CHRONIK DER SPARKASSE MÄRKISCH-ODERLAND 1847–1997

CHRONIK DER SPARKASSE MÄRKISCH-ODERLAND 1847–1997

1997 herausgegeben zum 150jährigen Jubiläum der Sparkassen in Märkisch-Oderland.

JahreSparkassen in 150 Märkisch-Oderland 14 Der Erste Weltkrieg und die Jahre der Infl ation 6 Die Anfänge des Sparkassen wesens 21 Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

INHALT

7 Die Entstehung der Sparkassen in der Region Märkisch-Oderland

7 Die Stadtsparkassen zu Die Kreisreform 25 und Müncheberg 1847 1952 in der DDR 8 Die Kreissparkasse und ihre Folgen 18 Die Spar kassen zur 1851 Zeit des Dritten Reiches 9 Die Städtische Sparkasse zu 1872

12 Die Sparkasse des Kreises 1883 Die Einführung 29 des Spargiro- verkehrs 1965

21 Der Wiederaufbau nach dem Die Wiedervereinigung 34 Zweiten Weltkrieg Deutschlands 1990 Das Statut der 38 Städtischen Sparkasse zu Müncheberg von 1847 Die Autoren 42 Impressum 44

Die Fusion zur 36 Die Sparkassen von 31 Sparkasse Märkisch- 1970–1990 Oderland 1994

Die Kreisreform 25 1952 in der DDR und ihre Folgen DIE ANFÄNGE DES SPARKASSEN­WESENS 6 Der Gedanke zur Errichtung von Sparinstituten schulden verbunden waren, setzte Die Entwicklung zeigt, daß das Spar­ zur Gründung sparkassenähnlicher Ein­ eine grenzenlose, allgemeine Ver­ kassenwesen von Anfang an auf das armung ein. Wohl der Allgemeinheit gerichtet richtungen ergab sich aus sozialem Empfinden. war und sich bis zum heutigen Tage Die Wirtschafts- und Lebensver­hält­ dem Gedanken der Gemeinnützig­ ­ Wie schon zuvor die Waisenkassen und die nisse waren schwer und die öffentli- keit verpflichtet fühlt. Leih­häuser wandten sich die Sparkassen besonders chen Kassen leer. Diese Not­zeit gab den Anstoß zur Gründung einer an die kleinen und einfachen Leute, die wie ganzen Reihe von Sparkassen. In Dienst­­boten, Gesellen und Tage­­löhner nur geringe einer Gründungs­welle wurden so 1818 die erste preußische Spar­kasse in Ber- Einkünfte hatten. Sie erhielten die Mög­lich- lin, weitere Spar­kassen 1821 in Dres- ­keit, ihre Notgroschen sicher und zinsbringend den, 1822 in ­ an der Oder, 1823 in Magdeburg und 1824 in zu­rückzulegen, um so für das Alter und für München gegründet. Im Jahre 1836 Notfälle vorzusorgen. bestanden in Deutschland bereits ca. 280 Spar­kassen, davon etwa zwei Die Idee zur Gründung von Pfand- Drittel kommunale Sparkassen. und Leihhäusern und Leihkassen Sehr bald erkannten Bürgermeister, tauchte bereits im 17. Jahrhundert Land­räte und Landesväter, daß mit auf. Der Franzose Hugus Delestre der Gründung von Sparkassen entwickelte den Sparkassengedanken­ Sammel­becken für Gelder geschaffen­ bereits im Jahre 1611. Die praktische wurden, die für den Aufbau der kom- Umsetzung seiner Vorschläge erfolgte munalen Wirt­schaft und für die Ent- allerdings erst 100 Jahre später in wicklung in den Kommunen verwen- England. det werden konnten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Durch die Vermehrung der Erspar­ Originalauszug des Gründungsstatutes Sparkassen­ auf Initiative privater nisse über die Verzinsung wurde der Stadt­sparkasse zu Müncheberg von 1847. ge­mein­nütziger Gesellschaften und zugleich für die Leute ein Ansporn Orga­ni­sa­­tionen gebildet. Das führte zur Sparsamkeit geschaffen. Dem auch im Jahre 1778 zur Gründung sogenannten „Sparkassen­ge­danken“ der ersten deutschen Sparkasse in lag somit auch eine erzieherische Hamburg. In der Regel waren die Absicht zugrunde. Sparkassen kommunale Einrich­ tungen. Städte und Land­kreise grün- In einer Sparkasse um 1820, deten Gemeinde-, Stadt- und zuneh- nach einer Originalskizze mend auch Kreisspar­kassen. Als von E. Hosang. Folge der Krisen 1806/07 und 1813–1815, die mit napoleonischer Vorherrschaft, Mißernten und Kriegs­ DIE ENTSTEHUNG DER SPARKASSEN IN DER REGION MÄRKISCH-ODERLAND 7

