs I. von Schottland — am 6.

19) Or. Wien. Abgedruckt: Notizenblatt, Beilage zum AÖG, 3 (1853), S. 268, Nr. 52. 20) Auf Details soll hier nicht eingegangen werden, vgl. oben Anm. 9. 21) Briefe Wolfgangs v. Freundsberg an EB Friedrich, Innsbruck, 1448 Juli 28; Innsbruck, 1449 März 8; St. Petersberg (Burg der Freundsberger bei Silz im Oberinntal), Juni 6; Innsbruck, 1449 Juni 25; Petersberg, 1449 Juli 8; s. d. (1449 Juli ?), Memorial eines Ungenannten (Kaspar Glanz?) : Bittet im Namen des W. v. Freundsberg um Geschäftsbrief. Orr. Wien. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 7

in Konstanz eingetroffen ist und er er ihr auf Befehl des Herzogs mit anderen entgegenreiten müsse22). Nun wird der Termin von den Schiedsrichtern auf den 27. April verschoben. Der kommt nun wieder Erzbischof Friedrich ungelegen, ebenso zwei weitere am 24. Juni und am 25. Juli, denn um diese Zeit hat er sich zu Gerichtstagungen in Steiermark verpflichtet. Schließlich wird er auf den 29. September festgesetzt23). Es kam niemals dazu, denn kurz vorher, am 11. September 144924) stirbt Wolfgang von Freundsberg, kinderlos. Mit ihm erlosch die Nachkommenschaft Dorotheas, der letzten Goldeggerin, und „von den Goldegkern“ war „weder nams, stams, sams, noch plu(e)ts nye* mants mer da“25 *). Dadurch war eine ganz neue Situation geschaffen. Goldeggerhof und Zubehör war ja laut Testament nur den Erben der Dorothea vermacht worden. Wenn man darunter nur die Leibeserben verstand, was allerdings nicht ausdrücklich gesagt wird, ergab sich für den Landesfürsten die Möglichkeit, den Besitz nun einzuziehen und so diese die Einheitlichkeit des Stiftslandes gerade in seinem Kerngebiet störende Herrschaft zu beseitigen. Zunächst freilich erhoben die Erben Wolfgangs ihre Ansprüche. Es waren dies, außer einigen Ver* wandten weiblichen Geschlechts seine Vettern, die Brüder Ulrich (X.) und Hans von Freundsberg20). Der Pfleger des Verstorbenen auf Goldeggerhof, Caspar Glanntz, erkannte Ulrich auch gleich als Erben an und hielt die Burg in seinem Namen. Erzbischof Friedrich jedoch wollte dies nicht dulden und nahm schon Anfang Oktober die Feste mit Gewalt ein. Glanntz und seine Leute wurden gefangengenommen, die erste der Unternehmungen mit gewaffneter Hand, die Goldegg in den nächsten Jahren über sich ergehen lassen mußte. Die geschädigten Freundsberger wandten sich an Herzog Sieg* mund von österreich*Tirol um Beistand und dieser schrieb auch am 25. Oktober von Meran aus an den Erzbischof, er möchte den

22) W. v. Freundsberg an EB Friedrich, Rattenberg, 1449 Jänner 9, Or. Wien. 23) Zwei Ungenannte (Oswald Törringer u. Caspar v. d. Alm) an W. v. Freundsberg (Konzept), —, 1449 Jänner 15. Oswald Törringer, Pfleger zu Mühldorf, an EB Friedrich, —, 1449 April 7. Caspar von der Alm, Pfleger zu Tittmoning, an dens. Tittmoning, 1449 April 9. Oswald v. Törring und Caspar von der Alm an dens., Mühldorf, 1449 Juni 11. Orr. Wien. 24) MG Neer. III, S. 26. 25) Fürleger des Erzbischofs vor Gericht, 1459 Jänner 8 (Gerichtsbrief s. u.). 2€) Nach Mayerhofen a. a. O. und Kögl a. a. O. Enkel eines Bruders (Ulrich VIII.) von Wolfgangs Vater Hans. Mayerhofen sowohl wie Kögl nennen übrigens einen Bruder Wolfgangs, Ulrich IX., der nach dessen Tod 1450 dessen Lehen von Herzog Siegmund genommen und dann kinderlos ge* storben sei. Nach den Obigen und den übrigen die Goldeggersache betreffen* den Urkunden kann Wolfgang aber keinen Bruder hinterlassen haben. Es liegt wohl eine Verwechslung mit seinem Vetter Ulrich X. vor. Ulrich IX. ist daher aus der Stammtafel der Freundsberger zu streichen. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 8

Brüdern von Freundsberg den Goldeggerhof wieder einantworten. Wegen etwaiger Ansprüche erbiete sich Ulrich dann zu Recht zu stehen (Or. Wien). Friedrich lehnte anscheinend höflich ab und dürfte sich seinerseits zu einer rechtlichen Verantwortung gegenüber den Ansprüchen der Freundsberger erboten haben27). So schien die Sache im Sande zu verlaufen, als plötzlich eine unerwartete Wendung eintrat. Als Herzog Siegmund im Jahre 1446 neunzehnjährig aus der Vormundschaft seines Vetters, des römischen Königs, später Kaisers Friedrich, entlassen worden war, hatte er aus Steiermark, wo er wäh* rend seiner Erziehung meist geweilt hatte, zwei Jugendfreunde nach Tirol mitgebracht, die Brüder Ritter Wigalois und Ritter Bernhard die Gradner28). Bekanntlich war Herzog Siegmund bei allen liebens* würdigen Eigenschaften sein Lebtag lang ungemein leicht beeinflußbar und ein Werkzeug von Günstlingen und Maitressen. Während seiner ersten Regierungsjahre stand er vollkommen unter dem Einfluß des genannten Brüderpaares. Wigalois wurde bald Hauptmann zu Persen (Pergine im Valsugana), Bernhard Hofmarschall. Die Gradner nützten ihre Stellung als Günstlinge hemmungslos zu ihrer Bereiche* rung aus. Auf alle mögliche Weise brachten sie Burgen, Güter und andern Besitz überall in Tirol und jenseits des Arlbergs an sich, so daß sie in wenigen Jahren die reichsten Herren im Lande wurden. Auch jetzt, als sich Ulrich von Freundsberg vom Goldeggererbe verdrängt sah, erfaßten die Gradner die Gelegenheit, weiteren Be* sitz zusammenzuraffen. Sie vermochten anscheinend Herzog Sieg* mund dazu, daß er die Freundsberger bewog, ihm ihre recht zweifei* haft gewordenen Ansprüche abzutreten, und, daß er seinerseits dann diese ihnen, den Gradnern, und ihrem im Alter zwischen ihnen stehenden Bruder Georg, der in Steiermark geblieben war, übergab. Diese Geschäfte fanden Anfang Juni 1450 in Innsbruck statt. Am 1. Juni machen Ulrich und Hans von Freundsberg den Erzbischof von der Übergabe ihrer Forderungen als „nam und mannserben“ nach ihrem Vetter Wolf gang an den Herzog bekannt und fordern ihn auf, ihres Vetters und ihre Diener, die er des Goldeggerhofs wegen gefangengenommen hat, frei zu lassen. Am 4. schreibt ihm

27) Zu erschließen aus dem Briefe Herzog Siegmunds an EB Friedrich, Bozen, 1449 Nov. 23, Or. Wien, worin er den Empfang eines Briefes des EB bestätigt und mitteilt, daß er dessen Inhalt Ulrich und Hans v. Freundsberg Vorhalten lassen werde. 28) A. Jäger, Die Fehde der Brüder Vigilius und Bernhard Gradner gegen den Herzog Sigmund von Tirol. Denkschriften der Wiener Akademie, 9. Bd. (1859), S. 233 ff. — Der Name Wigalois hat übrigens mit Vigilius nichts zu tun. Er ist der eines Helden des Artussagenkreises (= Gwi von Gallois), der durch den gleichnamigen Ritterroman Wirnts von Grafenberg in Deutsch* land sehr bekannt wurde. In den Urkunden wird W. Gradner meist Wigolois, Wigolous, Wigoleis, Wigelos genannt. — Die Stammburg der Gradner, Gra* den, lag wahrscheinlich im Ingeringtal (Nebental der oberen Mur), später übersiedelten sie ins Kainachtal, R. Baravalle, Steirische Burgen und Schlösser, Bd. 2, S. 174. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 9

Herzog Siegmund von der Übergabe an die Brüder Gradner und am 5. schickt auch die Herzogin „Elienor geborn von Schotten“ einen Empfehlungsbrief29). Erzbischof Friedrich, der vorher die Verwen* düng des Herzogs für die Freundsberger abgelehnt hatte, konnte jetzt, als die allmächtigen Günstlinge ins Spiel traten und sich der Herzog durch Art und Weise der Übertragung sich mit ihrer Sache identifiziert hatte, nicht mehr bei seiner abweisenden Haltung be* harren. Schon einen Monat später, am 6. Juli 1450, verleiht er zu Salzburg den Brüdern Wigalois und Bernhard den Gradnern für sich und ihren Bruder Georg und ihre männlichen Leibeserben die Feste Goldeggerhof, die Hofmark daselbst, die Hofmark Wagrain und alles Zugehör als rechtes Lehen. In ihrem Revers30) versprechen die Brüder unter anderm, die Stücke ohne Wissen des Erzbischofs nicht weiter zu „verkümern und verkaufen“, sondern sie ihm zuerst anzubieten. Gegen allfällige Ansprüche von dritter Seite wollen sie sich nach Land* und Lehensrecht verantworten. Gleichzeitig sollten auch die Streitigkeiten über die Hofmarksrechte abgetan werden. In einem zweiten Revers vom selben Tage31) bekennen die Brüder, daß sie diesbezüglich auf den Spruch genannter Räte des Erzbischofs kompromittiert hätten, die hinsichtlich der Gerichtsbarkeit ent* schieden hätten, daß sie, die Gradner, auf den zum Goldeggerhof und zu Wagrain gehörigen Gütern und Urbaren nur um Grund und um Geldschuld zu richten haben. „Das maleficy, blutige hand, dieue und notnufft, frevel mit Worten oder mit werchen“ gebühre dem Landrichter. Die Beilegung der Irrungen wegen Jagd und Fischerei wurde auf später vertagt. Am selben Tag wurde auch der gefangene Pfleger der Freunds* berger gegen Urfehde in Freiheit gesetzt32). Dafür, daß Erzbischof Friedrich in den säuern Apfel hatte beißen müssen und nun statt eines eigenen Dienstmannengeschlechts wie die

29) Orr. Wien. Die Schreiben des Freundsbergers und des Herzogs sind offene Briefe und sind daher als die Übergabsurkunden selbst zu betrachten. Sie gelangten offenbar erst mit dem endgültigen Verzicht der Gradner, 1463 Oktober 7, s. u., in das salzburgische Archiv, wo sie heute noch als Beilage zu den damaligen Verzichtsurkunden erliegen. Das der Herzogin ist ein ver* schlossener Brief (Als Siegel verwendet sie das kleine Sekretsiegel Sigmunds, Nr. 4 nach Moeser*Dworschak, Die große Münzreform unter Erzh. Siegmund, Wien, 1936.). 30) Or. Wien. Kopie Register fol. 8 ff. 31) Or. Wien. Kopie Register fol. 9 'ff. Gedruckt in Notizenblatt des AÖG, Jg. 3 (1853), S. 413, Nr. 254 (nach Kopie in Salzb. Kammerbuch 5, Wien). Regest bei Lang, Salzburger Lehen in Steiermark, Graz 1937, I, S. 183. 32) Or. Wien: Urfehde des Caspar Glanntz, weil. Herrn Wolfgangs von Freundsberg Pfleger zu Goldeggerhof, und Heinrich und Hans Gebrüder die Sümer, z. Z. seine Diener, „von desselben innemens und vänchnüss wegen und all dessen, was sich dabei zugetragen und aller schaden.“ Siegler: Wi* goles Gradner, Ritter, und Wilhalm Turner. Zeugen: Jörg Trauner, Ritter, z. Z. Pfleger zu Kropfsberg, Jakob Pfänner zu Altenhof, Hans Alsterloher, Bürger zu Salzburg. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 10

Goldegger oder einer verhältnismäßig harmlosen auswärtigen Familie wie die Freundsberger ein paar maßlos ehrgeizige und mächtige Emporkömmlinge mitten im Lande sitzen hatte, erlebte er nicht ein* mal die Genugtuung, daß die Streitigkeiten um die Hofmarksrechte endlich begraben wurden. Die in Aussicht genommenen Tage fanden niemals statt, da Wigalois Gradner bald verhindert, bald sonst un* willig war, sich zu stellen33). Erzbischof Friedrich starb darüber am 3. April 1452. Seinem Nachfolger, Siegmund I. aus dem oberösterreichischen Geschlecht von Volkensdorf, war es schließlich vergönnt, Goldegg wieder an das Stift zu bringen. Doch bis zu diesem Ziele führten noch lang* wierige und verschlungene Pfade. Als ersten Hebel, den er einsetzte, benützte er das früher gerade salzburgischerseits bestrittene Erbrecht der Freundsberger. Unter seinen Verwandten, die er üblicherweise mit ins Land gebracht hatte, befand sich ein entfernter Neffe, Had* mar von Volkensdorf. Er machte ihn zu seinem Hofmarschall und bald auch zum lebenslänglichen Pfleger auf Neuhaus (ob Gnigl bei Salzburg)34). Wahrscheinlich auf Veranlassung des Erzbischofs hei* ratete er eine Freundsbergerin, Barbara, eine Tochter Ulrichs (VIII.) von Freundsberg, eines Bruders des Hans, der mit der letzten Gold* eggerin verheiratet gewesen war, also eine Tante der Brüder Ul* rieh (X.) und Hans. Sie war Witwe nach Ulrich von Nußdorf, einem Salzburger Adeligen.35) Barbaras Erbansprüche, die sich auf

33) Nachdem schon auf 1450 August 16 in Radstadt eine Tagung der Lands und Gerichtsleute anberaumt war, um Kundschaft über die strittigen Rechte von Wagrain einzuholen (EB Friedrich an Konrad Graf, Pfleger zu Radstadt, Salzburg, 1450 August 6) waren Gerichtstage angesetzt auf 1450 November 3, 1451 April 23 und 1451 Mai 30. Briefe an EB Friedrich von Herzog Siegmund, Innsbruck, 1450 Okt. 16, und Bozen, 1451 April 1, von Walthasar Waldecker, St. Paul im Lavanttal, 1451 Mai 21, von Wigoleis Grads ner, ebd., Mai 22. und von 16 Kärntner Herren, Bischof Tibold von Lavant an der Spitze, vom selben Tag, Orr. Wien. In St. Paul war den Gradnem ein Rechtstag gesetzt worden wegen ihrer Ansprüche auf das Schloß Rabenstein und anderer Hinterlassenschaft des Georg Goss. Aus dem ersten Brief des Herzogs geht übrigens hervor, daß Wigalois die gerichtliche Austragung übers haupt gerne vermieden und sich lieber mit dem EB gütlich verglichen hätte, wenn dieser „etwas nachgebe44. Gleichzeitig läuft eine nicht näher ausmachbare Sache zwischen Ulrich von Freundsberg und Salzburg der Salzburger Lehen der Freundsberger wegen. Beglaubigungsschreiben Ulrichs, Innsbruck, 1450 November 14 (für seinen Diener Heinrich von Schrofenstein) und Petersberg, 1451 März 20 (für seinen Diener Jörg Sachs). Dazu mag wohl auch ein späteres Schreiben Herzog Sigmunds an EB Siegmund gehören, Innsbruck, 1453 Sept. 6, worin er dagegen protestiert, daß Ulrich v. Freundsberg auf den 29. Sept. nach Salz* bürg gefordert sei, um Schloß Lichtenwerd zu Lehen zu nehmen, dies sei Lehen der Herrschaft von Österreich. Orr. Wien. 34) Revers von 1455 Jänner 14, Notizenblatt des AÖG, 4 (1854), S. 35, Nr. 225. Über das Verwandtschaftsverhältnis vgl. Neuer Siebmacher, Ober* österr. Adel, S. 543. 35) Die Ehe mit Ulrich v. Nußdorf, Pfleger zu Raschenberg, hatte etwa 1438 Juni 22 stattgefunden. Von diesem Tag datiert eine Urkunde (Sterzing), © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 11

«in Drittel des Goldeggererbes bezogen, waren allerdings schon deshalb recht prekär, weil sie und die Kinder ihrer verstorbenen Schwester Margarete, verehelichter Schenk von Osterwitz, im Jahre 1451 alle ihre Erbansprüche nach Wolfgang von Freundsberg — wo* bei nach dem Zeitpunkt vom Goldeggerhof freilich nicht mehr die Rede war — an Ulrich und Hans von Freundsberg verkauft hatten36). Nichtsdestoweniger veranlaßte Erzbischof Siegmund nun seinen Neffen, im Namen seiner Frau den Rechtsweg wider die Gradner zu beschreiten. Am 30. Juli 1454 wurde zu Salzburg eine Abrede ge* schlossen, wonach Hadmar den Prozeß auf des Erzbischofs Kosten und Zehrung, führen sollte. Gewinne er, so solle er den erworbenen Anteil am Gute dem Erzbischof abtreten, wofür ihn dieser nach dem Ausspruch von Schiedsrichtern zu entschädigen habe37). Um der Sache gegen die mächtigen Gegner gleich von Anfang an Gewicht zu geben, wandte sich Hadmar mit seiner Klage gleich an die höchste Stelle im Reiche, an den Römischen Kaiser Friedrich III. Der Kaiser behandelte, wie auch sonst in allen Fällen, die An* gelegenheit nicht selbst, sondern delegierte einen Reichsfürsten. Am 13. Juni 1455 betraute er, von Wiener*Neustadt aus, Herzog Ludwig von Baiern*Landshut als Kommissar mit dem Falle38). Letzterer lud nun die Beteiligten auf den 16. November vor sich nach Landshut39). Den beiden Gradnern intimierte der Salzburger Notar Johann Winkler von Ampfing die Ladung, Herrn Bernhard am 16. Oktober

womit Barbara ihrem Vetter Wolfgang v. Freundsberg, anstatt ihres damals nicht im Lande anwesenden Bruders Siegmund v. F., 2000 Gulden Heiratsgut quittierte. (Nach Frank, Salzburger Beamtenlisten [Ulrich Nußdorfer], Hs. Reichsgauarchiv Salzburg; die Quelle konnte wegen ungenauen Zitats [Arch. monac. fol. 495/96] trotz dankenswerter Bemühungen vom Hauptstaatsarchiv München nicht nachgewiesen werden.) 1451 ist sie bereits Witwe, siehe folg. Anm. — Der Grabstein Hadmars von Volkensdorf und seiner Gattin Bars bara ( f 1489 u. 1474) hat sich in der Franziskanerkirche zu Salzburg erhalten, Österr. Kunsttopographie IX, S. 105. 36) —, 1451 Sept. 23 (St. Ruprechtsabend). Jobst Schenk von Osterwitz u. Barbara geh. Freundsberg, Herrn Ulrich Nußdorfers Witwe, sind, ersterer im Namen seiner verstorbenen Frau Margareta, Tochter Ulrichs von Freunds* berg (f), und ihrer Kinder: Ulrich, Wilhelm, Georg, Wolfgang, Elsbeth, Afra u. Helena, wegen ihrer Ansprüche auf das Erbe nach Wolfgang von Freunds* berg (+), ihrem Schwager und Vetter, und auf das zufallende Gut von Tekla von Metsch, Osanna von Eiderbach und Helena von Wolkenstein ( f), ihren „muemen“ und Schwestern, mit Ulrich und Hans von Freundsberg überein* gekommen und verzichten darauf gegen die Zahlung von 2000 Gulden. Einzel* kopie und von Abt Johann von Stams, Stams 1480 Juni 6, vidimierte Kopie, Wien. 37) Or. Wien. Siegler: Erzbischof und Hadmar von Volkensdorf. 38) Insert in der Urk. Herzog Ludwigs, 1455 Okt. 1 (Anm. 39). — In* zwischen hatte EB Siegmund versucht, mit den Gradnern in Berührung zu kommen: Innsbruck, 1454 Dez. 24, Wigalois Gradner an EB: Er habe den Brief, worin ihn der EB auf fordere am 3. Jänner nach Salzburg zu kommen, erst vor sechs Tagen erhalten. Entschuldigt sich mit Krankheit. 39) Landshut, 1455 Okt. 1, Insert in Not.*instr. 1455 Okt. 16/17 (Anm. 40). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 12

im großen Saale des innern Schlosses Persen (Pergine), Bistum Feltre, Herrn Wigalois am folgenden Tag im Hofe des Schlosses Pysein (Beseno bei Rovereto). Beidemale ging es nicht ganz glatt ab, Bern* hard hörte die Verlesung des Ladungsbriefes zwar an, lehnte aber die Annahme desselben ab, Wigalois ließ sich dazu herbei, erklärte aber, daß er ihn nur für seine Person, aber für keinen seiner Brüder annehme40). Vermutlich geschah beides, um auf alle Fälle einen Vor* wand zur Anfechtung des Prozesses parat zu haben. Aus diesen und andern Gründen verschob sich der Landshuter Gerichtstag offenbar um einige Monate, denn die Urkunden, womit Barbara von Volkers* dorf ihren Mann und Wigalois und Bernhard Gradner ihren Bruder Georg mit ihrer Vertretung in dem Prozeß betrauen, datieren erst von März und Anfang Mai 145641). Wann er stattfand und was auf ihm im einzelnen vorging, ist nicht bekannt. Doch ist der Wortlaut des Urteilsspruches überliefert, der dahin ging, daß Hadmar von Volkensdorf die Klage vor den Landgerichten Vorbringen könne, in denen die strittigen Güter liegen42 *). Er tat dies daraufhin tatsächlich und zwar zu Radstadt (betreffs Wagrain) und St. Veit (betreffs Gold* eggerhof). Von dort aber wurde er wieder vor den Erzbischof als Lehensherrn und seine Lehensmannen verwiesen. So trat denn am 9. September 1456 in Salzburg ein Lehengericht unter dem Vorsitz des Caspar von der Alm, Pflegers auf dem Imberg, als des Erzbischofs

