GEOPARK 1/2013 Journal Ausgabe Bayern

In dieser Ausgabe

Führungswechsel im Geopark Neuer Vorsitzender: Landrat Dr. Karl Döhler

Unterwegs mit den Geoparkrangern Die Region entdecken

Burgen und Geologie

14 Regionen – eine Idee Die Nationalen GeoParks

Der Vulkan brodelt wieder Neue Vulkanerlebniswelt in eröff net

„Naturwunder 2013“ Der Rauhe Kulm

10 Jahre Bayerisch-Böhmischer Geopark „Investition in Ihre Zukunft“ Der lange Weg nach Europa Kofi nanziert mit Mitteln der Europäischen Union, des Freistaates Bayern und der Oberfrankenstiftung

| www.geopark-bayern.de1 Der Geopark und seine Regionen

Impressum Herausgeber: Geopark Bayern-Böhmen e. V., vertreten durch den Vorsitzenden Landrat Dr. Karl Döhler

Ansprechpartner: Dr. Andreas Peterek (Projektleiter Geopark) Geschäfts- und Koordinationsstelle Marktplatz 1 | 92711 Parkstein Telefon: (09602) 9 39 81 66 | Fax (09602) 9 39 81 70

© Geopark Bayern-Böhmen e. V. (Dezember 2013) Alle nicht explizit anders gekennzeichneten Texte, Bilder und Grafiken unterliegen dem Copyright von Geopark Bayern- Böhmen e.V., sonst dem der genannten Autoren. Vervielfältigungen jeglicher Form (auch auszugsweise) bedürfen der schriftlichen Genehmigung durch die Geschäftsstelle des Geoparks oder der genannten Autoren. www.geopark-bayern.de Titelbild: . Rückseite: Büste Erhard Ackermann im Kurpark Weißenstadt, Künstler: Wolfgang Stefan, Vielitz.

2 Grußwort des Vorsitzenden Geopark Bayern-Böhmen e.V. Inhalt Landrat Dr. Karl Döhler Impressum ...... 2 Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab Grußwort ...... 3 Liebe Leserin, lieber Leser, Führungswechsel im Geopark Bayern-Böhmen ...... 4 ich begrüße Sie herzlich als neuer Vorsitzender des Geoparks Unterwegs mit den Geoparkrangern ...... 5 Bayern-Böhmen. Im zurückliegenden Sommer übernahm ich dieses Amt von Landrat Simon Wittmann aus Neustadt a. d. Wald- Burgen und Geologie ...... 6 naab, der den im Jahr 2010 gegründeten Trägerverein bisher lei- tete. Der Verein ist seitdem den Kinderschuhen entwachsen. Zahl- Die Nationalen GeoParks in Deutschland ...... 12 reiche Aufgaben warten darauf, umgesetzt zu werden. Ich freue mich darauf, den Geopark Bayern-Böhmen tatkräftig bei seinen Auf den Spuren einer kosmischen Katastrophe ...... 14 Herausforderungen zu unterstützen. Rohstoffland Ruhrgebiet ...... 15 In dieser Ausgabe des Geopark-Journals informieren wir Sie über aktuelle und geplante Projekte des Vereins. Der Geopark macht Erleben – Erfahren – Erlernen ...... 16 bereits seit vielen Jahren durch erfolgreiche Projekte auf sich auf- merksam. Ein Meilenstein war die Zertifizierung zum Nationalen Der Vulkan brodelt wieder ...... 18 Geopark 2010. Im kommenden Jahr wird der Geopark sein bislang größtes Projekt fertig stellen: die Aufstellung von hundert Infor- „Naturwunder 2013“: Der Rauhe Kulm ...... 20 mationstafeln, die Eröffnung von mehreren Themenwegen, die Fertigstellung von Infostellen sowie die Freischaltung von mobi- 10 Jahre Bayerisch-Böhmischer Geopark ...... 22 len Reiseführern (Apps). Dieses umfangreiche Projekt wird geför- dert durch Finanzmittel der Europäischen Union, des Freistaates Infozentrum „Granit im Fichtelgebirge“ eröffnet ...... 24 Bayern und der Oberfrankenstiftung. Neben den Führungen der Geoparkranger ist der Geopark künftig somit an vielen Orten im Neues Besucher-Bergwerk in Böhmen ...... 25 Gebiet präsent und informiert über die spannende Geschichte zur Entstehung unserer Landschaft. Auf der Zielgeraden ...... 26 Die Einrichtung des neuen Vulkanmuseums in Parkstein und die Im neuen Gewande ...... 27 Wahl des „Rauhen Kulms“ zum schönsten Naturwunder Deutsch- lands 2013 durch einen Wettbewerb der Heinz-Sielmann-Stiftung Der lange Weg nach Europa ...... 28 haben gezeigt, dass sich das Thema „Geologie und Erdgeschich- te“ in Kombination mit Wissen und Naturerlebnis immer größerer Geopark Bayern-Böhmen e.V...... 30 Beliebtheit erfreut und die erdgeschichtlichen Attraktionen der Region auch Gäste von weiter her anlocken. Kurz notiert ...... 31 In diesem Journal erwartet Sie neben aktuellen Informationen natürlich auch allerhand Wissenswertes zum Thema Geologie. Wussten Sie z.B., dass „Geologie und Burgen“ viele Gemeinsam- keiten aufweisen? Keine Burg, die nicht von einem hohen Felsen ins Tal blickt und aus festem Stein erbaut wurde!

Deutschlandweit erfahren Geoparks besondere Beachtung durch das Netzwerk „Nationaler GeoPark“, das vierzehn zertifizierte Geo- parks vereint. Lernen Sie in dieser Ausgabe zwei dieser Geoparks näher kennen: den GeoPark Ries und den GeoPark Ruhrgebiet. Oder erfahren Sie, wie Partner des Geoparks, die Umweltstati- onen, ihre wichtigen Aufgaben angehen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre des Geopark- „Investition in Ihre Zukunft“ Journals. Kofinanziert mit Mitteln der Europäischen Union, Ihr des Freistaates Bayern und der Oberfrankenstiftung

| 33| Führungswechsel im Geopark Bayern-Böhmen Landrat Dr. Karl Döhler folgt Landrat Simon Wittmann als Vorsitzender

Im Juni wählten die Mitglieder des Vereins „Geopark Bayern-Böhmen e.V.“ in Markt- redwitz einen neuen Vorstand. Landrat Dr. Karl Döhler aus Wunsiedel übernahm dabei den Führungsstab von seinem Neustädter Kollegen Landrat Simon Wittmann. Auf Geschäftsführer Edgar Knobloch folgt Thomas Edelmann.

▲ Mit Landrat Simon Wittmann und Edgar Auch die Einwerbung der bislang größten För- Von links: Knobloch scheiden zwei „Macher“ des jun- dersumme für Infrastrukturmaßnahmen kann Landrat Herrmann Hübner, Lothar gen Geoparkvereins aus ihren Ämtern aus. Die das einstige Führungsduo für sich verbuchen. Höher (2. Bürgermeister Weiden), beiden haben wesentlich die Gründung des Seit Anfang 2011 stehen für die Ausstattung von Landrat Dr. Karl Döhler, Landrat Geoparkvereins vorangetrieben und ihn vor Infostellen, für Informationstafeln und für meh- Simon Wittmann, Edgar Knobloch, Landrat Wolfgang Lippert, Bernd drei Jahren zusammen mit den anderen Vor- rere Themenwege mehr als 700.000 Euro aus Würstl standsmitgliedern aus der Taufe gehoben. In EU-Mitteln und des Freistaates zur Verfügung. ihre Amtszeit fällt auch die Zertifizierung des Landrat Wittmann verbleibt als vierter stellver- Geoparks als „Nationaler GeoPark“, damit seine tretender Vorsitzender im Vorstand des Geo- bundesweite Anerkennung und endgültige Eta- park-Vereins, Knobloch in dessen Lenkungs- blierung. gruppe.

Der Geopark ist unter der Leitung des schei- In seiner Antrittsrede würdigte der neue Vorsit- denden Vereinsvorsitzenden inzwischen den zende, Landrat Dr. Döhler, das Wirken von Landrat Kinderschuhen entwachsen. Vor allem die Füh- Wittmann und seines Geschäftsführers. Er stell- rungen der Geoparkranger erfreuen sich groß- te vor allem auch heraus, dass sich Verein, lokale er Beliebtheit. Wittmann und Knobloch setzten Akteure und Geoparkranger mit Engagement von Anfang an auf den steten Ausbau dieses und Leidenschaft für den Geopark einsetzten. Angebotes. Für beide waren die Geoparkranger Darin sehe er auch einen großen Auftrag für sei- auch immer Botschafter des Geoparkprojektes. ne Amtszeit, die er mit großer Freude antrete. ■ | 4 Mit den Geoparkrangern unterwegs Die Region entdecken

„Mit den Geoparkrangern unterwegs“ lautet das Motto der Führungen des Geoparks ▲ Bayern-Böhmen. Einheimische und Touristen können von April bis Oktober an einer Mit den Geoparkrangern den Parkstein-Vulkan erkunden von über 250 Führungen mit den Geoparkrangern teilnehmen und die herrlichen Landschaften des Geoparks kennen lernen.

In der Region des Geoparks Bayern-Böhmen gibt Führung kostenlos teil. Auch blaue Wertmarken es viel zu entdecken. Neben vielen bekannten gibt es. Sie entsprechen dem Wert einer Führung Wertmarken des Geoparks und viel besuchten geologischen und land- und eignen sich als Geschenk für Naturliebhaber ▼ schaftlichen Sehenswürdigkeiten sind es vor oder für Gastgeber, die ihren Gästen eine kleine allem auch viele unbekannte, aber spannende Aufmerksamkeit machen möchten. Ecken, zu denen die professionell ausgebildeten Geoparkranger ihre Gäste führen. Wer zu den festen Terminen nicht kann, dem bietet der Geopark die Möglichkeit, Führungen Bei den kurzweiligen Führungen werden die zu buchen. Egal, ob Klassenfahrt, Vereins- und geologischen Besonderheiten anschaulich und Betriebsausfl ug oder Geburtstagsrunden, der für jedermann verständlich erklärt. Dabei liegt Geopark geht individuell auf alle Wünsche ein. der Schwerpunkt nicht allein auf den erdge- Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die Kinder- schichtlichen Fakten, auch Natur, Kulturge- aktionen, bei denen die Kleinen sich als Junior- schichte, Sagen und Mythen oder sogar Litera- forscher betätigen dürfen. risches kommen nicht zu kurz. Ab Mitte April 2014 ist das neue Veranstaltungs- Treue Gäste der Führungen werden seit diesem programm des Geoparks bei allen Touristinfor- Jahr mit einer kleinen Anerkennung belohnt. mationen und in den Infostellen des Geoparks Bei jeder Tour erhalten sie eine gelbe Wertmar- erhältlich. Schon ab Januar gibt es das Angebot ke. Mit drei Marken nimmt man an dernächsten im Internet unter www.geopark-bayern.de. ■ 5 | Burgen und Geologie Steine und Burgen haben eines gemeinsam: Beide sind Zeugen längst vergangener Zeiten – über Jahrmillionen die einen, über Jahrhunderte die anderen. Burgen sind ohne Steine nicht vorstellbar, sind sie doch mit ihnen erbaut. Und Steine bilden auch ihre Fundamente. Kaum eine Burg, die wir uns nicht auf einem hohen Felsen oder einem Berggipfel hoch über der Landschaft vorstellen.

