Offizielles Organ für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 5/2009 September/Oktober

Titelthema Service Lehrbrief Trikots im Brauchen wir Schiedsrichter- Prävention: Wandel der Zeit: neue Regeln Spesen: Wie man den Vom Jackett zum oder neue Was sagt eigentlich Spielcharakter Climacool-Dress Schiedsrichter? die Steuer dazu? steuern kann Editorial Inhalt

schen übersetzt hat, sondern die Formulie- rungen aus dem offiziellen deutschsprachi- gen Text zu den Auslegungen der Spielregeln der FIFA (Seite 128) übernommen hat, da wir FIFA-Texte nicht ändern können. Andererseits wird die entsprechende Passage des Regel- textes, die sich eine Seite vorher befindet, einfach ignoriert. Da heißt es nämlich klipp und klar: „Wenn der Ball im Spiel ist und vom ausführenden Spieler erneut…“ Da der Regel- text über den Auslegungen der Spielregeln steht, wird natürlich in allen Kursen die Regelbestimmung gelehrt. Na ja, so einfach ist das eben.

Höchst interessant und fachlich ausgezeich- Selbstständig net finde ich das von den „Spiegel“-Redak- teuren Cathrin Gilbert und Jörg Kramer mit dem Arsenal-Trainer Arsène Wenger geführte Ansichten entscheiden Interview mit der Überschrift „Die Seele Wie ist das denn nun einer Mannschaft“, das in Heft 38/09 abge- mit Theorie und Praxis? 4 Liebe Leserinnen und Leser, druckt ist. Wichtig erscheint mir die Antwort das ist ja eine schöne Geschichte. Was denn?, auf eine Frage bezüglich des mittels wissen- werden Sie fragen. Nun, nichts besonders schaftlicher Datenerhebungen planbaren Analyse Aufregendes, wenn man das Titelthema der Erfolges. Wenger antwortete unter anderem: Manchmal helfen auch Indizien 8 aktuellen DFB-Schiedsrichter-Zeitung sich „Wir wissen immer mehr, aber wenn man zu ansieht. Und doch schön zu lesen, was Lutz viel kontrolliert, verliert man den Sinn für Panorama 12 Lüttig in einer aufwändigen Recherche zu das Wichtige“, und weiter: „Manche Spieler diesem Thema zusammengetragen hat, auch in England gingen am Vorabend der Partien für mich interessant. Wenn ich mich daran fröhlich tanzen. In Frankreich und Deutsch- Regel-Test erinnere, wie bei unseren Trikots die erste land hätte man gesagt: So können sie un- Einwurf nach Salto 15 Farbe ins Spiel kam, so war dies schon möglich spielen. Sie konnten es doch. Und gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile hat man warum? Weil sie ein Gefühl dafür entwickelt Lehrwesen sich daran gewöhnt, so sehr, dass sogar ein hatten, wie weit man gehen kann. Sie hatten weißes Trikot nicht mehr besonders auffal- das Wichtigste überhaupt gelernt: selbststän- Vorbeugen ist besser lend zu sein scheint. In jedem Fall war die zu dig Entscheidungen zu treffen.“ Warum ich als bestrafen 16 meiner aktiven Zeit dem Schiedsrichter vor- dies an dieser Stelle zitiere? Nun, ganz ein- fach: Ich meine, dass Schiedsrichter, die in behaltene Farbe „Schwarz“ auch nicht Interview schlecht und insbesondere mit den weißen ihrer Karriere schon einigen Erfolg erzielt Stulpen an den Stutzen durchaus attraktiv. haben, zwar durch erfahrene Betreuer be- „Entscheidung beruht weiter auf Gleichwohl könnte ich mich nicht daran gleitet werden sollten, diese sich aber hüten menschlicher Wahrnehmung“ 19 gewöhnen, wenn – wie es in einigen National- müssen, ihre Position überzubewerten. Und verbänden war – die Schiedsrichter von genau das hat Wenger im übertragenen Sinn „oben bis unten“ in Gelb auflaufen würden. gesagt. Zu diesem Problem werde ich mich Glückwunsch Dies erinnert mich doch zu sehr an einen voraussichtlich in meinen Ansichten in der Zwei runde Geburtstage 21 Kanarienvogel. Aber wer weiß? Ausgabe 6/09 äußern. Titelthema ,Die FIFA hat etwa 1.000 Regelfragen beant- Schließlich bleibt mir noch, meinen langjäh- Trikot-Design – nichts geht wortet, wobei einige neue Auslegungen vor- rigen Weggefährten Eugen Strigel und Karl- handen sind, der Großteil sich jedoch nicht Heinz Tritschler zu ihrem 60. Geburtstag, der mehr ohne Hightec 22 geändert hat. Eugen Strigel, der die Texte in am 24. beziehungsweise 16. September 2009 langwieriger Arbeit ins Deutsche übersetzt war, auch an dieser Stelle zu gratulieren. Service hat, gibt bei 22 ausgewählten Fragen die ent- Noch immer ist das Ehrenamt, das beide – sprechenden offiziellen Antworten, die sinni- wie so viele Schiedsrichter-Mitarbeiter – mit Steuerpflicht? gerweise unter der Überschrift „Einwurf nach „Leib und Seele“ ausüben, ein wichtiger OFD bestätigt DFB-Auffassung 27 Salto“ zusammengefasst sind. Bei dieser Bestandteil unseres Erfolgs. Vielen Dank. Gelegenheit möchte ich auch kurz auf eine Blick in die Presse 28 Meldung im Boulevard eingehen, nach der es In diesem Sinne wünsche ich allen Leserin- zu einem „Regel-Skandal“ (was auch sonst) nen und Lesern viel Freude mit der Ausgabe Aus den Verbänden 29 gekommen sein soll. Danach habe der DFB 5/09 der Schiedsrichter-Zeitung. „geschlampt“, weil es auf Seite 108 der Fuß- ball-Regeln 2009/2010 statt „der Spieler“ heißt „ein Spieler“. Nun muss man dazu Ihr schlicht und ergreifend sagen, dass der DFB einerseits überhaupt nichts aus dem Engli- Volker Roth

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 3 Ansichten Wie ist das denn nun mitTheo Die Diskrepanz zwischen dem reinen Regeltext und seiner schriftlich fixierten Auslegung auf der einen Vorschriften auf dem Platz war schon in der vorigen Ausgabe das Thema von Volker Roth. Hier führt er gestattet, dass es sinnvoll ist, zum besseren Verständnis seine„Ansichten“ in der Schiedsrichter-Zeitung

chauen wir uns einige alltäg- Sliche Spielsituationen an und untersuchen sie auf die Diskrepanz zwischen Regeltheorie (Text und schriftliche Auslegung) und Praxis (Anwendung im Spiel).

1. Auf den Zaun klettern Recht einfach ist die Übereinstim- mung zwischen Regeltheorie und Regelpraxis beispielsweise beim Erklimmen des Zaunes feststellbar. Wer als Spieler dort hochsteigt (um einen Treffer zu feiern), ist wegen „unsportlichen Betragens“ zu verwarnen. Dies geht bekannt- lich aus den Auslegungen der FIFA zur Regel 12 hervor. Wenn es dann aber zwei oder mehrere Spieler sind, die da klettern, kommt man mit der Regeltheorie schon nicht mehr weiter. An sich müssten alle verwarnt werden, was aber in der Praxis nicht durchführbar ist. Wie also die Theorie sinnvoll anwen- den? Es wird der erste Kletterer genommen, er wird sozusagen als „Rädelsführer“ bestraft, ähnlich wie bei einem „Rudel“ die Auslöser mindestens mit „Gelb“ bedacht werden müssen. Wer auf den Zaun klettert, um ein Tor zu feiern, sieht „Gelb“. Theoretisch und praktisch ist das kein Problem. Was aber tun, wenn es mehrere Spieler machen? Oder: Was passiert, wenn der zu verwarnende Spieler die Regel- theorie kennt („…an einem Zaun Torlinie zwischen den Pfosten. Klar Ähnlich ist es mit dem Ort des Ver- Spezialisten auch nicht gestatten, hochklettert, um einen Treffer zu formuliert, nicht auslegungsbe- gehens, wobei ich Freistöße außer- den Ball einfach auf die für die feiern.“) und nun behauptet, dass dürftig. Aber gerade dieser Regel- halb des Strafraums meine. Was ist Anwendung seiner Kunstfertigkeit er gar nicht den Treffer feiern, text macht den Schiedsrichtern darunter exakt zu verstehen? Oft- idealen Position zu legen. Brau- sondern vom Zaun aus nur seine (auch der Elite) in der Praxis mals ist der Schiedsrichter etwas chen wir andere Regeln oder andere Verlobte grüßen wollte? Könnte immer wieder Probleme. Der Hin- weit entfernt, um den Ort des Schiedsrichter? man ihn dann vielleicht verwarnen, weis, dass 8,40 Meter ja auch Geschehens genau zu erkennen. weil er sich „respektlos gegenüber schon ganz schön sind, überzeugt Für den Fachmann allerdings ist 3. Amtsautorität dem Spiel verhält?“ Brauchen wir nicht, wenn kein Tor erzielt wird. klar, dass sowohl die Festlegung und Persönlichkeit andere Regeln oder andere Das kann ja nicht akzeptiert wer- der 9,15-Meter-Distanz als auch des Regel 5 gibt dem Schiedsrichter Schiedsrichter? den, da der Erfolg eines Freistoßes Orts des Vergehens den Schieds- die unbeschränkte Befugnis, den auch von der korrekten Distanz richter als Persönlichkeit und Fußballregeln in dem Spiel, für das 2. Tatort und Entfernung der Spieler abhängt. Wird aller- damit als Vertreter von Sinn und er aufgeboten wurde, Geltung zu Regel 13 bestimmt, dass alle Gegen- dings ein Tor trotz mangelhafter Geist der Regelbestimmung erken- verschaffen. Wer als Schiedsrich- spieler mindestens 9,15 Meter vom Distanz erzielt und nicht aner- nen lassen: Er rennt nicht mit dem ter aber alles mit dieser „Macht“, Ball entfernt sein müssen oder kannt, bekommt der Schiedsrich- Zollstock umher, wird auf der die ihm sein Amt gibt, entscheiden aber sie stehen auf ihrer eigenen ter Probleme. anderen Seite aber dem Freistoß- und durchsetzen will, wird von den

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Regelpraxis sind die Positionen der Torwart. Wenn ein Torwart 25 bis Spieler bei der Strafstoß-Ausfüh- 30 Meter aus seinem Torraum rennt rung. Die Bestimmungen sind klar, und den allein anstürmenden Geg- rie und Praxis? Auslegungsschwierigkeiten unbe- ner niedermäht, dann kann es doch kannt. Und dennoch haben wohl nur eine Entscheidung geben: Seite sowie der Anwendung dieser Teil 2 Schiedsrichter in der Praxis immer Hinausstellung. Das ist keine Verei- wieder subjektive Schwierigkeiten telung einer Torchance, keine Fahr- es mit konkreten Beispielen fort. Der Hinweis sei zu erkennen, dass ganze Heer- lässigkeit oder Rücksichtslosigkeit, 4/09 noch einmal nachzulesen. scharen von Spielern Verstöße das ist übermäßige Härte, wie sie gegen die Regel 14 begehen. in der Regelauslegung definiert ist. Natürlich ist der Begriff der Tole- Es muss jedem Schiedsrichter klar Spielern nicht als die Persönlich- werden, die im Fokus der Öffent- ranz bekannt, diese hat allerdings sein, dass die Verletzung des Geg- keit anerkannt, zu der sie ein lichkeit stehen. Allerdings ist auch eine Grenze, und ich erwarte, dass ners in Kauf genommen wird. Da gewisses Vertrauensverhältnis klar, dass sich diese Spielklassen diese Grenze eng gezogen wird. gibt es keinerlei andere Anwen- aufbauen können. Wenn immer nicht zum „Üben“ eignen, dafür Besonders für diejenigen, deren dungsmöglichkeiten der Persön- nur der Schiedsrichter ein Foul steht zu viel auf dem Spiel. Wenn Spiele im TV gezeigt werden, ist es lichen Strafe. gesehen haben will, wenn er bei dann allerdings in einer wissen- doch eigentlich ganz einfach, auf jeder sich bietenden Gelegenheit schaftlichen Untersuchung die der korrekten Einhaltung der Wenn der Torwart hingegen im den Spielfluss unterbricht, mög- These aufgestellt wird, dass die Bestimmungen zu bestehen. Denn Strafraum den mit dem Ball am Fuß liche Vorteile bei Abseits-Situatio- Schiedsrichtertätigkeit mit zuneh- jeder Reporter oder Moderator heraneilenden Stürmer zu Fall nen permanent ignoriert oder mender Dauer einen direkten, aber muss aufgrund der TV-Bilder die bringt, dann wird man sicher auf Karten wie beim Skatspiel verteilt, negativen Einfluss auf die Schieds- Richtigkeit anerkennen, ob er will Strafstoß entscheiden. Auch wenn wird man sich nicht wundern dür- richter-Leistung hat, dann stimmt oder nicht. An sich eine einmalige der Torwart statt des Balles den fen, dass er – obwohl die Bestim- etwas mit der Wissenschaft nicht. Gelegenheit, eine wichtige Ent- Gegner „spielt“, wird man allerdings mungen der Regeltheorie von ihm Gerade der erfahrene Schiedsrich- scheidung fällen zu können, ohne im Bereich der Persönlichen Strafe doch umgesetzt werden – keine ter, exzellente physische Verfas- die kleinste mediale Kritik zu be- anders urteilen müssen, da man besondere Freude an seinem Amt sung vorausgesetzt, braucht gar kommen. Wir brauchen in diesem nicht mit absoluter Sicherheit sagen haben wird. Er wird von den ande- ren am Fußballspiel Beteiligten, die sicher wichtiger sind als er, nicht als Sportler, sondern als Störfaktor angesehen.

Natürlich darf der Schiedsrichter nicht verbogen werden, ahn- dungsrelevante Vergehen müssen auch bei sehr bekannten Spielern oder in der ersten bzw. letzten Minute bestraft werden. Allerdings dürfen Sinn und Geist des Regel- werks nicht außer Acht bleiben, wobei diese beiden Begriffe nicht zu verwechseln sind mit Diploma- tie. Die führt nämlich dazu, not- wendige Entscheidungen zu unterlassen, nur um mit Spielern, Offiziellen und Medien keinen Ärger zu bekommen. Diplomaten mit ihren häufig alle Seiten berück- sichtigenden, manches Mal aber auch faulen Kompromissen glei- Im Moment der Ausführung des Strafstoßes befinden sich außer dem Torwart und dem Schützen chenden Entscheidungen sind für neun(!) Spieler im Strafraum, der Angreifer ganz links annähernd drei Meter! Das Tor wurde dennoch Schiedsrichter schlechte Rat- anerkannt. geber. Das Gleiche gilt für das oftmals eingeforderte „Finger- keine „unbeschränkte Befugnis“. Fall keine anderen Regeln, viel- kann, dass der Torwart den Ball spitzengefühl“. Er ist eine anerkannte Autorität, leicht aber andere Schiedsrichter! nicht doch hätte spielen wollen und ohne autoritär zu sein. Wir brau- können. Insofern wird man den Tor- Einhellige Meinung ist, dass chen solche Schiedsrichter! 5. Torwartspiel wart „nur“ verwarnen, es sei denn, Schiedsrichter sich erst im Laufe Unerklärlich für mich sind immer er hatte klar ersichtlich keinerlei der Zeit zur anerkannten Persön- 4. Zu viel Toleranz wieder Schwierigkeiten mancher Chancen, den Ball auch nur in etwa lichkeit entwickeln, insbesondere Ein weiteres Beispiel für die Über- Schiedsrichter bei der Anwendung zu erreichen. Brauchen wir andere wenn sie zu Spielen herangezogen einstimmung von Regeltheorie und der Persönlichen Strafe gegen den Regeln oder andere Schiedsrichter?