40) Notariatsinstr. d. Johannes Winkler 1455 Okt. 16/17, Or. Wien. Die Zeugen der Ladung von Okt. 16, Persen, waren: Die edlen Lienhart Wein* egker, Hilprant Rasp von Lauffenpach und der erbar Jörg Weninger, Laien Trienter, Freisinger u. Salzburger Bistums, der von Okt. 17, Pysein: der edel* feste Parzival Weynegker und die erbarn Hans mit dem Part und Jörg We* ninger, Laien Trienter und Salzburger Bistums. 41) —, 1456 März 1, Vollmacht der Barbara von Volkensdorf (Frank, Salzb. Beamtenlisten, vgl. oben Anm. 43). —, 1456 März 17, Vollmacht des Wigalois Gradner, Siegler: die festen und strengen Ritter Friedrich Lu(e)* gaster und Friedrich Mu(e)rtzer (Or. Wien). —, 1456 Mai 1, Vollmacht des Bernhard Gradner, Siegler: die edlen festen Jacob Goldenberg und Albrecht Bammerer (Or. Wien). (Die Stücke entbehren der Ortsangaben. Doch läßt sich aus den Namen der Siegler entnehmen, daß Wigalois Gradner damals in Steiermark weilte, Bernhard aber auf Peseno, zu dessen Besatzung seine beiden Siegler gehörten, vgl. Jäger, Die Fehde der Brüder Gradner, a. a. O., S. 261, 262). Zur Verschiebung der Tagung war es offenbar gekommen, weil Georg und Wigalois Gradner auch Erzbischof Siegmund vor Herzog Ludwig in der Sache gefordert zu haben scheinen, worauf ihnen der Erzbischof seinerseits „Tage44 vor seinen Räten und Lehensmannen angeboten hatte, was die Grad* ner wieder ablehnten. —, 1456 März 14 entschuldigt sich Georg Gradner auf ein neuerliches Schreiben des Erzbischofs nochmals: Um die „abfordrung des benanten rechtens44 hätten sie den EB nur angerufen, damit ihm „kainerlay mangl von unsern ainfalt halb des rechtens beschech“. Wären sie der Korn* mission halber müßig, würde sie ihr Recht nirgend lieber als vor ihm suchen. Or. Wien. 42) Zitiert im Gerichtsbrief von 1456 Sept. 9 (Anm. 43): „Nach red und Widerrede sprechen wir als ain kaiserlicher commissari zu recht, der von Volkenstorff far billichen sölhen stücken und gütem mit recht nach in die gerichte, darinnen sy gelegen sind, als recht ist.“ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 13

„gesatzten Lehenrichters“ zusammen43). Auch hier gedieh die Ange* legenheit nicht sehr weit. Der Bevollmächtigte der Gradner, ihr Pfleger auf Goldeggerhof, Erasm Flitzinger, bestritt, nach allerhand anderen formalen Einwänden, überhaupt die Verpflichtung seiner Auftraggeber, Herrn Hadmar auf seine Klage zu antworten, besonn ders deshalb, weil vor einem Lehengericht Kläger wie Beklagter be* lehnt und Mann sein müsse. Frau Barbara sei eine Frau und sei niemals belehnt worden. Das Gericht tat aber den Spruch, daß die Gradner der Klage zu antworten hätten, wogegen Flitzinger sofort wieder an den Römischen Kaiser appellierte. Die Sache hätte sich wohl noch lange hingezogen, inzwischen waren aber Ereignisse ein* getreten, die die Lage von Grund auf veränderten. Die mächtige Stellung und die Raffsucht der Brüder Gradner hatten in Tirol, wo sie zu allem noch Landfremde waren, schon lange eine tiefe Erbitterung wachgerufen, die allerdings erst zum offenen Ausbruch kam, als Siegmunds Vetter, Herzog Albrecht von Oster* reich, der Bruder des Kaisers, heftig gegen die Günstlinge Stellung nahm44). Ende September 1455 war in Brixen ein Landtag zusammen* getreten und forderte von Siegmund stürmisch die Entlassung der Günstlinge und Abforderung der ihnen übergebenen Burgen und Besitzungen. Der Herzog gab gewohnheitsgemäß schnell klein bei und ließ die Gradner nun ebenso hemmungslos fallen, als er sie früher mit Gnaden überhäuft hatte45). Schon am 21. Dezember ver* sicherte er seinen Landständen schriftlich, daß er die Brüder des Landes verweisen und ihnen die in ihrem Besitz befindlichen Schlösser abnehmen wolle. Am 11. Jänner 1456 erging tatsächlich der Aus* weisungsbefehl. Als sich die Gradner nicht fügen wollten, wurde unter Führung des kriegerischen Bischofs Georg von Trient förmlich zum Krieg wider sie gerüstet. Am 26. April sandte daraufhin Bern* hard Gradner und fünfzig seiner Leute von Beseno aus seinen Fehde* brief an Herzog Siegmund, seine Räte, Helfer und Helfershelfer. Sechs Monate lang wehrte sich Bernhard gegen die Beseno belagern* den Tiroler Streitkräfte. Endlich am 29. September, wenige Tage also nach der erwähnten Sitzung des Salzburger Lehengerichts, mußte er kapitulieren und verließ bald darnach das Land Tirol. Sein Bruder Wigalois hatte es anscheinend schon früher geräumt. Die Brüder

43) Gerichtsbrief, Or. Wien. Die Namen der Beisitzer dieses und der übrigen Salzburger Gerichtstagungen werden im Anhang gebracht, weil sie einen guten Überblick über den damals in Salzburg ansässigen und in salz* burgischen Diensten stehenden Adel bieten. Darauf hingewiesen sei, daß jedesmal auch Bürger der Stadt Salzburg teilnehmen, gemäß ihrem alten Privileg, bei Gericht um Eigen oder Lehen als Urteiler, Beisitzer und Zeugen aufzutreten, SU B 4, Nr. 363, Klein a. a. O., LK 80, S. 123. 44) Das Folgende nach Jäger, Die Fehde der Brüder Gradner, a. a. O. 45) Ein einzigesmal zeigt Siegmund einigen Willen, den Gradnem we* nigstens etwas zu erhalten: Etwa Ende Dezember 1455 bietet er ihnen gegen freiwillige Abtretung alles übrigen die Belassung einiger Schlösser an, dar* unter auch des Goldeggerhofs, der ihn nun freilich eigentlich nichts anging. Jäger, a. a. O., S. 257. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 14

wandten sich nun in die Schweiz, wo sie von Zürich Stadt und Herr* schaft Eglisau kauften und das Zürcher Bürgerrecht erwarben. In dieser Stellung suchten sie die Eidgenossenschaft für ihre Zwecke gegen Herzog Siegmund auszunützen, was ihnen bei dem gespannten Verhältnis, das zwischen ihr und den Habsburgern bestand, nicht schwer wurde. Ihre volle Rache wurde ihnen, als in den berühmten Streitigkeiten, die sich zwischen Siegmund und dem Kardinal Niko* laus von Kues und der Kurie erhoben, der Papst alle Nachbarn gegen den gebannten Herzog aufrief. Damals (1460) erhob sich die Eid* genossenschaft unter dem Vorwand, den Gradnem Gerechtigkeit schaffen zu wollen, und entriß Siegmund die Landschaft Thurgau, das letzte habsburgische Gebiet innerhalb der heutigen Schweiz. Noch heute ist es dem Reiche entfremdet. Auch für Salzburg hatte der Sturz der Gradner Folgen, wenn auch nicht so weitreichende. Bernhard Gradner hatte, wie gesagt, dem Herzog samt seinen Räten einen Absagebrief gesandt. Auch Ulrich von Freundsberg war als Rat und Landmann des Herzogs in die Fehdeerklärung inbegriffen und sagte daraufhin außerdem seinerseits den Gradnem ab, wohl schon in der Absicht, unter Um* ständen vom Goldeggererbe wieder Besitz zu ergreifen. Tatsächlich gelang es ihm Mitte Juli 1457, sich des Goldeggerhofs zu bemäch* tigen46). Doch genoß er diese Erwerbung nur kurze Zeit, denn Erz* bischof Siegmund wollte diesen Eingriff, trotzdem Ulrich sich schrift* lieh bittend an ihn wandte, nicht dulden, sondern entriß ihm seiner* seits das Schloß. Obwohl in den Briefen und Urkunden, die uns vorliegen, diese beiden Ereignisse oft genug erwähnt werden, erkennen wir die tat* sächlichen Vorgänge doch nicht ganz klar. Immerhin scheint es, als ob Ulrich die Feste Goldeggerhof nicht geradezu mit Gewalt ge* nommen habe. Zwar wird erzbischöflicherseits einmal der Ausdruck „Gewalt“ gebraucht47), dann aber heißt es von ebendieser Seite, die Anwälte der Gradner hätten die Stücke „auf dy feintschaft, so den Gradnern her Vlreich von Frewntsperg zugeschriben“ diesem „mit tayding“ (d. h. durch Verhandlung) übergeben, ein andermal aber,

46) Der Zeitpunkt läßt sich nicht ganz sicher ermitteln. In dem Brief Herzog Siegmunds vom 19. Juli (s. u. Anm. 53) ist einerseits von geschehenen Handlungen, die sich zwischen Ulrich von Freundsberg und dem Pfleger zu Goldeggerhof ergeben haben, die Rede. Andrerseits wird der Erzbischof ge* beten, wenn der von Freundsberg oder jemand seinetwegen mit dem gen. Pfleger „ycht angevangen oder anvahen wurd“, diesen ungeirrt zu lassen. Es ist dies wohl so zu erklären, daß die Verhandlungen Freundsberg*Flitzinger schon seit längerem eingesetzt hatten und ruchbar geworden waren, daß aber die Übergabe der Feste erst bevorstand oder aber, daß sie eben erst statt* gefunden hatte, der Herzog davon aber noch nichts wußte oder wissen wollte. 47) „Fürnemen in den Sachen den Goldegkerhof antreffundt“ (s. u. II, Anm. 5) : „Darnach hat her Vlrich von Frewntsperg villeicht auf etlich vehde und veintschaft, als er vermeint hat, doch unervordert aller recht an den von Saltzburg als landsfürsten dieselb vesten fürgenommen und sich understanden, dye mit gewalt ze gewinnen. Also hat im der Gradner pfleger dasselb gsloss abgetretten und in das übergeben.“ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 15

die Leute des von Freundsberg hätten „etwas frevel und ungewond* lieh notung in unserm lande und herrschefften an alles recht, er* vordem und suchen getan“48). Ulrich selbst sagt nur immer, daß er „in sölher feintschaft nach dem gsloss Goldegkerhof und der hof* mark Wagrain gestellt und die also von inn (den Gradnern) als von seinen (abgesagten) feinten zu seinen handen, gwalt und gwer bracht“ habe49). Herzog Siegmund redet nur farblos davon, daß der Freunds* berger zu Goldeggerhof und Wagrain „inkomen“ sei und diese als seiner Feinde Gut innegehabt habe50). Am wahrscheinlichsten ist es, daß Ulrich, oder vielmehr seine Leute, denn von einer persönlichen Beteiligung ist niemals die Rede, den Goldegger Pfleger der Gradner, Erasm Flitzinger, irgendwie genötigt hatten, die Burg mit allem Zu* gehör zu übergeben. Im übrigen waren die Anschläge Ulrichs schon längere Zeit bekannt. Die Gradner hatten den Erzbischof öfter als „landsfürst“ angerufen, daß ihnen keine Gewalt und Frevel ge* schehe51). Und dieser selbst ließ sich später von Erasm Flitzinger bescheinigen, daß er ihn mit den Worten gewarnt habe, er „solt zu Goldekkerhofe wol Zusehen, damit er nicht übereilt würd“52).

48) Anwalt des Erzbischofs auf dem Gerichtstag von 1458 Juli 21, s. u. II, Anm. 11, und Erzbischof Siegmund an Herzog Siegmund, 1457 Okt. 17, s. u. II, Anm. 3. Beidemale, im Gegensatz zu dem in der vorhergehenden An# merkung zitierten Stück, offizielle Äußerungen. 49) So die Anwälte Ulrichs auf den Gerichtstagen von 1458 Juni 5, 1458 Sept. 5 und 1459 Jänner 8. Siehe unten. 50) Brief an EB Siegmund, 1457 Okt. 10, s. u. II, Anm. 3. 51) EB Siegmund an Herzog Siegmund, 1457 Okt. 17. 52) —, 1458 August 28, Assm Flitzinger bekennt, daß er zur Zeit, als er Pfleger auf dem Goldeggerhof gewesen sei, zu Erzbischof Siegmund an die Schwarzach gekommen sei und ihm einen Brief des Kaisers geantwortet habe, daraufhin habe ihm der Erzbischof die zitierten Worte gesagt. Er habe ge# antwortet: „ich hiet guet hoffnung, ich wolt wol zusechen, das er mir nicht abgelaufen oder abgestigen würd“. Darauf der Erzbischof: „er wolt mir kainen gebalt tuen lassen, so ver im das ze wissen würd“. 2 Orr. Wien. — Die Ursachen der Aufnahme dieses Gedächtnisprotokolls lagen erzbischöf# licherseits in der Absicht, gegen die Gradner in dem damals laufenden Prozeß den Vorwurf zu erheben, ihr Pfleger habe, trotzdem ihn der Erzbischof, als er „ettweoft vemomen gehabt, wie nach dem gsloß Goldegkerhof tracht wurde, ettweoft gewarnt und warnen lassen“ habe, die Feste übergeben („Fürnemen in den Sachen den Goldegkerhof antreffundt“ s. u. II, Anm. 5). Gleichzeitig mit dieser Erklärung scheint Flitzinger dem Erzbischof folgenden Brief übergeben zu haben: —, 1457 März 3, Jörg Gradner an den edlen Erasm Flitzinger „meinem guten günner“. „Als ir mir yetzund schreibt von wegen des paws und anderm antreffend Goldekerhof, ist mein willen, das ir in den dingen nichts auf rieht, untzt das ir und ich zueinander körnen.“ Or. Wien. Beide Stücke wurden im Prozeß übrigens nicht verwendet, da das durch das Ausbleiben eines Vertreters der Gradner überflüssig wurde. Auffallend und fast etwas verdächtig ist die Anwesenheit EB Siegmunds in Schwarzach, in der allernächsten Nähe von Goldegg, während dieser kri# tischen Zeit. Doch sind daraus keine Schlüsse möglich, weil uns der genaue Zeitpunkt unbekannt bleibt. Der Brief des Kaisers, den Flitzinger damals übergeben haben will, scheint sich nicht erhalten zu haben. Wahrscheinlich © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 16

Ulrich von Freundsberg hatte sich für sein Unternehmen den Rücken zu decken versucht. Am 19. Juli schreibt Herzog Siegmund von Hall aus an den Erzbischof: Wie er wissen werde, haben sich zwischen Ulrich von Freundsberg wegen des Goldeggerhofs mit dem Pfleger daselbst Handlungen ergeben. Es sei ihm wohl auch bekannt, „wie die Gradner mit uns sein umgangen, dadurch wir pillichen den unsern gestatten, damit sy sich an irn veinden erholen“. Bittet ihn, den von Freundsberg bei seinem Unternehmen ungeirrt zu lassen und ihn nicht zu hindern5:i). Schon wenige Tage aber nach dem Gewinn Goldeggerhofs durch die Leute des Freundsbergers ging er wieder verloren. Am 27. Juli schlossen dortselbst die Beauftragten („Anwälte“) des Erzbischofs, Wilhalm von der Alm, Wolfhart Überacker, Hans Schedlinger und Lienhart Golser mit den Anwälten des Freundsberg, Thoman Frie* singer und Martin Jäger und ihren Mithelfern, einen Vertrag ab, wonach diese das Schloß mit allem Zugehör dem Wilhalm von der Alm zu Händen des Erzbischofs übergeben, damit, wie es heißt, jedermann seine Gerechtigkeit vor dem Erzbischof oder seinen Räten austrage51). Ob es zum Kampf zwischen den Salzburgischen und den Freundsbergischen gekommen war oder ob diese vor einer bewaffn neten Demonstration klein beigegeben hatten, ist nicht deutlich. Fast scheint es, als ob ersteres der Fall gewesen wäre50).

II. Schon bei der Übergabe des Goldeggerhofs an den Erzbischof von Salzburg wurde betont, und später geschieht das immer wieder, daß er sich der Stücke nur vorbehaltlich des Rechtes aller, die Am Sprüche darauf zu haben meinten, unterwunden habe und daß er bereit sei, die Sache vor seinen Räten, das heißt vor seinem HoT gericht austragen zu lassen. Es war ja tatsächlich jetzt schon eine ganze Reihe von Leuten, die irgendwelche Rechte auf Goldegg geh tend machen konnten. Außer dem beatus possidens, dem Erzbischof, einmal die Gradner, von denen das Brüderpaar Wigalois und Bern* hard als gestürzte Größen allerdings mit einer erstaunlichen Unbe* schwertheit beiseitegeschoben wurden, deren dritter Bruder, Georg, aber in all die Tiroler Dinge nicht verwickelt war und deshalb be* rücksichtigt werden mußte. Zweitens Ulrich von Freundsberg und sein Bruder Hans. Drittens Hadmar von Volkensdorf für seine

bezog er sich auf den Prozeß VolkensdorLGradner. Vielleicht enthielt er eine Ladung auf Grund der von Flitzinger am 9. September 1456 erhobenen Appellation. 53) Or. Wien. Siehe auch oben Anm. 46. 54) Siegler: Wolfhart Überacker, Hans Schedlinger und Martin Jäger. Kopie Register, fol. 2. 65) Nach dem Briefe Herzog Siegmunds vom 10. Oktober 1457 (s. u. Anm. 3) forderte Ulrich von Freundsberg die Rückgabe von Goldeggerhof, Wagrain und Zugehör, samt allen was ihm u n d d e n Seinen entfremdet wurde. Es scheint also doch wenigstens zu Plünderungen gekommen zu sein. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 17

Gattin Barbara, deren Ansprüche ja früher von Erzbischof Siegmund selbst vorgeschoben worden waren, jetzt aber mit den seinen, nach außen wenigstens, in Widerstreit gerieten. Zum vierten war eine neue Partei aufgetreten. Noch während der Prozeß Volkensdorf—Gradner in seinen Anfangsstadien war, hatten die Brüder Jörg und Friedrich — später gesellte sich ein weiterer Bruder, Heinrich, dazu — aus den schwäbisch*bayerischen Geschlechte von Freiberg zu Hohenfreiberg, die Söhne einer ungenannten Schwester des Hans von Freundsberg, des Gatten der Dorothea von Goldegg, an den Erzbischof ge* schrieben und gefordert, in den Besitz des Goldeggerhofs als ihres mütterlichen Erbes gesetzt zu werden, und, als dieser sie an die Land* gerichte verwies, in ultimativer Form unter Androhung der Fehde* ansage ihre Forderung wiederholt. Der Fehdezustand war, da der Erzbischof darauf nicht reagierte, wenigstens nach der Auffassung der Freiberger auch wirklich eingetreten1). Zunächst suchte man sich nun salzburgischerseits mit Georg Gradner auseinanderzusetzen. Georg sollte zu diesem Zwecke nach Salzburg kommen. Die Sache zerschlug sich aber, weil ihm der Ge* leitsbrief, den ihm der Erzbischof schickte, anscheinend nicht genügte. Offenbar trug er Sorge, auch nur in den weiteren Umkreis der Feind* Seligkeiten einzutreten, die das Tun seiner Brüder hervorgerufen hatte. Auch er stellte schließlich die Forderung der Einweisung in die Gewere des Goldeggerhofs* 2). Inzwischen hatte sich Ulrich von Freundsberg an seinen Landes* herrn gewandt und wegen des Unrechts, das ihm von Salzburg ge* schehen sei, Klage erhoben. Herzog Siegmund schrieb daher im Ok* tober 1457 zweimal an den Erzbischof, er möge den von Freundsberg wieder an den entzogenen Besitz kommen lassen, zuletzt (Okt. 25) sogar mit der versteckten Drohung, der Erzbischof möge wohl ver* stehen, daß er, der Herzog, dem Freundsberger „als unserm rate und diener und auch landtmann hilf und beystand schuldig“ sei3). In Salzburg blieb man aber nach allen Seiten hart. Man versicherte nur immer wieder, daß man zur gerichtlichen Austragung der Sache be* reit sei. Am 23. November verkündet Erzbischof Siegmund dem Ul*

