Kanton Canton de Berne

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09.12.2020

Fachbericht Denkmalpflege

Geschäfts Nr. der Bewilligungsbehörde: 2020.DU.4783

Fraubrunnen: Revision der Ortsplanung Vorprüfung

1. Allgemeines Beurteilungsgrundlagen: - Unterlagen zur Ortsplanung vom Juli 2020

Gemäss dem Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) wurden Mülchi, Limpach und Büren zum Hof als Dörfer von nationaler Bedeutung bewertet. Somit gehören diese zu den herausragenden Ortsbildern im nationalen Vergleich. , Grafenried und wurden als regionale Ortsbilder und und als lokale Ortsbilder bewertet. Die kantonalen Bauinventare werden zurzeit im ganzen Kanton überarbeitet. Die Überprüfung der Einzelobjekte liegt frühestens ab dem Jahr 2021 vor, die Baugruppenüberprüfung ist hingegen bereits abgeschlossen und ist vorliegend.

2. Beurteilung Bauinventar Das Bauinventar soll behördenverbindlich festgesetzt werden. Die von der Denkmalpflege bereits überarbeiteten Baugruppen wurden in der vorliegenden Planung bereits berücksichtigt. Die Baudenkmäler wurden im Zonenplan als Punkte bezeichnet. Für die genaue Lesbarkeit, aber auch für die einheitliche Darstellung von Nutzungsplänen im Kanton Bern, empfehlen wir die Gebäude als farblich ausgefüllte Objekte darzustellen.

Ortsbildschutzperimeter Der Ortsbildschutzperimeter ist mancherorts gegenüber der Baugruppe zu klein definiert worden. Gerade im Bereich der Perimetergrenze sind erhöhte gestalterische Massnahmen sehr wichtig für den Qualitätserhalt eines Ortsbildes. Der Ortsbildschutzperimeter muss mindestens den Umfang einer

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Baugruppe aufweisen. Er kann jedoch auch grösser gewählt werden, wenn die erhöhten gestalterischen Ansprüche auch ausserhalb der Baugruppe angewendet werden sollen (wäre sicher in einem ISOS- National zielführend). Die Ortsbildschutzperimeter sind entsprechend den Baugruppen anzupassen, dies z.B. in folgenden Bereichen: - Baugruppe A (Fraubrunnen): Im ganzen Umkreis der Baugruppe wurde der Ortsbildschutzperimeter kleiner ausgeschieden. Hier bestehen wichtige bauliche Strukturen wie auch Freiflächen, welche zwingend in den Ortsbildschutzperimeter integriert werden müssen. - Baugruppe C: Im nördlichen Bereich ist der Ortsbildschutzperimeter über die Einfamilienhäuser gemäss Baugruppe zu legen. Genau hier ist es enorm wichtig, dass bauliche Massnahmen erhöhten gestalterischen Ansprüchen genügen müssen. Wir empfehlen, den Perimeter sogar auch über die beiden noch unbebauten Parzellen zu legen. Auch hier gehen wir aus, dass sich Neubauten zwischen dem historisch wichtigen Kirchenbezirk und angrenzendem vorzüglichen Baudenkmal, hohen ortsbaulichen Anforderungen gerecht werden muss. - Baugruppe I (Büren zum Hof): Im Bereich der Wohnzone im Ortsbildvordergrund ist der Ortsbildschutzperimeter entsprechend der Baugruppe auszuscheiden. - Baugruppe L (Zauggenried): Im westlichen Ende fehlt ein Teil der Baugruppe im Ortsbildschutzperimeter. Auch im südlichen Teil ist der Spickei der Mischzone in den Ortsbildschutzperimeter zu integrieren. Wir empfehlen auch die angrenzende freie Parzelle in den Ortsbildschutzperimeter aufzunehmen, den hier ist eine allfällige Neubebauung ortsbildrelevant. - Baugruppe G Limpach: Der Ortsbildschutzperimeter ist in mehreren Teilen zu klein ausgeschieden. Verschiedenen Bereiche erachten wir als ortsbildrelevant (auch im ISOS-Bereich), welche nicht im Ortsbildschutzperimeter liegen. Auch hier gilt im Minimum die Baugruppe als Vorgabe und muss ergänzt werden. - Baugruppe H Mülchi: Der Ortsbildschutzperimeter ist in mehreren Teilen zu klein ausgeschieden. Verschiedenen Bereiche erachten wir als ortsbildrelevant (auch im ISOS-Bereich), welche nicht im Ortsbildschutzperimeter liegen. Auch hier gilt im Minimum die Baugruppe als Vorgabe und muss ergänzt werden. (GV Art.1 Oa ff sowie Art. 86 BauG)

ISOS Das ISOS wird im Erläuterungsbericht würdig beschrieben und die Umsetzung auf kommunaler Stufe erläutert. Eine effektive Anwendung des ISOS als Instrument direkt in den Zonenplan ist jedoch nicht ersichtlich. Untenstehend haben wir das ISOS (national) mit dem Zonenplan überlagert und stellen fest, dass es Konflikte gibt, welche nicht bearbeitet wurden. Für ein Ortsbild von nationaler Bedeutung sind die Freiflächen mit dem höchsten Erhaltungsziel a von sehr wichtiger Bedeutung (römische Zahlen), weshalb sie gemäss ISOS auch als Flächen «Erhalten der Beschaffenheit als Kulturland oder Freifläche» definiert werden und als «kein Baugebiet» deklariert sind.

