Tourismus

Die Tourismusregion Rheinhessen

Von Romy Feldmann

Die Tourismusregion Rheinhessen verzeichnete im Jahr 2010 einen neuen Gästerekord. Mit rund 776 500 Gästeankünften kam fast jeder zehnte Gast in Rheinland-Pfalz nach Rheinhessen. Die Zahl der Übernachtun- gen lag in der vom Geschäftstourismus geprägten Tourismusregion bei 1,3 Millionen, das entspricht einem Anteil am Land von 6,1 Prozent. Die am stärksten frequen- tierten Tourismusorte der Region sind die Städte , Worms und .

Dieser Beitrag enthält einen Auszug aus der Statistischen Analyse „Tourismus in Rheinland- Pfalz – Strukturen und Entwicklungen im Land und in den Tourismusregionen“.

Geschichte, Wein und Kultur locken Wichtige Anziehungspunkte sind z. B. Bau- nach Rheinhessen werke aus den vergangenen Jahrhunderten, wie die Kaiserdome in Mainz und Worms oder Die Tourismusregion Rheinhessen liegt im der Nibelungenturm in Worms. Ebenso ziehen Südosten des Landes. Der Rhein bildet im die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen in Norden und Osten die natürliche Grenze zu der Region die Gäste nach Rheinhessen. Hessen, im Süden grenzt die Region an die Pfalz, im Westen an das Nahetal und das Darüber hinaus bilden die Geschäftsrei- Geschäfts- tourismus Rheintal. Gemessen an den Sonnenstun- senden eine wichtige Besuchergruppe. Hier spielt große den zählt Rheinhessen zu den wärmsten spielen größere Unternehmen in der Region, Rolle Regionen Deutschlands. Das nutzten schon die Ministerien und Ämter in den Landes- die Römer und kultivierten hier Reben. Bis hauptstädten Mainz und Wiesbaden, die heute wird das Landschaftsbild neben dem gut ausgebauten Verkehrswege und insbe- Rhein auch vom Wein bestimmt. Rund sondere die Nähe zum Flughafen Frankfurt 26 300 Hektar bestockte Rebfläche machen eine entscheidende Rolle. Rheinhessen zum größten Weinbaugebiet Gemessen an der Fläche gehört die Touris- Deutschlands. Zahlreiche Weinfeste und musregion Rheinhessen zu den eher kleine- die Möglichkeit von Rad- und Wandertouren ren Regionen des Landes. Sie erstreckt sich laden nach Rheinhessen ein. über ein Gebiet von 1 286 Quadratkilome- Die Verbindung von außergewöhnlicher tern und damit gut 6,5 Prozent der Lan- Natur und über 2000-jähriger Kultur lockt desfläche von Rheinland-Pfalz. In den 127 Menschen aus aller Welt nach Rheinhessen. rheinhessischen Gemeinden leben derzeit

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592 900 Menschen; das sind 15 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes. In Mainz K 1 Tourismusregionen in Rheinland-Pfalz leben knapp 200 000 Einwohner, in Worms 81 700 und in Bingen am Rhein 24 300 Ein- wohner. Die drei größten Städte sind gleich- zeitig auch die beliebtesten Reiseziele der Westerwald-Lahn Tourismusregion. Ahr Rheintal Landeshauptstadt zieht die meisten Gäste nach Rheinland-Pfalz

Eifel Mainz Mit 775 900 Übernachtungen jährlich ist am Rhein die Landeshauptstadt Mainz das beliebteste Hunsrück Reiseziel nicht nur in der Tourismusregion Mosel-Saar Rheinhessen, sondern in ganz Rheinland- Naheland Rheinhessen Pfalz. Ein besonderer Besuchermagnet ist die Fastnachtszeit. Aber auch in den übri- gen Monaten ziehen zahlreiche Feste, wie Pfalz zum Beispiel das Johannisfest, und viele weitere kulturelle Veranstaltungen Gäste in die Stadt. So wird beispielsweise im Staats- theater in Mainz ein Drittel aller öffentlichen Theatervorführungen im Land veranstaltet.