*) —, 1455 Sept. 6. Jörg und Fridreich von Fryberg zu Hohenfriberg, Gebrüder, an EB Siegmund. Ersuchen unter Bezugnahme auf ein früheres Schreiben und die Antwort des Erzbischofs Einweisung in den Besitz von Goldeggerhof. Wolle er das nicht, seien sie bereit, vor Albrecht und Ludwig, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogen von Bayern, und ihren Räten zu Recht zu stehen. Wenn der Erzbischof darauf bis Oktober 16 nicht eingehe, so dränge er sie zur Feindschaft. Or. Wien. Wie die gleichzeitige Dorsualnotiz: „absag condit(ionalis) “ zeigt, betrachtete man in Salzburg das Stück als be* dingungsweise Absage. 2) EB Siegmund an Georg Gradner: Salzburg, 1457 Aug. 5; ebd., 1457 Aug. 16; —, 1457 Sept. 1; —, 1457 (ohne T ag ); ferner Geleitsbrief s. d. (1457 Aug. 16). Kopien: Register fol. 6—7. 3) Herzog Siegmund an EB Siegmund: Innsbruck, 1457 Okt. 10 und Okt. 25, Orr. Wien und Kopien, Register fol. 2' und 5. Dazu EB an Herzog Siegmund: Salzburg, 1457 Okt. 17, und an Ulrich von Freundsberg vom selben Tag, Kopien, Register fol. 3 u. 4'. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 18

rieh von Freundsberg einen Rechtstag auf künftigen St. Vincenzen* tag (22. Jänner 1458) nach Salzburg vor sich, seine Landleute, Lehens* mannen und Räte, den er auch den Gradnern4) und andern, die An* Sprüche auf den Goldeggerhof zu haben meinen, verkünden habe lassen. Ob er komme oder nicht, die Sache solle ihren Gang gehen. Aus dieser Zeit offenbar stammt ein interessantes Schriftstück, das in die Hintergründe der folgenden Vorgänge hineinleuchtet. Es ist in der Hauptsache ein Gutachten über das im Prozeß einzuhal* tende Verfahren5). Es rührt wahrscheinlich von dem salzburgischen Hofkanzler Bernhard von Kraiburg her, dessen maßgebende Be* teiligung an der Prozeßführung auch urkundlich belegt ist (s. u.). Dazu kommt, daß einige kurze ergänzende Notizen, die dem von einer Schreiberhand niedergeschriebenen Stück am Rande beigefügt sind, von Bernhard zu stammen scheinen6). Magister Bernhard von Kraiburg oder richtig Bernhard Kramer aus Kraiburg am Inn, Proto* notar und Kanzler unter drei Erzbischöfen, gestorben als Bischof von Chiemsee 1477, war eine nicht unbedeutende Persönlichkeit. Als Dozent an der Wiener Universität hatte er zu dem Kreis um den damaligen Sekretär Kaiser Friedrichs Enea Silvio Piccolomini, später Papst Pius II., gehört, dem Kreis, von dem aus die junge huma* nistische Bewegung von Italien nach Deutschland Übergriff. Auch Bernhard betätigte sich im humanistischen Sinn, doch blieb bei ihm das neue Kulturideal mehr ein äußerlicher Anstrich7). Dieser Mann 4) Schon 1457 (ohne Tag, nach Aug. 16), s. o. Anm. 2, hatte EB Sieg* mund dem Georg Gradner geschrieben, daß er schon gern jetzt einen Rechts* tag angesetzt habe, er sei aber durch eine Reise zum Kaiser, die er demnächst antreten werde, daran gehindert. 5) Papierheft von 8 Folien (22X29.5 cm) unter den Or. Wien („1450 circa, Rechte des Erzbischofs zu Salzburg zu dem Goldeckerhof und Wag* rain“). Fol. 1—T enthält das Konzept einer Rede des Anwalts des Erzbischofs vor Gericht über dessen Ansprüche, beginnend: „Vermerckt meines gnedigen herren von Saltzburg etc. gerechtigkait zu Goldegkerhof und Wagrain mit irer zugeherung auf Verhandlung, so sich begeben haben und darumb mein herr auf hewt zu recht her ervordert und geladen ist...“ Fol. 2 bis 3' folgen unter dem Titel: „Vermerckt ein fümemen in den Sachen den Goldegkerhof antreffundt“ 11 Absätze mit Vorschlägen über das Verhalten gegenüber den einzelnen Prozeßparteien. Fol. 4—8' sind leer. e) Als Vergleich kann bisher nur die Empfangsnotiz „W. Reysperger f(eria) qui(nta) ante Luce44 (= 1460 Okt. 16) auf einem Brief Wilhelm Reis* bergers an Bernhard von Kraiburg, Pettau 1460 Okt. 5, Or. Wien, s. u. Ex* kurs, Anm. 14, dienen. 7) P. Joachimsohn, Bernhard von Kraiburg, Nürnberg 1901. — Charakte* ristisch ist sein Prunken mit griechischen Worten, obwohl seine Kenntnisse in dieser Sprache recht dürftig waren (Joachimsohn, S. 6f.). Als Kanzler führte er folgendes Signet (erhalten auf Or. Wien 1463 April 26, s. u. Exkurs, Anm. 24): oval 19:15 mm. Rechteckige (antike?) Gemme (1 1 :7 mm), Männerkopf, umfaßt von einem Bogenornament, rechts von der Gemme der Buchstabe „b“, links „k44, oberhalb derselben an Stelle des hier unterbrochenen Bogenomaments die Buchstaben: • O • NOYS *, zu lesen: 6 vovg. Diese Devise: ONOYS, führte er auch in seinem Wappen als Bischof von Chiemsee auf einem goldenen rechten Schrägbalken in blauem Feld (Wappen im Bischofs* gang des Chiemseehofs in Salzburg). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 19

nun macht hier eine Reihe von Vorschlägen über den einzuhaltenden Weg. Vorerst solle man mit Hadmar von Volkensdorf dahin eine Einigung treffen, daß er auch im Falle, daß der Erzbischof das Ganze gewänne, für sein angesprochenes Drittel entschädigt würde. Das ist die logische Ergänzung des früheren Vertrags nach den geänderten Verhältnissen. Des weiteren wird betont, daß die Anwälte des Erz* bischofs als Kläger zuerst gegen den Gradner auftreten und die Erb* schaftssache zunächst beiseite lassen sollen. Denn selbst wenn der Gradner obsiegte, so hätte er sich doch auf Grund der seinerzeitigen Verschreibung dann noch gegen die Freundsberger Erben zu ver* antworten. Anschließend folgt ein längerer Entwurf einer Verant* wortung den Gradnern gegenüber, deren Hauptgewicht darauf liegt, daß den Gradnern seinerzeit der Salzburg heimgefallene Goldegger* hof verliehen worden sei, daß sie — bezw. ihr Pfleger — ihn sich aber trotz vielfacher Warnung zum Schaden des Erzbischofs als Landes* und Lehensherrn haben abgewinnen lassen. Der Pfleger habe „die bemelt vest nicht behüt, sunder verwarlost und übergeben“, darum sei sie dem Erzstift verfallen. Wenn der Gradner wegen nie* mand erscheine, sei außerdem zu beantragen, daß sie ihres Ungehor* sams wegen ihr Recht verwirkt hätten. Die Aussichten Herrn Ulrichs von Freundsberg werden sehr gering beurteilt. Auf seine Fehde’mit den Gradnern könne er sich nicht recht berufen, da er mit Georg Gradner nie in Feindschaft geraten sei, auf sein Erbrecht ebenso* wenig, da er einst seine Ansprüche den Gradnern, bezw. Herzog Siegmund abgetreten habe. Es wäre daher vielleicht möglich, auch mit Ulrich zu einem Einverständnis zu kommen, daß er den Erz* bischof namentlich gegen die von Freiberg unterstütze, denn gegen diese habe man nichts vorzubringen als die Berufung auf das Testa* ment Herrn Haugs von Goldegg. Von den andern Punkten ist nur einer bemerkenswert, und zwar deshalb, weil er später wörtlich so ausgeführt wurde, nämlich der Vorschlag, sofort einen Gerichtsbrief zu verlangen, wenn das Urteil zu Gunsten des Erzbischofs ausfiele. Auch die übrigen Vorschläge kamen im wesentlichen zur Aus* führung. Im Jänner 1458 fand zwar der angekündigte Gerichtstag noch nicht statt, dafür war es gelungen, Ulrich von Freundsberg nach Salzburg zu zitieren und ihn soweit zu bringen, daß er auf das ge* nannte Projekt einging. Am 4. Jänner tritt er seine Ansprüche auf Goldeggerhof und Wagrain ab, verpflichtet sich aber, diese gericht* lieh zu verfolgen, jedoch auf Kosten und Zehrung des Erzbischofs. Was ihm dabei gelinge, es sei gegen die Gradner, Freiberger oder andere, soll dem Erzstift zufallen. Dafür verschreibt ihm Erzbischof Siegmund auf Lebenszeit pflegweise das Schloß Kropfsberg (im Inn* tal vor dem Zillertal), wozu das salzburgische Gericht im Zillertal gehörte. Was ihm der Erzbischof außerdem noch etwa tun solle, mögen dann innerhalb zweier Jahre der Kanzler Bernhard von Krai* bürg entscheiden und der Marschall Hadmar von Volkensdorf, also einer der fiktiven Prozeßgegner8). Zwei Tage später stellte der

8) —, 1458 Jänner 4 (am achten aller kyndleintag). „Abred“ zwischen EB Siegmund u. U. v. Freundsberg, Or. Wien. (Besiegelt mit den Petschaften © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 20

Freundsberger auch noch eine Urfehde aus, womit alle bisherigen Zwistigkeiten abgetan wurden9). All das waren natürlich geheime Abmachungen. Wieviel Leute davon wußten, namentlich, wieweit die Tatsachen den Richtern und Beisitzern im kommenden Prozeß bekannt waren, können wir natür* lieh nicht mehr sagen. Vor der Öffentlichkeit galten sowohl Ulrich von Freundsberg wie auch Hadmar von Volkensdorf als gegnerische Parteien, die sogar gegen die salzburgische Seite oft recht scharfe Worte fanden. Es liegt nahe, auf dieses eigentümliche Verfahren das moderne Wort Schiebung anzuwenden. Die Menschen der Zeit be* trachteten die Sache aber vielleicht etwas anders. Für sie galt ein rechtlicher Anspruch als eine nutzbare Sache, mit der man nach Be* lieben schalten und walten konnte. In diesem Falle wurde er eben verkauft. Am 5. Juni 1458 endlich — nach einer neuerlichen Verschieb bung10 11) — konnte das Lehengericht des Erzbischofs von Salzburg zu einer ersten Sitzung zusammentreten. Auf ihr wurde die Sache allerdings noch bei weitem nicht erledigt, es mußten noch vier weitere folgen11). Sie fanden im Bischofshofe statt. Als Richter fungierte der Ritter Georg Trauner, Pfleger von Tittmoning, Beisitzer waren einige Prälaten und erzbischöfliche Räte, dann hauptsächlich Mitglieder des Salzburger Adels, Ritter und Knechte, und schließlich auch einige

der beiden Parteien). — Vom selben Tag: Ulrich von Freundsberg, Ritter, bekennt, daß EB Siegmund ihm und seinem Bruder Hans Feste und Pflege Kropfsberg gegen die gewöhnliche Burghut auf Lebenszeit verlassen habe. Siegler: Der Aussteller und Siegmund Pelchinger, sein Pfleger auf Straßberg (Schloß der Freundsberger zwischen Gossensaß und Sterzing). Zeugen: Had* mar v. Volkensdorf, Hofmarschall, und Wolfhart Überacker, Verweser der Hauptmannschaft zu Salzburg. Or. Wien. — In der Abrede heißt es zum Zu* behör von Goldeggerhof und Wagrain „inbeslossen des Cressenpacher hof“ (wo?), ferner wird bezüglich dieses Hofes stipuliert, daß im Fall des Gelingens die Spruchleute Zusehen sollen, daß er dem Gottshause „Wide“ zugeeignet werde. Wie aus einer Äußerung der Freundsberger Anwälte in der Verhandlung vom 5. Juni 1458 (s. u.) hervorgeht, hätte ihn die Mutter Herrn Wolfgangs von Freundsberg (Dorothea von Goldegg) zu Lebzeiten „der stifft zu Wlltep, da* bey sy läg“ (Maria*Tal, Nonnenkloster bei Voldepp, Unterinntal) gegeben. Die Gradner hätten sich dessen aber auch unterwunden. Außer an diesen beiden Stellen wird die Angelegenheit sonst nicht berührt. 9) —, 1458 Jänner 6, Or. Wien. 10) Wien, 1458 Mai 20. Kaiser Friedrich an EB Siegmund. Der Erzbischof habe dem Georg Gradner für sich und seine Brüder einen Rechtstag nach Salzburg gesetzt, den er jetzt als er bei ihm bei Hofe gewesen war (gemeint ist die Anwesenheit EB Siegmunds zum Zweck der Regalien und Lehen* Verleihung, Wiener*Neustadt 1458 März 11, Chmel, Regesta Friderici III., Nr. 3583), auf den 5. Juni verschoben hat. Da er aber den Georg Gradner auf einen Landtag, den er mit Erzherzog Albrecht und Herzog Siegmund, seinem Bruder und Vetter, hier hält, gefordert hat, begehrt er eine neuerliche Vertagung und zwar bis Weihnachten oder länger. Or. Wien. 11) Gerichtsbriefe Salzburg, 1458 Juni 5, Juli 21, September 5, Oktober 21 und 1459 Jänner 8, Orr. Wien. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 21

Bürger der Stadt Salzburg (siehe Anhang II). Der Erzbischof er* schien niemals persönlich. Als sein Anwalt fungierte bei der ersten Tagung der Domdechant Johann (von Topel), bei allen späteren der Dompropst Burckhard von Weispriach, der spätere Erzbischof. Auch Ulrich von Freundsberg ließ sich vertreten, seine Anwälte waren Siegmund Pelchinger und Christoph Friesinger12). Bekannt* lieh traten aber auch die Anwälte vor Gericht nicht redend auf, dies besorgten „angedingte Fürleger“, Personen, die in den Formalitäten des Gerichtsverfahrens besonders erfahren waren. Ihre Namen er* fahren wir fast niemals. Fast versehentlich wird zufällig für die Ver* handlung am 5. Juni der Name des Fürlegers des erzbischöflichen Anwalts genannt. Es war Herr Wilhalm Truchtlinger, ein Chiem* gauer Ritter (Truchtlaching an der Alz), der häufig als Pfleger ver* schiedener bayrischer Burgen, Städte und Gerichte erscheint13) und 1456 als „diener und provisoner von haus zu dienen“ auch in salz* burgische Dienste getreten war14). Gerade während unser Prozeß lief, wurde er auch vorübergehend Hauptmann zu Salzburg15). Er wurde öfter zu diplomatischen Aufgaben herangezogen und war nachweisbar auch sonst juristischer Berater des Erzbischofs in der Prozeßangelegenheit16). Später ist er als Diplomat für Herzog Lud* wig von Niederbayern tätig17). Zumindest der erzbischöfliche An* walt war außerdem noch mit einem ganzen Stab von Beiräten um* geben. Er tritt immer mit „stewrer, anweiser und loser“ (1459 Jänner 8: „mit anweiser, warner und stewrer“) auf. Es soll hier nicht der Verlauf des Prozesses in alle Einzelheiten hinein verfolgt werden, besonders weil vielfach nur um für die Sache bedeutungslose Formalien gestritten wurde und das Ganze nach den uns bekannten Voraussetzungen weithin nicht mehr als ein Schein* gefecht war. Wir wollen daher die Vorgänge nur in großen Zügen verfolgen und vorzüglich nur das Verhalten der einzelnen Parteien beobachten. Die Initiative bei jeder Verhandlung reißt immer der Anwalt des Erzbischofs an sich. Er läßt stets als erster sprechen und von ihm gehen auch die entscheidenden Anträge aus. Im übrigen steht er aber

12) Beide 1458 Juni 5, letzterer allein Juli 21 und Sept 5, ersterer allein 1459 Jänner 8 (für 1458 Okt. 21 ist der Name des Anwalts nicht feststellbar). Ersterer ist oben als Freundsbergischer Pfleger zu Straßberg begegnet (Anm. 8). Letzterer war wohl ein Verwandter des Thomas Friesinger, der im Vor* jahre im Namen Ulrichs so kurze Zeit den Goldeggerhof innehatte. 13) Geiß, Reihenfolge der Gerichts# u. Verw.#beamten Altbayerns, Ober* bayr. Archiv 26, S. 38, 29, 115, 136, 139. 14) Revers: Salzburg, 1456 Juli 24, Or. Wien. Jahresgehalt 40 fl. 15) Urkundlich 1458 Juni 2 bis 1459 Jänner 8, Frank, Salzb. Beamten* listen, Hs. Reichsgauarchiv Salzburg, u. unten Anhang II, 6. 16) Siehe unten Anm. 25 und Exkurs, Anm. 12, ferner „Processus vor dem . .. Reichshofrath agitirt in causa Berchtesgaden contra Salzburg“ (1627), Beilage Ad Nr. 15, von 1454. 17) Riezler, Geschichte Baiems, 3. Bd., S. 394, 425. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 22

auf dem Standpunkt, daß die andern Parteien zuerst ihre Klagen vorzubringen hätten, dann erst wolle er sich verantworten. Tatsache lieh hält er sein großes Plädoyer erst während der letzten Sitzung. Herr Hadmar von Volkensdorf zeigt sich ziemlich zurückhaltend. Er betont nur immer das Recht seiner Frau als „nächstgesippter Erbin“ auf ein Drittel Goldeggerhof und Wagrain und beantragt ihre Besitzeinweisung. Dann wolle er sich weiter verantworten. Kurz vor der letzten Sitzung legt er plötzlich die Vertretung seiner Frau zurück, angeblich weil er des Erzbischofs „gnad von des rechtens wegen nicht ze verbürchen“ wisse18). Diese erscheint dann auf diesem letzten Tag persönlich und tritt von der Klage überhaupt zurück, indem sie die Befriedigung ihrer Ansprüche auf die Gnade des Landesherm setzt. Man wird nicht fehl gehen, wenn man diese Wen* düng nicht aus zarten Gewissensbedenken des Volkensdorfers, gegen seinen Herrn zu prozessieren, und der Hilflosigkeit der unvermittelt im Stich gelassenen Frau erklären will, worauf die äußere Auf* machung offenbar hinausläuft, sondern aus einer planvollen Taktik. Wie wir weiter sehen werden, ging man bei dieser letzten Tagung darauf aus, die Erbschaftsfrage — und damit die Ansprüche der Frei* berger — gänzlich auszuschalten und das Gewicht nur auf die Er* eignisse von 1457 zu legen. Dabei wäre aber der bisher von Seiten des Ehepaars Volkensdorf eingenommene Standpunkt im Wege ge* wesen. Weitaus lebhafter gebärden sich die Anwälte Ulrichs von Freundsberg. Immer wieder legen sie seine Ansprüche ausführlich dar. Diese sind uns im wesentlichen schon bekannt. Ulrich stützte sich einerseits auf sein Erbrecht, andrerseits auf das Recht der Eroberung in rechter Fehde. Hinsichtlich des Erbrechts steht er auf folgen* dem Standpunkt: Nach dem Tode Wolfgangs hätte ein Drittel von Goldeggerhof und Wagrain ihm und seinem Bruder Hans, ein anderes Frau Barbara, nun von Volkensdorf, und ein drittes den Kindern der Margaret Schenk von Osterwitz zugestanden. Als er und sein Bruder Herzog Siegmund angeblich Goldeggerhof und Wagrain übergeben hätten, habe es sich nur um ihr Drittel handeln können und zwar nur das Drittel Goldeggerhof, denn Wagrain, das eine eigene Hofmark sei, würde im Übergabsbrief nicht genannt. Später hätten sie mit den erwähnten Miterben einen „abpruch“ ge*