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 5 Ansichten

die vergeudete Zeit am Ende nach- spielen lassen wird, sondern klar demonstrieren, dass er die unsportlichen Handlungen nicht toleriert, weil sonst ganz schnell unliebsame Konfrontationen ent- stehen können. Ist das Ergebnis hingegen klar, spielt die Einschät- zung, ob hier jemand Zeit schindet oder nicht, eine eher untergeord- nete Rolle.

Was man immer wieder sieht, was 6. Abseits: aber meistens zu spät geahndet Praxis ändert Theorie wird, ist die Zeitvergeudung durch Eine bemerkenswerte Regelausle- den Torwart. Je nach Spielstand gung wurde beim Confederations und Zeit geht die Ausführung des Cup 2005 in Deutschland hinsicht- Abstoßes mal blitzschnell, mal lich Regel 11 eingeführt. Da hatte dauert es fast Minuten. Beim sich irgendjemand ausgedacht, ersten Versuch von Zeitspiel wird dass die Assistenten erst dann der Torwart ermahnt, beim zweiten Abseits anzeigen sollten, wenn der Mal verwarnt, beim dritten Mal gibt bei der Ballabgabe im Abseits ste- es „Gelb/Rot“. So einfach ist das. hende Spieler den Ball auch tat- Dann brauchen wir auch keine an- sächlich spielt. Machen wir es kurz: deren Regeln oder Schiedsrichter. Die „Experten“ hatten ganz einfach nicht berücksichtigt, dass sich der 8. Absichtliches Handspiel Ball zwanzig, dreißig Meter in der Eine verteufelt schwierige Sache Luft befinden kann und der betref- ist die Bewertung des absichtlichen fende Spieler hinter ihm herhe- Handspiels. Nicht so sehr „Ball zur chelt. Hat er ihn dann endlich Hand“ oder „die Entfernung“ zwi- erreicht, musste die Fahne geho- schen Gegner und Ball. Vielmehr ben werden. Eine Auslegung, die in der dritte Punkt in den Auslegun- ihrer Anwendung nicht nur zu gro- gen des IFAB, nämlich: „die Position tesken Szenen und höhnischem Das Spiel auf Zeit, gerade von Torhütern gern betrieben, muss der Hand“. Da die Geschwindigkeit Applaus führte, sondern auch noch sofort unterbunden werden: Ermahnung - „Gelb“ - „Gelb/Rot“ des Balles oftmals die 100-Stunden- Spieler, Schiedsrichter, Assistenten lautet die theoretische Forderung, deren praktische Anwendung kilometer-Grenze überschreitet und selbst Beobachter verwirrte. eigentlich problemlos sein muss. und die Distanz zwischen den Spie- Die Praxis hatte die Theorie ad spielen lassen, wenn es sich um lern teilweise nicht so groß ist, wird absurdum geführt. Deshalb wurde Der Praktiker soll sie nach seinem Tatbestände handelt, die in Regel 7 die Regeltheorie in der Regelpraxis diese Regelauslegung wieder Ermessen anwenden. Aber so ein- fixiert sind und eine längere Nach- zu einer schwierigen Übung. Sicher abgeschafft und durch die „Wait- fach geht das natürlich nicht. Auch spielzeit erfordern: wird man anhand von DVD-Beispie- and-see“-Technik ersetzt. Aller- hier kommen „Sinn und Geist“ der len in vielen Fällen eine „unnatürli- dings muss an dieser Stelle Regelanwendung zwangsläufig ins che Handhaltung“ demonstrieren bemerkt werden, dass Assistenten In jeder Spielhälfte wird die Zeit Spiel. Denn wenn ein Spieler bei- können. Und sicher wird nach der auch heutzutage dort, wo sich nur nachgespielt, die verloren geht für spielsweise bei Super-Zeitlupe in solchen Fällen ein Spieler im Abseits befindet, mit auch Übereinstimmung unter den ihren Signalen noch zu lange war- – Auswechslungen, – Freistößen Kritikern herrschen. Das hilft dem ten. – Verletzungen von Spielern, – Einwürfen – Transport verletzter Spieler – Eckstößen Schiedsrichter auf dem Platz aber 7. Nachspielzeit vom Spielfeld, – Auswechslungen nicht. Insofern ist es schon immer Jeder Schiedsrichter ist mehr oder – Zeitschinden oder – oder durch Ballwegschlagen ein guter Rat gewesen, nur das zu weniger froh, wenn er das Spiel – jeden anderen Grund nach dem Pfiff ahnden, was eindeutig ist. Wobei nach 90 Minuten abpfeifen kann. klar sein sollte, dass absichtliches Aus der Praxis ist auch bekannt, Die nachzuspielende Zeit liegt im absichtlich Zeit schindet, kommt Handspiel vorliegt, wenn ein am dass gerade in der Nachspielzeit Ermessen des Schiedsrichters. es auf die jeweilige Ergebnis-Situ- Boden liegender Spieler die Hand oftmals hässliche Fouls oder zwei- ation an. Steht das Spiel auf „des nach dem an ihm vorbeirollenden felhafte Strafraum- bzw. Torszenen Und da sind wir wieder bei der Dis- Messers Schneide“, wird das knapp Ball ausstreckt und ihn danach vorkommen. Gleichwohl kann man krepanz zwischen Regeltheorie zurückliegende Team die Nach- berührt. sich nicht so ohne Weiteres aus und Regelpraxis. Die Theorie hat spielzeit vehement einfordern. Der der Verantwortung stehlen und die genannten fünf Gründe für Schiedsrichter sollte auch nicht Diese Beispiele ließen sich natür- vielleicht nur eine Minute nach- nachzuspielende Zeit bestimmt. einfach darauf verweisen, dass er lich beliebig fortsetzen.

6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Andere Regeln oder Sport ausüben. Was wir aber auch altersher viel stärker auf Dynamik, Auftritt fragt: „Was kostet die andere Schiedsrichter? nicht brauchen, ist eine überbor- Kraft und Schnelligkeit aufgebaut Welt?“ Wir haben gesehen, dass die Spiel- dende Verwissenschaftlichung ist und dem Schiedsrichter so zum regeln bei ganz bestimmten Situ- ihrer Fortbildung, die letztlich die Beispiel viel mehr Möglichkeiten Aber der Schiedsrichter, der aus ationen klar und präzise gefasst Entwicklung zur authentischen einräumt, häufig auf Vorteil zu seinen Fehlern gelernt hat und sind. Bei diesen „Muss-Bestimmun- Persönlichkeit behindert und den entscheiden. Hier liegt die Diskre- immer wieder lernt, unterstützt gen“ hat der Schiedsrichter keine stromlinienförmig ausgerichteten panz dann nicht zwischen Regel- durch erfahrene praxisorientierte Wahlmöglichkeit. Diese eindeuti- Schiedsrichter zur Folge hat. theorie und Regelpraxis, sondern Spielbegleiter, wird im Laufe der gen Rechtsvorschriften, von denen zwischen den Ländern und ihren Zeit erfolgreich auch die schwie- es aber nicht übermäßig viele gibt, Die Diskrepanz zwischen Theorie unterschiedlichen Fußball-Menta- rigsten Spiele über die Runden müssen auf dem Platz umgesetzt und Praxis zu überwinden, kann litäten. bringen. Geplante Taktik, die Aus- werden. Regeltheorie und Regel- nur dem gelingen, der seinen druck der Persönlichkeit ist, praxis sind in diesen Fällen iden- Ermessensspielraum behält und Gleichwohl können auch die deut- gepaart mit gesundem Menschen- tisch. Derjenige, der glaubt, hier ihn mit Augenmaß und im Sinne schen Schiedsrichter der obersten verstand, Mut und Einfühlungsver- seine eigenen Vorstellungen reali- des Fußballspiels ausfüllen kann. Klassen in vielen Fällen (wobei uns mögen, unterstützen den Schieds- sieren zu können, stellt sich über insbesondere die nach Meinung richter bei seiner schwierigen Auf- die Vorschriften, wird seinem Amt Wenn immer wieder gefordert vieler Experten zu häufigen Spiel- gabe, Spiele nach Sinn und Geist als Sachwalter nicht gerecht und wird, „wie in England“ zu pfeifen, unterbrechungen vorgeworfen der Fußballregeln zu leiten und dürfte Schwierigkeiten bekommen, dann meinen diese Kritiker ja nicht werden) ihre praxisorientierte nicht sklavisch nach ihrem Wort- die allein er zu vertreten hat. Da die englischen Schiedsrichter, son- Anwendung der Spielregeln ver- laut. brauchen wir dann auch andere dern vielmehr das englische Spiel- bessern. Sicher nicht sofort die Schiedsrichter. system. Das allerdings ist mit dem Schiedsrichter, die ihre ersten Damit hilft er dem Spiel, den deutschen, das sicher auch seine Spiele in einer neuen Spielklasse Spielern – und letztlich auch Bei der Vielzahl von Ermessens- Vorteile hat, nicht vergleichbar, da leiten. Sicher auch nicht der sich selbst. Bestimmungen ist die Sache aber der Fußball in England schon seit Schiedsrichter, der mit forschem ■ nicht ganz so einfach. Überall dort, wo es ausschließlich auf das menschliche Urteilsvermögen ankommt, wird es immer wieder unterschiedliche Auffassungen über die Vorgänge auf dem Platz geben. Die von bestimmter und interessierter Seite permanent geforderten technischen Hilfsmit- tel helfen in der Praxis nicht wei- ter, da sie das dynamische Spiel durch Unterbrechungen kaputt machen. Sicherlich können klarer formulierte Regeln und Regelaus- legungen, wie in dem in Teil 1 geschilderten Abseitsfall bei Nieder- lande gegen Italien, dem Schieds- richter helfen, nicht in Erklärungs- notstand zu kommen.

Aber im Prinzip brauchen wir keine anderen Regeln, da gerade die Ein- fachheit und Einheitlichkeit der Spielregeln, die nur sehr selten fundamental geändert werden, den weltweiten Erfolg des Fußballs ausmachen. Auch wenn diese Aus- sage von meist selbst ernannten Fußball-Experten gern belächelt wird, so ist sie in ihrer Schlichtheit doch eins, nämlich wahr.

Im Prinzip brauchen wir auch keine anderen Schiedsrichter, weil Schiedsrichter, die ich meine, mit Für diesen Sprung außerhalb des Strafraums in den Angreifer hinein blieb der Torwart unbestraft, großem Ernst, Engagement und der Schiedsrichter verhängte noch nicht einmal einen direkten Freistoß. Diese (Nicht-)Anwendung Verantwortungs-Bewusstsein ihren der Regel 12 ist natürlich durch keine Theorie gedeckt.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 7 Analyse Manchmal helfen Eugen Strigel weist bei der Aufarbeitung von Lehrbeispielen aus den ersten fünf Spieltagen der laufen Team bei der Entscheidungsfindung unterstützen können.

1. Spieltag Foto 1 Abspiel auf Olic war dann eine Wieder mal der Ruf neue Spielsituation gegeben, nach dem Fernsehbeweis seine vorherige Abseitsposition Gleich zu Beginn der Saison spielte deshalb keine Rolle mehr. 2009/2010 gab es wieder einmal eine Diskussion über die Tor- Diskussionen gab es auch im Spiel kamera und andere technische Mainz 05 gegen Bayer Leverkusen. Hilfsmittel. Der Grund war ein Zunächst ging es um einen Frei- nicht (an)erkanntes Tor beim Spiel stoß, der zum 2:2-Ausgleich für 1899 Hoffenheim gegen Bayern Mainz führte. Hyypiä berührte den München. Mainzer Bancé leicht mit der Brust, und der fiel spektakulär Ein Schuss des Hoffenheimers nach vorne. Schiedsrichter Deniz Simunic hatte die Torlinie über- Aytekin pfiff einen Freistoß und quert, das Team um Schiedsrichter zog sich dafür die Kritik von Rudi Babak Rafati ließ das Spiel jedoch Völler zu, der meinte, dass so weiterlaufen. Der Assistent stand etwas international nicht gepfiffen ungefähr zwei Meter von der Tor- wird. Nach Betrachtung der Zeitlu- linie entfernt auf Höhe des vor- penbilder war dies wohl kein Frei- letzten Abwehrspielers und konnte stoß, aber bei internationalen aus dieser Position (leicht schrä- Spielen versuchen die Spieler ger Blick auf die Torlinie) dem auch nicht laufend, den Schieds- Schiedsrichter für seine Entschei- richter zu täuschen, indem sie bei dung nicht die notwendige Unter- jeder kleinen Körperberührung zu stützung geben. Die Fernsehbilder Boden fallen. zeigten recht deutlich, dass der Ball hinter der Linie war: Torhüter Die zweite knifflige Szene hatte Rensing stand mit beiden Beinen nur am Rande etwas mit „Abseits“ hinter der Torlinie, griff mit sei- zu tun. Bei einem Abspiel von nem Arm nach hinten und schlug Schwaab lief Kießling aus seiner den Ball aus dem Tor (Foto 1). Das war eigentlich ein deutliches Indiz für Schiedsrichter und Assistent, dass der Ball die Torlinie über- schritten haben musste, auch Mit den Füßen hinter der Linie: Torwart Rensing schlägt den Ball wenn sich solch eine Situation in mit der linken Hand aus dem Tor. Sekundenschnelle abspielt. Offiziellen haben in erster Linie Gegenspieler Weis in Kontakt. Schiedsrichter Babak Rafati plä- die Aufgabe eines Torrichters. Pranjic flankte dann auf Olic, der dierte in den Fernsehinterviews Warten wir mal die Ergebnisse des ein Tor erzielte. Auch wenn es Pro- für die Einführung einer Torkame- Versuchs ab, aber es kann eben teste der Hoffenheimer gab – für ra. Wir im Schiedsrichter-Aus- auch dabei immer wieder zu uns war dieser Treffer korrekt. Die schuss favorisieren den Chip im „menschlichen“ Fehlern kommen. Begründung: Als der Ball eindeutig Ball, der bei der Klub-Weltmeister- auf Pranjic gespielt wurde, lag bei schaft im Dezember 2007 in Japan Regeltechnisch sehr interessant Olic keine strafbare Abseitsstel- einwandfrei funktioniert hat. Die war am 1. Spieltag auch die 1:0- lung vor. Bei der Körperberührung FIFA genehmigte aber einen Ver- Führung der Bayern durch Olic. Olic/Weis musste der Schiedsrich- such mit einem fünften und sechs- Bei einem weiten Ball nach links ter nun beurteilen, ob dies ein ten Offiziellen für die Spiele der auf Pranjic befand sich Olic in Foulspiel war oder nicht. Er ließ Torwart Hildebrand hatte den Ball an Europa League (ehemals UEFA- einer nicht strafbaren Abseitsstel- weiterspielen, was auch für mich gelenkt. Von dort sprang er an den Cup). Diese fünften und sechsten lung und kam dabei mit seinem richtig war. Beim folgenden dessen Rücken ins Spielfeld zurück.

