Mauthausen Komitee Österreich

Viele Einzelfälle = Ein Muster Einzelfall 6 Die FPÖ Kärnten lehnt im Landtag alsEinzelfall ein 41 zige Partei die ErrichtungEinzelfall einer Gedenk Der91 FPÖ-Kassier von Zams, Patrick Oberprantacher,- versieht auf Facebook stätte für die NS-OpferEs wirdim ehemaligen öffentlich bekannt, dass Jürgen- ein - Bild seines Bundesparteiobman- Gestapo-HauptquartierMichael in Klagenfurt Kleppich, ab. FPÖ-Bezirksrat in Wien-Leopoldstadtnes und Heinz-Christian Attaché an derStrache mit ei- österreichischen Botschaftnem Zitat invon Israel, NS-Propagandaminister auf Joseph Goebbels: „Nun, Volk, steh auf, Einzelfall 169Facebook ein Bild seines Großvaters in - und Sturm, brich los!“ Markus Gudenus,NS-Uniform FPÖ-Bezirksrat samt Hakenkreuz in und ein Bild - Wien-Wieden, fordertvon sich auf selbst Facebook in einem dieen T-Shirt der rechts Todesstrafe für Einzelfalleinenextremen psychisch „Identitären“ 110 krank verbreitet hat. Nach Mann, der in Frankfurtmassiven amProtesten Main berufteinen- das Außenminis Michael Zech, Funktionär der FPÖ-Liste AUF beim Bundes achtjährigen Bubenterium vor Kleppich einen Zug nach gesto Österreich zurück. - heer, wird vom Landesgericht Feldkirch wegen NS-Wiederbe ßen und dadurch getötet hat. Der Mann- tätigung, Verhetzung, gefährlicher Drohung und Quälen von stammt aus Eritrea. Die FPÖ Wien dis - Gefangenen zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren ver- tanziert sich von Gudenus‘urteilt. Zehn Forderung: Monate Sie davon sind unbedingt. Der Unteroffizier - stelle eine „Privatmeinung“hat unter dar. anderem antisemitische „Witze“ erzählt und beim Assistenzeinsatz im Flüchtlinge als „Schweine“ bezeichnet. Außerdem wurden Flüchtlinge von ihm bedroht sowie durch Fußtritte und Schläge ins Gesicht misshandelt. Das Bundesheer hat Zech vom Dienst suspendiert und ange zeigt. Später ist er aus dem Bundesheer ausgetreten. www.mkoe.at

Aktualisierte dritte Ausgabe Stand 2. August 2019 1 Schon zweimal hat das Mauthausen Komitee Österreich rechtsextreme Aktivitäten von FPÖ-Politikern recherchiert und chronologisch darge- stellt. Die Dokumentation „Lauter Einzelfälle?“ erschien vor der Nati- onalratswahl im Herbst 2017. Sie fand ein enormes Echo. Seither ist die Bezeichnung „Einzelfälle“ für die dauernden demokratiefeindlichen Umtriebe der FPÖ allgemein gebräuchlich. Der Versuch eines FPÖ-Na- tionalratsabgeordneten, die Dokumentation als „Fake und gelogen“ zu verunglimpfen, endete nach rechtlichen Schritten des Mauthausen Ko- mitees mit einem ausdrücklichen Widerruf des freiheitlichen Politikers.

Die Fortsetzung „Einzelfälle und Serientäter“ folgte im Juni 2018. Sie bewies, dass sich die FPÖ auch als Regierungspartei nicht gemäßigt hatte. Für den Zeitraum seit Anfang 2013 – also für fünfeinhalb Jahre – waren nun insgesamt 106 rechtsextreme Aktivitäten dokumentiert.

Im Mai 2019 bereitete die Ibiza-Affäre der ÖVP-FPÖ-Regierung ein jähes Ende. Allerdings hatten die Einzelfälle die Koalition schon in den Wochen und Monaten davor immer stärker belastet. Nach dem Koaliti- onsende klagte ÖVP-Bundesparteiobmann , sie hätten ihn „viel Kraft gekostet“.

Jetzt, mit der dritten Dokumentation, geht das Mauthausen Komi- tee den jüngsten Einzelfällen – von Juni 2018 bis Ende Juli 2019 – nach. Erstens soll das Muster dahinter gezeigt werden. Denn dass die FPÖ ständig für neue rechtsextreme Aktivitäten sorgt, obwohl deren Außenwirkung negativ ist, lässt eine tiefreichende Prägung vermuten.

Zweitens soll eine wichtige Frage geklärt werden: Ist in absehbarer Zeit Besserung möglich? Kann sich die FPÖ demnächst zu einer Partei entwickeln, die nicht ununterbrochen gegen die demokratischen und antifaschistischen Werte der österreichischen Bundesverfassung ver- stößt? Mit anderen Worten: Kann sie regierungsfähig werden? Oder muss man davon ausgehen, dass sie als Regierungspartei mit ihren rechtsextremen Aktivitäten weiterhin schweren Schaden anrichten würde? Der letzte Versuch einer Regierungsbeteiligung ist ja erst im Mai gescheitert, und zwar auch an den Einzelfällen – siehe oben.

Die folgende Darstellung beruht auf umfangreichen Recherchen. Sie erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

2 Juni 2018: des Geheimkonzerts mit dem Neonazi- Liedermacher nicht aus. Einzelfall 107 Mit Zustimmung des Welser FPÖ-Bür- germeisters Andreas Rabl wird FPÖ-Ge- Juli 2018: meinderat Ralph Schäfer, der durch Einzelfall 110 NS-Wiederbetätigung und durch Grün- Michael Zech, Funktionär der FPÖ-Liste dung einer „Bürgerwehr“ aufgefallen ist AUF beim Bundesheer, wird vom Lan- (siehe Einzelfall 30), Fraktionsobmann desgericht Feldkirch wegen NS-Wie- der Welser Freiheitlichen. derbetätigung, Verhetzung, gefährlicher Drohung und Quälen von Gefangenen Einzelfall 108 zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jah- Der oberösterreichische FPÖ-Landesrat ren verurteilt. Zehn Monate davon sind Elmar Podgorschek (siehe Einzelfall 81) unbedingt. Der Unteroffizier hat unter hält bei der rechtsextremen AfD Thürin- anderem antisemitische „Witze“ erzählt gen eine Rede, in der er Ratschläge für die und beim Assistenzeinsatz im Burgen- Machtübernahme gibt und die Institu- land Flüchtlinge als „Schweine“ bezeich- tionen der Demokratie massiv angreift. net. Außerdem wurden Flüchtlinge Als das öffentlich bekannt wird, sieht von ihm bedroht sowie durch Fußtritte sich Podgorschek mit heftiger Kritik und und Schläge ins Gesicht misshandelt. Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Das Bundesheer hat Zech vom Dienst FPÖ und ÖVP sorgen aber dafür, dass er suspendiert und angezeigt. Später ist er im Amt bleiben kann. aus dem Bundesheer ausgetreten.

Einzelfall 109 Einzelfall 111 Es wird öffentlich bekannt, dass die Bur- Der niederösterreichische FPÖ-Lan- schenschaft „Germania zu Ried“ ein Ge- desrat Gottfried Waldhäusl fordert, heimkonzert mit dem deutschen Neona- dass sich Bezieher von koscherem zi-Liedermacher „Fylgien“ durchgeführt Fleisch registrieren lassen müssen. hat. Anmeldungen von Eingeweihten Dieser Plan zur Einschränkung jü- waren an eine E-Mail-Adresse mit der dischen Lebens ruft heftige Kritik Kontaktperson Wolfgang Kitzmüller hervor, unter anderem seitens der zu richten. Kitzmüller ist Ehemann der Israelitischen Kultusgemeinde. Der freiheitlichen Dritten Nationalratsprä- Präsident der Kultusgemeinde, Oskar sidentin Anneliese Kitzmüller und Ver- Deutsch, spricht von einem „negati- bindungsbruder der „Germania zu Ried“. ven Arierparagraphen“. Die ÖVP Nie Der oberösterreichische FPÖ-Landesrat derösterreich reagiert auf die Kritik - Elmar Podgorschek (siehe die Einzel- und verhindert die Registrierung. fälle 81 und 108) gehört ebenfalls dieser Burschenschaft an. Er tritt auch wegen

3 Einzelfall 112 August 2018: Robert Kiesinger, Referent beim Einzelfall 115 FPÖ-Bildungsinstitut (siehe Einzelfall FPÖ-Nationalratsabgeordneter Christian 99), hetzt auf Facebook im NS-Stil gegen Höbart (siehe Einzelfall 13) behauptet in „Rassenvermischung“. „Heute“, er habe in Guntramsdorf drei jun- ge Asylwerber beim Ladendiebstahl er- Einzelfall 113 tappt und der Polizei übergeben. Laut der Der stellvertretende FPÖ-Ortspartei- Landespolizeidirektion Niederösterreich obmann von Bruck an der Großglock- hat Höbart zwar die Polizei gerufen, es hat nerstraße, Andreas G., beschimpft die aber keinen Ladendiebstahl gegeben. Mitglieder der französischen Fuß- ball-Nationalmannschaft auf Facebook Einzelfall 116 als „Kongoaffen“. Schon einige Wochen FPÖ-Stadtrat Bruno Weber aus Amstet- vorher ist er aufgefallen, weil er auf ten schreibt auf Facebook über ein Facebook jenen, die seine Meinung zur ÖBB-Werbeplakat: „2 vermeintliche EU nicht teilen, mit Gewalt gedroht hat. Schwuchteln m Baby und davon noch Nach Intervention der Landes-FPÖ legt ein Neger. Mir graust …“. Dieses schwu- er seine politischen Funktionen zurück lenfeindliche und rassistische Posting und tritt aus der Partei aus. führt bundesweit zu heftiger Kritik und Rücktrittsaufforderungen. Während sich die FPÖ Niederösterreich distanziert, Einzelfall 114 verteidigt die FPÖ Amstetten Webers Aussage. Der freiheitliche Politiker tritt Der freiheitliche Landeshauptmann- als Kammerrat der AK Niederösterreich Stellvertreter von Oberösterreich, zurück, bleibt aber Stadtrat. Im Novem- Manfred Haimbuchner, und der Wel ber 2018 endet ein Strafprozess wegen ser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl - Verhetzung mit einer Diversion: Weber laden den italienischen Innenminis muss am Projekt „Dialog statt Hass“ des ter von der rechtsex - Vereins „Neustart“ teilnehmen. tremen Lega zum Urlaub nach Wels - ein. Salvini tritt unter anderem für eine Zählung der in Italien lebenden September 2018: Roma und Sinti ein – ein rassistischer Einzelfall 117 Plan, der an die NS-Ideologie erinnert. Die FPÖ diffamiert einen jungen Asylwer- Welser Hoteliers kritisieren die ihrer ber, den Bundespräsident Alexander Van Überzeugung nach schädliche „Tou der Bellen und der grüne Landesrat Rudi rismus-Werbung“ der FPÖ-Politiker. - Anschober an seiner Lehrstelle besucht haben, als „Terrorsympathisanten“. Nach wenigen Tagen erweist sich die Beschul- digung als völlig falsch. Um rechtliche

4 Konsequenzen zu vermeiden, veröffent- Einzelfall 120 licht die FPÖ Oberösterreich eine Richtig- Bernd Babitsch, stellvertretender Stadt- stellung. Die Bundes-FPÖ wird im Jänner parteiobmann der FPÖ Pinkafeld und en- 2019 wegen übler Nachrede zu einer Zah- ger Parteifreund von FPÖ-Verkehrsmi- lung von 12.000 Euro verurteilt. Sie beruft. nister Norbert Hofer, verteidigt die von Letztlich werden die offenen Verfahren der FPÖ Vöcklamarkt verbreitete Neo- durch einen Vergleich bereinigt. nazi-Propaganda (siehe Einzelfall 119). Babitsch schreibt auf Facebook: „Und wo Einzelfall 118 ist das Problem. Bei jeder seriösen Zucht Die Bundesregierung aus ÖVP und FPÖ von Tieren wird darauf geachtet das schlägt dem Bundespräsidenten vor, Hu- nichts vermischt wird.“ (Rechtschreib- bert Keyl zum Richter am Bundesverwal- fehler im Original) Als der „Standard“ tungsgericht zu ernennen. Dieses Gericht über das rassistische Posting berichtet, ist auch für Berufungen in Asylverfahren ruft es heftige Kritik hervor. Babitsch legt zuständig. Die geplante Stellenbesetzung seine politischen Funktionen zurück und sorgt für Proteste. Hubert Keyl, ein frühe- tritt aus der FPÖ aus. rer Mitarbeiter des FPÖ-Nationalratsabge- ordneten , wurde im Jahr 2010 Einzelfall 121 öffentlich bekannt, weil er in eine Schläge- Der Ring Freiheitlicher Jugend Ober rei vor einem Rotlichtlokal verwickelt war. österreich verteilt einen Schülerkalen - Seine Frau Elisabeth soll damals den verur- der, in dem gegen Zuwanderer gehetzt - teilten Neonazi Gottfried Küssel zu Hilfe und die Geschichte verfälscht wird. geholt haben. Der hingerichtete katholi- Früher sei Österreich „friedlich, sauber sche NS-Gegner Franz Jägerstätter wurde und wohlhabend“ gewesen, jetzt sei es von Keyl in der FPÖ-nahen Wochenzei- durch die Zuwanderung „im Ausnah tung „Zur Zeit“ als „Verräter“ beschimpft. mezustand“ und müsse den Österrei - Außerdem ist Keyl auf einem Foto mit chern „zurückgegeben“ werden, be - dem rechtsextremen Kühnengruß zu se- hauptet die Freiheitliche Jugend. Der - hen. Schließlich zieht er seine Bewerbung rassistische Schülerkalender führt zu für das Bundesverwaltungsgericht zurück. hunderten empörten Kommentaren Kurz darauf wird Keyl Abteilungsleiter im auf Facebook und Twitter. FPÖ-geführten Verkehrsministerium – ohne Ausschreibung. Oktober 2018: Einzelfall 119 Einzelfall 122 Die FPÖ Vöcklamarkt übernimmt Neo- Walter Seledec, stellvertretender FPÖ- nazi-Propaganda auf ihre Facebook-Seite. Klubobmann in Wien-Döbling, wirft in Unter dem Foto einer Frau mit blondem der FPÖ-nahen Wochenzeitung „Zur Zeit“ Zopf ist zu lesen: „Schütze Deine Rasse, den Alliierten, die Österreich vom NS-Re- es ist das Blut Deiner Ahnen!“ gime befreit haben, Terrorismus vor.