▲ Es ist kein Zufall, dass sich die Burgherren von sondern Burgen, von denen nicht mal Ruinen er- Burg einst immer ein Plätzchen in luftiger Höhe ge- halten sind. Manchmal findet man vor Ort wenig- sucht haben. Man schätzte die besondere und stens noch einige Steine der alten Burg. Oft wa- aussichtsreiche Lage und setzte mit den oft re- ren die alten Ruinen und ihr Mauerwerk aber eine präsentativen Bauten ein weithin sichtbares Zei- gute Gelegenheit, Bausteine nicht erst aus dem chen der Macht. Diese galt es nicht selten stand- Berg hauen zu müssen. Hinweise auf so manchen haft zu verteidigen. Freie Sicht auf den Angreifer Burgstall liefern dann nur Flurnamen, historische und für diesen schwer überwindbare steile Hän- Quellen oder das geübte Auge eines Archäolo- ge und Mauern waren vermeintliche Garanten für gen. Gerade die frühmittelalterlichen Burgen die Wehrhaftigkeit vieler Burgen, doch war ihre oder die noch älteren Anlagen überlebten kaum. Achillesferse die Versorgung. Verfügte man nicht Meist waren diese auch nur mit Erdwällen verse- über einen Tiefbrunnen und ausreichend Le- hen, die hölzerne Aufbauten trugen. bensmittel, konnte es mit der Herrschaft rasch zu Ende sein. Während der vielen mittelalterlichen Erste massiv befestigte Burgen bauten die Sla- Kriege und Fehden ereilte dieses Schicksal so wen am Ende des 8. Jahrhunderts und im 9. manche Burg, die dann oft zerstört wurde. Waren Jahrhundert. Diese wurden besonders im 10. es nicht kriegerische Auseinandersetzungen, be- Jahrhundert durch große „Ungarnwälle“ gesi- siegelten mächtige Territorialherren oft vorsorg- chert, die einen Schutz vor den plündernden lich das Ende einer Burg und ließen sie schleifen. Raubzügen des Reitervolkes bieten sollten. Vor Nicht wenige wurden auch ein Raub des Feuers. den Wällen legte man ausgeklügelte Hindernisse Rot gefärbte Mauersteine geben davon nicht sel- an, um die berittenen Krieger zum Fußkampf zu ten ein Zeugnis. zwingen. Das wohl bedeutendsten Anlagen die- ser Art im Geopark sind die Ringwälle mit vor- Im Geopark gibt es beiderseits der Grenze zahl- gelagerten Reiterhindernissen am Rauhen Kulm reiche Burgen, Burgruinen und Burgställe. Letz- bei . Sie werden seit mehreren tere sind dabei keine Behausungen der Tiere, Jahren Zug um Zug ausgegraben. | 6 Die eigentliche Blütezeit des Burgenbaus war al- lerdings das Hoch- und das Spätmittelalter. Eine Burg zu bauen, gehörte damals zu den wich- tigsten Mitteln, seine territorialen Machtansprü- che auszudrücken. Deshalb war der Bau einer Burg auch ein Recht des Königs und unterlag seiner Zustimmung oder der der Landesfürsten. Mit der im Mittelalter stark zunehmenden Bevöl- kerung wuchsen die territorialen Machtansprü- che und so entstanden im Hochmittelalter mehr und mehr Burgen. Diese waren Wohnsitz und vor allem auch Statussymbol der zahlreichen Mi- nisterialen. Dieser neu entstandene Dienst- und Niederadel konnte die Burganlagen aber oft nicht halten, woraufhin sie häufig durch Verpfändung ihren Besitzer wechselten oder aufgelassen wur- den. In mancher Burg waren auch Angehörige des ritterlichen Standes Hausherren, die sich durch Straßenraub und Plünderungen ihren Unterhalt sicherten. Andere Burgen dagegen dienten der Sicherung der wichtigsten Handelswege.

Im Geopark Bayern-Böhmen sind Burgen be- sondere Anziehungspunkte. Sie verbinden Erd- geschichte, landschaftliche Reize und die Ge- schichte der Region und der Burg miteinander. Ihr Besuch ist daher aus vielen Gründen lohnend und bei Weitem nicht nur etwas für „Geologie“- Begeisterte. Manche Burg erhebt sich wildroman- Schönborn Eigentümer des Rittergutes. Dieses ▲ tisch, malerisch und mit den Felsen verwachsen blieb bis 1975 im Besitz dieser Familie. Seit 2004 Burg Rabenstein aus dem Gebirg‘ und nicht wenige haben gerade befindet sich die Anlage in der Hand der Burg darum Eingang in Gemälde vergangener Epo- Rabenstein Event GmbH. Die Burg befindet sich chen gefunden, heute in die digitale Bilderwelt. heute in einem vollständig renovierten und sa- Die Burgen im Geopark schlagen die Brücken aus nierten Zustand und kann besichtigt werden. dem Heute zurück in unsere Geschichte und noch In ihren Räumen beherbergt sie das Burghotel. viel weiter zurück zu den geologischen Anfängen Zur gesamten Anlage gehören heute auch eine Europas. Der Geopark wird aber gerade hier auch Falknerei, eine Speisegaststätte und die Sophien- lebendig. höhle.

Wir beginnen hier mit einer Serie zu den Burgen Geologie im Geopark Bayern-Böhmen. Darstellen werden Die Burg Rabenstein ruht hoch über dem Ails- wir neben der Geschichte der Burg auch die dor- bachtal auf einem mächtigen Jurariff. Aufgebaut tigen geologischen Besonderheiten. Entdecken haben das Riff vor rund 150 Mio. Jahren Schwäm- Sie den Geopark einmal von dieser Seite! me und Algen. Sie besiedelten in einem tropisch- warmen Meer zunächst flache Erhebungen Burg Rabenstein – auf dem Meeresgrund, um dann zu größeren Riffkomplexen aufzuwachsen. Jüngere Ablage- die Perle im Ailsbachtal rungen des Meeres und von Flüssen haben das Riff verschüttet, doch modelliert der Ailsbach Die Geschichte der Burg Rabenstein beginnt das einstige Riff aus Kalk- und Dolomitgestein 1188 mit einem ersten Bau auf dem vordersten seit Jahrhunderttausenden wieder heraus. Die Felsvorsprung hoch über dem Ailsbach. Bauherr besonderen Formen der Verkarstung der Riffge- war der Ministerialadelige Eschwin de Raben- steine lassen sich in der nahe gelegenen Besu- stein. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die cherhöhle eindrucksvoll beobachten. Vorburg ausgebaut. Anfahrt In den Jahrhunderten ihrer Geschichte wech- Zufahrt über die Staatsstraße 2185, Ausschilde- selte die Burg mehrfach ihre Besitzer. Zu ihnen rung folgen. Die Burg liegt im Gemeindegebiet gehörten ab 1349 die Burggrafen von Nürnberg. von 95491 Ahorntal. 1557 kehrten die Rabensteiner auf ihre Stamm- burg zurück, doch erlosch dieser Adel 1742. GPS 49.822266,11.370483 Bis dahin war die Burg mehrfach zerstört und wieder aufgebaut worden. Nach dem Dreißig- Tipp jährigen Krieg lag sie sogar lange Zeit als Ruine Entdecken Sie die Umgebung der Burg auf dem brach. Als 1830 König Ludwig I. von Bayern mit Panorama-Wanderweg, der von der Burg zur So- seiner Gemahlin das Schloss besuchte, war Graf phienhöhle und zur Ludwigshöhle führt. 7 | Burgruine Leuchtenberg – Anfahrt die Akropolis der nördlichen Im Zentrum der Marktgemeinde Leuchtenberg, erreichbar über die B 22. Oberpfalz GPS 49.59816,12.256128 Die Burgruine Leuchtenberg ist die größte und am besten erhaltene Burganlage der gesamten Tipp Oberpfalz. Mächtig und weithin sichtbar ruht sie Von der Burg führt ein Wanderweg vorbei an auf dem Granitmassiv von Leuchtenberg. sehenswerten Felsbastionen in das wildroman- tische Naturschutzgebiet „Lerautal“. Erbaut wurde die Burg um 1300 von dem ein- flussreichen Adelsgeschlecht der Landgrafen Burgruine Waldeck – von Leuchtenberg. Vermutlich befand sich hier aber bereits eine ältere Wehranlage. Die Leuch- die Burg auf dem Vulkan tenberger verließen ihre Stammburg bereits ▲ 1322 wieder, blieben aber bis zum Aussterben Die Burg Waldeck ist eine der ältesten der Ober- Burg Loket (Elbogen) des Geschlechtes 1646 ihre Besitzer. Danach pfalz. Sie wird 1124 als Besitz der Landgrafen von wechselte die Burg mehrfach ihre Eigentümer, Leuchtenberg erstmals urkundlich erwähnt. An- Burgruine Leuchtenberg verfiel aber zusehends. 1842 wurde sie bei genommen wird aber, dass vorher die Herren von ▼ einem Großbrand völlig zerstört. Pettendorf-Lengenfeld-Hopfenhohe die ersten Herren auf der Burg waren und die Burggrün- Heute hat man große Teile der Ruine gesichert dung bis an den Beginn des 11. Jahrhunderts und auch begonnen, Teile der Burg wieder auf- zurückreicht. Die Leuchtenberger verkauften die zubauen. Sie dient im Sommer als Freilichtbüh- Burg 1283 mit Teilen der Ländereien an Herzog ne für die jährlich stattfindenden Burgfestspiele. Ludwig den Strengen von Bayern, damit an das Die Burg kann besichtigt werden. Adelsgeschlecht der Wittelsbacher. Diese blieben die Hausherren bis zur Zerstörung der Burg 1707 Geologie infolge des Spanischen Erbfolgekrieges. Schon Die Burgruine Leuchtenberg liegt auf dem süd- 1704 hatten kaiserliche Truppen die Anlage ein- lichsten Ausläufer des Leuchtenberger Granit- genommen, doch wurde sie erst 1707 auf Befehl massivs. Der mittel- bis grobkörnige Granit ge- von Kaiser Joseph I. geschleift. Zwar baute man hört zu den ältesten der nördlichen Oberpfalz die Burg wieder auf, doch kam ihr endgültiges (320 – 325 Mio. Jahre). Er ist aus einer Mischung Ende 1794 durch jenen großen Brand, der auch von Gesteinsschmelzen aus dem Erdmantel und den alten Markt Waldeck auf der Südwestseite der Erdkruste im Anschluss an die Variszische des Schlossberges zerstörte. Seither ist die Burg Gebirgsbildung entstanden. Vor allem im Inne- Ruine. Seit etwa 2004 wird die Burganlage aus- ren der Burgruine sind die Granitfelsen gut zu gegraben und restauriert. Ein Besuch ist jederzeit sehen. möglich. | 8 News

Geologie sehr charakteristischen Komplex. Der Granit ist Der Waldecker Schlossberg gehört zu den Ober- auffällig stark mit großen, in den meisten Fällen pfälzer Basaltkegeln. Unverkennbar ruhen die verzwillingten Kalifeldspat-Kristallen durchsetzt. Reste der Burganlage auf massigen schwarzen Diese mineralogische Besonderheit beschrieb und 21 Mio. Jahre alten Vulkangesteinen. Die hier erstmals 1807 Johann Wolfgang von Goethe

