Adolf Ronnenberg

Lebenserinnerungen von F.C.C. Steuber 1853-1935

Geschrieben im März 19301

Bericht über meine Erfahrungen und Eindrücke von meiner Kindheit bis in mein Alter.

Zuerst beginne ich von meinen Voreltern zu erzählen. Meinen Großvater mütterlicherseits weiß ich nicht2, dagegen kann ich von meiner Großmutter berichten. Ihre Geschwister, 6 Mädchen und einen Bruder. Stammhaus Nr.343. Meine Großmutter Sofie Marie Höltke, geb. 2.Februar 17904, war eine kräftige, arbeitsame Person. Meine Mutter Sofie Luise Dorothee Könemann, geb. 7.Februar 1818 zu Wiedensahl. Der Vater Könemann aus Münchehagen hat meine Großmutter nicht geehelicht, also lebten Großmutter und Tochter in Miethäusern. Im Jahre 1845 mieteten sie vom Gastwirt und Drechslermeister Conrad Ronnenberg Nr.655 den Speicher6 für 10 Thaler jährlich. Da fing meine Großmutter die Handweberei an, Leinen, Bettbezüge, Drell7 usw.

Meine Mutter

Meine Mutter fing nun an, Hede8 aufzukaufen, weil auf dem Speicher ein großer Bodenraum war und da drüber noch ein Dachboden. Die Hede trug sie in Laken zusammen. Sie ging bis Landesbergen an der Weser, wo ihr Onkel Schmiedemeister Fr. Höltke wohnte, von dort trug sie auf dem Kopfe ca. 60-80 Pfund schwer nach Wiedensahl. Meine Mutter verkaufte diese Hede8 an den Fabrikanten Fr. Wesch aus . Sie hatte dieses Geschäft im Alter von 26 -349 Jahren gemacht. Einmal hatte sie einen Unfall, sie ist von dem Boden und Speicher herunter gefallen und hat sich dabei das Schlüsselbein gebrochen, welches nicht wieder richtig eingeheilt ist, dadurch war ihre Gesundheit geschwächt und auch schmerzlich. Im Jahre 1851 lernte sie meinen Vater kennen, derselbe war bei seinem Bruder Conrad Steuber Nr.610 tätig bei der Schuhmacherei.

Die Steuber-Linie

Auch will ich mal erzählen, was ich von väterlicher Abstammung weiß:

Mein Urgroßvater Johann Conrad Gerhard Steuber zu bei . Er war Kurfürstlich Hessischer Feldwebel, geb. 1740, getraut am 3.Juli 1170 mit Jungfer Marie Sofie Küssel.

Mein Großvater ist von Hohnhorst nach Wiedensahl verzogen11: Johann Conrad Steuber, geb. 23.April 1772, er war Schneidermeister und Seefahrer, getraut mit Jungfer Marie Dorothee Harniß Nr.6 in Wiedensahl, geb. 177312. Dieses Haus stand zwischen Mestwarp Nr.513 und Siebörger Nr.714, es ist abgebrannt15 und nach unten in der Riemenstraße16 wieder aufgebaut. Dieser Großvater ging vom Jahre 1800-181417 auf Kauffahrteischiffe, um etwas zu verdienen. Damals war der Verdienst hier sehr schlecht. Mein Vater sagte, dass er in den Jahren über 1000Taler nach Wiedensahl gebracht hätte. Er hat nach Südamerika, Brasilien, Ostindien, Westindien etc. Reisen gemacht als Matrose dieser Schiffe, er hat auch noch kleine Andenken, zum Beispiel ein kleiner Koffer mit Knochen wie Elfenbein ausgelegt, 1 Rohrstock, 1 Büffelhorn-Becher und Porzellanteller mitgebracht. Mein Onkel Conrad Steuber18 war Schuhmachermeister und Landwirt auf der Stelle Nr.610.

Mein Vater

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Jetzt fange ich wieder von meinen Eltern zu erzählen: Meine Mutter lernte meinen Vater kennen oder umgekehrt. Meine Großmutter war gegen die Verbindung, ja sie ging zum Stiftsgericht nach Loccum und legte Widerspruch ein. Da wurde vom Gericht ihr eröffnet, wenn sie Beweise hätte gegen meinen Vater, dass er ein Verbrecher, oder ansteckende Krankheiten hätte oder Religionsgegenstände ihrer Tochter entgegen wären, so könne sie die Verbindung verhindern. Dieses konnte sie nicht, wäre ganz zufrieden vom Gericht zurück gekehrt.

Mein Vater Heinrich Christian Steuber, geb. 15.April 1815, meine Mutter Sofie Luise Dorothee Könemann, geb. 7.Februar 1818, wurden getraut in der Kirche zu Wiedensahl von Pastor Kropp am 30.April 1852. Es wurde ein Ehevertrag geschlossen beim Amtsgericht in Loccum. Mein Vater brachte in die Ehe 200 Taler, welches in damaliger Zeit schon etwas ausmachte. Er erzählte auch, dass er einen Sommer 1849/50 als Bahnarbeiter nach Algermissen bei Hildesheim gegangen wäre. Er hätte bei strenger Arbeit und knapper Nahrung nach hier mitgebracht 18 Taler.

