hisTorisches

Der Marktplatz von Langquaid Ein Rundgang durch die Geschichte [Um 750] [1854] Erste Nennung Historisches Langquaid Ein Blick in die Gründerzeit Erhebung „verroniwaida“, Langquaids zur Einöde. Der Markt Langquaid gehört zu den ältes- Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts do- Pfarrei, früher zur ten Siedlungen Niederbayerns. Prähisto- minierten die Klostergründungen. Mit Ab- Urpfarrei Sands- [9. Jh.] rische Funde belegen dies. Schon früh schluss dieser Siedlungstätigkeit bach gehörig. „Veroniweide“, hatte er verkehrsgeografische Bedeutung im 13. Jahrhundert kam eine reines Weideland durch eine Römerstraße und den Über- neue wirtschaftliche Lage und [1903] erste Bezeugung. Aufnahme des gang über das Laabertal. Erkenntnis: Märkte erschienen Eisenbahnbetriebes Von einer Einöde - die erste Nennung er- jetzt den Fürsten und Herren als [Um 1000] Langquaid - Egg- folgte 750 als “verroniwaida” - über eine gute Einnahmequelle in Form Erste Siedlung, mühl. von Steuern, Zöllen und Lang-weid, langes Weileranlage Marktgebühren. Dorf oder langes von drei bis [1904] Weidegebiet. Im vier Einzelhö- Bald setzte ein wahres Errichtung des Orts- Besitz des Grafen fen im Bereich Gründungsfieber ein. So rief telephonnetzes. von Sempt-Ebers- der heutigen Ludwig der Kelheimer (Abb. berg, später der Be- [„Lanckwat“ 1568] K e l h e i m e r , links) die Städte , [1908] nediktinerinnen vom Abb. „Baierische Land- Thanner- und Cham, Straubing, Landau Straßenbeleuch- Kloster . tafeln“ des Philipp Apian Leierndorfer- und den Markt , tung mit Petroleum straße, entwi- ins Leben und 1224 auch in und Gas. [1280] ckelte er sich zur Siedlung “Lang-weid” Langquaid eine Viehschwai- Erste Markterwäh- und - mit Wittelsbachergründung 1280 ge als Vorform des Marktes, [1911] nung, Wittelsba- zum Markt. der 1280 erstmals urkund- Auflassung der cher-Gründung. Bis heute konnte die historische Bau- lich erwähnt wird. Posthalterei, struktur eines Wittelsbacher Ackerbürger- Die Gründung verlief immer Übernahme des [1486] marktes erhalten werden - Kriegen und nach dem gleichen Schema: Postverkehrs durch Erste Bestätigung Bränden zum Trotz. Der Grundherr, hier Lud- die Eisenbahn. der Marktrechte Ein bewusster Rundgang durch den