DOKUMENTATION 2016 IMPRESSUM Herausgeber: Konzept & Koordination:

FORUM Reto Gansser,

Redaktion: Bilder:

Bernard R. Bachmann, Bever David Jenny, Max Weiss, St. Moriitz Druck: Reto Gansser, Pontresina Tipografia Menghini SA, Poschiavo Mirella Carbone, Sils-Maria INHALT I 03

INHALTSVERZEICHNIS

Vorbemerkung der Redaktion 04

Jahresbericht und Standpunkte des Präsidenten 05

Le Kreis est mort – vive la région? 15

Das Raumplanungsgesetz und die bauliche 19 Entwicklung der Region Maloja

Wie weiter mit der Kulturförderung 22 in der Region Maloja?

Unsere Veranstaltungen im Vereinsjahr 2016 25 Jahresrechnung 2016 und Budget 2017 48 Vorstand 50 Mitgliederverzeichnis 52 04 I VORBEMERKUNG DER REDAKTION

Vorbemerkung der Redaktion

Die vorliegende Jahresdokumen- sowie «Wie weiter mit der Kul- tation informiert Vereinsmit- turförderung in der Region Ma- glieder und Öffentlichkeit, was loja?». Dabei handelt es sich um der Verein FORUM ENGADIN im persönliche Stellungnahmen zu vergangenen Kalenderjahr getan Themen, zu denen der Verein bis- oder – unbescheiden – geleistet lang noch keine formelle Position hat. Die Informationen über un- bezogen hat. Übereinstimmung sere Veranstaltungen finden Sie mit der Meinung anderer Vor- im Kapitel «Unsere Veranstaltun- stands- oder Vereinsmitglieder gen im Vereinsjahr 2016». Davon sind nicht zufällig, sondern ge- ausgenommen ist die jährliche wollt oder erwünscht. Die Auto- Mitgliederversammlung, über ren – alle Beiträge sind nament- die der Präsident in seinem Jah- lich gezeichnet – sind an Ihren resbericht kurz informiert. Das Rückmeldungen, Anregungen, ausführliche Protokoll dieses sta- an Kritik und Lob gleichermassen tutarischen Anlasses liegt jeweils interessiert. an der Jahresversammlung auf. Wir legen Wert darauf, dass dort, Unser Jahresbericht äussert sich wo wir kritisch sind, nicht «Wir auch über Engadiner Belange, wissen es besser.» dahinter steht, die direkt nichts mit unserem sondern «Wir wollen dazu beitra- Verein zu tun haben, sondern für gen, dass das Engadin zukunfts- alle Engadin-Freunde von allge- fähig bleibt.» Wir glauben aber, meinem Interesse sein können. dass Klartext wirksamer ist als Einschlägige Ausführungen und eine schöne Verpackung. Auf Au- persönliche Einstufungen finden genhöhe diskutiert es sich besser. Sie im Jahresbericht des Präsi- denten. Darüber hinaus beziehen Bernard Bachmann verschiedene Vorstandsmitglie- dern Position zu aktuellen poli- tischen Fragen, die grosse Teile der Oberengadiner Bevölkerung bewegen; das sind die Kapitel «Le Kreis est mort – vive la région? – Das Oberengadin nach der Auf- lösung des Kreises Oberengadin per Ende 2017», «Das Raumpla- nungsgesetz und die bauliche Entwicklung der Region Maloja» JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN I 05

Jahresbericht und Standpunkte des Präsidenten

Abenddämmerung Personen mit verwandter Men- talität (öffentliches anstatt pri- leuchtet über dem vates Interesse) kennen sich im- Engadin mer besser, treffen sich immer häufiger an ähnlichen Anläs- Die Nacht bricht über dem regi- sen und helfen damit, alten onalen Denken herein und trotz- Business-Seilschaften diskret dem dämmert es einigen Leuten, aber kontinuierlich zu kontra dass ein neuer Tag kommen soll- zu geben. te. Immerhin leuchtet es noch Wir engagieren uns dafür, dass etwas am Himmel, weil noch langjährige Anliegen langsam genügend Geld und Ideen her- ‚an Terrain gewinnen’. Dazu ge- umschweben, um wieder in die hören Kulturförderung, Gestal- Zukunft zu investieren. Aufbau- tung des öffentlichen Raumes arbeit ist angesagt, an der sich (Landschaft und Dörfer), Einbe- FORUM ENGADIN immer wieder zug der Zweitheimischen, Na- beteiligt. Neues zu fördern be- turschutz und Naturinteresse, dingt, mit dem Alten aufzuräu- Wirtschafts- und Tourismus- men, und da ist die Kritik anzu- förderung auf echt nachhaltige siedeln, die zu Unrecht unseren Weise, sowie regionale oder in- Ruf prägt, ständig ‚dagegen’ zu terkommunale Lösungen. sein. Aufbauerfolge brauchen Leute in den Exekutiven, und Es ist uns bewusst, dass unse- dort sind parteiunabhängige re langsamen Fortschritte in Gruppierungen wie auch FO- der heutigen schnellen Zeit so- RUM ENGADIN wenig vertreten. wohl von der marktorientierten Wir wollen primär nicht Politik Rechtsfraktion, als auch von den betreiben. Umso mehr erschei- rechts und links marginalisier- nen wir in Institutionen (z.B. im ten Gruppen (in unheiliger Alli- Thinktank Avegnir Engiadina anz) ungeduldig über den Hau- Ota), die regelmässig konkrete, fen geworfen werden können. öffentlichkeitsrelevante Umset- Aber auch hier gilt: «Steter Trop- zungen anbahnen können. fen höhlt den Stein.» Hoffentlich lässt uns die Lage in der Welt Von grosser Bedeutung ist da- noch etwas Zeit. bei unser immer dichter wer- dendes personelles Netzwerk. 06 I JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN

Die unselige Aufhebung Um ‚nachhaltig’ zu sein, muss ein Projekt definitionsgemäss des Kreises finanziell-ökonomisch und auch sozial-bevölkerungspolitisch auf Die Demokratie hat auf regiona- Generationen hinaus zukunfts- ler Ebene mit der Gebietsreform trächtig sein. Leider wird Nach- einen herben Schlag erlitten. haltigkeit in breiten Kreisen ver- Die Gemeindepräsidenten-Kon- weigert oder verzerrt. Durch die ferenz entscheidet im Moment Dringlichkeit der ad hoc Lösun- über sämtliche für das Oberenga- gen (Leistungsvereinbarungen, din als Region bedeutungsvollen Zweckverbände, Stiftungen etc.) Belange. Keine direkt-demokra- sind die Gemeindepräsidenten tischen Einflussmöglichkeiten,im Moment völlig überrumpelt. keine Parität, keine Transparenz, Wie die Sackgasse des bisheri- kein öffentlicher Dialog. Ein Ge- gen Tourismusmanagements meindepräsident ist zwar von zeigt, muss die Hochpreisstrate- seiner Gemeinde demokratisch gie, wie auch der Gruppentouris- gewählt, aber er muss immer mus hinterfragt und durch eine primär die Interessen seiner Ge- auf viele Jahrzehnte ausgelegte meinde vertreten. «Wenn jeder Basis auf ruhigerem, bescheide- für sich selbst schaut, ist auch nerem Niveau ergänzt werden. für alle gesorgt.», so wird dieser Die immer wieder geforderte Di- schmerzliche Interessenskonflikt versifizierung muss umgesetzt scheinbar aus der Welt geschafft. werden und darf von den Exeku- Regionale Themen, die wegen tiven nicht immer wieder als ‚un- des Konjunkturrückganges, des möglich’ vor sich hergeschoben Frankenkurses oder der Immobi- werden. Primär gehören dazu lienbaisse in Bedrängnis kamen, die konsequente Gestaltung des werden jetzt noch mehr aus dem öffentlichen Raumes, der Schutz Blickwinkel von Gemeindefinan- der Mittelklassen-Bevölkerung zen umgesetzt. Nachhaltig hie- und die Kulturförderung. Sei es sse, dass ein Spital, ein Flugplatz, wie es will, für FORUM ENGADIN öffentliche Transportmittel,geht es jetzt darum, den Gemein- Sportgebiete, Dorfbilder etc. auf debehörden für ihre fast unlös- viele Jahre (>30 – 50) hinaus ge- bare Aufgabe positive Inputs zu sund bleiben sollten. ‚Nachhal- geben! tigkeit’ wird heute meist auf die Ökologie (Natur und Klima) bezo- gen. Das ist aber nicht genügend. JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN I 07

Konkret stellen wir für mit der Unterschriftensamm- lung begonnen, die sehr erfolg- unser letztes Jahr fol- reich war. Zwar sind die Musik- gende Fortschritte fest schule, das Engadiner Museum und das Kulturarchiv dabei, mit den Gemeinden vorerst einzel- Kulturförderung ne Leistungsvereinbarungen ab- zuschliessen, diese bleiben aber Kulturförderung war bis 2016 re- immer stark vom Goodwill der gionale Aufgabe des Kreisrates Behörden und der Bevölkerung und der Kulturförderungskom- abhängig und beinhalten keine mission, was auf 2017 definitiv gesetzliche Sicherheit. Nun war- beendet ist. Nachdem es vorerst ten wir auf weitere Schritte der hiess, die Gemeindepräsidenten- Gemeindepräsidenten. Konferenz wolle alle Kulturfra- gen in einem GP-Konf-Ausschuss lösen, beschlossen die Kultur- Lichtverschmutzung institutionen und FORUM EN- GADIN (Reto Caflisch u.a.), eine In den letzten Jahren ist der En- regionale Kulturförderungs-Ini- gadiner Nachthimmel immer tiative zu lancieren, welche den mehr durch Lichtimmissionen bisherigen Status als gesetzliche ‚angegraut’. Namentlich ist Grundlage für die neue Region durch die extensive Beleuchtung Maloja fordert. Rasch nach Be- von Schneekanonen, Nachtpis- kanntwerden dieser Absicht lie- ten, Weihnachtsdekorationen, ssen die Gemeindepräsidenten Strassen, Häusern sowie durch verlauten, dass sie die alte Kul- Leuchtreklamen, die Milchstra- turkommission doch beibehalten sse am Sternenhimmel nahezu wollten. Es wurden im Kreisrat verschwunden. Ein Vortrag der Neuwahlen abgehalten, wobei Engadiner Naturforschenden sich die Kulturinstitutionen mit Gesellschaft SESN (Leana Zoller, knapper Not zusätzlich noch ei- 28.02.2017) klärte darüber auf, nen Sitz sichern konnten (Glista dass neben den Vögeln auch Libra). Dennoch, und vor allem, nachtaktive Insekten darunter weil gleichzeitig auf kantonaler zu leiden haben. Eine Reklame- Ebene ein Kulturgesetz nur we- Grossleinwand am Corvatsch nige Errungenschaften brachte, wurde Weihnachten 2006 spek- wurde die Initiative lanciert und takulär zu Fall gebracht. Inzwi- 08 I JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN

schen konnten diverse grosse beim verhinderten Verkauf be- Leuchtreklamen individuell ein- raten hatte, wurden von Hosch/ geschränkt werden. Als Beispiel Berry, von der Glista Libra und sei eine riesige Leuchtreklame von FORUM ENGADIN drei an der Shellstrasse (, nicht deckungsgleiche, sehr de- WM2017) genannt. Ein erneuter taillierte und begründete Ver- Vorstoss betreffend einer Abend- nehmlassungen abgegeben. beleuchtung des Fussballplat- Hauptkritikpunkte waren die zes San Gian in Celerina deckte Bewegungseinschränkung der auf, dass diese ohne Information (öffentlichen) INFRA gegenüber der Öffentlichkeit durch die Ge- der privaten Flughafenbetrei- meindekanzlei bewilligt worden berin (U. E. Schwarzenbach) und war, obwohl die Abstimmungs- damit eine schleichende Priva- botschaften und Gemeindever- tisierung. Die Einflussmöglich- sammlungsprotokolle im Vorfeld keiten der Gemeinden sollten Beleuchtungen und Lautspre- erhalten bleiben. Sehr erfreuli- cheranlagen ausgeschlossen hat- cherweise wurden die Anpas- ten. Gute Reaktionen des Gemein- sungsvorschläge nahezu voll- devorstandes auf den Vorstoss ständig durch die INFRA in den des Verfassers zeigten eine inzwi- Botschaftsvorschlag zuhanden schen deutlich gestiegene behörd- der Gemeinden übernommen. liche Akzeptanz für den Schutz vor Der definitive Botschaftstext ist Lichtverschmutzungen. Wir hof- allerdings noch nicht öffentlich fen auf Standhaftigkeit. zugänglich, zumal er von den einzelnen Gemeinden noch mo- difiziert werden kann. Das neue Gesetz kommt nicht mehr vor Flughafengesetz die Kreisgemeinde, sondern soll von den einzelnen Gemeindebe- Ausgelöst durch die Abschaf- völkerungen genehmigt werden. fung des Kreises wurde durch einen beigezogenen Churer An- Vom neuen Gesetz unabhängig walt ein neues Flughafengesetz ist die noch durch eine Kreisab- erarbeitet und durch die Infra- stimmung geregelte Finanzie- strukturkommission INFRA in rung der ‚Anfangs’-Investitionen die Vernehmlassung geschickt. (Kernentwicklung). Diese ist Auf Basis eines staatsrechtli- vertragliche Bedingung für die chen Gutachtens der Zürcher Einführung der unabdingbaren Anwältin, die uns schon 2009 Erfolgspacht. Immerhin ist der JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN I 09

Betrieb im Moment noch sehr den allerdings noch substanziell gut rentabel. Das sind Gelder, die entwickeln. derzeit privat abgezogen und nicht reinvestiert werden. Ne- benbei: der ursprünglich ange- Gemeindefusion kündigte Zaun ist abgewendet, jedenfalls ist er nur in einer par- FORUM ENGADIN hält sich grund- tiellen, durchaus landschaftsver- sätzlich aus rein politischen Dis- träglichen Form vorgesehen. kussionen heraus. Dennoch zeigt gerade die Raumgestaltung, dass Politik von unserem Haupt- Ortsgestaltung ziel («das Engadin lebenswert erhalten») nicht loszulösen ist. Ausgehend von der Arbeitsgrup- Im Moment ist eine Fusion aller pe Gestaltung & Bau aus dem 11 Gemeinden nicht realistisch. Thinktank Avegnir Engiadina Ota Das ergibt sich aus den diver- AEO wurde seit mehreren Jahren sen zähen Widerständen gegen versucht, die Raumgestaltung verschiedene Vorstösse unseres im Engadin überkommunal zu Vorstandsmitglieds Jürg Rau- koordinieren. Von den Gemein- schenbach. Ohnehin käme eine depräsidenten wurde aber eine Fusion vor Auflösung des Kreises regionale Gestaltungskommissi- (Ende 2017) nicht zustande, wes- on mehrheitlich abgelehnt; man halb Leistungsvereinbarungen sei zufrieden mit einzelnen, fall- über alle bisherigen Kreisauf- weise bezahlten Bauberatern, die gaben unumgänglich sind. Ver- aber de facto existenziell doch schiedene Lösungsansätze sind nicht unabhängig sind. Dank in Vorbereitung, so eine engere sorgfältiger und offenbar über- Zusammenarbeits-Vereinbarung zeugenden Verhandlungen der der Gemeinden, vielleicht im Sin- o.g. Arbeitsgruppe (Reto Gans- ne einer ‚Fusion light’. Einen ak- ser) dringt inzwischen aber doch tuellen Positionsbezug zur politi- langsam das Bedürfnis nach in- schen Struktur des Oberengadins stitutionalisierten, unabhängig nach Kreisauflösung und deren professionellen Beratungsgre- Zukunftstauglichkeit finden Sie mien durch. Für eine von uns als im Beitrag «Le Kreis est mort – notwendig erachtete regionale vive la région? – Das Oberengadin Raumgestaltung muss sich die nach der Auflösung des Kreises Zusammenarbeit der Gemein- Oberengadin per Ende 2017». 10 I JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN

Zweitheimische hin sind die Zweitheimischen nicht nur eine Finanz-, sondern Zum Glück sind viele Zweitwoh- auch eine ergiebige Wissens- nungsbesitzer auch ‚Zweit-hei- quelle. Auch bei kulturellen An- mische’. Sie sagen, das Engadin lässen und Institutionen ist ein sei ein bisschen ihre zweite Hei- Austausch hochprofitabel. mat. Oft interessieren sie sich nicht nur für die Schönheit, son- dern auch für die Gesundheit Energie und Zukunft des Lebensraumes. Sie sind Teil unserer Bevölke- rung, mindestens so viel wie an- FORUM ENGADIN engagiert sich dere, nicht ganz ‚ein-heimische’ aus Kapazitätsgründen, nicht Wohnsitznehmer. Eklatant zu- aus Mangel an Interesse, nur am genommen hat ihre Akzeptanz Rand für Klimaschutzmassnah- besonders seit der spektakulären men und CO2-Reduktionsbemü- Ablehnung der vielumkämpf- hungen im Engadin. Wir betei- ten Zweitwohnungssteuer in ligen uns an den Bemühungen einer Gemeindeversammlung der Arbeitsgruppe Energie & Res- von . Erst durch einen sourcen von Avegnir Engiadina Einkaufs-Boykott der Zweithei- Ota AEO sowie des Vereins Clean mischen wurde die Bevölkerung Energy St. Moritz. Letzterer ist im der existenziellen Bedeutung ei- letzten Jahr auf ‚CE-Graubünden’ ner gegenseitigen Respektierung erweitert worden, weil sich eini- gewahr. Erfolgreich wurde dieser ge Grossräte sowie alt-BR Eveli- Stimmungsumschwung nicht ne Widmer-Schlumpf für dessen zuletzt dank den Bemühungen Anliegen einsetzten (Anlass auf unserer Vorstands-Kollegin Do- Muottas Muragl). Im Zuge dieser ris Römer. Es war und ist letztlich Entwicklung sind die Energiesa- die Dialogbereitschaft, welche nierungs-Beiträge des Kantons auch in anderen Engadiner Dör- markant erhöht worden. Die in- fern Zweitheimischen-Organisa- zwischen obligatorische ‚kleine tionen entstehen liess. Man darf Sanierungspflicht’ bei Heizungs- hoffen, dass das Gastrecht (ohne ersatz beinhaltet eine zwingen- Stimmrecht) in den Gemeinde- de Energieeinsparung des Ge- versammlungen zunehmend bäudes um 20% (Isolation) und gewährt wird, und dass die An- eine Reduktion des Verbrauches liegen unserer Dauergäste mehr fossiler Energien. Offensichtlich und mehr Gehör finden. Immer- hat der Ersatz durch Alternativ- JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN I 11