Höker

Nun übernahm mein Vater das Geschäft des Einkaufs von Hede8 und Produkten. Er dehnte es noch aus, dass er wöchentlich mittwochs und sonnabends in Wiedensahl hausierte und Butter und Eier auch mit aufkaufte. Er hatte eine Kiepe, darin stand ein Kübel, in diesen wurde die Butter gelegt, in der Mitte der Kiepe waren zwei Böden, in diesen Zwischenraum legte mein Vater Kaffee und Reiskorn, Kautabak, welches von den Kunden bestellt war. Denn bis zum Jahre 1867 gab es im Hannoverschen keine Erlaubnis zur Konzession, es musste also geheim sein. Unter diesem Fach in unteren Teil der Kiepe legte er die Eier. Dann oben über dem Butterkübel war ein langer Sack befestigt, darin war die Hede8, Lumpen und was sonst noch aufgekauft wurde, so dass er, wenn er zu Hause ankam, etwa 2 Zentner Gewicht auf dem Rücken hatte. Die Butter und Eier wurden dann wöchentlich an diesen Tagen an W. Ahnefeld, Niedernwöhren, nachher an Gerland, Hülshagen, dann auch an Conrad Meier, , verkauft. Der Nutzen an einem Pfund Butter 2 Pfennig, an einem Schock Eier19 15-20 Pfennig. Im Herbst war die Hauptzeit zum Hede8-Einkauf, im Winter Handgespinst (Kaufgarn). Hede8 kostete 15-20 Pfennig, auch billiger, Eier Stück 2 Pfennig, 4 Stück 10 Pfennig, 1 Stück Garn 35-40 Pfennig. Nun hatte mein Vater auf dem Speicherboden mehrere Fächer eingerichtet, darin wurde Hede8 verpackt, ca. 60-80 Zentner. Dann im Frühjahr wurde verkauft, meistens an Firma Wesch, Nordsehl, auch an August Schweer, . Es wurden dann 2 Arbeiter geschickt. Die Hede8-Säcke oder Ballen waren wohl 2,5m lang, 1,25m breit. Der Sack wurde dann in einen eisernen Bügel gespannt und mit Seilen am Boden festgebunden. Jetzt ging das Einsacken los. Einer von den Arbeitern musste in den Sack steigen und treten, was er konnte, solange bis er oben aussteigen konnte. Dann wurde der Ballen verschnürt und zur Tür heraus getragen. Wenn alles eingepackt war, ca. 25-30 Ballen, dann ging es ans Wiegen. Oben auf dem Boden hatte mein Vater ein Loch machen lassen, hierdurch wurde ein Balken von 3m Länge gesteckt, dann ein starkes Seil gebunden und die Waage befestigt, die bis 5 Zentner wiegen konnte. Dann wurden 2-3 Gespanne20 beladen. Der Verdienst pro Zentner war 1,5-2 Mark nach heutiger Währung, damals hieß es ½ Gulden21 und 6 Mariengroschen. Jetzt wurden Lumpen und Tierknochen verkauft an Track Heine, Quetzen, Moritz Hahn, Schlüsselburg, Philipssohn, Meinsen. Hier wurden pro Zentner 3-4 Mark verdient.

Landwirtschaft

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Jetzt kommt die Landwirtschaft. Von der Pfarre hatte mein Vater 2 Morgen auf dem Heidkamp22, einen Morgen auf der Wehme23, 2 Stück Gartenland hier im Feldgarten24, 2 Stück hinter Thiemann Nr.14225 und Rösener Nr.14125 gelegen, dann 0,7 Morgen an der Spitze am Wege nach der Ziegelei26 von der Gemeinde. Von der Pfarre kostete das Ganze 19 Thaler 22,5 Mariengroschen, von der Gemeinde 1 Thaler Pacht jährlich.

Dieses Ackerland wurde von Heumann Nr.3327 fertig gemacht, die Gärten und Gemeindegrundstück grub mein Vater allein mit der Schaufel um zur Saat. In damaliger Zeit brachte das Ackerland wenig, in der Mitte wohl 2 m breit stand der Roggen28, an beiden Seiten nur Trespe29, dieses ergab kein gutes Brot. Die Landwirtschaft lag darnieder. Die Pflüge hatten hölzerne Pflugschare und gingen dann kaum 20cm in den Boden ein. Das Mähen der Ernte besorgte mein Vater, das Einfahren durch fremde Gespanne. Mein Vater war am rechten Arm gelähmt, er konnte nur mit dem linken Arm arbeiten. Er hatte sich von Gurten einen Halter machen lassen, womit er die Sense einhakte und trug. Nach der Verheiratung hatte er eine Kuh und zwei Schweine angeschafft, 2 Ziegen hatte meine Mutter schon.

Die Erntevorräte hatten wir bei Auhage Nr.4330 und Auhage Nr.2231, auch in der Konsortenscheune32 ein Fach zum Lagern. Wenn denn gedroschen war, so fuhren wir mit Wagen das Stroh zu unserem Speicher. Kartoffeln hatten wir im Keller bei Deterding Nr.6933.

Auch muss ich noch nachholen, dass jeden Sonnabendnachmittag mein Vater Kunden hatte, welche er rasierte, pro Jahr für 1,50 Mark. Seit 1870 hat er dies Geschäft eingestellt.

Weberei

Nun muss ich noch nachholen, was meine Mutter für Arbeiten hatte. Erstens den Haushalt, Kochen und Füttern. Dann bis zum Jahre 1858, solange wie meine Großmutter lebte, webte dieselbe jahraus, jahrein Leinen, Kleiderzeug, Bettbezüge und Drell7. Wie sie nun im Jahre 1858 starb, mietete meine Mutter eine tüchtige Handweberin. 1. Sofie Hirschfeld, Klanhorst, 2. Frau Niemann, Neuenknick Nr.69, 3. Wilhelmine Heumann, Rosenhagen Nr.4, 4. Christine Blaas Nr.50 hier34. Diese 4 haben bis zum Jahre 1868 bei uns gewebt, eine nach der anderen. Diese Webwaren wurden verkauft.

