Werner Schubert Zur Vogelwelt des oberen Lechtales/Nordtirol

Der Innsbrucker Professor A. Landmann nistet. Das Auffinden der Brutnischen ist in schrieb 1990 über das obere : den meist unzugänglichen Schluchten na­ „Es ist wohl überwiegend der relativ räum­ hezu aussichtslos. Jungeführende Weibchen lichen Abgeschiedenheit und wirtschaft­ sind am ehesten an den unteresn Bachläufen lichen Strukturschwäche zu danken, daß zu beobachten oder am Lech selbst. die Verhältnisse im Lechgebiet aus der Sicht In der Rotlechschlucht befindet sich das des Naturhaushaltes ... selbst im internatio­ größte bekannte Vorkommen in Österreich nalen Maßstab absolute und hochrangige mit ca. 5 Paaren. In den Schluchten des Schutzwürdigkeit zukommt. Die für west­ Schwarzwassergebietes bei Forchach muß österreichische (und auch mitteleuropäi­ mit einem Bestand von mindestens 2 -4 Paa­ sche!) Verhältnisse geradezu phantastisch ren gerechnet werden. In den Schluchten anmutende landschaftliche, naturräumliche oberhalb bis zur Klimm sind jeweils nur Ein­ und organismische Vielfalt des Lechfluß­ zelpaare brutverdächtig. systems ist aber möglicherweise in nächster Der gesamte Bestand am österreichischen Zukunft gefährdet.“ Lech dürte lediglich bei einem Dutzend Im folgenden Beitrag werden die be­ Brutpaaren liegen, obwohl die meist durch merkenswerten Ergebnisse der ornithologi- Störungen unstet am Lech auf und abflie­ schen Beobachtungen zusammengefaßt, die genden Altvögel, vor allem der nichtbrü- ich zwischen Januar und Ende September tenden Männchen, einen höheren Bestand 1992 zwischen Füssen und Steeg durch­ Vortäuschen. führen konnte. Bevorzugt wurde im Raum Weissenbach wegen einer dort geplanten Wespenbussard Perms apivorus Bezirksmülldeponie beobachtet. Meine Oberhalb gelangen keine Beobach­ Untersuchungen erstreckten sich auf Seiten­ tungen zur Brutzeit. Lediglich am 30.8. zo­ täler und Bergrücken und stellen eine Ergän­ gen 8 Exemplare bei Weissenbach lechauf­ zung der Untersuchungen durch A. Land­ wärts und belegen somit, daß diese Art auch mann dar, der vorwiegend die eigentliche die Alpen überquert. Lechtalsohle untersuchte. Bartgeier Gypaetus barbatus Bemerkenswerte Artenbeobachtungen: Am 24.7.92 ein Jungvogel bei Steeg in 2300 mNN. Der Jungvogel war mit 4 weißen Schwarzstorch Ciconia nigra; Flecken markiert. Nach Photobelegen han­ Am 30.8.1992 zogen um 18.30 Uhr 3 Ex­ delt es sich um einen mehrjährigen Jungvo- emplare bei Forchach ca. 300 m hoch gel, der im Engadin ausgewildert worden ist. lechaufwärts. Man muß vermuten, daß die Vögel die Alpen überquert haben. Steinadler Aquila chrysaetos Oberhalb Reutte ist der Steinadler eine re­ GänsesägerMergus merganser gelmäßige Erscheinung. Die meisten Paare Im österreichischen Teil des Lechs besteht nisten offensichtlich in den abgelegenen Brutverdacht bis zur Klimm bei Eimen, wo Seitentälern. Im Raintail fehlt die Art trotz die Art in den felsreichen Seitenschluchten günstiger Felswände und Brutmöglichkeit. Von Weissenbach bis Warth konnten min­ destens 10 brutverdächtige Paare bzw. Anschrift des Verfassers: Reviere ermittelt werden. In einem der be­ Werner Schubert Hans-Seibold-Straße 2 legten Horste im Lechtal konnte 1992 kein D-87600 Kaufbeuren Bruterfolg festgestellt werden.

