Thema

1.000 Tonnen Fracht vor dem Prellbock: Weil sechs Kilometer Schiene fehlen, müssen 66 Kilometer Umweg gefah- ren werden. Wie lange noch?

Güterverkehr: Zur Hölle mit den Gütern Die fränkische Höllentalbahn: Beispiel nachhaltiger Entwicklung oder Engstirnigkeit auf allen Ebenen? Von Fritz Sell

➢ Es geht um ganze 6,4 Kilometer Schienenstrecke, Die Bemühungen, die fränkische Höllentalbahn wiederherzu- die zwischen Blankenstein in Thüringen und Marx- stellen, sind eng damit verbunden, die Strecke Triptis – Friesau grün in Bayern durch die deutsch-deutsche Grenze im Thüringer Oberland und Selb – Plößberg – As als grenz- zerstört wurden. Es geht um ganze 15 Mio. Euro, die überschreitende Verbindung zum neuen EU-Mitglied Tsche- nicht investiert werden. Güterzüge müssen weite Um- chien zu begreifen. Die Bemühungen zeugen von der durch wege fahren, jährlich HunderttausendeTonnen Güter Landesgrenzen beschränkten Sichtweise der Landespolitik müssen per Lkw befördert werden, weil diese Lücke sowie von der durch die Haltung der DB AG infiltrierten nicht geschlossen wird. In einer Argumentationskette Bundesverkehrspolitik. Während für die Höllentalbahn die schieben Deutsche Bahn, Bundesregierung und einmalige Kombination eines Bedarfs für Personennahverkehr, bayerische Landesregierung immer den anderen die Güterverkehr und Tourismusverkehr spricht, verhindert die Verantwortung für ein Projekt zu, das den Grund- einmalige Kombination von Desinteresse und gegenseitigem sätzen der nachhaltigen Entwicklung einer entlege- Zuschieben der Verantwortung zwischen Bund, Ländern und

nen Region in ungewöhnlicher Weise entspricht. Deutscher Bahn AG eine strukturpolitische Investition. ^ ■ Von Saalfeld bis As ■ Geschichtlicher Abriss ie Höllentalbahn zwischen Blankenstein/ und Die Bahnlinie Triptis – Marxgrün wurde in Teilabschnitten Marxgrün als Teil der Verbindung von Saalfeld über zwischen 1894 und 1901 über Ziegenrück, Lobenstein und D Hof nach Cheb liegt in der Grenzregion zwischen Blankenstein bis zu Kilometer 68,76 in Marxgrün eröffnet. Südthüringen und Nordbayern ca. 35 Kilometer westlich Das letzte Teilstück Blankenstein – Marxgrün, und hierbei GÜTERVERKEHR vom Dreiländereck Sachsen/Tschechien/ Bayern. handelt es sich um die Bahn im Höllental entlang der ,

derFahrgast · 3/2004 5 Fränkische Höllentalbahn

Das Höllental: gestern wie heute ein Naturerlebnis. 1928 durchfährt eine Dampflok Baureihe 93 mit ihrem Zug das Tal.