Die Wohnung

Auch will ich noch unsere Wohnung beschreiben: Im Speicher südlich war die Wohnstube, ca. 3 mal 4m groß, darin waren Webstuhl und Spulung35 des Garns, an der Seite ein kleiner Fuß-Stuhl genannt, mit Gurte, darauf ein Strohsack, darüber eine Decke von Blaudruck; darüber der Tisch. Der Tisch hatte einen beweglichen Fuß, wenn gegessen war, wurde derselbe an der Wand hochgezogen. Dann war ein Ofen (Unterofen mit Feuerkasten und Kochraum). Darauf war vom Maurer aus Backsteinen und Lehm wohl 1m hoch auf gemauert, die Züge darin zum Schornstein geleitet. Auch zwei Räume, worin Kaffeekanne etc. zum Warmhalten eingestellt werden konnten. Dann wurden Oberteil und Unterteil mit Kienruß blank geputzt. Der Maurer nahm seinen Weiß-Quast und scheuerte weiße Kalkflecken an die Wand und mit einem Pinsel wurden blaue Punkte erzeugt. Ebenso auch die Stubenwände. Dann standen einige Brettstühle, ein Milchschrank auf einem Bock da. Oben unter der Decke war seitlich eine Holzstange angebracht, die war drehbar, an dieser Stange war ein halb Meter langer, verstellbarer Lampenhaken, an welchem die Lampe hing (Krüsel). Es war eine Pfeife, in welcher der Baumwolldocht war, in den Behälter wurde Leinöl, Tran oder Rüböl zum Brennen gegeben. Vom Jahre 1868 gab es Solaröl Petroleum, auch andere bekannte 3

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Lampen. Die Dönze36 hatte einen Fußboden von Brettern. Jetzt kommt die Küche: Die Feuerstelle war von Backsteinen 1m im Quadrat und 25cm hoch gemauert, darauf wurde gekocht, eine starke Stange mit einem eisernen, verstellbaren Haken hing unter der Decke, hier wurde der Kochtopf oder der Wasserkessel eingehängt, dann Feuer drunter gemacht. Es konnte nur Holz gebrannt werden, weil das Feuer frei oder offen dalag. Dann von der Decke fing der besteigbare Schornstein an. Von dem Rauch waren Decke und Wände schwarz. An den Seiten war ein Tellerbord aufgehängt mit Holzfleischteller, Holzlöffel. Eine Bank, worauf der Wassereimer stand mit Schleif (Holzfülle37), auch ein kleiner Küchenschrank. Der Fußboden war mit holperigen Steinplatten belegt. Die Höhe auch des Wohnzimmers 2,5m. Dann kam die Schlafkammer ohne Fußboden, in derselben standen ein Kleiderschrank und eine Bettstelle mit großem Bett. Meine Eltern und ich schliefen in einem Bett, ich in der Mitte. Dann war durch eine Wand das Haus zu Stallung eingerichtet: 1 Schweinestall für 2 Schweine, 1 Kuhstall für 1 Kuh, ein Ziegenstall. Dazwischen noch eine Kammer ohne Fußbelag38, darin stand ein Koffer mit Wäscheleinen. Der Flur nördlich war 2m breit, ohne jeglichen Fußbelag38, darauf eine Truhe (Lade) gestellt, worauf mein Vater seine Kiepe absetzte. Gegenüber stand noch ein Kleiderschrank von 1769.

Ich

Nun in diesem Hause wurde ich am 6.September 1853 geboren. Mein Körper war schwächlich und oft krank. In der Taufe am 18.September erhielt ich die Namen Friedrich Conrad Christian. Als Taufpaten: Friedrich Wäsch, Nordsehl, Conrad Steuber, Vaters Bruder, und Conrad Ronnenberg Nr.65 als Nachbar und Besitzer unserer Wohnung39.

In den Kinderjahren erinnere ich als Gespielen mit unserem Nachbarsohn Fritz Hitzemann Nr.6340, jetzt in , Dietrich und Conrad Dreyer Nr.6441, Fritz Huxold42 und Dempewolf zusammen gewesen zu sein.

Nun will ich noch von meiner Großmutter erzählen. Von meiner Geburt an war ich Ihr Liebling. Sie holte am Tage mehrmals Wasser von Ronnenbergs Brunnen, der lag hinter Sölls43 Hause herunter hinterm Hof. Dann fasste ich an eine Seite mit in den Henkel des Holzeimers und ging stets mit. Ihre Kleidung war in schwarz, ihre Mütze rundum mit einem Plitt. Ich habe schon erwähnt, dass sie eine geschickte Handweberin war, sie hatte so große Tücher ca. 80 mal 80cm mit Borde und in Weiß und Blau gewebt und gesagt, wenn ich später in die Lehre käme, sollte ich darin meine Anzüge packen. Sie starb 1858, ich glaube, dass es im März4 war.

Bruder

Jetzt wurde noch ein Bruder geboren am 11.März 1859, er war recht kräftig, jedoch am 20.Januar 1861 starb er an der damals noch nicht heilbaren Halsbräune (jetzt wohl Diphtheritis) nach 24 Stunden Krankheit. In der Taufe erhielt er den Namen Heinrich44. Seine Gevattern waren Heinrich Oetker Nr.6245, Heinrich Kuhlmann Nr.3446, Heinrich Ohlhage Nr.2547. Jetzt war ich wieder allein das Sorgenkind. Meine Eltern arbeiteten mit Fleiß und Gottergebenheit.

