Samtgemeinde Elbmarsch

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Erläuterungsbericht

ENTWURF Mai 2020

Samtgemeinde Elbmarsch

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Stand: Entwurf, 20.05.2020

Auftraggeber:

Samtgemeinde Elbmarsch Der Samtgemeindebürgermeister Elbuferstraße 98 21436

Auftragnehmer:

WRS Architekten und Stadtplaner GmbH Markusstraße 7 20355 [email protected] www.wirsind.net

SBI Beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH Hasselbrookstraße 33 22089 Hamburg www.sbi.de

Verfasser: WRS Dipl.-Ing. Stefan Röhr-Kramer M.Sc. André Stein-Schomburg Cand. B.Sc. Inga Meierding

SBI Dr.-Ing. Michael Großmann Dipl.-Ing. Olaf Drangusch M.Sc. Reza Alamdar Milani

Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ...... 5 Tabellenverzeichnis ...... 7 1 Einleitung ...... 8 1.1 Anlass und Ziel ...... 8 1.2 Auftrag ...... 8 1.3 Vorgehen ...... 9 1.4 Bestandteile und Einsicht in die Unterlagen ...... 11 2 Bestandsaufnahme und Analyse ...... 12 2.1 Übergeordnete Planungsinstrumente ...... 12 2.1.1 Landesraumordnungsprogramm 2017 Niedersachsen ...... 12 2.1.2 Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) 2025 ...... 12 2.1.3 Landschaftsrahmenplan (LRP) ...... 14 2.1.4 Flächennutzungsplan ...... 15 2.1.5 Landschaftsplan ...... 15 2.1.6 Sonstige Planwerke ...... 15 2.1.7 Leader-Region -Achtern-Diek ...... 16 2.2 Die Samtgemeinde ...... 16 2.2.1 Räumliche Lage ...... 16 2.2.2 Samtgemeindestruktur ...... 17 2.2.3 Historische Entwicklung...... 17 2.2.4 Bevölkerungsstruktur / Demografische Entwicklung ...... 18 2.2.5 Wirtschaft und Tourismus ...... 19 2.2.6 Kulturlandschaft ...... 20 2.2.7 Infrastruktur ...... 21 2.2.8 Natur, Landschaft und Naherholung ...... 23 2.2.9 Mobilität ...... 24 2.2.10 Ortsbild und Städtebau ...... 43 2.3 Abschließende Betrachtung der Bestandsaufnahme ...... 44 3 Ortsentwicklungskonzept ...... 46 3.1 Ziel für die Bevölkerungsentwicklung ...... 46 3.2 Wohnbauflächenpotenziale ...... 47 3.3 Verkehrsprognose ...... 51 3.3.1 Allgemeine Verkehrsentwicklung...... 51 3.3.2 Verkehrserzeugung in der Samtgemeinde Elbmarsch ...... 51 3.3.3 Auswirkungen auf die Verkehrssituation in der Samtgemeinde Elbmarsch ...... 54 3.4 Ziele ...... 55 3.4.1 Siedlungsstruktur und Wohnen ...... 55 3.4.2 Wirtschaft und Tourismus ...... 56 3.4.3 Mobilität ...... 58 3.4.4 Umwelt, Natur, Landschaft ...... 58 3.4.5 Familie, Demografie und Soziales ...... 59 3.4.6 Verwaltungsstruktur ...... 60 3.5 Maßnahmen ...... 61 3.6 Maßnahmenübersicht ...... 75 4 Selbstbindung ...... 77 Quellenverzeichnis ...... 78 Anhang ...... 79

Seite 4 von 79

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Handlungsfelder und Querschnittsthemen (WRS)…………………………………………………………………………………9

Abb. 2/Abb. 3 Auftaktveranstaltung Januar 2019 (WRS)..………………………………………………………………………………………….10

Abb. 4/Abb. 5 Erste Werkstattveranstaltung Mai 2019 (WRS)………………………………………………………………..…………………10

Abb. 6/Abb. 7 Zweite Werkstattveranstaltung August 2019 (WRS)…………………………………………………………………………...11

Abb. 8 Regionales Raumordnungsprogramm 2025 Landkreis , 2019 (LK Harburg)…………………………… 14

Abb. 9 Räumliche Lage der Samtgemeinde ……………………………………………………………………………………………….….17

Abb. 10 Historische Karte der Samtgemeinde aus dem Jahr 1833 (LGLN Niedersachsen…………………………………18

Abb. 11 Zählstellen (SBI) ………………………………………………………………………………………………………………….……………..25

Abb. 12 3-Tage-Ganglinie an den Zählquerschnitten (Dienstag bis Donnerstag; 07.05. - 09.05. / 04.06. - 06.06.2019) (SBI)…………..……………………………………………………………………………………………………….25

Abb. 13 Aktuelle werktägliche Verkehrsbelastungen (SBI) .……………………………………………………………………………..26

Abb. 14 Tagesganglinie des Kfz-Verkehrs auf der B404 – Elbbrücke (am 29. Mai 2019) (SBI)…………………………..27

Abb. 15 Tagesganglinie des Kfz-Verkehrs auf der Elbuferstraße (L217) in Marschacht (am 29. Mai 2019) (SBI).27………………………………………………………………………………………………………………….27

Abb. 16 Verkehrsqualität im Einfädelungsbereich der B404 – Anschlussstelle Marschacht (HBS 2015, Teil L – Landstraßen, Bild L6-13)…………………………………………………………………………………………………..……..28

Abb. 17 Busliniennetz in der Samtgemeinde Elbmarsch ………………………………………………………………………………….30

Abb. 18/Abb. 19 Elb-Shuttle……………………………………………………………………………………………………….………………………………...32

Abb. 20 Einzugsbereiche der Bushaltestellen im Untersuchungsgebiet (SBI) ……………………………………………….…33

Seite 5 von 79

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 21 Bewertung der Bushaltestellen im Untersuchungsgebiet (SBI) …………………………………………………………..34

Abb. 22/Abb. 23 Beispiele für sehr gut/ausreichend ausgestattete Haltestellen (SBI)…………………………………..………………35

Abb. 24/Abb. 25 Beispiele für unzureichend ausgestattete Haltestellen (SBI)………………………………………………………..……..35

Abb. 26/Abb. 27 Fahrradabstellanlagen an Haltestellen (SBI)…………………………………………………………..…………………………..35

Abb. 28 Fuß- und Radverkehrsführung im Untersuchungsgebiet (SBI) …………………………………………………………...36

Abb. 29/Abb. 30 Einseitiger benutzungspflichtiger „gemeinsamer Geh- und Radweg“ außerorts (SBI)………………………...37

Abb. 31/Abb. 32 Einseitiger benutzungspflichtiger „gemeinsamer Geh- und Radweg“ innerorts (SBI)………………………....37

Abb. 33 – Abb. 38 Beispiele für die unterschiedliche Qualität und Zustand der Geh- und Radwege (SBI)………………………..38

Abb. 39/Abb. 40 Ende von Anlagen des Fuß- und Radverkehrs ohne Weiterführung (SBI)……………………….…………………..39

Abb. 41 – Abb. 44 Bedeutsame Radverbindungen im Untersuchungsgebiet (SBI)………………………………..…………………..…….39

Abb. 45/Abb. 46 Radverbindung zwischen Eichholz und Horburg/Bütlingen (SBI)…………………………………………………..…… 40

Abb. 47 Abschnittsbewertung und Betrachtung der punktuellen Auffälligkeiten……………………………………………..40

Abb. 48 Radverkehrsanlagen mit zu geringen Breiten gem. ERA 2010……………………………………………………………..41

Abb. 49 Prüfung der Benutzungspflicht gem. ERA 2010………………………..…………………………………………………………41

Abb. 50 Fahrradfreizeitrouten im Untersuchungsgebiet (SBI)………………………………………………………………………….42

Abb. 51 Übersicht Wachstumsszenario (WRS)………………………..……………………………………………………………………….47

Abb. 52 Dichtekonzept (WRS)……………………………………………..…………………………………………………………………………..48

Abb. 53 Übersicht Bedarfe Wohnungsbau (WRS)………………………………………………………………………..…………………..49

Seite 6 von 79

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 54 Entwicklungspotenziale Wohnen und Gewerbe in der Samtgemeinde Elbmarsch (SBI/WRS)……………..52

Abb. 55 Prognose der Kfz-Verkehrsentwicklung in der Samtgemeinde Elbmarsch (SBI) …………………………..…….54

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 ÖPNV-Fahrtenangebot pro Tag (Quelle: Fahrplan vom 15.08.2019 bis 14.12.2019)……………………………31

Tabelle 2 Gesamtpotenzial Wohnungsbau (WRS)………………………………………………………………………………………………49

Tabelle 3 Gesamtbedarf Wohnungsbau (WRS)…………………………………………………………………………………………………..50

Seite 7 von 79

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

1 Einleitung

1.1 Anlass und Ziel

Ob demografischer Wandel, wirtschaftsstrukturelle Veränderungen, der Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Digitalisierung oder andere übergeordnete Trends wie bspw. neue Mobilitätskonzepte und regenerative Energieversorgung: Städte und Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland stehen heute vor großen Herausforderungen. Es bedarf zunehmend innovativer Anpassungsstrategien und Entwicklungsideen, um den Herausforderungen zu begegnen und die damit einhergehenden Potenziale und Möglichkeiten für eine gemeinwohlorientierte und zukunftsfähige Ortsentwicklung zu nutzen.

Die Hamburger Metropolregion, als anhaltend prosperierende Wachstumsregion, vereint Herausforderungen im besonderen Maße, sowohl auf regionaler als auch auf kommunaler Ebene. Die Überlagerung einer Vielzahl von Interessen charakterisiert die Region. Es gilt, diese untereinander abzuwägen und in einen zukunftsfähigen Einklang zu bringen. Ob Wirtschaft, Siedlungsstruktur, Demografie, Klimaschutz, Sozialeinrichtungen, Kultur, Tourismus oder Verkehr: Es bedarf umfangreicher, übergreifender und partizipativer Konzepte zur Gestaltung einer nachhaltigen Ortsentwicklung.

Informelle Planungsinstrumente - wie das hier vorliegende städtebauliche Entwicklungskonzept - sind in der Lage, die Situation heute vor Ort zu bewerten und den Herausforderungen interdisziplinär zu begegnen sowie entsprechende Ziele und Lösungsansätze zu formulieren. Dabei stützen sich die Ergebnisse vor dem Hintergrund des umfangreichen Beteiligungsprozesses auf einen breiten öffentlichen Konsens.

Der Samtgemeinderat der Samtgemeinde Elbmarsch hat sich vor dem Hintergrund der beschriebenen Zukunftsaufgaben im Jahr 2018 dazu entschlossen, die Erarbeitung eines interdisziplinären städtebaulichen Entwicklungskonzeptes zu veranlassen.

1.2 Auftrag

Ziel dieses Konzeptes ist ein partizipativer städtebaulicher Entwicklungsrahmen für die Samtgemeinde Elbmarsch in den kommenden zwei Jahrzehnten. Ein wohnbauliches Potenzialflächenkataster sowie eine verkehrsplanerische Untersuchung mit konzeptionellen Maßnahmen bilden dabei dessen Kern.

Ansinnen der Samtgemeinde war es, neben der wohnbaulichen Entwicklung für die kommenden 20 Jahre auch die bestehenden sozialen, verkehrlichen, ökologischen, wirtschaftlichen und touristischen Strukturen zu überprüfen und für all diese Themenfelder eine Handlungsstrategie für den Betrachtungszeitraum zu erarbeiten. Die Handlungsfelder entsprechen den „Losen“ aus der Ausschreibung. Hier wurden allerdings geringfügig Anpassungen in bspw. der Bezeichnung dieser vorgenommen. So ist sind bspw. die Lose „Familie“ und „Demographie“ in einem Handlungsfeld zusammengefasst du das Los „Verkehr/ÖPNV“ wurde unter dem Begriff „Mobilität“ neu bezeichnet. Dabei soll besonders auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger sowie lokaler Akteure vor dem Hintergrund aktueller gesamtgesellschaftlicher und wirtschaftsstruktureller Herausforderungen wie dem demografischen Wandel und dem Klima- und Ressourcenschutz eingegangen werden.

Seite 8 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 1: Handlungsfelder und Querschnittsthemen (WRS)

Auf Basis einer fundierten Bestandsaufnahme wird die aktuelle Situation der Samtgemeinde analysiert, bewertet und besondere Qualitäten sowie Defizite in den für die Ortsentwicklung wesentlichen Themenfeldern herausgearbeitet.

Entsprechend den Ergebnissen der Bestandsanalyse werden Handlungsempfehlungen und Maßnahmen herausgearbeitet. Diese sollen den politisch Verantwortlichen als Entscheidungs- und Orientierungshilfe für die kommenden 20 Jahre dienen. Das Entwicklungskonzept stellt ein informelles Planungsinstrument dar, das als Grundlage für die folgenden, formellen Planungen (Flächennutzungsplan, Bebauungspläne) sowie Detailmaßnahmen dienen soll. So sollen vor allem wohnbauliche und verkehrsinfrastrukturelle Maßnahmen innerhalb der Samtgemeinde und ihren Gliedgemeinden koordiniert und der bedarfsgerechte und schonende Umgang mit Flächenressourcen gesteuert werden.

Vorhandene Potenziale für eine zukunftsfähige Ortsentwicklung sollen ermittelt und konkrete Maßnahmen aufgezeigt werden. Die Entwicklung gemeinschaftlich nutzbarer Räume sowie vernetzter und kurzer Wegeverbindungen sind dabei zwei weitere zentrale Aspekte des Konzeptes. Durch die definierten Maßnahmen soll die Samtgemeinde Elbmarsch ihren Status als naturnaher Wohn- und Freizeitort festigen. Dabei soll unter anderem die Entwicklung generationenübergreifender Wohnraumangebote sowohl für junge Familien als auch für ältere Bewohner begünstigt werden.

Das städtebauliche Entwicklungskonzept setzt sich außerdem zum Ziel, unter Berücksichtigung und Entwicklung naturräumlicher Begebenheiten die wirtschaftliche Stabilität zu fördern sowie die vorhandenen Strukturen und Funktionen der öffentlichen Infrastruktur zu festigen.

Somit sollen die kommunalen Entscheidungsträger in die Lage versetzt werden, Entscheidungen vorzubereiten und strategische Maßnahmen zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft der Samtgemeinde zu treffen.

1.3 Vorgehen

Die Erarbeitung des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes erfolgte in drei Phasen. Die dem Konzept zu Grunde gelegte Bestandsaufnahme und -analyse, die Ideensammlung während der Konzeptphase sowie die Ausformulierung der Ergebnisse in Konzeptkarte und Erläuterungsbericht.

Die Bestandsaufnahme erfolgte durch Ortsbegehungen, Auswertung bestehender Planwerke (bspw. Landesraumordnungsprogramm, Flächennutzungsplan), die Recherche in einschlägigen Datenbanken (bspw. Landesamt für Statistik Niedersachsen), durch eine Reihe von öffentlichen Beteiligungsveranstaltungen, durch diverse Akteursgespräche sowie im Dialog mit Vertretern der Samtgemeinde sowie den Gliedgemeinden und Fachplanern.

Seite 9 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse und unter Berücksichtigung der vorgefundenen Rahmenbedingungen wurde die Situation der Samtgemeinde bewertet. Auf dieser Grundlage wurde als zentraler Bestandteil des Entwicklungskonzeptes ein Szenario zum Bevölkerungswachstum ausgearbeitet und als unverbindliches anzustrebendes Ziel abgestimmt und dargestellt. Dieses stellt den Rahmen für die Potenzialsuche im Handlungsfeld Siedlungsstruktur und Wohnen und bildet eine wesentliche Grundlage für Maßnahmen und Handlungsempfehlungen der übrigen Handlungsfelder.

Die lokalen Akteure (Vereine, Betriebe und andere Organisationen) sind ein bedeutender Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens der Samtgemeinde. Mit ihren Strukturen bilden sie in vielerlei Hinsicht deren gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Mittelpunkt. Aufgrund ihrer Bedeutung sind ihre Belange im Zuge des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes ermittelt und beachtet worden. Sie wurden hinsichtlich ihrer Bedürfnisse befragt und am Entwicklungsprozess beteiligt. Inhalt dieser Gespräche waren die Vorhabenbeschreibung, die Erfassung der individuellen Bestandssituation des jeweiligen Akteurs bzw. dessen Strukturen sowie Bedürfnisse und Wünsche für das städtebauliche Entwicklungskonzept. Die Inhalte der Akteursgespräche bilden, ebenso wie die weiteren Recherche- und Analyseergebnisse, einen wichtigen Teil des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes und geben darüber hinaus wichtige Hinweise für das zukünftige Handeln der Gemeinde.

Zentrale Anliegen der Samtgemeinde war es, die Öffentlichkeit direkt in die Erarbeitung des Konzeptes einzubinden. Neben einer öffentlichen Auftaktveranstaltung wurden zwei weitere Öffentlichkeitsveranstaltungen mit Werkstattcharakter durchgeführt, bei denen die Bürger und Bürgerinnen unmittelbar die Möglichkeit hatten, ihre Wünsche und Anregungen in den Prozess einfließen zu lassen.

Abb. 2/3: Auftaktveranstaltung Januar 2019 (WRS)

Abb. 4/5: Erste Werkstattveranstaltung Mai 2019 (WRS)

Seite 10 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 6/7: Zweite Werkstattveranstaltung August 2019 (WRS)

1.4 Bestandteile und Einsicht in die Unterlagen

Das Ortsentwicklungskonzept besteht aus der Konzeptkarte sowie dem Erläuterungsbericht.

Die vollständigen Unterlagen sind auf der Homepage Samtgemeinde Elbmarsch www.samtgemeinde-elbmarsch.de verfügbar sowie im Rathaus der Samtgemeinde Elbmarsch, Elbuferstraße 98, 21436 Marschacht einsehbar.

Seite 11 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

2 Bestandsaufnahme und Analyse

2.1 Übergeordnete Planungsinstrumente

Die folgenden Planwerke setzen auf einer der Samtgemeinde übergeordneten Ebene die Leitlinien der Entwicklung und markieren so den Spielraum für dieses Konzept. Die samtgemeindlichen Planungsinstrumente stellen den Status Quo der selbst gesetzten Entwicklungsziele dar. Sie sind auf Basis dieses Konzeptes entsprechend fortzuschreiben.

2.1.1 Landesraumordnungsprogramm 2017 Niedersachsen Das Landesraumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen aus dem Jahr 2017 stellt auf Landesebene die übergeordneten raumordnerischen Ziele und Grundsätze dar. Diese werden über eine nachhaltige räumliche Entwicklung definiert, welche einen umweltgerechten Wohlstand für kommende Generationen zum Ziel hat. Im Zuge der Ziele und Grundsätze zur gesamträumlichen Entwicklung des Landes und seiner Teilräume wird bezüglich der Entwicklung der räumlichen Struktur des Landes (LROP 2017) ausgeführt, dass in allen Teilräumen eine Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums und der Beschäftigung erreicht werden soll. Bei allen Planungen und Maßnahmen sollen daher die Möglichkeiten der Innovationsförderung, der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, der Erschließung von Standortpotenzialen und von Kompetenzfeldern ausgeschöpft werden und insgesamt zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung beitragen. Es wird ausdrücklich auf das koordinierende Zusammenwirken des Landes und der Träger der Regionalplanungen Wert gelegt, um regionalspezifische Entwicklungspotenziale auszuschöpfen und Besonderheiten der teilräumlichen Entwicklung Rechnung zu tragen. Diese werden im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Harburg weiter spezifiziert und ausformuliert.

Die Samtgemeinde Elbmarsch findet keine explizite Erwähnung im Landesraumordnungsprogramm.

2.1.2 Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) 2025 Das Regionale Raumordnungsprogramm 2025 des Landkreises Harburg aus dem Jahr 2019 gibt die übergeordneten Raumordnungsziele auf der Ebene des Landkreises vor. Die Gemeinden sind dazu angehalten, den Zielen der Raumordnung zu entsprechen. Vor allem über die formelle gemeindliche Planung (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne) sind Entwicklungen innerhalb der Gemeinden an die Ziele der Raumordnung anzupassen.

Im RROP ist die Gemeinde Marschacht als Grundzentrum festgelegt. Aufgrund der Samtgemeindestruktur und Verteilung der zentralen Einrichtungen auf die Teilgemeinden werden auch Drage und Teilfunktionen eines Grundzentrums zugesprochen. Die konkrete räumliche Ausdehnung der zentralen Orte wird im RROP über die Festlegung zentraler Siedlungsgebiete weiter ausdifferenziert. Grundzentren sollen zentralörtliche Einrichtungen des Grundbedarfs bündeln und sichern. Hierzu zählen u.a. weiterführende Schulen, Büchereien, Sportplätze, Einrichtungen der Altenpflege sowie Einkaufsmöglichkeiten. Als raumordnerisches Novum gilt die Festlegung des zentralen Siedlungsgebietes über die Gemeindegrenzen hinweg.

Eines der prioritären Ziele des RROP im Bereich der Siedlungsentwicklung ist die sparsame Flächeninanspruchnahme. In diesem Zusammenhang wird auf eine Vermeidung von bandartigen Siedlungsstrukturen ohne erkennbare Ortsübergänge - wie sie sich in der Samtgemeinde Elbmarsch

Seite 12 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept teilweise bereits ergeben haben - sowie neuen „Vorsprüngen“ in den Landschaftsraum hingewiesen. Sollten diese nicht zu vermeiden sein, sollen Ortsränder an geeigneter Stelle abgerundet und gegenüber der freien Landschaft klar begrenzt und landschaftsgerecht gestaltet werden. Dabei sollen die Gemeinden vordringlich nachgefragte Wohnformen schaffen und insbesondere Infrastrukturfolgekosten langfristig im Blick haben. So ist grundsätzlich anzustreben, alle Nutzungen im Siedlungskörper einzubinden und zu konzentrieren. Einrichtungen zur Freizeitgestaltung und Versorgung sollen möglichst fußläufig zu erreichen sein. Kompakte Siedlungsstrukturen sollen kurze Wege ermöglichen und Verkehrserzeugung vermeiden.

Mit den Teilgemeinden Drage und Marschacht liegt die Samtgemeinde im Randbereich der Siedlungsachse Hamburg - Geesthacht und übernimmt somit Funktionen zur Entlastung des östlichen Teils der Metropolregion Hamburg vom Siedlungsdruck. Dieser Bereich des Landkreises hat in der Folge in jüngster Vergangenheit stark vom Zuzug profitiert. Der räumlich-funktionale Zusammenhang der Samtgemeinde entlang der Landestraße 217 und entsprechend vorhandene Infrastrukturen und Flächenpotenziale können und sollen über das Maß der Eigenentwicklung hinaus für weitere wohnbauliche Entwicklungen sorgen.

Aufgrund der besonderen Bodenwertigkeit und eines besonders hohen standortgebundenen Ertragspotenzials werden im RROP Vorbehaltsgebiete für die Landwirtschaft aufgezeigt. Diese befinden sich in der Samtgemeinde im nördlichen Bereich, zumeist unmittelbar an der vorhandenen bandartigen Siedlungsstruktur entlang der Landesstraße. Auch aufgrund dessen ist in diesem Bereich ein schonender Umgang mit der Ressource Boden geboten.

Ein weiterer zentraler Aspekt des RROP für die Samtgemeinde sind mehrere Standorte mit den besonderen Entwicklungsaufgaben für Erholung und Tourismus. Insbesondere der Elberadweg und die sich am Hafen Stover Strand befindenden Campinganlagen sind hier von regionaler und überregionaler Bedeutung.

Eine Besonderheit der Samtgemeinde stellt die Lage an der Elbe dar. Im RROP wird auf Gemeinden an tidebeeinflussten Gewässern gesondert eingegangen, um klarzustellen, welcher Raum im Landkreis für die Küstenentwicklung einer gesonderten Raumbetrachtung unterliegt. Als hoheitliche Aufgabe spielt der Hochwasserschutz in der Elbmarsch eine besondere Rolle. Zudem sind im RROP innerhalb des Samtgemeindegebietes ‚Vorranggebiete zur Rohstoffgewinnung‘ dargestellt. Hier stehen Kleivorkommen für Deichschutzmaßnahmen als Rohstoff dem Deichbau zur Verfügung. Andere Nutzungen dieser Flächen sind aufgrund ihrer festgelegten Vorrangfunktion ausgeschlossen. Im Zusammenhang mit den Tidegewässern stehen Hafenanlagen, welche im Elberaum zukunftsfähig sichergestellt werden sollen und deren Zugänglichkeit dauerhaft gesichert werden soll.

Seite 13 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 8: Regionales Raumordnungsprogramm 2025 Landkreis Harburg, 2019 (LK Harburg)

2.1.3 Landschaftsrahmenplan (LRP) Der Landschaftsrahmenplan ist entsprechend seines gesetzlichen Auftrages ein unabgestimmter Fachplan des Naturschutzes und der Landschaftspflege mit gutachterlichem Charakter und unterliegt nicht der politischen Abwägung. Seine Aufgabe ist die Erarbeitung und Darstellung der überörtlichen Ziele, Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das Gebiet des Landkreises. Die Ziele der Raumordnung sind dabei zu beachten, die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung zu berücksichtigen. Die Aussagen, Ziele und Maßnahmen des Landschaftsrahmenplans sind nicht rechtsverbindlich. Die Abwägung mit gesamtgesellschaftlichen Belangen ist den jeweiligen nachfolgenden Verfahren vorbehalten, die eine Verbindlichkeit von Zielen und Maßnahmen des Landschaftsrahmenplans begründen und die räumliche Ausdehnung im örtlichen Maßstab konkretisieren. Hierbei finden eigenständige Beteiligungsverfahren statt, innerhalb derer aus nicht-naturschutzfachlichen Gründen Einwand erhoben bzw. Widerspruch eingelegt werden kann. Der Landschaftsrahmenplan bietet als naturschutzfachliches Gutachten in regionalem Maßstab eine Grundlage für Bestandserfassungen bzw. Maßnahmenkonzepte auf anderen Planungsebenen und vertritt als Abwägungsmaterial bei Umsetzungsprozessen raumwirksamer Planungen (z.B. im Rahmen der Aufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms) die Belange des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes.

