77 | 19. April 2013

Zur Lage Steuerhinterziehung ist unsolidarisch Unionsfraktion kämpft seit Jahren für Steuerehrlichkeit

päischen Union. Wenn ein Deutscher sein Geld im Ausland anlegt, muss das automatisch der deutschen Steuerbehör- de gemeldet werden. Vor den Steuerbehörden darf es kein Bankgeheimnis geben. Dem Finanzamt muss alles offenge- legt werden.

Zypern muss Bankensektor verkleinern

Ein hartes Vorgehen gegen Steueroasen ist Teil der notwen- digen Regulierung der Finanzmärkte. In Zusammenhang mit der Regulierung sollte jeder Staat auch darauf achten, dass die Größe seiner Banken zur Wirtschaftskraft seines Landes passt. Genau daran hat es in Zypern gefehlt.

Foto: Martin Lengemann Foto: Darum musste Zypern auch Hilfen anderer Staaten be- antragen, die der am Donnerstag gebilligt hat. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wir haben immer gesagt, dass es Leistungen nur bei Gegen- leistungen geben kann. Im Fall Zypern werden nun zielge- Die Steueroasen sind derzeit im Fokus der Öffentlichkeit. nau diejenigen an der Bankenrettung beteiligt, die zuvor Neu ist das Thema aber nicht. Die Bundesregierung setzt von dem Bankensektor besonders profitiert haben – die sich schon seit Jahren dafür ein, dass die Steuergesetze großen Anleger. Außerdem muss der Bankensektor der In- auch umgesetzt werden – nicht nur auf europäischer Ebe- selrepublik selbst verkleinert werden. ne, sondern auch in wichtigen internationalen Organisati- In dieser Woche wurde in der Fraktion auch über die onen. Frauenquote in Führungsgremien diskutiert. Letztlich war Länder, die als Steueroasen gelten, fördern die Steuer- es richtig, dass wir mit unserem Koalitionspartner den rot- hinterziehung. Menschen, die Steuern hinterziehen, ver- grünen Gesetzesvorschlag geschlossen abgelehnt haben. halten sich in höchstem Maße unsolidarisch. Wer Teil ei- Dieser Antrag diente nur wahltaktischen Zwecken. In unse- nes staatlichen Gemeinwesens ist und dessen Vorzüge in rem Wahlprogramm werden wir uns für eine gesetzliche Anspruch nimmt, muss sich auch an der Finanzierung die- Frauenquote in den Aufsichtsräten börsennotierter und ses Gemeinwesens beteiligen. Wer das nicht tut, wälzt die voll mitbestimmungspflichtiger Unternehmen ab 2020 Kosten auf seine steuerehrlichen Mitbürger ab. aussprechen. Damit hat sich die Partei einem wesentlichen Steueroasen gibt es nicht nur in der Karibik, sondern Anliegen vieler Frauen geöffnet. auch in unserer Nachbarschaft. Luxemburg hat angekün- digt, zukünftig wie alle anderen Länder der Europäischen Union beim automatischen Steuer-Informationsabgleich mitzumachen. Dem müssen nun Taten folgen. Auch Öster- reich muss mitmachen. Volle Transparenz in Sachen Steu- ern fordern wir gemeinsam mit unserem Finanzminister Wolfgang Schäuble auch von Staaten außerhalb der Euro- Inhalt Kommentar

HeadlineSteuerhinterziehung 1 ist unsolidarisch 1 HeadlineInnovationskraft 2 sichern 2 Innovationskraft sichern HeadlineZypern-Hilfe 3 schützt die gesamte 3 Euro-Zone 3 Hochschulpakt wird aufgestockt Headline 4 4 Union ebnet Weg für Frauen in bildet werden. Damit neh- Aufsichtsräten 4 men wir die bildungspoli- tische Herausforderung Deutschland ist „Antreiber“ im Kampf an, die sich aus dem de- gegen Steuerflucht 5 mografischen Wandel er- Die Digitalisierung revolutioniert gibt. Er führt mittelfristig unsere Welt 6 zu einem geringeren An- gebot an gut ausgebildeten Prävention im Gesundheitswesen jungen Menschen. Gleich- fördern 7 zeitig erwarten wir auf- „China hat Interesse an stabilem Euro“ 8 grund einer steigenden ge- samtgesellschaftlichen Heimische Rohstoffe – Standbein der Bildungsbeteiligung, einer Industrie 9 Öffnung der Hochschulen und doppelter Abiturjahr- Für lebenslange Weiterbildung 10

Foto: Dominik Butzmann Foto: gänge deutlich mehr jun- Michael Grosse-Brömer Letzte Seite 11 ge Menschen, die studie- Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der ren wollen. Das müssen CDU/CSU-Bundestagsfraktion wir als Chance nutzen und ein entsprechendes Angebot In der Hochschul- und Wissen- schaffen. Bund und Länder sind hier schaftspolitik ist der Koalition ein gemeinsam in der Pflicht. großer Erfolg gelungen. Der soge- Mit dem Hochschulpakt haben wir nannte Hochschulpakt wird aufge- seit 2007 bereits einige Erfolge erzielt. stockt. Darauf haben sich Bundesbil- Allein in der ersten Programmphase dungsministerin Johanna Wanka und von 2007 bis 2010 haben Bund und ihre Länderkollegen in der Gemeinsa- Länder gemeinsam 185.000 zusätzli- men Wissenschaftskonferenz geei- chen Studienanfängern ein Studium nigt. In den Jahren 2011 bis 2015 wird ermöglicht. In wenigen Jahren ist die der Bund 2,2 Milliarden Euro mehr für Studienquote von 37 Prozent 2007 auf Hochschulen und Universitäten aus- 51 im Jahre 2011 gestiegen. Die seit geben als geplant. Die Länder werden 2011 laufende zweite Programmpha- sich mit einer ähnlich hohen Summe se setzt dies fort. Der Bund stellt hier beteiligen. Damit gibt der Bund insge- allein fünf Milliarden Euro für den samt allein sieben Milliarden Euro für Ausbau von Studienangeboten zur die Hochschulen aus. Mit dem Geld Verfügung. Dabei werden die Mittel werden über 600.000 neue Studien- nicht mit der Gießkanne verteilt, son- Impressum plätze geschaffen. Die Bundeskanzle- dern tragen der unterschiedlichen Herausgeber rin und die Ministerpräsidenten wol- Ausgangslage in den einzelnen Län- Michael Grosse-Brömer MdB len dies im Juni endgültig besiegeln. dern Rechnung. So können vor allem Stefan Müller MdB So erweist sich der Bund einmal mehr auch die ostdeutschen Länder ihr Stu- CDU/CSU-Bundestagsfraktion als zuverlässiger Partner für Studie- dienangebot erhalten. Platz der Republik 1 11011 Berlin rende und Hochschulen. Die Koalition bekennt sich mit ih- rem finanziellen Engagement eindeu- V.i.S.d.P.: Ulrich Scharlack Dem demografischen Wandel tig zum Forschungs- und Wissen- Redaktion: Claudia Kemmer (verantw.) durch Bildung begegnen schaftsstandort Deutschland. In Zei- ten knapper Kassen werden wir im T 030. 227-5 30 15 Die Aufstockung des Hochschulpakts Bundestag dies mit einer klaren Ge- F 030. 227-5 66 60 [email protected] ist ein wichtiger Schritt – und das genfinanzierung erreichen. Mit einer richtige Signal zur richtigen Zeit. Die starken Hochschulpolitik für kluge Diese Veröffentlichung der CDU/CSU-Fraktion Koalition garantiert so die Ausbil- und innovative Köpfe sichern wir die im Deutschen Bundestag dient ausschließlich dungschancen der jungen Generati- Innovations- und damit auch die der Information. Sie darf während eines Wahl- on. Und wir stellen sicher, dass auch Wirtschaftskraft in unserem Land. kampfes nicht zum Zweck der Wahlwerbung in Zukunft die so dringend benötigten verwendet werden. hochqualifizierten Fachkräfte ausge-

