Nr. 98 3/2016

Mitteilungen des Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. –  – **************************** Vorstand und Redaktion wünschen allen Mitgliedern, ihren Verwandten und Bekannten sowie den Freunden des Vereins ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr. **************************** 2017Bildbeschreibungen Das Titelbild zeigt den Nordamerikane- Die Strichspuraufnahme Richtung Polar- bel (NGC 7000) im Sternbild Schwan, aufge- stern auf Seite 2 wurde aus 240 Aufnahmen nommen im August 2016 in Lübeck mit einer zusammengesetzt, die je 40 Sekunden belich- Atikone 6.0 (200mm, f/2.8, 62x 3nm Hα, 600s tet wurden (insgesamt 2h40m Belichtungszeit). (grün); 42x 3nm Oiii, 600s (blau); 29x 3nm Aufgenommen mit einer Canon 600Da und Sii, 600s (rot)). Die volle Pracht der Aufnahme LPS-D1 Filter. Das Objektiv hatte 10mm zeigt sich, wenn man das Heft aufklappt und Brennweite und eine Lichtstärke von 2.8; die Rückseite hinzuzieht (Knud Henke). Empfindlichkeit: 1600 ISO (Knud Henke).

Inhaltsverzeichnis S. 3 Bildbeschreibungen • Inhaltsverzeichnis S. 4 Einladung zur Mitgliederversammlung am 25.02.2017 S. 5 Aus der Redaktion Aus dem Verein Jahresbeitrag 2017 • ASL-Weihnachtsfeier am 18. Dezember 2016 S. 6 Terminkalender S. 7 Astro-Abende in der Sternwarte im Gemeindesaal • Zu den regelmäßigen Fachgruppen-Treffen • Komische Zeichen • An dieser POLARIS haben mitgewirkt S. 9 Berichte Die Nacht war mit uns! Das SHT 2016 S. 12 News aus der Fachgruppe „Starhopper“ S. 18 Astronomische Zeichnungen S. 20 Einfach mal so: Ein Kurzartikel zur ISS Beobachtung / Fotografie S. 21 Nachbearbeitung von Deep Sky Aufnahmen ohne Sternvergrößerung S. 24 Serien Das Sternbild Paradiesvogel () S. 32 Zum Abschluss noch 3 Astrofotos S. 34 Planeten-Sudoku S. 35 Impressum Einladung zur Mitgliederversammlung Liebes Mitglied! Zur ordentlichen Mitgliederversammlung des ASL e. V. sind Sie herzlich eingeladen und wir würden uns freuen, wenn Sie daran teilnehmen. Die Versammlung findet statt am: Sonnabend, dem 25. Februar 2017 um 16:00 Uhr im „Rundbau“ der Ev.-Luth. Auferstehungs-Kirchengemeinde Arnimstraße 56, 23566 Lübeck (neben dem Pastorat, gegenüber der Einmündung Tesdorpfstraße) Tagesordnung: 1. Begrüßung der Mitglieder und Feststellung der Beschlussfähigkeit 2. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 27. Februar 2016 3. Aktueller Sachstand Zukunft der Sternwarte Lübeck 4. Diskussion und Beschlussfassung, ob der ASL e.V. die Trägerschaft der Sternwarte Lübeck aufrechterhalten soll und kann (abhängig von der aktuellen Entwicklung) 5. Mitgliedschaft in der Gemeinnützigen 6. Jahresberichte 6.1. Bericht der Sternwartenleitung 6.2. Vereinsbericht 6.3. Bericht der FG „Digitale Astrofotografie“ 01.11. Venus in größter östlicher Elongation 6.4 Bericht der FG „Visuelle Beobachtung“ Totale Sonnenfinsternis, von Mitteleuropa aus unbeobachtbar. Die Totalitätszone zieht 03.11. 6.5. Bericht der POLARIS-Redaktion sich vom Atlantik her über Zentralafrika. 6.6. Bericht über die Internet-Präsentation 03.11. 08:00 Mond 0€2 nördlich von Merkur 06.11. Saturn in Konjunktion mit der Sonne 6.7. Bericht des Pressereferenten 08.11. 01:00 Merkur im Perihel 6.8. Bericht des Gerätewartes 12.11. Maximum der Tauriden mit ca. 10 Sternschnuppen pro Stunde 6.9. Geschäftsbericht inkl. Jahresabschluss 2016 18.11. Merkur in größter westlicher Elongation 7. Kassenbericht durch die Kassenprüfer Maximum der Leoniden. Es kann gegen Morgen mit bis zu 50 Sternschnuppen pro 18./19.11. 8. Entlastung des Vorstandes Stunde gerechnet werden, die mit ca. 70 km/sec recht schnell sein werden. 9. Haushaltsplan 2017 26.11. 04:00 Mond 5€5 südlich von Jupiter 10. Veranstaltungen / Verschiedenes Anträge zur Tagesordnung müssen, soweit sie sich nicht aus der Diskussion ergeben, dem Vorstand spätestens 24 Stunden vor Beginn der Mitgliederversammlung vorliegen. Der Vorstand

–  – Aus der Redaktion Wie allgemein bekannt erscheint unsere POLARIS-Ausgabe mit diesem Termin en- Vereinszeitschrift dreimal pro Jahr und zwar det. Danach hat die Redaktion rund 3 Wo- im April, August und Dezember. Redaktions- chen Zeit, die Beiträge Korrektur zu lesen, schluss ist jeweils am Astroabend vor dem Er- das Layout und den Satz für Text und Bilder scheinungsmonat, also an den Astroabenden zu bewerkstelligen und das Ganze zur Dru- im März, Juli und November. ckerei zu schicken. Wird dieser Zeitraum Dieser Hinweis mit nur geringem Neu- beschnitten, z. B. durch verspätet eingerei- igkeitsgehalt stand schon in der letzten PO- chte Beiträge, kann es in der Redaktion zu LARIS an gleicher Stelle. Da drängt sich die vehementen Ausbrüchen von Schweiß und Frage auf: Warum schon wieder? Hektik kommen – beides ist ungesund. Daher Nun, steter Tropfen höhlt den Stein – so an dieser Stelle die Bitte: sagt man. Es geht hier und heute um den – R e d a k t i o n s s c h l u s s b e a c h t e n ! aus diesem Grunde oben fett gedruckten – Das Datum des Redaktionsschlusses für Redaktionsschluss. Dieses Wort endet auf die jeweils nächste Ausgabe findet sich üb- „-schluss“. Das bedeutet „Ende“ oder „aus“. rigens immer als letzte Mitteilung in jeder Will heißen, dass der Zeitraum für die Einrei- POLARIS. Beispiel gefällig? Siehe Seite 35 chung von Beiträgen für die bevorstehende in diesem Heft.