28 Baumfalk Falco subbuteo Flußuferläufer Tringa hypoleuca Bei Weissenbach 2 Beobachtungen am 7.6. Zwischen Reutte/Höfen und 1992 und 3.7., die ein Brüten sogar innerhalb des allein mindestens 14 Brutpaare. Meinem Alpenraumes vermuten lassen. Freund U . W o l f gelang bei Stanzach ein Nestfund. Am 15.5. enthielt das Nest 4 Eier. Wanderfalk Falco peregrinos Da das Nest an erhöhter Stelle am Lechufer 1991 und 1992 jeweils an einer Stelle bei errichtet war, entging es zwar dem starken Reutte Brutverdacht. Hochwasser. Am 25.5. jedoch war das Gelege zerstört; ein Ei war vermutlich von Auerhuhn Tetrao urogallus Rabenkrähe aufgeschlagen. Das Nest be­ Diese Art kommt erstaunlicherweise nur fand sich am Fuße einer kleinen Erle und war noch im Gebiet bei Weissenbach (1992 in verhältnismäßig freiem Gelände errichtet. mindestens 5 Reviere) und bei Forchach Störungen vor allem durch Gelände-Motor­ (1992 2 Reviere) vor! Oberhalb Forchach radfahrer! fehlen Wildvögel. Lediglich bei Elbigenalb wurde die Art wieder ausgewildert, wo die Tiere wie zahme Haushühner herumlaufen sollen.

Steinhuhn Alectoris graeca Nach Angaben zuverlässiger Gewährsmän­ ner kommt diese Art z.B. beim Gaichtpass, im Liegfeisttal, im Schwarzwassergebiet in Höhen von ca. 1500 - 2000 m Höhe verein­ zelt vor. Bei Eimen wurde ein Steinhuhn in tieferen Lagen (ca. 1100 mNN) in idealem Biotop am Südhang beobachtet. Vor einigen Jahren wurde ein Steinhuhn beim Plansee erlegt!

Haselhuhn Tetrastes bonasia Am 18.8. bei Forchach in 1100 mNN eine Aus diesem Nestfund wird ersichtlich, daß Henne mit 5 flüggen Jungen. der Flußuferläufer am Lech bei Hochwasser weit bessere Überlebenschancen hat als der Flußregenpfeifer Charadrius dubius Flußregenpfeifer, der ausschließlich auf den 1992 konnten zwischen Reutte-Höfen und Kiesinseln nistet. Dies belegen auch die ge­ Stanzach mindestens 8 Brutpaare ermittelt fundenen Jungen bei Weissenbach (1 Juv. werden. Alle Gelege auf den Kiesinseln am 8.6.) und bei der Brücke nach Forchach wurden durch das Hochwasser über­ (am 8.6. 4 Juv., ca. 2 Tage alt). schwemmt. Nur einige Paare schienen eine Am Lech wurde die Art oberhalb bis Grünau 2. Brut duchzuführen. in 1037 mNN festgestellt (10.5. 1 Exemplar balzrufend). Im Hinterhornbachtal konnte Waldschnepfe Scolopax rusticola die Art am 21.6. noch in ca. 1100 mNN be­ Bei Rieden auf dem Weg zur Rotlech­ obachtet werden. Unterhalb Reutte waren schlucht in ca. 1000 m, 1100 mund 1250 m ca. 5 Paare brutverdächtig. Für den Bereich balzfliegende Exemplare am 12.4. und Klimm können mindestens 2 Paare ange­ 11.5. Südlich des Plansees balzten am nommen werden, ebenfalls an dem Stau bei 12.5. mindestens 2 - 4 Exemplare an den . Damit umfaßt der gesamte dortigen Abhängen mit jungen Fichten­ Bestand des Lechgebietes bis Füssen min­ schonungen. destens 25 - 30 Paare.

29 ▲ Flußuferläufer brütend T Junger Flußuferläufer

30 Uhu Bubo bubo 7 Exemplare am Schloß Neuschwanstein; Neuerdings nur bei Rieden in der Rotlech­ Junge wurden gefüttert, so daß die Art dort schlucht und bei Weissenbach beim Gips­ im Gebäude oder in unmittelbarer Nachbar­ werk beobachtet und dort brutverdächtig. schaft davor gebrütet hat. Ein Vorkommen bei Reutte/ 5. Madautal: Am 4.7. 1 Exemplar über der (1971) ist neuerdings wohl durch intensives Schlucht fliegend. Brutgebiet nicht einseh­ Klettern nicht mehr besetzt. bar.