2 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion im Plenum Zypern-Hilfe schützt die gesamte Euro-Zone Regierungserklärung des Bundesfinanzministers – Breite Mehrheit im Bundestag für Rettungspaket

Der Bundestag hat am Donnerstag mit Hilfe zur Selbsthilfe aus EU-Kommission, Europäischer der Zustimmung zum Rettungspaket Zentralbank (EZB) und IWF vereinbart für Zypern einen weiteren Schritt zur Damit kommt die sogenannte Sys- hat. In Zypern kommen strenge Aufla- Stabilisierung der Euro-Zone getan. temrelevanz ins Spiel, die Vorausset- gen zur Restrukturierung des Banken- Bundesfinanzminister Wolfgang zung für Hilfen aus dem Euro-Ret- sektors hinzu. Bei Einlagen über Schäuble warb in der Debatte um die tungsschirm ist. Sie besagt: Hilfen 100.000 Euro müssen sich die Kontoin- Zustimmung der Abgeordneten mit können nur dann gewährt werden, haber mit erheblichen Summen beteili- den Worten: „Es gibt zur Überwin- wenn die Finanzstabilität der Euro- gen. dung der Krise nicht die eine einfache Zone als Ganzes bedroht ist. Außer- Die Beteiligung von Anlegern ist bis- Lösung.“ In namentlicher Abstim- dem dürfe die Hilfe nur so hoch sein, lang einmalig: „Es muss im Falle von mung stimmten neben der christlich- dass das Land seine Schuldentragfä- Schieflagen von Banken eine Haftungs- reihenfolge geben“, betonte Schäuble. Steuerzahler und Staatengemeinschaft dürften bei einer drohenden Banken- pleite erst an letzter Stelle einspringen. Zuerst kämen die Eigentümer, dann die Fremdkapitalgeber und danach bis zu einer gewissen Grenze die Einleger. Erst danach dürften die Staaten und die Staatengemeinschaft helfen.

Europa zur Stabilitätsunion umbauen

Im Rahmen der Debatte zu Zypern er- innerte Schäuble daran, dass die Wirt- schafts- und Währungsunion zu einer Stabilitätsunion umgebaut werde.

Foto: Tobias Koch Tobias Foto: Eine „effektive finanzpolitische Säu- Finanzminister Schäuble gibt Regierungserklärung zur Zypern-Rettung ab le“ müsse neben die gemeinsame Geldpolitik gestellt werden. Damit ein liberalen Koalition auch die meisten higkeit bald wieder erlangen könne, in Not geratener Bankensektor nicht Abgeordneten von SPD und Grünen sagte Schäuble. Bis 2020 soll Zypern den Staat mit in die Krise ziehe, müss- für die Finanzhilfen von bis zu zehn einen Schuldenstand von 100 Prozent ten die Banken künftig ausreichend Milliarden Euro. des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Eigenkapital vorhalten. Eine schlag- „Wir sind bei der Bekämpfung der Wie für alle anderen Euro-Krisenlän- kräftige Bankenaufsicht, die mindes- Staatsschuldenkrise im letzten Jahr gut der, die mit Krediten aus dem europäi- tens die drei größten Banken eines je- vorangekommen. Wir haben die Wäh- schen Rettungsschirm unterstützt wer- den Landes kontrolliere, sei nötig. Der rungsunion Schritt für Schritt stabili- den, gilt auch für Zypern: „Hilfe ist im- Finanzminister sieht Europa auf die- siert“, stellte Schäuble fest. Deshalb mer Hilfe zur Selbsthilfe“, betonte sem mühsamen Weg gut vorange- müsse man sich nun auch der Proble- Schäuble. Damit die Inselrepublik neun kommen. me des kleinen Inselstaates annehmen, Milliarden Euro aus dem Europäischen Der stellvertretende Fraktionsvor- obwohl sein Bruttosozialprodukt nur Stabilitätsmechanismus (ESM) und sitzende bekräftigte, 0,2 Prozent der Euro-Zone betrage. „Wir eine Milliarde vom Internationalen dass die CDU/CSU eine Haftungsuni- müssen verhindern, dass aus Proble- Währungsfonds (IWF) erhalten kann, on in Europa als Maßnahme zur Über- men in Zypern Probleme für die ande- muss sie selbst den restlichen Finanz- windung der Euro-Schuldenkrise ab- ren Länder werden“, sagte der Finanz- bedarf von rund 13 Milliarden Euro lehne. Er kritisierte Rot-Grün dafür, minister. Wenn man Zypern nicht hel- schultern. dass sie Schulden und Haftung auf fe, stehe das Land vor dem Außerdem muss Zypern wie die an- europäischer Ebene vergemeinschaf- Staatsbankrott, warnte er. Dies könne deren sogenannten Programmländer ten wollten. „Das ist unverantwort- andere Länder der Euro-Zone in Mitlei- wirtschafts- und sozialpolitische Refor- lich, weil es zu Lasten der Menschen denschaft ziehen. men durchführen, die es mit der Troika geht“, sagte Meister.