Energien eine Eigendynamik er- Engiadina Ota (AEO) eine Tagung reicht, die nicht mehr umkehrbar der nationalen Plattform für die sein wird. Massgeblich ist aller- Zusammenarbeit im Bereich der dings auch die Erkenntnis, dass Alpen ICAS (Interakademische die eigentliche Energiewende Kommission Alpenforschung) or- (Abkehr von fossiler und nuklea- ganisiert. Der öffentliche und ein rer Energie) wohl nur mithilfe von breites Publikum ansprechende Gebäuden, die mehr Energie pro- Anlass mit dem Titel: «Zukunft duzieren als sie brauchen (PEB), entwickelter Tourismusregionen in Kombination mit neuen Spei- – mehr als ein Geschäftsmodell» chermedien und Speicherprojek- wird am 23./24. Juni 2017 im Ron- ten, möglich sein wird. Dies hat do Pontresina stattfinden. FO- im Engadin grosse Implikationen RUM ENGADIN erhofft sich vom und betrifft FORUM ENGADIN. spannenden Programm Ausbli- cke auf lange gehegte Lösungs- ansätze. Hoffentlich nehmen die Wirtschaftliche Konzepte Behörden von diesem Anlass ge- bührende Kenntnis. Je nach Er- Die Umsetzung der Standortent- gebnis dieser Tagung planen wir wicklungsstrategie (Masterplan im Anschluss – wenn möglich zu- bzw. Agenda 2030) hat im Enga- sammen mit dem Autor der Stu- din bis heute keine sichtbaren die von Avenir Suisse – vertiefen- Fortschritte gemacht. Die 2017 de und weiterführende Anlässe. publizierte Studie von Avenir Su- isse «Strukturwandel im Schwei- zer Berggebiet» würde hierzu wertvolle Anregungen und Im- Partnerorganisationen pulse geben. Sie analysiert die aktuelle Wettbewerbssituation sowie mögliche Perspektiven der Kubus (Kulturbüro Sils) Wertschöpfung und ist damit für unsere Zukunft relevant. Der Pu- Auch im letzten Jahr bescherten blikation wurde in der Engadiner uns Mirella Carbone und Joa- Post viel Beachtung geschenkt. chim Jung kulturelle Anlässe und Wissenschaftsapéros in grosser In längerer Vorbereitungszeit Zahl und Qualität. Wir berichten wurde von der Arbeitsgruppe ‚Bil- über die auch von uns unter- dung & Gesellschaft’ von Avegnir stützten Anlässe ausführlich im 12 I JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN

einschlägigen Teil dieser Jahres- und Unterkunft zur Verfügung. dokumentation Die Auslastung des Hauses und Wir sind stolz, dass unsere Vor- der Fundaziun unter der viel- standskollegin, Frau Dr. Mirella seitigen Präsenz von Christoph Carbone, zur Konservatorin des Rösch ist, wie ein Besuch des Un- Segantini-Museums ernannt terzeichnenden gezeigt hat, sehr wurde und gratulieren ihr herz- beeindruckend. Das Oberenga- lich. Mit einem gewichtigen Zy- din sollte Ähnliches andenken klus von Kunst-Führungen hat und würde Nairs damit nicht sie einen fulminanten Einstand konkurrenzieren. FORUM ENGA- geleistet; bravo! DIN ist Mitglied der Società Nairs.

Engadiner Naturforschende Avegnir Engiadina Ota Gesellschaft SESN Die Aktivitäten der drei unab- Unter der agilen Leitung unseres hängigen Arbeitsgruppen dieses David Jenny entstand wiederum Thinktanks (Energie & Ressour- ein sehr reichhaltiges Programm cen, Gestaltung & Bau, sowie Bil- an naturwissenschaftlichen Ver- dung& Kultur) sind oben in den anstaltungen mit anhaltend Themenkapiteln besprochen, breitem Interesse: ausführliche ebenso diejenigen des Vereins Berichte über diese, zum Teil Clean Energy St. Moritz. auch von uns mitfinanzierten Veranstaltungen finden Sie im entsprechenden Teil dieses Jah- Stiftung Terrafina Oberengadin resberichts. Die regelmässig an alle Haus- halte verschickten Newsletter Nairs berichten unter der Leitung un- seres Ehrenpräsident Claudio Ca- Das Zentrum für Gegenwarts- ratsch regelmässig über Themen kunst in / hat nach des Oberengadins. Terrafina hat aufwendiger Renovation des eine freie Stimme und wird be- ‚Kurmittelhauses’ seine Tore achtet. wieder geöffnet. Es steht Kultur- schaffenden mit Ausstellungen, Spezialveranstaltungen, Ateliers JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN I 13

Glista Libra (GL) und Fragen an ein Podium. Ein erstes Tavulin in Sils betraf die Leider wenig zu berichten ist über Kandidatur zu den Olympischen die Erfolge der GL. Zwar haben wir Winterspielen 2026. Leider ent- uns trotz unserer Minderheit für glitt dort das Gespräch zu einem die behandelten Themen (Kultur- reinen pro-Olympiade-Podium, förderung, öffentlicher Verkehr, praktisch ohne Publikumsbe- Flugplatz, Spital, Alters und Pfle- fragung. Die Abstimmung im geheim) jeweils prominent in Sze- Februar resultierte allerdings in ne gesetzt, das Problem war aber, einem massiven Anti-Olympia- dass nur noch wenige Sitzungen de-Plebiszit – Gott sei Dank. des Kreisrats stattfanden und dort viele Themen gar nicht mehr Das zweite Tavulin über die traktandiert wurden. Die Gemein- Kulturförderung im Hotel Reine depräsidenten (Pseudonym: ‚die Victoria St. Moritz verlief genau Gemeinden’) haben die meisten gegenteilig. Bei ebenso grosser Belange unter ihre eigenen Fitti- Beteiligung gelang es mehr- che genommen und der Kreisprä- heitlich, das Publikum zu Wort sident fügt sich diesem Schicksal. kommen zu lassen. Die oben erwähnte Initiative wurde dabei nicht behandelt, die Probleme und deren Lösungsmöglich- keiten wurden aber detailliert Weitere Anlässe manifestiert. Die Abstimmung wird es zeigen.

Tavulins Stammtischtreffen: In unserer Absicht, die Stammtisch-Treffen Sehr erfreulich ist eine neue zu intensivieren, müssen wir Institution: Aus der Vereinigung uns bescheiden. Zwar wurden aller Partei-Präsidentinnen des die Einladungen auf der Home- Oberengadin (z.B. Franziska Prei- page zuhanden unserer Mitglie- sig) entstanden die Talgespräche der publiziert, es fanden aber im in Analogie zu den St. Moritzer 2016 nur vier Treffen statt: Dorfgesprächen. Ziel dieser Gespräche sind unvoreingenom- • Zur Standortentwicklungs- mene öffentliche Meinungs- strategie trafen wir uns mit äusserungen des Publikums der jungen Wirtschafts- kammer (P. Battaglia und R. 14 I JAHRESBERICHT UND STANDPUNKTE DES PRÄSIDENTEN

Grossrieder) sowie mit der Mitgliederversammlung 2016 Regionalentwicklerin Regula Frei. Angesichts der Komple- Diese fand am 9. Juli 2016 in der xität wurde eine vorgese- frisch entstandenen Bever Lodge hene Baderleda auf andere, statt. Dieses wunderbare neue spätere Anlässe abgewälzt Hotel besteht vor allem aus Ele- (s.o. ICAS). menten in Holzbau, hergestellt in Savognin und fixfertig nach • Zur Zusammenarbeit mit Bever transportiert (‚ein Hotel- der Pro Grigioni Italiano (PGI) zimmer auf Reisen’). Dem ge- fand eine interessante Be- sundheitsbedingten Rücktritt gegnung mit Franco Milani von Bernard Bachmann folgte statt. Die PGI hat neuen die Übernahme des Präsidiums Schwung erhalten und ist durch Hansjörg Hosch (der Vor- insbesondere mit dem Einbe- stand konstituiert sich selbst). zug des Bergells in die Region Mit Reflexionen über den Egois- Oberengadin wichtig gewor- mus der Gattung Homo sapiens, den. den Verteilkampf, die allgemeine Überforderung sowie über Par- • Eine persönliche Kontaktnah- tizipation der Zweitheimischen me anlässlich eines Stammes weist der neue Präsident darauf mit Daniel Bosshard, dem hin, dass es jetzt nicht mehr um neu gewählten Gemeinde- Konfrontation sondern um Ko- präsidenten von Silvaplana, operation mit den Behörden ge- beleuchtete die zu erwarten- hen sollte. Erwähnt sei die Lau- de politische Richtung noch datio und das Gedenken an den vor dessen Amtsübernahme. verstobenen Gründer-Präsiden- ten Carlo Spillmann sowie die • Breiter Beteiligung erfreute Ernennung von Claudio Caratsch sich ein sorgfältig vorberei- zum Ehrenpräsidenten. Wunder- teter Stamm über ‚Kultur schöne und hochinteressant ge- und Musik’. Der Anlass betraf führte Rundgänge durch Bever die aktuelle ‚Notsituation’ (C. Caratsch, R. Roffler) beendeten der Kulturinstitutionen, die GV. Die GV 2017 findet am 22. namentlich der Musikschu- Juli in Bergün statt. le. Hier wurde das Ergreifen Hansjörg Hosch, Präsident der Kulturförderungsinitia- tive beschlossen und deren schnelle Umsetzung effizient eingefädelt. LE KREIS EST MORT – VIVE LA RÉGION? I 15

Le Kreis est mort – vive la région?

Das Oberengadin nach der Auf- den elf Oberengadiner Gemein- lösung des Kreises Oberengadin den und der Gemeinde Bregag- per Ende 2017 lia, die vor wenigen Jahren aus Ende 2017 wird im Zug der kan- der Fusion aller früheren Bergel- tonalen Gebietsreform der ler Einzelgemeinden entstanden Kreis Oberengadin aufgelöst. ist) hat primär vom Kanton zu- gewiesene administrative Auf- gaben; zusätzlich können auch Damit geht eine Periode zu Ende, die Gemeinden weitere Aufga- während der die meisten regio- ben an die Region delegieren. nalen Belange des Oberengadins, bestehend aus den elf politischen Gemeinden von Sils talabwärts Eine neu gebildete Gemeinde- bis S-chanf, mit einer suprakom- präsidentenkonferenz (GPKonf) munalen Perspektive behandelt koordiniert Belange, welche den wurden. In der politischen Struk- Horizont einzelner Gemeinden tur der Region, im Kreis Oberen- übersteigen. Sie arbeitet jedoch gadin, besteht mit dem Kreisvor- weitestgehend ohne direktde- stand eine Exekutive, mit dem mokratische Legitimation, ohne Kreisrat ein Parlament, und mit Kontrolle durch einen im Sinne der ‚Kreisbevölkerung’ (d.h. der der Kreisbevölkerung funktio- Gesamtheit der Stimmberech- nierenden Souverän, und sie be- tigen) gibt es einen Kreis-Sou- steht aus Mitgliedern, die von verän, der ein Initiativrecht hat ihren Gemeinden in erster Linie und direktdemokratisch, ohne für die Führung der Gemeinde, ein Gemeindeveto, über regiona- d.h. nicht für das Management le Sachfragen und Wahlen ent- der Region gewählt wurden. scheidet. Dies alles basiert auf einer demokratisch legitimierten Kreisverfassung, die abschlie- Die früheren Kreisaufgaben wer- ssend die Aufgaben des Kreises den in Regie dieser GPKonf an und die Rechte und Pflichten der neue Träger übertragen (an Ak- einzelnen Kreisorgane regelt. tiengesellschaften, Stiftungen, Vereine, Zweckverbände, etc.). Eine Mitwirkung des bisherigen Mit der Auflösung des Kreises Souveräns besteht nur noch im geht all dies verloren, leider weit- Rahmen von Vernehmlassun- gehend ersatzlos. Denn die neue gen – eine politische Diskussion Region Maloja (bestehend aus findet nicht mehr statt. Die Ver- 16 I LE KREIS EST MORT – VIVE LA RÉGION?

Politische Struktur des Oberengadins – nach der Auflösung des Kreises per Ende 2017 (vereinfachte Modellvorstellung; Beispiel aus Sicht Bever – bildet nicht die volle Wirklichkeit ab)

Region Maloja

Bever Celerina La Punt Pontresina Samedan S-chanf Sils Silvaplana St. Moritz Zuoz

Feuerwehr Spinnennetz-Geflecht: • individuelle, freiwillige Leistungsvereinbarungen Schule / Oberstufe mit Aktiengesellschaften, Stiftungen Bibliothek Zweckverbänden, Vereinen, etc. • Aktienbeteiligungen oder • bi- und multilaterale Direktverträge zwischen einzelnen Gemeinden Mitarbeit in Verwaltungs- oder Stiftungsräten oder Vereinsorganen

Regionalentwicklung Region Maloja/Bernina AG Tourismus ARA S-chanf AG Regionalflughafen Stiftung (?) Spital Stiftung (?) Alters-/Pflegeheim Promulins ÖV ABVO

Stiftung Pflegeheim ‚St. Moritz‘ Verein (?) Musikschule Stiftung (?) Kulturförderung

Regionalplanung

Grafik B. R. Bachmann (Mai 2017) Träger der bisherigen Kreisaufgaben Träger mutmassliche LE KREIS EST MORT – VIVE LA RÉGION? I 17

bindung dieser neuen Träger zu zwischen einzelnen Gemeinden Politische Struktur des Oberengadins – nach der Auflösung des Kreises per Ende 2017 den Gemeinden besteht in Leis- ergänzt, erkennt sofort, dass die tungsvereinbarungen, welche dabei entstehende Komplexität (vereinfachte Modellvorstellung; Beispiel aus Sicht Bever – bildet nicht die volle Wirklichkeit ab) von oder im Auftrag der GPKonf bestenfalls als Zwischenlösung ausgearbeitet werden und von beherrschbar sein wird. Dabei Region den Gemeinden ‚freiwillig’, aber sind in diesem Schema eine Reihe Maloja tel quel, abgeschlossen werden von regionalen Aufgaben, deren sollen. Unter anderem bedeutet Bearbeitung auf regionaler Ebe- das, dass die schon in den Kreiss- ne überfällig ist, noch gar nicht trukturen arg erodierte Gemein- aufgeführt; Beispiele: Schaffung deautonomie und die Budgetho- und Pflege einer Identität des Bever Celerina La Punt Madulain Pontresina Samedan S-chanf Sils Silvaplana St. Moritz Zuoz heit der Bevölkerung noch weiter Engadins, ganzheitliche Wirt- ‚kastriert’ werden. Die Tatsache, schaftsförderung und -diversifi- dass die einzelnen Gemeinden zierung, materielle, d.h. politisch zur Übertragung bestimmter und inhaltlich auf die Region Feuerwehr Spinnennetz-Geflecht: Aufgaben an neue Trägerschaf- ausgerichtete Regionalplanung • individuelle, freiwillige Leistungsvereinbarungen ten auch nein sagen oder durch und Raumgestaltung. Es wird da- Schule / Oberstufe mit Aktiengesellschaften, Stiftungen kantonales Recht zur Teilneh- bei offensichtlich, dass für eine Bibliothek Zweckverbänden, Vereinen, etc. • Aktienbeteiligungen oder me gezwungen (z.B. ÖV) wer- zukunftsorientierte Führung der • bi- und multilaterale Direktverträge zwischen den können, ist nach Meinung Region Maloja (inklusive Bergell) einzelnen Gemeinden des Verfassers keine echte Stär- eine einfachere, effizientere und Mitarbeit in Verwaltungs- oder Stiftungsräten kung der Gemeindeautonomie. klar auf die regionale Perspek- oder Vereinsorganen tive ausgerichtete Führungs- struktur erforderlich sein wird. Die daraus entstehende politi- Wir postulieren, dass die GP- Regionalentwicklung sche Organisation des Oberen- gadins ist in der Grafik «Politi- Konf, nach Erledigung der Region Maloja/Bernina Pflichtübung ‚Übertragung der AG Tourismus sche Struktur des Oberengadins ARA S-chanf Kreisaufgaben an neue Trä- AG Regionalflughafen – nach der Auflösung des Krei- ses per Ende 2017» schematisch ger’ unmittelbar dafür sorgt, Stiftung (?) Spital Stiftung (?) Alters-/Pflegeheim Promulins ÖV und verkürzt dargestellt. Wer dass die für alle Beteiligten viel ABVO gedanklich das Schema mit den zu komplizierte und nicht zu- Beziehungen aller Gemeinden zu kunftsfähige politische Struktur Stiftung Pflegeheim ‚St. Moritz‘ den neuen Trägern der bisheri- des Oberengadins verschlankt, Verein (?) Musikschule Stiftung (?) Kulturförderung gen Kreisaufgaben sowie die Be- verwesentlicht und demokra- ziehungen mit weiterhin beste- tischer wird. Dabei haben wir folgende Wunschvorstellungen: Regionalplanung henden Zweckverbänden sowie mit multilateralen oder bilatera- 1) Die bisher im Kreis vernach- Grafik B. R. Bachmann (Mai 2017) Träger der bisherigen Kreisaufgaben Träger mutmassliche len Zusammenarbeitsverträgen lässigten regionalen Aufga- 18 I LE KREIS EST MORT – VIVE LA RÉGION? DAS RAUMPLANUNGSGESETZT UND DIE BAULICHE ENTWICKLUNG DER REGION MALOJA I 19

ben (Beispiele: siehe oben) ge- das Notwendige populär zu ma- hören auf die Traktandenliste. chen. Die Gemeindepräsidenten sind hier persönlich gefordert. 2) Die Tätigkeit der GPKonf – und allfälliger weiterer Organe, die 5) Mit der kantonalen Gebietsre- sich um die Region kümmern vision wurden ‚starke Gemein- – ist für die betroffenen Stimm- den’ angestrebt. Mit der wegen bürgerinnen und -bürger trans- der Kreisauflösung ausgelösten parent zu machen: Öffnung der Verzettelung der Kreisaufga- Sitzungen für Öffentlichkeit und ben auf verschiedene unabhän- Medien, breit gestreute Informa- gige Trägerschaften wird das tion über Sitzungsdiskussionen Gegenteil erreicht: schwache und -beschlüsse (auch in italieni- Gemeinden ohne direktdemo- scher und romanischer Sprache). kratische Mitwirkungsmöglich- keit bei regionalen Aufgaben 3) Gemeinsame, d.h. regionale und fortschreitend erodierter Aufgaben sind gemeinsam an- Budgethoheit. Wer wirklich zupacken. Leider überlässt es das und ernsthaft ‚starke Gemein- kantonale Gesetz jeder einzelnen den’ will, hat eigentlich keine Gemeinde, zu entscheiden, ob sie andere Wahl als den Zusam- sich via Leistungsvereinbarung menschluss der 11 amputier- an regionalen Aufgaben (z.B. ten Gemeinden in eine einzige, Musikschule oder Kulturförde- wirklich selbständige und star- rung) beteiligt oder nicht. Unter ke Gemeinde zu unterstützen. dem Schlagwort ‚starke Gemein- den’, mit dem seinerzeit für die kantonale Gebietsreform ge- Bernard Bachmann worben wurde, haben sich viele etwas ganz anderes vorgestellt. 4) Die Perspektive einer Fusion der Engadiner Gemeinden darf nicht tabuisiert bleiben. Das Argument ‚nichts mehrheits- fähig’ ist eine Ausrede. Ein klu- ger Politiker hat einmal gesagt: Die Aufgabe der Politik ist nicht, das Populäre für ‚notwendig’ zu erklären (oder das Unpopu- läre für ‚unmöglich’), sondern DAS RAUMPLANUNGSGESETZT UND DIE BAULICHE ENTWICKLUNG DER REGION MALOJA I 19