Markt wig der Kelheimer oder Herzog Otto ließ durch Herzog Alb- [1921] offenbart so Ortsfremden wie Einheimi- durch seine Beamten siedlungsbereite recht IV. Gemeindliche Elek­ schen einen tiefen Blick in die Geschichte Handwerker und Kaufleute werben. Diese Lehen von Nieder- trizitätsversorgung. - bis hin zu Hintergründen und Funktionie- schlossen sich zu genossenschaftsarti- münster in Regens- gen Verbünden von 18 bis 24 Familien als burg. ren einer Ortsgründung durch die adeli- [Seit 1978] sogenannte Schwurgilden zusammen. Einrichtung Maut­ gen Landesherren. Sitz einer Verwal- amt. Klar erkennbar geblieben ist das histo- In Langquaid waren es wohl 21 Familien, tungsgemeinschaft rische Grundgefüge aus neun größeren überwiegend Handwerker und Kaufleute, mit Hausen und [16. Jh.] Hofstätten mit je 18 x 60 Metern ( 60 x 200 welche die Gründung vollzogen. . Älteste Bausub­ Fuß) auf der Westseite und zwölf kleine- stanz aus dem 16. ren Parzellen auf der Laaber- (Ost)seite, Zünfte und Handwerk [2004] Jh.: Ackerbürger, jeweils 15 Meter breit und 60 Meter (50 x Aufnahme in das Brauereien und 200 Fuß) lang, mit identischem Grundriss, Die Zünfte unterlagen strengen Regeln Bund-Länder-Städ- Bierschänken. der im Westen fast vollständig erhaltenen und waren oft als “Gerechtigkeit” auf ei- tebauprogramm Im 30-jährigen abschließenden Stadelreihe und mit ihrer nem Anwesen eingetragen und geschützt. „Soziale Stadt“. Krieg dreimalige für einen Straßenmarkt charakteristischen Die Handwerksmeister bildeten unzählige Einäscherung. leicht gestaffelten Anordnung. Lehrlinge aus und gaben vielen Gesellen [2005] In einigen Anwesen kann noch immer die und Helfern Brot und Arbeit. Stadtmarketingpreis [1852] einstige Funktionalität mit einem engen Führend war dabei das Brauwesen, Einäscherung der Nebeneinander von landwirtschaftlicher wohl auch wegen des Hopfenanbaus in [2006-2008] Stadelreihe in der Produktion, Lagerung, Veredelung, Ver- Langquaid, das eine der Holledauer Hop- Modellort im Projekt Hinteren Marktstra- „Leben findet Innen- teilung und natürlich auch Wohnen nach- fensiegelgemeinden ist. So wurden in den ße, Neubau. stadt“. vollzogen werden. Jahren von 1696 bis 1760 bei sechs Brau- Einrichtung einer Postexpedition.