8 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/20085/2009 auch Indizien den Saison darauf hin, dass auch scheinbare Kleinigkeiten das Schiedsrichter-

Abseitsstellung heraus. Den Ball laufen. Der Ball kam aus ganz kur- Foto 3 erhielt aber eindeutig der zuvor zer Entfernung, das spricht für ein nicht im Abseits stehende Gekas. unabsichtliches Handspiel. In den Der erzielte ein Tor. Allerdings Zeitlupenbildern konnte man dann blockte Kießling beim Lauf aus der erkennen, dass der Arm sich doch Abseitsstellung seinen Gegenspie- Richtung Ball bewegt hatte, was ler Noveski so ab, dass dieser eher für Absicht sprach. Wie so nicht an den Ball kommen konnte. häufig beim Handspiel gab es hier Das war für mich ein eindeutiges kein „Schwarz“ oder „Weiß“, daher Foulspiel, denn „Abblocken“ (den hätte ich beide Entscheidungen Lauf eines Gegenspielers behin- akzeptiert. Und auch hier gilt: Ist dern, ohne dass der Ball Spielob- sich ein Schiedsrichter gerade bei jekt ist), ist im Fußball nicht einer solch wichtigen Entschei- erlaubt. Deshalb führte die Foul- dung nicht ganz sicher, dann sollte Anzeige des Assistenten richtiger- er weiterspielen lassen. Hätte weise dazu, den Treffer nicht auf Strafstoß anzuerkennen. Mit Kießlings entschieden, dann wäre „Rot“ für Mit der rechten Hand zieht Moritz außerhalb des Strafraums an Abseitsposition hatte dieses Fah- Eduardo wegen Verhinderung der Hose von Ibisevic… nenzeichen nichts zu tun. eines Tores die zwangsläufige Folge gewesen. …und lässt dann schnell los. Im Strafraum, auf der Linie oder kurz 2. Spieltag davor? Wer will das zweifelsfrei entscheiden? Selbst die Fernsehbilder Im Spiel Hamburger SV gegen halfen nicht weiter Borussia Dortmund ging es um Foto 4 Diskussionspunkt Nummer 1 war eine Abseitsstellung. Der Dort- das „Handspiel“ von Eduardo auf munder Rangelov erzielte ein Tor, der Torlinie im Spiel Bayer Lever- das zunächst von Schiedsrichter kusen gegen 1899 Hoffenheim Michael Kempter anerkannt (Foto 2). Für Schiedsrichter Peter wurde. Dann wies Torhüter Rost Gagelmann lag hier keine Absicht ihn darauf hin, dass ihm die Sicht vor, also ließ er das Spiel weiter- durch den im Abseits stehenden Sahin verdeckt worden wäre. Die Foto 2 anschließende Tor-Aberkennung und Entscheidung auf Abseits waren absolut richtig, wie die Fernsehbilder bestätigten. Ledig- lich die Kommunikation zwischen Assistent und Schiedsrichter war nicht ideal. Wenn der Assistent in einem strittigen Fall die Fahne nicht bringen möchte, um der Michael Kempter hatte in diesem Mittelpunkt der Diskussionen. endgültigen Entscheidung nicht Spiel noch darauf verzichtet. Jens Lehmann schlug seinem vorzugreifen, muss er zumindest Gegenspieler Subotic, der sich bei stehen bleiben und darf sich nicht 3. Spieltag einem Einwurf für Dortmund Richtung Mittellinie bewegen. Tatsachen-Entscheidung neben ihn gestellt hatte, mit dem Denn das wird immer als Tor- verhindert Verfahren Arm an den Hinterkopf. Daraufhin Anerkennung ausgelegt. Wir hof- An diesem Spieltag ging es vor revanchierte sich Subotic und ver- fen, dass solche Fälle künftig allem um das Spiel Borussia Dort- setzte Lehmann einen Ellenbogen- wesentlich schneller richtig ent- mund gegen den VfB Stuttgart. schlag ins Gesicht. Hier wäre zwei den Oberschenkel von Eduardo schieden werden, wenn die Neben einigen kritischen Abseits- Mal „Rot“ die richtige und ange- Arm des Hoffenheimers und hinter Schiedsrichter das Headset- und Strafstoß-Entscheidungen messene Strafe gewesen. Schieds- System regelmäßig benutzen. stand eine weitere Situation im richter Helmut Fleischer sah die

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 9 Analyse

Foto 5

Situation nicht und konnte daher die Strafen auch nicht ausspre- chen. Wie so oft in solchen Situ- ationen, bemerkt der Schiedsrich- ter eine gewisse „Unruhe“ und dreht sich zum möglichen„Tatort“ hin.

So war es auch hier: Helmut Flei- scher sah dann nur noch, wie Jens Lehmann zurückwich. Da- Ze Roberto (Nr. 8) springt hoch und ein wenig zur Seite. Damit irritiert er Torwart Mondragon raufhin unterbrach er das Spiel, eindeutig. beruhigte die Gemüter und setzte das Spiel mit einem Freistoß für sen, auch wenn das Halten bereits Daneben gab es an diesem Spiel- keine neue Spielsituation, so dass Lehmann fort. Da der Schiedsrich- deutlich vor der Linie begann. In tag nur noch zwei interessante der erste „lange Ball“ auf Wagner ter das Spiel unterbrochen und diesem Fall war es aber so, dass Situationen aus dem Bereich für die Beurteilung maßgebend auf Freistoß entschieden hatte, nicht einmal in den Zeitlupen- und „Abseits“. Im Spiel Hamburger SV war – und da stand Wagner eben war die Situation durch ihn Standbildern genau erkannt wer- gegen den 1. FC Köln stand der im Abseits. abschließend bewertet worden. den konnte, wo der Schalker das Hamburger Ze Roberto beim 2:0 Damit hatte er eine Tatsachen- Trikot losließ. Und da die Schieds- genau in der Flugbahn des Balles 5. Spieltag Entscheidung getroffen, die eine richter in Zweifelsfällen zur und behinderte damit Torhüter Kein Tritt weitere sportgerichtliche Verfol- „geringeren“ Strafe greifen sol- Mondragon in seiner Sicht auf den von Schweinsteiger gung nicht mehr zuließ. Hätte ein len, war die Freistoß-Entschei- Ball. Ze Roberto musste sogar Ohne größere Diskussion blieb Mitglied des Schiedsrichter-Teams dung von allemal noch hochspringen, damit er nicht eine Szene im Spiel Borussia Dort- den gesamten Vorgang gesehen, richtig. getroffen wurde (Foto 5). Das Tor mund gegen Bayern München. War wären zwei Rote Karten unaus- hätte von Schiedsrichter Felix Schweinsteiger seinem Gegenspie- weichlich gewesen. 4. Spieltag Brych nicht anerkannt werden ler Tinga absichtlich auf das Bein Ein Foul muss nicht dürfen. Solche Abseits-Entschei- getreten? Nachdem Schweinstei- Regeltechnisch interessant war absichtlich geschehen dungen sind für ein Team häufig ger von Tinga gehakelt worden auch eine Situation im Spiel 1899 recht schwierig zu fällen, da ein war, hatte Schiedsrichter Knut Kir- Im Spiel Eintracht Frankfurt gegen Hoffenheim gegen Schalke 04. Der Assistent von der Seitenlinie – cher Freistoß für Bayern gepfiffen. Borussia Dortmund brachte San- Schalker Moritz hielt seinen also aus rund 30 Metern Entfer- Während Tinga stürzte, hatte sich tana den Frankfurter Chris inner- Gegenspieler Ibisevic fest, als die- nung – nur schwer einschätzen der Bayern-Spieler auf den Beinen halb des Strafraums zu Fall. Dass ser in den Strafraum eindringen kann, ob der Abseitsstehende sich halten können. Er drehte sich um Schiedsrichter das wollte. Moritz hielt Ibisevic schon wirklich in der Sichtlinie des Tor- zu Tinga und stand dabei plötzlich Spiel weiterlaufen ließ, erläuterte ein ganzes Stück vor der Straf- warts befindet. Muss er allerdings auf dem Knie des Dortmunders. raumlinie fest und hörte damit er in einem Fernsehinterview hoch- oder zur Seite springen wie beließ es bei dem erst im Bereich des Strafraums damit, dass nicht jeder Körper- in diesem Fall, ist das ein eindeuti- Freistoß. Zu Recht, wie ich finde, auf (Foto 3 und 4 auf Seite 9). kontakt auch einen Strafstoß nach ges Indiz. denn es handelte sich nicht um Schiedsrichter Michael Weiner sich ziehen müsse. Diese Aussage einen Tritt. Und eine Absicht konnte entschied auf Freistoß. Die Hof- ist natürlich grundsätzlich richtig. Im Montagsspiel der 2. Schweinsteiger auch anhand von fenheimer hätten gern einen Aber selbst wenn Santanas wuch- zwischen dem MSV Duisburg und Zeitlupenbildern nicht unterstellt Strafstoß bekommen. Ihre Begrün- tiger Versuch, den Ball zu spielen Fortuna Düsseldorf wurde das Tor werden. Somit war es richtig, kein dung: Ibisevic kam erst im Straf- und der daraus entstehende Kör- zum 3:0 aus einer Abseitsposition „Rot“ zu zeigen. raum zu Fall. Entscheidend ist für perkontakt mit Chris nicht absicht- erzielt. Bei einer Flanke auf den den Schiedsrichter allerdings die lich erfolgte, so musste dies nach Duisburger Wagner wurde der Ball Eugen Strigel ist Frage: Wann ließ Moritz das Trikot den Zeitlupenbildern doch in den im Flug von einem Düsseldorfer seit 1995 Lehr- seines Gegenspielers los? Hätte Bereich der „Fahrlässigkeit“ ein- Abwehrspieler mit dem Kopf „ver- wart im DFB- Schiedsrichter- er dies erst innerhalb des Straf- gestuft werden. Ein Strafstoß wäre längert“. Dieser Kopfball war aber Ausschuss. raums gemacht, so wäre Strafstoß daher die richtige Entscheidung kein gezieltes und bewusstes die richtige Entscheidung gewe- gewesen. Abspiel. Deshalb entstand auch

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qualifizieren würde“, meinte die „Ich will nie mehr sehen, dass ein Spieler vehement einen Schiedsrichter atta- Polizeibeamtin vor der EM. So kam ckiert. Der Schiri ist der Chef. Seinen Pfiff habe ich zu akzeptieren. Ungerechtig- es dann auch: Steinhaus und Woz- keiten muss man auf dem Platz hinnehmen, registrieren und nur eins tun – alles niak kamen zwei Mal in der Vorrun- dransetzen, um zu gewinnen.“ de und beim Viertelfinale Schwe- Jupp Heynckes, Trainer von Bayer 04 Leverkusen, in BILD. den gegen Norwegen zum Einsatz, boten erstklassige Leistungen – „Zu Beginn haben meine Freunde gedacht, ich sei verrückt; heute fragen sie mich, und fuhren nach Hause. Die deut- ob sie mich zu meinen Spielen begleiten dürfen.“ sche Nationalmannschaft holte mit FIFA-Schiedsrichter Bas Nijhuis (Niederlande) erinnert sich auf UEFA.com einem grandiosen 6:2 im Endspiel an den Anfang seiner Karriere. gegen England den Titel. „Die müssen ja nicht mehr laufen. Die können das mit ihrer Erfahrung machen, bis sie blind werden.“ UEFA-Präsident Michel Platini über den Einsatz von Schiedsrichtern jenseits Hessen gegen der Altersgrenze als Torrichter. Rassismus: Wagner Schirmherr Intensive Diskussion mit Journalisten Lutz Wagner, dienstältester Bundesliga-Schiedsrichter, ist Schulungen gehören sicher nicht Die TV-Ausschnitte zeigten stritti- Schirmherr der Kampagne zu den Lieblingsveranstaltungen ge Abseits-Entscheidungen, bru- „Schiedsrichter gegen Rassismus“ von Sportjournalisten. Wenn dabei tale Fouls, peinliche „Schwalben“, im Hessischen Fußball-Verband. allerdings ein Ball im Spiel ist und absichtliche und unabsichtliche Tore fallen, kommt der Spaß von Handspiele – aber auch einige ganz allein. So war es jedenfalls, Fehlentscheidungen der Schieds- als sich Medienvertreter in der richter. Nach dem gemeinsamen DFB-Zentrale in Frankfurt am Main Anschauen von 26 strittigen Sze- versammelten, um mit Lutz nen meinte Uli Schauberger, einst Michael Fröhlich, Abteilungsleiter selbst Bundesliga-Torwart, heute Schiedsrichter, über Referee-Ent- Reporter bei der „Bild Zeitung“: scheidungen zu diskutieren. „Wir „Mir wurde oft erst nach der drit-

Panorama wollen mit solchen Veranstal- ten oder vierten Zeitlupe klar, wie tungen das Verständnis für die die richtige Entscheidung lauten Schiedsrichter verbessern“, sagte muss. Vieles geht unmenschlich Fröhlich. schnell. Ich kann mich jedenfalls Frauen-EM: Drei Spiele für Steinhaus und

Wozniak Eine klare Forderung!

Bibiana Steinhaus (Hannover) Das Bekenntnis der Schiedsrichter und Assistentin Martina Wozniak im Wortlaut: „Ich verurteile jede (Herne) erlitten bei der Frauen-EM Form von Rassismus und Gewalt. in Finnland das gleiche „Schicksal“ Jeder Mensch – gleich welcher wie schon mehrere deutsche Herkunft, Hautfarbe oder Reli- Schiedsrichter bei großen Turnie- gion – hat ein Recht darauf, ren – Heimreise vor Turnierende. respektiert zu werden und darf Der immer gleiche Grund: Die nicht ausgegrenzt oder diskrimi- eigene Nationalmannschaft blieb niert werden. Als Schiedsrichter (zu) lange im Turnier. „Für uns schreite ich kompromisslos gegen Schiedsrichter ist es ja so, dass die rassistische Äußerungen, Provoka- Einsätze auch maßgeblich vom tionen, Beleidigungen und Hand- Abschneiden unseres Heimat-Ver- lungen ein und unternehme alles bandes abhängen. Und da bin ich in meiner Macht Stehende gegen natürlich Patriotin und drücke dem Rassismus und Gewalt.“ Öffentlich- DFB-Team die Daumen. Ich könnte keitswirksam vorgestellt wurde gut damit leben, nicht bis zum dieser Text beim Hessenliga-Spiel Auch Uli Schauberger („Bild“) und Boris Büchler (ZDF) waren Endspiel in Finnland zu sein, wenn RSV Würges gegen Viktoria Urbe- bei der Diskussion über Schiedsrichter-Entscheidungen in der sich die deutsche Elf für das Finale rach. Bundesliga mit Lutz Michael Fröhlich dabei.