Rauhfußkauz Aegolius funereus Wiesenpieper Anthus pratensis Im Bereich des Rotlechstausess am 20.4. Am 14.5. 1 Sänger bei Lechaschau/Reutte. mindestens 2 Rufer; 1 Exemplar rief zuletzt am 12.5. Am 12.5. 1 Sänger südlich des Schafstelze Motacilla flava Plansees. Ein Durchzügler am 21.4. bei Forchach.

Grünspecht Picus viridis NeuntöterLanius collurio Im Rotlechgebiet auf 7 Grauspechte nur 2 Ein Nestfund bei Rieden in Fichte am Nord­ Grünspechte. Der Grünspecht besiedelt abhang. Brutverdacht bei Lechaschau, offensichtlich auch die laubholzarmen Ge­ Weissenbach, Forchach und bei Steeg in biete oberhalb Forchach und konnte nach der 1200 mNN (3.8. 1 Weibchen fütterte Juv.). Brutzeit mehrfach in großer Höhe bis ins Bochbachtal in ca. 1600 mNN beobachtet Seidenschwanz Bombycilla garrulus und verhört werden. Am 16.2.1992 7 Exemplare rasteten west­ lich Weissenbach. Grauspecht Picus canus Der im bayerischen Alpenvorland vom Braunkehlchen Saxicola rubetra Aussterben bedrohte Grauspecht besitzt in Im Gegensatz zum voralpinen Allgäu nistet den mit zahlreichen Buchen durchsetzten die Art oberhalb Reutte noch an vielen ge­ Bergwaldungen ein beachtliches Brutvor­ eigneten Orten: kommen. So konnten im Frühjahr 1992 von 1) Bei Lechaschau/Reutte mindestens 5 Rieden bis zum Rotlech-Stausee mindestens Sänger am 13.5. u.a. 7 Paare erfaßt werden. In den laubarmen 2) Bei Weissenbach mindestens 10 Paare Waldgebieten oberhalb Forchach konnte 3) Bei Elbigenalb und bei Bach je 1 - 2 diese Art nicht beobachtet werden. Sänger 4) Bei in 1500 mNN am 10.7. 2 Felsenschwalbe Ptyonopwgne rupestris fütternde Paare Die Vorkommen der Felsenschwalbe sind 5) Im Bockbachtal am 10.7. 1 Sänger in aus dem Lechtal nur ungenügend bekannt. 1600 mNN. Einige Brutvorkommen sind hier aufge­ listet: Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 1. Steinbruch östlich Weissenbach: Minde­ In den Lechtaler Alpen gelang nur ein Brut­ stens 1 - 2 Paare hinweis: am 14.7. 1 Pa futtert drei kaum 2. Alte Gaichtpaßstraße: Mindestens 3 - 4 flügge Junge in 2050 mNN bei der Anhalter Paare, 2 Nester unter der Brücke und 1 be­ Hütte/Hantenj och. setztes nest in einer Felshöhle mit Jungen, Bei Bach östlich der Jöchlespitze konnten mindestens 6 ad. am 20.6. 3 fütternde Paare in 1760 - 1820 m 3. N- im Höhental in Felshöhle Nest gefunden werden. mit Jungen in 1660 mNN und ein weiteres Paar benachbart. SteinrötelSacisola monticola 4. Schloß Neuschwanstein: Am 1.5.92 Obwohl nach ortsansässigen Jägern diese 3 Exemplare am alten Schloß. Am 23.8. Art vor ca. 20 Jahren z.B. im Liegfeisttal