Für die Region Elbmarsch beschreibt das Zielkonzept des Landschaftsrahmenplan u.a. folgende Aspekte:  Erhaltung der für die Elbmarsch charakteristischen, großflächig offenen Wiesenlandschaft.  Erhaltung und Entwicklung des weiträumigen Grünlandes mit z.T. extensiver Flächennutzung als Brut- und Nahrungshabitat  Erhaltung und Entwicklung von Marschgräben mit hohem Anteil typischer Vegetationsbestände

Seite 14 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

 Erhaltung und Entwicklung eines typischen Obstanbaugebietes in ökologisch angepasster Bewirtschaftung mit artenreichen Grünlandbereichen und offenen Grabensystemen zur Sicherung der kulturhistorisch begründeten, elbmarschtypischen Nutzungsform, auch als Lebensraum typischer Pflanzen- und Tierarten, insbesondere als Weißstorch-Nahrungshabitat und im südlichen Teilbereich als Lebensraum des Wachtelkönigs.  Erhalt des kulturhistorisch begründeten Landschaftscharakters der Elbmarsch mit typischen Nutzungsformen und als Lebensraum typischer Pflanzen- und Tierarten.

2.1.4 Flächennutzungsplan Der rechtskräftige Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Elbmarsch stammt aus dem Jahr 2002. Der Flächennutzungsplan orientiert sich an den planerischen Rahmenbedingungen des Landes und bildet als Instrument der vorbereitenden Bauleitplanung die Grundlage für kleinräumige Planungen innerhalb der jeweiligen Teilgemeinden. Er definiert für das gesamte Samtgemeindegebiet die sich aus einer strategischen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung.

Im Flächennutzungsplan soll die örtliche Entwicklung von Siedlungsstrukturen, von Natur und Landschaft, von Gewerbe und Industrie, von Land- und Forstwirtschaft sowie von Infrastruktur und Versorgung räumlich organisiert und langfristig gesichert werden.

Die Darstellung im Flächennutzungsplan ist der historischen bandartigen Siedlungsstruktur entlang der Elbuferstraße nachempfunden und entsprechend der gewachsenen Nutzungsmischung als Mischgebiet dargestellt. Später entstandene Siedlungskörper abseits der historischen Strukturen wie bspw. der überwiegende Teil von Tespe, oder in die Landschaft hineinragende Siedlungsbestandteile wurden entsprechend ihres tendenziell eindimensionalen Nutzungscharakters als Wohngebiete dargestellt.

Wesentliche Teile der Samtgemeinde sind als Flächen für die Landwirtschaft (ca. 80 % der Gesamtfläche) gekennzeichnet. Die Umgrenzung der Darstellung der Siedlungskörper wurde größtenteils am Bestand orientiert. Dabei wurden bereits vereinzelt Potenzialflächen berücksichtigt. So sind an entsprechenden Stellen Flächen zur Arrondierung des Siedlungskörpers festgelegt worden. Zudem regelt der Flächennutzungsplan weitere Nutzungen als Sondergebiete. Dies umfasst bspw. Campingplätze, Reitsportanlagen, Sportboothäfen oder eine Wochenendhaussiedlung. Weitere Darstellungen umfassen bestehende Gewerbegebiete, Infrastruktureinrichtungen, Gemeinbedarfsflächen sowie Flächen, welche dem Schutz und der Entwicklung von Natur und Landschaft vorbehalten sind.

2.1.5 Landschaftsplan Die Samtgemeinde hat keinen eigenen Landschaftsplan auf Samtgemeindeebene

2.1.6 Sonstige Planwerke Neben den formellen Planungsinstrumenten liegen eine Reihe weiterer, mehr oder weniger aktueller informeller Planwerke (u. a. Tourismuskonzept, Schulentwicklungskonzepte) vor, die auf Samtgemeinde- oder übergeordneter Ebene erarbeitet wurden und zumeist fach- oder themenspezifisch Entwicklungsstrategien beinhalten. Vorliegende Planwerke wurden im Zuge der Bestandsaufnahme gesichtet und bzgl. relevanter Inhalte ausgewertet. An dieser Stelle wird darauf verzichtet, die Planwerke im Einzelnen aufzuzählen und

Seite 15 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept detailliert vorzustellen. Inhaltliche Bezüge sind im laufenden Bericht enthalten und finden sowohl in der Analyse als auch im Konzeptteil Beachtung.

2.1.7 Leader-Region Elbe-Achtern-Diek Die Samtgemeinde Elbmarsch ist Teil der LEADER-Region Elbe-Achtern-Diek. Leader ist ein Förderprogramm der Europäischen Union für den ländlichen Raum. Frei Übersetzt bedeutet die aus dem Französisch stammende Abkürzung so viel wie „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Mit dem Förderprogramm sollen Regionen bei ihren Strategien und Projekten für eine bessere Zukunft unterstützt werden. Es geht um das gemeinsame Gestalten einer Region unter Einbeziehung möglichst vieler Akteure (Leader-Region ACHTERN-ELBE-DIEK).

Zu der Region (Förderperiode bis 2020) gehören die Gemeinden Seevetal und Stelle, die Stadt Winsen (Luhe) sowie die Samtgemeinden Bardowick und Elbmarsch.

2.2 Die Samtgemeinde

2.2.1 Räumliche Lage Die Samtgemeinde Elbmarsch liegt im nördlichen Landesteil von Niedersachsen, im Nordosten des Landkreises Harburg und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Die Gemeinde liegt unmittelbar südlich der Elbe. Umliegend befinden sich im Norden die Stadt Geesthacht, im Westen die Stadt Winsen (Luhe), östlich die Gemeinde Artlenburg und südlich die Samtgemeinde Bardowick. Geesthacht und Winsen (Luhe) übernehmen die Versorgungsfunktionen von Mittelzentren für die Samtgemeinde Elbmarsch. Die Hansestadt Lüneburg liegt als überregionales Oberzentrum etwa 20 Kilometer südlich der Samtgemeinde. Der Landkreis Lüneburg schließt sich im Süden und Osten bis zur Elbe an. Das Oberzentrum Hamburg liegt in etwa 25 Kilometern Entfernung.

Die Samtgemeinde liegt nah an den Siedlungsachsen Hamburg – Geesthacht bzw. Hamburg – Lüneburg, welche jeweils nördlich bzw. südlich der Gemeindegrenze verlaufen. Verbunden durch die Elbbrücke (B404), profitiert die Samtgemeinde vom Mittelzentrum Geesthacht, dem Hamburger B- Zentrum Bergedorf sowie dem Oberzentrum Hamburg insgesamt. Die Lage in der Elbmarsch bringt besondere Herausforderungen mit sich. Im Bereich der Elbmarsch besteht nicht nur die Gefahr von Hochwasser, sondern auch eine Gefährdung durch Sturmfluten. Die Elbmarsch liegt noch im tidebeeinflussten Bereich der Elbe, welcher im normalen Gezeitenverlauf bis zur Staustufe Geesthacht, bei schweren Sturmfluten aber auch bis Bleckede im Landkreis Lüneburg reicht. Bei der Bemessung der Deichhöhen wird von den höheren Wasserständen bei einer Sturmflut ausgegangen.

Die Lage an der Elbe führt insbesondere aus der Entwicklungsperspektive für die Teilgemeinde Marschacht zu einer besonderen Situation: Marschacht ist neben den administrativen Grenzen zu den beiden Nachbargemeinden (Tespe und Drage) und durch den Verlauf der Elbe im Norden auch durch einen 500-Meter-Radius eines Störfallbetriebes im Süden in seiner Siedlungsentwicklung eingeschränkt.

Seite 16 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 9: Räumliche Lage der Samtgemeinde (WRS)

2.2.2 Samtgemeindestruktur Die Samtgemeinde Elbmarsch besteht seit 1972 als Gemeindeverband aus den drei Mitgliedsgemeinden Drage, Marschacht und Tespe, welche sich entlang der Elbverlaufes von Ost nach West aneinander reihen. Samtgemeinden stellen in Niedersachsen einen Gemeindeverband dar, der die öffentlichen Aufgaben anstelle seiner Mitgliedsgemeinden wahrnimmt. Die Mitgliedsgemeinden bleiben dabei eigenständige Körperschaften und führen weiterhin bestimmte Aufgabenbereiche eigenverantwortlich aus, so zum Beispiel Planungsaufgaben im Sinne der kommunalen Planungshoheit. Die Samtgemeindeverwaltung befindet sich zentral in der Gemeinde Marschacht.

2.2.3 Historische Entwicklung Die bauliche Entwicklung in der Winsener Marsch verlief aufgrund der topographischen Situation anders als in den weit verbreiteten Haufendörfern in Niedersachsen und ist eher vergleichbar mit den Siedlungsstrukturen im Alten Land westlich von Hamburg sowie in den Vier- und Marschlanden unmittelbar nördlich der Elbe. Nachdem die Elbe im 13. Jahrhundert eingedeicht wurde und die Möglichkeit entstand, das fruchtbare Marschland im Hinterland zu kultivieren, entwickelten sich entlang des Elbdeiches sogenannte Marschhufendörfer mit langgestreckten Fluren im Hinterland. Die Höfe wurden zumeist auf Warften errichtet. Im Hinterland ballten sich die Hofwarften zusammen und bildeten Dorfwarften, wie bspw. in Krümse oder Oldershausen. Intensive Vieh- und Ackerwirtschaft sowie der im 19. Jh. stark einsetzende Obst- und Gemüseanbau führten zu Wohlstand. Die historischen Bauernhäuser gleichen entsprechend Repräsentationsbauten (Winsener Anzeiger o.J.).

Im Zuge wirtschaftsstruktureller und gesamtgesellschaftlicher Veränderungen wurden die Marschhufendörfer vielerorts siedlungsstrukturell „aufgeweicht“ und es entstanden durch flächige Wohnbebauung geprägte Quartiere abseits der historischen bandartigen Siedlungsstruktur. Besonders gut ablesbar ist diese Tendenz in der Gemeinde Tespe, welche sich von der linearen Struktur zur Form

Seite 17 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept eines klassischen Haufendorfs gewandelt hat. Heute sind dort kaum noch die historischen Siedlungsstrukturen erkennbar. Ähnliche Tendenzen gibt es immer wieder entlang der Elbuferstraße, an der sich zumeist reine Wohngebete in die freie Landschaft hineinziehen (Winsener Anzeiger o.J.).

Die freie Landschaft in der Marsch, abseits des bebauten Raumes, ist nach wie vor durch landwirtschaftliche Nutzflächen und ein dichtes Entwässerungssystem aus Mulden und Gräben geprägt. Ein historisch gewachsenes Netz aus Wirtschaftswegen in der Feldflur bietet heute auch für den Erholungs- und Freizeittourismus attraktive Möglichkeiten, abseits der Straßen die Marschlandschaft zu erschließen.

Abb. 10: Historische Karte der Samtgemeinde aus dem Jahr 1833 (LGLN Niedersachsen)

2.2.4 Bevölkerungsstruktur / Demografische Entwicklung Die Samtgemeinde Elbmarsch hatte im Jahre 2008 laut Zensus 11.137 Einwohner. Trotz eines leicht negativen natürlichen Saldos (-1,6 je 1000 Einwohner im Jahre 2016) stieg aufgrund eines vergleichsweise hohen Wanderungssaldos (9,6 je 1000 Einwohner im Jahre 2016) die Einwohnerzahl zum Ende des Jahres 2017 auf 12.711 Einwohner (Samtgemeinde Elbmarsch 2018, Demografiebericht Elbmarsch).

Aufgrund einer Vielzahl von Bevölkerungsstatistiken und Berechnungsweisen divergieren die Bevölkerungszahlen in den einzelnen Informationsquellen. Von daher werden für dieses Entwicklungskonzept die Zahlen des Melderegisters der Samtgemeinde Elbmarsch als Grundlage genutzt. Mit Stichtag 30.06.2019 lässt sich die Einwohnerzahl auf 13.301 Einwohner beziffern. Davon lebten zu diesem Zeitpunkt in Drage 4.412 Einwohner, in der Gemeinde Marschacht .4.101 Einwohner und in der Gemeinde Tespe 4.801 Einwohner. Die Altersstruktur der Samtgemeinde spiegelt in etwa den Landesdurchschnitt wider. Das Durchschnittsalter betrug im Jahr 2016 45,5 Jahre. Im Vergleich dazu hatte das Land Niedersachsen im selben Jahr einen Altersdurchschnitt von 44,4 Jahren.

Seite 18 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Dabei waren knapp 16 Prozent der Einwohner unter 18 Jahre alt, fast 64 Prozent zwischen 18 und 65 Jahre alt und etwa 20,5 Prozent älter als 65.

Die Samtgemeinde Elbmarsch ist in stärkerem Maße durch Familien geprägt als das Land Niedersachsen im Durchschnitt. In diesem Zusammenhang konnte die Samtgemeinde ihre Position als Wohnstandort im Landkreis festigen, was sich auch an den überdurchschnittlichen Wanderungssalden ablesen lässt (7,4 je 1.000 Einwohner in der Samtgemeinde, 5,0 je 1.000 Einwohner im Landesschnitt). Langfristig legt dies nahe, dass der bundesweit prognostizierte Bevölkerungsrückgang in der von Zuwanderung geprägten Samtgemeinde erst sehr viel später oder zu Teilen gar nicht eintritt. So wird für die Samtgemeinde ein Rückgang der Bevölkerung erst für sehr viel später prognostiziert als für andere Gemeinden im weiteren Umfeld der Stadt Hamburg. Hier ist allerdings zu bedenken, dass ein Zuwachs oder auch der Rückgang von Bevölkerung immer stark von wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen abhängt und daher nur bedingt vorhersagbar ist. Für die Metropolregion Hamburg lässt sich allerdings vermuten, dass aufgrund des anhaltenden Wachstums der Hansestadt und damit verbundenen Zuzugs die Bevölkerungszahlen in der Region langfristig zumindest als stabil betrachtet werden können. Dabei können Prognoseannahmen auf kommunaler Ebene durch entsprechende wohnbauliche Entwicklungsstrategien durchaus beeinflusst werden. Gemäß Bevölkerungsprognose gibt es bis zum Jahr 2030 ein errechnetes Bevölkerungswachstum von etwa 1000 Einwohnern. Diese Zahl ist das Ergebnis aus natürlichem und Wanderungssaldo. Entsprechend kann die positive Bevölkerungsentwicklung in der Samtgemeinde sowie im gesamten Kreis Harburg maßgeblich durch Wanderungsgewinne erzielt werden. Dabei liegt grundsätzlich das sog. „Wenn-dann-Prinzip“ zugrunde. Das heißt, nur wenn alle getroffenen Annahmen (Geburten- und Sterberaten, Wanderungsbewegungen, Wohnungs-Bauvorhaben etc.) wie angenommen eintreten, ist mit diesen Entwicklungen zu rechnen (Samtgemeinde Elbmarsch 2018).

Neben der absoluten Bevölkerungszahl bilden haushaltstrukturelle Trends und familiäre Lebenssituationen eine weitere Grundlage von Wachstumstendenzen. Singularisierungsprozesse beeinflussen die Haushaltsgrößen, moderne Bedürfnisse an Wohnraum und Barrierefreiheit den Wohnungsmarkt. Auch die Samtgemeinde folgt dem bundesweiten Trend zu kleineren Haushalten bei gleichzeitig größer werdender Wohnfläche pro Person. Sprich, die Zahl der Haushalte wird deutlicher zunehmen als die Zahl der Einwohner. Hier gilt es, mit entsprechender strategischer Wohnraumpolitik dem Trend zu folgen und ein bedarfsorientiertes Angebot an Wohnformen zu schaffen.

2.2.5 Wirtschaft und Tourismus Geprägt ist die Samtgemeinde in weiten Teilen durch die Landwirtschaft. Historisch entwickelte sich diese entlang des Elbdeiches, inzwischen finden sich auch in den Marschgebieten des Binnenlandes vereinzelte Gehöfte und landwirtschaftliche Betriebe. Aufgrund des hohen Ertragspotenzials der fruchtbaren Böden ist der Obst- und Gemüseanbau seit jeher der zentrale Wirtschaftszweig, auch wenn sich die landwirtschaftliche Nutzfläche seit geraumer Zeit geringfügig verringert. Neben dem Ackerbau ist vor allem die Milchviehzucht in der Elbmarsch präsent. Einen weiteren Zweig der Landwirtschaft stellt der Reitsport dar: In der Samtgemeinde sind diverse Pferdezucht- oder Reitsport- anlagen angesiedelt.

Neben der Landwirtschaft finden sich in der Gemeinde mehrere kleine und mittelständische Unternehmen. Mit der chemischen Fabrik Bruno Bock als einem der größten Arbeitgeber, mehreren flächigen Gewerbegebieten sowie weiteren vereinzelten Handwerks.- und Dienstleistungsbetrieben

Seite 19 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept besteht in der Samtgemeinde eine differenzierte mittelständische Unternehmensstruktur. Im Ortsteil Eichholz ist an der B404 ein interkommunales Gewerbegebiet gelegen, welches sich zum Zeitpunkt der Erarbeitung dieses Entwicklungskonzeptes in der planerischen Erweiterung befand. Neben den Gewerbestandorten an den Autobahnen stellt das Gewerbegebiet Eichholz als solitärer Standort ein bedeutendes Entwicklungspotenzial innerhalb der Region dar, in dem gemäß Aussagen des Regionalen Raumordnungsprogrammes unter Berücksichtigung einer flächensparenden Bauweise und eines standortangepassten Branchenmixes ein angemessenes Angebot an Arbeitsstätten entwickelt werden soll. Etwa 400 Personen aus der Samtgemeinde arbeiten auch hier, während etwas über 1.100 Personen einpendeln. Die Auspendlerzahl von knapp 5.000 Arbeitnehmern unterstreicht den überwiegenden Charakter der Samtgemeinde als Wohnstandort.

Nicht zuletzt die unmittelbare Lage an der Elbe hat den Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Samtgemeinde werden lassen. Insbesondere die Gemeinde Drage stellt mit den auch international bekannten Campingplätzen Stover Strand International und Land an der Elbe sowie dem Campingplatz Vick und auch der Stover Rennbahn, auf der jährlich das traditionsreiche Stover Rennen stattfindet, wichtige touristische Einrichtungen. Weitere überregionale Bedeutung hat der Elberadweg, welcher auf dem Weg von der Quelle in Tschechien bis zur Mündung in die Nordsee auch durch die Elbmarsch führt. Des Weiteren finden sich entlang der Elbe mehrere Sportboothäfen, allein vier in der Samtgemeinde. Abgewandt von der Elbe bietet die Binnenmarsch attraktive Wegenetze, gewachsene Kulturlandschaften und hochwertige Naturräume, die vor allem der wohnortnahen Erholung dienen. Die Region Achtern-Elbe-Diek mit ihren Erholungs- und Tourismusfunktionen ist innerhalb des Landkreises Harburg ein regional bedeutsames Erholungsgebiet. Ferienwohnungen und Campinganlagen bieten Möglichkeiten der Übernachtung. Neben den genannten Übernachtungsangeboten in Drage verfügt auch die Gemeinde Tespe über zwei Campinganbieter. Die Zahl der Übernachtungen in der Samtgemeinde haben sich bereits in den letzten Jahren vielfach gesteigert. Während 2009 circa 50.577 Übernachtungen gezählt wurden, waren es 2015 circa 85.487. Damit hat die SG den Stellenwert des höchsten Tourismusaufkommens entlang der regionalen Flusslandschaft.

2.2.6 Kulturlandschaft Die Elbmarschen bilden eine besondere historische Kulturlandschaft mit charakteristischen topographischen Verhältnissen. So hat sich ein kulturelles Erbe entwickelt, das eine wesentliche Rolle für die Identität der Bewohner des Landkreises und der Samtgemeinde spielt. Diese besonderen Kulturlandschaften zeichnen sich durch eine spezifische Bewirtschaftung von landwirtschaftlich genutzten Flächen, besondere Siedlungsformen, regional-übliche Gestaltungsmerkmale bzw. Baumaterialien im Hausbau und überlieferte Traditionen wie z. B. Festveranstaltungen aus. In ihrem Zusammenspiel bilden landwirtschaftliche und ortsbildprägende Strukturen ein zu bewahrendes Gut, das zusammen mit den kulturellen Besonderheiten des Landkreises die übrigen Standortvorteile in seinem soziokulturellen Profil als Alleinstellungsmerkmal abrunden.

Zum Teil historische, zum Teil moderne technische Bauwerke zur Wasserregulierung und zum Hochwasserschutz prägen vielerorts das Bild und tragen zur kulturellen Identität des Landstrichs bei. Sie markieren zusammen mit landschaftlichen Strukturen die wiederkehrende Auseinandersetzung mit

Seite 20 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept dem Element Wasser. Das regionale Raumordnungsprogramm legt die Landschaft der Elbmarschen als Vorbehaltsgebiet ‚kulturelles Sachgut‘ fest.

2.2.7 Infrastruktur

Soziale Infrastruktur Die Samtgemeinde verfügt über eine weitestgehend gut ausgebaute soziale Infrastruktur. Sechs Kindergärten sowie fünf Grundschulen bieten neben einer weiterführenden Schule gute Voraussetzungen im Bereich der Kinderbetreuung und Schulbildung innerhalb der Samtgemeinde. Drei Schulen für die Klassenstufen Eins bis Vier befinden sich in der Gemeinde Drage. Dazu gehört die Elbdeich-Grundschule mit einem Standort in Drennhausen mit 68 Schülern sowie einem Standort in Stove mit 64 Schülern. Im Ortsteil Hunden befindet sich außerdem die Grundschule Binnenmarsch mit 58 Schülern. Die Gesamtzahl der Schüler in Drage summierte sich im September 2018 auf 190. Aufgrund der Geburtenzahl zwischen Oktober 2013 und September 2014 ist für 2020 etwa von 39 Schulanfängern auszugehen. Bis zum Jahr 2024 wird diese Zahl allerdings aufgrund der geringeren Geburtenzahlen zwischen 2017 und 2018 auf lediglich 23 Schulanfänger zurückgehen. Prognostiziert wird trotz einer steigenden Bevölkerungszahl auch weiterhin ein Rückgang, sodass für das Jahr 2030 nur noch von 122 Schülern insgesamt in den Schulen der Gemeinde ausgegangen werden kann. Für die Elbdeich-Grundschulen werden dabei Klassengrößen von 20 bis 22 Schülern erwartet, in der Binnenmarsch schrumpft die Größe auf lediglich 9 Schüler pro Klasse. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen kann auf der einen Seite über die Ortsentwicklung gegengesteuert werden, auf der anderen Seite wird allerdings empfohlen, die Struktur (insbesondere die Aufteilung der Elbdeich-Grundschule auf zwei Standorte) zu überprüfen. In der Gemeinde Drage befinden sich insgesamt drei Kindertagesstätten, davon eine in Drennhausen und eine in Stove, jeweils in Zentrumsnähe. Eine weitere liegt in Hunden. Die Kinderzahlen betragen um die 35 Kinder in Hunden, 50 Kinder in Stove und 75 Kinder in Drennhausen. Aufgrund der prognostizierten sinkenden Geburtenzahlen kann jedoch – analog zu den Schülerzahlen - ebenso von einer sinkenden Anzahl der Kindergartenkinder ausgegangen werden. In der Gemeinde Marschacht ist lediglich eine Grundschule vorhanden. Die Schule am Deich, die sich im direkten Zentrumsbereich von Marschacht befindet, verzeichnet ebenso wie die anderen vorhandenen Schulen in der Samtgemeinde eine negative Entwicklung der Schülerzahlen. Während die Schule 2018 eine Schülerzahl von circa 119 Schülern aufwies, lässt sich für das Jahr 2024 eine Anzahl von 104 Schülern, für 2030 von nur noch 89 Schülern prognostizieren. In Oldershausen befindet sich keine weitere Grundschule, jedoch ist das Angebot durch die Schule im Nachbarort Hunden abgedeckt. Im Zentrum von Marschacht ist mit der Oberschule die einzige weiterführende Schule in der Samtgemeinde vorhanden. Für diese Oberschule ist ebenfalls tendenziell von einer negativen Entwicklung der Schülerzahlen auszugehen. Während 2018 circa 418 Schüler die Schule besuchten, lassen sich für 2024 nur 324 Schüler berechnen, woraus sich innerhalb des Zeitraumes von sechs Jahren eine Schrumpfung von über 20% feststellen lässt. Eine Prognose für das Jahr 2030 geht von 310 Schülern aus. Im Zentrumsbereich von Marschacht sind zwei Kindertagesstätten vorhanden. Auch in dem in der Binnenmarsch liegenden Ort Oldershausen gibt es einen Kindergarten. Während die DRK- Kindertagesstätte Marschacht ca. 75 Kinder betreut, liegt die Anzahl der Kinder in Oldershausen bei nur 25 Kindern. Aufgrund der Geburtenzahlen kann davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der

Seite 21 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept zu betreuenden Kinder weitestgehend stabil bleibt. Eine Zusammenlegung der Betreuungsangebote von Oldershausen mit der Ortschaft Hunden könnte in Betracht gezogen werden, wobei eine gut ausgebaute ÖPNV-Anbindung sicherzustellen ist. In der Teilgemeinde Tespe ist ebenfalls eine Grundschule vorhanden. Die Anzahl der Schüler belief sich dort im Jahr 2018 auf 115 Kinder. Für die Elbe-Grundschule lässt sich zunächst ein Wachstum errechnen. Im Jahr 2020 ist von einer Schülerzahl von 125 auszugehen. Für das Jahr 2024 werden 120 Schüler prognostiziert, für 2030 werden 110 Kinder vermutet. Die Geburtenzahlen blieben zwischen den Jahren 2013 und 2018 jeweils bei über 30 Neugeborenen. Entsprechend wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung der Schüleranzahl weitestgehend stabil bleibt. Die AWO-Kindertagesstätte befindet sich im Zentrum der Ortschaft Tespe und betreut etwa 75 Kinder. Anhand der Geburtenstatistik wird auch hier davon ausgegangen, dass die Auslastung bestehen bleibt. In Bütlingen sind weder Kita noch Schule vorhanden, die Versorgung ist jedoch über die Verbindung zu Tespe sowie zum Nachbardorf Barum abgedeckt. Darüber hinaus bilden diverse eingetragene Sportvereine, über ein Dutzend Kunst- und Kulturvereine, zwei Schützenvereine, zehn freiwillige Feuerwehren, zwei Kirchengemeinden, mehrere Ärzte und der Sozialverband ein gutes soziales Infrastrukturangebot. Trotz leicht steigender Bevölkerungszahlen stellt die adäquate Auslastung dieser Angebote zukünftig eine zentrale Herausforderung dar. Aufgrund des demografischen Wandels (Verschiebung der Altersstruktur) sowie allgemein nachlassender Bindungswirkungen solcher Angebote stehen einige Vereine und Bürgerinitiativen vor der Aufgabe, neue Mitglieder zu gewinnen. Zudem ist die flächendeckende Versorgung, insbesondere durch Ärzte, nicht flächendeckend gewährleistet. Ärzte und Apotheken befinden sich in den Gemeinden Tespe und Marschacht. Über die Samtgemeinde verteilt finden sich mehrere Sporthallen, die intensiv genutzt werden. Die Turnhalle Stove wird zurzeit (Stand: März 2020) durch ein Förderprogramm der Leader-Region um einen Mehrzweckraum für sportliche Aktivitäten erweitert. In der Gemeinde Tespe befindet sich ein zentral gelegenes Freizeitbad.