[2] [3] [Marktplatz-Grundriss und Häuserfronten] meistern 130 Lehrlinge ausgebildet. Bis zur Freigabe aller Gewerbe 1865 stand 16 das Zunftwesen in hoher Blüte. Nach alten Zunftbüchern waren in Langquaid folgende neun Zünfte besetzt: 15 17 Bierbrauer und Branntweinbrenner; 13 Büchsenmacher, Kupferschmiede, Nagel- schmiede, Gürtler, Uhrmacher, Schlosser 18 und Bürstenbinder; 12 [Zunftbuch von Färber, Hutmacher; 1696 bis 1760] Hafner; Hierin wurden Tuchmacher, Loderer, Strumpfstricker, 11 Lehrlinge, Gesel- Strumpfwirker, Tuchscherer; 19 len und Meister Weißgerber, Rotgerber, Lederer und Sei- aufgeführt. Oft auch fensieder; 20 ihre Lossprechung Metzger; Schuster; Schneider. und Annahme als 10 Zunftmeister sowie Handwerker und Kaufleute spielen wei- Verfehlungen und terhin mit einer Vielzahl moderner mittel- 21 Strafen (meist in 1 ständischer Betriebe eine führende Rolle 9 bis 4 Pfund Wachs in Langquaid. Die Nutzung als Landwirt- oder Geld zu ent- schafts- oder Brauereibetrieb ist mittler- 22 richten). weile im Marktkern entfallen, ebenso der Hopfenanbau. 8 Dank kontinuierlicher Städtebauplanung 23 und Sanierung, teils mit hoher staatlicher Kostenbeteiligung, konnte das histori- 7 sche Ortsbild erhalten und Langquaid als 24 zukunftsorientierter Standort mit einem vielfältigen Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsangebot lebendig und 6 attraktiv gestaltet werden. 25 5 Erlebbare Geschichte bewahren

4 Um die charakteristische Wittelsbacher 26 Gründungsstruktur des Marktkerns und 3 sein historisches Gepräge auch für kom- mende Generationen zu bewahren, hat 2 der Markt Langquaid zwischenzeitlich einen Bebauungsplan als Sicherungsin- 27 strument erlassen. Mit Unterstützung der [Marktplatz] Bis heute in der Städtebauförderung versucht der Markt 1 Struktur fast voll- die Sanierung der Gebäude voranzubrin- ständig erhalten. gen und städtebauliche Störungen zu korrigieren. Das Denkmalamt hat den ge- 1 samten Marktplatz schon seit Jahrzehnten unter Ensembleschutz gestellt. x = Hausnummer der im Folgenden beschriebenen [4] [Zeichnung: Bert Obermayer] Hofstätten [5] Ein Rundgang über den Marktplatz 4 Obermayersches Schulhaus