Freilegung der Gesteine im Rahmen der Burgre- und führte dafür die Bezeichnung „Karlsbader Burgruine Waldeck | 1 stauration lässt die teils mächtigen Basaltsäulen Zwillinge“ ein. Den Loket-Granit kann man be- gut erkennen. Der Schlossberg gehört zu mehr quem im Burghof oder an den Felsen entlang Burgruine Andělská Hora | 2 , 3 als 20 Vulkanen im Kemnather Vulkanfeld. Einen der Ufer der Eger in Augenschein nehmen. ▼ Teil davon kann man von der Aussichtsplattform aus erkennen. Anfahrt Über die Autobahn E49/N6, Ausfahrt 136. Die Anfahrt Burg liegt mitten im Ort. Oberhalb des Marktes Waldeck bei Kemnath, er- reichbar über die B 22. GPS 50.187039,12.754353

GPS 49.858308,11.947907 Tipp Loket wird auch als das böhmische „Rothenburg“ Tipp bezeichnet. Ein Rundgang durch das Städtchen Mehrere Wanderwege rund um Waldeck führen und entlang der Egerschleife lohnt sich allemal. um die Burg herum und lassen sie aus verschie- denen Blickwinkeln betrachten. Burgruine Andělská Hora – Burg Loket (Elbogen) - eine Kulisse für einen Film

Burg gebettet auf Steinen mit Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Engels- Zwillingen drin burg im Jahr 1402 in den Schriften des Boresch/ Borso von Osek/Riesenburg. Seine Vorfahren hat- 1 In einer fast kreisrunden Schlinge der Eger thront ten die Burg Ende des 14. Jahrhunderts errich- majestätisch die Burg Loket, umgeben von dem tet. 1406 wechselte ihr Besitz an Ulrich Zajíc von gleichnamigen Städtchen. Hasenburg (OldřichZajíc z Házmburka) und nach dessen Tod 1414 an die königliche Kammer. 1430 Gegründet wurde sie in der zweiten Hälfte des eroberte der Hussitenhauptmann Jakob von 12. Jahrhunderts, entweder durch Fürst Vladislav Wrzessowitzdie Anlage, die Burg verfiel jedoch. II. oder möglicherweise durch einen Ministeri- alen von Kaiser Friedrich Barbarossa. Von den 1434 wurde die Burg an den kaiserliche Kanzler ursprünglich romanischen Bauten sind Teile bis Kaspar Schlick verpfändet, der sie instand setzen heute erhalten. Das heutige Aussehen der Burg ließ. Danach wechselte die Burg noch mehrfach ist jedoch das Ergebnis umfangreicher Erneue- ihre Besitzer bis sie 1635 von den Schweden ge- rungen unter dem böhmischen König Wenzel IV. stürmt wurde. Danach bewohnte man sie nicht und den nachfolgenden, sehr zahlreichen Burg- mehr regelmäßig und baute sie nach einer ver- herren. herrenden Feuersbrunst 1718 nicht wieder auf. 1978 diente die Ruine als Kulisse für den Film Im Dreißigjährigen Krieg begann die Burg zu „Ballade für einen Banditen“ nach dem Roman verfallen. Nacheinander hausten in ihr Aufstän- „Der Räuber Nikolai Schuhaj“ von Ivan Olbracht. dische, Bayern, Sachsen und die Söldner-Trup- Dieser erhielt für dieses Werk 1933 den tschecho- pen Wallensteins. Den Angriffen der Schweden slowakischen Staatspreis für Literatur. Die Burg 2 konnte sie 1646 jedoch Stand halten. Danach ist heute im Besitz der Gemeinde Andělská Hora. verlor sie an Bedeutung und wurde nur noch als Der Zugang ist jederzeit möglich. Lagerhaus genutzt. Nach 1822 war sie Staatsge- fängnis, wobei Teile der Burg grundlegend ver- Geologie ändert oder sogar abgerissen wurden. Geologisch gesehen ist der markante Felsen von Andělská Hora ein tertiärer Vulkanschlot Nach dem Ersten Weltkrieg stand die Burg un- im Vorfeld des Duppauer Vulkanzentrums. Der ter der Verwaltung des Denkmalamtes in Pilsen. Schlot hat die Granite des Karlsbader Granitmas- 1939 bis 1945 lag sie im Reichsgau Sudetenland, sivs durchdrungen und wurde später durch die danach war der tschechoslowakische Staat ihr Abtragung der ihn umgebenden Gesteine frei- Eigentümer. 1993 gelangte die Burg wieder in gelegt. Der Felsen besteht aus Phonolith (Kling- den Besitz der Stadt. Seitdem wird sie umfang- stein), einem standfesten olivgrauen Vulkange- reich saniert. Heute ist in Teilen der Burg ein Mu- stein mit oft speckigem Glanz. Im Gestein lassen seum eingerichtet. sich Kristalle von schwarzem Pyroxen und glas- klarem Sanidin erkennen. Das Alter beträgt rund Geologie 26 Mio. Jahre. Vom Gipfel hat man eine herrliche Die Burg Loket ruht auf einem mächtigen Granit- Aussicht auf das Erzgebirge mit seiner höchsten sporn, der zum Karlsbader Granitmassiv gehört. Erhebung, den Keilberg, das Duppauer Gebirge, 3 In diesem bildet der Loket-Granit einen eigenen, den Kaiserwald und das Hochland von Teplá. 9 | Anfahrt häufig zwischen dem römisch-deutschen Kaiser Von Karlsbad die Route nach Prag nehmen, Aus- und böhmischen Adelsgeschlechtern. Seit dem schilderung nach Andělská Hora folgen, die Burg Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie allerdings liegt mitten im Ort. nicht mehr bewohnt und verfiel seitdem. Schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begann man GPS 50.205418,12.963907 mit der Restaurierung der Burganlage. Mit Aus- nahme der Zeit der deutschen Besetzung und ▲ Tipp der sozialistischen Republik ist die Burg seit 1675 Links: Přimda (Pfraumberg) Die Engelsburg erreicht man auch über einen im Besitz der Adelsfamilie Nowohradsky-Kolow- Wanderweg von Karlsbad aus. Dieser führt rat. Die Burg Přimda ist nicht nur eine der älte- Rechts: Burgruine Volfštejn über den Goetheblick, einen 42 Meter hohen sten aus Stein errichteten Burgen Böhmens. Sie (Wolfstein) Aussichtsturm aus dem Jahr 1889. Zwischen nimmt auch aufgrund ihrer Burgenarchitektur Andělská Hora und Kyselka gibt es einen rund eine besondere Stellung in Europa ein. Die Burg 10 Kilometer langen Lehrpfad zur Geologie und ist frei zugänglich. Geschichte. Geologie Burgruine Přimda Der Pfraumberg und die Felsen am Gipfel beste- hen aus schwach geschieferten migmatitischen- (Pfraumberg) – eine Burg von Cordierit-Gneisen. Sie enthalten zum Teil große europäischem Rang Feldspataugen (bis 3 cm) und Schlieren und Gänge von Schmelzmobilisaten. Diese sind bei Die Burgruine Přimda befindet sich auf dem der unter großem Druck und hoher Temperatur südlichen Teil des felsigen Gipfels des 848 Meter stattfindenden Deformation des Gesteins wäh- hohen Pfraumberges. Sie gehört, ebenso wie die rend der Variszischen Gebirgsbildung entstan- Prager Burg, zu den ältesten aus Stein gebauten den. Burgen in Böhmen. Anfahrt Die Burg wurde bereits zu Beginn des 11. Jahr- Zufahrt nicht möglich, Wanderwege ab Přimda hundert von „irgendwelchen Deutschen“ ge- gründet, so der bedeutende böhmische Chro- GPS 49.679792,12.667042 nist Cosmas von Prag. Schon bald zog Herzog Vladislav I. gegen diese Burg und eroberte sie. Tipp Im 12. und 13. Jahrhundert diente die Burg als Die Burgruine auf dem Pfraumberg ist ein be- Autoren: königliche Grenzbefestigung und mehrfach liebtes Ausflugs- und Wanderziel. Markierter Geopark Bayern-Böhmen und auch als Gefängnis für hochrangige Personen. Wanderweg aus dem Ort zur Burg. Daneben Jaromír Tvrdý, Liberec Im 14. bis 16. Jahrhundert wechselte der Besitz mehrere Lehrpfade.

| 10 Burgruine Volfštejn (Wolfstein) – Goethes kleine Geschenke

Die kleine Burg Wolfstein (Volfštejn) wurde ver- mutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut, jedoch um das Jahr 1470 bereits wieder verlassen. Sie gehört zu den ältesten Adels- burgen Westböhmens. Da diese nie von jüngeren Burgen überbaut wurde, ist trotz ihres Verfalls ihre originäre Bauarchitektur noch zu erkennen.

Erhalten sind der 23 Meter hohe Bergfried, der Grundriss, Reste des Palas sowie Mauerreste kleinerer Bauten auf dem Burghof. Der Turm mit seiner 2,60 Meter dicken Mauer hat die Form eines stumpfen Kegels. Die Gründer der Burg waren die Ritter von Wolfstein, die zu einer Ne- benlinie der Adelsgeschlechter der Herren von Svojšín und Třebel gehörten.

Geologie Die Burg Wolfstein liegt auf einem Sporn des Vlčí hora (Wolfsberg, 704 m). Dieser ist ein nur 12 Mio. Jahre alter Vulkan und damit das südlichste Vorkommen tertiärer vulkanischer Aktivität in Westböhmen. Auf einer Fläche von rund 1,5 x 2,5 Quadratkilometern überdeckt eine Lavadecke tertiäre Lehme und Sande, die auf kaolinitisch verwitterten Phylliten auflagern.

Der Wolfsberg gehört zu einer klassischen Mi- neralfundstelle Westböhmens. In den stark po- rösen, schlackigen Laven sind Einschlüsse von einige Zentimeter großen Kristallen von Augit und Amphibol häufig. Diese Kristalle vom Wolfs- berg sind in vielen mineralogischen Samm- lungen auf der ganzen Welt vertreten. Auch Johann Wolfgang von Goethe bewunderte ihre Vollkommenheit. Auch wenn er selbst di- ese Fundstelle niemals besuchte, beschenkte er während seiner Aufenthalte in Marienbad Freunde mit den Kristallen. Durch seine Hand gingen auch Kristalle, die heute in den Samm- lungen des Nationalmuseums Prag und der Aka- demie der Wissenschaft in Petersburg liegen. Vom Gipfel des Wolfsberg hat man eine fantas- tisch weite Aussicht ins weite Rund dieses Teils des Geoparks.

Anfahrt über Černošín, im Ort abbiegen Richtung Svojšín, nach rund 300 Metern aus Richtung Černošín rechts abbiegen, dort parken oder weiterfahren bis Sportplatz (rund 400 Meter).

GPS 49.804575,12.864746

Tipp Wolfsburg und Wolfsberg sind zu Fuß von Černošín aus auf markiertem Wanderweg gut zu erreichen. ■ ► Burgruine Volfštejn (Wolfstein) 11 | 14 Regionen – eine Idee Die Nationalen GeoParks in Deutschland

▲ Seit Ende 2010 gehört der bayerische Teil des Geopark Bayern-Böhmen zu den zer- Das Felsenmeer in tifizierten Nationalen GeoParken in Deutschland und damit zu einem Netzwerk, das Lauertal-Reichenbach im Geopark Odenwald-Bergstraße sich den Erhalt des geologischen Naturerbes zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Erreicht werden soll dies durch die Pflege der geologischen Sehenswürdigkeiten, den Flossenbürger Schlossberg mit seiner markanten Burgruine sogenannten Geotopen, die als Fenster in die Erdgeschichte besondere Einblicke in ▼ die geologische Entstehung der jeweiligen Landschaften bieten.