31 brutverdächtig war, gelangen 1992 dort und WaldlaubsängerPhylloscopus sibilatrix an anderen Orten keine Nachweise. Vereinzelter Brutvogel in den buchenrei­ chen Waldbeständen der Rotlechschlucht RingdrosselTurdus torquatus und im Liegfeisttal bis in 1400 mNN Die letzten Ringdrosseln wurden am (17.5.). 15.10.1991 auf dem Hahnenkamm bei Reutte beobachtet: 3 Männchen. Erstbeob­ Trauerfliegenschnäpper Ficedula hypo- achtung im Frühjahr 1992 am 8.4. (verhält­ leuca nismäßig spät!). Am Schanzenkopf ober­ Brutverdacht besteht nur bei Füssen am halb Rieden konnten mindestens 6 Männ­ Alpsee und bei Hohenschwangau. In geeig­ chen in 1400 - 1500 mNN erfaßt werden. neten Biotopen der Rotlechschlucht konnte Die Vögel waren ungewöhnlich scheu. Im die Art nicht festgestellt werden, lediglich Liegfeisttal konnte ein Sänger am 31.5. in auf dem Durchzug ab 23.4. konnten im Ufer­ ca. 1200 m beobachtet werden. gebüsch des Lechs Durchzügler wahr­ Brutverdacht bestand im Schochental (SE genommen werden (1,1 usw.). Am 25.5. Mädelegabel) für 2 Paare in ca. 1650 mNN. 1 Sänger beim Forsthaus Forchach. Die Paare fütterten dort die Jungen in den Latschenbeständen. ZwergschnäpperFicedula parva Am 25.7. hielten sich mindestens 20 Exem­ An dem bekannten Brutplatz bei Füssen plare auf Wiesenoberhalb auf in konnten 1992 mindestens 4 Sänger ermittelt ca. 1300 mNN und 1 Männchen wurde werden (der früheste Sänger am 7.5.). Die unterhalb des Gufelsees in 2250 mNN be­ Art dringt entlang des Lechs mindestens bis obachtet. Weissenbach vor, wo im Bereich der Rot­ lechschlucht mindestens 3 Sänger gefunden Feldschwirl Locustella naevia wurden. 2 Sänger hielten sich in Talnähe Am 9.5. sang 1 Exepmlar in der Rotlech­ auf, ein 3. Sänger konnte bis 15. Juni in ca. schlucht, und am 6.9. wurde 1 Exemplar am 100 mNN auf dem Weg ins Liegfeisttal Lech bei Rieden beobachtet. angetroffen werden. Am 1.6. 1 Sänger im Talbereich westlich Höfen. GelbspötterHippolais icterina Regelmäßig wohl nur im Reuttener Tal­ Alpenmeise Parus montanus kessel bei nistens. Am 9.6. 1 Sänger Einen bemerkenswerten Brutplatz fand ich bei Forchach am Waldrand (Durchzügler! ?). innerhalb der Ortschaft Forchach in einem Obstgarten am 2.7. unmittelbar neben der Gartengrasmücke Sylvia borin Hauptstraße in einem Birnbaum. Die Jung­ Am 22.6.1 Sänger noch in 1400 mNN ober­ vögel flogen am 8.7. aus. halb der Stabl-Alpe bei Eimen. Schwanzmeise Aegithalos caudatus BerglaubsängerPhyloscopus bonelli Diese Art nistet offensichtlich in der ge­ Die ersten 2 Sänger wurden am 22.4. bei samten Lechtalsohle bis Elbigenalb, mögli­ Forchach verhört. Am 10.5. singen 5 Exem­ cherweise auch oberhalb. In den Lechsei- plare entlang des Radweges von Weissen- tentälem fehlt die Art weitgehend, lediglich bach bis zur Brücke Forchach in der Lech­ im Rotlechgebiet konnten am 12.5. 2 um­ talsohle, am 3.8. 1 Sänger bei Steeg in herstreifende Exemplare in 1080 mNN be­ ca. 1200 mNN. Am 19.8. noch 1 Sänger obachtet werden. bei /Reutte. Der Schwerpunkt der Brutverbreitung liegt in der Lechtal­ Beutelmeise Remiz pendulinus sohle und den angrenzenden südexpo­ Ziehende Trupps wurden am 10.4.1992 bei nierten lockeren Kiefernbeständen in Weissenbach registriert! Ein Trupp umfaßt Hanglage. 15 Exemplare, ein weiterer Trupp umfaßte