5 Einzelfall 123 Einzelfall 126 Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Es wird öffentlich bekannt, dass der Rabl stellt im Vorwort eines Buches seinen FPÖ-Ortsparteiobmann von Henndorf am Großvater Max Rabl als NS-Gegner dar. Die Wallersee, Josef Brandstätter, einer Whats- Welser Initiative gegen Faschismus deckt App-Gruppe angehört hat, in der NS-ver- auf, dass Max Rabl überzeugter National- herrlichende Inhalte verbreitet wurden. sozialist war und 1938 vom „Anschluss“ Darunter war eine Nachricht zu Hitlers Österreichs an Hitler-Deutschland beruf- Geburtstag mit dem Wortlaut „Heute lich profitiert hat. Die Gründe für eine kur- Staatsfeiertag. Sieg Heil!“. Brandstätter hat ze Gestapo-Haft im Jahr 1939 sind unklar. auch ein Wunschkennzeichen mit der Zahl Eine damalige Zeitung hat über „finanzielle 88, einem Neonazi-Code für „Heil Hitler“. Unregelmäßigkeiten“ berichtet. Er soll aus der FPÖ ausgetreten sein.

November 2018: Einzelfall 127 Während sich Österreich an die Judenver- folgung durch das Novemberpogrom 1938 Einzelfall 124 erinnert, gedenken FPÖ-Politiker auf dem Alfred Reisinger, Funktionär der Wiener Zentralfriedhof des NS-Fliegers FPÖ-Liste AUF beim Bundesheer Walter Nowotny. Die Nationalsozialisten - und FPÖ-Mitglied in Wien-Florids haben Nowotny als Kriegshelden verehrt. dorf, verbreitet auf Facebook ohne Weil er bis zuletzt ein glühender Anhän- Kommentar eine aggressive anti- ger Hitlers war, wurde seinem Grab vor semitische Verschwörungstheorie. 15 Jahren der Status eines Ehrengrabes Der Text beginnt mit den Sätzen aberkannt. Am Gedenken für das NS-Idol „Die Menschheit erwacht!!! Die Sy- nehmen die Wiener FPÖ-Landtagsabge- nagoge Satans wird jetzt endgültig ordneten Wolfgang Jung, Johann Herzog unschädlich gemacht. So ist es – Heil und Wolfgang Irschik teil, ebenso Walter uns allen!!!“. Seledec, stellvertretender FPÖ-Klubob- mann in Wien-Döbling. Auch Neonazis Einzelfall 125 sind anwesend. Es wird öffentlich bekannt, dass Kon- rad Markwart Weiß, Pressesprecher Einzelfall 128 - von FPÖ-Vizekanzler Heinz-Chris Die FPÖ verbreitet auf Facebook ein tian Strache, in der rechtsextremen rassistisches Video, in dem ein mit Fes Zeitschrift „Sezession“ über die „Ka- (also mit einer orientalischen Kopfbe- tastrophe von 1945“ geschrieben hat. deckung) dargestellter „Ali“ die E-Card Damit meint er offenbar den Unter- seines Cousins „Mustafa“ missbrauchen gang des NS-Regimes. will. Weil die E-Card aber künftig mit einem Foto versehen wird, scheitert er: „Pech gehabt, Ali. Es heißt nun: Sozial-

6 missbrauch ade“. Diese Hetze löst breite Dezember 2018: Ablehnung aus. Die FPÖ-Spitze behaup- tet, die alleinige Verantwortung für das Einzelfall 131 Es wird öffentlich bekannt, dass FPÖ-Ge- Video trage ein einfacher Mitarbeiter in meinderat Salvatore Angelo Raineri aus der Parteizentrale. Der ORF-Journalist Kleinzell auf Facebook behauptet hat, Armin Wolf weist aber darauf hin, dass der Begriff „Nazi“ sei eine 2000 Jahre die FPÖ Oberösterreich schon seit 2014 alte Erfindung der Juden. Dieser Begriff ein ähnliches Video verbreitet. habe mit Nazareth zu tun und bedeute „von Gott auserwählte, heilige Personen“. Einzelfall 129 FPÖ-Bezirksparteiobmann Christian Ha- Die FPÖ Wien-Döbling fordert, es sollten fenecker, der auch FPÖ-Generalsekretär „keine weiteren muslimischen Migran- ist, hält das Posting für unangebracht, aber ten in Döblings Gemeindebauten“ zie- satirisch. Letztlich wird Raineri verwarnt. hen dürfen. Klemens Resch, FPÖ-Klu- bobmann in Wien-Döbling, verbreitet Einzelfall 132 außerdem eine Verschwörungstheorie: Der niederösterreichische FPÖ-Lan Die SPÖ siedle gezielt muslimische Zu- desrat Gottfried Waldhäusl fordert- wanderer an, um deren Stimmen zu er- eine „Sonderbehandlung“ für „integra halten. Die Menschenrechtsorganisation tionsunwillige Asylwerber“. Der Begriff- „SOS Mitmensch“ erstattet gegen die „Sonderbehandlung“ wurde in der NS- FPÖ Wien Anzeige wegen des Verdachts Zeit für die Ermordung Unerwünsch der Verhetzung. Nach einer Woche wan- ter verwendet. Einige Tage vorher hat- delt die Wiener FPÖ-Spitze die Forde- Waldhäusl minderjährige Asylwerber rung um und verlangt einen „Staatsbür- in ein desolates Quartier mit Stachel gerschaftsbonus für Gemeindebauten“. drahtzaun und Wachhund sperren- lassen. Nach einer sehr negativen Beur Einzelfall 130 teilung des Quartiers durch die Kinder-- Die freiheitliche Dritte Nationalratsprä- und Jugendanwaltschaft wurden die sidentin Anneliese Kitzmüller lädt die Jugendlichen in eine menschenwürdi Brauchtumsgruppe „Lords of Darkness“ ge Unterkunft verlegt. - in das Parlament ein. Deren Mitglieder zeigen auf Facebook Tattoos, die an Ha- kenkreuze erinnern. Nach dem Wahl- Einzelfall 133 sieg von bei Die Menschenrechtsorganisation „SOS der Bundespräsidentschaftswahl hat der Mitmensch“ erstattet Anzeige gegen Mar- Obmann der „Lords of Darkness“, Mar- tin Pfeiffer, Chefredakteur der FPÖ-nahen cel Delija, gepostet, er werde sich eine Zeitschrift „Aula“ bis zu deren Einstellung Schusswaffe zulegen. Anneliese Kitz- im Juni 2018 (siehe die Einzelfälle 65 und müller gehört den Mädelschaften „Iduna 106). Die Sachverhaltsdarstellung zur zu Linz“ und „Sigrid zu Wien“ an. Anzeige umfasst 300 Seiten. Ihr zufolge

7 wurde in der „Aula“ über einen Zeitraum onen heraus entstanden, und die hindern von zehn Jahren systematisch NS-Wie- uns daran, das zu tun, was notwendig derbetätigung betrieben. Martin Pfeiffer ist.“ Bundespräsident Alexander Van der ist stellvertretender FPÖ-Bezirksobmann Bellen stellt daraufhin fest, das Rütteln in Graz-St. Leonhard. Er schreibt für das an der Europäischen Menschenrechts- rechtsextreme Magazin „Info-Direkt“ konvention wäre eine „Aufkündigung (siehe die Einzelfälle 71, 81 und 103). des Grundkonsenses der Zweiten Repu- blik“. ÖVP-Justizminister Josef Moser Einzelfall 134 betont, die Menschenrechtskonvention David Chloupek, FPÖ-Kassier und -Ersatz- habe sich bewährt und sei Grundlage der gemeinderat in Natternbach, beschimpft EU-Grundrechtecharta. auf Facebook die grüne Politikerin Alev Korun in äußerst aggressiver und frauen- Einzelfall 137 verachtender Weise. Außerdem wünscht Die rechtsextremen „Identitären“ hal er ihr eine Gruppenvergewaltigung. Als das ten ihre Jahreskonferenz in Linz ab.- öffentlich bekannt wird, tritt er aus der FPÖ Linz ist neben Wien und Graz eine ih aus und als Ersatzgemeinderat zurück. rer Hochburgen. Die „Identitären“ sind- mit der rechtsextremen Burschenschaft Jänner 2019: „Arminia Czernowitz“ eng verbun den. Diese stellt ihrerseits die Linzer- Einzelfall 135 FPÖ-Spitze: Der langjährige FPÖ-Vi Der FPÖ-Stadtparteiobmann von Pre- zebürgermeister und FPÖ-Stadtpar - garten, Michael Prückl, schlägt bei einem teiobmann Detlef Wimmer gehört der- Streit im Straßenverkehr einem Jugendli- Burschenschaft ebenso an wie sein chen mit der Faust ins Gesicht. Als das öf- Nachfolger Markus Hein und der neue fentlich bekannt wird, tritt er aus der FPÖ FPÖ-Stadtrat Michael Raml. aus. Prückl ist aber schon mehrfach aufge- fallen: Unter anderem wurden 2015 auf seiner Facebook-Seite die Inhalte eines Holocaust-Leugners verbreitet. Ebenfalls Februar 2019: 2015 soll er eine Hitler-Rede gelikt haben. Einzelfall 138 Der FPÖ-Politiker hat damals behauptet, FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Stra- seine Facebook-Seite sei gehackt worden. che zieht seine Klage gegen den Politik- berater Rudolf Fußi zurück. Fußi hat auf Einzelfall 136 Twitter ein Foto veröffentlicht, das Stra- FPÖ-Innenminister greift che im Jahr 2015 in einer Tischrunde mit erneut die Europäische Menschenrechts- zwei „Identitären“ zeigt. Einer der beiden konvention an (siehe Einzelfall 28): Es ist Patrick Lenart, ein führender Aktivist. gebe „irgendwelche seltsamen rechtli- Straches Behauptung, das Foto sei eine chen Konstruktionen, teilweise viele, Fälschung, wurde vor Gericht widerlegt. viele Jahre alt, aus ganz anderen Situati- Dort hat der FPÖ-Vizekanzler auch die

8 Verbreitung von Videos der rechtsextre- Stuhlfelden“ geendet. Die FPÖ Salzburg men „Identitären“ zugegeben. erklärt, Tiefenbacher habe auf der Tastatur irrtümlich „SS“ statt „ß“ getippt. Einzelfall 139 Die Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“ zeigt auf, dass Harald Vi- Einzelfall 142 limsky, FPÖ-Generalsekretär und Spit- Es wird öffentlich bekannt, dass der - zenkandidat seiner Partei für die EU- Ring Freiheitlicher Jugend André Ta Wahl, im Magazin „Info-Direkt“ mit schner als Berater für Soziale Medien Steuergeld fünf ganzseitige Inserate ge- in den Bundesvorstand kooptiert hat. schaltet hat. „Info-Direkt“ verbreitet ras- Im Jahr 2011 hatte die FPÖ Steiermark - sistische, antisemitische und verschwö- Taschner wegen seiner Neonazi-Kon rungstheoretische Inhalte. Das von takte aus der Partei ausgeschlossen. Vilimsky unterstützte Magazin macht Michael Raml, geschäftsführender auch Werbung für die „Identitären“. Es Bundesobmann der Freiheitlichen wird vom Dokumentationsarchiv des ös- Jugend und Linzer FPÖ-Stadtrat, hält terreichischen Widerstandes als „rechts- Taschner trotzdem für einen „absolut extrem mit neonazistischen Hintergrün- integren Mann“. den“ eingestuft. Einzelfall 143 März 2019: Es wird öffentlich bekannt, dass die Einzelfall 140 FPÖ-Nationalratsabgeordneten FPÖ-Innenminister Herbert Kickl lässt Edith Mühlberghuber und Peter - die Erstaufnahmezentren für Asylwerber Gerstner der geschlossenen Face in Traiskirchen und Thalham in „Ausrei- book-Gruppe „Deutsches Reich“ - sezentrum“ umbenennen. Die zynische angehören. In dieser vom „Reichs Maßnahme ruft heftige Kritik hervor. bürger“ Karl Dettmer gegründeten Nach der Entlassung von Innenminister Gruppe werden NS-verherrlichende Kickl im Mai 2019 entfernt die Plattform und antisemitische Inhalte verbrei- „Menschen Würde Österreich“ das „Aus- tet. Auch der Holocaust wird geleug- reisezentrum“-Schild in Traiskirchen. net: „Kein einziger Jude ist durch eine Kickls kurzzeitiger Nachfolger Eckart Ratz Tötungs-Gaskammer umgebracht - macht die Umbenennung rückgängig. worden.“ Die beiden Abgeordne ten verlassen die Facebook-Gruppe.