Die zehn Orte mit den höchsten Übernachtungszahlen in der Tourismusregion K 2 Rheinhessen 2010 4 4 Budenheim4 Ingelheim Übernachtungen 2010 4 am Rhein Mainz Bingen 4 Bodenheim 4 am Rhein Ockenheim 600 000 und mehr (1) 4 4 Rheinhessen 4 Oppen- 4 400 000 bis 600 000 (0) heim

4 200 000 bis 400 000 (0) 4 Alzey 4 unter 200 000 (9)

( ) Anzahl der Gemeinden Worms 4 Übernachtungen in der Tourismusregion: 1 324 543

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T 1 Tourismusregion Rheinhessen 2010

Anteil an Rang in Merkmal Einheit Rheinland-Pfalz Rheinhessen Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz in %

Gästeankünfte Anzahl 7 885 501 776 531 5 9,8 Übernachtungen Anzahl 21 700 612 1 324 543 7 6,1 Inland Anteil in % 76,8 76,4 6 x Ausland Anteil in % 23,2 23,6 4 x

Gästeintensität je 1 000 Einwohner 1 970 1 310 7 x Übernachtungsintensität je 1 000 Einwohner 5 420 2 234 9 x Durchschnittliche Verweildauer in Tagen 2,8 1,7 9 x

Betriebe1 Anzahl 3 552 208 6 5,9 Betten Anzahl 191 696 11 052 7 5,8 Hotellerie Anteil in % 53,6 88,1 1 x Privatquartiere Anteil in % 19,8 5,4 9 x Sonstige Beherbergungsbetriebe Anteil in % 26,6 6,5 9 x

Durchschnittliche Betriebsgröße1 Betten je Betrieb 43,3 50,3 2 x Bettenauslastung in % 31,0 32,8 3 x

Bevölkerung Anzahl 4 003 745 592 944 2 14,8 Gebietsfläche km² 19 854 1 286 7 6,5

1 Ohne Privatquartiere.

Die Stadt bietet aber noch viele weitere Stärkste Entwicklung aller Tourismus- Anziehungspunkte wie zum Beispiel die Kir- regionen seit Anfang der 90er-Jahre che St. Stephan mit ihren Chagall-Fenstern Im Jahr 2010 kamen 776 500 Übernach- 2009 blieben oder das Gutenberg-Museum. Geschäfts- tungsgäste in die Tourismusregion Rhein- reisende fern Worms Ein Höhepunkt im Kulturkalender sind die hessen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte Nibelungenfestspiele in Worms. Jährlich sich ihre Zahl damit um 9,1 Prozent. Die Zahl werden verschiedene Inszenierungen des der Übernachtungen stieg um acht Prozent Nibelungenliedes vor dem Dom St. Peter auf 1,3 Millionen. Rheinhessen wurde auf- aufgeführt. Auch der älteste jüdische Fried- grund seiner Zugehörigkeit zur Metropol- hof Europas zieht viele Gäste in die Stadt. region Rhein-Main im Jahr 2009 stark von Mit 125 000 Übernachtungen steht Worms der Wirtschafts- und Finanzkrise getroffen. auf Platz zwei der beliebtesten Orte in Die Gäste- und Übernachtungszahlen sanken Rheinhessen. 2009 insbesondere aufgrund ausbleibender Bingen Auf Rang drei liegt Bingen am Rhein. Zu- Geschäftsreisender deutlich. Insofern han- am Rhein sammen mit dem hessischen Rüdesheim delt es sich bei den enormen Zuwächsen am Rhein bildet es das südliche Tor zum 2010 auch um einen statistischen Basis- UNESCO Welterbe „Oberes Mittelrhein- effekt. Betrachtet nach Herkunftsländern tal“. Die landschaftlich reizvolle Lage und die gab es im Jahr der Krise die stärksten Ein- guten Verkehrsanbindungen führten 2010 brüche bei der Zahl der Reisenden aus China an der alten Wirkungsstätte von Hildegard und Großbritannien. Die Zahl der Gäste aus von Bingen zu 91 900 Übernachtungen. diesen Ländern und deren Übernachtungen

