Drucksache 15/ 5540 - NEU 16.11.2006

16. Wahlperiode

Mitteilung – zur Kenntnisnahme –

Weiterführung des Anschlusses von Siedlungsgebieten an die Kanalisation Drs 15/4972 und 15/4998

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Senatsverwaltung für Stadtentwicklung - VIII E 2 - Telefon (925) 2003

An das

Abgeordnetenhaus von Berlin

über Senatskanzlei - G Sen -

M i t t e i l u n g

- zur Kenntnisnahme -

über

Weiterführung des Anschlusses von Siedlungsgebieten an die Kanalisation

Drucksachen Nr. 15/4972 und 15/4998 ------

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung legt nachstehende Mitteilung dem Abgeordnetenhaus zur Besprechung vor. Das Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung am 4. Mai 2006 folgendes beschlossen: „Der Senat wird aufgefordert, bis zum 30.09.2006 ein mit den Berliner Wasserbetrieben ab- gestimmtes Konzept vorzulegen, welches die Darstellung der bisher nicht an die Kanalisation angeschlossenen Siedlungsgebiete und die Zeiträume für deren Anschluss an das zentrale Abwasserentsorgungssystem ermöglicht. Dies gilt insbesondere für die Gebiete, die nach 2008 bisher aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit nicht angeschlossen werden sollen. Die Betrach- tung hat sich auf das gesamte Stadtgebiet zu erstrecken. In dem Konzept sind weiterhin

- der Finanzbedarf standortbezogen, z.B. unterteilt nach normalen Anschlusskosten (Hauptsammler in Straßen) und zusätzlichen Kosten (Druck- bzw. Saugstationen),

- die technischen Möglichkeiten und

- die Auswirkungen auf die Investitionsplanung und –vorhaben sowie eventuell auf die Wasserpreise der BWB aufzuzeigen.“

Hierzu wird berichtet: Stand der Erschließung von Altsiedlungsgebieten nach Abwasserbeseitigungsplan Berlin 2001 Mit dem Abwasserbeseitigungsplan Berlin 2001 wurden die Gebiete festgelegt, die bis 2005 abwassertechnisch erschlossen werden sollten. Der Senat berichtete dem Abgeordnetenhaus jährlich hinsichtlich der Details der getroffenen Regelungen und der Umsetzung des Planes.

1 Zum Termin 31.12.2005 konnten die Erschließungsmaßnahmen gemäß den Zielen des Abwas- serbeseitigungsplanes nicht vollständig abgeschlossen werden. Die bereits dargestellten Gründe hierfür sind insbesondere eigentumsrechtlicher, genehmigungsrechtlicher und straßen- verkehrstechnischer Natur. Die Planungen der Berliner Wasserbetriebe (BWB) sehen nun vor, die im Abwasserbeseitigungsplan Berlin ausgewiesenen Altsiedlungsgebiete bis 2007, mit Restarbeiten in 2008 zu erschließen. Damit wird die Zielgröße „99,5 % Anschlussgrad an die öffentliche Kanalisation“ in Berlin erreicht sein.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Siedlungsgebiete, die im Zeitraum 2006 bis 2008 gemäß Abwasserbeseitigungsplan erschlossen werden (in der Anlage 1 des Abwasserbeseitigungs- plans rot gekennzeichnete Gebiete) sowie die dazugehörigen Grundstücks- und Einwohner- daten:

Jahr 2006 2007 2008 Gesamt Investitionen 39,6 Mio€ 37,8 Mio€ 13,7 Mio€ 91,2 Mio€ gesamt Mahlsdorf-Süd Mahlsdorf-Süd Mahlsdorf-Süd Mahlsdorf-Nord Mahlsdorf-Nord Mahlsdorf-Nord (teilweise) (teilweise) (teilweise) -Süd Kaulsdorf-Süd Kaulsdorf-Süd Einordnung -Süd Biesdorf-Süd Biesdorf-Süd der Er- schließungs- Hohenschönhausen- - Wartenberg- gebiete Altsiedlg. Altsiedlung Altsiedlung entspr. Hohenschönhausen- Stener Berg Abwasserbe- Gartenstadt seitigungs- südl. Bohnsdorfer Weg Weststaaken- Weststaaken- plan Zeestrower Weg Zeestrower Weg Land Berlin Wartenberg-Altsiedlung Weststaaken- Weststaaken- Fahrlander Weg Fahrlander Weg -Ost Blankenburg-Ost Blankenburg-Ost Blankenburg-Nord Blankenburg-Nord Blankenburg-Nord -Wublitzweg -Süd Späthsfelde Falkenhorst Falkenhorst Schmutzwas- 47 km 44 km 16 km 107 km serkanäle / Druckent- wässerung Angeschlos- ca. 2.330 ca. 2.220 ca. 790 ca. 5.340 sene Grundstücke Angeschlos- ca. 5.590 ca. 5.340 ca. 1.900 ca.12.830 sene Einwohner