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 kurz wieder ein Stück mehr in die Welt ordnen. Hier appellieren wir, dem Gegenbesuch der Schiedsrichter versetzen.“ Schiedsrichter zu vertrauen, der notiert seinen Ermessensspielraum und in Frankreich Besonders intensiv diskutiert wur- seine Erfahrung nutzt, um das ■ den Situationen, in denen es auch Spiel in geordneten Bahnen zu Die Freundschaft und Zusammen- Zwei ehemalige Schiedsrich- terinnen aus Sachsen, Regina nach mehrfacher Ansicht aller halten.“ Genau das wurde auch arbeit zwischen französischen und Müller und Eva Liebethal, su- Fernsehbilder kein Schwarz oder den Bundesliga-Klubs vermittelt, deutschen Schiedsrichtern wird chen Kolleginnen „der ersten Weiß gibt. Fröhlich: „Man kann bei die sich vor der aktuellen Saison weiter mit Leben gefüllt. Wilfried Stunde“. Regina Müller: „Eva solchen Szenen die Entscheidung die gleichen Szenen angeschaut Heitmann vom DFB-Schiedsrich- Liebethal war 1964 in Sebnitz nicht als richtig oder falsch ein- haben, betonte Fröhlich. ter-Ausschuss, FIFA-Referee Peter aktiv, ich begann im Juni 1976 in Radeberg zu pfeifen – Män- nermannschaften!“ Kennen Sie „Frauen in Schwarz“ von damals, oder waren Sie selbst eine? Gestatten, wir sind Chaperons! Regina Müller freut sich über Ihren Anruf: 03528-447324. Bei den Doping-Kontrollen in den Bundesligen und der 3. Liga als ■ Nach Argentinien will auch Chaperon zu fungieren, ist eine neue Mexiko schummelnden Abwehr- Aufgabe, für die aktive Schiedsrichter spielern mit einem Spray bei- aus unteren Klassen oder frühere DFB- kommen, schreibt der SID. In Schiedsrichter herangezogen werden. der mexikanischen Fußball-Liga Die vom DFB beauftragten Doping- ziehen die Schiedsrichter bei Kontrollärzte losen jeweils zwei Spieler Freistoß-Entscheidungen eine jeder Mannschaft zur Kontrolle aus, die weiße Linie und legen so den unmittelbar im Anschluss an die Partien Abstand der „Mauer“ fest. Die stattfindet. Diese Spieler kommen mit Linie verschwindet nach weni- dem Schlusspfiff in die Obhut der Cha- gen Minuten wieder vom Rasen. perons. Der ehemalige DFB-Schieds- In Argentinien wird dies bereits richter Antonio Rodrigues beschreibt seit längerer Zeit praktiziert. hier seinen ersten Einsatz als „Spieler- ■ Begleiter“. Kurioses aus Spanien: Beim Drittligaspiel zwischen Jumilla Am 25. Juli waren Thorsten Diem und ich Doping-Kontrollarzt Hans-Jürgen-Lange, Thorsten Diehm und Puente Tocinos in der Re- beim Spiel Kickers Offenbach gegen Erz- und Antonio Rodrigues (von links). gion Murcia suchte die Polizei gebirge Aue als Chaperons eingeteilt. per Stadionansage den Besitzer Da diese Partie neben dem Spiel Braunschweig gegen Osnabrück an diesem 1. Spieltag vom Computer der eines Autos. Bei der Wiederho- DFB-Anti-Doping-Kommission für eine Doping-Kontrolle bestimmt wurde, kamen wir auch gleich richtig zum lung der Durchsage merkte Einsatz. Schiedsrichter Madrigal Soria, Die Verhaltensregeln und die Eintrittskarten wurden uns einige Tage vor dem Spiel vom DFB übersandt. Wir dass es sich um sein Fahrzeug hatten extra definierte Plätze unmittelbar im Bereich der Spielerbänke, um einen schnellen Zugang zum handelte. Er unterbrach kurzer- Innenraum zu gewährleisten. Nach der 65. Spielminute bekamen wir dann die Tages-Zugangs-Ermächtigun- hand die Partie, lief in die Kabine gen für die entsprechenden Räume des Stadions. Als weitere Ausrüstung erhielten wir gelb-grüne Leibchen, und holte seinen Autoschlüssel. die uns offiziell als „DFB-Doping-Kontrolle“ ausweisen. In der 75. Spielminute nahmen wir an der Öffnung der Unbekannte hatten eine Scheibe Umschläge mit den ausgelosten Nummern der Spieler teil. Dabei werden jedem Chaperon zwei Spieler einer eingeschlagen und ein Handy ge- Mannschaft zugeordnet. stohlen. Als Madrigal nach acht Minuten aufs Spielfeld zurück- Gerade als die Umschläge geöffnet werden sollten, wurde ein Spieler von Kickers Offenbach mit der „Roten kehrte, wurde er mit Beifall Karte“ des Feldes verwiesen. Der Doping-Kontrollarzt hat mich unmittelbar nach dem Feldverweis beauftragt, empfangen – Jumilla siegte mit den Spieler zu beaufsichtigen. Hierbei war es wichtig, den Spieler vor dem Verlassen des Innenraums zu 2:1. Im Internet zu sehen unter erreichen und auf die mögliche Doping-Kontrolle hinzuweisen. Kurz nachdem ich den Spieler erreicht hatte, http://www.20min.ch/sport/ wurde ich vom Doping-Arzt darüber informiert, dass zufällig dieser Spieler zur Doping-Kontrolle ausgelost fussball/story/27212276. wurde. Bis zum Spielende wurde er dann beaufsichtigt. Die schnelle Reaktion nach dem Feldverweis war also wichtig und richtig! ■ Wie der Sportinformations- dienst SID meldet, hat der Chi- Rechtzeitig vor Spielende müssen wir Chaperons uns im Bereich des Spielertunnels aufhalten, um die aus- nesische Fußballverband CFA gelosten Spieler vor dem Verlassen des Platzes ausfindig zu machen. Gleichzeitig werden die betroffenen Juniorenspieler Zhao Shitong Spieler vom Anti-Doping-Beauftragten des Vereins darüber unterrichtet, dass sie zur Doping-Kontrolle aus- vom Klub Tianjin nach einer gelost wurden und deshalb jetzt in die Obhut des Chaperons kommen. Schiedsrichter-Attacke lebens- Wir haben die Spieler dann zum Doping-Kontrollraum begleitet. Hier wurden die für die Kontrolle notwendi- lang gesperrt. Er hatte den Un- gen Utensilien vom Doping-Arzt vorbereitet. Die Einführung des Chaperon-Systems bedingt umfassendere parteiischen He Zhibiao mehr Dokumentationspflichten für die Kontroll-Ärzte und ein noch genauer geregeltes Kontrollverfahren. Es war als 100 Meter über das Spielfeld ein sehr interessanter Aspekt, den enormen Umfang und das offensichtlich sichere Verfahren der Doping- gejagt und schließlich zu Boden Kontrolle direkt mit zu erleben. gerissen. Dieser hatte zuvor drei Spieler der U 20-Mannschaft Allerdings kann es unter Umständen etwas länger dauern, bis es zur ausreichenden „Probe“ kommt. Gerade von Tianjin des Feldes verwie- bei warmer Witterung während des Spiels verlieren die Spieler natürlich sehr viel Flüssigkeit. So reichte beim sen. Neben Zhao Shitong wur- ersten Spieler, der seine Urinprobe beim Doping-Arzt abgab, die Menge nicht aus, so dass er dann der Letzte den noch acht weitere Spieler war, der es „schaffte“. Anschließend wurden wir vom Doping-Arzt von unserer Aufgabe entbunden und konn- für ihre Beteiligung an dieser ten den Heimweg antreten. Verfolgungsjagd mit Sperren Chaperon zu sein, ist eine interessante Aufgabe, und wir sind stolz darauf, einen wichtigen Beitrag zu einem zwischen fünf Spielen und drei sauberen Sport zu leisten. Jahren belegt.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 13 Sippel und FIFA-Assistent Mark DFB eine Reihe interessanter Top-Schiedsrichter drei ehemalige Bundesliga- Borsch reisten zum Spitzen- Erkenntnisse bereit. So wird im Schiedsrichter für die Spiele der Schiedsrichter-Lehrgang der Nachbarland noch stärker auf kör- beim DFB-Ü 40-Cup zehn Mannschaften angesetzt: National de l'Arbitrage in Aix-les- perliche Fitness der Unparteii- Lutz Michael Fröhlich (51/200 BL- Baines. Sie unternahmen damit schen geachtet. Gut angenommen Immer beliebter wird der DFB-Ü40- Spiele), Edgar Steinborn (52/200 den Gegenbesuch zur Begegnung wurde das Angebot eines Sprach- Cup, dessen Endrunde im Septem- BL-Spiele) und Jürgen Jansen mit den französischen Kollegen im kurses zur Vertiefung der Eng- ber zum dritten Mal in Berlin aus- (48/141 BL-Spiele) passten von Juli 2009 in Altensteig-Wart und lisch-Kenntnisse. Fazit von Heit- getragen wurde. Schirmherr war Alter und Leistung zu diesem Top- setzten die Zusammenkünfte fort, mann, Sippel und Borsch: ein loh- DFB-Ehrenpräsident Gerhard Turnier, das vom TSV 07 Bergrhein- die im Vorjahr Premiere hatten. nender Gedanken- und Erfah- Mayer-Vorfelder. Neben Schieds- feld (Bayern) mit 4:1 im Elfmeter- rungsaustausch in herzlicher richtern aus dem Berliner Fußball- schießen gegen SF Köllerbach Die hervorragend organisierte Atmosphäre, der in unterschied- Verband wurden erstmals auch (Saarland) gewonnen wurde. Weiterbildung in malerischer licher Besetzung fortgeführt wer- Umgebung hielt für das Trio vom den sollte.

Gute Laune in Aix-les-Bains: Mark Borsch, Wilfried Heit- Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder (Fünfter von rechts) mann, Frankeichs Schiedsrichter-Chef Marc Batta und Peter und DFB-Vizepräsident Rolf Hocke mit den Ü 40-Cup-Schieds- Sippel (von links). richtern in Berlin.

Die Spiele der deutschen Schiedsrichter im Juli und August 2009

FIFA-Schiedsrichter unterwegs Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierte Offizielle* Christine BECK Frauen Champions League Everton LFC WFC Osijek Rafalski Christine BECK Frauen Champions League Team Strommen FK Everton LFC Rafalski Champions League Sporting Clube FC Twente Enschede Schiffner/Christ/Fleischer de Portugal Felix BRYCH WM-Qualifikation Weißrussland Kroatien Schiffner/Borsch/Kinhöfer Felix BRYCH Champions League Panathinaikos Athen Atletico Madrid Schiffner/Borsch/Fleischer Swen EICHLER Futsal-Turnier Europäische Hochschul- meisterschaften in Montenegro Manuel GRÄFE U 19-EM England Schweiz Manuel GRÄFE U 19-EM Spanien Frankreich Manuel GRÄFE U 19-EM Serbien Ukraine Manuel GRÄFE Europa League KAA Gent AS Rom Pickel/Häcker/Zwayer Manuel GRÄFE Europa League PFC Litex Lovech FC Bate Borisov Glindemann/Dingert/Winkmann Thorsten KINHÖFER Champions League Stabaek IF KF Tirana Scheppe/Wingenbach/Winkmann Dreimal Thorsten KINHÖFER Europa League PFC Cherno More Varna PSV Eindhoven Scheppe/Fischer/M.Kempter international Thorsten KINHÖFER Europa League FK Crvena Zvezda SK Slavia Praha Scheppe/Schalk/Drees im Einsatz: Knut KIRCHER Europa League Fenerbahce Istanbul Budapest Honvéd FC Salver/Walz/Schmidt Thorsten Kinhöfer Knut KIRCHER Europa League Heart of Midlothian FC NK Dinamo Zagreb Wezel/Leicher/Fritz Babak RAFATI Europa League FC Metallurg Donezk RIPO Minsk Voss/Henschel/Drees Peter SIPPEL Europa League Bangor City FC FC Honka Espoo Wezel/Hartmann/Aytekin Champions League Olympique Lyon RSC Anderlecht Salver/Pickel/Perl Bibiana STEINHAUS Frauen-EM England Italien Wozniak Bibiana STEINHAUS Frauen-EM Italien Schweden Wozniak Michael WEINER Europa League SK Sigma Olomouc Aberdeen FC Kadach/Grudzinski/Gagelmann Michael WEINER Europa League FC Dinamo Moskau PFC CSKA Sofia Bornhorst/Frank/Gagelmann * Vom DFB nominierte Assistenten und Vierte Offizielle

14 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Regel-Test Fragen

Situation 14 Ein des Feldes verwiesener Spieler läuft eine halbe Stunde später aufs Einwurf nach Salto Spielfeld und schlägt einen gegneri- schen Spieler. Die FIFA hat Regelfragen beantwortet. Es gibt zwar keine Regelände- rungen, aber neben notwendigen Klarstellungen enthalten die Antworten Situation 15 Der Strafstoß wird von einem Mit- etliche für uns neue Auslegungen, die ab sofort gültig sind und angewen- spieler des vorgesehenen Schützen det werden müssen. Eugen Strigel hat sie für diese Ausgabe zusammen- ausgeführt. Der Torwart wehrt den gestellt. Ball zu diesem Spieler ab.

Situation 16 Situation 6 Ein Spieler macht einen Salto und Der gegnerische Spielführer macht führt unmittelbar danach einen kor- den Schiedsrichter darauf aufmerk- rekten Einwurf aus. sam, dass eine Mannschaft mit zwölf Spielern spielt. Situation 17 Situation 7 Ein Spieler führt einen Freistoß aus. Während der Halbzeitpause wech- Bevor ein anderer Spieler den Ball selt eine Mannschaft einen neuen berührt, nimmt er ihn außerhalb des Spieler ein. Wann wird der Auswech- Strafraums in die Hand. selspieler zum Spieler, und wann ist die Auswechslung damit vollzogen? Situation 18 Ein Abwehrspieler führt außerhalb Situation 8 seines Strafraums einen Freistoß Vor einem Elfmeterschießen wird aus und spielt den Ball zu seinem eine Wahl mit den beiden Spielfüh- Torwart zurück. Da der Ball ungenau rern durchgeführt, welche Mann- gespielt war, läuft ein Angreifer zum Die Brasilianerin Leah schaft beim Elfmeterschießen Ball, den er auch vor dem Torwart erregte im November beginnt. erreichen könnte. Daher spielt jetzt 2008 bei der U 20-Welt- der Abwehrspieler den Ball ein zwei- meisterschaft in Chile Situation 9 tes Mal, kann den Ball aber nur ins Aufsehen mit ihrer Ein- Bei der Ausführung eines Einwurfs eigene Tor schießen. wurf-Technik. Nach einem steht ein Spieler drei Meter von der Salto (streng genommen Seitenlinie entfernt und führt den einem „Handstütz-Über- Einwurf korrekt aus. Situation 19 schlag“) bringt sie den Ein Einwurf wird falsch ausgeführt. Ball regelkonform ins Situation 10 Der Ball kommt zu einem Gegen- Spiel. Ein Auswechselspieler läuft aufs spieler, der eine gute Tormöglichkeit Spielfeld und erreicht den Ball kurz hat. vor der Torlinie. Er kann den Ball nur Situation 1 Situation 3 noch ins eigene Tor schlagen. Während der Halbzeitpause tau- Ein Auswechselspieler betritt ohne Situation 20 schen ein Torwart und ein Feldspie- Genehmigung das Spielfeld und Situation 11 Ein Strafstoß wird ausgeführt. Kurz bevor der Ball über die Torlinie geht, ler die Positionen, ohne den begeht unmittelbar danach ein Ein Spieler beleidigt den Schieds- wird er von einem Zuschauer, der Schiedsrichter darüber zu informie- unsportliches Handspiel. richter während der Halbzeitpause aufs Spielfeld gelaufen war, aufge- ren. Während der zweiten Spielhälf- im Kabinengang. halten. te fängt der neue Torwart den Ball. Situation 4 Ein Spieler war wegen einer Ver- Situation 12 Jetzt bemerkt der Schiedsrichter letzung außerhalb des Spielfelds. Ein Abwehrspieler zieht sich einen den Tausch. Situation 21 Danach betritt er das Spielfeld wie- Schuh aus und wirft ihn auf den Ball, Bei der Ausführung eines Strafsto- der ohne Anmeldung. der ins Tor zu gehen scheint. Er Situation 2 ßes platzt der Ball nach wenigen trifft mit dem Schuh den Ball, der Metern. Während der Halbzeitpause wech- Situation 5 dann neben das Tor geht. selt eine Mannschaft aus, ohne den Eine Mannschaft spielt mit zwölf Schiedsrichter darüber zu informie- Spielern und erzielt ein Tor. Der Situation 13 Situation 22 ren. Der eingewechselte Spieler Schiedsrichter bemerkt dies noch, Ein Abwehrspieler hält den Schien- Ein Spieler spielt beim Strafstoß den erzielt ein Tor. Jetzt bemerkt der bevor das Spiel wieder fortgesetzt beinschoner in der Hand und wehrt Ball zurück zu einem Mitspieler, der Schiedsrichter diesen Tausch. wird. damit auf seiner Torlinie den Ball ab. ein Tor erzielt. ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 15 Lehrwesen Vorbeugen ist besser a „Präventiv arbeiten“ ist mehr als ein Mode-Ausdruck. Der Lehrbrief 27 des DFB geht auf dievielfältigen Fußballspiel ein. Günther Thielking fasst hier die wichtigsten Aspekte zusammen.

s lief die 70. Spielminute, als Rudolf Stark, Schiedsrichter- Aufeinandertreffen von Preußen Spielcharakter entscheidend EMichael Weiner rund 20 Meter Obmann im Bayerischen Fußball Hameln und Kickers Emden zu prägte. vor dem Schalker Tor einen Frei- Verband: „Wenn wir befürchten, einem Sicherheitsspiel erklärt. stoß für Hoffenheim verhängte. dass es in der einen oder anderen Bereits im Vorfeld hieß es: Hier Im Lehrbrief 27 geht es auch Nachdem die Schalker in ihrem Begegnung in unserem Verband muss ein erfahrener Unpartei- darum, wie zahlreiche weitere Fak- Strafraum eine „Mauer“ gebildet verstärkt zu Problemen kommt, ischer hin, der den Einfluss von toren den Charakter eines Fußball- hatten, ging der Schiedsrichter so werden dafür besonders routi- aggressiven Zweikämpfen und spiels positiv wie negativ beein- extra noch einmal zu den Abwehr- nierte Unparteiische angesetzt. heftigen Zuschauer-Reaktionen flussen können. Ein Freundschafts- spielern, hob seinen linken Unter- Diese sollen gewährleisten, dass auf den Spielcharakter im Griff spiel bei bestem Sommerwetter arm vors Gesicht und sprach die der Spielcharakter insgesamt fair behalten kann. Der Unparteiische am Ende einer erfolgreichen Sai- Akteure kurz an. Das Foto auf die- ser Seite zeigt diesen Moment.