Einzelfall 141 Sie seien ihr ungefragt hinzugefügt worden, behauptet die FPÖ. Mühl- Christian Tiefenbacher, FPÖ-Bürgermeis- berghuber war aber auf Facebook terkandidat in Niedernsill, schreibt auf auch mit dem Gruppengründer Dett- Facebook, ein Überraschungsbesuch von mer befreundet, was ungefragt nicht FPÖ-Landesparteiobfrau Marlene Sva- zustande gekommen sein kann. zek habe mit einem „WeiSSwurst essen in

9 FPÖ-Nationalratsabgeordneten Chris- Einzelfall 144 tian Pewny, war jahrelang Aktivistin der - Die steirische SPÖ-Landtagsabge „Identitären“ in Wien. Géza Molnár, stell- ordnete Michaela Grubesa kritisiert vertretender Landesparteiobmann der - sexistische Postings auf der Face FPÖ Burgenland, hat an einem Treffen book-Seite des Rings Freiheitlicher der „Identitären“ teilgenommen und ihre Jugend, die „Frauen im Dirndl mit Ideologie für „völlig unbedenklich“ er- riesengroßem Ausschnitt“ zeigen. klärt. Johannes Schüller, stellvertretender Darauf antwortet die FPÖ-Landtags- Chefredakteur der FPÖ-nahen Zeitung abgeordnete Helga Kügerl mit einer „Wochenblick“, hat die „Identitären“ in rassistischen Aussage, in der sie auf Deutschland mitbegründet. den kroatischen Migrationshinter- grund von Grubesa anspielt: „Das April 2019: Dirndl, die steirische Tracht, lasse ich Einzelfall 146 mir auch von einer Jugoslawin nicht Es wird öffentlich bekannt, dass das Hee- schlecht reden.“ resabwehramt die Sperrvermerke für Sol- daten, die Aktivisten oder Unterstützer der rechtsextremen „Identitären“ sind, Einzelfall 145 im Jänner 2019 aufgehoben hat. Betroffen Als öffentlich bekannt wird, dass der sollen 56 Milizsoldaten, sieben Berufssol- rechtsextreme Massenmörder Brenton daten und sieben Grundwehrdiener sein. Tarrant die österreichischen „Identitä- Nach empörten Reaktionen der Oppositi- ren“ finanziell unterstützt hat, behauptet onsparteien führt FPÖ-Verteidigungsmi- die FPÖ, zu letzteren keine Verbindung nister Mario Kunasek die Sperrvermerke zu haben. FPÖ-Vizekanzler Heinz-Chris- wieder ein. Er behauptet, die Aufhebung tian Strache: „Die Freiheitliche Partei hat sei ohne seine Weisung erfolgt. Laut dem mit den ‚Identitären“ nichts zu tun.“ Die- Nationalratsabgeordneten Peter Pilz von se Behauptung ist nachweislich falsch der „Liste Jetzt“ liegt die Verantwortung (siehe die Einzelfälle 25, 36, 38, 40, 83, aber eindeutig bei Kunasek: „Das Ab- 85, 91, 137, 138 und 139). Auch die Web- wehramt wollte das nicht.“ site „stopptdierechten.at“ weist auf zahl- reiche Verbindungen hin, die bis in den Einzelfall 147 freiheitlichen Parlamentsklub reichen. Die freiheitliche Dritte Nationalratsprä- Einige Beispiele: Siegfried Waschnig, par- sidentin Anneliese Kitzmüller (siehe lamentarischer Mitarbeiter des FPÖ-Na- Einzelfall 130) macht Dimitrij Grieb zu tionalratsabgeordneten Axel Kassegger, ihrem Büroleiter. Diese Entscheidung war Kassier eines „Identitären“-Vereins löst breite Kritik aus. Grieb wurde zu ei- in Graz und Sprecher bei Demonstrati- ner bedingten Geldstrafe verurteilt, weil onen der „Identitären“. Bernadette Con- er Life-Ball-Organisator Gery Keszler rads, parlamentarische Mitarbeiterin des in der FPÖ-nahen Wochenzeitung „Zur

10 Zeit“ als „Berufsschwuchtel“ beschimpft rassistischen Gedicht in der FPÖ-Stadt- hatte. Grieb ist auch Sprecher der Bur- zeitung für heftige, auch internationale schenschaft „Moldavia“. Auf deren Kritik: Er vergleicht darin Menschen mit Homepage hat er beklagt, dass man „his- Ratten und schreibt von „Kanalisations- torische Dogmen“ des 20. Jahrhunderts hintergrund“. ÖVP-Bundeskanzler Se- wegen „erstaunlich harter Vorgehens- bastian Kurz fordert eine Distanzierung weise durch die Justiz“ nicht mehr hin- der FPÖ Oberösterreich. Schilcher tritt terfragen könne. Im Jahr 2014 ist Grieb zurück und aus der FPÖ aus. als Urheber eines Protokolls der rechtsex- tremen „Jungen Landsmannschaft Ost- Einzelfall 151 deutschland“ aufgeschienen. Der ORF-Journalist Armin Wolf (siehe Einzelfall 128) zeigt bei einem Interview Einzelfall 148 mit Harald Vilimsky, FPÖ-Generalse- Andreas Pable, Kandidat der FPÖ-Liste kretär und Spitzenkandidat seiner Partei AUF beim Welser Magistrat und Mitar- für die EU-Wahl, die Ähnlichkeit eines beiter der städtischen Ordnungswache, Cartoons der Freiheitlichen Jugend Stei- handelt auf einem Flohmarkt mit Haken- ermark mit der Karikatur eines Juden kreuz-Abzeichen. Als der „Standard“ dar- im NS-Hetzblatt „Stürmer“. Im Cartoon über berichtet, wird Pable entlassen. wird eine einheimische Familie in grüner Tracht von finsteren Zuwanderern mit Einzelfall 149 langer Nase, Bart und Buckel bedroht. Vi- FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Stra- limsky reagiert auf die Gegenüberstellung che verbreitet auf seiner Facebook-Seite empört und kündigt Wolf an: „Das ist et- einen muslimfeindlichen Beitrag der neo- was, das nicht ohne Folgen bleiben kann.“ nazistischen Website „Zaronews“ und schreibt dazu: „Nein, ich lasse mich sicher Einzelfall 152 nicht mundtot machen!“ Auf „Zaronews“ Die nicht amtsführende Wiener FPÖ- werden der Holocaust als „größte Lüge Stadträtin Ursula Stenzel vergleicht der Weltgeschichte“ und Hitler als „Ret- den ORF-Journalisten Armin Wolf mit ter“ bezeichnet. FPÖ-Nationalratsabge- Blutrichtern des NS-Regimes: Er könne ordneter Peter Gerstner (siehe Einzelfall „vor dem Volksgerichtshof auftreten“. 143) verbreitet denselben Beitrag der Grund für diese Aussage ist das kritische neonazistischen Website wie Strache. Interview, das Wolf mit dem FPÖ-Spit- Gerstner schreibt dazu: „Die Muslime zenkandidaten für die EU-Wahl, Harald glauben das sie über dem Gesetz stehen“ Vilimsky, geführt hat (siehe Einzelfall 151). (Rechtschreibfehler im Original). Stenzels Vergleich löst breite Ablehnung aus. Altbundespräsident Einzelfall 150 (siehe Einzelfall 60) stellt fest: „Jeder, der et- Der Braunauer FPÖ-Vizebürgermeis- was aus der Geschichte gelernt hat, wird das ter Christian Schilcher sorgt mit einem nicht akzeptieren, sondern verurteilen.“

11 Einzelfall 153 Einzelfall 156 Es wird öffentlich bekannt, dass Erol Es wird öffentlich bekannt, dass der Le- Prager, Funktionär der FPÖ-Liste AUF ondinger FPÖ-Stadtrat und Bürgermeis- bei der Wiener Berufsrettung, auf Face- terkandidat Peter Hametner Kontaktper- book eineinhalb Jahre lang NS-Symbole son der Burschenschaft „Donauhort zu und Hitler-Bilder verbreitet hat. Unter Aschach“ ist. Diese Burschenschaft singt anderem hat er ein Bild einer alten Frau als Verbindungslied das „Treuelied“ der mit Keksen in Hakenkreuz-Form gepos- SS. Außerdem droht sie mit „deutschen tet und kommentiert: „Omas Kekse sind Hieben“. Auf beides weisen internationale die Besten!“ Die Wiener Berufsrettung Dachverbände der KZ-Überlebenden hin. suspendiert Prager vom Dienst. Auch Anzeige wird erstattet. FPÖ-Generalse- kretär Christian Hafenecker behauptet, Einzelfall 157 - Prager sei nicht mehr bei der AUF. Doch Die FPÖ Oberösterreich nomi die Homepage der AUF und die Gewerk- niert den ihr nahestehenden Maler schaft younion bestätigen das Gegenteil. Manfred „Odin“ Wiesinger für den Landeskulturbeirat. Wiesinger hat Einzelfall 154 in rechtsextremen Medien wie „In- FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Stra- fo-Direkt“ und „Aula“ veröffentlicht, che verwendet den rechtsextremen Pro- eine Bildserie „Endsieg“ genannt pagandabegriff „Bevölkerungsaustausch“. und die Rektorin der Akademie der Trotz heftiger, auch internationaler Kritik Bildenden Künste, Eva Blimlinger, in hält Strache daran fest: Das sei ein „Begriff äußerst frauenverachtender Weise der Realität“, den die FPÖ „immer ver- beschimpft. Die Nominierung ruft - wendet“ habe. Martin Sellner, Sprecher breite Kritik hervor. ÖVP-Landes der rechtsextremen „Identitären“, freut hauptmann Thomas Stelzer erklärt sich auf Twitter über Straches Wortwahl: aber, die FPÖ habe ein Recht dazu. - Nun werde „offen und frei“ über den „Be- Erst als Wiesinger in einem Inter völkerungsaustausch“ geredet. view seinen Kritikern droht, von der „Auschwitz-Lüge“ spricht und die Mai 2019: FPÖ durch das „Ibiza-Video“ belastet wird, setzt Stelzer den Rücktritt Wie- Einzelfall 155 singers durch, weiters den Rücktritt Die freiheitliche Ortsparteiobmann-Stell- des FPÖ-Landesrates Elmar Podgor- vertreterin von St. Martin im Innkreis, schek (siehe die Einzelfälle 81, 108 Annemarie Scheiblhofer, verbreitet auf Fa- und 109). cebook und über das russische Netzwerk vk.com rechtsextreme und antisemitische Inhalte, unter anderem solche, die den Ho- Einzelfall 158 locaust leugnen. Als das öffentlich bekannt Einem Salzburger Ehepaar zufolge ha- wird, tritt sie zurück. ben sich drei Ebenseer FPÖ-Politiker

12 – Gemeindevorstand Sebastian Heissl, Einzelfall 161 Fraktionsobmann Anton Mair und Ge- Die FPÖ Niederösterreich setzt ihren Tull- meinderat Harald Müller – am Rande ner Bezirksparteiobmann Andreas Bors eines KZ-Gedenkens abfällig über die auf die freiheitliche Kandidatenliste für „Gedenkindustrie“ geäußert. Das Ehe- die Nationalratswahl. Im November 2014 paar zeigt sich deshalb in einem Brief wurde ein Foto veröffentlicht, das Bors an den Ebenseer SPÖ-Bürgermeister und zwei andere Männer beim Hitlergruß Markus Siller empört. Als der Brief öf- zeigt. Deshalb war Bors im November fentlich bekannt wird, bestreitet die FPÖ 2017 gezwungen, auf ein Bundesratsman- Oberösterreich die abfälligen Äußerun- dat zu verzichten (siehe die Einzelfälle 14 gen der freiheitlichen Politiker. und 69).