Mit einer exemplarischen Auswahl aus Dieses Haus wurde im Jahre historisch bedeutsamen Häusern wollen 1809 von den Bierbrauersehe- wir ein gutes Stück Geschichte wieder le- leuten Obermayer als Schul- bendig werden lassen: haus gestiftet. Bis 1927 blieb es Schulhaus und Lehrerwohnung. Zu- gleich wurden aber auch Räume im Rat- [Unterricht im Mit- haus als Schulzimmer genutzt. telalter] [Kastnerhaus von 1 Kastneranwesen (später „Haller­­­- In Langquaid wurde wohl schon sehr früh Ein Bakkalaureus der Hinteren Markt- meier Braustatt“ u. Postexpedition) Schulunterricht abgehalten. Die ersten unterrichtet seine straße gesehen] gesicherten Hinweise, dass eine Schu- Schüler. Der Kastner Buchminiatur, Ursprünglich, ab Markt- le bestand, datieren von 1412. Damals verzeichnete 1.Hälfte 15. Jh., aus gründung, war dieses wurde vom Probsteirichter Konrad Huber neben den jährlich einer mittelböhmi- Anwesen Sitz des Kast­ ein Benefiziatenhaus zu Schulzwecken einzudienenden ners (Verwalter und schen Handschrift. Naturalien auch die gestiftet, damit die Kinder nicht immer bis Steuereinnehmer) der Wit­­tels­bacher Her- Geldabgaben der zur Pfarrschule nach Sandsbach gehen zöge. Daher Sonderstellung im histori- Grund- und mussten. Die Mesner versahen zugleich schen Marktgefüge: Gegenüber den sonst Vogtei­untertanen den Dienst als Schulmeister. sowie die allgemei- giebelständig zum Marktplatz stehenden nen Steuern aller im Ackerbürgerhäusern hatte es als einziges Gerichtsbezirk le- ein imposantes Walmdach, schloss den 6 Nagelhof (Hammelwirt) benden steuerpflich- Marktplatz nach Süden verengend ab und wurde soweit aus der Häuserzeile heraus- tigen Personen. Der Das Anwesen ist eine ehe- gerückt, dass der Kastner von seinem Kastner war also malige Brauereischweige, Amtssitz den gesamten Marktplatz bis zur ein landesherrlicher die traditionelle Gastwirt- Kirche und dem alten vorgelagerten Dorf Finanzbeamter. schaft hat sich seit Jahrhun- (Kelheimer Straße) im Auge haben konn- derten erhalten. Das Gebäude mit seinem te. zweigeschossigen Schweifgiebel dürfte Zum Anwesen gehörte ein Kasten, also [Typischer Innenhof, vom Anfang des 18. Jahrhunderts stam- ein großer Stadel zur Unterbringung der hier Marktplatz 8] men. Im Steuerkataster des Landgerichts Naturalabgaben der Steuerbürger. Einige Innenhöfe Pfaffenberg von 1809 ist der Name „Na- Nach dem 30-jährigen Krieg ging das her- sind in Urform erhal- gelhof“ eingetragen, der mit einer „Kamin- ten und Dokument zögliche Anwesen in Privatbesitz über und kehrergerechtigkeit“ versehen war. der Wittelsbacher wurde eine der sechs Langquaider Braue- Dieses Anwesen zeigt durch seine Zugän- Siedlungsstruktur. reien, die „Hallermeier Braustatt“. gigkeit in den Innenhof noch sehr schön Die quergestellten Laut Kataster von 1680 war es ein Wohn- die typische Siedlungsstruktur der Wittels- Scheunen bildeten haus mit Bierlagerkeller, Brauerei und Ta- bacher Marktgründungen in ihrem bayeri- den räumlichen fernwirtschaft, Hofraum mit Stall und Sta- schen Herzogtum: Abschluss der Hof- del, Wurz- und Obstgarten. Ackerbürgeranwesen mit breitem giebel- stätte. Im rechtwink- 1852 erhielt Langquaid hier eine Postex- [Postexpedition] ständigen Geschäfts- oder Handwerker- lig dazu gestellten pedition, und der damalige Besitzer Jo- Hier wird (bei einer und Wohnhaus, anschließend Stallung Längstrakt waren hann Steiger wurde der erste Posthalter. der historischen mit Gewölbedecken als Grenzbebauung zumeist Brauerei, Marktführungen) der Zur Postexpedition wurden eine Pferde- (heute ein Restaurant), hinten quergestellt Ross-, Rinder- und historische Posthal- stallung und Wagenremise für Postkut- Schweineställe un- ein großer Stadel, an der rechten Seite ter Georg Steiger schen gebaut. tergebracht. Die his- anschließend wieder als Grenzbau das von 1875 dargestellt torische Stadelreihe nächste Anwesen mit derselben Struktur. – vor dem Kastner- ist auf der Westseite haus, der damaligen Abschluss dieses geschützten Innenhofs fast vollständig Postexpedition. ist ein Torbogen zum Marktplatz. erhalten.