Aus dem Verein Jahresbeitrag 2017

Für das Jahr 2017 ist ein Mitgliedsbeitrag in Höhe von 30€ (ermäßigt 15€) zu zahlen. Der Beitrag ist zu Beginn des Jahres fällig und bis spätestens Ende Februar 2017 zu begleichen. Sparkasse zu Lübeck AG IBAN: DE64 2305 0101 0002 2095 00 • BIC: NOLADE21SPL Barzahlung bei einem Vorstandsmitglied ist im Rahmen von Veranstaltungen des Vereins weiterhin möglich (für den Verein die kostengünstigste Variante). Um die Buchungsgebühren möglichst niedrig zu halten und so die Vereinskasse zu entlasten, sollte die Begleichung der Beiträge möglichst per Einzugsermächtigung erfolgen. Die Bela- stung erfolgt dann Mitte Januar. Entsprechende Formulare können beim Vorstand angefordert werden. (Die Überweisung ist die für den Verein teuerste Variante.)

ASL-Weihnachtsfeier am 18. Dezember 2016 Das jährlich stattfindende ASL-Adventskaffeetrinken kann in diesem Jahr aufgrund des Auszugs der Sternwarte aus dem Schulgebäude nicht wie gewohnt im Seminarraum statt- finden. Wir möchten deshalb in diesem Jahr im schwimmenden Restaurant „Seaside“ in der Kanalstraße gemütlich Essen gehen. Bitte die gesonderte Einladung beachten, die am 23. September an die Mitglieder verschickt wurde.

–  – Terminkalender

Dezember Mittwoch, 07.12. 19:00 Astro-Abend Donnerstag, 15.12. 19:00 Fachgruppe „Digitale Astrofotografie“ Sonntag, 18.12. 18:00 ASL-Weihnachtsfeier im „Seaside“, Kanalstraße (siehe gesonderte Einladung) Sonnabend, 31.12. 20:00 Silvester- und Sternwarten-Abschiedsfeier (Infos beim Vorstand) Januar Mittwoch, 04.01. 19:00 Astro-Abend Sonnabend, 21.01. 16:00 Fachgruppe „Visuelle Beobachtung“ / Spektroskopie bei Silke und Malin Februar Mittwoch, 01.02. 19:00 Astro-Abend Fr., 10.-Sa., 11.02. Halbschatten-Mondfinsternis Sonnabend, 25.02. 16:00 ASL Mitgliederversammlung (siehe Seite 4) März Mittwoch, 01.03. 19:00 Astro-Abend / Redaktionsschluss für die POLARIS 99 Sonnabend, 25.03. bundesweiter Astronomietag Sonntag, 26.03. 02:00 Zeitumstellung auf Sommerzeit April Mittwoch, 05.04. 19:00 Astro-Abend Do., 27.-So., 30.04. AFT – 13. Aschberg Frühjahrs-Teleskoptreffen Mai Mittwoch, 03.05. 19:00 Astro-Abend Sonnabend, 13.05. ATT – Astronomischer Tausch- und Trödeltreff in Essen Juni Mittwoch, 07.06. 19:00 Astro-Abend Juli Mittwoch, 05.07. 19:00 Astro-Abend / Redaktionsschluss für die POLARIS 100 August Mittwoch, 02.08. 19:00 Astro-Abend Montag, 07.08. partielle Mondfinsternis Montag, 21.08. totale Sonnenfinsternis (USA) Do., 31.08.-So., 03.09. MTT - 8. Mecklenburger Teleskop-Treffen in Lohmen September Mittwoch, 06.09. 19:00 Astro-Abend Fr., 15.–So., 17.09. SHT – 5. Schleswig-Holsteiner Teleskoptreffen in Rendswühren bei Neumünster Oktober Mittwoch, 04.10. 19:00 Astro-Abend Sonntag, 08.10. Lübecker Staffelmarathon – der ASL läuft zum 6. Mal mit Sonntag, 29.10. 03:00 Zeitumstellung auf Winterzeit

–  – Astro-Abende in der Sternwarte im Gemeindesaal Der Verein trifft sich regelmäßig an den Astro-Abenden, die immer am ersten Mittwoch eines Monats (außer an Feiertagen) ab 19:00 Uhr stattfinden. Die nächsten Termine lauten: 4. Januar, 1. Februar, 1. März und 5. April 2017. Achtung! Die Astro-Abende finden ab Januar 2017 bis auf Weiteres im Gemeindesaal der St.-Martin-Kirche, Kastanienallee 15c, 23562 Lübeck statt.

Zu den regelmäßigen Fachgruppen(FG)-Treffen FG „Digitale Astrofotografie“ Da die Sternwarte als Treffpunkt ausfällt, gilt der bisherige Modus mit den festen Terminen für die FG-Treffen nicht mehr. Die Fachgruppen-Treffen werden stattdessen bis auf Weiteres nach Absprache stattfinden. Wer Fragen hierzu hat, wende sich bitte an den FG-Leiter Tor- sten Brinker. FG „Visuelle Beobachtung“ / Spektroskopie Auch in der „sternwartenfreien“ Zeit werden wir uns innerhalb der FG weiterhin einmal im Monat treffen. Die Treffen finden abwechselnd bei den verschiedenen Mitgliedern statt. Daher können wir im Vorfeld keine genauen Daten nennen. Diese werden wir den FG-Mitgliedern per E-Mail und allgemein auf der Sternwarten-Internetseite bekannt geben.

Komische Zeichen In manchen Beiträgen findet man solche komischen quadratischen Kleckse, sogenannte QR-Codes (QR = Quick Response = schnelle Antwort). Wenn man den Code mit einem Smartphone / Tablet einscannt, gelangt man direkt auf die entsprechende Seite im Internet und erspart sich das umständliche Eintippen. Was mag sich wohl hinter rechtsstehendem QR-Code verbergen?

An dieser POLARIS haben mitgewirkt: E.-Günter Bröckels, Knud Henke, Marco Ludwig, Malin Moll, Silke Moll und Christoph Quandt. Herzlichen Dank!

E-Mail-Adresse der POLARIS-Redaktion: [email protected]

–  – Die Spiralgalaxie M106 im Sternbild Jagdhunde ist 24 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Aufgenom- men mit einer Canon 600da und LPS-D1 Filter durch ein Teleskop: 716mm, f7, 6x1200s (Knud Henke) Berichte Die Nacht war mit uns! Das SHT 2016 von Marco Ludwig

