Gemeinde Niederdorfelden

Bebauungsplan „Im Bachgange“

Umweltbericht

mit integrierter Grünordnungsplanung

Stand: 24. Januar 2018

Bearbeitung: Dr. Jochen Karl

Ingenieurbüro für Umweltplanung Dr. Jochen Karl, Beratender Ingenieur und Stadtplaner IngKH Staufenberger Straße 27 35460 Staufenberg Tel. (06406) 92 3 29-0 [email protected] Gemeinde Niederdorfelden | Bebauungsplan „Im Bachgange“ | Umweltbericht 2

INHALT

1 Einleitung 3

1.1 Inhalte und Ziele des Bebauungsplans 3 1.1.1 Planziel sowie Standort, Art und Umfang des Vorhabens 3 1.1.2 Beschreibung der Festsetzungen des Bebauungsplans 3 1.1.3 Bedarf an Grund und Boden 6 1.2 In Fachgesetzen und -plänen festgelegte Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Bedeutung sind, und ihre Berücksichtigung bei der Planaufstellung 7 1.2.1 Bauplanungsrecht 7 1.2.2 Naturschutzrecht 8 1.2.3 Bodenschutzgesetz 9 1.2.4 Übergeordnete Fachplanungen 10

2 Bestandsaufnahme der voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen und Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands 11

2.1 Boden und Wasser einschl. Aussagen zur Vermeidung von Emissionen und zum sachgerechter Umgang mit Abfällen und Abwässern 11 2.2 Klima und Luft einschl. Aussagen zur Vermeidung von Emissionen, zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur effizienten und sparsamen Nutzung von Energie sowie zur Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität 14 2.3 Menschliche Gesundheit und Bevölkerung einschl. Aussagen zur Vermeidung von Lärmemissionen 15 2.4 Tiere und Pflanzen 16 2.4.1 Vegetation und Biotopstruktur 16 2.4.2 Tierwelt 18 2.4.3 Biologische Vielfalt 21 2.4.4 NATURA 2000-Gebiete und andere Schutzobjekte 21 2.5 Ortsbild und Landschaftsschutz 22 2.6 Kultur- und sonstige Sachgüter 23 2.7 Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes 23

3 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen 24

3.1 Maßnahmen zur Eingriffsvermeidung und -minimierung 24 3.2 Kompensationsmaßnahmen und Eingriffs- / Ausgleichsbilanz 25 3.2.1 Prozessschutzflächen im Gemeindewald Niederdorfelden 26 3.2.2 Ausgleichsmaßnahmen in der Feldflur 27

4 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten 32

5 Merkmale der verwendeten technischen Verfahren bei der Umweltprüfung sowie Hinweise auf aufgetretene Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben 32

6 Geplante Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des Bauleitplans auf die Umwelt 33

7 Zusammenfassung 33

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1 Einleitung

1.1 Inhalte und Ziele des Bebauungsplans (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 1 a)

1.1.1 Planziel sowie Standort, Art und Umfang des Vorhabens

Die Gemeinde Niederdorfelden betreibt die Aufstellung eines Bebauungsplans zur Ausweisung von Wohnbauflächen, eines Sondergebiets für Lebensmitteleinzelhandel, eines kleinen Mischgebiets sowie von Flächen für Gemeinbedarf zur Errichtung eines neuen Bürgerhauses. Der räumliche Geltungsbereich umfasst eine Fläche von rund 10,9 ha, dessen westlichen Hälfte überwiegend mit zweigeschossiger Ein- zel- und Doppelhausbebauung gefüllt werden soll (GRZ 0,4). Im Zentrum und im Nordosten sollen drei- geschossige Mehrfamilienhäuser errichtet werden. Die Erschließung erfolgt von Westen über eine Anbin- dung über den Feldbach hinweg an die Berger Straße und vom Osten über an die Bischofsheimer Straße.

Ein Großteil der teilweise alten Obstbäume zwischen den Ackerflächen bleibt erhalten und wird in eine Grünfläche mit Kinderspielplatz bzw. die Freianlagen des Bürgerhauses integriert. Grünflächen verblei- ben zudem im Nordwesten (ehemalige Deponie), in Form eines bewachsenen Lärmschutzwalles an der L 3008 sowie entlang des Feldbachs im Westen, wo Kleingärten und eine fußläufige Verbindung zu den Wohngebieten nördlich der Eisenbahn vorgesehen sind.

1.1.2 Beschreibung der Festsetzungen des Bebauungsplans

Art und Maß der baulichen Nutzung

Der Entwurf des Bebauungsplans sieht „klassische“ Einfamilienhäuser in ein- bis zweigeschossiger Bau- weise lediglich im Nordwesten vor (Baugebiet 1). Der weit überwiegende Teil der Allgemeinen Wohnge- biete ist (bei gleicher Grundstücksausnutzung) Einzel- und Doppelhäusern bzw. Hausgruppen – also Reihenhäuser – vorbehalten.

Die Grundflächenzahlen für das Mischgebiet, Bürgerhaus und Sondergebiet (Lebensmitteleinzelhandel) sind mit 0,6 höher, die Zahl der Vollgeschosse ist mit Ausnahme des Lebensmittelmarkes auf drei erhöht.

In dem Wohngebiet wird eine Durchmischung verschiedener Wohnformen angestrebt. Dies macht diffe- renzierte Festsetzungen zur Bauweise und zu den überbaubaren Flächen erforderlich. Der Bebauungs- plan setzt deshalb mit Ausnahme des Wohngebiets Nr. 4 eine offene Bauweise fest.

Die Baugrenzen dürfen durch Balkone, Loggien und Erker bis zu einer Tiefe von 2,00 m und einer Ge- samtbreite von höchstens der Hälfte der Gebäudefront bzw. des Fassadenabschnittes ausnahmsweise überschritten werden, sofern diese nicht in die nach der HBO mindestens vorgesehene Tiefe der Ab- standsflächen von 3,00 m zur Nachbargrenze hineinreichen. Die festgesetzten Baugrenzen dürfen durch Terrassen bis zu einer Fläche von 15 m² überschritten werden.

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Stellplätze, Garagen und Nebenanlagen

Der Bebauungsplan trifft Festsetzungen zur Zulässigkeit von Garagen und Stellplätzen, um hieraus mög- licherweise resultierende städtebauliche Konflikte zu minimieren. Garagen sind in der Abstandsfläche sowie innerhalb der überbaubaren Flächen zulässig und haben zur öffentlichen Verkehrsfläche einen Ab- stand von mindestens 3 m einzuhalten. Stellplätze sind im rückwärtigen Grundstücksbereich nicht zuläs- sig. Sie dürfen maximal 50 % des Vorgartenbereichs überdecken. Ausgenommen hiervon sind die im Be- bauungsplan gekennzeichneten Flächen. Gemeinschaftsstellplatzanlagen sind innerhalb der überbaubaren Grundstückflächen und innerhalb der hierzu festgesetzten Flächen zulässig.

Nebenanlagen über 20 m³ Brutto-Rauminhalt sind außerhalb der festgesetzten überbaubaren Grund- stücksflächen unzulässig.

Öffentliche und private Grünflächen

Die als öffentliche Grünflächen mit den Zweckbestimmungen „Parkanlage“ sowie „Spielplatz“ festgesetz- ten Flächen dienen als Spiel- und Kommunikationsbereich der Erholungsnutzung. Auf dem Spielplatz zu- lässig sind zweckgebundene bauliche Anlagen (wie z. B. Spielgeräte und Bänke) sowie Fußwege, sofern sie in einer wasserdurchlässigen Bauweise hergestellt werden und eine Breite von 2,5 m nicht über- schreiten. Auf der Fläche sind mindestens drei mittelkronige Laubbäume und 20 frei wachsende Sträu- cher zu pflanzen und dauerhaft zu unterhalten. Im künftigen Park sind zusätzlich mittelkronige Laubbäu- me vorzusehen. Mindestens 80 % der Fläche ist als Extensivrasen anzulegen und zu unterhalten. Über den gesamten Bereich verteilt finden sich mehrere – teilweise auch landschaftsprägende –Obstbäume, die soweit möglich zum Erhalt festgesetzt wurden.

Die bereits vor Jahren begrünte und mit Baumpflanzungen eingefasste Altablagerung in der Zwickelflä- che zwischen Bischofsheimer Straße und Eisenbahn bleibt als Grünfläche erhalten.

Abb. 1: Ausschnitt aus dem Gestaltungskonzept für das Plangebiet (Plan | ES, Stand 05.2016).

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Zur Wahrung eines ausreichenden Puffers zum Feldbach soll im Nordwesten zwischen bestehender We- geparzelle und künftigen Wohngrundstücken eine private Grünfläche verlaufen, die als wohnungsferner Hausgarten gewidmet ist, in der aber keine baulichen Anlagen und anderen, den Hochwasserabfluss be- hindernder Strukturen wie z. B. Brennholzstapel oder Bäume errichtet bzw. gepflanzt werden dürfen. Nach Süden hin wird der Weg an die Wohngebietsgrenze verschoben. Hier dürfen die „wohnungsfernen Hausgärten“ entlang des Baches in einem 10 m breiten Streifen nicht bebaut werden. Im Norden grenzt die Grünstreifen am Feldbach an die Fläche für ein geplantes Regenrückhaltebecken an. Östlich davon sind weitere Gärten zugelassen.

Passiver Schallschutz

Die Notwendigkeiten des aktiven und passiven Schallschutzes sind über ein fachtechnisches Gutachten ermittelt und in den Entwurf des Bebauungsplans aufgenommen worden. Demnach sind ein schmaler Streifen des WA Nr. 4 im Norden an der Bahn sowie große Teile des Misch- und des Sondergebiets dem Lärmpegelbereich IV zuzurechnen, angrenzend daran die nördlichen, östlichen, südlichen und südwestli- chen Bereiche der Wohngebiete dem Lärmpegelbereich III.

Gestaltungsfestsetzungen

Für die Dächer wurden zulässige Dachneigungen und -formen festgelegt. Es wird festgesetzt, dass Dop- pelhaushälften und Hausgruppen in Bezug auf Traufwandhöhe, Dachform und Dachneigung deckungs- gleich zu errichten sind. Das Erfordernis hierfür ergibt sich aus der Zielsetzung einer harmonischen Ges- taltung. Weiterhin werden für Einfriedungen, PKW-Stellplätze, Werbeanlagen, Stellplätze für bewegliche Abfall- und Wertstoffbehälter Gestaltungsvorgaben gemacht.

Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft

Befestigte, nicht überdachte Flächen der Baugrundstücke sowie private Stellplätze sind mit Ausnahme der Zu- und Abfahrten wasserdurchlässig auszuführen; ebenso sind öffentliche Stellplätze, Fuß- und Radwege sowie Wege und Platzflächen innerhalb öffentlicher Grünflächen mit wasserdurchlässigen Be- lägen herzustellen. Als wasserdurchlässige Beläge gelten u. a. wasserdurchlässige Pflastersysteme, Po- renpflaster, Pflasterbeläge mit einem Fugenanteil von mindestens 20 % und Einfachbefestigungen wie z. B. Schotterrasen und wassergebundene Wegedecken.

Mindestens 30 % der Grundstücksfreiflächen sind zu begrünen. Die gemäß den zeichnerischen Festset- zungen anzupflanzenden Bäume und Sträucher können zur Anrechnung gebracht werden. Es gilt: 1 Baum / 100 m², 1 frei wachsender Strauch / 25 m². Auch entlang der das Plangebiet von Norden nach Süden durchziehenden Fußwegverbindung sind standortgerechte, stadtklimafeste Laubbäume zu pflanzen.

Der Bebauungsplan macht Vorgaben zur Auswahl der Baum- und Straucharten bzw. -sorten. Zulässig sind insbesondere die heimischen Ahornarten, Hainbuche, Sommer- und Winterlinde, Eberesche und Chinesische Birne, aber auch Apfel, Kirsche und Pflaume als Kulturobst oder in Zierform. Die Mindest- Pflanzqualität beträgt 3 x v., 16-18, d.h. der Baum muss in der Baumschule dreimal verpflanzt worden sein und einen Umfang von 16 cm erreichen. Für den Straßenraum sollen nicht zu hochwüchsige Sorten verwendet werden. Geeignete Sträucher sind u. a. Rote Heckenkirsche, Hartriegel und Kornelkirsche, al- le Sorten und Wuchsformen der Rose, Hasel, Schneeball und Holunder. Als Kletterpflanzen empfehlen sich Waldrebe (Clematis), Echtes Geißblatt, Kletterhortensie, Hopfen und Wein.

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Der naturschutzrechtliche Ausgleich erfolgt primär durch Ausweisung von Kompensationsflächen in der Ackerflur südlich und südöstlich der Umgehungsstraße. Auszugleichen sind hier vor allem spezielle ar- tenschutzrechtliche Erfordernisse für die betroffenen Arten Feldhamster und Feldlerche auf Flur 14, Flst. 31/1 und 32/2 (29.507 qm) und Flur 17, Flst. 14 (16.824 qm) sowie für den Steinkauz auf Flur 8 Flst. 23/1 und 23/2 (3.010 qm) sowie Flur 22, Flst. 9 (5.156 qm) (vgl. Ausführungen in Kap. 3.2).