Schule

Jetzt beginnt die Schulzeit für mich, Ostern 1861 wurde ich von unserer Nachbarin Heumann48 nach der Schule zu Herrn Lehrer Heinrich Stratmann in die Nachmittagsschule, II. Klasse, gebracht und aufgenommen. Ich erinnere mich, dass ich, wie ich sah, dass das 4

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Fräulein Heumann48 wegging, nahm ich meine Tafel und Katechismus und rückte wieder nach Hause aus. Nun musste sie mich noch einmal hin bringen.

Jetzt ging das Lesen und Schreiben los. Buchstabieren oder Lautieren kannte ich nicht. Ich konnte lesen in dem lutherischen Katechismus, Fibel gab es derzeit nicht. Auch Buchstaben und Zahlen konnte ich auf der Schiefertafel machen, dass hatte mir mein Vater schon gelernt. Meine Mutter hatte mir mehrere Sprüche und auch kleine Liederverse auswendig gelernt. Ich konnte so ziemlich, was der Herr Lehrer verlangte, jedoch war ich recht scheu und furchtsam. Nach drei Jahren, Ostern 186349, wurde ich in die Klasse I versetzt. Morgenschule im Sommer 7-10Uhr, im Winter 8-11Uhr Unterricht. Der Lehrer hatte 4 Abteilungen. Stundenplan war 4 Stunden Religion, 2 Stunden Bibel lesen, 2 Stunden Lesebuch, 2 Stunden Rechnen, 2 Stunden Deutsch, 2 Stunden Geographie, 2 Stunden Singen wöchentlich50. Die ganze Schulzeit hatte ich eine Bibel, ein Lesebuch, 1 Hannoversches Gesangbuch, 2 Hefte Krankes Rechenbuch nur gehabt.

Privatunterricht

Von meinem 10.Jahr an gab mir Wilhelm Kuhlmann Nr.34, Vater des jetzigen Schneidermeisters W. Kuhlmann42 abends 4 Stunden Unterricht im Rechnen wöchentlich. Derselbe sollte Tierarzt werden, sein Vater hatte ihn zur Klosterschule in Loccum geschickt, er war sehr perfekt. In 2 Jahren hatte ich diese Rechenbücher von Kranke durchgearbeitet, das erste vom Abschnitt 1-5 waren die einfachen Aufgaben, vom Abschnitt 6-14 Bezahldetrie51, Dezimal und Zinsen, Flächenrechnung. In der Schule konnte mir im Rechnen keiner was weiß machen. Dann hatte ich bei Lehrer Stratmann Unterricht privat mit einigen Schulkameraden, Otto Eggerding52, H. Blaas53, Bernd Kreft und ich in Französisch von 10- 11Uhr morgens. Weiter hatte ich mit diesen Kameraden auch Unterricht in Latein. Sodann noch wöchentlich 4 Stunden Deutsch, Grammatik, Aufsatz etc. sonstiges. Auch bin ich in letzten 2 Jahren mit meinem Nachbarfreunde40 nach Loccum zu dessen Bruder, Herrn Hitzemann, der war Lehrer an der Klosterschule, zum Englischunterricht gegangen.

Schulkameraden

Wie ich in die I. Klasse versetzt wurde, lernte ich meinen Schulkameraden Heinrich Heumann kennen. Wir wurden so intime Freunde, jeden Morgen, wenn ich zur Schule ging, musste ich ihn von seinem Elternhause Nr.2754 abholen. Es kamen auch noch andere Kameraden hinzu: Heinrich Lindenberg Nr.4755, Fritz Rode Nr.4656, H. Schwier57, Ad. Oetker Nr.4958. Bei allen Kameraden war ich ein guter Freund, sind diese auch oft in meiner elterlichen Wohnung bei mir gewesen.

Konfirmation

Jetzt wurde ich 14 Jahre und am 5.April 1868 konfirmiert von meinem Lehrer, Seelsorger Pastor Nöldeke zu Wiedensahl. Auch meine Eltern waren beide zu der Konfirmationsfeier in der Kirche. Diese Handlung war eine der feierlichsten in meinem Leben. Wir (20) mussten gemeinschaftlich kniend das Bekenntnis unseres lutherischen Glaubens sowie das Gelübde ablegen, dass wir treu diesen in unserem Leben nicht abweichen wollten, vor dem Allmächtigen Gott und der anwesenden Gemeinde! Etwas Feierliches habe ich bis dahin nicht erlebt. Hierauf sprach der Pastor uns die Gemeinschaft der Christlichen Gemeinde zu, indem wir den Gesang sangen:“Mein Schöpfer steh mir bei“. Hierauf wurden wir zum Heiligen Abendmahl zu gelassen und zum ersten Mal der Weihe und Nähe unseres Herrn Heilandes Jesus Christus teilhaftig. Als Einsegnungsspruch erhielt ich Epheser 10, 17/1859: 5

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„Der Gott unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner Selbsterkenntnis und erleuchtete Augen eures Verstandes, dass ihr erkennen möget, welche da sei, die Hoffnung eures Berufes und welcher der sei der Reichtum seines herrlichen Erbes an seinen Heiligen“.

Hüten

Auch will ich noch aus meinen Schuljahren mitteilen. Im Sommer, wenn ich frei war, hütete ich 2 Ziegen. Sofie Oetker Nr.6245 in gleichem Alter wie ich, musste ihre Kühe hüten. Die kam zu mir und sagte, komm doch an unsere Hecke, die ging von Oetkers Garten an der entlang bis nach Brand60, auch ein breiter Weg (Gras), worauf sie hütete. An der Hecke fraßen meine Ziegen. Dann erzählten wir uns allerlei Geschichten bis es dunkel wurde und es nach Haus ging. Unsere Kuh ging mit dem Kuhhirten jeden Morgen um 6Uhr zur Waldweide, der Hirte hatte ein Horn und musste blasen. 80-90 Kühe wurden ausgetrieben bis Michaelis des Jahres61.