ging mit einer Länge von 6,4 Kilometern am 15. August Der Gleisabbau ab Landesgrenze im Höllental begann im Sep- 1901 über die Landesgrenze hinweg als preußische Bahn auf tember 1982 und war 1987 im Bahnhof Marxgrün vollbracht. bayerischem Boden in Betrieb. Der Höhepunkt der Ver- Drei Jahre später wurden im allgemeinen Taumel der Nach- kehrsentwicklung, auch infolge des Sommerfrischetouris- wendezeit sogleich die Rufe nach einer Reaktivierung der mus rund um das Höllental, war im Jahr 1938, als acht Per- Verbindung laut. Außer einem Aufruf des damaligen Nailaer sonenzug- und drei Nahverkehrsgüterzugpaare fuhren. Bürgermeisters und einer darauf folgenden Presseveröffent- Der letzte durchgehende Personenzug auf der Höllental- lichung geschah jedoch nichts. bahn fuhr am 11. April 1945 abends um 8.00 Uhr. Danach Zum Fahrplanwechsel im Mai 1998 wurde der Zugbetrieb fuhren noch unplanmäßige, unregistrierte überregionale auf der Oberlandbahn Triptis-Friesau beendet und der Militärzüge in den Wirren der letzten Kriegstage, die end- gesamte Güterzulauf in das Oberland um Lobenstein auf die gültige bauliche Unterbrechung erfolgte am 3. Juni 1945. Strecke Saalfeld – Unterlemnitz verlegt. Es blieben die heute als Stichstrecken betriebenen Bahnen von Ende 1998 wurden im ehemaligen Abzweigebahnhof Marx- Saalfeld/Thüringen nach Blankenstein und von Hof/ Bayern grün sämtliche Weichen zu den noch liegenden Gleisen ent- nach Marxgrün und drei Kilometer weiter nach Bad Steben. fernt, im Sommer 1999 selbst die Nebengleise im Bahnhof Marxgrün und Rangiergleise im Bahnhof . Genau in diese Zeitspanne fällt der Beginn einer Streckenkarte aus möglichen Wiederbelebung der Höllentalbahn. vergangenen Zeiten. ■ Untersuchungen m Auftrag der bayerischen Eisenbahngesell- schaft und der Thüringer Nahverkehrsservice- I gesellschaft wurde 1998/99 ein umfangreiches Gutachten zur möglichen Netzergänzung mit Reaktivierung der Höllentalbahn erstellt. Die um- fangreichen Presseveröffentlichungen über die Untersuchungen ließen allgemeine Hoffnungen auf Gelingen des Projekts aufkeimen. Umso größer war die Enttäuschung, als im Sep- tember 2000 zu lesen war, dass aufgrund einer Entscheidung im Bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium – ohne Beteiligung der Gutachter und der Thüringer Güterverlader – das Projekt endgültig zu den Akten gelegt werde. Die Einwendungen des damaligen Nailaer Bür- germeisters Lommer zu einer erneuten Betrach- tung bei veränderter Situation wurden nicht berücksichtigt, trotzdem wurde der Entscheid öffentlich als einvernehmlich dargestellt. Wie mittlerweile bekannt ist, wurde mit dem Negativentscheid zwischen den Wirtschafts-und Verkehrsministerien von Bayern und Thüringen

6 derFahrgast · 3/2004 Thema

Deutsche Gegenwart 1990: Gleis- abbau nach der Wende.

So könnte die Zukunft aussehen. Fotomontage von Werner Rost, Franken- post.