Bei den Geotopen kann es sich um Felsen, Stein- tion mit dem Dachverband aller geowissen- brüche, Höhlen, Seen, Vulkanbauten, Ton- und schaftlichen Einrichtungen in Deutschland, der Kiesgruben, Bergwerke oder um besondere GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung, in engem Landschaftsformen handeln. Kontakt.

Ausgehend von der Präsentation der Geoto- So vielfältig wie der geologische Bau der Bun- pe wird in den Geoparken das Wissen um die desrepublik, so abwechslungsreich sind auch Erdgeschichte der Region in attraktiver Weise die einzelnen Geoparks hinsichtlich ihrer the- vermittelt: durch Führungen, auf Schautafeln matischen Schwerpunkte. Ihr Spektrum reicht entlang von Themenwegen im Gelände, in In- von den Eiszeitlandschaften Brandenburgs formationszentren und thematischen Ausstel- über die Vulkane der Eifel zur Industrie-Kultur- lungen. landschaft des Ruhrgebietes und den montan- historisch bedeutsamen Regionen des Harzes Einbezogen ist dabei immer auch die Nutzung oder des Geoparks „Grenzwelten“ in Hessen. des Geopotenzials durch den Menschen in Form Eine Karstlandschaft vergleichbar der der von Bergbau, Landwirtschaft und Industrie – in Fränkischen Schweiz ist Thema des Geoparks Geschichte und Gegenwart. Geoparks schlagen „Schwäbische Alb“. damit Brücken zur Archäologie und zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Zu den bayerischen Geoparken gehört neben dem Geopark Bayern-Böhmen der Geopark Zurzeit gibt es in Deutschland 14 zertifizierte Ries. Weltweit einmalig zeigt dieser Geopark die Nationale GeoParks. Diese stehen in Koopera- Auswirkungen eines Meteoriteneinschlags, der | 12 Nationale GeoParks in Deutschland

Kiel

Schwerin Hamburg

Eiszeitland Bremen am Oderrand

Berlin TERRA.vita Hannover Potsdam

Harz . Braunschweiger Magdeburg Land . Ostfalen Cottbus Muskauer Faltenbogen Ruhrgebiet Kyffhäuser (Łuk Mużakowa) Leipzig Düsseldorf GrenzWelten Inselsberg - Erfurt Dresden Köln Drei Gleichen Westerwald- Lahn-Taunus Vulkanland Eifel

Frankfurt Mainz Bayern-Böhmen (Česko-Bavorský) Bergstraße- Odenwald Saarbrücken Nürnberg

Ries Stuttgart

Schwäbische Alb München

Mehr Infos unter Nationaler GeoPark www.nationaler-geopark.de

sich dort vor 14,5 Millionen Jahren ereignete. den tschechischen Geoparken Egeria und Geo- Der Einschlag eines rund 1 Kilometer großen loci, die in Tschechien ebenfalls den Status eines Himmelskörpers schuf hier den am Besten er- Nationalen GeoParks besitzen, bildet er im Ver- haltenen Krater Europas, der mit rund 25 Kilo- bund den Bayerisch-Böhmischen Geopark. metern Durchmesser auch einer seiner größten ist. Die zentrale geologische Struktur des Eger-Rifts, die damit verbundenen Vulkane, Kaolin- und Der Geopark Bayern-Böhmen ist im deutschland- Braunkohlen-Lagerstätten und Kurbäder sowie weiten Vergleich einer der größten Geoparks. Er die übertiefe Kontinentale Tiefbohrung KTB gehört zusammen mit dem Geopark Muskauer bei geben dem Geopark Faltenbogen an der deutsch-polnischen Grenze Bayern-Böhmen im nationalen wie im internati- zu den wenigen grenzüberschreitenden Geo- onalen Vergleich ein unverwechselbares Geprä- parken in Europa und weltweit. Zusammen mit ge im Herzen Europas. ■ 13 | ▲ Nationaler GeoPark Auf den Spuren einer Nördlinger Ries kosmischen Katastrophe Europas Riesiger Meteoritenkrater – der Nationale GeoPark Ries

Das Nördlinger Ries ist der am besten erhaltene Meteoritenkrater Mitteleuropas. Das flache, weitgehend unbewaldete Kraterbecken mit seinen 25 km Durchmesser und der bis zu 150 m hohe Kraterrand sind gut in der Landschaft sichtbar. Diese in ihrer Ausprägung einzigartige und wissenschaftlich bedeutsame Landschaft ist die Grundlage des Nationalen GeoParks Ries, dessen Gebietskulisse mit 1.800 km² Fläche sowohl den eigentlichen Impaktkrater als auch die noch erhaltenen umlie- genden Auswurfmassen einschließt.

▲ Entdecken kann man den Geopark Ries auf einem steinbruch „Lindle“ handelt es sich um einen sehr Kalksteinbruch „Lindle“ ausgedehnten und gut beschilderten Wander- imposanten, öffentlich zugänglichen Aufschluss. und Radwegenetz. Auf Themenwegen wie dem Als „Fenster in die Erdgeschichte“ lassen sich Infozentrum Nördlingen Schäferweg oder dem 7-Hügel-Weg erfahren an der großen Felswand viele Folgen des Ein- ▼ die Besucher Wissenswertes und Interessantes schlags an Hand der sichtbaren Gesteinsformati- rund um die Entstehung des Rieskraters, seine onen veranschaulichen. Auf dem 3,3 km langen Besiedlungsgeschichte und Historie, seine Flora Lehrpfad durch das Erlebnis-Geotop bekommen und Fauna. Viele Aussichtspunkte erlauben einen die Besucher Einblick in die Megablock-Zone und guten Blick in den Krater und auf die Riesrand- tektonische Vorgänge beim Impaktgeschehen. ■ höhen. In zahlreichen Geotopen kann man die Folgen des Einschlags für die Geologie und die Landschaft nachempfinden. Mehr Infos unter

Insbesondere ein neuer Lehrpfad zeigt den Besu- GeoPark Ries chern anschaulich die Prozesse des Asteroiden- Pflegstraße 2 | 86609 Donauwörth Einschlags, die besondere Geologie des Rieses Tel.: (0906) 74-140, Fax: (0906) 74-248 und die daraus folgenden Besonderheiten von www.geopark-ries.de Natur und Landschaft. Bei dem ehemaligen Kalk- [email protected] | 14 ▲ Links: UNESCO-Welterbestätte Rohstoffland Ruhrgebiet Zeche Zollverein, Essen Rechts: Geologie im GeoPark Geologie zum Anschauen Ruhrgebiet

Warum gibt es das Ruhrgebiet? Wieso leben hier mehr Menschen als in Deutschlands größter Stadt Berlin? Welche Rolle spielen Kohle, Erz oder Steinsalz? Die Boden- schätze der Metropole Ruhr sind das Hauptthema des Nationalen GeoParks Ruhrge- biet, dem weltweit ersten Geopark in einem urbanen Ballungsgebiet.

Die Steinkohle war der wichtigste, aber nicht der dem norddeutschen Flachland. Der Süden ist einzige Rohstoff, der das Ruhrgebiet geprägt hat. geprägt durch die Mittelgebirgslandschaft des Erze für die Hüttenindustrie, Salz als Chemieroh- Ruhrtals. Das Geopark-Wanderareal mit der stoff oder auch Sand und Kies für die Bauindustrie 185 km langen GeoRoute Ruhr bietet hier viele repräsentieren bis heute die Bedeutung der hier Möglichkeiten für geologische, bergbau- und Namurotypus sipelli, eines der ▲ vorkommenden Bodenschätze. kulturgeschichtliche Touren. Nördlich der Ruhr ältesten Fluginsekten unserer bewegt sich der Besucher in einer Stadt-an- Erdgeschichte, „Rohstoffland Ruhrgebiet, Geologie zum Anschau- Stadt-Landschaft. Alte Industriebauten wie das Fundort: Nationales Geotop en“ lautet der Slogan, mit dem sich der Geopark UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein erstrahlen in Ziegeleigrube Hagen-Vorhalle vorstellt. Seine Gesteine dokumentieren 400 Mil- neuem Glanz und laden in einzigartige Räume lionen Jahre Erdgeschichte vom Devon bis ins für Museen, Musik und Kunst ein. Im Norden des Besucherbergwerk Quartär. An Hundert gut zugänglichen Geotopen Geoparks beginnt das ländlich geprägte flache Graf Wittekind, Dortmund-Syburg ▼ wie etwa dem Geologischen Garten in Bochum Münsterland mit seinen kreidezeitlichen Ablage- können Besucher die Gesteins- und Fossilienwelt rungen und Spuren längst vergangener eisiger erkunden. Drei herausragende Naturorte wurden Zeiten. Die sehr gut ausgebaute Infrastruktur ist im bundesweiten Wettbewerb als Nationale Geo- vor allem für geotouristische Radtouren geeignet. tope ausgezeichnet: Das Muttental als Wiege des Steinkohlenbergbaus, die bizarre Karstlandschaft Bodenschätze und Industriedenkmäler, Natur- des Felsenmeers in Hemer und die Ziegeleigrube erlebnis und Stadtkultur, Wandern, Radfahren Hagen-Vorhalle als Fundstätte der ältesten Flug- und Kulturevents. Der Geopark ist facettenreich insekten der Erdgeschichte. und Teil der pulsierenden Metropole Ruhr. ■

Der GeoPark Ruhrgebiet liegt auf der Grenze Mehr Infos unter zwischen den deutschen Mittelgebirgen und www.geopark-ruhrgebiet.de 15 | ▲ Pavillon der Umweltstation Lernort Natur-Kultur Erleben – Erfahren – Erlernen Der Kulturlandschaft auf der Spur im Bürgerpark Katharinenberg

Die Parkanlage im Süden Wunsiedels ist der älteste Bürgerpark Bayerns und wurde bereits im Jahr 1938 zum Naturdenkmal erklärt. Die staatlich anerkannte Umwelt- station „Lernort Natur-Kultur“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung der Kulturlandschaft im Fichtelgebirge für Interessenten aller Altersstufen erfahrbar zu machen. Der Lernort ist Netzwerkpartner im Geopark Bayern-Böhmen.

