Nur wenige Jahre nach dem Borkenkäfer-Befall am Meineberg bei Ilsenburg haben zahlreiche Birken den Weg bereitet für einen strukturreichen Mischwald Der Waldwildnis beim Wachsen Wo lässt sich der Wandel zur Waldwildnis erleben? zusehen! In großen Teilen des Nationalparks bleibt die Natur Wie schnell die natürliche Waldentwicklung nach einem Auf dem Borkenkäferpfad bei Ilsenburg erfahren Sie, wie sich selbst überlassen. Darum haben Sie im Nationalpark- Borkenkäferbefall vonstattengeht, lässt sich in verschie- ein Wald neu entsteht und wie sich aus einer vermeint- gebiet die seltene Gelegenheit, der Natur auf ihrem Weg zur denen Stadien im Nationalpark Harz gut beobachten. lichen Katastrophe Chancen für die Natur ergeben. Der neuen Wildnis zuzuschauen. Entlang der B4 zwischen Bad Harzburg und Braunlage, ca. 3 Kilometer lange, teilweise steile Pfad beginnt in der Der natürliche Waldwandel lässt sich in einigen Bereichen des rund um , am Oderteich oder beim Aufstieg auf Nähe des Nationalparkhauses im Ilsetal. Entlang einiger Straßen, wie hier an der Brockenstraße, und an Nationalparks aktuell sehr eindrücklich beobachten. Durch Achtermannshöhe und lassen sich aktuell sehr anderen touristischen Anziehungspunkten werden tote und abgestorbe- Wenn Sie mehr über das Thema Waldentwicklung wissen widrige Witterung und Borkenkäfer geht er in Fichtenbestän- ne Bäume zum Schutz der Nationalpark-Gäste gefällt unterschiedliche Waldbilder vom monotonen Forst über wollen, gehen Sie mit unseren Nationalpark-Rangern und den teilweise rasant vonstatten. Vor allem frühere Fichten- gerade zusammenbrechende Waldbereiche bis hin zur -Fachleuten auf Tour und besuchen Sie unsere National- forste sterben großflächig ab und die ersten Anzeichen der beginnenden Waldwildnis entdecken. Sicherheit und Naturnähe parkhäuser und Besucherzentren. neuen Waldwildnis lassen sich schnell erkennen. Weiter fortgeschritten ist die Entwicklung beispielswei- In großen Teilen des Nationalparks werden Borken- Weitere Informationen zur Waldentwicklung und zu den Da im Nationalpark keine wirtschaftliche Nutzung des se am Quitschenberg, auf dem Bruchberg entlang des käfer nicht bekämpft. Sie dürfen der Natur dabei Naturerlebnis-Angeboten des Nationalparks Harz finden Waldes stattfindet, bleibt das Holz der abgestorbenen Bäume Clausthaler Flutgrabens bei Torfhaus oder am Meine- helfen, aus ehemals bewirtschafteten Forsten wieder Sie unter www.nationalpark-harz.de. liegen. Der Anblick zahlreicher stehender oder wie Mikado- berg bei Ilsenburg. Auf lichtliebende krautige Pflanzen natürliche, wilde Wälder mit einer Vielfalt an Struk- stäbe übereinander liegender toter Fichten ist für viele folgten hier Birken und Ebereschen, bevor sich je nach turen entstehen zu lassen. Nur an der Nationalpark- zunächst gewöhnungsbedürftig. Doch der Wald ist nicht tot, Höhenlage Buchen oder wieder Fichten durchsetzen grenze werden Maßnahmen ergriffen, um angrenzen- Bad Harzburg sondern lebendiger denn je. Wenn Sie genau hinschauen, werden. In diesen Bereichen lässt sich schon klar erken- Borkenkäferpfad de Wirtschaftswälder zu schützen. Haus der Natur entdecken Sie überall neues Leben. nen, dass der vorübergehend scheinbar „tote“ Wald nur Im Rahmen der Verkehrssicherung müssen entlang ein kurzer Zwischenschritt in der Entwicklung hin zur Ilsenburg Es entstehen abwechslungsreiche, natürliche Wälder, die