Michael Weiner machte den Spie- lern klar, dass diese Art der Arm- haltung, die sich seit einiger Zeit bei der Ausführung von Freistößen einzubürgern beginnt, eine fatale Wirkung haben kann: Fliegt der Ball gegen den so vor das Gesicht gehaltenen Arm, pfeife ich unwei- gerlich einen Strafstoß! Ein Bei- spiel für gelungene Prävention auf dem Platz, verstärkt mit einer Geste, die auch noch Außenwir- kung erzielt. Der Schiedsrichter hat so den Konflikt vermieden, der ohne seine frühzeitige Warnung bei einem notwendigen Strafstoß- Pfiff mit Sicherheit entstanden wäre.

Nun ist es natürlich nicht so, dass FIFA-Schiedsrichter Michael Weiner zeigt den Schalker Spielern deutlich an, wie sie sich nicht ver- die Prävention im Fußball erst in halten sollen. Seine Geste bedeutet: Es gibt keine „Schutzhand“. der 70. Minute einsetzt. Gewalt- tätige Aktionen unter Spielern und bleibt und Eskalationen vermieden drückte dann auch von der ersten son wird bei den beteiligten Mann- massive Schiedsrichter-Kritik bis werden.“ In Westfalen werden Minute an mit einer zunächst eher schaften und auch beim Schieds- hin zu Angriffen gegen die Unpar- selbst in den Kreisen für solche kleinlichen Spielleitung, konse- richter-Team kaum für vermehrte teiischen gehören heute leider Spiele besondere Vorkehrungen quentem Eingreifen und gezielter Stress-Situationen sorgen. Und zum Erscheinungsbild unseres getroffen. „Obwohl die Spiele auf Ansprache an fehlbare Spieler der auch in der Mehrzahl der Wettbe- Sports. Der DFB hat deshalb der unteren Ebene eigentlich nur Begegnung seinen Stempel auf. werbsspiele geht es den Mann- zusammen mit seinen Landesver- von einem Schiedsrichter geleitet Gewalttätige Auseinandersetzun- schaften darum, den Ball mit über- bänden unterschiedliche Aktionen werden, gibt es für solche Begeg- gen blieben aus und der Beobach- wiegend fairen Mitteln zu erobern. gestartet, um diese Probleme zu nungen Teams, um eine noch bes- ter konnte dem Referee eine sou- Gelingt es dem Schiedsrichter, zu verringern. „Prävention vor Sank- sere Kontrolle des Spielablaufs veräne Spielleitung bescheinigen. Beginn beider Halbzeiten seine tion“ könnte das Motto über die- sicherzustellen“, erläutert Westfa- Sie war das Ergebnis einer doppel- Zeichen konsequent und mit kla- sen Bemühungen heißen. Eine die- lens Schiedsrichter-Obmann Gun- ten Prävention: Der Verband setzte ren Entscheidungen zu setzen, so ser Maßnahmen: die Einstufung dolf Walaschewski. einen geeigneten Schiedsrichter wird er diese Spiele im Griff behal- von schon im Vorfeld brisanten an. Und der wiederum hatte sich ten. Ein sichtbares Signal für eine Begegnungen als so genannte Ein Beispiel aus Niedersachsen: Da so auf das Spiel eingestellt, dass solche Akzeptanz des Referees ist Sicherheitsspiele. wurde zu Beginn dieser Saison das er von der ersten Minute an den zum Beispiel, wenn sich ein Spieler

16 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 ligten Mannschaften sprechen zu In solchen Spielen ist dann das können. ganze Repertoire an präventiver Kompetenz gefordert, das einem Doch selbst Spiele, in denen jeder Schiedsrichter zur Verfügung ls bestrafen der Beteiligten, der Trainer und steht. Und zugleich muss er ein- die Zuschauer nach den ersten schätzen, wo er damit nicht aus- „Einsatzmöglichkeiten“ der Prävention rund um ein 30 Minuten von einem positiven kommt und entsprechende Spiel- Spielcharakter sprechen würden, und Persönliche Strafen auszu- können innerhalb weniger Minuten sprechen hat, um seinen Einfluss kippen. auf den Charakter des Spiels zu behalten oder wieder zu gewinnen. nach einem Foul sofort vom Ort Rechtzeitig ein Blick auf die Tabel- Im „DFB-Handbuch für Schiedsrich- Vorbeugend zu agieren, wo es des Geschehens entfernt und da- len-Situation, auf die Platzierung ter“ schreibt Wilfried Heitmann: möglich ist und mit Strafen durch- mit deutlich macht, dass er die Ent- der Mannschaften in der Fairness- „Ein erfahrener Schiedsrichter zugreifen, wo es nötig ist – das scheidung ohne Wenn und Aber Tabelle (wenn so etwas zur Verfü- weiß, dass sich ein Spielcharakter muss die Maxime des Schiedsrich- hinnimmt. gung steht), dazu eine Recherche, schlagartig verändern kann: Ein ters sein. wie das Spiel in der Hinrunde ver- unvermuteter Torerfolg, eine um- Aber es wäre natürlich fahrlässig laufen ist – all dies gehört zur prä- strittene Entscheidung, ein vom Michael Weiner brauchte beim Frei- zu glauben, dass ein Spiel über 90 ventiven Arbeit bei Spielen, die ein Schiedsrichter nicht erkanntes stoß der Hoffenheimer übrigens Minuten friedlich und konfliktfrei erhöhtes Aggressions-Potenzial Foul mit Verletzungsfolge … bedin- nicht mehr einzugreifen. Die Spie- abläuft, wenn beide Teams gegen auf dem Platz und auch drum gen in der Regel, in manchen Spie- ler sprangen beim Schuss zwar den Abstieg kämpfen und das Spiel herum erwarten lassen. Das sind len sogar mehrfach, ein veränder- hoch, ließen ihre Arme und Hände an einem der letzten Spieltage wichtige Informationen für den tes Spielerverhalten. Darauf muss aber unten. Dort, wo sie bei sol- ausgetragen wird. Träumereien Schiedsrichter, ohne von einer Be- der Schiedsrichter flexibel reagie- chen Aktionen hingehören. von Fair Play sind da fehl am Platz. fangenheit gegenüber den betei- ren.“ ■

Lehrbrief 27 erschienen

Die Spieler helfen nur sehr selten „ich würde es immer wieder tun.“ Werder Bremen siegte 3:0 (mit einem Tor von Klose), und der Stürmer wurde mit In den Gründerzeiten des Fußballsports Mitte bis Ende des der Fair-Play-Trophäe des Verbandes Deutscher Sportjour- 19. Jahrhunderts wäre niemand auf die Idee verfallen, nalisten ausgezeichnet. Denn sich so zu verhalten, ist einen Fair-Play-Preis zu stiften. Sich im Spiel dem mensch- heute eben nicht mehr selbstverständlich. Im Gegenteil. lichen Anstand verpflichtet zu fühlen, den Gegner zu ach- ten und ihn nicht zu provozieren oder gar zu demütigen, die eigene Niederlage widerspruchslos zu akzeptieren – das waren Selbstverständlichkeiten.

Heute entsteht ein sportlich fairer Spielcharakter nur sehr selten von selbst. Es ist meistens die Aufgabe der Unpar- teiischen, für Fair Play zu sorgen. Sie müssen sich deshalb gewissenhaft auf jede Begegnung vorbereiten, sie müssen Strategien erlernen, um eine sichere Balance zwischen präventivem Eingreifen und den nötigen Sanktionen zu finden. Im Lehrbrief 27 gibt es eine Lerneinheit zum Thema „Spielcharakter“ mit einigen Hinweisen zur Erarbeitung solcher Strategien.

Die sind wichtiger denn je, denn das Glück in einer schwie- rigen Situation auf einen fairen Sportsmann wie Miroslav Klose zu treffen, ist gerade im professionellen Fußball äußerst selten. Als ihm im April 2005 im Spiel gegen Arminia Bielefeld beim Stand von 0:0 ein Strafstoß zugesprochen wurde, wies der Nationalspieler darauf hin, dass der Tor- wart zunächst den Ball und erst dann ihn getroffen hätte. Der Schiedsrichter nahm daraufhin seine Entscheidung zurück. Mit dieser fairen Geste nahm Klose unmittelbar Einfluss auf den Spielcharakter, der dadurch positiv blieb. „Für mich war das selbstverständlich“, sagte er hinterher, Miroslav Klose mit der Fair-Play-Trophäe.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 17 Regel-Test Antworten

Situation 19 Das Spiel wird unterbrochen und der Einwurf der gegnerischen Einwurf nach Salto Mannschaft zugesprochen, da der Ball nicht korrekt ins Spiel gekom- Hier steht die ab sofort gültige Auslegung der Spielsituationen von Seite 15. men war. Situation 20 Situation 1 zweiten Elfmeter schießt. Situation 16 Der Strafstoß wird wiederholt und Der Schiedsrichter lässt das Spiel Weiterspielen. Der Einwurf wurde der Zuschauer aus dem Innenraum weiterlaufen. Bei der nächsten Situation 9 den Regeln entsprechend ausge- verwiesen. Spielunterbrechung werden beide Dies ist zulässig. Es gibt keine vor- führt. Die FIFA sieht den Salto nicht Spieler verwarnt. geschriebene Höchstentfernung als Unsportlichkeit an. Situation 21 mehr. Lediglich von hinter einer Das Spiel wird unterbrochen und Situation 2 Umzäunung darf nicht eingeworfen Situation 17 mit einem Schiedsrichter-Ball fort- Das Tor wird nicht anerkannt. Der werden. Direkter Freistoß wegen Handspiels. gesetzt. Spieler wird verwarnt. Das Spiel wird mit einem indirekten Freistoß Situation 10 Situation 18 Situation 22 aus dem Torraum heraus fortge- Das Tor wird nicht anerkannt. Der Das Tor wird anerkannt. Der Ball Indirekter Freistoß für die verteidi- setzt. Spieler wird verwarnt und das Spiel kam beim Freistoß korrekt ins Spiel gende Mannschaft am Strafstoß- mit einem indirekten Freistoß fort- und daher wird Vorteil angewendet. punkt. ■ Situation 3 gesetzt. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel und der Spieler wird mit Situation 11 „Gelb/Rot“ wegen zweier verwar- Der Spieler wird des Feldes verwie- nungswürdiger Vergehen des Fel- sen, aber ohne Zeigen der Roten des verwiesen. Das Spiel wird mit Karte. Der Spieler und der Spielfüh- einem indirekten Freistoß fortge- rer werden über den Feldverweis setzt, wo beim Pfiff der Ball war. unterrichtet. Die Mannschaft spielt mit zehn Spielern weiter. Gelbe und Situation 4 Rote Karten werden nur auf dem Der Schiedsrichter unterbricht das Spielfeld oder der unmittelbaren Spiel, verwarnt den Spieler und Umgebung gezeigt. setzt es mit einem indirekten Frei- LEHRBILD stoß fort, dort wo beim Pfiff der Ball Situation 12 war. Vorteil beachten! Rote Karte für den Abwehrspieler wegen Verhinderung einer offen- Situation 5 sichtlichen Torchance. Strafstoß Das Tor wird nicht anerkannt. Der wegen Handspiels. Wenn ein Spieler zusätzliche Spieler wird verwarnt. einen Gegenstand mit der Hand Das Spiel wird mit einem indirekten wirft und den Ball trifft, so wird Freistoß aus dem Torraum heraus dies als Handspiel gewertet. fortgesetzt. Situation 13 Situation 6 Rote Karte für den Abwehrspieler Der Schiedsrichter unterbricht das wegen Verhinderung eines Tores Spiel, der zwölfte Spieler wird ver- durch ein Handspiel. Der Gegen- warnt und muss das Spielfeld ver- stand gilt als Verlängerung des lassen. Das Spiel wird mit einem Armes und damit als Handspiel. indirekten Freistoß fortgesetzt, wo beim Pfiff der Ball war. Situation 14 Der Spieler muss das Spielfeld ver- Situation 7 lassen. Das Spiel wird mit einem Nachdem der Auswechselspieler an Schiedsrichter-Ball fortgesetzt, wo der Mittellinie mit Zustimmung des bei der Unterbrechung der Ball war. Schiedsrichters das Spielfeld betre- Eine Meldung im Spielbericht ist ten hat. erforderlich. AUFSTÜTZEN Mit dem linken Arm verhindert der hintere Spieler, dass Situation 8 Situation 15 sein Gegner höher springen kann – direkter Freistoß. Um das zu erkennen, braucht der Schiedsrichter ein gutes Stel- Der Spielführer, der die Wahl Indirekter Freistoß für die abweh- lungsspiel und sollte bei sich anbahnenden Kopfball-Duel- gewinnt, entscheidet ob seine rende Mannschaft, wo der Mitspie- len besonders auf die „Arm-Arbeit“ der Akteure achten. Mannschaft den ersten oder den ler den Strafraum betrat.