Die heutige Sparkasse Märkisch-Oderland entstand am merer Kluge, eine statutenmäßige Die Müncheberger Zeitung 1. Juli 1994 aus der Fusion der Kreis sparkassen Besoldung von 13 Reichsthalern vom Januar 1848 schreibt zur und 14 Silbergroschen einbrachte. Er öff nung der Seelower Stadt- , Seelow und Strausberg. Sie kann auf eine Der Kas senbestand selbst betrug sparkasse: 220 Reichs thaler, 25 Silbergroschen Geschichte blicken, deren Wurzeln bis in die Mitte des „Am 1. Februar wurde eine und 7 Pfennige, das restliche Kapital Sparkasse errichtet. Dieselbe vorigen Jahr hunderts zurückgehen. war gegen eine Verzinsung von nimmt jede Einlage an, welche 5 Prozent ausgeliehen worden. nicht unter 10 Silber groschen DIE STADTSPAR- Noch im gleichen Jahr folgte am Einige der „potentiellen“ Kunden und nicht über 10 Reichsthaler KASSEN ZU SEELOW 7. Juni die Gründung der Stadtspar- fanden zur damaligen Zeit den Spar- im Laufe eines Monats beträgt. UND MÜNCHEBERG kasse zu Müncheberg. Die Eröffnung strumpf offensichtlich trotzdem Doch kann das Guthaben 1847 war in der Müncheberger Zeitung sicherer als die Einlage bei der Spar- jedes An legers durch Nachzah- mehrmals angekündigt worden. kasse. So auch ein Bewohner der lungen im Laufe eines Jahres Am 1. Februar 1847 nahm als erste Bürgermeister Roedelius hatte zudem Post straße, der über 3.160 Silber- und durch Zinszuwachs bis auf Sparkasse auf dem Territorium des festgelegt, die Eröffnung am Sonn- münzen unter einem losen Fußboden- 120 Reichs thaler erhöht werden. heutigen Kreises Märkisch-Oderland abend, den 5. Juni und am Montag, brett versteckte und sein Geheimnis Die Ver zinsung fängt erst an, die Stadtsparkasse zu Seelow ihre den 7. Juni jeweils um 7 Uhr an den offensichtlich mit ins Grab genom- wenn die Einlage die Höhe von Tätigkeit auf. Die städtischen Spar- dazu bestimmten Orten der Stadt aus- men hat. Die Münzen, von denen die einem Reichsthaler erreicht kassen dienten naturgemäß in erster zurufen. älteste aus dem Jahre 1764 stam mte, hat, und beträgt 3 Prozent. Die Linie der Anlegung von Spargeldern Stadtausrufer Seifert informierte so wurden bei Bauarbeiten im Januar Zinsen werden, solange nicht und der Ausleihung von Darlehen da rüber, daß die neu errichtete Spar- 1989 gefunden. Sie stellten mit zugleich das Kapital zurückgefor- gegen grundbuchliche Sicherung an kasse montags von 9 bis 12 Uhr geöff- einem Nennwert von über 800 Tha- dert wird, bei Ein lagen von die Einwohner dieser Städte. net sei und der erste Kassentag an lern ein beträchtliches Vermögen dar, 1–10 Thalern jährlich, bei höhe- eben diesem 7. Juni 1847 abgehalten hätte man doch seinerzeit für dieses ren Beträgen halbjährlich werde. Kassenlokal war vorerst die Geld ein kleines Bauerngrund stück bezahlt. Nicht erhobene Kämmereikasse im Rathaus auf dem mit Wiesen und Ackerland für Zinsen wachsen dem Kapitale zu. Marktplatz. 422 Thaler kaufen können. Wenn sich jedoch der In haber eines Sparkassenbuches 30 Jahre Im ersten Jahr ihres Bestehens erfreute hindurch nicht meldet, so hören sich die Müncheberger Sparkasse von da ab die Verzinsungen auf.“ zunehmender Beliebtheit. Obwohl die Müncheberger mit dem Geld - ge schäft noch nicht vertraut waren, richteten sie immerhin 111 Spar- kassen bücher ein, von denen ledig- lich eins wieder aufgelöst wurde. Der Einlagenbestand der Sparkasse Das Rathaus auf dem Münch- Titelblatt der Verwaltungs übersicht lag am Jahresende bei 2.019 Reichs- eberger Marktplatz, 1847 der Stadtsparkasse zu Müncheberg thalern, 25 Silbergroschen und (Entwurf einer Prägung auf dem aus dem Jahre 1848. 7 Pfen nigen, was dem Rendanten Müncheberger Stadttaler, 1997). (Rech nungsführer), dem Stadt käm- DIE ENTSTEHUNG DER SPARKASSEN IN DER REGION MÄRKISCH-ODERLAND 8 DIE KREISSPARKASSE wohlstandes bezweckt; die Erzielung Die Ausarbeitung der Satzung und OBERBARNIM 1851 eines Ge­schäftsgewinnes steht daher die Ausführung des Planes nahmen nicht an erster Stelle. Die nach Abzug jedoch lange Zeit in Anspruch. Zuerst ein paar Worte über die Stadt der Verwaltungskosten erzielten Über- So konnte die Kreissparkasse Ober- Bad Freienwalde, in der die Kreis­ schüsse sollen dem Träger der Sparkasse barnim erst vier Jahre später, am sparkasse Oberbarnim ihren Haupt­ zufließen.“ 1. Oktober 1851, in den Räumen der sitz nahm. Kreis­verwaltung, dem „Alten Jagd- schloß“, ihre erste Geschäfts­stelle Mit der Ent­deckung der heilkräftigen Quellen 1684 setzte ein Auf­schwung ein, der das Gesicht der Stadt in den folgenden drei Jahr­hunderten wesent­ lich prägen sollte. Bad Freienwalde ist der älteste Badeort in der Mark Branden­burg und avancierte zum bedeutendsten Badeort in der Umge- bung . Die Stadt und ihre „Hübsches Wort für hübschen Umgebung wurde Wintersport­gebiet, Ort“, formulierte Luft­kur­ort und beliebte Sommer­ und stellte auf seinen Reisen frische. Bad Freienwalde entwickelte durch die Mark fest: sich im 19. Jahr­hundert aber auch zur „Die Schönheit der eigentlichen ­stadt und wurde Sitz mehrerer Stadt ist mäßig, ihr Reiz liegt Be­hörden und Einrichtungen. draußen in den Bergen. Diesen Über die Errichtung einer Kreisspar­ Bergen verdankt sie alles, was sie kasse wurde in der Kreistagssitzung ist. Von dort aus kommen ihre am 8. November 1847 entschieden Quellen und von dort aus gehen und zur Zweckbestimmung ent­- die Fernsichten ins Land.“ ­spre­chend den allgemeinen Grund­ sätzen des Sparkassenwesens folgende Aussage getroffen: „Die Sparkasse soll die Aufgabe haben, Ersparnisse gewisser Schichten der Be­völkerung anzusammeln und zu ver- werten. Die unbedingt sichere und zins- tragende Aufbewahrung der Einlagen ist ihr Hauptzweck. Erst in zweiter Linie kommt die Kreditgewährung, die aus der Nutzbarmachung der Einlage folgt. Die Kreissparkasse Oberbarnim in Sparkasse ist kein Erwerbsinstitut, son- Bad Freienwalde, Marktstraße 5, dern eine wohltätige und gemeinnützige nach dem Umbau im Frühjahr 1927. Einrichtung, die die Hebung des Volks- 9 eröffnen. Offiziell führte die Spar­ die Beschriftungen am Schalter unter- Osten. Die In­betriebnahme erfolgte kasse nach dem Gründungsstatut den richten uns, an welchen Beamten oder am 1. Oktober 1867. In Strausberg- Namen Kreissparkasse Oberbarnim an welche Beamtin wir uns zu wenden Vorstadt entstand der „Ostbahnhof“. zu Freienwalde. haben. Im Hintergrunde klappern Vielen Einwohnern wurden neue Er­- Schreib-, Rechen- und Buchhaltungs­ werbs­­möglichkeiten in ge­boten. In dieser Region, mit wenig Handel maschinen mit elektrischem Antriebe und Verkehr, hatten die ersten Jahr- Die Entwicklung Berlins zur Groß- und nebenan im Zimmer des Direktors zehnte nur einen geringfügigen stadt bewirkte, daß die „Weltstädter“ klingelt es am Fernsprechapparate.“ Ge­schäfts­verkehr aufzuweisen. Zum Strausberg und das Randgebiet als 31. Dezember 1851 betrug das Spar- Noch heute betreut die im Jahre 1996 Aus­­­flugs- und Siedlungsort entdeck- vermögen 27.917 Reichsthaler. In den komplett umgebaute und erweiterte ten. In der Folge entwickelte sich nächsten fünf Jahren stiegen die Ein- Sparkassengeschäftsstelle „Am Markt“ die Vorstadt in Strausberg. Um 1870 lagen bis auf 102.389 Reichsthaler­ an. hier rund 8.000 Kunden. wurden jährlich 8.000 Menschen von Strausberg nach Strausberg-Vor­stadt In den 60/70er Jahren des vorigen und Berlin befördert. Jahrhunderts beeinträchtigten die DIE STÄDTISCHE Kriege gegen Dänemark, Österreich SPARKASSE ZU und Frankreich sowie die anschlie­ STRAUS­­­B­ERG 1872 ßende Wirtschaftskrise die Entwick- lung der Sparkasse. Ab 1880 ging es Bereits 1232 wurde Strausberg das dann wieder konstant aufwärts. Im Stadt­recht zuerkannt. Das gewerbli- Jahre 1886 betrug das Spar­vermögen che Leben entwickelte sich zunächst 3.715.609 Reichsthaler. Bis zum Aus- langsam. Vorwiegend Tuchmacher bruch des 1. Weltkrieges 1914 war es und Weber siedelten sich in der bis auf 24.385.346 Reichs­thaler ange- Stadt an. Im 14. und 15. Jahrhundert stiegen. wurde die Stadt mehrmals belagert und erobert. Von der Pest wiederholt Um der gleichzeitig gestiegenen Kun- heimgesucht, fanden in der 2. Hälfte den- und Mit­arbeite­r­zahl Rechnung des 16. Jahrhunderts rund 2.000 zu tragen, verlegte die Kreissparkasse­ Men­schen den Tod. Der 30jährige Oberbarnim im Jahre 1927 ihren Krieg (1618–1648) verwüstete Hauptsitz in ein günstig gelegenes und Straus­berg stark. Nachdem die Stadt renoviertes Haus in der Marktstraße 5. Wallenstein auf dem Marienberg bei Strausberg 1714 preußische Garnisons­stadt (Rückseite eines Notgeldscheins von 1922). Julius Dörr, Direktor der Kreisspar- geworden war, erfuhr auch das Hand­ kasse von 1881 bis 1921, schrieb dazu werk einen Aufschwung. Tuchma- in seinen Erinnerungen: cher fertigten Mantel- und Kleider­ stoffe und be­sonders Uni­formen für „Unsere öffentlichen Sparkassen haben das preußische Heer. Um 1785 hatte sich den Veränderungen der Neuzeit Straus­berg ca. 2.000 Einwohner. angepaßt. Tritt man in solche großzügig Anfang der 60er Jahre des vorigen eingerichtete Kasse, so findet man einen Jahr­hunderts begann der Bau der ausreichenden Warteraum mit Sitzplät- Eisenbahn von Berlin in Richtung zen. Des Fragens ist man überhoben; DIE ENTSTEHUNG DER SPARKASSEN IN DER REGION MÄRKISCH-ODERLAND 10 Diese Personenbewegung wuchs 6 Mark. Damals kosteten in Straus- senen Einrichtung in Betreff der zu merk­lich, so daß es bereits im Jahre berg 1 kg Fleisch 1,20 Mark, 1 kg leistenden Vorschüsse gegen sichere 1874 rund 40.000 Personen waren. Butter 2,60 Mark. Bürgschaft für den hiesigen Ort von dem Die Stadt Strausberg wuchs mit die- größten Nutzen sein wird, indem den In der Zeit des wirtschaftlichen Auf- sem immer interessanter werdenden kleineren Professionisten durch dasselbe schwungs und der Entwicklung der Umfeld und zählte 1913 knapp 9.000 eine wesentliche Hülfe geschafft und Stadt Strausberg befaßten sich die Einwohner. Bei den damaligen Rats- selbst den unvermögenden, doch vielen Stadtväter bereits mit der Errichtung herren in Strausberg tauchte der und fleißigen Gewerbe­treibenden einer Sparkasse. Ge­danke auf, zwischen Strausberg- Ge­legenheit gegeben wird, die Mittel zur Stadt und -Vorstadt eine Pferde- oder In einem Schreiben an die König­ Fortführung­ ihres Handwerks zu erlangen. Dampfbahn anzulegen. 1893 wurde liche Regierung zu Potsdam vom ­ Wir beabsichtigen deshalb ganz im Sin­ne dann die Kleinbahnlinie vom „Lust- 5. September 1856 bittet der Magi- der hohen Behörden eine Spar- und garten“ in der Stadt bis zum „Ost­ strat von Strausberg um die Geneh- Leihkasse zu gründen und bitten die bahn­hof“ in der Vorstadt mit den migung zur Gründung einer Spar- Königliche Regierung ganz gehorsamst: Haltestellen „Landhaus“, „Schlag­­­ und Leihkasse. In der Begründung mühle“ und „Hegermühle“ eröffnet. heißt es: Behufs Aufstellung der Statuten, uns Ausfertigung­ eines bereits allerhöchsten Seit 1880 beschäftigten auch Berliner „Wir haben die Bedürfnis-Frage über die Ortes bestätigten, unseren Ortsverhält- Firmen zunehmend Frauen und Mäd­ Errichtung einer Städtischen Spar- und nissen entsprechenden Statuts aushän­ chen als Näherinnen und Putzma­ ­ Leihkasse wiederholt in Berathung gezo- digen lassen zu wollen …“ cherinnen in Heimarbeit. Für diese gen und sind zu dem Resultat ge­langt, Lohnarbeit gab es pro Person und daß ein solches Institut, mit der von den Von der Königlichen Regierung in Woche zwischen 4,50 Mark und hohen und höchsten Behörden angewie- Potsdam wurde das Ersuchen am 20. Januar 1857 mit folgender Die „Schwarze Anna“ im Jahre Be­grün­dung abgelehnt: 1893 am Bahnhof Hegermühle. „Da zur Zeit Verhandlungen darüber schweben, ob bei der Kreissparkasse (damals Oberbarnim in Bad Freien- walde) die Erweiterung dieses Instituts durch Gewährung von Darlehen gegen Bürgschaft oder Pfand und weitere Reposituren dieser Kasse in den Städten des Oberbarnimer Kreises errichtet werden sollen, kann dem Antrag auf Errichtung einer städtischen Sparkasse zu Strausberg gegenwärtig nicht stattge- geben werden.“ 11 Da Strausberg am äußersten Südwest- Jeder Sparer hatte also im Durch- Reichsmark-Berechnung auf 4 Pro- Zipfel von Ober­barnim lag, wurde die schnitt schon mehr als 400 Reichs- zent herabgesetzt. Die Berechnung Stadt auch von recht früh eröffneten mark auf seinem Konto, was fast dem der Zinsen erfolgte bis 1908 auf volle Nebenstellen der Kreis­sparkasse Jahres­lohn eines Arbeiters entsprach. Monate, ab 1909 halbmonatlich und Niederbarnim tangiert. So öffneten Die Öffnungszeiten für den Kunden- ab 1912 täglich. Nebenstellen im Jahre 1857 in verkehr waren in den Anfangsjahren Einige Beispiele, die das Engagement der Sparkasse zeigen: und in Kalk­berge auf Mittwoch und Samstag festgelegt. (Rüdersdorf). Mit langsam zunehmendem 10.01.1890 60 * Erbauung des Schulhauses 1 1/2 % Ge­schäftsverkehr und steigenden Aus dem nachfolgenden Schrift­ 17.12.1901 75 * Erwerb der Elektrizitätswerke 1 1/2 % Spar­einlagen wurde eine Er­weite­­­rung wech­sel zwischen der Stadt Straus- 18.12.1907 25 * Umbau Rathaus 1 1/2 % der Schalteröffnungs­zeiten von zwei- berg und der Landesregierung in 18.12.1907 35 * Vorarbeiten für Wasserleitung 1 1/2 % mal in der Woche auf Montag bis Pots­dam geht hervor, daß sich der und Kanalisation Samstag, also auf alle Werktage, Magistrat der Stadt ständig weiter um * Tausend Mark erforderlich. Gleichfalls wurden Mit­ eine Genehmigung zur Institutser­ arbeiter fest angestellt, die ein Entgelt­ öffnung bemühte. Im März 1870 Mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Höhe von insgesamt 10 Prozent ergriffen die Stadtväter unter Bürger­ waren auch die Kommunen gefordert,­ des Rein­ge­winns erhielten. meister­ Kirsten erneut die Initiative öffentliche und soziale Ein­rich­tungen zur Gründung einer Strausberger In diesen Jahren stiegen die Einlagen­ zu schaffen und das Straßennetz aus- Stadtsparkasse. Und endlich, nach regelmäßig und erreichten nach der zubauen. Die Finanzierung erfolgte nunmehr 15 Jahren konstanter ersten Million 1889 im Jahre 1898 die zum größten Teil über die Auf­nahme Bemüh­ ­ungen, konnte am 22. Dezem- zweite Million. Die Verzinsung der von Kommunal­dar­lehen bei der ber 1871 das Statut von den Ratsher- Guthaben war bei der Spar­kassen­ ­er­ Städtischen Sparkasse. Typisch für ren be­schlossen werden. öffnung wegen der einfachen Be­rech­ Kommunaldarlehen­ waren besonders nung nach Thalern auf 4 1/6 Prozent niedrige Zinssätze (siehe Tabelle). Die Eröffnung der Sparkasse unter festgelegt. Ab 1. Januar 1875 wurde dem Namen „Städtische Sparkasse zu die Verzinsung mit Einführung der Strausberg“ erfolgte am 14. Februar Das Stadthaus am Markt 1872. Sie hatte ihren Sitz im Stadt- um 1870. haus am Markt, welches bis 1996 als Strausberger Rathaus genutzt wurde. In der Zeitschrift des Deutschen Spar­ kassenverbandes „Die Sparkasse“ von 1884 kann man folgende Angaben über die wirtschaftliche Lage der Spar­ kasse Strausberg lesen: Einlagen 637.496 Reichsmark Reservefonds 31.494 Reichsmark Zahl der Sparkassenbücher 1.505 DIE ENTSTEHUNG DER SPARKASSEN IN DER REGION MÄRKISCH-ODERLAND 12 DIE SPARKASSE DES In der Sitzung wurde beschlossen, menden erforderlich sei, wurde der KREISES LEBUS 1883 von Finckenstein zu beauftragen, die Regierungs­präsident um Stellung­ Errichtung einer Sparkasse für den nahme gebeten. Dieser hielt die Anfang der achtziger Jahre des vori- Kreis Lebus vorzubereiten, das nötige Stimmenmehr­ ­heit von zwei Dritteln gen Jahrhunderts stellte sich auch für Material zu beschaffen und ausführli- für zwingend erforderlich. Auf dem die Landbevölkerung immer mehr che Vorschläge auszuarbeiten. Kreistag am 16. Juni 1882 wurde das Bedürfnis heraus, zur sicheren nochmals über die Gründung der Daraufhin stellte der Kreisausschuß Anlage von Spargeldern und zur Ent- Sparkasse beraten. In namentlicher auf dem Kreistag vom 24. März 1882 nahme von Darlehen eine im Mittel- Abstimmung der anwesenden 32 die Angelegenheit erneut zur Be­ra­ punkt des Kreises gelegene öffentlich- Abgeordneten stimmten 22 für und tung. Erstmals wurde zu dieser rechtliche Sparkasse unter Haftung 10 gegen die Errichtung einer Kreis­ Ge­legenheit ein Entwurf der Satzung des Kreises zu schaffen. Denn bis dato sparkasse. der zu errichtenden Sparkasse vorge- fehlte für das und seine legt. Die Ansichten, ob die Ein­rich­ Mit diesem Beschluß war die Kreis­ umliegenden Gemeinden eine solche tung einer Kreissparkasse zweckmäßig­ sparkasse­ nun endgültig gegründet. Ein­richtung, obwohl dieses Gebiet sei, waren sehr unterschiedlich. Von Die vom Kreisausschuß vorgelegte­ 55.000 Ein­wohner gegenüber 25.000 den 31 Abgeordneten stimmten Satzung wurde mit kleineren Ab­­ Einwohnern in den Städten zählte. 19 dafür und 12 dagegen. änderungen angenommen. Die Die erste Anregung zur Gründung einer Errichtung der Kreissparkasse wurde Die Argumente der Gegner sind Kreissparkasse ging vom damaligen vom Ober­präsidenten des Potsdamer leider nicht überliefert. Da es dem Kreistagsmitglied Graf Günther Finck Regierungsamtes am 12. September Kreis­tag zweifelhaft erschien, ob zu von Finckenstein aus aus. 1882 ebenso wie die Satzung am diesem Beschluß eine Stimmenmehr- Seine Vorlage für die Kreistagssitzung 6. Februar 1883 genehmigt. heit von zwei Dritteln der Abstim- am 9. Dezember 1881 hatte folgen- Zur Einführung erging im amtlichen den Wortlaut: Kreisblatt am 28. Februar 1883 eine „Antrag des Kreistagsabgeordneten, Bekanntmachung mit folgendem Herrn Graf von Finckenstein, Reitwein: Wortlaut: Der Kreistag wolle die Errichtung einer „Seelow, den 23. Februar 1883: Der Kreissparkasse zu Seelow beschließen. Kreistag des Lebuser Kreises hat die Motive: Errichtung einer Kreissparkasse in See- Die Kreissparkassen haben sich überall, low beschlossen und das von demselben wo sie bestehen, nicht bloß als segens- am 21. November 1882 festgestellte reich für die Bevölkerung, sondern auch Statut ist von dem Herrn Oberprä­ si­ den­ ­ förderlich für die materiellen Kreis­ ten bestätigt worden. Dasselbe wird interessen erwiesen. Es liegt auch bei durch das Frankfurter Amtsblatt und uns das Bedürfnis hierzu trotz der das Lebuser Kreisblatt bekanntgemacht vorhandenen Städtischen Sparkassen und dann bei den Ortsbehörden des entschieden vor und wird in Zukunft Kreises eingesehen, auf Verlangen auch noch immer mehr hervortreten.“ von hier aus übersandt werden.“ Graf Günther Finck von Finckenstein aus Reitwein. 13 Die Kreissparkasse wurde dann am Die allgemein günstige Entwicklung Ausdruck dieser Entwicklung war die 1. April 1883 unter Leitung des der Sparkassen um die Jahrhundert­ Einrichtung neuer Nebenstellen. So Rendanten, Herrn Schmidt, eröffnet. wende war in erster Linie die Folge eröffnete die Kreissparkasse Nieder­ Von diesem Tage an erfolgte, nach des wirtschaftlichen Aufschwungs barnim neue Nebenstellen am Maßgabe des Statuts, die Annahme und der allmählich steigenden Löhne 15. April 1893 in , am der Einlagen. Die Verzinsung lag bei und Einkommen der kleinen Leute. 6. Januar 1898 in und 3 Prozent. Mit der Gründung der Die Sparkassen verdankten ihren am 27. März 1907 in Herzfelde. Der Sparkasse eröffneten auf Dörfern im Erfolg aber auch einer umsichtigen Sparstrumpf kam langsam aus der Oderbruch Nebenstellen. Dazu zähl- Verwaltung der ihnen anvertrauten Mode. Das unbegrenzte Ver­trauen ten Briesen, , Gorgast, Groß­ Gelder. So verbreitete sich die Ein- der Sparer in die Sicherheit ihrer neuendorf, Kienitz, , Neu- sicht, daß es keine sicherere An­lage Einlagen war berechtigt, solange hardenberg, Ortwig, Rathstock, für Sparbeträge gäbe als bei einer nicht die Weltgeschichte mit Krie- Tzschetzschnow und . öffentlichen Sparkasse, für deren Ver- gen, Revolutionen und Inflation bindlichkeiten der Kreis mit den ruhigen Lauf der Dinge aus dem Das Geschäftslokal in Seelow befand seinem ganzen Vermögen und der Gleis brachte. sich im Kreishaus, wo auch die Kreis- Steuerkraft haftete. kommunalkasse untergebracht war. Geöffnet war die Sparkasse für den Personen­ver­kehr an jedem Werktag vormittags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Eine Ausnahme bildete lediglich der Revisionstag, der letzte Werktag­ eines jeden Monats. Zum Ende des ersten Geschäftsjahres lag die Höhe der Spareinlagen bei insgesamt 108.488 Reichsmark. In den Folgejahren stieg der Einlagen­ bestand jährlich um durchschnittlich 200.000 Reichsmark, so daß im fünften Geschäftsjahr die Millionen­ grenze überschritten wurde.

Das Kreishaus am Seelower Markt um 1900. DER ERSTE WELTKRIEG UND DIE JAHRE DER INFLATION 14 In den Jahren des Ersten Weltkrieges waren Über ein Viertel dieses Betrages die Kunden und auch die Sparkassen zur Zeichnung zeichnete die Kreissparkasse aus ihren eigenen Mitteln. von Kriegsanleihen aufgerufen. Nach Kriegsende setzte der Wäh- rungs verfall mit seinen verheerenden Wirkungen ein. Jeder versuchte, sein Geld sofort nach Empfang in Sach- werte umzusetzen, um den Wertver- fall des Geldes zu umgehen.

