1915-2015 Festgabe - 100 Jahre SPD Ortsverein Feldmoching

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Herausgeber: SPD Ortsverein Feldmoching-Hasenbergl Redaktion, Titelfoto: Markus Auerbach

ViSdP/EiS: Markus Auerbach Bernhardstr. 63 80995 München

Auflage 100 Stück München, Oktober 2015

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1915-2015 Festgabe - 100 Jahre SPD Ortsverein Feldmoching

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Manuela Massaquoi Vorsitzende des SPD Ortsvereins Feldmoching-Hasenbergl LiebeGästeundFreundedesOrtsvereinFeldmochingHasenbergl, ichfreuemichherzlichSiebeiunsererJubiläumsfeierdesjährigenBestehens desOrtsvereinsFeldmochingbegrüßenzudürfen. AlskleinesliterarischesSchmankerlfindenSieaufdennächstenSeitenGeschichten vonMichaelEndeundHeinrichMannindenenFeldmochingeineRollespielt,mal einegrößereundmaleinekleinere.

VielFreudebeiderLektüre!

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Inhalt:

Seite 1 Anekdotisches, malerisches und literarisches zu Feldmoching Markus Auerbach

Seite 9 Ein Zeitalter wird besichtigt (Auszug)

Seite 9 Das Haus an der Peripherie – Ein Leserbrief Michael Ende

Seite 17 „Die Feldmochinger“ - Ländler für Zither Graf Julius von Seinsheim

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1915-2015 Festgabe - 100 Jahre SPD Ortsverein Feldmoching

2 Anekdotisches, malerisches und literarisches zu Feldmoching

Markus Auerbach

FeldmochingwarbiszurEröffnungderEisen bahn MünchenLandshut  ein abgelege nerOrt,abseitsdergroßenLandstraßenzwi schenMünchenundAugsburgbzw.München undIngolstadt. Wer nicht auf der Reise oder Jagd zwischen den Lustschlössern Nymphenburg und SchleißheimwaroderimOrtetwaszuerledi genhattekaumAnlassdenOrtaufzusuchen. In seiner Entwicklung war Feldmoching weit hinter der sich seit  formenden Haupt undResidenzstadtdesfrischgebackenenKö nigreichs Bayern zurückgeblieben. Die ver schlafeneResidenzstadteinesTerritorialfürs tenwurdezurHauptstadteinesMittelstaates umgewandelt. Der bayerische Staat wurde seit dem er in KontaktmitderNapoleonischenMachtsphäre gelangtevondemsichergänzendenDuodem landesväterlichen pfälzischzweibrücker Wit telsbacherKönigMAX I. JOSEPH unddemrück sichtslosen Reformer, und Organisator Maxi milian GRAF VON MONTGELAS auf neue Beine gestellt. Das Staatsgebiet haben beide über NapoleonsHerrschaftgerettetunderweitert. DerPlanfürdieStadterweiterungwurde durch einen Wettbewerb ermittelt und von KARL VON FISCHER zusammen mit dem Land schaftsarchitekten LUDWIG SCKELL redigiert, derauchfürdenEnglischenGarteninseiner heutigenFormverantwortlichzeichnet. Die Haupt- und Residenzstadt München und ihre Umge- Das neu aufstrebende München erstreckte bungen – Ein Wegweiser für Fremde und Einheimische um  seine städtischen Tentakel in die v. Destouches, Kgl. Kreisrath, München 1827 unmittelbar benachbarte heutige Maxvor stadtundseinerUmgebung. Es standen sich das Alte München, das man „ ... Bevor sich München auf dem Kiesboden die- sichwieinCARL SPITZWEGS Gemälden vorstel ses Stromes [:die Isar], der sich als ein wilder len kann, und das Neue unvermittelt gegen ungezähmter Bergstrom über die ganze Gegend über. des heutigen Münchens bei aufschwellenden Was- Zwar schloss die Planung der Ludwigstraße ser ergoß, erhob, belebte diese Gegend schon seit dieentstandeneLückezwischen längerer Zeit mehrere Dörfer und Ortschaften, und demEnglischen Garten, aber sie bildete die heut zu Tage noch bestehen; und zwar Bo- zugleichdenschärfstenKontrastzumbäuer genhausen, welches schon im Jahr 776 als ein lichenUmlandundlegte die augenblickliche Dorf bestand, Drudering, eines der ältesten Künstlichkeit,derrückblickendgenialen,Ent Orte in den Umgebungen von München, Feld- wicklung bloß. Die prächtige Ludwigstraße moching, Laufzorn, Menzing, Mosach, endeteamSiegestorundführtedirektaufdie Baumkirchen, , Pulach, Send- Schafweiden, Felder und Gärtchen vor dem ling, und Vehring. Die meisten damaligenKirchdorfSchwabingundweitda dieser Ortschaften gehören schon dem achten und rüberhinaus. neunten Jahrhundert an ...“

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Über diese Wiesen hinweg konnte man bei schönem Wetter ganz klein am Horizont die HäuservonFeldmochingerkennen–sofernes Geschichte der Stadtpfarrei nichtimNebelverschlucktwar. St. Peter in München Der Rechtsgelehrte KARL VON GAREIS geht in seinenLebenserinnerungen(S./)inei nem Halbsatz auf den Ausblick seines Stu dentenzimmersimJahreein: Pfr. Ernest Geiß „Ich bezog eine ruhige Wohnung in der Schelling- straße, wo man nur über die Felder und Wiesen „Über den Ursprung der Stadt ist viel Irriges ge- nach Milbertshofen und Feldmoching blickte.“ schrieben worden; angefangen von der sublimen Feldmoching war visuell der Gegenpol zur Idee des Herrn Schlett, den Namen Municipium in modern wachsenden Stadt München. – Un Monachium umzuwandeln, also München zur bewußtvielleichtderGegenentwurfunddas Römischen Kolonie zu machen, haben sich Bayerns Angstbild,dessichselbstgeradeerfundenen patriotische aber geschichtlich unerleuchtete Forscher hauptstädtischen, vor dem beharrenden, im bemüht, aus dem Codex traditionum von Scheftlarn inneren der Hauptstadt noch längst nicht überwundenenurwüchsigländlichen. und den Freysingischen Urkunden ihre Hauptstadt bis zu den Agilolfingern hinauf zu schrauben. Dieses EindenJesuitenzugeschriebenesBonmotbesagt: Bestreben war einestheils durch ihr warmes bayeri- „Nürnberg hat den Geist, Augsburg das Geld und sches Herz, das bestrebt war, die Entstehung Mün- München den Schein.“ chens in den ersten Tagen der Agilolfinger zu bewei- sen, entschuldbar, denn dieses Gefühl hegt ja der Noch,inMICHAEL GEORG CONRADS „Majes tät!“klingtdieseVerletzlichkeitan,alserei Bewohner des geringsten Dorfes. Anderntheils kom- nen Stammtisch, etwa im Sternecker Bräu, men ja die umliegenden Ortschaften um München sich über die geplatzte Hochzeit König Lud schon in den frühesten Tagen urkundlich vor, als wigII.„Luft“machenlässt: Pasing 774, Feldmoching 784, Haidhausen 809, »Keine Hochzeit! Keine Feste! Keine Ausfahrten! 782, Schwabing 782 etc. Daß dieses Bestre- Kein Hofleben! – Merkt denn ein Mensch, daß ben, den Ursprung der Stadt München so frühe zu man noch in einer Residenzstadt mit einer königli- beweisen, nur vergebens war, hat von Krenner in chen Hofhaltung wohnt? München ist schon das seiner Abhandlung über die Münchener Bürger- reinste Feldmoching, so still ist's! Auf dem Pflaster Siegel-Geschlechter dargethan. Der Ursprung der vor der Residenz wird bald das Gras wachsen. Stadt lässt sich nicht über das Jahr 1157 hinauf Aber die Wagnerei, die ein wahnsinniges Geld kos- datiren, wo Heinrich der Löwe die Freysingische tet, die muß wieder blühen. Möcht' man da nicht Zollstätte in Föhring mit der dortigen Brücke über närrisch werden?« die Isar zerstörte, nach München verlegte und die Fuhrleute zwang diese neue Straße beim Salztrans- Geschichtsschreibung ist nicht nur Bericht, port einzuschlagen. Die Urkunde worin Kaiser sondern auch Auskunft über die Zeit in der Friedrich I. 1158 den 14. Juni diese Gewaltthat siegeschriebenwird. bestättigte, ist das eigentliche Entstehungsdiplom der Im Bemühen um Legitimation und Geltung Stadt München. ... waren nicht wenige Historiker, vielleicht durchhumanistischeBildunginspiriert,allzu Da diese [Anm.: Kirche] später für die Anwachsen- leichtgeneigtkeltischeundrömischeSpuren de Bevölkerung zu klein wurde, legte Herzog Otto zufinden.WiesehrtrafdieErkenntnis,dass MünchenjüngeralsseinebenachbartenBau der Größere 1181 den Grund zu der jetzigen St. Pe- erndörferwar. terskirche ... Nach diesem Vorausgeschickten ist es

ERNEST GEIß ,HistorikerundPfarrervonSt.Pe erklärlich, dass ein eigener Pfarrer bei St. Peter nicht ter beschreibt in seiner „Geschichte der lange auf sich warten ließ. In dem benachbarten StadtpfarreiSt.PeterinMünchen“()wie Feldmoching saß 1169 Heribert als Dechant. Dieser diefrischgebackeneHauptstadtumAncieni fand es vorteilhafter, die Pfarrei der neuaufblühen- tätbemühtwar: den Stadt zu besitzen als wie Feldmoching. ... Schon 1170 war er Dechant zu München und entschied den Streit des Domkapitels zu Freysing über Wiesen

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4 zu Imerlungeshoven [Anm.: Milbertshofen; Das Ru- vielsagendeStein“,dieGrundsteinlegungin raldekanat blieb bis 1827 bei St. Peter].“ Anwesenheit des jährigen PRINZEN CARL THEODOR für den Schulbau in Feldmoching DieBewohnerFeldmochingsführtenaufden mit. Äckern zwischen Moos und Harde ein abge schiedenes,kargesundhartesLeben.