Von dieser Hirtenzeit mag auch das bekannte Lied stammen: Maike, wut du noch nich up, un melken diene Kauh: Dee Heier drifft taun Dörp henut und dat nahen Holte tau62 (noch ein Reim).

Dann um 9Uhr morgens blies der Schweinehirt alle Schweine auch zum Walde. Dann um 10 Uhr 2 Schäfer: eine Gemeinde-Schäferei und eine Konsorten-Schäferei63. Für Konsorten war Leitners Heinrich64 und für Gemeinde Johan Hegerhorst65 Schäfer.

Im Herbst musste ich dann auch unsere Kuh mit hüten, auch meistens bei Oetkers45 oder „Denker“ Heumann Nr.2754 mit. Im Winter war dann Schluss, höchstens wenn mal viel Eicheln und Buchen66 waren, wurden Schweine in die Mast getrieben.

Spinnen

Im Winter bei freier Zeit spann ich, von meiner Großmutter hatte ich ihr Spinnrad geerbt. Diese Spinnarbeit machte ich bei dem alten Heidorn Nr.12967, Minna Harmening ihr Großvater. Der war mit den Beinen gelähmt und spann auch. Mein Rad blieb den ganzen Winter bei Heidorns. Dieser war ein origineller Geschichtserzähler, das war mein Fach. Zuweilen, wenn Heidorn Mutter mal in die Stube kam, dann sagte sie:“Was haste wieder für Dummheiten erzählt!“ Auch Heidorn sorgte für allerlei Bücher. In dieser Zeit lieh ich mir auch die große Bibel von H. Bolte Nr.13268, welche ich in späteren Jahren auch für 8 Taler (24 Mark) von demselben mir kaufte. Zuweilen hatten mehrere Jungen, welche auch spinnen, eine Zusammenkunft, wenn ich dann eingeladen war, musste ich mir mein Spinnrad von Heidorns holen, brachte es aber gleich am nächsten Tage wieder hin. So dies ist der Abschnitt meiner Schuljahre.

Der erste Laden

Im November 1867 erhielt mein Vater die Konzession zum Kleinhandel (Hökerhandel). Jetzt war die Reihe an mir69, mein Vater hatte Arbeit genug mit seinem Produktenhandel und mit der Landwirtschaft. Mein Vater ließ von Tischlermeister D. Denker70 einen Ladenschrank bauen, derselbe steht noch in unserem heutigen Laden. Unten mit 16 Kasten für Waren, der obere Teil, an den Seiten auch Kasten, in der Mitte freien Raum, hier war die Waage; auch noch zwei kleine Messing-Handwaagen. Der untere Teil wie auch der obere Teil konnten mit Türen abends geschlossen werden. Dieser Schrank war auf dem Flur an dem

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Stubeneingang aufgestellt. Ich glaube, mein Vater musste 40 Taler dafür an Denker bezahlen, dies war im Jahre 1868. Ich war Verkäufer, auch Besteller von Waren. Tüten von gelbem Strohpapier musste ich selber anfertigen, mein Vater hatte mir das schon gelernt. Das Papier war gleich in Format geschnitten: 1 Pfund, 1/3 Pfund, ¼ Pfund, nur Spitztüten. Beutel brauchte ich nicht. Jetzt war Kaffee 2 Sorten, Verkauf 80-100 Pfennig pro Pfund roh, geröstet wurde nicht gekauft. Zucker nur Brotzucker71, Pfund 60 Pfennig, Pfeffer Pfund 100 Pfennig, Reis 15-20-25 Pfennig pro Pfund, Salz Pfund 10 Pfennig, Petroleum Liter 15-20 Pfennig, Rüböl72 Liter 40 Pfennig.

Kautabak Rolle 10 Pfennig; Zichorien73 10 Pfennig; Streichhölzer, Paket zu 10 Bündel 8-10 Pfennig; Essig Liter 15-20 Pfennig, und sonstige Papierwaren etc. Unser Umsatz war ganz gut, mein Vater trug viel in der Kiepe weg. Als Lieferanten dieser Waren: Ernst Scheele, Münchehagen, Krone und Wolpers, Hannover (Reis), Wilkens und Jahns Bremen (Kaffee und Gewürze), Otto Kürzel, Hannover (Drahtnägel), Sprengel & Co (Zuckerwaren, Bonbons), Kuhlmann, Bremerhaven (Rüböl72), Firma Seiger, Hülshagen (Zichorien73), Hartung, Braunschweig (Salz). Auch Rüböl72 verkauften wir viel für Umtausch mit Leinsamen. Zuweilen hatten wir 20-30 Zentner Vorrat. Diesen Leinsamen verkauften wir nach Wunstorf an Wohlecke, bezogen von dort auch Rüböl72.

Lehrstelle

Im Sommer74 hatte mich mein Vater als Lehrling bei Ernst H. Scheele in Münchehagen verdingt, ich musste mich auch vorstellen. Infolge dessen nahm ich auch bei Kantor F. Nacke, Kloster Loccum, wieder Unterricht in englischer Sprache auf. Im Unterricht von 1 bis 3 Uhr waren W. Scheele, Sohn des Lehrherrn, Fr. Korte, Münchehagen, später auch Lehrer in Wiedensahl, dann ein Scheele, Loccum, ein Vetter von W. Scheele, und ich. Im Winter war der Weg zu weit und schlecht, auch die Witterung hinderte. Dann war Selbstunterricht. Schlüssel zu den Büchern hatte ich. Es ging nun alles gut75.