Durch die genannten Maßnahmen werden im Sinne der Eingriffsregelung 716.035 Punkte (nach Hess. Kompensationsverordnung KV) ausgeglichen. Zur Deckung des noch verbleibenden Defizits in Höhe von 303.200 Punkten werden Teile sog. Prozessschutzflächen im Lohwald südlich Niederdorfelden im Um- fang von 2,73 ha mit einem Potenzial von 10 Punkten / qm herangezogen. (vgl. Kap. 3.2.1).

1.1.3 Bedarf an Grund und Boden

Der räumliche Geltungsbereich umfasst insgesamt rd. 10,89 ha. Hiervon entfallen auf das Allgemeine Wohngebiet rd. 5,47 ha, das Mischgebiet rd. 0,36 ha, das Sondergebiet rd. 0,74 ha und die Fläche für Gemeinbedarf rd. 0,58 ha. Für Verkehrsflächen und Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung werden rd. 1,73 ha und für die Grünflächen rd. 1,29 ha in Anspruch genommen. Die verbleibenden Flä- chen entfallen auf die Schallschutzanlage, die Feldbachquerung und private Stellplatzflächen.

Tab. 1: Strukturdaten des Bebauungsplans

Typ Differenzierung Fläche Flächensumme Allgemeines Wohngebiet 5,470 ha Baugebiete Mischgebiet 0,364 ha 6,576 ha Sondergebiet (Lebensmitteleinzelhandel) 0,742 ha Einrichtungen und Anlagen des Flächen für Gemeinbedarf 0,581 ha 0,581 ha öffentlichen u. privaten Bereichs Öffentliche Straßenverkehrsflächen 1,443 ha Verkehrsflächen 1,733 ha Verkehrsflächen bes. Zweckbestimmung 0,290 ha Öffentliche Grünfläche 0,441 ha Grünflächen 1,288 ha Private Grünflächen (inkl. Fußweg) 0,847 ha Wasserflächen und Flächen für die Wasserflächen 0,011 ha 0,011 ha Wasserwirtschaft Flächen für Flächen für Versorgungsanlagen 0,236 ha 0,236 ha Versorgungsanlagen (Regenrückhaltebecken) Schallschutzwall mit Grünfläche und Wartungsweg 0,237 ha 0,237 ha Stellplätze Private Stellplätze 0,224 ha 0,224 ha Gesamtfläche 10,886 ha

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1.2 In Fachgesetzen und -plänen festgelegte Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Bedeutung sind, und ihre Berücksichtigung bei der Planaufstellung (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 1 b)

1.2.1 Bauplanungsrecht

Das Baugesetzbuch (BauGB)1 bestimmt in § 1a Abs. 3, dass die Vermeidung und der Ausgleich voraus- sichtlich erheblicher Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktionsfähig- keit des Naturhaushalts im Sinne der Eingriffsregelung in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 BauGB zu be- rücksichtigen sind. Hierzu zählen die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt (§ Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe a BauGB).

Über die Umsetzung der Eingriffsregelung hinaus gelten als Belange des Umweltschutzes gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB insbesondere auch

b) die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der NATURA 2000-Gebiete im Sinne des Bundesnaturschutzge- setzes, c) umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insge- samt, d) umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter, e) die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwässern f) die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie, g) die Darstellungen von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des Wasser-, Abfall und Immissionsschutzrechtes, h) die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die (…) festgelegten Immissionsgrenz- werte nicht überschritten werden, und i) die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes nach den Buchstaben a, c und d.

Gemäß § 2 Abs. 4 BauGB ist für die genannten Belange des Umweltschutzes einschließlich der von der Eingriffsregelung erfassten Schutzgüter eine Umweltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet wer- den. Entsprechend § 2a BauGB ist der Umweltbericht Teil der Begründung zum Bebauungsplan und un- terliegt damit auch der Öffentlichkeitsbeteiligung und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Das Er- gebnis der Umweltprüfung ist in der Abwägung zu berücksichtigen.

Für Aufbau und Inhalt des Umweltberichts ist die Anlage 1 zum BauGB anzuwenden. Demnach sind in einer Einleitung Angaben zu den Zielen des Bauleitplans, zu Standort, Art und Umfang des Vorhabens und zu den übergeordneten Zielen des Umweltschutzes zu machen. Des Weiteren muss der Umweltbe- richt eine Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen, Angaben zu vermeidungs-, Minimie- rungs- und Ausgleichsmaßnahmen sowie zu Kenntnislücken und zur Überwachung der möglichen Um- weltauswirkungen enthalten. Die Festlegung von Umfang und Detaillierungsgrad des Umweltprüfung obliegt aber der Gemeinde als Träger der Bauleitplanung (§ 2 Abs. 4 S. 2). Nach § 2a BauGB geht der Umweltbericht als gesonderter Teil der Begründung in das Aufstellungsverfahren.

1) BauGB i.d.F. der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 2 Abs. 3 des Ge- setzes vom 20. Juli 2017 (BGBl. I S. 2808).

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1.2.2 Naturschutzrecht

Anders als die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung, die mit dem „Baurechtskompromiss“ von 1993 in das Bauplanungsrecht aufgenommen worden ist, wirken das Artenschutzrecht (§ 44 BNatSchG), das Bio- topschutzrecht (§ 30 BNatSchG, § 13 HAGBNatSchG2) und das NATURA 2000-Recht (§ 34 BNatSchG) direkt und unterliegen nicht der Abwägung durch den Träger der Bauleitplanung.

Die Belange des Artenschutzes werden in einem separaten artenschutzrechtlichen Fachbeitrag behan- delt, deren wesentliche Ergebnisse in Kap. 2.4 zusammengefasst sind.

Als gesetzlich geschützte Biotope gelten nach § 34 Abs. 2 BNatSchG u. a.

- natürliche und naturnahe Bereiche Fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden Vegetation, - Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, - Zwergstrauch-, Ginster und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Wälder und Gebüsche tro- ckenwarmer Standorte und in Hessen nach § 13 HAGBNatSchG auch Alleen und Streuobstwiesen außerhalb geschlossener Ortschaften.

§ 34 BNatSchG regelt die Zulässigkeit von Projekten innerhalb von NATURA 2000-Gebieten und deren Umfeld. Ergibt die Prüfung der Verträglichkeit, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig. Abweichend hiervon darf ein Projekt nur zugelassen werden, soweit es aus zwin- genden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirt- schaftlicher Art, notwendig ist und zumutbare Alternativen, nicht gegeben sind.

Zu beachten ist schließlich auch das Umweltschadensgesetz3, das die Verantwortlichen eines Umwelt- schadens zur Vermeidung und zur Sanierung verpflichtet. Als Umweltschaden gilt eine Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen nach Maßgabe des § 19 BNatSchG, eine Schädigung von Gewäs- sern nach Maßgabe § 90 WHG oder eine Schädigung des Bodens i. S. § 2 Abs. 2 BBodSchG.

Eine Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen ist nach § 19 BNatSchG jeder Schaden, der erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung des günstigen Erhaltungszu- stands dieser Lebensräume oder Arten hat. Abweichend hiervon liegt eine Schädigung nicht vor, wenn die nachteiligen Auswirkungen zuvor ermittelt worden sind und genehmigt wurden oder durch die Aufstel- lung eines Bauungsplans nach § 30 oder § 33 BauGB zulässig sind.

Arten im Sinne dieser Regelung sind Arten nach Art. 4 Abs., 2 oder Anhang I der Vogelschutzrichtlinie sowie Arten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie. Als natürliche Lebensräume i. S. des USchadG gelten Lebensräume der oben genannten Arten (außer Arten nach Anhang IV FFH-RL), natürliche Le- bensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse4 sowie Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Arten nach Anhang IV FFH-RL.

2) Hessisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG). Art. 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Naturschutzes und der Landschaftspflege vom 20. Dezember 2010. GVBl. II 881-51. 3) Gesetz zur Vermeidung und Sanierung von Umweltschäden (Umweltschadensgesetz - USchadG). Art. 1 des Gesetzes zur Um- setzung der Richtlinie des europäischen Parlaments und des Rates über die Umwelthaftung zur Vermeidung und Sanierung von Umweltschäden vom 10. Mai 2007. BGBl I S. 666, zuletzt geändert durch Art. 4 des Gesetzes 4. August 2016 (BGBl. I S. 1972). 4) Hierzu zählen die Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-RL wie Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen, magere Flachland- Mähwiesen, Berg-Mähwiesen, Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwald und Auenwälder.

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1.2.3 Bodenschutzgesetz

Nach der Bodenschutzklausel des § 1a (2) BauGB und den Bestimmungen des „Gesetzes zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (BBodSchG)5 ist ein Hauptziel des Bodenschutzes, die Inanspruchnahme von Böden auf das unerlässliche Maß zu beschränken und diese auf Böden und Flächen zu lenken, die von vergleichsweise geringer Bedeutung für die Bodenfunk- tionen sind.

Obwohl das Bodenschutzrecht keinen eigenständigen Genehmigungstatbestand vorsieht, sind nach § 1 BBodSchG bei Bauvorhaben die Funktionen des Bodens nachhaltig zu sichern oder wiederherzustel- len. Im § 4 des BBodSchG werden „Pflichten zur Gefahrenabwehr“ formuliert. So hat sich jeder, der auf den Boden einwirkt, so zu verhalten, dass keine schädlichen Bodenveränderungen hervorgerufen wer- den. Dies betrifft sowohl die Planung als auch die Umsetzung der Bauvorhaben.

Nach § 7 BBodSchG besteht eine „umfassende Vorsorgepflicht“ des Grundstückseigentümers und des Vorhabensträgers. Diese beinhaltet insbesondere

- eine Vorsorge gegen das Entstehen schadstoffbedingter schädlicher Bodenveränderungen, - den Schutz der Böden vor Erosion, Verdichtung und anderen nachteiligen Einwirkungen auf die Bodenstruk- tur sowie - einen sparsamen und schonenden Umgang mit dem Boden.

Die Bearbeitung, Umlagerung und Befahrung der Böden soll sich am Feuchtezustand orientieren (DIN 19731 und DIN 18915) und im nassen Zustand vermieden werden. In Nässeperioden ist der Baubetrieb darauf auszurichten, dass Baumaßnahmen, bei denen der Boden betroffen ist, schonend und nur bei ge- eigneten Witterungsverhältnissen durchgeführt werden, um unnötige Schäden zu vermeiden.

Bei der Bauausführung ist auf die Einhaltung der derzeit eingeführten nationalen und europäischen Nor- men sowie behördlichen und berufsgenossenschaftlichen Bestimmungen zu achten. Insbesondere sind die Bestimmungen

- der DIN 18920 zum Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsdecken bei Baumaßnahmen, - der DIN 18915 für Bodenarbeiten sowie - der DIN 19916 für Pflanzarbeiten zu beachten.

Das Auf- und Einbringen von Materialien bei der Herstellung der geplanten baulichen Anlagen ist auf der Grundlage BBodSchG und der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung6 vorzunehmen. Anfallen- der Bodenaushub sollte bei entsprechender Eignung grundsätzlich im Plangebiet verwertet werden. Grö- ßere Bodentransporte („Bodentourismus“) sind zu vermeiden. Nicht verwertbarer Erdaushub/Bauschutt ist entsprechend den geltenden Rechtsvorschriften zu entsorgen.

Alle Maßnahmen sind so auszuführen, dass am Ort der Baumaßnahmen und auf umliegenden Flächen, die im Zusammenhang mit den Maßnahmen in Anspruch genommen werden (z.B. zum Befahren, zur Zwischenlagerung und zur Verbringung von Bodenmaterial), Vorsorge gegen eine anhaltende Verdich- tung, dauerhafte Vernässung oder sonstige nachteilige Beeinträchtigungen des Bodens getroffen wird.

5) Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz - BBodSchG) vom 17. März 1998. BGBl. I S. 502, zuletzt geändert durch Art. 2 Abs. 5 des Gesetzes vom 20. Juli 2017 (BGBI. I S. 2808). 6) Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) vom 12. Juli 1999, zuletzt geändert durch Art. 102 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBI. I S. 1474).

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Beim Aufbringen und der Zwischenlagerung von Bodenmaterial, das im Zuge von Maßnahmen abgegra- ben oder gewonnen wird, sowie bei der Nachsorge sind die Anforderungen DIN 19731, Ziffer 7, einzuhal- ten. Ober- und Unterboden sind getrennt auszubauen, zu lagern und zu verwerten.

Bei bodenbezogener Verwertung des Bodenmaterials in oder auf einer durchwurzelbaren Bodenschicht sind die Vorsorgewerte und -bestimmungen (§ 12, Anhang 2 BBodSchV) einzuhalten. Für die Verwertung des in den Baumaßnahmen nicht verwertbaren Bodenaushubs auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist eine Untersuchung des aufzubringenden Bodenmaterials nach BBodschV erforderlich, so dass die Einhaltung der Grenzwerte für landwirtschaftliche Folgenutzung (70% der Vorsorgewerte nach § 12, An- hang 2 BBodSchV) sichergestellt ist.

