AUFBRUCH AUFBRUCHAUFBRUCH AUFBRUCHAUFBRUCH AUFBRUCHAUFBRUCH

JAHRESBERICHT 2019 3 Inhaltsverzeichnis

Aufbruch in die Sozialräume

Die Wege in der sozialen Arbeit führen hin zur Sozialraumorientierung

Einblick in einen Sozialraum: Das Haus elisa in Dillenburg von außen und innen.

Sozialraumorientierung hat dabei zwei Perspektiven: die des Menschen im Sozialraum und die der konzeptionellen Ausrichtung Sozialer Arbeit auf ihn. Beide eint, wie auch die Soziale Arbeit insgesamt, der Grundgedanke, miteinander füreinander da zu sein. Beispiele gelungener Sozialraumorientierung ist das Projekt WABL in Cölbe (Seite 40), das Projekt Kernbach (Seite 42) oder das Haus elisa in Dillenburg: In dem ehemaligen Kaufhaus direkt in der Dillenburger Innenstadt wurde eine komplette Etage umgebaut und bietet nun Platz für 14 Schwangere oder Alleinerziehende mit ihren Kindern. Das Angebot des Regionalzentrums /Dillenburg im St. Elisabeth-Verein richtet sich dabei an minderjährige oder erwachsene Schwangere, die in Kürze ihr Kind erwarten, sowie an alleinerziehende Mütter und Väter mit deren Kindern bei besonderem Hilfebedarf. Durch die multiprofessionellen Ausbildungen der Mitarbeitenden sind sowohl pädagogische als auch medizinische Hilfen gewährleistet. Auf dem Dach ist eine Grünfläche für die Bewohner und Kinder der ebenfalls im Haus an- sässigen Kindertagesstätte entstanden. „Eltern und Kinder miteinander für ihr Leben stärken, sie fördern, zugleich schützen und ihnen ein gesundes Aufwachsen ermöglichen - das sind die wichtigsten Zielsetzungen unserer pädagogischen Arbeit“, betont Geschäftsbereichsleiter Heinz Jürgen Göbel. „Dillenburg wird lebendiger“, kommentierte Torsten Menges, Fachdienst- leiter Soziale Dienste beim Lahn-Dill-Kreis, das Projekt.

2 3 Inhaltsverzeichnis

04 Bericht des Vorstandes

06 Der Verein

10 Zahlen und Fakten

12 Regionalzentrum Biedenkopf/Dillenburg Diakonie hilft, heilt, pflegt, berät, begleitet und betreut. Sie bietet ein umfassendens 14 Mädchenwohngruppen Angebot für Menschen, die auf fremde Hilfe angewiesen sind. Sie übernimmt darüber 16 Pflegefamilien hinaus gesellschaftspolitidsche Verantwortung. 17 Geschäftsbereich VI

18 Familienintegrative Gruppen und Einzelbetreuung

20 Familienintegrative Wohngruppen und Einzelbetreuung Thüringen/Sachsen

22 Julie-Spannagel-Schule

24 OIKOS

26 Ambulante Altenhilfe

28 Stationäre Altenhilfe St. Elisabeth gGmbH

30 Louisenstift

32 Jugendhilfeverbund Nordhessen

33 Projekt Chronik 140 Jahre St. Elisabeth Verein

40 Projekt WABL

42 Projekt Kernbach Impressum

44 GISA Fortbildungsinstitut Herausgeber: St. Elisabeth-Verein e.V. Vorstand 45 Sys.tem Consulting GmbH Hermann-Jacobsohn-Weg 2 35039 46 St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH Redaktion: 47 Förderer und Helfer Hans-Werner Künkel Ulrich Kling-Böhm 48 Schlaglichter Matthias Bohn Manfred Günther 49 Nachhaltigkeit Satz & Layout: Rainer Waldinger 50 Standorte Druck: MSI - Media Serve GmbH Titelseite zeigt Fotos des 2. Bauabschnittes des Projektes 35043 Marburg Wohnen, Arbeiten, Beschäftigen, Leben (WABL) in Cöbe.

2 3 Bericht des Vorstandes

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Jahresbericht ist immer auch ein Rück- und somit auch ein Einblick in das, was geschehen ist, und wie sich das Geschehen Der St. Elisabeth-Verein entwickelt hat. In der Regel dabei das des vergangenen Jahres Marburg, das ist einerseits im Fokus. Wenn aber wie im Falle des St. Elisabeth-Vereins auf Tradition in der sozialdi- ein 140-jährige Bestehen zurückgeblickt werden kann, dann ist akonischen Arbeit in der dies ein Grund, die geleistete Arbeit, die Entwicklung des Ver- Kinder-, Jugend- und Fa- eins, aber auch seine Geschichte zu betrachten. milienhilfe, der Behinder- tenhilfe/Sozialpsychiatrie Aus dem einstigen kleinen Heim im Elisabethhaus im Marburger sowie in der Altenhilfe: Hermann-Jacobsohn-Weg hat sich eine sozial-diakonische Un- Gegründet wurde er 1879 ternehmensgruppe mit mehr als 1.600 Mitarbeitenden entwickelt. von der Industriellen- Ganz in der Tradition der Gründungsmitglieder des Vereins, aber tochter Julie Spannagel auch der Gründerväter und -mütter der Diakonie, haben wir in und weiteren Mitstreitern diesem Zeitraum die Herausforderungen einer sich wandelnden aus Marburg, um sich für Gesellschaft an die Soziale Arbeit nicht nur angenommen, son- Kinder, Jugendliche, psy- dern mitgestaltet. chisch Kranke und ältere Menschen zu engagieren. Seit 140 Jahren wirkt der St. Elisabeth-Verein zum Wohle der Menschen, die auf Hilfe durch Der Verein steht aber für Dritte angewiesen sind. Diese Zeitspanne zeigt auch, dass Soziale Arbeit inzwischen in der auch Innovation, denn Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist und sich zu einem zentralen Bestandteil sozialer im Laufe der Jahrzehnte Integration entwickelt hat – mit rasanter Entwicklung. Dabei wird deutlich, dass eine funktionie- erweiterte er sein Angebot rende organisierte Gemeinschaft Werte, Haltungen und Handlungen gestalten, entwickeln und kontinuierlich: umsetzen kann und somit Geschichte schreibt. Heute leben in Hessen, Thüringen, Sachsen und Gegründet wurde der Verein in der Wahrnehmung der verarmten Menschen und dem Motiv Nordrhein-Westfalen christlicher Nächstenliebe. Seinerzeit war es das Ziel, sich dieser Probleme ganz im Sinne der mehr als 900 Kinder und Herausforderung zu stellen, Leid und Not konkret zu lindern und durch Eröffnung von Pers- Jugendliche, die durch die pektiven den ohne soziale Sicherung Lebenden und ein unwürdiges Dasein Fristenden eine Mitarbeitenden des Ver- Zukunft zu ermöglichen. eins betreut und versorgt werden. Nicht nur der Blick auf die 140 Jahre macht deutlich, dass eine Gemeinschaft, in der Menschen Kleine, überschaubare für andere Menschen da sind, weit über das hinaus zu leisten im Stande ist, was ein Einzelner Systeme und Familien bie- könnte. Dabei spiegelt sich auch der Wunsch wider, in einer Welt, die sich ständig ändert und auf ten ihnen ein verlässliches das Schicksal Einzelner keine Rücksicht nimmt, nicht verloren zu sein: den Wunsch nach Gebor- Beziehungsangebot. Zu- genheit und Sicherheit. Aber auch die Motivation, tätig zu werden und zu helfen, um so Struktu- sätzlich entwickeln sich zu- ren zu errichten gegen Angst, Lieblosigkeit, Chaos und nicht nur materielle Armut. nehmend aufsuchende und gemeindenahe Angebote in Das 140-jährige Bestehen des St. Elisabeth-Vereins zeugt von großer Kraft. Denn er hat die Zei- der Jugendarbeit und der ten sozialer Gesetzlosigkeit, zwei Weltkriege, deren unfassbares Zerstörungspotential, und die Sozialarbeit an Schulen. verschiedensten Regierungsformen – von der Monarchie über die Diktatur bis zur Demokratie – In Wetter/Hessen, der in der jeweiligen Zeit miterfahren und konnte dennoch seinen Vorsätzen treu bleiben. Stadt Rosenthal, der Diese Kraft bezog er vor allem aus den Herzen der Menschen, die ihn brauchten und benötig- Gemeinde und in ten. Seine Fähigkeit zu handeln erhielt er von denjenigen, die ihren Auftrag in ihm verwirklichten. der Stadt Romrod hat der St. Elisabeth-Verein ein

4 Bericht des Vorstandes

modernes Angebot in der Altenhilfe geschaffen, das neben stationärer Pflege auch Betreuung zu Hause, betreutes Wohnen und ambulante Dienste bietet. Vom Oikos Sozialzentrum werden mehr als 400 Menschen mit psychischen Erkrankungen in unter- schiedlichen ambulanten Settings unterstützt, bera- ten, begleitet und gepflegt. Der St. Elisabeth-Verein steht für eine Gemein- Der Blick zurück ist aber auch immer mit dem Schauen nach vorne verbunden: Wir werden schaft. Eine Gemeinschaft, auch zukünftig unsere Energien für die Gestaltung eines zufriedenen Lebens und für ein die sich stark macht für gelingendes Miteinander der Geschlechter, der Kulturen und der Generationen einsetzen das Leben. Eine Gemein- – und wenn es sein muss, dafür auch streiten. Und dies nicht nur in der Sozialen Arbeit, schaft, die Menschen in sondern auch in den begleitenden Arbeitsfeldern, gemeinsam mit unseren Tochterunter- der Region in den ver- nehmen. schiedensten Lebenslagen „Aufbruch“, so lautet der Titel dieses Jahresberichtes, denn unser derzeitiger Weg führt hin bedarfsgerecht unterstützt. zur Sozialraumorientierung, nicht nur aufgrund des Inkrafttretens des Bundesteilhabegeset- Und die inzwischen mehr zes. Sozialraumorientierung hat dabei zwei Perspektiven: die des Menschen im Sozialraum als 800 Mitarbeitenden und die der konzeptionellen Ausrichtung Sozialer Arbeit auf ihn. Beide eint, wie auch die im Verein sowie mehr als Soziale Arbeit insgesamt, der Grundgedanke, miteinander füreinander da zu sein. 800 Mitarbeitenden in den Tochtergesellschaften Bei diesem Miteinander wird es auch darum gehen, Jugendhilfe, Altenhilfe und Behinder- einen sicheren Arbeitsplatz tenhilfe nicht mehr als unabhängig voneinander bestehende Arbeitsfelder zu begreifen, bietet. sondern im Sinne des sozialräumlichen Grundgedankens Begegnungsmöglichkeiten für je- Die starke Gemeinschaft ne Menschen zu schaffen, die wir betreuen. Es werden Lebenswelten gestaltet und Verhält- wird auch durch die Zuge- nisse geschaffen, die es den Menschen ermöglichen, sich in ihren jeweiligen Lebenssitua- hörigkeit des Vereins zur tionen und -lagen besser zurechtzufinden. Diakonie dokumentiert: 1,3 Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen, die uns bei unseren Anstrengungen unterstüt- Millionen Menschen (nahe- zen, sich mit uns für Chancengleichheit in einer solidarischen Gesellschaft stark machen zu 600.000 hauptamtlich oder uns durch ihre Spenden ermöglichen, dass wir auch einmal Außergewöhnliches um- und 700.000 ehrenamtlich) setzen können. sind bundesweit in der Allen Mitarbeitenden in den Einrichtungen und den Gesellschaften des St. Elisabeth-Ver- Diakonie tätig und be- eins danken wir an dieser Stelle ganz herzlich für ihre engagierte und innovative Arbeit: Sie treuen circa 10 Millionen sichern die Existenz und die Zukunft des Vereins dauerhaft. Menschen. Damit ist die Diakonie einer der größten Arbeitgeber in Deutschland.

Matthias Bohn Hans-Werner Künkel Ulrich Kling-Böhm Vorstand bis 31.12.2019 Vorstand ab 01.01.2020

4 5 Der Verein Organisationsstruktur Mitgliederversammlung Aufsichtsrat

Winfried Nagel Helmut Euler Hanna Jung Dr. Hans-Albrecht Oehler (Vorsitzender) Jahrgang 1964 (stellv. Vorsitzende) Jahrgang 1953 Jahrgang 1946 Wohnort: Alsfeld Jahrgang 1951 Wohnort: Sterzhausen Wohnort: Marburg Familienstand: verheiratet Wohnort: Sichertshausen Familienstand: verheiratet Familienstand: verheiratet Beruf: Bankvorstand Familienstand: verheiratet Beruf: Arzt Beruf: Rechtsanwalt Beruf: Dipl. Sozialarbeiterin, Mediatorin & Coach Stabsstellen Vorstand Verwaltung Jugendhilfe Altenhilfe Behindertenhilfe/ Sozialpsychiatrie Tochtergesellschaften

Aufsichtsratsvorsitzender Winfried Nagel: „Ulrich Kling-Böhm ist ein Externer mit internen Kenntnissen“

Von Manfred Günther

Im Frühjahr 2019 wird bekanntgegeben: Der ideale Kandidat also, um den St. Eli- „All diesen Anforderungen entspricht sabeth-Verein gemeinsam mit dem kauf- Ulrich Kling-Böhm aufgrund seiner Fä- Der Aufsichtsrat hat Ulrich Kling-Böhm männischen Vorstand Matthias Bohn higkeiten, seiner beruflichen Tätigkeiten zum 1. Januar 2020 als Vorstand des nach innen und außen zu vertreten. Die und seiner Persönlichkeit, sodass wir St. Elisabeth-Vereins berufen. Auf- Hauptaufgabe bestehe in der fachlichen uns dazu entschieden haben, die Stelle sichtsratsvorsitzender Winfried Nagel und ethischen Führung des Vereins, nicht öffentlich auszuschreiben“, fasst hofft, dass mit dieser Entscheidung nun seiner Mitarbeitenden sowie seiner Ein- Nagel die Beratungsergebnisse zusam- Klarheit geschaffen wurde. Denn in den richtungen und Tochtergesellschaften men. Und damit der künftige Vorstand vergangenen Wochen und Monaten sei – insbesondere die strategische, kon- bei seinem Amtsantritt intern up to date viel darüber spekuliert worden – im Ver- zeptionelle und strukturelle Weiterent- ist, nimmt er bis dahin an den Aufsichts- ein selbst wie im Umfeld – wer wohl die wicklung des Vereins in Abstimmung mit ratssitzungen als Gast teilt. Nachfolge von Hans-Werner Künkel an- dem Aufsichtsrat, die diakonische und treten werde, der zum Jahreswechsel in geistliche Aus- den wohlverdienten Ruhestand geht. richtung der „Hinter dieser scheinbar einfachen Bot- Arbeit sowie schaft steckt ein langer und intensiver die Interessen- Abwägungsprozess des Aufsichtsrates“, vertretung des erläutert Nagel die Entscheidungsfin- St. Elisabeth- dung. Kling-Böhm, der mit seiner Be- Vereins in der werbung als Vorstand satzungsgemäß Öffentlichkeit aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten ist, gegenüber Kir- erfülle nicht nur das Anforderungsprofil, che und Dia- sondern besitze auch die entsprechen- konie, anderen den Kenntnisse über die sozialdiakoni- Wohlfahrtsver- sche Unternehmensgruppe. Der neue bänden und Vorstand sei quasi „ein Externer mit in- politischen Ein Foto mit Symbolcharakter: Hans-Werner Künkel (Zweiter von rechts) gratuliert seinem Nachfolger Ulrich Kling-Böhm anlässlich seiner Ernennung ternen Kenntnissen“. Gremien. zum Vorstand. Foto: Manfred Günther

6 Der Verein

„Die Vielfalt der Arbeit im Kleinen erlebt“

Nach der Berufung zum Vorstand: Ulrich Kling-Böhm im Gespräch

Von Manfred Günther

Im Jahr 2014 hat Ulrich Kling-Böhm Zudem ist der 53-jährige Theologe für gesellschaften und damit die Vorstand- schon einmal eine Nachfolge angetreten, die Koordination und Begleitung der dia- stätigkeit so spannend mache. nämlich die von Maik Dietrich-Gibhardt. konischen Arbeit im Landkreis in der Ar- Ihm ist dabei bewusst, dass in den Als Dietrich-Gibhardt den Vorstandspos- beitsgemeinschaft Diakonischer Dienste kommenden Jahren eine Vielzahl von ten beim Hessischen Diakonieverband zuständig. In dieser AG sind die Mitglie- Herausforderungen zu bewältigen sind, Hephata übernahm, wurde nicht nur der der Diakonie Hessen im Landkreis wie ein personeller Umbruch in der Ge- die Stelle als Diakoniepfarrer in den Kir- zusammengeschlossen. schäftsbereichsleitungsebene aufgrund chenkreisen Marburg und frei, Dies alles und Tätigkeiten wie der Vor- der Altersstruktur und eine Neuorientie- sondern auch die als Aufsichtsratsmit- sitz in der Bürgerinitiative für Soziale rung in der sozialen Arbeit aufgrund von glied des St. Elisabeth-Vereins. Fragen (BSF) oder die Mitgliedschaft im Veränderungen im Sozialgesetzbuch Als Diakoniepfarrer ist Kling-Böhm seit- Kerstin-Heim samt der damit verbunde- und im Bundesteilhabegesetz. Aber her unter anderem zuständig für die nen Gremienarbeit haben nicht nur den auch das Thema Fachkräftemangel Geschäftsführung im Diakonischen Aufsichtsrat davon überzeugt, dass er werde in Zukunft eine noch bedeutende- Werk und hat dabei einen der wich- dem Anforderungsprofil gerecht wird, re Rolle spielen: „Wir müssen nicht nur tigsten Prozesse der Diakonie in der sondern auch ihn selbst: „Die Vielfalt der genügend gute neue Mitarbeitende fin- Region mitgestaltet: Die beiden bishe- Tätigkeiten im St. Elisabeth-Verein habe den, sondern auch unsere bestehenden rigen Diakonischen Werke Oberhessen ich im Kleinen erlebt.“ halten.“ sowie Biedenkopf- haben sich zum Diakonischen Werk Marburg- Auch wenn er den Verein und seine Kling-Böhm ist sich sicher, dass bei der Biedenkopf zusammengeschlossen. Tochtergesellschaften durch die fünfjäh- Bewältigung all dieser Herausforderun- Ein besonderes Ereignis, da es nun ein rige Tätigkeit im Aufsichtsrat gut kennt, gen Kooperationen zunehmend ein ent- gemeinsames Diakonisches Werk über ist für Kling-Böhm nun „ein vertieftes scheidender Faktor sein werden: „Wer die Grenzen von Evangelischer Kirche Kennenlernen“ angesagt. Denn es sei versucht, nur für sich zu bleiben, wird für Kurhessen-Waldeck und Evangelischer gerade die Vielfalt und Bandbreite der sich bleiben.“ Kirche Hessen und Nassau hinweg gibt. Arbeit, die den Verein und seine Tochter-

Im Kurzporträt Ulrich Kling-Böhm wurde in Schwalmstadt-Ziegenhain gebo- 2013 Gemeindepfarrer der Thomaskirche auf dem Marbur- ren, aufgewachsen ist er am Rande der Schwalm, in Neuen- ger . Arbeitsschwerpunkte waren hier unter an- tal-Schlierbach. Er hat sein Abitur in Treysa absolviert und in derem Gemeinwesen- und Sozialarbeit und der Aufbau des Marburg Theologie studiert. 1993 wurde er in Schmalkalden Projekts „Richtsbergmobil“ in der aufsuchenden Jugendar- ordiniert. Von 1993 bis 2007 war er Gemeindepfarrer in Ful- beit in Kooperation mit der Aktion „Diakonische Gemeinde“ da-Bronnzell, dort unter anderem von 1995 bis 2001 Vorsit- der Landeskirche und der Bürgerinitiative für Soziale Fragen zender des Kuratoriums der Telefonseelsorge und von 2001 (BSF). Dieses Projekt wurde 2013 mit dem Hessischen De- bis 2007 Vorsitzender des Zweckverbands Diakoniestation. mografiepreis ausgezeichnet. Seit 2014 leitet er das regiona- Vor seinen jetzigen Tätigkeiten war Kling-Böhm von 2007 bis le Diakonische Werk.