Originale dieser historischen In der Hoffnung, nach dem siegrei- Kriegsanleihen wurden übrigens 1996 chen Kriegsende eine hohe Rendite bei Aufräumungsarbeiten im zu erzielen, wurde von der Zeichnung ehemaligen Kreishaus gefunden, in von Kriegsanleihen reger Ge brauch welchem bis zu diesem Jahr die gemacht. Aber der Krieg ging verlo- Seelower Sparkasse ihren Sitz hatte. ren und damit auch die für Kriegs- Die „wertlosen“ Wertpapiere waren als zwecke eingesetzten Gelder. Isolierung in eine Wandverkleidung Für die Sparkassen brachte die Zeit eingebracht worden. eine erhebliche Arbeitsbelastung, insbesondere durch die Aufl egung oben: und spätere Verwahrung der neuen Notgeldschein der Oberbarnimer Kriegsanleihen. So wurden bei der Kreissparkasse über 25 Pfennig, Kreissparkasse Lebus 5.664 Posten ausgestellt am 1. Oktober 1921. mit einem Gesamtvolumen von Notgeldschein der Oberbarnimer insgesamt 9.218.200 Reichsmark an Kreissparkasse über 1 Mark, Kriegsanleihen gezeichnet. ausgestellt am 1. Oktober 1921. 15 DIE JAHRE DER Mit der Einführung einer Zwischen- Nach Beendigung der Infl ation und INFLATION währung, der Rentenmark, war die Einführung der Renten- bzw. später Infl ation am Jahresende 1923 schließ- der Reichsmark galt es für die Spar- Die politische und wirtschaftliche lich vorüber. Alle Ersparnisse waren kasse, wieder Aufbauarbeit zu leisten. Lage verschlechterte sich von Tag verloren. Die kleinen Leute, die nicht Es setzte eine umfangreiche und ziel- zu Tag. Die Geldentwertung zwang über Grundbesitz verfügten, hatten bewußte Werbearbeit ein, um die Handwerker und Geschäfts leute, ihre die Kriegskosten bezahlt, während Be wohner des Kreises wieder zum Existenz aufzugeben. Arbeitslosig- die großen Schuldner ihre Verbind- Sparen zu veranlassen. keit und mangelnde Versorgung lichkeiten mit Infl ationsgeld getilgt Erschwert wurde diese Werbetätig- nahmen zu. hatten. keit naturgemäß durch die allgemein Diese schweren Zeiten mündeten in Die neuen deutschen Bank- und bestehende Befürchtung, das Geld eine Hyperinfl ation. Es kam zur Aus- Münzgesetze im Jahre 1924 führten nochmals zu verlieren. Die Neben - gabe von Notgeld (Infl ations geld). dann zur Stabilisierung der Wirt- stellen und Schulsparkassen, welche Das Infl ationsgeld konnte gar nicht schaft und wirkten sich belebend auf in der letzten Infl ationszeit ihre so schnell gedruckt werden, wie es die Spartätig keit aus. Neue deutsche Tätigkeit eingestellt hatten, wurden wieder wertlos wurde. Die Zinssätze Wäh rung wurde die Reichs mark. neu organisiert und eine Vielzahl neu wechselten in so schneller Folge, daß gegründet. Die fortgesetzte Aufklä- Was passierte zu dieser Zeit in unse- neue Zinstabellen nicht beschafft rungsarbeit hatte den Erfolg, daß ren Sparkassen? werden konnten. Am Ende gab es ab 1924 die Spareinlagen wieder um Scheine über 100 Billionen Reichs- Langsam ging es wieder aufwärts in 300.000 bis 500.000 RM im Jahr mark, was 14 Nullen hinter der Eins der Seelower Region. Der Einlagen- stiegen. Nach fünfjähriger Tätig keit bedeutete. Der Preis für Brot betrug bestand der Kreis sparkasse Lebus betrug die Höhe der Einlagen wieder beispielsweise im Januar 1923 noch betrug am Ende der Infl ation 1923 rund 3.000.000 RM. Zu deren ca. 550 Reichsmark und stieg bis zum rund 98 Billionen Papiermark An sam mlung waren damals nach November des gleichen Jahres auf (98 Goldmark). Durch die durchge- der Grün dung der Kreissparkasse runde 25.000.000 Reichs mark an. führte Abwertung waren Ende 1924 17 Jahre erforderlich gewesen. nur noch 487.713 Rentenmark vor- handen.

links: Geldschein über eine Billion Mark, ausgestellt am 5. November 1923.

Geldschein über 500 Milliarden Mark, ausgestellt am 15. März 1923. DER ERSTE WELTKRIEG UND DIE JAHRE DER INFLATION 16 Über die Werbung für den Spargedanken Um auch die Jüngsten an den Spar- Die Aufnahme des Scheck-, Giro- gewannen die Bürger und Sparer auch wieder gedanken heranzuführen, wurde und Konto korrent verkehrs war eine das Schulsparen eingeführt. In einem unbedingte Notwendigkeit, eine Vertrauen zu ihrer Städtischen Sparkasse in Auf ruf an alle Lehrer hieß es: An passung an den neuzeitlichen Aus bau des Geld- und Kreditwesens, Strausberg. Die Spareinlagen stiegen binnen sechs „Die Leiter der Schulen mögen sich um den Wünschen der Kunden und bewußt bleiben, daß eine in pädagogisch Jahren auf das Zehnfache. den wirt schaftlichen Bedürfnissen zweckmäßiger Weise erfaßte und entgegenzukommen. allgemein durchgeführte Spartätigkeit nicht nur der Charakterbildung dient, Eine herausragende Persönlichkeit sondern auch ein Mittel ist, die Genuß- im Sparkassenwesen der Region ging sucht und Unwirtschaftlichkeit zu 1921 in den Ruhestand. Julius Dörr bekämpfen.“ stand seit 1881 über vierzig Jahre der Kreissparkasse Oberbarnim vor. Der Das Schulsparen wurde mit Hilfe von Bauernsohn aus der Uckermark war Schulsparmarken oder Schul spar- zugleich Bankkaufmann und bekann- kassen betrieben. Die Erfolge hingen ter Heimatdichter. Einen großen entscheidend von der Be reit willig keit Teil seiner Freizeit widmete er dem der Lehrer ab. An Kleinsparer wur- Schrei ben. Dörr ließ es sich nicht den sogenannte „Heimsparbüchsen“ nehmen, das Thema „Sparkasse“ ausgegeben, die nur bei der Sparkasse literarisch zu verarbeiten. Nie rutsch- geöffnet werden konnten. te er dabei in billige Reklame ab, Aufgrund eines preußischen Mini ste- etwa mit erhobenem Zeigefi nger die rialerlasses vom 20. April 1909 wur de Vorteile des Sparens anpreisend. Im es den Sparkassen erlaubt, den Gegenteil! Er schuf treffende, mit Scheck- und Kontokorrentverkehr Augenzwinkern niedergeschriebene einzuführen. Aber erst am 1. August Charakterstudien von Sparkassen- 1920 führte die Städtische Sparkasse angestellten und Sparkassenkunden. Strausberg den Kontokorrentverkehr In seinen Erinnerungen schilderte er ein und nahm den Scheck- und Giro- manch heiteres Erlebnis, so dieses: verkehr auf. Zugleich gestattete das vereinfachte Ver fahren des Überwei- sungsverkehrs („Zahle bargeldlos“) eine viel größere Beweglichkeit im Geschäfts verkehr und einen besseren Kontakt mit der Wirtschaft.

Anzeigenmotiv aus dem Kompaß der Sparkassenwerbung von 1940.

Heimsparbüchse der Kreissparkasse Oberbarnim. 17 „Auch den braven Drescher sehe ich Nach den Verlusten durch Krieg und Als interessante Neuerung wurden noch, der mit Frau, vier Kindern und Infl ation mußte das Vertrauen zur im Jahre 1922 künstlerisch ausgestal- doppelt so vielen Beutelchen und Tüten Sparkasse neu gewonnen werden. Die tete Storchensparbücher eingeführt. zur Sparkasse kam. Mann und Frau Hauptaufgabe der Sparkasse lag nach Diese mit einer Stammeinlage wickelten bedächtig ihr Erspartes aus wie vor im Sammeln und Verwalten von drei Mark versehenen Sparbü- den Umhüllungen heraus. der Spareinlagen, insbesondere der cher erhielt jedes nach dem 1. Januar kleinen und kleinsten Beträge der 1922 geborene Oberbarnimer Kind Es war kurz vor Kassenschluß. Er paßte breiten Schichten. Das waren immer durch die Standesbeamten in die genau auf, wie das Geld von den Zahl- noch die Lohn- und Gehaltsempfän- Wiege gelegt. Die Verzinsung der brettern fort in den Tresor getragen ger, die Bauern und Kleinbauern, die Ein lagen betrug bei täglichem Geld wurde und die eiserne Tür das Gewölbe Handwerker und Gewerbetreiben- 3 Prozent und stieg, je nach Dauer verschloß. Dann gab er seiner Frau den. Die intensive Förderung des der Kündigungsfrist und der Größe einen belehrenden Rippenstoß: Kleinsparwesens (u. a. Schulsparen, der angelegten Summen, bis auf ,Sühst du Mudder, da is uns’ Geld nu Heimsparen) erforderte unermüd- 5 Prozent und darüber hinaus an. Noch heute erinnert an den ok drin un dröggt da Zinsen!‘“ liche Anstrengungen der Kreisspar- einstigen Sparkassendirektor kasse, um jeden Sparpfennig zu Julius Dörr eine Gedenk tafel, In den Zeiten der größten Gefahr für gewinnen. die 1955 am Gebäude der das gesamte Sparwesen setzte die Sparkassenge schäfts stelle Kreis sparkasse ihre zähe Arbeit für „Am Markt“ in Bad Freienwalde die Entwicklung der Spartätigkeit im angebracht wurde. Kreis Oberbarnim unbeirrt fort. Die Arbeit trug schnell Früchte. Der Be stand an Spareinlagen stieg in den Jahren 1919–1922 um mehr als 20 Millionen Mark. Die Entwicklung erforderte den Aus- bau des Geschäftsstellennetzes. Im Jahre 1923 gehörten zur Kreisspar- kasse Oberbarnim die Nebenkassen in , Werneuchen und . Insgesamt 12 Nebenstellen befanden sich in Altfriedland, Hek- kelberg, Hohenfi now, Kersten bruch, Klobbicke, Kupferhammer, Ladeburg, Lichterfelde, Neubarnim, Sommerfel- de, Strausberg und Tempelfelde.

Storchensparbuch der Kreissparkasse Ober- barnim, ausgestellt in Freienwalde am 10. Dezember 1938. DIE SPARKASSEN ZUR ZEIT DES DRITTEN REICHES 18 Am 30. Januar 1933 erfolgte die Macht- Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Die Maßnahmen der Regierung für übernahme durch die Nationalsozialisten. Auch das erforderten viel Geld. Über die Emis- Arbeitsbeschaffung und Wirtschafts­ sion von Reichsanleihen und die belebung wirkten sich auch für die Sparkassenwesen hatte sich anzupassen. Er­höhung des Geldumlaufs finan­ Kreissparkasse Oberbarnim günstig Zunächst profitierten die Sparkassen von der zierte der Hitlerfaschismus die aus. Das spiegelte sich wider in einer Rüs­tungs- und Kriegswirtschaft. Erhöhung des Spareinlagenbestandes Überwindung der Wirtschaftskrise. Der Staat Viele mögliche Formen des Klein­ auf 11.024.863 RM per 31. Dezember vergab riesige Aufträge an die Wirtschaft und sparens wurden eingeführt, um alle 1933. Mehr als 20.000 Sparkonten Spar­groschen für die Kriegsvor­be­ mit einem Durchschnittsguthaben beseitigte dadurch die Arbeitslosigkeit. reitungen zu mobilisieren. Neben von 540 RM wurden geführt. dem Ab­hol- und Schulsparen gab es Der Sparwille wuchs wieder bei der Bevölkerung. Kurzfristige Kredite waren am Jahres­- das Gefolgschaftssparen, das Lehr- ende 1933 in Höhe von 3.817.673 RM lings- und HJ(Hitler-Jugend)-Sparen, ausgeliehen, davon fast 41 Prozent an das KdF(Kraft durch Freude)- das örtliche Handwerk, Kleingewerbe,­ und Wehrmachts­sparen. Kaufleute und Gast­wirte. Fast 16 Prozent der Kreditmittel­ flossen in die Landwirtschaft und weitere 24 Prozent stärkten die Klein­industrie. Der wirtschaftliche Aufschwung setzte sich 1934 fort. Dies zeigte sich in erster Linie in einer Zunahme der Spareinlagen auf etwa 15 Millionen Reichsmark per 31. Dezember 1934.

oben: Plakat zur Ausstellung „Gebt mir vier Jahre Zeit“, Berlin 1937.

rechts: Sparmarkenbuch der Kreissparkasse Oberbarnim.