Koordinator Andreas Schmiedinger „Der Katherer, ein schönes Fleckchen Natur…“. aus dem Schwarzmeerraum stammende Orient- vor dem Lebensraum Naturstein- So oder so ähnlich hört man es immer wieder buche (Fagus orientalis) zu finden ist. Die Ori- mauer von Besuchern des Bürgerparks Katharinenberg, entbuche ist im Zuge der Parkentstehung zu- ▼ im Volksmund eben oft „Katherer“ genannt. sammen mit einheimischen Rotbuchen (Fagus Felsenkeller und Kirchenruine sowie manch sylvatica) in gemeinsame Pflanzlöcher gesetzt exotisch anmutende Pflanze am Wegesrand las- worden – es entstanden sogenannte „Büschel- sen allerdings vermuten, dass hier und da der buchen“, die durch ihre unterschiedlichen Blatt- Mensch der Natur auf die Sprünge geholfen hat. formen und ihren mehrstämmigen Wuchs beste- Streng genommen handelt es sich beim Bürger- chen. park um ein Kulturgut, ein Stück lebendiger Kulturlandschaftsgeschichte. Die umweltpädagogische Arbeit am LNK basiert auf der Vermittlung von Gestaltungskompe- Das Referententeam der staatlich anerkannten tenzen im Rahmen einer Bildung für eine nach- Umweltstation Lernort Natur-Kultur (LNK) um haltige Entwicklung (BNE). Die Umweltstation die Koordinatoren Dipl.-Agrarbiologe Andreas wurde im Mai 2013 mit dem Gütesiegel „Um- Schmiedinger und Dipl.-Geograf Dr. Guido Koss- weltbildung Bayern“ ausgezeichnet. Thematisch mann wissen einiges über dessen Entwicklungs- werden Aspekte der Kulturlandschaftsentwick- geschichte zu berichten und praktisch erfahrbar lung (z.B. Geologie, Bodenkunde, Vegetation) im zu machen. Zur Lagerung von Lebensmitteln Bürgerpark und im Wunsiedler Umland vermit- wurden von altersher Felsenkeller in die Phyllite telt. Teilnehmer können die Eigenschaften men- und Glimmerschiefer des Katherers getrieben. schengemachter Lebensräume (Hecke, Park, Fel- senkeller) sowie die geschichtliche Entwicklung Die Kirchenruine St. Katharina und zahlreiche vor Ort selbst entdecken, Referenten des LNK verwilderte Kräuter zeugen auch heute noch erläutern die Zusammenhänge. von der Nutzung als Wallfahrtsort. Durch Über- nutzung degradiert, wurde der Katherer ab 1810 Die Erlebnisangebote des LNK bieten für Vor- durch erste Gehölzanpflanzungen gesichert. Die schüler einen ersten Kontakt zur Kulturland- menschliche Nutzung hat ihre Zeugen in Form schaft und zur Tierpädagogik. Erfahrungsange- Kleinlebensräumen und Pflanzenarten am Ka- bote richten sich an Schulklassen, Vereine und therer hinterlassen. Seit seiner Umgestaltung Einzelpersonen. Sie verknüpfen Fachwissen mit im Jahr 2006 kommen natürliche Elemente wie kreativer Nutzung von Naturmaterial (Gesundes Totholz und Grünland hinzu. Der Gehölzbestand Fastfood, ZunderWerk, etc.) oder aktiver Pflege umfasst 23 Baumarten, unter denen auch die der Kulturlandschaft (Kulturtechniken und Bio- | 16 1

toppflege). Lernmodule erläutern lehrplanrele- vante Aspekte der Kulturlandschaft und aktuelle Themen (z.B. Klimawandel, alternative Energien).

Die Wissensvermittlung basiert maßgeblich auf forschendem Vorgehen im Freiland. Für Gäste der Region und Schulklassen bietet der LNK in Kooperation mit dem Greifvogelpark Kathari- nenberg, dem Bistro Katharinenbergterrasse und dem Cafe Blüte in Lorenzreuth Tagestickets sowie Landerlebnisreisen an. ■

Mehr Infos unter www.lernort-buergerpark.de 2 3

Nächstes Heft: Die Umweltstation GEO-Zentrum an der KTB 4

Steinadler | 1

Falknermeister Eckard Mickisch| 2 bei einer Flugvorführung am Katherer

Severin Wejbora mit Schulklasse| 3 bei einer Winterfütterung

Männliches Stück Rotwild im| 4 Gehege am Katherer

Autor: Guido Kossmann Fotos: Archiv Lernort Natur-Kultur 17 | 1 2

Der Vulkan brodelt wieder Neue Vulkanerlebniswelt in Parkstein eröffnet

1 | Basalt Parkstein Seit Juli entführt ein neues Angebot in Parkstein in die faszinierende Welt des Vul- kanismus. Schon Alexander von Humboldt zeigte sich einst beeindruckt vom Hohen 2 | Basaltwand Parkstein und adelte ihn als „schönsten Basaltkegel Europas“. Und auch heute noch überzeugt die besondere Geologie des Parksteins nicht nur Geowissenschaftler. Im 3 | Das neue Museum im restau- Jahr 2003 wurde dem „Basaltkegel Hoher Parkstein“ bereits ein Platz unter den rierten Landrichter-Schloss „100 schönsten Geotopen Bayerns“ zuteil, 2006 folgte schließlich die Auszeichnung 4 | Basaltkegel Parkstein mit dem Prädikat „Nationales Geotop“.

Im neuen Museum „Vulkanerlebnis Parkstein“ Der Basaltkegel prägte seit jeher den Ort und erfahren Besucher alles über die spannende Ent- seine Bürger und war Ausgangspunkt für eine stehung des Vulkans, die Entwicklung der be- imposante Ortsgeschichte. Besucher erleben im wegten Ortsgeschichte und das heutige Leben ersten Stockwerk Parkstein im Wandel der Zeit am Fuße des Basaltkegels. und tauchen ein in die bewegte Vergangenheit mit Burg, Landrichter, Kriegswirren und Markt- In der Dauerausstellung werden auf einer Zeit- rechten. Weiterhin begegnet man bekannten reise vom erdgeschichtlichen Tertiär über das Parksteiner Persönlichkeiten, wie z.B. dem Kom- geschichtliche Mittelalter bis zur Gegenwart ponisten Richard Strauß oder auch dem berüch- 3 alle Fakten rund um Parkstein und seinen Vul- tigten Räuber Franz Troglauer, der hier verurteilt kan unterhaltsam und medial in drei Sprachen wurde. Im Dach des Museums besteht die Gele- auf Deutsch, Englisch und Tschechisch darge- genheit, das heutige Leben am Fuße des Vulkan- stellt. kegels kennen zu lernen. Kleine Anekdoten, Ge- heimtipps zu Lieblingsplätzen und Portraits zum Vulkane in der Oberpfalz? Wie kam es dazu und regen Vereinsleben bringen den Betrachtern die was passierte dabei im Erdinneren? Wie sind die Bewohner und die Lebensqualität der Marktge- beeindruckenden Basaltsäulen entstanden? Im meinde Parkstein näher. Erdgeschoss erfährt man alles zum Vulkanismus in Parkstein. In kurzen Filmsequenzen werden die Rette sich, wer kann! 4 Hintergründe zum Ausbruch, zur Erstarrung und Den Höhepunkt im Museum bildet ein Vulkan- zur Erosion des Basaltkegels erklärt. schlot, der sich über alle drei Stockwerke des frisch | 18 1 4

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sanierten alten Landrichterschlosses erstreckt. tem grüßt der Basaltkegel „Hoher Parkstein“ ins Basaltkegel Parkstein | 1 Stündlich kann man hier dank modernster Laser-, Land und hebt sich in der Bucht des Weidener Licht- und Nebeltechnik die Entstehung des Park- Beckens markant aus der Landschaft heraus. Auf Führung im Museum | 2 steins bei einem „echten“ Vulkanausbruch live dem Parkplatz an der Basaltwand kann man die „Vulkanerlebnis Parkstein“ und hautnah im Inneren des Vulkanschlots miter- einzigartige Basaltsäulenstruktur des Parksteins Vulkanausbruch | 3 leben. Frühwarnsysteme alarmieren die Besucher bewundern. Nirgends tritt die Basaltformation rechtzeitig über den Ausbruch. in einer so vollendeten Schönheit und Mächtig- Dauerausstellung | 4 keit zutage. Die Basaltsäulen, mal 5-, mal 6- oder Für Gruppen oder Schulklassen gibt es spezielle 7-eckig, sind durch Abkühlung entstanden und Im Felsenkeller | 5 Angebote für Führungen im Museum und auf durch Erosion und einen früheren Steinbruch frei- den Berg. Mit dem Basteln von Vulkanen oder gelegt worden. Heute präsentiert sich am Fuße Geopfad | 6 einer erdgeschichtlichen Zeitreise stehen für des Basaltkegels vor der prächtigen Kulisse der Schulklassen zwei interessante Angebote auf Basaltwand eine Naturbühne. Im Sommer finden dem Programm. Das museumspädagogische hier Theateraufführungen des Basalttheaters, Se- Konzept wird in Kürze noch erweitert und spe- renaden und Bürgerfeste statt. ziell an die Erfordernisse für Schulen angepasst. Alle Führungen werden durch Geoparkranger des Nimmt man den von der Basaltwand gelegenen Geopark Bayern-Böhmen durchgeführt, der seine westlichen Aufgang zum Gipfel, passiert man den Geschäftsstelle in Parkstein hat. Geopfad, der mit interessanten Informationen zur Erdgeschichte Oberpfälzer Gesteine aufwartet. Das Museum ist im neuen Kultur- und Gemeinde- Oben angelangt wird man mit einem herrlichen zentrum des Marktes Parkstein untergebracht, Rundumblick auf die sanfte Hügellandschaft des das früher als Landrichtergebäude diente und Oberpfälzer Waldes belohnt. Auch die Bergkir- nun aufwändig saniert wurde und komplett che und die Ruinen der einst stolzen Burg sind barrierefrei gestaltet ist. Neben der Ausstellung sehenswert. Beim Abstieg lohnt ein Abstecher zu erwartet die Besucher ein Infopoint, in dem sich den drei Felsenkellern. Hier kann man den Park- der Markt Parkstein, der Geopark Bayern-Böhmen steiner Vulkan von innen betrachten und interes- 6 und der Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald sante Gesteinseinschlüsse entdecken. ■ mit ihren Angeboten präsentieren. Ein Museums- Shop mit Kaffee-Ecke lädt zum Stöbern und Ver- Mehr Infos unter weilen ein und auch Tagungsgruppen finden im Kultur- und Gemeindezentrum mit seinem Ange- Vulkanerlebnis Parkstein bot an Räumen, Technik, Rahmenprogramm und Schlossgasse 5 Bewirtung hervorragende Bedingungen. 92711 Parkstein Tel. (09602) 6 16 39-10 Nach dem Besuch des Museums ist der Aufstieg [email protected] Fotos: Marktgemeinde Parkstein auf den „echten“ Vulkan ein Muss. Schon von wei- www.vulkanerlebnis-parkstein.de und Matthias Hecht 19 | „Naturwunder 2013“ Der Rauhe Kulm

▲ In einer Abstimmung über das Internet wurde der „Vesuv der Oberpfalz“, der Rauhe Der Rauhe Kulm mit seiner Kulm, zum Naturwunder 2013 gekürt. Zum Wettbewerb aufgerufen hatte die Heinz- unverkennbaren und einzigartigen Blockhalde aus der Luft Sielmann-Stiftung. Garant für den Erfolg war ohne Zweifel das spektakuläre Luft- Foto: Armin Lauer bild, das der Weidener Drachenflieger und Fotograf Armin Laumer der Bewerbung des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald beigesteuert hatte.