Das Raumplanungsgesetz und die bauliche Entwicklung der Region Maloja

Im Raumplanungsgesetz heisst zuführen. Das bedeutet, dass es unter Art. 1 Ziele: neue verbindliche, räumliche «Bund, Kantone und Gemein- Strategien zu entwickeln sind, den sorgen dafür, dass der Boden in denen eine Verdichtung der haushälterisch genutzt und das Ortskerne nach innen und damit Baugebiet vom Nichtbaugebiet gleichzeitig ein Stopp der Zersie- getrennt wird. Sie stimmen ihre delung der Landschaft gefordert raumwirksamen Tätigkeiten auf- werden. einander ab und verwirklichen Diese Verpflichtung wird von eine auf die erwünschte Ent- der Mehrheit der Gemeinden im wicklung des Landes ausgerich- Oberengadin nur marginal be- tete Ordnung der Besiedlung. Sie folgt. achten dabei auf die natürlichen Auch scheint es kein aufeinander Gegebenheiten sowie auf die Be- abgestimmtes räumliches Leit- dürfnisse von Bevölkerung und bild der Region mit entsprechen- Wirtschaft. den Strategien zur Umsetzung Sie unterstützen mit Massnah- zu geben. Die Folge davon ist, men der Raumplanung insbeson- dass keine tragfähigen Grundla- dere die Bestrebungen: gen für die Weiterentwicklung • die natürlichen Lebensgrund- der Region geschaffen werden. lagen wie Boden, Luft, Wasser, Es dominieren nach wie vor kos- Wald und die Landschaft zu tenintensive und langwierige schützen; juristische Verfahren zur Durch- setzung von Bauten, die mit ei- • die Siedlungsentwicklung ner für die Region zuträglichen nach innen zu lenken, unter Gestaltung nichts mehr zu tun Berücksichtigung einer ange- haben. messenen Wohnqualität; Der Auftrag an die Gemeinden • kompakte Siedlungen zu sollte aber die vorausschauen- schaffen……..» de und Grenzen überschreiten- Seit 1. Mai 2014 ist das revidierte de Entwicklung der Region sein Raumplanungsgesetz (RPG) in und nicht das Verwalten des Kraft. Dieses verlangt im Wesent- Bestands. Ohne eine Voraus- lichen von den Gemeinden, ihre sicht auf die Entwicklung der bauliche Entwicklung in erster nächsten 20 bis 40 Jahre würde Priorität innerhalb ihrer beste- die Raumplanung bestenfalls henden Agglomeration durch- reagieren. Für eine Beschleu- 20 I DAS RAUMPLANUNGSGESETZT UND DIE BAULICHE ENTWICKLUNG DER REGION MALOJA

nigung dieser Arbeit ist es auf stelligt werden. Dabei muss das allen Ebenen der Raumplanung funktionale Profil des Talbodens höchste Zeit. als eigenständiger, qualitativ Bei einer langfristigen Raument- wertvoller Siedlungs-, Verkehrs- wicklungsstrategie mittels eines und Landschaftsraum geschärft Masterplans für die Region Ma- werden. Die meisten Dorfkerne loja könnten die Stossrichtun- der Region sind gut erhalten. gen einer künftigen Raument- Hier ist es besonders wichtig, wicklung verfolgt und geklärt deren Identität wieder zu be- werden, wie das Hochtal seine leben und ein Zusammenspiel Qualitäten stärken und auf künf- zwischen Alt und Neu zu entwi- tige Herausforderungen reagie- ckeln. Ein modernes ‚Outfit’ ge- ren will. Mit der Ausrichtung auf nügt nicht, denn beim Anknüp- das Jahr 2050 hat der Master- fen an bestehende Strukturen plan einen wesentlich längeren sollte das kollektive Gedächtnis Zeithorizont als andere formelle bewahrt werden. Das Beste- Planungsinstrumente. Durch die hende ist ein grosser Mehrwert, zukunftsgerichtete und umfas- den das Engadin zu bieten hat. sende Perspektive auf die Raum- Immerhin sind einige Gemein- entwicklung kann er Grundlagen den, wie zum Beispiel Celerina, für künftige Richtplanrevisionen mit der Entwicklung eines Mas- liefern, aber auch kurz- und mit- terplans mit einer ganzheitli- telfristige Entscheidungen auf chen Betrachtung vom Ortszen- ihre Übereinstimmung mit den trum bis in die Landschaft langfristigen Zielen prüfen. bereits erfolgreich unterwegs.

Die Herausforderungen eines So beinhaltet der Plan Celerina Masterplans der Region Maloja 2050 im Wesentlichen fünf stra- sind das Verbinden der Land- tegische Themen der räumlichen schaft mit den Agglomerationen, Entwicklung: deren Belebung und das Korrigie- ren der üblichen Raumplanungs- • Landschaftsraum Talebene – fehler. So muss die räumliche Vision Flusslandschaft und wirtschaftliche Entwick- • Landschaftsraum Mitte – Vi- lung, das Verdichten der Orts- sion Parklandschaft kerne sowie die Koordination zwischen Siedlung und Verkehr • Achse im Zentrum – Ort des in einer gemeindeübergreifen- Treffens den Zusammenarbeit bewerk- • Gestaltung Achse Bahnhof – 20 I DAS RAUMPLANUNGSGESETZT UND DIE BAULICHE ENTWICKLUNG DER REGION MALOJA DAS RAUMPLANUNGSGESETZT UND DIE BAULICHE ENTWICKLUNG DER REGION MALOJA I 21

Bergbahnstation der Siedlungsräume ist ein tou- ristisches Argument. Entspre- • gezielte Massnahmen zur chend hoch ist der Einfluss ei- baulichen Innenentwicklung ner Gestaltungskommission als Der Masterplan Celerina 2050 ist wirtschaftlicher Niederschlag die Grundlage für die zukünftige guter Architektur im Tourismus Ortsplanung wie auch für einzel- zu bemessen. ne Projekte. So werden aufgrund Reto Gansser der räumlichen Strategien be- reits neue Projekte koordiniert und verbindlich entwickelt. Die Bewohner, Politiker, Investoren und Architekten werden dabei frühzeitig auf diese Reise mit- genommen, um den drohenden Verlust von räumlicher Identität so gering wie möglich zu halten. Damit geht die Gemeinde Celeri- na einen für die Region vorbild- lichen Weg; sie könnte mit ihrer Entschlusskraft Antrieb für die dringende Einleitung eines ‚Mas- terplans der Region Maloja’ sein . Nach dem Motto «Das Beste ist für das Engadin gerade gut ge- nug.» und aufgrund der Dring- lichkeit sollte sich die Region Maloja in Zukunft bei ihren räumlichen Perspektiven eines bewährten unabhängigen Sach- verständigengremiums bedie- nen, das die Verwaltung und die politischen Entscheidungsträger bei wichtigen architektonischen, ortsgestalterischen und raum- planerischen Vorhaben berät. Denn die Anmut des Ortsbilds sowie die Aufenthaltsqualität 22 I WIE WEITER MIT DER KULTURFÖRDERUNG IN DER REGION MALOJA? WIE WEITER MIT DER KULTURFÖRDERUNG IN DER REGION MALOJA? I 23

Wie weiter mit der Kulturförderung in der Region Maloja?

Seit längerem verfolgt der Vor- de Mal für zwei der insgesamt 8 stand von FORUM ENGADIN mit Kreisaufgaben der Fall, nämlich einer gewissen Besorgnis die Be- für das Zivilstandswesen sowie mühungen (und Mühen) der Ge- für die Förderung der Tourismus- meindepräsidenten des Oberen- destination Oberengadin, und es gadins bei der Übertragung der zeigt sich je länger je mehr, dass von der Bevölkerung dem Kreis sich die Übertragung der restli- Oberengadin zugeteilten Aufga- chen Aufgaben als komplex und ben auf eine neue Trägerschaft. politisch umständlich erweist. Um was geht es? Bisher wurden Nehmen wir das Beispiel der Kul- gemäss Kreisverfassung auf Krei- turförderung. Am 17. Juni 2012 sebene folgende Aufgaben gere- hatte die Bevölkerung des Krei- gelt: die Regionalplanung, die ses Oberengadin mit über 68 Führung des Zivilstandskreises, % Zustimmung die Förderung die Förderung der Tourismus- der Kultur im Ober­engadin zur destination Oberengadin, der Kreis ­aufgabe erklärt, und be- Betrieb des Spitals Oberengadin reits im November 2008 hatte und des Alters- und Pflegeheims, das Stimmvolk bei einem Ja An- die Förderung des öffentlichen teil von 83 % die Förderung der Regionalverkehrs, die Förderung Musikschule in der Kreisverfas­ bzw. Führung des Regionalflug- sung verankert. Das Kreispar- hafens Samedan, die Förderung lament erliess in der Folge ein der Musikschule sowie die Kul- Gesetz zur Förderung der Kultur turförderung im Oberengadin. im Oberengadin, und es wurde Seit dem 1. Januar 2016 erset- eine Kulturkommission ins Le- zen nun aber im Kanton Grau- ben gerufen, welche die regio- bünden 11 Regionen die mittlere nale Kulturförderung steuerte Ebene zwischen Gemeinden und und koordinierte. Damit wurden Kanton. Die bisher bestehenden Kulturschaffende und Kultur- Bezirke, Regionalver­bände und institutionen im Oberengadin Kreise verschwinden, wobei der gestärkt, und der Kreis gab ihnen Kreis Oberengadin nur noch für für viele ihrer teilweise mehrjäh- eine kurze Übergangsphase bis rigen Projekte die notwendige Ende Dezember 2017 weiter be- Planungs­sicherheit. Diese regio- stehen wird. Bis dann sollten die nale Kulturförderung ist in den oben erwähnten Kreisaufgaben vergangenen Jahren zu einem auf neue Träger übertragen wor- unerlässlichen Mittel geworden, den sein. Bis dato ist dies gera- um qualitativ hochstehende Pro- 22 I WIE WEITER MIT DER KULTURFÖRDERUNG IN DER REGION MALOJA? WIE WEITER MIT DER KULTURFÖRDERUNG IN DER REGION MALOJA? I 23

jekte von regionaler Bedeutung das den Gemeinden als Vorlage auch längerfristig zu realisieren, dienen soll, um mit einzelnen man denke beispielsweise an Kulturinstitutionen Leistungs- den Engadin Festival, das Segan- vereinbarungen abzuschliessen. tini Museum oder die ‚Dis da Cul- Die Nachteile dieser Lösung sind tura Samedan’. evident: eine gemeindeübergrei- Nach der Auflösung des Kreises fende, koordinierte regionale Oberengadin per 31. Dezem­ber Kulturförderung wäre faktisch 2017 ist aber zum Leidwesen vie- nicht mehr möglich. ler Schluss damit. Geht es näm- Auf Initiative von FORUM ENGA- lich nach der Vorstellung der mit DIN trafen sich am 17. November der Übertragung der Kreisauf- 2016 zahlreiche Vertreterinnen gaben beschäftigten Gemeinde­ und Vertreter von Kulturinstitu- präsidentenkonferenz, soll ab tionen und Kulturschaffende aus dem 1. Januar 2018 jede einzelne der Region zu einem Gedanken- Gemeinde der Region Maloja sel- austausch. Die Teilnehmenden ber entscheiden, wie sie die regi- waren sich rasch einig, dass diese onale Kultur fördern möchte. (So verzettelte Art der künftigen Kul- steht es übrigens auch im neuen turförderung für sie nicht prak- kantonalen Kulturförderungsge- tikabel ist, und dass die bisher setz, das der Grosse Rat im ver- im Kreis Oberengadin getätigte gangenen Februar durchberaten regionale Kulturförderung mit und angenommen hat.) Konkret eigener Kulturkommission und bedeutet dies, dass jede einzelne eigenem Kulturbudget weiter- Regionsgemeinde nach ihrem geführt werden muss. Denn die Gutdünken ‚regionale Kultur- Kulturförderung des Kreises hat förderung’ betreiben sollte und sich als effizient erwiesen und mit jeder einzelnen Bergeller geniesst bei Kulturschaffenden und Oberengadiner Kulturinsti- und Kulturinstitutionen hohe tution, die aus ihrer Sicht för- Anerkennung. Es zeigte sich an- derungswürdig erscheint, eine lässlich des Treffens eindrücklich, separate Leistungsvereinbarung dass es wichtig ist, dieses be- aushandeln müsste. Die Gemein- währte überkommunale Instru- depräsidentenkonferenz hat ment der Kulturförderung nicht hierfür im letzten Sommer eine einfach mit der Auflösung des Arbeitsgruppe eingesetzt mit Kreises verschwinden zu lassen. unter anderem dem Auftrag, ein Denn nur wenn die Region für Vertragsmodell auszuarbeiten, die regionale Kulturförderung 24 I WIE WEITER MIT DER KULTURFÖRDERUNG IN DER REGION MALOJA? UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 25

zuständig ist, kann auch der dafür notwen- dige gemeindeübergreifende Dialog statt- finden. Deshalb wurde am vorerwähnten Treffen beschlossen, die wohl erste Regionalinitiati- ve des Kantons mit dem Titel «Wir unterstüt- zen die Kultur in unserer Region» zu lancie- ren mit dem Ziel, die Kulturförderung und die Förderung der Musikschulen zukünftig als regionale Aufgaben in den Statuten der neuen Region Maloja zu verankern. Mit der Initiative soll ein Zeichen gesetzt werden zu- gunsten der kulturellen Vielfalt als wesent- licher Bestandteil der regionalen Identität des Oberengadins und des Bergells sowie als unverzichtbares Element der Attraktivität unserer Region für Einwohner und Gäste. Die Initiative wird von 22 namhaften Kultur- institutionen unterstützt, und die Tatsache, dass die Initianten in wenigen Wochen die notwendige Anzahl Unterschriften gesam- melt haben, beweist, welche Bedeutung die Kultur im Oberengadin und Bergell geniesst. Bleibt abzuwarten, ob unsere Gemeindeprä- sidenten die Signale aufnehmen, das Ge- spräch mit den Kulturschaffenden aufneh- men, mit ihnen zusammen ein Konzept für die regionale Kulturförderung ausarbeiten und der Bevölkerung in nützlicher Frist zur Abstimmung vorlegen werden. Die Aufgabe ist ohne weiteres lösbar, kann doch Bewähr- tes übernommen und einfach an die neuen regionalen Strukturen angepasst werden. Lassen wir uns doch (positiv) überraschen.. Reto Caflisch 24 I WIE WEITER MIT DER KULTURFÖRDERUNG IN DER REGION MALOJA? UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 25