LUDWIG STEUB gibt seiner Schilderung: „Eine WocheamBodensee.ImFrühling.“aus dessen Sammelband: „Novellen und Schilde rungen“ () mittelbar einen Eindruck der WahrnehmungderVerhältnisseimDachauer MoosundFeldmoching:

Eine Woche am Bodensee. Der viel sagende Stein. Im Frühling 1850.

„Nun hat zwar allerdings auch die Schweiz ihre Gegenden, wo die Menschheit und ihre Cultur sich Ein Schulhaus ist ein vorzüglich wichtiges Haus! nicht viel anders darstellt als zwischen Feldmoching Sprach Se. Herzogliche Durchlaucht Prinz Karl Theodor, die Freude und Hoffnung des Vaterlan- und Ampermoching im rechtgläubigen Altbayern, des als er am 25. Julius den Grundstein zu dem und solche zurückgebliebene Gegenden sollen leider künftigen Schulhause des zwischen den chur- die katholischen Kantone seyn. - So ergäbe sich fürstl. Lustschlössern Nymphenburg und denn, daß gerade calvinistische Ansichten vom Ue- Schleißheim gelegenen Dorfes Feldmoching legte. bersinnlichen auf einem kleinen freien Gebiet die Freude glänzte im holden Gesichte des Prinzen, als er diese schöne Handlung verrichtete; schnel- meisten Chancen bieten für bürgerliches Glück und ler pochte jedem anwesenden Jugendfreunde das gedeihlichen Haushalt auf Erden. ...“ Herz im Busen, da ihm diese Fürstenhandlung den Schleyer der Zukunft hob, und die fortwäh- renden günstigen Aussichten für Volksbildung seinem Blicke näher rückte. Ewig unvergessen wird für Feldmoching jener freudige ehrenvolle Tag seyn. Alles jubelte, und manche Thräne der Karl Hartmann, Geographie des Königreichs Bayern für Freude rann bey diesem Feste über die Wangen Schule und Haus, Kempten 1864 guter Baiern, ihrem vielgeliebten Landesvater DasvondenStädternals„naturwüchsig“eti Max Joseph geweint, der seine durchlauchtigsten kettierteLosverbessertesicherstmitdenab Söhne durch edle Handlungen zum Edelsinne und  zunehmenden Erkenntnissen über den zur künftigen Stütze seines Volkes heranzieht. In EinsatzvonDüngemitteln,derEinführungei festlicher Kleidung zog die muntere Dorfjugend nesmodernenTierzuchtwesensunddembe dem Durchlauchtigsten Prinzen entgegen, und ginnenden landwirtschaftlichen Maschinen bewillkommte ihn mit fröhlichen Liedern. Das am wesen, das die Landwirtschaftsvereine lan Schluße des Festes vorgetragene soll hier seinen desweit verbreiteten, sowie allmähliche Ver Platz finden. besserungenimSchulwesen–sowiedieNut zung von Torf als Brennmaterial. Auch Kin derarbeit war in der dörflichen Lebenswelt * verbreitetundpositivbewertet. Lehrer: Jauchzt, Kinder! Jauchtzt vor Freude! Die Grundsteinlegung für die Feldmochinger Der erste Grundstein liegt. GrundschuleerfolgteimRahmenderStaats Kinder: Zum neuen Schulgebäude, reformenunter dem damalsnoch nicht zum Das uns so sehr beglückt. KöniggekröntenKurfürstenMAX I. JOSEPH mit Bald wird es herrlich stehen; einem Weiheakt am . Juli  in Gegen Geduld nur kurze Zeit! wart des PRINZEN KARL THEODOR – was aber Wir glaubens schon zu sehen nicht deren alsbaldige Fertigstellung bedeu Das neue Schulgebäud’ tete. Die pädagogische Monatsschrift: „Nachrich Chor: Jachtzt vor Freude! Jauchtzt vor tenvondemdeutschenSchulwesenindenäl Freude! teren Churpfalzbaierischen Staaten“ vom Seht, der erste Grundstein liegt. .. teilt unter der Überschrift: „Der

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stitutionelleMonarchieundreligiöseFreiheit, * die die Gemeinde Feldmoching an die erste Kammer des Bayerischen Landtags gesandt Lehrer: Dann Aeltern reicht die Hände, hat. (vgl.: Sämtliche Verhandlungen der I. Führt eure Kinder her! Kammer des Parlaments Band II S. 14-16 ) Kinder: Der Schule Gegenstände Die satirische Zeitschrift „Der Revolutions Erfreuen uns weit mehr, Teufel“ entbot Feldmoching einen spötti Als die Ergötzlichkeiten, schenGruß: Man nenn’ Sie wie man will, Die Kinder sich bereiten; Sie sind nur Possenspiel. Chor: Ja, der Schule Gegenstände Die erfreuen uns weit mehr! * Lehrer: O edler Fürst! wie können Wir dich für deine Huld Kinder: Mit Dank genug bekrönen? O, trag’ mit uns Geduld! O, lass dir Kränze winden Von sanftem Immergrün, Von Eichen und von Linden, Die auf den Fluren blüh’n. Chor: Laß dir Kränze, kränze winden, Der Volksbote als Schützer der Freiheit Die auf holöen Fluren blüh’n. Gendarm: Kerl, wo bist du her, wo hast du deinen Paß, deine Papiere. * Bauernbursch: Von Feldmoching, aber einen Paß Lehrer: Zwey Bäumchen sollen Blüh’n habe ich nicht. Vor diesem Schulhaus hier; Gendarm: Vorwärtsmarsch, mit auf die Polizei, Kinder: Wenn ihre Früchte glüh’n, Lumpengesindel, Landstreicher. O dann, dann rufen wir: Es lebe Karl! – Dein Nahme Bauernbursch: Aber lieber Herr Polizeidirektor, Sey tief, tief eingeprägt ich bitt’ ihnen, ich hab’ ja nichts gethan, seine In jedes Bäumchen Stamme, Hochwürden der Herr Pfarrer hat mich nur hereinge- So lang es Früchte trägt. schickt, um auf den Volksboten zu abonniren. Chor: Karl lebe, lebe lang! Gendarm: Ja so, das ist etwas anderes, warum hat Er das nicht gleich gesagt. Lehrer: Sie sollen noch verkünden Den Enkeln diese That, MitdieserFamawundertesnicht,dassFeld Daß sich, dieß Haus zu gründen, mochingentwederverspottet,ignoriert,zum Ein Fürst gewürdigt hat. verwunschenen Ort erklärt oder als unver Ja jährlich sollen Kränze fälschteIdyllewahrgenommenwurde. Daran geheftet seyn, Wenn sich der Jugend Tänze IndenOrtsbeschreibungenundReiseführern Um diese Bäumchen reih’n. von München und Umgebung wird Feldmo chingsehrknappabgehandelt. Chor: Ja sie sollen noch verkünden Einst den Enkeln diese That. Die Gebiete im Münchner Süden und Voral Karl lebe, lebe lang! penlandwarenseitKönigMaxI.Josephauch Immer noch die vereinte Kraft. vom wohlhabenden städtischen Bürgertum, demhöfischenVorbildfolgend,stärkernach gefragt und landschaftlich abwechslungsrei cheralsderMünchnerNorden. InderGemeindeherrschteingewissesBehar Diese Vorliebenlassen sich in der Münchner rungsvermögen.Dieszeigtsichetwain Reiseführerliteratur ablesen in der Feldmo einer Adresse gegen die Anerkennung der ching nur randständig neben liebevoll zise deutschen Reichsverfassung undfürdiekon liertenAusarbeitungenüberOrteimMünch nerSüdenundVoralpenlandaufscheint.

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6 Der  bereits in . Auflage erschienene FührervonNAGLER :„AchtTageinMünchen– Wegweiser für Fremde und Einheimische“, gibtsichmaleziösverhalten: „Mosach (Mosaha 807) war schon vor München ein Cultursitz, bereits im 9. Jh. ein Dorf, so wie das nahe Feldmoching (Feldmohinga um 804) mit einer alten Kirche in der Nähe der Ostbahn. Die Gegend ist nichts weniger als anlockend, etwa Dachau aus- genommen.“ DieAussagenzurHäßlichkeitderLandschaft im Münchner Norden sind eher Stimmungs mache,denndieLandschaftmitdemgrandi osenAlpenpanoramahattelängstihreFreun degefunden. „Wir bitten aber vor Allem Diejenigen, welche diesen Weg zu machen gedenken, von Bayerns kunstumkränzter Residenzstadt nach der alten Bischofsstadt Freising oder nach dem kirchen- prächtigen Landshut, allen Vorurtheilen zu ent- sagen und sich durch den Popanz übler Ge- rüchte nicht erschrecken zu lassen. Denn die Gegend, welche sich hier vor unseren Augen entfaltet, besonders die erste Hälfte des Weges, steht in doppelter Hinsicht in gar üblem Rufe, sie gehört zu den bestverläumndeten in Europa. Ölskizze (Privatbesitz) EDUARD SCHLEICH D .Ä. 1855 mit Blick Nämlich Sie ist vorerst weithin bekannt ob ih- von der heutigen St 2342 bei der Kreuzung mit der A 92 rer Oede und Unfruchtbarkeit, so dass sie nach Süden mit der Stadtsilhouette und den Bergen im Hin- tergrund. selbst auf unser Gesamtbayerland schon herbe Die Ausarbeitung zu dieser Skizze hängt unter dem Titel Urteile herabgezogen hat. ... Wer die Fortschrit- „Sandgrube an der Allee bei Schleißheim“, ca. 1864 in der te und Früchte der Bodenkultur beobachtet, städtischen Galerie im . Schleich und CARL kann nicht mehr über gänzliche Öde dieser SPITZWEG malten bei Ausarbeitung kollegial im gleichen Bild, der eine den Himmel und die Landschaft, der andere Landesstrecke klagen, da überall hochwallende die Figuren, jeder nach seiner Begabung. Saatfelder und üppige Wiesen wie siegreiche Legionen die so lange der Cultur trotzenden LiebevollundfaktenreichinseinenAussagen, aber im Ton doch sehr pathetisch und Kind Flächen des Urmooses durchziehen. ... seiner Zeit, nimmt sich der Bahnreiseführer: Aber noch eine zweite Anklage hört man vom „Von München nach Landshut – Ein Eisen Munde Derer, die unsere Gegend durchreisten, bahnbüchlein“ von DR. J. SIGHART aus Lands so häufig gegen diese schleudern. Es wird ihr hutvonaus. ein Fehler vorgeworfen, von dem man gesagt, ErweistaufvielepositiveSeitenderIsarebe er finde keine Gnade, weder in dieser, noch n neimMünchnerNordenunddamitauchFeld der andern Welt, es ist – die Langeweiligkeit. ... mochingshin. es ist gewiß, die liebende Intelligenz fühlt nir- Dieser Führer erschien fast pünktlich zur Er gends und niemals Langeweile ..., wogegen der öffnungderEisenbahnlinieMünchenLands hut: halbgebildetete, der Blasierte sich bald überall ennuyirt findet, weil er alles gering schätzt, weil er alles schon zu kennen, zu wissen glaubt, während ihm doch nur die Oberfläche der Din- ge bekannt ist. ... Nach dieser Erörterung wird es also niemand für geraten halten, die Gegend, die wir jetzt zu durchziehen gedenken langwei- lig zu nennen. ...“

