LANDTAG RHEINLAND-PFALZ Drucksache 18/342 17. Wahlperiode zu Drucksache 18/271 22. 06. 2021

Antwort des Ministeriums der Finanzen auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Wagner (CDU) – Drucksache 18/271 –

Ausfall von Gewerbesteuereinnahmen im Wahlkreis 39

Die Kleine Anfrage – Drucksache 18/271 – vom 15. Juni 2021 hat folgenden Wortlaut: Infolge der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie kam es bei vielen Unternehmen zu Umsatzeinbußen. Der daraus folgende Ausfall von Gewerbesteuereinnahmen trifft Kommunen in der ganzen Bundesrepublik. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung setzt einen der Schwerpunkte auf die finanzielle Unterstützung der Kommunen. So sollen Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer von Bund und Ländern zu gleichen Teilen mit einem pauschalen Ausgleich kompensiert werden. 6,1 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt stehen dafür zur Verfügung. Über den konkreten Verteilungsmechanismus entscheiden die Länder mittelbar im Sinne der hierfür entwickelten Leitprinzipien des Bundes. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Wie hoch war der Ausfall von Gewerbesteuereinnahmen im Jahr 2020 im Vergleich zu den Jahren 2019 und 2018 im Wahlkreis 39 (bitte um eine Darstellung nach den jeweiligen Gebietskörperschaften im Wahlkreis 39)? 2. Inwieweit gedenkt die Landesregierung, weitere Ausfälle von Gewerbesteuereinnahmen und die darüber hinausgehende finanzielle Mehrbelastung der Kommunen infolge der Corona-Pandemie auszugleichen? Das Ministerium der Finanzen hat die Kleine Anfrage namens der Landes­regierung mit Schreiben vom 22. Juni 2021 wie folgt beantwortet:

Vorbemerkung: Mit Artikel 1, Nr. 8 des Landesgesetzes zur Änderung des Landesfinanzausgleichsgesetzes und anderer Landesgesetze mit Kommu- nalbezug vom 18. November 2020, GVBl. S. 606, hat der rheinland-pfälzische Landtag die Verteilung der jeweils hälftig vom Bund und dem Land getragenen Gewerbesteuerkompensationsmittel für das Jahr 2020 in Höhe von 412 Mio. Euro sowie gleichzeitig allein landesfinanzierte Kompensationsmittel für das Jahr 2021 in Höhe von 50 Mio. Euro beschlossen. Zur Beurteilung der Höhe der Gewerbesteuermindereinnahmen wurde insbesondere aus einem mehrjährigen Durchschnitt ein Soll-Betrag ermittelt, der sodann mit den Ist-Netto-Gewerbesteuereinnahmen des Zeitraums 1. Januar 2020 bis 31. März 2021 verglichen wird. Hinsichtlich der detaillierten Berechnungsmechanismen wird auf dieses Gesetz verwiesen. Vor diesem Hintergrund beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Zu Frage 1: Der Wahlkreis 39 (Speyer) umfasst die kreisfreie Stadt Speyer sowie vom Rhein-Pfalz-Kreis die verbandsfreie Gemeinde Schiffer- stadt und die Verbandsgemeinde Römerberg- mit ihren Ortsgemeinden Dudenhofen, Hanhofen, und Rö- merberg. Die Netto-Gewerbesteuereinnahmen (Brutto-Gewerbesteuereinnahmen abzüglich der Gewerbesteuerumlage) der Jahre 2018 bis 2020 entwickelten sich wie folgt (in Euro):

Differenz Differenz 2020 zu 2020 zu Gemeinde GWE 2018 GWE 2019 GWE 2020 2018 2019 Speyer, kfr. Stadt 32.413.546 44.376.261 40.674.340 8.260.794 -3.701.921 , Stadt 5.586.879 5.984.632 4.383.059 -1.203.820 -1.601.573 Dudenhofen 924.311 1.443.851 1.006.957 82.646 -436.894 Hanhofen 329.517 366.180 338.339 8.822 -27.841 Harthausen 732.748 1.318.873 1.002.425 269.677 -316.448 Römerberg 1.903.883 1.602.132 1.919.678 15.795 317.546 GWE = Netto-Gewerbesteuereinnahmen

Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 5. Juli 2021 b. w. Drucksache 18/342 Landtag Rheinland-Pfalz – 18. Wahlperiode

Es sei darauf hingewiesen, dass die erfragten und in der Tabelle ausgewiesenen Differenzbeträge bewusst nicht als alleinige Grund- lage für die Verteilung der Gewerbesteuerkompensationsmittel herangezogen wurden. Der Gesetzgeber hat sich für einen mehr- jährigen Durchschnittswert als Bezugsbasis entschlossen, um die für die Gewerbesteuer bekannte Volatilität des Aufkommens nicht über die Höhe der Kompensationsmittel bestimmen zu lassen. Nachrichtlich Gewerbesteuerkompensationszahlung für das Jahr 2020 und Basisdaten hierzu in Euro: Durchschnitt Zahlungen GWE Sollbetrag Tats. GWE GKZ für Gemeinde 2011-2019 2020 2020 DELTA 2020* Speyer, kfr. Stadt 32.057.726 38.670.704 40.674.340 2.003.636 0 Schifferstadt, Stadt 5.045.030 6.449.675 4.383.059 -2.066.616 1.798.974 Dudenhofen 665.789 964.467 1.006.957 42.490 0 Hanhofen 354.159 480.637 338.339 -142.298 125.890 Harthausen 1.146.677 1.436.322 1.002.425 -433.897 484.096 Römerberg 1.583.677 2.156.079 1.919.678 -236.401 230.799

*Gemäß § 21 a Abs. 4 Satz 2 LFAG waren in die Ermittlung der endgültigen Kompensationszahlungen für 2020 auch die Ergebnisse der Gewerbe- steuereinnahmen im 1. Quartal 2021 einzubeziehen. GKZ = Gewerbesteuerkompensationszahlung

Zu Frage 2: Wie in der Antwort auf die Kleine Anfrage – Drucksache 17/14094 – ausgeführt, hat sich die Landesregierung bereits frühzeitig für weitere Kompensationszahlungen in 2021 ausgesprochen. Auf ihren Vorschlag hin hat der Landtag mit dem Landesgesetz zur Änderung des Landesfinanzausgleichsgesetzes und anderer Landesgesetze mit Kommunalbezug vom 23. September 2020, GVBl. S. 606 einstimmig beschlossen, die Hälfte der in der Steuerschätzung Mai 2020 erwarteten Mindereinnahmen mit 50 Mio. Euro zu kompensieren. Die 50 Mio. Euro des Landes wurden fristgerecht im Mai 2021 ausgezahlt. Die Verteilung dieser Mittel ist in § 21 a Abs. 5 Landesfinanzausgleichsgesetz geregelt und folgt dem Verfahren zur Verteilung der Mittel für 2020. Rückblickend ist festzustellen, dass in Rheinland-Pfalz im Jahr 2020 insgesamt deutlich höhere Gewerbesteuereinnahmen verzeich- net werden konnten, als noch zum Zeitpunkt der Steuerschätzung Mai 2020, die die Grundlage der Kompensationszahlung von 412 Mio. Euro bildete, angenommen. Mit 1 748 Mio. Euro lagen die Netto-Gewerbesteuereinnahmen rund 185 Mio. Euro unter- halb derjenigen des Vorkrisenjahres 2019 mit 1 933 Mio. Euro. Ferner geht die aktuelle Steuerschätzung Mai 2021 für das Jahr 2021 von Netto-Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 1 927 Mio Euro und damit nahezu vom Niveau des Jahres 2019 aus.

Doris Ahnen Staatsministerin