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Interview „Entscheidung beruht weiter auf menschlicher Wahrnehmung“ DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch über Torrichter und technische Hilfsmittel

s war ein „historischer Fußball- Frage: Herr Koch, erst mal die ETag“, als am 17. September die Frage: Welche konkreten Aufga- neue Europa League in die Saison ben haben die neuen Torrichter? startete. Denn erstmals waren Dr. Rainer Koch: Die beiden Tor- sechs Unparteiische in unter- richter sind auf der dem Schieds- schiedlichen Funktionen bei den richter-Assistenten gegenüberlie- Spielen auf dem Platz im Einsatz: genden Seite hinter der Torlinie der Schiedsrichter, seine beiden positioniert. Sie dürfen auch das Assistenten, der Vierte Offizielle Feld betreten, müssen dabei und zwei Torrichter. jedoch hinter dem letzten Spieler bleiben und sollen den Torraum Der von der UEFA beschlossene nicht betreten. Sie sind mit dem Test mit den neu eingeführten Tor- Schiedsrichter über ein Headset- richtern ist von der FIFA und dessen System per Funk verbunden und International Board als dafür allein sollen ihn durch kurze verbale Ent- zuständiger Regelkommission scheidungshinweise in der Ent- genehmigt. Die 48 Schiedsrichter- scheidungsfindung unterstützen. Teams, die an dem Experiment Sie sind ohne Fahnen ausgestattet, beteiligt sind, wurden Ende August so dass sie im Gegensatz zu den bei einem Lehrgang in Nyon inten- Schiedsrichter-Assistenten an den siv geschult. Alle in der Europa Seitenlinien keine offenen Zeichen League startenden Klubs erhielten geben. von der UEFA eine DVD zur Verfü- gung gestellt, um sich auf die ver- Frage: Wie begründet die UEFA änderten Bedingungen einstellen den Test mit den beiden Torrich- zu können. tern, der zunächst in dieser Sai- son in allen 144 Gruppenspielen Als deutsche Schiedsrichter sind der Europa League durchgeführt Knut Kircher (Rottenburg) und wird, und welche Erwartungen Michael Weiner (Giesen) an dem verknüpfen Sie damit? Pilotprojekt in dieser Saison betei- Koch: Mit diesem Experiment will ligt. Den Auftakt machte Kircher die UEFA eine Möglichkeit testen, bei der Europa-League-Begegnung wie die Entscheidungsqualität bei zwischen Benfica Lissabon und Strafraum- und Torsituationen auf BATE Borissow (Weißrussland). Kai der Basis rein menschlicher Wahr- Voß und Robert Kempter waren nehmung und ohne zusätzliche seine beiden Assistenten, Jochen technische Hilfsmittel verbessert Drees war der Vierte Offizielle, werden kann. und Peter Sippel waren die beiden Torrichter. Frage: Wie beurteilen Sie und der Neil Doyle in der Grundposition des „additional assistant DFB-Schiedsrichter-Ausschuss referee“, wie die Torrichter offiziell heißen. Beim Spiel Hertha Die Schiedsrichter-Zeitung druckt dieses Modell? BSC Berlin gegen FK Ventspils kommunizierten die beiden hier ein Gespräch mit Dr. Rainer Koch: Durch beide Torrichter zusätzlichen Assistenten mit dem Schiedsrichter nicht nur Koch ab, das exklusiv für DFB.de kommt eine zusätzliche Perspektive per Headset sondern auch mit dem Funkleitsystem (aber ohne geführt wurde. Der im DFB-Präsi- in das Spiel. Der Vorteil ist, dass Fahne). dium für Schiedsrichter-Fragen sich eine Person aus dem Schieds- zuständige Vizepräsident äußert richter-Team nur auf Strafraum- auch menschlichen Fehlerquellen Perspektive auf den Vorgang hat, sich darin zu dieser Neuregelung und Torsituationen konzentrieren unterworfen, zum Beispiel wenn also sein Blick schlecht oder gar und anderen Grundsatzfragen zum kann. Die Entscheidung beruht Spieler oder Torwart den Ball ver- versperrt ist. Trotzdem ist natür- Einsatz moderner Technik im jedoch weiterhin auf der mensch- decken oder der Torrichter so lich die Aussage unstrittig, wenn Schiedsrichter-Wesen. lichen Wahrnehmung und ist somit postiert ist, dass er keine ideale UEFA-Präsident Michel Platini sagt:

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 19 Interview

Dr. Rainer Koch ist seit 2007 DFB-Vizepräsident.

„Weitere vier Augen sehen mehr. Kamera zum Ball verdecken, dann Beispiel die Entscheidung „Tor“ Wir haben keine Krise des Schieds- wäre die Situation jedoch auch mit quasi vorgibt. Eine Spielunterbre- richter-Wesens, wir haben eine einer Hintertor-Kamera nicht mit chung ist nicht erforderlich, und Krise des Nicht-Sehen-Könnens bei Sicherheit auflösbar. Zudem wäre durch die systembedingte Ent- der heutigen Geschwindigkeit des bei ganz knappen Situationen eine scheidungsvorgabe wären Spiels.“ hundertprozentige Entscheidungs- Schiedsrichter und Schiedsrichter- Meinung ein, aber letztlich ist das Gewissheit nicht gewährleistet. Assistenten aus der Diskussion. Frage: Wie wird das Pilotprojekt wieder nur die Entscheidung des Alles in allem ist der Einsatz der Grundvoraussetzung für dieses ausgewertet, und wie geht es International Board der FIFA. Hintertor-Kamera ein komplizierter Modell ist aber, dass man sich auf dann weiter? Prozess, der der Spieldynamik ent- die Technik verlassen kann. Nur Koch: Die Fachleute der UEFA wer- Frage: Was bedeutet das für die gegensteht, wenn etwa die abweh- dann wäre das eine nachhaltige den alle wichtigen Erkenntnisse Hintertor-Kamera, die bei solchen rende Mannschaft einen verhei- Entlastung für den Schiedsrichter. aus den 144 Begegnungen der Diskussionen immer wieder ins ßungsvollen Gegenzug startet und Bei der Klub-WM 2007 wurde übri- Europa League auswerten und Gespräch gebracht wird? das Spiel unterbrochen werden gens die Funktionsfähigkeit dieses dann sicher auch einen Bericht an Koch: Sie bietet zur Unterstützung muss. Systems mit sehr guten Ergebnis- die FIFA geben. Wir möchten jetzt des Schiedsrichters eine zusätzli- sen getestet. Ein weiter Einsatz hier keine Prognosen abgeben, che Perspektive, zu deren Auswer- Frage: Und wie sieht’s mit dem wurde dann von der FIFA jedoch sondern erst mal die Erfahrungen tung das Spiel unterbrochen wer- Chip im Ball aus? zurückgestellt. Dieses war eine abwarten, die Schiedsrichter und den muss. Erst dann kann der Vor- Koch: Das Projekt „Chip im Ball“ Entscheidung zu Gunsten der Vereine mit diesem Versuch gang durch den Schiedsrichter beschränkt sich ausschließlich auf menschlichen Komponente im Fuß- machen. Wenn der Test positiv begutachtet werden. Sollte der die Entscheidung „Tor oder Nicht- ball, denn die Alternative dazu ist bewertet wird und alles ganz Torwart auf dem Ball liegen oder Tor“. Über den Chip empfängt der das Experiment mit den beiden schnell geht, könnte der Interna- ein Spieler die Perspektive der Schiedsrichter ein Signal, das zum Torrichtern. ■ tional Board der FIFA, der ja bekanntlich allein für Regelände- rungen zuständig ist und einmal pro Jahr tagt, bereits Anfang 2010 eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht. UEFA-Präsident Michel Platini hat schon angekündigt, dass er davon ausgeht, dass bei einer FIFA-Zustimmung bei der Europameisterschaft 2012 die bei- den Torrichter bei jedem Spiel im Einsatz sein werden.

Frage: Wie sieht der DFB denn den Einsatz von technischen Hilfsmitteln im Schiedsrichter- Wesen? Koch: Die Position des DFB-Schieds- richter-Ausschusses zu dieser Frage ist seit langem bekannt und wurde in der Sitzung vom 3. Sep- tember in einem Grundsatzpapier zusammen gefasst. Unsere Schiedsrichter verweigern sich technischen Hilfsmitteln nicht, wenn sie sinnvoll und von FIFA und Erster Spieltag der Europa League: Der irische FIFA-Schiedsrichter Alan Kelly (Mitte) führt die UEFA zugelassen sind. Der DFB und Mannschaften von Hertha BSC Berlin und FK Ventspils sowie seine vier Assistenten auf den seine Schiedsrichter bringen ihre Platz.

20 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Glückwunsch Zwei runde Geburtstage Eine Würdigung für Karl-Heinz Tritschler und Eugen Strigel

ass erfolgreiche Schiedsrichter 1989: „Gespräch“ Dnach der aktiven Karriere ihre mit Hansi Pflügler Erfahrungen an die Jüngeren (links) und Ralf weitergeben, ist außerordentlich Falkenmayer. wichtig für unseren Fußballsport. 2009: Zwei Unparteiische, die seit vielen Der DFB-Lehrwart. Jahren als prima Beispiel dafür dienen können, hatten im Septem- ber etwas zu feiern: Karl-Heinz Tritschler und Eugen Strigel wur- den 60 Jahre alt.

Auch wenn Eugen Strigel als Chef des DFB-Lehrstabs allerlei Adminis- tratives zu bewältigen hat, ist er doch genauso wie Karl-Heinz Tritschler am liebsten als Coach unterwegs – in Deutschland und ganz Europa. Die aktuellen Lizenz- liga-Schiedsrichter oder internati- onalen Top-Kräfte bei ihrer oft schwierigen Arbeit konkret und vor Ort zu unterstützen, ihre Spiele auszuwerten und ihre Leistungen mit ihnen gemeinsam einzuschät- zen – das ist für beide Reiz und Aufgabe. 2009: Der Schieds- Ihre Karrieren liefen zwar nicht richter-Coach. parallel (Tritschler war mit 30 be- reits FIFA-Schiedsrichter, Strigel 1983: Mit Bruno kam als „Spätentwickler“ mit 37 in Sahner (links) und die Bundesliga), aber Berührungs- Josef Hodapp am punkte gab es schon. So führte die Bökelberg. wichtigste Reise ihrer Laufbahn die res“ ernannt wurde, lag auf der Pokalfinale, für das er ebenfalls im als Nachfolger von Johannes beiden gemeinsam nach Barcelona. Hand. 39 Jahre alt war der Südba- Jahr 1989 berufen wurde: Borussia Malka DFB-Schiedsrichter-Obmann Dort leitete Karl-Heinz Tritschler am dener damals erst, als er das wich- Dortmund besiegte Werder Bremen wurde, und trat als Lehrwart in 24. Mai 1989 mit Eugen Strigel an der tigste Klubspiel auf europäischer mit 4:1. dessen Team ein. Zehn Jahre Linie das Finale im Europapokal der Ebene pfeifen durfte. Acht Jahre Erfahrung hatte der „gelernte“ Landesmeister, wie die Champions Top-Fußball lagen bis zum Errei- Die Ehre, in Berlin ein solches End- Bundesbahn-Beamte bereits in League damals noch hieß. 4:0 be- chen der Altergrenze eigentlich spiel zu leiten, wurde auch Eugen dieser Funktion in seinem Landes- siegte der AC Mailand den rumäni- noch vor ihm, doch es sollten nur Strigel zuteil: 1995 schlug Borussia verband Württemberg gesammelt. schen Meister Steaua Bukarest. noch zwei werden! Im Sommer 1991 Mönchengladbach den VfL Wolfs- Dritter Mann im Bunde war im mit zwangen wiederkehrende Verlet- burg mit 3:0. Der Schlusspfiff an Am 16. September feierte Karl- 98.000 Zuschauern ausverkauften zungen Karl-Heinz Tritschler dazu, diesem Tag war auch Strigels Kar- Heinz Tritschler seinen runden Stadion Nou Camp Werner Föckler. eine Karriere aufzugeben, die ihm riere-Finale. Nach 69 Bundesliga- Geburtstag, am 24. folgte ihm Einen Vierten Offiziellen gab es sonst sehr viel mehr als 11 Länder- spielen hängte er die Pfeife mit Eugen Strigel. Wahrlich kein Grund, damals ja noch nicht. spiele, 18 Europapokal-Einsätze, 45 Jahren an den Nagel, zwei an den Schiedsrichter-Ruhestand die Olympischen Spiele in Seoul Spielzeiten hätte er noch mitma- zu denken: Denn wer ist heutzu- Dass Tritschler in jenem Jahr vom und 98 Bundesligaspiele gebracht chen können. Aber er folgte lieber tage mit 60 wirklich schon 60? DFB zum „Schiedsrichter des Jah- hätte. Nicht zu vergessen das DFB- dem Ruf von Volker Roth, der 1995 ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 21 Titelthema Trikot-Design – nichts g Vom langen Mantel über das elegante Jackett zum Allwetter-Trikot mit „ClimaCool“: Die Kleidung der berichten über die aktuelle Produktion und werfen einen Blick auf die Entwicklung über die Jahrzehnte.

ann immer sich Jürgen Rank Wdie alten Bilder anschaut, kommt er richtig ins Schwärmen. Zu sehen sind da stolze, strenge Männer im schwarzen Mantel und mit einem großen Zylinder auf dem Kopf. Die Gamaschen-Schuhe waren natürlich blitzblank poliert, ein Spazierstock in der Hand diente dazu, dann und wann mal eine Richtung anzuzeigen.

So sahen sie meistens aus, die Schiedsrichter in den Anfängen des organisierten Fußballs am Ende des 19. Jahrhunderts. „Daran erkennt man doch, wie dramatisch und intensiv sich die Schiedsrich- ter-Kleidung bis heute entwickelt hat“, sagt Rank, der Leiter der Designabteilung für Fußball-Beklei- dung bei adidas. Viel mehr sei da passiert als zum Beispiel bei den Spielertrikots, meint der 38-jähri- ge Chefdesigner aus Herzogenau- rach.

Auch deshalb hat Jürgen Rank die dreiteiligen „Schiedsrichter-Kits“, also Trikot, Hose und Stutzen, zu so etwas wie seinen Lieblingsstücken erklärt. Es ist das Besondere, das außergewöhnliche Stück Mode zwi- schen all den Trikots für National- mannschaften wie Argentinien und Deutschland oder für Vereine wie Real Madrid und Bayern München, an denen Rank auch arbeitet. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch. Das Schiedsrichter-Kit unterliegt wie die Spieler-Trikots vielen Vor- gaben. Rank muss auf Funktiona- lität, Stil, Komfort, Farbgestaltung achten. Und auf die Zeit: Im stren- Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank und Patricia Papp, die verantwortliche Designerin für die gen Zwei-Jahres Rhythmus wird die Schiedsrichter-Bekleidung, mit dem Entwurf für das EM-Trikot 2008 auf dem Computer-Moni- Schiedsrichter-Kleidung entworfen tor. Es ist in der laufenden Saison in verschiedenen Farben in unseren Lizenzligen aktuell. und auf den Markt gebracht. „Wir richten uns nach dem Zyklus der Er ist einer von insgesamt sieben kluft, kümmern. Sein Team ist nach Herzogenaurach gezogen. großen Fußballereignisse wie Welt- Designern bei adidas, die sich um international besetzt. Aus den USA, Internationalität ist eine gute oder Europameisterschaften“, die Entwürfe von Fußball-Beklei- aus England, Argentinien und Arbeitsbasis. „Denn ein Schieds- erklärt Rank. dung, also auch der Schiedsrichter- Deutschland sind die Mitarbeiter richter-Outfit muss global funktio-

22 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 eht mehr ohne Hightec Schiedsrichter wird heutzutage am Computer entworfen. Torsten Haselbauer und Lutz Lüttig

Sachen Ausrüstung seiner Top- dieser Saison zum ersten Mal eine 1890 Schiedsrichter. Wobei adidas auch eigene Linie entwickelt haben, in jener Zeit nicht fern war – Erima wird diese für Fußball-Schieds- war von 1976 bis 2004 eine Toch- richter gewöhnungsbedürftige terfirma der Franken. „Farbe“ schon getragen. Nach 1906

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurde das Erscheinungsbild „flotter“, wie auf dem Standardwerk von William Pickford zu sehen. Die „inneren Langer Mantel, Zylinder, Spazierstock - der Schiedsrichter Werte“ beschrieb der brauchte kaum einzugreifen, weil die Gentleman-Spieler das Autor so: „Schiedsrichter Fair Play lebten und fast alle Verstöße selbst ahndeten. müssen streng und höflich sein und alle Männer wie Brüder behandeln, so nieren, eben auf allen Kontinen- im kommenden Jahr. Neben vielen lange diese ihr Vertrauen ten“, wie Rank es ausdrückt. Sein Nationalteams werden in Südafrika rechtfertigen.“ Arbeitgeber liefert in mehr als auch die Schiedsrichter adidas- vierzig Länder die Kleidung aus: Kleidung tragen. Seit 1978 rüstet von Malaysia über Kuba bis nach der Sportartikelhersteller aus Her- Dubai und in die klassischen Fuß- zogenaurach die WM-Schiedsrich- 1927 ball-Länder wie Frankreich oder ter aus, seit 1984 als UEFA-Partner Von einer einheit- Deutschland sowieso. auch die Unparteiischen der EM. lichen Kleidung war man noch Das nächste Großereignis, auf das In der Bundesliga ist das erst seit weit entfernt. Rank und sein Team hinarbeiten, 2004 der Fall. Vorher war die Firma Stanley Rous und ist natürlich die Weltmeisterschaft Erima der Partner des DFB in seine „Linesmen“ zeigten vor dem Länderspiel Ita- lien gegen Spa- 1890 nien immerhin schon ein wenig Knie. Rous war übrigens von Unterstützung 1961 bis 1974 bekam der Schieds- FIFA-Präsident richter durch Tor- und wurde zum Richter wie hier „Sir“ geadelt. beim englischen Pokalfinale. Auch diese „Offiziellen“, Wie die Schiedsrichter in Süd- dem momentanen Stand der sportlich mit Mütze afrika gekleidet sein werden, ist Dinge wird das WM-Outfit im gekleidet und mit noch ein Geheimnis. Ob es erst- Dezember bei der FIFA in Zürich einem Fähnchen in mals ein weißes Trikot geben präsentiert, gemeinsam mit dem der Hand, sind also wird? Unmöglich ist das nicht, offiziellen WM-Ball, der ja seit keine Erfindung des denn in der Champions League, Jahrzehnten von adidas ent- 21. Jahrhunderts. für die Jürgen Ranks Designer in wickelt wird.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 23 Titelthema 1930