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Gästeankünfte und Übernachtungen Übernachtungszahlen aufgrund der G 1 in der Tourismusregion Rheinhessen und Geschäftsreisen über das Jahr relativ in Rheinland-Pfalz 1990–2010 konstant verteilt

Messzahl: 1990=100 Im Vergleich zu den anderen Tourismusre- 160 Rheinhessen Gästeankünfte gionen des Landes sind die Übernachtungs- Übernachtungen 150 zahlen in Rheinhessen gleichmäßiger über Rheinland-Pfalz Gästeankünfte das Jahr verteilt. Zwar werden auch hier die Übernachtungen 140 meisten Übernachtungen in den Monaten

130 Mai bis Oktober gezählt, dennoch liegen die Zahlen in den kälteren Monaten nicht so weit 120 unter dem Durchschnitt des Jahres wie in den anderen Landesteilen. So werden in den 110 ersten drei Monaten des Jahres in Rheinhes- 100 sen etwa 76 Prozent des Jahresdurchschnitts erreicht, in Rheinland-Pfalz insgesamt sind 90 es dagegen nur 57 Prozent. Zu Jahresbeginn 80 spielt dabei die Fastnachtszeit eine Rolle. Im Allgemeinen spiegeln diese konstanten 0 1990 1995 2000 2005 2010 Zahlen aber auch die hohe Bedeutung des Geschäfts- und Veranstaltungstourismus in schrumpften jeweils um rund ein Drittel. der Region wider. Wird für alle Besucherinnen und Besucher als Vergleichsjahr 2008 gewählt, verblei- Dieser findet sich auch in der unterdurch- Kürzeste Verweildauer im ben Zuwächse bei den Gästezahlen von schnittlichen Verweildauer in der Region. ganzen Land 3,3 Prozent und bei den Übernachtungen Während die Besucherinnen und Besucher von 1,3 Prozent. in Rheinland-Pfalz im Schnitt 2,8 Tage verweilen, bleiben sie in Rheinhessen nur Fast 40 Pro- Im längerfristigen Vergleich fällt die Bilanz zent mehr Übernachtungen in der Tourismusregion Gäste als vor der Tourismusregion Rheinhessen sehr po- G 2 20 Jahren sitiv aus: Zwar blieb die Entwicklung der Rheinhessen 2010 nach Monaten

Tourismusregion in der ersten Hälfte der in 1 000 90er-Jahre hinter dem Landesdurchschnitt 175 zurück, aber ab Ende der 90er-Jahre über- 150

holte Rheinhessen das Land sowohl bei den 125 Gäste- als auch bei den Übernachtungszah- 100 len. Zwischen 1990 und 2010 stieg die Zahl der Gäste in Rheinhessen um fast 40 Pro- 75

zent; in Rheinland-Pfalz fiel der Zuwachs mit 50 +27 Prozent deutlich geringer aus. Die Zahl 25 der Übernachtungen legte in der Region um 21 Prozent zu; in Rheinland-Pfalz gab es hin- 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. gegen nur ein Plus von knapp drei Prozent.