ein Stillschweigeabkommen über mögliche Reaktivierungs- munen, Behörden, Verladern, Eisenbahnunternehmen, bemühungen der Höllentalbahn vereinbart. Umso erstaun- Verbänden und Presse, werden Informationen schnell und, licher war nach langer Recherche der Umstand, dass im Zuge für eine private Initiative wichtig, so gut wie kostenfrei der Untersuchungen aufgrund fehlender Zuständigkeiten verteilt. Insbesondere die Rückläufe aus solchen Informa- die Güterverkehre gar nicht in die Untersuchung einbezogen tionsrunden sowie die Internetpräsenz an sich mit der wurden. Sicher, die Tonnagen des Untersuchungszeitraums Möglichkeit der Kontaktaufnahme durch bislang unbe- 1998 sind nicht mit denen der Gegenwart vergleichbar. Die kannte Institutionen wie z. B. private Eisenbahngesellschaf- Firma BHT in Friesau existierte noch nicht und die Tonna- ten, Eisenbahnfreunde und Presse haben bereits wichtige gen der ZPR Blankenstein waren aufgrund des kompletten Tendenzen und Entwicklungen im Projekt ausgelöst. Umbaus des Betriebs nicht vorhanden. Umbaukosten in Höhe von damals ca. 550 Mio. DM ließen jedoch auf ein ■ Einzigartige Kombination von Interessen hohes Transportaufkommen nach Werkswiederinbetrieb- nahme schließen. ei fast allen stilllegungsgefährdeten oder in der Diskus- Dies war die Ausgangssituation für erste Bemühungen und sion zur Reaktivierung befindlichen Nebenbahnstrecken Kontaktaufnahmen zu den verladenden Firmen zum Thema Bsind meist nur der Tourismusverkehr, der lokale Nahver- Wiederbelebung der Höllentalbahn. Sehr schnell wurde kehr oder der Güterverkehr tragende Gründe des Interesses. klar, dass das Projekt auch heute noch maßgeblich an der Das Projekt Höllentalbahn übernimmt hingegen die drei Beteiligung zweier Bundesländer und einer fehlenden ge- Grundprinzipien zur nachhaltigen Entwicklung des Agen- meinsamen Plattform leidet. da-21-Prozesses. ● Die Höllentalbahn übernimmt eine soziale Funktion als ■ Die Initiative öffentliches Verkehrsmittel für Anwohner und Gäste aller Strukturen in der Region. Die Initiative bearbeitet das Thema seit Februar 2002 in ● Die Höllentalbahn wirkt sich nachhaltig ökologisch bei einer internetbasierten Organisationsform. Erste Kontakte der Energieeinsparung im Schienengüterverkehr durch zu den Kommunalvertretern auf bayerischer Seite ließen kürzere Wege und Verlagerung von Gütern auf die Schie- eher skeptische Fragen aufkommen. Nach Übermittlung ne aus. der Thüringer Situation und auch anschließenden ersten ● Die Höllentalbahn erfüllt den ökonomischen Aspekt in länderübergreifenden Treffen von Bürgermeistern und einzigartiger Weise durch gleich drei Faktoren: Schienen- Vertretern der verladenden Firmen stellte sich sehr schnell, personennahverkehr, Touristik und Güterverkehr. auch beim Tourismusverband Ferienregion Selbitztal, eine einstimmige Befürwortung und Unterstützung für das Pro- ■ Schienenpersonennahverkehr jekt ein. Als wichtigster Bestandteil der Organisationsform hat sich Im Bereich der prognostizierten Fahrgastzahlen spricht das die Homepage www.hoellennetz.de mit ständig gepflegter Gutachten aus 1999 für eine Wiederbelebung. So soll sich Newsseite bewährt. Sämtliche Ereignisse und Daten sind so das gegenwärtige Aufkommen von 490 Fahrten pro Tag auf dauerhaft und – besonders wichtig – für jeden zugänglich der Relation Saalfeld – Blankenstein bzw. 790 Fahrten pro dokumentiert und stehen somit auch permanent als Infor- Tag auf der Relation Hof – Bad Steben bis 2010 allein im mationsquelle für alle Interessierten zur Verfügung. Sehr Regionalverkehr auf 2.030 Fahrten pro Tag auf der Gesamt- einfach können mit dem Verweis auf den Internetauftritt relation erhöhen. Anfragen nach Fakten und Datenmaterial erfüllt werden. Hierbei noch unberücksichtigt sind Potenziale im Touris- Über die Inforunde Höllennetz, das ist ein E-Mail-Verteiler musverkehr sowie Verkehrszuwächse resultierend aus der GÜTERVERKEHR mit derzeit über 150 Teilnehmeradressen aus Politik, Kom- mittlerweile vollzogenen EU-Osterweiterung.

derFahrgast · 3/2004 7 Fränkische Höllentalbahn

Höllentalbahn heute: Die Strecke ist noch nicht entwidmet, der Wiederaufbau ohne größere rechtliche Hindernisse möglich. Selbitzbrücke bei Kleinschmieden 2002. Holzverlader in Friesau: Für das zunehmende Transport- aufkommen in der Holzindustrie ist die Schiene und die Südanbindung vom Kompetenzzentrum Holz favorisiert.

Nach einem Gespräch mit den Gutachtern ist es unbedingt grund des verdichteten Personenverkehrstaktes an der Aus- notwendig, das Zahlenwerk von 1999 unter Einbezug der lastungsgrenze. DB Netz AG bestreitet dies beharrlich und