öffentlicher Verkehrswege, an besonderen touristi- natürlichen Waldwildnis ist. Quitschenberg Nationalparkhaus mit vielfältigen Strukturen zahlreichen zum Teil auch sehr Ilsetal schen Zielen sowie entlang der Schienen der Harzer WaldWandelWeg seltenen Arten wertvollen Lebensraum bieten. Wer mehr über die neue Waldwildnis erfahren möchte, Schmalspurbahnen tote oder absterbende Bäume Nationalpark- Nationalpark- kann außerdem unsere Themenpfade erkunden: Besucherzentrum Besucherzentrum In diesem Faltblatt erfahren Sie mehr zu den Hintergrün- konsequent gefällt werden. Ihr Holz wird dabei TorfHaus Brockenhaus Der WaldWandelWeg am Schubenstein zeigt auf den des Waldwandels und wo Sie ihn aktuell besonders gut jedoch ebenfalls im Wald belassen. Altenau Urwaldstieg 180 Metern bereits heute den „Urwald von morgen“ Torfhaus Brocken Brockenstraße erleben können. Damit auch stehendes Totholz für Specht, Fleder- mit seiner dynamischen Waldentwicklung. Bruchberg Oderteich Impressum maus und Co. zur Verfügung steht, werden manche Man erreicht ihn auf einem kurzen Spaziergang oder Schierke SCHAUEN SIE DER WALDWILDNIS BEIM WACHSEN ZU Nationalpark Harz, Lindenallee 35, 38855 Wernigerode Nationalpark Natur- Bäume in unterschiedlichen Höhen abgeschnitten. als Teil einer Rundtour mit Startpunkt am National- Nationalparkhaus Tel. 0 39 43 / 55 02 - 0 | Fax 0 39 43 / 55 02 - 37 Harz Erlebniszentrum Besonders an der Brockenstraße kann man das gut park-Besucherzentrum TorfHaus. Schierke HohneHof [email protected], www.nationalpark-harz.de Wald im Wandel sehen. Braunlage Der rund 200 Meter lange Urwaldstieg Sankt Andreasberg Titelbild: Der Wald im Nationalpark Harz wandelt sich vom Kulturwald zum Der Anblick der verschieden hohen Baumstümpfe zweigt kurz oberhalb des Brockenbetts von Naturwald. Borkenkäfer u. Stürme bereiten wie hier nahe Torfhaus zur neuen Wildnis Nationalparkhaus den Weg für eine strukturreiche Waldwildnis. (Foto: M. Gebara) Sankt Andreasberg Oderhaus erscheint zwar zunächst seltsam, es ist jedoch ein der Brockenstraße ab. Aktuell ist er aus Fotos: M. Gebara, M. Lehmann, Elena, Nationalpark-Besucherzentrum Lonau guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Natur- Sicherheitsgründen nicht begehbar, aber TorfHaus nähe für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. auch rundherum ist viel Wildnis zu entdecken. Grafiken: M. Gebara 3. Auflage, 2018 Wie schnell sich der Wald selbst in den kühlen Hochlagen des Nationalparks regeneriert, zeigen diese Aufnahmen vom WaldWandelWeg bei Torfhaus und der Bremer Hütte bei Ilsenburg Buchdrucker sind nur 4-5 Millimeter groß Fraßbild

2009 2018 Originalgröße

2009 2017 Warum sterben aktuell so viele Fichten? Artenvielfalt im Wald braucht Totholz – es gibt viel zu entdecken! Alle Wälder, die heute im Nationalpark Harz liegen, Der Wald auf dem Weg zur Wildnis Holz und machen seine Nährstoffe für Pflanzen verfügbar. sind vom Menschen geprägt. Für den Harzer Bergbau Im Nationalpark Harz sind in den letzten Jahren neue Viele Totholz-Bewohner sind aktuell gefährdet. Auf rund 60% und die Reparationshiebe der Nachkriegszeit wurden Waldbilder zu sehen. Die grauen Silhouetten abgestorbener der Nationalpark äche greift 97% 20 - 30% große Teile der ursprünglichen Waldflächen abgeholzt. Zwischen den liegen gebliebenen Stämmen findet eine neue der Mensch schon heute nicht mehr ein. der Nationalpark äche der im Wald lebenden Arten Fichten ragen in den Himmel oder liegen – teilweise wild Bis zum Jahr 2022 werden es 75% sein. sind Wälder brauchen Totholz zum Leben Die Wiederaufforstung erfolgte oft mit schnell wach- Generation von Bäumen Schutz vor hungrigen Wildtieren übereinander – im Gelände oder an den Straßenrändern. senden Fichten, die ursprünglich nur oberhalb von und kann so besser gedeihen. Je nach Höhenlage können Einige rund 700 Höhenmetern wuchsen. Dieser Anblick ist für viele Menschen zunächst befremdlich. auch verschiedene Laubbäume wieder Fuß fassen. Mehr Platz Viele Höhlen & Risse Wald-Vögel bieten vielen Tieren Fledermäuse Doch auch wenn aktuell viele tote Bäume zu sehen sind, ist und Licht bieten zahlreichen weiteren Pflanzen die Möglich- sind auf Totholz Unterschlupf ziehen ihre Jungen unter Stürme, Schnee- und Eisbruch, Luftverschmutzung dieser Wald so lebendig und dynamisch wie selten zuvor. keit, sich anzusiedeln. Diese wiederum ziehen