[6] [7] 7 Burgmayerhaus 10 Obermünsterer

Dieses Gebäude dürfte auf Das Anwesen ist wie die das 18. Jahrhundert zurück- Hausnummer 8 ebenfalls gehen und ist seit jeher mit eine Brauereischweige. einer „Handlungsgerechtig- Der breitgelagerte zwei- keit“ versehen. Es steht seit Generationen geschossige Giebelbau [Torbogen] im Besitz der alteingesessenen Familie wurde 1650 als Wohnhaus mit Gaststu- Charakteristisch Burgmayer, im Sprachgebrauch „Kauf- be, Malztenne, Getreidelager, Bierkeller, sind die Hofeinfahr- mann Burgmayer“. Durchfahrt durch das Erdgeschoss, Tanz- ten zum Markt- saal mit Zechstube, Getreide- und Hop- [Giebel-Luken zum platz: Gemauerte Die Bebauung dieser Wittelsbacher Sied- fenboden (Aufzug zur Straße) errichtet. Einlagern] Segmentbögen lungsparzelle entspricht noch heute exakt Im Hof waren Sudhaus, Stallungen für Früher waren im mit in der Regel der vor 725 Jahren vorgegebenen Struk- Pferde, Ochsen, Kühe und Schweine, ersten Stock von schlichten, senk- tur. Über die Jahrhunderte wurde keine Fremdstallungen, Stadel mit Kapelle und Marktplatz 10 Tanz- recht verbretterten einzige Störung des Parzellengefüges Wurzgarten untergebracht. saal und Zechstube Holztoren. vorgenommen. Die Landwirtschaft umfasste bis zu 195 untergebracht. Unter Tagwerk. Dazu gehörte der Sommer- dem Dach befanden Bierlagerkeller in Oberleierndorf und der sich Getreide- und 8 Huberbräu Einödhof Neuhaus (bei Hellring). Hopfenboden, die Das Anwesen befand sich zeitweise im Ei- über die Öffnungen Eine ehemalige Brauerei­ gentum des Klosters Geisenfeld und ge- in der Fassade von schweige, das heißt land- langte mit der Säkularisation 1806 wieder außen über Aufzüge wirtschaftlicher Betrieb mit in Privatbesitz, lange Jahre gehörte es der befüllt wurden. Viehhaltung und eigener Familie des legendären Bürgermeisters [Historisches Gewöl- Brauerei - eine von 6 Brau- Josef Münsterer. be Marktplatz 8] ereien in Langquaid. 2006 wurde es von Familie Wagner er- Wie hier kann 1675 wurde dieses Haus mit Gaststube, worben und 2008 in Kooperation mit dem heute in Langquaids Bierlagerkeller, Malztenne, Getreide- und Programm „Leben findet Innenstadt“ um- Gastronomie viel Hopfenböden und Aufzug zur Straße hin fassend saniert und zur heutigen moder- historisches Flair gebaut. nen Einkaufspassage mit Wohnungen genossen werden. Im Hofraum gehörten Sudhaus, Stallun- umgestaltet. gen, Fremdenstallung, Wagenremise, Stadel und Wurzgarten dazu. [Hopfenpflückma- Das Anwesen umfasste gleich hinter dem 12 Untermünsterer (Zum Raubritter) schine] Markt anschließend 100 Tagwerk Felder Hier ein Patent des bis hin zur „Huberbräukapelle“ am Orts- Der zweigeschossige Langquaider Ma- rand Richtung Herrnwahlthann und einen Man­sarddachbau war in schinenschlossers Bierkeller mit Kegelbahn in der äußeren der Herrschaftszeit der Christian Wolff von Kelheimer Straße. Wittelsbacher das Maut- 1894. Heute ist das Anwesen im Besitz des amt zur Erhebung des Zolls für den Wa- weithin bekannten „Weißen Brauhauses renumschlag in Langquaid, wie für die [Zum Raubritter Schneider und Sohn (/München)“, Benutzung der alten Handelsstraße zwi- heute] sodass wenigstens noch eine Erinnerung schen den Alpenübergängen und Re- Einst Mauthaus, und an das Jahrhunderte lange Brauwesen mit gensburg, Nürnberg und anderen im Nor- seit langem schon seiner außergewöhnlichen Dichte von 6 den liegenden Städten. Diese sogenannte traditionsreiche Brauereien auf einem geschlos- Ochsenstraße führt durch den Markt Gaststätte. senen Marktensemble mit 28 Langquaid, der Wegezoll brachte den Anwesen erhalten bleibt. Herzögen reichlich Einnahmen.