18) Briefe der Barbara von Goldegg an EB Siegmund: Neuhaus, 1458 Dezember 29, und ebd., 1459 Jänner 5. In ersterem meldet sie den Rücktritt ihres Gatten von ihrer Vertretung und bittet um Verschiebung des angesetzten Termins (1459 Jänner 8), im zweiten nimmt sie, etwas pikiert, von der hin* sichtlich des zweiten Punktes ablehnenden Haltung des Erzbischofs Kenntnis. Daß der Briefwechsel im wesentlichen nur ein fingierter, für die Öffentlichkeit bestimmter ist, wie denn auch Hadmar, als er am 8. Jänner „außer Rechtens“ vor Gericht erscheint und um Lösung von seiner Anwaltschaft ansucht, sich darauf beruft, geht schon daraus hervor, daß die Entfernung zwischen Schloß Neuhaus und dem Bischofshof keine so große ist — beide liegen heute im Stadtgebiet Salzburg —, als daß man deshalb im 15. Jahrhundert darauf Tinte, Papier und Siegelwachs verschwendet hätte. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 23

tan, doch so, daß sie Frau Barbara an ihrem Drittel Goldeggerhof und Wagrain nicht irren wollten19). Sie hätten also Erbansprüche hinsichtlich Goldeggerhof auf ein Drittel, das der Kinder der Sehen* kin, und auf zwei Drittel Wagrain (ihr eigenes und das der ge* nannten Kinder), außerdem auf die Fahrhabe Wolfgangs von Freundsberg, deren sie der verstorbene Erzbischof bei der Einnahme von Goldeggerhof (1449) entwert hätte und deren sich die Gradner unterwunden hätten. Das ganze gebühre ihm, Ulrich, aber als Ge* winn in rechter Fehde (1457). Was die eigentlichen Gegner des landesherrlichen Anspruchs auf das Goldeggererbe betrifft, die Gradner, oder vielmehr nur Georg Gradner, der allein, und zwar auch für seine Brüder, geladen worden war, und die Freiberger, so war niemand von ihnen zur ersten Sitzung erschienen. Dem Georg Gradner erkannte man, als der Anwalt des Erzbischofs einen ihn betreffenden Brief des Kaisers vorlegte20), „ehafte Not“ zu und vertagte sich. Den zweiten Tag schrieb der Richter auf den 21. Juli aus21). Auch auf diesem erschien niemand von wegen der Freiberger und des Gradners. Es meldete sich jedoch ein Vetter der Brüder Frei* berger, Konrad von Freiberg, und teilte „außer Rechtens“ mit, daß seine Vettern den Rechtstag für keinen Rechtstag hielten und nicht gekommen seien, weil sie Feinde wären und nicht mit Geleit ver* sehen wurden. Im ähnlichen Sinne hatten die Brüder auch an den Rechter geschrieben22). Herrn Georg Gradner hatte der geschworene Bote des Erzbischofs, Andre Perleinfein, wie dieser vor Gericht be* zeugte, zwar auf der Brücke zu Lankowitz (im Kainachtal, Steier* mark) richtig geladen, er war aber ohne Entschuldigung ausgeblieben. Es sei hier gleich bemerkt, daß Georg auch weiterhin nicht mehr auf die Ladungen reagierte, vermutlich hatte er, und wohl mit Recht, die Hoffnung aufgegeben, vor diesem Salzburger Gericht etwas aus*

19) 1451 September 23, siehe oben I, Anm. 36. Von einem Vorbehalt zu Gunsten der Barbara ist dabei nicht die Rede. Er wird jetzt nur konstruiert, um mit der anderen für das salzburgische Interesse arbeitenden Partei nicht in Konflikt zu kommen. 20) Wohl identisch mit dem oben Anm. 10 genannten. 21) Salzburg, 1458 Juni 6: Georg Trauner teilt EB Siegmund die Ver* tagung (auf dreimal vierzehn Tage und 3 Tage, d. i. den 21. Juli) mit und lädt ihn hiezu, Or. Wien. 22) Georg, Friedrich und Heinrich von Freiberg zu Hohenfreiberg, Brü* der, an Georg Trauner, Ritter, —, 1458 Juli 14 (Insert im Gerichtsbrief von 1458 Juli 21). Der Brief widerspricht, wie der Anwalt des Erzbischofs auch gleich bemerken läßt, etwas dem Vorbringen Konrads von Freiburg. Der Mangel des Geleits wird zwar auch hier beanstandet, im übrigen weigern sich die Brüder aber überhaupt, vor Gericht zu erscheinen, solange sie nicht in ihr Erbe wieder eingesetzt würden. „Es halten aber die gemainen recht klar innen, ob ein herr oder yemant ainen seins erbs oder güts mit gewalt an recht entwert oder entsetzt, daz man diseiben wider einsetzen solle, und die* weil das nicht beschicht, so hab nyemant kain recht über derselben erbe oder güt nicht zu sprechen.“ Sie protestieren deshalb gegen den ganzen Vorgang. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 24

zurichten. Dagegen meldete sich kurz vor der letzten Tagung plötz* lieh Herr Wigalois. Er schreibt am 29. Dezember von Graz aus — er war also wieder einmal in der alten Heimat — an den Erzbischof und protestiert dagegen, daß nur immer sein Bruder Georg an seiner und des Bernhard statt geladen worden sei. Er ersucht, im Recht nicht fortzufahren, „nachdem und wir (Wigalois und Bern* hard) zu unsern vogtparn jarn kommen sein und uns selber regiern“ (Or. Wien). Bei der Sitzung am 8. Jänner 1459 erschien der Diener des Wigalois, der den Brief gebracht hatte, vor Gericht und ver* langte, daß er verlesen würde, wurde aber abgewiesen, weil er keine Vollmacht vorweisen könne23). Auf dem dritten Tag (5. September24) wurde Georg Gradner, da er nicht erschienen war, öffentlich „beruft“. Es meldete sich aber niemand. Dagegen war Heinrich von Freiberg endlich gekommen, brachte aber vor, daß er für diesen Rechtstag einige Herren und Freunde geworben habe, damit sie ihm mit ihrem Rat beistünden. Sie seien aber trotz ihrer Zusage ausgeblieben. Er bitte daher um Aufschub. Diesen Einwand ließen die „Herren und Lehensmannen“ auch gelten und so wurde neuerdings vertagt. Die vierte Verhandlung (21. Oktober) war nur ganz kurz. Bevor die Parteien noch etwas vorbrachten, verlas der Richter Georg Trauner einen an ihn gerichteten Brief des römischen Kaisers (Wien, Oktober 6)25), worin er ihm mitteilt, daß er den Meister Bernhard von Kraiburg und den Wilhalm Truchtlinger, deren der Erzbischof in dem Prozesse wahrscheinlich bedürftig sei, zur Zeit hierzulande in seinen eigenen Angelegenheiten benötige. Die Sache war die, daß in Wien gerade wichtige Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Salzburg liefen. Einerseits fällte der Kaiser am 23. Oktober einen Schiedsspruch in den langjährigen Streitigkeiten zwischen Salzburg und Berchtesgaden in Sachen der Saline Schellenberg. Andrerseits wurden zahlreiche Zwistigkeiten zwischen dem Kaiser als Landes* herm in Kärnten und Steiermark und dem Erzstift Salzburg in landeshoheitlichen, jurisdiktionellen und handelspolitischen Fragen beigelegt. Der Kaiser verzichtete auf eine Reihe von Ansprüchen da* gegen, daß Salzburg ihm die Schlösser Arnfels, Neumarkt bei Frie* sach, Löschental und Lavamünd, die seit über hundert Jahren von den Habsburgem an Salzburg verpfändet waren, unentgeltlich ab*

23) Ebenfalls gegen Ende des Prozesses meldete sich noch eine weitere Partei, die auf dem Goldeggerhof Anspruch zu haben meinte. Landshut, 1458 Oktober 18, schreibt der bayerische Edelmann Jörg von Laiming zu ötting an EB Siegmund, daß er erst jetzt erfahren habe, daß der vorliegende Prozeß laufe. Er glaube aber ein rechter Erbe zu sein und bittet, daß das Recht nicht weiter ohne sein Wissen seinen Gang nehme. Geschehe es doch, so könne ihm das nicht zu Schaden werden (Or. Wien). Es scheint nicht, als ob dieser Protest irgendwelche Folgen gezeitigt hätte. Wie Georg v. Laiming mit den Freundsbergern oder Goldeggern verwandt war, wird nicht gesagt. 24) Ladung hiezu von Georg Trauner an EB Siegmund, Salzburg, 1458 Juli 26, Or. Wien. 25) Or. Wien und Insert im Gerichtsbrief von 1458 Oktober 21. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 25

trat. Vom 25. Oktober bis 12. November ergingen eine ganze Reihe von kaiserlichen Urkunden und Briefen in dieser Sache26). Die Beisitzer des Salzburger Lehengerichts fügten sich natürlich dem kaiserlichen Wunsch und so fand eine neuerliche Vertagung statt, und zwar auf den 8. Jänner 145927). Nun endlich kam es zur Schlußverhandlung. In ihr handelte es sich vom salzburgischen Standpunkt aus im wesentlichen darum, die Ansprüche der Frei* berger zurückzuweisen. Georg Gradner hatte ja durch sein Nicht* erscheinen sein Recht verwirkt. Heinrich von Freiberg machte geh tend, daß er und seine Brüder Erben Wolfgangs von Freundsberg wären und daß sie nach dessen Tod gewaltsam des Erbes „entwert“ wurden, d. h. durch die seinerzeitige Einnahme des Goldeggerhofs durch Erzbischof Friedrich i. J. 1449. Er verlangt in den Besitz ein* gewiesen zu werden, dann wolle er sich darüber vor den Gerichten, in denen die Güter liegen, verantworten. Es „möcht kain erb zu kainem erb nicht körnen, wann er mit dem landsfürsten rechten solt, so er in sölhem form dy gut inhiet und davon antworten wolt“. Der Anwalt des Erzbischofs stützt sich dagegen auf das Testa* ment Haugs von Goldegg und beruft sich außerdem auf Lehenrecht und Landesbrauch. „Der Stift und das gotshaus Saltzburg“ hätte „langezeit mit löblicher gwonhait herbracht.., wann ain geslächt mit tod vergangen, daz des nams plutz noch stams nicht mer wer, daz dann sölich gut an dem Stift und gotshaus Saltzburg körnen wem, und wer bei sölhem zu erkennen, wan das von den Altentannern, Tannern, den von Playn und andern beschehen wer, der gslösser und gut zu dem gotshaus Saltzburg körnen und noch dapey weren28)“. Es ist fraglich, ob der salzburgische Standpunkt vollkommen stich* hältig war. Was das Testament betrifft, so ist darin nicht ausdrücklich gesagt, daß das Gut nach dem Aussterben der leiblichen Erben der Dorothea von Goldegg an das Stift fallen solle, obwohl der Passus immerhin so gemeint sein kann. Wörtlich heißt es aber nur, daß dieser Fall einträte, wenn Dorothea „an erben abgieng“. Hein* rieh von Freiberg macht dagegen auch die Einwendung, Herrn Haugens Tochter wäre nicht ohne Erben „vergangen“, sie hätte in Wolfgang von Freundsberg einen leiblichen Erben hinterlassen, dessen rechte Erben eben sie, die Freiberger, wären. Auffallend

**) Chmel, Regesta Friderici III, nr. 3636—3642, 3645—3649, 3651—3654, 3656—3664. In der darauffolgenden Zeit noch nr. 3665, 3666, 3667, 3670. 27) Ladung von Georg Trauner an EB Siegmund, Salzburg, 1458 Okt. 22, Or. Wien. 28) Gemeint sind die Ministerialen von Tann, ausgestorben 1396 (vgl. E. V. Zillner, Salzburger Geschlechterstudien, Die Tann, LK 22, S. 106ff.), und die Grafen von Plain, ausgestorben 1260 (vgl. C. Ledöchowski, Die Grafen von Plain, LK 67, S. lff.). Ein eigenes Geschlecht Altentann gab es nicht. Altentann war der Stammsitz der Tanner, der mit deren Ende 1396 an Salz* bürg kam. Die andere Burg des Geschlechts, Liechtentann, kam nach dem 1348 erfolgten Tode des Niklas von Tann, als EB Ortolf sie dessen Neffen Eckhart XII. nicht leihen wollte, bezw. nach der darüber ausgebrochenen Tanner Fehde an das Stift. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 26

ist, daß gegen den Hinweis auf das Lehensrecht, wonach der Lehensherr die Lehen allerdings nicht an Seitenverwandte zu leihen brauchte, keine Einwände erhoben wurden, denn der Goldegger Besitz bestand ursprünglich nicht durchaus aus Salzburger Lehen, sondern, wie aus dem angeführten Testament selbst hervorgeht, aus Eigen und Lehen. Gerade das neue Schloß Goldeggerhof war seiner*: zeit auf goldeggischem Eigen erbaut worden29). Freilich war in* zwischen das Ganze nachweisbar von den Gradnern, wahrscheinlich auch von Wolf gang von Freundsberg, zu Lehen genommen worden und außerdem wurde Ministerialeneigen als „Inwärtseigen“ ur* sprünglich, wenn auch kaum mehr im 15. Jahrhundert, nicht viel anders behandelt als Lehen. Unter diesen Umständen suchte man erzbischöflicherseits der Erbschaftsfrage möglichst aus dem Wege zu gehen, und hiebei leistete der Anwalt des von Freundsberg, das Versprechen seines Herrn, dem Erzbischof wider die Freiberger beizustehen, wahrmachend, ausgezeichnete Dienste. Jedesmal, wenn Heinrich von Freiberg etwas über seine Ansprüche vorbringt, springt er sofort dazwischen und schneidet die Diskussion ab, indem er erklärt, der Streit gehe im Augenblick nur um die „Handlung“, d. h. um die Ereignisse von 1457, die Besitznahme von Goldeggerhof zuerst durch Ulrich von Freundsberg und dann durch Erzbischof Siegmund, nicht aber „um Erbschaft“. Wenn über diese verhandelt werden sollte, so sei er zwar auch dazu bereit, doch müsse er den Vorbehalt machen, daß sein Herr noch einen Bruder habe, Hans von Freundsberg, der auch gehört werden müsse. Er sei aber derzeit außer Landes. Gegen Ulrichs von Freundsberg Ansprüche auf Grund der Er* oberung von 1457 tat sich der salzburgische Anwalt natürlich leicht, ebenso gegen die abwesenden Gradner. Gegen letztere wurde vor* gebracht, daß sie entgegen ihrer Verschreibung von 1450 das Schloß in andere Hände hätten kommen lassen. So geschah es denn, daß die „Rät und Lehensmannen“ einhellig zu Recht sprachen, daß der Erzbischof der Klagen der Brüder von Freiberg und Herrn Ulrichs von Freundsberg müßig sein und im Besitz des Schlosses Goldegger* hof, der Hofmark Wagrain und allen Zugehörs bleiben solle. Herr Georg der Gradner habe durch Nichterscheinen in den Rechten „Bruch“ erlitten. Frau Barbara von Volkensdorf habe die Klage zurückgezogen. Sofort nach diesem Spruch forderte, wie seinerzeit beschlossen, der salzburgische Anwalt die Ausstellung eines Gerichtsbriefes, wo* mit anscheinend der Zweck verfolgt wurde, die Sitzung zu schließen und den Freiberger an einer unmittelbaren Appellation zu verhin* dem. Das gelang aber nicht, Heinrich legte trotzdem sogleich Be* rufung an den Kaiser ein. Vier Tage später folgte Siegmund Pelchinger, der Anwalt des

29) SU B IV, S. 340, Nr. 297 (1323 März 6): „eder anderswo in der eben ouf dem a i g e n, daz zu(o) dem Hof geho(e)rtw. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 27

Freundsbergers, diesem Beispiel30), offenbar nur in der Absicht, bei einer etwaigen Berufungsverhandlung vor dem Kaiser im salz* burgischen Interesse abermals die Hände mit im Spiel zu haben. Es kam aber nicht dazu. Entweder verglich sich der Erzbischof nun auch mit den Freibergern, wofür aber kein Beleg vorliegt, oder diese sahen ein, daß weitere kostspielige Bemühungen aussichtslos seien. Tatsächlich dürfte bei den guten Beziehungen, in denen der Salz* burger seit dem kürzlichen für den Kaiser so gewinnreichen Aus* gleich mit diesem stand, vor dem kaiserlichen Hofgericht gegen ihn nicht viel auszurichten gewesen sein. Siegmund weilte übrigens wenige Wochen später wieder persönlich am Hofe zu Wiener*Neu* Stadt. Am 25. März vollzog er dort an einem neugeborenen Prinzen die Taufe, dem künftigen Kaiser Maximilian31). Das Faktum des Gewinnes des Schlosses Goldeggerhof „per viam iustitiae“ machte in Salzburg einen so großen Eindruck, daß es als wichtiges Ereignis der Regierung Siegmunds auch in die da* mals recht dürftige Salzburger Annalistik eindrang. Es ist in der sog. „Mattseer Weltchronik“ verzeichnet und darnach auch in der Chronik des Johannes Serlinger32). Der Erfolg, den Erzbischof Siegmund von Volkensdorf davongetragen hatte, war tatsächlich ein schöner und es war ihm vergönnt, ihn in der kurzen Zeit, die er noch zu leben hatte — er starb am 3. November 1461 —, ungestört zu genießen. Seinem Nachfolger jedoch, Burkhard von Weispriach, dem bis* herigen Dompropst, erwuchsen daraus noch mannigfache Schwierig* keiten. Namentlich bekam er es noch einmal mit Georg Gradner zu tun. Was die übrigen Parteien betrifft, so hören wir von den Frei* bergem, wie gesagt, nichts mehr. Mit Hadmar und Barbara von Volkensdorf war es noch zu Lebzeiten Siegmunds zur Befriedigung

30) Salzburg „in domo custodie ecclesie Saltzburgensis in stuba maiori“, 1459 Jänner 12. Notariatsinstrument des Notars Ulrich Prossinger, Kleriker Salzb. Diözese; Zeugen: Caspar der Mesmaning, Propst der Kollegiatkirche in (Unter*) Drauburg, Diöz. Lavant, und Leonhart Teysenheimer, Laie. Or. Wien. 31) Anonymi Chronicon Austriacum, H. Chr. Senckenberg, Selecta juris et historiarum, Frankfurt a. M. 1739, V., S. 77. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. E, Wien 1843, S. CCXCI, Regest Nr. 183. — Am 4. März hatte EB Siegmund anläßlich der feierlichen Proklamation Kaiser Friedrichs zum König von Ungarn in Wiener*Neustadt das Hochamt gelesen. (Nicolaus Lanckmann von Valckenstein, Historia desponsationis et corona* tionis Friederici III., H. Pez, Script, rer. austriacarum II, Sp. 605, Anonymi Chronicon Austriacum, a. a. O., S. 76 f.). Die Behauptung, daß Siegmund den Kaiser dabei oder später auch gekrönt habe, Lichnowsky a. a. O., S. 18, ist irrtümlich. Die zitierte Stelle, Stephan Kaprinai, Hungaria diplomatica, Pars II, Wien 1767, S. 329, polemisiert gerade gegen eine von Gerhard von Rho gebrachte Nachricht von einer Krönung. 32) G. Scheibner, Beiträge zur salzburgischen Historiographie am Aus* gange des Mittelalters, 62. Jahresbericht des Gymnasiums am Kollegium Bor* romäum zu Salzburg, Salzburg 1911, S. 32. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 28

ihrer restlichen Ansprüche gekommen33). Forderungen, die Hadmar noch an Erzbischof Burkhard stellte, betrafen nicht diese Sache34). Nicht gänzlich zu klären ist es, was es mit der Abfindung Uh richs von Freundsberg auf sich hatte. Anfang 1458 war ihm die Pflege Kropfsberg auf Lebenszeit eingeräumt worden. Jetzt auf ein* mal in den ersten Monaten der Regierung Erzbischof Burkhards wird ein neuer Pfleger von Kropfsberg ernannt, der bayerische Ritter Hans Frauenberger zu Hag35). Was hier vorgefallen ist, wissen wir nicht. An eine gewaltsame Entsetzung des Freundsbergers ist nicht zu denken. Er stand auch weiterhin zu Salzburg immer in guten Beziehungen36). Er war also wohl gütlich in andrer Weise abge* funden worden. Der Grund ist wahrscheinlich in den politischen Zeitereignissen zu suchen. Gerade damals tobte ja der Streit zwischen Herzog Siegmund von Österreich*Tirol und dem Bischof von Brixen, Kardinal Nikolaus von Kues, beziehungsweise dem Papst Pius II. Der Höhepunkt war in das Jahr 1460 gefallen, als der Herzog den Kardinal überfallen hatte und ihn so zum Nachgeben hatte zwingen wollen, als der Kirchenbann über den Herzog und seine Anhänger und das Interdikt über Tirol verhängt wurde, als die Schweizer unter Führung der Gradner in den Thurgau einfielen. Erzbischof Siegmund von Salzburg hielt sich in der Angelegenheit völlig neutral. Alle Versuche des Papstes und des Cusanus, ihn für ihre Seite zu gewinnen, waren ziemlich vergeblich37), obwohl sein Kanzler Bernhard von Kraiburg ein intimer Freund des Kardinals war. Allerdings hielt er sich auch gegenüber der Gegenseite zurück,

