10. G R ÜN DE FÜ R D IE BE I BEH A LTUNG

der bestehenden Flutpolder östlich von und der Erhaltung der Hochwasserschutzdämme errichtet im Zuge des Donauausbaus für die Stauhaltungen Geisling und Straubing

1. Die Menschen und Kommunen im Donaustauraum Geisling haben mit ihrer Zustimmung zum Donauausbau ihre gesellschaftlichen Leistungen für den Hochwasserschutz und für das All- gemeinwohl überobligatorisch erbracht. Die mit dem Donauausbau verbundenen Enteignun- gen und Beitragsleistungen privater Grundstückseigentümer und Mitglieder der jeweiligen Un- ternehmensflurbereinigungs-TG und anderen Stellen gehen in die Millionen und machen zwin- gend eine Plangewährleistung in jeder Hinsicht unabänderlich erforderlich. Bei der Abwägung ist der vereinbarte Grundsatz zu beachten: Die Flutpolderplanung darf den bestehenden Hochwasserschutz nicht verschlechtern!

2. Darüber hinaus hat dieser Raum Zustimmung zu überregionalen Struktureinrichtungen wie zum Bau der Autobahn A 3 Regensburg-Passau nebst dazugehörenden Nebeneinrichtungen (Autobahnbrücke bei Kiefenholz, die Mero-Rohölleitung, die 380 kV-Leitung) und für Kiesab- bau-Vorranggebiete für den gesamten Raum Regensburg gegebene und die damit verbunde- nen beeinträchtigenden Folgen getragen. Auch hier zwingen die jeweiligen überregionalen staatlichen Planfeststellungen für die Autobahn A 3, für die Mero u.a. zur Beachtung einer un- abänderlichen Plangewährleistung in jeder Hinsicht.

3. Dazu kommt ein außerordentlicher Siedlungsdruck durch die rasanten gewerblichen Entwick- lungen Regensburg-Ost, , Mintraching und als wirtschaftsaktive Räume dazu. Jede strukturelle Entwicklungsmöglichkeit für die beteiligten Kommunen muss deshalb sorgfältig geplant und darf nicht ohne konkrete sachliche Beurteilung eingeschränkt werden.

4. Durch den Donauausbau und die vielen überregionalen Infrastruktureinrichtungen ist der Do- nauraum zwischen Barbing und Geisling für die Bereiche der Stadt- und Gemeindekommunen Stadt Neutraubling, Gemeinde Barbing mit Teilgemeinden Sarching, Friesheim, Ilkhofen, Al- tach, Auburg, Eltheim und andere, Gemeinde mit den Teilgemeinden Geisling und Gmünd, rechts der Donau, Gemeinde , Marktgemeinde mit Teilgemein- den Sulzbach, Demling, Gemeinde Bach a.d. Donau, Frengkofen, Kruckenberg, Gemeinde

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Wiesent und Stadtgemeinde Wörth links der Donau vielfältig belastet. Die Folgen des Donau- ausbaus sind beim Grundwasser und einer stets unberechenbaren Mückenplage mit katast- rophalen Auswirkungen für die Anwohner bis heute nicht bewältigt. Das bereits im Stadtge- biet Neutraubling zu Tage getretene Grundwasser wird zusätzlich hydrostatisch bei einer Polderflutung so zurückgestaut werden, dass eine technische Beherrschbarkeit der sich dar- aus ergebenden Grundwasserprobleme ausgeschlossen ist, jedenfalls sind derzeit keinerlei sachlich begründeten Erkenntnisse vorhanden, die eine benachteiligende Grundwasseraus- wirkung für alle beteiligten Städte und Gemeinden in diesen Donaubereich östlich von Re- gensburg ausschließbar macht.

5. Wegen der zwingenden Plangewährleistung für den Donauausbau und die Autobahn A 3 ist deshalb eine ausdrückliche Festlegung von Hochwasservorranggebieten innerhalb der Plan- gewährleistungsbereiche erforderlich. Sonst würde der bestehende Hochwasserschutz ver- schlechtert. Ebenso notwendig ist eine ausdrückliche Ablehnung der Planung von Flutpoldern zwischen Barbing und Wörth außerhalb der Plangewährleistungsbereiche. Eine Zustimmung zu den Hochwasservorrangflächen innerhalb der Donaudämme wird abgegeben. Auf § 31 b) Abs. 6 Satz 2 wird ausdrücklich hingewiesen.