Auf Flächen, die im Zusammenhang mit Baumaßnahmen in Anspruch genommen werden, und für die keine anderweitige Nutzung oder Bepflanzung (einschließlich Sukzession) vorgesehen ist, soll nach Ab- schluss der Maßnahme die Erfüllung der natürlichen Bodenfunktionen und bisherigen Nutzungsfunktio- nen sichergestellt werden, soweit diese im Zuge der Maßnahme beeinträchtigt werden. Zur Beseitigung nachhaltiger Verdichtungen im Unterboden sind entsprechende Maßnahmen (z.B. Lockerung, geeignete Folgenutzung) umzusetzen.

1.2.4 Übergeordnete Fachplanungen

Gemäß § 1 Abs. 4 BauGB sind Bebauungspläne den Zielen der Raumordnung und Landesplanung an- zupassen. Entsprechend sind die Gemeinden verpflichtet, die Ziele der Raumordnung und Landespla- nung bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten.

Der Regionale Flächennutzungsplan des Regionalverbandes / Rhein-Main (2011) stellt das Plangebiet überwiegend als Wohnbaufläche, Planung dar. Westlich und südlich beinhaltet das Plangebiet Grünflächen (Gärten und Friedhof) sowie kleinräumig eine Vorrangfläche für die Landwirtschaft. Überla- gert wird die Fläche teilweise mit einem Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen.

Abb. 2: Ausschnitt aus dem Regionalen Flächennutzungsplan des Regionalverbandes Frankfurt / Rhein- Main (Genehmigungsexemplar 2011).

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2 Bestandsaufnahme der voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkun- gen und Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 2 a und b i.V.m. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB)

2.1 Boden und Wasser einschl. Aussagen zur Vermeidung von Emissionen und zum sachgerechter Umgang mit Abfällen und Abwässern (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 a und e BauGB)

Bodenfunktionen

Das Plangebiet gehört nach KLAUSING (1988) zur naturräumlichen Haupteinheitengruppe des Rhein- Main-Tieflands mit der Haupteinheit Wetterau und der Teileinheit Berger Rücken. Das Gebiet befindet sich auf einer Höhe ca. 115 bis 125 m ü. NN. (Umweltatlas 2017).7

Im Planungsgebiet herrschen in den Hanglagen Parabraunerden aus Löss (in Abb. 3: 132, 133) vor, die je nach Lage im Gelände unterschiedlich stark erodiert sind (132: 2-8 dm Mächtigkeit, Schichtfolge Ap, Bt; 133 8-13 dm Mächtigkeit, Schichtfolge Ap, Al, Bt, Bv). An den Hangfüßen und Mulden haben sich ent- sprechend aus dem erodierten Material Kolluvisole gebildet mit einer Bodenmächtigkeit von größer als 10 dm und einer typischen Schichtfolge von Ah/Ap, M. Entlang des Feldbachs ist ein schmales Band Au- engley ausgebildet mit einer Schichtmächtigkeit von 8-10 dm und einer typischen Schichtfolge von aAh, aGo, aGr. Detaillierte Angaben zu den im Planungsgebiet vorkommenden Böden wurden im Rahmen ei- ner Baugrunduntersuchung gewonnen (s. u.).

Teilweise haben die Böden eine starke Neigung zur Bildung von Stauwasserhorizonten als Folge der fei- nen, von Ton und Lehm geprägten Bodenart. Entsprechend hoch ist aber auch ihr Speichervermögen für Wasser und die Pufferfähigkeit.

Abb. 3: Bodenhauptgruppen bei Nieder- dorfelden. Das Plangebiet ist blau einge- tragen. Quelle: HLUG, 2006: Bodenkarte von Hessen 1:50.000, Blatt L 5918 Frank- furt a.M. Ost).

7 ) HESSISCHES LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, UMWELT UND GEOLOGIE (HLNUG, Hrsg.): Umweltatlas Hessen. http://atlas.umwelt.hessen.de/atlas/. Abfrage vom 06.03.2017

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Abb. 4 zeigt die Verteilung des Ertragspotenzials (Ertragsmesszahl). Es ist insgesamt mit 65 bis 85 Punk- ten gut bis sehr gut. Ausschlaggebend für das hohe Ertragspotential sind die tiefgründigen Böden im Pla- nungsgebiet.

Abb. 4: Bewertung des Ertragspotenzi- als im Plangebiet und seiner Umge- bung.

Abb. 5 zeigt die Gesamtbewertung der Bodenfunktionen im Eingriffsbereich. Das Bewertungsschema folgt der vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz he- rausgegebenen Methodendokumentation „Bodenschutz in der Bauleitplanung“.8 Alle im Plangebiet lie- genden Flächen werden mit einer sehr hohen Wertigkeit für die Erfüllung von Bodenfunktionen und für den funktionalen Bodenschutz eingestuft. Die Eingriffswirkungen sind entsprechend hoch. Besondere Sensibilitäten (z.B. Erosionsneigung angeschnittener Horizonte, Grundwassergefährdung) sind für die Planung nicht erkennbar.

Bodenfunktionsbewertung für die Raum- und Bauleit- planung

5 - sehr hoch

4 - hoch

3 - mittel

2 - gering

1 - sehr gering

0 - nicht bewertet Abb. 5: Bewertung der Bodenfunktions- bewertung im Plangebiet (blau) und sei- Nicht berechnet ner Umgebung.

8) HMUELV (2013), siehe auch

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Grund- und Oberflächenwasser

Das Plangebiet liegt außerhalb von Trink- oder Heilwasserschutzgebieten. Die nächsten Trinkwasser- schutzgebiete der Zone III/III A liegen rund 1 km westlich bzw. 1,4 km östlich entfernt. Die nächstgelege- ne Heilwasserschutzgebietszone III beginnt rund 0,8 km nördlich des Plangebiets.

Abb. 6: Trinkwasserschutzge- biete (rot kariert) und heilquel- lenschutzgebiet (schraffiert) in der Umgebung des Plange- biets (HMUKLV 2017).9

Für das Plangebiet wurde durch das Büro ITC-Ingenieure eine Baugrunduntersuchung sowie eine abfall- technische Untersuchung durchgeführt (ITC 2016)10. Ergebnis der Gutachten ist, dass bis in die vorge- nommene Untersuchungstiefe von 8 m kein Grundwasser angetroffen wurde. Der bis in diese Tiefe an- stehende Boden setzt sich aus bindigen Substraten (Schluff, Ton) zusammen. Aufgrund der Hanglage des Baufeldes kann es jedoch zu einer witterungsbedingt auftretenden Stau- oder Schichtwasserführung in unterschiedlicher Tiefe kommen. Stauwasser wurde regelmäßig im Nahbereich des Feldbachs in Tie- fen von 0,64 m (RKS 15, unmittelbare Bachnähe) bis 3,25 m angetroffen.

Abb. 7: Lageplan mit Bohransatzpunkten, Schnittführung (ITC 2016).

9 ) HESSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, KLIMASCHUTZ, LANDWIRTSCHAFT UND VERBRAUCHERSCHUTZ (HMUKLV, Hrsg. 2016): Wasserrahmenrichtlinie Hessen Server. http://wrrl.hessen.de/. Abfrage vom 06.03.2017. 10 ) ITC INGENIEURE (2016): Baugrunduntersuchung und Gründungsberatung sowie Abfalltechnische Untersuchung 2016.

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Für den Grundwasserschutz bedeutet dies, dass zwischen den anstehenden Böden und den Grundwas- serleitern kein direkter Kontakt besteht. Auch unter Berücksichtigung der vorgesehenen Ausbautiefen ist ein Kontakt mit dem Grundwasser ausgeschlossen. Die im Bereich des Neubaugebietes anstehenden Schluffe und Tone sind aufgrund ihrer geringen Wasserdurchlässigkeit nicht zur gezielten Versickerung von Niederschlagswasser geeignet (ITC-INGENIEURE 2016).

Vermeidung von Emissionen sowie sachgerechter Umgang mit Abfällen und Abwässern

Die im Baugebiet entstehenden Abfälle werden ordnungsgemäß über das bestehende Entsorgungssys- tem entsorgt. Die anfallenden Regenwassermengen sind gemäß den einschlägigen wasserrechtlichen Bestimmungen aufzufangen und als Brauchwasser zu nutzen, nicht verschmutztes Überlaufwasser auf den Grundstücken ist gedrosselt an den Vorfluter abgegeben. Oberflächenwasser von privaten Stellplät- zen ist auf dem Grundstück zu versickern. Auch hier ist sicherzustellen, dass keine Gefährdung des Grundwassers eintritt.

Nach Abschluss der Kampfmittelräumung durch die Fa. Tauber, Weiterstadt, im September 2017 befin- den sich im Plangebiet keine zu beseitigenden Schadstoffe mehr (die begrünte Altlast im Nordosten bleibt unverändert). Es bestehen zudem keine baulichen Anlagen, die zunächst rückgebaut werden und ent- sorgt müssten. „Abfälle“ sind somit nur in Form von unbelasteten Bodenaushub zu erwarten, dessen Um- fang aber gegenwärtig nicht abzuschätzen ist.

Nutzung erneuerbarer Energien sowie sparsame und effiziente Nutzung von Energie

Konkrete Aussagen bzw. Festsetzungen zur Nutzung erneuerbarer Energien bzw. zur sparsamen und effizienten Nutzung von Energie werden im Bebauungsplan nicht getroffen.

2.2 Klima und Luft einschl. Aussagen zur Vermeidung von Emissionen, zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur effizienten und sparsamen Nutzung von Energie sowie zur Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 a, e, f und h BauGB)

Niederdorfelden liegt in der Wetterau im Nahbereich der Stadt Frankfurt und damit in einer klimatisch be- lasteten Region. Der relativ ebenen, austauscharmen Topografie und der hohen Siedlungsverdichtung stehen allerdings die Lage im Frischluftband der Nidder im Norden sowie noch immer große Offenlandan- teile im Süden gegenüber, durch die eine insgesamt zufriedenstellende Frischluftversorgung erreicht wird.

Die Ortslage von Niederdorfelden ist seit dem Bau der Südumgehung L 3008 lufthygienisch deutlich ent- lastet. Durch seine Lage an dieser Ortsumgehung ist das Plangebiet selbst allerdings einer tendenziell höheren Belastung ausgesetzt. Der Verlauf der Straße südlich der geplanten Wohngebiete führt aber bei vorherrschenden Wetterlagen zu einer Abdrift der Schadstoffe vom Siedlungsraum weg nach Osten oder Nordosten.

Die Niederung des Feldbachs bildet eine wichtige Schneise zur Versorgung der Altortslage mit Frischluft. Mit dem Bau des Straßendamms ist diese Wirkung etwas herabgesetzt, ein erheblicher Rückstau der Kaltluftmassen ist gleichwohl nicht anzunehmen, da die Umgehungsstraße über ein sehr großzügig be-

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messenes Brückenbauwerk geführt wird. Zu konstatieren ist aber eine hierdurch verursachte starke Kon- zentration des Kaltluftstroms auf einen nur wenige Meter breiten Korridor parallel zum Fahrweg. Für die Beurteilung der Eingriffswirkungen des Vorhabens auf die Frischluftversorgung der bestehenden Wohn- gebiete nördlich der Bahn bedeutet dies, dass bei Bewahrung des im Bebauungsplan als solchen festge- setzten Korridors am Feldbach gegenüber dem aktuellen Zustand keine erheblichen Veränderungen zu erwarten sind. Vor allem die im Plangebiet selbst entstehenden Kaltluftmassen werden der Altortslage künftig nicht mehr zugute; doch ist dieser Effekt angesichts der guten kleinklimatischen Situation Nieder- dorfeldens verträglich.

Kleinklimatische Veränderungen ergeben sich durch die Bebauung im Plangebiet als Folge der rascheren Verdunstung nach Regenfällen und eine verstärkte Aufheizung im Sommer. Die Jahresdurchschnittstem- peratur wird hierdurch steigen. Da die oben beschriebenen Frischluftströme von Süden auch das Plan- geiet streifen, damit eine Verwirbelung und somit Luftaustausch hervorrufen, sind diese Wirkungen aber nicht bedenklich. Dennoch kommt der Durchgrünung des Gebiets und der Belassung von Freiräumen wie der zentralen Grünfläche große Bedeutung zu. Dies gilt vor allem für die absehbare steigende Hitzebelas- tung im Sommer.