Verkehrsinfrastruktur Die Samtgemeinde Elbmarsch verfügt über eine gute Verkehrsanbindung mit jedoch teils - mindestens in der subjektiven Wahrnehmung der Anwohner - überlasteten zentralen Straßen. Durch die Samtgemeinde verläuft in Nord-Süd-Richtung die Bundestraße B404, welche die zentrale Verkehrsverbindung über die Elbe Richtung Geesthacht sowie überregional an die Autobahn BAB25 im Norden nach Hamburg und an die Autobahn BAB39 im Süden nach Lüneburg darstellt. Die Bundesstraße B404 bietet zwischen Hamburg und Lauenburg die einzige Querungsmöglichkeit über die Elbe. Dieser Umstand sorgt regelmäßig für eine hohe Verkehrsbelastung in dem Streckenabschnitt zwischen der BAB25 und der BAB39. Gleichzeitig verläuft mit der Landestraße L217 (Elbuferstraße) eine Verkehrsachse parallel zum Deich in Ost-West-Richtung durch die Samtgemeinde entlang der Elbe. Sie stellt die zentrale Verbindung nach Winsen (Luhe) im Westen dar. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wird ein vierspuriger Ausbau der B404 und damit die Weiterentwicklung zur Autobahn A21 als Verbindungsstück zwischen Lüneburg und Geesthacht (und im weiteren Verlauf zum Kreuz Bargteheide) als weiterer Bedarf dargestellt. Als weitere Ostumgehung Hamburgs bedeutet dieser Ausbau für die Samtgemeinde eine entscheidende Herausforderung, da in diesem Falle zum einen der Verkehrsfluss von der und auf die Autobahn gewährleistet und zum anderen die städtebauliche Zäsur durch die Bauwerke der Autobahn bewältigt werden müssen.

Seite 22 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Weitere ausführliche Informationen zum Thema Verkehr sind dem Kapitel 2.2.9 Mobilität zu entnehmen.

Technische Infrastruktur Die Trinkwasserversorgung wird durch den Wasserbeschaffungsverband Elbmarsch sichergestellt. Vom ehemaligen AKW Krümmel verläuft eine 380 kV-Hochspannungsfreileitung durch die Elbmarsch in den Landkreis Lüneburg. Im Rahmen des aktuellen gesamtdeutschen Energieleitungsbaus bestehen auch auf dieser Trasse Planungen für den Neubau einer Leitung. Die Internetversorgung in der Samtgemeinde lässt sich als flächendeckend gut bewerten. 95 % der Haushalte sind mit Breitband (mindestens 50 Mbit/s) ausgestattet. Dies stellt einen nicht zu unterschätzenden Standortfaktor dar.

2.2.8 Natur, Landschaft und Naherholung

Boden Insgesamt erweist sich der Boden in der Samtgemeinde als äußerst fruchtbar. Seine besondere Bodenzusammensetzung gilt es, als ‚kulturhistorisch bedeutsame Böden‘ zu schützen. Für Bautätigkeiten stellen zum einen die geringen Tragfähigkeiten der oberen Bodenschichten und zum anderen die sehr hohen, oft oberflächengleichen Grundwasserstände eine Herausforderung dar.

Wasserhaushalt Der Landkreis Harburg ist durch die Elbe vom Tidesystem der Nordsee beeinflusst. Aufgrund dessen ist das Gebiet der Samtgemeinde vor den entsprechenden Gefahren wie Sturmfluten durch Eindeichungen und flankierende Maßnahmen des Katastrophenschutzes aktiv zu schützen. Die Staustufe Geesthacht an der Elbe und die Sperrwerke von Seeve und Ilmenau begrenzen den regelmäßigen tidebeeinflussten Bereich, wobei Gewässer in den Elbmarschen durch die Öffnungszeiten der Sperrwerke ebenfalls tideabhängigen Wasserschwankungen unterworfen sind. Die Regelung dient insofern der Klarstellung, welcher Raum im Landkreis Harburg für die Küstenentwicklung einer gesonderten Raumbetrachtung unterliegt. Die Binnenmarsch ist von einem engmaschigen Netz von landwirtschaftlichen Abflussgräben durchzogen, denen wiederum die genannten Flüsse als Vorfluter dienen.

Landschaft, Pflanzen und Tiere Die Elbmarsch ist ein von Grünlandbewirtschaftung geprägter Landschaftsraum. Mit weniger als 10 % Waldflächenanteil ist die Samtgemeinde als sehr waldarm anzusehen. Die Landschaften der Elbmarsch haben eine hohe Bedeutung für die Vogelwelt, in erster Linie als Lebensraum für Vogelarten des Offenlandes (vor allem Bodenbrüter), aber auch als Rastplatz für Zugvögel. In der Marsch stehende Einzelbäume, vor allem entlang der Wirtschaftswege, werden darüber hinaus auch von Gehölzbrütern genutzt. (Feucht-Grünländer stellen wertvolle Lebensräume dar, die von einer extensiven Nutzung abhängen. Solche Gebiete finden sich großflächig in der Elbmarsch und den Auen der Elbenebenflüsse. Diese bieten u. a. Wiesenvögeln, dem Weißstorch wie auch diversen Gastvögeln Brut- und Nahrungshabitate. Neben weiteren wasseraffinen Tierarten sowie kultivierten Säugetieren fehlen für weitere, in erster Linie geschützte Tierarten, die artenspezifisch erforderlichen Lebensräume. Insbesondere im kulturhistorisch bedingten waldarmen Landschaftraum der Elbmarsch sind hierbei die vorhandenen Funktionen für den (Kultur-) Landschaftsschutz sowie Natur- und Artenschutz (v. a.

Seite 23 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Lebensraum für Vogelarten des Offenlandes) zu beachten. Aufforstungen sollen die Kulturlandschaft bereichern und nicht grundlegend überformen und verändern. Damit die Aufforstungen den Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung gerecht werden, sind sie naturnah sowie standort- und funktionsgerecht zu realisieren.

2.2.9 Mobilität

Kfz-Verkehr Das Straßennetz der Samtgemeinde Elbmarsch ist geprägt von der Landesstraße L217 entlang der Elbe zwischen den Ortschaften Avendorf im Osten und Drage im Westen mit ihrer Haupterschließungs- und regionalen Verbindungsfunktion. Die Bebauung der meist langgezogenen Straßendörfer am Elbdeich konzentriert sich unmittelbar am Verlauf der L217.

Die Binnenmarsch-Dörfer Bütlingen, Eichholz, Oldershausen und Hunden sind durch Kreisstraßen an Bundesstraße B404 bzw. an die Landesstraße L217 angebunden

Die Bundesstraße B404 mit überregionaler Verbindungsfunktion durchschneidet das Gemeindegebiet relativ zentral in Nord<>Süd-Richtung. Über die B404 ist eine verkehrsgünstige Anbindung an die Autobahnen A25 (vor allem in/aus Richtung Hamburg und Geesthacht) und A39 (vor allem in/aus Richtung Lüneburg) gegeben.

Für die Analyse der aktuellen Verkehrssituation in der Samtgemeinde Elbmarsch wurden projektbezogen Verkehrserhebungen an den sechs am stärksten belasteten Knotenpunkten am Donnerstag, dem 09. Mai 2019 über 24 Stunden (per Videoerfassung) durchgeführt: . B404 / Elbuferstraße (L217) – Ostrampe, . B404 / Elbuferstraße (L217) – Westrampe, . B404 / Eichholzer Straße (K81) – Ostrampe, . B404 / Eichholzer Straße (K81) – Westrampe, . Elbuferstraße (L217) / Eichholzer Straße (K81), . Elbuferstraße (L217) / Lüneburger Straße (K76).

Ergänzend wurden zur Erfassung des Verkehrsaufkommens auf den Hauptverkehrsachsen die Kfz- Belastungen an sechs Straßenquerschnitten mit Hilfe von Seitenradargeräten (SDR) über den Zeitraum von drei Werktagen (Dienstag bis Donnerstag, jeweils drei Zählstellen in den Zeiträumen 07. Mai – 09. Mai und 04. Juni – 06. Juni 2019) erhoben: . Elbuferstraße (L217) – östlich von Avendorf, . Winsener Straße (L217) – westlich von Drage, . Bütlinger Straße (K1) – südlich von Bütlingen, . Hundener Straße (K2) – östlich von Hunden, . Kötnerberg – östlich der Bütlinger Straße, . Oldershausener Straße (K81) – südlich Oldershausen.

Die gewählten Zählstellen im Untersuchungsraum sind in Abb. 11 verortet. Die Ergebnisse der einzelnen Verkehrserhebungen sind zusammengefasst in den Anlagen 4 und 5 ausgewiesen.

Seite 24 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Kartengrundlage: OpenStreetMap - Mitwirkende (2019) Abb. 11: Zählstellen (SBI)

An allen Querschnitten sind zwischen den einzelnen Werktagen nur die üblichen täglichen Schwankungen in einer normalen Bandbreite bis maximal knapp 10% zu verzeichnen. Die Verkehrsbelastungen sind donnerstags meist am höchsten oder liegen nur geringfügig unter dem gezählten Höchstwert (siehe Abb. 12). Die Tagesganglinien an den einzelnen Straßenquerschnitten sind in der Anlage 4 dargestellt.

Abb. 12: 3-Tage-Ganglinie an den Zählquerschnitten (Dienstag bis Donnerstag; 07.05. - 09.05. / 04.06. - 06.06.2019) (SBI)

Seite 25 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Somit können die Erhebungsergebnisse an den Knotenpunkten und Querschnitten, die an einem Donnerstag gezählt wurden, als repräsentative Verkehrswerte für einen normalen Werktag interpretiert und den weiteren Betrachtungen zugrunde gelegt werden. Nach Auswertung aller projektbezogenen Verkehrserhebungen sind die in Abb. 13 ausgewiesenen werktäglichen Verkehrsbelastungen in der Samtgemeinde Elbmarsch zu verzeichnen (siehe auch Anlage 8).

Kartengrundlage: OpenStreetMap - Mitwirkende (2019) Abb. 13: Aktuelle werktägliche Verkehrsbelastungen (SBI)

Der Kfz-Verkehr ist durch den Berufsverkehr von deutlichen Lastrichtungen geprägt: morgens in Fahrtrichtung Hamburg und nachmittags zurück. Beispielhaft sind die Tagesganglinien für die B404 in Höhe der Elbbrücke in Abb. 14 und für die Elbuferstraße (L217) in Bereich Marschacht in Abb. 15 dargestellt.

Überwiegend wird der Gemeindeverkehr über die B404 und A25 abgewickelt (in der Summe ca. 12.000 Kfz-Fahrten/d). Deutlich geringer ist der Gemeindeverkehr in/aus Richtung Lüneburg über die B404 (in der Summe etwa 2.000 Kfz-Fahrten/d).

Dementsprechend weisen neben der B404 im innerörtlichen Gemeindebereich die Elbuferstraße östlich der B404 und der Straßenzug Schwinder Straße – Stover Straße – Elbstorfer Straße – Winsener Straße westlich der B404 die höchsten Querschnittsbelastungen auf, wobei mit zunehmender Nähe zur B404 auch die Belastung steigt.

Der Anteil des Durchgangsverkehrs auf der Elbuferstraße (in Höhe Marschacht) liegt bei etwa 20 %.

Auf den Hauptverkehrsstraßen im Gemeindegebiet ist ein Schwerverkehrsanteil (Lkw mit einem zGG ≥ 3,5 t) von durchschnittlich 5 % zu verzeichnen.

Seite 26 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Die Hauptverkehrs- und Erschließungsstraßen sind hinsichtlich Ausbau und Breite im Wesentlichen in einem ausreichend guten Zustand.

Abb. 14: Tagesganglinie des Kfz-Verkehrs auf der B404 – Elbbrücke (am 29. Mai 2019) (SBI)

Abb. 15: Tagesganglinie des Kfz-Verkehrs auf der Elbuferstraße (L217) in Marschacht (am 29. Mai 2019) (SBI)

Seite 27 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Insgesamt ist im Gemeindebereich an Werktagen mit eine normalen Verkehrsaufkommen eine relativ gute bis ausreichende Verkehrsqualität zu verzeichnen. Das Unfallgeschehen ist unauffällig.

Allerdings zeigen sich insbesondere an Tagen mit Behinderungen auf den Autobahnen A39 und A1 in Richtung Hamburg – bspw. durch Baustellen und Verkehrsunfälle – auch erhöhte Behinderungen an der B404-Anschlussstelle Marschacht in Fahrtrichtung Hamburg/Geesthacht durch entsprechende Verkehrsverlagerungen. Zu diesen Zeiten führt die sehr hohe Verkehrsdichte zu einer deutlichen Überlastung im Einfädelungsbereich vor den Elbbrücken. Nach den üblichen Bewertungsmaßstäben des HBS (Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen, Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Köln, Ausgabe 2015) ist vor allem in der Hauptverkehrszeit morgens die Verkehrsabwicklung mit der Qualitätsstufe E … unzureichend bis F … überlastet zu beschreiben (siehe Abb. 16): Die Kapazitätsgrenze wird nahezu erreicht bzw. schon bei geringen Verkehrsschwankungen auch überschritten. Dann bricht der Verkehr zusammen und es bildet sich ein Stau im Wechsel mit Stop-and-go-Verkehr. Die aktuelle Verlängerung des Einfädelungsbereiches durch eine provisorische Gelbmarkierung von ursprünglich 70 m auf ca. 230 m und die angeordnete Geschwindigkeitsreduzierung auf 60 km/h haben zwar schon zu einer gewissen Verbesserung der Verkehrsabwicklung geführt. Aber auch diese Maßnahmen stoßen ebenfalls bei zu hoher Verkehrsdichte an ihre Wirkungsgrenze. Ein Überschreiten der Kapazitätsgrenze im Einfädelungsbereich und der sich dadurch aufbauende Rückstau auf der Zufahrtsrampe wirkt sich auch nachhaltig auf den Verkehrsablauf in der Elbuferstraße aus. In der Hauptverkehrszeit nachmittags ist im Normalfall eine qualitativ ausreichende Verkehrsabwicklung an der B404-Anschlussstelle im Wertebereich der Stufen C … zufriedenstellend bis D … ausreichend festzustellen.

… HVZ morgens

… HVZ nachmittags

Abb. 16: Verkehrsqualität im Einfädelungsbereich der B404 – Anschlussstelle Marschacht (HBS 2015, Teil L – Landstraßen, Bild L6-13)

Seite 28 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

U.a. auch zur Verbesserung der Verkehrsabwicklung zwischen Rönne und Geesthacht ist im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung 2030 ein 4-streifiger Ausbau der B404 als Verlängerung der aktuellen Autobahn A21 von der A1 (beim Hammoor) zur A39 (bei Lüneburg) unter der Rubrik „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ geführt (BMVI 2016). Dieser Ausbau würde den festgestellten Kapazitätsengpass beseitigen und einen qualitativ deutlich besseren Verkehrsablauf gewährleisten. Auch ein abschnittsbezogener 3-streifiger Ausbau der B404 zumindest zwischen Rönne und der Autobahn A25 mit verkehrsabhängigem Richtungswechsel der 2+1-Streifigkeit – z.B. morgens zweistreifig in Richtung A25 und nachmittags umgekehrt zweistreifig in Richtung Rönne – würde die festgestellten zeitweiligen verkehrlichen Probleme konkret an der Anschlussstelle und im weiteren Verlauf auf der B404 bis zur A25 lösen. Allerdings ist auch hierfür zwangsläufig u.a. ein Ausbau der Elbbrücken notwendig. Somit wären – vergleichbar zur Bundesverkehrswegeplanung – ein aufwendiges Planungsverfahren und Kosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich erforderlich.

Der vorfahrtgeregelte Knotenpunkt Elbuferstraße (L217) / B404-Westrampe ist jederzeit ausreichend leistungsfähig (siehe Anlage 6). Der Verkehrsablauf ist im Normalfall mindestens mit der Qualitätsstufe B … gut zu beschreiben. Unter Umständen können aber Behinderungen im Einfädelungsbereich auf die B404 in Fahrtrichtung Geesthacht oder kurzzeitig auftretende längere Rückstaus in der Elbuferstraße ausgehend vom benachbarten Knoten B404-Ostrampe die Verkehrsabwicklung störend beeinflussen.

Am signalisierten Knotenpunkt Elbuferstraße (L217) / B404-Ostrampe ist an Normalwerktagen eine mindestens ausreichende Verkehrsqualität zu gewährleisten. Die theoretischen Leistungsfähigkeitsberechnungen weisen eine Verkehrsqualität im Wertebereich der Stufe B … gut aus (siehe Anlage 6). Sofern sich aber beim Einfädeln auf die B404 durch zu hohes Verkehrsaufkommen Rückstaus bilden, wird auch schnell die Verkehrsabwicklung am Knotenpunkt nachhaltig negativ beeinflusst. In der Folge bilden sich vor allem längere Rückstaus in der Elb-uferstraße, die nicht selten bis zur Eichholzer Straße zurückreichen und Zeitverzögerungen von durchschnittlich 5 bis 10 Minuten verursachen können. In diesen Situationen könnten aber weder Ausbaumaßnahmen am Knotenpunkt noch verkehrstechnische Änderungen an der Signalisierung verkehrliche Verbesserungen bewirken. Anmerkung: Eine direkte Anbindung an die B404 in Richtung A25 (Norden) über einen separaten Rechtsabbiegestreifen in der Elbuferstraße würde die zeitweilige Rückstauproblematik durch die Einfädelungsvorgänge auf die B404 auch nicht auflösen. Vielmehr wäre in diesem Fall die Zufahrt auf die B404 infolge des deutlich verkürzten Einfädelungsstreifens noch schwieriger, so dass sich im Endeffekt noch längere Rückstaus am Knotenpunkt bzw. weiter in der Elbuferstraße bilden würden.

Die berechneten und zeitweise auch beobachteten längeren Rückstaus in der westlichen Knotenpunktzufahrt bis in den Bereich der B404-Westrampe werden vornehmlich durch den Geradeausverkehr in Richtung Marschacht und meist nachmittags verursacht. Hierdurch kann es zu kurzzeitigen Behinderungen für den freien Zufluss der Rechtsabbieger oder sogar für den Abfluss von der B404 an der Westrampe kommen. Hier könnten evtl. Parameteranpassungen innerhalb der verkehrsabhängigen Steuerung zu einer verbesserten Verkehrsabwicklung führen.

Die Einmündung Elbuferstraße (L217) / Eichholzer Straße (K81) ist vorfahrtgeregelt als gerade noch ausreichend leistungsfähig zu bezeichnen. Für die Spitzenstunde nachmittags wird eine Verkehrsqualität im unmittelbaren Grenzbereich der Stufen D … ausreichend und E … mangelhaft

Seite 29 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept berechnet (siehe Anlage 6). Stichprobenartige Beobachtungen vor Ort bestätigen die Einschätzung, dass vorerst keine baulichen oder verkehrstechnischen Maßnahmen als notwendig erachtet werden.

An allen anderen Einmündungen und Knotenpunkten im Gemeindegebiet ist in der Regel eine jederzeit mindestens gute Verkehrsqualität (QSV = B) zu verzeichnen. Beispielhaft wurden Leistungsfähigkeitsnachweise für die Einmündungen Elbuferstraße (L217) / Lüneburger Straße (K76) und Eichholzer Straße (K81) / B404-Ostrampe durchgeführt. Die Ergebnisse sind in den Anlagen 6-7 und 6-8 dokumentiert.

Die freien Strecken (Straßenabschnitte zwischen den Knotenpunkten) im Gemeindegebiet sind bei normalen Verkehrsverhältnissen durch eine relativ geringe bis mittlere Verkehrsdichte gekennzeichnet, so dass der Verkehrsfluss stabil und mit den Qualitätsstufen A … sehr gut bis C … zufriedenstellend beschrieben werden kann.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) Der Öffentliche Personennahverkehr im Gemeindegebiet wird insgesamt durch sechs Buslinien von drei Betreibern (VHH, KVG und VOG) abgedeckt. Mit Ausnahme der Linie 4400 (Bergedorf – Avendorf) haben alle Buslinien (539, 4402, 4404, 4405, 5405) im Ortsteil Marschacht an der Haltstelle Grundschule bzw. Ernst-Reinstorf-Schule ihre Endhaltestelle. Alle Buslinien bedienen den Gemeindebereich östlich der B404 über die Elbuferstraße; in den Elbmarsch-Dörfern westlich der B404 verkehren nur die Linien und 4404 über Hunden und 4405 über Drage in Richtung Winsen/Roydorf.

Der Liniennetzplan ist schematisch in Abb. 17 dargestellt; die Fahrtenhäufigkeit (gemäß Fahrplan vom 15.08.2019 bis 14.12.2019) ist zusammengefasst in Tabelle 1 ausgewiesen.

Abb. 17: Busliniennetz in der Samtgemeinde Elbmarsch (www.samtgemeinde-elbmarsch.de; Stand: 26.09.2019)

Seite 30 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Tabelle 1: ÖPNV-Fahrtenangebot pro Tag (Quelle: Fahrplan vom 15.08.2019 bis 14.12.2019)

Der nächstgelegene Zugang zum Hamburger S-Bahn-Netz und zur Regionalbahn ist nur außerhalb des Untersuchungsraumes in Hamburg-Bergedorf (nordwestlich) und Winsen (südwestlich) möglich. Am Bahnhof Bergedorf verkehren die S-Bahn-Linien S2 (Altona – Bergedorf) und S21 (Elbgaustraße/Altona – Aumühle) sowie der Regionalexpress RE1 (Hamburg – Rostock); am Bahnhof Winsen halten der Regionalexpress RE3 und die Regionalbahn RB31 (jeweils Hamburg – Hannover).

Die Buslinie 4400 von/zum Bahnhof Bergedorf dient als Hauptverbindung für die Pendler in Richtung Hamburg. Zwar ist der Bahnhof mit etwa 14 km relativ weit entfernt, die Fahr(plan)zeit beträgt bei einem staufreien Straßenzustand aber nur 18 min (von der Haltestelle „Rönne, Brücke“). Die Fahrt der S-Bahn von/nach HH-Hauptbahnhof dauert ca. 20 Minuten, so dass die Gesamtfahrzeit einschließlich Umsteigen deutlich unter einer Stunde liegt. Die Linie 4400 verkehrt werktags in der Zeit zwischen ca. 06:00 und 22:00 Uhr im Wesentlichen in den Hauptverkehrszeiten im 30-min-Takt und außerhalb im 60-min-Takt (je Richtung 19 bzw. 22 Fahrten/d). An Wochenenden wird die Fahrtenhäufigkeit ausgedünnt auf 7 bis 9 Fahrten pro Tag und Richtung.