[8] [9] Dass es sich um ein herzögliches Gebäu- ten. Es gehörte eine Landwirtschaft mit de handelte, war schon daran zu erken- bis zu 38 Tagwerk dazu und war mit einer nen, dass es neben dem Kastnerhaus Metzgereigerechtigkeit versehen. selbst als einziges ein Walmdach hatte Die Anordnung des Gebäudes bildete die und nicht giebelseitig zum Marktplatz Einengung des nördlichen Zugangs zur stand. Die Zollstube dürfte sich in dem historischen Marktplatzanlage. aus dem Gebäude heraustretenden Erker Die Arkaden sind nicht historisch und befunden haben. wurden erst in der Städtebausanierung Das Gebäude in der jetzigen Form wurde um 1985 in das Gebäude verlegt, um den [Der Bahnhof von 1700 errichtet, der Kataster beschreibt es Fußgängern mehr Sicherheit im zuneh- Langquaid um 1920] als „gemauertes Wohnhaus mit Gaststube menden Straßenverkehr an dieser Eng- Die Genehmigung und Erker zur Zolleinnahme, Bierlager- stelle zu geben. für die Lokalbahn [Der „Herrgott von Langquaid-Eggmühl keller, oben Tanzboden und Zechstube, Langquaid“– Josef kam 1900, kurz Mansarddach mit Getreide und Hopfenbo- Münsterer (1833- vor Bürgermeister den sowie Getreideaufzug, Hofraum, mit 1900)] 20 Seifensiederhaus Münsterers Tod. Münsterer war Sudhaus und Mälzerei; Stallungen, Frem- 1903 ging die eine kraftvolle denstallungen und Stadel, Eiskeller und Dieses Traditionsgebäude Linie in Betrieb. 61 Persönlichkeit aus Wurzgarten“. geht zurück auf das Jahr Jahre verkehrte eine einer wohlhaben- 1770 (als Wohnhaus mit Dampf-, anschlie- den Bierbrauer-, Werkstätte, Verkaufsladen, ßend eine Diesellok. Hopfenbauer- und 13 Kirchenbeck Schup­pen und Wurzgarten) und diente Der Personenver- Ökonomen-Dynas- seit der Marktgründung verschiedenen al- kehr wurde bereits tie. Von 1887 bis zu 1720 erbautes zweigeschossi- ten Handwerkerberufen, über Generatio- 1968 eingestellt. Zu seinem Tod war er ges Haus mit barockem nen hinweg nachweislich der Seifen- und besonderen Gele- Bürgermeister. Schweifgiebel, von 9 Besitzern Salitersiederei, Wachszieherei, später der genheiten fährt das Mit eiserner Energie,­ als Bäckerei und Weißbäckerei Lebzelterei und Konditorei, bis über eine Historische Bockerl Willens- und Durch­ betrieben bis 1871. Hutmacherei ein Textilgeschäft entstand. wieder. setzungskraft, Anschließend war es ein Krämerladen, immer auf Wohl zuletzt die Werkstatt und der Laden eines und Ansehen des Marktes bedacht, Uhrmachermeisters. 22 Münstererhaus erreichte er viel für Die Besitzer versahen früher jeweils auch Langquaid: Unter die Mesnerdienste der direkt angrenzen- Das Gebäude wurde 1740 anderem setzte er den Kirche. Die Marktgründer platzierten als Wohnhaus mit Werkstät- den Bahnbau bis dieses und die zwei anschließenden An- te, Stall und Schuppen errich- Langquaid durch. wesen ringförmig um die Kirche und schu- tet, der neugotische Treppen- Er ging mit der fen damit den nördlichen Abschluss des giebel entstammt einer achtungsvollen Be- Marktplatzes. Fassadenänderung aus dem Jahr 1886, zeichnung „Herrgott in dem auch eine Hopfentrockenhalle von Langquaid“ in dazu gebaut wurde. die Geschichte ein. 16 Sturmmetzger Nachweislich zumindest seit 1682 über 4 Generationen wurde hier das Kupfer- Das Gebäude geht auf schmiedehandwerk ausgeübt, dann über- [Münstererhaus] das Jahr 1720 zurück, es nahm es 1836 ein Rauchfangkehrer. Prinz Ludwig Ferdi- umschließt mit den zwei 1878 wurde es vom legendären Bürger- nand von Bayern, Regimentschef des Nachbaranwesen ringför- meister Josef Münsterer als Alterssitz er- königlich-bayeri- mig die Kirche. Der Kataster beschreibt worben und aufwendig umgebaut. schen 18. Infanterie- das Anwesen als Wohnhaus mit Eiskeller, In diesem Münstererhaus weilte sogar für Regiment 1911 hoch Wurstkuchl und Laden, Hofraum mit die Zeit eines Kaisermanövers im Jahr zu Ross vor dem Schlachthaus, Stall, Stadel und Wurzgar- 1911 seine Königliche Hoheit Prinz Lud- Münstererhaus.