Juni 2019: Einzelfall 162 Einzelfall 159 Die FPÖ-nahe Wochenzeitung „Zur Nach der EU-Wahl bildet sich im EU-Par- Zeit“ verunglimpft den Präsidenten der lament unter dem Namen „Identität und Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Demokratie“ eine neue rechtsextreme Deutsch, als „Ayatollah“. Der Kultusge- Fraktion mit Parteien wie der deutschen meinde unterstellt „Zur Zeit“, die Gesetz- AfD und der italienischen Lega. Auch die gebung im Verborgenen zu beeinflussen. FPÖ schließt sich dieser Fraktion an und Hintergrund des antisemitischen An- zeigt damit ihren politischen Standort. griffs ist der Protest der Kultusgemeinde gegen die Entsendung des FPÖ-Natio- Einzelfall 160 nalratsabgeordneten Martin Graf in das Kuratorium des Nationalfonds für die Die FPÖ entsendet in Vertretung NS-Opfer (siehe Einzelfall 160). Auf eine der Dritten Nationalratspräsidentin Forderung der Menschenrechtsorgani- Anneliese Kitzmüller den National- sation „SOS Mitmensch“ hin reagiert ratsabgeordneten Martin Graf in das Verteidigungsminister Thomas Starlin- Kuratorium des Nationalfonds für ger: Er stellt die Inserate seines Ministe- die NS-Opfer. Diese Entsendung ruft riums an „Zur Zeit“ und andere rechts- breite Kritik hervor: Graf ist Mitglied extreme Medien ein. Diese Inserate der rechtsextremen Burschenschaft hat sein Vorgänger, der frühere FPÖ-Ver- „Olympia“, die immer wieder Neona- teidigungsminister Mario Kunasek, zis und Holocaust-Leugner einlädt. genehmigt. Die Israelitische Kultusgemeinde stellt ihr Mandat im Kuratorium für die Zeit der Entsendung Grafs Juli 2019: ruhend. Einzelfall 163 Wie das Nachrichtenmagazin „profil“ be- richtet, haben rechtsextreme Medien von FPÖ-Ministern der aufgelösten Bundes-

13 regierung und von oberösterreichischen der Gastwirt – ein österreichischer Staats- FPÖ-Politikern insgesamt mindestens bürger türkisch-kurdischer Herkunft 116.000 Euro aus Steuergeld erhalten. – zur Zielscheibe von Beschimpfungen Führend war dabei FPÖ-Verkehrsmi- und Drohungen. Die „Bezirksblätter“ nister Norbert Hofer, der nunmehrige berichten nach einem „Faktencheck“, Bundesparteiobmann. Durch öffentliche dass der Gastwirt sein Lokal im Sommer Inserate wurde die Verbreitung rassis- verpachtet, aber auch beim Pächter alle tischer, antisemitischer und verschwö- Gäste willkommen sind. Böhms Beschul- rungstheoretischer Inhalte gefördert. Be- digung ist also falsch. günstigte Medien waren „Wochenblick“, „Alles Roger?“, „Zur Zeit“, „unzensuriert. at“ und „Info-Direkt“. Laut „profil“ dürf- Einzelfall 166 te die tatsächliche Fördersumme noch Karl Dieter Trucker, FPÖ-Ortspar- höher sein, weil etwa die FPÖ-geführte teiobmann von Bergheim, gibt vom Stadt Wels bisher jede Auskunft über die- Balkon seiner Wohnung zahlrei- ses Thema verweigert. che Schüsse ab. Die Polizeieinheit „Cobra“ nimmt Trucker fest und be- Einzelfall 164 schlagnahmt bei ihm mehrere Waf- Der steirische FPÖ-Landesparteiob- fen. Laut APA hat der FPÖ-Politiker mann Mario Kunasek und FPÖ-Natio- aus Wut über die Absetzung von - nalratsabgeordneter Hannes Amesbauer Herbert Kickl als Innenminister ge fordern „Erziehungscamps“ für stark handelt. Trucker soll sich vorgestellt auffällige und gewaltbereite Jugendliche. haben, auf Bundespräsident Alexan- Amesbauer sieht besonders bei Schülern der Van der Bellen und ÖVP-Bun- aus Migrantenfamilien ein Problem. Al- desparteiobmann Sebastian Kurz zu lerdings wäre er selbst als Jugendlicher schießen. Die FPÖ schließt Trucker ein Kandidat für ein „Erziehungscamp“ aus der Partei aus. Die Staatsanwalt- gewesen, weil er damals einer Haken- schaft Salzburg ermittelt wegen des kreuz-Schmiererei überführt wurde. Als Verdachts der Gefährdung der kör- er bereits FPÖ-Politiker war, hat er Bei- perlichen Sicherheit. träge für die rechtsextreme, inzwischen eingestellte „Aula“ (siehe die Einzelfälle 65, 106 und 133) verfasst. Einzelfall 167 Der Salzburger FPÖ-Landtagsabgeord- Einzelfall 165 nete Ernst Lassacher verbreitet auf Fa- Alexander Böhm, FPÖ-Ortsparteiob- cebook die Abbildung eines Schnellfeu- mann von Kaprun, behauptet auf Face- ergewehrs mit folgendem Text: „Je mehr book, in einer Kapruner Pizzeria würden du über den Staat erfährst, desto mehr österreichische Gäste nicht mehr be- verstehst du, warum unsere Politiker den dient, „nur noch Araber“. Dadurch wird Bürgern keine Waffen zugestehen wol-

14 len.“ Daraufhin warnt Daniela Gutschi, ÖVP-Klubobfrau im Salzburger Land- tag, vor einem Klima der Gewalt und vor rechtsextremen Anschlägen.

Einzelfall 168 Die FPÖ schließt ihren Halleiner Stadt- parteiobmann Oliver Mitterlechner aus der Partei aus. Er hat öffentlich kritisiert, dass es in der FPÖ zu wenig Konsequen- zen für gewaltbereite und rechtsextreme Funktionäre gibt: „Es wäre an der Zeit, in dieser Partei einmal aufzuräumen.“ Mit- terlechners Ausschluss führt dazu, dass die beiden anderen Halleiner FPÖ-Ge- meinderäte aus der Partei austreten.

Einzelfall 169 Markus Gudenus, FPÖ-Bezirksrat in Wien-Wieden, fordert auf Facebook die Todesstrafe für einen psychisch kranken Mann, der in Frankfurt am Main einen achtjährigen Buben vor einen Zug gesto- ßen und dadurch getötet hat. Der Mann stammt aus Eritrea. Die FPÖ Wien dis- tanziert sich von Gudenus‘ Forderung: Sie stelle eine „Privatmeinung“ dar.

Viele Einzelfälle = Ein Muster

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Welches Muster zeigen die Einzelfälle?

16 » Die Zahl der rechtsextremen Aktivitäten von FPÖ-Politikern ist stark gestiegen. Noch nie hat es so viele neue gegeben. Für die rund fünfein- halb Jahre von Anfang 2013 bis Ende Mai 2018 konnte das Mauthausen Komitee 106 Einzelfälle einwandfrei dokumentieren. Für das rund eine Jahr seither waren es 63! Allein im letzten er- fassten Monat, im Juli 2019, waren sieben Ein- zelfälle zu verzeichnen.

» Auch die jüngsten Einzelfälle kommen auf allen Ebenen der FPÖ vor. Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer, Herbert Kickl, Mario Kunasek, Ha- rald Vilimsky, Manfred Haimbuchner und Anne- liese Kitzmüller sorgen ebenso für einschlägige Aktivitäten wie viele kleine und mittlere Funktio- näre der Partei.

» Der in den letzten Jahren verleugnete Anti- semitismus tritt immer wieder offen zutage. FPÖ-nahe Medien verbreiten antisemitische In- halte und werden mit Steuergeld gefördert. Ein FPÖ-Politiker gibt sogar den Begriff „Nazi“ als Erfindung der Juden aus. Noch als Vizekanzler teilt Heinz-Christian Strache einen Beitrag einer Website, auf der der Holocaust als „größte Lüge der Weltgeschichte“ bezeichnet wird.

17 » Die FPÖ hetzt aggressiv gegen Flüchtlinge und Minderheiten. Auch vor völlig haltlosen Diffa- mierungen einzelner Personen schreckt sie da- bei nicht zurück.

» Zynische Menschenverachtung und Gewalt- bereitschaft sind häufige Merkmale der Einzelfälle. Ein FPÖ-Landesrat lässt jugendliche Asylwerber hinter Stacheldraht sperren. Ein frei- heitlicher Funktionär quält Flüchtlinge. Ein ande- rer wünscht einer grünen Politikerin eine Grup- penvergewaltigung. Wieder ein anderer schießt vom Balkon seiner Wohnung und soll sich da- bei den Bundespräsidenten sowie den früheren Bundeskanzler vorgestellt haben. Das sind nur einige erschreckende Beispiele.

» Die FPÖ zeigt eine ausgeprägte Nähe zur NS-Ideo- logie. Auch viele neue Einzelfälle haben national- sozialistische oder neonazistische Bezüge.

» Rechtsextreme Aktivitäten sind für eine Karriere in der FPÖ kein Hindernis. In Wels ist ein Wieder- betätiger Fraktionsobmann der Freiheitlichen. In Niederösterreich kandidiert ein FPÖ-Politi- ker, von dem es ein Foto mit Hitlergruß gibt, für den Nationalrat. Die Freiheitliche Jugend hat einen früheren FPÖ-Funktionär, der wegen Neo- nazi-Kontakten aus der Partei ausgeschlossen wurde, in ihren Bundesvorstand kooptiert.

18 » Unter den Bundesländern liegt Oberöster- reich mit großem Abstand an der Spitze. Von den 63 neuen Einzelfällen weisen 21 – also ein Drittel! – einen direkten Bezug zu Politikern der FPÖ Oberösterreich auf. Durch die FPÖ reicht der Rechtsextremismus in Oberösterreich bis in die Landesregierung. Es ist unverständlich, dass ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stel- zer an einem „Arbeitsübereinkommen“ mit ei- ner Partei festhält, die sogar an Schulen gegen Zuwanderer hetzt und Neonazi-Propaganda wie „Schütze Deine Rasse!“ verbreitet. Salzburg ist im Hinblick auf die Größe des Bundeslandes mit sieben neuen Einzelfällen ebenfalls auffällig stark vertreten.

Die Historikerin Margit Reiter lehrt an der Universi- tät Wien und ist Expertin für die Geschichte der FPÖ. Sie stellt fest:

„Aus den Einzelfällen spricht der ideologische Kern.“

19 Kann die FPÖ regierungsfähig werden?

» Die FPÖ arbeitet weiterhin eng mit rechtsex- tremen Kräften im Inland zusammen. So ge- hören viele und gerade führende FPÖ-Politiker rechtsextremen Burschenschaften an. Trotz aller Leugnungsversuche bestehen beste Kontakte zu den „Identitären“.

» Die FPÖ arbeitet weiterhin eng mit rechtsextre- men Kräften im Ausland zusammen. Erst im Juni 2019 hat die FPÖ gemeinsam mit Parteien wie der AfD und der Lega eine neue rechtsextreme Fraktion im EU-Parlament gegründet. Damit zeigt sie auch international ihren politischen Standort.

» Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die FPÖ ihre engen Verbindungen zu rechtsextremen Kräf- ten im In- und Ausland ernsthaft beenden will.

» Eine Entwicklung der FPÖ zur Mäßigung und damit zur Regierungsfähigkeit ist nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass sie ihre rechtsextremen Aktivitäten fortsetzen wird. Im Falle einer neuen Regierungsbeteiligung würde sie damit wieder schweren Schaden für die Demokratie und für Österreichs Ruf in der Welt anrichten.

20 ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz, der 17 Monate lang Bundeskanzler einer ÖVP-FPÖ-Regie- rung war, ist zu folgender Einsicht gelangt:

„Wenn ich der Meinung wäre, dass die Freiheitliche Partei regierungsfähig ist, hätte es keine Notwendigkeit gegeben, die Koalition zu beenden.“

Zu hoffen ist allerdings, dass diese Einsicht die Nationalratswahl überdauert.

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Die 106 Einzelfälle von Anfang 2013 bis Ende Mai 2018

(aus den Dokumentationen „Lauter Einzelfälle?“ sowie „Einzelfälle und Serientäter“)

22 Februar 2013: Jänner 2014: Einzelfall 1 Einzelfall 4 FPÖ-Gemeinderat Fabian Wetter aus Der wegen NS-Wiederbetätigung und Franking verbreitet auf Facebook ein gefährlicher Drohung vorbestrafte Mi- Foto der deutschen Bundeskanzlerin An- chael Gruber aus Aurolzmünster, der ein gela Merkel mit dem Davidstern und der Jahr zuvor aus der FPÖ ausgetreten ist, Beschimpfung „Vaterlandsverräterin“. steht auf der Kandidatenliste der Freiheit- Als das öffentlich bekannt wird, tritt er lichen Arbeitnehmer für die AK-Wahl in aus der FPÖ aus. Oberösterreich. Der Landesobmann der Freiheitlichen Arbeitnehmer, Manfred Einzelfall 2 Pühringer, spricht von einem „Irrtum“. FPÖ-Gemeindevorstand Michael Gru- ber aus Aurolzmünster hat 2002 den da- Einzelfall 5 maligen Leiter des Dokumentationsar- Der Landesobmann der Freiheitlichen chivs des österreichischen Widerstandes Arbeitnehmer in Oberösterreich, Man- als „Judenschwein“ beschimpft und mit fred Pühringer, beschimpft auf Face- der Ermordung bedroht. Deshalb wurde book einen SPÖ-Gemeinderat mit bos- Gruber wegen NS-Wiederbetätigung nisch-serbischen Wurzeln, der kurz zuvor und gefährlicher Drohung zu einer be- einem Mordanschlag zum Opfer gefallen dingten Haftstrafe von 18 Monaten ver- ist, als „Handgranaten-Tschusch“. urteilt. Als das öffentlich bekannt wird, tritt er aus der FPÖ aus. Februar 2014: Einzelfall 6 Die FPÖ Kärnten lehnt im Landtag als ein- zige Partei die Errichtung einer Gedenk- April 2013: stätte für die NS-Opfer im ehemaligen Einzelfall 3 Gestapo-Hauptquartier in Klagenfurt ab. Der Linzer FPÖ-Fraktionsobmann- Sebastian Ortner muss zurücktre Einzelfall 7 ten, weil mehrere rechtsextreme Ak- Die vom freiheitlichen EU-Abgeordne- tivitäten öffentlich bekannt werden: ten Andreas Mölzer herausgegebene Unter anderem hat er früher beim und vom freiheitlichen Nationalratsab- „Wehrsport“ mit dem Neonazi Gott- geordneten Wendelin Mölzer redigier- fried Küssel die Ermordung politi- te Wochenzeitung „Zur Zeit“ verhöhnt scher GegnerInnen geübt. den von der SS ermordeten sozialdemo- kratischen Widerstandskämpfer Richard Bernaschek: Diesen habe in Mauthausen „der Quiqui ereilt“.