Der Besuch eines Teleskoptreffens ist auch Kaffee-Flatrate und dank der Bemühungen immer mit dem Risiko verbunden, einen wit- von Markus Bruhn sogar eine Würstchenflat­ terungsbedingten Reinfall zu erleben. Für die rate. meisten Teilnehmer geht es jedoch primär Schon am Donnerstag hatten sich auf- darum, gleichgesinnte Astronomen besser grund der guten Wetterlage (am Tage über kennen zu lernen und sich in gemütlicher 30 Grad im Schatten) etliche Astronomen Atmosphäre auszutauschen. Genau das ist eingefunden. Der 30“ Riesendobson von laut der Aussagen zahlreicher Besucher beim Raffael Benner war wieder einmal das erste diesjährigen Schleswig-Holsteiner Teleskop- aufgebaute Teleskop am Platze. Am Freitag treffen (SHT) gelungen. Und gutes Wetter und Samstag füllte sich der Platz dann zuse- gab es auch noch. hends mit Besuchern aus allen norddeutschen In der Zeit vom 8. bis zum 11. September Bundesländern (Auch Meck-Pomm!). versammelten sich insgesamt 51 Sternengu- In den Abendstunden wurde das Astrono- cker auf einer Wiese am Hof Viebrook bei menlager zudem intensiv von Spontanbesu- Rendswühren. Mit dabei auch wieder die chern heimgesucht. Die vhs-Sternwarte Neu- Gemeinschaftsjurte mit 40“ Grill. Diese von münster hatte in der Lokalpresse zum Besuch den Neumünsteraner Sternkiekern mitge- des Teleskoptreffens eingeladen, was in den brachte Zelt-Grill-Einheit erfreut sich schon Abendstunden zu einem kleinen Besucheran- seit Jahren größter Beliebtheit bei der Astro- sturm an verschiedenen Fernrohren führte. gemeinschaft. Auch in diesem Jahr gab es eine Ein Moderator des NDR, ebenfalls Hobby­

SHT2016 – bestes Wetter beim Fernrohraufbau am Donnerstag (Marco Ludwig)

–  – astronom, hatte zudem ein wenig Radiower- tag zeigte zu späterer Stunde aber auch die bung für das SHT gemacht. So verzeichneten DeepSky-Qualität des Himmels. An manchen die Organisatoren Stefan Bruns und Andreas Fernrohren gab es schon beinahe einen Mes- Rex zusätzlich ca. 50 Spontanbesucher auf sier-Marathon, während sich Astrofotografen dem Treffen. beispielsweise auf NGC 891 stürzten. Das diesjährige SHT wurde aus Rück- Das vierte SHT erwies sich sicherlich auch sicht auf andere Treffen auf das Wochenen- aufgrund des hervorragenden Wetters als Re- de nach Vollmond gelegt. So ergab sich an kordteleskoptreffen. Zahlreiche Besucher ha- jedem Abend die Möglichkeit, die Krater des ben sich schon für das fünfte SHT gemeldet, Mondes an unterschiedlichen Großteleskopen was nach derzeitiger Planung vom 15.-17. zu bewundern. Vor allem die Nacht auf Sams- September 2017 stattfinden soll.

SHT in 360 Grad mit Jurte (Michael Schomann)

– 10 – Die Milchstraße über dem SHT2016 (Carsten Jonas)

– 11 – News aus der Fachgruppe „Starhopper“ von Malin Moll und Christoph Quandt

Seit ein paar Monaten ist neben dem trografen und die Gewinnung von Daten. Die Thema Zeichnen auch etwas Interesse an Vorträge sind einfach gestaltet, so dass auch wissenschaftlichen Hintergründen bei uns der Einsteiger nicht überfordert wird. aufgekommen! Das führte dazu, dass wir an- Dazu gibt es auch einen praktischen Part, wo gefangen haben, uns mit dem großen Thema wir uns mit den Instrumenten zur Gewinnung der Spektroskopie zu beschäftigen. der Daten, angefangen mit der Einnordung einer Das Ganze gestaltet sich so, dass Christoph Montierung bis zur Ausrichtung des Gitters, und Malin eine Vortragsreihe halten. Unsere beschäftigen. Auch erlernen wir gemeinsam, die Vorträge beinhalten sowohl die technischen Daten aufzubereiten und auszuwerten. als auch die theoretischen Aspekte für den Im Moment arbeiten wir mit dem Einstieg in dieses sehr umfangreiche Thema. Analyser 200. Dies ist ein Transmissionsgit- Dort werden Dinge behandelt, wie die quan- ter, welches spaltlos im Strahlengang oder, tenmechanischen Hintergründe, die Spek- wie hauptsächlich bei uns, als Objektivgitter tralklassen oder auch der Aufbau von Spek- zum Einsatz kommt.

Für die Auswertung der Spektren haben wir das Programm RSpec angeschafft. Dies läuft unter Windows und bietet ebenfalls einen sehr leichten Einstieg.

– 12 – Um dieses große Projekt zusätzlich in der vielen Aktivitäten in der Fachgruppe ist der Fachgruppe unterzubringen, haben wir es nicht möglich genaue Zeiten festzulegen. die FG dreigeteilt. Die FG startet nun ganz Christoph konnte bereits einige Spektren mit normal einmal pro Monat samstags um 16:00 unserem 200-Linien-Gitter aufnehmen mit, Uhr mit dem Zeichenpart. Danach kommen für den Anfang, sehr guten Ergebnissen! Dazu die Vorträge zum Thema Spektroskopie ge- gehören z.B. die Spektren von folgt von dem Praxispart. So haben FG-Mit- • Wega Spektralklasse A0 V glieder, denen der technische Part zu viel ist, die Möglichkeit früher zu gehen oder, nur an • Capella Spektralklasse G8 III der Spektroskopie Interessierte, die Möglich- keit später zu kommen. Wir versuchen als groben Zeitrahmen für • Scheat Spektralklasse M2 II-IIIvar jeden Part eine Stunde einzuhalten. Aufgrund

– 13 – Unser Anspruch an dieses Projekt gestaltet machen und fördern den Zusammenhalt der sich so, dass wir langfristig an sogenannten FG. Pro-Am-Kampagnen teilnehmen können. Dort Damit kommen wir auch zu dem Thema, arbeiten Amateure und Profis zusammen. was wir in der Zeit ohne Sternwarte machen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist, mit Wir werden uns innerhalb der FG weiterhin unseren Mitteln die Bedeckung von VV Cephei einmal im Monat treffen. Die Treffen finden in den kommenden Jahren zu verfolgen. Dort abwechselnd bei den verschiedenen Mitglie- gibt es auch schon erste Ergebnisse, wo wir es dern statt. Daher können wir im Vorfeld keine geschafft haben, den Doppelpeak der Ha Linie genauen Daten nennen. Diese werden wir per sichtbar zu machen. Email und auf der Sternwarten-Internetseite Nähere Infos (englisch) bekannt geben. gibt es hier: http://astrospec- Auch aus dem ursprünglichen visuellen troscopy.de/media/files/VV- Bereich gibt es Neues. Wir haben als Langzeit- Cep-Campaign-2017.pdf projekt uns vorgenommen die Messierobjekte Außerdem wurde ein erster Versuch von mit den verschiedensten Geräten zu zeichnen, Sidewalk-Astronomie gestartet, wo sich ein um diese dann vergleichen zu können. Auch paar Fachgruppenmitglieder mit kleinem ist geplant, davon ein Plakat zu erstellen. Equipment in der Innenstadt getroffen haben Um unsere Zeichnungen zu sammeln, ha- und mit großem Erfolg vielen Leuten die Son- ben wir uns für eine Cloud entschieden. Wer ne im Weiß- und Ha-Licht gezeigt haben. Interesse hat, der kann sich Aufgrund dieses Erfolges bei minimalem dort gerne unsere Werke an- Aufwand werden wir dieses Projekt weiterver- schauen. Die Adresse lautet: folgen. So können wir auch in der „sternwar- https://www.magentacloud. tenfreien Zeit“ ein wenig Öffentlichkeitsarbeit de/share/lab9f.8o6s.