Alternativ und insbesondere aus dem westlichen Gemeindegebiet ist eine direkte Verbindung nach Hamburg auch über den Bahnhof Winsen möglich. Hier verkehren die Buslinien 4404 (11 bzw. 13 Fahrten pro Werktag und Richtung, samstags 2 bzw. 3 Fahrten) und 4405 (20 bzw. 24 Fahrten pro Werktag und Richtung in einem angenäherten 30-min-Takt in den Hauptverkehrszeiten, samstags jeweils 7 Fahrten). Der Bahnhof Winsen liegt ca. 6 km südwestlich der Gemeindegrenze; eine Fahrt mit dem Bus dauert etwa 20 min von Drage, 25 min von Stove und 30 min von der Haltestelle „Rönne, Brücke“ bzw. 30 min von Hunden. Die Fahrten zwischen Winsen und HH-Hauptbahnhof dauern mit dem Metronom ca. 35 Minuten, so dass die Gesamtfahrzeit bei rund 60 Minuten liegt. Sonntags werden keine Verbindungen nach Winsen angeboten.

Vor allem durch die Fahrplanabstimmung zwischen den Linien 4400 und 4405 wird aber auch eine gute Verbindung aus dem westlichen Gemeindegebiet von/nach Bergedorf angeboten.

Insgesamt ist ÖV-Anbindung der Samtgemeinde Elbmarsch an Hamburg als gut zu bezeichnen. Diese Einschätzung wurde auch von den Bürgern der Samtgemeinde im Rahmen der durchgeführten, projektbegleitenden Bürgerwerkstätten mehrheitlich bestätigt. Allerdings wurde auch der Wunsch einer Angebotsausdehnung in die Nachtstunden sowohl werktags als auch am Wochenende geäußert. Außerdem wird eine Tarifreform angeregt, weil die Fahrtkosten zwischen der Elbmarsch und Hbf Hamburg über Bergedorf (5,40 €) bzw. über Winsen (Luhe) (7,40 €) deutlich unterschiedlich sind.

Seite 31 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Die nahegelegene Stadt Geesthacht als weiteres wichtiges Ziel außerhalb der Samtgemeinde ist mit der Buslinie 539 im 60-min-Takt zu erreichen (12 Fahrten pro Werktag und Richtung, samstags 4 bzw. 5 Fahrten).

Eine direkte ÖV-Verbindung zur Stadt Lüneburg wird durch die Buslinie 5405 über Tespe und Bütlingen angeboten: werktags 7 bis 4 Fahrten pro Richtung, samstags 1 bzw. 2 Fahrten).

Die Linie 4402 verkehrt nur zwischen Avendorf und Elbmarsch eingeschränkt auf Schultage 3 bis 5 Mal je Richtung.

Alle Buslinien, die die Samtgemeinde bedienen, werden an den Haltestellen „Grundschule“ und „Ernst-Reinstorf-Schule“ in Niedermarschacht miteinander verknüpft. Durch einen Umstieg an diesen zentralen Umsteigepunkten liegt eine ÖV-Verbindung aus allen Gemeindegebieten mit den wesentlichen Zielen in Hamburg, Winsen, Geesthacht und Lüneburg vor.

Die Bushaltestelle „Rönne, Brücke“ in der Elbuferstraße in unmittelbarer Nähe zur B404 wird aufgrund ihre zentralen Lage vor allem als Umsteigehaltestelle zwischen der Zubringerbuslinie 4405 aus dem westlichen Gemeindegebiet und der Linie 4400 von/nach Bergedorf genutzt. Außerdem ist die Haltestelle mit 19 Pkw-Parkplätze und einer Fahrradabstellanlage ausgestattet. Dieses Angebot für Umsteigevorgänge Pkw<>Bus und Fahrrad<>Bus wird vor allem von den Berufspendlern gut angenommen.

Ergänzende bedarfsorientierte ÖV-Angebote standen in der Samtgemeinde bis zum 01. November 2015 durch die Bedienungsform ASM (Anruf-Sammel-Mobil) zur Verfügung. Aufgrund der geringen Nachfrage wurde dieses Angebot aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

Zumindest in den Sommermonaten (Mai – September) an Wochenenden und Feiertagen unterstützt der Elb-Shuttle seit 2013 die Verbindung zwischen Bergedorf und der Elbmarsch. Der Elb-Shuttle ist ein Radwanderbus mit einem Anhänger für 15 Fahrräder, der über 30 Haltestellen im Raum Winsen/Elbmarsch erschließt; die Nutzung einschließlich Fahrradmitnahme ist kostenlos. Finanziert wird das Angebot u.a. auch von der Samtgemeinde Elbmarsch.

Abb. 18/19: Elb-Shuttle (www.winsen.de/freizeit-tourismus/tourismus-kultur/elb-shuttle/)

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Bedien- und Verbindungsqualität des ÖV-Angebotes in der Samtgemeinde Elbmarsch nach den Kriterien des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) (VDV 2001) insgesamt als genügend (das Mindestangebot wird vorgehalten) bis gut (das Mindestangebot wird überschritten) eingeschätzt werden kann (siehe auch Auswertung im Nahverkehrsplan für den Landkreis Harburg 2017 – 2021). Lediglich die Verbindungsqualität vom

Ortsteil Hunden wird als ungenügend bewertet (Der Grenzwert wird dabei allerdings nur knapp überschritten).

Seite 32 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Das aktuelle Angebot entspricht dem Konzept des so genannten „Elbmarschsterns“ (Projekt 9 des Nahverkehrsplanes für den Landkreis Harburg 2017 – 2021), bei dem eine Verbindung der Städte Hamburg-Bergedorf, Geesthacht, Winsen (Luhe) und Lüneburg über den Verknüpfungspunkt Niedermarschacht, Haltestelle „Ernst-Reinstorf-Schule“ durch mehrere, aufeinander abgestimmte und miteinander vernetzte Regionalbuslinien vorgehalten wird.

Die Taktfrequenzen der einzelnen Buslinien innerhalb der Samtgemeinde sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Werktags ist in den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags ein ausreichendes ÖV- Angebot mit relativ gut abgestimmten Umsteigemöglichkeiten an den Haltestellen „Rönne, Brücke“, „Niedermarschacht, Ernst-Reinstorf-Schule“ und „Niedermarschacht, Grundschule“ vorhanden. Dagegen sind samstags und vor allem an Sonn- und Feiertagen die Verbindungen und die Fahrtenhäufigkeit stark eingeschränkt oder eine Linie sogar komplett eingestellt.

In den Hauptverkehrszeit morgens sind vielfach die Schülerbusse durch die gemeinsame Nutzung mit Pendlern (Arbeitsstätte außerhalb der Samtgemeinde) nahezu ausgelastet oder überfüllt.

Die ÖV-Abdeckung bzw. die Erreichbarkeit der ÖV-Haltestellen im Untersuchungsgebiet ist in Abbildung 20 (siehe auch Anlage 9) dargestellt und veranschaulicht, dass nahezu die gesamte Siedungsbebauung innerhalb der 400 m – Einzugsbereiche liegt. Kleinere Lücken sind lediglich in den Dörfern Bütlingen, Tespe, Rönne, Schwinde, Drage und Hunden zu finden (in der Abb. 20 blau markiert).

Kartengrundlage: OpenStreetMap - Mitwirkende (2019)

Abb. 20: Einzugsbereiche der Bushaltestellen im Untersuchungsgebiet (SBI)

In der Samtgemeinde sind insgesamt 50 Haltestellen eingerichtet. Die Ausstattung sowie der bauliche Zustand der Haltestellen weisen sehr große Unterschiede auf.

Seite 33 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Eine qualitative Bewertung der Haltestellen ist der Abbildung 21 (siehe auch Anlage 9) zu entnehmen (Für die Bewertung einer Haltestelle wird jeweils diejenige richtungsbezogene Haltestelle herangezogen, die hinsichtlich der nachfolgend genannten Kriterien schlechter zu beurteilen ist.).

Die Bewertung der Haltestellen bezieht sich im Wesentlichen auf folgenden Kriterien: Fahrgastinformation, Witterungsschutz (Fahrgastunterstand), Sitzplätze, Papierkörbe, Beleuchtung, Gehweganbindung/Überquerungsmöglichkeit, Bodenqualität, Barrierefreiheit (Bordhöhe, Blindenleitstreifen), Fahrradabstellmöglichkeiten, Sichtbarkeit/Standort der Haltestelle und Anfahrbarkeit/Befahrbarkeit für Busse.

Für die Beschreibung des Haltestellenzustandes werden vier „Qualitätskategorien“ definiert: sehr gut: nahezu alle Bewertungskriterien werden positiv bewertet (alle Ausstattungsmerkmale werden zumindest teilweise an beiden richtungsbezogenen Haltestellen erfüllt) ausreichend: die Mindestanforderungen werden erfüllt (ohne Barrierefreiheit, aber ansonsten zumindest Wetterschutz und Sitzplätze vorhanden) mangelhaft: die Mindestanforderungen werden nicht erfüllt (z.B. ohne Wetterschutz, Sitzplätze oder Gehweganbindung; ohne Barrierefreiheit) unzureichend: die Vielzahl der Bewertungskriterien werden negativ bewertet

Kartengrundlage: OpenStreetMap - Mitwirkende (2019) Abb. 21: Bewertung der Bushaltestellen im Untersuchungsgebiet (SBI)

Insgesamt ist festzuhalten, dass 16 Haltestellen den Anforderungen an eine mindestens ausreichende Haltestellenausstattung genügen. Hervorzuheben ist dabei die sehr gute Ausstattung der Haltestellen

Seite 34 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

„Rönne, Brücke“ und „Drage, Krummer Weg“ mit Fahrradabstellanlagen und Pkw-Stellplätzen für einen B+R- bzw. P+R-Verkehr.

Eine mangelhafte Ausstattung ist 26 Haltestellen zu bescheinigen. Hier fehlen in erster Linie ein Witterungsschutz oder Sitzplätze, ist die Zuwegung/Erreichbarkeit schlecht bzw. ist der Zustand im Allgemeinen verbesserungsbedürftig.

An den folgenden 8 Haltestellen fehlen – zumindest an einer der beiden richtungsbezogenen Haltestellen – eine Vielzahl grundlegender Ausstattungselemente: in Avendorf „Elbuferstraße“ und „Recht up“, in Drennhausen „Drennhäuser Elbdeich“, in Elbstorf „Schultenweg“, in Hunden „Schule Binnenmarsch“, in Tespe „Avendorfer Weg“ und „Westerfeld“ und in Stove „Im Siek“.

Rönne, Brücke Oldershausen, Kindergarten

Tespe, Westerfeld Hunden, Schule Binnenmarsch Abb. 22-25: Beispiele für sehr gut/ausreichend ausgestattete Haltestellen (Bilder oben) und unzureichende Ausstattung (Bilder unten) Fahrradabstellplätze (Bike+Ride – Anlagen) sind nur an vereinzelten Haltestellen vorhanden. An der Haltestelle „Rönne, Brücke“ können zudem 10 abschließbare, wetterfeste Fahrradboxen für Fahrräder und Zubehör genutzt werden.

Rönne, Brücke Drage, Krummer Weg

Abb. 26/27: Fahrradabstellanlagen an Haltestellen (SBI)

Seite 35 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Fuß- und Radverkehr Die Fuß- und Radverkehrsführung in der Samtgemeinde Elbmarsch mit wichtigen Anschlüssen und öffentlichen Zielen sind in Abbildung 28 dargestellt (siehe auch Anlage 10).

Kartengrundlage: OpenStreetMap - Mitwirkende (2019) Abb. 28: Fuß- und Radverkehrsführung im Untersuchungsgebiet (SBI)

Anlagen für den Fußgängerverkehr sind an angebauten Straßen grundsätzlich überall erforderlich; Ausnahmen bilden nur Erschließungsstraßen im Mischungsprinzip. Auch bei Bebauungslücken sind straßenbegleitende Gehwege ohne Unterbrechung vorzuhalten.

Die vorhandenen Gehwege in der Samtgemeinde Elbmarsch erfüllen im Wesentlichen diesem Anspruch. Allerdings können durch eine eingeschränkte Flächenverfügbarkeit an baulich oder umfeldbedingten Zwangspunkten die empfohlenen Regelbreiten gemäß RASt 06 (Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen, Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Köln, Ausgabe 2006) nicht immer eingehalten werden. Aufgrund des relativ geringen Verkehrsaufkommens sind diese Einschränkungen aber als noch akzeptabel zu bewerten.

Entlang von Straßen mit hohen Verkehrsbelastungen und/oder hohen Geschwindigkeiten ist ein Überqueren der Fahrbahn in der Regel mit entsprechend hohen Risiken und langen Wartezeiten verbunden. Besteht an solchen Straßen ein punktueller oder linienhafter Querungsbedarf, sind entsprechende Querungsanlagen vorzusehen. Diesbezüglich sind im Untersuchungsgebiet an mehreren Stellen Fußgänger-Lichtsignalanlagen (F-LSA), Fußgängerüberwege oder sogenannte Sprunginseln (Mittelinseln) als Querungshilfe vorhanden.

Innerhalb der Samtgemeinde Elbmarsch wird der Radverkehr überwiegend zusammen mit dem Fußgängerverkehr auf gemeinsamen Geh- und Radwegen (Verkehrszeichen VZ 240 gemäß Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)) oder im Mischverkehr auf der Straße geführt. Außerdem ist in mehreren Straßenabschnitten das Radfahren auf dem Gehweg erlaubt (VZ 239 „Gehweg“ mit Zusatzzeichen 1022-10 „Radfahrer frei“). Die aktuell gültigen Regelmaße der RASt 06 und ERA

Seite 36 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

(Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Köln, Ausgabe 2010) werden nicht überall eingehalten; eine Vielzahl der Anlagen für die gemeinsame Führung des Fuß- und Radverkehrs sind zu schmal und/oder baulich in einem schlechten Zustand.

Nach den Vorgaben in der ERA sollen gemeinsame Geh- und Radwege und Gehwege mit der Beschilderung „Radfahrer frei“ inner- und außerorts eine Regelbreite von mindestens 2,50 m aufweisen. Bei geringeren Breiten ist die Anordnung der Benutzungspflicht für Radfahrer zu überprüfen. Die Breite des Sicherheitstrennstreifens zur Fahrbahn wird innerorts mit 0,50 m bzw. 0,75 m bei festen Einbauten oder hoher Verkehrsstärke und außerorts mit 1,75 m angegeben.

Außerdem ist die wegweisende Beschilderung für Radfahrer (besonderes über die anbaufreien und landwirtschaftlichen Nutzwege) z.T. lückenhaft bzw. könnte verbessert werden.

Straßenbegleitende Geh- und Radwege sind nur teilweise an beiden Straßenseiten vorhanden. Aufgrund des vergleichsweise geringen Fuß- und Radverkehrs außerhalb der bebauten Siedlungsbereiche ist eine derartige Führung im Untersuchungsbereich auch angemessen (siehe Abb. 29/30). Andererseits ist die einseitige Führung innerhalb der beidseitig bebauten Siedlungsbereiche teilweise – insbesondere auf Abschnitten mit hohen Kfz-Belastungen – kritisch zu bewerten. Als Beispiel sind hierfür Teilabschnitte der Landesstraße L217 zwischen Schwinde und Drennhausen zu nennen (siehe Abb. 31/32)

Lüneburger Straße Eichholzer Straße Abb. 29/30: Einseitiger benutzungspflichtiger „gemeinsamer Geh- und Radweg“ außerorts (SBI)

Winsener Straße Drennhäuser Straße

Abb. 31/32: Einseitiger benutzungspflichtiger „gemeinsamer Geh- und Radweg“ innerorts (SBI)

Seite 37 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Lorenz-Müller-Straße Winsener Straße

Elbuferstraße Elbuferstraße

Lüneburger Straße Oldershausener Hauptstraße

Abb. 33-38: Beispiele für die unterschiedliche Qualität und Zustand der Geh- und Radwege (SBI)

An verschiedenen Stellen im Untersuchungsgebiet enden Geh- bzw. gemeinsame Geh- und Radwege ohne qualifizierte Weiterführung oder Überleitung auf die andere Straßenseite (siehe Abb. 37/38). In diesen Fällen sind der weitere Anschluss an vorhandene Anlagen des Fuß- und Radverkehrs zu überprüfen und ggf. baulichen Maßnahmen wie bspw. der Einbau einer Querungshilfe in Betracht zu ziehen.

Seite 38 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Lüneburger Straße Hundener Straße Abb. 39/40: Ende von Anlagen des Fuß- und Radverkehrs ohne Weiterführung (SBI)

Eine Vielzahl bedeutsamer Radverkehrsverbindungen im Alltagsverkehr (siehe Abb. 28 auf S. 35) führen auch über landwirtschaftliche Nutzwege, die für den Radverkehr freigegeben sind. Im westlichen Teil der Samtgemeinde sind diese Verbindungen überwiegend in einem guten bis sehr guten Zustand; im östlichen Gemeindebereich fehlt dagegen bspw. eine Nord-Süd-Verbindung ausgehend von Tespe und ist der Streckenabschnitt zwischen Eichholz und Horburg/Bütlingen in einem schlechten Zustand.

Dragweg Hundener Straße

Recht Up, südlich Avendorf Feldweg entlang der B404, südlich Rönne Abb. 41-44: Bedeutsame Radverbindungen im Untersuchungsgebiet (SBI)

Seite 39 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 45/46: Radverbindung zwischen Eichholz und Horburg/Bütlingen (SBI)

Der Landeskreis Harburg hat im Jahr 2017 das Regionale Radverkehrskonzept (SHP Ingenieure, Hannover, Sept. 2017) veröffentlicht. In dem vorliegenden Konzept sind u.a. vorhandene Radverbindungen bewertet, Netzlücken dargestellt und Ausbaubedarfe definiert (siehe Abb. 47) sowie Ergänzungen bspw. von Fahrradabstellanlagen im Detail ausgewiesen. Die entwickelten Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrsinfrastruktur sind als Handlungsempfehlungen für die zuständigen Akteure aufzufassen und sollen dazu beitragen, den Radverkehrsanteil am Gesamtverkehrsaufkommen zu erhöhen.

Die nachfolgenden Abbildungen fassen das Ergebnis des Radverkehrskonzeptes bezogen auf die Samtgemeinde Elbmarsch zusammen.

Abb. 47: Abschnittsbewertung und Betrachtung der punktuellen Auffälligkeiten (Regionales Radverkehrskonzept Landkreis Harburg, SHP, 2017, Ausschnitt)

Seite 40 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 48: Radverkehrsanlagen mit zu geringen Breiten gem. ERA 2010 (Regionales Radverkehrskonzept Landkreis Harburg, SHP, 2017, Ausschnitt)

Abb. 49: Prüfung der Benutzungspflicht gem. ERA 2010 (Regionales Radverkehrskonzept Landkreis Harburg, SHP, 2017, Ausschnitt)

Das Radwegenetz im Untersuchungsgebiet setzt sich zusammen aus dem „Alltagswegenetz“ und dem „Freizeitwegenetz“; abschnittsweise überlagern sich beide Netzkategorien. Im Freizeitwegenetz verlaufen Abschnitte der Routen Elbe-Radweg, Hamburger Radrunde, Na Tourpur, Ilmenau-Radweg, Ährenrunde, Durch die Elbmarsch und die Elbdeichroute durch die Samtgemeinde Elbmarsch. Die Streckenverläufe sind in Abb. 50 dargestellt.

Seite 41 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 50: Fahrradfreizeitrouten im Untersuchungsgebiet (SBI)

Der Elbe-Radweg (D10) gehört zu den beliebtesten Radfernwegen in Deutschland und verläuft als gemeinsamer Fuß- und Radweg (größtenteils anbaufrei) über den Deichweg entlang der Elbe. Dieser Radweg wird auch verstärkt im Alltagsverkehr genutzt; allerdings nicht in der kälteren Jahreszeit aufgrund des eingeschränkten Winterdienstes sowie der fehlenden Beleuchtung.

Die Elbdeichroute verläuft in einer geschlossenen Strecke über Elbe-Radweg, abschnittsweise über landwirtschaftliche Nutzwege bzw. Feldwege sowie im Mischverkehr gemeinsam mit dem Kfz-Verkehr.

Die Hamburger Radrunde ist eine 220 km lange Freizeitstrecke, die über verschiedene Landkreise und Ortschaften verläuft; Geesthacht stellt das östliche Streckenende dar. In der Samtgemeinde führt die Freizeitroute von der Elbbrücke (Rönner Brücke) entlang der Elbe in Richtung Lassrönne.

Die Na Tourpur ist eine Rundstrecke zwischen Drage und Winsen über Tönnhausen, Lassrönne und Stöckte und führt östlich über Feldwege in der Elbmarsch und westlich über den Elbdeich.

Der Ilmenau-Radweg verläuft weiträumig zwischen Stöckte und Uelzen. Die Freizeitroute tangiert die Samtgemeinde südlich über die Ortsteile Hunden und Oldershausen.

Durch die Elbmarsch ist eine Freizeitroute zwischen den GemeindenKartengrundlage Radbruch: OpenStreetMap im Süden - Mitwirkende und (2019) Stelle im

Westen und verläuft ebenfalls nur durch den südlichen Bereich des SamtgemeindeKartengrundlage: OpenStreetMap über die - Mitwirkende Ortsteile (2019) Hunden und Oldershausen.

Die Ährenrunde zwischen Winsen und Rottorf durchquert das Gemeindegebiet über Feldwege südlich und parallel zur Ilmenau in Höhe der Ortsteile Mover und Fahrenholz.

Seite 42 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

2.2.10 Ortsbild und Städtebau Das Ortsbild der Samtgemeinde ist überwiegend geprägt durch historische landwirtschaftliche Hofstellen mit ihren Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie Einfamilienhausbebauung neueren Datums, die von meist landwirtschaftlicher Nutzung umgeben ist. Im Norden entlang der Elbe folgen die Siedlungskörper bandartig dem Flussverlauf und werden vereinzelt durch Landschaftsfenster voneinander getrennt. Die historisch gewachsene bandartige Siedlungsstruktur wird an mehreren Stellen durch das Hineinragen des Siedlungskörpers in die freie Landschaft verlassen. Insbesondere in der Gemeinde Tespe lassen sich die historischen baulichen Situationen kaum noch ablesen. Landeinwärts befinden sich mehrere Ortsteile mit kompakteren Siedlungsstrukturen in Form von Haufendörfern, welche sich im Süden der Samtgemeinde oft am Verlauf der lokalen Wasserwege wie der Neetze oder der Alten Ilau orientieren. In zentralen Bereichen der Teilgemeinde werden die prägenden Einfamilienhaustypologien teilweise verlassen und es ist verdichteter Wohnungsbau entstanden. Nutzungsstrukturell gibt es, auch hier historisch gewachsen, noch vereinzelte landwirtschaftliche oder mittelständische Betriebe in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnnutzungen. Flächige Gewerbeansiedelungen wiederum sind am Rande oder abseits der geschlossenen Siedlungskörper zu finden. Die jeweiligen Ortszentren mit den sozialen Infrastrukturen, Dienstleistungen, die Verwaltung und Versorgungseinrichtungen wie dem Einzelhandel haben sich oftmals anknüpfen an die historischen Ortszentren um die Kirchen entwickelt. Hier sind bereits heute zum Teil kompakte Siedlungsstrukturen im verdichten Wohnungsbau entwickelt.

Gemeinde Drage Drage ist mit etwa 30,3 km² die flächenmäßig größte der drei Mitgliedsgemeinden in der Elbmarsch. Entlang der Elbe reihen sich die Dörfer Drennhausen, Elbstorf, Stove und Schwinde aneinander. Drennhausen und Stove weisen jeweils einen Zentrumsbereich auf. Landeinwärts, südlich des Siedlungsbandes, befinden sich außerdem der Ortsteil Krümse sowie die Dörfer Hunden, Mover und Fahrenholz in der Binnenmarsch. Prägend für die Gemeinde sind Erholungsangebote wie beispielsweise eine großräumige Campinganlage der Campingplatzbetreiber Stover Strand International, Land an der Elbe und Vick östlich von Elbstorf sowie vereinzelte Ferienwohnungen. Daneben sind weitere Freizeitangebote vorhanden, unter anderem zwei Sportboothäfen und die Rennbahn in Stove. Der Großteil der Gemeindefläche ist jedoch landwirtschaftlich genutzt. Der Flächennutzungsplan sieht nur vereinzelt reine Wohngebiete vor, die Bebauung ist überwiegend als gemischte Flächen ausgewiesen. Im Sommer 2019 lebten 4.412 Einwohner in Drage.

Gemeinde Marschacht Die Gemeinde Marschacht, mit einer Größe von ca. 26 km² und zwischen Drage und Tespe gelegen, bildet den Mittepunkt der Samtgemeinde. Marschacht teilt sich in die Ortsteile Ober- und Niedermarschacht. Zugehörig sind außerdem die Dörfer Eichholz sowie Oldershausen, die sich weiter südlich in der Binnenmarsch befinden. In Ober- und Niedermarschacht befinden sich innerhalb des Siedlungsbandes mehrere Zentrumsbereiche. Südlich des Teilbereiches Marschacht ist die Chemiefabrik des Unternehmens Bruno Bock ansässig. 2019 erreichte die Gemeinde Marschacht eine Bevölkerungszahl von 4.101 Einwohnern.