23 März 2014: einer „Homosexuellenlobby“, die äußerst mächtig sei und über eigene Zeitungen Einzelfall 8 und Fernsehsender verfüge. Diese Lob- Die „Süddeutsche Zeitung“ enthüllt, by wolle die Gleichberechtigung von dass der freiheitliche EU-Abgeordnete Homosexuellen erreichen. „Es ist schwer Andreas Mölzer bei einer Podiumsdis- vorstellbar, wohin das alles führen wird“, kussion die Europäische Union mit dem so Gudenus. „Dritten Reich“ verglichen und als „Ne- gerkonglomerat“ bezeichnet hat. November 2014: April 2014: Einzelfall 13 Einzelfall 9 FPÖ-Nationalratsabgeordneter Als öffentlich bekannt wird, dass der Christian Höbart beschimpft Flücht- freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas linge auf Facebook als „Erd- und Mölzer auch den österreichischen Fuss- Höhlenmenschen“. ball-Nationalspieler David Alaba mit rassistischen Aussagen angegriffen hat, Einzelfall 14 muss er zurücktreten. Die „Bezirksblätter Niederöster- reich“ veröffentlichen ein Foto: Es Juni 2014: zeigt den FPÖ-Bezirksobmann von Einzelfall 10 Tulln, Andreas Bors, und zwei ande- Der FPÖ-Gemeinderat und -Ortspartei- re Männer beim Hitlergruß. Als Bors obmann von Groß-Enzersdorf, Rudolf Fi- behauptet, es habe sich um „Fan-Ge- scher, verbreitet auf Facebook rassistische sänge für Rapid“ gehandelt, reagiert Propaganda. Er postet: „Menschen sind wie der Fußballklub empört: „Mit sol- Bananen … Keiner mag die Schwarzen!“ chen Gesten werden keine Anfeue- rungsgesänge begleitet.“ Einzelfall 11 Der Landesparteisekretär der FPÖ Nieder- Einzelfall 15 österreich und Nationalratsabgeordnete FPÖ-Gemeinderat Kurt Lindl- Christian Hafenecker tut Kritiker rassisti- gruber aus Steyr hetzt im NS-Stil: scher Propaganda als „Moralapostel“ ab. Die Regierenden seien „Parasiten

und Schmarotzer“, unterstützt von September 2014: „linken Systemschreiberlingen“. Einzelfall 12 Offen droht er politischen Gegnern mit Zwangsarbeit „auf dem Kartof- Der stellvertretende FPÖ-Bundespar- felacker“. FPÖ-Fraktionsobmann teiobmann Johann Gudenus warnt bei Helmut Zöttl distanziert sich, Kon- einem Treffen rechtskonservativer und sequenzen für Lindlgruber werden rechtsextremer Politiker in Moskau vor aber nicht bekannt.

24 Jänner 2015: Einzelfall 20 Einzelfall 16 Der stellvertretende FPÖ-Bundespartei- obmann Johann Gudenus bestreitet, seine Der FPÖ-Ortsparteiobmann von Bad Teilnahme an einem europäischen Neo- Aussee, Hans Wunner, muss zurücktre- nazi-Treffen in St. Petersburg zugesagt zu ten, als öffentlich bekannt wird, dass er haben. Erst als die APA sein entsprechen- auch für die neonazistische „Europäische des Schreiben veröffentlicht, räumt er Aktion“ des Holocaust-Leugners Bern- „Gedächtnislücken“ ein. Kurz nach seiner hard Schaub aktiv ist. Zusage habe er aber wieder abgesagt. Einzelfall 17 Der Vorarlberger FPÖ-Landesparteiob- mann Dieter Egger sorgt mit einer anti- April 2015: semitischen Aussage für Aufregung: Einzelfall 21 Es müsse dem Direktor des Jüdischen Der FPÖ-Stadtparteiobmann von Eisen- Museums in Hohenems, Hanno Loewy, stadt, Géza Molnár, beschimpft wegen „klar sein, dass die Entscheidungen im eines Public Viewings zum Eurovision Rathaus getroffen werden und nicht im Song Contest die ÖVP: Diese habe eine jüdischen Viertel“. „verkommene Seele“, weil sie „einen penetranten Tuntenaufmarsch zum Einzelfall 18 Großereignis in der Haydnstadt“ mache. Die FPÖ Heidenreichstein hetzt im Gemeinderatswahlkampf gegen Asyl- werber: Diese hätten „eine Prosti- tuierte missbraucht“, sodass sie „ins Mai 2015: Krankenhaus musste“. Laut dem Bezirks-​ Einzelfall 22 polizeikommandanten ist die Behaup- FPÖ-Gemeinderat Gerald Hraball tung „schlichtweg falsch“. aus Gloggnitz beschimpft Flücht- linge auf Facebook als „Menschen- März 2015: material“, das „für Europa komplett wertlos und problembehaftet“ sei. Der Einzelfall 19 Landesparteisekretär der FPÖ Nie FPÖ-Nationalratsabgeordnete Barbara derösterreich, Christian Hafenecker, Rosenkranz findet sich auf der Referenten- - will zunächst keinen „Nazi-Sager“ liste eines konspirativen „Lesertreffens“ sehen. Kurz darauf tritt Hraball aber der rechtsextremen deutschen Zeitschrift aus der FPÖ aus. „Zuerst!“. Zu den Referenten gehören auch der russische Rechtsextremist Alexander Dugin und der deutsche Geschichtsrevi- sionist Walter Post, der die Kriegsschuld Hitler-Deutschlands leugnet.

25 Juni 2015: August 2015: Einzelfall 23 Einzelfall 27 Der freiheitliche Bezirksvorsteher-Stell- FPÖ-Gemeinderat Markus Ripfl aus vertreter von Wien-Ottakring, Christi- Orth an der Donau beschimpft auf Face-​ an Hein, bedankt sich auf Facebook bei book SPÖ, ÖVP und Grüne als „Volksver- „Unsterblich“, einer gewalttätigen Neo- räter-Trio“. Der Begriff „Volksverräter“ nazi-Bande, für die Unterstützung seiner wurde in der NS-Zeit für Regimegegner Fußballmannschaft. verwendet. Ripfl ist bereits durch die Ver- wendung von rechtsextremen Symbolen Einzelfall 24 wie dem Kühnengruß und dem Kelten- FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Chris- kreuz aufgefallen. tian Strache nutzt die Amokfahrt eines psychisch Kranken in Graz für Hetzpro- Einzelfall 28 paganda: „Der Täter ist aus Bosnien. Ein FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl kri- religiös begründetes Attentat wird nicht tisiert die Europäische Menschenrechts- ausgeschlossen.“ Dieser Versuch, aus konvention: Sie schaffe ein „Einfallstor dem Leiden von Menschen politisches für illegale Masseneinwanderung“ und Kapital zu schlagen, löst zahlreiche em- müsse deshalb geändert oder ersetzt wer- pörte Reaktionen aus. den. Justizminister Wolfgang Brandstet- ter erwidert, wer die Europäische Men- Einzelfall 25 schenrechtskonvention in Frage stelle, Der Ring Freiheitlicher Jugend Bur- bewege sich außerhalb des Verfassungs- genland führt mit den rechtsextremen bogens und sei ein „Totengräber des „Identitären“ eine gemeinsame Veran- Abendlandes“. staltung in durch. Der Lan- desobmann der Freiheitlichen Jugend, Werner Wassicek, betont, er freue sich, „die ‚Identitären‘ in ein rot-blaues Bur- September 2015: genland“ einzuladen. Einzelfall 29 Der FPÖ-Ortsparteiobmann von Juli 2015: Lambach, Johann Gibitz, erklärt, dass Einzelfall 26 er die Produkte eines oberösterrei- chischen Lebensmittelherstellers Die Tiroler FPÖ-Landtagsabgeordnete boykottieren werde, weil die Frau Hildegard Schwaiger muss zurücktre- des Geschäftsführers Flüchtlingen ten, als öffentlich bekannt wird, dass sie kostenlos Deutschunterricht gibt. Administratorin der rassistischen Face- book-Gruppe „Asylflut stoppen – auch in Tirol“ ist.

26 Einzelfall 30 daran immer stärker wird, schließt die FPÖ-Gemeinderatskandidat Ralph Schä- FPÖ Winter aus. Sie bleibt trotzdem im fer aus Wels wird als Gründer einer „Bür- Nationalrat. gerwehr“ öffentlich bekannt. Mit dieser selbsternannten „Bürgerwehr“ will er „Einbrecherbanden aus dem Ausland“ November 2015: bekämpfen. Öffentlich bekannt wird Einzelfall 34 auch, dass Schäfer Hitlers Stellvertreter FPÖ-Ersatzgemeinderat Michael Rudolf Heß als „Märtyrer“ verherrlicht Grünwald aus Feldkirchen an der Do hat und deshalb wegen NS-Wiederbe- - nau schreibt auf Facebook: „Fette tür tätigung vor Gericht gestanden ist. Der - kenhochzeit in au an der donau! Wer Prozess wurde durch Diversion beendet. bringt a autobomberl?“ FPÖ-Ersatz- gemeinderat Martin Hartl gefällt die- Einzelfall 31 ses Posting. Nach öffentlicher Kritik Auf der FPÖ-nahen Website „unzen- durch den SPÖ-Bürgermeister treten suriert.at“ beschimpft ein anonymer Grünwald und Hartl zurück. Neonazi die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera, und Einzelfall 35 den Historiker Oliver Rathkolb mit dem Der FPÖ-Ortsparteiobmann von NS-Begriff „Volksschädlinge“. Dieses Pos- Taxenbach, Bernd Buchner, be ting wird von den Betreibern der Web- - schimpft auf Facebook den Rechts site auch nicht gelöscht, nachdem der​ - staat, weil dieser einen psychisch „Kurier“ darüber berichtet hat. kranken Amokfahrer am Selbstmord hindert: „Gebt ihm doch das benö Oktober 2015: - tigte Seil …“ Als das öffentlich be- Einzelfall 32 kannt wird, verteidigt der Salzburger Die FPÖ-Fraktionsobfrau von Stockerau, FPÖ-Landesparteiobmann Andreas Sabina Kracher, schreibt auf Facebook Schöppl seinen Parteifreund, der über Flüchtlinge: „Zu viele Parasiten „unglücklich formuliert“ habe. töten nämlich den Wirt!“ Obwohl FPÖ- Stadtparteiobmann Wolfgang Mayer Einzelfall 36 diesen Vergleich „in Ordnung“ findet, Der Grazer FPÖ-Stadtparteiob- tritt Kracher nach einigen Tagen zurück. mann Mario Eustacchio nimmt an einer flüchtlingsfeindlichen De- Einzelfall 33 monstration der rechtsextremen FPÖ-Nationalratsabgeordneter Susanne „Identitären“ in Spielfeld teil. Unter Winter gefällt auf Facebook ein antise- den DemonstrantInnen sind auch mitisches Posting gegen „reiche zionis- amtsbekannte Neonazis. tische Juden“. Als die öffentliche Kritik

27 Jänner 2016: Einzelfall 37 FPÖ-Nationalratsabgeordneter Ger Einzelfall 41 - Der FPÖ-Kassier von Zams, Patrick hard Deimek verbreitet im Internet Oberprantacher, versieht auf Facebook rassistische Hetzpropaganda, die mus- ein Bild seines Bundesparteiobmannes limische Zuwanderer als „dauergeile Heinz-Christian Strache mit einem Zi- Barbaren“ beschimpft, mit einem zu - tat von NS-Propagandaminister Joseph stimmenden Kommentar weiter. Goebbels: „Nun, Volk, steh auf, und Sturm, brich los!“ Einzelfall 38 Der freiheitliche Dritte Präsident des Landtages der Steiermark, Gerhard April 2016: Kurzmann, nimmt an einer flücht- Einzelfall 42 lingsfeindlichen Demonstration FPÖ-Gemeinderat Markus Ripfl aus der rechtsextremen „Identitären“ Orth an der Donau, zugleich Obmann der in Graz teil. Unmittelbar nach der Freiheitlichen Studenten an der Univer- sität Wien und Mitglied der rechtsextre- Demonstration greifen „Identitäre“ GegendemonstrantInnen an. men Burschenschaft „Olympia“, zeichnet für die Einladung ungarischer Neonazis Einzelfall 39 mitverantwortlich. Die Veranstaltung der „Olympia“ trägt den Titel „Revolution in Die Linzer FPÖ-Gemeinderä- Ungarn – Vorbild für Österreich?“. tin Susanne Walcher unterstellt auf Facebook jungen Muslimen den Hang zu Kindesmissbrauch, Einzelfall 43 Der Wiener FPÖ-Stadtrat Anton Mahda- ihr Fraktionskollege Markus Krazl zu Sex mit Tieren. SPÖ, ÖVP und lik setzt die Anhänger seiner Partei mit Grüne verurteilen die Hetzpropa- den Verfolgten und Opfern des NS-Regi- ganda. Krazl tritt nach einigen Ta- mes gleich. gen „aus beruflichen und familiären Gründen“ zurück. Walcher bleibt im Juni 2016: Gemeinderat. Einzelfall 44 Die FPÖ Wien lehnt die Benennung ei- ner Schule nach dem NS-Opfer Friedrich Zawrel ab. Zawrel hat als Kind in der Eu-​ Februar 2016: thanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ die Einzelfall 40 Tötungsmaschinerie der Nationalsozia- FPÖ-Nationalratsabgeordneter Wolfgang listen überlebt. FPÖ-Gemeinderat Diet- Zanger spricht auf einer flüchtlingsfeind- rich Kops und FPÖ-Bezirksrat Werner lichen Demonstration der rechtsextre- Grebner beschimpfen den Verstorbenen men „Identitären“ in Judenburg. als „Verbrecher“.