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„... so geht jetzt von den Salzstädeln im Westen neu restaurierten Zopfältäre vor sie gestellt und der Stadt die länderverbindende Ostbahn her- sie selbst dadurch unsichtbar gemacht wurden. vor. An dieser Stätte erhebt sich der stattliche Auch das Glasgemälde des hl. Petrus im Schiff Bahnhof ...“ der Kirche, die dem Apostelfürsten geweiht ist, Die Bahn zieht zuerst längs des Marsfel- gehört noch der Frühperiode dieser edlen Ma- de s hin. Was doch die klassische Zeit erfin- lerkunst an, wo die Künste noch im Gehege der dungsreich war in der Schöpfung wohlklingen- Klöster allein sich zu entfalten vermochten. Ein der Namen! Früher hieß und war dieses Stück Mönch von Schäftlarn oder Weihenstephan, Erde das Galgenbergl von München. ... welche Klöster hier Güter besaßen, möchte der Schöpfer dieser Malerei sein. So besitzt Feld- Nun ziehen wir auf der Hochstraße weiter. moching noch immer Schätze alter Kunst, Während wir zur Rechten immer noch die Re- Zeugen seines Alters, seiner frühen Kultur! sidenzstadt in langer Ausdehnung hinter uns liegen sehen und gerade hier an den Ausspruch Von nun an zieht die Bahn geradezu gegen des Schwedenkönigs gemahnt werden: Mün- Schleißheim hin. Während zur Rechten ein an- chen sei ein goldener Sattel auf dürrer Mähre, mutiger Park die Bahn begleitet. ... naht sich uns zur Linken ein stattliches Dorf, es ist das Pfarrdorf Feldmoching. Dieser Name ist DiebeliebtenAusflugsgaststätten„ZumFlau ins Sprichwort übergegangen, wenn man über cher“ im heutigen Hasenbergl (es war die bayerische Naturwüchsigkeit und Un- gleicheFamiliedieeinerKiesbankanderIsar beim Tierpark ihren Namen gab und in der geschlachtheit spotten will. Aber wir können Müllerstr. eine Weinwirtschaft unterhielt) versichern, Feldmoching ist ein uralter Kultur- botvomRanddesSchleißheimerWaldesein ort, es stand schon auf hoher Stufe der Kultur, PanoramaüberdieWiesenundFeldermitder als München noch unbekannt war, als es nur SilhouettederStadtinmittenderGebirgsku ein Anlandeplatz der Isar mit Gesträuchen und lisse. Einen kleinen Eindruck von dieser Viehweiden bildete. Es kommt bereits zwischen PrachtvermittelteinBlickvomGoldschmied platz nach Süden durch einen kleinen ver 784 und 810 oft vor. Der Gründer oder erste bliebenen Spalt in der Straßenschlucht der Besitzer dieser Colonie war Mocho, wohl ein SchleißheimerStr.–Durcheinenglücklichen angesehener Herr, da er auch drüben an der ZufallhateinHochhausamBiedersteinerKa Amper Grundbesitz hatte. Man nannte darum nal diesen Spalt frei gelassen. Es zeigt sich das Gut am Flusse Ampermoching, dieses aber dieFrauenkirchevonderSeiteundbeiFöhn dasGebirgeimHintergrund.–DerMünchner weil am offenen Feld gelegen, Feldmoching. Norden mit seiner Schloßlandschaft um Als spätere Besitzer werden uns genannt Ou- Schleißheim und Feldmoching verfügt über dalrich, Eberhart, Rudiger, Bernhart, die adelige einganzesNetzvonSichtachsen,dasbeiPla Dame Richart de Veltmochingen, Meginhalm nungen und Baugenehmigungen kaum be und als Dechant des Ortes erscheint bereits i.J. achtetwird,weilderBlickmeistnuraufdie Parzellegerichtetist.–AneinigenStellenam 1164 Heribert. Daß hier frühe adlige, reichbe- WaldrandderPanzerwiese,aufdemWeg,der güterte Familien gesessen, dafür zeugt noch früherdieStraßevonFeldmochingzurKalten heutigen Tags die Pfarrkirche des Orts. Zwar ist Herberge war, sind ebenfalls noch Bergspit der Chor im gothischen Style später umgebaut zen über die Dächer ragen zu sehen. Wären worden, das Innere hat ebenfalls den Zopfauf- diese Häuser nur ein Stockwerk höher gera ten,wäreauchhiernichtsmehrvondemPa putz erhalten, aber der Bau des Schiffes und noramazuerkennen.–FürMenschenfürdie Thurmes gehört noch der romanischen Periode einAusfluginsUmlandeineInvestionist,ist an. Dafür bürgt der Rundbogenfries im Osten esoftder„einzigeBergblick“. des Schiffs, das bezeugen auch die alten Wand- Mit Eröffnung der Eisenbahnstation Feldmo gemälde, die vor einigen Jahren hinter zwei Sei- ching wurde der Bahnhof beliebter Aus tenaltären entdeckt wurden. Drei sind wohl gangspunkt für Wanderungen durch das da noch Gebilde der romanischen Kunst, Christus, mals noch wildromantische Moos nach Da Maria Heimsuchung und Mariä Tod erscheinen chau. Der dortige Bhf sorgte für die Heim eher der gotischen Zeit zu entstammen. Jene fahrtderAusflügler.DerWegführteüberdie JosefFranklStr., Feldmochinger Str., Gras herben romanischen Gestalten sind die ältesten hofstr. Ins damals noch nicht drainierte Schöpfungen der Malerei in diesen Gegenden, Moos,vorbeiamBirketzumSchwarzhölzl(wo weswegen es so sehr zu bedauern ist, daß die zwischenSchwarzemHolzundKrebsbachdie letzteSchlachtdesjährigenKriegsinBay

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8 ern stattfand) und verzweigte sich dort in verschiedene Routen Richtung Dachau bzw. auchMariaBrunn. Akademiestudenten,MalerundZeichner(zB. EDUARD SCHLEICH D .J. und d.Ä, PHILIP RÖTH aus Nederling,diebeidenSchweizerOTTO FRÖHLI CHER undHANS SANDREUTHER ,MATTHIAS WEHLI , V. POSCHINGER , HANS KONRAD SAFFER , SION LANGLEY WEMBAN etc.)dereresinMünchenundUm land nicht mangelte, übten sich in der Dar stellungvonLandschaft,LichtundWitterung. Die Landschaft zog diesen Interessenten kreisbisetwaan. Philip Röth, Birkenwäldchen, (Öl, ohne Datum, Privatbesitz)

Philip Röth, Feldmoching, 1898 (Öl, Privatbesitz)

Philip Röth, Mühle bei Feldmoching, 1915 (Öl, Privatbesitz)

Zwischen Professor Karl Wahler (), („Kunst für Alle“, 1895, Bd. 10, S.79 rechte Spalte) der an an der Kunstgewerbeschule München unterrichtete, und in der Luitfriedstr. in FeldmochingwohnteundFranzvonLenbach bestandeineBekanntschaft. Auch andere Künstler und Kunsthandwerker nahmen in der Gemeinde Feldmoching Wohnsitz: zB der Illustrator Konrad Eggers dörfer (), der Bildhauer und Krip penschnitzer Prof. Otto Zehenbauer ( ),derMalerMartinKurrek()in der Lerchenau, der Bildhauer Wilhelm Göh Otto Fröhlicher, Frühling bei Feldmoching, 1890 ring( 1876-1955) inderheutigenFasanerie. (Öl auf Leinwand, Aarau)