32 7 Exemplare, die auch kurzfristig zur Nah­ GoldammerEmberiza citrinella rungssuche einfielen, um kurz darauf wie­ Die Art dringt ber den Reuttener Talkessel der weiterzuziehen. Es handelte sich um alte, bis nach Weissenbach und Forchach vor. Ein ausgefärbte Tiere. Hinweise, daß diese Art verhältnismäßig isoliertes Vorkommen be­ die Alpen auf dem Zug überquert, scheinen findet sich westlich Häselgehr in 1020 mNN weitgehend zu fehlen; andererseits ist ge­ (u.a. 21.6. bei Unterschönau). rade bei dieser Art auf dem Zug die Orien­ tierung an einen Flußlauf besonders stark Bergfink Fringilla montefrigilla ausgeprägt. Am 28.3. mindestens 50 Exemplare bei Rieden nach Neuschneefällen, auch am Mauerläufer Tichodroma muraria Futterhaus. Am 10.4. ca. 400 Exemplare im Bekannt ist der Brutplatz am Schloß Buchenwald oberhalb Höfen/Reutte sing­ Neuschwanstein. Regelmäßig scheint die end! Am 24.4. noch ein Sänger bei Rieden. Art in der benachbarten Pöllatschlucht zu nisten (Z u g l ia n i ). HänflingCarduelis cannabina Überraschenderweise konnte 1992 ein Diese im Alpenraum recht spärliche Art Nest bei Reutte - Hinterbichl dicht am konnte am 10.7. in 1540 mNN bei Kaisers Lechufer in den dortigen niederigen Fels­ brutverdächtig festgestellt werden. Ein wänden gefunden werden, nachdem am Sänger am 27.7. in 1340 mNN bei Gramais. 14.6. Teilnehmer einer ornithologischen Führung ein Exemplar beobachten konnten. Alpenbirkenzeisig Carduelis flammea Am 20.6. fütterten die Altvögel die bet­ cabaret telnden Jungvögel in einem kleinen Im Voralpenland konnte die Art auch im Fe­ Felsloch. In einer % Stunde wurde sechs­ bruar bis Anfang März beobachtet werden, mal Futter hineingetragen. Die Altvögel u.a. 1.2. 28 Exemplare in Lechbruck und 14 fütterten noch am 29.6. (1 x Gesang!). Die Exemplare ebenda am 8.2. und 1 Exemplar Jungen dürften Anfang Juli ausgeflogen am 2.3. Am 5.3. hielten sich 28 Exemplare sein. am Campingplatz bei Brunnen am Forg­ In der Rotlechschlucht fütterten 2 Altvögel gensee auf, darunter ein prächtig gefärbtes die Jungen in einer Felsspalte ca. 20 m über Männchen. dem Bach. Am 8.7. waren die Jungen aus­ Innerhalb des eigentlichen Lechtales konnte geflogen. die Art in Forchach an einer Meisenfütte­ An der alten Gaichtpaßstraße bei Weissen- rung Mitte März beobachtet werden u. a. am bach fütterten ebenfalls 2 Vögel am 1. und 17.3. 6 Exemplare (+ prächtig rot gefärbtes 2.7. die laut bettelnden Jungen. Am 2.7. Männchen! bei hoher Schneelage). konnte das Männchen und das Weibchen Im April nur im Reuttener Talkessel beim singend beobachtet werden. Beobachtungs­ Flugplatz und bei Ehenbichel je ein umher­ entfernung nur 3 - 4 m! Das Nest war nicht fliegendes Exemplar (10.4.). einsehbar unter einem alten Brückenbogen Während für Reutte Hinweise auf Garten­ errichtet. brutvögel fehlen, konnte am 26.6. 1 balz­ In den Straßentunnels zum Sulzltal konnten singendes Exemplar in Füssen-West be­ am 24.7. 2 Exemplare in ca. 1280 mNN be­ obachtet werden. Die am 6.8. beobachteten obachtet werden. Exemplare am Hopfenseeufer mit minde­ Ein hochgelegenes Vorkommen konnte stens 2 Jungvögeln dürften den angrenzen­ bei Gramais am 26.7. in 2450 mNN bei der den Moorbiotopen entstammen. Kogelseescharte gefunden werden. Um 7.30 Im eigentlichen Lechtal oberhalb Reutte Uhr ließ ein Sänger ca. 30 mal sein Lied nistet die Art offenbar nur in höheren Lagen erschallen. Später konnte auch ein 2. Altvo­ in Latschenbiotopen. Das niedrigste Brut­ gel in der nach Osten gerichteten Felswand vorkommen wurde bei im bemerkt werden. Jochbachtal in ca. 1250 mNN gefunden