Sidewalk-Astronomie auf dem Lübecker Marktplatz (Ingrid Jülich)

– 14 – Einige Flaggen auf dem Rathaus durch das Teleskop gesehen (Ingrid Jülich) Ein kleines neues Projekt ist es, künstle- Zeichnung festzuhalten, um den Besuchern risch die Astronomie mit unserer Heimat- bekannte Bezugspunkte zu geben. stadt Lübeck zu verbinden. Hier versuchen Die Zeichnung von Malin Moll auf der wir Konstellationen und Himmelsschauspiele nächsten Seite zeigt den Großen Wagen über mit Sehenswürdigkeiten der Stadt auf einer dem Dom zu Lübeck am Krähenteich.

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Astronomische Zeichnungen von Silke Moll

Dieses Mal habe ich Zeichnungen aus unserem Sonnensystem ausgewählt. Alle Zeichnungen entstan- den in Lübeck. Die Detailzeichnung der Sonne habe ich in der Sternwarte mit dem Teleskop in der Kuppel gemacht. Im April gab es einen sehr großen Sonnen- fleck, den ich über viele Tage beobachten konnte.

Ich habe mich zum 2. Mal an eine Detailzeichnung vom Mond gewagt. Selbst kleinste Ausschnitte sind extrem zeitaufwendig, da freut es einen, wenn die Nacht nicht zu kalt ist!

– 18 – Für Mars und Jupiter habe ich unseren 10“ Dobson benutzt. Bei beiden Zeich- nungen hatte ich Glück mit dem Seeing, es waren schöne klare Nächte. Auf Jupiter konnte ich neben dem großen roten Fleck auch den Schatten von Europa sehen, und auch den Mond selbst, sehr nahe bei sei- nem Planeten.

– 19 – Einfach mal so: Ein Kurzartikel zur ISS Beobachtung / Fotografie von Knud Henke

Alle 92 Minuten umrundet die Interna- Um die ISS vor dem dunklen Nachthim- tionale Raumstation auf einer leicht exzen- mel zu fotografieren, reichen ein lichtstarkes trischen Kreisbahn die Erde. Sie ist nach Dobson Teleskop und eine Planetenkamera. Sonne und Mond das dritthellste Objekt am Man lässt die Kamera einfach laufen und ver- Himmel, noch vor Venus und Jupiter. sucht die ISS zentriert im Sucherfernrohr zu halten. War man erfolgreich, so sucht man sich die schönsten Frames aus und darf ein kleines bisschen stolz sein, ein 110m x 100m großes Objekt in über 400 km Höhe getroffen zu haben. Der Kölner Dom wäre aus Lübecker Sicht ein leichter zu treffendes Ziel, gäbe es keine Erdkrümmung und die entsprechende Fernsicht. Die tatsächliche Entfernung ist so- gar noch größer, da die Raumstation ihren ISS Fokal fotografiert durch unseren 16“ Stern- Wendepunkt in Höhe des 52. Breitengrades warten-Dobson am 11.06.2016 f4,5 , 1/4000s hat, sie fliegt von uns aus also immer von Möchte man nur ihren Überflug beo- West nach Ost über den Südhimmel. Die ISS bachten, so braucht man als allererstes die „dreht“ sich während der Aufnahmen stark, Überflugdaten der ISS. Dazu gibt es Smart- so dass man sie im Laufe eines Überfluges phone Apps wie heavens-above oder ISS aus verschiedenen Perspektiven ablichten Detector. Alternativ schaut kann. im Internet unter http://iss. de.astroviewer.net/ oder bei der NASA unter https://spot- thestation. nasa.gov/. Während eines Überfluges ist die ISS für mehrere Minuten sichtbar, wobei ich es als besonders schön empfinde, wenn sie mitten drin in den Erdschatten eintritt, sich dabei durch die Beugungseffekte des Sonnenlichtes rötlich einfärbt und plötzlich ganz verschwindet, als ISS Transit vor der Sonne am 24.04.2015 hätte jemand das Licht ausgemacht. mit 716mm, f7, 1/4000s Möchte man die ISS fotografieren, muss Schwieriger ist das The- man sich als erstes darüber klar werden, ma Transitfotografie. Hierfür dass die ISS mit 28.000 km/h vorbeifliegt. gibt es nur eine vernünftige Bei einem solch schnellen Objekt muss die Homepage: http://www.cals- Belichtungszeit maximal klein sein, sprich ky.com/. Hier kann man sich 1/4000s sind erstrebenswert. die Transits in Abhängigkeit

– 20 – seines Standortes subsekundengenau berech- Wer Lust hat, den Flug nen lassen. Das ist wichtig, da ein Transit in aus Sicht der ISS zu verfolgen der Regel in 0-Komma-x Sekunden vorbei – hier gibt es den livestream: ist. Eine Funkuhr ist also unerlässlich. Dann http://www.ustream.tv/ muss man nur noch auf die Sonne (mit Son- channel/live-iss-stream. nenfilter) oder den Mond scharfstellen, im Alle hier abgedruckten Bilder sind in Lü- richtigen Moment auf den Auslöseknopf drü- beck entstanden und ausschnittsvergrößert cken und hoffen, dass sich die ISS von ihrer wiedergegeben. besten Seite zeigt. CS, Knud

ISS Transit vor dem Mond am 19.11.2016 mit 700mm, f4.5, 1/4000s (QHY5L-II Planetenkamera)

Nachbearbeitung von Deep Sky Aufnahmen ohne Sternvergrößerung von Knud Henke

Auf unserem Astrofotografieworkshop im Sommer hatte ich ja verschiedene Tutorials zur Nachbearbeitung von Deep Sky Foto- grafien verteilt, unter anderem eines zum Thema „Sterne verkleinern“. Die dort be- schriebene Methode funktioniert, allerdings bedarf es einer Menge Schritte und deren Wiederholung, bis man zu einem halbwegs guten Ergebnis kommt. Heute möchte ich Euch eine andere Methode erläutern, mit der ich vor kurzem angefangen habe, und die für mich einen Quantensprung in der Bildnachbearbeitung bedeutet. Gerade wenn man versucht, die un- scheinbaren, sich kaum vom Himmelshin- tergrund abzeichnenden Objekte zu belich- ten, muss man die schwachen Informationen aus dem Bild herausarbeiten. Das tut man Bild 1: Sterne brennen bei der in der Regel mit Hilfe der Gradationskurve typischen Nachbearbeitung aus