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1,7 Tage. Das ist über alle Tourismusregionen Übernachtungen in der Tourismusregion G 3 betrachtet die kürzeste Aufenthaltsdauer. Rheinhessen 2010 nach Betriebsarten Bereits vor 20 Jahren wies Rheinhessen den niedrigsten Wert der Regionen aus, damals Anteile in % blieben die Gäste im Durchschnitt aber noch Hotels garnis 11,3% zwei Tage. Sonstige Beherbergungs- betriebe Überragende Bedeutung der Hotels 9,8% Pensionen nimmt weiter zu 4,3% Gasthöfe Die Hotellerie hat in der Region Rheinhes- 2,4% sen eine außerordentlich große Bedeutung. Privat- quartiere Mit einem Anteil von 77 Prozent der Gäste 1,5% und 71 Prozent aller Übernachtungen im Jahr 2010 liegen die Hotels mit weitem Abstand Hotels 70,8% an der Spitze der beliebtesten Betriebsar- ten. Auch dies dürfte seine Ursache in dem cherinnen und Besucher wählten auch sel- hohen Anteil an Geschäftsreisenden und tener Gasthöfe für Ihre Übernachtungen. Im Veranstaltungstouristen haben, die eher Jahr 2010 wurden mit 31 700 rund 20 Pro- in Hotels übernachten. Zusammen mit zent Übernachtungen weniger in Gasthöfen den Hotels garnis (elf Prozent), Pensionen gezählt als noch 1990. (4,3 Prozent) und Gasthöfen (2,4 Prozent) entfallen damit neun von zehn Übernach- Die Privatquartiere stellten auch schon vor Privatquartiere nur mit geringer tungen in Rheinhessen auf die Hotellerie. 20 Jahren mit nur 3,3 Prozent einen sehr Bedeutung Dagegen spielen die sonstigen Beherber- geringen Beitrag zum Übernachtungsvolu- gungsbetriebe (9,8 Prozent) sowie die Privat- men. Dennoch büßten sie seitdem fast die quartiere und Kleinbetriebe mit weniger als Hälfte ein und kamen zuletzt auf nur noch neun Betten (1,5 Prozent), die im Land von 19 400 Übernachtungen. Die sonstigen Be- größerer Bedeutung sind und in der Regel herbergungsbetriebe, zu denen beispiels- längere Verweildauern aufweisen, nur eine weise Jugendherbergen sowie Ferienhäuser untergeordnete Rolle. und Ferienheime gehören, konnten ihre Übernachtungszahlen um 60 Prozent er- Gegenüber 1990 blieb der Anteil der Hotel- höhen. Allerdings ist ihre Zahl in Rheinhes- lerie in etwa unverändert. Allerdings gab es sen sehr gering. innerhalb dieser Kategorie Strukturverschie-

bungen zwischen den einzelnen Betriebsar- Jeder fünfte ausländische Gast kommt ten. Die Hotels konnten ihre dominierende aus den USA Stellung in Rheinhessen weiter ausbauen. Die Zahl der Übernachtungen in Hotels ist Im Jahr 2010 besuchten 586 500 Gäste aus um 34 Prozent auf zuletzt 938 200 gestie- Deutschland die Tourismusregion Rhein- gen. Deutliche Zunahmen gab es auch bei hessen. Das waren 7,4 Prozent mehr als den Pensionen. Dagegen verloren die Hotels 2009. Die Zahl der Übernachtungen die- garnis 34 Prozent und zählten 2010 nur ser Gäste erhöhte sich um 5,9 Prozent auf noch 149 200 Übernachtungen. Die Besu- 1,01 Millionen.

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Gästeankünfte und Übernachtungen dabei jedoch deutliche Unterschiede: Wäh- G 4 in der Tourismusregion Rheinhessen 1990–2010 rend die Polinnen und Polen im Schnitt mit nach Herkunft 4,3 Tage am längsten in Rheinhessen verwei- len, bleiben die Gäste aus Kanada und der Messzahl: 1990=100 160 Volksrepublik China nur 1,1 Tage.