2.3 Menschliche Gesundheit und Bevölkerung einschl. Aussagen zur Vermeidung von Lärmemissionen (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 c und e BauGB)

Abgesehen von den in Kap. 2.2 behandelten lufthygienischen Aspekten sind an dieser Stelle vor allem mögliche Lärmeinwirkungen durch den Verkehr sowie auf die Erholungsvorsorge zu betrachten. Für das Plangebiet wurden schalltechnische Untersuchungen vorgenommen (GSA 2016)11. Die schall- technischen Berechnungen zeigen, dass „die Straßenverkehrsgeräusche in Höhe der zur L 3008 parallel zu Straße geführten Wohnbauflächen oberhalb der Empfehlung der DIN 18005 für Allgemeine Wohnge- biete – tags 55 dB(a) – belasten. Die Immissionsgrenzwerte der Verkehrslärmschutzverordnung – 50 dB(A) – zur Tageszeit werden überschritten. Erst im Kernbereich des Plangebietes sind Straßenver- kehrsgeräusche < 55 dB (A) aus dem Bereich der L 3008/ Bischofsheimer Straße zu prognostizieren“. Zur Nachtzeit kommen für die zur Straße nächstgelegenen Gebäude unter Freifeldbedingungen – d.h. die erste vorgesehene Baureihe ist in ihrer Abschirmung für das Plangebiet nicht berücksichtigt – oberhalb des Schalltechnischen Orientierungswertes von 45 dB(A) bzw. des Immissionsgrenzwertes der Verkehrs- lärmschutzverordnung – 49 dB(A) – zum Liegen.“ (GSA 2016) Aufgrund dieser Belastungen werden für diesen Bereich aktive und passive Schallschutzmaßnahmen vorgeschlagen. Die Schallschutzvorrichtungen im Verlauf der L 3008 muss eine Mindestbauhöhe von > 5 m über Gelände erreichen, im Westen des Plangebiets 7,5 bis 8,0 m. Verkehrsgeräusche von der Bahnstrecke sowie von angrenzenden Gewerbegebieten und Sportanlagen sowie den innerhalb des Plangebiets liegenden Quellen (v. a. Einkaufszentrum) liegen nicht über den Grenzwerten. Zur Reduzierung der Schalleinträge aus dem Schienenverkehr im nördlichen Bereich des Plangebiets wird eine Schallschutzwand mit einer Höhe von 3,5 m empfohlen (GSA 2016). Das Plangebiet ist bislang, wenn auch eingeschränkt, als Naherholungsraum nutzbar. Als teilweiser Er- satz für den Wegfall der ortsnahen Freiflächen können die in der südlich angrenzenden Feldgemarkung vorgesehenen Biotopaufwertungen betrachtet werden, da durch die geplanten Nutzungsauflagen für Feldlerche und Feldhamster kleinteiligere, für die Naherholung ansprechende Nutzungsmuster entstehen.

11 ) GSA ZIEGELMEYER GMBH (2016): Schalltechnische Untersuchung zur Aufstellung des Bebauungsplans „Im ‚Bachgange“, Nie- derdorfelden. Gutachten im ZSE Immobilien GmbH. Stand. 10.01.2017. Limburg.

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2.4 Tiere und Pflanzen (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 a BauGB)

2.4.1 Vegetation und Biotopstruktur

Das Plangebiet bildet den nördlichen Ausläufer einer ackerbaulich geprägten Landschaft, die nach Süden zum „Lohfeld“ hin ansteigt. Nur auf der hier verlaufenden Wasserscheide zwischen Nidder und Main konnten sich kleinere Waldgebiete halten. Abgesehen von den Ufergehölzen entlang des nach Norden abfließenden Feldbachs und kleiner Streuobstkonzentrationen überwiegt eine intensive Landnutzung. Der gewachsene Übergang von der Altortslage zur freien Landschaft ist heute in weiten Teilen bereits ver- baut. Doch bildete die Eisenbahntrasse schon vor Erschließung der Gewerbeflächen im Südwesten und der Neubaugebiete östlich der Bischofsheimer Straße eine Zäsur. Mit der Kleingartenanlage am Feldbach sind aber bis heute traditionelle Ortsrandelemente erhalten, die auch auf den Biotopwert im Plangebiet wirken, das mit seinen Äckern, Obstwiesenfragmenten und kleinen artenarmen Wiesenstücken ein Spie- gel der großräumigen Landschaftsstruktur ist. Insgesamt ist das Artenrepertoire verarmt. Neben typi- schen Ackerwildkräutern und nitrophilen Gräsern fallen zahlreiche Ruderalarten auf. Der botanisch- vegetationskundliche Wert des Gebiets ist gering.

Die Grünlandfläche an der L 3008 ist bestanden mit einem ruderalisierten, artenarmen Bestand der Glatt- haferwiese. Die Ruderalisierung kann ggf. auf eine zeitweise Nutzung als Holzlagerplatz zurückzuführen sein.

Tab. 2: Artenliste der Pflanzen im Plangebiet – Grünland an der L 3008 (07.2015)

Art Wissenschaftlicher Name Gemeine Schafgabe Achillea millefolium Straußgras Agrostis capillaris Glatthafer Arrhenatherum elatior Weißer Gänsefuß Chenopodium album Ackerkratzdistel Cirsium arvensis Ackerwinde Convolvulus arvensis Knaulgras Dactylis glomerata Schmalblättriges Weideröschen Epilobium angustifolium Wiesenschwingel Festuca pratensis Weißes Labkraut Galium album Bärenklau Heracleum sphondylium Leinkraut Linaria arvensis Kriechender Hahnenfuß Ranunculus repens Löwenzahl Taraxacum officinalis Rotklee Trifolium pratense Brennnessel Urtica dioica

Zentral im Gebiet liegt eine Streuobstwiese mit alten, höhlenreichen Streuobstbäumen, die aber teilweise in den nächsten Jahren abgängig sein werden. Vorkommende Baumarten sind Apfel und Walnuss. Das Grünland unter den Bäumen wird ebenfalls aus einem ruderalisierten, artenarmen Bestand der Glattha- ferwiese gebildet. Wiesenstorchschnabel und Viersamige Wicke deuten ehemals artenreichere Bestände an.

Tab. 3: Artenliste der Pflanzen im Plangebiet – Streuobstwiese (07.2015)

Art Wissenschaftlicher Name Gemeine Schafgabe Achillea millefolium Straußgras Agrostis capillaris Meerrettich Armoracia rusticana

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Glatthafer Arrhenatherum elatior Raps Brassica napus Ackerkratzdistel Cirsium arvensis Ackerwinde Convolvulus arvensis Weißdorn Crateagus spec. Knaulgras Dactylis glomerata Rohrschwingel Festuca arundinacea Wiesenschwingel Festuca pratensis Weißes Labkraut Galium album Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense Bärenklau Heracleum sphondylium Kriechender Hahnenfuß Ranunculus repens Goldrute Solidago virgaurea Löwenzahl Taraxacum officinalis Rotklee Trifolium pratense Brennnessel Urtica dioica Viersamige Wicke Vicia tetrasperma

Den westlichen Rand des Plangebiets markiert der Feldbach, der von einem dichten Gehölzband beglei- tet wird. Aufgrund des recht tiefen Gewässereinschnitts werden die Standortbedingungen zur Oberkante der linken Böschung hin auenfern; hier wachsen deshalb auch einst gepflanzte Pflaumen, Zwetschen und Mirabellen.

Tab. 4: Artenliste der Pflanzen im Plangebiet – Bachlauf einschließlich Gehölz (07.2016)

Art Wissenschaftlicher Name Feldahorn Acer campestre Gemeine Schafgabe Achillea millefolium Straußgras Agrostis capillaris Waldengelwurf Angelica sylvestris Glatthafer Arrhenatherum elatior Klette Arctium spec. Zaunwinde Calystegia sepium Kälberkropf Chaerophyllum spec. Ackerkratzdistel Cirsium arvensis Waldrebe Clematis vitalba Knaulgras Dactylis glomerata Rasenschmiele Deschampsia cespitosa Rauhaariges Weideröschen Epilobium hirsutum Wiesenschwingel Festuca pratensis Mädesüß Filipendula ulmaria Stechender Hohlzahn Galeopsis tetrahit Weißes Labkraut Galium album Kletten-Labkraut Galium aparine Bärenklau Heracleum sphondylium Wilder Hopfen Humulus lupulus Blutweiderich Lythrum salicaria Rohrglanzgras Phalaris arundinacea Breitwegerich Plantago major Gänsefingerkraut Potentilla anserina Pflaume Prunus domestica Kriechender Hahnenfuß Ranunculus repens Silberweide Salix alba Gänsedistel Sonchus arvensis Hain-Sternmiere Stellaria holostea Beinwell Symphytum officinalis Löwenzahl Taraxacum officinalis Rotklee Trifolium pratense Weißklee Trifolium repens Brennnessel Urtica dioica

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2.4.2 Tierwelt (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 a BauGB)

Vögel

Zur Erfassung der Brutvögel wurden im Zeitraum von Anfang März bis Ende Mai 2015 sechs Begehun- gen durchgeführt, davon zwei in den Abendstunden zur Erfassung der Eulen. Aktualisiert wurde der Be- fund durch drei weitere Begehungen im Frühjahr 2017. Die Kartierung erfolgte mittels Feldstecher und durch Verhören der Rufe und Gesänge nach SÜDBECK ET AL. (2005). Insgesamt wurden 47 Vogelarten im Gebiet nachgewiesen, von denen 28 im Plangebiet als Brutvogel (Nachweis oder Verdacht) einzustufen sind. Das Spektrum reicht von Baum- und Gebüschbrütern der Siedlungs- und Siedlungsrandlagen (Fin- ken, Sperlinge, Grasmücken) über Gehölzbewohner (Buntspecht) bis hin zu „reinen“ Offenlandarten wie Goldammer und Feldlerche.

Hervorzuheben ist neben den nachfolgend genauer zu behandelnden Arten vor allem das „komplette“ Vorkommen der Finkenvögel Stieglitz, Hänfling, Girlitz, Haus- und Feldsperling. Diese früher allgegen- wärtigen Arten sind in den letzten Jahren immer seltener geworden, was vor allem auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen ist. dass sie „Im Bachgange“ bzw. der Umgebung noch regelmäßig anzutreffen sind, dürfte auch auf die immer noch praktizierte kleingärtnerische Nutzung am Ortsrand zu- rückzuführen sein, die das Nahrungsangebot für diese Arten deutlich erhöht. Auch der Gartenrotschwanz, der (erst) 2017 als (wahrscheinlicher) Brutvogel auf der Streuobstwiese im Zentrum des Gebiets festge- stellt werden konnte, weist mittlerweile einen schlechten Erhaltungszustand auf. Für diese Arten sowie den Star kommt die artenschutzrechtliche Betrachtung zu dem Ergebnis, dass artenschutzrechtliche Ver- bote nicht betroffen sind oder der Verlust von Bruthabitaten (Feldsperling, Gartenrotschwanz, Star) Durch das Aufhängen von Nisthilfen kompensiert werden kann (vgl. IBU 2017: Artenschutzrechtlicher Fachbei- trag).

Besonderes Augenmerk ist auf das Brutvorkommen des Steinkauzes zu richten. Zumindest bis 2015 brü- tete ein Paar regelmäßig in einer Niströhre am Rande des Streuobstbestands. Mit dem nicht geklärten Verlust der Niströhre am Rande der Streuobstwiese im Laufe des Jahres 2016 ist von einer faktischen Aufgabe des langjährigen Bruthabitats vom Steinkauz auszugehen. Eine Wiederbesiedlung erscheint nach Umsetzung der Planung wegen des dann geänderten Charakters der Landschaft unwahrscheinlich. Formal bedarf es im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan gegenwärtig (2017 fand keine Brut statt) zwar keiner artenschutzrechtlichen Maßnahmen, dennoch soll die biotopschutzrechtlich gebotene Neuan- lage von Obstwiesen auf den Flurstücke 23/1, 23/2 (Auf dem Oberstück; 3.010 qm) sowie Flur 22, Flst. 9 („Am Waldchensborn“; 5.156 qm) aber auch für den Steinkauz neuen Lebensraum erschließen. Um kurz- fristig Ausgleich zu schaffen, sollen in der von Streuobst geprägten Nachbarschaft dieser Flächen drei handelsübliche Niströhren auf geeigneten Bäumen installiert werden.

2017 konnten im Plangebiet zwei Brutpaare der Feldlerche kartiert werden – jeweils im Zentrum der zu- sammenhängenden Ackerschläge beidseits des „Holzwegs“. Ein weiteres singendes Männchen wurde rd. 100 m südöstlich der L 3008 singend beobachtet. Angesichts der Randeffekte durch Straßen und Gehöl- ze muss das Vorkommen von zwei Brutpaaren auf den Äckern im Plangebiet schon als das maximal mögliche betrachtet werden. Davon ausgehend, dass für jedes in der Feldflur zusätzlich anzusiedelnde Brutpaar etwa 0,5 ha Acker in Extensivnutzung zu überführen sind, sind die für den Feldhamster geplan- ten Maßnahmen im Umfang von 4,63 ha mehr als ausreichend, um als CEF-Maßnahme auch für die be- troffenen Feldlerchen Wirkung zu zeigen (vgl. Kap. 3.2).

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Feldhamster

Das Vorkommen des Feldhamsters (Cricetus cricetus) in der Gemarkung Niederdorfelden wird seit Jah- ren von der AG FELDHAMSTERSCHUTZ der HGON E.V. untersucht und dokumentiert. Im Plangebiet selbst waren in diesem Zeitraum regelmäßig drei bis fünf Baue vorhanden – ein Befund, der durch eine eigene Nacherntebegehung im Jahr 2015 mit zwei Fallröhren im Nordosten und dem Balg eines toten Tieres im Wesentlichen bestätigt wurde. Daten aus 2016 der AG FELDHAMSTERSCHUTZ weisen für 2016 drei Bauten im Plangebiet nach.