– 21 – und der Tonwertkorrektur. Das Problem da- zu machen, desto mehr Pixel gehen unwi- bei ist, dass alle Bildinformationen verstärkt derruflich in die vollständige Sättigung. werden, auch die der Sternabbildungen. Zwar kann man später die Informationen Betrachtet man einen Stern im Detail, so durch die üblichen Wege der Sternreduzie- ist dieser idealer Weise im Zentrum sehr rung wieder leicht abschwächen, aber dabei hell ohne überbelichtet zu sein und nimmt können leicht sehr unschöne Haloeffekte dann in seiner Leuchtkraft zum Rand hin entstehen. schnell ab (Bild 1). Verstärkt man nun die Sehr viel smarter ist es allerdings, die Bildinformationen durch Veränderung der Sterninformationen von den Deep Sky In- Gradationskurve z.B. um Faktor 5, so wird formationen in zwei separate Bilder aufzu- der Helligkeitsverlauf um das Fünffache trennen, diese getrennt zu bearbeiten und nach oben gestreckt. Viele der zentralen nachher wieder ineinander zu kopieren. Pixel überschreiten dabei die Schwelle der Dazu möchte ich Euch die Software Sättigung. Die Folge: Der Stern brennt aus, „Straton“ vorstellen, erhält- die gesättigten Pixel enthalten keinerlei ver- lich unter www.zipproth. wertbare Informationen mehr. Je mehr man de/Straton. Straton ist eine also die Bildinformationen verstärkt, um kleine, 15 Euro teure und seit schwache Deep Sky Informationen sichtbar 2014 nicht mehr geupdatete

Bild 2: NGC 2359 Thors Helm, 716mm; F7; 7x900s + 3x1200s; Canon 600d

– 22 – Bild 3: Bearbeitungsschritte in Straton

Software, die nichts anderes tut, als ein in ßerung (~12-fach). Werfen wir einen Blick einem beliebigen Format vorliegendes mo- auf die Software (Bild 3), für die es leider nochromatisches Astrobild in zwei Bilder keine tiefere Dokumentation gibt. Oben links aufzuteilen. Eines mit den Sternen und eines werden die zentralen Befehle ausgeführt. In mit Deep Sky Informationen. Ich möchte die der Mitte sieht man das Bild in seinem aktu- Bearbeitung an einem für meine 716mm Op- ellen Bearbeitungsstatus und rechts werden tik kleinen Objekt zeigen, das für mich bisher ergänzende Informationen angezeigt und es eines der am schwierigsten zu belichtenden können dort Softwareparameter verändert war, da es sich kaum erkennbar von unserem werden. lichtverseuchten Himmel abhebt: NGC 2359, Schritt 1: Über das Menü File / Open auch bekannt als Thors Helm. NGC 2359 ist öffnen wir unser gestacktes Bild. Straton ein Wolf-Rayet-Ringnebel (eine spezielle Art verarbeitet so ziemlich jedes Format, hat von Emissionsnebel) im Sternbild Großer allerdings den Bug, dass es a) nur in 16 bit Hund und leuchtet mit einer Helligkeit von Farbtiefe speichert und b) 32 bit Farbbilder +11,5 mag. Vor einem Jahr habe ich in vielen sehr schlecht verarbeitet. Deshalb sollte man Iterationsschritten den Nebel rausgearbeitet mit einem verringerten 16 bit Tonwertum- und mich schon damals sehr bemüht, die fang ins Rennen gehen. Sterne klein zu halten (Bild 2). Schritt 2: Das zu bearbeitende Bild wird Schauen wir also, ob es noch besser geht. in der Mitte angezeigt, vermutlich etwas zu Dazu nutze ich dasselbe Ausgangsmaterial dunkel. Zur besseren Übersicht schiebt man mit der ähnlich hohen Ausschnittsvergrö- den Schieberegler nach rechts in Richtung

– 23 – „brightened“ und das Bild wird aufgehellt Regler in Schritt 3 weiter nach links schie- (nur Anzeige, keine Bearbeitung). ben oder aber die Sterne einzeln mit dem Schritt 3: Der Schieberegler bei 3 verän- hier markierten roten X auswählen und mit dert den Algorithmus wie folgt: Ganz links linkem Mausklick die jeweiligen Sternreste werden maximal viele Sterne eliminiert, manuell entfernen (alternativ: Alt+linke dabei gehen im Zweifel aber auch feine Ne- Maustaste). Sollten Teile von Nebeln entfernt belstrukturen verloren. Ganz nach rechts worden sein, z.B. bei Galaxien, so hilft der geschoben werden zwar die feinen Nebel- kleine blaue Zurückpfeil und das anschlie- strukturen erhalten, aber nicht aller Sterne ßende Klicken in die betroffenen Bildareale. vom Algorithmus erfasst. Das Bild wird anschließend im Menü unter Schritt 4: Schiebt man der Mauszeiger „File“ / „Save as“ gespeichert. über das Bild, so werden einem die einzel- Schritt 8: Abschließend speichern wir nen Pixel und deren Helligkeit im Vorschau- noch die Sterne in einem separaten Bild. fenster auf der rechten Seite dargestellt. In Dazu wählen wir diesmal den Befehl „Sub- meinem Beispiel hat die Software einen Stern tract main image from reference image“ und erkannt, daher ist die Anzeige grün. Erkennt speichern das Bild im Menü unter „File“ / die Software Nebel, erscheinen diese in Rot- „Save as“ wieder unter einem neuen Na- oder Graustufen. Der Zahlenwert gibt die men. Helligkeit des Pixels an. Steht ein „Yes“ bei Schritt 9: Nachdem wir das Ganze für „passes nebula test“, so wird der Stern bei alle drei Farbkanäle einzeln gemacht haben, den aktuell unter Schritt 3 gewählten Ein- erfolgt die eigentliche Bildnachbearbeitung stellungen eliminiert. dieses sternenlosen Ausgangsmaterials. Dafür Schritt 5: Hier bestimmt man, wie die wird aus den Einzelfarbkanälen wieder ein Sterne eliminiert werden sollen. Man sollte Gesamtbild erstellt. Die genaue Vorgehens- den Standard „reconstruct nebulae“ belas- weise hängt von der verwendeten Software sen, der an Stelle der entfernten Sterne den ab, aber jedes halbwegs vernünftige Pro- Himmelshintergrund interpoliert. Die Op- gramm bietet die Möglichkeit (z.B. „Kanäle tion „replace with smooth gradients“ sorgt zusammenfügen“ in Adobe Photoshop oder statt dessen für einen einfachen Helligkeits- „zusammensetzen“ in GIMP). Ein Blick auf verlauf. das Histogramm zeigt das extrem schwache Schritt 6: Wie erwähnt verlangt Straton Ausgangssignal, welches den Nebel auf nor- monochromes Ausgangsmaterial. Geht man malen Fotos nahezu unsichtbar macht (Bild mit einem Farbbild an den Start, muss man 4). Danach erfolgt die Nachbearbeitung mit dieses zuerst im Menü unter „Tools“ in sei- Strecken des Histogramms und Anpassen der ne einzelnen Kanäle zerlegen. „Extract red Gradationskurve. channel“ reduziert das Bild z.B. auf den Hat man die Nebelstrukturen herausge- roten Farbkanal. Anschließend wird dann arbeitet, so werden abschließend die Sterne der Befehl „remove from this image“ einfach wieder als neue Ebene in das Bild im Menü Tools ausgewählt. Einen kurzen eingefügt und eingeblendet. Das sieht dann Kaffee später ist die Software fertig und man so aus (Bild 5): sieht das bearbeitete Bild idealer Weise ohne Man erkennt, dass ich mir mehr Mühe Sterne. beim Entfernen der Sterne hätte geben sol- Schritt 7: Sollten noch Sterne übrig len, denn einige Sterne thronen in einem geblieben sein, so kann man entweder den Farbfleck – Überreste ihres nicht vollständig

