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27.07.2010 NATUR: Weniger geht nicht mehr Wasserstand im Ruppiner See darf nicht weiter sinken

ALT RUPPIN - Dieser Gang steht für die Schleusenwärterin in Alt Ruppin fest: Jeden Morgen kontrolliert Gabriele Müller den Pegelstand. Einmal den Oberpegel in Richtung Molchow, einmal den Unterpegel in Richtung . Gestern früh lag der untere gerade einmal bei 1,42 Metern, und bis zum Mittag ist er um einen weiteren Zentimeter gefallen. Obwohl der Gewässerunterhaltungsverband Oberer Rhin/Temnitz schon am Morgen die Notbremse gezogen hatte. Ab sofort darf in Altfriesack, am südlichen Ende des Ruppiner Sees, nur noch ganz wenig Wasser in Richtung Rhinluch abfließen. So will Holger Lettow, der Geschäftsführer des Gewässerverbandes, verhindern, dass die Wasserstände der Seen bis nach Rheinsberg noch weiter fallen. Diese Maßnahme hat es in sich, denn ein Großteil der Landwirtschaft im Rhinluch ist auf das Wasser aus dem Ruppiner See angewiesen. „Wir müssen immer sehen, was zumutbar ist“, sagt Holger Lettow. Für die Rhinseen ist weniger Wasser als jetzt nicht mehr zumutbar. Zu viel ist durch die Hitzewelle verdunstet oder musste ins Luch geleitet werden. 1,50 Meter betrug der Pegel an der Schleuse Altfriesack gestern, dort, wo das Wasser üblicherweise in Richtung Süden weiterfließt. Die erlaubte Untergrenze liegt bei 1,45 Metern. „Zu DDR-Zeiten hat man den Pegel noch rigoroser abgesenkt“, erinnert sich Gewässerfachmann Lettow. „Damals hatte die Landwirtschaft im Rhinluch absolute Priorität.“ Die musste unbedingt mit Wasser versorgt werden – auch dann, wenn es viel zu wenig davon gab. Dass der Verband jetzt die Notbremse zieht, wird für das Rhinluch deutliche Folgen haben, fürchtet Lettow. Manche Gräben könnten bald austrocknen. Der Gewässerverband forderte gestern alle Angler auf, die Fische in den Luchgräben in Sicherheit zu bringen. Auch für die Landwirtschaft könnte es eine Durststrecke geben. „Natürlich wirkt sich das aus“, sagt Loris Radke von der Rhinluch-Agrargesellschaft in Wustrau. Ein Teil seiner Äcker liegt im Luch. Dass jetzt weniger Wasser aus dem Ruppiner See kommen soll, macht Radke trotzdem noch keine Sorgen. Bisher war das Rhinluch von der allgemeinen Trockenheit weitgehend verschont geblieben. Etwas weniger Wasser wäre gar nicht schlecht. „Der Mais wächst dann sowieso besser“, sagt Radke. Nur ein paar Kilometer weiter bei Radensleben sieht das schon anders aus. Marc Landorff von der Landwirtschaftsgesellschaft Neukammer wäre über jeden Tropfen Wasser froh. „Die Bestände vertrocknen auf dem Feld“, sagt der Betriebsleiter. Das Neukammer Luch bekommt aber sowieso kaum Wasser aus dem Ruppiner See. Die Seen sind der größte Wasserspeicher der Region; ihr Pegel darf deshalb nicht zu tief sinken. Ganz zudrehen können die Wasserwirtschaftler den Abfluss in Altfriesack aber nicht. „Wir wollen die Tauchtiefen in den Wasserstraßen nach Möglichkeit halten“, erklärt Bodo Schwiegk, der zuständige Abteilungsleiter beim Landesumweltamt, das für die Überwachung der Seen und Flüsse in zuständig ist. Bisher dürfen auf den Gewässern noch alle Schiffe fahren. „Tauchtiefenbegrenzungen gibt es noch nicht.“ Auch die Neuruppiner Fahrgastschifffahrt ist unverändert unterwegs. „Wir sind mit zwei Schiffen in Boltenmühle und in Lindow“, bestätigte Elke Unger gestern. „Bisher haben wir keine Meldungen, dass sie irgendwo nicht durchkommen.“ Wenn es knapp wird, dann wohl am ehesten südlich, zwischen Altfriesack und Oranienburg. „Große Pötte könnten dort vielleicht bald Probleme bekommen“, fürchtet Holger Lettow vom Gewässerverband. Auch manche Sportboote haben einen Tiefgang von 1,30 Metern. Denen fehlt möglicherweise bald die nötige Handbreit Wasser unterm Kiel. „Wir hoffen immer noch, dass es soweit nicht kommt“, sagt Bodo Schwiegk. Das Einzige, was helfen könnte, ist viel Regen. (Von Reyk Grunow)

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