33 (13.7.1 Exemplar). Bei der Roßgumpenalpe sohle gebunden. Höchstes Vorkommen N-Holzgau fütterten am 9.7.2 Exemplare in oberhalb Steeg in ca. 1200 mNN bei Hinter­ ca. 1350 mNN, 2 Exemplare in 1600 mNN ellenbogen. und 6 Exemplare in ca. 2000 mNN. Von Gramais zur Hanauer Hütte am 25.7. ru­ Zeisig Carduelis spinus fende Exemplare in 1800 mNN, 2000 mNN, Eine Winterbeobachtung am 14.2. im Au­ 2100 mNN und 2200 mNN sowie 1940 m wald bei Rieden. Nur wenige Hinweise auf bei der Hanauer Hütte. Beim Hantenjoch in Brut: z.B. am 10.5. 1 Sängerin 1200 mNN ca. 1900 mNN am 14.7. 2 brutverdächtige in der Rotlechschlucht und am 10.5. 1 Sän­ Paare. Bei Kaisers nur ein Exemplar am ger in der Talsohle bei Elbigenalb. Am 9.7. 10.7. in ca. 1550 mNN. 1 Exemplar N-Holzgau bei der Rißgum- Ab Mitte August in großen Trupps in hohen penalm in 1300 mNN sowie ein Brutnach­ Lagen umherstreifend. weis bei Kaisers, wo am 10.7. ein Männchen 18.8.25 Exemplare flogen bei der Schwarz- 3 bereits flügge bettelnde Junge fütterte in hanskarspitze in ca. 2000 mNN nach Nord­ ca. 1540 mNN. ost. Am 26.8. mindestens 250 - 300 Exem­ plare oberhalb der Simshütte bei Kaisers Karmingimpel Carpodacus erythrinus in ca. 2300 m. Am 28.8. mindestens 140 Der erste Nachweis im Lechtal gelang 1979 - 180 Exemplare westlich der Hermann- (L a n d m a n n 1979). Bei Intensivkontrollen v.-Barth-Hütte in ca. 2130 mNN (b. See). im Jahre 1989 gelangen Funde an mehreren Am 5.9. 16 Exemplare Hinterhornbach in Stellen im mittleren und unteren Lechtal 1700 mNN. (L a n d m a n n 1990). 1992 konnte ich die Art an mindestens 23 ZitronenzeisigCarduelis citrinella Orten im oberen Lechtal erfassen. Die Bei hoher Schneelage konnte die Art bereits größte Dichte besteht im unteren Abschnitt ab 13.2. (3 Exemplare bei Weissenbach) und zwischen und Forchach, wo allein am 16.2. (4 Exemplare) bei Forchach beob­ mindestens 18 Sänger ermittelt wurden. achtet werden. Am ö8.3. 1 Exemplar bei Zwischen Forchach und nur noch Weissenbach und ein eifriger Sänger am 4 Sänger und bei Hägerau noch ein Sänger 16.3. in Tannheim bei einer Fütterung. am 7.6. in 1100 mNN. Am 6.4. 5 Sänger bei Weissenbach und 2 Weitere Beobachtungen werden zeigen, ob bei Rieden in der Talsohle, zuletzt am 19.4. diese östliche Art sich weiterhin in den of­ 1 Exemplar ebenda; am 8.4. 2 Exemplare in fensichtlich optimalen Biotopen entlang des der Rotlechschlucht in 1200 mNN. oberen Lechs ausbreitet. Entsprechende Be­ In der Talsohle konnte erst ein Exemplar bei funde vom mittleren und unteren Lech in Forchach festgestellt werden. Möglicher­ Deutschland fehlen bislang! weise nistet die Art nicht im Tal, sondern in Die Art erscheint im Lechtal ungewöhnlich größeren Höhenlagen. Brutverdacht besteht spät und wurde 1992 erstmals am 1.6. bei bei Gramais in 1200 und 1300 mNN sowie Weissenbach und bei Ehenbichl singend bei Kaisers in ca. 1550 mNN, wo jeweils festgestellt. Die Gesangszeit ist extrem kurz 2 Exemplare beobachtet wurden. und endet bereits Ende Juni (letzter Gesang Regelmäßiger brütet die Art offenbar in am 3.7. bei Rieden). Dies erschwert den fäl­ größeren Höhen über 1600 mNN bis ca. ligen Brutnachweis. 2050 m. Insgesamt ist der Zitronenzeisig im In vielen Fällen handelte es sich um junge, oberen Lechtal nur in geringer Anzahl an­ unausgefärbte Männchen, die das Revier zutreffen; die Art konnte nur an ca. 8 Orten zudem oft wechselten. Nur bei Lechaschau beobachtet werden. bestand an einer Stelle starker Brutverdacht, wo offenbar ein Nistplatz vom Weibchen Stieglitz Carduelis carduelis gesucht wurde. Trotz Nachsuche gelang Als Brutvogel an die Ortschaften in der Tal­ kein Brutnachweis. In Wacholderbüschen