Seite 43 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Gemeinde Tespe Mit einer Größe von etwa 24,9 km² liegt die Gemeinde Tespe im östlichen Teil der Samtgemeinde. Zugehörig sind das gleichnamige Dorf Tespe, das durch einen Zentrumsbereich geprägt ist, sowie Avendorf. Ergänzt wird die Gemeinde durch die Ortschaft Bütlingen, die südlich der genannten Dörfer liegt. Mit einer Bevölkerungszahl von 4.801 Einwohnern (Stand 2019) ist Tespe die einwohnerstärkste der drei Gemeinden. Auch die Gemeinde Tespe verfügt über ein Angebot an Freizeit- und Übernachtungsmöglichkeiten. Im Dorf Tespe sowie im Ortsteil Avendorf befinden sich u.a. der Freizeit und Campingpark Tespe und der Campingplatz Funke.

2.3 Abschließende Betrachtung der Bestandsaufnahme

Die Kernqualität der Samtgemeinde ist das „Wohnen im Grünen“ bei gleichzeitiger Partizipation an der Prosperität der Metropolregion Hamburg. Die dörfliche Lage mit ihrer typischen, landwirtschaftlichen Prägung sowie naturbelassenen Freiflächen in unmittelbarer Umgebung bieten zudem einen hohen Naherholungswert. Im Zusammenhang mit der vergleichsweise guten überregionalen Verkehrsan- bindung hat sich die Samtgemeinde zu einem beliebten Standort gehobener Wohn- und Lebens- qualität entwickelt. Dies gilt es zu festigen und zu fördern. Ohne künftig attraktive Angebote für Familien zu vernachlässigen, müssen weitere Wohnangebote im heute noch unterrepräsentierten Bereich der kleinteiligen, barrierefreien Wohnungen, vor allem in Zentrumsnähe geschaffen werden, um dem demografischen Wandel noch besser Rechnung zu tragen. Kleinsthaushalten (insbesondere Haushaltsgründern und Senioren) werden so Möglichkeiten geboten, „im Ort zu bleiben“.

Die Flusslandschaft Elbe und die Kulturlandschaft Binnenmarsch sind hochwertige, zum Teil geschützte Naturräume. In diversen übergeordneten Planwerken werden der Wert dieser Landschaften sowie ihr Schutz bekräftigt. Zudem bieten die Böden der Marsch eine hochwertige und fruchtbare Ressource für den Ackerbau. Das Netz aus landwirtschaftlichen Wegen ermöglicht die Erlebbarkeit dieser Kulturlandschaft.

Wirtschaftsstrukturell bietet die Samtgemeinde ebenfalls gute Voraussetzungen. Mit diversen Gewerbegebieten, einer hochwertigen Kulturlandschaft für den Obst- und Gemüseanbau, einer breiten Palette von klein- und mittelständigen Unternehmen und einer gefestigten touristischen Infrastruktur liegen viele Stärken und Potenziale zur Weiterentwicklung vor. Die Lage an der Elbe und die hochwertigen Naturräume der Binnenmarsch bieten für Einheimische sowie für Gäste ein hohes Erholungspotenzial. Mit international bekannten Campinganlagen und dem Elberadweg verfügt die Samtgemeinde über überregional bedeutende Freizeitangebote.

Die Verkehrsbelastung in der Samtgemeinde vor allem im Bereich der Elbuferstraße um den Knotenpunkt zur B404 wird vor Ort derzeit und auch zukünftig als problematisch bewertet. Dies gilt vor allem in den Spitzenstunden, in denen es zeitweise zu einer Überlastung der Anschlussstelle Marschacht kommt. Hier werden klare Handlungserfordernisse identifiziert.

Die Betreuungsinfrastruktur ist insgesamt als gut zu bewerten. Die weiterführende Ernst-Reinstorf-Oberschule in Marschacht lässt eine Schullaufbahn bis zur zehnten Klasse zu, das Gymnasium in Winsen (Luhe) bietet die Möglichkeit zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Ab dem Jahr 2020 wird es das Angebot einer Ganztagsschule auch in Marschacht geben. Die Grundschul-Landschaft ist komfortabel bis an den Rand der Wirtschaftlichkeit ausgestattet.

Seite 44 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Jede der Teilgemeinden hat eine eigene Grundschule, die Gemeinde Drage verfügt mit Stove, Drennhausen und Hunden sogar über drei Grundschulstandorte.

Seite 45 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

3 Ortsentwicklungskonzept

Auf der Grundlage von Bestandsaufnahme und Situationsanalyse werden im Folgenden für die unterschiedlichen Handlungsfelder (siehe Kapitel 1.3 Vorgehen) die jeweiligen Handlungserfordernisse in Form von Zielen definiert, die im nächsten Schritt die Grundlage für Einzelmaßnahmen (siehe Kapitel 3.4 Maßnahmenübersicht) darstellen und den Kern des Entwicklungskonzeptes in den folgenden Kapiteln bilden.

3.1 Ziel für die Bevölkerungsentwicklung

Eine zentrale Fragestellung des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes ist das angestrebte Maß des Bevölkerungswachstums. Die Samtgemeinde ist in der Lage, sich ein bestimmtes Maß zum Ziel zu setzen und dieses über eine gezielte Steuerung der gemeindlichen Bauleitplanung anzusteuern und über ein kontinuierliches, jährliches Monitoring zu überwachen. Daran kann sich die Samtgemeinde für die nächsten 20 Jahre orientieren, sowohl hinsichtlich ihrer Siedlungspolitik als auch hinsichtlich weiterer Zielsetzungen und Maßnahmen. Betrachtet man bundesweit die langfristigen demografischen Entwicklungen einer alternden und zunehmend urbanen Bevölkerung, erscheint es sinnvoll, konkrete kommunale Zielsetzungen und Strategien zur Bevölkerungsentwicklung festzulegen. Dabei sind die Zusammenhänge zwischen Bevölkerungsgröße und -struktur einerseits und dem Funktionieren der sozialen und technischen Infrastruktur sowie der Versorgungseinrichtungen andererseits in den Blick zu nehmen. Im Planungs- und Beteiligungsprozess wurden verschiedene Wachstumsszenarien bezogen auf die Einwohnerzahl durchgespielt, die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf die genannten kommunalen Infrastruktureinrichtungen haben.

Im Falle, dass ein Bevölkerungswachstum nicht aktiv generiert würde und es auch keine Wanderungsgewinne gäbe (Wachstum = 0,0 %), würde sich langfristig die Altersstruktur verschieben. Damit einhergehen würden u. a. sinkende Schülerzahlen, wodurch die Auslastung von Kitas und Grundschulen gefährdet sein könnte. Auch andere Institutionen wie die Feuerwehr oder Sportvereine sind laufend auf entsprechenden Nachwuchs angewiesen. Ein „leichtes Wachstum“ (1%) wiederum könnte die soziale Infrastruktur stabilisieren und langfristig eine moderate Auslastung gewährleisten, während ein „starkes Wachstum“ (2%) gemeindliche Strukturen überfordern kann.

Wesentlich ist dabei, dass die Entwicklung sukzessive und gleichmäßig vonstattengeht, um kurzfristigen Wachstumshochs oder dem temporären Ausbleiben von Wachstum vorzubeugen, da sonst Infrastrukturen für kurze Zeit über- oder unterlastet sein und in der Folge kurzfristige Ausbauerfordernisse auftreten können.

Die Samtgemeinde strebt als Entwicklungsziel den Erhalt und die stetige Auslastung der sozialen Infrastrukturen an. In Anbetracht der prognostizierten Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung wurde in diesem Entwicklungskonzept ein entsprechendes Wachstumsziel bis zum Jahr 2040 quantifiziert. Im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung wurde hierzu ein öffentliches Meinungsbild erstellt, dessen Ergebnis seitens der Verwaltung gestützt, planungsstrategisch als sinnvoll erachtet und als Grundlage des anzustrebenden Bevölkerungswachstums genommen wird. Es wird demnach ein „leichtes Wachstum“, also ein jährlicher Bevölkerungszuwachs von 1,0 Prozent bezogen auf die

Seite 46 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept aktuelle Bevölkerungszahl definiert. Dies soll langfristig eine angemessene Auslastung (ohne Unter- oder Überlastung) der verschiedenen Infrastruktur- und Versorgungsangebote gewährleisten. Dabei wird explizit Bezug auf die Bevölkerungszahl mit Stand vom Juni 2019 (13.301 Einwohner) genommen. Kumulierte Zuwächse im Laufe der Jahre werden nicht eingerechnet, da sich diese durch Wanderungssalden und die natürliche Bevölkerungsentwicklung nahezu ausgleichen.

Es werden dabei ausdrücklich der unverbindliche Charakter dieser strategischen Festlegung sowie das „Wenn-dann-Prinzip“ unterstrichen. Demografische Vorgänge und Prognosen im Allgemeinen sind starken Schwankungen unterworfen, von einer Vielzahl von Rahmenbedingungen abhängig und basieren oftmals auf Schätzungen und Berechnungen, wodurch nur bedingt auf kommunaler Ebene konkrete Zukunftsbilder entwickelt werden können. Das heißt, dass nur wenn alle getroffenen Annahmen (Geburten- und Sterberaten, Wanderungsbewegungen, Wohnungsbauvorhaben etc.) wie angenommen eintreten, mit diesen Entwicklungen zu rechnen ist. Die örtliche Realisierbarkeit (u.a. Flächenverfügbarkeit, politische Entwicklungsziele) wurde explizit nicht mit in die Prognose einbezogen. Das geplante kontinuierliche Monitoring bildet dabei die Handlungsgrundlage der Samtgemeinde.

Abb. 51: Übersicht Wachstumsszenario (WRS)

3.2 Wohnbauflächenpotenziale

Im Zuge der Konzeptentwicklung wurden Potenzialflächen zur wohnbaulichen Entwicklung identifiziert. Die Öffentlichkeitsveranstaltungen dienten hierbei dazu, Meinungen und Wünsche der Bürger in Bezug auf diese Entwicklung zu sammeln. Zudem wurden die Flächen mit den Gliedgemeinden und der Verwaltung der Samtgemeinde abgestimmt und mit den planerischen Rahmenbedingungen (Regionales Raumordnungsprogramm, Flächennutzungsplan etc.) abgeglichen. Die Konzeptkarte zu diesem Ortsentwicklungskonzept bildet sämtliche Wohnungsbaupotenziale der Samtgemeinde ab. Bei der Identifizierung der Potenzialflächen wurde das planerische Ziel verfolgt, möglichst Flächen im Innenbereich zu entwickeln oder aber bestehende Siedlungsstrukturen an sinnvollen Stellen zu arrondieren und nicht, oder nur in einem sehr begrenzten Rahmen, die Siedlungsbereiche in die Landschaft auszudehnen. Nennenswert flächige Ausweisungen von Wohnbauflächen sind lediglich vereinzelt vorgesehen. Insgesamt wurden die Potenzialflächen weitgehend unter der planerischen Zielsetzung „Innen- vor Außenentwicklung“ ausgewählt.

Dichtekonzept und räumliche Verteilung der Bebauungsdichten Für den Besatz der Potenzialflächen wurde ein Dichtekonzept zu Grunde gelegt. Dieses definiert unterschiedliche (durchschnittliche) Bebauungsdichten je Hektar, welche bei der Entwicklung der

Seite 47 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Flächen angestrebt werden sollten.

Abb. 52: Dichtekonzept (WRS)

In der Konzeptkarte werden für die Potenzialflächen unterschiedliche Dichten vorgeschlagen. Je zentraler eine Fläche liegt, oder je näher sie an wichtigen Funktionen wie bspw. einem Nahversorgungsstandort oder einer zentralen Einrichtung liegt, desto höher ist die vorgeschlagene Dichte. Befindet sich eine Fläche in Randlage oder stellt sie den Übergang zur freien Landschaft dar, sollte eine niedrigere Bebauungsdichte vorgesehen werden. Die räumliche Verteilung ist in der Konzeptkarte anhand einer differenzierten Farbgebung der Potenzialflächen (siehe auch oben) dargestellt. Die Zuweisung der Dichten zu einzelnen Potenzialflächen ergibt folgende prozentuale Verteilung: 15 WE/ha: 19 Prozent 25 WE/ha: 63 Prozent 40 WE/ha: 18 Prozent Die prozentuale Verteilung weist auf eine verstärkte Entwicklung auf der Basis einer mittleren Dichte hin, wohingegen niedrige und hohe Dichten zu gleichen Teilen in deutlich geringerem Umfang realisiert werden sollten. Dieses „Mischungsverhältnis“ entspricht einer für die Samtgemeinde angemessenen Entwicklung. Einerseits wird die bestehende Bebauungstypologie aufgegriffen und andererseits wird den aktuellen Bedarfen an erschwinglichen und kleineren Wohnungen auch auf der Etage – insbesondere für junge Haushaltsgründer, Singles und Senioren - Rechnung getragen. Die Bebauungsstruktur der Samtgemeinde ist überwiegend durch Ein- und Zweifamilienhäuser geprägt. Neue Planungen sollten sich am Maßstab dieser Bebauungstypologie orientieren, wenngleich eine verdichtete Bauweise nicht zuletzt aufgrund veränderter Bedürfnisse und im Hinblick auf einen schonenden Umgang mit der Ressource Boden im gleichen Maße wichtiger Bestandteil der strategischen Wohnungsbaupolitik sein sollte. Im Konzept ist eine bedarfsorientierte Verteilung der verschiedenen Bebauungsdichten bzw. -typologien vorgenommen worden. Im Rahmen der geringen Dichte von 15 WE/ha wird vorwiegend von einer Bebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern ausgegangen. Die mittlere Dichte (25 WE/ha) wird weitestgehend durch Doppel- und Reihenhäuser erzielt und wird durch Stadtvillen (Mehrfamilienhäuser mit fünf bis zehn Wohneinheiten) ergänzt. In der erhöhten Dichte (40 WE/ha) wird die Bebauung überwiegend von Stadtvillen geprägt.

Gesamtpotenzial Entsprechend der identifizierten Wohnungsbaupotenzialflächen gibt es im Zusammenhang mit dem angesetzten Dichtekonzept und der räumlichen Verteilung von Bebauungstypologien ein

Seite 48 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept wohnbauliches Gesamtpotenzial für die Samtgemeinde. Dieses ist, differenziert nach den einzelnen Teilgemeinden und Ortsteilen der folgenden Tabelle zu entnehmen. Drage insgesamt 1.198

Marschacht insgesamt 1.108

Tespe insgesamt 967

Samtgemeinde insgesamt 3.273 Tabelle 2: Gesamtpotenzial Wohnungsbau (WRS) Zu beachten ist hierbei, dass es sich um das maximal mögliche Potenzial handelt. Es sind keine Eigentumsverhältnisse und Umsetzungsbereitschaften von Eigentümern, Umweltbedingungen (bspw. Baugrundverhältnisse, naturschutzrechtliche Belange) oder Ähnliches, also tatsächliche Realisierungschancen berücksichtigt. Dies bedeutet, dass das angestrebte Wachstum von 1% erreicht wird, wenn die Flächen nur anteilig entwickelt werden. Die Erfahrung zeigt, dass zumeist nur ein gewisser Anteil der Flächen tatsächlich einer baulichen Entwicklung zugeführt werden kann. Es sind daher auf nachrangigen Planungsebenen, hier besonders auf Ebene der kommunalen Bauleitplanung, im Nachgang zum Entwicklungskonzept einzelne Flächen auszuwählen, auf die genannten Faktoren hin zu überprüfen und ggf. zu aktivieren. Zudem ist zu unterstreichen, dass die Menge der zu realisierenden Flächen bzw. Wohneinheiten mit den im Folgenden beschriebenen Bedarfen im Wohnungsbau abzugleichen ist. Bedarf meint hierbei das angestrebte 1-prozentige Bevölkerungswachstum.

Bedarfe Wohnungsbau Das Bevölkerungswachstum von 1,0 Prozent pro Jahr, bezogen auf die Einwohnerzahl im Juni 2019 (13.301 Einwohner) entspricht einem angestrebten Zuwachs von rund 130 Einwohnern im Jahr, um die kommunalen Ziele zur langfristigen Auslastung der Infrastrukturen zu gewährleisten. Entsprechend dem Mikrozensus Niedersachsen aus dem Jahr 2017 wird eine durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,15 Einwohnern je Wohneinheit festgelegt. Im Ergebnis ist jährlich die Neuentwicklung von (gerundet) 61 Wohneinheiten in der Samtgemeinde anzustreben.

Abb. 53: Übersicht Bedarfe Wohnungsbau (WRS)

Seite 49 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Bezogen auf den Planungshorizont bis 2040 summiert sich dies auf einen Bevölkerungszuwachs von insgesamt 2.600 Einwohnern bzw. eine Gesamtentwicklung von 1.220 Wohneinheiten innerhalb der kommenden 20 Jahre. Die Entwicklung von etwa 1.220 Wohneinheiten bis zum Jahr 2040 wiederum bedeutet eine Umsetzungsquote von ca. 37 Prozent aus dem Gesamtpotenzial. (Das in der Konzeptkarte dargestellte Gesamtpotenzial umfasst etwa 3.273 Wohneinheiten.) Es wird empfohlen, die neu zu entwickelnden Wohneinheiten innerhalb der jeweiligen Teilgemeinde nach Zentralität ihrer Lage zu verteilen. So ist zum einen eine verstärkte Entwicklung in Marschacht (vorhandene Verkehrsanbindung, Versorgung etc.) anzustreben sowie insgesamt das Deichband stärker zu entwickeln als die Teilorte in der Binnenmarsch. Bevor eine Neuausweisung zentrumsferner Freiräume erfolgt, wird daher aus Gründen der Nachhaltigkeit empfohlen, die Realisierung von Wohnbebauung zunächst in zentrumsnahen Gebieten zu ermöglichen (Innenentwicklung vor Außenentwicklung). Auch die Regionalplanung sieht vor, möglichst wenig Neuerschließung für Wohnraum vorzusehen und Freiräume soweit wie möglich zu schonen, um das Orts- und Landschaftsbild weitestgehend zu erhalten. Verdichtete Wohnformen können Angebote schaffen, die dem demografischen Wandel und einem Bevölkerungswachstum gerecht werden. Bei einem vorgesehenen Bevölkerungswachstum von 1% pro Jahr ist eine Neuausweisung von Flächen jedoch unerlässlich. Um dabei aber gleichzeitig sparsam mit den Flächen umzugehen, wird ebenfalls eine Priorisierung von verdichteten Wohnformen empfohlen. Gebiete mit Ein- und Mehrfamilienhäusern sollten dabei in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Die folgende Tabelle zeigt die empfohlene jährliche Anzahl von Wohneinheiten je Teilort, um eine moderate Entwicklung zum Erhalt der sozialen Infrastruktur und weiterer zentraler Versorgungseinrichtungen langfristig zu gewährleisten.

Wohneinheiten Ortsteil jährlich

Drage insgesamt 19 Drage „Deichband“ 16 Hunden / Fahrenholz 3

Marschacht insgesamt 23 Marschacht „Deichband“ 18 Eichholz & Oldershausen 5

Tespe insgesamt 19 Tespe „Deichband“ 14 Avendorf & Bütlingen 5

Samtgemeinde insgesamt 61 Tabelle 3: Gesamtbedarf Wohnungsbau (WRS)

Die flächigen Wohnungsbaupotenziale sind ausdrücklich als strategisches Potenzial zu sehen, welches durch die Teilgemeinden proaktiv akquiriert werden muss.

Seite 50 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Im Gegensatz dazu gibt es weitere wohnbauliche Entwicklungen, die durch die Gemeinde nur bedingt steuerbar sind. Nachverdichtungen (bspw. Zweite-Reihe- oder Lückenbebauung) sind in den oben beschriebenen Potenzialen nicht enthalten. Insbesondere diese Entwicklungen werden im Rahmen des bereits angesprochenen Monitorings kontinuierlich evaluiert, um diese mit den strategischen Bedarfen abzugleichen.

3.3 Verkehrsprognose

3.3.1 Allgemeine Verkehrsentwicklung Die Abschätzung der Entwicklung des allgemeinen regionalen und überregionalen Verkehrs bis zum Prognosehorizont 2040, der bezogen auf den Untersuchungsraum nahezu komplett als Durchgangsverkehr auftritt, ist nur in groben Zügen aus dem aktuellen BVWP (BMVI 2016) und dem Verkehrsmodell Schleswig-Holstein (LBV.SH o.J.) abzuleiten. Hier werden zumindest bis 2030 raumstrukturelle Einflüsse (veränderte Einwohnerzahlen, Einwohnerstruktur, Arbeitsplätze usw.) sowie realisierte Straßeninfrastrukturmaßnahmen berücksichtigt.

Die allgemeine Verkehrsentwicklung wird hier für den erweiterten Untersuchungsraum im Bereich zwischen 0 und +20 % angegeben. Für die Bundesstraße B404 wird auf dem Abschnitt durch die Samtgemeinde Elbmarsch bei einem vierstreifigen Ausbau zur neuen A21 eine deutliche Zunahme der Verkehrsbelastung um bis zu +8.000 Kfz/d prognostiziert.

3.3.2 Verkehrserzeugung in der Samtgemeinde Elbmarsch Die aktuelle Verkehrserzeugung in der Samtgemeinde Elbmarsch durch die vorhandene Siedlungsstruktur wird sich in den nächsten Jahren nicht grundsätzlich ändern. In der Studie Mobilität- in-Deutschland (infas 2018) (BMVI 2019), wird nach Auswertung u.a. der Kennziffern Wegeanzahl, Pkw-Besitz, tägliches Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung sowie Modal Split für die Metropolregion Hamburg im Allgemeinen und für den Landkreis Harburg speziell noch keine Trendwende im Verkehrsverhalten mit spürbaren Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen auf den Straßen abgeleitet.

Auf Grundlage des angestrebten Zieles zur Bevölkerungsentwicklung sowie den Gewerbeflächenpotenzialen sind die maßgebenden Wohnbaupotenziale und die Flächenpotenziale für gewerbliche Ansiedlungen in Abb. 54 aufgeführt.

Seite 51 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Abb. 54: Entwicklungspotenziale Wohnen und Gewerbe in der Samtgemeinde Elbmarsch (SBI/WRS)

Für die in Aussicht genommenen Entwicklungspotenziale hinsichtlich des Neubaus von Wohneinheiten und Gewerbeansiedlungen werden in Anlehnung an die „Hinweise zur Schätzung des Verkehrsaufkommen von Gebietstypen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) und unter Berücksichtigung ortsspezifischer Ansätze, Vorgaben und Erfahrungswerte für die Samtgemeinde folgende Annahmen zur Abschätzung des Neuverkehrsaufkommens im motorisierten Individualverkehr und im öffentlichen Verkehr getroffen:

Wohnnutzung (Bedarf bis 2040 ca. 1.200 WE) . 2,15 Einwohner/Wohneinheit . 3,2 Wege/Einwohner und Tag (in Anlehnung an MiD 2017) . 80 % wohnungsbezogene Wege . Modal Split: 19% Fuß 12% Rad 9% ÖV 60% Pkw (in Anlehnung an MiD 2017) . Besetzungsgrad: 1,33 Personen/Kfz (in Anlehnung an MiD 2017) . 5% Zuschlag für Besucherwege pro Tag . 0,05 Kfz-Fahrten pro Tag je Einwohner im Wirtschaftsverkehr (30% Schwerverkehrsanteil) . Spitzenstundenanteil: früh Quellverkehr = 10 % Zielverkehr = 2 % spät Quellverkehr = 7 % Zielverkehr = 10 %

 Kfz-Verkehr Tagesverkehr (Summe von Quell- und Zielverkehr) = rd. 3.260 Kfz-Fahrten/d (1% Lkw-Anteil) Spitzenstunde früh Quellverkehr = 160 Kfz-Fahrten/h Zielverkehr = 30 Kfz-Fahrten/h Spitzenstunde spät Quellverkehr = 110 Kfz-Fahrten/h Zielverkehr = 160 Kfz-Fahrten/h  ÖV-Verkehr Tagesverkehr (Summe von Quell- und Zielverkehr) = rd. 600 Fahrgäste/d

Seite 52 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Spitzenstunde früh Quellverkehr = 30 Fahrgäste/h Zielverkehr = >10 Fahrgäste/h Spitzenstunde spät Quellverkehr = 20 Fahrgäste/h Zielverkehr = 30 Fahrgäste/h

Gewerbenutzung (bis zu 41 ha) . pauschal 40 Arbeitsplätze/ha (Mix aus Industrie, Lager- und Büronutzung) . 90% Anwesenheit . 2,5 Wege/Beschäftigter und Tag (in Anlehnung an MiD 2017) . Modal Split: 90 % MIV-Anteil . Besetzungsgrad: 1,05 Personen/Kfz (in Anlehnung an MiD 2017) . 0,5 Kfz-Fahrten pro Tag je Beschäftigter im Besucher-/Kundenverkehr . 0,7 Kfz-Fahrten pro Tag je Beschäftigter im Wirtschaftsverkehr (30% Schwerverkehrsanteil) . Spitzenstundenanteil psch.: früh Quellverkehr = 5 % Zielverkehr = 25 % spät Quellverkehr = 20 % Zielverkehr = 5 %

 Kfz-Verkehr Tagesverkehr (Summe von Quell- und Zielverkehr) = rd. 4.940 Kfz-Fahrten/d (6% Lkw-Anteil) Spitzenstunde früh Quellverkehr = 120 Kfz-Fahrten/h Zielverkehr = 620 Kfz-Fahrten/h Spitzenstunde spät Quellverkehr = 490 Kfz-Fahrten/h Zielverkehr = 120 Kfz-Fahrten/h  ÖV-Verkehr Tagesverkehr (Summe von Quell- und Zielverkehr) = rd. 360 Fahrgäste/d Spitzenstunde früh Quellverkehr = >10 Fahrgäste/h Zielverkehr = 50 Fahrgäste/h Spitzenstunde spät Quellverkehr = 40 Fahrgäste/h Zielverkehr = >10 Fahrgäste/h

Regionale Richtungsverteilung im Einwohnerverkehr (u.a. in Anlehnung an die aktuellen Pendlerbeziehungen aus dem „Nahverkehrsplan des Land- kreises Harburg 2017 – 2021“ (VNO 2017)) . 55 % Hamburg, Kreis Stormarn und Herzogtum Lauenburg, Geesthacht . 15 % Lüneburg, LK Lüneburg . 10 % Winsen (Luhe) . 20 % Binnenverkehr in der Samtgemeinde Elbmarsch

Regionale Richtungsverteilung im Beschäftigten- und Gewerbeverkehr . 65 % Hamburg, Kreis Stormarn und Herzogtum Lauenburg, Geesthacht . 25 % Lüneburg, LK Lüneburg . 10 % Winsen (Luhe)

In der Gesamtbilanz der Verkehrsprognose können bei Realisierung aller Potenziale entsprechend dem Strukturentwicklungsszenario 2 bis zum Prognosehorizont 2040 zusätzlich ca. +8.200 Kfz-Fahrten pro Tag erzeugt werden. Im öffentlichen Verkehr sind bis knapp 1.000 zusätzliche Fahrgäste pro Tag zu erwarten.