3 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion im Plenum Union ebnet Weg für Frauen in Aufsichtsräten Kauder kündigt im Bundestag feste Quote an – „2020 wird es ernst“

ten der Frauen“. Sie warf der Oppositi- on mit ihren Anträgen zur Frauenquo- te vor, nach einem Wahlkampfthema zu suchen, um die christlich-liberale Koalition zu spalten. Kristina Schröder führte mehrere Beispiele aus rot-grün regierten Ländern an, in denen die jeweiligen Koalitionen Ge- legenheiten versäumt haben, Auf- sichtsratsposten mit Frauen zu beset- zen. In einigen Fällen seien gar Frau- en Aufsichtsratsposten entzogen worden, um sie mit Männern zu be- setzen. Die Inszenierung von SPD und Grünen als Anwälte der Frauen sei in- sofern „scheinheilig und verlogen“, sagte die Ministerin. Foto:Tobias Koch Foto:Tobias Kauder spricht in der Debatte zur Frauenquote in Aufsichtsräten „Frauen auch bei

CDU und CSU wollen den Weg dafür soll sie im Koalitionsvertrag verankert Kinderbetreuung ebnen, dass mehr Frauen in die Kont- und dann als Gesetz verabschiedet rollgremien großer Unternehmen ge- werden. Den Unternehmen bis 2020 unterstützen“ langen. In einer Debatte des Bundes- Zeit zu geben, die Quote zu erfüllen, tages zur Frauenquote am Donnerstag nannte der Fraktionsvorsitzende ge- kündigte der Unionsfraktionsvorsit- rechtfertigt. Die Union setze immer Die Vorsitzende der CSU-Landesgrup- zende Volker Kauder ein Gesetz für zunächst auf Freiwilligkeit. Erst wenn pe, , warf SPD und die nächste Legislaturperiode an, in den Unternehmen nichts passiere, Grünen vor, dort, wo sie Führungsver- nach dem ab 2020 eine feste Quote müsse man eingreifen. Kauder hielt antwortung hätten, in Sachen Frauen- von 30 Prozent für Frauen in Auf- es nicht für ausgeschlossen, dass die quote nicht mit gutem Beispiel voran- sichtsräten börsennotierter Unter- Wirtschaft bis 2020 ohnehin die er- zugehen. „Wenn es um die Partei geht, nehmen gelten soll. „Wir lassen der forderliche Zahl an Frauen in ihren hört die Quote auf bei Ihnen“, sagte Wirtschaft bis 2020 Zeit, und dann Aufsichtsräten haben werde. Gerda Hasselfeldt und sprach von wird es ernst“, sagte Kauder. Zugleich „Pharisäertum“. Die CSU-Landesgrup- mahnte er Führungspositionen für Schröder: „Opposition schein- penvorsitzende wies außerdem dar- Frauen auch in anderen Bereichen an, heilig und verlogen“ auf hin, dass es bei der Förderung von etwa an Hochschulen. Frauen nicht allein um die Aufsichts- Die CDU/CSU-Fraktion lehnte ei- Die Vorsitzende der Gruppe der Frau- räte gehen dürfe. Das Augenmerk nen Vorstoß des Bundesrates für eine en, Rita Pawelski, appellierte an die müsse in erster Linie auf den Millio- 20-prozentige Quote bis 2018 und Unternehmen, die Ankündigung der nen von Frauen in Deutschland ge- eine 40-prozentige Quote bis 2023 im Union zu einer festen Quote 2020 richtet sein, deren Hauptsorge es sei, Bundestag geschlossen ab. Auch ei- ernst zu nehmen. Das Gesetz, das ob sie den gleichen Lohn erhalten wie nen Eilantrag der Grünen, entspre- 2014 verabschiedet werde, sei ein ihre männlichen Kollegen, ob sie Fa- chend dem Vorhaben der Union eine „Signal an die Unternehmen“, sich milie und Beruf vereinbaren könnten Quote von 30 Prozent bis 2020 einzu- nicht zurückzulehnen, sondern direkt und ob es genügend Betreuungsmög- führen, wiesen die Unionsabgeordne- mit der Förderung der Frauen zu be- lichkeiten für ihre Kinder gebe. Es ten als billiges Wahlkampfmanöver ginnen. Die unter Rot-Grün ausge- gehe auch um Frauen, die Führungs- der Opposition zurück. CDU und CSU handelte Selbstverpflichtung der positionen in Behörden, Banken und werden die 30-Prozent-Quote für Wirtschaft aus dem Jahre 2001 be- Redaktionsstuben einnehmen woll- Frauen in Aufsichtsräten börsenno- trachtete Rita Pawelski als gescheitert. ten. „Das sind die echten Probleme“, tierter Unternehmen in ihr gemeinsa- Auch Familienministerin Kristina sagte Gerda Hasselfeldt. mes Regierungsprogramm schreiben, Schröder nannte die Selbstverpflich- kündigte Kauder an. Nach der Wahl tung ein „Stillhalteabkommen zu Las-

4 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion im Plenum Deutschland ist „Antreiber“ im Kampf gegen Steuerflucht Aktuelle Stunde des Bundestages – Unionsabgeordnete prangern auch Vermeidungsstrategien von Konzernen an