Die Herkunft der ausländischen Gäste in 140 Rheinhessen unterscheidet sich deutlich von den übrigen Tourismusregionen. Die 120 größte Gruppe stellen in Rheinhessen mit weitem Abstand die Gäste aus den USA. Im 100 Jahr 2010 kamen 41 600 Reisende und damit jeder fünfte ausländische Gast aus den USA. 80 Die Kanadierinnen und Kanadier stellen mit Gästeankünfte Inländer Übernachtungen Inländer rund 19 500 Gästen die zweitgrößte Gruppe 60 Gästeankünfte Ausländer unter den Gästen aus dem Ausland, ihr Übernachtungen Ausländer Anteil beträgt zehn Prozent. Die Chinesin- 0 nen und Chinesen folgen mit 17 300 Gästen 1990 1995 2000 2005 2010 an dritter Stelle (9,1 Prozent). Die für den rheinland-pfälzischen Tourismus sehr bedeu- Kräftige Sprünge gab es 2010 bei der Zahl der ausländischen Reisenden. Insgesamt tenden Gäste aus den Niederlanden und kamen 190 100 Gäste aus dem Ausland, Belgien belegen mit sechs bzw. drei Prozent deren Übernachtungen summierten sich auf die Ränge vier und elf. Diese Besucherinnen 312 900; das sind 14 bzw. 15 Prozent mehr und Besucher verbringen ihren Urlaub eher als im Vorjahr. In diesen hohen Zuwachsraten in Ferienzentren, von denen es in der Tou- kommen die Auswirkungen der Wirtschafts- rismusregion Rheinhessen jedoch keine gibt. und Finanzkrise zum Vorschein. Die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste ausländischen Touristen war 2009 gegenüber G 5 in der Tourismusregion Rheinhessen 2010 2008 um zwölf Prozent, die Zahl der Über- nach Herkunftsländern nachtungen um 15 Prozent eingebrochen. Anteile in % Wird 2008 als Vergleichsjahr herangezogen, ergeben sich ein Gästeplus von einem Prozent China, VR Niederlande Schweiz und Hongkong 5,7% 5,0% und ein Rückgang bei den Übernachtungen 6,2% Australien von 1,5 Prozent. Die Rheinhessen konnten das Kanada 4,8% Krisenjahr demnach bei den Gästen bereits 7,0% Vereinigtes wieder ausgleichen und sind bei den Über- Königreich 4,7% nachtungen auf gutem Wege. USA 20,4% Frankreich Gäste aus Die ausländischen Gäste verweilen im 4,3% Polen bleiben am längsten Schnitt 1,6 Tage und liegen damit leicht Italien unter der mittleren Aufenthaltsdauer von 3,7% inländischen Gästen (1,7 Tage). Zwischen Übrige Länder den einzelnen Herkunftsländern gibt es 38,1%

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Im langfristigen Vergleich seit 1990 erhöhte durchschnitt kommen lediglich 18 Prozent sich die Zahl der inländischen Gäste deutlich der Gäste aus Ländern außerhalb Europas. stärker als die der ausländischen Besucherin- nen und Besucher. Zwar stiegen die Gäste- Hotels sind auch bei den Gästen aus dem zahlen bis Ende der 90er-Jahre in gleichem Ausland die beliebteste Betriebsart Ausmaß, mit Beginn des neuen Jahrhunderts Die Gäste der Tourismusregion Rheinhessen kamen aber wieder weniger Gäste aus dem entscheiden sich am häufigsten für einen Ausland und mehr aus dem Inland nach Rhein- Aufenthalt in einem Hotel. Der Anteil der hessen. Insgesamt stieg die Zahl der Inlände- Hotels liegt bei den Übernachtungen bei rinnen und Inländer über den Zeitraum der 70 Prozent. Bei den ausländischen Gästen vergangenen 20 Jahre um 57 Prozent und die wird das Hotel mit 85 Prozent aller Über- der Ausländerinnen und Ausländer nur um nachtungen sogar noch häufiger gewählt als drei Prozent. Bei den Übernachtungen gehen bei den deutschen Gästen mit 67 Prozent. die Entwicklungen sogar in entgegengesetzte An zweiter Stelle stehen bei den Besuche- Richtungen. Während die inländischen Rei- rinnen und Besuchern die Hotels garnis mit senden 2010 rund 37 Prozent mehr Über- elf Prozent. Zwölf Prozent der inländischen nachtungen als 1990 buchten, waren es bei und neun Prozent der ausländischen Gäste den Ausländern 13 Prozent weniger. Auch vor übernachten dort. Aus Sicht der Hotels und 20 Jahren stellten die US-Amerikanerinnen Hotels garnis entfällt ein Viertel ihrer Über- und -Amerikaner bereits den größten Anteil nachtungen auf Reisende aus dem Ausland. an den ausländischen Gästen. Damals kamen Für die Gäste aus dem Inland haben auch noch 70 500 Besucherinnen und Besucher noch Jugendherbergen und Pensionen eine und damit jeder dritte ausländische Reisende größere Bedeutung. aus den USA. Die Zahl der Gäste aus den USA sank seitdem um mehr als 40 Prozent. Eine Betriebe und Betten1 in der Tourismusregion G 6 Erklärung für diese Entwicklung könnte der Rheinhessen und in Rheinland-Pfalz 1990–2010 Abzug US-amerikanischer Streitkräfte nach Messzahl: 1990=100 der deutschen Wiedervereinigung sein. Dass 140 die Gesamtzahl der Reisenden aus dem Aus- Rheinhessen Betriebe Betten land trotzdem leicht zugenommen hat, liegt 130 Rheinland-Pfalz Betriebe an den Gästen aus der Schweiz, Belgien, Betten Österreich und den Niederlanden. Aus diesen 120 Ländern kommen heute deutlich mehr Gäste nach Rheinhessen als noch vor 20 Jahren. 110