„Frühere Überschwemmungsgebiete, die als Rückhalteflächen geeignet sind, sol- len soweit wie möglich wiederhergestellt werden, wenn überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit nicht entgegenstehen.“

Überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit stehen in dieser Region jeglicher Verän- derung der geschaffenen Hochwassersicherheitslage entgegen, insbesondere die nicht mehr zu bewältigende Grundwassersituation in allen geplanten Poldergebieten, aufgrund des ex- trem und dramatisch hoch gestiegenen Grundwasserstandes und der inhomogenen Hydro- geologie und wegen der unkalkulierbaren Risiken der Polder-Gebietsausweisung auf die Plangewährleistungen im Bereich der Staustufe Geisling, auch die damit zusammenhängen- den Binnenentwässerungssysteme und für den Betrieb der Bundesautobahn A 3 und der im Polderplanungsgebiet liegenden Mero-Rohölleitung sowie wegen der in den Poldergebieten liegenden Siedlungsgebiete und Einzelgehöfte, die zwingend von einer Absiedelung bedroht sind, sowie die zu befürchtende Beeinträchtigung der Trinkwasserschutzgebiete der Gemein- de Wiesent und der Stadt Wörth/Do..

6. Die Ablehnung weiterer Hochwasservorrangflächen außerhalb der Donaudämme ist zudem erforderlich, da die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit einer weiteren Polderplanung für den Hoch- wasserschutz auch nicht durch das Gutachten des Professors Strobl vom Juli 2007 nachge- wiesen ist. Dieses Gutachten hat vielmehr in wichtigen Fragen zur Machbarkeitsstudie (Hyd-

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rogeologie, enteignungsrechtliche Vorwirkung, Plangewährleistung, Grundwasser- und Bin- nenentwässerung) entscheidende Fragen unbehandelt gelassen und neue Problemfragen zur Überprüfung vorgegeben.

Ein Teil der Polderflächen wird durch das Gutachten als nicht machbar eingestuft. Dies gilt a- ber nicht nur für die geplanten Polder Barbing und Sarching, sondern auch für die angeblich machbaren Polder Eltheim und Wörth. Eine erforderliche integrale Begutachtung des Hoch- wassermanagements an der Donau und ihren Seitenflüssen liegt zudem nicht vor. Eine Ab- wägung für eine Primärentscheidung für die neue Poldergebietsausweisung im Regionalplan fehlt definitiv in jeder Hinsicht. Sowohl das „Ob“ einer Abwägung ist derzeit defizitiär, als auch Art und Umfang Abwägung (BVerwGE 48, 59, 64, 270; 71, 167).

7. Die befürchtete Verschlechterung der Grundwassersituation durch den unbeherrschbaren und technisch nicht mehr beherrschbaren Grundwasserabstieg bereits bei einer Polderflutung von nur einem halben Meter, so begutachtet vom Ingenieurbüro N.N., wird durch die Planungsstu- die von Herrn Prof. N.N. nicht überzeugend ausgeräumt, vielmehr sind der Planungsstudie Prof. N.N. vom Juli 2007 massive Ermittlungs- und Abwägungslücken vorzuwerfen. Hinzu kommt, dass bereits die abwägungsfehlerhafte Planungsstudie von einer Kostenschätzung von € 90 Mio. Gesamtkosten ausgeht, ohne dass in dieser Kostenschätzung die Beeinträch- tigung und Abhilfemaßnahmen für die Trinkwasserbrunnen der Gemeinden Wiesent und der Stadt Wörth einbezogen sind. Ebenso nicht einbezogen in diese Kostenschätzung sind der Investitionsaufwand und die laufenden Kosten für so genannte „Brunnengalerien“, die für die Grundwasserbeherrschbarkeit im Polderflutungsfalle anfallen. Nicht einbezogen in die Kosten- schätzung sind auch die Anpassungsmaßnahmen an die im Rahmen der Plangewährleistung ohnehin technisch nicht zu ändernden Binnenentwässerungssysteme der RMD.