Im August 2017 wurde durch das INGENIEURBÜRO FÜR UMWELTPLANUNG eine weitere Nacherntebegehung durchgeführt. Die Ackerflächen im Eingriffsbereich waren zuvor zum weitaus größten Teil mit Weizen be- stellt. Die Kartierung wurde am Folgetag der Weizenernte durchgeführt. Bei der Absuche konnten in den Getreideschlägen insgesamt fünf Fallröhren festgestellt werden (Abb. 8). Diese wiesen eine Tiefe zwi- schen 50 und 60 cm auf.

Abb. 8: Vorkommen des Feldhamsters im Plangebiet im Jahr 2017 (IBU und AG Feldhamsterschutz).

Eine Kartierung der AG Feldhamsterschutz wenige Tage später ergab weitere Befunde vor allem neu an- gelegter Winterbaue. Im Ergebnis wurden die Befunde der Vorjahre im Wesentlichen bestätigt, sodass – wie bereits zum Vorentwurf des Bebauungsplans – vom Vorhandensein fünf besetzter Baue im Plange- biet ausgegangen wird. Auf dieser Grundlage fand am 29. August 2017 ein Abstimmungsgespräch bei der Unteren Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises in statt, bei dem der durch das IBU 2016 bereits ermittelte Umfang der Ausgleichsmaßnahmen bestätigt wurde. Demnach werden auf insgesamt 4,63 ha Ackerland geeignete Maßnahmen durchgeführt, die sich am Charakter einer traditio- nellen, extensiven Ackerbaunutzung orientieren (vgl. Kap. 5.2). Mit dieser Flächengröße wird auch den Anforderungen nach NLWKN (2016) entsprochen, die von einem Flächenverhältnis zu den vom Eingriff betroffenen Vorhaben von 0,3 ausgehen.

Im Vorfeld der Erschließungsmaßnahmen sind die im Plangebiet lebenden Hamster zu evakuieren, d.h. zu fangen und entweder auf die neu anzulegenden Blühstreifen zu versetzen oder in einer von der UNB legitimierten Auffangstation unterzubringen (Vermeidungsmaßnahme V5). Details sind rechtzeitig mit der

UNB abzustimmen. Einer Ausnahmegenehmigung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG2017 bedarf es für die Um- siedlung nicht, wenn die Maßnahme von der UNB zuvor als erforderlich eingestuft worden ist.

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Fledermäuse

Die Fledermauswelt im Plangebiet und seiner Umgebung wurde im Jahr 2017 bei vier Detektorbegehun- gen zwischen Mai und September erfasst. Nachgewiesen wurden fünf Arten: der Große Abendsegler, die Fransenfledermaus und die drei für südhessische Siedlungsrandlagen typischen Arten der Gattung Pi- pistrellus. Mücken- und Fransenfledermaus sowie die Rauhautfledermaus wurden aber nur sporadisch erfasst. Wochenstubenquartiere dieser Arten sind im Gebiet auszuschließen. Wesentlich häufiger wurde der Große Abendsegler erfasst, der seine Quartiere aber in Spechthöhlen größerer Bäume sucht und im Offenland fast nur jagend anzutreffen ist. Da er den Luftraum (vergleichbar Schwalben und Mauerseg- lern) unspezifisch nutzt, kann er „Im Bachgange“ flächendeckend angetroffen werden. Wie die zuvor ge- nannten Arten findet er in der Umgebung ausreichend Ersatzlebensraum.

Im Ergebnis ist für die Fransen-, Rauhaut-, Zwerg- und Mückenfledermaus einheitlich festzustellen, dass der Verlust essentieller Quartiere ausgeschlossen werden kann, zumal alle genannte Arten auch in der Wochenstubenzeit zwischen zahlreichen Quartieren pendeln. Nicht ausgeschlossen ist eine individuelle Gefährdung einzelner Tiere im Zuge der Fällarbeiten, weshalb diese außerhalb von Frostperioden und nur nach vorheriger Inspektion der Bäume durch einen Biologen / Ökologen erfolgen darf (Vermeidungs- maßnahme V2). Der Große Abendsegler ist nicht betroffen.

Andere relevante Artvorkommen und Fazit

Die streng geschützte Haselmaus wurde trotz gezielter Suche mit Hilfe von Niströhren im Gebiet nicht ge- funden. Nachgewiesen wurde indes die ebenfalls streng geschützte Zauneidechse, die aber nur in einem schmalen Korridor entlang der Bahntrasse nachzuweisen ist, sodass hier eingriffsvermeidenden Maß- nahmen allenfalls im Zuge der Erschließung erforderlich werden (Vermeidungsmaßnahme V4).

Nach den Ergebnissen des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags sind insgesamt folgenden Vermei- dungsmaßnahmen und artspezifischen Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (CEF-Maßnahmen) der betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Sinne des § 44 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG erforderlich:

Vermeidungsmaßnahmen

V1 Notwendige Rückschnitts-, Fäll- und Rodungsmaßnahmen erfolgen außerhalb der gesetzlichen Brutzeit, also nur zwischen dem 1. Oktober und dem 28./29. Februar eines Jahres. Ausnahmen sind mit der Naturschutzbehörde im Einzelfall abzustimmen und mit einer ökologischen Baube- gleitung abzusichern.

V2 Baumfällarbeiten dürfen nur bei frostfreier Wetterlage durchgeführt werden. Vor Fällen der Obst- bäume sind diese durch eine fachkundige Person im gefahrlos einsehbaren Bereich (Stamm und Leitäste) auf die Anwesenheit von Fledermäusen hin zu prüfen. Bei Anwesenheit von Fledermäu- sen sind diese vorsichtig in die Freiheit zu entlassen oder (falls schlafend) z.B. in einen Nistkas- ten zu setzen. Da die potenziellen Quartiere nicht wintergeeignet sind, müssen außerhalb der Wochenstubenzeit keine weiteren Vorkehrungen getroffen werden. V3 Alle außerhalb der Baufelder liegenden Biotopbereiche, insbesondere die im Bebauungsplan zum Erhalt festgesetzten Bäume und Gehölzbestände, werden bei den Bauarbeiten geschont, d.h. weder befahren, noch als Lagerflächen genutzt. Es gilt DIN 18920.

V4 Fakultativ: Bei gebotener Nutzung des Weges entlang der Bahn durch Baufahrzeuge im Zuge der Erschließungsmaßnahmen ist zwischen Bahnköper und Wegrand zum Schutz der Zauneid- echse ein Amphibienzaun zu setzen und zwischen Mitte März und Ende Oktober funktionsfähig zu halten.

V5 Zeitnah vor Beginn der Erschließungsmaßnahmen sind die im Gebiet lebenden Feldhamster zu fangen und auf neu geschaffene Blühstreifen in der Feldgemarkung umzusiedeln oder nach Ab- stimmung mit der Naturschutzbehörde in eine Auffangstation zu verbringen. Der Fang muss im Frühjahr vor Schossen des Getreides oder nach der Ernte im Spätsommer / Frühherbst durch sachkundige Personen erfolgen.

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CEF-Maßnahmen

Art Erforderliche Maßnahmen Feldsperling Aufhängen von sechs Holzbeton-Nistkästen für Nischenbrüter (oder Meisenkästen mit ovalem Flugloch 32 x 45 mm) an geeigneten Standor- Gartenrotschwanz ten (Streuobstwiesen, Kleingärten, Siedlungsrand) Star Aufhängen von vier Holzbeton-Nistkästen für Stare an geeigneten Standorten (Streuobstwiesen, Kleingärten, Wald- oder Siedlungsrand, auch an Gebäuden) Steinkauz Etablierung von Ersatzlebensraum für die überplanten Streuobstbe- stände im Umfang von mindestens 0,75 ha Installation von drei Steinkauzröhren in bestehenden Streuobstwiesen Feldlerche Anlagen von Blühstreifen oder die Überführung von Intensivacker in extensiv genutzte Langstreifen (Dreifelderwirtschaft) auf insgesamt 4,63 ha in der Feldflur südlich Niederdorfelden

2.4.3 Biologische Vielfalt (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 a BauGB)

Seit der UNCED-Konferenz von Rio de Janeiro („Earth Summit“) haben mittlerweile 191 Staaten die „Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt“ unterzeichnet. Die rechtliche Umsetzung der Biodiver- sitätskonvention in deutsches Recht erfolgte im Jahr 2002 zunächst durch Aufnahme des Zieles der Er- haltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt in die Grundsätze des Naturschutzes und der Land- schaftspflege in das Bundesnaturschutzgesetz, seit 2010 als vorangestelltes Ziel in § 1 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG.

Die Biologische Vielfalt oder Biodiversität umfasst nach der Definition der Konvention die „Variabilität un- ter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aqua- tische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören“. Damit beinhaltet der Begriff die Biologische Vielfalt sowohl die Artenvielfalt als auch die Vielfalt zwischen den Arten sowie die Vielfalt der Ökosysteme. Mit der innerartlichen Vielfalt ist auch die genetische Vielfalt einbezogen, die z.B. durch Isolation und Barrieren von und zwischen Populationen eingeschränkt werden kann.

Wie die Ausführungen des Kapitels 2.4.2 verdeutlichen, stellt das Plangebiet für einige bedeutsame Arten (Feldhamster, Steinkauz, Feldlerche) einen geeigneten Lebensraum dar. Für die Erhaltung oder Förde- rung der Biodiversität nimmt es eine nicht unbedeutende Rolle ein. Mit Umsetzung der geplanten Kom- pensationsmaßnahmen wird dem Belang der Biologischen Vielfalt aber hinreichend Rechnung getragen.

2.4.4 NATURA 2000-Gebiete und andere Schutzobjekte (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 b BauGB)

Naturschutzgebiete bzw. FFH-Gebiete sind auch in der unmittelbaren Nähe des Eingriffsbereichs nicht vorhanden, die nächsten Gebiete liegen auf der anderen Siedlungsseite von Niederdorfelden, jenseits der B 251. Aufgrund der räumlichen Distanz und stark abweichenden Biotopstruktur steht keines der genann- ten Schutzgebiete in einem funktionalen Zusammenhang mit dem Plangebiet. Beeinträchtigungen im Sinne § 35 BNatSchG sind demnach auszuschließen.

Als gesetzlich geschützte Biotope liegen im Gebiet zwei Streuobstbestände auf den Flurstücke 702/1, 703/1, 704/1 und 706 je tlw. sowie auf Flst. 712 tlw. im Gesamtumfang von 7.785 qm. Da der Überpla- nung dieser Bestände bei Beachtung der im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag aufgeführten Vorkehrun- gen keine artenschutzrechtlichen Verbote entgegenstehen, wird die Gemeinde Niederdorfelden parallel

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zum Bauleitplanverfahren die biotopschutzrechtliche Genehmigung zur Beseitigung der Obstbäume be- antragen. Zur Kompensation ist vorgesehen, neben der Etablierung von drei Steinkauzröhren in geeigne- ten Beständen Flächen im Umfang von 8.166 qm neu anzupflanzen. Festgesetz werden entsprechende Maßnahmen für die Parzellen Flur 8, Flurstücke 23/1 und 23/2 sowie Flur 22, Flurstück 9.

2.5 Ortsbild und Landschaftsschutz (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 a BauGB)

Das Plangebiet liegt weitab der Altortslage von Niederdorfelden, die sich zwischen der ehemaligen Was- serburg im Norden und der von Gronau nach Kilianstädten ziehenden einstigen Chaussee befindet. Die Siedlungsentwicklung vollzog sich dann im 19. Jahrhundert beidseits der Berger Straße nach Süden, übersprang die Bahnlinie aber erst in jüngerer Zeit, so dass das Plangebiet heute im Norden, Osten und Westen von modernen Wohn- und Gewerbegebieten eingerahmt wird.

Auf der in Abb. 9 ausschnittweise wiedergegebenen Karte des Kurfürstentums Hessen12 erkennt man, dass das Plangebiet schon Mitte des 19. Jahrhunderts am Übergang vom Obstwiesengürtel des Dorfes zur fruchtbaren Ackerflur lag. Auffallend ist die stark hervortretende Struktur des Feldbachs, der offenbar schon damals tief in den lösslehmbedeckten Untergrund eingeschnitten war. Auch der das Plangebiet von Nordwest nach Südost durchziehende „Holzweg“ war seinerzeit als Hohlweg ausgebildet; er wurde wahrscheinlich im Zuge späterer Flurbereinigungen verfüllt. Die Lage des heutigen Streuobstfragmentes fällt zusammen mit einer Wegschleife, die im Steigungsbereich wahrscheinlich besonders stark erodiert war und nach ihrer Verfüllung schlechtere Bodenverhältnisse aufwies als die Umgebung.

Abb. 9: Ausschnitt aus der Karte von dem Kurfürstenthume Hessen, Blatt Nr. 106 Bergen (Quelle: LAGIS Hes- sen). Die um 1840 im Maßstab 1:25.000 bearbeiteten Karten vermitteln einen Eindruck von der Land- schaft vor Beginn der Industrialisierung.