Kassenraum der Kreissparkasse Oberbarnim in Bad Freienwalde, Marktstraße 5, vor 1930. 19 Der Zufluß an Spargeldern ermög- ren ihren Fortgang. Am 31. Oktober In der Städtischen Sparkasse Straus­ lichte es, die Hypotheken- und 1941 konnte die Kreissparkasse Ober­ berg bestand in dieser Zeit ein drin- Kredit­gewährung in vollem Maße bar­nim mit ihren Gesamtein­lagen die gender Bedarf zur Erweiterung des wiederaufzunehmen, so daß annä­ 50-Millionen-Grenze überschreiten. Geschäftsraumes, denn das Geschäfts- hernd 500 Kreditanträge bearbeitet Die seit Jahren betriebene Werbetä- ­feld und die personelle Besetzung werden konnten. Mit diesen Kredi- tigkeit wurde intensiver, neue hatten sich in den vergangenen ten wurden insbesondere Kleinwoh- Spar­formen eingeführt und insbeson- Jahrzehnten bedeutend erweitert. Im nungs- und Kleinsiedlungsbauten dere das Kleinsparwesen gefördert. Jahre 1935 wurde für 35.000 RM das gefördert. 1941 bestanden im Kreis Oberbarnim Grundstück Große Straße 2–3 zur 72 Schulsparkassen, die dank der Errichtung eines Sparkassenneubaus Zum Ausbruch des 2. Weltkrieges am Tat­kraft der Lehrer gute Ergebnisse angekauft. 1. September 1939 wurden bei der brachten. Kreissparkasse Oberbarnim Spar­ein­ Da allerdings Schwierigkeiten bei der lagen in Höhe von 23.015.000 RM Im gleichen Jahr traf die Kreisspar­ Beschaffung der Bau­stoffe bestanden, und Giroeinlagen in Höhe von kasse die Vorbereitungen zur Einfüh- erfolgten der Abriß des bereits leer- 4.042.000 RM verwaltet. Der Spar- rung des „Eisernen Sparens“. Sie stehenden Gebäudes und die Vor­ wille und die Sparkraft der Be­völke­ bemühte sich um eine größere An- bereitungen­ für den Neubau erst in rung des Kreises Oberbarnim wurden zahl von Betriebsführern, die dieser den Jahren 1937–1939. zunächst durch den Krieg nicht neuen Sparform zum Erfolg verhelfen Aus dem Bauschein (Bau­ge­neh­mi­ beein­trächtigt. Die Leute sparten sollten. Die neue Sparform sollte gung) vom 31. Januar 1939 und der getreu der Parole „Spare im Krieg Gel­der der Bevölkerung binden, Baubeschrei­ bung­ vom 9. August für den Sieg!“ damit sie für die Kriegsführung zur 1938 ist zu entnehmen, daß großer Verfügung standen. Beträge, die auf Die in den vorangegangenen Jahren Wert auf die architektonische Gestal­ „Eiserne Sparkonten“ eingezahlt wur- günstige Einlagenentwicklung nahm tung und auf die An­gleichung an das den, waren von Reichssteuern und „Eisernes Sparkassenbuch“ auch in den ersten beiden Kriegsjah- Stadtbild gelegt wurde. So heißt es in von Beiträgen der Sozialversicherung der Sparkasse des Kreises Lebus den Unterlagen: befreit. Die Steuerbefreiung bezog in Seelow-Mark von 1942. sich auch auf die Zinsen. Das „Eiser- „Um einen ästhetisch einwandfreien ne Sparguthaben“ wurde mit dem Anschluß an den vorhandenen Pulver­ Höchs­t­zinssatz verzinst, der vom turm zu erhalten, ist der Neubau in Reichsaufsichtsamt für das Kredit­ einer zweigeschossigen Bauweise mit wesen für Spareinlagen mit verein- teilweise abgewalmten Dach vorgesehen. barter Kündigungsfrist von zwölf Die Fassade wurde im Einvernehmen Monaten für verbindlich erklärt mit dem Provinzialkonservator, Herrn wurde. Prof. Blunk, insbesondere in Bezug auf den Anschluß an den Pulverturm gestaltet.“ DIE SPARKASSEN ZUR ZEIT DES DRITTEN REICHES 20 Die Mobilisierung aller Ressourcen In den Kriegsjahren war nicht zu arbeit wurde im Kriegsjahr 1940 ver- für die Kriegsführung spiegelt sich in übersehen, daß durch die einseitige stärkt betrieben. Vor allem die in den den Auflagen zum Neubau wider: Ausrichtung der Produktion auf Kinderschuhen steckende Filmwer- kriegswichtige Güter, bei gleichzei­ bung war besonders gut aufgenom- „Der Eisenbedarf ist im ersten Projekt tiger Verknappung der Konsumgüter, men worden. In allen Licht­spiel­­thea­ mit 27,6 Tonnen errechnet worden. der Geldumlauf und das Warenan­ge­ tern des Kreises erfolgte die Vor- Er ist bei der jetzigen Gestaltung des bot immer weiter auseinander klaff- führung von Sparkassen­werbe­filmen. Neubaus auf 3,9 Tonnen herabgesetzt ten. Die Spareinlagen erreichten worden.“ Im Zuge verschiedener Fusionen von allein bei der Städtischen Sparkasse Stadtsparkassen mit den sie regional An anderer Stelle heißt es: eine Höhe von 22.616.552 RM im umrahmenden Kreissparkassen Jahre 1944. „Anstelle der vorgesehenen Zentralhei­ ­ schlos­­sen sich zum 31. Dezember 1941 zung mit Stahlheizkörpern wird für das Die Sparkasse des Kreises Lebus auch die Stadtsparkasse Seelow sowie Erdgeschoß eine Luftheizung eingebaut, kon­nte am 1. April 1933 auf ihr die Kreissparkasse Lebus zusammen. während das Dach- und Obergeschoß­ 50jähriges Bestehen zurückblicken. Je länger der Krieg dauerte, um so Ofenheizung erhalten.“ Im Jubiläumsjahr bestanden im mehr waren die Vorboten einer Be­reich der Sparkasse 33 Neben- und Mit der Fertigstellung im Juni 1942 erneut aufkommenden Inflation zu Annahmestellen. In 57 Schul­spar­ erfolgte der Umzug der Städtischen spüren. Mit der Destabilisierung der kassen wurde der Jugend der Gedan- Sparkasse aus dem Stadthaus in das Währung war somit die nächste ke der Sparsamkeit vermittelt. Die neue Sparkassengebäude. Währungsreform vorprogrammiert. Bilanzsumme betrug zum Jahres­ende 6.763.444 RM, im Jahr davor waren Im April 1945 stellten die Sparkassen es noch 3.871.362 RM. in der Region ihre Geschäftstätigkeit aufgrund der herannahenden Front­ Das Vertrauen zur Sparkasse war in linie ein. Überliefert ist aus diesen vollem Umfang wieder zurückge- Tagen, daß der Kassierer der Städti- kehrt. Dies zeigt die Steigerung der schen Sparkasse Strausberg, Herr Anzahl an Reichsmark-Sparkonten Lehmann, in dieser unübersichtlichen und die Zunahme der Spar­einlagen. Situation äußerst pflicht­bewußt han- Der Spargiro- und Scheckverkehr delte. Auf einem­ Hand­wagen trans- hatte­ eine erhebliche Steige­ rung­ er­- portierte er kurzerhand den gesamten fahren sowohl hinsicht­ ­lich der Zahl Kassenbestand­ in ein sicheres Ver- der Konten als auch in bezug auf die steck und lieferte ihn zum Wieder­ Höhe der Einlagen. Die erh­ebliche beginn korrekt ab. Stei­gerung des Geschäfts­ver­kehrs erforderte­ die­ Anschaffung einer Das Hauptgebäude der weiteren Buchungs­maschine. Zur Kreissparkasse Lebus in Seelow Belebung­ der Wirtschaft wurden wurde bei einem Brand 1942 Kredite für produktive Zwecke aus­ schwer beschädigt. geliehen. Ebenso wurde der gewerb-­ liche Mittelstand durch die Gewährung von Krediten unterstützt. Die Werbe- DER WIEDERAUFBAU NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG 21 Nach dem verlorenen Krieg erfolgte die Teilung um ihren Leiter, Herrn Schaumann, Deutschlands in vier Besatzungszonen, die Geschäfte wieder auf. Er wurde be­reits im Dezember des gleichen bald darauf in „Ost“ und „West“. Jahres durch den neuen Leiter Gustav Herrmann ersetzt. Obwohl In der damaligen Sowjetischen den. Mit Ausnahme der Nachweise recht gute räumliche Be­dingungen Be­satzungszone (SBZ) wurde im für Spareinlagen gingen sämtliche vorhanden waren – das Sparkassen- „Befehl Nr. 01“ der Sowjetischen Bilanz­­unterlagen verloren. Eine gebäude war nicht beschädigt –, war Mili­täradministration in Deutschland Re­kon­struktion des Jahresabschlusses (SMAD) „Über die Neuorgani­sie­ 1944 war nicht mehr möglich. Außer rung der deutschen Finanz- und in der Hauptzweigstelle Strausberg Kredit­­organe“ vom 23. Juli 1945 die verfügte man über keine voll einsatz- Schließung der bestehenden Banken fähige Buchungsmaschine. Es mußte und Sparkassen und die Sperrung handschriftlich gebucht werden. aller Guthaben angewiesen. Dieser Das Defizit an Fachkräften war zu Befehl war die unmittelbare Rechts­ dieser Zeit kaum zu überbrücken. Von grundlage zur Bildung neuer Spar­ 55 Planstellen waren 39 besetzt. kassen und Banken in der damaligen SBZ. Es lag also im Ermessen der örtlichen Selbstverwaltungen der Kreise und der Städte, Sparkassen einzurichten. Die Ausgangssituation nach dem Krieg war allgemein deprimierend. In oben: der Chronik von Bad Freienwalde ist Zweigstelle Golzow zu lesen, daß in der Kreisstadt 42 nach dem Krieg. Häuser ausgebrannt und viele Woh­ Trotzdem begann der Wiederaufbau der Neuan­ fang­ von Schwierigkeiten links: nungen geplündert waren. Ein­rich­ der Sparkasse Oberbarnim, und im gezeichnet. Die Mit­arbeiter fanden Zweigstelle Golzow vor tungen aus öffentlichen Gebäu­den, Jahre 1947 konnte man schon erste einen aufgesprengten Tresor vor, die dem Krieg im Haus der Kolonial­ wie dem Rathaus, dem Gericht, dem Ergebnisse sehen. Die Einlagen Schließ­fä­cher waren aufgebrochen, warenhandlung­ Paul Lange. Landratsamt und auch der Kreis­ stiegen im Laufe des Jahres von die De­pots ausgeraubt und die wich- sparkasse, lagen zum Groß­teil zerstört 8.632.000 RM um 30 Prozent auf tigsten Unter­lagen­ vernichtet oder auf den Straßen. 11.627.000 RM. Auf Spareinlagen abhanden ge­kom­men. entfielen davon 4.363.000 RM ­ Die Kreissparkasse Oberbarnim be-­ bei 5.919 Konten. Die Höhe der gann ihre Tätigkeit bereits Ende Juli Giroeinlagen lag bei 6.904.000 RM, 1945. Es war ein schwerer Anfang: die sich auf 3.221 Konten verteilten. Der Jahresabschluß 1944 konnte mit Eine ähnlich schwere Situation wie Rücksicht darauf, daß die Front in Bad Freienwalde herrschte nach be­reits im Januar/Februar 1945 nur Kriegsende auch bei der Städtischen 10 km von Bad Freienwalde entfernt Sparkasse in Strausberg. Im Sommer verlief, nicht mehr fertiggestellt wer- 1945 nahmen sechs Mitarbeiter ­ DER WIEDERAUFBAU NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG 22 Die Situation in der Stadt war auch Am 1. September 1945 wurde auch Zur Finanzierung des Wiederaufbaus nicht besonders günstig. Das Ge- die Spar­kasse des Kreises Lebus auf in den Ländern und Provinzen wurde schäfts­leben entwickelte sich lang- Be­­fehl des sowjetischen Militär­ko­m­ 1946 eine mit 4 Prozent verzinste sam. Dementsprechend waren auch man­danten und mit dessen Hilfe Aufbauanleihe aufgelegt. Mit dieser die Pro­duktivität und die Warenbe­ wiedereröffnet. Paul Brunisch wurde Anleihe sollten zwei Ziele erreicht reit­stellung­ niedrig und nicht ausrei- vom damaligen Land­rat Papke mit werden. Zum einen sollte ein Teil des chend. Der Schwarzmarkt blühte der Neueinrichtung der Kreisspar­ im Umlauf befindlichen Bar­geldes und damit der Handel „Ware gegen kasse beauftragt. abgeschöpft werden. Zum anderen Ware“. Die Hauptaufgabe der Spar­ galt es, Mittel für die Finanzierung Mit Unter­stützung des Seelower Bür- kasse, die Sammlung von Spar­ein­­ staatlicher Aufgaben in der Provinz germeisters war es der Sparkasse mög- lagen bei gleichzeitiger Wieder­gewin­ Brandenburg zu erhalten. Die Städti- lich, vorübergehend Ge­schäfts­räume nung des Vertrauens nach diesem sche Sparkasse Strausberg weist im im ehemaligen Amtsgericht zu bezie- erneuten Niedergang, war unter Jahresabschluß 1946 einen Be­stand hen. Die alten Geschäftsräume waren Der Abdruck des Befehls Nr. 124 diesen Nachkriegsbedingungen an „4-Prozent-Anleihen der Provinz durch Kriegsschäden­ nicht nutzbar. des Obersten Chefs der besonders schwierig zu erfüllen. Mark Brandenburg“ von 77.900 RM Sowje­tischen Militär­administration Deswegen war der 75. Gründungstag Das Vertrauen, das die Kreisbe­völ­ke­ und zum Jahresabschluß 1949 von in Deutschland vom 24. Juli 1948 der „Städtischen Sparkasse zu Straus- rung der Sparkasse entgegenbrachte, 403.700 MDN (Deutsche Mark der den Umtausch der Reichs- und berg“ im Jahre 1947 im bescheidenen zeigte sich im Geschäftsverkehr­ . Deutschen Notenbank) aus. Rentenmark in Deutsche Mark Rahmen begangen worden. Mit eini- Es ging langsam, aber stetig aufwärts. Schon bald brachte aber ein neues der­ Deutschen Noten­bank in der gem Stolz konnte man trotz aller So erhöhte sich der Spareinlagenbe- Ereignis Schwierigkeiten. Im Juni Sowjetischen Besatzungszone Probleme auf Einlagen in Höhe von stand im Nachkriegsjahr nur um 1948 wurde in den damaligen west­ betreffend. 2,3 Millionen Reichsmark verweisen. 108.186 RM. Der Giroverkehr lichen Besatzungszonen die separate konnte allerdings im Geschäftsjahr Währungsreform durchgeführt. 1947 einen erheb­lichen Aufschwung Die Einführung einer eigenen Wäh­ nehmen. Es ­wurden 26.143 Über- rung (DM) hatte zur Folge, daß weisungsaufträge mit einem Gesamt- erhebliche Bestände an Reichs- und volumen von­ rund 26.500.000 RM Renten­mark und Geldscheine der ausgeführt. Die Kontenanzahl alliierten Militärbehörden in die erhöhte sich auf 1.383. Sowjetische Besatzungszone trans­fe­ Auch die Stadtsparkassen Münche- riert wurden, denn bis zur Wäh­rungs­ berg und nahmen ihre Tätig- reform bestand in allen Besatzungs­ keit wieder auf. Die Stadtsparkasse zonen eine einheitliche Währung. Bad Freienwalde wurde zugunsten der Kreis­­sparkasse Oberbarnim nicht mehr wiedereröffnet. 23 Als Folge mußte auch in der SBZ Die Sparkasse Strausberg tauschte vom Vom 25. bis 28. Juli 1948 wurden un vorbereitet ein Geldumtausch 24. bis 28. Juni 1948 an 32 Kassen- dann die Reichsmark und Renten- er fol gen. Die rechtlichen Voraus set- schaltern in der Sparkasse, den mark mit aufgeklebten Spezial-Cou- zungen dazu regelte der Befehl Nr. Städten und Gemeinden und in pons in die neue Währung „Deutsche 111 vom 23. Juni 1948 der SMAD Be trieben mit acht eigenen Mitar bei- Mark der Deutschen Notenbank“ und der Befehl Nr. 124 des Obersten tern und 69 fremden Hilfskräften umgetauscht. Die gesamte Situation Chefs der Sowjetischen Militäradmi- nach der Wäh rungsreform war ge- an Einzelpersonen: nistration in Deutschland. kennzeichnet durch die wesentliche im Verhältnis 1:1 1.379.868 RM Stärkung der antifaschistisch-demo- Im Laufe des Umtausches in der im Verhältnis 10:1 582.808 RM kratischen Ordnung und durch den Sowjetischen Besatzungszone erhiel- an Betriebe und Organisationen: Beginn einer planmäßigen Organi- ten Reichsmarkscheine einen Cou- Vom 25. bis 28. Juli 1948 im Verhältnis 10:1 223.927 RM sation der Volkswirtschaft. Die Spar- pon aufgeklebt, da neues Geld erst wurden Reichsmark und kassen standen vor der Aufgabe, die Wochen später zur Verfügung stand. Die meisten Guthaben waren sehr Renten mark mit aufgeklebten vom Faschismus um ihre Ersparnisse An Bargeld wurden pro Person 70 RM gering und wurden voll umgetauscht. Spezial-Coupons in die neue be tro genen Menschen allmählich im Verhältnis 1:1 gewechselt und Ab 26. Juni waren Geldscheine ohne Währung „Deutsche Mark wieder an den Sparge danken heran- sofort ausgezahlt. Darüber hinausge- Coupons nicht mehr gültig. Die der Deutschen Notenbank“ zuführen und ihr Ver trauen neu zu hende Beträge wurden im Ver hältnis um laufenden Scheidemünzen wurden umgetauscht. gewinnen. 10:1 einem Girokonto zugeschrieben. allerdings zunächst weiterhin als Spareinlagen bis 100 RM wurden gesetzliches Zahlungsmittel genutzt. zum gleichen Verhältnis um be wertet. Die Um rech nung von Beträgen bis zu 1.000 RM erfolgte im Verhältnis 5:1. Höhere Sparguthaben wurden gene- rell 10:1 abgewertet. Nachge wiesene Kriegs ge winne wurden komplett gestrichen. Alle Sparkassen mit ihren Zweig stel- len waren in diese große Um tausch- aktion einbezogen. Dazu kamen zur Unterstützung viele Hilfs kräfte aus Verwaltungen und Schüler aus Berufs- und Ober schulen in Tag- und Nachtarbeit. DER WIEDERAUFBAU NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG 24 Im Zuge der effektiveren Arbeit gab Die Landeskredit banken wurden in – Abwicklung von Wert papier- es Ende 1948 und Ende 1950 wieder- die Deutsche Notenbank übergelei- geschäften in sehr begrenztem um Zusammenschlüsse von Spar kas- tet. Die wesentlichsten Aufgaben der Maße, sen. In dieser Zeit erfolgte die Ein- Sparkassen bestanden nach diesem – Abwicklung des Zahlungs- und gliederung der Städtischen Spar kasse Gesetz in der: Rechnungsverkehrs. zu Strausberg als Zweigstelle in die – Führung von Sparkonten für Kreissparkasse Oberbarnim. Die bis- Die Deutsche Notenbank übertrug physische Personen, herige Zweigstelle der Kreisspar kasse sämtliche Spar- und Gehaltskonten Oberbarnim in der Wilhelm straße – Führung von Kontokorrentkonten sowie Geschäftskonten der kleineren (heute August-Bebel-Straße 56) für private Betriebe und Unter neh - Betriebe auf die zuständige Spar kas se. wurde damit geschlossen und die men, Handwerker, Ge wer be trei- Umgekehrt erfolgte unter anderem Kun denbedienung in der ehemaligen bende mit bis zu 10 Be schäftigten, eine Übertragung der Konten größe- Stadtsparkasse und heutigen Haupt - rer Unternehmen an die zu stän dige – Führung von Girokonten für geschäftsstelle der Sparkasse Märkisch- Filiale der Deutschen Notenbank. Privatpersonen, Oderland in der Großen Straße 2–3 fortgesetzt. – Ausreichung von kurz- und Geldschein über 50 Pfennig der langfristigen Krediten an vorbe- Deutschen Notenbank in der Gründe für die Eingliederung der nannten Geschäftskundenkreis, Sowjetischen Besatzungs zone von 1948 Strausberger Stadtsparkasse gehen (Abbildung in Originalgröße). auch aus einem Revisionsbericht – Ausreichung von Konsum tions- vom Dezember 1949 hervor. Danach krediten an natürliche Personen, sind die Prüfer zu dem Ergebnis – Ausreichung von Darlehen für gekommen, Baumaßnahmen, „… daß, da die Abstellung der Prüfungs- be merkungen, insbesondere der das Kredit geschäft betreffenden, der Spar- kasse in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, die Umwandlung der Städti- schen Spar kasse Strausberg in eine Zweigstelle der Kreissparkasse Oberbar- nim als unbedingt notwendig und zweck- mäßig angesehen werden muß“. Mit dem Gesetz über die Deutsche Noten bank vom 31. Oktober 1951 Die Geldscheine der erfolgte eine strikte Aufgaben ab- Deutschen Notenbank in grenzung zwischen den Kreditin- der Sowjetischen Besatzungs zone stituten der DDR. von 1948. DIE KREISREFORM 1952 IN DER DDR UND IHRE FOLGEN 25 Ende Juli 1952 verabschiedete die Volkskammer das „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR“. Indem die alten Länder mit ihren Ober barnim. Nach der Aufl ösung der eigenen Verfassungen und relativ Kreis sparkasse Oberbarnim und der selbständigen Parlamenten und Neubildung der Kreissparkasse Bad Regierungen beseitigt wurden, wuchs Freienwalde verfügte letztere nur die Zentralisation im Staats wesen. noch über eine Hauptzweigstelle in Nach diesem Gesetz hatten die Län- Wriezen. der eine Neugliederung ihrer Gebiete Demzufolge strebte die neue Kreis- im Kreis vorzunehmen und mehrere spar kasse Bad Freienwalde um den Kreise in Bezirke zusammenzufassen. damaligen Leiter Kurt Scheibner Das Land Brandenburg wurde in die Ein-, Zwei- und Fünf-DM- danach, ihr Stellennetz schnell aus- Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Bausteine des Nationalen zubauen. Um mit den Sparern der Cottbus aufgeteilt. Die Neugestal- Aufbauprogramms von 1952. Gemeinde Falkenberg in engere Ver- tung des Sparkassen wesens war aber bindung zu kommen und den Spar- nicht unmittelbar mit der Neugestal- gedanken in der Bevölkerung zu ver- tung der Kreise und Bezirke verbun- tiefen, wurde am 3. Mai 1954 in den. Die Sparkassen blieben zunächst Falken berg eine Nebenstelle eröffnet, in ihrer Gestalt und unter dem bishe- deren Tätigkeit sich zunächst nur auf rigen Namen weiter bestehen. Erst Ein- und Auszahlungen im Sparver- mit der Direktive des Ministers der kehr beschränkte. Dem Wunsch der Finanzen vom 14. Oktober 1952 nichtbäuerlichen Kunden der Bäuer- Schalter und Kassenraum wurde angeordnet, daß die Sparkas- lichen Handels genossenschaft der Kreissparkasse Seelow, sen nunmehr auch ihre Organisation (BHG) Falkenberg Rechnung tra- 1957. der neuen Kreis einteilung anzuglei- gend, wurde die Nebenstelle Falken- chen hatten. Nach dem Geldumtausch im Oktober berg am 1. August 1954 nach erfolg- 1957 übernahm im Dezember 1957 Die Durchführung der Direktive zur ter Entfl echtung aus der BHG in eine die Kreissparkasse Bad Freienwalde Einrichtung von Kreissparkassen in Hauptzweigstelle umgewandelt. Eine die Geschäfte der Bank für Handwerk den neuen Kreisen brachte eine weitere Zweig stelle wurde am 2. Au - und Gewerbe Bad Freienwalde. entscheidende Veränderung im gust 1954 in Heckelberg nach Aufl ö- Danach folgte im IV. Quartal 1958 Betriebs stellennetz der Kreissparkasse sung der dortigen BHG eröffnet, die Übernahme der Geschäfte der um keine Unter bre chung in der ört- Bäuerlichen Handels ge nossenschaf- lichen bank mäßigen Betreuung der ten in Harnekop mit 260.000 DM Be völkerung eintreten zu lassen. Spareinlagen, Falken berg mit 590.000 DM Spareinlagen und Schulzendorf mit 415.000 DM Spar einlagen. DIE KREISREFORM 1952 IN DER DDR UND IHRE FOLGEN 26 Mit der Bildung des Kreises Straus- No vem ber 1952 von der ehemaligen Bis 1961 waren Fahrgäste und ihr Geschäftsstelle Harnekop berg 1952 ging die Gründung der Kreissparkasse Lebus die Haupt - Gepäck in den nach Berlin fahren- (Aufnahme von 1984). Kreissparkasse Strausberg einher. zweigstellen Müncheberg, Buckow den Zügen zum Teil recht rigiden Der Kreis Strausberg entstand aus und Rehfelde übergeleitet. Polizeikontrollen ausgesetzt. Po ten- Teil gebieten der ehemaligen Kreise tielle „Republikfl üchtlinge, Agenten Von der Kreissparkasse Oberbarnim Ober barnim, Niederbarnim, Seelow und Spekulanten“ sollten so bereits erfolgte die Übergabe der Haupt- und Fürstenwalde. Analog wurde die aufgespürt werden, denn innerhalb zweig stelle in Strausberg sowie der selbständige Kreissparkasse Straus- Berlins lief der Verkehr zwischen Ost An nahmestelle in Vorstadt. Die berg aus den in diesen Teilgebieten und West problemlos. Kreis sparkasse Niederbarnim leitete existierenden Hauptzweigstellen und die Hauptzweigstellen in Neuenha- Im Bericht zum Jahresabschluß 1952 Zweigstellen verschiedener Spar kas- gen, Alt landsberg und Fredersdorf sind weitere Fakten nachzulesen. Der sen gebildet. So wurden Ende über. Von der Kreissparkasse Fürsten- Personalbestand betrug laut Stellen- walde wurde die Hauptzweigstelle plan 52 Mitarbeiter, davon 29 weib- Herzfelde übernommen. lich und 23 männlich, dazu fünf Lehr linge, von denen vier weiblich Die Leitung der Kreissparkasse waren. Die Spareinlagen beliefen Straus berg oblag dem Sparkassen - sich auf 5.214.873 DM, welche sich di rektor Willy Parnitzke. Die Mit - auf 18.824 Konten verteilten. Die ar beiter standen vor der Aufgabe, Giroeinlagen lagen mit 6.260.501 DM un ter recht ungünstigen Voraus set - noch klar höher, obwohl insgesamt zungen die neue Sparkasse zu einem nur 6.786 Girokonten geführt wur- einheitlichen Ganzen zusammen- den. Langfristige Kredite waren in zufügen. In einem Bericht an den Höhe von 1.188.330 DM ausgereicht, Sparkassenverband zur Überleitung das Volumen bei kurzfristigen Kredi- und Arbeitsfähigkeit der neuen ten lag bei 55.949 DM. Kreissparkasse ist unter anderem nachzulesen: Auch der Kreis Lebus wurde mit der neuen Verwaltungsstruktur aufgelöst. „Personalschwierigkeiten bestehen Unter anderem entstanden in der durch unbesetzte Planstellen, besonders Folge der neue Kreis Seelow und die Kredit sachbearbeiter. Maschinenpark Kreissparkasse Seelow. Deren Leitung voll kommen überholungsbedürftig. übernahm am 10. November 1952 Durch großen Anfall von Bargeld Einzahlungsbuch des Horst Friese, der vorher als Innen- Schwierig keiten beim Transport (Straßen- Nationalen Aufbauprogrammes leiter bei der Kreissparkasse Lebus bahn, S-Bahn, Vorortzug) und bei Ver- Berlin von 1952. tätig war. Im Vergleich zur Kreisspar- sorgung der Zweigstellen. Sind ständig kasse Lebus schrumpfte der Personal- Koffer kontrollen ausgesetzt. Mitreisende bestand von 41 auf 23 Mitarbeiter. er halten Kenntnis von Geldtransporten. Zweig stellen weigern sich, Vorortzüge zu benutzen. Formulare kaum vor- handen, alte Sparkas sen haben fast nichts übergeben.“ 27 Im Jahre 1953 konnte die Entwick­­ ­­­ lung fortgesetzt werden. Der Zu­­wachs betrug 865.000 DM oder 34,75 Pro­ zent. Das Ergebnis wurde beein­flußt durch die Mobilisierung aller Mitar- beiter im innerbetrieblichen Wettbe- werb und die Durchführung­ einer Sparwerbewoche. Die Ver­pflich­- tungserklärungen­ für das NAP 1952 waren die Grundlage für den Aufbau des Vertragssparens im Kreis. Die Arbeit stand unter der Losung: „Jeder Aufbausparbuch der Deutschen Am 10. November 1952 Werktätige ein Sparvertrag.“ Durch Ebenfalls in diesen Jahren wurde Sparkassen von 1960. übernahm Horst Friese die Direktion den freiwilligen Abschluß eines Spar- das Inhabersparen eingeführt. Die der Kreissparkasse Seelow. vertrages erklärte sich der Kunde Kontoinhaber­ waren hier anonym bereit, einen bestimmten Betrag­ und hatten sich bei Verfügungen mit 1952 standen im Kleingeschäft die regelmäßig durch seinen Betrieb vom einer Sicherungskarte auszuweisen. Aktivitäten für das Nationale Auf­ Lohn/Gehalt abziehen und auf ein Mit die­­ser Form wurde versucht, bau­programm (NAP) im Vorder- Sparkonto überweisen zu lassen. das Strumpfsparen abzubauen. grund. Die Einziehung der Beiträge Zusätzlich erhielt der Sparer für je Das Schul­sparen wurde durch einen für das Na­tionale Aufbauprogramm 5 DM monatlichen Sparbetrag beim Wettbe­ werb­ aktiviert. 1953 betrug der Hauptstadt Berlin 1952 stellte an Prämiensparen eine Los­nummer und das Aufkommen 9.500 DM. Die die Mitarbeiter neben der techni- nahm damit an allen Aus­losungen Anzahl der Sparkonten erhöhte sich schen Abwicklung besondere Anfor­ teil. Als Preise standen vierteljähr- von 6.333 im Jahre 1952 auf 9.241 derungen. Es war schwierig, unter lich Prämien von 10–3.000 DM und Konten im Folgejahr. den Bedingungen des allgemeinen in der Jahresaus­losung für alle Sparer Mangels und verbreiteter Kriegszer­ Der langfristige Kredit hatte sich Prämien von 10–7.000 DM zur Ver- stö­rung die Bürger zu Sonderleistun- ebenfalls wiederbelebt. In der Haupt­ fügung. Auf diese Weise konnte bis gen für den Aufbau der Hauptstadt sache wurden Hypothekendarlehen zum Jahresende­ ein Zuwachs an Spar- zu bewegen. und Aufbaugrundschuld-Darlehen einlagen in Höhe von 141.000 DM für den privaten Wohnungsbau aus- Trotzdem konnten die Aktivitäten erreicht werden. Das zeigt, daß nach gereicht. als erfolgreich eingeschätzt werden. und nach durch die intensive Arbeit Das Volumen an Spareinlagen wurde der Spar­kassen die Menschen wieder bis zum 31. Dezember 1952 um an das Sparen herangeführt wurden. 1.323.000 DM erhöht. Das entspricht einer Steigerung zum Jahresanfangs­ bestand von immerhin 54,4 Prozent. DIE KREISREFORM 1952 IN DER DDR UND IHRE FOLGEN 28 Die Gesamtsumme der Ausleihungen für diese Zwecke belief sich auf ca. 100.000 DM. Auch wurden Hand werkern bei Existenzgründung zur An schaffung von Maschinen und Werkzeugen langfristige Darlehen ge währt. Von Umsiedlern wurden 1953 als zweite Rate 115.700 DM Kredite in Anspruch genommen.