33) Salzburg, 1461 Jänner 19. Abrede, geschehen von Dompropst Burk* hard, Doktor Bernhard, Kanzler, Weikhard von Pollheim, Hauptmann, und Heinrich von Pegnitz, Protonotar zu Salzburg, zwischen Erzbischof Sieg* mund einerseits und Hadmar und Barbara von Volkensdorf andrerseits in Sachen Goldeggerhof, wonach letztere Briefe darüber ausstellen sollen, daß sie auf alle weiteren Ansprüche verzichten. Siegler (Petschaften) : EB u. Had* mar. Or. Wien. 34) Salzburg, 1463 März 30. Hadmar von Volkensdorf bek., daß er dem f EB Siegmund und EB Burkhart als Rat und Hofgesind gedient hat und daß ihn letzterer um alle Dienste, Sold und Schäden und das ihm von EB Siegmund vermachte Geld voll befriedigt hat. Or. Wien. — Ähnliche Quit* tungen anderer Nepoten (Wigalois von Volkensdorf, Bruder des EB, und Siegmunds von Volkensdorf, Sohn des Wigalois) von 1462 Sept. 15 (zwei Stücke) und 1463 März 12, Orr. Wien. 35) Revers, Salzburg, 1462 Feber 11, Or. Wien. 36) Salzburg, 1463 Aug. 3, verleiht Erzbischof Burkhard Ulrich Freunds* berger und dessen Bruder Hans ihre Salzburger Lehen: „die vest zu Liechten* werd in dem Yntal und das urbar, was sy haben in dem dorf zu Vderns und anderswo in dem Cilertal, item was sy haben und gelegen ist von dem Hay* bache untz an die klausen zu Trätzpach und auch in Rewter pfarr. Das is t. . . “. Reichsgauarchiv Salzburg, Kanzleilehenbuch 5, Fol. 10'; Ottenthal*Redlich, Archivberichte aus Tirol, Mitteilungen d. Archivsektion VII, S. 93. 37) A. Jäger, Der Streit des Cardinais Nicolaus von Cusa mit dem Her* zöge Sigmund von Österreich als Grafen von Tirol. Innsbruck 1861, 2. Bd., S. 101 f., 136 ff., 147 f., 151, 172 ff. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 29

zumindest gegen das mit seinem Bischof verfallene Brixner Dom* kapitel, das den Domherrn Georg Golser, ein Salzburger Landes* kind, an ihn abschickte38). Mehr noch hätte man von Erzbischof Burkhard eine Aktivität im päpstlichen Interesse erwarten können, war er doch schon als Dompropst von Pius II. anläßlich einer für den Kaiser übernommenen Gesandtschaft an die Kurie in pectore zum Kardinal kreiert worden39). Aber Burkhard ging i. J. 1462 mit Herzog Siegmund — und Herzog Ludwig von Bayern*Landshut — sogar ein Bündnis ein, das sich nach einer Geheimklausel ausdrück* lieh gegen Papst und Kaiser richtete40). Trotzdem mochte es aus optischen Gründen nicht angängig erscheinen, wenn ein gebannter Rat des Herzogs, wie Ulrich von Freundsberg, hoher Beamter des Kardinals und Erzbischofs von Salzburg blieb. Als der Sturm verraucht war, wurde Ulrich übrigens wiederum Pfleger von Kropfsberg (1464)41), allerdings nicht mehr lebensläng* lieh, sondern nur auf Widerruf. Wenige Jahre später (1468) gab er die Pflege, da es sich ihm nicht mehr „fügen“ wollte, wirklich wieder auf42). Um diese Zeit erwarb er nämlich die große schwäbische Herr* Schaft Mindelheim, weshalb er auch seine Salzburger Lehen in Tirol veräußerte43). In Mindelheim wurde ihm der Sohn geboren, der den 38) Jäger, a. a. O., S. 157 ff. Zu den Lebensdaten Georg Golsers (vgl. L. Santifaller, Das Brixener Domkapitel in seiner persönlichen Zusammen* setzung im Mittelalter, Schlern*Schriften 7, Innsbruck 1924, S. 320), der übrigens später als Bischof von Brixen Nachfolger des Cusanus wurde, ist zu ergänzen, daß er nach seinem Geburtsort (Santifaller, S. 320, Note 2) zu schließen, wahrscheinlich ein Sohn des Ehrenreich Golser war, der 1422 bis 1432 als erzbischöfl. (Urbar*) Propst zu Werfen urkundlich belegt ist (Frank, Beamtenlisten, Reichsgauarchiv). Letzterer starb am 29. Sept. 1433. Sein Grabstein liegt in der Pfarrkirche Puch bei Hallein, woselbst und im be* nachbarten Oberalm noch andere Mitglieder dieses rittermäßigen Geschlechts begraben liegen (Österr. Kunsttopographie XX, S. 225 u. S. 205). Ehrenreich gehörte auch zu den Rittern und Knechten, die am 15. Juni 1403 nachträglich dem Igelbund beitraten (LK 43, S. 861). 39) 1461 März 5, W. Fischer, Personal* und Amtsdaten der Erzbischöfe von Salzburg, Greifswalder Diss., 1916, S. 89 f. Pastor, Ungedruckte Akten, S. 136, n. 111. Veröffentlicht wurde die Ernennung am 31. Mai 1462. 40) Klein, Neue Quellen zum Salzburger Bauernaufstand 1462/1463, LK 77, S. 58, Anm. 24. 41) Revers Salzburg, 1464 März 5, Or. Wien. 42) Quittung. —, 1468 März 6, Or. Wien. 43) Am 19. November 1468 verkauften er und sein Bruder die Feste Lichtenwerd und sandten das Lehen dem Erzstift auf (OttenthaLRedlich a. a. O., Mitt. d. Archivsektion VII, S. 93 u. S. 94). Die übrigen Salzburger Lehen eignete Erzbischof Bernhard den Brüdern zum Zweck des Verkaufes, wofür ihm diese versprachen, andere Stücke, die ihr freies Eigen wären und eine jährliche Gült .von 40 Mark Meraner abwürfen, zu Lehen zu machen. Sie taten dies, indem sie einen Hof „Osterlochdorf im Mindeltal zu seinem schloß Mindelberg gehörund“ und eine Weide zu „Vnder*VrsingM (Osterlauchdorf und Unterirsingen, BA Mindelheim in Bayrisch*Schwaben) vom Erstift zu Lehen nahmen. (Lehenbrief EB Friedrichs für Thoman von Freundsberg in Vertretung seines Vaters Ulrich, Salzburg, 1491 Jänner 15, Reichsgauarchiv, Kanzleilehenbuch 8, fol. 98 ff. Im Lehenbuch EB Bernhards [ebd. 6] ist nichts © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 30

Namen seines Geschlechts zu einem der europäischen Geschichte machte: Georg von Frundsberg, der Landsknechtführer. Den Salzburger Regierungswechsel von 1461 benützte auch Herr Georg Gradner, seine Ansprüche auf Goldeggerhof wieder anzu* melden. Er tat sich mit einem andern in Steiermark ansässigen Edel* mann, Wilhelm von Reisberg, der verschiedene Beschwerden gegen das Erzstift zu haben glaubte, zusammen, um ihre Angelegenheiten gemeinsam zu betreiben44). Nach verschiedenen Wendungen, wobei übrigens die Initiative durchwegs beim Reisberger lag, setzten sie einen Schiedsspruch durch, wonach dem Gradner für den Verzicht auf seine Forderungen auf Lebenzeit die Pflege und Amt Fohnsdorf, eine salzburgische Herrschaft bei Judenburg in Steiermark, gegen die übliche Burghut und Amtmannsrechte und eine jährliche Rente von 25 Pfund erhalten sollte. Die entsprechenden Akte fanden dann auch am 8. Oktober 1463 zu Werfen statt45). Mit Wigalois und Bern* hard Gradner hatte Salzburg nichts mehr zu tun. Die Erwerbung des Goldeggererbes war mithin für Salzburg mit manchen Opfern verbunden, die in materieller Hinsicht vielleicht so* gar den Wert des ganzen Besitzes überstiegen. Freilich aber lag das Gewicht nicht auf der erworbenen Grundrente, sondern in der Be* seitigung fremder Herrschaftsrechte innerhalb des landesfürstlichen Gebiets. Das Ganze war also ein neuer Schritt auf dem Wege zum neuzeitlichen Staat. Die Widerstände, die sich in dieser Entwicklung gegen die sich ständig steigernden Machtansprüche des Landesherrn erhoben, gingen

über die Angelegenheit enthalten. Auch im 18. Jahrhundert kannte man die Entstehungsgeschichte dieser Lehen nur aus dem gen. Lehenbrief von 1491, Reichsgauarchiv Lehenakten 54.) Diese entfernten Lehenstücke machten die weiteren Geschicke der Herr# Schaft Mindelheim mit und kamen nach dem Aussterben der von Freundsberg (Frundsberg), 1586, im Jahre 1617 an die Herzoge von Bayern. Sie waren in der Neuzeit die einzigen Salzburger Lehen Bayerns, da das Lehensband ver* schiedener anderer Stücke seit dem Mittelalter in Vergessenheit geraten war. Beim Erlöschen der bayerischen Linie der Wittelsbacher, 1779, dachte man in Salzburg daran, die Lehen als heimgefallen zu erklären (Lehenakt 54), doch wurde in der Veröffentlichung: „Kurze Geschichte und aktenmäßige Anzeige, was dem hohen Erzstift Salzburg auf erfolgten Todfall Kurfürsts Maximilian des III ten in Baiem bei dessen Verlassenschaft für Ansprüche und Forde# rungen ausstehen, Salzburg 1779“, der Fall ausgelassen. 44) Siehe Exkurs. 45) Verzicht (auch für seine Brüder Wigalois und Bernhard) und Revers Georg Gradners, Orr. Wien. — Georg Gradner hatte Fohnsdorf, nachdem es in den Jahren 1473/74 nocheinmal zu Unstimmigkeiten über Amtsrückstände (Briefe und Akten, Orr. Wien) kam, bis zu seinem Tode, 1476, inne. Föhns* dorf, am 17. März 1476, teilt sein Sohn Hans Gradner dem Erzbischof Bern* hard den Tod seines Vaters mit und bittet, ihm seinerseits die Pflege zu lassen (Or. Wien; ebd. Memoriale eines ungenannten Gesandten Hans Gradners), welchem Ersuchen aber nicht stattgegeben wurde. In späteren Jahren wurde Hans salzburgischer Vitztum von Leibnitz (Abrede, Graz, 1494 Juni 22, Or. Wien). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 31

bisher fast allein vom Adel und von den Städten aus. Je tiefer aber diese Umgestaltung in alle Rechtsverhältnisse eingriff, desto häufiger zeigt sich die Erscheinung, daß plötzlich und unvermutet die vom Bauerntum repräsentierte, bisher kaum beachtete breite Masse der Bevölkerung als neuer Faktor auf den Plan tritt. So gerade im vor* liegenden Fall. Soweit wir bislang die Geschichte der Hofmarken Goldegg und Wagrain verfolgten, erscheinen sie als Objekt von Prozessen und Fehden, von Recht und Gewalt, von freundschaft* licher Vereinbarung und hinterhältigen Machinationen wie irgend* eine tote Sache. Daß in den Hofmarken und auf den Gütern auch Menschen saßen, bemerken wir kaum. Da mit einemmal zerreißt der Vorhang und unter die Versammlung von Fürsten und Prälaten, Rittern und Knechten treten die Bauern von Goldegg. Als Burkhard von Weispriach den Stuhl des heiligen Ruprecht bestieg, schrieb er, wie in solchen Fällen herkömmlich, zur Bestrei* tung der Unkosten seiner Erhebung eine Weihsteuer aus46). In der Grundlage dieser Steuer war in den letzten Jahrzehnten eine Um* Wandlung vor sich gegangen. Ursprünglich nur von den erzbischöf* liehen Urbar*, Eigen* und Vogtleuten eingehoben, ging die Tendenz jetzt dahin, sie zu einer allgemeinen Landessteuer zu machen. Dies* mal wurde sie außerdem noch willkürlich bedeutend erhöht. Die Folge war ein allgemeiner Aufstand der Bauern und Marktbürger des Salzburger Gebirgslandes im Sommer 1462. Die vollkommen überraschte Salzburger Regierung ließ sich sofort auf Verhandlungen zur friedlichen Beilegung ein. Die Untertanen der Herrschaft Gold* eggerhof waren an der Erhebung beteiligt, war doch auch auf sie die erzbischöfliche Weihsteuer geschlagen worden, obwohl sie hiezu früher natürlich niemals herangezogen und auch, ihrer Behauptung nach wenigstens, von den früheren Herren niemals besteuert worden waren. Auf dem großen Landtag im Herbst brachten die Goldegger aber nicht nur ihre Beschwerde über die Besteuerung vor, sondern legten mit der Bitte um Bestätigung ein Weistum über „die gerechti* kait und altes herkömen der herschaft des gesloss Goldekherhof“ vor, das die herkömmlichen Hofmarksrechte zum Inhalt hat47). Ein eigentümlicher, aber doch charakteristischer Vorgang: Das, was früher das Recht der Hofmarksherren, der Goldegger, der Freunds* berger, der Gradner gewesen war und von ihnen gegen den Landes* fürsten verfochten wurde, das betrachten jetzt die Hofmarksleute als ihr Vorrecht und Privileg, das sie gegen den Landesherrn als neuen Hofmarksinhaber durchzusetzen versuchen. Im kleinen Rah* men zeichnet sich hier ein Vorgang ab, der manchmal den Ursprung der Freiheitsrechte wesentlich bedeutenderer Gemeinwesen bedeutet.

46) Für das Folgende vgl. G. Franz, Der Salzburger Bauernaufstand 1462, LK 68, S. 97 ff., und H. Klein, Neue Quellen zum Salzburger Bauernaufstand 1462/63, LK 77, S. 49 ff. 47) Die Veröffentlichung des Stückes soll an anderer Stelle erfolgen (vgl. °- Kap. I, Anm. 9). Es ist undatiert, doch weist es der Passus über die Steuer zu 1462: „Item es ist auf die oberürt hofmarich von alter herrschaft, dye sy ingehabt hat, bisher chain stewr nye geslagen worden.“ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 32

Dem Streben der Goldegger war allerdings kein Erfolg beschieden. In dem Schiedsspruch Herzog Ludwigs von Bayern*Landshut, durch den die Irrungen zwischen dem Erzbischof und den Aufständischen beigelegt werden sollten, wurde die Angelegenheit wie viele andere auch nur auf die lange Bank geschoben: „Dann von der paurschaft wegen von Goldekerhof sol der von Salczpurg si auf ain nämlich zeit für sich ervordern, in irn freihaiten und gerechtigkaiten verhorn und alsdann nach pillichkait darinn handeln“4S). Die Folge dieser halben Maßnahmen und der nun doch zur Durchführung kommenden Einhebung der Weihsteuer war, daß es im Februar 1463 zu einem neuen Aufstand kam, an dem allerdings nur ein Teil der Bauernschaft beteiligt war. Der Herd dieser neuen Bewegung aber war Goldeggerhof! Dort rotteten sich die Aufstän* dischen zusammen, dort „predigte“ der neue Führer Hans Daucher48 49). Den Hauptmann des ersten Aufstandes, Ulrich Dienstl, Bürger zu St. Johann, aber hatte der Erzbischof bei den ersten Anzeichen zum Pfleger des dortigen Schlosses gemacht50). Der Aufruhr kam trotz* dem zum Ausbruch. Am 6. März legten sich die Bauern vor das Schloß Goldeggerhof und belagerten es durch etwa acht Tage, konnten es aber nicht nehmen, da Dienstl sich reichlich mit Söldnern versehen hatte. Sie wichen dann anscheinend vor einer erzbischöflichen Ent* satztruppe zurück. Die Aufhebung der Belagerung bedeutete gleich* zeitig auch den Zusammenbruch des ganzen Aufstandes. Ulrich Dienstl trieb nun noch einen Teil der Weihsteuer auf dem Goldegger Besitz ein51), starb aber schon im Laufe des Jahres 146452).

48) Franz a. a. O., LK 68, S. 64. 49) Er dürfte identisch sein mit der im folgenden Stück (Or. Wien) ge* nannten Person: —, 1443 März 25 (an dem verpargen unser frawn tag), Mar* gret Ta(e)xerin sendet dem Erzbischof zwei Güter in der Pfarre St. Veit (Moos und Kröpflreit, KG Untersberg, Gült: 12 Schill. Pfg. und 1 Pfd. Pfg.) und 2 in der Rauris („am Rekchenzagel“ 9.5 Schill. Pfg. und „Werd“ 12 Schill. Pfg.), die ihr + Mann Hans und ihr + Sohn Heinrich zu Lehen hatten, auf und bittet, sie Hans dem Dawher und seinen Miterben zu verleihen. Siegler: Jörg Chendler an der Swartzach. Vom Tag darauf datiert ein gleichartiges Stück über ein anderes Lehen zu Gunsten des Niklas Prunnmeister, der auch sonst in besitznachbarlichen Beziehungen zur Familie Daucher stand (vgl. Klein, LK 77, S. 65, Anm. 44). Über diesen, er war ein reicher Bürger von St. Veit, vgl. auch Klein, Ritterlehen und Beutellehen, LK 80, S. 121, Anm. 60. — Ob Hans Daucher Bauer oder etwa Marktbürger von St. Veit war, geht auch aus obiger Urkunde, bisher die einzig bekannte, in der er genannt wird, nicht hervor. Jedenfalls gehörte er der ländlichen nichtadeligen Oberschicht an. 50) 1463 Februar 4. — Wer vor ihm Pfleger auf Goldeggerhof war, ist unbekannt. Während des Prozesses hatte es ein Gilg Asenkover innegehabt. Dieser quittiert Salzburg, 1459 Juni 10, dem EB alle „von des inhabenswegen des gsloss Goldegkerhof, das ich etwas zeit von seinen Gnaden ingehabt hab“ herrührenden Forderungen, Or. Wien. ßl) Klein a. a. O., LK 77, S. 64, Anm. 41. 52) Ergänzend zu Klein, LK 77, S. 68, Anm. 50, sei auf folgende Ur* künden (Orr. Pfarrarchiv Altenmarkt) verwiesen, wonach seine Witwe bereits 1468 wieder verheiratet war. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 33

Nach ihm erhielt Balthasar von Weispriach, der Bruder des Erz* bischofs, pflegweise Feste und Pflege Goldeggerhof mit allen Ein* künften, wie sie von den Gradnem an das Erzstift gekommen waren53). Damit ist die Rolle des Schlosses Goldegg im Vordergründe der Salzburger Geschichte abgeschlossen. Es teilt fortan das ereignisarme Dasein vieler anderer landesfürstlicher Schlösser. Es hebt sich viel* leicht nur darin etwas davon ab, daß der Besitzkomplex nicht völlig dem übrigen landesfürstlichen Urbar einverleibt wurde, selbst nicht im 17. Jahrhundert, als alle übrigen Urbarämter aufgelöst und die Verwaltung des hofurbaren Besitzes den Pfleg* und Landgerichten überwiesen werden. Zeitweise wurde die Herrschaft sogar in andere Hände übergeben54). Im Jahre 1527 erhielt sie der Ritter Christof Graf zu Schernberg für sich und seine leiblichen Erben in absteigen* der Linie als Pflege, doch mit allen Einkünften, verliehen als Be* lohnung für die Verteidigung der Stadt Radstadt im Bauernaufstand von 1526 und als Gegenleistung für dabei vorgestreckte 3000 Gulden Im Zusammenhang mit der oben berührten Verschiebung in den Trägern der Hofmarksfreiheiten ist bemerkenswert, daß dabei auch