Konzept und Finanzbedarf zur Weiterführung der Erschließung von Altsiedlungsgebieten nach 2008 Im Rahmen des Abwasserbeseitigungsplanes wurden die Gebiete für den Erschließungszeit- raum 2001 bis 2005 aufgenommen, die aufgrund ihrer Lage ein besonderes Schutzbedürfnis aus Sicht des Grundwasserschutzes erfordern, unabhängig von ökonomischen Betrachtungen. Der Abwasserbeseitigungsplan weist ebenfalls innerhalb von Berlin 22 Altsiedlungsgebiete aus, 2 die seitens der BWB im Planungszeitraum abwassertechnisch nicht erschlossen werden. Die Auswahl dieser Gebiete erfolgte aufgrund der zu erwartenden hohen Erschließungskosten und ihrer nachrangigen Bedeutung für den Grundwasserschutz. Mit der Novellierung des Berliner Wassergesetzes vom 09.10.2003 sind die Berliner Wasser- betriebe ab dem 01.01.2006 auch für die ordnungsgemäße Entsorgung des in Sammelgruben und Kleinkläranlagen anfallenden Abwassers verantwortlich. In diesem Zusammenhang erfolgte eine Umstellung des Abrechnungsverfahrens gegenüber dem Kunden. Die Erstattung der Aufwendungen für die Abwasserreinigung erfolgt seit 2006 durch den Kunden direkt an die BWB. Berechnungsmaßstab ist der Trinkwasserbezug zu 100%, sofern kein gesonderter Gartensprengwasserzähler installiert ist. Die Abwasserabfuhr wird gesondert gegenüber dem Abfuhrunternehmen abgerechnet. Seit Inkrafttreten dieser Regelungen werden an die BWB und den Senat verstärkt Anschlusswünsche aus den betroffenen Altsiedlungsgebieten herangetragen. Deshalb wurde zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und den BWB die Weiterführung der Kanalisierung von Altsiedlungsgebieten unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Vereinbart wurde die Erarbeitung eines technischen Konzeptes über die Weiterführung der Abwassererschließung nach 2008. Dieses Konzept einschließlich der Dar- stellung der gebietsscharfen Kosten für sämtliche Altsiedlungsgebiete liegt nunmehr vor und ist Grundlage für den weiteren Abstimmungsprozess. Im Rahmen dieser Entwässerungsplanung wurden unterschiedliche Entwässerungsverfahren – Freispiegel- und Druckentwässerung - betrachtet und einer Kostenvergleichsrechnung unterzogen. Der weiteren Planung wurde das jeweils günstigste Entwässerungsverfahren zugrunde gelegt. Neben den Erstinvestitionskosten wurden die Betriebskosten und die Reinvestitionskosten berücksichtigt.

In den so genannten „blauen Gebieten“ des Abwasserbeseitigungsplanes (vgl. Anlage 1), die bis 2008 nicht erschlossen werden, leben 16.110 Einwohner. Es ist unter dem Aspekt der spezifischen Erschließungsaufwendungen sowie städtebaulicher Belange geboten, die insgesamt 22 blauen Gebiete folgenden drei Kategorien zuzuordnen:

• Kategorie I Gebiete mit moderaten spezifischen Kosten Investitionskosten pro Einwohner: Ø 3.700 €/E Investitionskosten gesamt: 45,9 Mio € Anzahl der Gebiete: 9 Anzahl der Einwohner: 12.379 E

• Kategorie II Gebiete, deren Erschließung abhängig von ihrer weiteren städtebaulichen Entwicklung ist Investitionskosten pro Einwohner: Ø 8.700 €/E1 Investitionskosten gesamt: 19,9 Mio € Anzahl der Gebiete: 4 Anzahl der Einwohner: 2.287 E