Der Neuverkehr wird zum überwiegenden Teil über die Bundesstraße B404 in/aus Richtung Norden/A25 (ca. 5.000 Kfz-Fahrten/d) abzuwickeln sein. Über die B404 in/aus Richtung Süden/A39 werden ca. 2.100 Kfz-Fahrten/d zusätzlich fließen. In/aus Richtung Winsen (Luhe) ist nur ein geringer

Seite 53 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Mehrverkehr von knapp 500 Kfz-Fahrten/d auf den vorhandenen Kreis- und Gemeindestraßen zu erwarten. Ca. 650 Kfz-Fahrten/d des Neuverkehrs werden als Binnenverkehr der Samtgemeinde auftreten.

Die prognostizierte Kfz-Verkehrsentwicklung im Durchgangsverkehrs und im Quell-/Zielverkehr der Samtgemeinde Elbmarsch ist in Abb. 55 skizziert.

Kartengrundlage: OpenStreetMap - Mitwirkende (2019) Abb. 55: Prognose der Kfz-Verkehrsentwicklung in der Samtgemeinde Elbmarsch (SBI)

3.3.3 Auswirkungen auf die Verkehrssituation in der Samtgemeinde Elbmarsch Die straßenverkehrlichen Belastungszunahmen auf dem Straßenzug Winsener Straße – Stover Straße – Elbuferstraße (Landesstraße L217) entlang der Elbe sind noch als relativ moderat einzustufen. Die vorhandenen Straßen gewährleisten im Wesentlichen eine gute ausreichende Leistungsfähigkeit; Überlastungen der Streckenkapazitäten sind nicht zu erwarten. Die Verkehrsabläufe sind mit der Qualitätsstufe B … gut bis C … zufriedenstellend zu beschreiben.

Infolge der zu erwartenden erhöhten Verkehrsbelastungen ist allerdings die Notwendigkeit zusätzlicher gesicherter Querungsanlagen für den Fußverkehr und ggf. auch für den Radverkehr (bspw. im Zuge einer ausgewiesenen Radverkehrsroute) zu prüfen.

Für alle übrigen freien Strecken (Straßenabschnitte zwischen den Knotenpunkten) im Gemeindegebiet sind keine relevanten Änderungen der täglichen Verkehrsbelastungen zu erwarten.

An den beiden Teilknoten B404/Elbuferstraße, Ost- und Westrampe der B404-Anschlussstelle Marschacht sind bei den (theoretisch berechneten) aktuellen fahrstreifenbezogenen Auslastungsgraden von bis zu 70 % i.d.R. zwar noch ausreichende Kapazitätsreserven vorhanden, um das zusätzliche Verkehrsaufkommen qualitätsgerecht – d.h. mindestens mit der Qualitätsstufe D … ausreichend – aufzufangen. Allerdings wird auch in Zukunft in den Hauptverkehrszeiten die Rückstauproblematik beim Einfädeln auf die B404 den Verkehrsablauf in der Elbuferstraße nachhaltig

Seite 54 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept beeinflussen und erheblich stören. Die bereits heute auftretenden Behinderungen (Rückstaus im Wechsel mit Stop-and-go) werden weiter zunehmen.

An der vorfahrtgeregelten Einmündung Elbuferstraße/Eichholzer Straße könnten vor allem strukturelle Entwicklungen in der Gemeinde Tespe zu einem Mehrverkehrsaufkommen führen, das eine lichtsignalisierte Verkehrsabwicklung erfordert.

Durch die zunehmende Auslastung an den aufgeführten Knotenpunkten B404/Elbuferstraße, Ost- und Westrampe sowie an der Einmündung Elbuferstraße/Eichholzer Straße ist die Verkehrsabwicklung ständig/regelmäßig zu beobachten und sind in Abhängigkeit der tatsächlichen Verkehrsentwicklung ggf. bauliche und/oder verkehrstechnische Maßnahmen zu ergreifen.

An den Knotenpunkten der B404-Anschlusstelle bei Eichholz ist trotz des prognostizierten hohen Quell-/Zielverkehrs bei Realisierung des gewerblichen Entwicklungspotenzials im GE Eichholz ein Ausbau der Knoten (Ostrampe: vorfahrtgeregelte Einmündung; Westrampe: Kreisverkehr) voraussichtlich nicht erforderlich.

Die vorhandenen Verkehrsbelastungen auf der Bundesstraße B404 in Höhe der Elbbrücken liegen in den Hauptverkehrszeiten morgens Richtung A25/Geesthacht und nachmittags Richtung A39/Lüneburg bereits im Grenzbereich der Leistungsfähigkeit. Durch den Mehrverkehr der Samtgemeinde bis zu 250 Kfz/h und Richtung einerseits und der zunehmenden Grundbelastungen auf der B404 (im regionalen und überregionalen Durchgangsverkehr) andererseits werden auch zunehmende Behinderungen auftreten (stockender Verkehr, Stauerscheinungen im Wechsel mit Stop-and-go- Verkehr). Nur durch den im BVWP ohnehin in Aussicht genommenen 4-streifigen Ausbau der B404 ist eine deutliche Verkehrsverbesserung zu erreichen.

Die Verkehrsabwicklung an der Auffahrt B404-AS Marschacht in Richtung A25/Geesthacht wird sich in Zukunft weiter verschlechtern. Die Problematik beim Einfädeln auf die B404 wird bei dem zunehmenden Verkehr auf der B404 und in der Einfahrrampe weiter verschärft. Die Leistungsfähigkeit wird in den Hauptverkehrszeiten zunehmend deutlich überschritten; der Verkehrsablauf ist mit der Qualitätsstufe E … unzureichend bis F … überlastet zu beschreiben.

Die zusätzlichen Fahrgastpotenziale im öffentlichen Personenverkehr können mit dem aktuellen Fahrtenangebot befördert werden. Der Abgleich der vorhandenen Haltestellenlage mit der Bebauung zeigt grundsätzlich eine gute Abdeckung der Haltestelleneinzugsbereiche; je nach Lage der Neubaugebiete und Gewerbeflächen sind allerdings die Lage der Haltestellen zu überprüfen und/oder ggf. neue Haltestellen zu ergänzen.

3.4 Ziele

Im Folgenden werden für die verschiedenen Handlungsfelder grundlegende und übergeordnete Handlungsempfehlungen in Form von Zielen formuliert. Konkrete Maßnahmen folgen im Kapitel 3.5. Maßnahmen Die Ziele werden integrativ betrachtet. Nur wenige Ziele können isoliert erreicht werden, da zwischen den einzelnen Handlungsfeldern oft enge Verknüpfungen und gegenseitige Abhängigkeiten bestehen.

3.4.1 Siedlungsstruktur und Wohnen Unter Berücksichtigung des o.g. Wachstums lassen sich bezüglich der wohnbaulichen Entwicklung folgende Ziele ableiten:

Seite 55 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Eine Priorisierung der flächigen Wohnbaupotenziale sollte in die strategischen Überlegungen zur Aktivierung dieser Flächen einfließen. Der Fokus sollte auf der Entwicklung von zentrumsnahen bzw. erschlossenen Flächen liegen. Neben der Nutzung bereits etablierter kurzer Wege und der Vermeidung zusätzlichen Verkehrs können so Erschließungsaufwand und Infrastrukturfolgekosten verringert werden. In diesem Zusammenhang sollte die Priorität auf einer verdichteten Bauweise liegen (sparsamer Umgang mit Boden bei gleichzeitiger Schaffung eines bedarfsorientierten Angebotes). Das Angebot an familiengerechten Wohnformen und kleineren Wohnungen, z. B. für Senioren oder kleine Haushalte, sollte ausgewogen sein. Synergieeffekte lassen sich hier bspw. durch ein „Umzugsmanagement“ schaffen, das das innerörtliche Angebot an barrierefreiem Wohnraum mit den freiwerdenden Einfamilienhäusern in entfernteren Gebieten abstimmt, um so die verschiedenen Bedarfe zu bedienen (siehe Maßnahme „Umzugsmanagement“).

Weitere Ziele betreffen das Ortsbild sowie die räumliche Siedlungsstruktur. Die historisch gewachsene bandartige Siedlungsstruktur sollte weitestgehend erhalten bleiben. Ein weiteres Hineinwachsen von Wohnsiedlungen in die Binnenmarsch soll möglichst vermieden werden. Dabei sollen die verschiedenen Ortsteile nicht weiter zusammenwachsen, sondern erkennbare Ortsübergänge erhalten bleiben. Zudem ist das Motiv der Landschaftsfenster an entsprechenden Stellen zu erhalten. Ziel ist es, klare Ortsränder zu gestalten und sanfte Übergänge vom bebauten Raum in die freie Landschaft zu etablieren. Dabei sind Konflikte zwischen flächensparender Entwicklung und naturschutzrechtlichen Belangen im direkten Siedlungsumfeld zu identifizieren und zu vermeiden. Insgesamt sollte bei Neubauvorhaben der bestehenden Baukultur und dem historischen Ortsbild gestalterisch Rechnung getragen werden. Nicht zu vernachlässigen sind bei Neuerschließung oder Nachverdichtung Kapazitäten und Qualitäten der technischen Infrastrukturen.

3.4.2 Wirtschaft und Tourismus Die Bestandsanalyse und die zu beachtenden (freizeit-)wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen führen zu folgender Zielformulierung für das Handlungsfeld Wirtschaft und Tourismus:

Die Samtgemeinde profitiert von ihrer Lage innerhalb der Metropolregion Hamburg und der damit einhergehenden guten infrastrukturellen Anbindung auf zweifache Weise. Zum einen stellt die Metropolregion einen starken Wirtschaftsraum dar und zum anderen bieten sich viele Vorteile aus dem Erholungs- und Freizeitverhalten der Bevölkerung.

Das Gewerbegebiet Eichholz als interkommunales Gewerbegebiet der drei Teilgemeinden bietet der Samtgemeinde eine solide wirtschaftsstrukturelle Grundlage. Mit dem zum Zeitpunkt der Erarbeitung dieses Konzeptes laufenden Planverfahren zur Erweiterung dieses Standortes hat die Samtgemeinde bereits einen ersten Schritt getan, um mittelfristig das wirtschaftliche Wachstum zu sichern. Das Entwicklungskonzept sieht weitere Erweiterungsflächen vor, welche langfristig ein Angebot für Gewerbetreibende schaffen. Das Gewerbegebiet ist über die Bundesstraße verkehrlich gut angebunden. Sollte ein vierstreifiger Ausbau der Bundesstraße zur Autobahn Gestalt annehmen, so profitiert das Gewerbegebiet enorm von seiner Lage, eine positive Entwicklung liegt nahe. Ein weiterer Schritt in Richtung Konsolidierung des Gewerbegebietes Eichholz stellt eine Bewertungsmatrix dar, welche die Samtgemeinde zur Ansiedelung von Gewerbebetrieben entwickelt hat. Hier werden die Rahmenbedingungen zur bevorzugten Ansiedlung bestimmter Betriebe definiert. Prioritär werden Betriebe mit einer entsprechenden Arbeitsplatzdichte, mit regionaler Wertschöpfung oder

Seite 56 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

ökologischer Orientierung akquiriert. Diese Bewertungskriterien sollten auch bei den wesentlich kleineren Gewerbegebieten in den Gliedgemeinden angewandt werden. Erweiterungen hier sollten in einem geringeren Umfang und standortverträglich erfolgen. Außerdem wird eine laufende Evaluierung der Bewertungsmatrix bzgl. aktueller Entwicklungen oder wirtschaftlicher Trends empfohlen.

Gleichzeitig gilt es, bestehende und prosperierende Unternehmen langfristig zu unterstützen, darunter auch die chemische Fabrik Bruno Bock. Das Unternehmen in Eichholz ist mit rund 100 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Samtgemeinde. Ein Teil des Warentransports erfolgt dabei über den Bahnanschluss an Winsen (Luhe) und damit an das überregionale Schienennetz. Diesen gilt es weiterhin zu sichern und zu fördern, damit ein Großteil des An- sowie Abtransports der Waren über die Bahn ermöglicht wird und somit der Standort des Unternehmens in Eichholz erhalten bleiben kann. Eine Förderung des Bahnanschlusses kann außerdem dazu beitragen, den LKW-Verkehr in der Samtgemeinde und die einhergehende Verkehrsbelastung auf der Elbbrücke zu verringern.

Die Landwirtschaft ist seit jeher der zentrale Wirtschaftszweig der Samtgemeinde, auch wenn sie seit einigen Jahren an Bedeutung verliert. Ziel ist es, die noch bestehenden Betriebe im Gemüse- und Obstanbau zu erhalten und zu fördern. Auch hier bietet die Hansestadt als Absatzmarkt Potenziale, wobei die Nachhaltigkeit im Fokus stehen sollte. Die Etablierung eines regionalen Nahrungsmittelkreislaufs kann eine zukunftsfähige landwirtschaftliche Struktur sichern. Dabei spielt der ökologische Landbau eine zunehmend wichtige Rolle: Direktvermarktung, neue Kooperationsformen, z. B. mit der Tourismusbranche und die weitere Integration regenerativer Energieformen sollten gestärkt werden, sie können die Landwirtschaft in der Samtgemeinde langfristig stabilisieren.

Neben flächigen, zentralen Gewerbeentwicklungen und der Landwirtschaft macht die Samtgemeinde sich zum Ziel, dezentrale und moderne Arbeitsweisen zu fördern. Dörfliche Mischnutzung und ein Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten sind seit jeher vor allem im ländlichen Raum ein gewohntes Bild. Insbesondere die Digitalisierung hat in den letzten Jahrzehnten neue Möglichkeiten des dezentralen Arbeitens geschaffen. Auch - oder insbesondere - Kommunen in großstädtischen Peripherien haben hierbei große Potenziale für die Schaffung neuer Arbeitsräume. Damit sind bei Weitem nicht nur digitale Onlinebranchen gemeint, sondern auch Handwerksbetriebe. Hier gilt es Maßnahmen zu ergreifen, mit denen klassische Mischnutzungen wiederbelebt und zukunftsfähig gestaltet werden können, um ein dynamisches und vitales Gemeindeleben zu schaffen.

Der Fremdenverkehr gewinnt für die Samtgemeinde Elbmarsch immer mehr an Bedeutung. Die Campingplätze bieten sowohl für den Kurz- als auch für den Langzeiturlaub Erholung in einer attraktiven naturräumlichen und dörflichen Umgebung mit verschiedenen Freizeitaktivitäten. Vor allem Wandern, Reiten und Radfahren sind beliebte und weit verbreitete Aktivitäten in der Region. Diese gilt es weiter zu fördern und auszubauen. Ziel der Gemeinde muss es sein, über diverse Maßnahmen ein attraktives Wegenetz zu stärken bzw. neu zu errichten. Die Sicherung der regional bedeutsamen Wander- und liefert durch die Vernetzung und Verknüpfung eine Qualitätsstärkung der regionalen Erholungs- und Tourismusgebiete. Dabei stellt der überregional bedeutsame Radfernweg auf dem Elbdeich ein besonderes Potenzial dar. Beschilderungen auf dem Radweg können auf lokale Betriebe, Sehenswürdigkeiten und temporäre Veranstaltungen hinweisen und somit die lokale Wirtschaft stärken. Attraktive und gut nutzbare Verbindungen in die Binnenmarsch mit entsprechender Ausstattungsqualität und flankierender Infrastruktur (Beschilderung zur Orientierung

Seite 57 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept und Information, Verweilmöglichkeiten) sorgen für eine Verknüpfung der zentralen touristischen Nutzungen entlang der Elbe und der ebenfalls touristisch interessanten Natur- und Kulturräume der Binnenmarsch bis hin zur Stärkung bestehender oder der Schaffung neuer Freizeitangebote in den südlichen Ortsteilen. Die Samtgemeinde muss weiterhin eine Nutzung des Deiches bzw. der Deichverteidigungswege durch Privatpersonen sichern und die vertraglichen Vereinbarungen dazu langfristig aufrechterhalten. Ebenso muss es Ziel der Samtgemeinde sein, den Kooperationsraum Achter-Elbe-Diek als Marketing- und Projektraum langfristig zu sichern.

Die Elbe bildet den zentralen touristischen Anziehungspunkt. Die tidebeeinflussten Sportboothäfen müssen langfristig vor Verschlickung geschützt werden, um deren Zugänglichkeit dauerhaft zu gewährleisten. Zudem sollte geprüft werden, ob ein angemessener, mit dem Natur- und Hochwasserschutz zu vereinbarender, bedarfsgerechter Ausbau der Hafenanlagen bzw. deren Modernisierung möglich sind.

3.4.3 Mobilität Der Straßenverkehr ist ein sensibles und viel diskutiertes Thema innerhalb der Samtgemeinde. Hier stoßen verschiedene Interessen und subjektive Wahrnehmungen aufeinander. Die Bestandsanalyse sowie die Befragung der lokalen Akteure und Bürger waren Grundlage zur Formulierung folgender Ziele:

Die allgemeine Verkehrsabwicklung ist in erster Linie am Knotenpunkt Elbuferstraße/B404 und auf der B404 im Bereich der Anschlussstelle Marschacht nachhaltig zu verbessern. Zur Erhöhung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sollte das ohnehin gute ÖPNV-Angebot weiter optimiert werden. Taktverdichtungen (u.a. zur Entzerrung von Pendler- und Schülerverkehr) , Anschlusssicherungen (z.B. beim Übergang Bus 4405 <> Regionalbahn von/nach Hamburg), Tarifanpassungen für die Verbindung nach Hamburg, ein diversifiziertes Angebot und bauliche bzw. Ausstattungs-verbesserungen an den Haltestellen sind anzustrebende Ziele. Außerdem sollte das Rad- und Wanderwegenetz in der Binnenmarsch ergänzt und die Wege baulich aufgewertet werden. Dies geht einher mit einer verbesserten Ausstattungsqualität insgesamt, also auch der Beschilderung und Beleuchtung.

Hinweis: Durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) werden der Neu- oder Ausbau sowie die Grunderneuerungen von Bushaltestellen gefördert. Hier können Einzelanträge für eine Haltestelle mit Kosten von voraussichtlich mehr als 100.000 € gestellt werden. Eine jährliche Förderung im vereinfachten Verfahren kann für maximal 8 Haltestellen und weniger als 100.000 € je Richtungshaltestelle beantragt werden. Es werden Kosten für Bauausgaben, Grunderwerbsausgaben und Planungskosten bezuschusst, die im direkten Bereich der Haltestellen anfallen. Grunderwerbsausgaben können bis zu der Höhe des vom Gutachterausschuss ermittelten Verkehrswertes als förderfähig anerkannt werden. Für externe Planungsleistungen werden maximal 10 % der zuwendungsfähigen Bauausgaben anerkannt. Die Förderquote beträgt 75% der zuwendungsfähigen Ausgaben für Bau, Grunderwerb und Planung.

3.4.4 Umwelt, Natur, Landschaft Prioritäres Ziel in diesem Handlungsfeld ist der Schutz ökologisch wertvoller Naturräume, die Wahrung landschafts- und ortsbildprägender Strukturen sowie der Erhalt und die Weiterentwicklung von

Seite 58 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept kulturellen und landschaftlichen Besonderheiten und Qualitäten. Dabei spielen nicht nur Überlegungen zur ökologischen Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle, es ergeben sich auch mit dem Naturraum als Standortfaktor bspw. im Fremdenverkehr Synergieeffekte. So kann die Erlebbarkeit der Flusslandschaft und der Kulturlandschaft Binnenmarsch zum Naturschutz beitragen. Zudem sollte für die Elbmarsch ein regionaler, ökologischer Landbau angestrebt werden. In diesem Zusammenhang sind nicht nur die Produktion von und der Handel mit nachhaltigen Lebensmitteln gemeint, sondern ebenso eine Untersuchung der Potenziale zur Nutzung regenerativer Energien. Landwirtschaftliche Betriebe bieten hier bspw. auf ihren großen Dachflächen Potenziale zur Nutzung der Sonnenenergie oder können mit Biogasanlagen regenerativen Strom erzeugen. Auch die landschaftsbildprägenden und historisch wertvollen Gemüse- und Obstanbaugebiete sollten erhalten bleiben und auf ökologisches Wirtschaften umgestellt werden. Insbesondere ein ökologischer Obstanbau kann einen enormen Mehrwert für die lokale Artenvielfalt erzeugen.

Ein zentrales Ziel ist der Aufbau von Ökokontoflächen, sowohl für den eigenen Bedarf – wie beispielsweise durch die Bauleitplanung in der Vergangenheit bereits häufig geschehen – als auch für den externen Gebrauch. Neben der offensichtlichen ökologischen Aufwertung könnte die Attraktivitätssteigerung des Naturraumes auch Synergieeffekte für den Fremdenverkehr ergeben. Darüber hinaus kann der Aufbau von Ökokontoflächen oftmals ökonomisch interessant sein. Die Konkretisierung der in Kapitel 3.4 genannten beispielhaften Maßnahmen wird die Samtgemeinde in einem entsprechenden fachplanerisch begleiteten Konzept vornehmen.

Ein weiteres Ziel ist die Integration naturnaher Strukturen in den Siedungsbereich bzw. in dessen direktes Umfeld. Neben der Schaffung von Grünflächen und Bereichen mit hoher Aufenthaltsqualität bedeutet dies die Ortsrandgestaltung im Sinne weicher Übergänge in die Landschaft.

3.4.5 Familie, Demografie und Soziales Aus der Bestandsaufnahme werden folgende Ziele abgeleitet:

Grundsätzlich verfügt die Samtgemeinde über eine sehr gute soziale Infrastruktur. Dabei gilt es allerdings zu überprüfen, inwieweit die Strukturen zukunftsfähig sind. Dies gilt in erster Linie für die Schulstandorte. Die Grundschullandschaft mit fünf Standorten bietet eine äußerst komfortable Situation, und es ist politischer Wille, diese Standorte zu erhalten. Aufgrund geringer Auslastung an einigen Standorten und der Frage nach einer nachhaltigen, bedarfsgerechten Infrastruktur sollten einzelne Standorte auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüft werden. Langfristig könnten die Einrichtungen zentraler organisiert und deren Angebote an konsolidierten Standorten ausgebaut werden. Gleiches gilt für die Kindertagesstätten oder die Feuerwehr, die mit zehn Standorten sehr gut ausgestattet ist. Auch hier müssten ggf. Einsatzbereiche neu strukturiert werden.

Ein weiteres Ziel sollte die Festigung und Stärkung der Angebote für Jugendliche vor Ort sein. Mit dem Neubau des Jugendtreffs wird die Möglichkeit einer zukunftsfähigen Jugendbetreuung im Ort geschaffen. Dabei muss jedoch die Frage gestellt werden, ob die Pläne für multifunktionale Veranstaltungsräumlichkeiten mit einem integrierten Jugendtreff zielführend sind. Die Wünsche und Anregungen der Jugendlichen sollten vollwertig in die Überlegungen mit einbezogen werden. Auch die Vereinsstruktur sollte weiter gefördert werden. Sport- und Kulturvereine sind wesentliches Merkmal gemeindlichen Zusammenlebens und besonders identitätsstiftend. Dies umfasst auch regelmäßige Veranstaltungen wie bspw. das Stover Rennen oder die verschiedenen Märkte.

Seite 59 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Entsprechende institutionalisierte Veranstaltungen müssen weiterhin Bestandteil der dörflichen Lebensgemeinschaft bleiben.