[10] [11] wig Ferdinand von Bayern. hergehenden Dachstuhlerneuerung er- Gut 100 Jahre später wurde das Anwesen hielt der Giebel eine neugotische Gestalt von der Apothekerfamilie Fuchs übernom- mit drei Türmchen und Zierwerk (siehe men und erneut einer dringend notwendi- Abb. linke Seite). gen Sanierung unterzogen - mit sehr viel Wie vielseitig ein Rathaus für das Bürger- Fingerspitzengefühl und Bedacht auf die tum genutzt wurde, zeigt der Katasterbe- Historie und den Wert dieses außerge- schrieb von 1870: wöhnlichen Baudenkmals im geschützten Rathaus, Fleischbank, Brotniederlage, Marktensemble. Marktwaage, Waschhaus, Abort und Wurzgarten. [Hopfensiegeln] Später kamen dazu: Hopfensiegel- und Seit 1891 führt der 23 Oberer Weißgerber Hopfenlagerhalle mit Hopfenwaage, Poli- Markt Langquaid als einer der Siegelbe- [Im Hopfengarten zeistube mit Arretierkammer, Gemeinde- zirke der um 1930] Das 1670 entstandene dienerwohnung, Feuerwehrgerätehalle, sein eigenes Abmessen des Wohn­haus mit Werkstätte, Gemeindekanzlei, Sitzungssaal. Hopfensiegel. Hopfens in Metzen Lager und Verkaufsladen, Dieses alte, geschichtsträchtige Rathaus (1 Metzen = 30 l). Erker und Barockgiebel, wurde Ende der 1970er Jahre abgebro- Der Hopfenanbau, Stall, Stadel und Wurzgarten chen und durch den heutigen Neubau lange Zeit wichtigste diente seit jeher dem Handwerk des Weiß- ersetzt. landwirtschaftli- gerbers. Noch 3 der 6 Generationen der che Erzeugung in jetzigen Besitzerfamilie Bogner übten die Langquaid, begann Weißgerberei seit 1812 aus, bevor es eine 26 Untersteiger (Hotel zur Post) unmittelbar hinter Landwirtschaft mit Hopfenanbau und ein der Stadelreihe. Krämerladen wurde. Der alte Hausname für dieses im Kern auf das Baujahr 24 Rathaus 1670 datierte Ge- bäude des heuti- Das erste gemauerte Rat- gen Hotels zur Post ist auf die Familie haus mit Kellergewölbe Steiger zurückzuführen, die zwischen und Ratssaal stammte 1708 und 1910 über 8 Generationen hier aus dem 15. Jahrhundert eine Bierbrauerei betrieben hat. und war noch mit Kalk- Das Anwesen war immer schon bedeu- steinplatten gedeckt. Es tend am Marktplatz, zum „Wohnhaus mit wurde bei wiederholten Gaststube, Malztenne und Sudhaus so- Kriegseinwirkungen in wie Tanzsaal im Obergeschoss“ gehörten den Jahren 1506 sowie 1632 und 1641 Stallungen, Stadel, Schuppen, Fremden- (30-jähriger Krieg) durch Feuer schwer stallungen, Wurzgarten und Obstgarten beschädigt, aber immer wieder in Stand sowie eine Landwirtschaft von 95 Tag- gesetzt. werk. [zwei Bäckerbur- [Rathaus] 1650 soll der erste Stock ausgebaut wor- Die Geschichte dieses Anwesens ist eng Im Bild zu sehen ist schen um 1900] den sein und als Schulsaal bis 1809 ge- verbunden mit der des Kastner- bzw. Stei- noch die neugo- Die stolzen Bäcker- dient haben, als eine Schulstiftung den geranwesens Marktplatz 1, denn Johann tische Fassade gesellen Josef und Umzug in das Obermayersche Schulhaus Steiger kaufte es 1829 dazu. Die beiden aus dem 19. Jh. Franz Xaver Burg- Brauereien wurden zusammengelegt, das Links unten ist der (Marktplatz 4) zuließ. mayer, die in der Eingang zur Waage, Ab 1850 diente es wegen des großen Be- Bier im großen Keller des „Steigeranwe- elterlichen Bäckerei vor dem die Bauern darfs als zweiter Schulsaal in Langquaid. sens“ gelagert (Fasslager heute noch zu am Marktplatz ihre mit der Hopfenernte 1876 wurde im Dachgeschoß sogar ein sehen). Ausbildung erhielten. warten. dritter Schulsaal ausgebaut. Mit der ein- Schon 1827 hatte seine Mutter Anna Stei-