8. Die Gemeinden des Donauraumes sind bereit und wirken aktiv mit, die derzeit in den Flächen- nutzungsplänen festgelegten Räume zwischen den Donaudämmen und den Dörfern auch für die Zukunft frei zu halten. Maßgabe für diese Entscheidung im Rahmen der gemeindlichen Pla- nungshoheit, die durch die abwägungsfehlerhafte Polderplanung ohnehin verfassungswidrig beeinträchtigt und geschädigt würde bei jeder der betroffenen Stadt- und Landgemeinden, muss der politisch und rechtlich vorgegebene und bisher unstreitige Grundsatz im Rahmen des „Runden Tisches“ sein, dass durch die Poldergebietsausweisung keine Verschlechterung des Hochwasserschutzes und bisheriger Rechtspositionen weder öffentlicher noch privat- rechtlicher Art verbunden sein darf und dass die Planungsgebietsausweisung im Rahmen einer ordnungsgemäßen und rechtsstaatlich vollständigen Abwägung erfolgt, weil frühere Ü- berschwemmungsgebiete nur dann als Rückhalteflächen geeignet sind und wieder hergestellt

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werden sollen (nicht müssen!), wenn überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit nicht entgegenstehen. Diese überwiegenden Gründe des Wohls der Allgemeinheit wurden bislang von der im Abwägungsbereich defizitär gebliebenen hydraulischen Untersuchungen geplanter Flutpolderstandorte an der Donau zwischen Regensburg und Wörth a.d. Donau von Herrn Prof. N.N. vom Juli 2007 und den beteiligten Behörden definitiv nicht erbracht.

9. Abschließend darf auf die Rechtsfolgen noch aufmerksam gemacht werden. Den betroffenen Stadt- und Landgemeinden steht die Möglichkeit einer Normenkontrolle und einer Popularklage verfassungsrechtlich zur Verfügung, wenn es um die Prüfung der Rechtmäßigkeit von Rechtsverordnungen, wie zum Beispiel dem Regionalplan, geht (vgl. § 47 VwGO, Art. 98, IV. BV i.V.m. VfGHG). Die entscheidende Hürde im Rahmen der Zulässigkeitsprüfung einer Nor- menkontrolle ist die Antragsbefugnis gemäß § 47 Abs. 2 VwGO. Jede der nachteilig betroffe- nen Stadt- und Landgemeinden kann diese Hürde überspringen, da sie als Behörde im Sinne des § 47 Abs. 2 Satz 1 VwGO grundsätzlich antragsbefugt ist, wenn sie die Rechtsnorm (Regionalplan, z.B. bei der Beurteilung von Bauvorhaben) künftig anzuwenden hat. Jede Stadt- und Landgemeinde ist zudem noch als juristische Person antragsbefugt, soweit sie in ihrem Selbstverwaltungsrecht in Ausgestaltung der Planungshoheit (Art. 28 Abs. 2 Satz 2 GG) betroffen ist (vgl. Kopp/Schenke VwGO-Kommentar, 13. Auflage, Beck Verlag München, 2003, RdNr. 79 zu § 47 VwGO). Der Schutzbereich der Planungshoheit im Sinne von Art. 28 Abs. 2 Satz 1 GG ist durch die abwägungsfehlerhafte und sachlich und rechtlich nicht be- gründete Polderplanung tangiert. Auch die Antragsbefugnis individualbetroffener Bürger ist im Fall der Poldergebietsausweisung nach der Vorstellung der Wasserwirtschaftsverwaltung anzunehmen. Sogar in einer grundsätzlich ablehnenden Entscheidung gegen die Normenkon- trolle eines individualbetroffenen Bürgers vom 17.11.2004 hat der BayVGH in seiner Ent- scheidung mit dem Aktenzeichen 20 N 04.217, BayVBl 2005, Seite 722-724) unter anderem begründend ausgeführt:

„Die Antragsbefugnis allein wegen eines fehlenden Zugriffs auf eine Eigentumsposition zu verneinen, scheidet…..dann aus, wenn der Konkretisierungsgrad der planerischen Zielfestsetzung parzellenscharf Grundstücke erfasst und auf dieser Planungsebene bereits konkrete Festlegungen getroffen werden, die ein negatives Betroffensein in Rechten oder in sonstigen rechtlich geschützten Belangen absehen lässt (BVerwGE 81, 128) zu einem Abfallbeseitigungsplan mit einer konkreten Standortzuweisung; e- benso BVerwGE 115, 17/21 zur unmittelbaren Rechtswirkung von Zielbestimmungen; vgl. auch BayVGH vom 08.12.2003, NJW 2004, 315 zum Ausschluss von Windener- gieanlagen (vgl. BayVGH a.a.O. RdNr. 23).“