Unsere Veranstaltungen im Vereinsjahr 2016

Wie gewohnt berichten wir über un- Veranstaltungen des Vereins FORUM ENGADIN sere Veranstaltungen in kompakter Form. Alle Veranstaltungsberichte sind 12. Februar 2016 in einer Tabelle zusammengefasst. Vortrag Dr. Georg Jäger «Römerwege – Saumpfade – Commercialstrassen» – Von der ‚Strassen-Archäologie’ zu In der Zusammenstellung unterschei- den Kulturwegen» den wir zwischen Veranstaltungen, die wir als Verein FORUM ENGADIN in ei- Am 12. Februar lud FORUM ENGADIN den gener Regie durchführen, und solchen, Churer Historiker Dr. Georg Jäger nach St. die wir mit unseren Veranstaltungs- Moritz ein. In den stimmungsvollen Räu- partnern, mit KUBUS (Kulturbüro Sils/ men des Forum Paracelsus referierte er vor Segl) oder mit der SESN (Societed engi- zahlreichem Publikum über «Römerwege – Saumpfade – Commercialstrassen». Im adinaisa da scienzas natürelas, das ist Zentrum seiner Ausführungen stand die der romanische Name der Engadiner Entwicklung, die von der ‚Strassen-Archäo- Naturforschenden Gesellschaft) aus- logie’ zu den heutigen Kulturwegen führte. schreiben. Innerhalb dieser Kategorien sind die Berichte chronologisch ange- Zwischen 1983 und 2003 entstand im Auf- ordnet. trag des Bundes das «Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS)», ein For- Datum und Titel der Berichte über Ver- schungs- und Entwicklungsprogramm, das anstaltungen in eigener Regie sind in an der Universität Bern angesiedelt war. Das unserer traditionell hellgrünen Ver- IVS verbindet die Erforschung von Verbin- dungswegen und -strassen früherer Epochen einsfarbe unterlegt; Veranstaltungen unter anderem mit dem Ziel, markante und in Zusammenarbeit mit KUBUS gelb, noch gut erhaltene Zeugen der Verkehrsge- und Berichte über Veranstaltungen schichte im Gelände als Kulturgut aufzu- mit der SESN hellbraun. werten. Besonders geeignete Wegstrecken sollten nach denkmalpflegerischen Kriterien instand gestellt und sachgerecht kulturtou- ristisch genutzt werden. Jägers Referat be- fasste sich zunächst mit den pionierhaften und grundlegenden Forschungen des Enga- diners Armon Planta (1917-1986), dem Vorläu- fer des IVS. Auf der Basis der Arbeiten Plantas und des IVS entstanden in Graubünden meh- 26 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 27

rere touristisch genutzte Kulturwege, allen rungsarbeiten vorgenommen wurden – wie voran die überaus erfolgreiche Via Spluga. im Fall der über 300m langen Galerie am Splügenpass –, besteht zurzeit oft noch kei- ne Lösung für den künftigen Unterhalt der Anhand der Forschungsschichte behandelte vor dem Verfall geretteten Bauwerke. Der der Vortrag Ergebnisse der Archäologie am Kanton Graubünden versucht, diese Aufgabe Beispiel der Projekte auf der Südseite des den Gemeinden zu übertragen; im Kanton Splügenpasses von Francesco Fedele, einem Bern (Beispiel Sustenpass) übernimmt die- führenden, inzwischen emeritierten Alpen- se Aufgabe der Kanton, und in Österreich – Archäologen und Ordinarius an der Uni- etwa am Grossglockner – wurden Stiftungen versität Neapel. Laut Fedele haben erst die gegründet, welche diese Aufgabe erfüllen. Römer imperiale Konzepte für einen europä- ischen Transitverkehr entwickelt, in der Prä- Mirella Carbone historie hingegen lässt sich die Präsenz des Menschen aufgrund der vereinzelten Funde an den Alpenpässen nicht einfach unter dem 30. Juni 2016 heutigen Blickwinkel des ‚Passverkehrs’ inter- Exkursion nach pretieren: Jagd und kultische Motive spielten in der Zeit vor der Sesshaftigkeit vermutlich Gut 30 Mitglieder hatten die Einladung von eine wichtigere Rolle. Anhand von Bildern FORUM ENGADIN zu einer Exkursion nach verdeutlichte der Vortrag die Erkenntnisse Sent angenommen. So machten wir uns am der letzten Jahrzehnte zu den mittelalter- 30. Juni, einem schönen Sommersamstag, mit lichen und neuzeitlichen Saumwegen und einem vollständig gefüllten Postauto auf die den Commercialstrassen (Fahrstrassen), die Reise ins Unterengadin. Bereits die Fahrt gab im frühen 19. Jahrhundert erbaut wurden. Anlass zu geografischen und historischen Deren Kunstbauten wie Brücken und Ga- Bemerkungen betreffend die Grenze zwi- lerien, aber auch die landschaftsprägende schen dem uns allen gut bekannten Oberen- Anlage von Strassen in schwierigem Gelän- gadin und seinem nordöstlichen Nachbarn. de verdienen heute denkmalpflegerisches Interesse und eröffnen mit den in Grau- In Sent wurden wir vorerst von einer Mitarbei- bünden oft gut erhaltenen Saumwegen terin Enzo Sperones in seiner Galerie ‚Chesa dem Sommertourismus neue, auch ökono- dal Guvernatur’ empfangen. Die sehr reich- misch interessante Möglichkeiten. Das Re- haltige Sammlung zeitgenössischer Kunst in ferat machte aber auch auf den Umstand den vielen Räumen der Galerie, aufgelockert aufmerksam, dass wertvolle Monumente auch mit barocken Statuen und Büsten, ist des Strassenbaues in unserem Kanton oft in dieser Region eine einmalige Gelegenheit, zu wenig bekannt und denkmalpflegerisch sich mit der internationalen Kunstszene im nicht geschützt sind. Dort, wo mit Bundes- direkten Kontakt vertraut zu machen. In Spe- und Kantonsmitteln aufwändige Restaurie- rones Sammlung befinden sich viele Werke UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 27

Carlos Gross, der Hotelbesitzer, hat in einer beispielhaften und methodischen Samm- lertätigkeit Lithografien und Stiche sowie Fotografien des Künstlers von Scheidegger erwerben können; auf diese Weise kann er im schönen Dorf Sent dem interessierten Publikum eine fast einmalige Summe von Kunstblättern und -Büchern zeigen. Beim Mittagessen im Speisesaal dieses guten Ho- tels waren auch an jenen Wänden Beispie- le von Giacomettis Kunst zu bewundern.

Anschliessend verschoben wir uns durch an- dere Dorfteile zuerst zur grossen und schö- nen gotischen Pfarrkirche (der alte Turm, der durch eine Feuersbrunst gelitten hatte, wurde durch den Architekten Hartmann mit einem Neubau ersetzt, der ursprünglich für die neue Kirche in St. Moritz vorgesehen war, aber dort abgelehnt wurde, weil er drei Meter niedriger als der Kirchturm von Sa- medan war). Vor der Senter Kirche steht ein Geschenk des Schweizer Künstlers Gottfried Not Vitals, der ja selber in Sent lebt, wenn er Honegger, eine geometrisch konzipierte von seinen Weltreisen zurückkommt. Auch Stele, die eine Art fernes Echo zu seiner De- das alte, palastartige Haus, das Sperones Ga- koration der Staumauer bei Maloja, am am lerie beherbergt, ist mit sinnvoller Renovie- Anfang des Engadiner Hochtals, darstellt. rung bewohnbar gemacht worden und bie- tet schon selber einen reinen Kunstgenuss. Von dort zum südlichen Dorfeingang, vor- Von dieser ersten Etappe aus, hatten wir den bei am Haus des Dichters Peider Lansel und Überblick über die Plätze des schon lange dem alten Kirchturm, wo dieser zu schreiben stadtartigen Dorfes und ergötzten uns an pflegte, kamen wir dann zur grossen Halde den Fassaden mit ‚Sentergiebel’ sowie an mit einem Bergbach in der Tiefe, wo Not Vital den reizvollen Sgraffiti. So gelangten wir zum seinen ‚Parkin’ angelegt hat, einen Skulptu- Hotel ‚Aldier’ (Namen zusammengesetzt aus renpark voll Fantasie und Überraschungen. den Vornamen der Brüder Giacometti: Alber- Der Künstler selber führte uns über abschüs- to und Diego), das in einer im früheren Stall sige Wege und steile Treppen auf und ab, bis installierten Galerie praktisch das ganze zu den ‚Eselsbrücken’: aus Aluminium gegos- grafische Werk Alberto Giacomettis enthält. sene Eselsköpfe auf schwankenden Stangen, 28 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 29

wo die mutigeren der Teilnehmer ihren Sinn ziehungsweise das an der Mitglieder- für Gleichgewicht ausprobieren konnten. versammlung verfügbare und auf un- Mit der Blumenpracht in den von Vitals Mut- serer Homepage abrufbare Protokoll. ter angelegten Beeten bildet jedes Kunstob- jekt, vom ‚Adlernest’ bis zu Aussichtstürmen und einem Haus, das auf Knopfdruck un- 9. September ter dem Boden verschwindet, um die Na- Vortrag «Wasserstress im Wasserschloss» tur nicht zu stören, eine Traumlandschaft, die in unserer Erinnerung haften bleibt. FORUM ENGADIN lud am 9. September 2016 in St. Moritz zu einem Referat des Wasser- Claudio Caratsch forschers Klaus Lanz ein. Dieser präsentierte die Ergebnisse seiner Studie über Wasserbe- darf und Wasserangebot im Engadin im Hin- 9. Juli 2016 blick auf kommende Klimaveränderungen. Mitgliederversammlung von FORUM ENGADIN Detaillierte Klimaszenarien für das En- siehe dazu den letzten Abschnitt im gadin zeigen, dass sich der Wasserhaus- «Jahresbericht des Präsidenten», be- halt der 55 Untereinzugsgebiete in den UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 29

Lanz lotete Handlungsbedarf aus, was die Planungsgrundlagen für eine langfristig si- chere Wasserversorgung in der Region an- belangt. Die entsprechenden Verbrauchs- zahlen sind zwar im Oberengadin teilweise vorhanden, es fehle aber an einem gemein- deübergreifenden Austausch als Grundla- ge für ein regionales Wassermanagement. Dieser Austausch sei notwendige Bedin- gung für eine krisenfeste Planung der Was- serversorgung. Wenn das Wasserdargebot mit dem Klimawandel unsteter wird und zugleich der Wasserbedarf steigt, muss in Zukunft mit den limitierten Wasserres- nächsten Jahrzehnten deutlich verän- sourcen sorgfältiger umgegangen werden. dern könnte. Geprägt ist die Entwicklung In der Diskussion im Anschluss an das Re- • von einem Anstieg der Schneegrenze, ferat wurde zunächst ein grundsätzlicher • einer verminderten und um drei bis Widerstand erkennbar, die Möglichkeit von sechs Wochen früheren Schneeschmelze Wasserknappheit im Engadin überhaupt zu • und einem Rückgang der sommerlichen erwägen. Teilweise wurden die Aussagen des Abflüsse in Bächen und Quellen um 30 Referenten bestritten, insbesondere als das bis 50% bis zum Ende des Jahrhunderts. Thema Skipisten-Beschneiung und offene Fragen über deren Wasserbedarf und poten- Die saisonale Verfügbarkeit von Wasser dürf- zielle Konkurrenzen zur Trinkwasserversor- te sich also deutlich ändern, und die verschie- gung zur Sprache kamen. Immerhin Bestand denen Nutzungen müssen sich frühzeitig zum Schluss Einigkeit darüber, dass eine auf diesen Wandel vorbereiten. Insbesonde- Zusammenarbeit der Gemeinden im Sinne re die Trinkwasserversorgung, die Wiesen- einer regionalen Wasserplanung sicher kein bewässerung und die Beschneiung werden Nachteil wäre. Die Veranstaltung wurde sich auf grössere klimatische Unwägbarkei- anschliessend mit einem Frontseitenartikel ten einstellen müssen. Zugleich beeinflusst in der Engadiner Post nochmals aufgegrif- der Klimawandel die Wassernutzung auch fen. FORUM ENGADIN wird zusammen mit direkt: Landwirte werden in heisseren Som- anderen Akteuren im Unterengadin weiter- mern mehr bewässern, die Bergbahnen bei hin aktiv mithelfen, über die anstehenden steigender Schneegrenze die Beschneiung Aufgaben zu informieren und sich für ein ausbauen wollen. Auch für den Haushalts- regionales Wassermanagement einsetzen. verbrauch ist bekannt, dass der Tagesbe- darf an heissen Tagen sprunghaft ansteigt. Klaus Lanz und David Jenny 30 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 31

wunderbaren Mischung aus Bescheiden- Gemeinsame Veranstaltungen mit KUBUS heit, Weisheit und feinem Humor antwor- und Hotel Laudinella tete der 87-jährige Zuozer Künstler Con- stant Könz den Fragen von Esther Krättli, 19. Februar 2017 Kulturredaktorin von RTR, und Mirella Car- Der Engadiner Künstler Constant Könz im bone und gab Einblick in ein langes Leben Gespräch mit Esther Krättli und Mirella und in ein reiches künstlerisches Œuvre. Carbone

Der ‚Sunny Corner’ im Silser Hotel Wald- Mit dem Namen Könz verbinden viele zu- haus war am Freitag 19. Februar bis auf erst Steivan Liun Könz (1940-1998). Dass den letzten Platz voll: Viele Engadinerinnen Constant nicht so berühmt ist wie sein ver- und Engadiner, aber auch etliche Ferien- storbener Halbbruder liegt wohl an seinem gäste waren der Einladung des Kulturbüros schüchternen, bescheidenen Wesen: Er sucht KUBUS und von FORUM ENGADIN gefolgt. die Öffentlichkeit nicht, und es hat auch lan- Und sie kamen auf ihre Kosten: Mit einer ge gedauert, bis er sich selbstbewusst als UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 31

‚Maler’ bezeichnete. Dabei schrieb Constant schon als unglücklicher 14-jähriger Gymna- siast seinem Vater, er wolle nach Hause kom- men und Maler werden. Doch der Vater, der im Engadin sehr bekannte Architekt Jachen Ulrich Könz, war der Meinung, ein bisschen Allgemeinwissen täte dem Sohn gut. Also fügte sich dieser. «Ich war immer ein Typ, der sich stossen liess und sich angepasst hat.», erzählt der Künstler. Er sei sein Leben lang wankelmütig und unsicher gewesen. Mit Vater und drei Brüdern wuchs Constant in Zuoz und Guarda auf, die Mutter starb früh. Jachen Ulrich Könz heiratete später Seli- na Chönz, die mit ihrem Schellenursli-Buch berühmt wurde. Aus dieser zweiten Ehe stammt der bereits erwähnte Steivan Liun, der mit seinen Sgraffiti und Wandmalerei- an der Hauswand von ihm. Während des Ge- en in der ganzen Schweiz bekannt wurde. sprächs im Waldhaus schlug Constant im- mer wieder ein mitgebrachtes Notizbuch auf und las einen dieser Sätze, auf Romanisch Aber zurück zu Constant: Als Gymnasi- und dann Deutsch. Über 3500 eigene roma- ast durfte er einmal eine Woche mit dem nische Sprüche bewahrt er zu Hause auf. Unterengadiner Künstler Edgar Vital ver- «Aber eigentlich waren für mich die Sgraffiti bringen. «Das war eine der schönsten Wo- nie Kunst, sondern Arbeit», räsonierte Könz. chen meines Lebens», erinnert sich Könz, «aber ich hatte lange nicht den Mut, den Weg eines Künstlers einzuschlagen.» Dass Constant Könz doch noch Künstler geworden ist, verdankt er einem Autoun- fall: «Der Unfall hat mich wach gerüttelt», So wurde er zuerst Architekt und später erinnerte er sich. Durch die Nähe des To- Kunstlehrer. Er heiratete, wurde zweifa- des sei ihm bewusst geworden, wie wichtig cher Vater und liess sich in Zuoz nieder, weil es sei, seinen eigenen Weg zu gehen, sich sein Vater im Engadin Arbeit für ihn hatte. selbst zu werden. In die abstrakte Kunst Könz machte fortan Restaurationen an sei er dann hineingeschlittert. Die Kunst Hauswänden, malte Wandbilder, machte der 1960-er Jahre hätte ihn fasziniert, denn Sgraffiti. Inzwischen zieren diese Arbeiten «sie hatte einen geistigen Ausdruck, ohne die Wände zahlreicher Häuser im ganzen figurativ sein zu müssen.» Das abstrak- Engadin. Oftmals stammt auch der Spruch te Malen gebe ihm eine enorme Freiheit. 32 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 33

Könz‘ Gemälde, die der Künstler für diesen Abend mitgebracht hatte, waren lebhafte 17. März und 18. August Farbkompositionen, was für die Werke von Constant Könz typisch ist. «Mit Farbe kann «Wissenschaftsapéro» in Sils/Segl Maria man Harmonien schaffen», sagt der Künstler. – ein von Einheimischen wie von Sämtliche Bilder seien Improvisationen und Feriengästen beliebtes Informations- stets ein Spiegelbild seines Gemütszustan- und Diskussionsforum des. Oftmals gefallen ihm seine Werke deswe- gen am nächsten Tag nicht mehr. Dann wird Kulturelles Erbe - zwischen Wertschätzung übermalt, meistens mehrmals. «Ein gutes Bild und Ignoranz ist lebendig und hat Seele», meint Constant. Der erste Wissenschaftsapéro im Jahr 2016 fand am 17. März statt und trug den Titel: «Kulturelles Erbe - zwischen Wertschätzung Täglich malt Könz rund zwei Stunden, und und Ignoranz». Vier Persönlichkeiten aus das nur bei Tageslicht: «Bevor ich sterbe, Wissenschaft und Praxis trafen sich im Pa- möchte ich noch fünf Bilder malen können, villon der Chesa Fonio in Sils, um über unser die so gut wie möglich sind.» Vor dem Tod hat Verhältnis zum Kulturerbe zu diskutieren, der an Krebs erkrankte Künstler aber keine sowie über Möglichkeiten, dieses zu pflegen Angst: «Der Tod ist das grösste Abenteuer.» und für die Zukunft zu erhalten: Nott Cavie- zel (Vorstand am Institut für Kunstgeschich- te, Bauforschung und Denkmalpflege an der Mirella Carbone Technischen Universität Wien), Sabine Egg- mann (Lehrbeauftragte am Basler Seminar für Kulturwissenschaften), Köbi Gantenbein Wenn Fachleute und Laienpublikum (Chefredaktor der Zeitschrift ‚Hochparterre’, miteinander ins Gespräch kommen Präsident der Bündner Kulturkommission) und Anna Giacometti (Gemeindepräsiden- Der «Wissenschaftsapéro», den das ikg (Ins- tin Bregaglia). Zu Beginn der Veranstaltung titut für Kulturforschung Graubünden) und bat Moderator Marius Risi (Leiter des Insti- seine Engadiner Aussenstelle, das Kulturbü- tuts für Kulturforschung Graubünden ikg) ro Sils/Segl KUBUS, in Zusammenarbeit mit die Podiumsteilnehmerinnen und -Teil- FORUM ENGADIN seit 2006 ein bis zwei Mal nehmer um kurze persönliche Statements pro Jahr organisieren, hat einen festen Platz zum Thema: «Der Begriff Kulturerbe reicht im Silser Kulturprogramm und ein treu- weit über das Denkmalpflegerische hin- es Stammpublikum. Dieses schätzt es sehr, aus,» bemerkte Nott Caviezel, «er steht am mit Experten über wissenschaftliche Studi- Anfang der eigenen Selbstvergewisserung en, aber auch über Fragen von allgemeiner und hat mit Sinnstiftung zu tun». Insofern gesellschaftlicher Relevanz in lockerer Form hänge für ihn das Kulturerbe mit den sich diskutieren zu können. stets wandelnden Wertvorstellungen einer UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 33

Gesellschaft zusammen. Sabine Eggmann verschont geblieben sei. verwies in diesem Zusammenhang auf die Aus der sich anschliessenden Diskussion, in UNESCO-Welterbe-Liste, die sich im Verlauf die sich auch einige der rund 40 Zuhörerin- der letzten Jahrzehnte sehr erweitert hat. nen und Zuhörer einbrachten, ergaben sich Wurden anfänglich nur Baudenkmäler als weitere interessante Aspekte des Themas. Kulturerbe definiert, gesellten sich bald ein- Beispielsweise, dass der Begriff ‚Kulturerbe’ malige Naturlandschaften und technische nicht nur aktuell Konjunktur hat, sondern Errungenschaften hinzu. Inzwischen hat die im Verlauf der Geschichte immer wieder, vor UNESCO auch immaterielles Kulturerbe un- allem in Zeiten des Umbruchs, im Trend war: ter ihre Fittiche genommen, wie lebendiges etwa am Ende des 19. Jahrhunderts, im Zuge Brauchtum oder vom Verschwinden bedroh- der technischen Revolution, aber auch im te Sprachen. Kontext des zweiten Weltkriegs.