Potenziale resultierend aus erhöhten Verkehrströmen, aus verspricht, sämtliche Tonnagen der Verlader (34 Prozent der sich entwickelnden EU-Osterweiterung,^ aus einer mög- entsprechen einer Verdoppelung der derzeitigen fünf Güter- lichen Öffnung der Strecke Plößberg – As in der Gesamtrela- zugpaare) über Lobenstein – Saalfeld bewegen zu können. tion Saalfeld – Hof – Eger sowie aus dem sich in der Planung Dass diese Aussagen alleinig der Protektion von Railion und befindlichen Innenstadtbahnhof in Hof fortzuschreiben. Für der Verhinderung des Auftretens privater Schienengüter- die Übernahme der Kosten des Fortsetzungsgutachtens boten verkehrsunternehmen dienen, belegt ein Blick auf die Tras- die Betriebe des Thüringer Kompetenzzentrums im Frühjahr senbelegung Lobenstein – Saalfeld. 2003 die hälftige Beteiligung an. Die Anfrage zur Finanzie- Bereits heute wird die Hauptbahn Nürnberg – Saalfeld – Halle rung der zweiten Hälfte beim Bayerischen Wirtschafts- und im Abschnitt zwischen Saalfeld und Hockeroda zur Kreuzung Verkehrsministerium blieb bis heute unbeantwortet. von zu- und ablaufenden Güterzügen nach Lobenstein genutzt. Der geplante Pendelzug zur Beförderung von Holzhack- ■ Touristische Perspektive schnitzeln zwischen den verarbeitenden Unternehmen in Friesau und Blankenstein mit mindestens vier Umläufen pro aut Auskunft der Ferienregion Selbitztal ist die Nachfrage Tag verschärft die Situation zwischen Unterlemnitz und von Urlaubern nach Nutzung der Bahn steigend. Es er- Lobenstein enorm. Eingeschränkt wird die Gestaltung der L scheint den Gästen wesentlich attraktiver, die Umgebung Fahrpläne für den Güterverkehr durch die fehlenden Gleis- im Urlaub bei besonderen Fahrkartenangeboten mit der längen zur Kreuzung von Güterzügen, die länger als 250 Bahn zu erkunden als täglich mit dem Auto zu fahren oder Meter sind, sowie durch die erhebliche Belastung der den Bus zu nehmen. Die Absatzerfolge des Egro-Net-Tickets Hauptbahn Hockeroda – Saalfeld, wo vom Neigetechnik-IC sprechen eine eindeutige Sprache. Die leichte Mitnahme des bis zum Durchgangsgüterzug alle Zugarten unterwegs sind. Fahrrads auf Teilstrecken ist ebenfalls von Bedeutung. Eine Verdoppelung der Zu- und Abläufe bei gleichen Zug- Im Zusammmenhang mit der besonders reizvollen Strecke längen ist nicht darstellbar. Triptis – Friesau, der so genannten Oberlandbahn, könnte Weitere Steigerungen des Güterverkehrsangebots können mit einem Sormitz-Selbitz-Saale-Ticket ein beeindrucken- somit nur durch weitere Zulaufstrecken in den Lobensteiner der Zuglauf außerordentlicher Eindrücke nach dem Kleinod Raum erreicht werden, sinnvollerweise durch die Höllen- Ziegenrück verwirklicht werden. Das bahntouristisch ausge- talbahn, da hierbei das Gesamtaufkommen in Lobenstein richtete Nostalgieprogramm des Landes Thüringen könnte logisch und logistisch in Süd- und Nordverkehre entflechtet mit einer Fahrt mit historischen Zügen durch das Höllental werden kann. eine weitere Bereicherung erlangen. Die Vorteile einer zusätzlichen Südanbindung in Kürze: ● Für den Schienengüterverkehr via München würde sich die ■ Güterverkehr: Protektion statt Ausbau Wegstrecke um 66 Streckenkilometer verkürzen, das zwei- malige Wenden des Zuges mit Lokwechsel vermieden und Die Verlader bekräftigen ständig öffentlich die Notwendig- die Überwindung von 450 Höhenmetern eingespart. Die keit, den Anteil ihres Güteraufkommens auf der Schiene von Trassenentgelte würden um rund 200 Euro je Zug gesenkt. heute ca. 17 Prozent (900.000 Tonnen) ihrer Transport- ● Die Holz-Einkaufsfelder des Kompetenzzentrums Holz volumen auf 34 Prozent und mehr zu erhöhen. werden sich aufgrund der Inbetriebnahme des Zellstoff- Zurzeit bewegen sich pro Tag fünf Güterzugpaare über die werks Stendal/ (Verbrauch 3,0 Mio Festmeter/Jahr) einzige Strecke nach Norden via Saalfeld und ca. 1.200 Lkw weiter nach Süden verlagern. im Lobensteiner Raum, davon geht ein sehr großer Teil in ● Die Güterströme der Holzexporte Ostthüringens gehen Richtung Süden. Die Bahnstrecke nach Saalfeld steht auf- fast ausnahmslos in Richtung Süden.