Mehrheit Bei der Zusammenfassung aller Herkunfts- 100 der Gäste stammt nicht länder nach Kontinenten fällt auf, dass mit aus Europa einem Anteil von 56 Prozent die Mehrheit 90 der Gäste in Rheinhessen nicht aus Europa 80 stammt. In den anderen rheinland-pfälzi-

schen Tourismusregionen überwiegen hin- 0 gegen die Besucherinnen und Besucher aus 1990 1995 2000 2005 2010 europäischen Ländern deutlich. Im Landes- 1 Ohne Privatquartiere.

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T 2 Tourismusregion Rheinhessen Januar bis Oktober 2011

Gästeankünfte Übernachtungen Veränderung Veränderung Region gegenüber dem gegenüber dem Anzahl Anzahl Vorjahres- Vorjahres- zeitraum in % zeitraum in %

Rheinhessen 714 600 8,0 1 221 201 7,4 Inland 544 521 9,0 942 242 8,5 Ausland 170 079 5,1 278 959 4,0 Rheinland-Pfalz 7 378 138 6,6 20 060 023 4,5 Inland 5 759 838 8,0 15 558 464 5,7 Ausland 1 618 300 1,9 4 501 559 0,5

Hotellerie bestimmt Tourismusangebot durchschnitt. Hier zeigt sich wieder die hohe Im Schnitt stehen in einem in Rheinhessen Bedeutung der Hotels in der Tourismusre- Beherbergungs- gion. Diese bieten in der Regel eine größere betrieb 208 größere Den Gästen stehen in Rheinhessen 208 grö- 50 Betten Beherbergungs- Zahl an Betten an. Dagegen kommt den klei- ßere Beherbergungsbetriebe zur Verfügung, betriebe, neren Beherbergungsstätten in Rheinhessen 10 500 Betten das sind fast sechs Prozent aller Betriebe im nur eine untergeordnete Rolle zu. Land. Die rheinhessischen Beherbergungs- betriebe bieten ingesamt rund 10 500 Betten Fast ein Drittel der Betten sind über das Jahr Überdurch- schnittliche an. Den größten Anteil an den bereitgestell- betrachtet in Rheinhessen belegt. Damit Betten- ten Betten haben die Hotels mit 70 Prozent. liegt die Bettenauslastung in der Touris- auslastung Weitere elf Prozent werden von den Hotels musregion über dem Landesdurchschnitt garnis angeboten, sieben Prozent in Pensio- von 31 Prozent und an dritter Stelle in einer nen und fünf Prozent in Gasthöfen. Auf die Rangliste der Regionen. Die Spannweite der sonstigen Betriebe entfallen sieben Prozent. Bettenauslastung reicht in der Tourismus- Noch einmal 600 Betten gibt es in Privat- region Rheinhessen von fast zehn Prozent in quartieren und Kleinbetrieben mit weniger den Privatquartieren bis zu 56 Prozent in den als neun Betten. Jugendherbergen.