6 7 Der Verein

Gremien

Mitgliederversammlung

• Christa Bähr • Helmut Euler • Andrea Schaller • Friedrich Dickmann • Ernst George • Dr. Oliver Schmalz • Johannes Fokken • Klaus-Dieter Horchem • Prof. Dr. Heike Schnoor • Joachim Teetz • Hanna Jung • Burkhard Schops • Claudia Denk • Roberto Kemter • Kai-Uwe Spanka • Maria Dörr • Pfarrer Bernd Laukel • Dr. Thomas Spies • Klaus Denfeld • Winfried Nagel • Maik Dietrich-Gibhardt • Dr. Hans-Albrecht Oehler

Aufsichtsrat Vorstand

• Winfried Nagel (Vorsitzender) • Matthias Bohn • Hanna Jung (stellv. Vorsitzende) • Hans-Werner Künkel bis 31.12 2019 • Helmut Euler • Ulrich Kling-Böhm ab 01.01.2020 • Dr. Hans-Albecht Oehler

Besonderes Dankeschön an einem außergewöhnlichen Ort

Von Manfred Günther

Es entwickelt sich langsam zu einem guten Brauch, dass der ginn der Andacht von Diakoniepfarrer Ulrich Kling-Böhm das St. Elisabeth-Verein einmal im Jahr seine langjährigen Mit- Elisabeth-Lied „Wenn das Brot, das wir teilen …“ wünscht – arbeitenden ehrt. Dass Vorstand und Aufsichtsrat dieses be- begleitet von Christiane Peters an der Orgel, dann zeugt dies sondere Dankeschön gemeinsam mit den zu Ehrenden in der von gegenseitiger Anerkennung. „Kirche des Vereins“ begehen, ist für Vorstandssprecher Hans- Für Kling-Böhm trägt die Ehrung in der Emmauskirche – in Werner Künkel ein Zeichen besonderer Wertschätzung. der sonntags und zu Gottesdiensten weiter die Glocken läu- Wenn dann ein zu Ehrender wie Jürgen Jacob sich zu Be- ten, ansonsten aber der St. Elisabeth-Verein aufgrund einer

8 Der Verein

bislang in Marburg einmaligen Zusammenarbeit Räume und Cornelia Rieth arbeitet seit Oktober 1994 beim St. Elisabeth- Kirche nutzen kann – dazu bei, „dass die Menschen den dia- Verein. Zunächst als Hauswirtschaftskraft im Bereich Sozial konischen Hintergrund unserer Arbeit spüren“. Betreuten Wohnen. Als „gute Seele und Ansprechpartnerin Das Besondere an dieser Ehrung war auch die Art und Weise, für die Kinder und Jugendlichen“ war sie in unterschiedlichen wie Vorstand Hans-Werner Künkel die zu Ehrenden würdigte: Gruppen tätig. Aktuell arbeitet sie in der Wohngruppe Hahn- Eine Talk-Show, jeweils zu zweit am Bistro-Tisch, im Wechsel- bergstraße als Hauswirtschaftskraft. spiel Vita, Würdigung und viele, viele Geschichten, Anekdoten und Erlebnisse bei den Gesprächen. Petra Eidam fing im Oktober 1993 an beim St. Elisabeth- Und besonders an diesem Tag: Das Verleihen der Elisabeth- Verein zu arbeiten. Mehr als 15 Jahre war sie als pädagogi- Münze, die eigens für die Ehrung außergewöhnlicher Men- sche Mitarbeiterin tätig, dann zwei Jahre als Sozialarbeiterin schen geprägt worden ist. in der Vitos-Klinik. Seit Januar 2011 arbeitet sie wieder im St. Elisabeth-Verein, als Familienbegleitung in der Familienbeglei- Geehrt wurden an diesem besonderen Tag: tenden Wochengruppe (FbW) Rauschenberg. Eine Tätigkeit, die ihr sehr viel Freude bereitet – auch wegen des Standortes. Sein 40-jähriges Dienstjubiläum feierte Jürgen Krohn, wobei seine 20-jährige Bundeswehrzeit angerechnet wurde. 1997 Elvira Noll war 21 Jahre in der Altenhilfe des St. Elisabeth- und 1998 war er als Berufspraktikant im St. Elisabeth-Verein Vereins tätig sowie vier Jahre beim Landeswohlfahrtsverband. tätig, anschließend erfolgte die Ausbildung zum Diplom-Sozial- Die ausgebildete Krankenpflegehelferin arbeitete von 1998 pädagogen. Im Januar 1999 begann er als Urlaubsvertretung an als Pflegehelferin in der Altenhilfe, später dann in der neu im Intensiv Betreuten Wohnen (IBW), wo er bis heute tätig ist. gegründeten Altenhilfe GmbH, wobei sie zwischenzeitlich frei- gestellt war für die Pflege ihrer Mutter. Seit November 2019 25-jähriges Dienstjubiläum befindet sie sich im Ruhestand.

Jürgen Jacob ist 25 Jahre im öffentlich-kirchlichen Dienst be- Marco Schewe ist seit 2002 als Sozialpädagogische Fach- schäftigt, neben seiner Tätigkeit beim St. Elisabeth-Verein sind kraft und Berater beim St. Elisabeth-Verein tätig. Zuvor war er auch 15 Monate Zivildienstzeit beim Deutschen Roten Kreuz acht Jahre im Sozialpädagogischen Zentrum Marburg-Bieden- in Biedenkopf mit eingerechnet. Nach der Ausbildung zum Bü- kopf angestellt, welches im Rahmen einer Überleitung seit 17 rokaufmann und anschließender Tätigkeit als Verwaltungsan- Jahren zum St. Elisabeth-Verein gehört. Im Bereich Intensiv gestellter ist er seit mehr als 15 Jahren in der Öffentlichkeitsar- Betreutes Wohnen war er Gruppenleiter, Bereichsleiter und ist beit des Vereins tätig. derzeit stellvertretender Geschäftsbereichsleiter. Ab Juli wird er den Geschäftsbereich übernehmen.

8 9 Zahlen und Fakten

14.500 14.100 3,4 Mill. Die Grafiken des DeutschenPflegeheime Instituts für WirtschaftsförderungAmbulante dokumentieren Pflegebedürftigedas achstumW im Sozialwesen Pflegeheime

Erzieherische Hilfen in der Erzieherische Hilfen für junge Menschen unter 27 Jahren 2018 Kinder- und Jugendhilfe nach Art der Hilfe 2,0

985.000 46 % 1,5 andere Hilfearten 1.003.117 6 % 7 % vorrangig mit 1,0 Einzelbetreuung jungen Menschen 0,5 15 % 9 % vorrangig mit der Vollzeitpflege 1 Million 46 % Familie (Eltern 0,0 (Pflegefamilie) erzieherische Erziehungs- und Kind) Hilfen beratung 2017 2018 13 % Sozialpäda- Quelle: Statistische Bundesamt (Destatis) gogische 26% Familienhilfe vorrangig mit den Eltern (zusammen Pflegebedürftige oder einzeln) im Sinne des 14 % Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) Heimerziehung, sonstige 3,5 betreute Wohnform 3,0 2.860.000,00 2,5 3.410.000,00 © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019 2,0 Menschen 1,5

1,0

Pflegebedürftige nach Versorgungsart 2017 0,5

in % 0,0 2015 2017 76,0 % zu Hause versorgt Quelle: Statistische Bundesamt (Destatis) Eingliederungshilfe für behinderte Menschen (SGB XII)

51,7% 2,0 durch insgesamt Angehörige 911.100,00 3,4 Mill. 1,5 943.000,00

24,0 % 1,0 vollstationär im Heim 24,3 % zusammen mit/ 0,5 durch ambulante Pflegedienste 0,0 2017 2018 © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2018 Quelle: Statistische Bundesamt (Destatis)

10 Zahlen und Fakten

Sozial- und Gesundheitswirtschaft im Aufbruch

Insgesamt zeigt sich, dass soziale Arbeit … Zu den Einkommenssteuereinnahmen der Kommunen trägt die Sozial- und Gesundheitswirtschaft schätzungsweise circa • ein großer und dynamischer Wirtschafts- und Arbeitsmarkt 5,2 Milliarden Euro bei. faktor ist, deren Beiträge oft noch nicht angemessen bewer tet werden. Die Expertise arbeitet auch die fiskalischen Effekte der Pfle- • große berufliche Entfaltungsmöglichkeiten bietet, sowohl gearbeit auf und stellt so die Relevanz sozialer Arbeit dar - für für Menschen mit hohen Qualifikationen als auch für Men- Kommunen allgemein, wie für die Infrastrukturentwicklung so- schen mit (bislang) niedrigen Bildungsabschlüssen, aller- wie zur Sicherung von (ökonomischer) Teilhabe: dings braucht es für viele Abschlüsse verbesserte Entwick- „Durch den Ausbau von Pflegearbeit wird ein steigendes In- lungs- und Verdienstmöglichkeiten. vestitionsvolumen durch Anbieter realisiert. In diesem Zu- • Treiber und Gestalter zentraler gesellschaftlicher Erneuer- sammenhang entwickeln sich sozialwirtschaftliche Dienst- ungen ist, wie Inklusion, präventionsorientierte Settings, leistungen zu einem bedeutenden Motor der Stadtteil- und neue Wohnformen, Renaissance von Gemeinschaft und Sozialraumentwicklung.“ Sorge im Sozialraum. • zur Großbaustelle für High-Tech wird. Sie sollte aber nach Dabei werde auch deutlich, wie Betreuungsinfrastrukturen, Wegen suchen, dies mit den Kompetenzen, Erfahrungen, soziale Dienste und neue Arbeitsplätze mit Perspektive vor Zielsetzungen und Ressourcen der bewährten Leistungser Ort zusammenwachsen. „Sozialwirtschaft ist damit ein Aktiv- bringer bedarfsgerecht, nutzergerecht und patientenorien- posten der Kommunal- und sozialraumorientierten Stadtteil- tiert realisieren zu können. entwicklung.“ (Aus: „Den Wert sozialer Arbeit neu vermessen - Argumente für eine Aufwertung sozialer Dienstleistungen“, eine Expertise für den Bundes- Der Blick nach vorne verband der Arbeiterwohlfahrt) Laut vorliegender Prognosen werden im Jahr 2030 rund 2,3 „Auch öffentliche Infrastrukturen Millionen Menschen mit Bewegungseinschränkungen in der weiterentwickelt“ eigenen Häuslichkeit leben. „Wenn dieser Wohnraum tatsäch- lich altersgerecht sein soll, benötigen wir in Zukunft auch neue „Den Wert sozialer Arbeit neu vermessen - Argumente für ei- Assistenz-, Betreuungs- und Pflegesettings im Umfeld der ne Aufwertung sozialer Dienstleistungen“ lautete der Auftrag Wohnungen“, wird in der Expertise gefordert. Das gehe nicht für die Expertise, die das Institut Arbeit und Technik (IAT) und ohne den Schulterschluss von Wohnungswirtschaft und Pfle- Konkret Consult Ruhr (KCR) im Auftrag des AWO Bundesver- gewesen. Die Pflegeanbieter sorgen für Assistenz-, Betreu- bandes erstellt haben. ungs- und Pflegedienstleistungen innerhalb des altersge- rechten Quartiersumbaus. „Bereits heute realisieren soziale „Die Sozial- und Gesundheitswirtschaft ist die mit Abstand größ- Dienste vielfältige innovative Wohnformen mit direktem Quar- te Wirtschaftsbranche in Deutschland“, so eine der Kernaussa- tiersbezug, hierdurch werden auch öffentliche Infrastrukturen gen dieser Expertise. Allein die Gesundheitswirtschaft – so die weiterentwickelt“, wird die Bedeutung für den Sozialraum her- gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung des Bundesmi- vorgehoben. nisteriums für Wirtschaft aus dem Jahr 2016 - beschäftigte cir- ca 6,2 Millionen Menschen. Werden „Investitionen in und durch die Sozi- ambulante und stationäre Altenpfle- alwirtschaft leisten somit einen be- ge dazugerechnet, seien es sogar 7,4 deutenden Beitrag für die Kommunal- Millionen – etwa so viele Erwerbstä- St. Elisabeth-Verein entwicklung, insbesondere für jene tige wie im gesamten verarbeitenden Jugend- und Altenhilfe Kommunen, die sich unter erschwer- Gewerbe in Deutschland zusammen. ten Rahmenbedingungen neue Ent- Umsatz wicklungsperspektiven im Struktur- Die Bruttowertschöpfung von mehr 31.12.2017 53.591.334 wandel erschließen müssen“, so ein als 336 Milliarden Euro bedeuten cir- 31.12.2018 53.463.314 wichtiges Fazit. ca 12 Prozent der gesamten deut- 31.12.2019 53.817.303,53* schen Bruttowertschöpfung und 1 Gesamtumsatz (Umsatzerlöse + sonst.betr. Erlöse) damit mehr als das Dreifache der Au- ohne Rechnungsabgrenzung * vorläufiges Ergebnis tomobilindustrie.

10 11 Regionalzentrum Biedenkopf/Dillenburg

Region Biedenkopf Region Dillenburg Region Bad Orb Westkreis Marburg- Lahn-Dill-Kreis Main-Kinzig-Kreis Biedenkopf

Bedarfslagen versorgen - Aufbruch an neuen Standorten

Von Heinz Jürgen Göbel

Zu den Entwicklungen

Viele Ereignisse haben im vergangenen Jahr stattgefunden, möglichkeiten verbunden haben. Die Beweglichkeit sowohl die uns gemeinsam betreffen, und unsere Betriebe haben sehr hinsichtlich veränderter sozialpädagogischer Gestaltungsfor- viel Veränderung durchgemacht. Hatten wir in den Jahren men als auch der Bereitschaft zur Annahme neu ausgerich- 2013 - 2015 innerhalb kürzester Zeit über 70 neue vollstatio- teter Aufgabenspektren hat wesentlich zur Existenzsicherung näre WG-Plätze in unseren drei Regionen Biedenkopf, Dillen- wie auch zur Fortführung der Qualitätsorientierung unserer burg und Bad Orb aufgebaut, standen in den letzten beiden Leistungsangebote beigetragen Jahren der Abbau sowie der Umbau der stationären Angebote Wir spüren allerdings nach wie vor einen akuten Fachkräf- zu neuen, veränderten Konzeptionen im Vordergrund unserer temangel, der uns immer wieder in Besetzungsnotstände übergreifenden Bemühungen. Somit konnte es uns gelingen, zwingt. Ebenso wissen wir, dass die Landschaft der Träger in weitreichend für alle Beschäftigten neue Alternativen zu schaf- den letzten Jahren deutlich mehr Anbieter hervorgebracht hat fen, mit denen sich vielfach persönliche Weiterentwicklungs- und um Auslastung konkurrieren.

Haus elisa in Dillenburg: Wohngruppe und Appartements für Schwangere, Alleinerziehende mit Kindern bei besonderem Hilfebedarf

Gut zu wissen, dass unsere neu geschaffenen Angebote für solide Zusammenarbeit mit den Hilfesuchenden ins- wie das Haus elisa in Dillenburg prompt mit einer Voll- besondere der letzten Monate ist. auslastung von 28 Müttern und Kindern ins neue Jahr ge- Der dauerhafte Trend im ambulanten Aufgabenfeld der gangen ist und damit zu einer neuen, wichtigen Säule in aufsuchenden Hilfen hält an – nie war die Summe der unserer Trägerschaft gewachsen ist. Ebenso können wir Auslastungen so groß wie im letzten Jahr. Mit den neu- die rasche Entwicklung zusätzlicher Inobhutnahmeplätze en Angeboten zur Teilhabeassistenz haben wir eine wei- für Kleinkinder betrachten, die ganz gewiss ein Zeichen tere Ergänzung der Hilfen an Schulen bereitgestellt.

12 Heinz Jürgen Göbel Regionalzentrum Biedenkopf/Dillenburg Geschäftsbereichsleiter

Hilfezentrum für Familien Kinderrechte und in Vorbereitung Gemeinwesenorientierung

Mit Erwerb des evangelischen Gemeindezentrums Mit- Die Sensibilisierung unserer Gesellschaft für das hohe telfeld in Dillenburg ist die Konzeptentwicklung eines Gut des Kindeswohls ist ständiger Auftrag für alle, die sozialraumorientierten Hilfezentrums eingeleitet. Die im Aufgabenfeld der Kinder- und Jugendhilfe stehen. Tagesgruppe und auch ambulante Dienste werden mit- Einige Projekte zum Thema Kinderrechte konnten mit hin einen neuen Standort erhalten und ihre Angebots- Unterstützung von Aktion Mensch durchgeführt wer- formen für familiennahe Hilfen verändern. Besonderes den und haben in Schulen, Jugendtreffs und anderen Augenmerk werden dabei zusätzliche Kooperationsfor- Begegnungsstätten Aufmerksamkeit erzeugt. Auch der men erhalten, die insbesondere die Einbindung vorhan- Blick in die Geschichte der Heimerziehung bewegte in dener Ressourcen verbessern und die Vernetzungs- Biedenkopf viele Betrachter und stellte im Besonderen möglichkeiten in den engen Sozialräumen unterstützen. die Verantwortung öffentlicher Erziehung deutlich her- aus. Weiterhin werden eine Reihe an interessanten Projekt- förderungen unsere Aufgaben der Kinder- und Jugend- hilfe attraktivieren. In allen Regionen werden wir mit den Verantwortungsträgern zur Weiterentwicklung beitragen und wollen die Lobby für die Bedürfnisse unserer nach- wachsenden Generationen stärken.

12 13 Mädchenwohngruppen Margret von Pritzelwitz Geschäftsbereichsleiterin

„Aufbruch“ - schon das Wort hat etwas Gewaltiges

Von Margret von Pritzelwitz und Alexandra Becker

Darin steckt das Wörtchen „auf“ von „öffnen“. Mögliche Ablei- re Zweifel, mangelndes Selbstvertrauen, mangelnde Konzent- tungen sind „aufmachen“ oder auch „sich aufmachen“, „sich ration, fehlende Ziele, Nervosität, u. v. m. Reiter/-innen an der öffnen“, auf jeden Fall „aufbrechen“. Fragt sich: Um was zu Ausübung ihres Sports – hinblickend auf die unterschiedlichs- tun? „Aufbrechen“ leitet sich ab von „Bruch“ im Sinne von ten Zielsetzungen – behindern. „Sport“ ist somit nicht nur eine „brechen“. Das Wort hat etwas Gewalttätiges, symbolisiert Frage der Muskeln, sondern auch und im besonderem Maße aber auch Überwindung, Stärke, Willens- und Tatkraft und eine Frage des Kopfes. Übertragbar ist das Konzept auf kann bestenfalls bedeuten, dass wir mit alten Werten und die Alltagsgestaltung – auch hier behindern sich Normen und Verhaltensweisen brechen, um Neues zu wagen, Menschen häufig selbst in der Inanspruch- neue Wege zu beschreiten, die in der Vergangenheit undenk- nahme der eigenen Möglichkeiten bzw. bar waren. Potentiale über die Macht der eige- nen Gedanken. Mental-Coaching Im Geschäftsbereich V passt dieses Motto in vielerlei Hinsicht. richtet sich an alle, die das Ziel verfolgen, konzentrierter Ganz im Sinne des Aufbruchs zum Beschreiten neuer Wege zu reiten (oder zu leben), wollen wir in diesem Jahr den Jahresbericht nicht der klassi- stressresistenter zu wer- schen Wohngruppenarbeit widmen, sondern „Neue Specials den, ihre Gedanken und beim (Heil-)Pädagogischen Reiten“ vorstellen. Das Motto Emotionen zu kontrol- „Aufbruch“ passt gut zur explosionsartigen Entwicklung des lieren, ihre Motivati- Bereiches (Heil-)Pädagogisches Reiten. Die ganze, viel be- on zu steigern, die sprochene und beschworene „Sozialraumorientierung“ findet Kraft der inneren in unserem GBV, der ja überwiegend überregionale Angebote Bilder (Visualisie- unterbreitet, vor allem in der Abt. Reiten statt. Man denke nur rung) zu nutzen an die verschiedenen facettenreichen Konzepte im Schulsport und ihre Ein- (JJS, Schwanhofschule, Richtsberg, KKS), die Zusammenar- stellung – sollte beit mit GISA und ALEA zur Befriedigung der Fort- und Wei- diese hinderlich terbildungsbedarfe im heimischen Raum, über den Non-Profit sein – zu än- Heimsoeth 2008, 116 Bereich hinweg, die Angebote im Gesundheitssport, z. B. die dern. Angebote für die Kinder und Jugendpsychiatrie, unser neues Das Coaching Angebot für die Lebenshilfe, die Bereicherung des Ausbildungs- eröffnet vielfäl- sektors durch unsere Helferausbildungen und die Angebote für tige Wege, wie BVB und Schulpraktika. Das alles neben der heilpädagogischen Blockaden bzw. Förderung unserer Jugendhilfe Kinder und dem klassischen Hindernisse, die Reitunterrichtsangebot für Externe. Wir möchten heute zwei im eigenen Kopf spannende Aspekte unserer Arbeit herausnehmen und genauer entstehen, in per- darstellen, bei denen die Leser*innen zunächst denken mögen sönliche Stärken „Huch! Was ist denn das? Wie soll das denn gehen?“ umgewandelt wer- den können. Hierüber Z. B. Mentalcoaching im Reitsport / Coaching im Bereich wächst mentale Stärke, „Auftrittskompetenz“ beim Reiten von Prüfungsaufgaben / die wiederum einen posi- in Springparcours – übertragbar auf das Leben tiven Einfluss auf das eige- ne Selbstvertrauen und das Das Angebot „Mental-Coaching im Reitsport“ zielt darauf ab, eigene Identitätserleben nimmt. Menschen zu befähigen, ihre eigenen Potentiale, Möglichkei- Als mentale Stärke bezeichnet man ten und Ressourcen zu nutzen. „Mentales Training ist ein Ver- die „Fähigkeit“, im entscheidenden fahren zur Verbesserung der geistigen Fähigkeiten und Fertig- Moment unter den gegebenen Bedingun- keiten“ (Heimsoeth 2008, 15). Vielfach ist das nicht möglich, gen die bestmögliche Leistung zu erbringen“ da Angst, Ungeduld, Leistungsdruck, Stress, Blockaden, inne- (Venzl, 1993).

14 Mädchenwohngruppen

Trainingskonzepte im Bereich Mental-Coaching werden heu- Schüler/-innen, die ihre eigenen Fähigkeiten noch nicht erken- te vielfach im Spitzensport der unterschiedlichsten Sportarten nen konnten, um Vertrauen in sich selbst zu gewinnen und verwendet, da aus wissenschaftlichen Erkenntnissen heraus als Folge Selbstbewusstsein zu generieren. Bei uns geht es ersichtlich wurde, dass die sportliche Leistung vorwiegend darum, junge Menschen zu befähigen, die eigene allein nicht ausreicht, um best- Gedankenmacht zu beeinflussen und ggf. zu unterbrechen, mögliche Ergebnisse zu wieder an sich selbst und an die eigenen Fähigkeiten zu glau- erzielen. ben, um ressourcenvoll und selbstbestimmt das eigene Leben Wir nutzen Men- zu gestalten und die Zügel selbstbewusst in die Hand zu neh- talcoaching men. bei un- seren Eine detaillierte Vorstellung unserer Arbeit im Gesamtüber- blick finden Sie in der Dezemberausgabe des Grünen Fadens. Wollen Sie mehr über uns wissen? Weitere Specials werden wir in den folgenden Ausgaben des Grünen Fadens vorstellen.