3.4.6 Verwaltungsstruktur Kleine Gemeinden können der anstehenden Vielzahl an Verwaltungsaufgaben oft kaum noch gerecht werden. Eine eigenständige Verwaltung ist daher vielfach wirtschaftlich nicht darstellbar. Hier bietet die Organisationsstruktur einer Samtgemeinde ihren Mitgliedsgemeinden die Möglichkeit, einzelne Aufgaben – damit allerdings auch Kompetenzen – auf die Verwaltung der Samtgemeinde zu übertragen. Dort können diese Aufgaben dann gebündelt und damit effizienter abgearbeitet werden, zum Nutzen der Mitgliedsgemeinden. Auch die Zentralisierung von Aufgaben in anderen Bereichen bringt Vorteile. So z.B. bei Betreuungsangeboten oder anderen gemeindlichen Aufgaben, bspw. Organisation von Schulen, Bauhof oder Straßenunterhaltung. Andererseits wird damit in gewissem Sinne eine „doppelte“ Verwaltung vorgehalten. Dies führt zu einem erhöhten finanziellen Aufwand. Gleichzeitig ist die Entscheidungsfindung aufgrund mehrerer politischer Ebenen oft ineffizient, ebenso die Transparenz für Bürger und Bürgerinnen in Hinblick auf Zuständigkeiten und Verantwortungen. Eine Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit von Einheitsgemeinden im Vergleich zu Samtgemeinden in Niedersachsen aus dem Jahr 2013 offenbart diverse finanzielle Vorteile von Einheitsgemeinden (u.a. Sitzungsgelder, Betreuung, Verwaltungsaufwand). Es wird daher empfohlen, eine Zusammenfassung zur Einheitsgemeinde gezielt gutachterlich prüfen lassen, um sie dann ergebnisoffen diskutieren zu können.

Seite 60 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

3.5 Maßnahmen

Im folgenden Kapitel werden konkrete Maßnahmen aufgelistet, mit deren Umsetzung die in Kapitel 3.4 Ziele dargestellten Ziele erreicht werden können. Sie werden differenziert nach langfristigen und fortlaufenden Maßnahmen sowie kurzfristigen und einmaligen Maßnahmen. Hinweis: Diese Maßnahmen sollen in Zukunft die Grundlage für das Handeln der Samtgemeinde bilden und werden daher im Folgenden als Selbstbindung formuliert. Sie unterliegen bis zum endgültigen Beschluss selbstverständlich dem Diskussions- und Abstimmungsprozess in den kommunalen Gremien.

Siedlungsstruktur und Wohnen

Wohnraumentwicklung entsprechend des Flächenkonzeptes Im Rahmen des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes wurden Potenzialflächen ermittelt und nach Lage und Art der Bebauung einem bestimmten Dichtetypus zugeordnet. Hierzu wird eine Priorisierung skizziert. Eine „Aktivierung“ der Flächen wird immer entsprechend des anvisierten „1%- Ziels“ für das Wachstum geschehen. Städtebauliche Maßnahmen zur Ergänzung oder Abrundung der Siedlungsstruktur bilden einen wichtigen Bestandteil zur Sicherung der Daseinsvorsorge. Die Ausweisung von Neubaugebieten wird hierbei behutsam und maßstäblich angepasst und nur unter Beachtung von Aspekten wie bspw. Ortsbildgestaltung und Baukultur erfolgen. Aus städtebaulicher Sicht werden hier konsequent Bebauungspläne aufgestellt werden, die den Schutz bestehender Strukturen planrechtlich sichern und die Gestaltung neuer Bebauungen über örtliche Bauvorschriften regeln.

Wachstumsmonitoring Wie auch im Kapitel 3.1 Ziel für die Bevölkerungsentwicklung dargestellt, kann eine erfolgreiche Steuerung des Bevölkerungswachstums mit Blick auf eine kontinuierliche, angemessene Auslastung der sozialen Infrastrukturen nur in Kenntnis der Datenlage erfolgen. Die Samtgemeinde wird daher jährlich anhand der Daten des Melderegisters die Entwicklung der Bevölkerungszahlen erheben und auf deren Basis die Bauleitplanung steuern.

Alternative Wohnformen im Neubau sowie im Bestand schaffen Ein Großteil des Bestandes an Wohnraum in der Samtgemeinde sind Einfamilien- oder Doppelhäuser. Der Bedarf an einer Alternative zum klassischen Einfamilienhaus jedoch wächst. Nicht nur, um den Herausforderungen des demografischen Wandels gerecht zu werden, sondern auch, um günstigen Wohnraum für junge Familien oder Singles im jungen und mittleren Erwachsenenalter sowie für Senioren zu schaffen. Dafür ist es notwendig, die Siedlungsentwicklung vermehrt diesem langfristigen Bedarf anzupassen. Es bietet sich eine Vielzahl von Wohnformen an, die für eine zentraler Lage angemessen sind. Projekte des Mehrgenerationenwohnens, Wohnraum für „Alten-WGs“, ein angemessenes Angebot an kleineren Wohnungen für Haushaltsgründer oder Senioren, oder auch die Kombination von

Seite 61 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Wohnen und Arbeiten sind beachtenswerte Ansätze. Hierbei ist neben der baulichen Neuentwicklung – vordringlich in den zentralen Lagen des Innenbereichs - vor allem auch die Umnutzung und Revitalisierung der historischen Bausubstanz zu prüfen.

Leerstandsmanagement und Nachverdichtung durch Überplanung Das Planrecht ist in vielen Gebieten der Gemeinde veraltet. Die klassischen, damals festgesetzten Bebauungsdichten und Baugrenzen entsprechen oft nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Entsprechend wird die Bauleitplanung in den bestehenden Siedlungsgebieten überprüft und bei Bedarf mit dem Ziel einer sinn- und maßvollen Nachverdichtung geändert werden. So können Nachverdichtungspotenziale identifiziert und untergenutzte Flächen innerhalb des Siedlungsgebietes für die Nachverdichtung vorbereitet werden. Mit Hilfe einer solchen Strategie können bisher verborgende Flächenressourcen mobilisiert werden.

Ausweisung von Siedlungsgrenzen Siedlungsentwicklung sollte heute unter dem Vorzeichen des ressourcenschonenden Umgangs mit Grund und Boden stehen. Um also Zersiedelungstendenzen durch immer weiteres Wachstum der Ortschaften in die Landschaft hinein vorzubeugen, sollte die Erschließung im Außenbereich begrenzt werden und eher nachrangig erfolgen. Ein starkes Instrument zu diesem Zweck ist die Definition von Siedlungsgrenzen. Diese orientieren sich sinnvollerweise am Bestand des bebauten Raumes unter Einschluss maßvoller Arrondierungen des Siedlungsgebietes. Die Konzeptkarte zeigt eine sinnvolle Abgrenzung zwischen bebautem Raum und Landschaft. Die Samtgemeinde wird Siedlungsgrenzen als Instrument der informellen kommunalen Selbstbindung als Grundlage für weitere formelle Planungsschritte definieren.

Umzugsmanagement Die weitläufigen Ein- und Zweifamilienhausgebiete bieten viel Potenzial für familiengerechtes Wohnen in gewachsenen Strukturen. Nicht selten können Alleinstehende ihr Einfamilienhaus, z. B. wegen fehlender Barrierefreiheit, nicht mehr halten. Ein Wegzug aus der Gemeinde, weg von gewachsenen Bindungen und der gewohnten Umgebung ist jedoch im höheren Alter ein schwerer Schritt. Hier wird die Samtgemeinde die Entwicklung von barrierefreiem Wohnraum in Zentrumsnähe vorantreiben. Dies wird älteren Personen die Möglichkeit bieten, im Ort zu bleiben, sich selbst zu versorgen sowie aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen und es zu bereichern. Gleichzeitig können frei gewordene Gebäude oder Grundstücke im bestehenden Siedlungskörper neu genutzt werden. Wohnraumentwicklung ist so ohne nennenswerte Infrastrukturfolgekosten möglich.

Baulückenkataster Die Samtgemeinde wird für die in der Konzeptkarte dargestellten Baulücken ein detailliertes Baulückenkataster präzisieren. So wird die Möglichkeit geschaffen, bisher verborgene Flächenpotenziale zu identifizieren und die laufend stattfindenden endogenen Entwicklungen zu beobachten und zu evaluieren (siehe auch Monitoring). So wird die Samtgemeinde befähigt, Nachverdichtung zu fördern, oder entsprechende Dienstleister

Seite 62 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept dazu anzuregen.

Ortsbilder und dörfliche Strukturen in der Binnenmarsch Die Ortsteile in der Binnenmarsch sind weitestgehend durch historische dörfliche Strukturen und Bebauungstypologien geprägt. Sie bilden besondere Wohnorte mit gewachsenen Dorfkernen und klassischen Angerstrukturen samt attraktiven Hofensembles. Die unmittelbare Nähe zur freien Landschaft stellt eine besondere Qualität dar. Als Zeugnis historischer Siedlungsstrukturen sollen die Ortsbilder und der ländliche Charakter sowie deren Einbindung in die angrenzenden hochwertigen Naherholungsräume erhalten bleiben. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit als Wohn- wie auch als Arbeits- und Freizeitorte im Hinblick auf die noch bestehenden Landwirtschafts-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe und den Fremdenverkehr. Die Sicherung und weitere Qualifizierung im Sinne einer zeitgemäßen Nutzbarkeit der Gebäude des baulichen Bestandes ist daher eine wichtige Aufgabe. Auch kleinere bauliche Erweiterungen oder Umnutzungen oder temporäre Nutzungen können ein Beitrag zum langfristigen Erhalt sein. Die Dörfer als attraktive Wohn- und Arbeitsorte oder Ausflugsziele bekannt zu machen sowie insbesondere heute „vernachlässigte“ Ortsteile einer aktiven Nutzung zuzuführen, ist hier das Ziel der Maßnahmen. Geeignete Planungsinstrumente für gesamte Ortsteile sind z. B. Rahmenpläne oder Gestaltungs- satzungen. Hier werden innerhalb eines bestimmten räumlichen Geltungsbereiches bauordnungsrechtliche Festsetzungen als Regelungen zu Gliederung und Gestaltung von Gebäuden, Straßenräumen und Freiflächen getroffen werden. Über Aussagen zu Gebäudeständen, Dachformen, Werbeanlagen, Fenster- und Balkongestaltung, Einfriedungen und Nebenanlagen bis hin zu differenzierten Nutzungseinschränkungen sind hier Regelungen möglich.

Seite 63 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Wirtschaft und Tourismus

Unterstützung bestehender Gewerbebetriebe In der Samtgemeinde Elbmarsch sind eine ganze Reihe mittelständischer und kleiner Unternehmen erfolgreich tätig. Die insgesamt ca. 1.550 Arbeitsplätze vor Ort vermindern die Notwendigkeit des Ein- und Auspendelns und tragen so zur Begrenzung des Kfz-Verkehrs bei. Diese bestehenden Unternehmen – hier sei exemplarisch die Chemiefabrik Bruno Bock genannt – gilt es, weiter zu fördern, um ihren Standort zu erhalten und damit Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft und damit Gewerbesteuereinnahmen in der Samtgemeinde langfristig zu sichern.

Gewerbeflächenentwicklung Das Entwicklungskonzept sieht diverse flächige Gewerbepotenziale vor. Diese gilt es bedarfs- und standortgerecht zu entwickeln. Neben der reinen Schaffung eines Angebotes muss eine Konsolidierungs- bzw. Ansiedlungspolitik erfolgen. Die Samtgemeinde bzw. die Gliedgemeinden werden aktiv auf Unternehmen zugehen und deren Bedürfnisse abfragen, um Handlungserfordernisse frühzeitig erkennen und entsprechende Hilfestellungen anbieten zu können. Zur Kommunikation von diesen Angeboten wird eine Internetplattform eingerichtet, mit deren Hilfe Unternehmen Suchanfragen stellen oder Angebote und Ansprechpartner abrufen können. Darüber hinaus wird die Bewertungsmatrix zur Ansiedelung von Gewerbebetrieben für das GE- Eichholz zusätzlich auch in den Gliedgemeinden Anwendung finden und auf Aktualität und Plausibilität laufend evaluiert werden. Dies ermöglicht der Samtgemeinde eine gewisse Qualitätssicherung bei der Ansiedelung von Gewerbebetrieben.

Implementierung „neuer Arbeitsformen“ Der gesamtgesellschaftliche Strukturwandel führt zu veränderten Verhältnissen in der Lebens- und Arbeitsweise der Menschen. Kurze Wege, eine Zusammenführung von Wohnen und Arbeiten und neue Möglichkeiten der Kommunikation bieten Potenzial zur Stärkung dezentraler Arbeitsstätten. Aufgrund ihrer Lage in der Peripherie von Hamburg will die Samtgemeinde Voraussetzungen schaffen, um diese „neuen Arbeitsformen“ zu fördern. Über Investorensuche, Flächenakquise und geförderten Umbau von Bestandsgebäuden können entsprechende Arbeitsräume an zentralen Orten geschaffen werden.

Neue Kooperationsformen Landwirtschaft und Tourismus Der landwirtschaftliche Strukturwandel und ein neues Freizeitverhalten großer Teile der Gesellschaft eröffnen neue Potenziale und Chancen für Kooperationsformen und bergen Synergieeffekte für beide Branchen gleichermaßen. Landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Harburg haben aufgrund ihrer Lage in der Metropolregion Hamburg gute Möglichkeiten für Einkommenskombinationen. Damit ist nicht nur die besondere Situation beim Übergang vom Haupt- zum Nebenerwerb gemeint, sondern auch die Möglichkeit, neben dem landwirtschaftlichen Einkommen alternative, betrieblich orientierte Einkommensquellen zu erschließen. Das touristische Potenzial der Samtgemeinde kann auch von landwirtschaftlichen Betrieben genutzt werden, bspw. durch Gästewohnungen, gastronomische Angebote und Erlebnisaufenthalte. Die Samtgemeinde wird aktiver Förderer solcher Kooperationsformen und Geschäftsmodelle werden. Dabei ist auch die Direktvermarktung

Seite 64 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept landwirtschaftlicher Produkte ein wichtiges Mittel zur Verknüpfung landwirtschaftlicher Nutzung und den Tourismus.

Stärkung des Wegenetzes im Binnenland Das vorhandene Netz aus landwirtschaftlichen Wegen birgt ein hohes Potenzial für die Freizeit- und touristische Nutzung. Bereits heute treffen hier die ursprünglichen wirtschaftlichen Nutzungen auf individuelle Freizeitnutzung. Es gilt, in ausgewählten Bereichen Nutzungskonflikten vorzubeugen und Wege für die Bevölkerung zu öffnen und erfahrbar zu machen. Zur weiteren Steigerung der Attraktivität soll die Ausstattungsqualität und begleitende Infrastruktur verbessert werden. Hier können Maßnahmen wie Beschilderung (zur Orientierung und Information), die Ausweisung von Reitwegen, Verweilmöglichkeiten, die Aufwertung der Kulturlandschaft (siehe auch ‚Natur und Landschaft‘) und die Implementierung eines geschlossenen Wegenetzes für Fußgänger, Radfahrer, Inlineskater usw., die Nutzungsqualität für Anwohner sowie den Tourismus deutlich verbessern. Zudem werden Synergieeffekte durch die Anbindung der südlichen Ortsteile geschaffen. In diesem Zusammenhang wird geprüft werden, ob und wie eine Nutzung dieser Wegenetze durch Autoverkehr vermieden werden kann.

Verknüpfung der Flusslandschaft mit der Binnenmarsch Die Flusslandschaft und der Elbdeich sind nicht nur dank des Elberadweges ein attraktives und beliebtes Tourismusziel. Das hier vorhandene Potenzial, vor allem durch den „Durchgangsverkehr“, soll genutzt werden, um die Wirtschaftskraft der Besucher auch in die südlich gelegenen Gebiete zu ziehen. Ein abgestimmtes und vollständiges Informationssystem kann Besucher auf Versorgungs- und Dienstleistungsinfrastruktur in den Teilgemeinden oder auf landschaftlich attraktive Bereiche in der Binnenmarsch aufmerksam machen.

Ökologische Landwirtschaft In der ökologischen Landwirtschaft wird ein weitestgehend geschlossenes Wirtschaftssystem sowie eine biologische Anbauweise und artgerechte Tierhaltung angestrebt. Sie bietet Synergieeffekte in Bezug auf Natur und Landschaft, den Tourismus und die lokale Wirtschaft. Aufgrund ihres ressourcenschonenden Handelns birgt die ökologische Landwirtschaft große Potenziale und leistet einen beachtlichen Beitrag zu umweltbewusstem Handeln und für die Lebensqualität in der Samtgemeinde. Für Betriebe mit ökologischem Ansinnen und Selbstvermarktung bestehen sehr gute Standortbedingungen. Auch Formen der solidarischen Landwirtschaft sollen bzgl. ihrer Machbarkeit und Umsetzung geprüft werden. Sie fördern nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit, sondern können gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl stärken und einen auch ökonomisch nachhaltigen Effekt auf einzelne Betriebe und die lokale Wirtschaft insgesamt haben. Gleichzeitig kann die Schaffung einer regionalen Marke ein Alleinstellungmerkmal als regionales und ökologisches Anbaugebiet, bspw. im Kooperationsraum Achter-Elbe-Diek darstellen.

Seite 65 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Umwelt, Natur und Landschaft

Aufstellung eines Landschaftsplanes Die weitläufigen Offenlandbereiche in der Elbmarsch (neben der Winsener Marsch auch im Alten Land sowie in den Vier- und Marschlanden) sind, insbesondere für die Vogelwelt, als Brut- und Nahrungshabitate für Bodenbrüter, von herausragender naturschutzfachlicher Bedeutung. Daher ist die Erfassung und Bewertung der Bestandssituation ein wichtiger Aspekt zur Bewahrung und weiteren Entwicklung dieser Räume. Die für Pflanzen und Tiere wertvollen Biotopstrukturen oder auch die für die naturnahe Erholung bedeutsamen Räume können so – als Vorarbeit zum Aufbau eines Ökokontos (s.u.) – qualifiziert werden. In diesem Zusammenhang wird die Samtgemeindeunter Hinzuziehung eines Fachplanungsbüros einen Landschaftsplan aufstellen.

Aufbau eines Ökokontos Der Aufbau eines Ökokontos hat aus naturschutzrechtlichen und auch wirtschaftlichen Gründen positive Effekte. Diese Maßnahme beinhaltet den vorgezogenen Ankauf geeigneter Flächen, um die Vorteile der „Bonuspunkte“ ausschöpfen zu können. Mithilfe eines Ökokontos werden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Bauleitplanung gebündelt und gezielt zum Aufbau auch größerer Biotopstrukturen eingesetzt. Deren Nutzen ist ungleich größer als der von Einzelmaßnahmen. Beispielsweise sollen zusammenhängende Grünlandbereiche extensiviert oder durch Vernässung Feuchtgrünländer geschaffen werden. Gewässerläufe sollen renaturiert und mit Gehölzsäumen aufgewertet werden, um auch heute noch unterrepräsentierte Lebensräume zu schaffen. Mit dem gleichen Ziel sollen Ortsränder oder Störungen des Landschaftsbildes wie Gewerbebebauungen durch lineare Gehölzstrukturen eingefasst werden. Das entsprechende Planungskonzept wird die Samtgemeinde im Rahmen der Aufstellung des Landschaftsplanes erarbeiten lassen.

Bepflanzung Knicks, Aufwertung Landschaftsbild Das vorhandene Netz von landwirtschaftlichen Wegen birgt viel Potenzial für die Naherholung der ansässigen Bevölkerung sowie den Tourismus. Das Landschaftsbild entscheidet hierbei über die Attraktivität dieser Wege. Die Gemeinde wird gezielt Maßnahmen zum Ausgleich und Ersatz für Eingriffe in Natur und Landschaft aus der Bauleitplanung in die Aufwertung des Landschaftsbildes lenken (Ergänzung von Knicks, Gehölzpflanzungen, Gewässerrenaturierungen etc.). Dabei wird sie die Belange der Vogelwelt, insbesondere der Offenlandbrüter prüfen und beachten (siehe auch ‚Aufbau eines Ökokontos‘).

Gestaltung der Ortsränder und Eingrünung Der Nachfragedruck auf die Samtgemeinde insbesondere bzgl. Wohnbauflächen ist überwiegend im Siedlungsband entlang des Deiches zu spüren. Gerade hier ist daher in Ergänzung zur Innenentwicklung auch die sorgsame Definition der Ortsränder und Über-gänge in die freie Landschaft eine zentrale Aufgabe bei der Steuerung der städtebaulichen Entwicklung. Insbesondere das historisch gewachsene Motiv der Landschaftsfenster und gestaltete eindeutige Zäsuren der einzelnen Ortsteile untereinander sind hier beibehalten bzw. durch entsprechende

Seite 66 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Maßnahmen zu sichern. Dabei sind Übergänge in die freie Landschaft bspw. durch Baumpflanzungen zu gestalten. Es sollte angestrebt werden Einzelbebauungen in der freien Landschaft durch lineare Gehölzstrukturen einzufassen um die Störung des Landschaftsbildes zu minimieren. Konkret umsetzen lässt sich dieses Maßnahmen vor allem durch Anpflanzgebote in der Neuaufstellung von Bebauungsplänen.

Nutzung erneuerbarer Energien und lokaler Energiekreisläufe Die Gemeinde kann mit entsprechender gezielter Informationspolitik zur Bewusstseinsbildung beitragen. Von besonderer Bedeutung für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung ist die Reduzierung des Energieverbrauchs privater Haushalte durch eine verbesserte Energieeffizienz der Gebäude, die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien und die Anpassung an die zu erwartenden Folgen des Klimawandels. Die Samtgemeinde wird im Rahmen ihrer Bauleitplanung durch entsprechende „Standardfestsetzungen“ Energiestandards sowie die Nutzung von erneuerbaren Energien vorschreiben. Im Samtgemeindegebiet liegen bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale zur Nutzung von Bioenergie vor, z. B. über ein Fernwärmenetz, die der klimafreundlichen Energieversorgung dienen könnten. Zudem bieten größere Dachflächen, z. B. auf landwirtschaftlichen Gebäuden, Potenziale zur Nutzung von Sonnenenergie. Es könnten außerdem Flächen im Gemeindegebiet akquiriert werden, auf denen Energielandschaften entstehen könnten. In diesem Zusammenhang macht es sich die Samtgemeinde zum Ziel, den kommunalen Gebäudebestand möglichst ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen, ob über Bioenergie oder die Nutzung von Solarenergie auf Gebäudedächern. Langfristiges Ziel ist es zudem, lokale Energiekreisläufe herzustellen, die eine dezentrale bis hin zu einer autarken Energieversorgung bieten.

Nachhaltigkeitsbildung an Schulen und Kindertagesstätten Eine wesentliche Rolle im Natur- und Klimaschutz spielt die Information und Sensibilisierung der Menschen, insbesondere die Bildungsarbeit an Kitas und Schulen, die z. B. durch Besuche in landwirtschaftlichen Betrieben, informative Spaziergänge im Deichvorland oder der Binnenmarsch, „Outdoor-Pädagogik“, Gartenprojekte an Schulen oder im öffentlichen Raum, oder aber - im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit – durch Kooperationen mit dem Alten- und Pflegeheim vor Ort geleistet werden kann. Auch im Bereich der Mobilität kann Aufklärungsarbeit dazu beitragen, dass das Bewusstsein von Kindern und Eltern für das sichere Zurücklegen der Wege zu Schulen und Kitas zu Fuß oder mit dem Rad gestärkt wird. Dadurch kann alltäglicher Autoverkehr durch sogenannte „Elterntaxis“ vermindert werden. Die Samtgemeinde wird hierauf hinwirken.

Lehrpfad im Deichvorland Seit jeher leben die Menschen in der Region mit und von der Elbe. Das alltägliche Leben wurde lange Zeit dem Fluss angepasst und dank der Schutzmaßnahmen konnten sich die Siedlungen jenseits des Deiches ohne die ständige Angst vor Überschwemmungen entwickeln. Es gilt, diese gewachsene Beziehung zwischen Mensch und Fluss und die Erlebbarkeit des Deichvorlandes aufrechtzuerhalten und zu stärken. Das Deichvorland ist heute bereits ein beliebtes Ziel, vor allem bei den Einwohnern der Samtgemeinde. Ein historischer und naturkundlicher Lehrpfad

Seite 67 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept kann für entsprechende Themen sensibilisieren und somit zur adäquaten Nutzung und zum Schutz des Deichvorlandes beitragen. Die Einrichtung eines solchen Lehrpfades macht sich die Samtgemeinde zum Ziel. Sie muss, vor allem im Hinblick auf die geplante Einrichtung eines Naturschutzgebietes, in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden erfolgen, um eine langfristige Erlebbarkeit und Zugänglichkeit des Deichvorlandes zu gewährleisten.

Schaffung von innerörtlichen Freiflächen zur Attraktivitätssteigerung der Ortsmitten Die geplante Strategie zur wohnbaulichen Nachverdichtung der Siedlungsbereiche sowie zur Schaffung von Wohnangeboten „auf der Etage“ wird zu einer dichteren Bebauung und damit zu erhöhten Bedarfen an innerörtlichen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten führen. Für die zukünftige Ortsentwicklung wird die Samtgemeinde daher zentral gelegene, innerörtliche Freiflächen in allen Ortsteilen ausbauen und erhalten. Neben ihrer positiven landschaftlichen Wirkung können solche Flächen beispielsweise für Dorffeste genutzt werden und im Wohnumfeld Aufenthaltsbereiche schaffen. Auch bei Neubau- oder Umbaumaßnahmen, z. B. an zentralen Kreuzungen, sollen entsprechend attraktiv gestaltete Aufenthaltsbereiche geschaffen werden. Darüber hinaus werden in den Gemeinden Flächen ausgewiesen, auf denen umzäunte Freilaufareale für Hunde geschaffen werden können. Vor allem ältere Menschen sind zum Erhalt ihrer Mobilität bei täglichen Aktivitäten (Einkaufen / Spaziergänge) auf Sitzgelegenheiten in regelmäßigen Abständen angewiesen. Bei der Gestaltung ist auf eine barrierefreie Anbindung an die Wohngebiete sowie eine gute Übersichtlichkeit und Einsehbarkeit zur sozialen Kontrolle zu achten. Hierzu tragen eine übersichtliche Wegeführung, Beleuchtung an Hauptwegen und Orientierungshilfen bei (siehe auch ‚Barrierefreiheit im Außenraum‘).