Die christlich-liberale Koalition hat Luxemburgs Schwenk begrüßt Michelbach sagte: „Wir werden die ihren unbedingten Willen zum Kampf Steueroasen Schritt für Schritt durch gegen Steuerhinterziehung und Steu- Flosbach und Koschyk warfen der SPD den automatischen Informationsaus- erflucht bekräftigt. In einer Aktuellen vor, dass sie es bei den Verhandlun- tausch austrocknen.“ In diesem Zu- Stunde des Bundestages am Donners- gen über die EU-Zinsrichtlinie seiner- sammenhang kritisierten die Unions- tag stellten Unionsabgeordnete vor zeit hingenommen habe, dass Luxem- abgeordneten auch erneut, dass SPD allem die führende Rolle der Bundes- burg und Österreich sich herauskau- und Grüne das fertig verhandelte regierung auf euro- Steuerabkommen päischer und inter- mit der Schweiz im nationaler Ebene Bundesrat haben bei diesem Thema platzen lassen. heraus. Der Parla- mentarische Staats- Für einheitliche sekretär im Bun- Mindeststeuern desfinanzministe- rium, Hartmut Als weiteres Prob- Koschyk, sagte, lem benannten die Deutschland und Abgeordneten die sein Finanzminis- Steuervermeidungs- ter Wolfgang strategien internati- Schäuble stünden onaler Konzerne. Oft „immer an der Spit- gelingt es internati- ze, wenn es darum onalen Unterneh- geht, Steuerhinter- men, vornehmlich ziehung wirksam der IT-Branche, ame- zu bekämpfen und rikanisches Steuer-

international nach - Fotolia.com © Joachim Lechner recht, Steueroasen Lösungen zu su- der Karibik und chen.“ Die SPD hingegen, die mit Hans fen konnten. „Sie haben zugestimmt, steuerliche Präferenzregelungen in der Eichel und Peer Steinbrück elf Jahre dass in Europa Steueroasen entstan- EU so auszunutzen, dass ihre Steuer- lang die Finanzminister gestellt habe, den sind“, sagte Flosbach. Koschyk be- belastung auf einstellige Prozentsätze habe in dieser Zeit „nur heiße Luft tonte, es sei die jetzige Bundesregie- des Gewinns reduziert werden. „Diese produziert“. rung gewesen, die jedes Treffen auf Steuervermeidungsstrategien sind Der finanzpolitische Sprecher der EU-Ebene dazu genutzt habe, beide wettbewerbsfeindlich“, mahnte Flos- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus- Länder dazu zu bewegen, ihre Haltung bach. Der Bundesfinanzminister hat Peter Flosbach, sagte ebenfalls, die zu überdenken: „Jetzt tragen wir die daher zusammen mit seinen briti- Bundesregierung sei auf internatio- Früchte unseres Erfolges.“ schen und französischen Kollegen ein nalem Feld „Antreiber im Kampf ge- In Anlehnung an eine Musterver- Projekt bei der Organisation für wirt- gen Steuerhinterziehung“. So trete sie einbarung mit den USA wollen die schaftliche Zusammenarbeit und Ent- vor allem für den automatischen In- G5-Staaten – das sind Deutschland, wicklung ins Leben gerufen, um das formationsaustausch über Zinserträ- Frankreich, Großbritannien, Italien Problem auf internationaler Ebene ge der eigenen Bürger in den jeweils und Spanien – untereinander den au- anzugehen. Die OECD erarbeitet laut anderen EU-Staaten ein. Flosbach be- tomatischen Informationsaustausch Michelbach einen Aktionsplan mit grüßte es besonders, dass sich Luxem- auf alle Kapitaleinkünfte erstrecken Maßnahmen gegen Gewinnkürzun- burg nun bereit erklärt habe, ab 2015 und damit EU-weit einen neuen Stan- gen und Gewinnverlagerungen. Der ebenfalls zum automatischen Infor- dard setzen. Dies haben sie in einem Plan soll im Juli vorgelegt und im mationsaustausch auf europäischer Brief an EU-Steuerkommissar Algirdas Herbst von den G20-Finanzministern Ebene überzugehen. Auch in der ös- Semeta vom 9. April diesen Jahres verabschiedet werden. Um Steuerver- terreichischen Regierung zeichne deutlich gemacht. Vier weitere EU- lagerungen zu vermeiden, „plädiert sich in dieser Frage Bewegung ab. Staaten wollen sich bereits anschlie- Deutschland für einheitliche Min- ßen. Der CDU-Finanzpolitiker Hans deststeuern“, sagte Michelbach.

5 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion im Plenum Die Digitalisierung revolutioniert unsere Welt Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ zieht Bilanz – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen

Knapp drei Jahre hat sie getagt und Tausende Seiten produziert: die En- quete-Kommission „Internet und di- gitale Gesellschaft“. Am Donnerstag präsentierte sie im Bundestag ihre Bi- lanz – eine Bilanz, die überfällig war, denn von der Digitalisierung der Ge- sellschaft ist inzwischen fast jeder Be- reich betroffen. Sie hat Auswirkungen auf die frühkindliche Bildung, auf die Wirtschafts- und Arbeitswelt, ja sogar auf die Art und Weise, wie wir Freund- schaften pflegen und unsere kulturel- len Bedürfnisse befriedigen. Das In- ternet ist allgegenwärtig. Foto: Tobias Koch Tobias Foto: „Die große Leistung der Enquete be- steht in den Bestandsaufnahmen. Da- und das Internet der Dinge werden die Konstruktive Zusammenarbeit bei handelt es sich oft um die besten Wirtschaft in den nächsten Jahren Darstellungen und Analysen zur Digi- maßgeblich verändern. Entwicklun- Dies ist nicht zuletzt Ergebnis einer talisierung, die es derzeit gibt“, so resü- gen wie der 3D-Drucker stellen Her- sehr konstruktiven Zusammenarbeit miert der Sachverständige und Haupt- ausforderungen an Wirtschaftszwei- aller Mitglieder: „Die personelle und geschäftsführer des Branchenverban- ge wie die Spielzeugindustrie oder die interaktive Auseinandersetzung zwi- des BITKOM, Bernhard Rohleder, die Zahntechnik – denn bald wird man schen Abgeordneten und Sachver- Arbeit der Kommission. Mit den zwölf sich wohl von der Zahnprothese bis ständigen habe ich als sehr fruchtbar Einzelberichten der Enquete-Projekt- zum Lego-Stein alles ausdrucken kön- erlebt“, schreibt der Unions-Sachver- gruppen ist eine Bilanz vorgelegt wor- nen. Daneben stellen digitale Arztpra- ständige Christof Weinhardt, Profes- den, die schon jetzt als Standardwerk xen mit virtuellen Sprechstunden ge- sor am Karlsruher Institut für Techno- und Grundlage für Zukunftsentschei- rade für den ländlichen Raum eine logie, im Schlussbericht der Kommis- dungen gilt, da erstmals in einem Werk große Chance dar. Die politischen Fra- sion. Die Sachverständigen hätten das große Querschnittsthema Digitali- gen, welche hiermit verbunden sind, nicht nur ihr Wissen aus ihrem jewei- sierung abgehandelt wird. Dabei spiel- hat die Enquete schon heute gestellt ligen Fachgebiet eingebracht, son- te die Frage nach optimaler Wachs- und entsprechende Handlungsemp- dern an der ein oder anderen Stelle tumsfinanzierung für Start-ups ebenso fehlungen erarbeitet. auch ganz unübliche Fragen gestellt. eine Rolle wie der Ausbau moderner Bürgerbeteiligung, die digitale Aus- Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ stattung von Schulen, Medienkompe- tenz und Urheberrecht. Die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ hat zwischen Mai 2010 und Januar 2013 in 20 Gesamtsitzungen und 179 Projektgruppensitzungen getagt. Ergebnis Sensibilisierung für die digitale sind zwölf umfangreiche Zwischenberichte mit insgesamt über 2.000 Seiten und ein bilan- Wirtschaft zierender Schlussbericht. Die CDU/CSU-Fraktion stellte mit Axel E. Fischer den Vorsitzenden der Kommission. Mit dabei waren außerdem die Abgeordneten , , Thomas Die Enquete-Kommission zieht aber Jarzombek und sowie als Obmann der Fraktion. Als Stellvertre- nicht nur Bilanz des gesellschaftli- ter fungierten Michael Brand, , , , Nadine Schön chen Wandels, welcher mit der Digita- und . Zur Koordinierung des netzpolitischen Bereichs war auch der stell- lisierung einhergeht, sondern gibt vertretende Fraktionsvorsitzende in die Arbeit eingebunden. auch einen Ausblick auf das, was uns Die Arbeit der Enquete fand in zwölf Projektgruppen statt. Sie umfassten unterschied- in Zukunft erwartet – und was mit lichste Bereiche – von Medienkompetenz, Urheberrecht und Netzneutralität über Daten- schutz, Interoperabilität und freie Software bis zu „Green IT“, Öffentlichkeit und Sicherheit großer Wahrscheinlichkeit auch das im Netz. Parlament beschäftigen wird. Gerade Neben den 17 Abgeordneten saßen ebenso viele Sachverständige in der Enquete. Sie tagte für das Thema digitale Wirtschaft hat − entgegen dem bisher üblichen Verfahren für Enquete-Kommissionen − von Beginn an die Kommission die Politik sensibili- öffentlich. Ihre Sitzungen wurden live im Parlamentsfernsehen und im Internet übertragen. siert. Denn schon jetzt zeichnet sich Weitere Infos unter: http://www.bundestag.de/internetenquete/ ab: Die vierte industrielle Revolution

6 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion im Gespräch Prävention im Gesundheitswesen fördern über die Verantwortung des Einzelnen und die politischen Rahmenbedingungen

Mit dem Gesetz zur Förderung der Singhammer: Schulen kommt hier Prävention werden die Krankenkas- eine besondere Bedeutung zu. Dies sen verpflichtet, pro Jahr mindestens gilt insbesondere mit Blick auf Kin- sechs Euro je Versicherten in Präven- der und Jugendliche aus sozial tionsmaßnahmen zu investieren. schwachen, bildungsfernen Familien Diese sollen insbesondere für Primär- oder Familien mit Migrationshinter- prävention – also für Maßnahmen grund. Bereits heute kümmern sich zur Vermeidung von Krankheiten, Schulen – oft in Kooperation mit den noch bevor Symptome auftreten –, Krankenkassen – zum Beispiel auch für betriebliche Gesundheitsförde- um Ernährungs- und Bewegungser- rung und für die Förderung gesunder ziehung. Damit wir Kinder auch im Verhaltensweisen im Alltag ausgege- Grundschulalter auf mögliche Fehl- ben werden. So sollen zum Beispiel entwicklungen hin untersuchen kön- die Anreize für Gesundheitsuntersu- nen, weiten wir die bisherige Alters- chungen, zur Früherkennung von grenze für die sogenannten Krankheiten oder zur Inanspruch- U-Untersuchungen bis zum zehnten Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion Foto: nahme von Vorsorgeleistungen an Lebensjahr aus. Johannes Singhammer Kurorten erhöht werden. Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Bei den Kassen gibt es bereits Bonus- „Schulen kommt eine programme, mit denen gesundheitsbe- Wer gesund lebt, hat mehr vom wusstes Verhalten belohnt wird. Was besondere Leben. Besonders in einer alternden sollen die Kassen noch tun? Gesellschaft kommt es darauf an, Bedeutung zu“ dass Menschen sich frühzeitig vor Singhammer: Der Begriff der Präven- Krankheiten schützen, um auch im tion wird von den Krankenkassen Alter fit zu bleiben. Das Schlüsselwort heute sehr weit ausgelegt. Viele die- Verantwortung kommt auch den Arbeit- heißt Prävention. Die CDU/CSU-Bun- ser Angebote haben nur mittelbaren gebern zu. Wie aber sollen vor allem destagsfraktion setzt sich dafür ein, oder gar keinen Bezug zur eigentli- kleine Betriebe die Kosten für Rücken- dass der Gesundheitsvorsorge ein chen Prävention. Um die Wirksam- schulen oder Antistress-Seminare schul- höherer Stellenwert eingeräumt wird. keit zu erhöhen, setzen wir Schwer- tern? Darüber sprach „Fraktion direkt“ mit punkte für die Präventionsziele, an dem stellvertretenden Fraktionsvor- denen sich die Leistungen und Ange- Singhammer: Wir stärken die betrieb- sitzenden Johannes Singhammer. bote der Krankenkassen orientieren liche Gesundheitsförderung, indem sollen. Hierzu gehören zum Beispiel wir von den sechs Euro, die die Kran- Herr Singhammer, die Unionsfraktion die Vorbeugung gegen Diabetes, die kenkassen pro Versicherten für Prä- setzt bei der Prävention auf Freiwillig- Früherkennung von Brustkrebs, die vention ausgeben sollen, zwei Euro keit. Wie kann man jeden einzelnen Verringerung des Tabakkonsums allein dafür verwenden. Kleine und Menschen zu einem gesunden Leben sowie die Steigerung der Gesund- mittlere Unternehmen sollen einen motivieren? heitskompetenz. Hinzu kommt, dass unbürokratischen Zugang zu Leistun- wir die Qualität der Angebote sicher- gen der betrieblichen Gesundheits- Singhammer: Jeder Einzelne muss stellen wollen, indem wir einheitli- förderung von der Krankenkasse sich für seine Gesundheit selbst ver- che Verfahren zur Prüfung, Zertifizie- erhalten. Um dies zu erreichen, wer- antwortlich fühlen. Eine gesunde rung und Evaluation einführen. den die Krankenkassen verpflichtet, Lebensweise heißt vor allem: gesund Überdies wird die Möglichkeit ver- die Unternehmen in gemeinsamen essen und sich viel bewegen. Die bessert, wohnortferne Präventions- regionalen Koordinierungsstellen zu Politik und die Partner im Gesund- angebote in Anspruch zu nehmen. beraten und zu unterstützen. Darüber heitswesen setzen die Rahmenbedin- hinaus ermöglichen wir Gruppenta- gungen. Sie sorgen dafür, dass ausrei- Prävention fängt schon im Kindesalter rife für Beschäftigte von Betrieben, chend Präventionsangebote zur an. Was können Schulen dazu beitra- die bei der Gesundheitsförderung mit Verfügung stehen und diese auch für gen? den Krankenkassen kooperieren. jedermann erreichbar sind.