14 15 Pflegefamilien Bertram Kasper und Jens Rohe Geschäftsbereichsleiter

Sich auf den Weg machen und Neues wagen

Von Bertram Kasper

2019 war ein bewegtes Jahr, das nahtlos und mit viel Energie Unter dem Motto „Zukunftsträume beflügeln“ kam eine weitere in 2020 übergeht. Wir haben uns gemeinsam mit unseren Pfle- Gründung hinzu. Wir haben den „Förderverein zur Unterstüt- gefamilien und unseren Fachberatungskolleginnen und -kolle- zung von Pflegekindern Deutschland e.V.“ gegründet. Zielset- gen auf den Weg gemacht. Ziel war es, echte Lobbyarbeit für zung des Vereins ist die Förderung von Kindern und Jugend- Pflegekinder und Pflegefamilien aktiv zu gestalten und unsere lichen, die in Vollzeitpflege leben oder gelebt haben. Dazu Öffentlichkeitsarbeit weiter zu professionalisieren. Dafür entwi- gehören insbesondere die materielle, finanzielle und ideelle ckelten wir vielfältige und kreative Maßnahmen, die mehr und Förderung von Pflegekindern von öffentlichen und freien Trä- mehr eine deutliche Wirkung zeigen. So erreichten wir Ende gern der Kinder- und Jugendhilfe. Wir wollen mit dem Förder- 2019 die Anzahl von 120 Pflegefamilien. Dies sind so viele wie verein eine Lobby für traumatisierte Kinder und Jugendliche noch nie zuvor. sein und deren Weg in die Gesellschaft und in ein selbstbe- Allen voran initiierte unsere Vertrauensgruppe mit den Pfle- stimmtes Leben unterstützen. Um dies zu realisieren, gehört geeltern Wilma Jung, Petra Müller-Namockel, Ernst Prall, vor allem die Akquise von Spenden zum Hauptaufgaben- Heinz-Jürgen Schleich, Hans-Wilhelm Schwarz, Detlef Wirth bereich. Dazu haben wir Ende Oktober ein entsprechendes und Uwe Wüst mehrere Gespräche mit Bundes-, Landes- und Fundraisingkonzept entwickelt. Zu den Gründungsmitgliedern Kommunalpolitikern, um für mehr Verständnis für das Enga- gehören sowohl Pflegefamilien als auch Mitarbeitende aus gement von Pflegefamilien zu werben. Auch wurde auf ju- unserem Fachbereich (Anette Hofmann-Thiel, Julia Seibert, gend- und sozialpolitische Themen wie z. B. „Pflegekinder mit Ramon Iglesias, Manfred Milz, Martina von Keitz, Monika Wa- Behinderung“ oder „Renten für Pflegeeltern“ eindrücklich hin- termann und Bertram Kasper). Wir freuen uns sehr über zahl- gewiesen. Ernst Prall konnte die Interessen von Pflegefamilien reiche kleine und große Spenden – ganz bequem und online direkt im Hessischen Landtag vertreten und so eine Aufmerk- über unsere Internetseite www.foerderverein-pflegekinder- samkeit über alle Fraktionen hinweg erzielen. deutschland.de. Unsere Homepage www.pflegefamilien-hessen.de füllen wir Mit diesen verschiedenen Strategien und Konzepten stellen wir weiter kontinuierlich mit wertvollen Inhalten für Pflegefamilien. uns gemeinsam mit unseren Pflegefamilien gut für die Zukunft Hinzugekommen ist ein Podcast, in dem wir Referentinnen auf. Nur so wird es weiter gelingen, lebenswerte Lebensräume für unsere Pflegefamilien interviewt haben. Sie warten unter für Kinder und Jugendlichen zu gestalten und Familien für diese anderem mit konkreten Tipps für Pflegeeltern auf. Dirk Grie- Aufgabe zu gewinnen. sche komponierte dafür das Intro. Für die Weiterentwicklung Und wir können besonders stolz darauf sein, dass dies in ge- des Audioangebotes gibt es weitere Ideen, um nach und nach genseitiger Inspiration, Hand in Hand und auf Augenhöhe zwi- einen eigenen Podcast für Pflegeeltern in ganz Deutschland schen unseren Pflegefamilien und dem Fachberatungsdienst zu etablieren. geschieht. Allen Beteiligten gebührt ein herzliches Dankeschön. Zudem gründeten wir im Sommer eine Akademie für Pflegefa- milien. Auch sie bekam eine eigene Homepage und ist unter www.pflegefamilien-akademie.de zu erreichen. Unsere Fort- bildungsangebote für Pflegefamilien stehen somit allen Pfle- gefamilien in Deutschland offen. Uns ist es ein Anliegen, den gesamten Pflegekinderbereich weiter zu professionalisieren. Dabei bieten wir nicht nur Seminare für Pflegeeltern an, son- dern auch für ganze Pflegefamilien, also gemeinsam mit ihren Pflegekindern und/oder leiblichen Kindern. Ebenso sprechen wir sozialpädagogische Fachkräfte aus dem Pflegekinderwe- sen an. Unsere Vision ist es, unseren Standort als ein Haus für Familien weiterzuentwickeln.

16 Bertram Kasper und Jens Rohe Karl Klefenz Geschäftsbereich VI Geschäftsbereichsleiter Geschäftsbereichsleiter

„Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig.“ (Seneca)

Von Markus Ziegler-Mitter und Lena Westermeier

Erwachsen werden in Deutschland ist eine Herausforderung, und tragend empfunden. Auch Bewegungen im Team führten nicht nur für Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund. zu Überlegungen der Umorientierung, aus der „Vorverselb- Die Optionen und Möglichkeiten, aber auch die offenen und ständigung“ heraus den nächsten Schritt in diese Richtung zu versteckt formulierten Erwartungen, welche das soziale Um- vollziehen. Zusammen mit den aktuell noch bei uns lebenden feld bieten und fordern, verlangen enorme Entscheidungs- und jungen Männern lösten wir uns vom stationären Angebot und Anpassungsleistungen. reduzierten die Anwesenheit der Betreuer. Durch Gewähr- Unter diesen Vorgaben war die Öffnung der Wohngruppe am leistung telefonischer Erreichbarkeit und Einbeziehung der Dachsbau im Jahr 2015, zunächst auf Grund der enormen Jugendlichen in die Eigenverantwortung konnte die Präsenz Nachfrage als vollstationäres Setting für unbegleitete minder- von pädagogischem Personal abgebaut werden, tagsüber ist jährige Ausländer konzipiert, eine spannende Neuerfahrung jedoch auch Unabhängig von persönlichen Terminvereinba- sowohl für die Mitarbeiter als auch für die jugendlichen Be- rungen ein Mitarbeiter vor Ort. wohner. Durch die Kombination des Lebens in einem „eigenen“ Apart- ment, verbunden mit dem teilstationären Setting einer termi- Das Ziel unserer Arbeit ist eine „Vorverselbstständigung“. Da- nungebundenen Anlaufmöglichkeit während der Kernzeiten mit bieten wir den jungen Menschen eine besondere Form plus Gewährleistung einer telefonischen Erreichbarkeit außer- der Betreuung: einen Zwischenschritt zwischen Regelwohn- halb der Präsenzzeit, bietet der Dachsbau eine gute Möglich- gruppen und dem eigenständigen Leben in eigener Wohnung keit, Nähe und Distanz auf verschiedenen Ebenen auszupro- oder einer anschließenden Betreuung in niederschwelligeren bieren und sich in seiner Rolle als junger Erwachsener zurecht Betreuungssettings. Die jungen Männer werden im Rahmen zu finden. eines Zuständigkeitssystems auf die nächsten Schritte vor- Dies verlangt den jungen Menschen eine größere Selbststän- bereitet. Dabei wird mit jedem jungen Menschen sein indivi- digkeit und Eigenverantwortung ab. Da dieses Angebot bisher dueller Hilfebedarf analysiert und bearbeitet. Die baulichen von Seiten der jungen Menschen positiv angenommen wird Begebenheiten unterstreichen hier unseren Ansatz der Vor- und darüber hinaus der Bedarf eines solchen Settings für be- verselbstständigung: in jedem Appartement können zwei sondere Zielgruppen besteht, werden wir perspektivisch mit junge Menschen leben, welche jeweils ein eigenes Zimmer neuer Konzeption weiterarbeiten: aus der vormals vollstatio- bewohnen und sich Bad und Küche teilen. Somit kann eine nären Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Ausländer optimale Vorbereitung auf den späteren Lebensweg – sowohl wird künftig ein teilstationäres Jugendappartementhaus, wel- in Wohngemeinschaften, als auch in einer eigenen Wohnung ches sich an ausschließlich junge Männer richtet, welche auf- – stattfinden. Getreu unserem Motto: Stark machen für das grund ihrer besonderen Bedarfe oder bisheriger Lebensläufe Leben. Durch eine gute Anbindung mittels öffentlichen Perso- gleichgeschlechtlich betreut werden sollen, mit dem Fokus auf nennahverkehrs können die jungen Menschen in örtlichen Ver- Verselbstständigung. Damit einhergehend wird sich neben einen Anbindung finden und Einrichtungen vor Ort aber auch dem Namen der bisherigen umA-Wohngruppe „Am Dachsbau“ außerhalb (z.B. Beratungsstellen, Arztpraxen oder Schulen) auch die Betreuungszeit verändern und ein größerer Fokus gut eigenständig erreichen. auf die Eigenständigkeit der jungen Männer gelegt. Die Grup- Sicherheit und Orientierung zu geben waren die Kernaufgaben pe öffnet sich also für junge Männer aller Nationalitäten und der ersten Zeit; die Trennung von der Familie, die Sprachlosig- löst somit das „Etikett umA“ von ihrer Konzeption. Aus unserer keit, die Verarbeitung von Erlebtem sowie die sich in nahezu bisherigen Arbeit nehmen wir die besondere Kompetenz der allen Belangen massiv vom Herkunftsland unterscheidenden Begleitung in asylrechtlichen Angelegenheiten mit und bieten Strukturen und Anforderungen in Deutschland beeinflussten dieser Zielgruppe auch weiterhin die Möglichkeit, in diesem das Leben und Ankommen in der Gruppe. besonderen Setting eine gute Betreuungsstruktur zu finden. Bis Mitte 2019 begleiteten wir so Jugendliche aus Afghanistan, Syrien, Somalia und Eritrea, die Lebensläufe entwickelten sich Jugendhilfe, egal in welcher Form, soll nicht der Hafen sein; so unterschiedlich weiter, wie sie auch alle mit ihrer eigenen vielmehr möchten wir den Jugendlichen als Versorgungsschiff Geschichte zu uns gefunden hatten. auf hoher See eine Karte mitgeben, auf denen auch ihnen un- bekannte Häfen verzeichnet sind sowie die sicheren Routen, Wenn auch die Fluchtgründe in der Welt nicht weniger gewor- die dorthin führen. Vielleicht nutzen sie den Anlaufpunkt aber den sind, so haben doch die Wege und Möglichkeiten stark auch nur zum auftanken, um dann Wege einzuschlagen, auf abgenommen. Infolgedessen wurde die Konzeption eines voll- denen auch unsere Karten nur weiße Flecken aufweisen. Das Team der Fachberatungen stationären UMA-Angebotes als aktuell nicht mehr passend

16 17 Familienintegrative Gruppen und Einzelbetreuung Holk Hübscher Geschäftsbereichsleiter

Professionell mit Kindern zu Hause im eigenen Haushalt arbeiten

Von Holk Hübscher

Familienintegrativen Lebensgemeinschaften kommt in der enintegrative Gruppen und Intensive Sozialpädagogische Ein- Kinder- und Jugendhilfe eine wichtige Bedeutung zu, gerade zelbetreuung werden diese Lebensgemeinschaften genannt, weil sich gesellschaftliche Strukturen immer stärker verändern. bei denen pädagogische Fachkräfte professionell im eigenen Professionelle Betreuung von Kindern und Jugendlichen er- häuslichen Umfeld mit den Kindern arbeiten und leben. gänzt oder ersetzt manchmal sogar die Herkunftsfamilie. Ein familiäres Miteinander hat nach wie vor eine wichtige Funktion Langjährige Erfahrung und der hohe professionelle Standard für einen positiven Entwicklungsprozess von Kindern und Ju- des Systems ermöglichen es dabei, sehr individuelle Settings gendlichen. für Kinder und Jugendliche mit multifaktoriellen Problemen an- Der Geschäftsbereich II des St. Elisabeth-Vereins bietet dies zubieten. mit seinen Familienintegrativen Wohngruppen und der Intensi- ven Sozialpädagogischen Einzelbetreuung an. Bevor die pädagogischen Fachkräfte professionelle Ergän- zungs- oder Ersatzeltern werden, durchlaufen sie mit uns ei- Wachsen, Konflikte austragen, Sicherheit und Schutz, Her- nen mehrmonatigen (Selbst- und Fremd-)Prüfungsprozess. ausforderung und Bestätigung erfahren, Bindungsangebote Nach beiderseitigem positiven Grundentschluss erleben sie – bekommen, manchmal auch klein sein dürfen, weiterwachsen, fast wie in einer Schwangerschaft – die Ankunft des aufzuneh- groß werden: Dies alles und noch viel mehr, was das Großwer- menden (Pflege-)Kindes oder Jugendlichen. Nach der ersten den ausmacht, erleben die Kinder und Jugendlichen in dem Kontaktaufnahme finden weitere vorbereitende Gespräche mit seit Jahrzehnten bewährten Betreuungsangebot der Lebens- den Beteiligten des St. Elisabeth-Vereins und den unterstüt- gemeinschaften mit sozialpädagogischen Fachkräften. Famili- zenden Ämtern statt. Nur wenn alle Mitglieder der aufnehmen-

18 Familienintegrative Gruppen und Einzelbetreuung

„Für mich als Leitungskraft einer diakonischen Einrichtung in der Jugendhilfe ist es wichtig, eine persönliche Begegnungsform mit den jungen Menschen, für die wir Verantwortung tragen, zu bekommen. Dabei sind mir ihre Themen das Wichtigste“ Holk Hübscher

den Familie zustimmen, wird eine Familienintegrative Lebens- entierter Fachberatung, externer Supervision, kollegialen Tref- gemeinschaft daraus. fen und bereichsinternen Fortbildungen. Vertretungsdienste in Entsteht hierbei eine gute Übereinstimmung, kann Familien- Urlaub- und Krankheitszeiten werden übernommen. integrative Arbeit oder auch die sozialpädagogische Einzel- betreuung eine langfristige und befriedigende Lebens- und „Ein langes, nicht von Beziehungsabbrüchen bedrohtes Le- Berufsperspektive sein, für viele eben auch bis zum Renten- ben der Kinder und Jugendlichen in Familien und Lebensge- eintritt oder darüber hinaus. meinschaften sowie die Arbeit der Fachkräfte vor Ort sind die Um diese Fachkräfte bestmöglich zu unterstützen – und damit Erfolgsgaranten der Familienintegrativen Arbeit“, erklärt Holk den Verbleib und das gute Aufwachsen der Kinder zu sichern Hübscher, Leiter des Geschäftsbereichs. Eine Familie stelle – versorgt der St. Elisabeth-Verein diese Kolleginnen und Kol- für Kinder noch immer eine wichtige Erfahrungsumwelt dar. legen mit finanzieller Absicherung (Gehalt oder Honorar, Miete „Wer in einer Familie groß wird, hat im späteren Leben besse- und kindbezogene Leistungen), regelmäßiger und bedarfsori- re Chancen.“

Aufbruch zu neuen Begegnungsformen für unsere Kinder und Jugendlichen (Partizipations- und Erlebniswochenenden auf dem Freizeitgelände in Kirchvers)

Lachen, Toben, Lernen, Spaß haben oder einfach Quatsch diesen besonderen Anforderungen und Umständen gut be- machen, Kräfte messen – und dies gemeinsam mit anderen: gegnen können. Dies alles, was fast alle Kinder dieser Welt wollen, haben 20 Diese nun regelmäßig stattfindenden Wochenenden für ‚Heim- von den Familienintegrativen Lebensgemeinschaften betreute kinder‘, die ‚nicht im Heim‘ leben (SGB VIII, § 34 „sonstige Kinder gemeinsam mit sieben pädagogischen Fachkräften in Wohnform“), bieten eine sehr gute Gelegenheit der Begeg- besonderer Weise erlebt: während einer Freizeit Mitte Sep- nung und des Austausches mit leitenden Vertreter*innen und tember 2019 in Kirchvers. Fachberater*innen des Vereins. „Die Kinder und Jugendlichen, die in unseren Familien unter- So ist für die Kinder unseres Bereiches ein Angebot entstan- gebracht sind, kamen auf mich zu und wollten auch mal vom den, bei dem sie gemeinsam mit anderen Kindern in ähnlicher E-Verein eingeladen werden“, berichtet Holk Hübscher, „bis- Situation Normalität her war es so, dass beim Aufwachsen er- ihre Betreuerinnen zu leben können. Fortbildungssemina- So können sie erle- ren geladen waren. ben, dass sie in ihrer Die jungen Menschen schwierigen Situation wollten auch mal mehr mit mindestens zwei vom St. Elisabeth-Ver- Elternhäusern, den – ein haben!“ vielleicht – belasten- Hier finden nun auch den Erlebnissen aus Gespräche und Work- ihrem früheren Leben, shops mit Heimrats- der trotzdem immer vertretern und Heim- wieder vorhandenen Sehnsucht nach Zuhause, nach Mama ratsberatung statt. Bei der Planung der Wochenenden werden und Papa, mit eben diesen Gefühlen nicht ganz allein sind. Sie die jungen Menschen beteiligt. machen die Erfahrung, dass auch andere Kinder und Jugend- Auch für das Jahr 2020 sind mehrere Begegnungswochenen- liche diesen Lebensbedingungen ausgesetzt sind und wie sie den in Planung.

Falls Sie professionell mit Kindern zu Hause arbeiten möchten: Kontakt aufnehmen über Telefon 06421 94842-34 oder per Mail: [email protected]

18 19 Familienintegrative Wohngruppen und Einzelbetreuung Dr. Claudia Griese Thüringen/Sachsen Geschäftsbereichsleiterin

Aufbrechen von Alltäglichem – Ausbau der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Von Dr. Claudia Griese

Ich habe lange darüber nachgedacht, was im Bereich Thürin- sind wieder zwei ganztägige Treffen vorgesehen. Allerdings gen/Sachsen unter der Überschrift „Aufbruch“ für den Jah- möchten wir den Kindern und Jugendlichen auch vorschlagen, resbericht interessant erscheint. Sicherlich gehört dazu, dass sich wie die Erwachsenen in ihrer Region zu treffen und sich sich der Bereich personell in der Führungsposition verändern auszutauschen, gemeinsam zu spielen und etwas zu erleben. wird. Aber das hält der Bereich aus meiner Sicht aus. Er ist gut Wir wissen nicht, wie es angenommen wird, sehen darin aber aufgestellt, Lücken zu schließen, andererseits die eingeübte eine weitere niederschwellige Möglichkeit, in der sich die Kin- Praxis an bestimmten Stellen aufzubrechen, um sich weiter zu der und Jugendlichen vernetzen und „neue Räume“ für sich entwickeln, zu wachsen und stark im Sozialraum zu werden. erobern können. Wir sind als Erwachsene sehr gespannt, wie Wichtiger im Zusammenhang mit dem Schlagwort „Aufbruch“ die Kinder und Jugendlichen diesen Raum/diese Räume an- sehe ich, die zu betreuenden Kinder und Jugendlichen in ih- nehmen und für sich gestalten werden. ren Bezügen des Aufwachsens über das Alltägliche hinaus zu unterstützen. Aus dem Alltäglichen hinaus bedeutet dabei für Neue Räume werden ebenso digital erschlossen. Gemeinsam uns, mit den Kindern und Jugendlichen an anderen Orten als brechen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Betreuerinnen ihrem „Zuhause“ ins Gestalten, gemeinsame Diskutieren und und Betreuern in ein computergestütztes Abenteuer auf. Über Aushandeln zu kommen. die Stiftung Share Value hat Michael Schade finanzielle Mittel Dafür haben sich zwei Mitarbeiterinnen, Frau Bader und Frau beantragt, um jedem Schulkind im Bereich Thüringen/Sachsen Bauer, in Bezug auf unsere Schutzkonzepte fortgebildet. Im ein funktionsfähiges Tablet zur Verfügung stellen zu können. Jahr 2020 werden sie Schwerpunkte mit den Kolleginnen und Beweggründe unsererseits sind die Anschlussfähigkeit un- Kollegen in den Regionalgruppen diskutieren und dadurch serer Kinder an die Digitalität in Schule1 und Freizeit. Neben eruieren, was von dem „schön Geschriebenen“ tatsächlich der Nutzung für die Hausaufgabenerledigung, Recherchear- umgesetzt wird. Dabei wird auf das Partizipations- sowie auf beit und Erstellung schriftlicher Dokumente sollen die Kinder das medienpädagogische Konzept Wert gelegt. Warum gera- gleichfalls an die kreative Nutzung von digitalen Programmen, de diese beiden? z.B. zur Fotobearbeitung, Filmherstellung und Musikherstel- Aus dem Bereich Leipzig, in dem die Kinder/Jugendlichen und lung herangeführt werden. Durch den Einsatz von Lernpro- Familien durch Initiative von Doris Mensel in unserer Begeg- grammen wird unseren Kindern das Lernen in spielerischer nungsstätte zusammenkommen, haben wir sehr gute Erfah- Form nahegebracht. Natürlich ist für die Kinder und Jugendli- rungen in der Bestärkung ihrer Wirksamkeit und Nutzung ihrer chen auch der Zugang zu altersgerechten Spielen in der Peer- Ressourcen gemacht. Obgleich wir im Flächenstaat Thüringen group wichtig. nicht diese optimalen Bedingungen vorfinden, wollen wir die Eine Gleichstellung in der Gesellschaft in diesem Bereich ist Kinder und Jugendlichen ermutigen, in ihren Lebensbezügen uns sehr wichtig, selbst wenn weder ihre Eltern noch das Ju- selbstverständlicher für ihre Bedürfnisse, Rechte und Wün- gendamt für diese Form der Teilhabe Geld bereitstellen kön- sche einzutreten. nen. Mit diesem Thema haben wir uns in den vergangenen 20 Jah- ren immer wieder auseinandergesetzt. Neu daran ist, dass wir Mit den bewilligten Mitteln der Stiftung begannen wir im Sep- es bewusster und kontinuierlicher gemeinsam mit den Kindern tember mit einer umfangreichen Schulung der Mitarbeitenden, und Jugendlichen umsetzen wollen. um die Vorzüge aber auch die Tücken im Umgang mit Internet Zu einem „erneuten“ Aufbruch sind alle Kinder und Jugend- und Tablet kennenzulernen. Der Landesfilmdienst Thüringen lichen von Katja Mensel persönlich angeschrieben worden, unterstützte uns sehr und wird uns auch im Jahr 2020 beglei- mit der Bitte, sich für eine Veranstaltung zu entscheiden oder ten. Nun nähern sich Kinder/Jugendliche, ihre Betreuerinnen selbst eine vorzuschlagen, in der wir ihnen die Idee der Zu- und Betreuer der Arbeit und dem Spaß mit den Tablets an. sammenkunft erläutern wollen. Die Kinder und Jugendlichen Nach einem Vierteljahr werden wir sehen, wie die Kinder und haben sich für den egapark in Erfurt entschieden. Die meisten Jugendlichen das Tablet annehmen, welche Erfahrungen ge- kennen ihn als großen Spiel- und Abenteuerplatz. Wir füg- macht worden sind und wo noch Fortbildungsbedarf besteht. ten dem eine weitere Erfahrung hinzu: Demokratisch wählten Ich bedanke mich bei allen Mitarbeitenden, die diesen Schritt die Kinder und Jugendlichen einen Namen, unter dem sie sich mit ihren Anvertrauten gehen, obgleich manche von ihnen in wiedererkennen, wenn zu solchen Kinder- und Jugendlichen- ihren privaten und beruflichen Bezügen weniger Berührungs- Zusammenkünften eingeladen wird. Die Mädchen und Jungen punkte mit der digitalen Welt suchen. Das Projekt trägt zur so- entschieden sich für den Namen „Cupcakes“. Im diesem Jahr zialen Kompetenzerweiterung über die Generationen hinweg

20 Familienintegrative Wohngruppen und Einzelbetreuung Thüringen/Sachsen

Analoges Spielen behält seine Attraktivität

bei, da es darum geht, sich digitale Welten gemeinsam zu Für 2020 steht eine gravierende Veränderung im Verwal- erarbeiten, über das Erlebte zu reflektieren und die Kinder/Ju- tungsbereich an. Frau Weißenborn, die gute Seele im Fach- gendlichen bewusst zu begleiten, um Gefahren zu erkennen, bereichsbüro, wird in den wohlverdienten Ruhestand gehen. sie zusammen auszuwerten und neue Ideen und Wege zu fin- Das gönnen wir ihr von Herzen – wissen aber gleichzeitig, eine den. Dabei kann es gleichfalls passieren, dass die Kinder und adäquate Nachfolge zu finden, ist eine zeitnahe Herausforde- Jugendlichen zum Anleiter für ihre Betreuerinnen und Betreuer rung. werden, so dass sie sich in der digitalen Welt leichter zurecht- finden – das ist doch wunderbar! Bei allen Veränderungen und Aufbrüchen gehe ich mit viel Zuversicht ins Jahr 2020. Es ist eine gute Basis für Weiter- Schon jetzt und in den kommenden Jahren werden immer entwicklungen geschaffen worden und es gibt noch genügend mehr junge Menschen ihre Familien verlassen und in den ei- Potential und Ideen, die darauf warten, umgesetzt zu werden. genen Wohnraum ziehen. Das bedeutet, sie beenden einen Für die Bewältigung aller Herausforderungen, für die geleiste- Lebensabschnitt und brechen zu neuen Herausforderungen te Arbeit und Anstrengungen im Jahr 2019 bedanke ich mich auf. Dabei benötigen sie unsere Unterstützung. Um diese mit ganz herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen. Ich wünsche den Jugendlichen noch strukturierter, aber dennoch individu- für die Zukunft Unterstützung von allen Verantwortlichen, inter- ell zu gestalten, beschäftigt sich Hannelore Thaldorf mit den nen und externen Kooperationspartnern und Netzwerkern, so Themen der sogenannten Care-Leaver. Sie berät uns über dass wir in unserem Bereich Thüringen/Sachsen mit Weitblick Anlaufstellen für die Jugendlichen, über neue Entwicklungen und Leidenschaft viel Energie in die Gestaltung von entspre- und die Rechte der Jugendlichen, so dass diese Punkte in der chenden Lebensbedingungen der Kinder und Jugendliche in- Hilfeplanung langfristig Aufmerksamkeit finden. vestieren können.