1 Die dargestellten Kosten beziehen sich auf die Erschließung des Gebietes zum jetzigen Zeitpunkt. Im Falle einer städtebaulichen Entwicklung fallen die Erschließungskosten ggf. deutlich geringer aus. 3

• Kategorie III Gebiete mit hohen spezifischen Kosten Investitionskosten pro Einwohner: Ø 7.200 €/E Investitionskosten gesamt: 10,4 Mio € Anzahl der Gebiete: 8 (ein Gebiet hat keine öffentlichen Straßen) Anzahl der Einwohner: 1.444 E

Nachdem der Investitionsschwerpunkt in den letzten Jahren in der Erweiterung des Abwasser- netzes lag, muss nach 2008 wieder stärker die Sanierung des teilweise maroden Kanalisations- systems in Angriff genommen werden. Auf diesen Grundsatz haben sich Senat und BWB bereits im Rahmen der Abstimmungen zum Abwasserbeseitigungsplan verständigt. Zudem kommen auf die BWB im Rahmen der Bewirtschaftungsplanung gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie im Zeitraum 2009 bis 2015 zusätzliche Maßnahmen zu, die den finanziellen Spielraum für nachrangige Erschließungsmaßnahmen einschränken. Die Weiterführung der Kanalisierung nach 2008 kann somit nur über einen längeren Zeitraum von 10 bis 12 Jahren umgesetzt werden. Aus ökonomischen Gründen ist es geboten, grundsätzlich zunächst nur die Kategorie I-Gebiete für eine konkrete Erschließungsplanung bis 2020 in Betracht zu ziehen. Sollten sich die Rand- und Rahmenbedingungen in den Kategorie II- und III- Gebieten ändern, ist ggf. die Planung an den neuen Sachstand anzupassen. Die Anlage 2 zeigt die Zuordnung aller Gebiete zu den jeweiligen Kategorien, die gebietsschar- fen Investitionskosten pro Jahr sowie die Gesamtinvestitionskosten. Diesem Planungskonzept liegt eine jährliche Investitionshöhe von 3,5 Mio € bis 2020 zugrunde.

Auswirkungen auf die Tarife

Die Auswirkungen auf die Tarifentwicklung können nur in einer ersten groben Einschätzung erfolgen. Verschiedene, heute noch nicht abschließend zu beurteilende Faktoren nehmen Einfluss auf die Tarifentwicklung. Hierzu zählen:

1. Mengenentwicklung des Wasserverkaufs Berlin 2. Verhältnis Abwasser zu Trinkwasser 3. Höhe des Verordnungszinssatzes sowie 4. Entwicklung der Indexreihen zur Ermittlung der Wiederbeschaffungszeitwerte

In den Tarifen wirken zudem:

1. die Betriebskosten der neu erschlossenen Gebiete, 2. die kalkulatorische Abschreibung auf Wiederbeschaffungszeitwerte der Neuinvestitionen, 3. die kalkulatorische Verzinsung der jeweiligen Restbuchwerte des zusätzlichen betriebsnotwendigen Kapitals, 4. die Berücksichtigung der anfallenden Mehrmengen tarifsenkend auf den Schmutzwassertarif.

Für die Berechnung wurde folgende weitere Annahme getroffen: Die Unterdeckungen aus dem Neubau der Druckentwässerungshausanschlüsse wirken im Jahr des Anschlusses erhöhend auf den Schmutzwassertarif.

Unter Beachtung dieser Faktoren ergeben sich aus heutiger Sicht folgende Tarifszenarien in Bezug auf die zuvor gebildeten Kategorien:

4 Szenario I Erschließung der Gebiete der Kategorie I, Zeitraum 2008 - 2020

Die weitere Erschließung der „blauen Gebiete“ der Kategorie I würde bis zum Jahr 2020 zu einer kumulativen Tariferhöhung von 1,64 ct/m3 führen. Der Berechnung liegt eine jährliche Investitionssumme von 3,5 Mio. €/a zugrunde.

Szenario II Grubenabfuhr der Gebiete der Kategorie I zum Einheitstarif ab 2010

Um die Wirtschaftlichkeit der Erschließungen besser bewerten zu können, wurde die tarifliche Belastung, die durch die Einführung eines Einheitstarifes entstehen würde, berechnet. Aufgrund einer daraus resultierenden kumulativen Tariferhöhung von 2,85 ct/m3 bis 2020 ist eine zentrale Entsorgung deutlich günstiger. Diese Aussage gilt unter der Voraussetzung der Schaffung der entsprechenden rechtlichen Gegebenheiten und der Belastung aller Kunden der BWB mit dem zusätzlich entstehenden Entsorgungsaufwand.