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bingerVersatzstücke. Feldmoching wurde, wenn es in der Literatur, Leider hat der verstorbene Autor seine Aufzeich Volkstheaterstücken, Witzen oder in Redensarten nungen zu seinen Werken verbrannt. Sein Werk aufschien, häufig als Projektionsfläche für ein be sollfür sichsprechen. Es darfalsogerätseltund liebiges, meist ländliches, „Irgendwo“ im „Nir geheimnistwerden.DiesesSpekulierenlässtdabei gendwo“ verwendet oder um die Fremdheit eines viel„mündlicheGeschichte“auflebenundhältsie Protagonisten in der jeweiligen Situation hervor damitlebendig. zuheben, bzw. die Zurückgebliebenheit oder Un sinnigkeithervorzukehren. ÜberseinenSchauspielerkollegenWALTER SEDLMAYR hatte MICHAEL ENDE , der selbst Falkenbergschüler war, Bezüge nach Feldmoching. SEDLMAYR war Trauzeuge von MICHAEL ENDES erster Frau, der Schauspielerin INGEBORG HOFFMANN auf deren Hochzeit am . August  auf dem Kapitol in Rom. BiswuchsderinGarmischgeboreneMICHAEL ENDE in Obermenzing als Sohn des Kunstmalers EDGAR ENDE auf, bevor er in eine Atelierwohnung umzog, mit verglaster Decke und nächtlichen Sternenblick, im . Stock der Schwabinger Kaul bachstraße . Sein Vater wurde  von der Reichskulturkammer mit einem Berufsverbot be legtundvieleFreundewurden„abgeholt“,sodass auch Erlebnisse aus dieser Zeit in die vorliegende Münchner Tagesanzeiger 8. Juli 1860 Geschichte eingearbeitet sein dürften. Die Figur des Patenonkel Joseph und die Szene mit dem In Norddeutschland müssten wohl Buxtehude, HäftlingdeutenindieseRichtung. ObenstroheoderWanneEickelherhalten. InderFigurdesDR.REMIGIUS SEIDL sindParallelenzu Als Projektionsfläche für das austauschbare setzte WALTER SEDLMAYR enthalten,derinderJosefFrankl eswohlHEINRICH MANN ()einimnachste Straße,nächstdemBahnhof,aufwuchsundwie hend abgedruckten Auszug seines Werkes „Ein der Bruder des IchErzählers von dort aus das Zeitalterwirdbesichtigt“.HeinrichMannlebtevon Gymnasiumbesuchte.  bis  in München, so dass lokales Kolorit AufderOstseitedesBahnhofsFeldmochinggabes nichtauszuschließenist. tatsächlich ein Wohngebäude für Bahn Die darauf folgende surrealistische Geschichte bedienstete, das bei der Bahnhofserweiterung, „Ein Haus an der Peripherie“ () stammt von /,abgerissenwurde.Eswurdeumvon MICHAEL ENDE (). Sie ist dem Band „Das derEisenbahnerfamilieRÖHRL bewohnt. Gefängnis der Freiheit – Geschichten von Wun DieUngenauigkeitenim–teilssehraltenKatas dernundZeichenvonGeheimnissenundRätseln“ terwerk der Gemarkung sind bzw. waren berüch entnommen. tigt. Auch das Grundbuch von Feldmoching ist Diese Geschichte hat reale Verbindungen nach wirklichim.Weltkriegverbrannt. Feldmoching,dieumdenphantastischenKernei Nachdem Michael Ende seine Schauspielerlauf nes Hauses, das kein „Inneres“ hat, kunstvoll ge bahn aufgab, schrieb er  den Roman „Jim schlungenist.DerAutorbedientsichfürdieseGe Knopf und die wilde “. In dessen ersten Kapitel schichte zahlreicher kollageartig verdichteter klingenebenfallsBezügenachFeldmochingan,als Fragmente und Versatzstücke u. A. von Eigen dieRomanfigurJimKnopf,diemitdemLokomotiv schaften realer Personen und Örtlichkeiten in führer Lukas auf einer phantastischen Reise ist, Feldmoching, die in Teilen zu entschlüsseln wohl Postempfängt: nurdieErinnerungalteingesessenerZeitgenossen „EswarenBriefeinjederFormundGrößeundvon – und dies auch nur beschränkt – ermöglichen allen Farben und mit den seltensten Briefmarken wird. Ein Spaziergang von der JosefFranklStr. beklebt,dennsiekamenvonHinterindienundaus überdieBahndieRaheinstr.entlangzurHochmut FeldmochingundausChinaundStuttgartundvom tingerStr.,dieLerchenauerStr.,undzurückzurJo NordpolundvomÄquator,miteinemWort:ausal sefFranklStr. bis zum Bahnhof mag inspirierend lerHerrenLänder.“■ wirken. Die Geschichte enthält aber auch Schwa

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Ein Zeitalter wird besichtigt

Heinrich Mann

„... Anfänger Hitler war allein auf den Augenblick, Berlin lässt sich erobern von Feldmoching und auf das äußere Gesicht der Stunde bedacht. Der Braunau.EsistnichtohneWiderstandzugegangen, mondial exdierende Wüstling ist es geblieben. aber der gebildete Widerstand bestand in DamalszeigteerseinenReichtumdenstaunenden Achselzucken, der volkstümliche in gesitteten Besuchern. Der Herr des Münchener Braunen Umzügen. Die Verteidiger der Republik verließen Hauses, sein eigener Architekt bitte, welch ein sich auf Gesetze, als ob sich die Gesetze nicht der ArtifaxundPipifax,streckteindenPfeilersaal,um Macht beugten. Sie hatten von der die Kasse her gebaut, sein ergreifend ernstes Ungesetzlichkeit keinen Begriff. Seit dem vorigen Antlitz. Seine SAJungen lasen in diesen Zügen Kriegwarihnenentfallen,daßmantötenkann.Die keinen . Juni, diesmal sterben sie nur erst in Angreifertöteten. Anbetung. Leib und Seele standen angestrengt Dieser Zustand hieß Demokratie. Er war zu Stramm. glücklichfüreinenHitler,erriefnacheinemHitler, Ein Mann aber der Zeitungspapier geliefert hatte, müßte erfunden werden, wenn er nicht schon da bekam es bezahlt. Der Geldschrank tat sich auf, war.SeineFeindevonderPolizeiverhaftetenseine demManngingendieAugenüber.Undkämmteer anderen Feinde, Kommunisten genannt. In seineganzeHeimatBayernnachechtenBanknoten WirklichkeitkönnenSienichtgewesensein,wassie aus,niemalshättensieBergeaufgehäuftwiehier! beanspruchten: die Revolution, deren sie sich Er bekreuzigte sich, er verließ die Stätte als rühmten,hatteweitdorthintenstattgefunden,in Nationalsozialist. ihrenKöpfennie.Siewarengesetzlichgesonnen.In Armer Provinzler, denkt Hitler, der selbst einer ist. einem Land, das sich auflöste, in einem flüssigen Laß sie obenauf Geld sehen, gleichviel was unten Zustand der Dinge blieben sie als letzte Fest. Sie liegt. Mein Militär ist ganz und gar nachgemacht, glaubten,bisindenUntergang,anMarx....“ dashindertnicht,ichimponieremirundihm.Ich, der Mann aus Braunau, er der Mann aus Feldmoching, achten beide nichts außer Militär Heinrich Mann, Ein Zeitalter wird besichtigt. Aufbau Verlag, und Geld. (Absichtlich vergißt er das Café Berlin und Weimar 1973. Alle Rechte vorbehalten S. Fi- Stephanie.)WaswirdschonandersinBerlinsein! scher Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Das Haus an der Peripherie - Ein Leserbrief -

Michael Ende

Feldmoching/München tigtmich,nunmeinerseitszurFederzugreifen,um den.. IhneneineErfahrungausmeinerKnabenzeitmit zuteilen,dieingewissemSinnemeinLebenge prägthat.AllemeineVersuche,diebeunruhigen Dr.phil.JosephRemigiusSeidl denKonsequenzen,welchesichausmeinenBeo Studienrata.D. bachtungenergebenkönnen,einerbreiterenÖf Emeranstr.,Feldmoching fentlichkeitvorAugenzustellen,sindbislangohne Erfolggeblieben.IchbinnuraufDesinteresseoder ungläubigesKopfschüttelngestoßen.Vielleichtist AndenVerfasserdesBerichtesüberden»Korridor esIhnenaufgrundIhrerallgemeinenBekanntheit desB.C.« möglich,diesembedauerlichenUmstandeabzu helfen.DochwieauchimmerSiedarüberent scheidenwerden,inkeinemFall,sodenkeich, kannesIhnengleichgültigsein,daßBauwerkevon SehrgeehrterHerrM.E., somerkwürdigerBeschaffenheit,wiejenervonIh nenbeschriebeneKorridor,durchausnichtnurin dervonIhnenunlängstinderZeitungveröffent derurbseternazufindensind(woihreExistenz lichteArtikelhatmichstarkbeeindruckt.Erermu mehroderwenigerzuerwartenist)–sondern