Akronym „Cupcakes“

C – Childrens U – United for P – Partizipation C – Chancengleichheit A – Außerschulische Bildung K – Kinderrechte E – Emanzipation im S – St. Elisabeth-Verein e.V.

1 Es gibt Schulen in Thüringen, die ab der 1. Klasse mit eigenen SchulApps operieren, in denen die Vertretungsstunden, Hausaugaben usw. eingestellt werden.

20 21 Julie-Spannagel-Schule Diana Burk / Michael Röthinger Schulleitung

Aufbruch“

Von Diana Burk und Michael Röthinger

Etwas unter der Prämisse „Aufbruch“ zu schreiben, fällt uns Wenn „Aufbruch“ einen Sinn ergeben soll, bedarf es sowohl zugegebenermaßen schwer. Ist der Begriff doch, mitsamt einer Standort- als auch einer Zielbestimmung, damit wir wis- seinen Kameraden „Herausforderung“, „Entspannung“, „Res- sen, wo A und wo B ist und warum wir uns überhaupt bewegen sourcen“, Kommunikation“, „Team“ und was es da sonst noch sollen. alles gibt, durch seinen küchenpsychologischen Missbrauch, Die Standortbestimmung für die Julie-Spannagel-Schule er- der uns in vielen Büros in Form von Werbekalendern der Be- gibt sich grob aus folgenden Bedingungen: ratungs- und Coaching-Industrie entgegen grinst, vollständig 1) Sie ist eine Schule in privater Trägerschaft und steht formal diskreditiert. Da glotzen perfekt gestylte und gekleidete Models in Konkurrenz zu öffentlichen Schulen. fröhlich, sinnbefreit und ausgeglichen auf Berggipfel vor auf- 2) Sie unterliegt der hessischen Schulgesetzgebung, die be- gehender Sonne (Herausforderung) respektive untergehender dauerlicherweise viele Problemlagen von jugendlichen Sonne (Entspannung). Sie überqueren Ozeane im Segelboot Schülerinnen und Schülern nicht, nur unzureichend oder oder bezwingen das Wildwasser im Team. Immer ist schönes kontraproduktiv regelt. Wetter und wenn wir den Kurs buchen, sind wir glücklich und 3) Sie muss schnell auf veränderte Bedarfe der Schülerinnen haben das Problem gelöst. Jetzt kann lustig in die Kamera ge- und Schülern reagieren und das alles vor einem leerge- wunken werden. fegten Stellenmarkt. Oder, um es mit Berthold Brecht zu sagen, der zu einer Auf- 4) Darüber hinaus sorgen gewaltige Transformationskräfte für satzthemenstellung „Was zieht uns in die Berge?“ bereits vor eine Entsolidarisierung der Gesellschaft und ihre Aufteilung über hundert Jahren zu schreiben wusste: Die Seilbahn! Wel- in Partikular- und Individualinteressengruppen mit gestei- che Note er darauf bekam, ist nicht überliefert. Wir hätten ihm gertem Aggressionspotential, überwiegend transportiert wohl eine Eins gegeben. durch ein schwer zu kontrollierendes Internet.

22 Julie-Spannagel-Schule

Für die Zielbestimmung bedeutet das erstens, die Konkur- nur in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe und es gelingt nur, renz zwischen privater und öffentlicher Schule, die sich nicht wenn darüber hinaus auch politisch Stellung bezogen wird. durch die Schulen selbst, sondern durch die differierende Fi- Die Julie-Spannagel-Schule hat sich aus diesen Erwägungen nanzierung ergibt, aufzulösen. Die Julie-Spannagel-Schule in überregionale Zusammenhänge wie dem „Arbeitskreis Pri- muss gegenüber der öffentlichen Jugendhilfe den erhöhten vate Schulen“ und der „Arbeitsgemeinschaft Erzieherische Hil- Finanzierungsbedarf dadurch rechtfertigen, dass tragfähige fen in Hessen“ eingeklinkt. Um diese Anpassungen langfristig Konzepte etwa im Bereich der Schulabsenz oder der Flücht- und belastbar umsetzen zu können, braucht es drittens junge lingspädagogik erarbeitet, umgesetzt und personell gestützt Fachkräfte. Wir werden offensiv in die Werbung an den bei- werden. Wir werden dies z. B. durch engere Zusammenarbeit den Universitäten (Marburg und Gießen) sowie unserer Erzie- mit den UMA-Gruppen realisieren. Die Stichworte hierzu lau- herInnenschule gehen, um uns als attraktiver und sinnvoller ten Alphabetisierung oder (Einzel-)Unterricht in der Gruppe, Arbeitsplatz darzustellen. In Kooperation mit dem Staatlichen um den derzeit nicht zu leistenden Spagat zwischen persönli- Schulamt Marburg ist es bereits gelungen, eine Beamtenstelle chem Anspruch und tatsächlichem Leistungsvermögen dieser für die Julie-Spannagel-Schule zu schaffen, die ab dem kom- Jugendlichen zu ermöglichen. Für Schülerinnen und Schüler, menden Schuljahr besetzt sein wird. Der vierte Problemkreis die innerlich mit Schule abgeschlossen haben, gilt es, berufs- ist schwer fassbar und durch unsere Schule alleine nicht zu orientierte Angebote zu realisieren. Hierzu öffnet sich gerade bewältigen. Allerdings werden wir u. a. den Digitalpakt der in den WABL-Hallen mit ihren Möglichkeiten eine vielverspre- Bundesregierung mit seinen Förderungsmöglichkeiten nutzen, chende Perspektive. So wird aus einer konkurrierenden Schu- um die digitale Ausstattung der Schule zu erweitern und damit le ein essentieller und anerkannter Bestandteil des lokalen die Medienkompetenz unserer Schülerinnen und Schüler in Bildungsangebotes. Verzahnung mit politischer Bildung zu erhöhen. Faschistische, Zunehmend erreichen uns Aufnahmeanfragen für Jugendliche rassistische und sexistische Handlungen und Haltungen wer- und junge Erwachsene, die nach hessischer Schulgesetzge- den wir an unserer Schule nicht dulden und freuen uns über bung nicht mehr schulpflichtig sind oder keinen Anspruch mehr jede Schülerin oder jeden Schüler, die oder der an „Fridays auf einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, etwa, for Future“-Demonstrationen im Sinne eines außerschulischen weil bereits ein Schulabschluss erreicht wurde. Diese Jugend- Lernortes teilnimmt. Wir begleiten sie auf diesem Weg in ein lichen sind allerdings nicht bereit für weiterführende Schulen demokratisches und selbstbestimmtes Leben. oder den ersten Ausbildungsmarkt. Diesem zweiten Problem- kreis werden wir uns stellen müssen. Dies gelingt allerdings Das ist dann ein echter Aufbruch!

22 23 OIKOS Petra Lauer Markus Neumann Geschäftsbereichsleiterin Öffentlichkeitsarbeit OIKOS Sozialzentrum

Zwischen Überraschungs-Ei und Sorgen: Die Betriebssozialarbeit des OIKOS Sozialzentrums

Von Markus Neumann

Eigentlich ist es ein echter Traum: Man ist den ganzen Tag von wesentlich vom gesellschaftlichen Querschnitt. Suchtprobleme, tausendfachen, heißgeliebten Schokoladenverlockungen um- psychische Erkrankungen, Probleme am Arbeitsplatz, Trennun- geben und geht einer Beschäftigung nach, die viele Kunden gen/Scheidungen, Schulden und Ähnliches sind die häufigsten richtig glücklich macht. Gründe, um psychosoziale Beratung in Anspruch zu nehmen. Doch bei einem Blick hinter die Kulissen finden sich auch hier Festzuhalten bleibt dabei, dass die deutlich überwiegende Mehr- Menschen mit individuellen sozialen Problemen, gesundheitli- heit eine Beratung aus eigenem Antrieb in Anspruch nimmt. Bei chen Einschränkungen und schweren Schicksalsschlägen – Suchtproblemen kann dies zwar der Arbeitgeber aus Grün- eben so, wie in jedem Betrieb. den der Fürsorgepflicht den Betroffenen auch nahelegen, was Und besonders dort, wo viele verschiedene Nationalitäten, un- durchaus sinnvoll erscheinen mag. Letztlich geht es im Rahmen terschiedliche soziale Schichten oder einfach nur stark vonei- der Unterstützung jedoch keinesfalls darum, Druck auszuüben, nander abweichende Sozialisationsbiografien aufeinandertref- sondern eine hilfreiche Hand auszustrecken. fen, liegen häufig auch sehr unterschiedliche und individuelle Erreicht wird dies mit einem individuellen Gesprächsangebot Problemlagen vor. und bei Bedarf mit einer weitergehenden Unterstützung. Dazu Dabei kann es nicht der richtige Weg sein, solche Menschen können die Hilfe bei der Suche und Vermittlung geeigneter The- in schwierigen Situationen alleine zu lassen. Diese Erkenntnis ist zwischenzeitlich auch in der modernen Arbeitswelt präsent, weshalb mehr und mehr Arbeitgeber einen hohen Wert auf eine professionelle, psychosoziale Unterstützung ihrer Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter legen, wenn dies im Einzelfall erforderlich ist. Genau vor diesem Hintergrund entstand im August 2011 das Projekt „Betriebssozialarbeit“ des OIKOS Sozialzentrums in enger Kooperation mit der Ferrero GmbH . Zuvor zeichnete sich in den Sprechstunden der Psychosozialen Kon- takt- und Beratungsstelle (PSKB) des OIKOS Sozialzentrums deutlich ab, dass es innerhalb der Belegschaft einen zuneh- menden Bedarf an sozialer Beratung gab. Was lag also näher, als den Bedarf vor Ort zu decken? Für die Diplom-Sozialpädagogin Katja Kröll als PSKB-Mitarbei- terin eröffnete sich hier ein Tätigkeitsfeld, das ihre volle Leiden- schaft entfachte. Sie übernahm fortan die Projektleitung und Katja Kröll im Beratungsgespräch stieg zunächst an zwei Tagen wöchentlich mit großem Elan in die Beratungsarbeit ein. Und so ist zwischenzeitlich aus dem Zur Person stundenweisen Angebot ein Vollzeitjob geworden. Heute sind zwei Beratungskräfte für die PSKB bei Ferrero tätig. Katja Kröll ist 46 Jahre alt, Diplom-Sozialpädagogin (FH) Katja Kröll und Natasha Sander stehen grundsätzlich zwischen mit einer Weiterbildung zur Systemischen Familienthe- 6:00 und 20:00 Uhr für Hilfesuchende der Belegschaft zur Verfü- rapeutin. Sie ist seit dem Jahr 2007 im OIKOS Sozial- gung. Doch auch dann ist oft noch kein Feierabend. Katja Kröll: zentrum beschäftigt und leitet mit einer Vollzeitstelle das “Wir bieten unsere Beratung und Unterstützung bei Bedarf in Projekt „Betriebssozialarbeit“ seit 2011. Sie sagt: „Die einem Zeitraum rund um die Uhr an. Kriseninterventionen oder Arbeit mache ich aus Leidenschaft, sie ist vollkommen auf wichtige, besonders vereinbarte Termine finden auch während mich zugeschnitten.“ Ihre Stelle ist in vollem Umfang durch der Nachtschicht statt.“ die Ferrero GmbH Stadtallendorf gegenfinanziert. Mit ihr Die Problemlagen, die zu einem Unterstützungsbedarf führen, arbeitet Natasha Sander als Teilzeitkraft im Projekt. sind dabei thematisch weit gestreut und unterscheiden sich nicht

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korrigiert Sebastian OIKOS

rapieangebote, die Begleitung zur Schuldnerberatung, Haus- kommuniziert“ werden. Interne Gesundheitstage und ähnliche und Klinikbesuche bei den Betroffenen oder auch ein gemein- Veranstaltungen spielen dabei eine wichtige Rolle, die Angebo- sames, vermittelndes Gespräch zwischen Arbeitnehmer und te bekannt zu machen. Vorgesetztem gehören. Die Gesprächsführung in einer Beleg- schaft mit etwa 4500 Mitarbeitern und rund 40 unterschiedlichen Letztlich wirkt sich jedoch auch die Mundpropaganda der Be- Nationalitäten wird gelegentlich auch mal schwierig. Zur Not hilft schäftigten untereinander aus – besonders dann, wenn eine dann ein Dolmetscher. Beratung als hilfreich erlebt wurde. Und das scheint in den weit Besonders zufrieden ist Katja Kröll damit, dass das Unterneh- überwiegenden Fällen zuzutreffen. Die Resonanz sei sehr gut, men ihr in ihrer Fachlichkeit völlig freie Hand lässt und die mit berichtet Katja Kröll. Und die steigenden Fallzahlen scheinen ihr dem Hilfesuchenden erarbeiteten, weiterführenden Unterstüt- ohne Zweifel Recht zu geben. zungsangebote vollumfänglich unterstützt – selbst wenn dies So wurden im Verlauf des Jahres 2019 rund 500 Beratungen in eine längere Abwesenheit vom Arbeitsplatz erforderlich macht. einem Zeitrahmen von jeweils etwa 90 Minuten durchgeführt. Im Vordergrund steht also auch aus Unternehmenssicht die Hil- Hinzu kam eine Vielzahl von ungeplanten Gesprächskontakten fe bei schwerwiegenden gesundheitlichen und sozialen Prob- innerhalb des Produktionsbereiches. Doch damit nicht genug: lemen für betroffene Mitarbeiter, selbst wenn dies im Einzelfall Die sich daraus ergebenden Folgetermine im Zuge von weite- eine vorübergehende Einbuße der Arbeitsproduktivität bedingt. ren Unterstützungsgesprächen, Hausbesuchen, Begleitungen zu Ämtern, Ärzten, Therapeuten u. v. m. sind zahlenmäßig bis- Steigender Bedarf her noch gar nicht erfasst. Fest steht nur, es sind viele.

Ähnlich der allgemeinen Entwicklung in der Bevölkerung steigt Zwei Drittel der Hilfesuchenden waren übrigens Männer. Und auch im Unternehmen Ferrero die Nachfrage nach psychosozi- eine fallzahlbezogene Reglementierung durch das Unterneh- aler Beratung stetig an. Die Ursache liegt beispielsweise neben men Ferrero erfolgt nicht. Darüber freut sich auch Katja Kröll: der grundsätzlichen Zunahme von psychischen Erkrankungen „Ich bin sehr glücklich, dass die Beratungsanzahlen nicht be- auch darin, dass die vorhandenen Beratungsangebote mehr in grenzt sind und mir völlig freie Hand gelassen wird.“ Fazit: Wer der Belegschaft zur Kenntnis genommen bzw. gezielt „hinein- bei Ferrero Hilfe braucht, bekommt sie.

24 25 korrigiert Sebastian Ambulante Altenhilfe Ernst Boltner Geschäftsbereichsleiter Ambulante Altenhilfe

„Solange wie möglich zu Hause“

Von Ernst Boltner

Berichtet werden soll über die ambulante Altenhilfe in der Or- Die Personalgewinnung und -einsatzplanung war auch im Jah- ganschaft des St. Elisabeth-Vereins e.V. Marburg und die Ar- re 2019 eine hohe Herausforderung. Kundenwünsche und Er- beit der Diakoniestation Wetter gGmbH in der Zuständigkeit bringungsmöglichkeiten erfordern immer mehr gute Aushand- der Geschäftsführung für diese Gesellschaft. lungsprozesse. Dies ist uns in 2019 durchaus gut gelungen, für einen weiteren Ausbau bestehender Versorgungen und Das Jahr 2019 war für den ambulanten Bereich ein spannen- Angebote wird das Gelingen der Personalgewinnung der ent- des, herausforderndes und ebenso erfolgreiches Jahr gewe- scheidende Faktor sein. sen. Die Ausweitungen der Leistungen der Pflegeversiche- rungen für den ambulanten Bereich seit 2017 haben zu einer Das Angebot der Betreuungsleistungen konnte gut gehalten, stetigen hohen Nachfrage nach den Leistungen geführt. aber aufgrund nicht ausreichenden Personals nicht weiter ausgebaut werden. Hier konnten dann durch bestehende Ko- Um dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ und dem Wunsch operationen mit der Alzheimergesellschaft Marburg und den der Menschen, solange wie möglich in ihrem Zuhause bleiben Bürgerhilfevereinen Wetter und Lahntal die Nachfragen wei- zu können, gerecht zu werden, ist im ambulanten Bereich die tervermittelt werden. Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Wohnberatung weiter- hin ausgebaut worden. Durch regelmäßige monatliche Sprech- Für die Gesamtarbeit stehen in beiden Diensten zusammen stunden im Generationen- und Familienzentrum in Goßfelden ca. 80 Mitarbeitende zur Verfügung, der Fuhrpark umfasst 35 ist eine verlässliche Anlaufstelle für Ratsuchende geschaffen. Fahrzeuge. Insbesondere in Anspruch genommen wurde die zugehende Beratung zur Anpassung und Umgestaltung der Wohnungen Um die enge Verbindung dieser Arbeit mit den zugehörigen Älterer und von Menschen mit Behinderungen. Neben der Kirchengemeinden in der Arbeit spürbar zu festigen, haben ge- fachlichen Einschätzung der körperlichen Beeinträchtigungen meinsame Diakoniegottesdienste, ein Jubiläumsgottesdienst und der nötigen baulichen Anpassungen der Wohnungen er- und andere Begegnungsaktivitäten stattgefunden. folgte die Hilfestellung bei der Beantragung der Zuschüsse der Pflegekassen und anderer Förderungen. Ca. 55 Menschen In konsequenter Fortführung des Grundsatzes „solange wie haben in 2019 diese umfassende Hilfe in Anspruch genommen möglich zu Hause“ konnte dann im November 2019 die am- und sich somit einen längeren Verbleib in ihrer Häuslichkeit bulante Wohngruppe für Menschen mit Demenz in Goßfel- ermöglicht. den eröffnet werden. Hier werden inmitten von Goßfelden, in unmittelbarer Nachbarschaft eines Gemeinschaftswohn- Durch geordnete Strukturen in der Arbeit der ambulanten projektes, des Ärztehauses und des Generationen- und Fa- Dienste ist dieses Angebot fester Bestandteil der Beratungs- milienzentrums in einem neu errichteten „Einfamilienhaus“ arbeit ebenso wie eine hohe geschulte Sensibilität der Mitar- zehn heimpflegebedürftige ältere Menschen rund um die Uhr beiterinnen in der täglichen Pflegearbeit vor Ort. Im Programm betreut. Die Pflege- und Betreuungsarbeit wird durch die Dia- der Volkshochschule des Landkreises wurde in mehreren koniestation Cappel- gGmbH wahrgenommen. Veranstaltungen ein Thema aus der Arbeit der Fachstelle für Die Arbeit ist ordnungsrechtlich unter das Heimgesetz gestellt Wohnberatung vorgestellt. und wird im Rahmen einer Erprobungsklausel intensiv von der Hessischen Pflege- und Betreuungsaufsicht begleitet. Ziel Die Arbeit der beiden ambulanten ist, einen ordnungsrechtlichen Rahmen zu erproben, der die- Dienste stellt sich wie folgt dar: se ambulante Wohnform qualitätssichert und die Möglichkeit schafft, diese Wohnform als eine für Quartiersarbeit höchst Versorgt werden die Regionen Wetter mit allen Stadtteilen, die passende Wohnform für heimpflegebedürftige Menschen als Gemeinde Münchhausen, das Lahntal mit all seinen Gemein- trägerinitiiertes Angebot zu manifestieren. den, Marburg, Marburg-Cappel und der Ebsdorfergrund. Insgesamt wurden in beiden Diensten für durchschnittlich 350 Die ambulante Arbeit kann im Rückblick auf das Jahr 2019 als bis 400 Patienten Leistungen der Häuslichen Kranken- und Al- inhaltlich und wirtschaftlich gefestigt und erfolgreich bewertet tenpflege erbracht. Der Anteil der Häuslichen Krankenpflege werden. Gleichwohl steht sie in den nächsten Jahren vor gro- nach SGB V an der erbrachten Gesamtleistung Pflege lag zwi- ßen Herausforderungen, für die Antworten gefunden werden schen 37,0 % bis zu 50,38 %. müssen und die in die Praxis umzusetzen sind:

26 Ambulante Altenhilfe

Goßfelden im Blick: Die Foto zeigt, was im Lahntaler Ortsteil entstehen soll

Das dringendste Problem ist, wie in der Pflege allgemein, die Kurzfristig und vor dem Hintergrund aktueller Bedingungen Gewinnung neuer Mitarbeitender. Hier wird es einer Vielzahl muss eine ausreichende Refinanzierung für solitäre hauswirt- von Maßnahmen bedürfen, um durch eine schaftliche Leistungen und SGB V Leis- angemessene Attraktivität dieses Berufes tungen gefunden werden. Insbesondere genügend Menschen in diese Arbeit hin- die hohe Nachfrage nach einfachen haus- ein zu holen. wirtschaftlichen Leistungen und die hohen hier bei der Pflegekasse nicht abgerufenen Es braucht grundlegendere Reformen, die Gelder aufgrund der unzureichenden Ver- zunächst stark den stationären Bereich gütungssätze für die ambulanten Dienste betreffen werden, die aber dann auch erfordern eine rasche alle zufriedenstellen- Auswirkungen auf die Arbeit der ambulan- de Lösung. Dann werden auch beide Di- ten Dienste haben werden. Die im Kontext akoniestationen wieder intensiv in die Er- dieser Gesamtaufgabe der Personalge- bringungen dieses Angebotes einsteigen. winnung nötigen Schritte wie eine deutlich Neben diesen Herausforderungen gilt es, verbesserte Personalausstattung in stati- die anstehende weitere Entwicklung des onären Einrichtungen, eine Bezahlung auf ambulanten Bereichs voranzutreiben. Die Tarifniveau und Personalmodelle, die aka- ambulante Wohngruppe für Menschen mit demischen Abschlüssen in der Pflege eine Demenz in Goßfelden ist ein erster Schritt. angemessene Aufgabe und Bezahlung Weitere werden folgen: ermöglichen, werden zu einer deutlichen Für das Projekt in Cappel (siehe Jahres- Verteuerung der gesamten Pflegeange- Tatjana Farger bericht 2018) ist der Pachtvertrag unter- bote führen. Dies wird eine grundlegende Pflegedienstleitung zeichnet und der Bauantrag eingereicht Reform der Finanzierung der Pflegeversi- worden. Der Beirat für dieses quartierbe- cherung erfordern und in diesem Zusam- zogene Projekt hat sich konstituiert und menhang werden sich ambulante Dienste seine begleitende und beratende Aufgabe auf geänderte Refinanzierungsbedingun- aufgenommen. gen einstellen müssen. Hierzu können die In der Kernstadt in Wetter sind konkre- verbindlichen Mitarbeiten in einem ggfs. te Planungen für die Errichtung von 23 kommunal gesteuerten Case Manage- Apartments für Betreutes Wohnen kurz vor ment ebenso gehören wie die Abkehr von ihrem Abschluss. In diesem Apartmentge- Pauschalpreisen für Module hin zu echter bäude werden auch die Räumlichkeiten Zeitabrechnung bis zur Abrechnung inner- für die Diakoniestation Wetter gGmbH halb eines Budgets. Diese Veränderun- geschaffen. Durch diese Stadtinnenlage gen werden in den nächsten Jahren an- ist eine fußläufige Erreichbarkeit der Di- stehen und grundlegende Veränderungen akoniestation ebenso gewährleistet wie in der inhaltlichen und personellen Arbeit die intensive Betreuungsmöglichkeit für der ambulanten Dienste erfordern. Eine die Mieterinnen und Mieter des Betreuten herausfordernde und spannende Aufga- Jutta Barth Wohnens. be, die mit hoher Wahrscheinlichkeit pass- Pflegedienstleitung Hier hoffen wir auf die Fertigstellung die- genauere Pflegearrangements für die Be- ses Vorhabens Mitte nächsten Jahres und troffenen ermöglicht, die Attraktivität des damit auf einen weiteren Baustein in der Berufs erhöht und letztlich eine notwendige kommunale Steu- Umsetzung des aus dem Quartiergedankens lebenden Grund- erung dieser Aufgabe der Daseinsvorsorge zeitigt. satzes „solange wie möglich zu Hause“.

26 27 Stationäre Altenhilfe St.Elisabeth gGmbH Oliver Pappert Geschäftsbereichsleiter Stationäre Pflege

Sich den wachsenden Herausforderungen angenommen

Von Oliver Pappert

Das Jahr 2019 war ein sehr bewegtes Jahr für die stationären Veränderungen in den Strukturen unserer Einrichtungen Altenhilfeeinrichtungen. Bei einer Auslastung der Einrichtungen in Wetter, Sterzhausen Aufgrund der wachsenden Herausforderungen an unsere und Rosenthal von 98,2% war die Inanspruchnahme der sta- Einrichtungen durch höhere Pflegebedürftigkeiten unserer tionären Pflegeleistungen weiterhin gegeben. Die Interessen- Bewohner und die steigenden dementiellen Erkrankungen tenlisten gerade von Menschen mit hohen Pflegegraden und wurden im Jahr 2019 die Strukturen an diese veränderten Aus- demenziellen Erkrankungen, welche nicht mehr in der häusli- gangsbedingungen angepasst. chen Umgebung versorgt werden können, sind gefüllt. Die Herausforderungen an unsere Einrichtungen lagen vor • Implementierung neuer Prozessabläufe in der Hauswirtschaft allem in der Akquise von gut ausgebildetem Pflegepersonal, in den Einrichtungen welches benötigt wird, um unserem Anspruch an eine be- • Implementierung neuer Prozessabläufe in der Pflege in den darfsgerechte Versorgung der teilweise stark erkrankten und Einrichtungen altersbedingt eingeschränkten Bewohner gerecht zu werden • Tourenplaneinführung mit festen Bezugspflegen und Zuwei- und die hohen Anforderungen der Kostenträger und Aufsichts- sung von Tätigkeiten in Absprache mit Bewohnern und Leis- behörden erfüllen zu können. Der „Pflegetüv“, welcher ab dem tungserbringern 1.10.2020 zum Tragen kommt, stellt uns vor neue, spannende • Fokussierung und Professionalisierung der sozialen Betreu- Herausforderungen in der Stationären Altenhilfe. Es soll eine ung durch Einstellung von Ergo- und Physiotherapeuten in stärkere, gerechte Transparenz unserer Einrichtungen herge- den Einrichtungen stellt werden, damit die Hilfesuchenden einen guten und struk- • Einführung von Demenz – Essen und Beschäftigungsgruppen turierten Überblick über die angebotenen Leitungen und die • Setzen des Fokus auf demenzielle Erkrankungen Qualität erhalten. • Schulungen der Mitarbeiter in dieser Richtung • Beginn der Implementierung des Modells „Kongruente Be- ziehungspflege“ nach Rüdiger Bauer Weg der stationären Altenhilfe in die Diakonie • Aufsetzen eines strukturierten Leistungs- und Personalcon- trollings Zum 1.1.2019 traten die Einrichtungen der stationären Alten- hilfe in den Verband der Diakonie ein. Somit profitieren die Mit- In Zusammenarbeit mit Menue & Mehr in Wetter wurde begon- arbeitenden seit dem 1.1.2019 von den AVR KW und sind im nen, die Mittagessenversorung unserer Einrichtungen umzu- Unternehmensverband des St. Elisabeth-Vereins gleichwohl stellen, um den Bewohnern ein „Mehr“ an Pflege- und Betreu- auch strukturell angegliedert. ungszeit zukommen zu lassen. Durch diesen Schritt konnten wir die Attraktivität des Arbeits- platzes in unseren Einrichtungen für Mitarbeitende und „Wech- selwillige“ stark erhöhen. Ausbildungsoffensive

Betriebsübergang in die Altenhilfe St. Elisabeth gGmbH In Vorbereitung auf die neue, generalistische Pflegeausbil- dung, welche in 2020 zum Tragen kommt, haben wir uns Mitte Zum 1.4.2019 entstand die Gesellschaft Altenhilfe St. Elisa- des Jahres 2019 entschieden, die Stelle einer pflegepädagogi- beth gGmbH, in welche als 100%ige Tochter des St. Elisa- schen Leitung zu schaffen. Hier konnten wir ab Oktober 2019 beth-Vereins die Einrichtungen „Hausgemeinschaften Wetter“, eine sehr erfahrene Pflegepädagogin gewinnen. Ziel dieser Hausgemeinschaften „Sterzhausen“ und „Hausgemeinschaf- Stelle ist es, durch Eigeninitiative dem steigenden Mangel an ten Rosenthal“ im Rahmen eines Betriebsübergangs nach Fachkräften in der Pflege aus eigenen Mitteln entgegenzu- BGB 613a überführt wurden. Auch diese Gesellschaft ist Mit- treten und den formalen politischen Vorgaben aus der neuen glied der Diakonie Kurhessen Waldeck. Ausbildungsverordnung für Pflegeberufe gerecht zu werden. Aufgrund er neuen tariflichen Struktur wurden neue Vergü- Ende 2019 beschäftigten wir bereits 32 Auszubildende in un- tungsverhandlungen geführt, die der Erhöhung der Löhne seren Einrichtungen, welche teilweise im Rahmen einer Qua- unserer Mitarbeitenden um durchschnittlich 17,8% Rechnung lifizierungsoffensive bereits vorher bei uns beschäftigt waren trugen. und nun die Qualifizierung zur Pflegefachkraft bei uns absol- vieren können.

28 Stationäre Altenhilfe St.Elisabeth gGmbH

Erweiterung unserer Angebote

Im Juli 2019 wurde der Betreibervertrag mit der Stadt Romrod für die Einrichtung „Hausgemeinschaften Schlossblick Romrod“ mit 54 Bewohnerplätzen auf 5 Hausgemeinschaften und einer Tagespflegeeinrichtung mit 12 Plätzen im Erdgeschoss der Einrichtung unter- schrieben. Die Einrichtung eröffnet im Jahr 2020, womit wir unse- ren Wirkungskreis im Angebot der stationären Hausge- meinschaften auf den Vogelsbergkreis erweitert haben. Es existiert auch dort bereits eine Warteliste von Pflege- bedürftigen, die unsere Leistungen in Anspruch nehmen wollen. Auch die Bewerberverfahren in der Personalak- quise sind bereits in vollem Gange.

Abriss des Altbaus „Schulstraße 29 Wetter“

Ende des Jahres 2019 beginnen die Abrissarbeiten des Altbaus in der Schulstraße 29 in Wetter. Die Verwaltung der Altenhilfe St. Elisabeth ist im Oktober 2019 in das bereits fertiggestellte WABL 1 Gebäude in Cölbe um- gezogen. Im Jahr 2020 soll am Standort Schulstraße 29 eine U3 Kita mit 4 Gruppen, eine Tagespflege für pflegebedürf- tige Menschen in der Tagesbetreuung und ein Cafe als Begegnungstätte entstehen und in 2021 in Betrieb ge- hen.

2019 war eine spannendes und sehr durch Veränderung geprägtes Jahr. Dieser Prozess wird uns in den kommenden Jahren weiter begleiten und unser Team vor viele spannende Herausforderungen stellen.

28 29 Louisenstift Dr. Claudia Griese Karina Wendlandt Geschäftsführerin Geschäftsführerin

Aufbruch ist immer

Aufbruch ist immer, auch durch Veranstaltungen in der Kita „Louisenstift“ mit Kinderfest und Tag der offenen Tür

Von Dr. Claudia Griese und Karina Wendlandt

Das „Louisenstift“ wird dieses Jahr 185 Jahre alt. Es hat meh- Dass es die Louisenstift gGmbH als Rechtsnachfolger des rere Staats- und Regierungsformen, Kriege und die Wende „Louisenstifts“ noch immer gibt, beweist, dass wir sowie unse- überstanden. Zu jeder Zeit stand die Herausforderung, sich re Vorgänger auf die Fragestellungen ihrer Zeit zukunftswei- den gesellschaftlichen Veränderungen zu stellen. So überrollte send reagiert haben. Wie schnell es vorbei sein könnte, wis- zur Zeit der Gründung die Industrialisierung – der technische sen die älteren Kolleginnen und Kollegen noch als aufgrund Fortschritt – die Menschen regelrecht. Die ersten Eisenbah- sich verschlechternder Belegungszahlen Mitte der 2000er- nen veränderten das Gefühl für Raum und Zeit. Damals war Jahre die Louisenstift gGmbH wirtschaftlich auf eine Insolvenz ja die Wegstrecke von einer Stadt zur anderen die Zeit, die hinsteuerte. man dafür zu Fuß brauchte. Da gab es eine feste Orientie- rung und auch eine feste Verkoppelung von Zeit und Raum Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu – und plötzlich sitzt man still, wird sehr schnell über Schienen lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. geschossen. Und das waren damals ganz neue irritierende (Albert Einstein) Erlebnisse, die vielen Menschen große Sorgen bereiteten. Später veränderte Automatisierung die Arbeitswelt und neue Mit der Integration der Louisenstift gGmbH zum St. Elisabeth- Technologien und Geräte wurden zu Massenkonsumgütern, Verein e.V. wurden innerhalb relativ kurzer Zeit viele Verände- wie Haushaltgeräte, Computer, Telefon, Fernseher usw.Heute rungen durchgeführt. ist es die Digitalisierung, die unser Gefühl für Raum und Zeit verändert und Unsicherheiten schafft. Für Politik und Gesell- - Es wurden neue pädagogisch tragfähige Konzepte entwickelt. schaft drängen sich damit eine Reihe von Fragen auf: Führt Dies führte zu z. T. deutlichen Veränderungen in allen Wohn- die Automatisierung und Digitalisierung tatsächlich zum Abbau gruppen sowie in den ambulanten Jugendhilfeangeboten. von Arbeitsplätzen? Welche Arbeitsplätze sind gefährdet? Wie - Nach und nach wurde in den meisten Immobilien der Wohn- verändern sich die Arbeitsprozesse und -inhalte im Zuge des gruppen saniert und für die Kinder und Jugendlichen eine ein- Wandels? Wie verändern sich Qualifikations- und Kompetenz- ladende Atmosphäre in ihrem „Zuhause auf Zeit“ geschaffen. anforderungen? Besteht Anpassungsbedarf zur Sicherung der Andere Wohngruppen fanden an einem anderen Standort ein Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern/-innen? neues Zuhause.

30 Louisenstift

Mit der finanziellen und personellen Unterstützung durch ver- Vieles ist erreicht worden: schiedene Geschäftsführer aus dem St. Elisabeth-Verein ist eine Basis für Entwicklung geschaffen worden. Dabei konnte das Lou- 2007 Konzeptveränderungen einer Wohngruppe in Königsbrück isenstift seinen Weg im Um- und Ausbau der Leistungsangebote zur familienbegleitenden Wohngruppe (heute FbW „famos“) 2009 Wechsel der Ambulanten Jugendhilfe von Königsbrück nach gehen und aus eigener Kraft ein stabiles Unternehmen werden. Kamenz und Start des Ambulant Betreuten Wohnens für geistig behinderte, später auch psychisch kranke Menschen Flankierend zu der Erweiterung und Erneuerung von Leis- 2011 Mitarbeit im Projekt „Netzwerk für präventiven Kinderschutz“ tungsangeboten wurde in die Kultur des Miteinander-Umge- im Landkreis Bautzen hens, die Fachlichkeit der Mitarbeitenden und in die Struktur- 2012 Erweiterung der Ambulanten Hilfen um den Standort Hoyerswerda veränderung in Leitung und Verwaltung investiert. Eröffnung der traumapädagogischen, familienorientierten Durch die vielen Veränderungen sowie die Umsetzung neuer Wohngruppe „fith“ im sanierten Haus in Königsbrück innovativer Angebote erarbeitete sich die Louisenstift gGmbH 2013 Konzeptveränderung einer Wohngruppe in Schönteichen einen guten Ruf bei vielen Jugendämtern, insbesondere auch zur Intensivgruppe (heute IBW Schönteichen) im Landkreis Bautzen, als kompetenter und verlässlicher Ko- 2016 Umzug der intensivpädagogischen Wohngruppe von Uhyst in das neu gebaute Haus in Großharthau (heute IWG operationspartner. Die Belegung war zunehmend stabil und „Kastanienhof“). Konzeptveränderung der Wohngruppe Schön- wirtschaftlich konnten Überschüsse erzielt werden, sodass teichen zur Jugendwohngruppe mit der Möglichkeit, mehrere die Betriebsergebnisse seit 2013 durchgehend im positiven unbegleitete Flüchtlinge zu integrieren. Bereich sind. Durch diese Entwicklung des Unternehmens 2017 Erweiterung des Angebotes in Großharthau um das ist die Louisenstift gGmbH heute betriebswirtschaftlich stabil. Trainingswohnen. Brandschutzgerechter Umbau des Haupthauses in Dadurch sind ausreichende Mittel für Fort- und Weiterbildung Königsbrück. Gleichzeitig wurden die Räume der FbW vorhanden. Schwankungen in der Belegung können in einem „famos“ saniert und das Erdgeschoss für die Kita umgebaut. bestimmten Rahmen gut ausgeglichen werden und es konn- 2018 Start der Kindertagesstätte „Louisenstift“ in Königsbrück. ten Rücklagen für Investitionen sowie neue Projekte gebildet Diese bietet Platz für die Betreuung von insgesamt 28 werden. Kindern, davon 8 unter drei Jahren. 2019 Umzug der Jugendwohngruppe von Brauna nach Kamenz Wir, die Geschäftsführerinnen der Louisenstift gGmbH, Karina mit jetzt neuem Namen „Jugendwohngemein schaft Kamenz“ Wendlandt und Claudia Griese danken allen haupt- und eh- und gleichzeitig Umzug der Kolleginnen der Ambulanten Hilfen renamtlichen Mitarbeitenden der Louisenstift gGmbH für ihren in Kamenz in das gleiche Objekt, wodurch eine neue räumliche engagierten und erfolgreichen Einsatz und freuen uns auf die Verknüpfung zueinander entstand. gemeinsame Lösung der Herausforderungen im Jahr 2020. Darüber hinaus fand im letzten Jahr das Projekt „Trampolin“ in Hoyerswerda statt – ein Unterstützungsangebot für Kinder von suchtkranken Eltern. Dank des Engagements der durch- führenden Kollegin werden wir dieses Projekt als Modellprojekt auch 2020 weiterführen können.

Das Projekt „Stütze“ in Kamenz – ein Aktivierungs- und Beschäftigungsprojekt für Menschen mit psychischen Aufbruch auch mit HiBB (Hilfe - Betreuung – Begleitung), dem Erkrankungen verschaffte bereits mehreren Teilnehmer/ Angebot, bei dem Menschen mit Behinderungen beziehungs- -innen Erfolgserlebnisse und ermöglichte ihnen mehr weisen psychischen Erkrankungen bei der Bewältigung von Teilhabe. Auch dieses Projekt wird 2020 weitergeführt. Alltagsproblemen begleitet und unterstützt werden.

30 31 Jugendhilfeverbund Nordhessen Andreas Daume Geschäftsbereichsleiter

Die Veränderungen gehen weiter

Von Andreas Daume

Das Jahr 2019 war für die Mitarbeitenden des Jugendhilfever- Die rückläufigen Zahlen der unbegleiteten minderjährigen Aus- bundes Nordhessen eine spannende Reise und wurde von länder (umA) führten auch bei uns dazu, dass wir das Angebot weiteren Veränderungen begleitet. in der Stresemannstraße zum 31. Dezember 2019 schließen Seit dem 1. Januar 2019 ist Andreas Daume der neue Ge- mussten. Die verbleibenden jungen Menschen wurden in einer schäftsbereichsleiter, nachdem er bereits 2018 den Jugend- anderen Wohngruppe aufgenommen beziehungsweise wer- hilfeverbund unterstützt hat. den im Rahmen der ambulanten Hilfe nachbetreut. Die Mit- Ebenfalls zum 1. Januar 2019 ist die GISA der Diakonie Hessen arbeitenden der Stresemannstraße arbeiten jetzt in anderen beigetreten. Das hat verschiedene Veränderungen mit sich ge- Wohngruppen oder im Bereich der ambulanten Hilfe. bracht. Zum einen wurden die Mitarbeitenden in einen Tarifver- Das Angebot der Sozialen Gruppenarbeit in Bad Wildungen trag der Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie eingruppiert und wurde mit dem Landkreis Waldeck-Frankenberg um ein weiter- zum anderen wurde der Betriebsrat in Bad Wildungen durch es Jahr verlängert. eine Mitarbeitervertretung ersetzt. Diese Veränderung führte Unsere Marie-Juchacz-Schule hat im Schuljahr 2019/2020 an dazu, dass wir mit den zuständigen Jugendämtern des Land- den Standorten Gemünden/Wohra und Burgwald-Birkenbring-

Außenansicht Am Unterscheid: Dort soll ein neues Angebot eingerichtet werden kreises Waldeck-Frankenberg, der Stadt Kassel und des Land- hausen eine sehr gute Auslastung und ständig neue Aufnah- kreises Kassel neue Entgeltverhandlungen führen müssen. meanfragen. Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort leisten mit Die Planungen, in Bad Wildungen einen Kindergarten Am den Schülerinnen und Schülern eine wunderbare Arbeit. Am Unterscheid zu errichten, wurden im Sommer verworfen. Standort Gemünden/Wohra haben wir seit dem 1. August 2019 Ein neues ambulantes Angebot des Jugendhilfeverbund Nord- einen Auszubildenden zum Erzieher (Praxisintegrierte Ausbil- hessen wird Betreutes Wohnen für Menschen mit einer chro- dung - PIA) vom evangelischen Fröbelseminar in Korbach. nisch psychischen Erkrankung werden. Zwei langjährige Mitarbeitende wurden in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

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140 Jahre St. Elisabeth-Verein 1904 25-jähriges Jubiläum des St. Elisabeth-Vereins am 19. November.