oben: Der Kreditausschuß faßte im Ge- Signet der Sparwochen 1958. schäfts jahr 1953 bei 298 Anträgen den Be schluß zur Genehmigung. Die unten: Antrag steller waren in der Haupt - Titelillustration der sache Geschäftsleute und Handwer ker. Sparerzeitung, 1959. Am 15. März 1956 trat die Ver ord- nung über das Statut der volksei- „… die freien Mittel der Bevölkerung Kreditabteilung der genen Sparkassen der DDR in Kraft. als Spareinlagen und sonstige Einnah- Kreissparkasse Seelow, 1952. Als Aufgaben der Sparkassen werden men entgegenzunehmen, sicher zu In diesem Statut war die Sicherheit im § 1 genannt: verwalten, im Interesse des Aufbaus der Spareinlagen durch die Re gie- anzulegen sowie den Sparwillen in der rung der DDR garantiert. Diese Bevölkerung zu beleben und zu stärken; Garantieerklärung bedeutete aber den Zah lungs verkehr nach den gesetzli- nicht nur, daß der Sparer seine Ein- chen Bestimmungen durchzuführen; im lagen mit den ihm zustehenden Zin- Rahmen der Kreditpläne kurz- und sen jederzeit zurückerhalten kon nte. lang fristige Kredite zu gewähren.“ Ihm wurde gleichzeitig garantiert, daß sich der Wert des eingezahlten Gel- des erhöht bzw. zumindest erhalten bleibt.