Büren zum Hof In Büren zum Hof existieren kleinstrukturierte Neubaugebiete, welche sich in der Umgebungszone befinden (Wohnzone 2). Diese sind alle bereits bebaut. Da sie alle stark ortsbildrelevant sind, sollten diese Gebiete zumindest in den Ortsbildschutzperimeter gehören. In der wichtigen ISOS-Umgebungszone im Bereich der Grünzone befinden sich auch die Parzellen 149 und 441 (südlicher Dorfrand), welche in der Kernzone liegen. Hier besteht ein erheblicher Zielkonflikt, indem eine Bauzone gemäss ISOS nicht bebaut werden kann. Wir schätzen diese Parzellen am südlichen Dorfrand als ortsbildrelevant ein und könnten aufgrund des äusseren Ortsbildes einer Bebauung kaum zustimmen. Hier sind planerische Massnahmen notwendig, der Zonenplan muss das ISOS berücksichtigen. (GV, VISOS)

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ISOS Büren zum Hof mit Zonenplan

Limpach In Limpach fällt bei der überlagerten Darstellung mit dem ISOS die Umzonung/Einzonung der Arbeitszone Moosgasse auf. Der heute bereits eingezonte Teil ragt in die unerlässliche ISOS-Freifläche. Da diese Fläche bereits eingezont ist und entsprechend auch genutzt wird, ist eine Umzonung nachvollziehbar. Einerweiteren Einzounung im Bereich einer ISOS-Umgebungsrichtung mit dem höchsten Erhaltungsziel a (Erhalten der Beschaffenheit als Kulturland oder Freifläche, kein Baugebiet) können wir nicht zustimmen. Da eine Einzonung eine Bundesaufgabe darstellt, und mit dem ISOS ein Bundesinteresse gegenübersteht, wäre hier sowiso ein Gutachten der Bundeskommission ENHK/EKD notwendig. (GV, VISOS)

ISOS Limpach mit Zonenplan

Mülchi In Mülchi fällt bei der überlagerten Darstellung mit dem ISOS die unüberbaute Parzelle 225 am westlichen Dorfrand auf. Dies befindet sich hinter Bauinventarobjekten und betrifft die ISOS- Umgebungsrichtung I (unverbaute Limpachebene) mit dem höchsten Erhaltungsziel a (Erhalten der Beschaffenheit als Kulturland oder Freifläche, kein Baugebiet). In der vorliegenden Ortsplanung wurde die Thematik des ISOS versus Baulandfläche nicht thematisiert. Ebenso handelt es sich um einen wichtigen Landschaftsraum der Schutzobjekte. Wir gehen davon aus, dass diese Fläche nicht bebaut

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werden kann, eine Auseinandersetzung mit dieser Fläche und raumplanerische Massnahmen sind aufzuarbeiten. Weiter soll auf der Parzelle 297 der rückwärtige Freiraum von Schutzobjekten eingezont werden. Einerseits ist der Rückraum wichtiger Landschaftsraum der Schutzobjekte, andererseits betrifft die Einzonung die Umgebungszone I (unverbaute Limpachebene) mit dem höchsten Erhaltungsziel a (Erhalten der Beschaffenheit als Kulturland oder Freifläche, kein Baugebiet). Auf ortbauliche Fragen wie auch zu Fragen des historischen Ortsbildes geht die Ortsplanung bei diesen Einzonungen nicht ein. Wir können dieser Einzonung nicht zustimmen. Da eine Einzonung eine Bundesaufgabe darstellt, und mit dem ISOS ein Bundesinteresse gegenübersteht, wäre hier sowiso ein Gutachten der Bundeskommission ENHK/EKD notwendig. (GV, VISOS)

ISOS Mülchi mit Zonenplan

Baureglement Art. 2.4. Dachgestaltung Die Dachlandschaft ist ein wichtiger Bestandteil der wertvollen Ortsbilder. Dachaufbauten auf einer Gesamtlänge von2/3 der Gebäudelänge führen zu einer Auflösung der einzelnen Dachflächen und damit zu einer unruhigen Dachlandschaft. Besonders auf eingestuften Objekten sowie in Ortsbildschutzgebieten wird dadurch die ruhige Dachlandschaft gestört und das äussere Ortsbild beeinträchtigt. Weiter verstärken neu erstellte Dachaufbauten die Wirkung der Dachfläche im Gesamtbild eines Gebäudes. Dachflächen mit einem proportional so hohen Anteil an Dachaufbauten waren historisch nicht üblich. Entsprechend sollen sich neue Dachaufbauten dem architektonischen Gesamtbild der Schutzobjekte und des Ortsbildes unterordnen. Die nachfolgenden Anliegen entsprechen unseren grundsätzlichen Forderungen im Baubewilligungsverfahren, welche sich aus der langjährigen Erfahrung konsolidiert haben und im Sinne einer unite de doctrine seitens unsere Fachstelle so praktiziert werden. Das Baureglement ist wie folgt zu präzisieren: In Ortsbildschutzgebieten und bei Schützens- und erhaltenswerten Baudenkmälern darf die Gesamtlänge der Dachaufbauten 1/3 der Fassadenlänge des obersten Geschosses nicht überschreiten. Dacheinschnitte sind bei K-Objekt nicht zulässig. GV Art 10a ff BauG

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Freundliche Grüsse

Denkmalpflege

Adrian Stäheli Bauberatung und Ortsbildpflege