Herstellung der Barrierefreiheit im Außenraum Diese Maßnahme umfasst die Planung barrierefreier Verkehrs- und Freiflächen sowie die zu berücksichtigende aktuelle DIN 18024-1 (Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätze). Darüber hinaus sind im Bestand z. B. vorhandene Gehweg- Bordsteine an wichtigen Zielpunkten (öffentliche Gebäude, Alteneinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten) und Straßenkreuzungen/Straßenquerungen zu prüfen und ggf. abzusenken (siehe auch ‚innerörtliche Freiflächen‘).

Seite 68 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Familie, Demografie und Soziales

Konsolidierung der Betreuungslandschaft Die starke Diversität der Betreuungslandschaft in der Samtgemeinde (Schulen und Kindertagesstätten) wird momentan als positiver Standortfaktor wahrgenommen, ihre Beibehaltung ist politischer Wunsch in den Gliedgemeinden. Gleichzeitig sind schwach zweizügige Grundschulen kaum wirtschaftlich darzustellen. Die Samtgemeinde wird daher – auch vor dem Hintergrund einer möglichen Relation von Schulgrößen und pädagogischer Qualität – ernsthaft prüfen, inwieweit Zusammenlegungen zugleich inhaltliche Synergieeffekte und wirtschaftliche Entlastung bringen können.

Konsolidierung der Freiwilligen Feuerwehren Auch hier ist mit 10 Standorten eine starke Diversität vorhanden und auch hier wird die Samtgemeinde – mit aller gebotenen Rücksicht auf Traditionen und die Verbundenheit mit den jeweiligen Ortschaften – eine Konsolidierung ernsthaft prüfen.

Kommunales Management: Schaffung einer Informations- und Vermittlungsplattform Die Bündelung und Bereitstellung von Informationen an zentraler Stelle bildet in einer zunehmend vernetzten Gesellschaft einen wichtigen Erfolgsfaktor. Die Koordinierung von Angebot und Nachfrage und die Vermeidung von Interessenskonflikten auf allen Ebenen stellt zugleich Chance und Herausforderung dar. An einer zentralen Stelle im Rathaus soll die Samtgemeinde das „Zusammenbringen“ von Interessenten und Anbietern - von der Ansiedlung eines Gewerbebetriebes über die Vermittlung von Wohnraum / Grundstücken, Arbeits- oder Ausbildungsplätzen bis hin zu Dienstleistungen und Betreuungsangeboten z. B. für KiTa oder Schulen - als koordiniertes und übergreifendes kommunales Management diese Aufgaben übernehmen. Die Samtgemeinde wird für die entsprechende personelle Ausstattung sorgen.

E-Gemeinde: Schaffung einer Online-Sprechstunde sowie Nutzung sozialer Medien Das Internet ist lange kein Neuland mehr. Vor allem für die jüngere Generation gehört es inzwischen unverzichtbar zum Alltag. Soziale Medien bieten ein hohes Potenzial, Informationen zu streuen und bspw. für Veranstaltungen zu werben. Eine Präsenz der Samtgemeinde in den sozialen Medien scheint heute unumgänglich. Die Samtgemeinde wird entsprechende Auftritte einrichten und regelmäßig pflegen sowie ihren Internetauftritt neu gestalten. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist ein Besuch der öffentlichen Verwaltung zu den Öffnungszeiten schwer realisierbar. Die Samtgemeinde wird Verwaltungsvorgänge digitalisieren und die Möglichkeit eröffnen, bspw. Antragsformulare online abzurufen und auch einzureichen. Vor allem in den Gliedgemeinden wird dies aufgrund der geringen Präsenzzeiten einen umfangreichen Service für die Bürgerinnen und Bürger bieten. Zudem wird die Einrichtung einer regelmäßigen Online- Bürgermeistersprechstunde geprüft.

Seite 69 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Begegnung: Schaffung eines zentralen Veranstaltungsraumes Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität zur sozialen Interaktion und Kommunikation. Von der Runde Skat bei Kaffee und Kuchen über die Lesung bis hin zum Tangotanz am Abend wird Bedarf gesehen. Ein Ort, der ohne großen Aufwand angefragt und genutzt werden kann und jeder/m zugänglich ist, stellt ein zentrales Potenzial für den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde dar. Gleiches gilt für Treffpunkte im Außenraum, vor allem an zentraler Stelle im Gemeindegebiet. Es wird geklärt, wo eine Umnutzung von Bestand oder ein Neubau möglich sind sowie eine entsprechende Planung begonnen.

Begegnung: Jugendarbeit weiter fördern Die ohnehin vergleichsweise gute Jugendbetreuung kann durch bauliche und konzeptionelle Maßnahmen weiter gestärkt und gefördert werden. Der Neubau des Jugendtreffs Deichhaus wird weiter verfolgt. Ein neuer Standort für den Jugendtreff wird dabei geprüft. Wesentliches Element werden hier Freiflächen sein, auf denen sich Jugendliche ungestört und autark aufhalten können. Hier bietet der Neubau des Jugendtreffs großes Potenzial. Die Ergebnisse der Jugendplanungskonferenz zu dem neuen Jugendtreff werden bei der Konzeption beachtet. Es wird an dem Konzept der dezentralen Jugendbetreuung festgehalten, neben Angeboten in Marschacht werden auch Angebote in den einzelnen Gemeinden aufrechterhalten bzw. weiterentwickelt.

Seite 70 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Mobilität

Verbesserung des Verkehrsflusses Elbuferstraße und B404

Knotenpunkt A25 / B404: Überprüfung der LSA-Aufschaltung und der Möglichkeit / Notwendigkeit einer Verlängerung des zweiten Linksabbiegestreifens in der südlichen Knotenzufahrt B404.

Knotenpunkt Elbuferstraße / B404-Rampe Ost: Überprüfung der LSA-Aufschaltung und ggf. Anpassung der Parameter der verkehrsabhängigen Steuerung.

B404-Anschlussstelle Marschacht: Beibehaltung der Gelbmarkierung des verlängerten Einfädelungsstreifens in Fahrtrichtung A25 / Geesthacht bzw. Umwandlung in eine Standardmarkierung; ggf. unterstützende Beschilderung „Reißverschlusssystem“; Überprüfung der Auswirkungen einer Zuflussdosierung für die Zufahrt zur B404.

B404-Anschlussstelle Geesthacht West / Mitte: Überprüfung der Möglichkeiten zur Verlängerung des Einfädelungsstreifens in der B404-Zufahrt in Fahrtrichtung A25 / Geesthacht.

4-streifiger Ausbau der B404 zur Autobahn Unterstützung des im Bundesverkehrswegeplans 2030 unter der Rubrik „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ geführten Projektes zur Verlängerung der Autobahn A21 zwischen den Autobahnen A1 und A39.

Weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses

Einmündung Elbuferstraße / Eichholzer Straße: Regelmäßige Überprüfung der vorfahrtgeregelten Verkehrsabwicklung (ggf. Signalisierung in Erwägung ziehen).

Autofähre Marschacht <> Geesthacht: Durchführung einer Realisierungsabschätzung und Wirkungsanalyse für eine Fährverbindung (ähnlich der Zollenspieker Fähre).

Regelmäßige Überprüfung des Verkehrsablaufes in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Fachdienststellen (vor allem mit Polizei und Verkehrsaufsicht).

Verbesserung der ÖPNV-Angebote

Taktverdichtung: Zusätzliche Angebote vor allem in den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags, aber auch zeitliche Ausdehnung in die Abend- / Nachtstunden und am Wochenende sowie Angebotsverdichtung nach Lüneburg (ggf. über eine Schnellbusverbindung).

Direkte Busverbindung Drage / Stove <> Geesthacht und / oder Bergedorf: Prüfung der Möglichkeiten zusätzlicher Fahrtenangebote.

Tarifanpassung für Verbindungen zwischen der Samtgemeinde und Hamburg (gleiche Preise für Fahrten über Bergedorf und Winsen (Luhe)).

Erweiterung der Mobilitätsangebote, z. B. durch ein Anruf-Sammel-Taxi (AST), Anruf-Sammel-Mobil (ASM), Rufbus-System o.ä.

Seite 71 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Prüfung der Nutzung/Aktivierung der Bahnstrecke zwischen Winsen (Luhe) und Niedermarschacht für den Personenverkehr.

Ausbau und Ausstattung der Bushaltestellen

Barrierefreiheit an den Haltestellen: Überprüfung aller Haltestellen auf notwendigen barrierefreien Ausbau (barrierefreie Gestaltung von Fahrgastinformationen, ausreichende Dimensionierung der Wartefläche, Bordhöhe von 16 bis 18 cm, taktile Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfelder, barrierefreie Gestaltung der Zuwegungen); Festlegung einer Priorisierung, u.a. mit dem Fahrgastbeirat und dem Behindertenbeirat für den Landkreis Harburg.

Verbesserung der Haltestellenausstattung: Überprüfung aller Haltestellen auf Zustand und notwendige Ausstattung bspw. mit Überdachung, Sitzmöglichkeiten, Beleuchtung, Abstellanlagen für Fahrräder und an zentralen Haltestellen mit P+R-/B+R-Stellplätzen.

Wie im Nahverkehrsplan (VNO 2017) erläutert, ist für die Gestaltung der Haltestellen (u.a. Hochbord, Wartefläche, Fahrgastunterstand, sonstige Möblierung, Blindenleitelemente) der jeweilige Straßenbaulastträger verantwortlich. Die Beschilderung der Haltestellen und Informationen zum Verkehrsangebot (bspw. Fahrplan und Tarifplan) fällt in den Zuständigkeitsbereich der Verkehrsunternehmen.

Eine Datenbank mit Erfassung des aktuellen (Ausbau-)Zustandes aller Haltestellen im Landkreis Harburg soll nach Informationen des Verfassers zwar vom HVV erstellt worden sein, konnte aber – genauso wie die Anzahl Ein-/Aussteiger an den einzelnen Haltestellen – für die vorliegende Untersuchung bislang nicht zur Verfügung gestellt werden.

Deshalb kann sich eine erste Priorisierung des Haltestellenausbaus vorerst nur orientieren a) an der erforderlichen Grundausstattung mit einem Fahrgastunterstand mit Sitzmöglichkeiten an Schwerpunkthaltestellen, b) an der Barrierefreiheit, vornehmlich im unmittelbaren Einzugsbereich des Alten- und Pflegeheimes Marschacht, Fährstraße und öffentlicher Ziele (Behörden, Versorgungseinrichtungen), c) an der Erstbewertung aus der Analyse sowie d) in Abhängigkeit des Fahrgastpotenzials (Einwohner im Einzugsbereich).

Alle weiteren Ausstattungsverbesserungen sind zwar auch wichtig, aber doch eher zweitrangig. Nach den vorliegenden Kenntnissen ist demnach folgende Reihenfolge zu empfehlen:

Prio 1 Hunden GS Binnenmarsch, Niedermarschacht Hagenweg, Tespe Schule

Prio 2 Eichholz Gewerbepark, Elbstorf Elbstorfer Deich, Niedermarschacht Bahnhof, Niedermarschacht Drosselgasse, Stove Im Siek, Stove Stover Strand, Tespe Avendorfer Weg, Tespe Eichenallee, Tespe Niedersachsenring

Prio 3 Drennhausen Drennhäuser Elbdeich, Elbstorf Schultenweg, Obermarschacht Brackweg, Tespe Elbuferstraße, Tespe Twiete, Tespe Westerfeld

Prio 4 Avendorf Elbuferstraße, Avendorf Ost, Avendorf Recht Up, Bütlingen Grüner Jäger,

Seite 72 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Bütlingen Im Briggen, Bütlingen Im Rehmen, Drage Am Deich, Fahrenholz Ort, Hunden West, Mover Ort, Obermarschacht Gutsweg, Obermarschacht Herrenweg, Schwinde Krümser Straße, Stove Elbmarsch-Halle, Tespe Blumenstraße,

Prio 5 Drage Ziegelei, Oldershausen Hundener Str. 10

Ausbau der P+R-Anlagen

Überprüfung der Möglichkeiten zum Bau zusätzlicher P+R-Parkplätze in den Bereichen Niedermarschacht (z. B. an der Buswendestelle an der Ernst-Reinstorf-Schule) und Drage / Stove (z. B. an der Haltestelle Im Siek) zur Förderung von Fahrgemeinschaften und ÖPNV-Nutzung.

Umsetzung Maßnahmen aus Radverkehrskonzept 2017, Landkreis Harburg

- Behebung baulicher Mängel / Zustandsverbesserungen (z. B. in Stove, Drage und Bütlingen)

- Schließung von Netzlücken (z. B. in Avendorf und Eichholz)

- Überprüfung der Radwegbenutzungspflicht (z. B. zwischen Tespe und Barum sowie Marschacht und Oldershausen)

- Überprüfung des weiteren Bedarfs von Fahrradabstellanlagen in erster Linie an kommunalen Einrichtungen und Schulen sowie Geschäften, Artpraxen, Gaststätten etc.

- standardmäßige Errichtung von mindestens zwei Anlehnbügeln je Haltestelle

- Austausch von Vorderradhalter durch Anlehnbügel - Ausstattung vor allem stark frequentierter Haltestellen mit überdachten Fahrradabstellanlagen / Fahrradboxen

Weitere Verbesserungen der Radverkehrsinfrastruktur

Herstellung zusätzlicher Radverkehrsverbindungen: in Ergänzung des vorhandenen Radwegenetzes, z. B. neue Nord-Süd-Verbindung im östlichen Gemeindegebiet.

Verbesserung des Radwegezustandes: in erster Linie im südöstlichen Gemeindebereich (bspw. Verbindungen Eichholz <> Horburg/Bütlingen und nördlichen Abschnitt der Eichholzer Straße).

Ergänzung von öffentlichen Abstellanlagen: entsprechend den örtlichen Gegebenheiten und dem Bedarf; u. a. B+R-Anlagen an den Bushaltestellen „Niedermarschacht, Grundschule“, „Niedermarschacht, Ernst-Reinstorf-Schule“, „Tespe, Niedersachsenring“).

Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht bei schmalen Rad-/Gehwegen: Überprüfung der Konfliktträchtigkeit und ggf. Änderung der Radverkehrsführung (u.a. auf den Abschnitten der Winsener Straße).

Verbesserung / Ergänzung der Radwegbeschilderung: regelmäßige Überprüfung des Zustandes,

Seite 73 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Austausch veralteter Wegweiser, Überprüfung der touristischen und Alltagswegweisung (z. B. die Unterführung der Brücke durch Elberadweg oder direkte Anbindung Schwinde > Hunden über Krümse).

Beleuchtung der Radwege: Notwendigkeit überprüfen (z. B. kurze Abschnitte außerorts zwischen zwei Dörfern).

Sinnvolle Ergänzungen des Radwegenetzes einschließlich einer Verortung zusätzlich zu empfehlender / zu prüfender B+R-Anlagen sowie Vorschläge zu weiteren Querungshilfen sind in der Konzeptkarte dargestellt (siehe auch Anlage 11).

Verbesserungen für den Fußverkehr

Für den Fußverkehr sind vor allem zur Gewährleistung einer ausreichenden Verkehrssicherheit folgende Maßnahmen zu empfehlen:

Zustandsverbesserungen und Ergänzungen des Gehwegnetzes: Regelmaße meist nicht eingehalten, deshalb Überprüfung von notwendigen Anpassungen (z.B. auch Anbindung von Grundstücken an Gehwege,…).

Zusätzliche Querungshilfen: Überprüfung der Notwendigkeit und ggf. Realisierung z.B. entlang der Elbuferstraße, in Tespe, Einmündung Lüneburger Straße, in Bütlingen, Einmündung Im Rehmen und in Oldershausen, Einmündung Schlaugenweg (siehe Abb. 28 auf Seite 36).

Barrierefreiheit: Überprüfung notwendiger baulicher Anpassungen wie bspw. Der Einbau von Aufmerksamkeitsfeldern insbesondere an Knotenpunkten/Einmündungen (u.a. Elbuferstraße/Eichholzer Straße).

Alternative Mobilitätsangebote

Zur Verkehrsvermeidung, aber auch zur verbesserten (Grund-)Versorgung und verkehrlichen Erschließung sind folgende alternative Mobilitätsangebote in Erwägung zu ziehen:

Flexible Mobilitätsangebote: Machbarkeitsprüfung und ggf. Umsetzung eines ASM/AST-Systems; Förderung / Unterstützung von z. B. Bürgerbus, Einkaufsbus / Marktbus o.ä.

Mitfahrkonzepte: Nutzung von vorhandenen / neuen Internetportalen, vor allem für Pendler; ggf. Aufbau einer privaten Mitnahmeplattform .

Mobiles Dienstleistungs- und Versorgungsangebot: Ausbau / Erweiterung (bspw. mobile Bankfilialen, mobiler Supermarkt, mobiles Bürgerbüro, mobile medizinische Dienste etc.)

Seite 74 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

3.6 Maßnahmenübersicht

Siedlungsstruktur und Wohnen

Wohnraumentwicklung entsprechend des Flächenkonzeptes

Wachstumsmonitoring

Alternative Wohnformen im Neubau sowie im Bestand schaffen

Leerstandsmanagement und Nachverdichtung durch Überplanung

Ausweisung von Siedlungsgrenzen

Umzugsmanagement

Baulückenkataster

Ortsbilder und dörfliche Strukturen in der Binnenmarsch

Wirtschaft und Tourismus

Unterstützung bestehender Gewerbebetriebe

Gewerbeflächenentwicklung

Implementierung „neuer Arbeitsformen“

Neue Kooperationsformen Landwirtschaft und Tourismus

Stärkung des Wegenetzes im Binnenland

Verknüpfung der Flusslandschaft mit der Binnenmarsch

Ökologische Landwirtschaft

Umwelt, Natur und Landschaft

Aufstellung eines Landschaftsplanes

Aufbau eines Ökokontos

Bepflanzung Knicks, Aufwertung Landschaftsbild

Gestaltung Ortsränder und Eingrünung

Nutzung erneuerbarer Energien und lokale Energiekreisläufe

Seite 75 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Erhalt wertvoller Biotopstrukturen

Nachhaltigkeitsbildung an Schulen und Kindertagestätten

Lehrpfad im Deichvorland Schaffung von innerörtlichen Freiflächen zur Attraktivitätssteigerung der Ortsmitten Herstellung barrierefreier Freiflächen

Familie, Demographie und Soziales

Konsolidierung der Betreuungslandschaft

Konsolidierung der Freiwilligen Feuerwehren Kommunales Management: Schaffung einer umfassenden Informations- und Vermittlungsplattform E-Gemeinde: Schaffung einer Online-Sprechstunde sowie Nutzung sozialer Medien Begegnung: Schaffung eines zentral gelegenen Raumes für Veranstaltungen aller Art Begegnung: Jugendarbeit weiter fördern

Mobilität

Unterstützung des 4-streifigen Ausbaus der B404 zur Autobahn (gemäß BVWP)

Optimierung der Markierung und Beschilderung an der B404-AS Marschacht

Optimierung der LSA Elbuferstraße/B404

Ausweitung bzw. Ergänzung der ÖPNV-Angebote

Verbesserung von Ausbau und Ausstattung der Bushaltestellen Umsetzung der Maßnahmen aus dem „Radverkehrskonzept 2017 für den Landkreis Harburg“ Ergänzung und Zustandsverbesserung der Radverkehrsinfrastruktur und der Fußwege Alternative Mobilitätsangebote

Seite 76 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

4 Selbstbindung

Als informelles Planungsinstrument entfaltet dieses Städtebauliche Entwicklungskonzept keine Rechtswirksamkeit. Es sind keine Rechte und Verpflichtungen für die Samtgemeinde oder die Mitgliedsgemeinden unmittelbar ableitbar. Das Entwicklungskonzept stellt als strategisches Planwerk eine Entscheidungshilfe für die politischen Entscheidungsträger der Samtgemeinde dar. Es formuliert unverbindlich Maßnahmen, welche als Leitfaden für das kommunale Handeln (z.B. die städtebauliche Entwicklung) für die kommenden 20 Jahre dienen soll. Das städtebauliche Entwicklungskonzept befähigt die Samtgemeinde zu langfristigen und strategischen Planungsüberlegungen. Dabei bieten die einzelnen Leitziele und Maßnahmen Handlungsimpulse und sollten für die Politik selbstbindendes Handwerkzeug darstellen.

Die Erreichung der Ziele bzw. einzelne Maßnahmen sollten jeweils als politische Beschlüsse formuliert werden, um an Verbindlichkeit zu gewinnen und umgesetzt zu werden. Dabei gilt es auch, Kooperationen mit regionalen Akteuren wie bspw. der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH einzugehen. Darüber hinaus können Fördergelder, Forschungsprojekte, Modellvorhaben weitere konkrete Impulse bei der Umsetzung von einzelnen Maßnahmen bieten.

Letztlich ist dieses Konzept nur so viel Wert wie die Summe der in seiner Folge tatsächlich umgesetzten Maßnahmen und erreichten Ziele.

Seite 77 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Quellenverzeichnis

Bertelsmann Stiftung, Demografiebericht Elbmarsch, 2018.

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030, Berlin, 2016.

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Mobilität in Deutschland - Kurzreport: Verkehrsaufkommen - Struktur - Trends, Bonn/Berlin, Ausgabe September 2019.

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Block, Flächennutzungsplan der Gemeinde Drage, Lüneburg, 2002.

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Block, Flächennutzungsplan der Gemeinde Marschacht, Lüneburg, 2002.

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Block, Flächennutzungsplan der Gemeinde Tespe, Lüneburg, 2002.

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs EAR 05, Köln, Ausgabe 2005.

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt), Köln, 2006.

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen HBS - Teil L Landstraßen, Köln, 2015.

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Hinweise zur Schätzung des Verkehrsaufkommens von Gebietstypen, Köln, 2006. infas Institut für angewandte Sozialforschung GmbH, Mobilität in Deutschland - Kurzreport Hamburg und Metropolregion, Bonn, 2018.

Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, Verkehrsmodell Schleswig- Holstein und Hamburg, Lübeck , o.J..

Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG), https://www.lnvg.de/foerderung/oepnv- foerderung/bushaltestellen, Zugriff am 06.02.2020.

Landkreis Harburg, Landschaftsrahmenplan (LRP), Winsen (Luhe), 2013.

Landkreis Harburg, Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) 2025 für den Landkreis Harburg, Winsen (Luhe), 2019.

Niedersächsischer Landesrechnungshof, Wirtschaftlichkeit von Samtgemeinden im Vergleich zu Einheitsgemeinden, Hildesheim, 2014.

Projektgruppe Bildung und Region, Gutachten zur Schulentwicklung Samtgemeinde Elbmarsch, Bonn, 2010. Regionalmanagement der Leader-Region ACHTERN-ELBE-DIEK, https://www.achtern-elbe- diek.de/#Aktuelles, Zugriff am 26.02.2020.

Samtgemeinde Elbmarsch, Melderegister, 2019.

SHP Ingenieure, Landkreis Harburg - Regionales Radverkehrskonzept, Hannover, 09/2017.

Seite 78 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure Samtgemeinde Elbmarsch Städtebauliches Entwicklungskonzept

Statistisches Bundesamt (Destatis), Mikrozensus 2018, Wiesbaden, 2019.

Jens Kowald, Tourismuskonzept 2016 bis 2020 der Destination Flusslandschaft Elbe, 2016.

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Verkehrserschließung und Verkehrsangebot im ÖPNV, VDV-Schriften 4, Köln, 6/2001.

VNO Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen mbH, Nahverkehrsplan des Landkreises Harburg für den Zeitraum 2017 bis 2021, Stade, 2017.

Winsener Anzeiger Ravens & Maack GmbH, Samtgemeinde Elbmarsch, http://www.winsener- anzeiger.info/chronik/porträt-elbe-heide-region/samtgemeinde-elbmarsch/, Zugriff am 25.03.2020.

Anhang

Anhang 1: Tabelle Wohnbaupotenziale Drage Anhang 2: Tabelle Wohnbaupotenziale Marschacht Anhang 3: Tabelle Wohnbaupotenziale Tespe Anhang 4: SBI Verkehrszählungen an den Querschnitten Anhang 5: SBI Verkehrszählungen an den Knotenpunkten Anhang 6: SBI Verkehrstechnische Bewertung der Knotenpunkte Anhang 7: SBI Legende der HBS-Bewertungstabellen Anhang 8: Plan 1 Verkehrsbelastungen Analyse 2019 Anhang 9: Plan 2 Öffentlicher Nahverkehr Analyse 2019 Anhang 10: Plan 3 Fuß- und Radverkehr Analyse 2019 Anhang 11: Plan 4 Konzeptkarte Radverkehrsnetz Anhang 12: Ergebnisse der Veranstaltungen

Seite 79 von 78

WRS ARCHITEKTEN & STADTPLANER GMBH SBI Beratende Ingenieure