Alljährlich ruft die Heinz-Sielmann-Stiftung zur fährten bei Barkhausen“ im Teutoburger Wald Wahl des schönsten Naturwunders in Deutsch- oder dem „Pfahl“ im Bayerischen Wald hochran- land auf. Waren es in den Jahren zuvor unter an- gige Mitbewerber mit ins Rennen gegangen. derem besondere Wald- oder Flusslandschaften, standen schon im letzten Jahr geologische Natur- Der „Rauhe Kulm“ genießt schon seit mehr als wunder im Vordergrund. Für die Region des Geo- einem halben Jahrhundert den nationalen Schutz- Nordischer Streifenfarn parks gingen 2012 die Felsenlandschaft rund um status eines Naturdenkmals. Vor fast zehn Jahren (Asplenium septentrionale) Tüchersfeld und der Basaltkegel des Parksteins ins wurde er als Teil des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes ▼ Rennen. Beide wurden in die Top Ten gewählt. (FFH) „Basaltkuppen im Raum Kemnath“ auch un- ter europäischen Schutz gestellt. Voraussetzung Im Jahr 2013 war auf Vorschlag des Naturparks hierfür ist das Vorhandensein von Lebensräumen Nördlicher Oberpfälzer Wald der Rauhe Kulm al- von europäischer Bedeutung und die für Mittel- leiniger Kandidat der Region für den Wettbewerb. europa typisch sind. Für den Rauhen Kulm sind Gut drei Prozent oder rund 550 Stimmen betrug hier drei Lebensraumtypen zu nennen: die Kulm- am Ende der knappe Vorsprung vor der Aspiran- spitze, deren grüne Wald-Haube den Schlucht- tin aus dem Naturpark Thüringer Schiefergebirge/ und Hangmischwäldern zugeordnet wird, der Obere Saale, die „Steinerne Rose von Saalburg“. Be- Wald am Unterhang mit seinem Waldmeister-Bu- achtenswert ist, dass „Rauher Kulm“ und „Steiner- chenwald-Bestand und das Basalt-Blockmeer, das ne Rose“ zusammen fast 80 Prozent aller abgege- den prägenden Lebensraumtyp am Kulm darstellt. benen Stimmen auf sich vereinigen konnten. Da- bei waren unter anderem mit dem „Basaltfächer Die Basalt-Blockhalde ist durch den Zerfall des auf dem Hirtstein“ im Erzgebirge, den „Saurier- einst in der Gipfelregion anstehenden Basalts ent- | 20 standen. Zunächst sind die Blöcke der Schwer- kraft folgend hangabwärts gestürzt. Die Block- halde selbst wurde dann während der letzten Kaltzeiten des Eiszeitalters über Jahrzehntau- sende durch periglaziale Formungsprozesse ge- schaff en. Das Blockmaterial wanderte dabei als Blockgletscher durch das dauerhaft in der Halde vorhandene Eis hangabwärts. Beteiligt an die- sem Formungsprozess waren vor allem Frosthub und Gleitvorgänge im Eis. Noch heute sind im unteren Teil der Blockhalde wallartige Girlanden der ehemaligen individuellen Bewegungsseg- mente innerhalb der Halde zu erkennen.

Der Lebensraum Blockhalde ist sowohl für Pfl an- zen als auch Tiere durch extreme Standortbe- dingungen geprägt. Dazu gehören auch die kleinklimatischen Verhältnisse oder die fehlende Feinerde zwischen den Blöcken. Sie haben zum Teil spezielle Anpassungen von Pfl anzen und Tie- ren hervorgebracht. Unter den Pfl anzen gehören vor allem Moose und Flechten oder der in den Felsspalten wachsende Nordische Streifenfarn Der Rauhe Kulm hat als weithin sichtbare Land- ▲ sowie der Tüpfelfarn zu den ersten Besiedlern marke schon früh die Menschen angezogen. Be- Basalthalde am Rauhen Kulm der Blöcke. Typisch sind auch viele montane und reits lange vor Ansiedlung der Slawen am Fuße alpine Pfl anzenarten, viele davon selten oder so- des Kulms (aus dieser Zeit stammen Reste der gar vom Aussterben bedroht. Das innerhalb der Ringwallanlage; spätestens 8. Jhdt.), lässt sich Halde unterschiedliche Mikroklima bedingt eine die Anwesenheit der Kelten nachweisen (rund diff erenzierte Verbreitung der Lebensformen. 500 v. Chr.). Einige von ihnen gelten sogar als Eiszeitrelikte, die in den Kaltzeiten weiter verbreitet vorkamen, Die archäologischen Funde reichen aber zurück sich mit der Wiedererwärmung aber auf Stand- bis in die Jungsteinzeit (Neolithikum). Im Hoch- orte zurückgezogen haben, an denen sie auf- und Spätmittelalter krönten mehrere Burganla- grund ihrer Anpassungsfähigkeit keine oder nur gen den Kulm. Die letzte davon wurde 1554 im wenige natürliche Feinde haben (z.B. die Wolfs- Verlauf des Bundesständischen Krieges (1552 – spinne). Markant sind auf den Oberfl ächen der 1555) durch Truppen der Reichsstadt Nürnberg Autoren: Basaltblöcke auch die Flechten. So wurden am zerstört. Heute fi nden sowohl im Bereich des Geopark Bayern-Böhmen und Kulm bisher über 91 verschiedene Arten kartiert, Ringwalles als auch der späteren Burgen archä- Mathilde Müllner (Naturpark darunter viele stark gefährdete. ologische Grabungen statt. ■ Nördlicher Oberpfälzer Wald)

Exkurs

Der Rauhe Kulm bildet das Zentrum des „Kemnather Vulkanfeldes“. Dieses liegt im Schnittpunkt der geo- logischen Strukturen der Fränkischen Linie und des Eger-Rifts. ▼ Geologisches Querprofi l In diesem Vulkanfeld sind rund 20 Stellen bekannt, an denen vor rund 20 Millionen Jahren Vulkane aus- durch den Rauhen Kulm mit Lage gebrochen sind. Zu sehen sind diese Vulkane in ihrer ursprünglichen Form allerdings nicht mehr. Die der Landoberfl äche zur Zeit des Jahrmillionen währende Erosion hat sie längst verschwinden lassen und übrig geblieben sind die Förder- Vulkanausbruches vor rund 20 gänge der einstigen Feuerberge mit ihren harten Gesteinen, den Basalten. Millionen Jahren.

21 | 10 Jahre Bayerisch- Böhmischer Geopark

▲ Am 25. Juni 2003 wurde die bayerisch-tschechische Erklärung zur Gründung des Bayerisch-böhmisches Grenzland grenzüberschreitenden Geoparks unterzeichnet. Ein Rückblick.

Geboren wurde die Idee eines grenzüberschrei- an Themen im geplanten Geopark formuliert und tenden Geoparks in der Mitte Europas bereits die Gebietskulisse umrissen. Bereits im Jahr 2001 kurz vor der Jahrtausendwende. Damals hatten stellten die Initiatoren das Konzept des „Czech- – ausgehend von der Kontinentalen Tiefboh- Bavarian Geopark“ auf der Tagung des Europä- rung in Windischeschenbach – deutsche und ischen Geopark-Netzwerkes auf der Insel Lesbos tschechische Geowissenschaftler erstmals den vor und fanden dort großen Anklang. Rasch be- Gedanken, die vielen neuen Erkenntnisse zur Erd- gann die Werbung für das Projekt auch in der geschichte der Region auch einer breiten Öffent- Region selbst. Ein Geopark der angedachten lichkeit zugänglich zu machen. Größe und die Grenze überschreitend, war ohne politische Unterstützung und Förderung durch Im Rahmen des Tiefbohrprogrammes der Bundes- öffentliche Mittel nicht denkbar. republik Deutschland nahmen zwischen etwa 1980 und 1995 viele nationale und internationa- In einer Region wie der des Geoparks, in der das le Forschergruppen das schöne Fleckchen Erde Bewusstsein der Einheimischen für das Naturer- rund um die Tiefbohrung und nach 1990 auch be von vornherein groß war, war man sich aber grenzüberschreitend intensiv geologisch unter schnell einig. Die Landkreise , Neustadt die Lupe. Im wahrsten Sinne des Wortes hatten an der Waldnaab, Tirschenreuth und Wunsiedel sie Steinchen für Steinchen zusammen getragen im Fichtelgebirge sowie die Regionen Karlsbad und den erdgeschichtlichen Werdegang der Re- und Pilsen wurden „Gründungsväter“ des Geo- gion enträtselt. parks.

Ende der 1990er Jahre entstanden weltweit die Am 25. Juni 2003 war es dann in Karlsbad soweit: ersten Geoparks, einige auch in Deutschland. Die ranghöchsten politischen Vertreter der Teil- Nach deren Vorbild, „Geo“ in seiner Gesamtheit regionen unterzeichnen in einer feierlichen Zere- aufzugreifen, wurde für die Region beiderseits monie die „Karlsbader Geopark-Erklärung“. Damit der bayerisch-tschechischen Grenze eine Palette war ein bedeutender Meilenstein gesetzt! | 22 Zehn Jahre später hat sich der Geopark beider- seits der Grenzen etabliert. Alle drei Teilregionen, aus denen der Geopark heute besteht, sind als Nationale GeoParks anerkannt: Geopark Egeria und Geopark GeoLoci in Tschechien (2010 bzw. 2012) sowie der Geopark Bayern-Böhmen in Ba- yern (2010).

Seit 2011 arbeiten alle drei Teile intensiv am Aus- bau der Infrastruktur mit modernen Informations- systemen (Beetaggs, QR-Codes und Smartphone- Apps), Informationstafeln, Themenwegen sowie zahlreichen Infostellen). Gefördert wird der Geo- park dabei durch die Europäische Union (INTER- REG IVa/Ziel-3), die Landes-, Regions- und Staats- regierungen sowie in Bayern zusätzlich durch die Oberfrankenstiftung. ■

▲ Geoparks national und international Besondere Höhepunkte im Geopark sind die grenzüber- schreitenden Exkursionen unter Der Bayerisch-Böhmische Geopark besteht aus drei organisatorisch eigenstän- Beteiligung tschechischer Ex- digen Geoparken: dem Geopark Egeria in der Region Karlovy Vary, dem Geo- perten wie hier Dr. Petr Rojik, der park GeoLoci in der Region Pilsen und dem Geopark Bayern-Böhmen in Bayern. einer besten Kenner der Geologie Mit rund 7.500 Quadratkilometern ist er einer der größten Geoparke in Europa der nordwestböhmischen und einer von nur drei grenzüberschreitenden Geoparken. Braunkohlenreviere ist.

In Europa gibt es derzeit annähernd 100 Geoparke. Viele von ihnen haben sich in verschiedenen Netzwerken zusammen geschlossen. Zu diesen gehören die „Nationalen GeoParks“. Über die Aufnahme in dieses Netzwerk entscheiden Mehr Infos unter im Auftrag der jeweiligen Staaten eingesetzte Expertengruppen. Alle drei Teil- regionen des Bayerisch-Böhmischen Geoparks sind inzwischen als „Nationale www.geopark-bayern.de GeoParks“ in ihren Ländern anerkannt: Geopark Egeria 2010, Geopark Bayern- www.geopark.cz Böhmen 2011, Geopark GeoLoci 2012. Sie bilden gemeinsam einen der ganz www.geoloci.cz wenigen grenzüberschreitenden Geoparke Europas und weltweit. www.nationaler-geopark.de

23 | Infozentrum „Granit im ▲ Links: Die Büste Ackermanns in Weißenstadt Fichtelgebirge“ eröffnet

Rechts: Landrat Dr. Karl Döhler Weißenstadt und der Geopark Bayern-Böhmen sind um eine Attraktion reicher. Das (links) und Bürgermeister Frank neue Infozentrum „Granit im Fichtelgebirge“ stellt die unterschiedlichen Aspekte des Dreyer bei der Eröffnung des Infozentrums Naturwerksteins dar – von der Entstehung bis zur Veredelung seiner Oberflächen.