• In Form eines großen Jahresfestes. • Oberlehrer Leimbach hält eine Festrede in der er betont, dass sich der St. Elisabeth-Verein „aus kleinen Anfängen gut entwickelt und manche Not in unserer Stadt gelindert hat.“ 1879 Gründung des St. Elisabeth-Vereins 1916 am 19. November. Das Elisabeth-Haus wird zunächst Kriegswaisenhaus, ein Jahr später auch Erholungsheim für Frontsoldaten. • Gegründet von Julie Spannagel und weiteren Mitstreitern aus Marburg. • Als Vorbild dient die Heilige Elisabeth 1919 von Thüringen. Der Elisabeth-Verein wird unter der Nr. 55 in das Vereinsregister • Sie hat sich zum Ziel gesetzt, „[…] arme, beim Amtsgericht Marburg eingetragen. leiblich oder geistig verkommene Kinder jeder Confession in geeignete Pflege zu nehmen und den Armen der Stadt in 1921 ihrem Hauswesen, sowie insonderheit in Die Stadt Marburg übernimmt zu Zeiten der Inflation sämtliche Krankheitsfällen mit Hülfe und Rath an die Hand zu gehen". Kosten der Gemeindepflege. • Noch im Gründungsjahr wird die Betreuung von Kindern im Wohnhaus der Familie Cuno am Steinweg aufgenommen. • Dadurch kann im Julienstift sogar eine zusätzliche Diakonisse als Jugendpflegerin eingesetzt werden. 1883 Das Elisabeth-Haus wird am 19. November eröffnet. 1926 Anschluss des St. Elisabeth-Vereins an den Landesverband • Dank dem persönlichem Einsatz aller Beteiligten und für „Innere Mission“. einer weiteren großzügigen Spende von Julie Spannagel. • Ab diesem Zeitpunkt findet die Kinderbetreuung in diesem Gebäude am damaligen Kaffweg statt. 1934 Der St. Elisabeth-Verein ändert seine Satzung, um „den von den Gründern des St. Elisabeth-Vereines gewollten christlichen 1893 kirchlichen Charakter […] klar zum Ausdruck zu bringen". Einweihung des „Julienstifts“ im Leckergässchen in Marburg. • Der Zweck des St. Elisabeth-Vereins soll nicht mehr nur die ge- eignete Pflege der Kinder, sondern auch die "christliche Erziehung“ • Erneute persönliche Spende von Julie Spannagel. sein. • Eröffnung am 3. Oktober „mit dem Charakter eines Festes • Diese Satzungsänderung versteht sich als Versuch, ein Zeichen der Inneren Mission“. gegen den zunehmenden Einfluss der nationalsozialistischen Weltanschauung im Bereich der Wohlfahrtspflege zu setzen. 1901 Einweihung eines Kindergartens am Kaffweg. 1941 Sämtliche Kindergärten müssen an die Nationalsozialistische • In den Räumen des Elisabeth-Hauses können aus den Erträgen Volkswohlfahrt (NSV) abgetreten werden und die NSDAP beschlag- der Stiftung 60 Plätze zur Verfügung gestellt werden. nahmt einige Räume des Julienstifts.

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1945 1973 Der St. Elisabeth-Verein pachtet im Sommer ein ehemaliges Durch den Pachtvertrag des St. Elisabeth-Vereins mit dem Arbeitsdienstlager bei den Neuhöfen, um dort ein Kinderheim mit Kreis Marburg übernimmt dieser die Trägerschaft über das eigener Grundschule, später Heimsonderschule, zu errichten. Altenheim in Wetter.

• Anfänglich werden hier 46 heimatlose Kinder betreut. • 1991 erfolgt die Übereignung des Gebäudes durch den Landkreis • Der Aufbau des Kinderheims, das in der Folgezeit den Namen Marburg-Biedenkopf. Damit verbunden ist die Umstrukturierung, „Friedenshütten“ trägt, wird von der damaligen Militärregierung und die 1995 mit der Einrichtung des Betreuten Wohnens die Dezen- den zivilen Behörden der Stadt unterstützt. tralisierung einleitet, wie schon zuvor in der Jugendhilfe praktiziert.

Ein erstes christliches Heim kann im Herbst in Marburg am Marbacher Weg mit Unterstützung des St. Elisabeth-Vereins 1974 eröffnet werden. Die erste Mitarbeitervertretung (MAV) im St. Elisabeth-Verein e.V. wird von 44 Wahlberichtigten gewählt und hat drei Mitglieder. Der St. Elisabeth-Verein schließt sich der „Christlichen Nothil- fe“ an. 1976 • Diese wird gegründet, um vor dem Hintergrund der akuten Des- Den Kindern und Jugendlichen steht nun ein vereinseigener Zelt- organisation staatlicher und kommunaler Hilfsstellen zunächst die platz in -Kirchvers zur Verfügung, der unmittelbar in der Nähe Nöte der Studenten in Marburg zu lindern, die durch die neuen des Waldschwimmbades liegt. Sektorengrenzen von ihren Familien und damit von ihrer Ver- sorgung abgeschnitten sind. • Außerdem wird diese als Initiative der evangelischen und 1978 katholischen Kirche gemeinsam mit dem St. Elisabeth-Verein Im Dachgeschoss des Julienstifts eröffnet im Mai eine erste Außen- gebildet, um die sozialen Folgen des Krieges aufzufangen und wohngruppe für ältere Jugendliche. sich der Flüchtlinge und Vertriebenen anzunehmen. 1979 1946 Im November wird eine weitere Jugendwohngruppe „Hermershäus- Nach Kriegsende werden die beiden Kindergärten im Julienstift und chen“ im Haus auf den Neuhöfen eröffnet, das der Verein 1975 im Elisabeth-Haus wieder dem St. Elisabeth-Verein übergeben. erworben hat. Außerdem gehen die Gemeindepflege und –kindergärten in Ocker- shausen auf den St. Elisabeth-Verein über. Der St. Elisabeth-Verein feiert sein 100-jähriges Jubiläum.

Unter der Trägerschaft der „Christlichen Nothilfe“ wird in einem • Anlässlich der Mitgliederversammlung hält Dekan Bernhard Götz Gebäudekomplex des ehemaligen Reichsarbeitsdienstes das Alten- einen Vortrag über die ersten 70 Jahre des Vereins. heim Wetter eingerichtet. • Das Zweite Deutsche Fernsehen sendet am 4. Juli einen Beitrag Ab 1951 erfolgt der Ausbau zum Kreisaltenheim, dessen Trägerschaft über das Kinderheim Friedenshütten in den folgenden Jahren auf den St. Elisabeth-Verein übergeht. 1981 1957 Die „Julie-Spannagel-Schule“ setzt am 12. Februar im fertig gestell- Im alten Gebäude bei den Neuhöfen nimmt die Heimsonder- ten Neubau auf den Neuhöfen ihre Arbeit fort. schule, die später den Namen „Julie-Spannagel-Schule“ trägt, ihre Arbeit auf. 1982 Der Verein zur Hilfe und Selbsthilfe psychisch Kranker e.V. wird von 1967 ehemaligen Psychiatriepatienten, Sozialarbeitern und Ärzten in Fertigstellung des Neubaus für das Kinderheim „Friedenshütten“ Schwalmstadt gegründet. Daraus geht 1995 OIKOS als gemeinnützige im Marburger Ortsteil Neuhöfe. GmbH hervor. Zu diesem Zeitpunkt werden vor allem chronisch psychisch kranke Menschen beraten, begleitet und unterstützt. 1968 Die Julie-Spannagel-Schule erhält eine staatliche Anerkennung 1983 als private Sonderschule. In diesem Jahr wird das Elisabeth-Haus 100 Jahre alt. Das Ereignis wird mit einem Festakt in der St. Jost-Kapelle gefeiert. Zudem findet die Jahreshauptversammlung des Vereins im Elisabeth-Haus statt.

34 Projekte

1984 1992 Der St. Elisabeth-Verein richtet in den Räumen einer ehemaligen Einrichtung des Erziehungshilfeangebots „Intensiv Betreutes Woh- Lagerhalle Lehrwerkstätten für Jugendliche mit Schulabschluss ein. nen“, zunächst „Bei St. Jost“ in Marburg. Später folgen Gruppen in der Frauenbergstraße, auf den Neuhöfen, in der Großseelheimer • Anfangs entstehen sechs Ausbildungsplätze für Maler und Lack- Straße, im Stadtwald, in Wetter und in Herborn. ierer und im darauffolgenden Jahr auch Lehrstellen für das Berufsziel Schlosser. • Ist an Jugendliche gerichtet, die sich aufgrund gravierender Verhaltensauffälligkeiten in stationärer psychiatrischer Behandlung befunden haben. 1984/85 Der St. Elisabeth-Verein mietet ein Haus im Marburger Ortsteil an und dort zieht die erste Familienanaloge 1993 Wohngruppe ein. Das ist der Startschuss für die Dezentralisierung Die erste Mädchenwohngruppe (MWG) wird in Cölbe-Bürgeln eröffnet. der gesamten Einrichtung und Auflösung des Großheims Friedens- hütten. • Im Laufe der Zeit werden noch weitere MWGs eröffnet: MWG Ockershausen, MAM Münchhausen, MWG Okarben, FaM Ehring shausen 1985 Das erste Konzept „Betreute Wohnformen“ wird erarbeitet. Darin Der Bereich der Erziehungsstellen entsteht im St. Elisabeth-Verein. wird festgehalten, dass ein junger Mensch das Alleinleben erproben können soll. Das erste Kind wird in eine familienintegrative Wohngruppe (FWG) in Thüringen aufgenommen. 1985/86 Eine weitere Außenwohngruppe entsteht für fünf Kinder 1994 in Amöneburg-Roßdorf. Die Gesamt-Mitarbeitervertretung (G-MAV), bestehend aus MAV Jugendhilfe, Thüringen und Altenhilfe, wird gegründet. • Ab 1986 werden Zug um Zug die alten Heimstrukturen weiter auf- gelöst und die Jugendhilfe vollständig dezentralisiert. Es ent- stehen die ersten Außenwohngruppen und die familienanaloge 1995 Betreuung wird auf den Weg gebracht. Unter Mithilfe vom Johannesstift Wiesbaden findet die Gründungs- versammlung des ersten Jugend-Heimrates (heute Kinder- und Jugendvertretung) im Altenheim Wetter statt. 1987 Im Zuge der Differenzierung und der Dezentralisierung der Jugend- Zum ersten Mal werden vom St. Elisabeth-Verein Hilfstransporte in hilfe beginnt unter einer neuen Heimleitung das neue Konzept der die Ukraine organisiert. Auch die Mitarbeitenden sammeln auf der familienintegrativen Wohngruppen. Elisabethfeier eifrig Spenden für die Projekte. 1990 1996 Das Elisabeth-Haus wird nach Auszug der dortigen Wohngruppe zu Der St. Elisabeth-Verein eröffnet eine eigene Geschäftsstelle in Thüringen. einem modernen Verwaltungsgebäude umgebaut. Die erste Familienbegleitende Wochengruppe (FbW) wird in Bad Das Sozialgesetzbuch (SGB) VIII – Kinder- und Jugendhilfe Endbach eröffnet. wird als Artikel 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) auf den Weg gebracht. 1997 • Mit dem KJHG wird die politische und fachliche Kritik an der Kon- Die St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH entsteht. troll- und Eingriffsorientierung des vorherigen Jugendwohlfahrts- gesetzes aufgenommen und ein Angebotegesetz für Kinder, Die St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH wird 1997 als Tochter- Jugendliche und ihre Eltern geschaffen. unternehmen des St. Elisabeth-Vereins in Marburg gegründet. Damit beabsichtigt der Verein, den zur Erfüllung seiner Aufgaben Mit dem Schuljahr 1990/91 beginnt die Tagesgruppenarbeit an der notwendigen Serviceleistungen konsequent eigene Strukturen Julie-Spannagel-Schule, zunächst mit drei Kindern in einem Schul- zu geben. Zunächst sind dies Verwaltungs-, Immobilien-, und raum, aber schnell werden sieben Kinder betreut und schon bald die Versicherungsdienstleistungen sowie ein Cateringservice. Kon- zweite Gruppe eröffnet. tinuierliches Wachstum führt in den Folgejahren dazu, dass weitere Dienstleistungsangebote aufgebaut werden. Dazu gehören heute der Bereich „Haus- und Handwerk“ mit seinen umfangreichen

34 35 Projekte handwerklichen Dienstleistungen, das Möbelhaus „Lebensraum 2001 Naturmöbel“ und der Cateringservice „Menue & mehr“. Die Mitglieder des St. Elisabeth-Vereins beschließen eine Satzu- ngs-änderung und führen die berufene Mitgliedschaft ein. Dadurch Das Elisabeth-Haus bekommt ein strukturiertes Computer-Netzw- wird auch die Beteiligung der Mitarbeiterschaft und der Klienten als erk und es erfolgt eine Umstellung auf die damals sehr moderne Mitglieder des Vereins satzungsgemäß festgehalten. ISDN-Telefonie- und Datentechnologie. Nach umfangreichen Umbauarbeiten im Firmensitz Molkereistraße Die St. Elisabeth Innovative Sozialarbeit gGmbH (GISA) wird etabliert die St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH den neuen Marken- gegründet. namen „Haus- und Handwerk“ für alle seine Serviceleistungen rund ums Haus. • Ziel dieser Gesellschaft ist es, ein Forum zu schaffen, in dem Fortbildung, Supervision, Coaching, Qualitätsmanagement, Beim ersten Marburger „Toyrun“ fahren, organisiert vom Marburger Konzeptionsentwicklung und Organisationsentwicklung aus der Motorradclub „Gremium Marburg“, rund 100 Biker durch den Land- Praxis für die Praxis geboten werden. kreis Marburg-Biedenkopf und sammeln knapp 5.000 Mark für die Ukrainehilfe des St. Elisabeth-Vereins ein. Der St. Elisabeth-Verein übernimmt die Trägerschaft über die „Janusz-Korczak-Schule“ in Biedenkopf, die bis dahin Heimschule Der St. Elisabeth-Verein ist gemeinsam mit der St. Elisabeth des Jugendheims Staffelberg gewesen war. Innovative Sozialarbeit gGmbH Mehrheitsaktionär der sys.tem Consulting AG. 1998 • Deren Arbeitsfelder sind Software, EDV-Technik, Konzeption und Beginn der engen Zusammenarbeit mit der Diakoniestation Wetter Grafik sowie Unternehmens- und Wirtschaftsberatung. gGmbH. Damit verbunden ist der Umzug der Geschäftsräume in das Gebäude der Altenhilfe Wetter in die Schulstraße. 2002 Das Sozialpädagogische Zentrum Marburg-Biedenkopf wechselt mit 1999 den Bereichen „Staffelberg“ und „Lahneck“ im Rahmen eines Betriebs- Mit der Eröffnung der Außenwohngruppe „Auf dem Höhlchen“ der übergangs vom Landeswohlfahrtsverband Hessen in die Trägerschaft Altenhilfe Wetter entsteht die landesweit erste stationäre Außen- des St. Elisabeth-Vereins, in der Folge entsteht das Regionalzentrum wohngruppe für Menschen mit Demenz. Biedenkopf. Dies ist der Beginn einer regionalisierten Trägerentwicklung mit ausgeprägter Ambulantisierung und verstärkter Zusammenarbeit mit Die Satzung der Kinder- und Jugendvertretung wird durch Unter- Schulen. schrift der Beteiligten in Kraft gesetzt. Der St. Elisabeth-Verein ist erstmals unter www.elisabeth-verein.de In der „Alten Kasseler Straße“ in Marburg eröffnet der Möbelladen der im Internet zu finden und startet mit einer Homepage eine neue St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH unter dem Namen „Lebens- Form des Informationsaustausches. raum“. Im Laufe der Jahre erweitert sich der „Lebensraum“ auf 800 Quadratmeter und entwickelt sich zu einem der gefragtesten Anbieter für Naturholz-Möbel in der Region. 2003 Die GISA wird Mehrheits-Gesellschafter der Diakoniestation Cap- Umbenennung des unteren Kaffwegs in „Hermann-Jacobsohn-Weg“, pel-Ebsdorfergrund. damit erhält der St. Elisabeth-Verein eine neue Geschäftsadresse. Eingliederung des Vereins für außerbetriebliche Ausbildung (VaAM) • Zur Erinnerung an den bedeutenden Marburger Sprachwissen- in den St. Elisabeth-Verein. schaftler, der 1933 aufgrund seiner jüdischen Abstammung zum Selbstmord getrieben wurde. • Die Arbeit des VaAM richtet sich vornehmlich an benachteiligte Jugendliche. Die Anlaufstelle des Betreuten Wohnens der Jugendhilfe Marburg • Unter dem Namen „St. Elisabeth-Verein Berufliche Bildung“ (StEBB) zieht gemeinsam mit dem Immobilienbüro der Dienstleistungen werden neue Formen der Beschäftigungen etabliert. GmbH und dem Kleiderladen des Diakonischen Werkes in die Gutenbergstraße. Der St. Elisabeth-Verein engagiert sich in der freien Wohlfahrts- pflege.

2000 • Damit die Interessen der Jugend- und Altenhilfe auch in der Zukunft In der Emil-von-Behringstraße wird das Jugend-Apartmenthaus gegenüber den öffentlichen Kostenträgern besser vertreten werden Marbach (JAM) eröffnet. In dem großen Mehrfamilienhaus leben können. Jugendliche und junge Erwachsene gemeinsam mit anderen Mietern • Setzt sich aus Vertretern von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Paritätischem in der neuen Form der Verselbstständigung. Wohlfahrtsverband, Rotem Kreuz und Diakonie des gesamten Land- kreises Marburg-Biedenkopf zusammen.

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Die Tagesgruppe Dillenburg-Frohnhausen wird als erste Einrichtung • Die Erfahrungen, die das „Louisenstift“ in seiner wechselvollen Ge- im Verbund mit ambulanten, aufsuchenden Hilfen im Lahn-Dill-Kreis schichte gemacht hat, spiegeln sich heute in den differenzierten An- gegründet. geboten der Kinder-, Jugend-, Familien- und Behindertenhilfe wider.

Die Mobile Jugendarbeit/Streetwork wird für die Stadt Biedenkopf und die offene Jugendarbeit für die Gemeinde organisiert. 2007 Zum Gedenken an den 800. Geburtstag der Heiligen Elisabeth von Eröffnung der Begegnungsstätte in Eisenach als Anlaufstelle für Thüringen wird das Elisabethjahr begangen. Jugendliche im Betreuten Wohnen (bis 2008). • Wird unter anderem mit dem Sommerfest innerhalb der Marburger Einzug der OIKOS gGmbH in das neue Domizil in der Hessenallee „Woche der Diakonie“ gefeiert. in Schwalmstadt-Ziegenhain. In der Wieraer Straße in Schwalm- stadt-Treysa wohnen weiterhin Klienten. Der Neubau der Altenhilfe in Wetter und der „Krafts Hof“ in Sterz- hausen werden fertig gestellt. Die so entstandenen Hausgemein- schaften für ältere Menschen werden bezogen. 2004 Der St. Elisabeth-Verein feiert das Jubiläum seines Das Netzwerk Jugend in den Gemeinden Eschenburg/Dietzhölztal 125-jährigen Bestehens. nimmt seine Arbeit auf.

• Das Jubiläumsjahr wird am 21. März durch einen Festgottes- „Mähdrescher für die Armenküche“: Dieses Jahr ist der Mähdrescher dienst in der Elisabethkirche und einer anschließenden Fest- in der Ukraine angekommen, für den im Jubiläumsjahr 2004 um versammlung im Bürgerhaus Marburg-Marbach eingeleitet. Spenden gebeten wurde. • Von April bis Juni öffnen die Einrichtungen ihre Türen. • Insgesamt kamen 40.000 Euro, zuletzt noch einmal 9.000 Euro Ein Teil der Marburger Verwaltung findet nun seinen Arbeitsplatz im Rahmen der Förderung der Diakonie-Aktion „Hoffnung für nicht mehr im altvertrauten E-Haus, sondern auf dem Gelände der Osteuropa“, zusammen. Vitos-Klinik (Cappeler Str. 86). 2008 2005 Die bisherige Großküche der Altenhilfe Wetter wird als „Menue & Die OIKOS gGmbH wird nach vorangegangener Insolvenz vollstän- mehr“ in die St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH eingegliedert. dig in den St. Elisabeth-Verein übernommen und als sozialpsychia- Von nun an setzt man die Schwerpunkte noch deutlicher in den trisches Zentrum in Schwalmstadt weitergeführt. Bereichen Catering und „Essen auf Rädern“. Aktuell werden täglich durchschnittlich rund 700 Essen zubereitet und ausgeliefert. Einbindung des ehemaligen Marie-Juchacz-Hauses der Arbeiter- wohlfahrt (AWO) in Vöhl als Jugendhilfeverbund Nordhessen im St. Elisabeth-Verein. 2009 Das evangelische Fröbelseminar und der St. Elisabeth-Verein Das Projekt "SchuKo - mit Schule in Kooperation" wird im Regional- gründen gemeinsam den Verein „Antonovka e.V.“ zur Förderung zentrum Biedenkopf gestartet. Schulbetreuungen und Schulsozial- der Kinder- und Jugendhilfe in der Ukraine. arbeiten entwickeln sich seitdem an mehr als 20 Schulen. Über das Regionalzentrum Biedenkopf wird die WG Wissenbach als erste regionale Regelgruppe des Geschäftsbereichs im Lahn-Dill-Kreis 2006 gegründet. Der erste Auftrag Sozialarbeit an Schulen an der Holderbergschule in Eschenburg. 2010 Der St. Elisabeth-Verein baut sein ambulantes Angebot aus und startet Der St. Elisabeth-Verein und die Vitos Klinik Gießen-Marburg wei- am 01. Juni mit einer neuen Leistungsbeschreibung „Sozialpädago- hen das „Familienhaus“ ein, in dem Familien in Krisen besondere gische Familienhilfe“ und einem eigenen Team in den Räumen der Hilfestellungen erhalten. Biegenstraße. Da das Angebot immer stärker angefragt wird, zieht man vier Jahre später ins Julienstift um. Die Louisenstift gGmbH feiert das Jubiläum ihres 175-jährigen Bestehens. Der St. Elisabeth-Verein übernimmt die Louisenstift gGmbH in Königsbrück (Sachsen) als Tochtergesellschaft. • Fachtag zu „Partizipation in der Jugendhilfe“. • Festveranstaltung unter der Schirmherrschaft des sächsischen • Diese widmete sich bereits seit 1835 sozial Benachteiligten und ist Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich mit Festgottesdienst im damit eine der ältesten diakonischen Einrichtungen Deutschlands. Stammhaus des „Louisenstifts“. • Tag der offenen Tür in allen Einrichtungen.