Insekten wie angewiesen Spechte abstehenden Rindenstücken oder lange Hitze- und Trockenperioden setzen den brauchen alte Bäume abgestorbener Bäume auf 2/3 für ihre Höhlen Initiiert durch Stürme und ein durch den Klimawandel be- Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer an. des Nationalparks wären Fichten zu. Vorgeschädigte, gestresste Bäume sind günstigtes kleines Insekt – den Buchdrucker – entsteht hier von Natur aus mit leichte Beute für den Buchdrucker. Der kleine Käfer ist Die Sämlinge der Fichte wachsen gern direkt auf morschen Buchen bewachsen Luchs & neue Wildnis: artenreicher, vielseitiger und robuster. nach seinem Fraßbild benannt, das an ein aufgeschlage- Stämmen. Diese dienen auch zahlreichen Amphibien, Repti- Wildkatze Erst ab nden zwischen Totholz nes Buch erinnert. Er ist der häufigste Fichten-Borken- Getreu dem Nationalpark-Motto „Natur Natur sein lassen“ lien und Säugetieren wie der Wildkatze oder dem Luchs als 700 Meter Höhe Verstecke zur Aufzucht ihrer Jungen käfer im Nationalpark Harz. darf sich die Natur in großen Teilen des Nationalparks frei Unterschlupf. kommen Fichten im Harz natürlicherweise vor entfalten und wir haben die einmalige Gelegenheit, sie auf Am Duft kann der Käfer den Gesundheitszustand Stehendes Totholz bietet ebenfalls vielen Tieren Nahrung ihrem Weg vom ehemaligen Nutzwald zum wilden Natur- Junge Fichten einer Fichte erkennen und frisst sich unter die Rinde und Unterkunft. Die Mopsfledermaus, eine von achtzehn Unter 800 Meter Höhe keimen gern auf ihren wald zu beobachten. unterstützt der Nationalpark morschen Vorfahren geschwächter Bäume. Er und seine Larven kappen da- verschiedenen Fledermausarten im Nationalpark Harz, die Waldentwicklung teilweise mit die Versorgungsleitungen des Baumes und bringen Tote Bäume – neues Leben hat ihre Wochenstuben und Schlafquartiere beispielswei- noch mit Buchenp anzungen Manche und Fichtenfällungen ihn zum Absterben. Besonders gern mag der Buchdru- se bevorzugt unter abstehender Borke an noch stehenden, Flechten Weil sie zum Kreislauf von Werden und Vergehen dazuge- & Moose cker Fichten, die mindestens 60 Jahre alt sind. abgestorbenen Bäumen. Auf den Freiflächen geht sie auf Jagd hören, bleiben in großen Teilen des Nationalparks abgestor- wachsen nur auf Totholz nach Mücken oder Nachtfaltern. Auch der Specht hat im Birken, Espen & Schon seit rund 5000 Jahren entwickeln sich Borken- bene Bäume im Wald. Dieses sogenannte Totholz bildet Totholz lebende Insekten zum Fressen gern und zimmert Ebereschen Totholzreiche, naturnahe Wälder käfer gemeinsam mit den natürlichen Fichtenwäldern eine wichtige Grundlage für die neue Waldwildnis, denn sind oft Pionierbäume helfen beim Klimaschutz. seine Höhlen in die Stämme. Seine Baumhöhlen bieten in auf Frei ächen im Harz und sind Teil des Ökosystems. Besonders in schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der im Wald lebenden Langsam verottende Stämme und den darauffolgenden Jahren noch vielen anderen Tieren einen 25% aller in mächtige Humusböden speichern den menschengeprägten, oft strukturarmen ehemaligen Arten sind darauf angewiesen. Deutschland lebenden Viele Käfer & willkommenen Nistplatz oder dienen als Wohn- und Win- Insekten, Pilze & langfristig große Mengen CO2. Fichtenforsten können sie sich jedoch nach Vorschä- Wildbienen Gräser, Kräuter und nachwachsende Bäume Totholz ist eine wichtige Nahrungsquelle für viele terquartier, zum Beispiel für den Sperlingskauz – die kleinste Mikroorganismen Käferarten nutzen Totholz für ihre Brut digungen massenhaft vermehren und großflächig die zersetzen das Totholz und machen sind auf Holz verschiedener nehmen freiwerdende Nährstoe wieder Pilze, Insekten und Mikroorganismen. Sie zersetzen das Eulenart in Mitteleuropa. seine Nährstoe verfügbar Zerfallsstadien angewiesen auf und binden sie in neuer Biomasse. alten Bäume befallen.