– 24 – eines der unter Schritt 8 erstellten Stern- bilder verwendet, was in weißen Sternen resultiert. Bei Verwendung von allen drei Sternbildern hätte man die Sternfarben noch vorher rausarbeiten können. Schär- fen und Rauschreduktion haben auch nicht stattgefunden und der Hintergrund ist et- was zu schwarz geworden. Aber all das war an dieser Stelle nicht mein Ziel, denn ich hoffe, Ihr erkennt das Potenzial dieser Ver- arbeitungsschritte im Vergleich zu der heute Bild 4: Histogramm des von Sternen verbreiteten Standard-Nachbearbeitung von befreiten Ausgangsmaterials Deep Sky Objekten. Wer hätte gedacht, dass Aufnahmen solcher Objekte mit einer DSLR entfernten Abbildes in einem der Farbka- möglich sind…. näle, die bei der Nachbearbeitung extrem Viel Erfolg und Spaß beim Entdecken! aufgebläht wurden. Auch habe ich nur Knud

Abbildung 5: Das gleiche Ausgangsmaterial mit der hier beschriebenen Technik

– 25 – Serien Das Sternbild Paradiesvogel (Apus) Herkunft, Mythologie, Beobachtungshinweise zusammengestellt von E.-Günter Bröckels Um das hier beschriebene Sternbild, den lie der Sperlingsvögel. Sie sind etwa tauben- Paradiesvogel, in voller Größe zu sehen, be- große Waldvögel mit prächtigem Gefieder, darf es für uns Nordeuropäer einer weiten leuchtend bunt gefärbten Schmuckfedern Reise in den Süden, bis zum Äquator oder beim Männchen und oft sehr langen Schwanz- noch ein bisschen südlicher, denn es steht federn. Ihr prachtvolles Gefieder kommt be- in der Nähe des südlichen Himmelspols. Der sonders bei ihren Balztänzen zur Geltung, in Paradiesvogel ist ein unscheinbares Sternbild, denen sie den Weibchen ihre Schmuckfedern weil nur zwei seiner Sterne heller als die 4. präsentieren (Abb. 1). Größenklasse sind. Das Sternbild soll einen Die Federn der Paradiesvögel gehören tropischen Vogel darstellen. beim Stamm der Huli in Papua Neuguinea Bis heute sind 42 verschiedene Paradies- zum traditionellen Schmuck (Abb. 2). Schon vögel aus den tropischen Regenwäldern Papua vor über fünfhundert Jahren brachten Kauf- Neuguineas, Australiens und den Molukken leute erste Bälge in den Orient und nach bekannt. Die Paradiesvögel gehören zur Fami- China. Die vergleichsweise hässlichen Füße

Abb. 1: Präsentation der Schmuckfedern Abb. 2: Paradiesvogelfedern als Kopfschmuck

– 26 – wurden von den Einheimischen jedoch vorher deckt wurden, folgte eine uneingeschränkte abgeschnitten. Ebenso wurden sie sorgfältig Verfolgung durch Jäger und Wilderer, die ausgeweidet und auch die Knochen bis auf fast zur Ausrottung dieser herrlichen Vögel den Kopf entfernt. So entstanden Sagen und geführt hat. Legenden um diese „Göttervögel“, daß der Der Paradiesvogel gehört zu den Sternbil- Paradiesvogel ständig in der Luft schwebt, dern, die Ende des 16. Jahrhunderts von den also auch im Fliegen schläft, weil er ja nicht niederländischen Seefahrern Pieter Dierks- sitzen und sich anklammern könne. Sie sollten zoon Keyser und Frederick de Houtman ein- sich also ständig in höchsten Lüften aufhal- geführt wurden. Dabei ist nicht überliefert, ten und bis zu ihrem Tod den Boden nicht ob die Seefahrer das Sternbild erfanden oder berühren. Selbst die Paarung und das Brut- von den Bewohnern der Südsee übernahmen. geschäft sollten angeblich im Flug geschehen Nur de Houtman kehrte übrigens wohlbehal- und die Eier lägen dabei in einer Nestgrube ten nach Holland heim, sein Gefährte Keyser auf dem Rücken des Hähnchens, die wiede- verstarb unterwegs. Johann Bayer nahm die rum vom Bauch der Henne bedeckt sei. Die Konstellation unter dem Namen Avis Indica ersten Paradiesvogelfedern wurden von dem (Indischer Vogel) in seinen 1603 erschienenen spanischen Entdecker Juan Sebastian Elcano Himmelsatlas Uranometria auf. Der Grund (1486-1526) nach Europa gebracht. Am 8. für die spätere Umbenennung der Konstella- September 1522 lief in Sevilla das Segelschiff tion in Apus ist nicht mit Sicherheit bekannt. Victoria ein. Es war das einzige übrig geblie- Schon der Seefahrer Amerigo Vespucci, gebo- bene Schiff aus der Flotte des Weltumseglers ren am 9. März 1454 im italienischen Florenz Magellan und die mitgebrachten Gewürze und gestorben am 22. Februar 1512 in Spani- und Paradiesvögel ohne Beine von den Mo- en, soll die Konstellation des Paradiesvogels lukken erregten großes Aufsehen, da man die gekannt haben. Er war Finanzier, Navigator Bälge, wie oben beschrieben, nur ausgeweidet und Kartograph. und mit abgeschnittenen Füßen erhielt. Als 1935 diese Federn von Jack Hides und James Apus O`Malley für die Hutmode in Europa ent- Abkürzung: Aps Genitiv: Apodis deutsch: Paradiesvogel

Das Sternbild enthält aufgrund seiner südlichen Lage keine Sterne mit Flamsteed- Bezeichnungen. Die meist verwendeten Hilfs- linien zeigen eine kleine Formation aus vier Sternen, die an einen Esslöffel erinnert. Auf der Südhemisphäre kann man das Sternbild Apus am besten zwischen Juni und September beobachten. Um Mitternacht kulminiert es bereits um den 21. Mai. Es ist ab 7° Nord bis 90° Süd vollständig sichtbar. Für die meisten Beobachter der Südhalbkugel ist das Stern- bild sogar zirkumpolar, d.h. es geht nicht un- Abb. 3: Stich des Sternbildes Paradiesvogel ter den Horizont und ist somit das gesamte