—, 1457 März 16, Wilhalm von der Alben, Ritter, verleiht zu Erbrecht dem erbarn Vlrichen Diennstel, Bürger zu St. Johann im Pongau, und Magda* lena seiner Hausfrau seinen kleinen und großen Zehent, gelegen im Pongau, gegen einen jährlichen Dienst von 5 Pfd. Pfg. —, 1459 Feber 3, Wilhalm von der Albenn zun Trüebenpach, Ritter, ver* kauft edlen und festen Ruedolff Trawner sein Zweiteilzehent, groß und klein, gelegen zu St. Johanns in Pongau zu St. Veits Pfarr daselbst, sein freies Eigen, den Vlrich Diennstel zurzeit innehat und der 5 Pfd, Pfg. dient. —, 1468 November 11, Wilhalm Trawner, Ritter und Pfleger zu Rasdien* berg, und seine Hausfrau Barbara verkaufen der Kirche zu Altenmarkt ihren freieigenen Zehent, Pfarre St. Veit und Gericht Werfen. (Zwei Drittel Zehent auf 29 genannten Gütern der Gemeinde Markt Pongau.) Siegler: EB Bernhard und Aussteller. —, 1468 November 13, Magdalena, Hausfrau des Bärtholome Prunner, Bürger zu Salzburg, verkauft an die Pfarrkirche Altenmarkt ihre Erbschaft und Gerechtigkeit auf dem Zehent zu St. Johann, St. Veiter Pfarr u. Werfner Gericht. Siegler: Hans Kopier, Bürgermeister in Salzburg. Zeugen: Jörg Aichinger, Andre Sypeckh und Vlrich Suespeckh, Bürger zu Salzburg. Vielleicht bezieht sich auf Ulrich Dienstls Witwe Magdalena ein Regest: 1467 Jänner 12, „Primus Dienstei schreybt für ain wytib Tuembrobst Frid* reichen“, Kopialbuch Köllersberger, Reichsgauarchiv Salzburg. — Im übrigen bestätigt sich neuerdings, daß Ulrich Dienstl sehr vermögend war. 63) Klein, a. a. O., LK 77, S. 68, Anm. 51. 54) Salzburg, 1481 Mai 6. EB Bernhard verkauft gegen Wiederkaufsrecht Wilhalm Graf, seinem Pfleger zu Radstadt, und Conradt Strochner, seinem Wechsler in der Gastein, um 2000 Gulden Rheinisch Feste und Schloß Gold* eggerhof mit der Hofmark Wagrain und allem andern Zugehör. Or. Wien, durch Zerschneiden kassiert. Salzburg, 1481 Mai 7, Ders. verpflichtet sich und das Domkapitel, Gold* eggerhof in den nächsten drei Jahren nicht zurückzukaufen. Or. Wien, kas* siert wie vor. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 34

stipuliert wird, daß Graf die Hofmarksleute gegen ihre Freiheiten nicht beschweren solle50). Nach dem Heimfall, 1612, wurde die Pflege unter gleichen Bedingungen noch dem Freiherrn Dietrich Khuen von Belasy auf Lebenszeit verliehen ( f 1635). 1640 wurde sie mit dem Landgericht St. Veit zum Pfleggericht Goldegg vereinigt, das bis 1854 bestand. Die Hofmark Wagrain mit Zugehör wurde davon getrennt und 1653 daraus und aus den bisher zu Radstadt gehörigen Zechen Gönikau und Kleinarl das Landgericht Wagrain gebildet. 55

55) Salzburg, 1527 Feber 23. Kardinal Erzbisdiof Matthäus: „Als in dem aufstand und abfal, darein sich unser und unsers stifts dazumal ungehorsam underthanen der gericht im gepirg des nechstverschinen sechsundzwanzigisten jars der myndern zal wider uns als herrn und landsfürsten und unser gehör* same landschaft begeben und vier ganze monat wider uns und dieselbe unser gehorsame landschaft mit veindtlicher handlung und angriff verfaren und darinn verharrt sein, unser getreuer lieber Cristoff Graff, unser phleger und ambtmann zu Radstadt, unser stat daselbst zu Radstat, die dann von anfang bis zu ende solhes aufstandts und kriegs durch die bemelten unser ungehor* sam underthanen für und für swärlich behauert gewesen, auch von inen in manigerlay wege, durch ernstlich und hert sturm, auch mit undergraben und feuerwerfen und in ander weg swärlich benötigt und betrangt worden ist, inngehabt und dieselb unser stat zu Radstadt mit der hilf und gnad des al* mechtigen durch sein redlich und ritterlich thatn, auch vleissige und ernstliche fursehung und gegenweer vor dem überfall und ergebung in unserer wider* wertigen und veindt hende erhalten hat, darauf dann augenscheinlich ge* standen ist, wo dieselb unser stat Radstat und der geschutz, so darinnen ge* wesen ist, durch die bemelten unser widerwertigen und veindt erobert worden wär, daz sy mit iren boshaftigen fümemen und handlungen dermaßen für* brochen hetten, daß nit alain unser Stift gar in abfall und Zerstörung körnen, sonder auch allen anstossunden fürstenthumben und landen durch weitern aufstandt der underthanen und des gemainen man merklich groß verderben auch Vertilgung und ausreuttung aller oberkaiten daraus hete ervolgen zu* sambt dem, daz auch durch sollich erhaltung der stat Radstat den löblichn stenden des kayserlichn Bundts zu Swaben, so uns, unserm stift und unserer gehorsamen landschaft als iren pundsgenossen mit ainem trefflichn kriegs* volgk zu roß und fueß zuezogen sein und die bemelten unser ungehorsam underthanen widerumb zu gehorsam bracht haben, desgleichen auch uns und unserer gehorsamen landschaft ain merklicher costn, der inen und uns sonst noch mer über solch erlegung und eroberung unserer ungehorsamen under* thanen aufgangen wär, erhalten und erspart worden ist.“ Um deshalb Christof Graf und „sein namen und stamen“ zu belohnen, auf Fürbitte der Verord* neten des Schwäbischen Bunds und dafür, daß er „zur underhaltung des kriegsvolgk, so er in obgemelter unserer stat Radstat in der besetzung gehabt, auch auf andern kriegscostn“ 3000 Gulden rheinisch, zu 60 Kreuzer den Gul* den, vorgestreckt hat, verschreibt er ihm und seinen leiblichen männlichen Erben in absteigender Linie als regierender Herr und Erzbischof mit Beistim* mung des Domkapitels „vest phleg und ambt Goldekherhof mitsambt der hof* march daselbst auch den hofpaw und den zwayen teuchten zu Goldekherhof in der hofmarch daselbst gelegen, auch andern vischwassern, so von alter bisher dazue gehörig und gebraucht worden sein, auch mit den gämbsen* gejaid in der Rauris und den reißgejaid auf den zwayen vorsten, so auch zu den bemelten phleg und ambt gehörig sein und nämblich allen und yeden räntn zynsen nutzn gulten und allen andern herlichkaiten und gerechtig* kaiten“ ohne Abrechnung („unverrait“) innezuhaben und zu verwesen und © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 35

behaust sie dortselbst, wofür sie die gen. 3000 Gulden unverzinslich darauf versichern. Sie sollen die Pflege mit Zugehör pfleg* und amtsweise inne* haben und die Renten nach den ihnen überantworteten Urbarbüchern, wovon Abschriften bei der Kammer und Hofmeisterei zurückbehalten wur* den, unverraitet einnehmen und nützen. Es sollen ihnen auch alle seit alters üblichen Amtmannsrechte zustehen. Dafür haben sie dem EB nichts heraus* zugeben als die gewöhnlichen „jura und gerechtigkaiten“, die bisher ein Pfleger und Amtmann gegeben hat (Termin: Weihnachten). Sie sollen die Pflege getreulich innehaben, damit ihm und dem Stift gewärtig sein, die Ab* gaben nicht erhöhen und die Urbar* und Gerichtsleute nicht mit ungewöhn* liehen Neuerungen zu beschweren, sondern sie bei ihrem Herkommen halten. Falls sich die Untertanen durch Wandel oder anderes beschwert glauben, hat der EB und seine Räte darüber zu entscheiden. „Nachdem auch die hofmarch Wagrain und unser underthanen darinnen gesessen von alter her sunderlich gefreyt sein, dawider sollen sy dieselben unser underthanen auch nit beswärn, sondern sy dabey genzlich bleyben lassen, wie von alter herkommen ist.“ Er behält sich und seinem Stift vor, alle landesfürstliche Obrigkeit und Rega* lien, sowie alle geistlichen und weltlichen Lehenschaften, so die Goldegger, von denen Goldeggerhof herrührt, und seine Vorgänger, dazu gehabt haben: Kirchen, Wälder, Güter und anderes, samt allen Wäldern und den Forst* rechten, die davon gereicht werden. Behält sich ferner vor „den Scheubligen See und den Langen See, ob Goldeckherhof im Lengtal gelegen (Scheibling* see, Ortsch. Mitterstein, und Langsee, heute verschwunden an der Wasser* scheide zwischen Goldeggwengerbach und Dientenbach), die zu unsers hofs notturft zu gebrauchen“. Wenn Landsteuem und andere Bürden auf seine Untertanen und besonders die Urbarleute geschlagen werden, sollen die Untertanen von Goldeggerhof mitleiden. Graf und seine Erben sollen die Hauptmannshändel, die sich in der Pflege und Hofmark ergeben, ihm und seinen Hauptmann anbringen und sich mit dem Drittel von dem, was darauf getaidingt wird, begnügen. Wenn an einem Gefangenen die peinliche Frage gestellt wird, soll das nur in Gegenwart eines Verordneten des Hauptmanns geschehen; kommt es zum Malefizrecht, so soll der Gefangene an das Land* gericht St. Veit im Pongau überantwortet werden, ohne Verzug und Weige* rung, wie das im gleichzeitig auf gerichteten Urbarbuch begriffen ist. Sie sollen Vorsorgen, daß die Pflege nach Aussterben der Linie unmittelbar an den EB und das Stift übergehen wird, und davon aus keinen Krieg und Angriff tun. Es soll ihm und dem Stift allzeit ein offenes Schloß sein, worin er auf eigene Kosten Volk legen kann. Weil die Feste sehr in Abfall gekommen und baufällig ist, so soll Graf 1000 Pfund Pfennig auf Kosten des Erzstifts darauf verbauen, was darüber geht und was laufend an Dächern, Öfen und Gläsern zu bessern ist, sollen die Graf selbst bestreiten. Sie sollen dem Stift stets mit einem wohlgerüsteten Pferd wider männiglich gewärtig sein und sollen dann im Dienstfall in Lieferung und Besoldung gehalten werden wie ander Diener und Hofgesind. Damit zwischen der Linie des Christof Graf und dem übrigen Stamm keine Irrung in der Succession und Erbschaft dieser Gerechtigkeit entstehe, darf sie mit Bewilligung der kaiserlichen Majestät das Wappen der von Goldegg führen. Bei jeder Veränderung soll derjenige der Linie des Christof Graf, der die Pflege antritt, das dem EB anzeigen und aus seiner Kanzlei eine Urkunde nehmen. Wenn die Graf im Dienste des Stifts auf dem Felde Schaden nähmen oder wenn sich Irrungen wegen der Pflege erheben, so steht die Entscheidung darüber bei den Räten des EB. Handeln sie wider die Verschreibung, so sollen sie zwei* oder dreimal ermahnt, dann bestraft, und bei abermaliger Wiederholung ihre Gerechtigkeit verlieren. Dann und ebenso nach Aussterben der Linie mag sich der EB der Feste mit allem Zubehör unterwinden, wobei sie oder ihre Erben ihm und seinen An* © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 36

walten keine Irrung tun sollen, der EB soll dann aber ihnen oder ihren Erben das Anlehen von 3000 Gulden und die 1000 Pfund Pfennig Baugeld aus* zahlen. (Insert im Revers des Christoff Graf zu Schernperg, Ritter, Pfleger zu Radstadt, Salzburg, 1527 Feber 24. Mitsiegler: s. Schwager Ritter Sigmund von Keutschach, Pfleger und Propst zu Werfen. Or. Wien, Perg. 255, 2. fehlt.)

EXKURS. Die Streitsache mit Wilhelm von Reisberg. (Siehe oben Kap. II, Anm. 44.)

Wie so viele andere, so entsprang auch dieser Streit dem Nepo* tismus der Salzburger Kirchenfürsten. Der regierende Erzbischof be* dachte seine Familie, mit deren Mitgliedern er sich auch mit Vor* liebe umgab, mit allerhand Gunsterweisen, was sich dann für seine Nachfolger häufig als unangenehme Belastung erwies, schon deshalb, weil sie wieder Platz für ihre eigenen Leute benötigten. Nach Mög* lichkeit wurden jetzt die Ansprüche der früheren Nepoten be* schnitten, diese wieder kamen mit Nachtragsforderungen. Ganz ohne Konflikte ging es selten ab. Die Reisberger waren ein Kärntner Adelsgeschlecht, das auch in Untersteier begütert war. Sie nannten sich nach dem salzburgischen Reisberg im Lavanttal. Ein Mitglied der Familie war als Johann II. von 1429 bis 1441 Erzbischof von Salzburg. Von ihm erhielten seine Verwandten, die Brüder Wilhelm, Ritter, und Hans von Reisberg im Jahre 1437 auf Lebenszeit die Pflege der Feste Am* fels in Untersteier1). Da sie aber ein Pfand der Herzoge von öster* reich war* 2), wurde die Bedingung angeknüpft, daß die Reisberger, falls die Herzoge sie „losen“ würden, die Pflege ohne Verzug ab* treten sollten. Später verlieh Johann dem Brüderpaar noch als lebens* längliche Pacht („bstandweis“) gegen einen Zins von 38 Pfund einen Zehent zu St. Marein, Auersbach und Gnas in der Oststeiermark3). Die Reisberger hatten in Steiermark auch eine Anzahl Salzburger Lehen, von denen sich aber nicht mit Sicherheit sagen läßt, ob sie

*) Revers, Salzburg 1437 August 16, Or. Wien. Siegler: Hans Reisberger und Wilhalm Nußdorfer, Pfleger auf dem Imberg. Regest bei Lang, Die Salz* burger Lehen in Steiermark, 2 (Beitr. z. Erforschung steir. Geschichtsquellen 44), S. 358 f. — Hans war der ältere der beiden Brüder (vgl. Lang, S. 358). Daß er hier ausnahmsweise an zweiter Stelle genannt wird, hängt damit zu* sammen, daß Wilhelm im Gegensatz zu ihm schon Ritter war. Wilhelm hatte gemeinsam mit dem späteren Kaiser Friedrich i. J. 1436 zu Jerusalem den Ritterschlag empfangen (Chmel, Gesch. K. Friedr. III., I., S. 581). 2) Seit 1318, Martin, Regesten der EBB u. des Domkapitels von S., III., Nr. 133-135. 3) Revers, —, 1440 September 25, Or. Wien. Siegler: Hans Reisberger und Albrecht Khainacher, Vitztum zu Leibnitz. Zeugen: Dietmar Reisberger und Conrad Lembuecher. Regest bei Lang a. a. O., S. 359. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 37

aus der Zeit Erzbischof Johanns II. stammen, oder weiter zurück* gehen4). Wilhelm, der jüngere der Brüder, stand auch unter dem folgen* den Erzbischof Friedrich IV., Truchseß von Emmerberg (1441—1452), zunächst noch in Gnaden. Er bekleidete unter ihm sogar zeitweise zugleich die beiden höchsten salzburgischen Ämter in Steiermark, die des Vitztums (Vicedoms) von Leibnitz und des Hauptmanns von Pettau, scheint dieser aber zwischen 1449 und 1451 entsetzt worden zu sein, ohne daß ihm für seine Ansprüche volle Genüge geleistet wurde5). Zum endgültigen Ausgleich darüber kam es zu Beginn der Regierung Erzbischof Siegmunds von Volkensdorf, dem Wilhelm Reisberger am 11. Februar 1453 zu Salzburg alle Forderungen und Schäden quittiert6). Am selben Tag erhält er — wohl als Gegen* leistung — die Feste (Deutsch*)Landsberg mit Amt und Gericht gegen die gewöhnliche Burghut und die Amtmannsrechte, nebst einer Besserung von einem Getreidezehent und zwei Weingärten pflegs* weise auf Lebenszeit7). Wenige Jahre später wurde er sogar wiederum Hauptmann zu Pettau. Bei der darüber getätigten Abrede (1457) ließ er sich unter anderem, in offenbarem Hinblick auf den früheren Fall, eine ein* jährige Kündigungsfrist zusichern8). Bald aber erhoben sich der

4) Vgl. Lang a. a. O., 2, S. 356 ff. 5) Über diese Angelegenheit liegen zwei Urkunden vor: 1. Salzburg, 1449 April 24, Wilhelm Reisperger, Vitztum und Hauptmann zu Pettau quit* tiert EB Friedrich um alle Burghut, Besserung, Pfründ, Sold, Dienst und Schäden von dem Vitztumamte und der Hauptmannschaft bis auf den heu* tigenTag. Siegler: Herr Hans von Reichenburg, Hauptmann zu Rann. Zeugen: Virgil Überacker, Verweser der Hauptmannschaft, und Rudolf Trauner, Hof* marschall zu Salzburg. Or. Wien. — 2. Salzburg, 1451 Juli 20: Wilhelm Reis* berger, Ritter, bekennt, daß ihn EB Friedrich von des Vitztumamtes zu Leib* nitz und der Hauptmannschaft zu Pettau wegen, die er „etwielang“ inne* gehabt habe, alle seine und seiner Gesellen Schäden befriedigt habe, und verzichtet auf alle weiteren Ansprüche „ausgenommen die Sprüche, so ich zu haben vermain, darumb daz mir geredt sein so, daz ich von der bemelten vitzdomambt und hauptmannschaft wegen an schaden sol genomen werden, auch des Je(a)ringer sache wegen“. Siegler: Wilhelm Turner zu Neubeuern. Zeugen: die edlen u. erbar weisen Georg Rordorffer u. Hans Alsterlöher. Or. Wien. (Die „Schäden“ mochten wohl aus der Belagerung Pettaus beim Ungarneinfall 1446 herrühren.) — 1451 April 29 wird Hans von Stubenberg Hauptmann zu Pettau (Revers, Or. Wien). 6) Or. Wien. Regest: Notizenblatt des AÖG 4 (1854), S. 7, und Lang a- a. O., 2, S. 359 f. 7) Or. Wien. Regest wie in vor. Anm. — Wilhelm scheint Landsberg schon einmal unter EB Friedrich innegehabt zu haben, denn bezüglich der „Besserung“ heißt es, daß sie ihm dieser dazu gelassen habe, doch ist dies urkundlich nicht belegt. 8) —, 1457 Mai 12. Abrede zwischen EB und Herrn Wilhelm Reisberger betreffs der Hauptmannschaft Pettau: 1. Der EB hat W. R. Schloß und Haupt* niannschaft Pettau verlassen, wie es Herkommen war. 2. W. R. erhält als Burg* hut jährlich 500 Pfd. Pfg. Münz, die im Land Steier gängig ist. 3. Wenn ihm © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 38

Reihe nach neue Zwistigkeiten9). Wie oben erwähnt, trat Salzburg im Oktober 1458 seine österreichischen Pfandschaften in Kärnten und Steiermark, darunter auch Amfels, dem Kaiser Friedrich ab. Damit trat der Artikel in Kraft, wonach in diesem Falle das Leib* gedinge der Brüder Reisberg auf die dortige Pflege hinfällig wurde. Sie mußten auch tatsächlich darauf verzichten. Rechtlich konnten sie dagegen nichts einwenden, sie fanden sich aber rücksichtslos behan* delt: „man hiet uns auch leicht pey unserm leibgeding gehalden, man wär uns des als getreun dyenern des gotshaus wol schuldig ge* besen“10 *). Wilhelm Reisberger kam während der damaligen salz* burgisch*kaiserlichen Verhandlungen oder bei der späteren Anwesen* heit Erzbischof Siegmunds in Wiener*Neustadt (März 1459)11), — welche der beiden Gelegenheiten gemeint ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen — ebenfalls dorthin und hatte noch eine andere Beschwerde vorzubringen. Durch die damalige Münzverschlechterung („Schinderlingszeit“) war sein Gehalt als Hauptmann zu Pettau stark entwertet worden. Er bat um Ersatz, auf den er rein formell aller* dings keinen Anspruch hatte, da in der seinerzeitigen Verschreibung ausdrücklich von der in Steiermark gängigen Münze die Rede war, und erhielt von den Räten des Erzbischofs, beziehungsweise von Wilhelm Truchtlinger — als gegenwärtig werden noch der Dom* propst Burkhard von Weispriach und der Kanzler Bernhard von Kraiburg erwähnt —, die Vertröstung auf einen „Anschlag“ in Naturalien, was aber trotz wiederholter Bitten niemals ausgeführt wurde, obwohl die Geldverhältnisse immer katastrophaler wurden12).