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auchbeiunsinFeldmoching(wodergleichendenn dochrechterstaunlicherscheinenmag). Nun weiß ich natürlich nicht, sehr geehrter Herr,obIhreDarstellungsichalsreineFiktionver standenwissenwill(gewißwerdenvieleLesersie dafür halten) oder ob Sie ein tatsächlich existie rendes Bauwerk beschrieben haben. Im ersteren FallemögenSiewohllächelnüberdiesenmeinen BriefalsübereineweitereabsurdeLeserzuschrift, derenSievermutlichviele bekommen;trifftaber letztereszu,sokannIhnenmeineMitteilungviel leicht einen wertvollen Beitrag zu Ihren eigenen Forschungen leisten. Übrigens habe ich erst seit wenigenJahrenversucht,dasOhrderÖffentlich keit für meine Ermittlungen zu gewinnen – aus einemleichteinsehbarenGrunde:IchbinStudien rata.D.,wegeneineshartnäckigenNervenleidens vorzeitig in Pension geschickt, und wollte eben des Verdachtes wegen, den meine Krankheit na helegt, keinen Zweifel an meinem gesunden MenschenverstandeVorschubleisten,solangeich nochimSchuldienstetätigwar.Nunaber,daich nurnochPrivatpersonbinundüberdiesdasEnde meines Lebens täglich eintreten kann, drängt es mich,rückhaltlosderWahrheitdieEhrezugeben. VerurteilenSiemichnichtwegenmeineslebens langen Zögerns, sehr geehrter Herr! Schließlich Bahnhof Feldmoching 1882, K.B. Staatseisenbahnen Hauptgebäude mit Stationsdienerwohnung hat auch der von mir so hockgeschätzte Darwin seine brisanten Erkenntnisse erst veröffentlicht, alsesihmberuflichkeinenSchadenmehreintra Dort lebten wir, das heißt mein Vater, meine gen konnte. Es gibt eben Wahrheiten, die man Mutter,meinumzweieinhalbJahreältererBruder tunlichstdemRoulettederMeinungenerstdann Emilundich.ZumUnterrichtgingichdieersten preisgibt, wenn man selbst den Spieltisch schon verlassen hat. Aber wie auch immer Sie darüber vierJahreinsDorfFeldmoching,dochbestehtdas alte Schulhaus jetzt nicht mehr. Es wurde vor denken mögen, seien Sie jedenfalls versichert, zehn Jahren abgerissen, heute steht dort eine daß ich Ihnen reine Tatsachen darstelle und daß Reihenhaussiedlung,inderichnunmeineAlters ich, wie Sie sehen werden, nicht wenige Recher residenz bezogen habe. Ich bin also an den Ort chenangestellthabe,umderenunbezweifelbare meinerKindheitzurückgekehrt. Richtigkeitzuerhärten.ÜberdieswarichalsLeh rer für Geschichte, Deutsch und Altphilologie ein EtwaeinenhalbenKilometervonunsererStati Lebenlangbestrebt,michjederZügellosigkeitder on entfernt, dort, wo sich heute die neue Auto Phantasiezuenthalten. straße erstreckt und die Großtankstelle errichtet wurde, befand sich damals eine Wiese von etwa NunaberohneUmschweifezurSache. einemhalbenHektarGrundfläche.Daesspäterin In meiner Kindheit (ich bin  geboren) war meinemBerichtvonBedeutungseinwird,willich Feldmoching noch ein mehr oder weniger ländli genau sein: Das Flurstück b (so die Auskunft cherVorort vonMünchen. Esgab,verglichenmit des Katasteramtes, die ich später einholte) maß heute,nurwenigeVillen,diemeistenHäuserwa vor  exakt  qm. Heute mißt es dagegen ren bäuerliche Anwesen, umgeben von Feldern, nur noch  qm, obgleich die alten Grenzen Äckern und Wiesen. Eine Eisenbahnlinie verband nochimmergeltenundsorgfältigvermessensind. denOrtmitderStadt, der Zugverkehrteviermal Der Beamte, von mir befragt, wohin denn die täglich,unddenkleinenBahnhofversorgtemein fehlenden  qm des Flurstücks verschwunden Vater als Stationsvorsteher. Neben dem Bahnhof seien, zuckte gleichgültig die Achseln und mur gabeseinanspruchsloses,ausunverputztemZie melteetwasvon»ungenauenMeßmethodender gelerrichtetesHaus. Vorkriegszeit«.Ichaberweißnurzugut, daßdie Sache einen anderen, sehr viel bedenklicheren Grund hat. Wenn es mir gelänge, sehr geehrter Herr, Sie von dessen Stichhaltigkeit zu überzeu gen, so wären meine jahrelangen Bemühungen umdieLösungdesRätselsnichtvergebensgewe sen. Doch ich will Sie nicht zu beeinflussen su chen.Siewerdenselbsturteilen.

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In meiner Kindheit also stand auf jener Wiese, Forschungkommeichspäterzurück. durcheineziemlichverwahrlosteTaxusheckeund Einmal schnappte ich als Knabe eine Bemer ein Fichtendickicht verborgen, ein Haus, das den kung meines Patenonkels Joseph auf — eines BewohnernFeldmochingszuallerleiVermutungen Bruders meiner Mutter, der in den Film Anlaß gab. Meine und meines Bruders Neugier StudiosalsKulissenmalertätigwar—desInhalts, wurdenochbesondersdadurchangestachelt,daß daß man sich vor der Schoaßwalli besser in acht unserVaterunsohneAngabenähererGründeun nehme. Sie habe mit den LudendorffLeuten zu tersagte,inderNähejenesGrundstückszuspielen. tun.EsgäbedaeinengewissenokkultenKreis,vor NiemalssahmanjemandindemverrufenenHaus allem um die Witwe Ludendorff — mein Onkel aus und ein gehen außer einer einzigen, recht nanntesiemehrmalsdie»lästigeWitwe«—,der ungewöhnlichen Person, einer älteren Frau (für dieAnkunfteineraußeroderunterirdischenRas KindersindfreilichalleLeuteüberVierzigalt),die, sevonÜbermenschenvorbereite.Zweinamhafte wiemanunssagte,als»Zugeherin«,dasheißtals Mitglieder dieses Kreises, D. E. und M. H. , sollen Putzfrau dort angestellt war. Doch schon damals der Fama nach Hitler während seiner Festungs schien mir diese Auskunft recht zweifelhaft (und haft in Landsberg täglich besucht und in dieser Zweifel hat sich bis heute nur noch ver doktriniert haben. Wie absonderlich die Lehren, stärkt),denndasÄußerederFrauodersollichsa die der »Führer« damals empfangen hat, auch gender Dame,denntrotz allemhatte siefüruns immer gewesen sein mögen — sie haben sich, Dorfbuben etwas Herrschaftliches an sich ent fallsdieseBehauptungstimmt,immerhinalsäu sprach in keiner Weise dem, was man sich unter ßersteffizienterwiesen. einer Putzfrau vorstellt. Sie war verhältnismäßig klein, von stämmigem Körperbau und trug meist Ichhabemichgehütet,indieserRichtungwei Hosenröcke,wasdamals alssehrelegantgalt.Ihr terzuforschen.EsgibtnochimmerGründe,sich weißesHaarwarzueinemPagenkopfgeschnitten, Zurückhaltung aufzuerlegen. Dessen hat mich undsierauchteZigarren.Ihrstetsungeschminktes nichtzuletztmeinevorzeitigeEntlassungausdem Gesicht wirkte merkwürdig ledern. Sie trug eine Schuldienst belehrt (). Auch kenne ich Ihren Brille,derendickeGläserihreAugenriesigerschei politischenStandpunktnicht,sehrgeehrterHerr, nenließenwirnanntendas»Butzenscheibenop undichmöchteIhnenkeinesfallszunahetreten. tik« oder »Flaschenböden«. Was allerdings unser IchbeschränkemichaufdieTatsachen. knabenhaftes Interesse am meisten erregte, war der Umstand, daß sie sich offensichtlich niemals Es muß wohl im Frühsommer des Jahres  wusch. Ihre langen Fingernägel starrten vor gewesen sein — genau kann ich den Tag nicht Schmutz, ihr Hals und ihr Gesicht waren streifig. mehr datieren, jedenfalls war mein Vater trotz DochdasalleinerklärtenochnichtdieWolkevon seinesHerzfehlersinzwischenzudenWaffenge schwerem Gestank, die sie meistens umgab. Of rufen worden —, als mein Bruder Emil mich an fenbar litt sie unter chronischen Verdauungsstö der kleinen Bahnstation von Feldmoching er rungen, denn fast pausenlos entströmten ihrem wartete.ErwardamalsLehrlingbeieinemSchlos LeibdurchaushörbargewisseDarmgase.Daswar sermeister namens Ruppel, während ich wegen wohlderGrundzudemNamen,unterdemsiebei meiner besonderen schulischen Begabung das denLeutenunsererGegendbekanntwar:»d'Scho Maximiliansgymnasium in München frequentie aßwalli«.WalliistbeiunsdieAbkürzungfürWal ren durfteund dieSexta besuchte.Somußteich burgaundSchoaß—ichbitteumEntschuldigung, jedenWochentagmorgenssehrfrühmitdemZug abervolkskundlicheGenauigkeiterlaubthierkeine indieStadtfahrenundkammittagszurück. höfliche Umschreibung — bedeutet Furz. Beden AufgeregtteiltemeinBrudermirmit,dieScho ken Sie bitte, sehr geehrter Herr, daß es sich da aßwalli sei bei ihnen in der Werkstatt gewesen mals um eine vorwiegend noch bäuerliche Bevöl und habe ein neues Schloß für ihre Haustür be kerung handelte, die ja gerade bei uns in Bayern stellt.AuswasfürGründenauchimmerhatteder fürihredrastischeAusdrucksweisebekanntist. MeisterdenAuftragandenGesellenweitergege BesagteSchoaßwallialsokameinbiszweimal ben,derwiederumhatteihnandenLehrling,also pro Woche auf ihrem Fahrrad aus Richtung der an meinen Bruder abgeschoben. Dieser gab mir Stadt, fuhr in das Grundstück hinein und betrat unumwundenzu,daßersichdavorgrauste,allein dasHaus,wobeisieihren»Drahtesel«,wiewires zuderDamehinzugehen.Erbatmich,ihnzube nannten, stets mit hineinnahm. Meist blieb sie gleiten. Ich erschrak zunächst über diesen Vor überNachtundfuhramnächstenMorgenwieder schlag, machte allerlei Ausflüchte wegen beson fort. ders umfangreicher Hausaufgaben, war aber zugleich vom Anerbieten meines Bruders so in Über die wahre Identität dieser Dame konnte meinem Knabenstolz geschmeichelt, daß ich ichbisheutenurweniginErfahrungbringen.Die schließlich zustimmte. Nach dem Mittagessen meistenLeute,dieinFeldmochingetwasmitihr gingen wir hinüber zu jenem Haus. Mein Bruder zutunhatten,wolltenmirkeineAuskunftgeben schlepptedenschwerenWerkzeugkasten,indem oderleugneteneinfach,siegekanntzuhaben.Ei nige von ihnen haben inzwischen das Zeitliche 1 Die Namen sind im Brief ausgeschrieben, wurden aber gesegnet. Auf die spärlichen Ergebnisse meiner vom Herausgeber auf die Initialen reduziert.