34 wurden lediglich 2 alte Vorjahresnester Schneefink Montifrigilla nivalis gefunden, die vermutlich von dieser Art er­ Am 13.7. 7 Exemplare in 2100 mNN beim baut worden waren. Kl. Wilder und am 26.8. 3 Exemplare ober­ halb Simshütte/Kaisers. Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra Nordwestlich Weissenbach konnte ein Nest TannenhäherNucifraga caryocatactes mit Eiern gefunden werden. Es ent­ Nach Beobachtungen bei Weissenbach/ hielt 4 Junge, die am 12.3. ausflogen. Das Forchach im Januar/Februar 1992 scheinen Nest war ca. 1 m unter dem Wipfel einer die alpinen Tannenhäher des Lechtals im 10 m hohen Fichte errichtet. Mindestens Winter abzu wandern. Am 15. Oktober 1991 2 weitere Paare schienen benachbart zu konnten auf dem Hahnenkamm bei Reutte nisten. Wahrscheinlich haben weitere noch 4 Exemplare beobachtet werden. Paare auch im Rotlechgebiet genistet, ob­ Lediglich im Alpenvorland bei Lechbruck wohl es kein ausgesprochenes Fichtenmast­ oknnten einzelne Vögel auch im Februar jahr war. festgestellt werden (1.2., 22.2., 1.3. 1 + 1 Exemplar). Kernbeißer Cocothraustes cocothraustes Nur äußerst selten zur Brutzeit im Talbereich Literatur: festgestellt: am 14.6. 1 Exemplar bei Bauer , U. ( 1990): Die Bedeutung der Vogel weitam obe­ Pflach/Reutte, in Reutte am 25.5. 1 Exem­ ren Lech südlich von Füssen bis Steeg; in: 55. Jahrbuch plar, in Forchach am 12.6. 1 Exemplar nah­ des Ver. z. Schutz d. Bergwelt Landmann , A. u. Böhm, C h. (1990): Das Flußsystem des rungssuchend und östlich Holzgau am 9.7. Tiroler Lech. Ornithologische Wertigkeit und Bedeutung 2 Exemplare. für den Vogelschutz; in: Vogelschutz in Österreich Nr. 5

Georg M. Eberle Das Pfeifengras (Molinia caerulea) - eine Problem­ pflanze auf Pflegeflächen?

Die Kreisgruppe Landsberg a. Lech im Bund Chev.), verdrängt. Welche Ursachen sind für Naturschutz in Bayern leistet seit 1979 auf die Zunahme des Pfeifengrases verantwort­ Magerrasen und Streuwiesen Pflegearbei­ lich? Führen die Standortbedingungen in ten. Die Flächen werden jährlich mit Bal­ einer natürlichen Sukzession zur Dominanz kenmähern gemäht und meist von Hand des Pfeifengrases oder wird die Ausbreitung abgeräumt. Bei der fortlaufenden Beob­ des Pfeifengrases durch Eingriffe des Men­ achtung des jeweiligen Arteninventars fiel schen verursacht? Diese Fragen sollen am auf, daß sich auf einigen Flächen, wie z. B. Beispiel der Hurlacher Heide diskutiert wer­ auf der Hurlacher Heide, das Pfeifengras den. (Molinia caerulea (L.)Moench), meist ssp. arundinacea (Sehr.) (Paul) immer mehr aus­ Der Standort breitet und andere seltene Arten, wie die Die Hurlacher Heide läßt sich in mehrere Herbstdrehwurz (Spiranthes spiralis (L.)Teilbereiche gliedern (Abb. 1). In der Fläche (F l) und teilweise in der Fläche (F2) hat sich das Pfeifengras innerhalb weniger Jahre von Anschrift des Verfassers: der Artmächtigkeit (+) zur Artmächtigkeit Georg M. Eberle Schwabenstr. 62 (2) entwickelt. Auf der Fläche F2) wurden 86916 Kaufering 1987 tiefe, durch Fällungsarbeiten ver-

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