der EB die Hauptmannschaft wieder aufsagen will, soll er ihm das ein Jahr vorher ansagen, daß er sich „zu seinem haushaben“ darnach richten kann. 4. Der EB hat ihm auch „die gewaltsam und die oberkeit“ der Schlösser Arni fels, (Deutsch*) Landsberg, Leibnitz, sowie über die Stadt Pettau und seine Bürger daselbst befohlen und desgleichen die Obrigkeit über die Schlösser der Hauptmannschaft zu Rann. 5. Als Besserung für solche Mühe erhält er jährlich weitere 100 Pfd. Pfg. 6. Der EB verläßt ihm noch eine Fischwaide („die Len ob des Plöckleins mül bey Pettau“), die zum Vitztumamt gehört. Or. Wien. 9) Die Beschwerden Wilhelms lassen sich aus vereinzelten Andeutungen in seinen späteren Briefen rekonstruieren. Am ausführlichsten sind sie zu* sammengestellt auf einem Zettel, der als Beilage zu einem Brief an Balthasar von Weispriach, Landsberg, 1462 Feber 10 (?) (s. u. Anm. 18) dient. 10) Zettel zu 1462 Feber 10 (?), s. o. Anm. 9. Dabei erfahren wir auch, daß keiner der beiden Reisberger Arnfels persönlich innegehabt hatte. Sie hatten das Schloß einem gewissen Peysser aufgelassen, der ihnen davon jähr* lieh 80 Pfd. Pfg. herausgab. n ) S. o. Kap. II, Anm. 31. 12) Der betreffende Passus im Zettel zu 1462 Feber 10 (?) lautet: „Item der vorder herr säliger (EB Siegmund) hat sich pey der alten guten münss gegen mir verschriben, mir järlich zu der haubtmannschaft gein Pettäw sechs* hundert lb. d. landgengiger münss zu geben. Da nu unser allergnädigister herr der römisch k(aiser) etc. am ersten anhueb ze münssen, da slüegen dye pfennbart auf. Wenn was ich vor umb ain d. kauft het, da müst ich drey für geben. Ich fügt mich hinaus zu der Newnstatt, da dann der benant mein gnä* © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 39

Trotzdem ging die Auseinandersetzung zunächst noch ganz friedliche und freundschaftliche Wege. Anfang 1460 kann sich Wik heim sogar eines neuen Gnadenerweises erfreuen, der salzburgischer* seits vielleicht als Ersatz für den Verlust von Arnfels gedacht war. Das Leibgedinge der reisbergischen Brüder auf die oststeirischen Zehente wurde auf den gleichnamigen Sohn Wilhelms ausgedehnt13). Erst im EI erbst dieses Jahres hören wir von der ersten Beschwerde und zu Jahresanfang 1461 einigte man sich auf einen rechtlichen Austrag der Sache vor des Erzbischofs „gesworen raten und edelen landtleuten“ in Salzburg14). Da ereignete sich ein neuer Zwischenfall. Am 21. Jänner gab aus uns unbekannter, aber, wie die Urkunde sagt, „trefflicher und red* licher“ Ursache Erzbischof Siegmund einen Großteil der unter* steirischen Besitzungen, nämlich Stadt, Amt und Elauptmannschaft Pettau, Hauptmannschaft Rann, Schloß und Amt Liechtenwald, Schloß Pischätz, Burg Reichenburg und Schloß Reichenstein, dem Salzburger Domkapitel auf 14 Jahre in Pacht („bestandweise“), wo*

diger herr dye zeit was, und pracht das sein gnad an. Ich pat auch seiner genaden haubtmanschaft von mir aufzenemen, wann ich der pey der münss nicht vermocht, mir weide dann sein genad järlich einen gnädigen anslag im ambt zu Pettaw an traid, futter und wein tu(e)n. Derselb anslag mir also in gegenbürtigkait des jetzigen meines genädigen herren (EB, damals Dom* propst, Burkhard) und andere räte, so dye zeit in der Newnstat pey dem vordem herren waren, und des her Wilhalm Truchtlinger redner gebessen ist, (zu ergänzen: zugesagt wurd). Nu hab ich des geschriftlich, auch mündlich manigfeltiklich begert, ich hab aber des nye erlangen mugen, sunder das man mir all jar pesser ( = böser) phenig geben hat, dadurch mir ein ganz jar nicht hundert lb. d. guter münss gepürdt hat. So wißt ir auch wol, das unser herr der kaysar etc. nach inhalt unserer freihat (!), so wir von seinen ge* naden und vordem haben, also nit ze münssen hat, dadurchs kain land* gengige münss nye gebessen ist. Ir ligen auch noch fill ze Grätz pey dem verbessar. Ich hab aber nye gehört, das kainer zu landgengiger münss hat sprechen wellen. Und ob wir arm lantleut nu etwas von unserm herren dem k(aiser) etc. dulden müssen, hoff ich, das ich darumb (zu ergänzen: nit) mit zwain rueten unpillich geslagen wurde. Wann ich hab dem gotshaus treulich und mit meinem großen schaden gedient. Ich getrau auch, das mir pillich gelont werde. Man wil mirs aber zu Zeiten davoren anders ferben und künnen nicht versagen, wye groß ich vom gotshaus habe. Wolt der almechtig got, das ich mein gelt, das ich pey des gotshaus diensten hinzue geben hab, wider hiet und ließ mein herr sein phleg und zehent und was ich vom gots* haus habe, wen er woltl Mein dienst und müe wolt ich dem lieben herren sand Rupprecht schenken, wenn ich wolt mir umbs gelt als vil erbs kaufen, als ich vom gotshaus leibgedinge habe.“ 13) Salzburg, 1460 Feber 15, Or. Wien. 14) Pettau, 1460 Okt. 5, Wilhelm Reisberger an Meister Bernhard von Kraiburg, Kanzler, (vgl. Kap. II, Anm. 6) in einer nicht hiehergehörigen dienstlichen Angelegenheit. In einem beiliegenden Zettel bittet er um Unter* Stützung seiner Forderungen betreffs des „Anschlags“ (Or. Wien). — Pettau, 1461 Jänner 8, Ders. an EB Siegmund: Erklärt sich mit dem vorgeschlagenen Rechtsspruch in Sachen seiner und seines Bruders Ansprüche einverstanden und erbittet geeigneten Termin (Or. Wien). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 40

bei aber alle „administration, gwaltsam und handlung“ allein dem Dompropst Burkhart von Weispriach überlassen wurde. Dieser ließ daraufhin durch seinen Bruder Balthasar von Weispriach und Herrn Hans Stüber dem Reisberger die Hauptmannschaft Pettau abfordern, womit er dann Balthasar betraute (Mai 25). Wilhelm fügte sich dem auch, trotz seines Anrechtes auf vorherige Kündigung, ohne Wider* spruch, angeblich aus Freundschaft zu den Weispriachern15). Die Sache spitzte sich anscheinend erst bei der Abrechnung zu. In einem Pettauer Kriminalfall, eine „junge Latzkoin“ betreffend, hatte Wil* heim von eingezogenen Geldern mehr zurückbehalten, als ihm nach salzburgischer Ansicht als Hauptmann gebührte, worauf ihn der Erzbischof durch seinen Rentmeister (zu Leibnitz) von seinem Ge* halt 200 Pfund Pfennige einbehalten ließ. Er hingegen glaubte mehr als genug getan zu haben, wenn er dem Erzbischof aus gutem Willen 200 Gulden zugesprochen hatte und forderte außer Wiedererstattung des Abzugs noch Ersatz für 100 Gulden, die er in der Angelegenheit einem gewissen List für seine Ansprüche gegeben haben will. Diese Geldsache erboste ihn ganz besonders — er wirft dem Erzbischof geradezu Habgier ins Gesicht: „Ir hiet aber dye guidein gern all allain gehabt!“ (Juni 10) — und er will nun, mißtrauisch geworden, von dem Spruch der Räte in Salzburg nichts mehr wissen. Der vorher auf den 5. Mai angesetzte Tag war durch Pettauer Ange* legenheit versäumt worden. Er erklärt sich jetzt nur mehr bereit, in Graz oder Leibnitz in gütliche Verhandlungen mit Salzburger Räten und Anwälten einzutreten. Den Vorhalt des Erzbischofs, daß er als salzburgischer Pfleger von Landsberg verpflichtet sei, sich dem Spruch des Rates zu unterwerfen, lehnt er damit ab, daß seine An* Sprüche mit Landsberg nichts zu tun hätten. Wäre ihm ein Tag ge* setzt worden, solange er noch Hauptmann in Pettau war, wäre er gern gehorsam gewesen. Schließlich läßt er sich doch herbei, mit seinem Bruder auf den 1. September „hinauf“ nach Salzburg kommen zu wollen, jedoch nur um sich „in der gutikait und unverpundig“ mit den erzbischöflichen Räten über ihre Forderungen zu vertragen16).

15) Salzburg, 1461 Jänner 21, Revers des Dompropstes und Domkapitels, Revers des Domkapitels gegenüber dem Dompropst und Abrede zwischen EB und Dompropst, Orr. Wien. —, 1461 Mai 25, Revers Balthasars von Weispriach (Or. Wien). Dazu Andeutungen in den Briefen Wilhelms von Reisberg. — Balthasar wird noch 1462 als Hauptmann von Pettau genannt (s. u. Anm. 18), 1463 folgt ihm sein Bruder Siegmund (s. u. Anm. 26), der 1465 Sept. 14 vom nunmehrigen Erzbischof Burkhart die Hauptmannschaft als Leibgeding für sich und seine ältesten drei Söhne bekommt. (Revers, Or. Wien. Darin wird übrigens in deutlicher Bezugnahme auf die Streitigkeiten mit dem Reisberger bestimmt, daß er und seine Söhne keine Gewalt über die Stadt Pettau und die Bürger daselbst „weder in peenen noch in fallen, weder über ir leib noch gut“ haben sollen, da sich dies der EB Vorbehalten habe, ausgenommen die Wändel, die in Hauptmannshändeln verfallen, davon gebührt ihnen ein Drittel.) — Wilhelm Reisberger nennt sich bis 8. I. 1461 Hauptmann zu Pettau, ab 15. V. nur mehr Pfleger zu „Lonsberg“ (Deutsch*Landsberg). ie) Briefe Wilhelms an EB Siegmund: —, 1461 Mai 15; —, 1461 Juni 10; DeutschsLandsberg, 1461 Juli 3; Graz, 1461 Juli 22, Orr. Wien. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 41

Ob man darauf einging, ist nicht bekannt, jedenfalls war es zu keiner Erledigung der Angelegenheit gekommen, als Erzbischof Siegmund am 3. November 1461 starb. Als nun der bisherige Dompropst Burkhard von Weispriach, aus einem Lungauer, nun aber vorwiegend in Kärnten ansäßigen Geschlecht, zum Erzbischof gewählt wird (1461 November 16), rollt Wilhelm die ganze Sache auf einer neuen Ebene auf. Angeblich noch zu Lebzeiten Siegmunds hatte er sich mit Herrn Georg Gradner, der trotz des in seiner Abwesenheit gefällten Urteilsspruches vom 8. Jän* ner 1459 seine Ansprüche auf Goldeggerhof nicht aufgegeben hatte, zwecks gemeinsamer Betreibung ihrer Forderungen zusammengetan. Noch bevor Burkhard die Bischofsweihe erhielt (1462 Mai 9) wenden sich die beiden an ihn und bitten um deren Befriedigung17). Schon vorher hatte Wilhelm an den Bruder des Erwählten, Balthasar, ge* schrieben, um seine Förderung gebeten und ihm seine Ansprüche auseinandergesetzt, damit er sie nicht vielleicht in anderer Gestalt erfahre18). Burkhard vertröstete sie auf seine bevorstehende „kunft herab" nach Steiermark (wahrscheinlich zum Zwecke des Regalien* empfangs vom Kaiser). Als dies aber, weil der Kaiser beabsichtigte, „hinaus gein Österreich“ sich zu begeben, unwahrscheinlich wurde, wiederholten am 23. Juli 1462 der Gradner und Reisberger ihre An* liegen und schlugen für den Ablehnungsfall ein Schiedsgericht von bestimmten „Freunden, Räten und Dienern“ des Erzbischofs vor19). Dieser lehnte ab und verwies sie auch seinerseits auf seine Räte, worauf jene jetzt aber, ebensowenig wie früher, eingehen wollten, sondern ein neues Schiedsgericht vorschlagen, nämlich Jan Witowetz, damals Graf von Zagorien und Banus von Slavonien („graf Jannen grafen im Säger und wann in windischen landen“), Graf Johann von Monfort, Herrn zu Bregenz, und Herrn Siegmund Mordax, Haupt* mann zu Krapina („an der Kchräppin“)20). Dem Erzbischof mochte eine glatte Ablehnung des mächtigen Söldnerführers Jan Witowetz, der noch dazu sein Schwager war, als Schiedsrichter untunlich er*

1T) Jörg Gradner u. Wilhelm Reisperger an den Erwählten Burkhard, Graz, 1462 März 30. Or. Wien. 18) Landsberg, 1462 Feber 10 (?, „mittich nach sand Juliantag“) (vgl. oben Anm. 9, 10, 12). Der unmittelbare Anlaß des Schreibens ist der, daß Wilhelm erfahren hat, daß der Adressat sich in Kürze nach Salzburg begeben werde, woraus er übrigens entnimmt, daß sich seine Krankheit gebessert habe. Er selbst ist ebenfalls krank, so daß er vorher nicht persönlich zu ihm kommen kann. Hat von seiner Sache schon früher in Graz erzählt. — Auch in späteren Verlauf schreibt er noch zweimal an ihn und wiederholt seine Bitten um Pro* tektion: —, 1462 Juli 25 und Landsberg, 1462 November 5, Orr. Wien. Im zweiten Stück wird der Weispriacher Hauptmann zu Pettau genannt; beidemale läßt er dem Erzbischof auch seinen Hof und Wiese in Pettau zum Kauf anbieten. 19) Or. Wien. Vorgeschlagen werden der Bischof von Seckau, Herr Had* mar von Volkensdorf, Herr Balthasar von Weispriach, Herr Jörg Fraunberger, Pfleger zu Tetelheim, Herr Hans Fraunberger, Pfleger zu Kropfsberg, Herr Siegmund Mordax und Herr Wolfhard Überadcer. 20) —, 1462 Oktober 19, Or. Wien. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 42

scheinen, weshalb er nicht geradezu abweisend, aber ausweichend antwortete21). Um aber endlich aus dem peinlichen Dilemma, ent* weder sich von Gradner und Reisberger ein Richterkollegium vor* schreiben zu lassen oder ihnen den Vorwand zur Klage über Rechts* Verweigerung und damit unter Umständen zur Fehde zu geben, wandte er sich jetzt um Vermittlung an Kaiser Friedrich und machte den beiden ein neues „Rechtsbot“ vor seinen Räten oder vor dem Kaiser. In diesem Sinne erließ der Kaiser, Wiener*Neustadt 1463 Jänner 8, an sie ein Schreiben, sie möchten sich mit diesem Erbieten begnügen und mit dem Erzbischof und des Erzstifts Leuten und Gütern „in unguten und an rechts“ nichts handeln22). Der kaiserliche Eingriff zeitigte seine Früchte, als kurz darauf Herr Balthasar von Weispriach, Kanzler Bernhard von Kraiburg und Herr Georg Ramseider als Salzburger Gesandte nach Wiener* Neustadt kamen (April 13)23), um zwischen dem Kaiser und Herzog Ludwig von Bayern*Landshut Frieden zu vermitteln. Auch der Reis* berger und der Gradner erschienen dort, wo dann am 26. April, wohl unter Vermittlung von kaiserlicher Seite eine Abrede zustande kam, wonach die Sache bis künftigen Michelstag (Sept. 29) einen Anstand haben sollte. Inzwischen sollten Herr Andree Baumkircher, Obergespan („span“) zu Preßburg und Hauptmann von Korneu* bürg, der berühmte Kondottiere, und Herr Balthasar von Weispriach einen Tag nach Graz setzen und dort mit je zwei Spruchleuten von beiden Seiten die Sache untersuchen und gütlich beizulegen suchen. Gelinge das nicht, sollen sie rechtsprechen24). Nach einigen Zwischenfällen25) kam im September der Grazer

21) Georg Gradner u. W. Reisberger an Kard. EB Burkhard, —, 1462 De* zember 10, Or. Wien, wobei sie ihr Rechtsbot aufrecht erhalten. Auf die Be* Ziehungen des Witowetz zum Erzstift Salzburg und zu den Weispriachern ein* zugehen, mangelt der Raum. — Während der ganzen Zeit hatte W. Reisberger eine friedliche Amtskorrespondenz als Pfleger von Landsberg mit dem EB wegen Streitigkeiten mit Herrn Asm Hollenecker um den salzburgischen Wild* bann geführt: (Deutsch*)Landsberg, 1462 April 3; Landsberg, 1462 Mai 14; Landsberg, 1462 Okt. 8 (Orr. Wien). 22) Or. Wien. Eingangs wird erwähnt, daß der EB vorgebracht habe, daß ihm die Adressaten Rechtens vor „Janen graven im Säger, unserm rat und ban in windischen landen“ erboten hätten, der sich aber wegen anderer Geschäfte der Sache nicht annehmen wolle. 23) Fontes rer. austr. II, 44, S. 515. — Am 30. April verlieh der Kaiser EB Burkhard die Regalien, Lichnowski 7, S. CCCXLIII, Nr. 768, jedoch in absentia, wie aus ebd. Nr. 769 hervorgeht. 24) Wenn einer von ihnen oder beide nicht rechtsprechen wollten, können sie einen „ortman“ an ihrer Stelle annehmen, doch soll er ein Landmann in Steier sein. Or. Wien, Siegler (Petschaften): Bernhard von Kraiburg (s. o. Kap. II, Anm. 7), Balthasar von Weispriach, G. Gradner u. W. Reisberger. 25) (1463) Juni 24, schreibt Andree Baumkircher von seinem Schlosse Schlaining (Burgenland) aus dem Balthasar von Weispriach — auf Briefe desselben und Gradners und Reisbergers hin —, er möge ihm wissen lassen, wann er in (Wiener) Neustadt fertig sei, daß dann der Tag bestimmt werde. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 43

Tag zusammen, wobei am 20. Andree Baumkircher eine gütliche Ab* rede zwischen den Parteien zustandebrachte26). Dem Gradner sprach er, wie oben erwähnt, für seine Ansprüche das Leibgeding auf Föhns* dorf zu. Wilhelm von Reisberg aber wurde angewiesen, seine An* Sprüche gänzlich dem Erzbischof und Balthasar von Weispriach an* heimzustellen, doch „vertröstete“ ihn Baumkircher damit, daß ihm der Herr von Salzburg für seine Schäden und Dienste auf seine Leb* tage das Jägermeisteramt am Sausal und das Bergrecht und den Zehent darin verschreiben und ihm außerdem die 200 Pfund Pfennig, die ihm von der Hauptmannschaft zu Pettau ausstehen, bezahlen solle. Dagegen soll Wilhelm und sein Bruder eine „endliche Quit* tung“ ausstellen und eine Verschreibung betreffs des Jägermeister* amtes, das er nach alten Herkommen innehaben solle. All das ge* schah so, ebenso v/ie der Ausgleich mit Georg dem Gradner am 7. und 8. Oktober zu Werfen, der salzburgischen Feste im Pongau27).