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auch einige Türschlösser lagen. Vor der Mutter schen haben meine Recherchen ergeben, daß es hielten wir den Auftrag geheim, um sie nicht zu sichumeinegewisseWalburgavonThulegehan beunruhigen.Eshattegeregnet,warwindigund delt haben muß, die nachweislich im damaligen nochziemlichkalt. Amt»Ahnenerbe«führendtätigwar–einInstitut der SS übrigens, dem unsere heutigen Historiker Das Grundstück hatte keinen Zaun, nur ene j auffallendwenigAufmerksamkeitwidmen. schon erwähnte vernachlässigte Taxushecke, die etwa mannshoch war, dahinter erhob sich das DaaufdasRufenmeinesBrudersniemandant Fichtendickicht. Ein Weg voller Löcher und Pfüt wortete, gingen wir um das Gebäude herum, in zenführtevonderStraßeausineinigenWindun der Hoffnung, die Dame irgendwo im Garten zu genaufdasHauszu,sodaßmaneserstvollstän entdecken,abervergeblich.Dabeibemerktenwir dig sehen konnte, wenn man kurz davor stand. jedoch, daß die Seitenfront mit der Vorderfront SeinAnblickwarmerkwürdiggenug.Obgleiches völlig identisch war: der gleiche Säulenportikus, für ein Wohnhaus eher klein schien, wirkte es die gleichen Figuren, die gleiche Eingangstür. dochaufirgendeineunerklärlicheArtüberdimen EbensoverhieltessichmitderRückseitedesHau sional,etwaso,alshabemaneinenBriefbeschwe ses,nurdaßhieralleEinzelheitenspiegelverkehrt reraufdieAusmaßeeinesHausesvergrößert. angebrachtwaren.  Die Außenmauern waren mit Travertinplatten Wir suchten nach einem Klingelknopf, einem verkleidet, ebenso der Säulenportikus, der das KlopferoderZug,dochnichtsdergleichenließsich GebäudevonallenSeitenumgab.Diezahlreichen entdecken. Fenster, alle völlig gleichförmig, waren sehr Wir gingen also zur Vorderseite zurück – auch schmal, höchstens  cm breit, aber sehr hoch, hierkeinerleiSignalanlage.MeinBruderriefnoch wodurch sie wie Schießscharten wirkten. Zwi einigeMale,dannpochteerbeherztmitdenFin schendenFensternbefandensichNischen,inde gerknöchelngegendieTür.ZuunseremErstaunen nenjeweilslebensgroßeMarmorfigurenstanden. öffnete siesich, siewarnichtverschlossen. Doch Ich erinnere mich nicht mehr, was diese Figuren das war im Grunde leicht zu erklären, denn man darstellten,dochweißichnoch,daßichdenEin hatteuns(dasheißtmeinenBruder)jaebenher druckeinesgeradezuobszönenHeroismushatte, gerufen,weildasTürschloßdefektwar.jedenfalls wie er häufig Kriegerdenkmälern eignet und wie erklärtenwirunssodieSache. erdemGeschmackderdamalsHerrschendenent sprach.ÜberhauptzeigtedasganzeBauwerkden EmilöffnetedieTürnochweiter,riefnochmals StiljenerödenPseudoklassizistik,derfüralleDik und trat ins Haus. Ich war zurückgeblieben und taturenunseresJahrhunderts,gleichobfaschisti sah,wieihnimgleichenAugenblickvölligeFins scheodersozialistische,kennzeichnendist.Dieses ternisverschlang,soalsseihinterihmeinraben UrteilkommtmirnatürlicherstjetztindenSinn, schwarzer Vorhang zugefallen. Auch sein Rufen damals erschreckte mich nur die Ähnlichkeit die riß mitten im Wort ab. Ich schrie seinen Namen, serArchitekturmit jenerder»Führerbauten«und bekamaberkeineAntwort.IndiesemAugenblick der»Ehrentempel«,dieichausMünchenkannte. überfiel mich ein so heilloser Schrecken, daß ich (LetzteresindjanachdemKriegeabgerissenwor fortgelaufenwäre,wennichmichauchnurimge den,währenderstereheuteausgerechnetdieMu ringsten hätte bewegen können. Doch stand ich sikhochschule und andere Kulturinstitute beher völligparalysiert. bergen.) AusdieserKatalepsieerwachteicherstwieder, Hier standen wir nun einem solchen Gebäude alsmeinBruderumdieEckedesHausesgelaufen imMiniaturformatgegenüber.DieganzeVorder kam.EsdauerteeineWeile,bisichbegriff,waser frontmaßwenigmehralsminderBreiteund mirmitteilte:ErwarimnämlichenAugenblick,da in der Höhe. In der Mitte sprang der Portikus et erdurchdievordereTüreintrat,ausderhinteren wasvor,dahinterlagdieEingangstürausschwe herausgekommen.Eswar,alsseierdurcheinund rem, dunkelgebeiztem Eichenholz, in das intar dieselbeTürgegangen. sienartigjenebekanntelinksläufigeSwastikaein gelassen war, die, wie ich inzwischen erkundet Er forderte mich auf, diesmal mit ihm zusam habe, der Göttin Kali zugeordnet wird und Tod menhineinzugehen,dochichweigertemich.Um undZerstörungbedeutet.DasDachdesGebäudes nichtsinderWeltwäreichanjenemTagdortein war,soweitichsehenkonnte,flach,dochragtein getreten.Späterändertesichdas,meineNeugier der Mitte ein überhoher, aus Klinker gemauerter bekamdieOberhand,wieSienochsehenwerden, Schornstein empor, von einem beweglichen, ble abernichtandiesemerstenTage.

chernenWindhelmgekrönt,dersichimFrühlings Gemeinsam spähten wir durch die Tür, die noch sturm hin und her drehte und unangenehm kreischte. 2 Im Brief an den Rand geschrieben: Leider habe ich niemals die genaue Lage des Hauses in Bezug auf die MeinBruder riefeinigeMalelaut:»Hallo–der Himmelsrichtungen festgestellt. Mag sein, daß diese wie bei Schlosser wär da! « Er konnte die Dame ja nicht der großen Pyramide von Gise von Bedeutung gewesen bei ihrem ortsüblichen Spitznamen rufen, und wäre. den richtigen Namen kannten wir nicht. Inzwi

12 1905-2015 Festgabe - 100 Jahre SPD Ortsverein Feldmoching immer offenstand, doch konnten wir absolut gehörigen Schlüssel ein paar Mal auf und zu, nichts sehen. Eigentlich hätte man von hier aus sperrte dann endgültig ab, steckte den Schlüssel dieandereTürerblickenmüssenunddahinterden ein,undwirgingenschweigendheim. Garten,docheswar,alslägedazwischeneinvöl Während ich an meinen Hausaufgaben saß – ligdichtesundlichtundurchlässigesVakuum,ein ich brachte zum ersten Mal in meiner ganzen StückfinstererundraumloserLeere–fallsSiemir Schulzeitkaumetwaszustande,sosehr beschäf diesecontradictioinadiectogestattenwollen. tigte das Erlebnis meine Gedanken – hörte ich Mein Bruder befahl mir stehenzubleiben, wäh meinen Bruder im Keller, wo unsere häusliche rend er ums Haus ging. Ich wartete klopfenden Werkstatt war, längere Zeit feilen. Dann ging er Herzens. Dann plötzlich stand er vor mir in der zuseinemMeister. Türöffnung, die Klinke in der Hand, trat heraus Natürlich sagten wir niemandem etwas, schon undzogdieTürhintersichzu.Verstörtblickteich gar nicht unserer Mutter. Erst abends, als wir ihn an und fragte stockend: »Wie ist das denn, schon in den Betten lagen – wir Buben schliefen Emil, wenn man da durchgeht? Tut das irgend in einem Zimmer –, flüsterte mein Bruder: »Jo wie?« seph,weißt,wasichmirdenk?« »Nein«,sagteer,»manspürtabsolutnichts.Es »Wasdenn?« tutnichtwehundnichtwohl–estutüberhaupt nichts.Daisteinfachnichts,Joseph.« Es dauerte eine Weile, ehe er fortfuhr: »Das Hausda...hatüberhauptkeinInneres.Esistnur ErmachtedieTürwiederaufundstarrtekopf vonaußenda.« schüttelndindieseschwarzeLeere.»Daistüber hauptnichts«,murmelteer. »Geh! « wisperte ich und fühlte wieder jenes Grauennäherkommen,»sowasgibt'sjagarnicht, WirstandenbeideeineWeileundwußtennicht Emil.« recht,waswirnuntunsollten.Das,waswirdavor uns hatten, gab es nicht, das war völlig klar. Es »Doch«,sagtemeinBrudersehrernsthaft,»so wareinfachnichtmöglich. wasgibtesschon,Joseph.EinHaus,daskeinInne reshat.« Dann erinnerte mein Bruder sich plötzlich sei nes Auftrages und begann lärmend in seinem UndwiedernacheinerWeile,alsichschonam Werkzeugkastenzu Einschlafen war, setzte er noch hinzu: »Nur eins möcht ich wissen. Warum muß es dann abge kramen. Er nahm einen Zollstock heraus und sperrtwerden,wenndochsowiesokeinerhinein klappte ihn unschlüssig auf und zu. Plötzlich kann?Daistdochüberhauptnichts.« schienihmeinEinfallzukommen. AmnächstenTagerschien,eingehülltindieüb »GehaufdieandereSeiterüber,Joseph«,befahl licheWolkevonGestank,dieSchoaßwalliaufih ermir,»undpaßgenauauf,wasdusiehst!« remFahrradbeiMeisterRuppel,holtedenSchlüs GehorsamliefichumdasHausundstelltemich selabundbezahltedieRechnung.Danach,soer vor der rückwärtigen Tür auf, die übrigens eben zählteEmilmirabends,fixiertesieihnlangemit falls nach innen geöffnet war, und zwar im glei übergroßenAugendurchihredickenBrillengläser, chenWinkel,indemdievordereTüraufstand. undihmwurdefastübel,nichtnurvondemGe ruch,dervonihrausging.Dannzeigtesielangsam Plötzlich sah ich am Türpfosten aus dem mitihremZeigefingeraufihn.»Ah,duwarstesal schwarzen Nichts ein Stück Zollstock erscheinen. so,gelt?«fragtesie,»duhastdieArbeitgemacht, Es schob sich langsam heraus, bis es genau ein nichtwahr?« undzwanzigZentimeterhervorragte.Dannwurde eswiederzurückgezogen. MeinBrudernicktestummundfragtesich,wo hersiedaswußte.DerMeisterhatteihrjedenfalls IchhörtemeinenBruderaufdenFingernpfeifen nichtsdavongesagt. und kehrte zu ihm zurück. Mit einer stummen Kopfbewegungforderteermichaufzureden. »Gut,gut«,sagtesie,»rechtso.Miristesschon recht.«Wiedermustertesieihnunschlüssig,dann »DerZollstockistrausgekommen«,sagteich. lächelte sie plötzlich, holte nochmals ihr Porte »Wieviel?« monnaiehervorundgabihmeineMark. »EinundzwanzigZentimeter.« »Da«,sagtesie,»dasistdannfürdich.« »Stimmt!« bestätigte mein Bruder und kratzte ErnahmdasGeldwortlosentgegen. sichnachdenklichmitdemZollstockamKinn. Die Schoaßwalli schwang sich aufs Rad, und »Wie kann denn sowas sein? « fragte ich. Er schonimWegfahrenriefsiezurück:»Besuchmich antwortetenicht,sondernzucktenurdieAchseln. dochmal,Bub.Duweißtja,wiemanreinkommt.« Dann machte er sich an die Arbeit, und ich half ihm dabei. Er schraubte das defekte Schloß aus Mein Bruder schaute ihr nach, bis der Geselle undsetzteeinneuespassendesein.Alswirfertig ihmeineKopfnußgabundsagte:»FürsMaulaffen waren,probierteeresaus,schloßmitdemdazu feilhaltenwirstnichtbezahlt.«