Gefördert durch Anlässlich des 200. Geburtstags des Unterneh- Das Gelände des heutigen Kurparkes von Wei- mers Erhard Ackermann wurde im August das ßenstadt wurde bis 1978 von der Grasyma als Infozentrum „Granit im Fichtelgebirge“ in Wei- Betriebesgelände genutzt. Von den zahlreichen ßenstadt eingeweiht. Gebäuden existiert heute nur noch die als Tor- so erhaltene „Grasyma-Ruine“. Fundamente der „Investition in Ihre Zukunft“ An der Ehrung Ackermanns, der als Erfinder einstigen schweren Maschinen, Gleisreste oder der industriellen Hartsteinpolitur gilt, nahmen einige herumstehende Granit-Rohlinge zeugen zahlreiche Ehrengäste teil, darunter eine Ur-Ur- im übrigen Gelände von der einstigen Nutzung. Ur-Ur-Enkelin Ackermanns. Im Anschluss an die Enthüllung einer Büste Ackermanns nahm der Die Dauerausstellung „Granit im Fichtelgebirge“ Vorsitzende des Geoparks, Dr. Karl Döhler, das ist in der „Grasyma-Ruine“ untergebracht. Zwölf im Rahmen des Geoparks Infozentrum in Betrieb. Schautafeln informieren über die Entstehung des Granits und seine Landschaft, den Abbau Das Infozentrum befindet sich auf historischem und die Entwicklung der Granitindustrie im Fich- Boden. An dieser Stelle errichtete Erhard Acker- telgebirge. mann 1866 einen ersten Steinschleiferbetrieb. Aus diesem entstanden rasch die Ackermann Über das Gelände und die Ausstellung infor- Granitwerke, die ihre hochwertigen Produkte mieren kann man sich auch über eine App, die aus poliertem Granit in alle Welt lieferten. 1909 über einen QR-Code auf der Impressumstafel gingen die Ackermann Granitwerke in dem aus abrufbar ist. Diese App enthält den Lageplan der mehreren Steinbetrieben aus dem Fichtelgebir- Gebäude auf dem Betriebsgelände etwa 1930 ge neu gegründeten Unternehmen GRASYMA sowie zahlreiche historische Aufnahmen. Das auf (Vereinigte Fichtelgebirgs-, Granit-, Syenit- Gelände ist jederzeit zugänglich. Der Eintritt ist und Marmorwerke AG). frei. ■

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Neues Besucher-Bergwerk in Böhmen

Das Bergwerk „Hieronymus“ in der Nähe der ehemaligen Stadt Čistá (Lauterbach) ▲ im Kaiserwald wurde erstmals 1548 urkundlich erwähnt. Schon 1551 erhielt Čistá Infotafel des Geoparks am | 1 Eingang zur Grube Hieronymus das Bergrecht und die Privilegien einer Bergstadt. Zugang zum Bergwerk | 2

Rußgefärbte Wände | 3 Das Bergwerk lieferte jedoch während seiner Ab dem Sommer 2014 werden täglich Füh- vom Feuersetzen gesamten Geschichte nur etwa 500 – 700 Ton- rungen ins Bergwerk angeboten. Es empfiehlt nen reinen Zinns. Es war damit nie so bedeu- sich eine Vorinformation auf den Internetseiten Im Bergwerk Hieronymus | 4 tend wie andere Bergwerke in der Region. Zwar des Geoparks. ■ versuchte man auch im 20. Jahrhundert den Abbau auf Zinn, auch den auf Uran, doch waren die Erfolge so gering, dass das Bergwerk nicht 4 wie die anderen vergrößert wurde.

Dadurch sind im zentralen Bereich des Berg- werks beeindruckende Zeugnisse des mittel- alterlichen Bergbaus erhalten geblieben, u. a. eine 30 Meter lange, 10 Meter breite und 8 Me- ter hohe Abbaukammer aus dem 16. Jahrhun- dert. Vielerorts sind an den Wänden und Decken Spuren des Abbaus, wie das Arbeiten mit Schlä- gel und Eisen oder des Feuersetzens, noch gut zu erkennen.

Im Rahmen des Geopark-Projektes wurde nun ein erster Abschnitt des Bergwerkes für die Öf- fentlichkeit zugänglich gemacht. Federführend hierfür ist das Museum Sokolov, das den Geo- park in der Region Karlovy Vary koordiniert.

25 | Auf der Zielgeraden Das INTERREG IVa/Ziel-3 Projekt in Bayern

Im Rahmen eines über die Europäische Union, den Freistaat Bayern und die Ober- frankenstiftung geförderten Großprojektes setzt der bayerische Teil des Geoparks auf den intensiven Ausbau seiner Infrastruktur. Das Projekt, das 2011 begonnen wurde, findet 2014 seinen Abschluss.

▲ Einen wesentlichen Bestandteil des laufenden So lässt sich die Entwicklung des Lebens und die Geopark-Infostelle im Projektes stellt die Einrichtung von Infostellen Geschichte der Erde maßstabsgetreu er(rad)- Stadtmuseum dar, die sich über das gesamte bayerische Geo- fahren. In Weidenberg bei Bayreuth und in Kem- parkgebiet verteilen. nath entstehen zwei geologische Lehrpfade, die sich mit erdgeschichtlichen Besonderheiten der In den mehr als zwölf geplanten Infostellen er- Region befassen. Am Fuße des Rudolfsteins bei fahren Gäste und Einheimische alles Wesentliche Weißenstadt entsteht ein montanhistorischer über den Geopark und die erdgeschichtlichen Rundweg. Besonderheiten in der näheren Umgebung. Umfangreiches Infomaterial liegt in gedruckter Ab Anfang 2014 beginnt der Geopark Bayern- Form aus, ist aber auch über Terminals, z.T. mit Böhmen auch mit der Aufstellung von rund 100 Internetanbindung, abrufbar. Bisher ihren Dienst Informationstafeln zu einzelnen Geotopen und aufgenommen haben die Infostellen im „Vulkan- erdgeschichtlich interessanten Wanderstrecken. erlebnis Parkstein“ sowie im Haus der Geschäfts- Die Tafeln gehören zu mehreren Geopark-Routen, stelle des Geoparks in Parkstein, im „Hexenhäusl“ z.B. „Landschaft aus Granit“, „Auf den Spuren der in Eschenbach, im Rathaus Bad Berneck, im Stadt- Bergleute“, „Geologische Zeitreise“, „Vulkanismus“. „Investition in Ihre Zukunft“ museum Pleystein und auf dem Gelände des Kur- parks in Weißenstadt sowie im GEO-Zentrum an Für alle Geopark-Touren wird es mobile Reisebe- Der Geopark wird gefördert mit Mitteln der Europäischen Union der KTB. Noch in diesem Jahr wird die Infostelle gleiter in Form von „Smartphone Apps“ geben. aus dem Fonds für regionale in der Glasschleife bei Pullenreuth endgültig fer- Schon jetzt kann man mit einigen davon den Entwicklung tiggestellt. Anfang 2014 eröffnet die Infostelle im Geopark bequem entdecken, so zum Beispiel mit Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel. den Apps zur „GEO-Tour Vulkane“, „GEO-Tour Gra- nit“, „Meisterwerke“ oder zum „Geotop Wetzstein- Große Fortschritte machen mehrere Themen- felsen“. ■ wege, die bis Mitte 2014 fertiggestellt sein wer- den. Der „Weg des Lebens“ ist ein 50 Kilometer langer Radweg, entlang dessen Strecke Informati- Mehr Informationen zu den Teilprojekten unter sowie des Freistaates Bayern onstafeln so aufgestellt werden, dass ein Kilome- und der Oberfrankenstiftung ter einer Zeit von 100 Millionen Jahren entspricht. www.geopark-bayern.de. | 26 Im neuen Gewande Das Stadtmuseum Pleystein präsentiert neu gestaltete Mineralienabteilung

Die Pegmatite der nördlichen Oberpfalz und die in ihnen vorkommenden Mine- ralien sind weltweit eine Besonderheit. Eine in diesem Zusammenhang bedeutende Mineraliensammlung ist seit 1967 im Stadtmuseum Pleystein untergebraucht. Unter Federführung von Berthold Weber wurde diese nun neu geordnet und die Präsentation neu gestaltet. Die Infostelle des Geoparks erweitert sich damit um eine hochkarätige und überregional bedeutende Ausstellung.

Schon lange hegte der Museumsarbeitskreis in Weber ergänzt. Sie gehört heute mit der Vielzahl ▲ Pleystein den Wunsch, die Mineraliensammlung der präsentierten Mineralien zu den öffentlich zu- Berthold Weber (rechts und links) des Museums der Öffentlichkeit neu zu präsentie- gänglichen Sammlungen der Pegmatitminerale im April 2013 bei der Übergabe ren. Über deren überregional große Bedeutung der Region. von rund 40 Mineralstufen aus war man sich schon immer bewusst, kamen in der Grube Hagendorf-Süd an das Museum Pleystein den letzten Jahrzehnten doch immer wieder fach- Berthold Weber ist am 4. Oktober 2013 nach kundige Wissenschaftler und Mineraliensammler, schwerer Krankheit verstorben. Bis zuletzt hat er um die teils einzigartigen Stücke der Ausstellung sich und seine Fachkenntnisse bei der Neuge- in Augenschein zu nehmen. staltung der Sammlung in Pleystein eingebracht. Ohne ihn wäre dies nicht möglich gewesen. Die Im Besitz der Sammlung ist die Stadt Pleystein be- Stadt Pleystein, der Museumsarbeitskreis und reits seit 1943. Damals vermachte ihr der Pleystei- der Geopark Bayern-Böhmen sind ihm dafür sehr ner Brauereibesitzer Ferdinand Lehner testamen- dankbar und tief verpflichtet. ■ tarisch seine bedeutende Mineraliensammlung mit Fundstücken der wichtigsten Pegmatite der Region.

Die Besonderheit der Pegmatite der Oberpfalz ist ihr großer Reichtum an auf der Erde seltenen Phosphatmineralen. Die meisten von ihnen sind zwar sehr klein, oft nur einige Millimeter, dafür Stadtmuseum Pleystein kommen sie zum Teil weltweit nur hier oder in (mit Infostelle Geopark) besonders schönen Kristallformen vor. Viele Mi- Marktplatz 25 | 92714 Pleystein nerale wurden weltweit sogar erstmals in der Re- Telefon: (09654) 92 22 30 gion beschrieben. Öffnungzeiten: Die historische Lehner-Sammlung wurde durch täglich, außer Montag 10 – 11 Uhr zahlreiche einmalige Fundstücke aus der Gru- und nach Vereinbarung be Hagendorf-Süd aus der Sammlung Berthold (November bis April geschlossen) 27 | Der lange Weg nach Europa

Viele Generationen an Geologen haben sich mit der Erdgeschichte der Region des Geo- parks beschäftigt. Einen wichtigen Beitrag dazu erbrachten auch die Untersuchungen im Rahmen der Kontinentalen Tiefbohrung Oberpfalz (KTB), die nicht nur die Boh- rung selbst umfassten, sondern auch das gesamte Umfeld. Diese erstreckten sich auf nahezu das gesamte Gebiet des Geoparks. Obwohl es immer noch viele Fragen gibt, zeichnet sich heute ein recht stimmiges Bild der erdgeschichtlichen Entwicklung der Wandernde Kontinente Region ab. ▼

Unsere Geschichte nimmt ganz im Süden der Südhalbkugel vor mehr als 600 Millionen Jahren ihren Anfang.

Durch gebirgsbildende Vorgänge hatte sich um diese Zeit der Superkontinent „Pannotia“ gebil- det, von dem sich aber schon bald wieder Teile durch das Prinzip der Plattentektonik („Kontinen- taldrift“) abspalten, zunächst die größeren Kon- tinente „Laurentia“ und „Baltica“(zusammen „Lau- russia“ genannt) sowie „Sibiria“. Später begibt sich „Avalonia“ auf Wanderschaft nach Norden. Den im Süden zurück bleibenden Großkonti- nent nennt man „Gondwana“. Ihn trennt nun der „Rheische Ozean“ von „Avalonia“ und „Laurussia“.