7 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion und die Welt „China hat Interesse an stabilem Euro“ Kauder trifft neue chinesische Führung

ausgewiesener Finanz- und Wirt- schaftsexperte Mitglied des sieben- köpfigen Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Par- tei Chinas ist und damit neben Präsi- dent Xi Jinping und Ministerpräsi- dent Li Keqiang zu den einflussreichs- ten Politikern des Landes gehört, äußerte seine Sorgen bezüglich der Zukunft der Europäischen Union und des Euros. Man habe ein sehr großes Interesse an einem stabilen Euro – denn die europäische Gemeinschafts- währung sei nach dem Dollar zweit- wichtigste Weltwährung. China ver-

Foto: picture alliance / Photoshot picture Foto: folge die Entwicklung in Europa Volker Kauder mit Wang Qishan, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros der deshalb sehr aufmerksam, bekräftig- Kommunistischen Partei Chinas ten auch Vize-Außenminister Song Tao und Vize-Finanzminister Guang Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Willen beider Seiten vorangetrieben Yao. Volker Kauder hat als erster europäi- werden. Kauder und seine Delegation war- scher Politiker nach dem Machtwech- China entwickelt Zukunftstechno- ben für den Kurs zur Rettung hochver- sel in der kommunistischen Partei logien – beispielsweise auf dem Ge- schuldeter Euro-Staaten, der Solidari- und der Regierung Gespräche mit der biet der Elektromobilität, auf dem tät mit Solidität verbindet. „Wir haben politischen Führung Chinas geführt. eine Zusammenarbeit mit deutschen unseren chinesischen Partnern deut- Bei dem Besuch Ende März standen Unternehmen vorstellbar ist. „Aller- lich gemacht, dass wir die Euro-Zone die Maßnahmen zur Bewältigung der dings haben wir deutlich gemacht, zusammenhalten wollen, aber auf Re- europäischen Staatsschuldenkrise so- dass sich Technologien und Produkte formen in Krisenländern wie Zypern wie die Intensivierung der wirtschaft- am Markt durchsetzen müssen – ohne bestehen werden“, sagte Kauder. Nur lichen Beziehungen im Mittelpunkt. staatliche Protektion und Subventi- so werde Europa stärker und stabiler Es war nach 2008 und 2011 die dritte on“, erklärte Kauder. aus der Krise herausgehen als es hin- Reise des Fraktionsvorsitzenden nach Ein weiterer Schwerpunkt der Ge- eingegangen sei. China. spräche war die europäische Staats- schuldenkrise. Wang Qishan, der als Strategische Partnerschaft weiter intensivieren

„Deutschland und China verbindet eine strategische Partnerschaft, die auch mit der neuen Führung weiter forciert werden muss“, sagte Volker Kauder. Die Gespräche hätten gezeigt, dass China speziell daran interessiert sei, deutsche Mittelständler als Wirt- schaftspartner zu gewinnen. Kauder und seine Delegation, zu der der stell- vertretende Fraktionsvorsitzende , der außenpo- litische Sprecher Philipp Mißfelder und das Mitglied des Fraktionsvor- stands, , gehörten, diskutierten mit Wissenschaftsmi- nister Wang Gang über den Austausch

von Jugendlichen zur Berufsausbil- CDU/CSU-Bundestagsfraktion Foto: dung. Der Austausch soll nach dem Die Delegation von Volker Kauder mit dem chinesischen Wissenschaftsminister Wang Gang

8 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion in Aktion Heimische Rohstoffe – Standbein der Industrie Weiterer Kongress der Unionsfraktion zum „Rohstoffstandort Deutschland“

unterstützte der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, . Er verwies darauf, dass das geltende Bergrecht einen Rechtsrah- men zur Verfügung stelle, der diese Anforderungen erfülle. Dieser Rah- men dürfe aber nicht ständig in Frage gestellt werden, wenn man Planungs- sicherheit wolle.