Ein derartiger „Konkretisierungsgrad der planerischen Zielfestsetzung, der parzellenscharf Grundstücke erfasst und auf dieser Planungsebene bereits konkrete Festlegungen trifft“ ist anzunehmen, denn in der hydraulischen Untersuchung des Sachverständigen Prof. N.N. vom Juli 2007 ist zwar auch hier defizitär und abwägungsfehlerhaft, aber dennoch für einzelne

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Anwesen, beispielsweise im Bereich des für „machbar angesehenen Polders Wörthof“ die Umsiedlung ausgewiesen (vgl. Anlage B 2). Auch wenn nach dem in diesem Punkt nicht völlig grundsätzlich und ausschließlich gültigen Urteil des BayVGH vom 17.11.2004 ein Privater nicht antragsbefugt sein soll, weil er im Regelfall nicht Adressat der Zielbestimmung ist und daher angeblich nicht betroffen sein kann (vgl. BayVGH 17.11.2004, a.a.O.) ist darauf hin- zuweisen, dass im vorliegenden Fall deutlich durch die parzellenscharfe Konkretisierung der künftigen Planung von einer Antragsbefugnis der betroffenen Gemeindebürger insgesamt auszugehen ist, insbesondere aber von denjenigen indivualbetroffenen Grundstückseigentü- mern und Betriebsinhabern, die zum Beispiel als Bauantragsteller für ein Vorhaben mit dem Argument vom Bauvorhaben gemäß § 35 Abs. 3 Satz 2 BauGB abgehalten werden, weil ein Ziel der Raumordnung dagegen spräche. Für einen solchen Bauantragsteller ist nach einer Entscheidung des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts, 1. Senat, Urteil vom 26.11.2002, 2. Leitsatz, eine Antragsbefugnis auch dann gegeben, auch wenn das Ziel Private nicht unmit- telbar bindet (vgl. Hendler DVBl 2000, Seite 1241, Greifswald, NVwZ-RR 2001, Seite 565).

Das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden ist ein grundrechtsähnliches Recht, das einer Gemeinde die Möglichkeit gibt, Popularklage nach Art. 98 Satz 4 BV mit der Begründung zu erheben, Vorschriften des Bayerischen Landesrechts schränken seinen Wesensgehalt ein, auch eine Verletzung des Gleichheitssatzes und des darin verankerten Willkürverbots kann die antragstellende Gemeinde in zulässiger Weise rügen (vgl. Verfassungsgerichtshof 47, 165/171 mit weiteren Nachweisen; Verfassungsgerichtshof BayVBl. 1996, 462). Bei generell für alle Gemeinden in Bayern geltenden Vorschriften stellt der Verfassungsgerichtshof nicht auf die konkrete Betroffenheit der antragstellenden Gemeinde ab, sondern darauf, ob die angegrif- fene Vorschrift als solche abstrakt geeignet ist, das gemeindliche Selbstverwaltungsrecht ver- fassungswidrig einzuschränken (Verfassungsgerichtshof, 12, 48/55 ff.; 45, 33/40; Verfas- sungsgerichtshof BayVBl. 1996, 462).

10. Im Übrigen wird wegen der Wasserschutzgebiets-Erlassverfahren auf die gültigen landes- rechtlichen Bestimmungen (Verordnungserlass durch Kreisverwaltungsbehörde) und auf die Anpassung des Bayerischen Wassergesetzes (Novelle voraussichtlich 2007/2008 zu Art. 61 Abs. 1 BayWG) Bezug genommen.

11. Die rechtlichen und politischen Bemühungen waren erfolgreich. Die 10 Gründe zur Beibehal- tung der bestehenden Flutpolder haben überzeugt. Der Regionalplan wurde mit der Ersten Verordnung des Regionalplans der Region Regensburg (Neufassung B XI „Wasserwirt- schaft“, Abschnitt 4 Hochwasserschutz) , Bekanntmachung vom 10. November 2008, Amts- blatt der Regierung der Oberpfalz Nr. 14/2008, S. 131 so beschlossen und bekannt gemacht,

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dass die bisherigen bestehenden Flutpolder innerhalb der bestehenden Hochwasserschutz- dämme beibehalten werden.

Josef A. Schneider FAfVerwR

19.10.2009/21