Mutter stirbt

Wie es Winter wurde, bekam meine Mutter wieder Gicht und Rheuma. Nun musste in der kleinen Dönze36 wieder eine Bettstelle aufgeschlagen werden. Sie konnte Beine und Hände nicht rühren und hatte dabei heftige Schmerzen. Ihre Knie und Finger waren schon steif, dass sie die Kuh nicht melken konnte, dieses machte nun alles mein Vater. Es wurde immer schlimmer, im Winter 1869 legte sie sich wieder, sie ist auch nicht wieder hoch gekommen. Am 28.Januar76, morgens 9 Uhr starb sie. Mein Vater hatte sie aus dem Bett auf einen Stuhl am Ofen gesetzt, mit Kissen belegt, einen Stuhl unter den Beinen, damit ihr Bett gemacht würde. Zur selben Zeit kam C. Ronnenberg77 mein Vater sollte ihn rasieren. Wie er sich setzen wollte, mein Vater war noch bei meiner Mutter, streckte sie sich aus, mein Vater nahm sie unter die Arme, auch Ronnenberg trat hinzu, ihr Herz hörte auf zu schlagen, sie war entschlafen, ich stand zu ihren Füßen. Ronnenberg sagte, dass ich auch gerade in diesem Augenblick hier kommen muss. So hatte ich eine gute Mutter verloren, musste mit meinem guten Vater allein bleiben. Sie war 51 Jahre 11 Monate 20 Tage alt geworden. Am 2. Februar haben wir sie auf dem Friedhof beerdigt.

Dieser Todesfall meiner Mutter machte, dass ich nicht in die Lehre eintreten konnte, mein Vater konnte doch nicht allein bleiben. Wir beide waren voll Trauer. Ich kann sagen, in dieser Zeit bis zum Todestag meiner Mutter habe ich nie einen Misston, dass sie uneinig waren, gehört. Mein Vater war der Erste am Morgen, der aufstand und Kaffee kochte, und machte

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Adolf Ronnenberg die Hausarbeit, brachte meiner Mutter Kaffee ans Bett, was sie wünschte. Es war holder Friede, süße Eintracht.

Wir mussten also doch wieder zur Arbeit, mein Vater ging seinem Geschäft nach, ich war zu Hause. Mit Scheele hatte er sich in Verbindung gesetzt, dass ich nicht in die Lehre kommen könne. Erst war der unwillig, nachdem einverstanden.

Größere Wohnung

Da war die Witwe Rode78 zu meinem Vater gekommen und ihm ihr Haus Nr. 13079, zwischen Deterding Nr.58 und Wilkening Nr.57 gelegen, zur Miete angeboten für 60 Mark jährlich. Mein Vater sagte mir dies, ich war einverstanden und riet ihm zu mieten, denn wir bekamen nun einen größeren Raum. Am 1.Oktober 1870 bezogen wir dieses Haus Nr.130. Nördlich war eine große Stube, dann eine Küche, dann ein Keller, darüber eine Kammer, dann noch eine kleine Stube, welche wir zu Kammer einrichteten, und an der Südseite war vorn eine Kammer, darin stellten wir unseren Verkaufsschrank auf und noch kleine Regale, davor einen Tresen, nicht breit, derselbe steht hier noch im Keller. Also jetzt konnte des Abends der Laden durch die Tür geschlossen werden Darüber war eine Dachkammer, benutzten sie als Lager. Hinter dem Laden wieder eine Kammer, kleiner als Lager für Spirituosen, Essig, Korn. Dann folgte eine Kammer, worin Vater Lumpen etc. packte. Über den Stallungen war Platz für Hede8. Alle Zimmer hatten Holzfußboden. Dazu für Landwirtschaft einen Balken, wo Heu, Getreide und Häcksellade stand. Räume für Getreide und Kartoffeln brauchten wir nun nicht mehr zu mieten.

Krieg gegen Frankreich

Jetzt kam im August 1870 der Krieg mit Frankreich. Aus Wiedensahl die aktiven Soldaten eingezogen. H. Krone Nr.280, welcher als einziger durch Krankheit in Frankreich gestorben und nicht zurück gekommen ist. Conrad Harmening Nr.981, W. Deterding Nr.11, Conrad Oetker Nr.62 nur in Garnison in Osnabrück geblieben, dann Heinrich Heumann Nr.66, Conrad Heumann Nr.66, jetzt Nr.138, jetzt noch lebender Veteran, mein Cousin C. Steuber Nr.6, Chr. Schaer Nr.152. Im Frühjahr 1871 kamen sie zurück. Jetzt wurde Frieden mit Frankreich in Versailles geschlossen. Fürst Bismarck war der Mann, welcher Deutschland zu Ehren brachte. König Wilhelm wurde die Kaiserkrone angeboten, welcher auch annahm. Frankreich musste Deutschland fünf Milliarden Mark zahlen. Jetzt kam 1872 das Gründerjahr, allerlei neue Industrieanlagen entstanden. Überall Verdienst.