Menschen in den Förderregionen mitnehmen

Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder hob die Bedeutung der einheimischen Rohstoffförderung

Foto: Steven Rösler Steven Foto: hervor. Er verwies darauf, dass die Joachim Pfeiffer beim Rohstoffkongress Menschen in den Förderregionen mit- genommen werden müssten. Denn vor Ort entstünden oft heftige öffent- Eine sichere, wettbewerbsfähige und Kohle, Gas, Baustoffen, Salzen oder liche Debatten – aktuell etwa über die nachhaltige Rohstoffversorgung ist Industriemineralien ist von erhebli- Förderung von Schiefergas durch das von zentraler Bedeutung für den Wirt- cher Bedeutung für die industrielle sogenannte Fracking-Verfahren. Hier schaftsstandort Deutschland. Um Wertschöpfung sowie für die Schaf- gelte es für die Politik und für die Un- dies zu gewährleisten, ist eine integ- fung und den Erhalt von Arbeitsplät- ternehmen Wege zu finden, Akzep- rierte Rohstoffstrategie erforderlich. zen. Thorsten Diercks von der Verei- tanz zu schaffen. Sie muss die gesamte Rohstoffkaska- nigung Rohstoffe und Bergbau ver- Olaf Tschimpke, Präsident des Na- de umfassen – von der Steigerung der wies darauf, dass von der rund eine turschutzbundes Deutschland hob Rohstoffeffizienz, der Substitution Milliarde in Deutschland jährlich ver- hervor, dass auch die Naturreserven und dem Recycling wertvoller Stoffe brauchten Tonnen Rohstoff rund 770 wertvolle Rohstoffe seien. Hartmut über die Sicherung der Rohstoffver- Millionen Tonnen aus dem Inland Zeiß, Vorstandsvorsitzender der Vat- sorgung auf den Weltmärkten bis hin stammen. Die einheimische Rohstoff- tenfall Mining AG, verwies darauf, zur nachhaltigen Nutzung heimischer förderung ist damit ein wesentliches dass man durch frühzeitige Einbin- Rohstoffvorkommen. Standbein für den Industriestandort dung der Bevölkerung auch in Auf dem Kongress der Unionsfrak- Deutschland. Deutschland Akzeptanz für großflä- tion „Rohstoffstandort Deutschland“ chige Vorhaben wie den Braunkoh- diskutierten Experten aus Wirtschaft, Heimische Rohstoffe wichtig für letagebau schaffen könne. Politik und Wissenschaft über den Deutschland Jorge Eduardo O’Ryan Schütz, Bot- Beitrag einheimischer Rohstoffe für schafter Chiles, und , Par- die Rohstoffversorgung unseres Lan- Für stabile Rahmenbedingungen für lamentarischer Staatssekretär im des. Die Tagung setzt eine Kongress- die Rohstoffindustrie warben Martin Bundeswirtschaftsministerium, wür- reihe der Unionsfraktion zum Roh- Kern, Geschäftsführer eines mittel- digten die deutsch-chilenische Roh- stoffthema fort, die sich unter ande- ständischen Baustoffunternehmens stoffpartnerschaft, die Ende Januar rem mit außenpolitischen, aus Südwestdeutschland, Norbert vereinbart worden war. Georg außenwirtschaftlichen und sicher- Steiner, Vorstandsvorsitzender der Nüßlein, wirtschaftspolitischer Spre- heitspolitischen Aspekten befasste. K+S AG, und Gernot Kalkoffen, Vor- cher der CSU-Landesgruppe, fasste standsvorsitzender der ExxonMobil zusammen, dass Akzeptanz und Tech- Für stabile Rahmenbedingungen Central Europe Holding GmbH. Die nologieoffenheit im Inland nicht nur Erschließung von Rohstoffvorkom- Grundvoraussetzung für die einhei- Einigkeit bestand bei allen Rednern, men erfordere hohe Investitionen mische Rohstoffförderung seien, son- dass Deutschland – im Gegensatz zur über lange Zeiträume, oft über Jahr- dern auch für erfolgreiche Rohstoff- landläufigen Meinung – ein rohstoff- zehnte. Planungssicherheit sei daher partnerschaften mit dem Ausland. reiches Land ist. Die Förderung von ein zentraler Punkt, betonten sie. Dies

9 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Die Fraktion in Aktion Für lebenslange Weiterbildung Unionskongress befasst sich mit betrieblicher Qualifizierung

Mit dem demografischen Wandel Henning von Grünberg, Präsident der Eine Schieflage im Wettbewerb um wird sich auch unser System der be- Hochschule Niederrhein, stellte als qualifizierte Arbeitskräfte könne klei- ruflichen Qualifizierung tiefgreifend interessante Variante für junge Schul- nen Unternehmen aber z. B. dadurch verändern. Beim Kongress der CDU/ abgänger das „duale Studium“ vor, bei entstehen, dass sie nicht entspre- CSU-Bundestagsfraktion, der unter dem beruflicher Abschluss und Studi- chende Möglichkeiten hätten, Weiter- dem Motto „Fit für die Zukunft durch enabschluss gleichzeitig erlangt wer- bildungen anzubieten. gute betriebliche Qualifikationen“ den können. stand, machten dies die geladenen , Obmann der Uni- Experten deutlich. Bundeskanzlerin onsfraktion im Ausschuss für Bildung „Unternehmens- , die ebenfalls auf dem und Forschung, erläuterte den von der Kongress sprach, nutzte die Gelegen- Unionsfraktion auf den Weg gebrach- kultur für Ältere“ heit, einen Blick auf die aktuelle Situ- ten Ausbau der „Bildungsketten“, mit ation der jungen Menschen in den denen der Übergang von der Schule in Krisenstaaten Europas zu richten. die Ausbildung verbessert wird. Das Der Parlamentarische Staatssekretär Es gehe darum, die sechs Milliar- Motto laute: „Kein Abschluss ohne im Bundesarbeitsministerium, Ralf den Euro richtig einzusetzen, die die Anschluss“. Schummer plädierte auch Brauksiepe, forderte nach Jahren der EU ab 2014 für die gezielte Bekämp- dafür, Menschen ohne Abschluss eine Frühverrentung eine „Unternehmens- fung der Jugendarbeitslosigkeit zu- zweite und gegebenenfalls eine dritte kultur für Ältere“, die auch Weiterbil- sätzlich ausgeben will, sagte die Bun- Chance zu ermöglichen. Dafür müsse dung umfassen müsse. Tabea deskanzlerin. Sie empfahl den die Bundesagentur für Arbeit in die Burchartz, die mehrere Jahre einer Ju- Krisenstaaten, auch über Vorruhe- Lage versetzt werden, verstärkt län- gend- und Auszubildendenvertretung standsmodelle nachzudenken, mit gerfristige Maßnahmen mit berufsbil- vorstand, merkte an, dass Weiterbil- denen Deutschland in Zeiten hoher denden Abschlüssen anzubieten, for- dungswillige gut motiviert, häufig Arbeitslosigkeit gute Erfahrungen ge- derte der Bundesvorsitzende der aber auch finanziell überfordert sei- macht habe. Denn es sei besser, Ältere Christlich-Demokratischen Arbeit- en. Die Arbeitgeber als Nutznießer zum vorzeitigen Ausscheiden aus nehmerschaft (CDA), Karl-Josef seien hier stärker in die Pflicht zu dem Arbeitsleben zu bewegen, als für Laumann. nehmen. junge Menschen öffentlich finanzier- Marion Schick, Personalvorstand Auf den Zusammenhang zwischen te Arbeitsplätze einzurichten. der Deutschen Telekom, erläuterte, familiärer Situation und Weiterbil- dass den Mitarbeitern ihres Unter- dungsmöglichkeiten wies Stefan Verzahnung allgemeiner und nehmens Gelegenheit gegeben werde, Müller, Parlamentarischer Geschäfts- beruflicher Bildung über ein Berufsleben hinweg modular führer der CSU-Landesgruppe, hin. gestaltete Abschlüsse zu erwerben. Grundsätzlich müsse das Ziel eine fa- Der Vorsitzende der Arbeitnehmer- Großunternehmen mit ihren Mög- miliengerechte Weiterentwicklung gruppe, Peter Weiß, warb dafür, nicht lichkeiten hätten in der Regel ohne- des Arbeitslebens sein und nicht eine nur jungen Menschen in Deutsch- hin keine Schwierigkeiten, ausbil- „Ökonomisierung“ des Familienle- land, sondern in ganz Europa die dungswillige Mitarbeiter zu finden. bens, betonte Müller. Chance zu einer dualen beruflichen Ausbildung zu eröffnen. Für Deutsch- land selber gelte es, seine Zukunft als Industrieland zu sichern. Damit Deutschland weltweit an der Spitze bleibe, sei die gute Qualifikation der Menschen bei der Erstausbildung und im weiteren Lebensverlauf unver- zichtbar. Ein Schüssel liege in der Verzah- nung von allgemeiner und beruflicher Bildung, sagte der Präsident des Bun- desinstituts für Berufsbildung (BiBB), Friedrich Hubert Esser. Die Konzepte setzten bereits im 7. Schuljahr an, um