À propos bedrohte Sprachen: Köbi Ganten- Gletscherarchäologie bein hielt ein flammendes Plädoyer für das Der zweite Wissenschaftsapéro fand ‚öffentliche Wort’: auch dieses müsse drin- am 18. August statt; sein Thema war die gend als Kulturerbe definiert und geschützt «Gletscherarchäologie», eine relativ neue werden, in Zeiten von dessen ‚PR-Vermos- Disziplin, deren Entwicklung von der sen- tung’». sationellen Entdeckung der neolithischen Gletscherleiche ‚Ötzi’ im Jahr 1991 stark ge- Anna Giacometti vertrat mit ihrem Eintre- fördert wurde. Vorher wurden nämlich Glet- tensstatement in dieser Runde die lokalpo- scherfunde kaum beachtet. Die aktive archä- litische Ebene. Die Gemeindepräsidentin ologische Forschung in Gletschergebieten erinnerte an die negativen Seiten von Un- begann erst nach der Jahrtausendwende. Im terschutzstellungen: «Wir haben im Bergell Zuge der gegenwärtigen Klimaerwärmung ausserhalb der Bauzone ca. 1000 ungenutz- geben abschmelzende Gletscher und Eisfle- te Gebäude, alte Maiensässe und Ställe, die cken immer häufiger Objekte aus verschie- zerfallen, da sie aufgrund der Bundesgesetz- denen Epochen der (Ur-)Geschichte frei, die gebung nicht umgenutzt werden dürfen. für die Wissenschaft zum Teil von grösstem Die Gemeinde Bregaglia hat 2015 den Wak- Interesse sind. kerpreis für die Pflege ihres baukulturellen Die Gesprächsmoderation übernahm dieses Erbes und für verantwortungsbewusste Mal der Biologe David Jenny, Vorstandsmit- Ansätze zur Förderung einer behutsamen glied von FORUM ENGADIN und Präsident Weiterentwicklung der Talschaft erhalten. der Engadiner Naturforschenden Gesell- Dies sei allerdings nicht nur ein eigenes Ver- schaft (SESN). Mit ihm und mit dem zahl- dienst, sondern dem Umstand zu verdanken, reich anwesenden Publikum diskutierten dass das Tal, abgesehen von der Fraktion drei Persönlichkeiten aus sehr unterschiedli- Maloja, lange von Immobilienspekulationen chen Fachgebieten: Die Archäologin Leandra Reitmaier (Naef) stellte das von ihr geleitete 34 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 35

Leandra Reitmaier berichtete am Schluss der Veranstaltung vom bisher sensationellsten Eisfund im Kanton Graubünden, nämlich von einer weiblichen Gletscherleiche aus dem 17. Jahrhundert, die 1992 am Porchabel- la-Gletscher im Gebiet des Piz Kesch, an ei- ner ausgeaperten Stelle entdeckt wurde und gegenwärtig mit den neuesten Methoden nochmals erforscht wird.

Mirella Carbone

Gemeinsame Veranstaltungen mit SESN Forschungsprojekt ‚kAltes Eis’ (2013 bis 2016) (Societed engiadinaisa da scienzas natürelas vor, in dessen Rahmen die Gletscher im Kan- – Engadiner Naturforschende Gesellschaft) ton Graubünden systematisch nach Zeugen der Vergangenheit untersucht wurden. Da 22. Februar selbst durch intensive Geländearbeit nie- Wenn Schnarchen gefährlich wird – Vortrag mals das ganze Untersuchungsgebiet durch «Wer Didgeridoo spielt, schnarcht weniger» archäologische Fachleute abgedeckt werden konnte, war eine Einbindung des vielseiti- Schlafstörungen wie Schnarchen oder gen alpinen Publikums unabdingbar. Durch Schlafapnoe können Krankheiten auslösen, eine breit angelegte Informationskampagne Beziehungen gefährden und mitverantwort- wurden Wandertouristen, Bergsteiger, Klet- lich sein für die grosse Flaute am Tag. Die Ur- terer, etc. für das Phänomen der Eisfunde sachen lassen sich verschieden bekämpfen, sensibilisiert. Ergänzend dazu war auch eine sogar mit dem Gang in ein Musikgeschäft. enge Zusammenarbeit mit beruflich im Ge- birge verkehrenden Ansprechpersonen wie Rund 44 Prozent der Männer schnarchen re- Bergführern und Alpinpolizisten essentieller gelmässig. Und auch 28 Prozent der Frauen Bestandteil des Projekts. So arbeitete Leand- tun es dem starken Geschlecht gleich. Glück- ra Reitmaier auch oft mit dem Kantonspoli- licherweise tun dies nicht alle so laut wie zisten Ezio Crameri zusammen, der seit 2013 der Schwede Kare Walkert. Der hält, mit offi- Chef des Alpinkaders der Kapo Graubünden ziell gemessenen 93 Dezibel Lautstärke, den ist und mehrere Male bei Gletscherleichen- Weltrekord im Schnarchen und ist damit Bergungen mitgewirkt hat. Sowohl er als gleich laut wie der Lärm eines vorbeifahren- auch die dritte Podiumsteilnehmerin, die den Zuges. Über das Ehebett hinaus dürfte Glaziologin Christine Levy-Rothenbühler, er- Walkert damit des Nachts auch buchstäblich zählten von ihrem Berufsalltag am Gletscher. an der freundnachbarschaftlichen Harmo- UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 35

nie sägen. Schnarchen an sich ist aber eine normale Begleiterscheinung des Schlafes und grundsätzlich unschädlich. Das sagte Donat Marugg, der pensionierte, langjähri- ge Chefarzt Medizin im Spital Oberengadin und Initiant des dortigen Schlaflabors. Trotz- dem, Schnarchen kann Beziehungen zerrüt- ten, zu Mord und Totschlag führen oder wie beispielsweise in den USA als Scheidungs- grund herhalten. Vereinfacht ausgedrückt entsteht Schnarchen durch die Entspannung von Körper- und Schlundmuskulatur im Ra- chenbereich. Die Luftwege werden enger, die Luft bewegt sich schnelIer und es entstehen so Turbulenzen und Vibrationen, welche und Körper arbeiten, während die Muskeln schlussendliech die störenden Schnarchge- erschlaffen», so umschrieb Marugg die Eigen- räusche verursachen. Schnarchen kann laut schaften des Schlafs am Montagabend im Marugg unter anderem auf Erkältungen, Al- Auditorium der Academia Engiadina in Sa- lergien, Missbildungen oder Krankheiten be- medan; zum Anlass eingeladen hatte die En- ruhen. Schwellen bei Kindern die Mandeln gadiner Naturforschende Gesellschaft SESN stark an, so können selbst die Kleinsten laut im Rahmen einer Vortragsserie zur Schlaffor- schnarchen. Übergewicht, Übermüdung, schung. In Wirklichkeit bot Marugg den rund Medikamente, Nikotin oder Alkohol sind 40 Interessierten aber einen medizinisch-wis- weitere Faktoren, welche das Schnarchen be- senschaftlichen Exkurs in die Welt des Schla- günstigen. fes und dessen Anomalien.

Wann wird Schnarchen gefährlich? Schlafstörungen ernst nehmen Problematisch wird die Situation, wenn der Wer tagsüber müde, schläfrig, unkonzen- Mensch Schlafstörungen entwickelt. Diese triert oder depressiv ist und unter hohem können sich laut Donat Marugg mannigfal- Blutdruck oder unerklärlichen Herz- Kreis- tig zeigen und verschiedenen Ursprungs sein. laufbeschwerden leidet, dürfte mitunter Aus der Schlafforschung ist bekannt, dass die Ursache in einer gestörten ‚Schlafarchi- die menschliche ‚Schlafarchitektur’ je nach tektur’ finden. Verschiedene medizinische Schlafdauer pro Nacht vier bis sechs verschie- Tests, bis hin zur Rundum-Untersuchung dene, meist neunzigminütige Schlafzyklen im Schlaflabor, können die Ursachen und durchläuft. Diese führen vom Wachzustand die entsprechenden Behandlungsmethoden über die Einschlaf- und Leichtschlafphase aufzeigen. (REM) in die Non-REM-Phase, also in die vier- Eine der gefährlichsten Formen von Schlaf- stufige Schlaf- und Tiefschlafphase. «Gehirn störungen ist die sogenannte Schlafapnoe, 36 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 37

also die wiederholte, kurzzeitige Aussetzung der Atmung. ‚Apnoe’ - stammt aus dem Grie- 12. April chischen und bedeutet Windstille. In der Tat Was Holzfunde im Silsersee über die verursachen die Atemstillstände heftige. Klimageschichte des Oberengadins verraten körpereigene Abwehrreaktionen und verhin- dern dadurch in der Regel, dass Betroffene in Sandro Vattioni präsentierte seine Bachelor- den für sie lebenswichtigen, weil erholsa- arbeit über Holzfunde im Silsersee. Dabei ka- men Tiefschlaf fallen können. Auch der Kom- men sowohl die frühere Seefischerei als auch ponist Johannes Brahms oder der britische die Klimageschichte des Oberengadins zur Staatsmann Winston Churchill litten übri- Sprache. gens am Schlafapnoe-Syndrom (SAS). Mit allerdings unbekannten Auswirkungen auf Das Thema «Holzfunde im Silsersee» lockte deren Gesundheit und deren Tatendrang. über 50 Interessierte an den von der Natur- forschenden Gesellschaft angebotenen Vor- Didgeridoo spielen hilft gegen SAS trag in Samedan. Viele hatten Gerüchte ge- Um Schlafprobleme in den Griff zu bekom- hört von Tauchern, die im Silsersee aufrecht men, gibt es vielerlei Hilfsmittel. Von Me- stehende Baumstämme gefunden hätten. dikamenten über Zahnspangen, Schnarch- Solche wurden in der flachen Bucht süd- schienen oder Atemmasken bis bin zu ganz östlich der Halbinsel Chasté, in rund zwei- natürlichen Massnahmen. Dazu gehören in einhalb Metern Tiefe, stehend und liegend erster Linie die Veränderung des eigenen gefunden. Der Referent, Sandro Vattioni, Verhaltens sowie der inneren und äusseren Mitarbeiter im Department Erdwissenschaf- Störfaktoren für einen ruhigen und gesun- ten der ETH Zürich, untersuchte diese Baum- den Schlaf. stämme für seine Bachelorarbeit. Er kam zu Oder, Betroffene kaufen sich ein Didgeridoo, dem Schluss, dass sich der Seespiegel über dieses obertonreiche Blasinstrument der die Jahre verändert haben muss, da in unse- nordaustralischen Aborigines, und lernen, ren Breitengraden keine im Wasser stehen- darauf zu spielen. Die dazu nötige Technik den Bäume wachsen. der Zirkularatmung gilt als ausgezeichne- tes Training für die Hals-, Mund- und Atem- Wann und wieso sind sie gestorben? muskulatur; 2006 publizierten Milo Puhan, Sandro Vattioni präsentierte zwei Hypothe- Alex Suarez, Christian Lo Cascio, Alfred Zahn, sen, weshalb die Bäume hier ‚gestorben’ sein Markus Heitz und Otto Braendli eine ent- könnten. Entweder durch Anstieg des See- sprechende Studie zur Wirkung des Didge- spiegels oder einen Tsunami um das Jahr ridoospielens auf das Schnarchen und das 700. Die Probeentnahme für die Untersu- Schlafapnoesyndrom mit dem Titel «Didge- chungen erfolgte im Rahmen einer Übung ridoo play as alternative treatment for obst- von Tauchern der Kantonspolizei. Vier Hölzer ructive sleep apnoea syndrome». standen und vier lagen auf dem Seegrund. Bei zweien ist die Position unbekannt. Zur Al- Jon Duschletta UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 37

die Fischerei wie beispielsweise einer Reu- se darstellen. Bleiben das Holz aus der spä- ten Römerzeit und die drei ‚vorchristlichen’ Hölzer. Hier folgert Sandro Vattioni, dass der Seespiegel damals etwa drei Meter tiefer lag als heute und erst nach dem Jahr 300 sein heutiges Niveau erreicht habe. So werden auch immer wieder stehende Bäu- me in 30 oder mehr Metern Wassertiefe in anderen Regionen des Silsersees erwähnt – werden diese als nächstes untersucht? Werden sie wohl leider nicht, denn Sandro Vattioni wendet sich für seine Masterarbeit einem anderen Forschungsgebiet zu. Könn- te der Seespiegel des Silsersees früher mal 30 Meter tiefer gelegen haben als heute? Experten haben bereits gemutmasst, dass tersbestimmung standen Vattioni zwei Me- der Silsersee vor dem letzten Vorstoss des thoden zur Verfügung: Die Jahrringanalyse Fornogletschers bis Maloja sich ins Bergell und die radiometrische CI4-Bestimmung. Bei hinunter entleert haben könnte. Wissen tut 'Ersterer müssen mindestens 50 gut erhalte- dies aber noch niemand. ne Jahrringe vorhanden sein, was bei den Sil- serseehölzern, die von Lärchen, Fichten und Katharina von Salisa Arven stammen, nicht der Fall war. Blieb also die radiometrische Datierung, welche über- raschende Resultate lieferte. Ein liegendes 19. April Holz war nur gut 40 Jahre alt, drei stehen- Vortrag «Getreide im Engadin, von Martina de und zwei Stämme unbekannter Position bis Sils Maria» stammen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Ein stehender Strunk ‚erlebte’ in den Jahren 66 Peer Schilperoord, Biologe und bis 230 die Römer im Engadin und drei lie- 'Kulturpflanzen-Spezialist' aus Alvaneu, refe- gende Stämme wurden auf ein Alter von so- rierte über Getreide: damit die Einheimischen gar 2500 bis 2800 Jahren geschätzt. die wichtigsten Getreidesorten kennen lernen, hat er sie auch gleich mitgebracht. Fischerei und tieferer Seespiegel Als Kinder sammelten wir immer mal wieder Sandro Vattioni nimmt an, dass der jüngs- Samen von Gräsern, um sie zu kauen. War te Baumstamm eingeschwemmt worden das mühsam, bis man eine Handvoll .bei- ist. Dagegen dürften die fünf Hölzer aus sammen hatte. Für die Steinzeitmenschen der Neuzeit Pfähle einer Infrastruktur für 38 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016

waren die kleinen Samen der Gräser wohl ein Ärgernis und sie fanden heraus, dass sie durch gezielte Verwendung von grösseren Samen Gräser mit grösseren Körnern, eben Getreide heranzüchten konnten, was erst- mals im Gebiet des ‚Fruchtbaren Halbmon- des’ stattfand. Über 50 Interessierte folgten dem von der Naturforschenden Gesellschaft in Samedan angebotenen Vortrag über die Geschichte des Getreideanbaus.