12) LAGIS Hessen: Karte von dem Kurfürstenthume Hessen. Aufgenommen von dem Grossherz. Generalquartiermeisterstabe. He- rausgegeben vom Kurfürstlich Hessischen Generalstab 1840-1841. Niveau-Karte auf 112 Blättern. 1:25.000.

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Im Ergebnis spiegelt sich im Plangebiet die tradierte Nutzungsstruktur der Landschaft südlich Niederdor- felden bis heute wider; kleinräumig sind – mit Ausnahme der alten Obstbäume und des Bachlaufs – aber keine historisch gewachsenen Strukturen mehr erkennbar. Aufgrund der isolierten Lage zwischen Orts- rand und Umgehungsstraße ist die Planung aus Sicht des Landschaftsschutzes deshalb vertretbar.

2.6 Kultur- und sonstige Sachgüter (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 d BauGB)

Zur Klärung der archäologischen Situation wurde im November 2016 eine geophysikalische Prospektion 13 durchgeführt (POSSELT & ZICKGRAF 2016) . Wesentliches Ziel der Untersuchungen war die Detektion obertägig nicht sichtbarer archäologischer Strukturen, die zu einem bekannten steinzeitlichen Siedlungs- platz bzw. zu einem eisenzeitlichen Gräberfeld in unmittelbarer Nachbarschaft zum Baugebiet gehören könnten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen als Basis für eine denkmalpflegerische Beurteilung des geplanten Baugebiets dienen. Hierfür wurde eine Fläche von insgesamt 9,33 ha mittels Magnetome- terprospektion untersucht. Im Ergebnisbericht (POSSELT & ZICKGRAF 2016) heißt es:

„Zusammenfassend kann für die Magnetometerprospektion in Niederdorfelden festgestellt werden, dass in den Ergebnissen eine sehr große Zahl an archäologischen Befunden (Gruben) nachzuweisen ist. Ohne dass für diese Befunde ein erkennbares Verteilungsmuster benannt werden könnte, ist auf eine markante Grenze im Verteilungsbild in der westlichen Hälfte und am nordwestlichen Rand von Fläche 1 hinzuweisen. Mit einem deutlichen Abstand zum heutigen Verlauf des Feldbaches fallen die Grubenbefunde von Ost nach West plötzlich aus. Möglicherweise ist diese Grenze jedoch geländebedingt und geht eventuell auf Erosions- oder auf Akkumulationsprozesse im Umfeld des Bachlaufs zurück. Trotz der Vielzahl an archäologischen Strukturen lassen sich keine Aussagen hinsichtlich einer zeitlichen oder funktionalen Zuweisung zu den be- reits bekannten Fundstellen treffen.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass für das gesamte untersuchte Gelände mit einer hohen Siedlungsin- tensität und damit auch mit einem hohen archäologischen Potential gerechnet werden muss. Weitere Er- kenntnisse zur zeitlichen Einordnung sowie zur strukturellen Gliederung der Befunde könnten über weitere archäologische Untersuchungen im Rahmen einer Ausgrabung gewonnen werden.“

Die angesprochenen Grabungen werden in Abstimmung mit hessenArchäologie parallel zum Aufstel- lungsverfahren und rechtzeitig vor Beginn des Vollzugs des Bebauungsplanes durchgeführt.

2.7 Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 i BauGB)

Als Ergebnis der Planung bestehen leichte positive Wechselwirkungen zwischen dem Bedürfnis der An- wohner an die Landschaft als Ort der Erholung und den vorgesehenen Maßnahmen zum Arten- und Bio- topschutz. Wie in den vorausgegangenen Kapiteln dargelegt, werden die Belange der ansässigen und künftig neuen Bürger insgesamt nur in geringem Umfang beeinträchtigt, wobei die kleinklimatischen Ver- änderungen noch den größten Anteil an negativen Einflüssen ausmachen dürften. Großräumig sind diese – wie oben begründet – aber eher gering.

13 ) POSSELT & ZICKGRAF PROSPEKTIONEN GBR (2016): Archäologisch-geophysikalische Prospektion in Niederdorfelden, Main-Kinzig Kreis. Gutachten im Auftrag ZSE Immobilien GmbH, Schulweg 2,63517 Rodenbach.

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3 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 2 c)

3.1 Maßnahmen zur Eingriffsvermeidung und -minimierung

Zur Vermeidung und zur Verringerung nachteiligen Auswirkungen sieht der Bebauungsplan vor allem Maßnahmen zur Ein- und Durchgrünung des Plangebiets vor, die in Kap. 1.1.2 aufgeführt sind. Sie die- nen neben ihrer das Ortsbild bereichernden Eigenschaften auch der Verbesserung der lufthygienischen Verhältnisse und der Schaffung von Saum- und Gehölzstrukturen, die zwar weniger für anspruchsvolle Arten der freien Landschaft Aufwertung versprechen, wohl aber für zahlreicher Kleinsäugerarten, Finken- vögel und Insekten, die auf artenreiche Säume oder Ruderalfluren angewiesen sind. Zur Konkretisierung der Pflanzgebote werden die folgenden Pflanzlisten zur Aufnahme in den Bebauungsplan empfohlen:

Laubbäume (auch in Sorten): Mindest-Qualität: Acer campestre Feldahorn H., 3 x v., 16-18 Acer plantanoides Spitzahorn Acer pseudoplatanus Bergahorn Carpinus betulus Hainbuche Crataegus spec. Weißdorn Malus div. spec. Apfel, Zierapfel Prunus avium, Prunus div. spec. Vogelkirsche, Zierkirsche, -pflaume Pyrus calleryana Chinesische Birne Sorbus aucuparia Eberesche Tilia cordata Winterlinde Tilia platyphyllos Sommerlinde

Straßenbäume: Mindest-Qualität: Acer campestre `Elsrijk´ Feldahorn H., 3 x v., 16-18 Acer plantanoides `Columnare´ Spitzahorn, säulenförmig Aesculus hippocastum `Globusum´ Rosskastanie, kugelförmig Aesculus hippocastum `Pyramidalis´ Rosskastanie, pyramidal Crataegus x prunifolia `Splendens´ Pflaumenblättriger Weißdorn Pyrus calleryana ´Chanticleer´ Chinesische Birne Tilia cordata `Greenspire´ Stadtlinde Tilia cordata `Rancho´ Winterlinde, klein

Laubsträucher: Mindest-Qualität: Cornus mas Kornelkirsche Str., 2 x v., m. B., 100- Cornus sanguinea Roter Hartriegel 150 Corylus avellana Hasel Ligustrum vulgare Liguster Lonicera xylosteum Rote Heckenkirsche Rosa div. spec. Rose (auch Sorten) Sambucus nigra Schwarzer Holunder Viburnum lantana Wolliger Schneeball

Kletterpflanzen: Mindest-Qualität: Clematis vitalba Waldrebe Topfballen 2 x v. 60-100 Hedera helix Efeu m Humulus lupulus Hopfen Hydrangea petiolaris Kletterhortensie Lonicera caprifolium Echtes Geißblatt Partenocissus spec. Wilder Wein Vitis vinifera Wein

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3.2 Kompensationsmaßnahmen und Eingriffs- / Ausgleichsbilanz

Die Ermittlung des Ausgleichsbedarfs orientiert sich an der Hessischen Kompensationsverordnung14. Im Ergebnis verbleibt im Plangebiet ein Kompensationsdefizit von rd. 1,02 Mio. Punkten.

Tab. 5: Eingriffs- und Ausgleichsbilanz nach KV – Eingriffsgebiet

Nutzungs- / Biotoptyp BWP/m² Flächenanteil [m²] Biotopwert je Biotop-/Nutzungstyp vor nach vor nach Maßnahme Maßnahme Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 11.191 Ackerland, intensiv genutzt 16 84.509 0 1.352.144 0 06.320 Intensiv genutzte Frischwiese, artenarm, ruderal 27 949 0 25.623 0 03.130 Streuobstwiese 50 7.785 0 389.250 0 06.320 Intensiv genutzte Frischwiese, artenarm 27 2.831 0 76.437 0 06.910 Grünland, intensiv (Mehrschnittpflege) 21 2.331 4.967 48.951 104.307 11.211 Nutzgarten, Holzlagerplatz mit Vielschnittrasen und Hütten 14 1.230 0 17.220 0 11.222 Arten- und strukturreiche Hausgärten 25 595 0 14.875 0 10.510 Straße, Asphaltwege 3 1.793 0 5.379 0 10.610 Graswege, unbefestigte Wege 21 647 850 13.587 17.850 09.120 Kurzlebige Ruderalflur als Ackerrain, artenarm 23 1.673 0 38.479 0 09.210 Staudenflur frischer Standorte, beschattet 39 413 333 16.107 12.987 09.210 Staudenflur feuchter Standorte 39 609 0 23.751 0 02.300 Gebüsch feuchter Standorte, Brombeergestrüpp 39 296 0 11.544 0 02.600 Böschungsgehölze (Pflanzung an Schallschutzanlage) 20 0 1.523 0 30.460 05.214 Bäche (Mittellauf) 50 34 24 1.700 1.200 04.400 Ufergehölze, z.T. mit Obstbäumen 50 1.180 88 59.000 4.400 10.715 Dachflächen mit Regenwasserverwertung (Wohnen) bei GRZ 0,4 6 0 32.815 0 196.890 11.221 Freianlagen (übergrünte Tiefgaragenflächen) - Wohnen 14 0 3.989 0 55.846 11.221 Freianlagen (nicht überb. Grundstücksflächen) - Wohnen 14 0 17.888 0 250.432 10.715 Dachflächen mit Regenwasserverwertung (Mischgebiet) bei GRZ 0,6 6 0 2.909 0 17.454 11.221 Freianlagen (nicht überb. Grundstücksflächen) - Mischgebiet 14 0 727 0 10.178 10.715 Dachflächen mit Regenwasserverwertung (Einzelhandel) bei GRZ 0,6 6 0 6.684 0 40.104 11.221 Freianlagen (nicht überb. Grundstücksflächen) – Einzelhandel 14 0 743 0 10.402 10.715 Dachflächen mit Regenwasserverwertung (Rathaus) bei GRZ 0,6 6 0 4.645 0 27.870 11.221 Freianlagen (nicht überb. Grundstücksflächen) - Rathaus 14 0 1.161 0 16.254 10.520 Versiegelte Flächen, Pflaster (Verkehrsfläche) 3 0 11.993 0 35.979 10.520 Versiegelte Flächen, Pflaster (Fußwege) 3 0 3.380 0 10.140 11.221 Gärtnerisch gepflegte Anlage (Verkehrsbegleitgrün) 14 0 1.328 0 18.592 11.231 Parkanlage mit alten Obstbäumen 35 0 2.520 0 88.200 11.224 Intensivrasen / Spielplatz 10 0 400 0 4.000 11.223 Kleingartenanlage mit hohem Ziergartenanteil 20 0 5.213 0 104.260 10.540 Stellplätze, Rasengittersteine, begrünt 7 0 2.244 0 15.708 10.520 Straßenraum Bischofsheimer Straße 3 1.986 2.437 5.958 7.311 Summe 108.861 108.861 2.100.005 1.080.824 Biotopwertdifferenz -1.019.181

Das Kompensationsdefizit wird durch Kompensationsflächen im Offenland (Feldhamster, Feldlerche, Steinkauz) sowie im Wald (Prozessschutz) ausgeglichen.

14) Verordnung über die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen, Ökokonten, deren Handelbarkeit und die Festsetzung von Ausgleichsabgaben (Kompensationsverordnung - KV) vom 1. September 2005, GVBl. I S. 624. Zuletzt geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 21. November 2012, GVBl. S. 444.

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3.2.1 Prozessschutzflächen im Gemeindewald Niederdorfelden

Einem Konzept der Revierförsterei (datiert auf 19.09.2014) folgend, soll in den beiden Waldstü- cken auf dem Kamm südlich der Ortslage insgesamt drei Flächen im Gesamtumfang von rd. 4,35 ha aus der Nutzung genommen werden. Für den vorliegenden Bebauungsplan wird hiervon die größte der drei Flächen im Lohwald westlich der Landesstraße herangezogen.

Flur 26, Abteilung 3 A2, B1 und B2 je tlw., („Große Wald“): 27.340 qm

Der Stilllegung dieser Flächen hat das Forstamt -Wolfgang mit Stellungnahme vom 13.04.2017 be- reits grundsätzlich zugestimmt. Es handelt sich entlang des Waldrandes (Abt. A2) um einen strukturrei- chen und von Unterholz (vor allem Holunder) durchsetzten 160-jährigen Buchen-Altbestand. Zum Inneren des Waldes hin finden sich vermehrt 180-jährige Eichen (Abt. B1).

Abb. 10: Blick auf die künfti- gen Prozessschutzflächen im „Große Wald“. Gut zu erken- nen ist der stellenweise aus- gelichtete Oberstand, der bereits die Naturverjüngung gefördert hat.

Die Fläche eignet sehr gut als Prozessschutzwald, da sie nicht nur eine Fülle sehr wertvoller Altbäume enthält, sondern auch eine vertikale Schichtung aufweist, auch wenn diese vor allem von Strauchwuchs geprägt wird. Stehendes Totholz, einige bereits im Abgang befindliche Bäume und der sehr vielfältige, von einem Grasweg begrenzte Waldrand mit Brombeergestrüpp und Wildkirschen geben dem Bestand einen hohen Biotopwert und ein sehr hohes Entwicklungspotenzial. Für den Naturschutz positiv zu be- werten ist auch das Fehlen von Wegen. Teile des Waldes sind schon jetzt kaum zu begehen.