– 27 – Abb. 4: Sternfeld um Apus mit Milchstraße und Kleiner Magellanscher Wolke

– 28 – Jahr hindurch zu sehen. Im Apus befinden Spektralklasse M5 III, der seine Helligkeit von sich leider keine hellen Deep-Sky-Objekte. 4m68 ohne erkennbare Periodizität auf 4m87 Die Milchstraße zieht nördlich durch das verändert. Die zweite Komponente ist ein Sternbild (im Foto oben) und auch in den orange leuchtender Stern der Spektralklasse umliegenden Gebieten liegen einige schöne K3 III mit einer visuellen Helligkeit von 5m27. Beobachtungsobjekte. Allen voran die süd- Aufgrund des weiten Winkelabstandes von lich (im Foto unten Mitte) stehende Kleine 102,9 Bogensekunden kann das System bereits Magellansche Wolke, eine Nachbargalaxie un- mit einem Fernglas in Einzelsterne aufgelöst serer Milchstraße, die schon mit dem bloßen werden. Auf der Position RA 16h20m20s / Auge gut zu erkennen ist. Das Sternbild Apus DEC -78°41´41“ markiert der Doppelstern belegt eine Fläche von 206 Quadratgrad, die das Herz des Vogels und die rechte obere Ecke sich in Rektaszension von 13h49m51s bis nach des „Löffeldreiecks“. 18h27m28s und in Deklination von -83°07´12“ ε Aps gehört zu den veränderlichen Ster- bis hinauf nach -67°28´48“ erstreckt. Seine nen vom Typ Gamma-Cassiopeiae. Er ist 551 Nachbarsternbilder sind im Uhrzeigersinn Lichtjahre von uns entfernt und weist geringe von Nord beginnend: Südl. Dreieck, Zirkel, Schwankungen seiner Helligkeit von 5m06 um Fliege, Chamäleon, Oktant, Pfau und Altar. 0,05 Größenklassen auf. Epsilon Apodis steht α Aps ist der mit 3m83 hellste Stern im in den Schwanzfedern des Paradiesvogels und Paradiesvogel. Er ist ein 410 Lichtjahre ent- in der Sternbildgrenznähe zum Chamäleon. fernter Roter Riese der Spektralklasse K5 III Seine Spektralklasse ist B4 V mit bläulich wei- mit der fünffachen Masse unserer Sonne. Am ßem Licht von einer 20.000 Kelvin heißen südlichen Himmel steht er am rechten Ende Sternoberfläche. des „Löffelstiels“ bzw. beim Bürzel des Vo- η Aps steht etwas südlich von Epsilon. gels auf der Position RA 14h47m 51s / DEC Sein 4m89 weißes Licht kommt über eine -79°02´41“. Entfernung von 140 Lichtjahren von der β Aps markiert die Kehle des Paradiesvo- rund 10.000 Kelvin heißen Oberfläche eines gels oder die Löffelspitze auf der Position RA A2m-Typs. 16h43m04s / DEC -77°31´02“ mit einer Hel- Θ Aps ist ein halbregelmäßig Veränder- ligkeit von 4m23 über eine Distanz von 158 licher der Spektralklasse M. Seine Helligkeit Lichtjahren. Dieses Licht verrät uns einen variiert innerhalb eines Zeitraumes von etwa Riesenstern vom K0 III Spektraltyp mit ei- 119 Tagen zwischen 5,5 und 6,6. Er steht nahe ner Oberflächentemperatur von 4000 Kelvin. der Sternbildgrenze zum Chamäleon und Diese Sterne weisen starke Metalllinien im bildet mit α und ε Apodis ein spitzwinke- Spektrum auf. liges Dreieck. Er leuchtet orangerot von der γ Aps markiert den Löffelgrund bzw. die 3300 Kelvin heißen Oberfläche eines Riesen- Brust des Paradiesvogels. Die Photonen sei- sterns. nes 3m86 hellen Lichtes kommen nach 160 κ1 Aps gehört auch zu den veränderlichen Jahren bei uns an und berichten von einem K0 Sternen vom Gamma-Cassiopeiae-Typ. Sein IV-Spektraltyp, der bei RA 16h33m27s / DEC Licht ändert sich von 5m43 auf 5m61. Zudem -78°53´49“ steht und von einer 4000 Kelvin ist er ein Doppelstern, der in 27“ Distanz von heißen Oberfläche in orangem Licht strahlt. einem K5 IV-Stern mit nur 12m visueller Hel- δ Apodis ist ein Doppelsternsystem in ligkeit umrundet wird. Die Hauptkomponente 663 und 770 Lichtjahren Entfernung. Die gehört zur Spektralklasse B3 IVe und steht in hellere Komponente ist ein roter Riese der 1020 Lichtjahren Entfernung.

– 29 – sein 4m76 gelbes Licht von der 4000 Kelvin heißen Sternoberfläche eines K1 III-Typs über 312 Lichtjahre Entfernung zu uns. Für die Photonensammler hat der Para- diesvogel ein paar sehr schöne Objekte in sei- nen Sternbildgrenzen. Da gibt es zum Beispiel eine riesige Molekülwolke, die zwei kleine Galaxien beherbergt. IC 4633 ist eine Spiralgalaxie im Sternbild APUS (Abb. 6). Die kleine Galaxie rechts un- ter IC4633 ist die Edge-On-Galaxie IC4635. Die Galaxie IC4633 von Hubble-Typ Sc be- findet sich auf der Position RA 17h13m48s / DEC -77°32´10“. Ihre Helligkeit von 11m8 verteilt sich auf einer Fläche von 4´x 3´ und dieses Licht braucht bis zu uns 110 Millionen Jahre. Das gesamte galaktische Zirrusgebiet ist mit „Integrated Flux Nebula“ gefüllt. Dieser Abb. 5: Sternbild Apus / Paradiesvogel Teil des IFN wird auch als Mandel-Wilson 9 (oder MW9) bezeichnet. Der ge- samte Zirrus ist unter der Bezeich- nung „Jakobsleiter“ oder „Sarahs Nebula“ in der astronomischen Li- teratur zu finden. Ein ähnliches Bild von diesem Bereich hat Jim Riffle am Norma Rose Observatorium in Aus- tralien aufgenommen. NGC 5612 ist eine Spiralgalaxie vom Hubbletyp Sab, die auch unter

Abb. 6: IC4633 und IC 4635 in der Jakobsleiter

κ2 Aps ist ebenfalls ein Doppel- stern. Die 5m64 Hauptkomponente wird im Abstand von 15 Bogensekun- den von einem 12m5 lichtschwachen Begleiter umrundet. ζ Aps steht an der nördlichsten Position im Sternbild an der Grenze zum Altar/Ara auf RA 17h21m59s / DEC -67°46´13“ und sendet von dort Abb. 7: Jakobsleiter