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2011 Die Hauptversammlung der sys.tem Consulting AG, Schwalmstadt, Das Regionalzentrum Biedenkopf eröffnet die erste Wohngruppe für beschließt am 7. Oktober 2010 den Rechtsformwechsel zur Gesell- unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Eschenburg-Wissenbach. schaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Sitzverlegung nach Danach folgen die Gruppen in , Biedenkopf, Dillenburg, Marburg. Die Eintragung im Handelsregister des Amtsgerichts Bad Orb, und Biebergemünd; später auch in den Regionen Marburg Marburg erfolgt am 17. Januar 2011. Danach erfolgt der Übergang und Bad Wildungen. der EDV-Abteilung in die sys.tem Consulting GmbH und der Umzug in das Gebäude Cappeler Straße 90A. 2014 Menschen mit psychischen Erkrankungen finden jetzt auch in Auf dem „Ahle Pitz“ in Cölbe-Schönstadt ziehen die Jugendwohn- Homberg (Efze) eine Anlaufstelle für Betreuung und Therapie. gruppe und Berufliche Bildung StEBB ein.

• In Kooperation mit dem OIKOS-Sozialzentrum in Schwalmstadt Die erste integrative Familie (IgF) in Leipzig wird mit zwei Kindern werden die bisherigen Standorte des Psychosozialen Zentrums belegt. Bezug der Begegnungsstätte Leipzig-Plagwitz. (PSZ) Schwalm-Eder-Nord in Melsungen und Fritzlar um ein teil- stationäres Angebot für psychisch kranke Menschen in der Mitte des Etablierung des Psychologisch-Therapeutischen Dienstes (PTD). Schwalm-Eder-Kreises erweitert. Seit 2014 unterstützt der PTD als multiprofessionelles Beratungs- team die fachliche Arbeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Die „OASE“ in Dillenburg wird offiziell eingeweiht. St. Elisabeth-Vereins und seiner Tochterunternehmen durch Fach-, Fall- und Teamberatung, Diagnostik, therapeutische Hilfen sowie • In guter und enger Kooperation mit der Abteilung Kinder- und Coaching, Supervision oder Krisenintervention. Jugendhilfe des Lahn-Dill-Kreises entsteht die Einrichtung für Kurzzeitunterbringungen, Inobhutnahmen und Clearingverfahren. 2016 Im Cölber Ortsteil Schönstadt entstehen auf dem zuvor leerstehenden 2012 Hof „Ahle Pitz“ 21 Wohn-Appartements. Hier wird eine Wohngruppe Gemeinschaftliches Leben startete im Wohnprojekt Kernbach. untergebracht und es werden Bildungs- und Arbeitsgelegenheiten für junge Menschen mit besonderen Problemlagen geschaffen. • Menschen verschiedener Generationen und mit unterschiedlichem Hilfebedarf leben seither gemeinsam mit den Projektverantwortlichen Das Familienhaus in Alsfeld wird eröffnet. und ihren Familien auf einem großen Hofgelände mit Tieren und Nutzgarten. • Im Familienhaus Alsfeld werden individuelle und flexible Arrange- • Die täglich anfallenden und die landwirtschaftsnahen Tätigkeiten auf ments für alle Kinder, Jugendlichen und Familien aus dem Sozial dem Hof und im Garten sowie der Umgang mit Tieren bilden ein raum geschaffen. Es gibt Hilfen in aufsuchender oder tagesstruk- Kommunikations- und Interaktionsfeld. Sie ermöglichen ein naturna- turierender Form sowie Hilfen mit Bett für Kinder und Jugendliche, hes, aktives und gemeinschaftliches Arbeiten. die im Familienhaus wohnen. Dabei sind Eltern immer eingeladen, • Die VieCo-Lebensgemeinschaft trägt und gestaltet die Arbeit mit und an der Beziehung zu ihren Kindern zu arbeiten und sich aktiv in bietet eine feste Konstante. die Hilfe einzubringen.

Mit dem Bau der neuen Reithalle für den Bereich „Pädagogisches Der „E-Point Dillenburg“ wird eröffnet. Reiten“ in erweitert sich auch das Angebot. Die etwa 15 x 30 Meter große, tageslicht- und luftdurchflutete Anlage mit • Ein neuer Standort für die Ambulanten Dienste und das Projekt Sandfläche ermöglicht den Reiterinnen und Reitern das umfang- Care Leaver mit Anlaufstelle und Wohnungen entsteht mit sozial- reiche Angebot des pädagogischen Reitens. Ein Team engagierter raumorientierten Hilfeleistungen. Frauen ermöglicht dort den Schülerinnen und Schülern der Julie- Spannagel-Schule, den Kindern aus den Betreuungssettings des Der St. Elisabeth-Verein erwirbt das 7.400 Quadratmeter große St. Elisabeth-Vereins und auch externen Kindern und Jugendlichen Gelände in der Cölber Lahnstraße. Das mehr als 10 Jahre brach- verschiedene und individuell abgestimmte Reitangebote. liegende Areal mit 880 Quadratmetern Büro- und 1.000 Quadrat- metern Hallenfläche wird zum Fundament für das Projekt WABL 2013 - Wohnen, Arbeiten, Beschäftigen, Leben. Die „Hausgemeinschaften am Fischbach“ eröffnen in Rosenthal als Mit der Teilnahme am bundesweiten Tag der Städtebauförderung erste stationäre Altenhilfe-Einrichtung des St. Elisabeth-Vereins e.V. beginnt eine Reihe von Veranstaltungen in den leerstehenden im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Industriehallen in Cölbe. Es folgen u. a. Nachtflohmärkte, Events mit Kunst, Musik und Kultur, Kunstausstellungen, Nachhaltigkeitstage, Feierliche Eröffnung der Mädchen-Pferde-Schule-Wohngruppe We- der Literaturparcours des Landkreises, eine Bürgerversammlung oder imarer Hof und des Familienzentrums in Dillenburg-Frohnhausen. das Stadtradel-Festival bis zum Abriss der Hallen im Frühjahr 2019.

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2017 Projekt WABL – die Umbauarbeiten des Verwaltungsgebäudes in Der Fachbereich Pflegefamilien gründet den „Förderverein zur Cölbe zum medienpädagogischen Bildungs- und Begegnungs- Unterstützung von Pflegekindern Deutschland e.V." Gründungsmit- zentrum samt Büroräumen, Gemeindebücherei und Wohnungen glieder sind Pflegefamilien und Mitarbeitenden aus dem Fachbereich beginnen. Pflegefamilien. Ziel des Vereins ist die Förderung und Unterstützung von Kindern und Der Fachbereich Pflegefamilien geht online: Jugendlichen, die in Vollzeitpflege leben oder gelebt haben. www.pflegefamilien-hessen.de. Dazu gehören insbesondere die materielle, finanzielle und ideelle Die Homepage informiert über die Arbeit von Pflegefamilien beim Förderung von Pflegekindern von öffentlichen und freien Trägern der St. Elisabeth-Verein e.V. und stellt mit seinem „Magazin – Wir für Kinder- und Jugendhilfe. Gesetzliche Grundlage ist das Achte Sozial- Pflegekinder“ mit inzwischen über 60 Beiträgen ein fachliches gesetzbuch, § 33 Absatz 1 und 2. Online-Magazin für das Arbeitsfeld Pflegefamilien dar. www.foerderverein-pflegekinder-deutschland.de

Inbetriebnahme des Hauses elisa in Dillenburg. 2018 Wohngruppe und Appartements für Schwangere und Alleinerziehende Die beiden ambulant arbeitenden Teams der Jugendhilfe in Marburg Mütter/Väter mit Kindern mit 28 Plätzen. ziehen in das ehemalige Pfarr- und Gemeindehaus der Emmauskirche Auf einer großen ausgebauten Wohnfläche von ca. 1200 qm in einem auf den Richtsberg. Hier haben die mittlerweile 18 Mitarbeitenden der ehemaligen Kaufhaus erhalten Mütter und auch Väter mit ihren Kin- ambulanten Jugend- und Familienhilfe erstmalig die Möglichkeit, unter dern Hilfen zur Entwicklung einer selbstverantworteten Lebensführung. einem gemeinsamen Dach zu arbeiten. Ebenfalls im Gebäude ange- siedelt ist das ambulant arbeitende Team des Betreuten Wohnens für In Romrod wird das „Haus Schlossblick“ eröffnet. Erwachsene (nach SGB XII). Dies ist der Start zu einem einmaligen Die Altenhilfe St. Elisabeth gGmbH als Träger der Pflegeeinrichtung Miteinander-Projekt von Kirche und Diakonie in Marburg. hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Romrod fünf Hausgemein- schaften mit zwischen 9 bis 12 Bewohnern, eine Tagespflege und eine Begegnungsstätte geschaffen. 2019 Das OIKOS Sozialzentrum eröffnet ein Bistro in Frielendorf. Baubeginn des zweiten Bauabschnittes auf dem WABL-Gelände in Im früheren Tourismusbüro der Schwälmer Gemeinde Frielendorf ent- Cölbe: Verwaltungs-, Dienstleistungs- und Gewerberäume sowie steht ein Bistro des OIKOS Sozialzentrums mit dem Ziel, gleichberech- ein inklusives Begegnungscafé, eine Bürgerwerkstatt und Räume tigte Beschäftigung für kranke und gesunde Menschen zu bieten. für Veranstaltungen sollen entstehen. Finanzbuchhaltung, Stabsstellen, Personalabteilung und Vorstand Die St. Elisabeth Innovative Sozialarbeit gGmbH (GISA) und die Al- sollen dort ebenso einziehen wie die St. Elisabeth Innovative So- tenhilfe St. Elisabeth gGmbH werden Mitglieder der Diakonie Hessen. zialarbeit gGmbH (GISA) und der Dienstleister „Haus & Handwerk“

Nach dem Umbau des Gebäudes in der Hessenallee in Schwalmstadt Die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des St. Elisabeth-Vereins sowie eröffnet OIKOS dort neue Räume für die Tagespflege. die sys.tem Consulting GmbH ziehen in den fertiggestellten ersten WABL-Bauabschnitt ebenso ein wie die ersten Mieter. Das Wohnprojekt Kernbach wird zum inklusiven Teilhabezentrum Kernbach als Kontakt-, Beratungs- und Anlaufstelle sowie als St. Elisabeth-Verein eröffnet erste trägerinitiierte ambulante Wohn- Begegnungsort. gruppe Hessens in Goßfelden. Im Alter möglichst selbstbestimmt leben – in einer Wohngemeinschaft • Die verbindliche Lebensgemeinschaft VieCo e.V. als Kooperations- als Ersatzfamilie und dabei professionell ambulant versorgt sein: Das partner des inklusiven Teilhabezentrums hat es sich zur Aufgabe ist nunmehr in Goßfelden möglich. Dort entsteht eine Wohngruppe für gemacht, an einem Standort ländliche Strukturen verbindlich zu 10 pflegebedürftige und/oder an Demenz erkrankte Menschen. Initii- beleben. ert von der Altenhilfe des St. Elisabeth-Vereins, betrieben vom Verein • Das inklusive Teilhabezentrum Kernbach lebt eine Willkommens- als Bauherren und Vermieter, unterstützt von der Gemeinde Lahntal kultur für Menschen mit und ohne Hilfebedarf. Begegnungen und und professionell begleitet von der Diakoniestation Cappel. Netzwerke im Landkreis werden geschaffen, um das Thema Inklusion durch gemeinsames Leben, Wohnen und Arbeiten in ländlichen Strukturen im Rahmen der gesetzlichen Veränderungen exemplarisch voranzutreiben.

Der Fachbereich Pflegefamilien gründet eine Pflegefamilien-Akademie: www.pflegefamilien-akademie.de. Damit werden die Fortbildungsangebote des St. Elisabeth-Vereins für seine Pflegefamilien auch für andere Pflegefamilien geöffnet. Ebenso werden Fachkräfte aus dem Bereich des Pflegekinderwes- ens angesprochen.

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Büros, Fortbildungen, Dienstleistungen, Inklusionscafé und Bürgerwerkstatt: „Wir haben noch einiges vor“ Grundstein für den zweiten Bauabschnitt des Projektes Wohnen, Arbeiten, Beschäftigen, Leben (WABL) in Cölbe gelegt

von Manfred Günther

Cölbe. Mit 50 Gästen feierte der St. Elisabeth-Verein Marburg die für die Fortbildungseinrichtung des Vereins (GISA) und für eine Grundsteinlegung für den zweiten Bauabschnitt des Projektes Woh- Zentralverwaltung. Im zweigeschossigen Baukörper in Nord-Süd- nen, Arbeiten, Beschäftigen, Leben (WABL) in Cölbe. Mit Vertretern Ausrichtung (in Richtung Straße) wird der Dienstleister „Haus- und aus Politik und Gesellschaft der Großgemeinde Cölbe, mit Nach- Handwerk“ sowohl für Büro- und Gewerberäume als auch für Werk- barn, baubeteiligten Firmen und bereits auf dem Areal arbeitenden stätten Platz finden. Mitarbeitenden wurde symbolisch der Baubeginn gefeiert. Den rechten Fleck habe der Verein auch gefunden, „weil wir gemein- Vorstand Matthias Bohn hielt es beim Grundsteinspruch mit Johann sam mit der Gemeinde noch einiges vorhaben“, wie Matthias Bohn Wolfgang von Goethe, nach dem drei Dinge bei einem Gebäude zu im Zusammenspiel mit Cölbes Bürgermeister Dr. Jens Ried erklärte. beachten seien: „dass es am rechten Fleck stehe, dass es wohl ge- So wird die Kommune Mieter für die Räume der Gemeindebücherei gründet, dass es vollkommen ausgeführt sei.“ im ersten Bauabschnitt sein, in denen auch kulturelle Veranstaltun- gen stattfinden sollen. Im Inklusionscafé wird es unter anderem Le- Dass der Verein mit Cölbe – und insbesondere der Lahnstraße – sungen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde geben. den rechten Fleck gefunden habe, wurde in der Rede des kaufmän- Der Vorstand der sozialdiakonischen Unternehmensgruppe blickte nischen Vorstandes deutlich. Nicht nur mit dem, was im zweiten auch auf die Entstehungsgeschichte des Projektes zurück: dass in Bauabschnitt geplant ist, der voraussichtlich spätestens im Sommer einem Gespräch im privaten Umfeld der Mitarbeitenden Manfred 2021 fertiggestellt sein soll: Im Zentrum entsteht ein eingeschossiger Günther und Anja Schüler die Idee für das Projekt WABL geboren Ovalbau. Dort werden sich ein Inklusionscafé, eine Bürgerwerkstatt, wurde, deren Umsetzung der Verein gefördert habe. ein Showroom – auch zur gewerblichen Nutzung – und ein Merk- Der Gedanke dahinter ist, dass Menschen verschiedener Altersgrup- zweckraum als Übergang zum dahinterstehenden dreigeschossigen pen, unterschiedlicher Herkunft und aus sämtlichen sozialen Schich- Baukörper entstehen. In diesem sind unterschiedlich große Räume ten ein bedarfsgerechtes, weitestgehend barrierefreies Zusammen- für verschiedene Nutzungsmöglichkeiten geplant – unter anderem leben ermöglicht werden kann. Dass dadurch nicht nur Arbeitsplätze Fotos: Rainer Waldinger, Jürgen Jacob Rainer Waldinger, Fotos:

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Applaus von Vertretern aus Politik und Gesellschaft der Großgemeinde Cölbe, Nachbarn sowie Mitarbeitenden der baubeteiligten Firmen und des Vereins für die Grundstein- legung in der Cölber Lahnstraße

Die Vorstände Hans-Werner Künkel und Matthias Bohn (von links) be- stücken gemeinsam mit Projektleiter Manfred Günther die Zeitkapsel des symbolischen Grundsteines

geschaffen, sondern vor allem auch Menschen ohne Qualifikation Nachdem das Areal in der Lahnstraße im Zusammenspiel mit der oder mit nicht dokumentierten Qualifikationen eine Beschäftigung Gemeinde gefunden wurde, habe der Verein nach langen Verhand- und den (Wieder-)Einstieg ins Arbeitsleben ermöglicht werden kann. lungen mit dem Berufsfortbildungszentrum als Vorbesitzer das 10 Und dies als Plattform, die nicht nur für gewerbliche Kooperations- Jahre brachliegende 7.400 Quadratmeter große Areal im März 2016 und Unterstützungsprojekte, sondern auch für jene des bürgerlichen erworben und noch vor Fertigstellung des ersten Bauabschnittes im Engagements und der Gemeinwohlarbeit gedacht ist. Und dies mög- Sommer 2019 mit Leben erfüllt, wie die Bilanz der Veranstaltungen lichst mit Wohnraum kombiniert. seitdem zeige:

- Elf Nachtflohmärkte im Frühjahr, auf deren Grundfläche jetzt der zweite Bauabschnitt - Literatur-Café, Kunst, Künstler, Kultur, Musik und Unterhaltung erfolgt bei der zweitägigen WABLage im Februar 2017 - „Dabei sein! „Mitmachen! Kunst machen!“ Unter diesem Motto - Bürgerversammlung zur Vorstellung des Projektes im Mai 2017 veranstaltet der St. Elisabeth-Verein in Kooperation mit dem Cöl- - Literaturparcours des Landkreises Marburg-Biedenkopf mit an- ber Arbeitskreis Flüchtlinge und dem Verein „JEF – Junge Ent- schließendem KUNSTnetzPARKours im September 2017 wicklung Fördern“ aus Cölbe sowie der Mosaik-Künstlerin Shar- - Zwei Aktionstage zum Leitthema Ökologie chen Beata Hagen ein offenes Kunstprojekt in den WABL-Hallen. und Nachhaltigkeit in 2017 und 2018 - Die Theatergruppe „HaSch“ – benannt nach ihrem Initiator Harald - Stadtradel-Festival zum Abschluss der Stadtradel-Aktion Schmidt – nutzte einen Raum in den Hallen zum Proben und im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Juni 2018 hatte bereits einen Kurzauftritt dort. - Spatenstich für den weiteren Ausbau der Datenautobahn - Die Nachwuchsband „SoundCraft“ baute sich einen Raum in den im Landkreis im Juli 2018 Hallen zum Probenraum um trat mehrmals bei Veranstaltungen - 700 Besucher an 3 Tagen im Februar 2019 bei der WABLage 2.0 in der Lahnstraße auf.

Fotos: Rainer Waldinger, Jürgen Jacob Rainer Waldinger, Fotos: - 70 Gäste im Alter von 7 bis 70 bei der Abriss-Party der Hallen - Der Bücherei-Verein Cölbe nutzt die Hallen für seine Flohmärkte.

40 41 Projekt Kernbach

„Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“ Astrid Lindgren aus Pippi Langstrumpf

Von Juliane Leuschner

Neues wagen, aufbrechen, ausprobieren, Risiken eingehen und auch Scheitern in Kauf nehmen, ist grundsätzlich nicht die Komfortzone vieler Menschen. Manche sind gerne auf der Rei- se, innen und außen. Andere fühlen sich in Gewohntem wohl und sicher. Aber nichts kann in Bewegung bleiben und sich weiterentwickeln, wenn man nur stillsteht. Und Freunde von Entwicklung und einem offenen Herzen für Menschen sind wir vom Wohnprojekt Kernbach auch nach sie- ben Jahren immer noch. Wir leben weiterhin Gemeinschaft in diesem kleinen Dorf. Las- sen Menschen weiterziehen und begrüßen neue. Wir möchten Menschen nach wie vor ermöglichen, das Leben in Gemeinschaft kennenzulernen und sind überzeugt davon, dass diese Wohnform einen Mehrwert mit sich bringt. Doch dazu ist es nötig, aufzubrechen. Erste Schritte zu gehen, hier einzuziehen und sich den anderen zuzumuten. Mit allen Hö- Tierischer Nachwuchs alle Jahre wieder hen und Tiefen. Wir glauben, dass alle Krisen und Höhepunkte Berechtigung Platz aus und wir wissen kaum mehr, wo wir die Leute unter- haben dürfen und unabhängig davon jede und jeder ein Ange- bringen sollen. Aber dieser wesentliche Teil des Gemeinschaft- nommen- und Angekommensein verdient hat. Habens ist wichtig und zur Not sitzen wir uns gegenseitig auf Unsere Hofgemeinschaft wandelt sich gelegentlich. Das for- dem Schoß. dert von allen ein, sich einlassen. Auf neue Menschen und Si- tuationen. Auf neue Tiere sowieso. Denn sowohl Hasen als auch Schafe und Hühner haben sich reichlich vermehrt in diesem Jahr. Unsere Tagesstruktur hat sich weiterentwickelt. Mittlerweile können sich die Bewohner*innen täglich an den Wochenta- gen durch Mitarbeit Struktur für den Alltag geben und beim täglich angebotenen Mittagessen Gemeinschaft haben. Ver- wertet werden dabei Zutaten aus der „Roten Rübe“, die zuvor gepflegt und geerntet wurden. Die Tiere haben teilweise feste Bezugspersonen in den Bewohner*innen gefunden und es ist ein herrliches Schauspiel, wenn der tägliche Gassigang mit Vernissage der Ausstellung „Gesicht zeigen“ Schafen und Ziegen erfolgt. in der UKGM Gießen-Marburg Die pädagogische Arbeit mit Pferden wird ausgebaut, das gro- ße gemeinsame Mittagessen der gesamten Hofgemeinschaft Aufmerksam auf unser Leben und Arbeiten und auf das The- jede Woche Dienstag bringt um die 30 Menschen an einen ma Inklusion macht weiterhin die Fotoausstellung „Gesicht zei- Tisch. Sinnbildlich natürlich nur, denn in echt geht uns der gen“ vom Fotografen Matthias Schüßler. Bei der WABLage, im

42 Projekt Kernbach

Hoffest im Juni 2019

Foyer der UKGM Gießen-Marburg, in Kirchhain oder Frankfurt Dreizehn Personen haben zusammen Urlaub in der Haupt- - die Bilder sind unterwegs und berühren Herzen und regen stadt gemacht. Det gloobste kaum, was die allet erlebt haben. zum Nachdenken an. Wir wollen Brückenbauer sein und Ge- Flohmarkt, Reichstag, Fernsehturm, Schiffstour, Gedenkstätte sellschaft gestalten. Hohenschönhausen, italienisches, vietnamesisches und indi- Zu den HofCafés in den warmen Monaten gab es auch re- sches Essen, Menschen schauen und Mitbringsel shoppen. gelmäßig einen großen Aufbruch zu uns auf den Hof. Alte Führung im Bundestag und ein Treffen mit Sören Bartol im Bekannte und neu Interessierte, Radfahrer und Schulfreunde Paul-Löbe-Haus. Alle kamen begeistert nach Hause zurück. genossen Kaffee, Kuchen und die Atmosphäre hier. Es freut uns sehr, dass unsere Gastfreundschaft fruchtet und Men- Seit Mitte August bereichert Jule Ohlmann als Anerkennungs- schen sich einladen lassen. Auch zum Hoffest im Juni wurden praktikantin unser Team und seit Anfang September ist Mat- die Besucherrekorde gebrochen. Über 800 Gäste ließen sich thias Messinger, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern nieder, bummelten und tanzten, genossen gutes Essen und von Krefeld nach Caldern zog, um Teil der VieCo-Lebensge- Trinken und waren für einige Stunden Teil der Gemeinschaft. meinschaft zu werden, ein neuer Kollege im Pädagogenteam. Die vielen positiven Feedbacks geben uns Auftrieb für eine Wir bleiben also in Bewegung und sind glücklich darüber, dass Wiederholung. Wir sagen Danke! Menschen aufbrechen, um unser Leben zu bereichern. Im Sommer waren wir mehrmals Rastplatz für unsere Freunde Im Advent wollen wir, wie in den vergangenen Jahren, Men- vom Fjordgestüt Fjellhorn und den Diakonissen aus dem Mut- schen einladen, mit uns gemeinsam innezuhalten und nach- terhaus in . Eine Mädchenreitgruppe besuchte uns als zudenken über den Sinn des Advents. Gemeinsam wollen wir Zwischenstation und es gab Eis für die Menschen und Wasser uns vorfreuen auf Weihnachten und mit Lichtern, Liedern und für die Pferde. Leckerem zusammen Zeit verbringen. Hoffentlich mit Schnee.