8 derFahrgast · 3/2004 derFahrgast ● ● ● ● ● ● ● ● teiligten: ten folgenderräumlichweitentfernterInstitutionenundBe- Bahntrasse genauüberderLandesgrenzedieZuständigkei- Sinnbildlich hierzuendenaufderMuschwitzbrücke hindert. antwortlichen indenLändernBayernundThüringenbe- Informationsaustausch zwischendenBetroffenenundVer- durch nichtvorhandeneKommunikationundmangelnden Nach wievorwirdeineeffektiveEntwicklungdiesesProjekts ■ Verkehr beitragen. können sodirektzurEntlastungunsererRegionvomLkw- von Holzund-hackschnitzeltransportenaufdieSchiene Diese BearbeitungenzielenkonsequentaufdieVerlagerung zeltransporten vonderStraßeaufdieSchiene“. arbeit mitdemTitel„DieVerlagerungvonHolzhackschnit- Zeitgleich dazuerarbeiteteGézaSchuberteineDiplom- talbahn undHofeinemaßgeblicheRollespielt. südliche ZulaufindenLobensteinerRaumüberdieHöllen- Entwicklung desSchienengüterverkehrs,beiwelchender Holzindustrie inUllersreuthUntersuchungenzurweiteren (BHT), ZHT-HolzverwertungFriesauundRettenmeier thal (ZPR)Blankenstein,Bau-undHolztechnikThüringen von KlausnerHolzThüringen(KHT),ZellstoffwerkRosen- Im LaufedesJahres2003entstandenimZusammenschluss Bayerische EisenbahngesellschaftMünchen, Thüringer NahverkehrsservicegesellschaftErfurtund Regionalplanung, desbezogenen undnichtabgestimmtenVerkehrs- Landesregierungen inErfurtundMünchenmitderlan- Saale region SelbitztalundThüringer Schiefergebirge–obere Tourismusregion Naturpark Frankenwald mitFerien- Bayerischer RundfunkundMitteldeutscher Rundfunk, und derOTZ/FreiesWortalsMeinungsbildner, die Verbreitungsgebietederörtlichen PresseFrankenpost Industrie- undHandelskammernzuGeraBayreuth, und Ansprechpartnern, DB Cargo/Railion/StinnesmitverschiedenstenStellen DB NetzSüd-OstLeipzigundSüdMünchen, Ländergrenzen behindern Reaktivierung Ländergrenzen behindern · 3/2004 D Verkehr undTechnologie zuentnehmen, dass fürden teilung desBayerischenMinisteriums fürWirtschaft, Bezeichnenderweise warim Juni 2003einerPressemit- entweder derBundoderdieDB Cargoselbstzuständigsei. Wiesheu imOktober2002lautet dahingehend,dasshierfür Bayerischen Wirtschafts-und VerkehrsministersDr.Otto für eineFortschreibungdesGutachtensein.DieAntwort Hans-Peter Friedrich(CSU)aufLandes-undBundesebene setzten sichMdLAlexanderKönig(CSU)undMdBDr. Güterverkehrsaspekt untersuchtwerdenmuss.Diesbezüglich durch, dassfüreineganzheitlicheBewertungdesProjektsder Mittlerweile setztesichaufbayerischerSeitedieErkenntnis Zuständigkeiten beantwortet. stellungen wurdeebenfallsmitdemVerweisaufregionale nale undzumTeilinternationaleGüterverkehrsproblem- ministerium mitausdrücklichemHinweisaufdieüberregio- Eine weitereAnfragederInitiativeandasBundesverkehrs- deutung handleunddementsprechenddasLandzuständigsei. talbahn umeinereineregionaleStreckeohneüberregionaleBe- dass hierderBundnichtzuständigsei,daessichbeiHöllen- desverkehrsministerium wurdedahingehendbeantwortet, Eine daraufhingestellteAnfragevonHöllennetzandasBun- die ZuständigkeitdesBundesfürInfrastrukturmaßnahmen. das zurückliegendeGutachtenverwiesensowieimÜbrigenauf den z.T.insehrharschemTonzurückgewiesen,eswurdeauf kehrsminister Dr.WiesheuzumProjektHöllentalbahnwur- Anfragen derFerienregionSelbitztalanWirtschafts-undVer- antwort. AlleinzuDBRegioHofbestehteinguterKontakt. eine andereStelle,bislangjedochebenfallsohneRück- gangsbestätigung mitderMitteilungWeiterleitungan management erfolgteeineeinzigeRückantwortalsEin- Netz, RegionalNetz,PressestellenundStellenfürIdeen- per MailanverschiedenstenStellenderDBAG,Cargo, bzw. KontaktaufnahmenzumThemaperBrief,Faxund ■ mancher BürgerderaltenundneuenBundesländer...... und esscheidensichandieserStelledieVorstellungen Unproduktiver Argumentationskreislauf keinen Stellenwert.Aufca.25schriftlicheAnfragen struktur beiderDeutschenBahnAGbesitzenabsolut ie BelangeeinerprivatenInitiativefürSchieneninfra- keine Spur… v in LobensteinimRegionalbahnhof sindalleGleise F H on Güterzügen belegt,von Nebenbahnromantikon Güterzügen ebruarnachmittag, -2Grad,ebruarnachmittag, nasskalt,Eisglätte, olzlaster inFriesau –eskönntenvielweniger sein. Thema