Jackett, darunter ein blü- nicht so locker sitzen, dass sie Die Trikot-Entwürfe werden tenweißes Hemd mit beim Laufen herausfallen können. zunächst regelmäßig in den fir- Schlips, Knickerbocker, meneigenen High-Tech-Labors schwarze Strümpfe: So „Früher gab es einen Knopf, dann getestet. Dort wird gemessen, ob „durchgestylt“ stellte sich John Langenus mit den einen Reißverschluss an den das Jersey dort am besten belüf- beiden Spielbällen beim Taschen“, erinnert sich Rank. Beide tet wird, wo die größtmögliche ersten WM-Endspiel 1930 Schließtechniken erwiesen sich Kühlung stattfinden muss. Das ist in Montevideo (Uruguay) jedoch als zu umständlich. Wollte natürlich, da wird kein Geheimnis den Fotografen. Der 1,90 der Referee eine Karte ziehen, verraten, unter den Achselhöhlen Meter große Belgier war musste er entweder umständlich und am Rücken. Auch die Auswahl damals der berühmteste Wenn Jürgen Rank und sein Team Schiedsrichter der Welt. sich in Herzogenaurach an die 1970 Arbeit für eine Kollektion machen, dann haben sie eines immer im Blick: „Schiedsrichter müssen Ab Mitte der 60er-Jahre setz- heute genauso gut ausgestattet ten sich immer sportlichere werden wie die Spieler. Denn sie Lösungen durch. Ein Nylon- Blouson mit schwarzem oder verstehen sich als echte Athleten, weißem Kragen wie hier beim die aktiv am Spiel teilnehmen“, WM-Endspiel-Schiedsrichter betont der Designer. Das war nicht von 1970, Rudi Glöckner immer so und unterscheidet die (Markranstädt/DDR), Reißver- modernen Unparteiischen von schluss und aufgesetzten ihren Ahnen, wie man auf den Brusttaschen unterstrich den Fotos von einst unschwer erken- Wandel vom Funktionär auf nen kann. Da waren Schiedsrich- dem Platz zum sportlichen ter noch „Ehrenmänner mit einem Spielleiter. Herrenleben auf dem Platz, die auch schon mal eine Zigarre rau- den Knopf öffnen oder plagte sich des Materials ist wohldurchdacht. chen durften“, wie es der Regel- mit einem klemmenden Reißver- Die Schiedsrichter-Kleidung darf historiker Stanley Lover im ver- schluss ab: „Ich glaube, mit dem keine unangenehmen Reibungsef- gangenen November im FIFA-Maga- Tape-Klettverschluss haben wir fekte bieten – weder an den Näh- zin etwas wehmütig beschrieb. eine gute Lösung gefunden.“ ten noch in der Fläche, die am Kör-

Der Unparteiische von heute indes versteht sich im Profibe- reich als Hochleistungssportler. 1954 Und dazu braucht er die passende Bekleidung. „Sie muss Schweiß absorbieren, für ausreichend Belüftung sorgen und bestens funktionieren“, so Rank. Daneben soll sie in ihren Schnittlinien modern sein und den größtmög- lichen Tragekomfort bieten. Nicht wenig Arbeit also, die da alle zwei Jahre auf die Designer zukommt. Vor allem die Taschen waren es, die Ranks Team über Jahre das meiste Kopfzerbrechen bereite- ten. Denn an sie werden die meis- ten Anforderungen gestellt. Sie sollen sich schnell öffnen und auch wieder schließen lassen. Ihr Inhalt, die Spielnotizkarte sowie die Gelbe und die Rote Karte, müssen jederzeit und unkompli- ziert zu zücken sein. Nichts sieht 1954: Ungarn gegen England leiten zu dürfen, war zu jener Zeit eine ganz große Auszeich- nung. Schiedsrichter Bernardi aus Italien passte sich mit seinen Linienrichtern der Bedeu- schlimmer aus als ein Schieds- tung des Ereignisses an – in einheitlicher Kleidung, dominiert von elegant geschnittenen richter, der die Karte nicht aus Jacketts. Das Spiel im überfüllten Nep-Stadion von Budapest gewannen die Ungarn um der Tasche bekommt. Anderer- Ferenc Puskas kurz vor der WM mit 7:1! seits dürfen die „Strafmittel“

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 nung an die Prototypen der Auto- Die englischen Farbbezeichnungen 1984 Hersteller nennt, aus dem Labor weisen schon auf den internationa- zum harten Praxistest. Hier prüfen len Charakter von Ranks Arbeit hin. Schiedsrichter unter Wettbe- Denn letztlich redet auch die FIFA werbsbedingungen die neu ent- ein gewichtiges Wort beim Design wickelte Bekleidung. „Was wir der WM-Kleidung mit. In letzter dann als Kritik erhalten, greifen Instanz nimmt nämlich der Welt- wir auf und bessern nach, wo es fußballverband die von adidas nötig ist“, so Rank. Wie sitzen die gelieferten Entwürfe ab und gibt Karten? Sind sie leicht zu ziehen? sie – bei Gefallen – schließlich zur Wie ist der Tragekomfort allge- Produktion frei. Die FIFA legt Wert mein? Gefällt das „Ensemble“ auf ein global einheitliches Auftre- auch modisch? Und: Seitdem der ten ihrer Unparteiischen. Deshalb DFB-Schiedsrichter-Ausschuss mit ist der altbackene Begriff 1994

Noch ein Schritt weiter in die Leistungssportler-Richtung. Ein körperbetontes Trikot von Erima tragen hier Volker Roth, (links) und Karl-Heinz Tritschler beim Eröffnungsspiel der EM 1984 zwischen Frankreich und Dänemark (1:0). Dieses „Glanzstück“ bestimmte viele Jahre das Erscheinungsbild der Schiedsrichter in der Bundesliga. per anliegt. Deshalb hat sich Ein Komfort, den sich die Jackett- Polyester durchgesetzt. Adidas Träger von einst nicht einmal in verwendet zudem den Materialzu- ihren kühnsten Träumen ausmalen satz „ClimaCool“ für einen optima- konnten. len Feuchtigkeits-Transport. Zusätzliche Einsätze im oberen Da aber auch beim Entwickeln und Brustbereich sollen für eine effek- Entwerfen von Trikots alle Theorie tivere Ventilation und einen ver- grau ist, schickt Rank die „Erlköni- besserten Tragekomfort sorgen. ge“, wie er die Entwürfe in Anleh- 1992

Der Farb-Knall! Ob es daran lag, dass die WM, bei der diese Adidas-Trikots – wie hier von Sandor Puhl – zum ersten Mal getragen wurden, in den USA stattfand? Oder war es doch eher ein Zeichen der (Mode-)Zeit, die sich in dem bonbon- farbenen Dress des mexikanischen Torwarts Jorge Campos widerspiegelt, dass die Schiedsrichter vom Traditions- Schwarz abwichen? Außer in Rot gab es dieses „Augen- flimmer“-Trikot auch in Hellgrau und Goldgelb!

seinem damaligen Obmann „Schiedsrichter-Uniform“ gar nicht Johannes Malka 1993 die Einfüh- einmal so falsch. Denn das Kit rung eines grünen Trikots für die muss überall funktionieren und Hier kommt schon ein Hauch Farbe ins Trikot. Von adidas Lizenzligen beschloss, spielt gleich ausschauen, in Island wurden die Schiedsrichter der EM in Schweden ausgerüs- natürlich auch die Farbgestaltung genauso wie in Afrika. Zum Glück tet. Nicht nur die blauen Streifen auf den Taschen, am eine Rolle. Zur Zeit trägt man in aber seien die Schiedsrichter von Kragen und am Ärmelbündchen fallen ins Auge, sondern der Bundesliga Trikots in Anthra- heute „echte Kerle“, wie Rank es auch die orangefarbenen FIFA-Abzeichen der Linienrichter. zit („dark onix“), Hellblau („light nennt. Deshalb kommt ein Referee Hoch konzentriert von links: Joachim Ren, Aron Schmid- aqua“), Gelb („lemon peel“) und mit der Einheitskluft im heißen huber und Uwe Ennuschat. Rot („infrared“). Afrika genauso zurecht wie im

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 25 Titelthema

Zugeständnis an die ästhetische Entscheidungsfreiheit eines jeden 2008 von uns, als Schiedsrichter und Mann“, wie er in seinem Buch „Meine Regeln des Spiels“ schreibt. Später empfand der Ita- liener das schwarze Trikot wieder als das allerschönste: „Nicht zufäl- Beim EM-Finale lig habe ich das WM-Finale 2002 in trug Roberto Schwarz geleitet. Schwarz ist am Rosetti das von Jürgen Rank und Patricia Papp ent- 2002 wickelte Trikot in der Farbe „light aqua“. Ein Unikat, denn unter dem Adidas-Logo trägt es eine Inschrift: „UEFA EURO 2008 FINAL - vs. SPAIN - Vienna, 29. 06. 08“. Sehr wahrscheinlich, dass Rosetti es für kein Geld der Welt hergeben wird.

anders sein als sonst so oft im mit seinen Designern schnell wie- Leben? Der Weg ist das Ziel. Und so der am Computer sitzen. Für die wird Jürgen Rank nach der Präsen- EM-Trikots 2012 haben sie dann nur ■ Zurück zum dominanten Schwarz? Pier-Luigi Collina ent- tation der Trikots für die WM 2010 noch zwei Jahre Zeit. schied sich jedenfalls ganz bewusst für pures Schwarz (vom Schweißband abgesehen), als er das WM-Finale in Yokohama leitete. Die Designer ließen sich durch diese kleine persönli- 2009 che „Demonstration“ aber nicht von der Entwicklung farbiger Trikots abhalten - und die Schiedsrichter in aller Welt nicht vom Kauf derselben. kalten Nordeuropa. Auf klimatische elegantesten, strahlt es doch Unterschiede dürfen die Designer gleichzeitig Seriosität und Stil nämlich keine Rücksicht nehmen. aus.“ „Wer friert, dem bieten wir was zum Drunterziehen an“, sagt Rank Aber Rank entwirft seine Modelle ganz praktisch. ja nicht nur für die Gruppe der Top-Schiedsrichter, sondern für Natürlich muss sich der „12. Mann“ alle Unparteiischen weltweit. Und Der aktuelle Stand in seinem Erscheinungsbild weiter- er ist überzeugt davon, dass es in der Entwicklung. hin deutlich von den beiden Mann- Zukunft gerade bei den Farben Wolfgang Stark schaften unterscheiden. Deshalb eher noch mutiger zugehen wird. in einem weißen ist es durchaus sinnvoll, verschie- „Die Schiedsrichter wollen richtig Champions-League- dene Farben zur Verfügung zu was ausprobieren“, hat er festge- Trikot, das extra für die Königs- haben. Wer in der Bundesliga und stellt und freut sich darüber. Die klasse entworfen auch international auf diesen perfekte Schiedsrichter-Beklei- wurde. Kein Kra- Aspekt achtet, stellt allerdings dung hat Jürgen Rank mit seiner gen, kein Reißver- fest, dass viele Top-Schiedsrichter Designer-Gruppe noch nicht ent- schluss, keine das klassische Schwarz bevorzu- wickelt. Das weiß er, aber er weiß Knöpfe - ein gen, wenn es die Trikotfarben der auch, dass es sie wohl nie geben schlichtes T-Shirt Teams zulassen. wird: „Da gibt es immer was zu mit einer schrägen tun, wir arbeiten ständig an Ver- und einer geraden Pier-Luigi Collina hielt die interna- besserungen.“. Brusttasche. Die- tionale Einführung der farbigen ses Trikot gibt es Trikots bei der WM 1994 in den USA Warum sollte es auch ausgerech- auch in Schwarz und Goldgelb. für „ein kleines aber richtiges net bei Schiedsrichter-Trikots

26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Service Steuerpflicht? OFD bestätigt DFB-Auffassung Professor Gerhard Geckle ist Fachanwalt für Steuerrecht und Vorsitzender der DFB-Kommission für öffentliches Finanzwesen und Lizenzierung. Er erläutert hier die Stellungnahme der Ober- finanzdirektion Karlsruhe zu der immer wieder diskutierten Frage, ob Schiedsrichter in den Amateurklassen ihre „Einkünfte“ versteuern müssen.

Die Oberfinanzdirektion (OFD) Aufwandsentschädigung vom Tagesgelder oder Ähnliches, sons- Karlsruhe hat mit Datum vom Verein teilweise direkt im Auf- tige Einkünfte nach § 22 Nr. 3 EStG 18. Juni 2009 zur einkommens- trag des Verbands an die vorliegen, entspricht vollumfäng- und umsatzsteuerlichen Beurtei- Schiedsrichter ausgezahlt lich der bisherigen steuerlichen lung von Aufwandsentschädigun- wird, ist dies unbeachtlich. Betrachtungsweise. Erfreulich ist, gen an Schiedsrichter und deren dass erstmals auch über den reinen Assistenten für die Leitung von 5. Aus der Schiedsrichter-Tätig- Gesetzestext hinaus von Seiten Fußballspielen in den Jugend- und keit ergeben sich keine um- einer Oberfinanzdirektion doku- Amateurklassen bis einschließlich satzsteuerlichen Probleme, da mentiert wird, dass für diese ne- Oberliga Stellung genommen. die Umsätze nach § 4 Nr. 26b) benberufliche Tätigkeit der seit Ausgewiesener Steuer- UStG „ehrenamtliche Tätig- 2007 geltende Ehrenamts-Freibe- Hierzu folgende Grundsätze: Experte: Professor Gerhard keit“ von der Umsatzsteuer trag nach § 3 Nr. 26a EStG in Höhe Geckle. befreit sind. Dies gilt auch für von 500 € jährlich dann in Anpruch 1. Eine nichtselbstständige Tätig- den Fall, dass Schiedsrichter genommen werden kann. Wobei es keit, das heißt Arbeitnehmer- immer nur durch den entspre- Aufwandsentschädigungen an Aufgabe der Schiedsrichter und status nach § 19 EStG ist bei chenden Landesverband erfol- ihre Assistenten weiterleiten, der Assistenten selbst ist, im Rah- den Schiedsrichtern nicht gen kann. soweit hier „durchlaufende men ihrer eigenen Einkommen- anzunehmen, da es an den Posten“ vorliegen. steuer-Erklärung die Einnahmen- üblichen Kriterien für ein 3. Die vom Verband bzw. den Ver- Situation aus den Aufwandsent- Beschäftigungsverhältnis, ins- einen gezahlten Aufwandsent- Diese Auffassung, dass dem Grund schädigungen darzulegen. Zumal besondere Weisungsgebunden- schädigungen an Schiedsrich- nach bei gezahlten Aufwandsent- der Ehrenamts-Freibetrag ein heit, Urlaubsanspruch, Lohn- ter bzw. an deren Assistenten schädigungen, etwa pauschale höchstpersönlicher Freibetrag ist. fortzahlung etc. fehlt. für die Leitung von Fußball- spielen in den Amateur- und 2. Es liegt auch keine selbststän- Jugendklassen bis einschließ- dige Tätigkeit nach § 18 EStG lich der Oberliga sind daher als vor, zumal sich die Schieds- sonstige Einkünfte nach § 22 richter-Tätigkeit nicht in die Nr. 3 EStG zu versteuern. Da Katalogberufe des § 18 Abs. 1 die Tätigkeit regelmäßig im Nr. 1 EStG einordnen lässt. Die Nebenberuf ausgeübt wird, Einnahmen der Schiedsrichter kann der jeweilige Schiedsrich- können auch nicht als gewerb- ter bzw. der Schiedsrichter- liche Tätigkeit nach § 15 EStG Assistent hierfür die Steuerbe- angesehen werden, da es inso- freiung nach § 3 Nr. 26a EStG weit am Tatbestandsmerkmal in Anspruch nehmen.