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NichteinmalmirhatteEmilverraten,daßerfür dasHaushineingingundoffenbardieNachtüber sich einen Reserveschlüssel gefeilt hatte in der darin blieb. Die übrige Zeit lag das Gebäude ver Absicht,inAbwesenheitderSchoaßwallidasHaus lassen. noch einmal zu untersuchen. Nun beunruhigten Aberwiewaresmöglich,daßsiedorthineinge ihn ihre Abschiedsworte sehr, denn es war ihm henkonnte? vorgekommen,alsspielesiedaraufan.Dochwo her konnte sie davon wissen? Es war völlig un Einmal–daswirdwohlschongegenEnde möglich.DieseUngewissheitängstigteihn–und gewesen sein – kam ein schwarzer Mercedes, in auchmich,derichjanunauchumdasGeheimnis demmehrereMännersaßen.DerWagenwartete wußte. Und eines war uns beiden klar: Dieses übereineStundeaufderStraßevordemHaus,bis Wissenwargefährlich.Vielleicht–soredetenwir die Schoaßwalli auf ihrem Fahrrad eintraf. Zwei unsein–warenwirschonzuGefängnisoderTod SSMännerinUniformstiegenausdemAuto,zwi verurteilt,ohneetwaserfahrenzuhaben.  schen sich führten sie einen Mann in Hut und Mantel. Er war sehr bleich. Die Dame übernahm FürlängereZeitmiedenwirdasHaus,machten den Gefangenen – jedenfalls hielten wir ihn für sogarUmwege,umnichtinseineNähezukom einen solchen –, und er folgte ihr willenlos ins men, und beobachteten es nur aus der Ferne. Haus.NacheinerWeilekamsiealleinzurück,die Nachundnachbegannenwirzuhoffen,manhät SSLeutegrüßtenmitdem,wasmandamalsden teunsvergessen.AberesbeschäftigteunsereGe deutschen Gruß nannte, sie erwiderte die Geste danken Tag und Nacht, wir waren regelrecht be undradeltefort.DasAutomitdenMännernwen sessendavon;oftträumtenwirvondemHaus,ei deteundfolgteihrinRichtungStadt. nige Male sogar gleichzeitig denselben Traum, undzwardiesen: Eines stand also fest: Es gab eine Möglichkeit, dasInneredesHauseszubetreten–undnichtnur Wir standen nahe beieinander in nächtlicher fürdieSchoaßwalli,wiewirbishergeglaubthat Finsternis zwischen den Fichten versteckt und ten. Wie mochte dieses Innere beschaffen sein? spähten durch die Zweige nach dem Haus. Es Wirbeschlossen,kosteeswaseswolle,dieSache herrschte völlige Stille, aber nach und nach ge zuerforschen. wahrtenwireinleichtesVibrierendesBodens,das immer zunahm,soalsstündenwiraufdemFell AberdiesistnunkeineKriminaloderGruselge einer unermeßlich großen Trommel, welches in schichte, sehr geehrter Herr, sondern ein sachli derResonanzaufeinenunterirdischenoderinfer cher Bericht, und darum will ich Ihre Erwartung nalischen Klang mitschwang, der aber selbst un nichtunnötigaufdieFolterspannen,sondernIh hörbar blieb. Gleichzeitig erschien hinter den nen vorwegnehmend gestehen: Es gelang uns FensterschlitzenimInnerendesHauseseinüber nicht,dasRätselzulösen. grelles,bläulichweißesLicht–etwawiedaseines Elektroschweißgerätes –, das den Augen uner Meine erste Heldentat bestand darin, daß ich träglich war. Und beide träumten wir, daß sich einesNachmittagseinenSteinineines derFens uns dabei die Haut buchstäblich kräuselte vor ter warf. Ich war bei diesem Experiment allein, Grauen, daß wir wie paralysiert stehenbleiben ohne meinen Bruder. Als ich die Scheibe klirren mußten, gleichsam festgefroren. Sonst passierte hörte,rannteichzunächsterschrockendavon,so nichts.DasüberausEntsetzlicheandiesemtödli schnell ich konnte, und versteckte mich in einer chenLichtdortdrinwareinfachdieTatsache,daß StreusandkisteamRandederStraße.Nacheiniger es existierte. Wir beide empfanden glei Zeit kroch ich wieder heraus; meine Knie zitter chermaßen,daßesdiePräsenzvonetwasanzeig ten,dennmeinganzerLausbubenmutwarschon te,dasmannichtandersnennenkannals:dasab restlos aufgebraucht. Da aber nichts geschah, soluteBöse.Etwas,dasinkeinemVerhältnismehr wagteichmichzudemHauszurück.Dawardas zuGottundderWeltstand,etwas,dasnichtsein Loch in der Scheibe, das Fensterglas von vielen durfteunddochwar. Sprüngen durchzogen. Ich lief zur Rückseite des Hausesundstelltefest,daßauchhierdieentspre Trotzalledem–bedenkenSiebitte,ichwarda chende Scheibe zertrümmert war, genau in der mals gerade zwölf Jahre geworden, mein Bruder selbenWeise–ja,ichfandsogarmeinenSteinauf fast fünfzehn, wir waren also durchaus beide demBodenwieder. nochKinder– siegtenach undnachdieNeugier. ImmernäherschlichenwirunsandasHausheran Als ich meinem Bruder von diesem Abenteuer und beobachteten es manchmal stundenlang. erzählte, stand sein Entschluß sofort endgültig Nichtsereignetesich.Wirfandenheraus,daßdie fest. Schließlich konnte er mir als dem Kleinen Schoaßwalli höchstens zweimal in der Woche nicht weiterhin die Initiative überlassen. Schon kam,meistamDienstagundamFreitagabend,in amnächstenTage,einemSonntag,holteernach dem Kirchgang den von ihm heimlich ange 3 Im Brief an den Rand geschrieben: Diese Angst war damals fertigten Zweitschlüssel aus seinem Geheimver nicht so phantastisch, wie sie heute manchem erscheinen steck,einemmitMoosverstopftenLochineinem mag. Schon mehrere Personen unseres Ortes waren über bestimmtenBaum,undwirgingenzumHaus.Er Nacht abgeholt worden und nie zurückgekehrt. besahsichdieFensterscheibeundebensodieauf der rückwärtigen Seite, untersuchte auch den