9 GÜTERVERKEHR Fränkische Höllentalbahn

Bahnreise von Marxgrün nach Blankenstein: Ankunft in Blankenstein nach 6 Stunden 35 Minu- ten und 262 Kilometern. Vierter Pressetermin mit Bürgermeister Kratsch- mann, Blankenstein, Bürgermeister Wietzel, Blankenberg, und Ulrike Gote, Abgeordnete des Bayerischen Landtags.

Bereich des Chemiedreiecks Prien – Burghausen – München – Die jüngsten Äußerungen aus Kreisen der Bayerischen ein entsprechendes Gutachten zur Verlagerung von Eisenbahngesellschaft gehen im Einklang mit dem ca. 30.000 Lkw-Fahrten von der Straße auf die Schiene bayerischen Verkehrsminister dahin, dass aus Angst durch den Freistaat Bayern beauftragt wurde. vor einem Präzedenzfall einer Streckenreaktivierung in Eine kurz darauf gestellte Anfrage der Initiative Höllennetz, Bayern keine Bestellung von Schienenpersonennahver- ob ähnliche Untersuchungen nicht auch zum Projekt Höllen- kehr durch den Freistaat erfolgen würde, vielmehr sollten talbahn vom Freistaat Bayern gefördert werden können (bei die finanzgebeutelten Kommunen in diesem speziellen bereits erfolgter Zusage der Thüringer Verlader, dafür die Fall die Bestellung übernehmen und auch finanzieren. halben Kosten zu tragen), wurde bis heute nicht beantwortet. Auf Drängen der Thüringer Verlader nahm Staatssekretärin ■ Positive Ausgangsfakten: Mitarbeit Iris Gleike vom Bundesverkehrsministerium im März 2003 an der Thüringer Betriebe, Verbände, Presse einer Ortseinsicht teil. Die Ergebnisse aus diesen Gesprächen gehen dahin, dass für die Erstellung von Gutachten nicht der ntgegen den vorhandenen behindernden Faktoren der Bund, sondern die Eisenbahnunternehmen zuständig seien. Länderübergreifung gab und gibt es wichtige unterstüt- Die Auslegung dieser Aussage würde bedeuten, dass die auf den E zende Konstellationen, die zum heutigen Projektstatus Bahnstrecken Saalfeld – Blankenstein und Hof – Bad Steben beigetragen haben. An erster Stelle sind die sehr offenen und agierende DB Netz AG, welche sich allerorten von unliebsa- konstruktiven Kontakte mit den Geschäftsleitungen der Be- men Nebenstrecken trennt und derzeit aktiv daran beteiligt ist, triebe des Thüringer Kompetenzzentrums Holz zu nennen. die großen Verlader in Friesau vom Schienennetz abzuhängen, Es kann nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, dafür zuständig ist, Gutachten für Reaktivierungen zu erstellen. dass innerhalb kürzester Zeit themenbezogene und mit stän- Bemerkenswerterweise greift Staatssekretärin