28 Einzelfall 45 Die FPÖ lädt unter dem Motto „Patri- Oktober 2016: otischer Frühling“ Vertreter mehrerer Einzelfall 48 rechtsextremer Parteien aus anderen FPÖ-Gemeinderat Andreas Lehner aus EU-Ländern – darunter Kremsmünster beschimpft auf einem vom französischen Front National – in Volksfest den Besitzer eines Kebabstan- den freiheitlichen Parlamentsklub ein. des rassistisch und zertrümmert eine Anlass ist das einjährige Bestehen der Scheibe des Standes. Dann verletzt er ei- EU-Fraktion „Europa der Nationen und nen einschreitenden Polizisten. Als das der Freiheit“, zu der sich die FPÖ mit die- öffentlich bekannt wird, tritt Lehner zu- sen Parteien zusammengeschlossen hat. rück und stellt seine FPÖ-Mitgliedschaft ruhend. Später wird er zu einer bedingten Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. August 2016: Einzelfall 46 Einzelfall 49 FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Zist- FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl ler aus Schwechat schreibt auf Face-​ spricht auf dem rechtsextremen Kon- book, es sei ihm „eine Ehre, auch gress „Verteidiger Europas“ in Linz, ge- Nazi genannt zu werden“. Er bezieht gen den es breite internationale Proteste sich damit auf einen Vorwurf an gibt. Organisiert hat den Kongress die FPÖ-Präsidentschaftskandidaten rechtsextreme Burschenschaft „Arminia Norbert Hofer. Außerdem verlangt Czernowitz“, deren bekanntestes Mit- Zistler, eine Richterin, die gegen Ho glied der Linzer FPÖ-Vizebürgermeister - fer entschieden hat, solle „sofort ih- und -Stadtparteiobmann Detlef Wimmer res Amtes enthoben werden“. ist. November 2016: Einzelfall 50 September 2016: Der freiheitliche Landeshauptmann-​ Einzelfall 47 Stellvertreter von Oberösterreich, Manfred Haimbuchner, ehrt in einer Der oberösterreichische FPÖ-Landesrat Festrede den NSDAP-Politiker und Elmar Podgorschek hetzt auf Facebook SS-Brigadeführer Anton Reinthaller. gegen Flüchtlinge. Unter anderem be- Dieser wurde 1950 wegen Hochverrats hauptet er, die Kriminalität im Land ex- zu drei Jahren Kerker verurteilt und 1956 plodiere. Die Polizei widerspricht ihm: erster Bundesparteiobmann der FPÖ. Die Zahl der Straftaten sei rückläufig. Podgorschek will diese Tatsache nicht akzeptieren und sieht „Bürgerkriege vor- programmiert“.

29 Dezember 2016: Drohungen des freiheitlichen Politikers. Später stellt der Landesschulrat fest, der Einzelfall 51 Abbruch sei nicht zulässig gewesen. Eine FPÖ-Delegation reist nach Mos- kau und schließt mit der Partei des rus- sischen Präsidenten Wladimir Putin ein Einzelfall 54 Die FPÖ Oberösterreich richtet auf ihrer „Arbeitsübereinkommen“. Der Delega- Website eine „Meldestelle“ ein: Sie for- tion gehören u. a. FPÖ-Bundesparteiob- dert SchülerInnen auf, dort Lehrkräfte mann Heinz-Christian Strache, der Dritte namhaft zu machen, die sich kritisch über Nationalratspräsident Norbert Hofer, die FPÖ äußern. der stellvertretende FPÖ-Bundespartei- obmann Johann Gudenus und Stefan Magnet an. Magnet war früher Aktivist des April 2017: rechtsextremen „Bundes Freier Jugend“. Einzelfall 55 Franz Schardinger, Mitglied der FPÖ-Be- Jänner 2017: zirksparteileitung Imst, gratuliert Adolf Einzelfall 52 Hitler auf Facebook zum Geburtstag: „Happy Birthday, Adolf!“ Als der grüne FPÖ-Gemeinderat Andreas Freis aus Nationalratsabgeordnete Harald Walser Aschach an der Steyr beschimpft auf darüber die Öffentlichkeit informiert, Facebook den neuen Bundespräsiden- schließt die FPÖ Schardinger aus. Wie in ten Alexander Van der Bellen und dessen der Partei gedacht wird, bekundet Anne- Frau in äußerst aggressiver Weise. Über liese K. auf Facebook: „Franz wir akzep- die Grünen schreibt Freis, er hätte die tieren und lieben dich FPÖ Imst …“ Franz „Idioten am liebsten erwürgt“. Einer Jour- Schardinger ist bereits durch gepostete nalistin wünscht er eine Vergewaltigung. Folter- und Mordphantasien aufgefallen. Als das öffentlich bekannt wird, tritt Freis zurück und stellt seine FPÖ-Mitglied- schaft ruhend. Einzelfall 56 Der Linzer FPÖ-Stadtrat Markus Hein März 2017: meldet für Ende September eine Neu- auflage des rechtsextremen Kongres- Einzelfall 53 ses „Verteidiger Europas“ in den Linzer FPÖ-Nationalratsabgeordneter Roman Redoutensälen an. Hein ist wie sein Haider erzwingt den Abbruch eines Vor- Stadtparteiobmann Detlef Wimmer Mit- trags des Extremismus-Experten Tho- glied der rechtsextremen Burschenschaft mas Rammerstorfer an einem Linzer „Arminia Czernowitz“. Später wird Realgymnasium, das auch Haiders Sohn der Kongress – wohl wegen der Natio- besucht. Rammerstorfer hat im Zusam- nalratswahl im Oktober – auf einen Zeit- menhang mit rechtsextremen Burschen- punkt im März 2018 verschoben. schaften die FPÖ erwähnt. Der Direk- tor der Schule berichtet von massiven

30 Mai 2017: August 2017: Einzelfall 57 Einzelfall 60 Die FPÖ Niederösterreich wirft der Bundesweit berichten Medien, dass ÖVP in einer Aussendung „Blut- FPÖ-Gemeinderatskandidat Manfred schande“ vor. Der Begriff „Blutschan- Sedovnik aus St. Andrä am Zicksee 2016 de“ wurde in der NS-Zeit auch mit wegen NS-Wiederbetätigung zu einer derselben Bedeutung wie „Rassen- Geldstrafe von 4.500 Euro verurteilt wur- schande“ verwendet. Die SPÖ zieht de. Er hatte auf Facebook gefordert, das unter Protest aus dem Landtag aus, Konzentrationslager Mauthausen wie- die Grünen protestieren ebenfalls. der zu öffnen, und den damaligen Bun- despräsidenten Heinz Fischer dorthin gewünscht. Auch durch gepostete Mord- Juni 2017: fantasien ist Sedovnik aufgefallen. Einzelfall 58 Einzelfall 61 FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Chris- Der Ring Freiheitlicher Jugend Kärnten tian Strache fordert eine Einschränkung protestiert gegen den neu gewählten der Menschenrechte, damit Terror wirk- „Mister Kärnten“, und zwar ausdrücklich sam bekämpft werden kann. Strache be- wegen dessen Herkunft und Aussehens. zieht sich dabei auf eine Aussage der kon- Hintergrund des rassistischen Angriffs: servativen britischen Premierministerin Parsa Djawadiraad ist österreichischer Theresa May. Staatsbürger und völlig integriert, stammt aber aus dem Iran. Juli 2017: Einzelfall 59 Einzelfall 62 Es wird öffentlich bekannt, dass FPÖ-Na- Es wird öffentlich bekannt, dass FPÖ-Ge- tionalratsabgeordneter Johannes Hübner meinderatskandidat Walter Wolfgang aus beim Jahreskongress 2016 der rechtsex- Bruckneudorf auch in der neonazistischen tremen „Gesellschaft für freie Publizis- Splittergruppe „Partei des Volkes“ aktiv tik“ eine Rede gehalten hat. Darin hat war. Auf Facebook hat er zur „Vereinigung“ Hübner, der auch außenpolitischer Spre- Österreichs mit Deutschland aufgerufen cher seiner Partei ist, über den Schöpfer und das Bild eines SS-Soldaten samt dem der österreichischen Bundesverfassung Spruch „Unsere Großväter waren keine gesagt: „Hans Kelsen – eigentlich Hans Verbrecher!“ verbreitet. Der freiheitliche Kohn, aber hat sich Kelsen genannt.“- Landeshauptmann-Stellvertreter des Bur- Diese antisemitische Anspielung geht genlandes, Johann Tschürtz, meint zu die- auf den führenden NS-Juristen Carl sen Umtrieben eines FPÖ-Politikers: „So- Schmitt zurück. Nach massiven Protes- lange er keine strafrechtliche Verurteilung ten verzichtet Hübner auf eine neuerliche hat, interessiert mich das nicht.“ Kandidatur.

31 September 2017: widerrufen musste. Die „Aula“ zeigt auch Sympathien für die neonazistische deut- Einzelfall 63 sche NPD. Der NPD-Politiker Karl Richter Die FPÖ Vomp veröffentlicht auf Face- durfte sogar für die „Aula“ schreiben und in book eine Liste von Volksschulkindern seinem Artikel unterstellen, es ginge Juden mit ausländisch klingenden Namen. Nach um die „Erschleichung von Herrschaft“. empörten Reaktionen erklärt der Tiroler FPÖ-Landesparteiobmann Markus Ab- werzger, das Posting sei gelöscht worden. Als „Skandal“ bezeichnet Abwerzger aber Einzelfall 66 den hohen Migrationsanteil in manchen Es wird öffentlich bekannt, dass Schulklassen und nicht, dass seine Partei FPÖ-Gemeinderatskandidat Fried- Kinder an den Pranger stellt. rich Ugrinovits aus Draßburg seit Jahrzehnten rechtsextreme und an- Einzelfall 64 tisemitische Aktivitäten setzt. Unter FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Chris- anderem hat er Wissenschafter, die tian Strache verbreitet auf Facebook ein das Jüdische Museum Eisenstadt Video, das unverpixelt zahlreiche Kin- besuchen wollten, als „Saujuden“- der und Eltern mit Migrationshinter- beschimpft. Zweimal wurde er we grund vor einer Volksschule zeigt. Dazu gen Verhetzung verurteilt, zuletzt schreibt Strache: „Bezeichnend!“ Auf 2013 zu einer bedingten Haftstrafe diese Weise macht er auch gegen Kinder von zehn Monaten. In der FPÖ will wegen deren Herkunft Stimmung. niemand von den langjährigen Um- trieben des Gemeinderatskandida- ten gewusst haben – auch nicht der Einzelfall 65 Ortsparteiobmann von Draßburg, Die Menschenrechtsorganisation „SOS René Tschögl. Mitmensch“ kritisiert, dass die FPÖ die ihr nahestehende Zeitschrift „Aula“ lau- fend mit großen Inseraten unterstützt. Unter anderem wurden Inserate mit Bun- Einzelfall 67 desparteiobmann Heinz-Christian Stra- Der freiheitliche Dritte Nationalratsprä- che und dem oö. Landesparteiobmann sident Norbert Hofer behauptet, die Eu- Manfred Haimbuchner geschaltet. Dabei ropäische Menschenrechtskonvention enthält die „Aula“ immer wieder rechts- erlaube die Umsetzung der Todesstrafe. extreme, rassistische und antisemitische Deshalb müsse sie evaluiert und gege- Artikel. Beispielsweise hat die FPÖ-nahe benenfalls durch eine „Österreichische Zeitschrift Überlebende des Konzentra- Menschenrechtskonvention“ ersetzt tionslagers Mauthausen als „Landplage“ werden. Dieser Versuch, die Europäische und „Massenmörder“ beschimpft, was sie Menschenrechtskonvention in Misskre- im April 2017 nach einem Gerichtsurteil dit zu bringen, scheitert aber rasch: Alle