Vom ‚Garten Eden’ ins Engadin Fruchtbarer Halbmond? So nennt man das mondsichelförmige Gebiet nördlich der sy- aus dem Unterengadin belegt ist – kamen rischen Wüste, wo sich schon im 12. Jahrtau- Dinkel, Ackerbohnen, Lein, Linsen und Mohn send vor Christus Ackerbau und Viehzucht dazu. Roggen, Hafer und Hirse wurden spo- entwickelt haben. Damals war das Oberenga- radisch ab ungefähr 800 vor Christus ange- diner Haupttal noch nicht mal eisfrei. Dank baut, im Oberengadin etwa 150 Jahre später zeitweisem Niederschlagsreichtum entwi- auch Hanf. Aus dieser Zeit stammt die älteste ckelte sich im nahöstlichen Gebiet intensiver Ackerterrasse ob Champfèr, die auch zur Rö- Ackerbau, es entstanden die ersten Städte merzeit 'und im Mittelalter genutzt wurde. und auch der biblische ‚Garten Eden’ wird in dieser Region vermutet. Es brauchte mehre- Wundersame Kieselsäure re tausend Jahre, bis sich der Ackerbau und In Gräsern lagert sich Kieselsäure zwischen die Viehzucht aus dieser Gegend bis in die der äusseren Wachsschicht und den darun- Alpen und damit ins Engadin ausgebreitet ter liegenden Epidermiszellen ein. Damit hatten. Die ersten Hinweise von Ackerbau in schützen sich die Gräser vor Pflanzenfres- Graubünden finden sich in 6800 Jahre alten sern. Diese haben allerdings im Gegenzug Spuren von Pflügen bei Castaneda im Misox. passend strapazierfähige Gebisse entwi- Im nahen Trentino zeigen steinzeitliche Fels- ckelt. Welche weitere Bedeutung die Kiesel- ritzungen im Val Camonica, wie man sich die säure für die Pflanzen und schliesslich auch Kultivierung in etwa vorstellen kann: es han- für die Ernährung des Menschen hat, ist noch delte sich eher um eine Gartenkultur als um nicht abschliessend erforscht. Bekannt sind die Bestellung grosser Felder, dem Pflug wur- jedoch die betreffenden Stoffwechselpro- de nachgehackt. Angepflanzt wurden neben zesse. Die Pflanzen nehmen die Kieselsäure Gerste auch Einkorn, Emmer, Weizen, Flachs, aktiv über die Wurzeln auf. Gräser enthalten Mohn und Erbsen. Ab etwa 2200 vor Chris- zwischen zwei und 20 Prozent der Trocken- tus – ungefähr zu der Zeit, aus der Ackerbau masse als Kieselsäuregel. Dieses wird gezielt für die Bildung von Zellwänden genutzt, was UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 39

die Zellstabilität verbessert und auch Schutz vor hohen Temperaturen bietet. Fehlende 22. Juni Kieselsäure kompensiert die Pflanze durch Exkursion «Heilpflanzen am Wegrand» Bildung dickerer Zellwände. «Gerstensor- ten mit erhöhtem Kieselsäuregehalt haben Pflanzen mit heilenden Wirkstoffen wach- Blätter, die sich wie feines Schmirgelpapier sen fast überall, vor unserer Haustür oder anfühlen», erklärte Peer Schilperoord. Im am Wegrand. In grosser Vielfalt kommen sie Menschen findet man Kieselsäure in den auch entlang der ‚Senda‘ oberhalb Samedan Knochen, im Bindegewebe, im Blut, in den vor. Die Schwierigkeit liegt bloss darin, dass Haaren und in den Nägeln, und sie wird im man sie erstens erkennen und bestimmen Harn ausgeschieden. muss, dass zweitens deren heilende Wirkung bekannt ist und drittens die richtige the- Welche Sorten gedeihen hier oben? rapeutische Zubereitung und Anwendung Jahrhundertelang war man in der Grund- erfolgt. Wie komplex die Pflanzenheilkun- nahrung abhängig vom risikoreichen Anbau de ist, durfte an der von der Engadiner Na- weniger Getreidesorten, und diese lieferten turforschenden Gesellschaft organisierten wetterbedingt nicht jedes Jahr gute Ernten. Exkursion eine stattliche, vorwiegend weib- Später wurde Vieh nach Italien exportiert liche Teilnehmerschaft am ersten milden und auf dem Rückweg Getreide importiert. Sommerabend von Annina Buchli lernen. Sie Heute wird im Oberengadin kaum noch Ge- ist Pflanzenheilkundige und eigentlich noch treide angepflanzt – alles wird per Bahn oder vieles mehr, denn ihr Wissen beschränkt sich Lastwagen angeliefert. Bergackerbau ist je- nicht nur auf die Heilwirkung von Spitzwe- doch ein Teil unserer Geschichte und Kultur, gerich, Schafgarbe oder Erdrauch, sondern weshalb Peer Schilperoord am Sonnenhang umfasst auch Kultur- und Medizinhistori- oberhalb von Samedan seit ein paar Jahren sches. Goethe etwa soll gegen seine Herz- an der höhenmässig machbaren Grenze für schmerzen Arnikatee getrunken haben, eine Ackerbau einen Schaugarten betreibt. Er durchaus plausible Anwendung in Anbe- führt dort auch Versuche mit verschiedenen tracht der Wirkstoffe. Allerdings muss vor Sorten von Kulturpflanzen durch. Eines sei- Nachahmung gewarnt werden: Die thera- ner Projekte ist die Verbesserung der Stand- peutische Breite bei innerlicher Anwendung festigkeit des Cadi-Roggens, der einzigen ist gering, eine etwas zu hohe Dosis kann zu Zuchtsorte, welche schneereiche Winter in bedrohlichen Herzrhythmusstörungen füh- höheren Lagen übersteht. Andere haben dort ren. Pfarrer Künzle war zunächst eine Art moderne Braugerste mit einer alten Land- ‚Pflanzenarzt der Armen‘, die sich teure Me- sorte aus gekreuzt. Vielleicht dient dizin nicht leisten konnten; der Grieche Ga- Samedan ja bald als Freiluftlabor für neue len, dessen Medizin auf der Lehre der Körper- Getreidesorten. Schilperoords Forschungen säfte basierte, propagierte oft Abführmittel und Ausführungen sind jedenfalls wichtige und Aderlass für therapeutische Zwecke. Die Kulturzeugen, die es zu erhalten gilt. Vorgänger von Paracelsus bezogen sich auf

Katharina von Salis und David Jenny 40 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016

wechsel und kommen meist nicht in reiner Form, sondern als Cocktail vor. Die Gerb- stoffe der Heidelbeere wirken bei Durchfall, Preiselbeeren gegen Harnwegsinfektionen. Die Rinde der Weiden enthält Salicin, aus dem der heute gebräuchliche Wirkstoff Ace- tylsalicylsäure oder Aspirin entwickelt wur- de, ein äusserst erfolgreiches schmerz- und entzündungshemmendes Medikament. Brennnesseln gegen Rheuma, Maiglöckchen gegen Herzbeschwerden, zahlreich sind die Pflanzen mit therapeutischen Wirkstoffen. Es ist zu wünschen, dass die Jahrtausende alte Pflanzenheilkunde wieder vermehrt ihre Anwendung findet, dass auf das Wissen, wie die Signaturenlehre, die bis heute ausstrahlt. es Annina Buchli anschaulich vermittelte, So sollte das Leberblümchen dank der leber- zurückgegriffen wird und dadurch der eine förmigen Gestalt der Blätter Leberleiden lin- oder andere Gang zum Arzt gespart werden dern. Das Leberblümchen, das nur an einer kann. Stelle entlang der Senda im Oberengadin überhaupt vorkommt, enthält allerdings David Jenny kaum brauchbare Wirkstoffe, verriet Buchli. Hingegen konnte sie hundertfach aufzeigen, wie und wo teilweise hochwirksame Pflan- 13. September zenstoffe vorkommen und worauf es zu ach- Zurück zur Natur – Gewässerrevitalisierungen ten gilt: das Hirtentäschlein etwa enthält im Engadin – eine Erfolgsgeschichte blutstillende Stoffe, welche bei starken Blu- tungen zur Anwendung kommen können. Auf Einladung der Engadiner Naturforschen- Da dies auf einer Engerstellung der Gefässe den Gesellschaft folgten ca. 30 Interessierte beruht, ist in gewissen Situationen Vorsicht dem Vortrag von Pio Pitsch, Gewässerspezi- geboten. Thymian enthält schleimlösen- alist vom Umweltbüro EcoWert. Es ging um de ätherische Öle, die besser nicht als Tee, die zahlreichen Gewässer-Revitalisierungen sondern mittels Dämpfen oder auch über im Engadin. die Haut aufgenommen werden – gegen Husten. Dagegen hilft auch der Huflattich, Wir kennen sie alle, die geraden Flussläu- allerdings enthält er auch Stoffe, die nicht fe, die eher an Kanäle als an Gebirgsflüsse ungefährlich sind. Daher sei Vorsicht gebo- erinnern. Einst begradigt, um Kulturland ten, so Buchli. Pflanzenwirkstoffe haben vie- zu gewinnen und dieses sowie Siedlungen le unterschiedliche Einflüsse auf den Stoff- vor Überschwemmungen und Erosion zu UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 41

schützen, hat man inzwischen gelernt, wie der Hochwasserschutz mit der ‚Wiederbele- bung‘ der Gewässer sinnvoll verbunden wer- den kann. Darüber referierte Pio Pitsch, reich illustriert mit Vorher-Nachher-Bildern.

Umfahrung als Auslöser Auslöser für die Revitalisierung der Aue Stra- da im Unterengadin war ein Umfahrungs- strassenprojekt. Anfang der 1940er war die Aue noch intakt. Danach folgten jahrzehn- telang schleichende Einbussen bei den na- türlichen Werten: Wuhren wurden gebaut, die Auen beweidet, Kies abgebaut, eine Bau- schuttdeponie betrieben und seit 1970 auch die Wasserkraft genutzt. Zur Revitalisierung der Aue in den 1990er Jahren wurden ins- gesamt 149’000 m3 Material bewegt, zuge- führt oder wiederverwendet; kontaminier- tes Material wurde entsorgt. Die Umfahrung heutiger Sicht bestens bewähren. Besucher allein kostete 15,8 Millionen Franken, die Re- können heute miterleben, wie sich die Vege- vitalisierung 2,6 Millionen. 2012 folgte zur tation entlang von und Flaz entwickelt Entschärfung eines Konfliktes mit der Lang- und immer wieder neue kleine Lebensräu- laufloipe ein ergänzendes Projekt: zwei mit me und Pionierpflanzen gedeihen. Auch die Fichten bewachsene Inseln wurden entfernt Aue Cristansains wurde revitalisiert, indem und das linke Ufer fast unsichtbar besser ge- durchgehend vom Inn Wasser zufliesst, Fische gen Erosion geschützt. können jetzt frei zirkulieren. Zudem wurden drei Amphibiendurchlässe gebaut. Die Tier- Immer wieder neu gestalten welt hat die neu geschaffenen Lebensräume Auch im Oberengadin folgten Revitalisierun- schnell eingenommen. Allerdings erfreuen gen. Als Vorzeigeprojekt gilt diejenige des Flaz die jetzt natürlich ablaufenden Entwick- und des Inns bei Samedan. Dort waren Fragen lungsprozesse mit absterbenden Bäumen zum Hochwasserschutz Auslöser, und es ge- und Totholz nicht alle Besucher: «Wann wird lang die Umsetzung einer Win-Win-Situation hier denn endlich aufgeräumt?», soll schon zwischen Hochwasserschutz und Revitalisie- gefragt worden sein. Als weitere Optimie- rung. Die Verlegung des Flaz an die rechte rungsmassnahme wurde der Inn unterhalb Talseite und die Revitalisierung des Inns wa- des Siedlungsraumes in sein ursprüngliches ren damals visionäre Eingriffe zugunsten von Bett zurückverlegt: vielfältige Ufervegetation Natur und Hochwasserschutz, die sich aus anstatt Dammmauern. Schön, erholsam fürs 42 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 43

Auge und naturnah. Ansteckungsgefahr Revitalisierungen sind, so zeigt die Erfah- rung, sozusagen ansteckend. Und so hat Bever sich an die Revitalisierung der Ein- 30. November mündung des Beverin in den Inn gemacht. Die Arktis als Alarmanlage für Davor wurde 2012 der Ausgangszustand den Klimawandel wissenschaftlich erhoben. Es wurden Libel- len, Vögel, Fische und Amphibien bestimmt An einem spannenden Referat über die Flora und gezählt. Insgesamt wurden 151 Pflan- und Fauna Nordostgrönlands zeigte der eme- zenarten nachgewiesen, 17 davon stehen auf ritierte Elsässer Professor Benoit Sittler, wie der Roten Liste gefährdeter Arten. Erste Er- unser tägliches Handeln mitentscheidend ist folgskontrollen zeigen, dass der Lebenswelt für die Zukunft der arktischen Tierwelt. Durch 2016 mehr unterschiedliche Uferstrukturen kürzere Schneebedeckung haben sich deren zur Verfügung stehen und neu 62 Laich- Lebensumstände in den letzten Jahrzehnten gruben bestehen. Voraussichtlich 2017 kann drastisch verschlechtert. mit der zweiten Etappe der Revitalisierung – zwischen Bever und bis zur Einmündung Sittler hat mit seinem mehrköpfigen Team des Chamuera-Bachs in La Punt – begon- seit über 30 Jahren in der Arktis geforscht nen werden. Es wird weitere Revitalisierun- und referierte über die Ergebnisse seiner gen geben, die von Bund und Kanton stark ökologischen Langzeitforschung. Was 1988 gefördert werden. Wer bezahlt? Dies eine als Projekt zu den ‚sagenumwobenen Lem- der Fragen, die in der anschliessenden Dis- mingen’ begann, entwickelte sich ungewollt, kussion aufkam. Es sind vor allem Beiträge aber umso spannender auch zu einem Kli- von Bund und Kanton, die hier fliessen. Die mawandelprojekt. Restfinanzierung bleibt aber bei den Ge- meinden. Auch als Ersatzmassnahmen für Wie war das mit den Lemmingen? Erschliessungsprojekte, können Revitalisie- Gleich zu Beginn räumte Sittler mit einem rungen umgesetzt werden. Insgesamt eine Mythos auf. Die Lemminge, so steht es noch sehr positive Sache. Geht es im Naturschutz heute in vielen Lehrbüchern, stürzen sich, doch oft darum, bedrohte Lebensräume vor wenn sie Dichtestress haben, über eine Fels- der Zerstörung oder Beeinträchtigung zu wand in den Tod. «So hat es Walt Disney vor schützen, so gibt es hier die Möglichkeit, Na- Jahrzehnten in einem Film darstellen las- turwerte aktiv zu fördern oder gar völlig neu sen“. Er ging der Sache in Ostgrönland nach aufzubauen. und stellte fest, dass sich dort die Lemminge bis 1998 alle vier Jahre stark vermehrt hat- Katharina von Salis und David Jenny ten. Seit 2000 bleiben die Lemmingzyklen ebenso aus wie diejenigen der sie jagenden Hermeline. Von Selbstmordaktionen fand UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 43

er nicht die geringsten Hinweise. Wie er das zu fünf bis zehn Begegnungen pro Sommer. herausgefunden hat? Da wurden jedes Jahr Die markante Zunahme von Begegnungen die unter der Schneebedeckung angelegten mit Eisbären zeigte er mit eindrücklichen Winternester der Lemminge gezählt. An- Bildern. Da war der Eisbär, der die Wetter- hand des Kotes und der unter der Schneede- station beschnupperte und ein Zelt zerlegte. cke gezählten Winternester dokumentierte Unter solchen Umständen musste das Lager er, ob in einem Nest Junge aufgekommen mit Alarm-Minen und einem Elektrozaun ge- waren und wie viele der Nester durch Her- schützt werden. Eisbären jagen Robben vor meline übernommen wurden. allem auf dem Packeis, und das schwindet mehr und mehr. Weil das Meer früher eisBö- Schnee-Eulen und Moschusochsen den sind mehr als einfache Unterlagen. Sie Danach fokussierte der Referent auf die entstanden über Jahrtausende, beherbergen wunderschönen Schneeelen. «Es braucht etwa 1 Million Mikroorganismen pro Gramm, etwa eine Dichte von zwei Lemmingen/Hek- speichern Wasser und Nährstoffe und stel- taren, damit Schnee-Eulen hier genug Nah- len diese den Pflanzen zur Verfügung. Kurz, rung finden, um Brutversuche zu starten, so sie bilden das Fundament für viele Lebens- Sittler. Solche Werte gab es bis 1999 alle drei prozesse. Bodenforscher Frank Hagedorn bis vier Jahre. Danach wurden diese Werte von der Eidgenössischen Forschungsanstalt nur noch drei Mal erreicht. Mit einem aus- für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gab geklügelten Fangtuchsystem wurden Eulen anlässlich eines Referats bei der Engadiner gefangen und für die Satellitentelemetrie Naturforschenden Gesellschaft einen span- bestückt. Ein Vogel flog im Frühling nord- nenden, lehrreichen Einblick in das verbor- wärts nach Ellesmere Island und kam erst gene Leben im Boden. Dabei präsentierte er im November zurück. Auch die Wanderun- neuste Forschungsergebnisse, die aufzeigen, gen der Falkenraubmöwen und das Leben wie Böden auf den Klimawandel reagieren. der Moschusochsen wurde erforscht. In den letzten Jahrzehnten traten öfter auch im Mit einem einfachen Topfflanzen-Versuch Hochwinter Tauperioden auf, nach welchen konnten die Forscher an der WSL in Birmens- der Schnee hart gefriert. Die Moschusochsen dorf die Bedeutung der CO2-Freisetzung aus haben deshalb Mühe, den vereisten Schnee dem Boden aufzeigen. Dabei setzen kleine aufzuscharren, um ans Gras zu kommen. Die Blumentöpfe insgesamt mehr CO2 frei als Forscher haben entsprechend vermehrt Mo- sie durch die Photosynthese aufnehmen. Das schusochsenskelette angetroffen: die Popu- liegt daran, dass in der Humusschicht Mikro- lation nimmt ab. organismen organische Stoffe abbauen und dabei Kohlendioxid freisetzen. So wird eine Eisbären ohne Eis Pflanze mitsamt dem Boden zu einer CO2 Während Benoit Sittler zwischen 1988 und Quelle und stellt keine CO2 Senke dar, wie 1992 im Untersuchungsgebiet an Land kei- im Allgemeinen angenommen wird. In grö- ne Eisbären gesehen hat, kam es nach 2000 sseren Systemen sind die Zusammenhänge 44 I UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 45