Mehr Umsatz

Jetzt will ich bei unserem Geschäft wieder anfangen. Unser Geschäft wurde reger, wir legten an Kornbranntwein zu, bezogen von Karl Niebuhr, Minden, zeitweise 3-4 Gebinde, Verkauf Liter 40 Pfennig, 34%, dazu hatten wir keine Genehmigung, aber die Konkurrenz machte es auch. Dazu Düngerhandel aus der Fabrik von Stackmann&Retschy, Lehrte, durch Vermittlung des Herrn Ernst Scheele82. Den Alleinverkauf hatte D. Möller Nr.4883 hier. Nun durch den Verdienst der Arbeiter wurden auch Nahrungsmittel gekauft. Wir bezogen jeden Monat von Wilkens und Jahn, Bremen, 1 Kiste Speck. Wenn derselbe ankam, ging mein Vater bei und wusch den sauber ab. Derselbe hatte starken Salpetergeruch. Dann kam der Speck zu unserem Nachbarn Heumann Nr.57 („Cords“), wurde 10-12 Tage zum Räuchern aufgehängt, dass derselbe trocken und schön aussah. Dann verkauft mit 61-65Pfennig (roh kostete der Zentner 35 Mark). Mein Vater hatte Bekanntschaft mit den Aufkäufern von Butter und Eiern aus Rosenhagen, Neuenknick, Seelenfeld, Ilserheide. Die kamen dann 8

Adolf Ronnenberg wöchentlich an Ablieferungstagen ihrer Ware und kauften ihre Waren, welche sie den Kunden mitbringen sollten. Unser Umsatz und Verdienst war ganz gut, namentlich, da wir beide keine großen Familienkosten hatten.

Privatunterricht II

Nun im Winter 1870 kam ich auf die Idee, ich möchte wohl junge Leute von11-14 Jahren an einigen Abenden der Woche 2-3 mal je 2 Stunden Unterricht im Rechnen, Deutsch geben. Es dauerte nicht lange, da waren 12-14 Knaben des Abends bei mir. Mit den Eltern machte ich gleich ab: wenn diese Jungen unartig und ungehorsam wären, sofort einzustellen. Daher hatte ich nicht zu klagen, sie waren artig und folgsam wie in der Schule. Von den Schülern leben heute noch H. Buhr Nr.11084, Fr. von Haaren Nr.174, H. Dreyer Nr.74, D. Wilkening Nr.70, H. Wilkening Nr.57, die anderen sind tot. Für den Unterricht jeden Winter verlangte ich kein festes Geld, sondern sagte, was ihr gebt ist recht. Im Durchschnitt bekam ich von jedem Knaben 6 Mark. Mir machte es damals Freude, wenn dieselben gut aufpassten. Mein Vater saß dann am Ofen, auch kam Chr. Meyer Nr.4285 viel, und beide hörten zu. Nach Schluss konnte Meyer viel erzählen, er war Hannoverscher Soldat in Celle gewesen und hatte allerlei erfahren.

Spinnstube

In der Woche kamen auch meine Kollegen, dann musste ich mit zu den Spinngesellschaften. Es wurde dann eine Pause gemacht, es ging dann auf die Diele, es wurde ½ Stunde getanzt nach Harmonika. H. Heumann Nr.2754 und Chr. Harmening Nr.7786 waren die Musiker. Um 11 Uhr ging‘s nach Hause. Auch am Sonntagabend wurde dieses gemacht, dann etwas länger, weil die Mädchen nicht zu spinnen brauchten. Als Belohnung für die Musiker musste jeder Junge 5-10 Pfennig bezahlen.

Wiederheirat?

Bis Winter87 setzte ich den Unterricht und auch die Vergnügungen mit fort. Bei Tage hatten wir beide reichlich Arbeit. Unsere Wäsche machte eine Frau Heumann Nr.3988, Flicken etc. In diesem Winter sagte einmal mein Vater zu mir: Wilkening Nr.7089 Großvater hat mir gesagt, es wäre doch nicht angenehm, so zu leben, er solle doch wieder heiraten, auch gleichzeitig seine Schwester angeboten. Was sagst Du dazu? Ich war 18 Jahre. Hatte noch keine Ahnung von Eheleben und Alter: ich antwortete nicht. Darauf sagte er mir, um deinetwillen tue ich es nicht. Heute hätte ich ihm gleich geantwortet und gesagt: tue es. Auch sagte er mir, der alte Schweinitz90 war im Garten, der hatte einen Garten bei unserem hinter Thiemann Nr.14225, hat zu mir gesagt: Lass deinen Sohn meine Tochter Ida heiraten. Auch hier war ich sprachlos.

Vater stirbt

Nun kam das Schicksalsjahr 1874. Ich sah, dass mein Vater krank war, er ging auch zum Arzt Dr. Kleine91. Aber seine Arbeiten im Dorfe sowie Landwirtschaft und im Hause machte er weiter. Ich habe ihn oft in Arm genommen und gesagt: Vater, mach dir doch keine Gedanken. Plötzlich am Morgen des 18.Juli 1874 war mein Vater tot.

Jetzt stand ich allein vor seiner Leiche, nur der liebe Gott war bei mir und sagte: ich will dich nicht verlassen. Meine Onkel und Cousins und Nachbarn kamen und trösteten mich, hatten

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Adolf Ronnenberg einige Teilnahme, wofür ich denselben Dank schulde. Mein Vater war 59 Jahre 3 Monate 3 Tage alt geworden und wurde am 21.Juli 1874 auf dem hiesigen Friedhof ins Grab gesenkt.