32 befragten ExpertInnen für Völkerrecht laut Bildungsplan unterschiedliche Kultu- weisen darauf hin, dass die Konvention ren behandelt werden. Darin sieht Land- in ihren Zusatzprotokollen sehr wohl die bauer eine „Zwangsislamisierung“. Todesstrafe verbietet. Einzelfall 71 Einzelfall 68 Die Linzer FPÖ-Gemeinderatsfraktion Martin Hochstöger, Mitglied des Tiroler führt gemeinsam mit dem Magazin „In- FPÖ-Landesparteivorstandes, hat in ei- fo-Direkt“ eine Veranstaltung im Alten nem Raum hinter seiner Apotheke eine Rathaus durch. „Info-Direkt“ verbreitet Tafel angebracht, die an die „Heimkehr der rassistische, antisemitische und ver- Ostmark ins Reich“ erinnert. Außerdem schwörungstheoretische Inhalte. Es wird hat er in einer Vitrine einen SS-Totenkopf vom Dokumentationsarchiv des öster- und andere NS-Devotionalien zur Schau reichischen Widerstandes als „rechtsex- gestellt. Als das öffentlich bekannt wird, trem mit neonazistischen Hintergrün- legt Hochstöger seine Funktion im Lan- den“ eingestuft. Vor der Veranstaltung desparteivorstand nieder. Die Staatsan- im Alten Rathaus hat die zuständige waltschaft Innsbruck ermittelt. Hochstö- SPÖ-Stadträtin ein „Lesertreffen“ von ger wird aus der FPÖ ausgeschlossen. „Info-Direkt“, das in einem städtischen Volkshaus geplant war, infolge breiter Proteste ausgeladen. November 2017 Einzelfall 69 Dezember 2017: Die FPÖ Niederösterreich will ihren Einzelfall 72 Tullner Bezirksparteiobmann Andreas Der „Standard“ berichtet, dass FPÖ- Bors in den Bundesrat entsenden. Medi- Bundesparteiobmann Heinz-Christian en weisen darauf hin, dass im November Strache und der steirische FPÖ-Landespar- 2014 ein Foto veröffentlicht wurde, das teiobmann Mario Kunasek im Dezember Bors und zwei andere Männer beim Hit- 2015 in persönlichem Kontakt mit dem lergruß zeigt (siehe Einzelfall 14). Bors Obmann der neonazistischen Splittergrup- verzichtet deshalb auf das Bundesrat- pe „Partei des Volkes“, Thomas Kirschner, mandat, spricht aber von einer „unhaltba- waren. Strache soll zu Kirschner gesagt ha- ren Medienkampagne“. ben: „Macht weiter so.“ Im Mai 2016 wurde Kirschner dann festgenommen, weil er eine Einzelfall 70 Grazer Moschee mit Schweineblut und ei- Der Spitzenkandidat der FPÖ Niederös- nem Schweinekopf geschändet hatte. Zwei terreich für die Landtagswahl, Udo Land- Wochen nach dem „Standard“-Bericht bauer, verhöhnt ÖVP-Landeshauptfrau Jo- wird Heinz-Christian Strache Vizekanz- hanna Mikl-Leitner als „Moslem-Mama“. ler und Mario Kunasek Verteidigungs- Grund: In den Landeskindergärten sollen .

33 Einzelfall 73 Jänner 2018: Alexander Höferl wird Kommunika- Einzelfall 76 tionschef im Kabinett des bisherigen FPÖ-Gemeinderat Markus Ripfl aus FPÖ-Generalsekretärs und neuen Orth an der Donau, zugleich Mitglied Innenministers Herbert Kickl. Davor der rechtsextremen Burschenschaft war Höferl Chefredakteur und Mitei- „Olympia“, soll in der Silvesternacht auf gentümer der FPÖ-nahen Website Youtube ein Lied der Neonazi-Band „Di- „unzensuriert.at“. Das Bundesamt für vision Germania“ gelikt haben. Ripfl ist Verfassungsschutz und Terrorismus schon mehrfach durch rechtsextreme bekämpfung hat „unzensuriert.at“ als - Aktivitäten aufgefallen (siehe die Einzel- „zum Teil äußerst fremdenfeindlich“ fälle 27 und 42). Er wird wegen „Gefahr eingestuft und der Website „antisemi- in Verzug“ aus der FPÖ ausgeschlossen, tische Tendenzen“ bescheinigt. obwohl er behauptet, eine unbekann- te Person habe das Neonazi-Lied mit seinem Passwort gelikt. Die FPÖ wolle nicht ständig schlechte Presse haben, Einzelfall 74 betont Landesparteisekretär Christian Der stellvertretende FPÖ-Bundespar- Hafenecker. teiobmann Johann Gudenus fordert, dass Flüchtlinge nicht mehr individuell untergebracht werden, sondern in Mas- senquartieren am Stadtrand von Wien. Einzelfall 77 Den Flüchtlingen müsse gezeigt werden, Der Welser FPÖ-Bürgermeister „dass es in Österreich doch nicht so ge- Andreas Rabl hat Erklärungsbedarf, mütlich ist, wie alle glauben“, sagt Gude- als öffentlich bekannt wird, dass der nus, der kurz darauf geschäftsführender frühere Magistratsmitarbeiter Peter FPÖ-Klubobmann im Nationalrat wird. See bei den Personalvertretungs- wahlen 2014 für die FPÖ-Liste AUF Einzelfall 75 an dritter Stelle kandidiert hat und FPÖ-Gemeinderat Bernhard Blochber- von 2013 bis Juli 2017 FPÖ-Mitglied ger aus Krumbach verschickt als Face- war. See wurde im Dezember 2017 book-Weihnachtsgruß das Titelblatt entlassen, weil ein Foto aufgetaucht einer NS-Frauenzeitschrift aus dem Jahr war, das ihn mit einer Hakenkreuz- 1943. Blochberger setzt seit Jahrzehnten fahne zeigt. Rabl hatte dazu erklärt, - rechtsextreme Aktivitäten. Unter ande- See sei kein FPÖ-Mitglied, und des rem war er Mitglied der niederösterrei- sen Kandidatur sowie jahrelange chischen Landesleitung der „Nationalde- Mitgliedschaft verschwiegen. mokratischen Partei“. Diese Partei wurde 1988 wegen NS-Wiederbetätigung be- hördlich aufgelöst.

34 Einzelfall 78 Mitgliedschaft in der FPÖ ruhend. Eine FPÖ-Verteidigungsminister Mario Rückkehr schließt er aber nicht aus. Kunasek behauptet in einem Interview mit der „Kronenzeitung“, dass er in der Februar 2018: Zeitschrift „Aula“ keinen Beitrag veröf- Einzelfall 81 fentlicht habe, sondern nur eine seiner Der „Standard“ berichtet, dass der oberös- Presseaussendungen abgedruckt worden terreichische FPÖ-Landesrat Elmar Pod- sei. Die Menschenrechtsorganisation gorschek der Burschenschaft „Germania „SOS Mitmensch“ weist nach, dass diese zu Ried“ angehört, die im Jahr 2000 in Behauptung unwahr ist. Die „Aula“ ver- einer Festschrift den Verbindungsbruder breitet rechtsextreme, rassistische und und SS-Massenmörder Friedrich Kra- antisemitische Inhalte. Sie zeigt auch nebitter gewürdigt hat. Außerdem hat Sympathien für die neonazistische deut- Podgorschek mit Steuergeld ein halbsei- sche NPD (siehe Einzelfall 65). tiges Inserat im Magazin „Info-Direkt“ geschaltet. „Info-Direkt“ verbreitet ras- Einzelfall 79 sistische, antisemitische und verschwö- FPÖ-Innenminister Herbert Kickl er- rungstheoretische Inhalte. Es wird vom klärt, er wolle Flüchtlinge in Massen- Dokumentationsarchiv des österreichi- quartieren „konzentriert halten“. Diese schen Widerstandes als „rechtsextrem Aussage wird als Anspielung auf die Kon- mit neonazistischen Hintergründen“ zentrationslager der Nationalsozialisten eingestuft. verstanden und sorgt für breite Kritik. Einzelfall 82 Einzelfall 80 Martin Glier, Pressesprecher von FPÖ- Es wird öffentlich bekannt, dass Udo Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Landbauer, der Spitzenkandidat der FPÖ verwendet auf Twitter den NS-Begriff Niederösterreich für die Landtagswahl, „Blutzeuge“. Nach Kritik daran beruft im Jahr 2010 für den rechtsextremen sich Glier auf das neonazistische On- Verein „Junge Patrioten“ um Spenden line-Lexikon „Metapedia“. geworben hat. Weiters berichtet die Wiener Stadtzeitung „Falter“, dass das Einzelfall 83 Liederbuch der Burschenschaft „Germa- Heinrich Sickl rückt trotz massiver Pro- nia zu Wiener Neustadt“ antisemitische teste für die FPÖ in den Grazer Gemein- und den Holocaust verhöhnende Texte derat nach. Sickl ist Mitherausgeber der enthält. Obmann dieser Burschenschaft Zeitschrift „Aula“, die rechtsextreme, ras- ist Landbauer. Die Bundesregierung lei- sistische und antisemitische Inhalte ver- tet ein Verfahren zur Auflösung der Bur- breitet. Außerdem hat er an Demonstra- schenschaft ein. Nach der Landtagswahl tionen der rechtsextremen „Identitären“ tritt Landbauer von seinen politischen teilgenommen und ihnen Räumlichkei- Funktionen zurück und stellt seine ten vermietet.

35 Einzelfall 84 Texte enthält. Der Obmann dieser rechts- Miriam Rydl, Vorstandsmitglied der FPÖ extremen Burschenschaft, Herwig Göt- Tulln, beschimpft Flüchtlinge, die ihre schober, ist FPÖ-Bezirksrat in Wien-Leo- Familien zurückgelassen haben, auf Fa- poldstadt und Pressereferent im Kabinett cebook als „Untermenschen“. Gegenüber des FPÖ-Verkehrsministers Norbert Ho- Medien erklärt Rydl, sie habe nicht ge- fer. Die Staatsanwaltschaft ermittelt we - wusst, dass es sich dabei um einen NS-Be- gen des Liederbuchs und beschlagnahmt griff handelt. Die FPÖ-Politikerin ist wei- im Verbindungshaus der „Bruna Sudetia“ ters Mitglied einer Facebook-Gruppe, in mehrere Kisten mit unbekanntem Ma- der Holocaust-Überlebende verhöhnt terial. Götschober erklärt, er lasse sich als werden. Auch von diesen Inhalten will Pressereferent bis zum Abschluss der Er- Rydl nichts gewusst haben: Sie sei der mittlungen beurlauben. Schon nach drei Gruppe wohl ungefragt hinzugefügt Wochen setzt er aber seine Tätigkeit im worden. Verkehrsministerium fort. Einzelfall 85 März 2018: Es wird öffentlich bekannt, dass Einzelfall 87 Reinhard Rebhandl, Kandidat der Der Grazer FPÖ-Vizebürgermeister Ma- FPÖ Salzburg für die Landtagswahl, rio Eustacchio spricht auf dem rechtsex- seit Jahrzehnten der rechtsextremen tremen Kongress „Verteidiger Europas“ Szene angehört. Schon 1984 war er in Aistersheim. Laut dem rechtsextremen „Jungkamerad“ in der „Nationalde Magazin „Info-Direkt“ kritisiert Eustac- mokratischen Partei“, die 1988 wegen - chio in seiner Rede die Menschenrechte. NS-Wiederbetätigung behördlich auf- Medienberichte darüber lösen in Graz, gelöst wurde. Rebhandl ist Mitglied das sich als Menschenrechtsstadt ver- der Burschenschaft „Gothia Salzburg“, steht, massive Proteste aus. Eustacchio die an einer flüchtlingsfeindlichen behauptet, die Aussage über die Men- Demonstration der rechtsextremen schenrechte gar nicht getroffen zu haben. „Identitären“ teilgenommen hat. Als Obmann des ÖTB-Turnvereins Golling hat Rebhandl 2010 für die Einzelfall 88 Zurschaustellung einer Turnfahne Der FPÖ-Bezirksparteiobmann von Imst, mit der Aufschrift „Rassereinheit“ Wolfgang Neururer, wird angezeigt, weil er mit WhatsApp Bilder von Adolf Hit- gesorgt. ler an andere FPÖ-Mitglieder verschickt hat. Eines der Bilder trägt die Aufschrift Einzelfall 86 „Adolf, bitte melde Dich! Deutschland Die Wiener Stadtzeitung „Falter“ berich- braucht Dich!“. Neururer behauptet, er tet, dass auch das Liederbuch der Bur- habe die Bilder zur „Warnung“ weiterge- schenschaft „Bruna Sudetia“ antisemi- leitet. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck tische und den Holocaust verhöhnende ermittelt gegen ihn und gegen Brigitte