Für den Bebauungsplan ausgewählt wurde der gesamte von der Revierförsterei vorgeschlagene Bereich, der drei Unterabteilungen berührt und eine Fläche von 27.340 qm umfasst. Das von der Revierförsterei angesetzte Potenzial von 10 Punkten / qm (nach KV) ist naturschutzfachlich im vollen Umfang gerechtfer- tigt, da das Waldgebiet (bzw. der westliche Teil des Lohwaldes) wegen seiner ruhigen Lage inmitten einer ausgedehnten Ackerlandschaft und des sehr hohen Potentials für Alt- und Totholzbewohner im gemein- degebiet einzigartig ist.

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Abb. 11: Geplante Prozessschutzfläche im „Große Wald“.

Für den Bebauungsplan wird folgende textliche Festsetzung vorgeschlagen:

Entwicklungsziel: Prozessschutzflächen im Wald

Flur 26, Abteilung 3 A2, B1 und B2 je tlw., („Große Wald“) mit 27.340 qm Die in der Plankarte umgrenzte Waldfläche ist aus der Bewirtschaftung zu nehmen und als Prozessschutz- wald der natürlichen Sukzession zu überlassen. Ziel ist der Erhalt alter Bäume und die natürliche Entwicklung eines strukturreichen, von stehendem und liegendem Totholz durchsetzten Laubwald als Lebensraum für spezialisierte Vögel, Säugetiere und Insekten. Ausgenommen vom Verbot waldbaulicher Maßnahmen bleiben notwendige Vorkehrungen zur Verkehrssicherung vor allem am Waldrand. Der besonderen naturschutzfachli- chen Bedeutung der Flächen ist hierbei Rechnung zu tragen; sämtliche Maßnahmen sind zuvor mit der unte- ren Naturschutzbehörde abzustimmen. Anfallendes Holz ist an geeigneter Stelle im Bestand zu belassen.

3.2.2 Ausgleichsmaßnahmen in der Feldflur

Der Verlust ihrer Fortpflanzungs- und Ruhestätten für Feldlerche und Feldhamster muss zur Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände in sinnvoller und wirksamer Weise ausgeglichen werden. Die dafür vorgesehenen Maßnahmen müssen bereits vor Durchführung des Eingriffs wirksam sein. Um diesen Anforderungen zu genügen, wurden in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde gemein- deeigene Flächen südlich des Plangebiets im Umfang von rd. 4,63 ha ausgesucht, deren Lage in der Feldflur es ermöglicht, kurzfristig neue Habitate für Feldlerche und Hamster zu schaffen, deren Ansprü- che an den Lebensraum sehr ähnlich sind. Im Falle der Feldhamster ist darüber hinaus auch eine Um- siedlung der direkt betroffenen Tiere auf die neu anzulegenden Flächen geplant.

Hauptgrund für die starken Bestandsrückgänge der beiden Arten in unserer Agrarlandschaft ist die heuti- ge Intensität der Ackernutzung. Als wesentliche Faktoren gelten dabei die Nahrungsknappheit als Folge des Einsatzes von Herbiziden (Lerche) und geringer Ernterückstände (Hamster) und der extrem dichte Wuchs moderner Getreidesorten, der das Aufkommen von Wildkräutern und die Belassung offener Bo- denflächen für die Brut der Feldlerchen nahezu ausschließt. Entsprechend müssen Verbesserungsmaß- nahmen darauf abzielen, die Vegetationsstruktur und die mikroklimatischen Bedingungen auf den Aus- gleichsflächen wieder den Zuständen anzupassen, die bis vor wenigen Jahrzehnten normal waren und den heute gefährdeten Arten das Leben auf dem Acker ermöglichten.

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Vorgesehen ist deshalb, auf den Ausgleichsflächen Blühstreifen in unterschiedlicher Zusammensetzung anzulegen und diese mit Brachestadien, Leguminosen (Luzerne, Klee) aber auch mit dem extensiven Anbau traditioneller Getreidesorten abzuwechseln. Dies kann sowohl in Form einer Art Dreifelderwirt- schaft erfolgen als auch durch eine kleinteilige Streuung entsprechender Flächen in der Gemarkung. Bei- des wird durch den Bebauungsplan alternativ ermöglicht, sodass flexibel auf die jeweilige Flächenverfüg- barkeit reagiert werden kann.

Formal herangezogen werden die gemeindeeigenen Ackerparzellen Flur 14, Flurstücke 32/1 und 32/2 sowie Flur 17, Flst. 14 (vgl. Abb. 12). Mit einer Fläche von 4,63 ha erfüllen sie den Bedarf zur Schaffung neuer Habitate sowohl für den betroffenen Feldhamster als auch für die Feldlerche (vgl. IBU 2017: Arten- schutzrechtlicher Fachbeitrag, Stand 6. Oktober 2017). Gleichzeitig liegen sie im Bereich des von der AG Feldhamsterschutz identifizierten Verbreitungsgebiets des Feldhamsters, der im Gemeindegebiet aktuelle Schwerpunkte westlich des Feldbachs (Flur 14 „Im Tale, „Talweide“) sowie im Bereich „Holzweg“ / Ha- nauer Weg“ südlich und südöstlich der Umgehungsstraße besitzt (vgl. Abb. 9). Die Lage der Ausgleichs- flächen ermöglicht hier sowohl eine Verbesserung der Lebensbedingungen als auch eine Vernetzung und Ausweitung der Habitatflächen.

Abb. 12: Übersicht über die Lage der Ausgleichsflächen in der Feldflur südlich des Baugebiets

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Für den Bebauungsplan wird folgende textliche Festsetzung vorgeschlagen:15

Entwicklungsziel: Streifenflur mit Acker-Blühstreifen Flur 14, Flurstücke 32/1 und 32/2 (Schlag A) sowie Flur 17, Flst. 14 (Schlag B) mit zusammen 46.331 qm Die Flächen Flur 14, Flurstücke 32/1 und 32/2 (Schlag A) sowie Flur 17, Flst. 14 (Schlag B) sind nach Entfer- nen des Aufwuchses (Erntereste, Brachaufwuchs) umzupflügen; das Saatbeet ist feinkrümelig herzustellen und anschließend in 9-18 m (A) bzw. 9 m (B) breite Langstreifen zu unterteilen. Frühjahrsaussaaten haben bis zum15. März zu erfolgen. Die Schnitthöhe bei Ernte und Mahd darf 20 cm nicht unterschreiten. Bei Getreide- anbau sind mind. 10 % der Fläche eines jeden Streifens als Nacherntestreifen von der Ernte auszunehmen. Die Stoppelbrache ist – sofern keine anschließende Aussaat von Wintergetreide vorgesehen ist – über den Winter zu erhalten. Das Pflügen ist auf die Zeit vor dem 15. März (Sommerfrucht) oder nach dem 15. Oktober (Winterfrucht) eines Jahres beschränkt und auf eine Tiefe von 30 cm beschränkt. Tiefenlockerung sowie der Einsatz von Pestiziden sind grundsätzlich unzulässig. Die Langstreifen sind nach Maßgabe der Punkte a) bis c) mit Wintergetreide zu bestellen, als Blühstreifen anzulegen (alternativ Anbau von Sommergetreide) oder für eine Periode als Brache ruhen zu lassen (alternativ Anbau von Leguminosen). a) Ein Drittel der Zahl der Streifen eines Schlags ist mit Wintergetreide vorzugsweise traditioneller Sorten zu bestellen. Die Düngung ist auf max. 60 kg N / ha * a begrenzt. b) Ein Drittel der Zahl der Streifen ist im Frühjahr als Blühstreifen anzulegen. Diese sollen nach Abblühen im Oktober gemäht und das Schnittgut abgefahren werden. Zu verwenden sind geeigneten Mischungen aus regionalem Saatgut ein- und zweijähriger, standortheimischer Kräuter und traditioneller Kulturpflan- zen. Die Saatmischung soll nicht mehr als 10 % Gräseranteil aufweisen und folgende Kennarten beinhal- ten (Auswahl, aus der mind. 70 % der genannten Arten zu verwenden sind, die in der Mischung wieder- um mind. 60 % ausmachen sollen): Agrimonia eupatoria, Anthemis arvensis, Barbarea vulgaris, Calendula arvensis, Campanula patula, Campanula rapunculus, Campanula rapunculoides, Centaurea cyanus, Cichorium intybus, Consolida regalis, Cynoglossum officinalis, Daucus carota, Dipsacus fullonum, Echium vulgare, Hypericum perforatum, Hesperis matronalis, Isatis tinctoria, Knautia arvensis, Leucanthemum ircutianum, Linaria vulgaris, Lithospermum arvense, Malva moschata, Medicago lupulina, Melampyrum arvense, Papaver rhoeas, Pastinaca sativa, Reseda luteola, Silene alba, Sinapsis arvensis, Trifolium arvense, Viola arvensis. Alternativ zulässig ist der Anbau von Sommergetreide, vorzugsweise traditionelle Gersten- oder Hafer- sorten, Emmer, Buchweizen oder Lein. c) Ein Drittel der Streifen ist nach der Ernte bzw. Mahd über den nächsten Sommer als Brache zu belassen oder mit Luzerne oder Klee einzusäen. Zulässig ist eine Mahd Mitte bis Ende Mai sowie eine Mahd im Oktober.

Die Varianten a) bis c) sind alternierend zu durchlaufen (Dreifelderwirtschaft) oder so miteinander zu kombinieren, dass ihr jeweiliger Anteil mindestens 20 % und nicht mehr als 50 % der Gesamtausgleichsfläche umfasst. Der Erfolg der Maßnahme ist durch ein mindestens 3-jähriges biologisches Monitoring zu überprüfen. Bei einem un- zureichenden Erfolg der Maßnahme sind in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde geeignete Änderungen oder Ergänzungen zu treffen.

Um die Flexibilität der Artenschutzmaßnahmen zu erhöhen und auf wechselnde Vorkommensschwer- punkte des Feldhamsters reagieren zu können, wird der Bebauungsplan um eine bedingte Festsetzung ergänzt, die alternativ zur Bestellung der drei festgesetzten Flächen eine flächengleiche Verteilung gleichwertiger Maßnahmen in der Feldgemarkung ermöglicht. Die Bedingte Festsetzung nach § 9 Abs. 1 Nr. 20 i.V.m. § 9 Abs. 2 Nr. 2 BauGB soll lauten:

15) Die formulierten Festsetzungen für die ackerbauliche Nutzung orientieren sich an den Empfehlungen des Leitfadens „Berück- sichtigung des Feldhamsters in Zulassungsverfahren und in der Bauleitplanung“ des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Hannover (NLWKN, Hrsg., 2016) und den ökologischen Bedürfnissen der anderen Zielarten, insbesondere der Feldlerche.

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Artenschutz Bei Nichtdurchführung der unter ___ genannten Maßnahmen sind im Bereich der Gemarkung Niederdorfelden Ackerflächen im Gesamtumfang von mindestens 46.331 qm nach den Grundsätzen der Festsetzungen zu ___ a) bis c) zu bewirtschaften. Die Gesamtfläche kann in Teilflächen von jeweils mindestens 1.000 qm aufgeteilt werden, wobei jede Teilfläche als „Streifen“ im Sinne der Festsetzung 1.1 gilt. Mindestens die Hälfte der Ge- samtfläche soll einen Mindestabstand zum Wald und zu Autobahnen von 80 m, zu Bundes- oder Landesstra- ßen sowie Siedlungsrändern von 50 m aufweisen. Die Varianten a) bis c) sollen so miteinander kombiniert werden, dass ihr jeweiliger Anteil mindestens 20 % und nicht mehr als 50 % der Gesamtausgleichsfläche umfasst. Festsetzung 3.1 gilt sinngemäß mit entspre- chenden Flächenanteilen auch bei einer nur teilweisen Durchführung der Maßnahme 1.1. Der Erfolg der Maßnahme ist durch ein mindestens 3-jähriges biologisches Monitoring zu überprüfen. Bei ei- nem unzureichenden Erfolg der Maßnahme sind in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde geeignete Änderungen oder Ergänzungen zu treffen.

Als artenschutzrechtlicher Ausgleich für den Steinkauz und gleichzeitig zur biotopschutzrechtlichen Kom- pensation des Verlustes bzw. der Entwertung der beiden Streuobstbestände im Plangebiet werden die zusammen rd. 0,30 ha umfassenden Flurstücke 23/1 und 23/2 (Flur 8 „Auf dem Oberstück“) sowie das Flurstück 9 (Flur 20 „Am Waldchensborn“) in Grünland umgewandelt und mit Hochstamm-Obstbäumen bepflanzt (vgl. Abb. 12). Die beiden Parzellen „Auf dem Oberstück“ befinden sich inmitten eines von Streuobst geprägten Landschaftsteils, sodass hier ein funktioanler Ausgleich für die Überplanung des Streuobstfragments im Plangebiet möglich ist. Flst. 9 liegt ebenfalls im Anschluss an Obstwiese. In räum- licher Nähe zu den Neuanlagen sind zudem drei Steinkauzröhren aufzuhängen. Die Anlage von Grünland auf den neu geschaffenen Streuobstwiesen erfolgt unter Verwendung von Saatgut aus regionaler Her- kunft.