Sparerzeitungen aus den Jahren 1957, 1958 und 1959. Die Spareinlagen in der DDR steigen in dieser Zeit von 6,4 Milliarden auf 12 Milliarden DM an. DIE EINFÜHRUNG DES SPARGIROVERKEHRS 1965 29 Im Juni 1965 wurde in allen Banken und Spar­kassen auf das Girokonto zu zahlen. So der DDR der einheitliche Spargiroverkehr eingeführt. Der wurde in der Kreissparkasse Bad Frei- enwalde ab 1967 verstärkt für das gewachsene Umfang des Zahlungs­verkehrs machte dies Spargirokonto geworben, um die bar- ebenso notwendig wie der verbreitete Übergang zur elektroni- geldlose Einkommenszahlung auszu- bauen. Mit den Einsparungseffekten schen Daten­verarbeitung (EDV). bei den lohnzahlenden Betrieben sollte die Sparkasse ihren Beitrag zu Das Spargirokonto war ein täglich Der Sparer wurde über die Umsätze verfügbares Konto und wurde mit und den Kontostand durch einen 3 Prozent verzinst. Über dieses Konto Kontoauszug informiert. Die Konto­ konnte der Sparer am baren und führung war gebührenfrei. Im Zu­sam­ unbaren Zahlungsverkehr teilneh- menhang mit dem Spargirokonto trat men. Es diente zugleich der Er­spar­ zudem das Abbu­chungs­verfahren für nisbildung und der Abwicklung des alle regelmäßigen Zahlungsverpflich­ ­ Zahlungs­verkehrs. Es wurde genutzt tungen als ­eine beliebte Dienst­ für: leistung immer mehr in den Mittel­ punkt der Kontoführung. Mit der – die monatliche Gutschrift des Ein­ Werbung über Funk und Fernsehen, kommens (Lohn, Gehalt, Rente in der Presse, mit Informations­zetteln usw.), und besonders durch das persönliche Die Schalteranlage im Kassen-­ – Verfügungen durch Scheck für Gespräch mit den Spar­kassenmit­ ­ einer volkswirtschaftlichen Rationa- raum der Hauptstelle „Am Markt“ Waren­einkäufe, Bezahlung von arbeitern wurden Kunden für diese lisierung leisten. Das bedurfte aber in Bad Freienwalde, 1967. Dienst­leistungen, Barabhebungen moderne und rationelle Spar­form einer unermüdlichen Auf­klär­ungs­ (besonders stark im Freizügigkeits- gewonnen. arbeit. Einige Jahre lang führten die verkehr), Mitarbeiter der Sparkasse Gesprächs- In der Kreissparkasse Strausberg runden in den Betrieben durch und – Ansammlung von Spargeld, da bestanden am Ende des Jahres 1967 nutzten sogar die Pausen zu Gesprä­ gleiche Verzinsung wie auf dem bereits 6.103 Spargirokonten. Die chen direkt am Arbeitsplatz. Sparkonto (ab 1. Januar 1971 mit Anzahl der Buchsparkonten ging 3 1/4 Prozent), von 62.008 im Jahre 1965 bis 1970 um 7.858 auf 54.150 zurück. Im glei- – die Begleichung von regelmäßigen Obligation über 4 Prozent der chem Zeitraum stieg die Anzahl der Zahlungsverpflichtungen im VEB Kommunale Wohnungsverwaltung­ ­ Spargirokonten­ auf 9.858. Das prakti- Abbuchungs­verfahren. Bad Freienwalde, 1961. sche Girokonto begann also das ver- Neben der „4-Prozent-Aufbauanleihe“ in den traute Sparbuch mehr und mehr zu Ländern und Provinzen gab es seit 1954 verdrängen. Dies wurde allerdings das Wertpapiersparen. Dazu zählten z. B. ab sehr gefördert durch die Praxis der 1958 Obligationen des VEB Wohnungsbaus Betriebe, Gehälter und Löhne nicht sowie Obligationen zur Finanzierung des mehr bar, sondern per Überweisung Neubaus von staatlichen Einrichtungen. Beide Wertpapiertypen­ waren mündelsicher und beleihbar. DIE EINFÜHRUNG DES SPARGIROVERKEHRS 1965 30 Alle diese Neuerungen waren Anlaß Im Herbst 1968 begann die Vorberei­ Das Schema einer Spargiro­konto­ zu neuen Wettbewerbsver­pflich­­ tungsphase zur Einführung der elek- nummer in der Zweigstelle Altlands­ tungen. Die Erfolge bei der Ein­füh­ tronischen Datenverarbeitung mit der berg sah damit zum Beispiel so aus: rung des Spargiroverkehrs boten Umstellung auf EDV-gerechte Konto- 23 72 – 45 – 23 43 allerdings nicht nur Anlaß zu Propa­ nummern bei den Gehalts­konten. ganda­reden, sondern auch zu berech- Für die Konten mußten Kontenbrük- So war binnen weniger Jahre eine tigtem Stolz auf das Geleistete. Der ken handschriftlich erstellt, Kunden- Umwälzung im Zahlungsverkehr Wett­­bewerb zum 20. Jahrestag der benachrichtigungen geschrieben und vollbracht. DDR im Jahre 1969 wurde so zu am Schalter ausgegeben bzw. zum einem Ereignis im damaligen Spar­ Versand gebracht werden. Im Februar kassenleben. wiederholten sich diese Arbeiten für alle anderen privaten Girokonten. Auf der Basis der Überleitungskon- zeption von 1970 vollzog sich dann die Überleitung der einzelnen Kon- tenarten problemlos in mehreren Etappen.

Kreis Sparkasse Kontenart Prüfziffer Zweigstelle Kundennummer

Strausberg

237 2 4 5 2 343

Jede EDV-gerechte Kontonummer war so aufgebaut, daß sie in der DDR Ausschnitt aus dem Heft nur einmal existierte. Die Konto­ „Palette – ein Heft für die kluge nummer bestand aus mindestens 7 bis Hausfrau“, 1962. maximal 12 Stellen und war wie folgt Das Gebäude der Sparkasse in geordnet: Strausberg, September 1970. 1.–3. Stelle: „Territorialnummer“, bezeichnete den Kreis; 4. Stelle: „Institutionsnummer“; 5. Stelle: „Kontenart“; 6. Stelle: „Prüfziffer“, ermöglichte maschinelle Prüffähigkeit; 7.–12. Stelle „Kundennummer“. DIE SPARKASSEN VON 1970–1990 31 Ab Anfang der siebziger Jahre erfolgte schrittweise der Austausch der damals gültigen Geldscheine in neu gestaltete Motive. Begonnen wurde der Tausch 1971 mit den 10- und 50-Mark-Scheinen. Am Anfang dieser Dekade wurde mit Dieser neue Zinssatz galt für alle Kre- der Verordnung vom 15. Dezember ditinstitute der DDR ein schließ lich 1970 ein einheitlicher Zinssatz für der Deutschen Post. Die Zins berech- alle Spar- und Spargiroeinlagen fest- nung zu 3 1/4 Prozent brachte mit gelegt. Das bedeutete für Millionen dem vorhandenen, überwiegend ver- Sparer in der Republik und für alteten Maschinenpark erhebliche 49.041 Sparer der Kreissparkasse Verzögerungen. Die Mitarbeiter Strausberg eine Zins erhöhung um waren wieder zusätzlich gefordert und Ehe partner nicht älter als 26 Jahre 1/4 Prozent. hatten viele Überstunden zu leisten. sein durften und das gemeinsame monatliche Brutto ein kommen 1.400 Betroffen waren allerdings auch die Sehr starken Einschränkungen unter- Mark nicht überschreiten sollte. Sparer, die einen höheren Zinssatz für lag das Kreditgeschäft. Der Staat war Meistens waren diese Be dingungen langfristige Einlagen vereinbart hat- nicht daran interessiert, durch Kredit - erfüllt. Die Kredite waren zinslos. ten. In Strausberg waren es 14.867 vergabe an Privatleute die Kaufkraft Neben der Zinsver günstigung erfolg- Sparer, bei denen der Zinssatz von zu vermehren, denn die Warendecke te bei der Geburt eines jeden Kindes bisher 3 1/2 bis 5 Prozent auf den ein- war ohnehin immer zu kurz. ein Krediterlaß, nämlich beim heitlichen Zinssatz gesenkt wurde. Doch es gab Ausnahmen. Mit dem Des einen Gewinn war also des ersten Kind 1.000 Mark Kredit für junge Eheleute wurden die an dern Verlust. Grund für diese Maß- zweiten Kind 1.500 Mark Erst-Ehen bei der Gründung eines nahme war sicherlich das Streben dritten Kind 2.500 Mark eigenen Hausstandes unterstützt. nach Rationalisierung und Verein- Die Verordnung vom 10. Mai 1972 Bei der Geburt eines Kindes wurde heit lichung. Einen Geldmarkt gab es regelte, daß bis zu 5.000 Mark für die daher immer von einem „Kredit- ja nicht. Wohn raumausstattung und ein wei- tilger“ gesprochen. In den Jahren teres Darlehen in gleicher Höhe für 1972 bis 1986 wurden in Strausberg die Wohnraum be schaf fung ausge- 6.757 Kredite an junge Eheleute mit reicht werden konnten. Als Bedin- einem Betrag von 47.145.000 Mark gungen waren festgelegt, daß die ausgereicht. Die erlassenen Kredit- beträge und die Zinsen wurden den Spar kassen aus dem Staats haushalt erstattet. Die ab 1971 eingeführten neuen Banknoten (5-Mark-Schein in Originalgröße). Verordnung über die Gewährung von Krediten zu vergünstigten Bedingungen an junge Eheleute vom 10. Mai 1974. DIE SPARKASSEN VON 1970–1990 32 Die Sparkassen übernahmen Anfang der siebziger Jahre auf Empfehlung des Ministers der Finanzen auch die Finanzierung und Finanzkontrolle der volkseigenen Betriebe der örtlichen Versorgungswirtschaft. Die Sparkasse Bad Freienwalde reichte an Betriebe der örtlichen Versorgungs­wirtschaft (z. B. Dienstleistungs­kombinat Bad Freienwalde, Groß­wäscherei Bad Freienwalde) sowohl im volkseigenen als auch im genossenschaftlichen und privaten Bereich Umlaufmittel- Neubauten aus kredite und langfristige Kredite zur dem Jahre 1969. An­schaffung von Grund­mitteln aus. Diese Kredite waren insgesamt etwa genau so hoch wie die Konsumtions- kredite. Im Jahres­be­richt 1973 ist über den Wertumfang der Kreditge- umzusetzen, wurde die „Verordnung Hauptkasse der zentralen Zweigstelle­ währung zu lesen: über die Förderung des Baus von Seelow, 1971. Eigenheimen“ vom 24. November Ab 1983 wurden in den Banken und Kreditausgabe in Bad Freienwalde im Jahre 1973 1971 erlassen. Sparkassen der DDR schrittweise Art TM (Tausend Mark) Hier wurde zum Beispiel geregelt, daß Geld­karten und Geldautomaten ein- Arbeiterfamilien und kinderreichen geführt. Die Geheimnummer legte Kredite insgesamt 6.617 Familien Kredite zur Finanzierung der Kunde selbst fest, und allzu oft darunter unter anderem: von Baumaßnahmen gewährt werden war es der eigene Geburtstag. Für die Konsumtionskredite insgesamt 3.274 konnten. Diese Kredite waren mit Geldkarte wurde eine Gebühr von 10 zum Eigenheimbau 1.361 jährlich je 1 Prozent zu verzinsen und Mark jährlich erhoben. Verfügungen zu Werterhaltung und Modernisierung 787 zu tilgen. Allein im Kreis Strausberg waren im Rahmen des Guthabens bis an junge Eheleute zur Wohnraumbeschaffung 56 wurden von 1972 bis Ende 1989 auf zu 500 Mark täglich möglich. Aber es an junge Eheleute zur Wohnausstattung 795 der Basis dieser Finanzierung 2.027 gab nur wenige Geldautomaten, so an Familien mit vier und mehr Kindern 358 Eigenheime errichtet. Die Forderun- daß sich die Neuerung nur langsam gen der Sparkasse aus diesem Geschäft durchsetzte. Anfang der siebziger Jahre gab es auch betrugen mit Stichtag 31. Dezember Veränderungen im privaten Woh- 1989 insgesamt 94,8 Millionen Mark. nungsbau. Die Planungsstrategen der

Volkswirtschaftspläne merkten, daß mit Mitteln des Massenwohnungs- baus allein das Wohnungsproblem in der DDR nicht gelöst werden konnte. Um die korrigierten Vorstellungen 33 Die Sparkassenangestellten wurden So gab es z. B. in der Sparkasse Bad indessen immer wieder mit neuen Freienwalde 110 Liter Benzin im Wettbewerben „in Atem“ gehalten. Monat. Dieses Kontingent war Beispiele lieferte „Gesetz“ und durfte nicht überschrit- ten werden. Folglich waren alle 1983 das Karl-Marx-Jahr betrieblichen Fahrten gut zu koordi- 1984 der Wettbewerb (zu) „35 Jahre DDR“ nieren, zumal der Betriebswagen vom 1985 der Wettbewerb in Vorbereitung des XI. Parteitags der SED Typ „Moskwitsch“ über zehn Jahre alt 1987 der Aufruf der Gewerkschaft FDGB war und einen hohen Öl- und Ben- „Mein Arbeitsplatz – mein Kampfplatz für den Frieden“ zinverbrauch hatte.