36 Gröber, die geschäftsführende Stadtpar- teiobfrau der FPÖ Imst. Beide stellen Einzelfall 92 ihre Funktionen und ihre FPÖ-Mitglied- FPÖ-Gemeindevorstand Andreas schaft ruhend. Zauner und FPÖ-Gemeinderat Da- niel Boxrucker aus Suben werden Einzelfall 89 angezeigt, weil sie mit WhatsApp- Der frühere FPÖ-Landesparteiobmann Bilder von Adolf Hitler samt rechts von Oberösterreich, Lutz Weinzinger, extremen Sprüchen verschickt ha- sorgt für Aufregung: In einem Interview ben. Bei den beiden FPÖ-Politikern behauptet er, die Burschenschafter sei- wurden Hausdurchsuchungen en „von den Nazis verfolgt worden wie durchgeführt. Sie treten aus der die Juden am Anfang“. Einen den Ho- FPÖ aus. Drei Wochen später legen- locaust verhöhnenden Liedtext vertei- sie auch ihre Funktionen in der Ge digt Weinzinger als „ironisch gemeint“. meinde zurück. Sein Nachfolger Manfred Haimbuchner, der Weinzinger als „väterlichen Freund“ bezeichnet, lehnt eine Stellungnahme zu April 2018: den Aussagen ab. Einzelfall 93 Mehrere FPÖ-Politiker greifen die Wie- Einzelfall 90 ner Ärztin und SPÖ-Politikerin Mireille Es wird öffentlich bekannt, dass Wolf- Ngosso mit rassistischen Postings an. gang Preiszler, FPÖ-Gemeinderat in Grund: Ngosso stammt aus dem Kongo Guntramsdorf und hochrangiger Polizei- und wird im ersten Wiener Gemeindebe- beamter in Wien, auf Facebook rechtsex- zirk stellvertretende Bezirksvorsteherin. treme und rassistische Inhalte verbreitet Beispielsweise stellt Wolfgang Reinold, hat. Die Wiener Polizei leitet eine dienst- FPÖ-Klubobmann in Wien-Meidling, rechtliche Überprüfung ein. auf Facebook Bilder von Affen unter ei- nen Artikel zur SPÖ-Politikerin. Nach Einzelfall 91 Medienberichten und einer Aufforde- Es wird öffentlich bekannt, dass Jür- rung von FPÖ-Landesparteisekretär gen-Michael Kleppich, FPÖ-Bezirksrat in Michael Stumpf löscht Reinold sein Wien-Leopoldstadt und Attaché an der Hass-Posting. österreichischen Botschaft in Israel, auf Facebook ein Bild seines Großvaters in Einzelfall 94 NS-Uniform samt Hakenkreuz und ein Arndt Praxmarer, Mitarbeiter im Kabi- Bild von sich selbst in einem T-Shirt der nett von FPÖ-Verkehrsminister Norbert rechtsextremen „Identitären“ verbreitet Hofer, likt auf Facebook ein Gasthaus in hat. Nach massiven Protesten beruft das Deutschland, dessen Wirt ein bekann- Außenministerium Kleppich nach Ös- ter Neonazi ist und den Geburtstag von terreich zurück. Adolf Hitler feiert. Auf Anfrage des „Stan-

37 dard“ behauptet Praxmarer, er könne sich Einzelfall 98 nicht erinnern, wie es zum „Gefällt mir“ FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Stra- gekommen ist. che verteidigt die antisemitische Ver- schwörungstheorie, wonach der jüdische Einzelfall 95 US-Milliardär George Soros daran betei- Die FPÖ-nahe Website „unzensuriert.at“ ligt sei, „Migrantenströme nach Euro- berichtet darüber, das sich die Sängerin pa zu unterstützen“. Es handle sich um Conchita Wurst als HIV-positiv geou- „Fakten“, so Strache. Als SPÖ-Bundes- tet hat. Mit einem gegen HIV-Infizierte parteivorsitzender Christian Kern diese gerichteten Kommentar löst die Websi- Behauptung scharf kritisiert, greift der te eine Reihe von schwulenfeindlichen FPÖ-Vizekanzler zu einem alten antise- und rassistischen Hass-Postings aus. Die mitischen Vorwurf: Kern versuche, „den Betreiber von „unzensuriert.at“ löschen Brunnen zu vergiften“. diese Hass-Postings auch nicht, als der „Standard“ auf die rechtliche Verpflich- Einzelfall 99 tung dazu hinweist. Es wird öffentlich bekannt, dass Robert Kiesinger, Referent beim FPÖ-Bildungs- Einzelfall 96 institut, als Facebook-Ostergruß das Kevin Guttmann, ein Mitarbeiter von Deckblatt eines NS-Kalenders aus dem Johann Tschürtz, dem freiheitlichen Lan- Jahr 1943 verschickt hat. Das Deckblatt deshauptmann-Stellvertreter des Bur- zeigt die Lebensrune, ein verbotenes genlandes, veröffentlicht auf Instagram NS-Symbol. Kiesinger ist schon durch ein Kurzvideo. Es zeigt dunkelhäutige Hetzpropaganda gegen Muslime aufge- Läufer des Vienna City Marathons, verse- fallen. hen mit dem Kommentar „Habens heute Ausgang?“. Als diese rassistische Aussage heftige Kritik auslöst, ermahnt Tschürtz Mai 2018: seinen Mitarbeiter. Einzelfall 100 FPÖ-Generalsekretär und EU-Abge Einzelfall 97 ordneter Harald Vilimsky spricht auf- Der geschäftsführende FPÖ-Klubob- Einladung des Front National bei ei- mann Johann Gudenus übernimmt eine nem Treffen mehrerer rechtsextremer antisemitische Verschwörungstheorie Parteien in Nizza. Die FPÖ hat sich des ungarischen Ministerpräsidenten Vik- 2015 mit diesen Parteien zur EU-Frak- tor Orbán. Gegenüber der „Presse“ erklärt tion „Europa der Nationen und der Gudenus, es gebe „stichhaltige Gerüchte“, Freiheit“ zusammengeschlossen. Vi- wonach der jüdische US-Milliardär Geor- limsky ist stellvertretender Fraktions ge Soros daran beteiligt sei, „Migranten- vorsitzender. - ströme nach Europa zu unterstützen“. Diese Aussage führt zu breiten Protesten.

38 Einzelfall 101 von „Info-Direkt“. Püschel gehört wie Es wird öffentlich bekannt, dass Mar- Hein und Wimmer der rechtsextremen kus Hüttenmeyer, Landesobmann der Burschenschaft „Arminia Czernowitz“ Freiheitlichen Jugend Salzburg und an. Der „Wochenblick“ wurde vom Pres- FPÖ-Ortsparteiobmann von Lofer, 2009 serat unter anderem wegen seiner Hetze im Alter von 15 Jahren auf Facebook gegen Flüchtlinge verurteilt. Folgendes geschrieben hat: „Für uns Na- tionalsozialisten darf das Bekenntnis zu Einzelfall 104 einer Weltanschauung niemals zur Phra- FPÖ-Klubobmann Walter Rosen- se werden …“ Dieser Satz stammt vom kranz behauptet in der ORF-Sen- NS-Autor Hansjörg Männel. Hütten- dung „Im Zentrum“, seine Partei sei meyer tritt von seinen politischen Funk- zur Zeitschrift „Aula“ auf Distanz tionen zurück. gegangen. Die Menschenrechtsor- ganisation „SOS Mitmensch“ weist Einzelfall 102 nach, dass die FPÖ mit der „Aula“ Die FPÖ Oberösterreich kritisiert zwei nach wie vor eng verbunden ist. Die große Kinoketten, weil diese sich wei- Zeitschrift gehört mehreren Frei- gern, einen Spot der Freiheitlichen Ju- heitlichen Akademikerverbänden, in gend über den Fachkräftemangel zu zei- denen FPÖ-Politiker führend vertre- gen. Das „Hollywood Megaplex“ weist ten sind. Unter ihnen befinden sich die Kritik zurück: Der Spot vermittle den die Nationalratsabgeordneten Axel Eindruck, ausländische Fachkräfte wür- Kassegger und Wendelin Mölzer. den sich in Österreich als Autoeinbrecher Die „Aula“ verbreitet rechtsextreme, betätigen. rassistische und antisemitische In- halte. Sie zeigt auch Sympathien für Einzelfall 103 die neonazistische deutsche NPD Es wird öffentlich bekannt, dass der Lin- (siehe Einzelfall 65). zer FPÖ-Vizebürgermeister Detlef Wim- mer und der Linzer FPÖ-Stadrat Markus Hein mit Steuergeld Inserate in den Me- Einzelfall 105 dien „Info-Direkt“ und „Wochenblick“ FPÖ-Gemeinderätin Kerstin Witz- geschaltet haben. „Info-Direkt“ verbrei- mann-Köhler aus Bad Vöslau würdigt tet rassistische, antisemitische und ver- ihren verstorbenen Schwiegervater schwörungstheoretische Inhalte. Es wird Rudolf Witzmann ausdrücklich wegen vom Dokumentationsarchiv des österrei- dessen Funktion als NS-Bürgermeister chischen Widerstandes als „rechtsextrem in den Jahren 1940 bis 1942. Die Würdi- mit neonazistischen Hintergründen“ gung erfolgt durch Transparente am Ho- eingestuft (siehe auch die Einzelfälle 71 tel von Witzmann-Köhler im Zentrum und 81). Der Büroleiter von FPÖ-Stadtrat der Kurstadt. Laut dem Historiker Domi- Hein, Ulrich Püschel, ist Miteigentümer nik Zgierski war Rudolf Witzmann in der

39 NSDAP-Ortsgruppe und -Kreisleitung „sehr aktiv“. Die Enteignung und Vertrei- bung der jüdischen Bevölkerung von Bad Vöslau muss er zumindest unterstützt haben.

Einzelfall 106 Der freiheitliche Dritte Präsident des Landtages der Steiermark, Gerhard Kurz- mann, schreibt in der „Aula“ über die „sprachliche Illoyalität der deutschen Eliten“. Auch ein FPÖ-Inserat mit Vi- zekanzler und Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache erscheint in der Zeitschrift. In derselben Ausgabe wird Österreichs Teilnehmer beim Eurovision Song Contest, César Sampson, als „Quo- tenmohr“ rassistisch beschimpft. Als das öffentlich bekannt wird und heftige Kri- tik auslöst, will sich Strache bei Sampson entschuldigen. Der FPÖ-Spitze zufolge soll der Name „Aula“ verschwinden. Die Freiheitlichen Akademikerverbände sol- len ihr Eigentum an der „Aula“ aufgeben. Doch der Freiheitliche Akademikerver- band Steiermark weigert sich. Norbert Hofer, FPÖ-Verkehrsminister und stell- vertretender Bundesparteiobmann, droht Kurzmann und anderen „Aula“-Autoren mit dem Verlust ihrer politischen Funkti- onen. Wenig später nimmt Heinz-Chris- tian Strache diese Drohung zurück. Die „Aula“ verbreitet rechtsextreme, rassisti- sche und antisemitische Inhalte. Sie zeigt auch Sympathien für die neonazistische deutsche NPD (siehe Einzelfall 65). Viele Einzelfälle =

Schließlich wird die „Aula“ nach der Ein Muster Juni-Ausgabe eingestellt, soll aber durch ein Nachfolgemedium ersetzt werden.

40 Danksagung

Das Mauthausen Komitee Österreich dankt zahlreichen Persönlichkeiten und Institutionen für ihre intensive Unterstützung beim Entstehen dieser Informationsbroschüre, besonders dem OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus, der Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“ sowie den Websites „stopptdierechten.at“ und „fpoefails.org“!

41 Redaktionsschluss: 2. August 2019

IMPRESSUM: Medieninhaber: Mauthausen Komitee Österreich, 1020 Wien Homepage: www.mkoe.at E-Mail: [email protected] ZVR: 545896703 Für weiterführende Informationen gemäß § 5 ECG siehe AGB. Hersteller: ÖGB-Verlag, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien Unterstützt bitte die Arbeit des Mauthausen Komitees Österreich für ein „Niemals wieder“!

Spenden bitte an: BAWAG Konto Mauthausen Komitee Österreich IBAN: AT62 1400 0100 1067 4528 BIC: BAWAATWW Im Mai 2019 bereitete die Ibiza-Affäre der ÖVP-FPÖ-Regie- rung ein jähes Ende. Allerdings hatten die Einzelfälle die Koa- lition schon in den Wochen und Monaten davor immer stärker belastet. Nach dem Koalitionsende klagte ÖVP-Bundespar- teiobmann Sebastian Kurz, sie hätten ihn „viel Kraft gekostet“.

Schon zweimal hat das Mauthausen Komitee Österreich rechtsextreme Aktivitäten von FPÖ-Politikern recherchiert und chronologisch dargestellt. Die Dokumentation „Lauter Einzelfälle?“ erschien vor der Nationalratswahl im Herbst 2017. Sie fand ein enormes Echo. Seither ist die Bezeichnung „Einzelfälle“ für die dauernden demokratiefeindlichen Um- triebe der FPÖ allgemein gebräuchlich.

Die Fortsetzung „Einzelfälle und Serientäter“ folgte im Juni 2018. Sie bewies, dass sich die FPÖ auch als Regierungs- partei nicht gemäßigt hatte. Für den Zeitraum seit Anfang 2013 – also für fünfeinhalb Jahre – waren nun insgesamt 106 rechtsextreme Aktivitäten dokumentiert.

Jetzt, mit der dritten Dokumentation, geht das Mauthausen Komitee den jüngsten Einzelfällen – von Juni 2018 bis Ende Juli 2019 – nach. Die neue Dokumentation macht deutlich, dass die vielen Einzelfälle ein Muster zeigen. Und sie macht deutlich, wie dieses Muster aussieht.

Außerdem wird eine wichtige Frage behandelt: Kann die FPÖ regierungsfähig werden? Oder muss man davon ausgehen, dass sie als Regierungspartei mit ihren rechtsextremen Akti- vitäten weiterhin schweren Schaden anrichten würde?

Die neue Dokumentation „Viele Einzelfälle = Ein Muster“ gibt eine klare Antwort.

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