– 30 – den Bezeichnungen ESO 22-1, IRAS 14281- NGC 6101 ist ein 9m2 heller, kleiner Ku- 7809 und PGC 52057 bekannt ist (Abb. 8). gelsternhaufen (Abb. 10) sieben Grad nörd- Sie ist etwa 124 Millionen Lichtjahre von lich des Sterns Gamma Apodis und sollte mit der Erde entfernt Der größte Durchmesser einem 4,5-Zoll-Teleskop von einem dunk- ist 1,90 Bogenminuten entsprechend 69.000 len Ort an der Position RA 16h25m48s / DEC Lichtjahre und die kleine Achse hat 1,1 Win- -72°12´05“ zu beobachten sein. Er wurde am kelminuten entsprechend 40.000 Lichtjahre. 01.06.1826 von James Dunlop entdeckt und John Frederick William Herschel entdeckte als Nr. 68 in seinem Katalog aufgenommen. diese nur 13m0 lichtschwache Galaxie am 23. Der Kugelsternhaufen hat einen Winkeldurch- Mai 1835 auf der Position RA 14h34m1,5s / messer von 10,7 Bogenminuten. Er ist 49.900 DEC -78°23´16“. Lichtjahre vom Sonnensystem und 36.500 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum ent- fernt. In diesem Objekt wurden über mehre- re Monate RR-Lyrae-Sterne beobachtet und untersucht.

Abb. 8: NGC 5612

NGC 5799 ist eine Spiralgalaxie vom Hubbletyp So/a und ganze 13m3 hell. Sie steht auf der Position RA 15h05m35s und DEC -72°25‘58“ und wurde am 04. April 1835 von John Herschel entdeckt. Sie hat eine Win- kelausdehnung von 54“ x 42“und ist 143 Mil- lionen Lichtjahre von uns entfernt. Abb. 10: NGC 6101 IC 4499 ist ein weiterer Kugelsternhaufen (Abb. 11). Er steht in der Nähe des südlichen Himmelspols und liegt nördlich der Grenze mit den Konstellationen Octant und Chamä- leon auf der Position RA 15h0m19,5s / DEC -84°16‘23“ und hat eine Flächenhelligkeit von 7m61 . Wir benötigen ein Teleskop von 200 mm Öffnung um diesen Kugelsternhaufen in Einzelsterne aufzulösen. Für das nachfol- gende Bild wurde das HST eingesetzt. Unter- suchungen von Edwin Hubble ergaben ein Abb. 9: NGC 5799 geschätztes Alter von 12 Milliarden Jahren,

– 31 – das bei weiteren Untersuchungen, auch an anderen Kugelsternhaufen, 1990 bestätigt wurde. Ich wünsche allen Astroreisenden allzeit klaren Himmel und viel Erfolg beim Photo- nensammeln.

Literatur- und Quellenhinweise: • Brehm, Wolf W., Vogelpark Walsrode • Moore P. /Zimmer H. , Guinness Buch der Sterne • Internet, div. Autoren

Die Serie der Sternbild- beschreibungen wird fortgesetzt.

Abb. 11: IC 4499 aufgenommen vom HST

Zum Abschluss noch 3 Astrofotos von Knud Henke

Balkenspiralgalaxie NGC 4236 im Sternbild Drache mit einer Helligkeit von 10.1 mag, aufge- nommen mit einer Canon 600da und LPS-D1 Filter durch ein Teleskop: 716mm, f7, 9x1800s

– 32 – Blick auf den Sagittarius- und den Scutum-Centaurus-Arm mit dem dahinterliegenden hellen Zentrum der Milch- straße. Aufgenommen mit einer Canon 600da und LPS-D1 Filter in Rieps am 5. Mai 2016 mit 10mm, F3.5, 600s

252P/Linear, ein periodischer Komet, der alle 5 Jahre und 116 Tage um die Sonne kreist, fotogra­ fiert am 18. April 2016 zwischen 2:44 und 4:44 Uhr im Sternbild Ophiuchus (Schlangenträger), Hel- ligkeit: 7 mag. Der Komet hätte eigentlich nur bei 14 mag liegen sollen, war aber ungewöhnlich hell; aufgenommen mit einer Canon 600da und LPS-D1 Filter durch ein Teleskop: 716mm, f7, 6x600s

– 33 – Planeten-Sudoku

Man fülle die Felder so aus, dass jede waagerechte Zei- le, jede senkrechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die neun Planetensymbole jeweils nur einmal enthält.

Auflösungen aus POLARIS 97 – eingesandt von Knud Henke – Man beachte: Es gab diesmal zwei richtige Lösungen

– 34 – ASL – Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. Der Jahresbeitrag beträgt 30€. Schüler, Auszubildende und Studierende bis zum 25. Lebensjahr sowie Rentner zahlen einen ermäßigten Beitrag von 15€. Für Familien wird ein Familienrabatt gewährt. Eine Aufnahmegebühr wird nicht erhoben. Der Beitrag ist innerhalb der ersten zwei Monate eines Jahres unauf- gefordert zu entrichten; eine Beitragsrechnung wird nicht zugesandt. Ein entsprechender Hinweis findet sich in der letzten POLARIS-Ausgabe des jeweiligen Vorjahres. Die Zahlung soll über das Vereinskonto erfolgen. Aber auch Barzahlung bei einem Vorstandsmitglied ist im Rahmen von Veranstaltungen des Ver- eins oder der Sternwarte Lübeck möglich. Mitglieder, die mit der Beitragszahlung in Verzug geraten sind, haben keinen Anspruch auf Leistungen des Vereins. Ein Austritt aus dem Verein ist nur zum Ende eines Kalenderjahres möglich und mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten schriftlich zu beantragen. Impressum POLARIS – Mitteilungen des Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. ISSN 0930-4916 Redaktion Redaktionsteam: Klaus Ammann Reinhard Albert Torsten Lohf E-Mail: [email protected] Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Vorstandes bzw. der Re- daktion wieder. Nachdruck, Vervielfältigung oder sonstige Verarbeitung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Vorstandes. Das Copyright verbleibt bei den einzelnen Autoren. Verantwortlicher Herausgeber Anschrift: Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck e.V. • Postfach 2209 • 23510 Lübeck Homepage: www.sternwarte-luebeck.de E-Mail Vorstand: [email protected] E-Mail Homepage: [email protected] Vereinskonto: Sparkasse zu Lübeck AG IBAN: DE64 2305 0101 0002 2095 00 BIC: NOLADE21SPL Der Vorstand Vorsitzender: Oliver Paulien Geschäftsführer: Michael Kremin Schriftführerin: Felicitas Rose Fachwarte und Fachgruppen des ASL Bibliothek: Malin Moll, Christoph Quandt Geräte: Ralf Biegel Digitale Astrofotografie: Torsten Brinker Visuelle Beobachtung: Christoph Quandt Bereich Spektroskopie: Christoph Quandt, Malin Moll Sport: Oliver Paulien

Redaktionsschluss für die nächste POLARIS ist der 1. März 2017.