Gleike in ihrer digem gegenseitigen Informationsfluss lebendig gehaltene ablehnenden Begründung zur gesamtheitlichen Betrachtung Kontakte zwischen den Geschäftsführern großer Industrie- der Höllentalbahn auf den Negativentscheid des Bayeri- betriebe und einer privat organisierten Zwei-Mann-Initia- schen Wirtschafts- und Verkehrsministeriums aus dem Jahr tive aufgebaut wurden. 2000 zurück, der ja aufgrund nicht vollumfänglicher Unter- Die örtliche Presse beider Bundesländer steht dem Projekt suchung auch heute noch zu hinterfragen ist. Somit ergibt sehr aufgeschlossen gegenüber und hält somit das Thema in sich folgender interessanter Argumentationskreislauf: ständigem Bewusstsein der Öffentlichkeit. – Der Negativentscheid aus München im Jahr 2000 wird Genau in das Jahr 2002 fiel, initiiert durch die ZPR Blan- damit begründet, dass aufgrund des Nichtvorhanden- kenstein, die Erstellung der oben genannten Diplomarbeit seins der Strecke eine Reaktivierung für den Personen- von Géza Schubert. Diese Diplomarbeit enthält außer dem verkehr unwirtschaftlich sei, wobei der Güterverkehr gar Hauptthema auch Kapitel zur regionalen Schieneninfra- nicht betrachtet wurde. struktur und zu Streckenreaktivierungen. – Das Bundesverkehrsministerium lehnt eine Reaktivierung mit der Begründung ab, dass 2000 die Unwirtschaftlich- ■ Der aktuelle Stand keit aufgrund fehlender Strecke festgestellt worden sei. – Es wird empfohlen, die Höllentalbahn im Zuge der noch Der heute aktuelle Diskussionsstand wurde durch mehrere nicht aufgelegten privaten Gleisanschlussförderprogram- öffentliche Veranstaltungen gefördert: me als reine Güterbahn durch die Firmen selbst zu errich- – 101. Geburtstagsfeier zum 15.08.2002 auf dem Gelände ten. Inwieweit eine solche Finanzierung mit den Zielen des ehemaligen Bahnhofs Lichtenberg mit 450 Besuchern. einer regionalen bzw. überregionalen Schienenverkehrs- – Eine symbolische Bahnfahrt von Marxgrün nach Blan- infrastrukturpolitik für Güter- und Personenschienen- kenstein am 14.12.2002 unter Teilnahme zahlreicher verkehr vereinbar ist, ist nicht verständlich. interessierter Bürger, Bürgermeister, Landtagsabgeord-

10 derFahrgast · 3/2004 Thema

In Unterlemnitz wird gebaut: Das bereits wegrationalisierte Aus- weichgleis muss wieder eingebaut werden – 3. September 2003.

In der Zukunft fährt die Bahn durch die Hölle, auch für den Tourismus.

Weitere Infos mit umfangreichem Daten- und Bildmaterial unter http://www.hoellennetz.de/