junge Menschen auf die richtige Wahl Rösler Steven Foto: der Ausbildung vorzubereiten. Hans- Angela Merkel und Peter Weiß am Rande des Unionskongresses

10 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013 Letzte Seite Erneut Überschuss in den Sozial- versicherungen

Wiesbaden – Im vergangenen Jahr ha- ben die Sozialversicherungen erneut einen Überschuss erwirtschaftet. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag der Überschuss mit 15,8 Milliar- den Euro 1,9 Milliarden Euro über dem des Jahres 2011.

Die Sozialversicherungen umfas- sen die gesetzliche Krankenversiche-

rung, die gesetzliche Unfallversiche- Zeichnung: Tomicek rung, die Rentenversicherung und die knappschaftliche Rentenversiche- rung, die Alterssicherung für Land- wirte, die soziale Pflegeversicherung sowie die Bundesagentur für Arbeit. Die Finanzierungsüberschüsse des Jahres 2012 beruhten maßgeblich auf Fraktion direkt bestellen der positiven Lohn- und Beschäfti- gungsentwicklung. Unser Newsletter „Fraktion direkt“ erscheint in den Sitzungswochen des Deutschen Bundestages. Wenn Sie ihn künftig regelmäßig lesen wollen, können Sie ihn unter www.cducsu.de/newsletter Die Einnahmen der Sozialversiche- abonnieren. rungen beliefen sich im Jahr 2012 ins- gesamt auf 536,5 Milliarden Euro. Im Termine www.veranstaltungen.cducsu.de Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 2,0 Prozent. Die 24. April 2013 Soiree zur Zukunft des Buches im digitalen Zeitalter Ausgaben lagen mit 520,7 Milliarden 26. April 2013 Filmempfang Euro um 1,7 Prozent über dem Niveau 30. April 2013 Gemeinsamer Kongress mit dem Parlamentsklub der ÖVP zu Christenverfolgung, Veranstaltungsort: Salzburg des Jahres 2011. 30. April 2013 Energiepolitischer Dialog zur Zukunft des EEG

Der Finanzierungsüberschuss der Rentenversicherung betrug im ver- Landleben muss Zukunft haben gangenen Jahr 4,8 Milliarden Euro und damit 0,4 Milliarden mehr als Neue Broschüre der Fraktion 2011. Für die gesetzliche Krankenver- sicherung ergab sich im Jahr 2012 ein Etwa die Hälfte der Deutschen lebt auf len Internets und um den Erhalt der Finanzierungsüberschuss von 8,5 dem Land. Ihnen soll es auch in Zu- medizinischen Versorgung. Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es kunft nicht schlechter gehen als den Eine Koalitionsarbeitsgruppe hat 9,3 Milliarden Euro. Für die Bundes- Städtern – trotz des demografischen dafür 105 Maßnahmen ausgearbeitet, agentur für Arbeit wurde ein Finan- Wandels. Eine Broschüre der Unions- die Ende 2012 vom Bundestag be- zierungsüberschuss von 2,6 Milliar- fraktion zeigt Wege auf, wie das Leben schlossen wurden. In der Broschüre den Euro errechnet und damit 2,6 und Arbeiten auf dem Land gesichert kommen Abgeordnete und Experten Milliarden Euro mehr als im Jahr werden kann. Im Einzelnen geht es um aus Landwirtschaft, Tourismus, Kom- 2011. In der Pflegeversicherung sank die Stärkung von Landwirtschaft und munen und Medizin zu Wort. Sie kann der Finanzierungsüberschuss um 0,2 Tourismus, um die Sicherung der Da- unter [email protected] bestellt wer- auf 0,1 Milliarden Euro. seinsvorsorge, von Schulen und Kin- den und steht unter www.cducsu.de/ dergärten, um den Ausbau des schnel- publikationen zum Download bereit.

Die CDU/CSU-Fraktion im Internet www.cducsu.de Der Blog der CDU/CSU-Fraktion blogfraktion.de Fraktion direkt www.facebook.com/ www.youtube.com/cducsu .com/ www.cducsu.de/fd cducsubundestagsfraktion cducsubt

11 | Fraktion direkt 77 | 19. April 2013