Ob er nicht auch in Hartberg („Harperg“) abgehalten werden könne? Das „ist euch nichtz aus dem weg und war mir czumal fueglich“. „Und gruesdit mier dye Kchinbergerin fon main wegen.“ Or. Wien. Da Balthasar von Weispriach zu dem eventuell in Aussicht genommenen Rechtsspruch keine Lust hatte, weil er bisher niemals „recht und "-tail re* sprochen“ habe, und Baumkircher angeblich auch nicht wollte, trat er, ans scheinend im letzten Augenblick, hiefür Vorsorge. Darüber gibt ein kleines Heit (Papier, 4 Folien, Wien) mit undatierten Konzepten zu von ihm aus* gehenden Briefen und Instruktionen Kenntnis, die zwar sachlich von keinem besonderen Interesse sind, aber ein gutes Bild davon geben, wie man damals derlei Dinge technisch behandelte. Darnach also schickt Balthasar von Salz* bürg aus den „Lienhart pot“ mit einem Briefe an Herrn Niklas von Liechten* stein nach Murau, worin er ihn bittet, das Rechtsprechen zu übernehmen. Mit der Antwort, die wahrscheinlich ablehnend lauten v/erde, soll der Bote weiter nach Friesach, wo sie der Vitztum erbrechen und den Inhalt nach Salzburg melden solle, worauf Balthasar einen bereits konzipierten Brief mit der gleichen Bitte an Herrn Siegmund Sebriacher senden wird. Der Bote reitet einstweilen weiter nach Pettau zu Siegmund von Weispriach, Balthasars und des Kardinals Bruder, der, wenn der überbrachte Brief des Liechtensteiners negativ lautet, das dem Baumkircher mitteilt, mit der Aufforderung, ebenfalls an den Sebriacher zu schreiben. Zugleich übergibt der Bote dem Siegmund v. Weispriach die „Verkündung“ des Grazer Tages in zwei Exemplaren, eines von Balthasar allein, das andere von Baumkircher und ihm gemeinsam aus* gehend. Wenn noch Zeit ist, soll er letzteres dem Baumkircher senden, der es verpetschiere und Siegmund zur Versendung an die Parteien zurückschicke. Wenn nicht, soll Siegmund ersteres aussenden. Salzburg, 1463 September 7, bevollmächtigt Kard. EB Burkhard für den Tag in Graz am 19. Sept. mit seiner Vertretung Meister Bernhard von Krai* bürg, seinen Kanzler, Siegmund von Weispriach, seinen lb. Bruder und Haupt* mann zu Pettau, und Gebhart Peuscher, seinen Vitztum zu Friesach (Or. Wien). 26) Die Abrede (Or. Wien) ist von „Andre Pawmkircher, span zu Bres* bürg und haubtmann zu Korneuburg“ allein ausgestellt nud besiegelt. Warum Balthasar Weispriacher nicht erscheint, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch der in Aussicht genommenen weiteren Spruchleute und der Salzburger Bevoll* mächtigten geschieht keine Erwähnung. 27) Werfen 1463 Okt. 7, Wilhalm Reysperger, Ritter, verzichtet für sich © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 44

Der Fürst hatte im Prinzip seinen Standpunkt bewahrt, in Praxis aber nachgegeben.

und seinen Bruder Hans auf alle Forderungen und Sprüche wegen des Schlosses Amfels und alle anderen Ansprüche, worüber sie sich inhalt einer Taiding gütlich vereinigt haben. (Or. Wien; ebd. Konzept besiegelt mit dem Petschaft des Erzbischofs). — Werfen, 1463 Oktober 8, Ders. bek., daß ihm EB Burkhard auf seine Lebtage das „jägermeisterambt an dem wald genant der Sawsal“ mit allen Nutzen und Rechten für seine Dienste verliehen hat. Siegler: Aussteller und der edel fest Siegmund Spangstainer (Or. Wien; ebd. Konzept wie vor). — Werfen, 1463 Okt. 8, Ders. Pfleger zu Landsberg, be# kennt, daß ihm der EB aus sundern Gnaden und für künftige Dienste auf seine Lebtage verliehen hat „das perkrecht und den weinzehent, so seiner gnaden und gotshaus in dem Säwsal zugehöm und dye vor ain viczdom da# selbs gevechsent hat“. (Or. Wien.)

NACHTRAG. (Zu Kap. I und II)

Nachträglich werden mir zwei einschlägige Briefe des Abtes Petrus Klueghaimer von St. Peter in Salzburg an Wigalois Gradner bekannt. Im ersten, Salzburg, 1456 Feber 91), antwortet der Abt auf ein Schreiben Wigalois’ mit Trostworten wegen dessen „chumer* nuss“, wendet aber gegen das Ersuchen, ihn im Stift St. Peter zu beherbergen ein: „haben wir abgank an gemächen ewr person und wesen zugeburunden“. Doch wenn er vom Erzbischof sein Begehren, d. h. offenbar, nach Salzburg kommen zu dürfen, erlange, könne man über die Sache noch weiter reden. Wigalois versuchte also nach der Tiroler Katastrophe, sich zunächst in Salzburg festzusetzen. Der zweite Brief, Salzburg, 1458 Oktober 22* 2), ist ebenfalls ein Antwort* schreiben. Wigalois hatte mitgeteilt, daß er und seine Brüder wieder in die Gnade des Kaisers gekommen seien, und um Vermittlung beim Erzbischof in Sachen Goldeggerhof gebeten. Der Abt ant* wortet nun, daß er und der Domherr Friedrich Pranker daraufhin mit dem Erzbischof gesprochen hätten. Dieser sei einer Unter* redung nicht abgeneigt, namentlich, wenn der Prozeß vertagt würde. Wenn einer der Brüder nach Salzburg kommen wolle, habe er sicheres Geleit. Auch aus dieser Aktion wurde bekanntlich nichts.

A) Konzept, RGA Salzburg, St. Peter, Briefbuch des Abtes Petrus Klueg* haimer, fol. 34'. Ebd. fol. 34 getilgtes Konzept. 2) Ebd. fol. 68' f. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 45

ANHANG.

I.

Testament Haugs von Goldegg. Or., Perg., 41.5 : 24.5 cm, in Wien. Goldeggerhof, 1400 Mai 22. Ich Haug von Goldek, obrister schenk des gotshaus ze Saltzpurg, ver* gich und tün kund offenlich mit dem brief allen den, die in lesent oder hörent lesen, daz ich eingesehen und betracht han, das meiner sele nutz und guet ist, daz ich mein gesche(a)£ft und Ordnung tu(e) in meiner hab, die ich hinder mir lazze, daz der höchwürdig fürst mein gne(a)diger herr her Gregori ertz* bischof ze Saltzburg legat des stüls ze Röm, mein liebe tochter Dorothea die Freuntspergerin und Barbara mein liebe hausfraw in lieb und freuntschaft beieiben und daz yegleich tail wisse und, wes er sich halten sol, wenn ich mit dem tod abgee, da got lang vor sey, und darumb tün ich ein sölh ord* nung und gesche(a)£ft mit gueter vemufft vörbetrachtung und zeitigem rat, das nach meinem töd ewikleich hinfür also beieiben sol, als hernach in dem brief beschaiden und verschriben ist. Von erst so widerrüff ich und wider* schaff das gesche(a)£ft und gerne (a)chte, daz ich dem von Abensperg getan hab, als ich das vor auch mit meinen briefen widerrüffet han. Darnach so schaff und örden ich meinem gne(a)digen herren hern Gregorien ertz* bischoven ze Saltzpurg legaten des stuls ze Röm, der mich in sundern gnaden lieb und fürdrung gehabt hat, seinem gotshaus und nachkomen alle mein lehenschaft manschaft und vogtein, die ich und mein vordem die Gold* egke(a)r ye und ye in nutz und gewer innegehabt und herbracht haben und die von dem gotshaus ze Saltzpurg und von meinen freunden an mich und mein vordem herkomen sein, wo die gelegen oder wie die genant sein, in desselben meins herren von Saltzburg land oder anderswo, nichts aus* genomen, also daz die der egenant mein herr von Saltzburg und sein nach* körnen hinfür ewikleich innehaben und niezzen, als ich und mein vordem die mit vollem gewalt innegehabt und genozzen haben, an aller meiner erben, freund und me (a) nikleichs irrung, wan ich darinne meinen erben und freunden dhain recht behalden han, wenig noch vil in dhainer weis, ausgenomen, was ich derselben lehen geaignet hab oder hinfür aigen wurde, das sol dabey be* leiben, als die brief sagen, die ich darüber gegeben hab oder noch geben würde. Und wenn ich mit den tod abgeen, so sol und mag sich der obgenant mein herr von Saltzburg oder sein nachkomen derselben lehenschaft man* Schaft und vogtein auf der stat underwinden, nutzen, niezzen und innehaben, ewikleich ze behalden, als ander lehenschaft manschaft und vogtein des gots* haus ze Saltzburg aigen sein und zugehören, also daz sy die fürbas von in gne (a) dikleich leihen sullen, als ich und mein vordem untz daher getan haben. Als mir auch der obgenant mein gne(a)diger herr ausgewechselt hat mein syeden zu den He (a)llein mit dem turn mit ambt, urbar und gericht ze Te(a)chsenpach, schaff icha) orden, daz das alles gantz und gar hinwider im und seinem gotshaus gevalle nach sag der brief, die darüber gegeben sein. Auch schaff ich Dorothee der Freuntspergerin meiner lieben tochter alles das guet, es sein vest oder tail an vesten, gericht, urbar gult, guet, Weingärten und weingelt, wie das alles genant nichts ausgenomen, das in dem land an Her Etsch gelegen ist, das von irr mueter säliger herkomen ist, und schaff ir

a) Zu ergänzen: „undM. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 46

auch mein vest zu dem Hof, Wagrain die hofmarch, mit gerichten, urbar, gult und guetern, zehenten, es sey aigen oder lehen, mit vreyung, mit vischwaiden, mit wazzer und wazzerle(a)uf£en, mit vörsten, wälden, wildpann, vederspil und mit alle dem, und darzu(e) gehöret, wie das genant ist, das in des ege* nanten meins herren von Saltzburg land gelegen ist, als das ich und mein vordem in aigens und lehens gewer untz auf heutigen tag herbracht und innegehabt haben, ausgenomen des gesche (a)fftes und gerne (a)chtes, das ich meinem oftgenanten herren von Saltzburg seinen gotshaus und nachkomen getan han, als oben in dem brief geschribn stet, das sol ge(a)ntzlich und un* verruket bey seinen kreften beieiben. Ich schaff auch derselben meiner tochter ainen wald, der da haißt der Narrwald, der von den hochgepörn fürsten den hertzogen von Beyern lehen und sunen und töchtern verlihen ist. Wenn auch mein lieber ayden Hanns Freuntsperger Dorothen mein tochter ausgericht hat ires heyratgütes und morgengab, das er ir versprochen und gemacht hat mit sölhem güt, daran sey benu(e)get, so sol der obgenant mein ayden mein tochter und ir erben, die tausend Guidein, die ich ir versprochen hab, haben auf meiner vest ze Hof und auf andrer gult und guetern in meins herren von Saltzburg land gelegen, doch also, daz das aber meinem obgenanten herren von Saltzburg und seinem gotshaus an der lehenschaft manschaft und vogtein, die ich im geschaffen hab als oben geschriben stet, an alle schaden sey. Und ob sich fuegte, daß die obgenant mein tochter an erben abgieng, so sol die obgenant vest zu dem Hof, Wagrain das hofmarch mit allem ur* bar gulten, guetern in meins herren land gelegen an alle irrung herwider an meinen herren von Saltzburg und sein gotshaus gevallen, ausgenomen die tausend guidein, die ich ir ze heyratgüt beschaiden han, die sullen gevallen, da sy durch recht gevallen und beieiben sullen. Wer aber, daz die obgenant mein tochter die vest oder ander hab, die ich ir zu derselben vest ze Hof lasse, hie ze land gelegen, oder ir erben verchauffen wolden, so sullen sy es ainen herren von Saltzburg ee anbieten und vor menikleich in ainem ge* kichern freuntleichem chauff geben. Wolden sy des aber nicht chauffen, so mugen sy fürbas iren frumen damit schaffen, als in das fueget an geve(a)r. Es sol auch die obgenant mein tochter und ir erben von der hab, die ich in laß und also geschaffen hab, mein liebe hausfraun Barbara die Goldekke(a)* rin ires heyratgütes und was ich ir gemacht und gegeben han, an allen ab* gang und widerred ausrichten nach sag der brief, die ich ir darüber geben hab. Und ob ich ir oder yemand anderm oder zu hail meiner sele fürbas ichts schu(e)ff aus der obgenanten meiner hab, das man mit briefen oder mit chuntschaft oder Weisung erweisen möchte, das sol auch die obgenant mein tochter und ir erben ausrichten und volfu(e)ren. Ich schaf auch der egenanten Barbare meiner hausfraun allen meinen hausrat und varunde hab, die ich hinder mir lasse, also daz ir der nach meinem tod aller gevallen sol, an meiner tochter, ir erben und me (a) nikieich irrung, doch also, daz ich gewalt hab, darauz ze schaffen wenig oder vil nach meinen willen. Auch ist mein maynung und schaf mit dem brief, das Barbara mein hausfrau nach meinem tod die vest zu dem Hof mit der vischwaid und andrer hab in dem purk* frid daselbs gelegen jar und tag innehaben und niezzen sol. Und ob sy sich in derselben zeit nicht verheyratet, so sol sy es ain jar darnach auch also inne* haben, und wenn die zeit ist, so sol sy es mit aller zu(e)gehörung an abgank meiner egenanten tochter und iren erben inantwürten, also doch, daz sy vor auzgericht werde ires heyratgutes, es sey morgengab oder haymsteuer nach ir brief sag. Dieweil aber das nicht beschehen ist, so sol sy die obgenant vest also innehaben zu ainem fürpfand. Auch pitt ich den obgenannten meinen gne(a)digen herren hem Gregorien ertzbichoven ze Saltzburg etc., daz er mein gesche (a)fft und gemacht also ste(a)t halte und von seinen gnaden beste (a)tte und allen seinen fleizz tue, daz es also in allen artikeln und © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 47

punden, als oben geschriben stet, ge(a)nzlich beleihe. Darüber ze urchund gib ich den brief versigelten mit meinem aigem anhangundem insigel. Dar* zü hab ich gepeten den oftgenanten mein gne(a)digen herren hern Gregorien ertzbischoven ze Saltzburg legaten des stüls ze Röm, den erwirdigen meinen lieben herren hern Engelmarn byschoven ze Kyemsee, Chünraten den Newn* kircher und Chünraten den Grafen, daz sy ir insigel zu gueter gezeugnuss und beste (a)ttigung zu den meinen an den brief gehangen haben, in, iren gotshäusern und erben an allen schaden. Geben zu dem Hof an sambstag vor sand Vrbanstag nach Christi gepurd in dem vierzehenhundertistem jare. (Fünf anhangende Siegel fehlen.)

II. Listen der Beisitzer und Rechtsprecher („an dem rechten sind gesessen“ :) bei den Salzburger Lehengerichtsitzungen in den Jahren 1456, 1458, 1459. 1. 1456 September 9 (vgl. oben Kap. I, Anm. 43). Die edeln vesten und erber weys her Wigoleis von Volkenstorff, pfleger zu Tittmoning, her Rupprecht Nusdorffer, pfleger zu Stawffenegk, her Görg Hawnsperger zu Vohenlug, her Hanns Strasser zu Albm, her Wolfhart Über* ecker, diezeit Verweser der haubtmanschaft ze Saltzburg, Wilhelm Turner zu Newnpewrn, Rudolff Trawner, pfleger zu Lauffen, Hartneyd Nusdorffer, pfleger zu Plain, Vlrich Panichner, Cristoff Trawner, zu Hawnsperg, Cristoff Noppinger, zu Warttenfels pfleger, Wilhelm Aschaher, richter zu dem Häl* lein, Hanns Schedlinger, pfleger zu Glanegk, Bernher Gschähel, Görg Enngl* haimer, Marttein Rewter, pfleger zu Radegk, Hanns Kewtzel, stadtrichter, Sigmund Kewtzel, Virgili Venediger, Jobst Hefftler und Steffan Klaner, alle vier burger ze Saltzburg. 2. 1458 Juni 5 (vgl. oben Kap. II, Anm. 11). Die hoch* und erwirdig mein gnedig herren her Vlrich, bischofe zu Kyemssee, und her Peter, abt zu sand Peter in Saltzburg, auch dy ersamen edel vest und erber weisen maister Paul Meck official, her Wygoleis von Volkenstorff, pfleger zu Tytmaning, her Wolfhart Überecker, her Görg Hawns* berger zu Vahenlug, her Hans Strasser zu Alm, Rudolf Trawner, Albrecht Scheller zu Garttenaw, Hertneid Nusdorffer, pfleger zu Plain, Vrban Tum* perger, zu Lebenaw, und Wilhalm Aschaher, zu Wartenfels pfleger, Lucas Hohenfelder, Rupprecht Panichner, statrichter zu Saltzburg, Hans Schedlinger, pfleger zu Glanegk, Bernher Gschähel, Görg Enngelhaimer, Hans Schefherr, pfleger zu Hüttenstein, Virgili Venediger, pfleger zu Werfen, Sigmund Kewt* zel, pfleger auf dem Innberg, Paul Mülhaimer, hofrichter, und Peter Yetzinger, landschreiber zu Saltzburg. 3. 1458 Juli 21 (vgl. o. Kap. II, Anm. 11). Die hoch und erwirdigen mein gnedig herren her Vlrich, bischove zu Kyemsee, her Peter, abt zu sand Peter zu Saltzburg, auch die erwirdigen, edel vest und erber weys maister Hanns Düster, brobst des tumbs ze Press* law, maister Bemhart von Kraiburg, brobst zu sand Bertlme zu Friesach, Chantzler, maister Paul Megk, official zu Saltzburg, her Wigoleis von Volken* storf, her Caspar und her Wilhalm, gebrüder, von der Alben, her Görg Hawnsperger zu Vohenlu(o)g, her Wolfhart Überegker, her Hanns Strasser, Rudolf Trawner, Albrecht Scheller zu Gartenaw, Max Nusdorffer, marschalh, Hertneid Nusdorffer, zu Plain, Cristoff Trawner, zu Hawnsperg, und Wil* halm Aschaher, zu Wartenfels pfleger, Vlreich Panichner, Rüprecht Panichner, © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 48

statrichter zu Saltzburg. Lucas Höhenfelder, Bernher Gschähel, Görg Engel* heimer, Sigmund Kewtzl, auf dem Innberg, Virgili Venediger, zu Werfen, und Hanns Schefherr, zu Hütenstain pfleger, Görg Hagen, richter zu Hallein, Peter Yetzinger, landschreiber, Hanns Elsenhaimer, burgermeister, und Stefan Klaner, bürger zu Saltzburg. 4. 1458 Sept. 5 (vgl. o. Kap. II, Anm. 11). Der hoch und erwirdig herrn, her Vlrich, bischove zu Kyemssee, her Peter, abt zu sand Peter zu Saltzburg, auch dy erwirdigen, edel vest und erber weyse maister Hanns Düster, brobst des tumbs zu Wreslaw, maister Paul Megk, official zu Saltzburg, her Görg Frawnberger, zu Tetelhaim, her Caspar von der Albm, zu Lauffen pfleger, her Görg Hawnsperger zu Vahenlug, her Hanns Strasser zu Albm, her Wolfhart Überecker, Laurentz Ahaimer, pfleger zu Mattsee, Rudolf Trawner, Marchs Nusdorffer, marschalh, Albrecht Scheller zu Gartenaw, Vlrich Panichner, Hertneid Nusdorffer, zu Plain, Cristoff Traw* ner, zu Hawnsperg, Urban Tumberger, zu Lebenaw, Wilhalm Aschacher, zu Wartenfels, Hanns Schedlinger, zu Glanegk, Virgili Venediger, zu Werfen, und Martein Rewter, zu Radegk pfleger, Bernher Gschähel, Görg Enngel* haimer, Vlrich Hawnperger, Peter Yetzinger, landschreiber, Hans Elsenhaimer, Mathes Aygner, beide burgermeister, Jobst Häftler und Stephan Klaner, bürger zu Saltzburg. 5. 1458 Okt. 21 (vgl. o. Kap. II, Anm. 11). Die erwirdig, ersam, edel vest und erber weis her Peter abt des klosters zu sand Peter, maister Paul Megk, official zu Saltzburg, her Görg Frawn* berger, pfleger zu Tetelhaim, her Wilhalm von der Alben zu Trüebenbach, her Wolf hart Überegker, her Hans Strasser zu Alben, Laurentz Ahaimer, pfleger zu Mattsee, Albrecht Scheller zu Gartenaw, Marchs Nusdorffer, hob marschalch zu Saltzburg, Hertneid Nusdorffer, pfleger zu Plain, Vlreich Pa* nichner, Rupprecht Panichner, statrichter zu Saltzburg, Hanns Schedlinger, pfleger zu Glanegk, Martein Rewter, pfleger zu Radegk, Hanns Elsenhaimer, bürgermaister, und Steffan Klaner, bürger zu Saltzburg. 6. 1459 Jänner 8 (vgl. o. Kap. II, Anm. 11). Dy hoch und erwirdigen mein gnädig herren, her Vlrich, bischove zu Kiemsee, und her Peter, abt zu sand Peter zu Saltzburg, auch der (1) ersam, edel vest und erbar weis maister Paul Megk, official zu Saltzburg, her Wil* halm Truchtlinger, hauptmann zu Saltzburg, her Görg Frawnberger, pfleger zu Tetlhaim, her Wilhalm von der Alben zum Trübenpach, her Görg Hawns* perger zu Vohenlu(e)g, her Wolfhart Überegker, her Hanns Strasser zu Alben, Rudolf Trawner, Laurentz Ahaimer, pfleger zu Mattsee, Marx Nus* dorffer, hofmarschalh zu Saltzburg, Hertneid Nusdorffer, zu Plain, Cristoff Trawner, zu Hawnsperg, und Wilhalm Aschaher, zu Warttenfels pfleger, Vlrich Panichner, Ruprecht Panichner, statrichter zu Saltzburg, Hanns Sched* linger, zu Glanegk, und Martein Rewter, zu Radegk pfleger, Bernher Gschä* hei, Görg Englhaimer, Hanns Elsenhaimer, bürgermaister, und Jobst Hefftler, bürger zu Saltzburg.