neter, Vertreter der Verlader und Eisenbahnverkehrs- mentation der Streckenparameter für mögliche Engage- unternehmen. ments von privaten Eisenbahninfrastruktur- und -verkehrs- – Mit der bunt gemischten Gruppe wurden in 6 1/2 Stun- unternehmen. Diese Datensammlung steht auf Anfrage zur den 262 Kilometer zurückgelegt. Bei vier Presseterminen Verfügung. in Marxgrün, Hof, Saalfeld und Blankenstein gab es elf Derzeit betreibt die DB Netz AG jedoch in beachtenswerter Redner zur Wiederbelebung der Höllentalbahn, mit einer Übereinstimmung mit dem Land Thüringen (möglicher- einzigen negativen Stimme des Landrats Bernd Hering. weise im Zusammenhang mit dem kurz bevorstehenden Mittlerweile befürworten die Gemeinden Blankenberg und Ausbau der Autobahn A9 durch die „Deutsche Einheit Fern- Blankenstein (sogar mit einem Gemeinderatsbeschluss), das straßenplanungs- und -bau GmbH“ (DEGES) und einem Moorbad Lobenstein, die Städte Erfurt, Saalfeld und Hof dabei notwendig werdenden Neubau der Bahnbrücke über sowie die IHK zu Gera und Bayreuth die Wiederbelebung die A9 bei Moßbach) mit größter Anstrengung, auch unter der Höllentalbahn. Ausschaltung eines zwischenzeitlich vorhandenen Pacht- Der Tourismusverband Ferienregion Selbitztal, der Fahr- vertrags eines privaten Eisenbahnunternehmens, die tech- gastverband PRO BAHN, die in Thüringen ansässigen Ver- nisch gesperrte Oberlandbahn der Stilllegung zuzuführen. lader, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV, Nicht genug: Auch das täglich viermal bediente Teilstück Bündnis 90/Grüne sowie einzelne Bundes-und Landtagsab- Unterlemnitz Ebersdorf – Friesau ist zur Abgabe an Dritte geordnete unterstützen die Höllentalbahn auf allen Ebenen. ausgeschrieben und somit zur Stilllegung vorbereitet. Der Landrat des Landkreises Hof, Bernd Hering (SPD), Dies ist dann die Problemlösung im Sinne der DB Netz AG: wurde nach kurzzeitiger neutraler Phase Mitte 2002 zum Die Verlader in Friesau werden nicht mehr bedient, große Wortführer der Bahngegner. Als Begründung führt Hering Tonnagen fallen weg und die Diskussion um Streckenreakti- Naturschutzbelange an. vierungen ist beendet. Die Umweltschutzverbände und örtlichen Institutionen sind ständig an der Diskussion beteiligt. Hierbei zeigt sich, ■ Perspektiven dass das Projekt aus deren Sicht nicht vollumfänglich positiv zu bewerten ist. ach unserer Meinung stellt die Wiederbelebung der Insbesondere der heute viel zitierte Begriff der Nachhaltigkeit Höllentalbahn eine Schlüsselfunktion für ein effizientes verbietet aber eine prinzipielle Ablehnung des Projekts, ohne N Regionalnetz, allerdings ausschließlich betrieben von vorher eine sorgsame Abwägung aller Einflussfaktoren (auch einem privaten Eisenbahninfrastrukturunternehmen, dar. der touristischen und verkehrlichen Entwicklungen aus dem Nur so könnte auf die Verkehrsbedürfnisse, hauptsächlich angrenzenden Thüringen) vorgenommen zu haben. der Thüringer Verlader, rasch vor Ort reagiert werden, was Die Entwicklung des weit überregional bekannten und die von der DB AG installierten Regionalnetze (Vogtland- preisgekrönten EgroNet sowie dessen proklamierte Erweite- netz mit Sitz in Zwickau und Frankennetz mit Sitz in Nürn- rungsabsichten ließen gemeinsame Ansatzpunkte erkennen. berg) aufgrund deren Zuständigkeitsgrenzen und daraus Eine daraufhin erfolgte Vorstellung unserer Initiative beim resultierender mangelnder Informationsflüsse nicht leisten damaligen Träger des EgroNet, dem Zweckverband ÖPNV können, wollen oder aufgrund der Strategie der DB AG Vogtland, fand Gehör. So war die logische Konsequenz, nicht dürfen. dass bei der EgroNet-Konferenz im September 2003 Der Verkehrsbedarf für Personen und Güter ist mittlerweile das Projekt Höllentalbahn in der Gesamtrelation Saalfeld – fundiert belegt, die Verkehre könnten wirtschaftlich und Hof – Eger in die zukünftigen Planungsziele aufgenommen ökologisch sinnvoll auf der Schiene bedient werden, die his- wurde. torisch gewachsenen Verbindungen zwischen Thüringen, Auf Empfehlung des VDV erarbeitete die „Initiative Höllen- Bayern und Böhmen könnten somit wieder ihre geschichtlich GÜTERVERKEHR netz“ zum regionalen Schienennetz eine umfassende Doku- und gesellschaftlich gewachsenen Rollen erfolgreich spielen.

derFahrgast · 3/2004 11