Und weil wir Auftrieb und Aufbruch lieben, wollen wir uns auch schon vorfreuen auf 2020.

Auf alte Freunde und neue Gesichter. Auf Leben in Gemein- schaft mit allen guten und herausfordernden Momenten. Auf Feierlaune und stille Momente. Darauf, dass niemand hier al- leine sein muss. Und natürlich auch auf das Hoffest 2020 am BerlinVerreise 20. Juni. Seid willkommen. Macht euch auf und schaut bei uns als Sommer- vorbei! highlight. Herzliche Einladung, Juliane Leuschner

Ein neuer Unterstand im Garten schenkt allen Fahrrädern ein Dach über dem Kopf und das Jahreshighlight war definitiv die „Verreise“ nach Berlin.

42 43 GISA Fortbildungsinstitut Ernst Boltner Julia Martina Leppert Geschäftsführer Diehl-Wadewitz stellvertretende Leitung Fortbildung Leitung

GISA Fort- und Weiterbildung: Aufbrechen – neue und alte Wege gehen

Von Julia Diehl-Wadewitz

In einer der letzten Teamsitzungen haben wir gesammelt, was Bewährte Kooperation mit dem HMSI für uns „Aufbruch“ bedeutet. Genannt wurden von uns: „Auf- brechen“, „Loslegen“, „Neubeginn“ sowie „Ein neues Ziel vor Neue und alte Wege gingen wir auch 2019 mit dem Hessi- Augen haben“, aber auch „Bruch“, „Zerbrechen“ und „Loslas- schen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI). Zum sen“... achten Mal in Folge wurden wir bei der Ausschreibung für För- dermittel berücksichtigt. Mit acht ausgebuchten Veranstaltun- Neue Zertifikats-Weiterbildungen gen im Gesamtumfang von 23 Tagen und vollen Wartelisten konnten wir hier bis Ende November ein Maximum an landes- All dies findet sich im letzten GISA Fort- und Weiterbildungsjahr weitem Zuspruch verbuchen. wieder. Im Januar waren wir mit unserer Weiterbildung „Social Die Qualifizierung für Multiplikatoren von BEP- und Schwer- Potentials“ zum ersten Mal als Ausbilder für das Personalent- punkt-Kita-Fachberatung durch das HMSI, in dem zwei unse- wicklungstool Profilingvalues® tätig. Im Februar verabschiede- rer Mitarbeitenden aktiv involviert sind, nahm dieses Jahr mit ten wir die ersten Absolventen unserer „Traumapädagogik in der Ausarbeitung der neuen Module seinen Anfang. Außerdem Schulen“-Weiterbildung. Im Frühjahr begann der neue Quali- erhielten wir drei Plätze in der neuen Qualifizierung für BEP- fizierungskurs „Fachkraft für Kinder von 0-3 Jahren“, zudem Multiplikatoren und dürfen somit ab dem nächsten Sommer führten wir ein Pilotseminar für BEP- und SP-Fachberatungen neben geförderten Seminaren für BEP-Fachberatungen auch durch. Im Sommer entließen wir die Absolventen der Qualifi- geförderte Teamfortbildungen in Kitas zum Hessischen Bil- zierungsreihen „Systemische/r Elternberater/in“, „Führen und dungs- und Erziehungsplan (BEP) anbieten. Leiten“, „Impropädagoge/in“ sowie die neuen „Praxisanleiter/ innen“. Des Weiteren starteten im Spätsommer/Herbst zwei Die GISA – drei Marken Qualifizierungsreihen für Betreuungskräfte an Schulen im „Pakt für den Nachmittag“. Aufbruch heißt für uns auch: Nach vorne schauen und neue Innerhalb der Unternehmensgruppe konnten wir mit der „Wei- Ziele in den Fokus nehmen. Im Jahr 2019 war eines unse- terbildung zum/zur Intensivpädagogen/in – Praxisnahe, vertie- rer Ziele, sich mit dem Branding unserer vielfältigen Angebote fende Weiterentwicklung in herausfordernden Jugendhilfeset- auseinanderzusetzen. Herausgearbeitet haben wir drei Mar- tings“ ebenfalls eine neue Weiterbildung etablieren. Auch die ken, die wir in Zukunft weiter differenzieren und stärker kom- „Systemisch-traumapädagogische Begleitung von Mädchen in munizieren möchten: der Kinder- und Jugendhilfe“ haben wir überarbeitet und mit - Aus der Praxis für die Praxis einem neuen Konzept versehen. Zudem gab es erste Koope- - Expertenqualifizierung rationen mit dem Heilpädagogischen Reiten des St. Elisabeth- - MEO®: Mensch – Entwicklung – Organisation Vereins bei einem Füh- rungskräftetraining mit Ausblick Pferden. Ein weiteres Ziel in na- Neben den Weiterbil- her Zukunft ist die Teil- dungsangeboten haben nahme an der Messe wir weiterhin viel Zu- women&work, zu der spruch bei Fortbildun- wir uns im Herbst für ei- gen ganzer Teams so- nen Speakerplatz quali- wie bei Supervision und fiziert haben. Coaching. Im Bereich Zudem befinden wir der Altenhilfe wurde uns Das GISA-Team v. links nach rechts: Jana Wagner, Anna Zimmerling, Christian uns in Gesprächen be- die Erstellung einer Al- Krieger, Julia Diehl-Wadewitz, Martina Leppert, Katharina Schwehn, Lars Jansen. züglich der Entwicklung tenhilfekonzeption für eines neuen Konzeptes die Stadt Wetter übertragen. In enger Zusammenarbeit mit für die Betriebliche Gesundheitsfürsorge (BGF) unserer Unter- der Stadt Wetter und ihrer Seniorenbeauftragten wird hier in nehmensgruppe. mehreren, die Bürgerschaft beteiligenden Schritten ein zu- Unser Fazit für 2019: Die GISA bleibt weiterhin eine verlässli- kunftsweisendes Konzept für die Aufgabe der Sorge für ältere che und feste Größe in der Weiterbildungslandschaft in Hes- Menschen erarbeitet. sen und über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus.

44 Heiko Heck sys.tem Consulting GmbH Abteilungsleiter IT

Aus sys.tem wird IT-Abteilung, Dienstleister für die Unternehmensgruppe bleibt

Von Heiko Heck

Aufbruch – für die sys.tem Consulting GmbH galt dies im Jahr Diese Form eines Schadprogramms ermöglicht es Angreifern, 2019 in zweifacher Hinsicht: Im Oktober zog das Team in einen die Kontrolle über einen Computer oder eine Homepage zu Flurtrakt des sanierten und umgebauten Verwaltungsgebäudes übernehmen. Der Name leitet sich dabei von “Web Robots” in der Cölber Lahnstraße ein. In den neuen Räumen bieten ab, also sogenannte Roboter, die, ähnlich wie Suchmaschinen, technische Ausstattungen wie der Breitbandanschluss gute Vo- Webseiten nach E-Mail-Adressen durchforsten oder sich direkt raussetzungen für die Arbeit in der Informationstechnologie. Zugriff auf den Computer verschaffen, indem Sicherheitslücken

Zum Jahreswechsel 2019/2020 wurde die Überleitung der in der sys.tem Consulting GmbH arbeitenden Mitarbeitenden und de- ren Arbeitsfelder in den St. Elisabeth-Verein vollzogen. Da die von der sys.tem zu erbringenden Dienstleistungen in ihren Hauptaufgabenfeldern größtenteils für den St. Elisabeth- Verein erbracht werden, ist der Vorstand des Vereins in seiner Funktion als alleiniger Gesellschafter der sys.tem GmbH zu der Entscheidung gelangt, die Mitarbeitenden der IT-Abteilung zum 1. Januar 2020 in den St. Elisabeth-Verein zu überführen und im Nachgang die „sys.tem Consulting GmbH“ aufzulösen. Diese strukturelle Veränderung bedingt auch einen Wandel der Verantwortlichkeiten und Zuordnungen auf der Leitungsebene. Jens Rohe ist nunmehr mit der übergeordneten Leitung der IT- Abteilung betraut. Geblieben ist, dass die Abteilung IT-Dienstleister für die gesam- te Unternehmensgruppe des St. Elisabeth-Vereins ist.

Die Digitalisierung samt der voranschreitenden mobilen – si- ausgenutzt werden. Diese sogenannten “Bot-Netze” versenden cherlich auch angenehmen, weil spontanen – Arbeitsweise sorgt dann vom Computer aus Spam oder verbreiten sogar Viren. Oft- aber auf Seiten der IT-Sicherheit für immer größere Risiken. Die mals wird dazu eine Schadsoftware installiert und es können Erstellung eines IT-Sicherheitskonzeptes in enger Anlehnung sogar sensible Daten ausspioniert werden. an die Datenschutzverordnung der Evangelischen Kirche bildet Ein Tipp nicht nur für die Mitarbeitenden des St. Elisabeth-Ver- dabei einen Arbeitsschwerpunkt von großer Bedeutung. eins beim Umgang mit E-Mails: Die letzte Instanz muss immer In den vergangenen Monaten ist in Sachen Sicherheit wieder der Empfänger sein, der entscheiden muss, ob eine „merkwür- eine Zunahme von Spam-Mails zu vermelden, mit der die Ge- dig“ erscheinende E-Mail oder Datei besser nicht geöffnet wer- fahr der Spam-Bots einhergeht. den sollte.

44 45 St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH Martin Kaufmann Geschäftsführer

Breitgefächertes Dienstleistungs-Angebot: 22 Jahre St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH

Von Martin Kaufmann

Die St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH wurde 1997 als Cölbe, hat die St. Elisabeth Dienstleistungen GmbH ihre hand- Tochterunternehmen des St. Elisabeth-Vereins in Marburg ge- werklichen Gewerke unter einem Dach zusammengefasst. gründet und bietet seit nunmehr 22 Jahren vielfältige Service- leistungen im Bereich Leben und Wohnen. Möbelhaus „Lebensraum“, die Naturmöbelexperten in der Region Mit der Gründung der GmbH beabsichtigte der Verein seiner- zeit, den zur Erfüllung seiner satzungsgemäßen Aufgaben er- Der in der Alten Kasseler Str. 43 in Marburg ansässige Möbel- forderlichen Serviceleistungen konsequent eigene Strukturen handel der GmbH namens „Lebensraum Naturmöbel“ bietet zu geben. Zunächst waren dies Verwaltungs-, Immobilien- und auf ca. 800 qm Ausstellungsfläche ein breites Sortiment an Versicherungsdienstleistungen sowie ein Mahlzeitendienst. höherwertigen, aber vergleichsweise günstigen Naturholz- Möbeln, die größtenteils aus skandinavischen Produktionen Kontinuierliches Wachstum führte in den Folgejahren dazu, stammen. Ergänzt wird das Vollholzmöbelsortiment durch dass weitere Dienstleistungsangebote aufgebaut wurden. preiswerte Mitnahmemöbel, Bilder, Spiegel, Matratzen, Latten- Dazu gehören heute neben den weitgehend nach innen, das roste und Rattanmöbel. Darüber hinaus werden Küchen- und heißt, vornehmlich für die Unternehmensgruppe wirkenden Objekteinrichtungen mit qualifizierter Beratung angeboten. Geschäftsbereichen der Verwaltungs-, Immobilien-, Versiche- Eine Besonderheit des Möbelhauses ist ein dort integrierter rungs- und Fuhrparkdienstleistungen, die auch nach außen als Schreiner-Service, mit dessen Hilfe es möglich ist, auch für Marken kenntlich gemachten Geschäftsbereiche „Haus- und nicht alltägliche Bedarfe und Wünsche der Kunden individuelle Handwerk“, das Möbelhaus „Lebensraum Naturmöbel“ und kundenspezifische Problemlösungen aus einer Hand anzubie- der Cateringservice „Menue & mehr“. ten. Nach anfänglicher Konzentration auf die Muttergesellschaft als Hauptkunden arbeiten auch diese Geschäftsbereiche der „Menue & mehr“, die Kochprofis aus Wetter Dienstleistungstochter schon seit langem gleichermaßen für externe Kundengruppen. Aus dem anfangs rund einem Dut- In der Großküche von „Menue & mehr“ am Standort der Al- zend Mitarbeitender sind im Laufe der Jahre um die 180 Mit- tenhilfe in Wetter werden täglich durchschnittlich 800 Mittags- arbeitende geworden, die durch ihren Einsatz die Bedarfe an mahlzeiten für Essen auf Rädern, seit neuestem auch für die vielfältigsten Dienstleistungen ebenso für private Haushalte, Einrichtungsteile der Altenhilfe des St. Elisabeth-Vereins sowie für soziale Einrichtungen, Wohnungsbaugesellschaften, Kom- für Kindergarten- und Schulverpflegungen auch in diätetischer munen und gewerbliche Kunden in der Region Marburg-Bie- und vegetarischer Kostform frisch zubereitet und von dort aus- denkopf bedienen. geliefert. Ebenso gehört zum Leistungsangebot der Küche die Ausrichtung von Veranstaltungen im Rahmen eines Außer- Dienstleistungsbetriebe „Haus- und Handwerk“ Haus-Party-Services.

Die unter dem Dach von Haus- und Handwerk organisierten Projekte 2020 Handwerksbetriebe erbringen qualifizierte Dienstleistungen rund um die Immobilie in den Bereichen Parkett- und Fußbo- Vorbereitet für 2020 sind die weitere Professionalisierung und denbau, Malerservice, Fliesenleger, Hauswirtschaftsdienste Ausweitung der Immobilien-, Versicherungs- und – in besonde- und Reinigungsservice sowie Hausmeisterdienste. Zentral ko- rem Maße – der Fuhrparkdienstleistungen, zudem aber auch ordiniert besteht ein vernetztes Angebot von Leistungen der der weitere Ausbau der Hauswirtschaftsdienste in Richtung ei- verschiedenen Gewerke für vielfältige Neubau-, Umbau-, Sa- nes erweiterten Angebots zur sogenannten Unterstützung und nierungs- oder Renovierungsprojekte. Assistenz im Alltag. Aktuell noch in der Molkereistraße im Süden der Marburger Innenstadt, ab 2021 aber dann auf dem WABL-Gelände in

46 Förderer und Helfer

„Das wahre Geschenk besteht nicht in dem, was gegeben oder getan wird, sondern in der Absicht des Gebenden oder Handelnden“. (Seneca)

„Danke“, das sagen wir all denjenigen, die uns mit Spenden Dass wir dabei 25.000 Euro mehr als im Jahr zuvor erhalten beschenkt haben: Privatpersonen, Förderern, der evange- haben, liegt darin, dass Menschen Gutes tun wollen. „Es ver- lischen und katholischen Kirche, Firmen und Geschäftspart- stärkt sich der Eindruck, dass diejenigen, die spenden, sich nern, Sparkassen und Banken, Gesellschaften und Förderver- immer stärker in der Verantwortung fühlen, Gutes zu tun“, sagt einen, Stiftungen, Gerichten und dem Land Hessen. beispielsweise Daniela Geue, Geschäftsführerin des Deut- schen Spendenrats, darüber, dass im vergangenen Jahr bun- „Danke“ sagen wir aber auch im Sinne des römischen Philo- desweit das Spendenvolumen auf den zweithöchsten Wert seit sophen, Dramatikers, Naturforschers, Politikers und Stoikers Beginn der Erhebung gestiegen ist: von knapp 5,2 Milliarden namens Seneca und mit der Überzeugung, dass Hilfe auch die Euro auf mehr als 5,3 Milliarden Euro. Helfenden stark macht. Dass etwas zu teilen nicht nur ein Aus- „Danke“ sagen wir nicht nur für die Bereitschaft, finanzielle druck von Stärke und Größe ist, sondern auch das Bewusst- Mittel zur Verfügung zu stellen, sondern auch für die Unter- sein stärkt, etwas zum Gemeinwohl beigetragen zu haben. stützung in der tagtäglichen Arbeit mit den uns anvertrauten „Danke“, das sagen wir vor allem in dem Bewusstsein, dass Menschen durch ehrenamtliche und engagierte Zeitgenossen. Helfen durch Spenden die Menschen stark macht, die von die- Menschen, die mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder dem ser Hilfe profitieren. So leisteten die 155.000 Euro, die wir im Bundesfreiwilligendienst helfen. Oder die immer größer wer- vergangenen Jahr erhalten haben, einen wichtigen Beitrag dende Zahl an ehrenamtlich Engagierten. Es ist dabei alles dazu, dass vor allem jene Projekte und Vorhaben umgesetzt andere als leicht, den Willen zum Geben in den Dienst der werden konnten, die ohne diese Zuwendungen meist nicht Sozialen Arbeit zu stellen. Es erfordert Mut, Entschlossenheit, möglich gewesen wären. Geduld und den kritischen und reflektierenden Blick auf sich selbst beim Helfen.

DANKE

46 47 retechreig

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Sozial - diakonisch - ökologisch: Nachhaltigkeit im Fokus

Von Manfred Günther

Ende 2019 kam die Nachricht aus Berlin: Das Projekt „Klima- schutz im Alltag“ - ein Gemeinschaftsprojekt von St. Elisabeth- Verein Marburg und Gemeinde Cölbe - wird bis 2022 fortge- führt. Das Getane aus dem ersten Projektjahr entspricht den hohen Anforderungen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Nach der Gründung ei- nes Akteurs-Netzwerkes im lokalen Umfeld sowie der Erarbei- 80 Gäste kamen während der mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf organisierten tung einer Zielsetzung und eines Aktionsplans geht es jetzt an Zukunftskonferenz zum Biofrühstück. die Fortführung begonnener und Umsetzung neuer Projekte. Beim Förderaufruf „Klimaschutz im Alltag“ sind bundesweit neun Verbundprojekte im Oktober 2018 gestartet. Sie werden mit rund 3,8 Millionen Euro aus Mitteln der Nationalen Klima- schutzinitiative (NKI) gefördert. Das Projekt führt beim St. Elisabeth-Verein das weiter, was mit dem Leitthema für die Jahre 2017/2018 begonnen wurde: „Ökologie und Nachhaltigkeit oder: Wie gehen wir mit unserer Umwelt um?“ – gewählt von Betreuten, Betreuenden sowie Mitarbeitenden des Vereins und seiner Tochtergesellschaften. Matthias Bohn, Vorstand des St. Elisabeth-Vereins, bei der Begrüßung zum Bio- „Was können wir als St. Elisabeth-Verein in den jeweiligen Be- diversitätsdialog während der Zukunfstkonfernz. treuungssettings tun, damit künftige Generationen nicht unter unserem jetzigen Handeln leiden müssen?“ Dieser Fragestel- lung wurde bei Zusammenkünften, Selbstlern- und Erfahrungs- prozessen, Ideenaustauschen, Projekten, einem Wettbewerb zum Leitthema und nicht zuletzt im Alltag nachgegangen und wird es auch in Zukunft. So wurden zwei Umweltaktionstage auf dem Gelände in der Cölber Lahnstraße organisiert und die leerstehenden Hallen wurden bis zum Abriss für Nachtflohmärkte und Veranstal- tungen genutzt. Beim Thema Ernährung ist der St.-Elisabeth- „Hand aufs Herz“ einmal bildlich: Landrätin Kirsten Fründt und Cölbes Bürgermeister Verein nicht nur Unterstützer des Modellprojektes Ökomo- Dr. Jens Ried während einer Aktion zum Klimaschutzprojekt. dell-Region des Landkreises Marburg-Biedenkopf, sondern beteiligt sich auch daran: So wird unter anderem betrachtet, unter welchen Bedingungen ein regionaler Laden mit Markt- genständen bis zur Verwertung der eignen Obstbaumernte wagen betrieben werden kann. In Sachen Elektromobilität hat in Planung. Dies sind Projekte, die im Zusammenhang mit der Verein im August einen Förderbescheid des Landes Hes- Klimaschutz im Alltag entstanden sind. sen für das landesweit einmalige Pilotprojekt „Elektromobiles Car Sharing & Fuhrpark-Management im sozialbetrieblichen „Hand aufs Herz – Cölbe schützt Klima!“ – so ist der Titel des Bereich“ erhalten. Für die Wohngruppen des St. Elisabeth-Ver- Projektes, mehr dazu auch im Internet: eins sind Mitmach-Projekte vom Recycling von Gebrauchsge- www.cölber-klimawandel.de

48 49 Nordrhein- Westfalen

Bad Wildungen

Schwalmstadt Wetter Biedenkopf Thüringen Marburg Dillenburg Hessen

Diese Übersicht macht deutlich, was aus dem einstigen kleinen Heim im Elisabeth- haus im Marburger Hermann-Jacobsohn- Weg in den vergangenen 140 Jahren geworden ist: eine sozial-diakonische

50 Sachsen Thüringen

Unternehmensgruppe, die mit ihren Ange- der in Sachsen beheimateten Louisenstift boten in mittlerweile vier Bundesländern gGmbH gehört eine der ältesten Einrich- tätig ist. tungen in der Kinder- Jugend- und Famili- Mit Familienintegrativen Angeboten auch enhilfe Deutschland (seit dem Jahr 1835) in Nordrhein-Westfalen und Thüringen, mit dazu.

50 51 Hermann-Jacobsohn-Weg 2 • 35039 Marburg Tel.: 06421 1808-0 • [email protected]

www.elisabeth-verein.de