Für den Bebauungsplan wird folgende textliche Festsetzung vorgeschlagen:

Entwicklungsziel: Streuobstwiese Flur 8, Flurstücke 23/1 und 23/2 mit zusammen 3.010 qm; Flur 22, Flurstück 9 mit 5.156 qm Die Flächen sind nach Entfernen des Aufwuchses (Erntereste, Brachaufwuchs) umzupflügen; das Saatbeet ist feinkrümelig herzustellen und anschließend durch Einsaat einer geeigneten Mischung aus regionalem Saatgut für Frischwiesen in Grünland zu überführen und sachgerecht zu entwickeln (Kröpfschnitt, evtl. Wässerung, ggf. Nachsaat im 2. Jahr). Die Saatmischung soll nicht mehr als 50 % Gräseranteil aufweisen und folgende Kennarten des Frisch- und Feuchtgrünlandes beinhalten (Auswahl, aus der mind. 90 % der genannten Arten zu verwenden sind, die in der Mischung wiederum mind. 70 % ausmachen sollen): Achillea millefolium, Anthoxanthum odoratum, Arrhenatherum elatius, Bromus hordeaceus, Campanula patula, Centaurea jacea, Crepis biennis, Cynosurus cristatus, Daucus carota, Knautia arvensis, Leontodon hispidus, Leucanthemum ir- cutianum, Lotus corniculatus, Poa pratensis, Pimpinella major, Salvia pratensis, Silaum silaus, Silene vulgaris, Tragopogon pratensis, Trisetum flavescens. Empfohlen wird die Beimengung einer Schnellbegrünung. Die Nutzung erfolgt in der Folge zweischürig ab Mitte Juni. Das Schnittgut ist auf der Fläche zu trocknen und abzufahren. Die Düngung und der Einsatz von Pestiziden sind unzulässig. Auf Flst. 23/1 und 23/2 sind zudem mindestens 12 und höchstens 16, auf Flst. 9 mindestens 3 und höchstens 40 hochstämmige Apfelbäume stark wüchsiger Traditionssorten (z.B. Baumanns Renette, Boskoop, Goldre- nette von Blenheim, Rheinischer Bohnapfel, Roter Herbstkalvill) der Qualität H, 3 x v., m. B., 18-20 zu pflan- zen und mit einem Stammschutz aus Schilfrohrmatten sowie einem Dreibock und einer Anbindung zu verse- hen. Die Bäume sind unmittelbar nach der Pflanzung einem Korrekturschnitt mit dem Ziel der Ausbildung einer Obstbaum-typischen Krone mit Stammverlängerung und 3 oder max. 4 Leitästen zu unterziehen und im Weiteren fachgerecht zu erziehen und dauerhaft zu erhalten. Bei einem Verlust von Bäumen sind Ersatzpflan- zungen gleichartiger Bäume vorzunehmen.

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Im räumlich-funktionalen Zusammenhang zu den Flurstücken 23/1, 23/2 und 9, ersatzweise auf diesen Flä- chen durch Aufbau entsprechender Stützen auf die Dreiböcke der Bäume, sind drei Brutröhren für Steinkäuze zu installieren und zu unterhalten.

Tab. 6: Eingriffs- und Ausgleichsbilanz nach KV – Naturschutzrechtlicher Ausgleich

Nutzungs- / Biotoptyp BWP/m² Fläche [m²] Biotopwert je Biotop-/Nutzungstyp vor nach vor nach Maßnahme Maßnahme Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5 Spalte 6 11.191 Acker, intensiv 16 46.331 741.296 11.192 Äcker, extensiv/Blühfläche für Hams- 31 46.331 1.436.261 ter/Lerche 11.191 Acker, intensiv 16 8.166 130.656 03.120 Streuobst neu für Steinkauz 23 8.166 187.818 01.114/01122 Buchen-/Eichenwald forstlich 41 27.340 1.120.940 überformt 01.114/01122 Buchen-/Eichenwald forstlich 51 27.340 1.394.340 überformt mit Aufwertung Prozessschutz Gesamtsumme 81.837 81.837 1.992.892 3.018.419 Biotopwertdifferenz + 1.025.527

Bei Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen im Wald und in der Feldflur auf insgesamt mehr als 8 ha Fläche ergibt sich im Hinblick auf die Eingriffsregelung ein Aufwertungspotential von 1,025 Mio. Punkten Tab. 6), sodass die vom Bebauungsplan vorbereiteten Eingriffe voll kompensiert werden.

Bei Durchführung der Planung ergeben sich die in den Kapiteln 2 und 3 prognostizierten negativen und positiven Folgen für die Umwelt, die in ihrer Gesamtheit verträglich sind. Bei Nichtdurchführung der Pla- nung wäre von einer Fortführung der überwiegend ackerbaulichen Nutzung und einem Brachfallen der Streuobstwiese auszugehen.

Zuordnungsvorschlag:

Gemäß § 9 (1a) BauGB können Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich im Sinne des § 1a Abs. 3 BauGB auf den Grundstücken, auf denen Eingriffe in Natur und Landschaft zu erwarten sind, oder an an- derer Stelle sowohl im sonstigen Geltungsbereich des Bebauungsplans als auch in einem anderen Be- bauungsplan festgesetzt werden. Die Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich an andere Stelle können den Grundstücken, auf denen Eingriffe zu erwarten sind, ganz oder teilweise zugeordnet werden; dies gilt auch für Maßnahmen auf von der Gemeinde bereitgestellten Flächen. Nach § 135b BauGB gelten als Maßstäbe für die Verteilung der Kosten für die von der Gemeinde durchgeführten Ausgleichsmaßnahmen die überbaubare Grundstücksfläche, die zulässige Grundfläche, die zu erwartende Versiegelung oder die Schwere des zu erwartenden Eingriffs.

Für den vorliegenden Bebauungsplan wird vorgeschlagen, die Verteilung der Kosten anhand der über- baubaren Fläche vorzunehmen, die sich Tab. 1 (Strukturdaten) entnehmen lässt. Den Anteilen entspre- chen dann die Anteile des zu kompensierenden Defizits gem. Tab. 5. Es ergeben sich folgende Anteile:

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Tab. 7: Ermittlung der Flächenanteile zur Zuordnung der Eingriffe nach § 135b BauGB

Zulässige überbaubare Fläche öffentlich privat WA, MI, SO 4,465 ha Fläche für Gemeinbedarf 0,465 ha Verkehrsflächen 1,781 ha Gesamtfläche (Bezugsfläche des Bebauungsplans: 6,711 ha) 2,246 ha 4,465 ha Anteil, gerundet 33,5 % 66,5 % Anteil in Punkten am Gesamtdefizit (1.019.181) 341.426 677.755

Daraus ergibt sich folgende Zuordnungsfestsetzung (Satzung gem. § 135 a BauGB und § 9 Abs. 1a BauGB)

Der Bebauungsplan bereitet Eingriffe in Natur, Landschaft und Boden vor, deren Ausgleich in Form von Flächen und Maßnahmen den Grundstücken, auf denen Eingriffe zu erwarten sind, ganz oder teilweise zugeordnet wer- den können. Dem entsprechend werden die Kosten für die Flächen sowie die Planung, Herstellung, Fertigstel- lungs- und Entwicklungspflege der naturschutzrechtlichen Kompensationsmaßnahmen gem. 1.1-1.3. bzw. 3.1 unter Anwendung des Verteilungsmaßstabs „überbaubare Fläche“ den öffentlichen Bau- und Erschließungs- maßnahmen und den privaten Bauflächen im Verhältnis 1:2 zugeordnet.

4 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 2 d)

Die Planung betrifft ein in Teilen vorbelastetes, da intensiv genutztes Gelände, das jedoch durch einzelne Strukturelemente und Flächen bereichert wird (z.B. Streuobst). Durch die dreiseitige Umfassung mit Sied- lungsflächen und die Umgehungsstraße an der vierten Seite ist das Gebiet jedoch von der freien Land- schaft abgeschnitten. Deshalb werden die Eingriffswirkungen auf alle Schutzgüter als noch verträglich bewertet. Anderweitige, bessere Planungsmöglichkeiten zur Umsetzung des Vorhabens sind im engeren Umgriff nicht erkennbar.

5 Merkmale der verwendeten technischen Verfahren bei der Umweltprüfung sowie Hinweise auf aufgetretene Schwierigkeiten bei der Zusammenstel- lung der Angaben (Untersuchungsrahmen und -methodik) (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 3 a)

Die Bestandsaufnahmen und Bewertungen des vorliegenden Umweltberichts basieren auf aktuellen Feld- Erhebungen zur Pflanzen- und Tierwelt, auf der Auswertung vorhandener Unterlagen (Höhenschichtkar- te, Luftbild, RegFNP, Bodenkarten, Baugrunduntersuchung, geomagnetische Prospektion, Kartierung Feldhamstervorkommen) und Internetrecherchen behördlich eingestellter Informationen zu Boden, Was- ser, Schutzgebieten und kulturhistorischen Informationen). Defizite bei der Grundlagenermittlung sind nicht erkennbar.

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6 Geplante Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des Bauleitplans auf die Umwelt (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 3 b)

Abgesehen vom Monitoring der artenschutzrechtlichen Erfordernisse sind konkrete Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des Bauleitplans auf die Umwelt sind bis- lang nicht geplant. Zu empfehlen ist insbesondere eine Erfolgskontrolle der Pflanzmaßnahmen sowie der Entwicklung auf den künftigen Ausgleichsflächen.

7 Zusammenfassung (Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, §§ 2a und 4c BauGB, Nr. 3 c)

Die Gemeinde Niederdorfelden plant die Aufstellung eines Bebauungsplans zwischen der Bahnlinie und der Umgehungsstraße am südlichen Rand der Ortslage. Betroffen ist eine Fläche von insgesamt rd. 10,9 ha. Ausgewiesen werden sollen (in mehreren Teilbaugebieten) ein Allgemeines Wohngebiet (WA) mit Einzel- und Doppelhäusern sowie Hausgruppen, ein Sondergebiet (Einzelhandel), ein kleines Mischge- biet (MI), eine Fläche für Gemeinbedarf (Bürgerhaus) sowie Flächen für Naherholung. Die Erschließung erfolgt von Osten und Westen über zwei Anbindungen an vorhandene Straßen. Der Bebauungsplan setzt für die genannten Baugebiete umfangreiche Vorgaben zur Lage und Größe und Gestalt der Häuser und zur Durchgrünung der Grundstücke fest.

Die Böden im Gebiet bestehen überwiegend aus Lösslehm, sind ackerbaulich gut nutzbar, neigen aber punktuell zur Stauwasserbildung. Eine eigentlich sehr sinnvolle Versickerung von Regenwasser kann im Gebiet nicht erfolgen. Die Eingriffswirkung auf Boden und Wasserhaushalt sind mäßig hoch.

Für die Pflanzen- und Tierwelt ist das Gebiet durch die teilweise intensive Nutzung bereits entwertet. Dennoch wurden bei den tierökologischen Untersuchungen 2015 und 2017 für den Bebauungsplan be- merkenswerte Arten gefunden: Zu nennen sind vor allem Feldhamster, Feldlerche, Gartenrotschwanz und Steinkauz. Nach den Bestimmungen des Artenschutzrechts bedarf die Planung deshalb umfangrei- cher Ausgleichsmaßnahmen, die vor allem diesen Arten zugutekommen müssen. Es ist deshalb geplant, insgesamt mehr als 8 ha Ausgleichsflächen zur Verfügung zu stellen – ein Großteil davon in der Feldflur, wo Blühstreifen und extensive Ackernutzung neuen Lebensraum für Bodenbrüter und andere Offenland- arten erschließen sollen. Weitere 0,8 ha werden zur Neuanlage von Streuobstwiesen bereitgestellt, und ein 2,7 ha großes Waldstück im Lohwald südlich Niederdorfelden wird als sog. Prozessschutzwald kom- plett aus der Nutzung genommen.

Für das Orts- und Landschaftsbild sind die Eingriffe eher gering, weil das Gebiet bereits in Teilen von jüngerer Bebauung umschlossen ist und im Süden die Umgehungsstraße verläuft. Geachtet werden muss bei den Bauarbeiten aber auf mögliche archäologische Funde.

Für die Bewohner der angrenzenden Wohngebiete stellt die Erweiterung keine große Störung dar. Eine erhebliche Zunahme von Durchgangverkehr in der Ortslage ist wegen der Erschließung von der Bi- schofsheimer Straße aus nicht zu befürchten. Die relativ hohe Lärmbelastung durch die Umgehungsstra- ße bedingt aber für Teile des Plangebiets Schallschutzmaßnahmen in Form eines Lärmschutzwalls sowie durch den Einbau von Schallschutzfenstern in den neu zu errichtenden Häusern.

IBU Staufenberg (01.2018)