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Stein, den ich dort liegengelassen hatte, wo er und zur linken oder rechten Seite herauszukom lag. AllesbestätigteseineAnsicht:DiesesGebäu men. Daraufhin vergnügten wir uns damit, daß de hatte kein Inneres, die Vorder und die Rück der einevonuns von vorn nachhintendasHaus seite waren ohne jeden Zweifel identisch. Natür durchsprang, der andere gleichzeitig von links lichgaltdasgleichefürdieFenster. nach rechts. Obwohl wir beide auf »eins, zwei drei!«losliefen,pralltenwirdochniemalsimInne Er schloß die Tür mit seinem Reserveschlüssel renzusammen.EinBeweismehrfürmeinenBru aufundtratbeherztein.Esgeschahnichtsande derEmil,daßermitseinerBehauptungrechthat res als beim ersten Mal. Für mich sah es aus, als te. verschluckeihnplötzlicheDunkelheit,fürihnwar es,alsträteerimgleichenAugenblickausderge Werweiß,waswirnochallesangestellthätten genüberliegenden Tür ins Freie. Nun probierten und ob wir nicht doch noch eines Tages von der wir auch die Türen in den Seiten aus, wobei der Schoaßwalli erwischt worden wären, wenn ich AusdruckVorderfrontoderSeitebeidiesemHaus, nichtzusammenmitdenanderenKindernmeiner das janachallenvierRichtungenvölliggleichaus Gymnasialklasse  wegen der immer verhee sah,imGrundeunzutreffendist.jedenfallszeigte renderen Luftangriffe auf die Stadt München in sich,daßderSchlüsselfürallevierEingangstüren ein sogenanntes Kinderlandverschickungslager paßte(obgleichdochnureinSchloßerneuertwor (K.L.V.)nachMurnauamStaffelseeverbrachtwor den war) und daß in jedem Fall das gleiche ge den wäre. Gleichzeitig wurde mein Bruder, eben schah. sechzehn jährig, zur Wehrmacht eingezogen und fielschonwenigeMonatespäteranderOstfront, Nochimmerhatteichmichbisjetztgeweigert, diejazudiesemZeitpunktbereitsinheilloserAuf selbst durch eine der Türen zu treten. Da schlug lösungwar. meinBruderfolgendesExperiment vor:Erwollte vondereinenSeiteseineHanddurchdieTürstre Als ich nach Kriegsende und dem Zusammen cken,ichsolltesieaufderanderenergreifenund bruch des »Tausendjährigen Reiches« zu meiner schütteln.IchstelltemichalsobeieinerderTüren Mutter zurückkehrte – der Vater kam erst zwei aufundwartete.DieHanderschien,ichergriffsie Jahre später als gebrochener Mann aus der Ge und schüttelte sie, aber mein Bruder ließ meine fangenschaft heim –, war es eine meiner ersten Handnichtwiederlos,sondernzogmichmitaller Unternehmungen,dasHausderSchoaßwalliauf Kraft auf seine Seite herüber. Ich wehrte mich, zusuchen. Es war nicht mehr da. Bei den letzten schrie, stolperte und schlug mir beim Hinfallen Kämpfen um München war es von einer Bombe dieKnieauf–dochdasgeschahschonaufderan getroffenunddemErdbodengleichgemachtwor deren Seite, der meines Bruders. Ich weinte laut, den. mehr aus Schreck und wegen einer unbe Das Folgende weiß ich nur vom Hörensagen greiflichen Traurigkeit, die plötzlich bergeschwer und habe es aus den wenigen Berichten einiger auf meiner Seele lag, als wegen der Schmerzen. ortsansässigerAugenzeugenrekonstruiert:Weni Jedenfallsmachtenwirnichtweiter,ichhumpelte geTagevorderZerstörungdesHauses,soerfuhr heulendnachHause,undmeinBruderfolgtemir, ich,seienmehrereAutosvorgefahren.Etwazehn nachdem er das Haus sorgfältig abgeschlossen oder fünfzehn Personen, einige in Partei hatte.Esgenügteübrigens,einederTüren abzu uniformen mit hohen Rangabzeichen, andere in schließen,damitalleverschlossenwaren. Zivil, seien ausgestiegen und in das Haus gegan Während der nächsten Tage hänselte mich gen.UnterihnenseiauchdieSchoaßwalligewe mein Bruder wegen meiner Ängstlichkeit oder sen.Sieseiennichtwiederherausgekommen,die Wehleidigkeit,aberbaldvertrugenwirunswieder Autos hätten noch tagelang leer an der gleichen undmachtenneueVersuche.Nachdemnunauch Stelle gestanden – doch habe sie natürlich nie fürmichderBanneinmalgebrochenwar,wurden mand zu berühren gewagt. Wer die Leute gewe unsereSpieleimmerunbekümmerter.Wirmach sen seien, wisse man nicht, doch will man min tenunseinenknabenhaftenJuxdaraus,dieunbe destens zwei führende Persönlichkeiten des Re greiflicheEigenschaftdesHausesaufimmerneue gimes unter ihnen erkannt haben, die seither Art zu erproben. Wir spritzten Wasserstrahlen spurlosverschwundenseienundwohlfürimmer hinein,ließenausPapiergefalteteFlugzeugehin unauffindbar bleibenwürden.Da dieNamender durchfliegen, trugen uns Huckepack, machten beiden Persönlichkeiten aber in den verschie Purzelbäume–immermitdemgleichenErgebnis. denenBerichtenwechseln,halteichesfürrichti Wirstelltendabeifest,daßmanimmernurdurch ger, sie hier ganz zu verschweigen. Die Frau des dieentgegengesetzteTürinsFreiekam,daßesal SchlossermeistersRuppelbehauptetübrigens,sie so unmöglich war, etwa von vorne einzutreten habegesehen,wiedasHausimAugenblick,daes von derBombegetroffen wurde,nichtauseinan dergeflogen sei, sondern sozusagen nach innen 4 Im Brief an den Rand geschrieben: Die zerbrochene gesogen wurde und spurlos verschwand. Weder Scheibe wurde übrigens in der ganzen nachfolgenden Zeit MauertrümmernochBombensplitterseienübrig nicht repariert. Vielleicht wurde der Schaden nicht einmal geblieben. bemerkt. Ich habe mich in den seither verflossenen Jah

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ren bemüht, wenigstens das Bau jahr des Hauses habeichdieSacheaufsichberuhenlassen. herauszubekommen,dochwarenmeineNachfor Ich kann nicht sicher sein, verehrter Herr, daß schungenvergeblich,daalleGrundbücherfürdie Sie darüber anders denken und meinem Bericht Zeit von  bis  entweder in den letzten auchnurdengeringstenWertbeimessen.DieZu Kriegstagen verbrannten, oder – was mir wahr sicherung meiner Ernsthaftigkeit und Gewissen scheinlichervorkommt–vonderSchoaßwalliund haftigkeithabeichIhnenalsAkademiker bereits ihrenGenossenweggeholt,vielleichtsogarmitin gegeben und wiederhole sie noch einmal. Seit das Haus geschafft worden sind und somit für meiner Knabenzeit bewegt mich in zunehmen immer verlorengingen. Den Grundbüchern von demMaßederGedanke, daßunsere sogenannte  biszufolgewardieFlächedesFlurstücks RealitätnurdasParterregeschoß,umnichtzusa b,wieeingangsschonerwähnt,umqmgrö gendieHausmeisterwohnungineinemungeheu ßeralsnachdemVerschwindendesHauses.Diese ren Bauwerk mit zahllosen Stockwerken nach DifferenzdürftenachmeinerSchätzungetwader obenundwohlauchnachuntenist.DaßdieExis GrundflächedesHausesentsprochenhaben. tenzjenesHauses,dasichIhnenzuschildernver Ichhabemichdamitnatürlichnichtzufrieden suchte,heutesounbeweisbarundsounglaublich gegeben.IchwolltemirKlarheitdarüberverschaf erscheint,alswäreesniegewesen,fügtsich,wie fen,obdieseqmsamtdemHausirgendwann ichmeine,nurallzugutinsBildderZeit.Nichtan sozusagenausdemNichtsentstandenundspäter dersverhältessichjamitsomancheminunserer wieder ins Nichts hinein verschwunden sind. In jüngstenGeschichte. diesemFall,sosagteichmir,müßtedieFlächen angabeindenGrundbüchernvorderheuti gen entsprechen. Doch auch hier kam ich nicht MitdemAusdruckdervorzüglichstenHochach weiter, denn ausgerechnet innerhalb der Zeit je tung! ner fünf Jahre, für die alle Dokumente verloren gegangen sind, wurden im Zuge einer Flurberei nigungalleGrundstückeinundumFeldmoching neu aufgeteilt, so daß ich nicht in der Lage bin, IhrergebenerJosephRemigiusSeidl dasheutigeFlurstückbausdervoraufge Studienrata.D. zeichnetenEinteilungzuerkennen.DasAmt,das ich bei diesen doch gewiß nicht gleichgültigen Untersuchungen um seine Hilfe bat, wies alle P S.: Vielleicht besteht das ganze Geheimnis des meine Gesuche ab. Ich kann mich dabei des Ein Böseneinzigundalleindarin,dasseskeineshat. drucks nicht erwehren, daß dies auf Anweisung von höherer Stelle geschah. Man schreckte nicht einmal davor zurück, mir in aller Deutlichkeit zu Michael Ende, Das Gefängnis der Freiheit – Geschichten verstehen zu geben, daß meine Fragen unsinnig von Wundern und Zeichen von Geheimnissen und Rät- seienundichjedenfallsbessertäte,michmitden seln. Weitbrecht Verlag in K. Thienemanns Verlag, Stutt- gart und Wien, 1992. Alle Rechte vorbehalten AVA inter- selben an einen Psychiater zu wenden. Seither national GmbH, München.

Verwendete Literatur , soweit nicht bereits angegeben:

GEORG DEHIO , Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – München, München 1996; HANS GRUBER , Wir Gflidner, Freising 1994; PETER BOCCARIUS , Michael Ende – Der Anfang der Geschichte, 1990 München; Handbuch der bayeri- schen Geschichte, Bd. I: Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts, hg. v. MAX SPINDLER , München 2. A. 1981; Bd. II: Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, begründet v. Max Spindler, hg. v. Andreas Kraus, München 2.A. 1988; VOLKER D. LATURELL , Feldmoching, Feldmoching 1970; JOSEF SCHMIDHUBER , Blätter zur Geschichte der Pfarrei und Gemeinde Feldmoching, Stadtarchiv München Nr. 2276; GRAF JULIUS VON SEINSHEIM , „Die Feldmochinger“, 1868; GEORG THOMAS RUDHART , Aelteste Geschichte Bayerns und in neuester Zeit zum Königreiche Bayern gehörige Provin- zen Schwaben, Rheinland und Franken – Ein Beitrag zur Specialgeschichte Süd- und Mitteldeutschlands, Hamburg 1841

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VOLKER D. LATURELL (Feldmoching, S. 146) UND JOSEF SCHMIDHUBER (Blätter zur Geschichte der Pfarrei und Gemein- de Feldmoching, Stadtarchiv München Nr. 2276, Bd. II 443) – berichten dass ein Lied „Die Feldmochinger“ gesun- gen wurde.

Anbei eine Melodie gleichen Titels, die bei der Recherche zu dieser Festgabe aufgefunden wurde. Text und Lied dürften damit wieder vereint sein. Graf Julius von Seinsheims hat sie gegen 1860 niedergeschrieben. Er gehörte zum engeren Kreis um Max I. Joseph und Ludwig I. – König Max machte die Zither populär, so dass dieses „Bau- ern- und Lumpeninstrument“ selbst an den Höfen Europas freudige Aufnahme fand.

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