„Gondwana“ zerfällt auf seiner Nordseite in eine Reihe von Kleinkontinenten, die Geowissen- schaftler als „Armorica“ zusammenfassen. Für unsere Geschichte sind „Saxothuringia“, „Molda- nubia“ und „Bohemia“ von Bedeutung. Sie liegen ursprünglich in unterschiedlicher Position zuei- nander, im Verlauf der Variszischen Gebirgsbil- dung werden sie miteinander verschweißt. Diese Gebirgsbildung wird dadurch verursacht, dass die Erdkrustenplatte, die „Gondwana“ und ihre vor- gelagerten Kleinkontinente enthält, spätestens ab dem Silur ebenfalls nach Norden wandert. Ab dem Oberdevon (ab rund 380 Mio. Jahren vor heute) trifft sie dann in Höhe des Äquators auf den langsamer wandernden Kontinentkomplex von „Laurussia“. Zwischen den Großkontinenten werden alle kleineren Kontinentspäne zusam- men und übereinander geschoben; das Variszi- sche Hochgebirge entsteht.

Zunächst jedoch öffnet sich im Ordovizium zwi- schen „Moldanubia“ und „Saxothuringia“ ein Ozean, während sich andererseits „Moldanubia“ und „Bohemia“ schon annähern. Diese beiden kollidieren spätestens vor rund 380 Mio. Jahren miteinander. Mit voranschreitender Annäherung von „Laurussia“ und „Gondwana“ werden dann beide gemeinsam auf „Saxothuringia“ aufge- schoben, das seinerseits mit dem Südrand von „Laurussia“ in Kontakt kommt.

Ihren Höhepunkt erreicht die Variszische Gebirgs- bildung zwischen rund 340 und 320 Mio. Jah- ren vor heute. Die gesamte Masse „Gondwanas“ | 28 schiebt sich nun nach Norden gegen den Groß- ▲ kontinent „Laurussia“. Sämtliche Meeres- und Steinbruch Schicker in Bad Berneck Ozeanräume werden dabei geschlossen und die verschiedenen Kleinkontinente ineinander ► Im Geopark grenzen mehrere be- gekeilt. Der Kleinkontinent „Bohemia“ wird über deutende geologische Großeinheiten „Moldanubia“ hinweg auch auf „Saxothuringia“ Mitteleuropas aneinander. Sie sind geschoben. in einer komplexen Entwicklung an- und übereinander geraten. Hier endet unsere kleine nebenstehende Pro- fi lserie. Mehr als 300 Mio. Jahre sind seit dieser Situation vergangen. Im Bereich des Geoparks wurden seitdem mehr als zehn Kilometer Ge- steinsmaterial über den heute an der Oberfl äche liegenden Gesteinen abgetragen. Auch große Teile der überschobenen Kontinentmasse „Bohe- mia“ sind verschwunden und die unterlagernden Einheiten freigelegt worden. Reste von „Bohe- mia“ sind die Münchberger Masse und die ZEV, in Böhmen das Tepla-Barrandium.

Der Geopark liegt damit in einer geologisch be- deutenden Zone. Er umfasst in Mitteleuropa eine der wenigen Gebiete, in denen die Kontakte zwischen den geologischen Großeinheiten „Sa- xothurinigkum“, „Moldanubikum“ und „Bohemi- kum“ studiert werden können. Dies ist einer der Gründe, warum man die 9.101 Meter tiefe Boh- rung KTB zwischen 1989 und 1994 gerade hier durchführte.

Fortsetzung im nächsten Heft

► Plattentektonische Entwicklung des Variszischen Gebirges im Gebiet des Geoparks (schematisch). Zur Vereinfachung wurden die Meeresablagerungen in den oberen vier Schnitten nicht eingetragen. Im unteren Schnitt sind sie als Ergebnis der Kollision der Teil- kontinente als Faltenwürfe (orange) dargestellt. 29 | www.geopark-bayern.de www.geopark.cz

GEOPARK Bayern-Böhmen Česko-Bavorský

GEOPARK Bayern-Böhmen Aufbruch ins Erdinnere www.geopark-bayern.de | www.geopark.cz „Investition in Ihre Zukunft“

Geopark Bayern-Böhmen e.V. Werden auch Sie Mitglied!

Auf bayerischem Gebiet wird der Geopark Bayern-Böhmen durch den Verein Geo- park Bayern-Böhmen e.V. getragen, koordiniert und weiterentwickelt. Den größten Teil der dafür erforderlichen Mittel erhält der Verein zurzeit durch die Europäische Union aus dem Fonds für regionale Entwicklung (INTERREG IVa/Ziel-3), den Frei- staat Bayern, in Oberfranken durch die Oberfrankenstiftung sowie aus den Bei- trägen seiner Mitglieder, insbesondere der Landkreise Bayreuth, , Tirschenreuth und Wunsiedel im Fichtelgebirge, der Stadt Weiden sowie zahlreicher Mitgliedsgemeinden. Diese Mitgliedschaften sind ein tragendes Element beim Ausbau des Geoparks.

Auch zahlreiche Bürger unterstützen den Geo- Goldkronach | Grafenwöhr | Immenreuth | Kastl | park durch eine persönliche Mitgliedschaft mit Kemnath | Kirchenlamitz | | einem Beitrag von zurzeit 16 € jährlich. Dieser Bei- Kohlberg | Krummennaab | Kulmain | Leuchten- trag ist steuerlich abzugsfähig. Werden auch Sie berg | Luhe-Wildenau | Mähring | Marktleuthen | Mitglied im Verein Geopark Bayern-Böhmen e.V. Mehlmeisel | Mistelbach | Mistelgau | Moosbach | und fördern Sie damit dessen weiteren Aufbau. Neualbenreuth | Neustadt am Kulm | Obertru- Oder werben Sie für die Mitgliedschaft Ihrer Hei- bach | Parkstein | Plankenfels | Pleystein | Pul- matgemeinde! lenreuth | Röslau | Schwarzenbach | | Tännesberg | | Tröstau | | War- Den Antrag auf Mitgliedschaft finden Sie auf mensteinach | Weidenberg | Waischenfeld | Wei- Alles über den Geopark: www.geopark-bayern.de unseren Internetseiten. Die Satzung des Vereins ßenstadt | Windischeschenbach | Wunsiedel schicken wir Ihnen auf Anfrage gerne zu. Institutionelle Mitglieder: Mitgliedsgemeinden im Geopark Bayern-Böh- Brückenallianz Bayern-Böhmen e.V. | Burg Raben- men e.V. (Stand November 2013): stein | Heimatkundlicher Arbeits- und Förderkreis Kemnath und Umgebung e.V. (HAK) | Naturpark Arzberg | Bad Berneck | Bärnau | Betzenstein | Steinwald | Naturwissenschaftliche Gesellschaft Bischofsgrün | Brand | Ebnath | | Er- Bayreuth e.V. | Töpfermuseum Thurnau | Unser bendorf | Eschenbach | Flossenbürg | Gefrees | Hessenreuther Wald e.V ■ | 30 Kurz notiert

Nachrichten aus dem Geopark Alles Wissenswerte zum Bergwerk und den Öff - nungszeiten erfahren Sie auf den neuen Inter- netseiten des Gleißinger Felses unter:

Vortragsreihe im www.besucherbergwerk-fi chtelberg.de. GEO-Zentrum an der KTB „Metallrohstoff e – die Reichtümer Faltblätter des der Erde“ Geoparks in neuem Design

In einer gemeinsamen Vortragsreihe der Um- Die Geschäftsstelle des Geopark hat mehrere weltstation GEO-Zentrum an der KTB, Geopark neue Faltblätter herausgegeben. Erschienen sind Bayern-Böhmen und Volkshochschule Weiden bisher: „Meisterwerke – Bayerns schönste Geo- erörtern Wissenschaftler in allgemein verständ- tope im Geopark Bayern-Böhmen“, „Geologie er- licher Weise verschiedene Aspekte der metal- leben im Geopark Bayern-Böhmen – Teile Ober- lischen Rohstoff e. Fest im Gestein versiegelte pfälzer Wald und Steinwald“, „Blick in den Unter- Erzrohstoff e sind das Rückgrat einer modernen grund – Geologische Karten im Geopark Bayern- Industrie. Sie müssen durch Geowissenschaft- Böhmen“, „Auf das Dach der Fränkischen Schweiz – ler gefunden, zugänglich gemacht und aus dem der Geotopweg Tüchersfeld – Pottenstein“. Gestein herausgeholt werden. Das bleibt selten ohne Einfl uss auf die Umwelt oder die soziale und Die Faltblätter sind erhältlich in den Infostellen kulturelle Situation der Menschen in den an Me- des Geoparks oder gegen Zusendung eines fran- tallrohstoff en reichen Ländern. kierten Rückumschlages mit Adresse (Format A5, Briefmarke 1,45 €) über die Geschäftsstelle des Diesen Themen widmet sich die Veranstaltungs- Geoparks. reihe mit Vorträgen von Januar bis März 2014. Der Veranstaltungsort ist das GEO-Zentrum an der KTB in Windischeschenbach. Buchvorstellung Termine und Vortragsthemen unter Steine in deutschen Städten II – www.geozentrum-ktb.de oder www.geopark-bayern.de sowie der Tagespresse. Entdeckungsrouten in Architektur und Stadtgeschichte

Ausstellung Exkursionen zu Naturwerksteinen in und an Ge- bäuden sowie an Kleindenkmälern in 15 deut- Am 14. März 2014 eröff net die Ausstellung schen Städten (davon drei in Bayern) können „schiefer • granit • kalk“ mit Grafi ken, Fotogra- einem Buch entnommen werden, das im Selbst- phien, Zeichnungen und Gedichten von Jean- verlag der „Geowissenschaftler in Berlin und Bran- Christophe Meillan und Friedrich Brandl im Stein- denburg e.V.“ zum Jahresende 2013 erschienen stadl des Vulkanerlebnis-Museums in Parkstein. ist. Enthalten ist auch ein Beitrag über Wunsiedel.

Die Ausstellung wird voraussichtlich bis Ende Auf 12 Seiten mit zwei Tabellen, zwei Karten und März zu sehen sein. Eine Gemeinschaftsausstel- 30 Fotos beschreiben die Autoren Christine Roth, lung von Geopark Bayern-Böhmen, Volkshoch- Andreas Peterek und Reinhard Kögler mehr als schule Weiden und dem Vulkanerlebnis Parkstein 35 verschiedene Naturwerksteine, die sich in der in Kooperation mit den Autoren. Sechsämterstadt fi nden lassen.

Mehr Informationen unter Das Buch kostet 12,50 € und kann über den Buch- www.geopark-bayern.de handel oder den Verlag bezogen werden (zzgl. Versandkosten). Der Beitrag Wunsiedel ist auch als Sonderdruck zum Preis von 3 € (zzgl. 1,50 € Besucherbergwerk „Gleißinger Versand) über die Geschäftsstelle des Geoparks erhältlich. Fels“ wieder geöff net Johannes H. Schroeder (Hrsg.): Steine in deut- Weitere Infos unter Ende 2012 musste das Besucherbergwerk „Gleiß- schen Städten II – Entdeckungsrouten in Archi- www.geopark-bayern.de inger Fels“ aufgrund nicht erfüllter Aufl agen tektur und Stadtgeschichte. - VI + 238 Seiten, 525 unter der Rubrik „Steine in des Bergamtes geschlossen werden. Seit Septem- Farbfotos, 14 Routen- und 7 weitere Karten, 41 der Stadt“. ber 2013 ist es nun unter neuer Leitung wieder meist farbige grafi sche Darstellungen, 27 Tabel- geöff net. len. ISBN 978-3-928651-16-5. 31 | Gemeinsam für die Region!

www.geopark-bayern.de Tel. (09602) 9 39 81 66 | 32