allerdings weitaus komplexer. Ob etwa ein Argumenten für die empfindlichen Zusam- Waldökosystem eine CO2-Senke oder -Quelle menhänge im Reich der Böden zu sensibili- ist, hängt von einer Vielzahl von Einflussfak- sieren. Der Klimawandel hat Auswirkungen toren wie Temperatur, Trockenheit oder der auf diese Zusammenhänge. Allein diese Er- Zusammensetzung der Baumarten ab. Ha- kenntnis spricht für einen sorgsamen Haus- gedorns Team führte Experimente durch, bei halt mit unseren Ressourcen. Die Böden ge- welchen es Lärchen und Föhren im Bereich hören definitiv dazu. der Waldgrenze mit CO2 begaste und die Wuchsreaktion mass. Dabei zeigte sich, dass Weil das Meer früher eisfrei ist und länger die beiden Baumarten ganz unterschiedlich eisfrei bleibt, verringert sich ihr Lebensraum auf ein erhöhtes CO2-Angebot reagierten: rapide. Es scheint ungewiss, ob sie sich durch Lärchen wuchsen deutlich schneller, Föhren das jetzt beobachtbare Ausweichen aufs hingegen kaum. Auch Erwärmung führte zu Land der neuen Situation schnell genug an- einer erhöhten Wachstumsrate der Bäume passen können, da bei steigenden Tempe- an der Waldgrenze, aber auch zu einer ver- raturen auch die potenzielle Beute an Land stärkten CO2 Freisetzung aus den Böden, so immer weniger wird. dass insgesamt mehr Kohlendioxid abge- geben wurde. Man spricht von einer posi- Katharina von Salis und David Jenny tiven Rückkopplung: (globale) Erwärmung beschleunigt den CO2 Anstieg und verstärkt sich damit selbst, zumindest in den unter- 6. Dezember suchten Waldgrenzen-Ökosystemen. Ob und Vortrag «Böden im Klimawandel» wie sich derlei Prozesse auch weltweit aus- wirken, darauf konnte und wollte Hagedorn Böden sind mehr als einfache Unterlagen. Sie sich nicht festlegen. Zu komplex und man- entstanden über Jahrtausende, beherbergen nigfaltig sind die globalen Wirkungen und etwa 1 Million Mikroorganismen pro Gramm, zudem sind sie einer ständigen Veränderung speichern Wasser und Nährstoffe und stel- unterworfen. Hingegen stellte er fest, dass len diese den Pflanzen zur Verfügung. Kurz, bei Störungen der Böden, etwa durch die sie bilden das Fundament für viele Lebens- Bodenverdichtung beim Einsatz von schwe- prozesse. Bodenforscher Frank Hagedorn ren Fahrzeugen, Böden vermehrt Methan von der Eidgenössischen Forschungsanstalt abgeben, weil Mikroorganismen einen Sau- für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gab erstoffmangel erleiden. Methan hat im Ver- anlässlich eines Referats bei der Engadiner gleich zu Kohlendioxid einen um das 25fache Naturforschenden Gesellschaft einen span- höheren Treibhauseffekt. Dies ist ein starkes nenden, lehrreichen Einblick in das verbor- Argument für einen schonenden Umgang gene Leben im Boden. Dabei präsentierte er mit den Böden. Insgesamt verstand es Hage- neuste Forschungsergebnisse, die aufzeigen, dorn ausgezeichnet, mit wissenschaftlichen wie Böden auf den Klimawandel reagieren. UNSERE VERANSTALTUNGEN IM VEREINSJAHR 2016 I 45

Mit einem einfachen Topfflanzen-Versuch zudem sind sie einer ständigen Veränderung konnten die Forscher an der WSL in Birmens- unterworfen. Hingegen stellte er fest, dass dorf die Bedeutung der CO2-Freisetzung aus bei Störungen der Böden, etwa durch die dem Boden aufzeigen. Dabei setzen kleine Bodenverdichtung beim Einsatz von schwe- Blumentöpfe insgesamt mehr CO2 frei als ren Fahrzeugen, Böden vermehrt Methan sie durch die Photosynthese aufnehmen. Das abgeben, weil Mikroorganismen einen Sau- liegt daran, dass in der Humusschicht Mikro- erstoffmangel erleiden. Methan hat im Ver- organismen organische Stoffe abbauen und gleich zu Kohlendioxid einen um das 25fache dabei Kohlendioxid freisetzen. So wird eine höheren Treibhauseffekt. Dies ist ein starkes Pflanze mitsamt dem Boden zu einer CO2 Argument für einen schonenden Umgang Quelle und stellt keine CO2 Senke dar, wie mit den Böden. Insgesamt verstand es Hage- im Allgemeinen angenommen wird. In grö- dorn ausgezeichnet, mit wissenschaftlichen sseren Systemen sind die Zusammenhänge Argumenten für die empfindlichen Zusam- allerdings weitaus komplexer. Ob etwa ein menhänge im Reich der Böden zu sensibili- Waldökosystem eine CO2-Senke oder -Quelle sieren. Der Klimawandel hat Auswirkungen ist, hängt von einer Vielzahl von Einflussfak- auf diese Zusammenhänge. Allein diese Er- toren wie Temperatur, Trockenheit oder der kenntnis spricht für einen sorgsamen Haus- Zusammensetzung der Baumarten ab. Ha- halt mit unseren Ressourcen. Die Böden ge- gedorns Team führte Experimente durch, bei hören definitiv dazu. welchen es Lärchen und Föhren im Bereich der Waldgrenze mit CO2 begaste und die David Jenny Wuchsreaktion mass. Dabei zeigte sich, dass die beiden Baumarten ganz unterschiedlich auf ein erhöhtes CO2-Angebot reagierten: Lärchen wuchsen deutlich schneller, Föhren hingegen kaum. Auch Erwärmung führte zu einer erhöhten Wachstumsrate der Bäume an der Waldgrenze, aber auch zu einer ver- stärkten CO2 Freisetzung aus den Böden, so dass insgesamt mehr Kohlendioxid abge- geben wurde. Man spricht von einer posi- tiven Rückkopplung: (globale) Erwärmung beschleunigt den CO2 Anstieg und verstärkt sich damit selbst, zumindest in den unter- suchten Waldgrenzen-Ökosystemen. Ob und wie sich derlei Prozesse auch weltweit aus- wirken, darauf konnte und wollte Hagedorn sich nicht festlegen. Zu komplex und man- nigfaltig sind die globalen Wirkungen und 46 47 47 48 I JAHRESRECHNUNG 2016 UND BUDGET 2017 JAHRESRECHNUNG 2016 UND BUDGET 2017 I 49

Jahresrechnung 2016 und Budget 2017

Erfolgsrechnung per 31.12.2015 per 31.12.2016 Budget 2016 Budget 2017

Ertrag 2015 CHF Ertrag 2016 CHF Ertrag 2016 CHF Ertrag 2017 CHF

Mitglieder Beiträge 19 540.00 18 530.00 20 000.00 19 000.00 Mitgliederbeiträge lebensl. 3 500.00 1 500.00 2 000.00 1 000.00 Beiträge GV/Events 4 420.00 5 802.00 6 000.00 6 000.00 Spenden, Sponsorenbeiträge 11 850.00 842.00 4 000.00 2 000.00 Zinserträge/aus Rückstellung - - - -

Total Ertrag 39 310.00 26 674.00 32 000.00 28 000.00

Aufwand 2015 CHF Aufwand 2016 CHF Aufwand 2016 CHF Aufwand 2017 CHF

Sekretariat, AHV, Unfall 6 815.00 8 632.00 6 000.00 7 000.00 Büromaterial 310.00 166.00 1 500.00 500.00 Drucksachen/Jahresbericht 6 107.00 6 217.00 6 000.00 6 000.00 Inserate/Werbung/Homepage 440.00 459.00 1 500.00 1 000.00 Porti 1 759.00 1 858.00 2 000.00 2 000.00 Spesen Vorstand - - - 500.00 Spesen Baderledas 1 719.00 7 433.00 3 000.00 3 000.00 Spesen GV 4 340.00 3 918.00 9 000.00 5 000.00 Beiträge an Verbände 700.00 200.00 1 000.00 500.00 Bankspesen 290.00 272.00 500.00 500.00 Preise und Spende 3 700.00 1 700.00 5 000.00 5 000.00 Verrrechnungssteuer 1.00 - - - Debitorenverlust - - - - Total Aufwand 26 181.00 30 855.00 35 500.00 31 000.00

Gewinn/Verlust 13 129.00 - 4 180.00 -3 500.00 -3 000.00 48 I JAHRESRECHNUNG 2016 UND BUDGET 2017 JAHRESRECHNUNG 2016 UND BUDGET 2017 I 49

Bilanz per 31.12.2015 per 31.12.2016

Aktiven 2015 CHF Aktiven 2016 CHF

Kassa – – GKB CD 122.380.100 54 600.00 51 300.00 Wertschriften – – Debitor Verrechnungsst. – – Debitoren – – Total Aktiven 54 600.00 51 300.00

Passiven 2014 CHF Passiven 2015 CHF

Kreditoren 2 100.00 3 000.00 Eigenkapital 1. Januar 39 400.00 52 500.00 Trans. Passiven – – Gewinn/Verlust 13 100.00 - 4 200.00 Total Passiven 54 600.00 51 300.00 50 I VORSTAND UND UNTERSTÜTZENDE GREMIEN VORSTAND UND UNTERSTÜTZENDE GREMIEN I 51

Vorstand

Februar 2016

Präsident Hosch Hansjörg, Dr. med. Sonnenheim 7505 Celerina Arzt [email protected]

Mitglieder Bachmann Bernard Culögnas 8 7502 Bever Autor [email protected] Caflisch Reto, lic.jur. San Bastiaun 7 7503 Samedan Rechtsanwalt [email protected] Carbone Mirella, Dr. phil. Chesa Fora 7514 Sils-Maria Betriebswirtschafter [email protected] Gansser Reto, Dipl. Ing. Arch. Muragls Sur 3 7504 Pontresina Architekt [email protected] Jenny David, Dr. phil. nat. Chesa Suot Aquadotas 7524 Zuoz Biologe [email protected] Preisig Franziska, Dr. iur. Quadratscha 14 7503 Samedan Juristin [email protected] Rauschenbach Jürg Via de la Botta 77 7504 Pontresina Betriebswirtschafter [email protected] Römer Doris Rebweg 23 8700 Küsnacht [email protected]

Ehrenpräsident Caratsch Claudio Bügl Suot 7525 S-chanf a. Botschafter [email protected]

Ehrenmitglieder Conte de Salis Carlo und Carolyn Yarlington House BA98DY GB-Wincanton (Bondo) 50 I VORSTAND UND UNTERSTÜTZENDE GREMIEN VORSTAND UND UNTERSTÜTZENDE GREMIEN I 51

Patronatskomittee Barth Peter Via Stredas 7500 St. Moritz Bodmer Hans C. Mühlestrasse 15 8803 Rüschlikon Danuser Hanspeter, Dr. Via Dr. Oskar Bernhard 7 7500 St. Moritz Imholz Hans Rothfluhstr. 83 8702 Zollikon Nievergelt Thomas, lic. iur. PLazzett 11 7503 Samedan Ruch Hans-Jörg, Dipl. Ing. arch. Via Dim Lej 46 7500 St. Moritz

Rechnungsrevisoren Bolli Ursula, Dr. Via Comünela 57 7522 La Punt-Chamues-ch Krages Angela Via Gap Baselgia 4 7512 Champfèr Wasescha Monika Via Chavallera 15 7500 St. Moritz

Medien Catrina Werner Laurenzgasse 1 8006 Zürich Freier Journalist Stifel Reto Via Surpunt 54 7500 St. Moritz Engadiner Post Fontana Martina Casa Melchior 7530 Fundaziun Agentura da Novitads Rumantscha ANR Fuchs Marina Chesa Zigna 7505 Celerina Südostschweiz Jur Marie-Claire Via Surpunt 54 7500 St. Moritz Engadiner Post 52 I MITGLIEDSCHAFTEN MITGLIEDSCHAFTEN I 53

Mitgliedschaften

Hanspeter und Karen Achtnich Via Suot Crasta 15 7505 Celerina Robert Ackeret Via Suot Chesas 4 7512 Champfèr Marc Aerni Weinbergstr. 115 8408 Winterthur Max und Barbara Albers Freie-Strasse 25 8032 Zürich Franz und Sophie Albers Zürichbergstr. 58 8044 Zürich Barbara Altwegg Chrummwisstr. 81 8700 Küsnacht Marinella Antonini Dreikönigstrasse 26 8002 Zürich Romedi Arquint Chesa Bellavista 7526 Cinuos-chel V Bernard und Brigitte Bachmann und Fuchs Culögnas 8, Chesa Allegria 7502 Bever Hansueli Baier Lachenweg 4 7000 Chur Max Baier Wermatswilerstr. 66a 8610 Uster Peter und Junia Bally Austrasse 102 8706 Meilen Peter und Trudy Barth Via Johannes Badrutt 9 7500 St. Moritz Fredi und Margrit Barth Eichstrasse 19 8142 Uitikon-Waldegg Susanne Basler Alte Landstrasse 44 8302 Kloten Dr. Josi Battaglia Crasta 6 7503 Samedan Sonja Baumberger Chesa Spelma 7522 La Punt-Chamues-ch Ruedi und Regula Bechtler und Kunz Langackerstrasse 124 8704 Herrliberg Susan und Tom Berna-Kienberger Via Anemona 9 7500 St. Moritz Claudio Bernasconi Waldhaus am See AG, Via Dimlej 6 7500 St. Moritz Dr. med. Paolo Bernasconi Via Tinus 3 7500 St. Moritz Hans-Peter und Annelis Bernhard Dammerkirchstr. 20 4056 Basel Martin Berthod Kur- und Verkehrsverein, Via Maistra 12 7500 St . Moritz L Werner Beyeler Via Maistra 22 7500 St. Moritz Carola und Peider Bezzola Via Rondo 7504 Pontresina Duri Bezzola Pütvia 7550 Scuol L Martin und Miryam Bisang Im Düggel 3 8700 Küsnacht Prof. Dr. Peter André Bloch Gallusstrasse 30 4600 Olten L Hans C. und Christine Bodmer Mühlestrasse 15 8803 Rüschlikon Dr. Renée und Hermann Bodmer Heliosstrasse 12 8032 Zürich René Bogorad Ettenbergstrasse 19 8903 Birmensdorf Dr. Ursula und Ernst Bolli Via Cumünela 57 7522 La Punt-Chamues-ch David Bon Staldernstr. 12 8158 Regensberg Maja Bonetti Via Sela 11 7500 St. Moritz Peter und Susanne Boser Weinbergstrasse 36 8200 Schaffhausen Urs Brander Chesa Pradels 169 A 7525 S-chanf Dr. Hanspeter und Ursi Brändli Bützenweg 12 6300 Zug L Klaus-Peter Braun Traubenweg 60 5313 Klingnau Dr. Thomas und Marianne Brender Leeacherstrasse 23 8123 Ebmatingen Andrea Brenn Via Chavallera 14 7500 St. Moritz L Martin B. und Nicky Brenninkeijer-von Mengden Heideweg 1A 1261 GP Blaricum Noemi Brunner Truoch dal Mulins 10 7505 Celerina Mia und Koni Brunner Schwer und Eberhardt Ränkestrasse 19 8700 Küsnacht Susi und Urs Brunner-Illi Galtbrunnen 15 8855 Wangen SZ Fredi Büchel Schnädt 9063 Stein /AR L Anna E. Bucher Erbstr. 17 8700 Küsnacht Georg Budja-Canal Via 27 7504 Pontresina Susann Burger Schäracher 40 8053 Zürich 52 I MITGLIEDSCHAFTEN MITGLIEDSCHAFTEN I 53

Mitgliedschaften

Herbert Büttner alte Landstrasse 116 8708 Männedorf L Lorenzo Buzzetti Surtuor 13 7503 Samedan L V Reto Caflisch San Bastiaun 7 7503 Samedan L Adrian Cambensy Chesa Murezzan 7522 La Punt-Chamues-ch L Dr. Jürg und Esther Cambensy Alpenstrasse 173 8203 Schaffhausen Gian Battista und Paula Camenisch San Bastiaun 24 7503 Samedan Chasper und Ursula Campell Campi 7411 Sils i.D. Hans Peter und Margrit Capon Quadratscha 42 7503 Samedan L V Claudio und Brigitta Caratsch Bügl Suot 7525 S-chanf V Dr. Mirella und Joachim Carbone und Jung Seglias 46 7514 Sils Maria L Werner Catrina Laurenzgasse 1 8006 Zürich Lilo Clauss-Kunz Grundwiesstrasse 12 8700 Küsnacht Dr. Ewart Thomas und Hilary Cole Homelstrasse 36 4114 Hofstetten L Dr. Guido und Marina Condrau Rütistrasse 29 8702 Zollikon L Rena Coninx Supino Wühre 13 8001 Zürich Regula und Beat Curti Seestrasse 106 8703 Erlenbach Silvia und Hans-Rudolf Däniker Rheinfallstrasse 15 8447 Dachsen Dr. Hanspeter Danuser Via Dr. Oskar Bernahrd 7 7500 St. Moritz Carlo und Carolyn de Salis Yarlington House BA9 8DY Wincanton/Somerset Frank und Rita Deiters Via dal la Botta 7504 Pontresina Prof. Dr. Tim und Mascha Dracos Räpsweg 7 8126 Zumikon Hans und Marguerite Dreher Rebwiesstrasse 29 8702 Zollikon Franziska Durband und Armin Brunner Muttals 7 7515 Sils Baselgia Ruth und Robert Eckerlin Hohestrasse 116 4104 Oberwil (BL) L Brigitte Eckhardt Thomas und Ursula Eigenmann Dierauerstr. 14 9000 St. Gallen Maria Ek Westerberg Churerstr. 25 8808 PfäffikonZ S Bernhard und Jeannine Equey-Gentil Therwilerstrasse 54 4153 Reinach Beat Ernst Haltbergstrasse 25 8630 Rüti Nicole Fenner San Bastiaun 7 7503 Samedan Ingeborg Fischer Weinbergstr. 115 8408 Winterthur Dr. Hansjörg Frei Burgstrasse 29 8617 Mönchaltdorf L Dr. Jürg Frei Hadlaubstrasse 66 A 8006 Zürich Maurus und Corinna Frei und Laube Masanserstr. 46 7000 Chur Marina Fuchs Chesa Zigna 7505 Celerina Manuela Gadient San Bastiaun 17 7524 Zuoz Dr. Jean-Pierre und Ruth Gamper Postfach 41 7503 Punt Muragl L V Reto Gansser Muragls Sur 3, Architekt SIA / BDA 7504 Pontresina Dr. Thomas P. und Rosemarie Gasser Mommsenstr. 12 8044 Zürich Gemeinde Bever Renato Roffler 7502 Bever Veronika und Hermann Gericke Seestrasse 40 8700 Küsnacht Dr. iur. Jürg und Elisabeth Gerster-Schulthess Erbstr 7 8700 Küsnacht Monica Glisenti Via Giandains 8 7504 Pontresina Hans-Rudolf und Maja Gloor Veilchenweg 3 5034 Suhr Günther Glück Bergäckerweg 8 86825 Bad Wörishofen Felix und Elisabeth Goessler-Alioth Chapfstrasse 43 8142 Uitikon Waldegg L Annalies Graber Schönacherstrasse 14 8706 Meilen Barbara Graf Horka + Georg Horka Susauna 214 7526 Cinuos-chel 54 I MITGLIEDSCHAFTEN MITGLIEDSCHAFTEN I 55