„Beteiligung am allgemeinen LEHRBILD wirtschaftlichen Verkehr“ 4. Es kommt auch nicht darauf fehlt. Denn die Schiedsrichter an, ob die Aufwandsentschädi- werden von ihrem jeweiligen gungen von den Vereinen überregionalen Fußballver- getragen werden. Dies erfolgt band eingesetzt. Die Möglich- bis zur Bezirksliga durch den ARM-EINSATZ keit, auch für Großverbände Heimatverein unmittelbar an Klammern – wie so oft. Der hintere Spieler versucht mit beiden wie UEFA/FIFA tätig zu werden, den Schiedsrichter, in höheren Armen zu verhindern, dass sein Gegenspieler an den Ball kommt. besteht nicht, zumal die Eintei- Amateurspielklassen dann Dies sieht man besonders im Strafraum bei Eck- und Freistößen – lung eines Schiedsrichters durch den Verband. Wenn die oft ungeahndet. Direkter Freistoß oder Strafstoß wegen Haltens!

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 27 Blick in die Presse

Doch jetzt sickern sensationelle man zunächst mithilfe von Signa- Im Vergleich zur Einführung der Nachrichten durch. Schon bei der len, die von mehreren Satelliten Torrichter sollte der Ball mit Chip Klub-Weltmeisterschaft 2007 ausgestrahlt wurden, zum Erfolg auf Dauer jedoch wesentlich güns- Von einer neuen Entwicklung in wurde der Ball mit Chip in Japan, zu kommen, so setzt Cairos nun tiger sein. ■ Sachen „Tor oder nicht Tor“ also einer offiziellen Veranstal- auf zwei Magnetfelder. Sie wurden berichtet Thomas Roth, Schieds- tung mit bekannten Senioren- bei der Klub-WM in 10 bis 15 Zenti- richter-Experte des „kicker“. Teams, ein weiteres Mal getestet. metern Tiefe an der Strafraum- Mit einem überraschenden Ergeb- grenze und hinter dem Tor ange- Der Ball mit Chip nis: Er funktioniert absolut sicher! bracht. Dies versichert Oliver Braun, funktioniert Gründungsmitglied und Marke- Hatte der Ball die Linie über- ting- und Kommunikations-Direk- schritten, bekamen Schiedsrichter Eigentlich waren die Positionen in tor der in München ansässigen und Assistenten innerhalb einer Sachen „Chip im Ball“ klar. Die Firma Cairos, die den Ball in Sekunde das Signal „Goal“ auf Schiedsrichter sagen: Her damit, Zusammenarbeit mit dem Sport- ihre Uhren geschickt. Oliver wenn es hundertprozentig funk- artikelhersteller adidas produ- Braun: „Wir erfüllen jetzt alle vier tioniert. Aber Tests bei Junioren-Tur- ziert hat. gewünschten Kriterien: Die Tech- nieren zeigten, dass die Technolo- nologie bezieht sich nur auf die gie nicht verlässlich war. So zeigte Eugen Strigel, Schiedsrichter- Torlinie, sie funktioniert hundert- sie ein Tor an, auch wenn der Ball Lehrwart des DFB, bestätigt: „Ich prozentig genau. Das Signal geht über die Latte flog. Und die FIFA habe mir kürzlich viele Szenen nur ans Schiedsrichter-Team und entschloss sich Anfang 2008, alle angesehen. Die Technik wurde das in kürzester Zeit.“ Die Spieler weiteren Versuche mit irgendwel- geändert, und sie funktioniert. konnten bei Tests keinen Unter- chen technischen Hilfsmitteln auf Selbst wenn mehrere Spieler auf schied zwischen üblichen Bällen Eis zu legen. Der Weltverband setzt dem Ball liegen, gibt dieser seine und denen mit Chip feststellen. Da in Zusammenarbeit mit der UEFA Position korrekt an.“ Dass er das diese ebenso wie die Magnetfel- auf das Pilotprojekt Torrichter, das nun verlässlich tut, ist auf eine der noch nicht in Serie produziert kürzlich in der Gruppenphase der neue Art der Positionsbestim- werden, kann über die Gesamt- Der Chip steckt gut geschützt Europa League angelaufen ist. mung zurückzuführen. Versuchte kosten nur spekuliert werden. in der gelb-schwarzen Kapsel.

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 Aus den Verbänden

Schleswig- es gibt aber landesweite Sonder- umfassende Betreuung durch Coa- stand ein Treffen mit den Schieds- Holstein konditionen, so dass eine kom- ches. Das Ergebnis in England ist richtern aus dem Kreis Arnsberg. plette Ausrüstung für etwa 40 ganz hervorragend. Es gibt prak- Einen Nachmittag lang hatte man Dänischer Schiedsrichter-Verein Euro erworben werden kann. In tisch keine „Aussteiger“ mehr. Gelegenheit, sich kennen zu lernen in Flensburg den untersten Spielklassen erhält Gute Ausbildung, Vorbereitung auf und zu fachsimpeln. ein Unparteiischer neben den die Spiele und insbesondere die Zahlreiche Gäste folgten der Einla- Fahrtkosten Spesen in Höhe von Aufbereitung der geleiteten Zur Einweihung des neuen Kunst- dung des Flensburger Fußball- 190 Kronen. Begegnungen gehören dazu. In rasenplatzes in Garbeck stand ein kreis-Vorsitzenden Bernd Bleitz- Dänemark selbst läuft dieses Pro- Fußballspiel zwischen den Unpar- hofer zu einer Informationsveran- Dänemark ist auch in Bezug auf jekt nun an. teiischen aus Sachsen-Anhalt und staltung über die Organisations- die Spesen vorbildlich, die Einfüh- Arnsberg auf dem Programm, das Strukturen der dänischen Nach- rung einer Spesen-Besteuerung Bernd Bleitzhofer die Mannschaft aus Sachsen- barn im Fußball. konnte durch einen Streik verhin- Anhalt mit 3:2 gewann. dert werden. Ergebnis: Seit dieser Im Rahmen der AG Zukunfts-Ent- Zeit sind die Schiedsrichter-Spe- Dr. Hubert-Joachim Frenck wicklung steht derzeit in Schles- sen in Dänemark steuerfrei. Sachsen-Anhalt wig-Holstein das Schiedsrichter- Wesen auf dem Themenplan. Um In Dänemark ist die Ausbildung neue Impulse in die interne der Referees sehr transparent Besuch im Sauerland Baden Diskussion zu bringen, wurden geregelt. Es gibt einen einheit- bereits im Dezember 2008 erste lichen Ausbildungsplan. In jeder Seit über 23 Jahren beschließen Auf einem guten Weg Gespräche mit der Sønderjysk Leistungsklasse gibt es vorgege- Schiedsrichter aus dem Raum Fodbolddommerklub (dänischer bene Kurse in Theorie und Praxis. Halle/Bitterfeld die Saison mit Es ist noch kein Meister vom Him- Schiedsrichter-Verein für Südjüt- Nur wer diese Kurse nachweisen einer Abschlussfahrt. In diesem mel gefallen. Diese These gilt land) geführt. Die ersten Eindrücke kann, hat die Chance, in höhere Jahr folgten die Schiedsrichter selbstverständlich auch für waren so positiv, dass man sich Spielklassen aufzusteigen. Schon einer Einladung ins Sauerland: Schiedsrichter, und so legt der entschloss, den Rahmen für eine sehr frühzeitig gibt es getrennte Paul Stüeken – ehemals aus dem zuständige Ausschuss innerhalb weitere Veranstaltung zu vergrö- Ausbildungen für Schiedsrichter Kreis Arnsberg – ist beruflich nach des Badischen Fußballverbandes ßern. und Assistenten, wobei großer Sachsen-Anhalt gezogen, und so sein Hauptaugenmerk verstärkt Wert auf die Persönlichkeitsbil- übernahm er als Revanche für die auf die Aus- und Fortbildung von So waren Tore Østergaard, Finn dung und auf Deeskalations-Trai- herzliche und sportliche Aufnahme Unparteiischen. Beck Andersen und Tony Lynge ning gelegt wird. Die Trainer für in seiner neuen Heimat die Organi- über die Grenze nach Flensburg die Ausbildung werden landesweit sation der Abschlussfahrt 2009. Der seit einigen Jahren einge- gekommen. Vom Schleswig-Hol- einheitlich geschult und reisen schlagene Weg wird hierbei konti- steinischen-Fußballverband nah- durch das ganze Land. Es wurde ein ganz besonderes nuierlich fortgesetzt. Dass dieser men neben den örtlichen Vertre- Erlebnis. Die Schiedsrichter aus Weg beschwerlich, aber der richti- tern Präsident Hans-Ludwig Meyer, Auch der Talentförderung wird Sachsen-Anhalt konnten sich von ge ist, steht außer Frage. „Wir haben Geschäftsführer Jörn Felchner, große Bedeutung beigemessen. einigen kulturhistorischen Einma- einige junge, hoffnungsvolle Leute, Schiedsrichter-Obmann Egon Ein deutlicher Unterschied liegt in ligkeiten des Sauerlandes überzeu- die wir behutsam nach oben füh- Biere, Spielausschuss-Vorsitzender der „Bewertung“ durch die Beob- gen und besichtigten die Luisen- ren wollen, um aber auch die Brei- Hans-Rainer Hansen und Lehrwart achter. Es gibt keine Noten und hütte und die Kulturhöhle in Balve. te nicht zu vergessen“, beurteilt Holger Wohlers teil. Punkte, sondern nur Freitextfelder. Im Mittelpunkt der Abschlussfahrt Schiedsrichter-Obmann Jürgen Abschließend muss der Beobach- „So nah und doch so unterschied- ter dem Schiedsrichter drei abso- lich“ – so kann man die Ergebnisse lut positive Merkmale aus dem auf einen kurzen Nenner bringen. Spiel nennen und ihm drei Vorga- Anders als in Deutschland gibt es ben mitgeben, die er beim nächs- in Dänemark separate Schieds- ten Spiel besser machen soll. richter-Vereine, in denen die Schiedsrichter Mitglied werden Nachwuchsprobleme gibt es aller- müssen. Der Dänische Fußballver- dings auch in Dänemark. Ähnlich band (DBU) selbst ist nur für die wie in Deutschland ist die Quote Mannschaften, den Spielbetrieb der jungen Menschen, die bereits und die Ansetzungen zuständig. nach nur zwei Jahren wieder auf- hören, sehr hoch. Um dieses Dau- Ein dänischer Schiedsrichter muss erproblem abzustellen hat man für seine Mitgliedschaft 400 Kro- den Blick nach England gewandt. nen (etwa 50 Euro) im Jahr Bei- Die Strukturen sind dort fast iden- trag zahlen. Zusätzlich muss er tisch. In England läuft seit einigen pro Spiel acht Kronen an seinen Jahren sehr erfolgreich das Pro- Verein überweisen. Die Grundaus- jekt „Schiedsrichter-Schulen“. Die rüstung muss er selbst bezahlen, Neueinsteiger erhalten eine Vor dem Spiel trafen sich beide Mannschaften zu einem gemeinsamen Foto.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2009 29 Aus den Verbänden

Groh die Situation und fügt an, empor und pfiff viele Jahre Spiele „dass die Talsohle sicherlich bis in die 1. Amateurliga. Bereits durchschritten ist, obwohl wir in 1964 wurde er stellvertretender den ersten drei Ligen in Deutsch- Vorsitzender und Schriftführer der land nicht vertreten sind. Was aber Schiedsrichter-Vereinigung und nicht ist, wird hoffentlich noch sieben Jahre später zum Bezirks- werden.“ Schiedsrichter-Obmann gewählt. Dieses Amt hatte er fast drei Jahr- Die badischen „Aushängeschilder“ zehnte inne. Über 1.000 Schieds- sind derzeit Dominik Bartsch (Tau- richter führte er in seiner Amts- berbischofsheim) und Marcel Göp- zeit. Seinem Verein FC Mietersheim ferich (Bruchsal), die beide der hält er bis zum heutigen Tag die Regionalliga angehören. Vorbei Treue. sind seit Jahren also die Zeiten, wo die Badener sogar einmal mit vier Die Auszeichnung zum 50- jähri- Referees in der Bundesliga waren Gut Lachen hatten die Frauen und Mädchen, als sie sich nach der Prüfung gen Schiedsrichter-Jubiläum (Manfred Neuner, Kurt Witke, Hans mit ihren Ausbildern dem Fotografen stellten. beschloss die große Anzahl der Fux und Hans-Peter Best). Groh: Ehrungen. Die vielen und hohen „Jetzt müssen wir kleinere Bröt- Christian Klein sowie von den Bei- Wolfgang Händel trat 1957 als akti- Auszeichnungen des Südbadischen chen backen, machen dies aber sitzern Andreas Strasser, Alwin ves Mitglied der Schiedsrichter- und Süddeutschen Fußball-Verban- intensiv, um die Grundlage für bes- Bauer, Sebastian Zwosta und Vereinigung Offenburg/Südbaden des wurden durch die Verdienstna- sere Zeiten zu legen“. Sonja Ackermann in Regelkunde, bei. Als äußerst talentierter und del des DFB gekrönt Satzung und Ordnungen unter- konsequenter Referee stieg er Jürgen Groh richtet und auf die Schiedsrich- schnell die Leiter des Erfolgs Fred-Jürgen Becker ter-Tätigkeit theoretisch vorbe- reitet. Die neuen Schiedsrichte- Bayern rinnen werden nun zunächst hauptsächlich im Mädchen- und Frauenfußball eingesetzt. 28 Mädchen und Frauen ausgebildet Manfred Kranzfelder

Erstmals führte die Schiedsrich- ter-Gruppe Erlangen einen Neu- lings-Lehrgang für Mädchen und Südbaden Frauen durch, und dieser war auch ein voller Erfolg, denn alle 28 Teilnehmerinnen zwischen 14 Wolfgang Händel 80 und 42 Jahren bestanden die Prü- Im Kreise seiner Schiedsrichterkameraden feierte Wolfgang Händel fung. Bei guter Gesundheit und geistiger (Mitte/unten) seinen 80. Geburtstag. Frische konnte Ehren-Bezirks- An sieben Lehrabenden wurden Schiedsrichter-Obmann Wolfgang Bildnachweis die Teilnehmerinnen von Lehr- Händel (Lahr/Schwarzwald) seinen adidas, AFP, ARD, Getty Images, Harder, Hartenfelser, wart Markus Windisch, Obmann 80. Geburtstag feiern. Imago, Sky

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund e.V., Frankfurt am Main Redaktion: Klaus Koltzenburg, DFB-Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Lutz Lüttig, Berlin Gestaltung, Satz und Druck: kuper-druck gmbh, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, ISDN 0 24 03 - 94 99 71 (Leonardo) Anzeigenleitung: kuper-druck gmbh, Franz Schönen Abonnement bequem per e-mail: Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2002 gültig. [email protected] Erscheinungsweise: zweimonatlich. Abonnementpreis: Jahresabonnementpreis 15,– €. Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf Anfrage. Abonnementskündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb bekannt zu geben. Zuschriften, soweit sie die Redaktion betreffen, sind an den Deutschen Fußball-Bund e.V., Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt am Main, zu richten. Vertrieb: kuper-druck gmbh, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, ISDN 0 24 03 - 94 99 70 PC, 0 24 03 - 94 99 71 MAC Nachdruck oder anderweitige Verwendung der Texte und Bilder – auch auszugsweise und in elektronischen Systemen nur mit schriftlicher Genehmigung und Urhebervermerk. IMPRESSUM

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