Ab 1983 wurden in den Banken Zentrale Zweigstelle Seelow nach und Sparkassen der DDR schritt- der Komplettierung des Schaltertresens weise Geld­karten und Geldauto­ 1974. maten eingeführt. Die Geldkarte war mit der Kontonummer, dem Zugleich kam es aber zu Engpässen in Das Sparsamkeitsprinzip spielte Vor- und Zunamen,­ der persön­ der DDR-Wirtschaft. Das sozialisti- immer eine Rolle, nahm aber mit lichen Kennziffer, der Unter- sche Sparsamkeitsprinzip war in der Beginn der achtziger Jahre insofern schrift und einem Foto versehen. Arbeit der Sparkassen und aller an Bedeutung­ zu, als die Verschul- Auf der Rückseite war die konto­ anderen Institutionen oberstes dung des Staates wuchs und Importe führende Sparkasse vermerkt. Gebot: „Spare mit jedem Pfennig, immer mehr eingegrenzt werden mit jeder Minute, mit jedem mußten. Knappe Güter wurden kon- Gramm.“ tingentiert. DIE WIEDERVEREINIGUNG DEUTSCHLANDS 1990 34 Mit der Wende im Herbst 1989 nutzten die „Die Wirtschafts-, Währungs- und „Es waren heiße Tage, die Wochen um Stadt- und Kreissparkassen in der DDR die Sozial union zum 1. Juli 1990 brachte den 1. Juli 1990. Und das nicht nur tief greifende Veränderungen auch für die wegen der Außentemperaturen. Auch Möglichkeit, sich von der planwirtschaftlichen Kreissparkasse Seelow mit sich. Neben in der damaligen Sparkasse Strausberg Geschäftspolitik und der Bevormundung durch die den extremen Arbeitsbelastungen durch ging es heiß her. Zur Beantragung des die Währungsumstellung (60 Mitarbei- Umtauschs und während des Umtauschs Staatsbank zu tren nen. Die vor den Sparkassen ter bearbeiteten in kurzer Frist 32.444 selbst harrten ständig Hunderte von stehenden neuen, umfangreichen Aufgaben unter Umstellungsanträge) und der Erstellung Kun den geduldig vor den Geschäfts- einer Eröffnungsbilanz erforderte die stellen aus. Bereits ab 4.30 Uhr mach- den Bedingungen der Marktwirtschaft wurden Reorganisation des Be triebes sowie die ten es sich einige mit Campingstühlen in von den Mitar beiter innen und Mitarbeitern in Aufnahme neuer Sparkassenprodukte der Warteschlange bequem. Fürs leib- die Mobilisierung aller vorhandenen liche Wohl wurde selbst gesorgt, das Aufbruchstimmung und mit großem Engagement in Kräfte.“ ge meinsame Frühstück der unzähligen Wartenden war ja wirklich etwas Angriff genommen. Die Währungsunion forderte für Be sonderes. Sogar unsere Mitarbeiter jeden Bürger ein eigenes Konto zur Ausdruck dessen war auch die Bildung wurden von besorgten Kunden mit Kaf- Ein zahlung der Mark der DDR und eines eigenen Sparkassenverbandes fee und Kuchen bewirtet. Bei den langen Um stellung der Gut haben auf Deut- im März 1990 in Strausberg. Damit Einsätzen in diesen Tagen war eine klei- sche Mark. Demzufolge wurden in hatten die (damals noch) „Sparkassen ne Abwechslung immer gern gesehen. der Kreis sparkasse Strausberg insge- der DDR“ wieder ihre eigene Interessen- 16 Stunden Arbeitszeit waren seinerzeit samt 13.907 neue Konten eröffnet, vertretung und kehrten in die deutsche keine Seltenheit. die weitaus meisten in den drei letzten Sparkassenorganisation zurück. Monaten vor der Währungsunion. Und daß die Sparkassen eine große Die Tage der Familie sind, zeigte sich in den Folge- Währungsunion monaten schnell. Die Partnerspar- be schrieb Walter kassen Syke und Mönchengladbach Mahling, von (Strausberg), Bad Oyenhausen und 1971 bis 1992 Bielefeld (Bad Freienwalde) und Direktor bzw. (Seelow) waren ab Frühjahr Vorstandsvor- 1990 mit beratender, materieller und sitzender der personeller Hilfe zur Stelle. Kreis sparkasse So waren unsere drei Sparkassen gut Straus berg, in Zur Erinnerung an den gewappnet für einen der wichtigsten einem Artikel für 1. Juni 1990 wurde diese „Wäh- Tage in der Sparkassengeschichte. die Zeit schrift rungsunion-Mark“ geprägt. Die Denn mit dem Vertrag über die Wirt- „Die Wirtschaft“: Gedenkmünze trägt auf der Rück- schafts-, Währungs- und Sozialunion seite (unten) die Inschrift: „Bun- war die Umstellung von Mark der DDR desrepublik Deutschland – auf Deutsche Mark am 1. Juli 1990 In der Staatsbank in Ost-Berlin werden Deutsche Demokratische verbunden. In der Chronik der Spar- die Tresore geräumt. Republik“. kasse Seelow kann man dazu lesen: Das alte Geld wird zur Vernichtung abtransportiert. 35 Aber auch unsere Kunden hatten mit Natürlich drehte sich zur Währungs- den Anstrengungen zu kämpfen. Mehr- union alles ums Geld. mals am Tag mußte der Notarzt wagen Bereits am 27. Juni wurden die harten anrücken, um von der Hitze erschöpfte DMärker zur damaligen Staats bank Kunden zu behandeln. In Fredersdorf nach Strausberg geliefert. In der Garage erlitt eine Kundin einen Herzanfall. Der der Bank wurde die Ver teilung auf die herbeigerufene Arzt wollte sich durch die verschiedenen Kreditinstitute vorbereitet. Hintertür Ein tritt verschaffen, mußte aber erst die sicherheitsbewußten Mitar- Die Sparkasse Strausberg erhielt mit ca. bei te rinnen von seiner Identität über- 20 Millionen DM den größten Brocken. zeugen. Glücklicherweise war er der Mit Kleintransportern und schwerbe- Patientin persönlich bekannt. waffneten Funk streifen erfolgte dann die Verteilung.

Aber selbst bei diesem Riesenbetrag gab es am 1. Juli noch Engpässe. Zwei Kol- legen mußten so persönlich gegen Mittag von der Frankfurter LZB- Niederlassung nochmals sieben Millionen DM Nachschub holen. Es gab allerdings auch noch Leute, die weiter an der DDR-Mark interessiert waren. Fünf Tage nach der Währungs- union überfi el ein Bank räuber die Sparkassengeschäftsstelle in Herzfelde. Die Beute war überwältigend – 2.200 DDR-Mark. Ob er damit zufrieden war, darf bezweifelt werden. Das Erlebnis Währungsunion wird uns immer im Gedächtnis bleiben. Die Stimmung war trotz der schwierigen Umstände von großer Begei sterung bei allen Beteiligten gezeichnet.“

Die zum 1. Juni 1990 erhältlichen Banknoten (5-DM-Schein in Originalgröße). Aus der Zeitung „Neuer Tag“ vom 3. Juli 1990. DIE FUSION ZUR SPARKASSE MÄRKISCH-ODERLAND 1994 36 Das vorläufig letzte Kapitel in Sachen Die neue politische Gliederung der Sparkassen­fusion in unserer Region wurde im Jahre Land­kreise führte auch dazu, daß im September 1995 die Sparkassen­ge­ 1994 aufgeschlagen. Zum 1. Juli 1994 wurde schäfts­stelle in Rüdersdorf von der die Sparkasse Märkisch-Oderland mit Hauptsitz in Kreisspar­kasse Oder-Spree an die Spar­kasse Märkisch-Oderland abge- Strausberg gegründet. treten wurde. An diesem Tag fusionierten die Spar­ Seit der Währungsunion wurden kassen Bad Freienwalde, Seelow und über 100 Millionen DM in die Strausberg zur neuen Sparkasse. Not- Moder­ni­sierung bzw. den Neubau wendig wurde die Fusion durch den des Ge­schäfts­stellennetzes investiert. Zusammenschluß der drei Kreise Bad 31 Ge­­­schäftsstellen mit 54 Geld­ Freienwalde, Seelow und Straus­berg automaten und 70 Kontoauszugs­ zum neuen Landkreis Märkisch- druckern sind Zahlen, die für sich Oderland. sprechen. Im Neu­bau der Hauptge­ schäftsstelle in Strausberg sind nach Fertigstellung des 2. Bauab­schnitts Die Geschäftsstelle „Am Markt“ etwa 150 Mitarbeiter tätig. in Bad Freienwalde. Daß die Geschäftspolitik der massi- Die intensive Verbindung zu den ven Erneuerung des Geschäftsstellen­ Menschen in der Region, zum netzes bei den Sparkassen vom Kun- Mit­telstand,­ zum Landkreis und den den honoriert wird, zeigen auch Städten und Gemeinden gibt der Einschätzungen von Mitbewerbern, Sparkasse Märkisch-Oderland die die ihre zu hohen Erwartungen Sicherheit für eine erfolgreiche be­züglich der Marktanteile im Privat­ Ge­schäftstätigkeit in den nächsten kunden­geschäft revidieren mußten. Jahren. Die Verantwortung für die Denn auch nach der Währungsunion Region ist dabei zugleich Maßstab gelang es den Sparkassen, ihren und Anspruch für das Wirken der Markt­anteil auf dem hohen Niveau Sparkasse. Die Engagements in von durchschnittlich 70 Prozent zu Sachen Wirtschaftsförderung sowie „Kennenlern-Party“, 1994. verteidigen. für kulturelle und soziale Zwecke set- zen dafür deutliche Zeichen. Die Sparkasse Märkisch-Oderland ist in ihrem Geschäftsgebiet Markt­ führer. Die Bilanzsumme der Spar­kas­ se lag zum 31. Dezember 1996 bei 2,02 Milliarden DM. Insgesamt 426 Mitarbeiter betreuen für über 100.000 Kunden etwa 90.000 Giro- und 120.000 Spar- bzw. Anlagekonten.­ 37

Die Geschäftsstelle Die Geschäftsstelle in der Großen Straße 2–3 in Strausberg. in Seelow.

Sparkasse Märkisch-Oderland

Logo der Sparkasse Märkisch-Oderland nach der Fusion 1994.