Mitgliedschaften

Gisela Gredig Pros dal Sudò, Via dals Ers 7504 Pontresina Myrtha Grimm Im Bergli 4 8924 Oberrieden Marianne Grob Haldenstrasse 8 8126 Zumikon Dr. Peter und Verena Gross Schlossbergstrasse 34 8702 Zollikon Dr. Hans-Caspar Grossmann Fangenstrasse 1 8713 Uerikon Martin Grossmann Stötzlistrasse 60 8707 Uetikon am See Pic cola Gruber Via da Baselgia 54 7515 Sils/Segl Baselgia Hans Ulrich und Audrey Gujer Gurtenweg 47A 3074 Muri bei Bern Lisbeth Gulich Langwisstrasse 30 8126 Zumikon L Alexander und Valerie Hackel Flühliweg 3 6045 Meggen Daniel Alfons Haering-Mettler In der Teien 15 8700 Küsnacht L Dr. Walter Hartmann Heiligkreuz 22 9490 Vaduz Ursula Härtsch-Rohrer Imbisbühlstrasse 107 8049 Zürich Markus Hauser Hotel Hauser, Via Traunter Plazzas 7 7500 St. Moritz Dr. Peter Hauser Trottenwiesenstrasse 33 8404 Winterthur Ruedi und Ruth Heeb Ebnetstrasse 36 9032 Engelburg L Prof. Richard Heierli Schwellestrasse 8 8802 Kilchberg Marianne Herold Speerstrasse 18 8038 Zürich Uta Herz Via Foppettas 19, Chesa sur Sela 7500 St. Moritz Christa und Rolf Hintermann Ringlikerstrasse 27 8142 Uitikon Waldegg Claudius Hofmann und Cristina Sartorio Via Laret 8A 7500 St. Moritz L H C. und E. Hissung Hotel Engadinderhof 7504 Pontresina L Marcel und Anna Hofmann Suren 7523 Madulain V Dr. Hansjörg und Jeanette Hosch Sonnenheim 7505 Celerina L Eric und Eva Huber Rütistrasse 4 8126 Zumikon L Rudolf und Silva Huber Zürichbergstr. 53 8044 Zürich Marianne Huegli Chesa Planta Plaz, Surtuor 4 7503 Samedan Dr. Caspar und Claudia Hürlimann Rainstrasse 8 8712 Stäfa L Hans und Doris Imholz Rotfluhstrasse 83 8702 Zollikon Dr. Felix Jaecklin Geissbergstrasse 46 5408 Ennetbaden L Ladina Jaecklin-Pedretti Geissbergstrasse 46 5408 Ennetbaden Rudolf Jaeggi Breitenacher 6 8126 Zumikon Emil Jäger Marco und Corinne Jagmetti - Giacometti Kurfirstenstrasse 61 8002 Zürich V Dr. David Jenny Chesa Suot Aquadotas 7524 Zuoz Marie-Claire Jur Graubündner Kantonalbank Via Maistra 1 7500 St. Moritz Viola Käumlen Chesa Ela 7502 Bever Dr. Felix Keller Plazzet 12 7503 Samedan L Dr. iur. Theodor Keller Waldeggstrasse 28 8405 Winterthur Andreas W. und Charlotte Keller Rebhusstr. 60 8126 Zumikon L Prof. Luzius Keller Hadlaubstrasse 94 8006 Zürich L Dominik und Madeleine Keller-Guignard Goldhaldenstrasse 51 8702 Zollikon L Walter Kielholz Pilatusstrasse 18 8032 Zürich L Urs Kienberger Seglias 42 7514 Sils/Segl Maria Dr. Ernest und Risa Klainguti Im Obstgarten 15 8700 Küsnacht Göri Klainguti Plazza Aviatica 30 7503 Samedan L Dr. Ulrich Knellwolf Neuweg 12 8125 Zollikerberg 54 I MITGLIEDSCHAFTEN MITGLIEDSCHAFTEN I 55

Mitgliedschaften

Robert und Lilly Kobler Grossächerstr. 25 8966 Oberwil-Lieli Kurt und Anne-Louise Köhl Flumroc AG, Beulweg 30 8853 Lachen SZ Marcel Koller Riss-Team AG, Via San Bastiaun 6 7503 Samedan Dres. Georges und Margaret Kopp-Brasch Neubruchstrasse 6 8127 Forch L Dr. Stefan und Maia Kraft Weid 12 8126 Zumikon Angela Krages Via Gap Baselgia 4 7512 Champfèr Christa und Walter Krein Chesa Tschuetta, Mareg 217D 7524 Zuoz Katrin Krieger Eichholtern 26 6403 Küssnacht Hermann und Susi Krüsi Mövenstrasse 17 8645 Rapperswil - Jona Dr. Paul und Sidonia Lampert Sunnhaldenstr. 22d 8600 Dübendorf L lic. phil. Dora Lardelli Rotic cio 7603 Vicosoprano Dr. iur. Guido Emilio Lazzarini via Retica 26 7503 Samedan Robert und Veronika Leibundgut Wettsteinstrasse 5 8332 Russikon Beat und Edeltraud Leimbacher Grundstrasse 16 8126 Zumikon L Regula Leimbacher-Fäh Via Chantunela 45 7522 La Punt Chamues-ch L Dr. Willi Leimer Schwyzerstrasse 61 b 8832 Wollerau Esther Ley Im unteren Tollacher 18 8162 Steinmaur Ulrich und Anette Lichtenberg Reichenbachweg 19 61462 Königstein/Taunus Alfred Lochau Foto FluryPostfach 65 7504 Pontresina Guido Locher Pro Fex - Seglias 42 7514 Sils/Segl Maria Giannino Löliger Seestrasse 84 6052 Hergiswil Elisabeth Lusser Haus Wendelin, Inzungerstr. 50 4125 Riehen L Ruth und Romeo Marinoni Edikerstr. 6 8635 Dürnten L Louis Meeùs Chesa d’Arövens sur 7504 Pontresina L Marcus und Pat Meier-Rogan 1620 Broadmoor Drive WA 98112 Seattle Felix und Rea Meier-Schniter Alte Zürichstrasse 38 8118 Pfaffhausen Annemarie Meili Güstrasse 8 8700 Küsnacht L Prof. Marcel Meili Neugasse 63 8005 Zürich L Claudio und Edith Meisser Moosstrasse 14 6330 Cham Marc Melcher Bündner Tagblatt Ursula Menti-Berli Busskirchstr. 105 8645 Jona Bernhard E. und Monica Meyer Industriestr. 20 5436 Würenlos L Martin und Elisabeth Möhr Blümlisalpstrasse 76 8006 Zürich Manuela Mühlethaler Somvih 296 7525 S-chanf Karl Müller-Altweg Brandschenkestrasse 80 8002 Zürich René und Edith Müller-Gutjahr Suot Crasta 206B 7524 Zuoz Viktor und Myrtha Müller-Stauffer Gartenstrasse 19 8134 Adliswil L Walter Müller-Suppiger Bachmättli 23 6280 Hochdorf Dr. Kurt Naegeli Godin da Larschs 7516 Maloja Dr. Eberhard und Sabine Nann Rüdernerstr. 12 73733 Esslingen Dr. Dieter W. Neupert Bühlstrasse 8a 8700 Küsnacht L Silvia Nicol-Jourdan Sur Ovas 11 7522 La Punt-Chamues-ch lic. iur. Thomas Nievergelt Plazzett 11 7503 Samedan L Robert Obrist Via Aruons 10 7500 St. Moritz Edgar Oehler Im Grünenstein 9436 Balgach L Elisabeth Oltramare-Schreiber Südstrasse 66 8008 Zürich Roy und Rachela Oppenheim Rebenstr. 32 5423 Lengnau AG Georges Paillard Engeriedweg 7 3012 Bern 56 I MITGLIEDSCHAFTEN MITGLIEDSCHAFTEN I 57

Mitgliedschaften

Reto Pedotti Jordan 7551 L Marie-Anna Pedretti Chesa Turo 7505 Celerina L Peter und Verena Perini-Kuhn Säntisstrasse 14 8280 Kreuzlingen L Bianca Pestalozzi Bünishoferstr. 35 8706 Feldmeilen Barbara Peters Falkenweg 9 3012 Bern Emmy Lou Pieper Seestr. 76 6052 Hergiswil NW Annina Pinggera-Nuotclà Curtins 85 7522 La-Punt Chamues-ch Margret Piontek-Nauer Chreienweg 2 8126 Zumikon L Dr. Jan G. und Christine Poëll Schönbüelstrasse 8 9402 Mörschwil V Dr. iur. Franziska Preisig Quadratscha 14 7503 Samedan Chasper Pult Pradasetga 311 7417 Paspels Christina Raab Via Albonago 54 b 6962 Viganello TI L Ana Patricia Rahn Witikonerstr. 70 8032 Zürich Jürg und Ursa Rauschenbach-Dallmaier Via da la Botta 7504 Pontresina V Romedi Reinalter Chaunt Baselgia 7527 Brail Tony und Marie-Françoise Reis Birkenweg 6 6045 Meggen L Janine Rensch Kurhausstr. 88 8032 Zürich Dr. Fritz und Elisabeth Reutter Goethestrasse 86 9008 St. Gallen L Christina und Andreas Rickenbach Schlossbergstrasse 20 8702 Zollikon L Cecil Ringgenberg Rue Michel-Chauvet 3 1208 Genève L Michael und Dr. Ellen R. Ringier Bühlstrasse 1 8700 Küsnacht Annette Ringier Uetlibergstr. 41 8142 Uitikon Waldegg Dr. Raimund Rodewald Schwarzenburgstr. 11 3011 Bern Franz Rödiger Postfach 103 7500 St. Moritz Beat und Beatrice Rohrer Rietliweg 12 8704 Herrliberg V Rudolf und Doris Römer Rebweg 23 8700 Küsnacht Simon und Hildegard Rothschild Goethestrasse 23 9008 St. Gallen L Hans-Jörg Ruch Via Dimlej 46 7500 St. Moritz Silvia Russo-Manella Via Arona 20 7500 St. Moritz Walter und Annelies Rutishauser Alte Landstrasse 24 8596 Scherzingen Dr. Jean-Jacques und Elisabeth Salzmann Gemeindeholzweg 34 4103 Bottmingen Guy F. Sarasin Engelgasse 47 4052 Basel Isot und Christoph Sautter Seestrasse 214 8700 Küsnacht L Arnold W. Saxer Rigistrasse 43 8802 Kilchberg Karin und Ernst Schafroth Hubstrasse 18 8942 Oberrieden Rudolf und Ute Scharpff Hauptmannsreute 31 70192 Stuttgart Barbara Schellenberg San Bastiaun 48 7503 Samedan Dr. Beat und Patricia Schellenberg-Lenz Chesa Vadret 7504 Pontresina Claudia Schertlin-Wermbter Fuschigna 8 7502 Bever L René und Franziska Scheu Haldenstr. 11 9642 Ebnat-Kappel L Nikolaus und Christine Schimmel Via Surtuor 3 7503 Samedan Peter Schindler Hohenbühlstrasse 8 8032 Zürich L Beat Schlagenhauf Chesa TraföglVia Plauns 2 7512 Champfèr René und Margrit Schlatter Felsgasse 53 8200 Schaffhausen Dr. Sebastian Schmid Huesliackerweg 4 4105 Biel-Benken Dr. Werner Karl Schmutz Arbaweg 11 7260 Davos Dorf Dr. Paul und Renata Schneiter Frohmoostr. 32 b 8908 Hedingen Rhoda Schnur Achslenstr. 11 9016 St. Gallen 56 I MITGLIEDSCHAFTEN MITGLIEDSCHAFTEN I 57

Mitgliedschaften

Mengia und Hans Schoch Postfach 44 7525 S-chanf L Catherine Schrafl Schlossbergstrasse 37 8702 Zollikon L Prof. Adam Schreiber Schiedhaldenstrasse 45 8700 Küsnacht Aline Schünemann de Aluja Via da Platta 8 7514 Fex L Urs E. Schwarzenbach Schanzengasse 22PF 482 8024 Zürich Ivan Scotti Guggerstr. 34 8702 Zollikon Ragnhild Segantini Casa Giovanni Segantini 7516 Maloja Jürg und Cilgia Sidler-Spinas Schwarzenbergstrasse 3 8134 Adliswil L H Werner Singer Hotel Europa St. Moritz 7512 Champfèr Theodor und Catherine Spaltenstein Steinligstrasse 35 8303 Bassersdorf Ariane Speidel Hotwiel 7 8634 Hombrechtikon L Doris Spillmann Lindenberg 6 8700 Küsnacht Andreas Spillmann Schipfe 57 8001 Zürich L Charlotte Spillmann Carmenstrasse 51 8032 Zürich Lotti Spoerry Chillerweg 6 8703 Erlenbach Vreni Spoerry Claridenstrasse 5 8810 Horgen Barbara Stiefel Gmür Landschaustr. 27 6006 Luzern Reto Stifel Vietta Saluver 19 7505 Celerina Dr. Rolf Stockmann Via Sott’Ca 1 6926 Montagnola Dr. Pascal Stoffel Via Cruscheda 1 7504 Pontresina Brigit Stokar Quarzstrasse 27 8053 Zürich Dr. Ulrich Straub Lussiweg 37, Postfach 932 6301 Zug Hiltrud und Prof. Joachim Stubbe Route des Vérollys 51 1619 Les Pac cots

Walter und Doris Sturzenegger Carlihof 7504 Pontresina Felix H. und Heidy Thomann Lerchenstr. 42 4059 Basel Felix und Bettina Thyes und Stahel Alte Landstrasse 95 8700 Küsnacht L Heinz Toggenburger Karl Matthaeistr. 5 8404 Winterthur L Reto und Trudy Töndury Belvederestrasse 64 5621 Zufikon Ruedi Tschudi Chesa Madalena 7524 Zuoz L Hans-Peter und Franziska Tüscher Langjurthenstrasse 8 8700 Küsnacht ZH Brigitte Utelli-Burckhardt Wasserbrugg 190 9650 Nesslau Dr. Christoph und Claudine von Albertini Schlattstrasse 35 8704 Herrliberg Doris und Roland von Allmen - von Wartburg Töpferweg 3B 3613 Steffisburg L Jean-Louis von Planta Fundaziun de Planta, Postfach 653 4010 Basel Franz von Planta Strada Regina 3a 6900 Lugano L Dr. Sassa Von Roehle Muragls Sur 3 7503 Pontresina Dr. Katharina von Salis Postfach 130 7513 Silvaplana Ursula von Waldkirch Sonnenrain 9 8700 Küsnacht L Ueli und Evelyn Wäfler-Haller Via d’Alvra 14, Chesa Staila 7522 La Punt Chamues-ch Brigitte Waser Hohe Promenade 1B 8127 Forch/Aesch Monika Wasescha Via Chavallera 15 7500 St. Moritz Eugen Weber Hauptstrasse 1 5726 Unterkulm Dr. Ruedi und Maya Wehrli Chesa Sûl Spelm/Surlej 7513 Silvaplana Dr. Martin Wehrli Lättenstrasse 32 8142 Uitikon Waldegg L Max und Anne Weiss Via G. Segantini 12 7500 St. Moritz L Dr. Claudia Wenger Geissacker 10 8126 Zumikon Helge Werth Chesa Sualba 7514 Sils/Segl Maria 58 I MITGLIEDSCHAFTEN

Mitgliedschaften

Nils Westerberg Churerstr. 25 8808 PfäffikonZ S L Kurt und Arlette Widmer-Kern Chileweg 15 8165 Schöfflisdorf Renate und Friedrich Wilda Neuweg 23 8125 Zollikerberg H Dr. Hans-Peter Wille Seidenstrasse 38 8400 Winterthur Jürg und Karoline Wintsch Hotel Schweizerhaus 7516 Maloja Anette Witschi Himmelistrasse 6 8700 Küsnacht Genevière und Hans-Rudolf Wohnlich Seestrasse 304 8706 Feldmeilen Fred und Gudrun Wüthrich Weinbergstrasse 5 6300 Zug Peter A. Zahn Kapellenstrasse 28 4052 Basel Emilia und Ramon Zangger-Rechsteiner Surtuor 12 7503 Samedan L Gertrude Zanotta Chesa Rosatsch 7522 La Punt-Chamues-ch L Dr. Max und Franziska Zeller Hümpeliweg 21 4414 Füllinsdorf Franca Zoja-Zürcher Via al Colle 11 6833 Vacallo Vreni und Andreas Zwicky-Böhringer Via Maistra 40, Postfach 20 7525 S-chanf

L Lebenslange Mitglieder V Vorstandschaft H Hotel 58 I MITGLIEDSCHAFTEN FORUM ENGADIN

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