[12] [13] ger das Richtung Rathaus liegende Nach- Erleben Sie Langquaid live: baranwesen „Steigerbäck“, eine bis 1618 zurück nachweisbare Bäckerei mit 32 Reichlich Geschichte und Geschichten lie- Tagwerk dazugekauft. Die Landwirtschaft ßen sich auch zu den hier nicht erwähnten umfasste in der Blütezeit 150 Tagwerk. Anwesen erzählen. Allein die Hausnamen, Die beiden bis dahin mit den 45° Gie- unterschiedlichste Sanierungen, die sich beln zum Marktplatz stehenden Anwesen gut ins Bild fügen, renommierte Kauf- [Führungen] wurden zusammengebaut, um ein drittes manns- und Handwerkstraditionen oder Groß und Klein Stockwerk erhöht und der First gedreht, schöne Anekdoten aus anderen Zeiten sind fasziniert von sodass die mächtigste Längsfront zum [Ferkelmarkt] wären es wert, gehört zu werden. der Welt des Mittel- Marktplatz entstand. Die verschiedenen Einige Gelegenheit dazu möchten wir Ih- alters. Von 1852 bis 1901 war die Familie Steiger Märkte in Langquaid nen in unseren Marktführungen oder in hatten noch bis vor Posthalter. diversen, thematisch wechselnden Aus- wenigen Jahrzenten 1910 erwarb die Familie Zirngibl das An- stellungen geben: siehe Rückseite große Bedeutung für wesen, bis 1958 wurde hier Bier gebraut. die Region, so z.B. Neugestalteter Schöpfbrunnen der wöchentliche Ferkelmarkt. 27 Bischofshof (Obersteiger) Der historische Schöpfbrunnen (in der Kelheimer Straße) steht im Bereich des al- An Stelle des heutigen ten Dorfes und wurde von den Bewohnern Sparkassengebäudes bis etwa 1950 als Wasserquelle rege ge- stand bis 1974 der alte nutzt. 2008 gewann der Markt Langquaid [Brunnen] „Bischofshof“. den Brunnenpreis der Brauerei Paulaner, Entwurf für die Die Eigentümer lassen sich bis 1605 zu- konnte mit dem Preisgeld den Brunnen Neugestaltung des rückverfolgen. Da das Anwesen wie das nach dem rechts abgebildeten Modell historischen Schöpf- gegenüberliegende und das angrenzen- des Künstlers Alfred Kainz, Mallersdorf, brunnens in der de ebenfalls im Besitz einer „Steigerlinie“ neu gestalten und am 17. Mai 2009 der Kelheimer Straße. stand, wurde es „Obersteiger“ genannt, Öffentlichkeit mit einem historischen Fest während das nächste „Untersteiger“ hieß. übergeben. Historischer Wasserlauf und Das Anwesen war ebenfalls sehr stattlich, Becken wurden erhalten, beziehungswei- umfasste bis zu 135 Tagwerk Landwirt- se instandgesetzt. Die Steinwelle, gekrönt schaft, dazu gehörte auch der Bierkeller von einer Hopfendolde in Bronze und an der früheren Hellringer Straße, der umgeben von sechs Sitzsteinen, welche 1915 an Michael Zirngibl verkauft wurde die sechs ehemaligen Braustätten am Ort [Bischofshof] und seitdem „Postkeller“ heißt. symbolisieren, ergänzen den Brunnenbau Haus Marktplatz 27 Älteren Bürgern ist auch noch der Haus- auf zeitgemäße Art. war bis 1974 der name „Fischerbräu“ – nach den Besitzern alte „Bischofshof“, aus den Jahren zwischen 1857 und 1913 benannt nach den – bekannt, danach hatte das Anwesen Wandern und Schlemmen Regensburger wechselnde Eigentümer, bevor es die Vom Ortskern ausgehend können Sie die Besitzern. Bischöfliche Knabenseminarstiftung (Bi- Natur rund um Langquaid auf verschiede- schofshof), Regensburg, erwarb, die es nen Wandertouren erkunden. Zum Bei- 1974 an die Sparkasse zum Abbruch und spiel auf dem Wanderweg „Sagen und Le- Neubau eines Bankgebäudes verkaufte. [Wanderwege] genden“. Karten mit vielen Infos erhalten Naturerlebnis pur Sie im Rathaus. rund um Langquaid. Und nach der Wanderung lockt die Langquaider Gastronomie mit Schman- kerl für jeden Geschmack – zumeist in historischem Ambiente.

[14] [15] Historisches Langquaid live erleben:

Historische Marktfüh - rungen mit Spiel­ szenen und vielen inter­ essanten Geschichten rund um den Marktplatz von Langquaid.

Informationen zu den umfangreichen Naherholungs­ möglichkeiten in und um Langquaid sowie Anmeldungen zu unseren historischen Marktführungen ­ (Termine nach Vereinbarung) bei:

Markt Langquaid, Marktplatz 24, 84085 Langquaid, Tel.: 09452/912-21

oder

Büro Soziale Stadt, Hintere Marktstraße 20, 84085 Langquaid, Tel.: 09452/912-16

www.langquaid.de

ViSdP: Markt Langquaid, Marktplatz 24, 84085 Langquaid Gestaltung: Werbeagentur Conceptinvent (Lappersdorf), Druck: Kelly-Druck ()