Ansicht der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Märkisch-Oderland (Seeseite) in Strausberg. DAS STATUT DER STÄDTISCHEN SPARKASSE ZU MÜNCHEBERG VON 1847 38 § 1 Sicherheit der Sparkasse bei der Rückzahlung des Kapitals etwaiges Steigen oder Sinken des Die Stadt Müncheberg errichtet eine dagegen werden die Zinsen nur bis Courses oder durch Auslösung dieses öffentliche Sparkasse, welche am zum ersten Tag des Monats berich- Papieres entstehenden Vortheil oder 1.ten April 1847 eröffnet wird. Die tigt, in welchem die Zahlung erfolgt. Nachtheil zu tragen oder zu genießen Stadt Müncheberg übernimmt die hat. An Zinsen werden ihm jedoch § 5 Vertretung für alle Verbindlichkeit nur die gewöhnlichen Sparkassen- Die laufenden Zinsen werden, so dieser Sparkasse. Zinsen verrechnet, indem der Über- lange nicht zugleich das Kapital schuß dem Institute zu Gute geht. § 2 Höhe der Einlagen zurückgefordert wird, von 1-25 Die Sparkasse nimmt jede Einlage Thaler des Kapitales einschließlich § 8 welche nicht unter 10 Sgr. (Anm. nur jährlich, bei höheren Beträgen Die Zurückzahlung der bei der Spar- d. Red. Silber­groschen) beträgt. halbjährlich am 31. Dezember und kasse niedergelegten und angesam- am 1. Juli gezahlt. melten Kapitalien erfolgt auf Ver­ § 3 Sparkassenbücher langen der Einleger in der Art, daß Jeder Einleger erhält bei der ersten § 6 Summen bis zu 10 Rthlr. einschließ- Einzahlung ein von einem Mitgliede Die bis zum Schlusse des Jahres nicht lich sofort, Summen von 10 Rthlr. des Vorstandes und dem Rendanten erhobenen Zinsen wachsen dem bis 25 Rthlr. einschließlich nach der Sparkasse vollzogenes Quittungs- Kapitale zu und werden mit diesem vierzehntägiger, größere Summen bis buch, welches auf den Namen des nach den vorstehenden Grund­ zu 100 Rthlr. nach zweimonatlicher Einlegers ausgestellt wird, und einen saetzen weiter verzinst; wenn sich Kündigung und Summen von 100 Abdruck dieses Grundgesetzes, jedoch der Inhaber eines Sparkassen- Rthlr. und darüber erst nach drei­ ingleichen eine Tabelle enthält, aus buches zur Erhebung der Zinsen drei- monatlicher Kündigung zurückge- welcher die Verzinsung jeder Einlage ßig Jahre hindurch nicht meldet, so zahlt werden, wobei es sich von selbst von Einem bis Hundert Thaler nach hört mit dem Ablaufe dieses versteht, daß die nach § 7 angekauf- den Bestimmungen dieses Grundge- Zeitraumes jede weitere Verzinsung ten Staatspapiere sofort ausgehändigt setzes zu ersehen ist. Sämtliche Quit- seines Guthabens auf. werden. Der Einleger kann ebenso tungsbücher werden unter fortlaufen- § 7 Separatfonds wie sein ganzes Guthaben, auch der Nummer ausgestellt. Für jedes Uebersteigt der Betrag eines Sparkas- einen Theil desselben zurückfordern. Quittungsbuch werden zwei Silberg- senbuches durch fortgesetzte Einla- roschen, jedoch erst bei Abhebung § 9 gen oder Zinsenzuwachs die Summe der Einlage bezahlt. Auch der Sparkasse steht die Kündi- von 200 Rthlr., so wird für Rechnung gung zu, welche hinlänglich bewirkt § 4 Verzinsung des Interessenten ohne weitere Rück- ist wenn die Nummer des Quittungs- Die Sparkasse verzinst alle bei ihr sprache mit ihm ein öffentliches, buches dreimal von 8 zu 8 Tagen in niedergelegten Summen, insofern sie pupillarische Sicherheit gewährendes dem Wochenblatte, oder falls solches mindestens den Betrag von 1 Thaler Papier eingekauft, solches nach Gat- zur Zeit der Kündigung nicht beste- erreicht haben mit 3 1/3 pro Cent tung, Letter und Nummer bei seinem hen sollte, in den öffentlichen Anzei- jährlich oder mit 1 Sgr. für den Tha- Konto vermerkt und der dafür gezahl- gen des Regierungs-Amtsblattes auf- ler. Groschen und Pfennige werden te Courspreis sammt etwaigen Ausla- gerufen worden ist. nicht verzinst. Die Zinsen werden gen verrechnet. Der Einleger wird vom ersten Tag des nächsten Monats dadurch Eigenthümer des eingekauf- nach der Einzahlung an gerechnet, ten Papiers, daher er den durch 39 § 10 desjenigen Kalender-Quartals, in gestellt ist, als des angeblichen Die Sparkasse ist befugt, jedem Inha- welchem die Anzeige des Verlustes Verlier­­ers ber des Sparkassenbuches den danach bei der Kasse gemacht worden ist, cc) des Betrages der Summe, über zu entrichtenden Betrag auszuzahlen als auch der des folgenden Kalen- welche dasselbe zur Zeit des und die Kommune leistet nach Einlö- der-Quartals abzuwarten. Wird angeblich geschehenen Verlustes sung des Buches dem Einzahler oder innerhalb dieses Zeitraumes das lautete dessen Erben keine weitere Gewähr, verlorene Buch durch einen ande- dafern nicht vor der Auszahlung ein ren als den Anzeiger des Verlustes durch das am meisten gelesene der Protest dagegen eingelegt worden ist. bei der Kasse präsentiert, so hält an dem Orte erscheinenden solche dasselbe an, übersendet es öffentlichen Blätter – oder falls es § 11 dem Ortsgerichte, und verweiset derer dort nicht giebt – durch das Damit aber auch der Inhaber eines sowohl den Präsentanten, als den- Amtsblatt des Regierungsbezirks Sparkassenbuches sich beim Verluste jenigen, der den Verlust angezeigt mit der Aufforderung bekannt zu desselben möglichst sicher stellen hat, an dieses Gericht zur Erörte- machen: „daß ein Jeder, der an könne, hat das Gesetz vom 12. rung ihrer Ansprüche an das dem verlorenen Sparkassenbuche Dezem­ber 1838 folgendes verordnet: Eigenthum des Buchs. irgend ein Anrecht zu haben ver- a) Derjenige, welchem durch Zufall meint, sich bei dem Gerichte und d) Ist aber die bei c) gedachte Frist ein Sparkassenbuch gänzlich ver- zwar spätestens in dem (näher zu verstrichen, ohne daß das Buch nichtet oder verloren gegangen bezeichnenden) Termine melden zum Vorschein gekommen, so ist, muß, wenn er an dessen Stelle und sein Recht näher nachweisen er­theilt die Kasse dem angeblichen ein anderes wieder zu erhalten möge, widrigenfalls das Buch für Verlierer hierüber eine Beschei­ wünscht, den Verlust sofort nach erloschen erklärt und dem Verlie- nigung, und eine aus ihren Kassen- dessen Entdeckung der Kassenbe- rer ein neues an dessen Stelle aus- büchern zu fertigende Abschrift hörde anzeigen, welche denselben, gefertigt werden solle“. Beläuft des Kontos des verlorenen Buchs, ohne sich um die Legitimation des sich der Betrag des Sparkassenbu- beides gegen bloße Erlegung der Inhabers zu bekümmern, in ihren ches auf weniger als 50 Rthlr., so Kopialien. Unter Einreichung Büchern vermerkt. wird der Edictaltermin, auf vier dieser Abschriften und unter dem Wochen hinaus vom Tage der b) Vermag derselbe die gänzliche Erbieten, sein Eigenthum an dem Bekanntmachung an gerechnet, Vernichtung des Buches auf eine Buche und dessen Verlust eidlich angesetzt, und letztere einmal in nach dem Ermessen der Kassenbe- bewirken zu wollen, kann dem- jenes öffentliche Blatt inseriert. hörde überzeugende Art darzu­ nächst der Verlierer das öffent­- Bei Beträgen zwischen 50 und 100 thun, so wird ihm von derselben liche Aufgebot und die Amorti­ Rthlr. ist eine achtwöchentliche ohne Weiteres ein neues Buch auf sation bei dem Ortsgericht Edictalfrist und eine zweimalige Grund der Kassenbücher ausgefer- nachsuchen. Insertion, bei Beträgen von 100 tigt. In allen übrigen Fällen muß e) Letzteres hat den Verlust des Rthlr. oder darüber aber eine Edic- das verloren gegangene Buch Buches unter Angabe talfrist von drei Monaten und eine gerichtlich aufgeboten und amor- dreimalige Insertion erforderlich. tisiert werden. aa) der Nummer desselben f) meldet sich bis zum Edictaltermine c) Vor Einleitung dieses letzten Ver- bb) der Namen sowohl dessen, auf in demselben Niemand, der auf fahrens aber ist sowohl der Ablauf welchen dasselbe ursprünglich aus- DAS STATUT DER STÄDTISCHEN SPARKASSE ZU MÜNCHEBERG VON 1847 40 das Buch Anspruch macht und § 12 Rendantur § 15 leistet der angebliche Verlierer Die Sparkasse wird von einem Die Sparkasse bildet einen, von demnächst folgenden Eid ab: „daß Rendanten verwaltet, welchen der anderen Kassen der Stadtverwaltung er das Buch besessen und das ihm Magistrat ernennt, in sofern die unvermischt zu erhaltenden Fonds. solches verloren gegangen sei“, Stadtverordneten nicht gegründete Diejenigen Dokumente, welche für so faßt alsdann das Gericht das Ausstellungen gegen den Gewählten die Einlage Kapitalien erlangt wer- Präklusions-­ und Amortisations- zu machen haben. Der Rendant den, müssen abgesondert verwahrt Erkenntnis ab, welches dem Verlie- bestellt eine Kaution von 300 Rthlr. und die davon eingehenden Zinsen rer zu publicieren und 14 Tage an und bezieht als Besoldung 2/3 Prozent lediglich beim Fonds der Sparkasse der Gerichtsstelle auszuhängen ist. von dem am Schlusse des Rech- wieder verrechnet werden. nungsjahres in der Sparkasse vor­ g) Sobald das Erkenntnis rechtskräf- § 16 Reservefonds handenen Gesamtbestände. tig geworden ist, hat die Sparkasse Gewährt die Sparkassenverwaltung auf Grund desselben dem Verlierer § 13 Verwaltungsbehörde Ueberschüsse, so müssen dieselben ein neues Buch unentgeldlich aus- Alle Sparkassenangelegenheiten wer- zinsbar angelegt und als ein zur Dec- zufertigen. den unter Aufsicht der Staatsbehörde kung etwaiger Ausfälle bei der Spar- von einem Vorstande bearbeitet, kasse bestimmter Reservefonds ver- h) Die Kosten des gerichtlichen Ver- welcher aus einem Magistratsmitglie- waltet werden. Erreichen die fahrens trägt der Verlierer, doch de und drei aus den Stadtverordneten Ueberschüsse eine höhere Summe als sind ihm, wenn der Gegenstand und der Bürgerschaft zu wählenden für den angegebenen Zweck erforder- 100 Rthlr. und darüber beträgt Mitgliedern zusammengesetzt ist. Auf lich scheint, so kann die Stadt mit außer den Insertionskosten, dem den Sparkassen Vorstand finden die Genehmigung des Oberpräsidenten Porto und den Stempeln nur Bestimmungen über städtische Depu- über einen Theil derselben zu ande- Kopialien, bei kleineren Summen tationen Anwendung. ren öffentlichen Zwecken disponie- dagegen nur Porto und Kopialien, ren, wenn nach Abzug der zu ver- Insertionsgebühren aber nur dann § 14 Verwaltung / Grundsätze wendenden Summen noch ein in Ansatz zu bringen, wenn das Die Bestände der Sparkasse können angemessener Reservefonds übrig Blatt, in welches die Bekanntma- nach dem Ermessen des Vorstandes bleibt. chung aufgenommen worden, für auf erste oder fernere Hypotheken, Rechnung von Privatpersonen jedenfalls aber innerhalb der ersten § 17 Formeller Geschäftsgang herausgegeben wird, indem die Hälfte des Werthes des verpfändeten Die Sparkasse befindet sich im Rat- Königliche Regierung für solche Grundstückes, oder inländischen haus und ist behufs der Ein- und Aus- Fälle die Stempelabgabe erlassen, Staatspapieren, Pfandbriefen und zahlungen wöchentlich einmal, am und insofern die Insertion in solchen Eisenbahnactien, in welchen Montage von 9 bis 12 Uhr geöffnet, einem für Rechnung des Staates Pupillengelder nach dem Gesetz außerdem am 31. December und am gedruckten Blattes erfolgt, solche untergebracht werden können, oder 1. Juli, oder wenn dies Sonntage sind, unentgeldlich bewirken lassen gegen Verpfändung solcher Papiere am nächsten Wochentage (§ 5). An will. zinsbar angelegt werden. jedem Kassentage ist ein Mitglied des Vorstandes gegenwärtig, welcher die ausgegebenen Sparkassenbücher mit vollzieht (§ 3) und ein Annotations- buch über alle vorkommenden Einla- 41 gen und Auszahlungen führt. Jeder § 20 Magistrats und der Stadtverordneten Einleger erhält ein besonderes Konto Jeder Inhaber eines Sparkassenbuchs erfolgen. Sie muß jedoch dreimal von unter der Nummer seines Quittungs- erhält bei nächster Präsentation des- 6 zu 6 Wochen durch das Wochen- buches und alle späteren Nachzah- selben die eben erwähnte Verwal- blatt und wenn dasselbe nicht mehr lungen und Zuschreibungen für den- tungs-Uebersicht und Nachweisung erscheinen sollte, durch den öffentli- selben Einleger kommen unter unentgeldlich. Der Rendant hat die chen Anzeiger des Regierungs-Amts- derselben Nummer und in demselben Aushändigung in dem Sparkassen­ blattes und zwar in der Art bekannt Quittungsbuche vor. buche zu vermerken. Bemerkt der gemacht werden, daß die erste Inser- Inhaber in der Nachweisung eine tion mindestens 6 Monate vor dem § 18 Abweichung von seinem Quittungs- Auflösungstermin erfolgt. Jeder Ein- Die Kasse wird monatlich durch den buche, so hat er dies dem Vorstande leger erhält alsdann sein vollständi- Vorstand revidiert. Außerordentliche so gleich anzuzeigen. ges Guthaben zurück, die bis zum Revisionen werden jährlich minde- Auflösungstermin nicht erhobenen stens einmal durch den Vorstand § 21 Abänderung des Grundgesetzes Gelder werden dem Stadtgericht ad oder den Magistratsdirigenten vorge- Aenderungen des Grundgesetzes depositum übergeben und mit dieser nommen. Die Revisions Protokolle können auf Beschluß des Magistrats Deponierung hört jeder Anspruch und Abschlüsse werden dem Magi- und der Stadtverordneten und mit an die Sparkasse auf. Ueber die Ver- strat und den Stadtverordneten Genehmigung des Oberpräsidenten wendung der etwa vorhandenen vorgelegt. erfolgen. Ist die Genehmigung ein­ Ueberschüsse (der Reservefonds) gegangen, so wird die beschlossene § 19 beschließen der Magistrat und die Aenderung durch dreimalige Hinsichtlich der Legung, Revision Stadtverordneten wie über andere Bekanntmachung in dem Wochen- und Dechargirung der Sparkassen- städtische Kaptitalien. blatte, oder falls dasselbe nicht mehr rechnung gelten die für das städtische erscheinen sollte, in dem öffentli- Müncheberg, den 14. Januar 1847 Rechnungswesen überhaupt erlasse- chen Anzeiger des Regierungs-Amts- nen Vorschriften. Alljährlich im blattes zur Kenntnis der Interessen- Januar erläßt der Vorstand unter Der Magistrat ten gebracht, mit der Aufforderung: Mitunterschrift des Rendanten eine Roedelius, Kluge, Lehmann, „binnen acht Wochen, vor der letz- Verwaltungs-Uebersicht und eine Krahmer, Doering ten Einrückung an gerechnet, sich Nachweisung drucken und dem darüber zu erklären, ob sie sich der Die Stadtverordneten Wochenblatte in Müncheberg bei­ Aenderung unterwerfen oder ihre Rademacher, Müller, Franck, Paul, legen aus der zu ersehen ist, welche Einlagen nebst Zinsen zurückverlan- Espig, Gunnoltz Summe am 31. December des vergan- gen. Von Demjenigen, welcher sich genen Jahres für jede Nummer bei Der Vorsteher in dieser Frist nicht erklärt, wird der Sparkasse vorhanden war. Die Ahrendts angenommen, daß er sich der Aende- Namen der Interessenten werden rung unterwerfe.“ Der Protokollführer hierbei nicht ausgegeben, auch darf Dölle weder ein Vorstands Mitglied noch § 22 Auflösung der Sparkasse der Rendant irgend eine Auskunft Auch die Auflösung der Sparkasse über den Beitritt oder die Sparkassen- kann mit Genehmigung des Ober- Anmerkung der Redaktion: Rechtschreibung und Grammatik Kapitalien der Theilnehmer geben. Präsidenten durch Beschluß des entsprechen dem Originaldokument 42

Marianne Sagray

DIE AUTOREN

05.08.1936 geb. in Bad Freienwalde 1951–1953 Lehre bei der Kreisspar- kasse Oberbarnim bis 1957 Kontenführerin 1958 Hauptkassiererin 1959–1960 Bilanzbuchhalterin 1961–1965 Innenrevisorin 1966–1969 Leiterin der Abteilung Zahlungs­verkehr 1970–1977 Leiterin des Buchungs- zentrums 1978–1985 Leiterin der Abteilung Sparwesen und Stellver- treterin des Direktors 1985–1987 amtierende Direktorin 1987 Berufung zur Sparkas- sendirektorin 1991–1994 Mitglied des Vorstandes 19.06.1925 in Platkow geboren 1941–1943 Lehre bei der Ortskran- kenkasse des Kreises Lebus Walter Mahling 1949–1955 Buchhalter in der Hauptstelle Seelow der Sparkasse des Kreises Lebus bzw. Seelow 1955–1965 Sparentwickler 1965–1990 Abteilungsleiter Spar- kassenwesen und Zweig- stellenorganisation, Abteilungsleiter Zahlungsverkehr 1990 Hilfe bei der Währungs- union

05.08.1927 in Schönwalde (Spree- wald) geboren 1943–1944 Lehre bei der Hauptspar- kasse der Niederlausitz, Lübben 1945 Kriegsgefangenschaft 1946–1950 Anstellung bei der Landeskreditbank 1950 Wechsel zur Sparkasse Kreis Lübben als Haupt- kassierer, -buchhalter und Gerhard Schulz Leiter der Giroabteilung 1952–1958 Revisor und Wechsel zur Kreis­sparkasse Strausberg 1958–1963 Leitung der Hauptge- schäftsstelle 1964–1965 kommissarischer Direktor 1966–1970 Abteilungsleiter Zah- lungsverkehr, Rech- nungswesen und Kredite 1971–1990 Direktor der Kreisspar- kasse Strausberg 1991–1992 Vorstandsvorsitzender 44

IMPRESSUM Quellen und Fotos Michael Schimmel, Strausberg Heimatmuseum Strausberg Klaus Stieger, Müncheberg Foto-Fabry, Rüdersdorf

Redaktion Sparkasse Märkisch-Oderland

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