Kultur Album. Das soll nun mit respektvollem nogue einlud. Den ersten Erfolgssong „I POP Abstand erst im Januar erscheinen: „Es Should Be So Lucky“ wollen die Reißbrett- wäre einfach geschmacklos gewesen, jetzt Songtüftler in zehn Minuten aufs Papier Heißester Platz eine CD, die ,Unmögliche Prinzessin‘ gezaubert haben, während Kylie im Vor- heißt, zu veröffentlichen“, sagt sie. zimmer wartete. Und auch der Rest, so sagt Den aktuellen Rummel um den gewan- Minogue grinsend, „ist Legende“. auf Erden delten Popstar wird das kaum bremsen, Es folgten allerlei charmant belanglose zumal in den nächsten Monaten zwei neue Hits wie „“, „Hand on Londons Glamourszene feiert sie Minogue-Singles in die Plattenläden kom- Your Heart“ und „“. men. Die britischen Musikmagazine prä- Kylie hatte dabei nicht viel zu tun; sie kam als Sexsymbol der Saison – nur sentieren auf ihren Covern Minogue in regelmäßig ins Büro und sang, was man ihr mit dem Titel ihrer jüngsten Platte Femme-fatale-Pose, die Boulevardblätter vorlegte. Bis sie eines Tages keine Lust passierte der Australierin erzählen fast täglich Neues über ihre Aus- mehr hatte. „Ich war nicht undankbar, aber ein Fehlgriff. flüge ins Nachtleben. älter geworden, und weil ich nicht blöd bin, wollte ich natürlich ein ls Teenager war sie ein Fernsehstar, bißchen mitbestimmen.“ mit 20 hatte sie mit netten Schla- Das allerdings war nicht Agern die Popwelt erobert, und selbst vorgesehen im Hause die Schwulen fanden sie so süß, daß sie sie Stock, Aitken, Waterman, als Idol verehrten. Im vergangenen Jahr und so trennte man sich tauchte Kylie Minogue dann plötzlich in mehr oder weniger einver- einem sensationellen Videoclip als Ophelia nehmlich. aus einem Seerosenteich auf und hauchte Roboter, die sich selb- im Duett mit dem ansonsten eher grimmi- ständig machen, enden gen Underground-Poeten Nick Cave die meist als Witzfiguren. Mi- grandiose Wehmutsnummer „Where the nogue aber war schlauer Wild Roses Grow“. als Kollegen wie Rick Ast- Nun, mit 29, hat Minogue ihre blonden ley oder Locken gegen coole dunkle Strähnen ein- und suchte sich neue Part- getauscht und probiert schon wieder ein ner: „Ich habe nie gesagt, paar neue Rollen aus. Zum Beispiel hat sie daß ich keine Hilfe benöti- sich neulich mit einem grasgrünen Dra- ge – und deshalb bin ich chen unterhalten. Der wollte wissen, ob noch da.“ sie sich mehrmals am Tag die Zähne putze Beistand fand sie unter und was von den Spice Girls zu halten sei: anderem bei Michael „Es war lustig“, berichtet die Sängerin, Hutchence, dem Sänger „vor allem, weil das Monster die ganze der Band INXS. Der gern Zeit kleine Flammen spuckte.“ mit seinen Muskeln prah- Der Auftritt im britischen Kinderfern- lende MTV-Rocker näher- sehen war nur eine kleine Flucht aus Mi- te sich eines Abends der nogues ziemlich stressigem Arbeitsalltag. als niedlich, aber bieder Vor allem die Medien ihrer Wahlheimat geltenden Kylie und fragte Großbritannien feiern die Australierin der- sie: „Hallo, wie geht’s, was zeit als neue Göttin der Coolness: „Sie ist wollen wir nun tun, erst es- die Frau, die durch ihre Anwesenheit jede sen oder Sex haben?“ Statt Party, jede Modeschau und jedes Restau- schreiend zu flüchten,

rant zum heißesten Platz auf Erden M. MATTOCK blieb Minogue, die beiden macht“, schwärmt das Londoner Hoch- Sängerin Minogue: Plus auf dem Himmelskonto wurden ein Paar – und Ky- glanzblatt tatler. lie lernte viele neue inter- Seit ziemlich genau zehn Jahren ist Minogue lächelt über all das hinweg und essante Menschen kennen. So lieferte für Kylie Minogue, von ihren Verehrern sagt, sie betrachte ihr Leben bis heute als ihre aktuelle Single „“ schlicht Kylie genannt, im Popgeschäft. wunderbaren Traum. „Wenn es so was wie die lässige Britpop-Band Manic Street Und nun scheint es, als sei sie unter all den ein himmlisches Konto gibt, dann bin ich Preachers musikalische Rückendeckung. selbsternannten Königen und Königinnen sagenhaft im Plus.“ Mehr als 14 Millionen Platten hat Ky- des kunterbunten Show-Universums die Minogue begann Mitte der achtziger lie Minogue bisher verkauft – da kann einzige, die den Adel einer Pop-Prinzessin Jahre in der australischen Soap-opera sie es sich leisten, ein paar ihrer Songs tatsächlich beanspruchen darf. Bilden- „Nachbarn“. Da hatte sie nicht mehr zu neuerdings selber zu verfassen, in irrwit- de Künstler wie Sam Taylor Wood und tun, als „in verdreckten Overalls in einer zigen Trash-Filmen herumzutoben oder Damien Hirst huldigen der für spekta- Autowerkstatt rumzuliegen und die ganze sich gratis für Videoinstallationen abfilmen kuläre Auftritte berüchtigten Minogue Zeit zu lächeln“ – so behauptet sie jeden- zu lassen. ebenso leidenschaftlich wie der Kinostar falls. Trotzdem wurde die TV-Serie vor al- Wenn sie im kommenden Jahr auf Jean-Claude Van Damme und die Musi- lem dank Minogues Mädchen-Strahlkraft Tournee geht, will sie sich mit einer Rock- kerkollegen Lenny Kravitz, Prince und in vielen Ländern ein Quotenrenner. band präsentieren. „Dann spielen wir eine Tricky. Und weil sie nicht bloß zauberhaft zu Hardrock-Version von ,I Should Be So Da hätte der für Minogues neues Album lächeln verstand, sondern ihre Fernseh-Ga- Lucky‘“, sagt sie, „und ich wälze mich dazu geplante Titel „Impossible Princess“ also gen in Gesangsstunden investierte, dauerte fauchend über den Boden.“ Klingt, als vorzüglich gepaßt – doch nach dem Tod es nicht lange, bis das in den achtziger Jah- habe der Dialog mit dem grasgrünen Dra- der realen Prinzessin Diana stoppte Kylie ren berühmte Londoner Schlagerprodu- chen Kylie Minogue zu neuen Glanztaten erst den Titel und schließlich ihr ganzes zenten-Team Stock,Aitken,Waterman Mi- inspiriert. ™

der spiegel 39/1997 239