In der längerfristigen Betrachtung seit 1990 Vor 20 Jahren war die Bettenauslastung hat sich die Zahl der Beherbergungsbetriebe mit 38 Prozent noch deutlich höher. Da das in Rheinhessen gegen den Landestrend um Angebot in Rheinhessen jedoch stärker aus- 30 Prozent erhöht. Da hauptsächlich größere geweitet wurde als die Nachfrage gestiegen Betriebe hinzukamen, stieg die Bettenkapa- ist, sank die Auslastung der Betten. zität in der Tourismusregion Rheinhessen sogar um 35 Prozent. Die Bettenkapazität wurde vor allem bei den Hotels und Pensio- Info nen ausgeweitet. Hotels garnis verringerten Für Smartphone-Benutzer: dagegen ihr Angebot um 30 Prozent. Bildcode scannen, etwa mit der App „i-nigma“. So gelangen Sie direkt zu In einem rheinhessischen Beherbergungs- den aktuellen Informationen zum betrieb stehen im Schnitt 50 Betten, das Tourismus in Rheinland-Pfalz. sind sieben Betten mehr als im Landes-

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Ausblick 5,1 Prozent mehr Gäste. Die Zahl der Über- nachtungen legte um 7,4 Prozent auf 1,22 Die positive Entwicklung der Tourismus- Millionen zu. Ebenso wie bei den Gäste- region Rheinhessen der vergangenen 20 zahlen trugen auch hier die inländischen Jahre setzt sich auch in den ersten zehn Besucherinnen und Besucher (+8,5 Prozent) Monaten des Jahres 2011 weiter fort. Von stärker zum Zuwachs bei als die auslän- Januar bis Oktober des vergangenen Jahres dischen (+4 Prozent). kamen 714 600 Übernachtungsgäste nach Rheinhessen, das ist ein Plus von acht Pro- zent gegenüber 2010. Am stärksten nahm Romy Feldmann, Diplom-Kauffrau, dabei die Zahl der Gäste aus dem Inland zu leitet das Referat Veröffentlichungen. (+9 Prozent). Aus dem Ausland kamen

Info Ausgabe N° 22 der Reihe „Statistische Analysen“ Tourismus in Rheinland-Pfalz – Strukturen und Entwicklungen im Land und in den Tourismusregionen

Ausführliche Informationen zum Touris-

musgeschehen im Land finden Sie in der STATISTISCHES LANDESAMT Statistischen Analyse „Tourismus in Rhein- land-Pfalz – Strukturen und Entwicklungen N° 22 20 STATISTISCHE im Land und in den Tourismusregionen“. ANALYSEN In dieser Analyse werden die Struktu- ren sowie die aktuellen und langfristigen Entwicklungen des rheinland-pfälzischen Fremdenverkehrs dargestellt.

Die PDF-Datei steht zum kostenfreien Download unter http://www.statistik.rlp. de/veroeffentlichungen/statistische-ana- lysen/tourismus/tourismus2010.pdf zur Verfügung. Die Printausgabe kann zum Tourismus in Rheinland-Pfalz – Strukturen und Entwicklungen Preis von 15 Euro einschließlich Versand- Statistik nutzen im Land und in den Tourismusregionen kosten beim Statistischen Landesamt, Ver- trieb der Veröffentlichungen, 56128 Bad Ems, bestellt werden.

Telefon: 02603 71-2450, Telefax: 02603 71-194322, E-Mail: [email protected]

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