Diese Aussage trifft auch für 3 Gebiete der Kategorien II und III zu.

Szenario III Erschließung der Gebiete der Kategorien II und III, Zeitraum 2021 - 2028

Die Erschließung dieser Gebiete würde zu einer weiteren Tariferhöhung um 1,19 ct/m3 kumulativ bis zum Jahr 2028 führen.

Szenario IV Grubenabfuhr der Gebiete der Kategorien II und III zum Einheitstarif ab 2021

Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen würde sich die Umlage der Abfuhrkosten für die Grundstücke der Kategorien II und III auf einen Einheitstarif ab 2021 tariflich günstiger als eine Erschließung der Gebiete der Kategorien II und III gestalten. Aufgrund des Zeithorizonts ist es jedoch derzeit nicht möglich, zu belastbaren Berechnungen zu gelangen.

Alle Personen- und Funktionsbezeichnungen, die in dieser Mitteilung zur Kenntnisnahme in der männlichen Sprachform gebraucht werden, gelten auch in der entsprechenden weiblichen Sprachform.

Mit diesem Bericht sind keine Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung verbunden.

5 Ich bitte, den Beschluss damit als erledigt anzusehen.

Berlin, den 20. September 2006

Ingeborg Junge-Reyer ...... Senatorin für Stadtentwicklung

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Angenommener Investitionsverlauf Anlage 2 zur Mitteilung zur Kenntnisnahme Erschließung der "Blauen Gebiete"

Projekt- Investitions- Kategorie Ranking Gebiet Einwohner kosten- kosten Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 barwert €/E Mio €

I 1 Buchholz-West II 2,141 2,141 0,731 1,131 0,279 944 2.668 Mahlsdorf-Nord 2 IV 8,480 8,480 1,300 1,300 1,300 1,300 1,300 1,300 0,680 2.816 3.465 Altsiedlung 3 Blankenburg 18,999 18,999 1,530 1,100 1,500 1,500 1,500 1,170 0,985 1,665 2,180 1,500 1,500 1,500 1,369 4.543 4.982 - 4 Stadtrand- siedlung 2,346 2,346 0,452 0,731 0,731 0,432 737 4.743 5 Buchholz Nord II 1,975 1,975 0,629 0,646 0,700 527 4.541 6 Steinstücken 0,893 0,893 0,400 0,493 341 5.043 7 Altsiedlung 3,279 3,279 0,820 0,673 1,351 0,435 827 4.780 8 Siedlung Spreetal 2,543 2,543 0,396 0,755 0,755 0,637 505 5.683 Siedlung 9 Wartenberg 5,276 5,276 1,200 1,276 1,276 1,524 1.139 5.467 Summe Investitionen 45,932 45,932 3,561 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,531 3,530 Summe Einw. 12.379

II + III 10 Buchholz Nord I 1,223 1,223 1,223 299 6.208 Siedlung 11 Habichtswald 1,202 1,202 1,202 271 6.804 12 Schönholz 2,542 2,542 1,280 1,262 522 7.046 13 Spreewiesen 0,529 0,529 0,529 90 7.705 14 Biesenhorst 3,660 3,660 0,175 1,000 0,966 0,681 0,838 433 9.508 15 -Süd 10,394 10,394 1,500 1,500 1,495 1,565 1,565 1,700 1,069 1.179 9.808 Blankenfelde Altsiedlung 16 Wilke-Siedlung Martha-Aue 1,157 1,157 1,157 Elisabeth Aue 137 11.874

17 Karow-Altsiedlung 4,611 4,611 1,317 1,142 1,173 0,979 376 13.498 18 Neu Venedig 3,389 3,389 1,004 1,071 1,314 322 15.115 Schmöckwitz- 19 Werder 0,648 0,648 0,648 67 14.755 20 Süd 0,367 0,367 0,367 18 27.963 Schmöckwitz 21 Schwarzer Weg 0,572 0,572 0,572 17 45.808 Siedlung 22 Schönhorst 100% Privatstraßen Summe Investitionen 30,294 30,294 4,409 3,762 3,623 3,493 3,545 3,742 3,750 3,970 Summe Einw. 3.731