Vormund

Jetzt waren meine guten Eltern nicht mehr. Sie waren in himmlischen Gefilden bei Gott. Ich war 20 Jahr am 6.September gewesen, doch setzte das Gericht noch eine Vormundschaft für mich ein. Mein Cousin C. Steuber92 musste Vormund werden. Von einer Vermögensaufnahme wurde abgesehen, jedoch ich stand unter guter Kontrolle, nicht nachteilig für mich: Da ich nicht Landwirtschaft bekümmern konnte, so setzte mein Vormund einen Verkaufstermin für Getreide, Kartoffeln und Gartenfrüchte an. Es waren ein Morgen Roggen, ein Morgen Hafer, ¾ Morgen Kartoffeln und Sonstiges, es werden wohl 300 Mark daraus erlöst sein. Dann verkaufte er unter der Hand eine Kuh und zwei Schweine, wird auch wohl 300 Mark sein. Das war also weg. Nun ging ich nach H. Oetker Nr.6245, frug, ob sie mir das Mittagessen schicken wolle nach meiner Wohnung, hingehen könne ich nicht, er, vielmehr seine Frau war dazu bereit. Ich fragte, wieviel ich täglich dafür zahlen solle? Nun meinte er 60 Pfennig, ich sagte, damit bin ich einverstanden. Also Mittagessen wurde von Oetker gebracht. Kaffee und Abendbrot machte ich mir selber. Nun kam auch mein Cousin und wollte des Nachts bei mir bleiben. Aber hatte eine Braut, Sofie Buhr, Rosenhagen Nr.1293, seine Mutter war auch aus dem Hause94. Dann fragte er, soll ich mal nach Rosenhagen gehen? Ich komme bald zurück. Meistens kam er aber nicht wieder. Dann kam auch von der Ohmschen Ziegelei95 der Aug Schnüll, sagte, soll ich bei dir bleiben und bei dir schlafen? Ich war stets einverstanden.

Mein Cousin regulierte auch meine Außenstände oder schrieb seinen Namen darunter, dann kamen Zahlungen ein. Auch Bolte Nr.13268 hatte sich auch von meinem Vater schon 400 Taler geliehen. Diesen Betrag musste Bolte als Hypothek eintragen lassen auf seine Anordnung.

Ida

Wenn wir nun später öfters allein waren, dann sagte er, du solltest dich doch in Verkehr mit der Ida Schweinitz setzen, die hat ein Haus und kleinen Garten. Ein Laden ist im Haus, die wäre eine gute Partie, die passt auf und kennt schon was in deinem Geschäfte. Nun sagte ich, will darüber weiter nachdenken. Dies blieb aber so. Dann im Jahre 1875 Ende Juni war Schützenfest hier. Meine Kollegen, auch Tante Krückemeier, kamen und sagten, geh doch mit zum Schützenfest. Zureden hilft, ich zog mich an. Tante blieb in meinem Hause, ich ging mit. Wie ich auf das Zelt kam, standen Ida Schweinitz und ihre Schwester und Nachbarinnen an der Seite. Ich denke, dieses ist doch eigentümlich. Ganz dreist konnte ich nicht auftreten, ich fasste mir doch ein Herz und ging hin und fragte; Fräulein wollen wir mal zusammen tanzen? Sie gab gleich ihr ja. Ihr Benehmen gefiel mir, an dem Tage fragte ich wohl noch zweimal, also 3 Tänze hatten wir zusammen gemacht, wofür ich meinen Dank ihr anbot. Als Begleiter eines Mädchens war ich nicht für. 1 Uhr ging ich nach Hause. Ich hatte auch gesehen, dass sie mit weg gegangen waren. Nach ungefähr 3 Wochen, denke ich mir, du solltest doch mal im Brief anfragen, was ich für einen Eindruck auf sie gemacht hätte und ob sie geneigt wäre, dass wir in Verkehr zusammen treten. Diesen Brief brachte ein kleines Mädchen, S. Huxold, hin. Zwei Tage danach kam der kleine Ed. Stratmann96 zu mir und sagte, ich soll einen Brief bringen. In dem Brief war mitgeteilt, dass es einem Mädchen schwer fiele, gleich eine entscheidende Antwort zu geben, jedoch wäre ich herzlich willkommen, wenn ich sie in ihrem elterlichen Hause besuchen wollte. Nach unserer 10

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Verheiratung wurde mir erzählt, dass Emilie97 die Schreiberin dieses Briefes war und der Vater diktiert hätte.

Nach einigen Tagen ging ich des Abends nach Bäcker Niemitz98 und holte Zwieback und Brötchen zum Verkauf. Da saßen, es war ein schöner Sommerabend, alle vor der Tür, ich grüßte und ging zum Bäcker, wie ich zurück kam, ging ich nahe vorbei, stand stille und sagte, ob einer mit in die Gaststube kommen wolle und mir ein Glas Bier geben. Sofort stand Ida auf, wir gingen in die Stube, ich musste mich setzen. Wir unterhielten uns noch und Vater und Schwestern kamen auch herein. Wie ich aufstand und gute Nacht wünschte, sagten sie: Kommen sie doch bald wieder vor. Da bin ich wohl wöchentlich abends zweimal hingegangen. Ida gab mir ihr Einverständnis, der Vater schien besonders gern die Verbindung zu sehen. Wir nannten uns schon „Du“.

Hamburg

Wie ich Anfang August hinkam, sagte mir der Vater, Ida will mal nach Hamburg zu ihrer Schwester99 und Schwager Henseler reisen. Du kannst sie wohl wieder von dort abholen! Ich sagte ihm, das ist schwer, ich kann doch nicht aus meinem Hause gehen einige Tage. Da sagte er, dafür habe ich gesorgt. Emilie bleibt solange in deinem Hause und verkauft, bis du wieder da bist, es kommt dir kein Tüttel100 abhanden. Nun, wenn sie es so meinen, will ich mir überlegen und morgen Nachricht geben. Es wurde gemacht, am 7.August reiste ich ab nach Hamburg und wurde vom Bahnhof von Ida und Mathilde abgeholt. Alles war in bester Stimmung. Abends kam auch Henseler von der Bahn zurück, er war Lokomotivführer. Am 11.August fuhren wir von Hamburg wieder ab, abends in Stadthagen. In Hamburg kauften Mathilde und Ida Kleiderstoffe, beim Juwelier kauften wir Trauringe, Ohrringe und Broschen. Beim Photographen machten wir ein Bild, welches noch auf der Stube hängt, sowie einige Medaillon-Bilder. Es war gut, dass ich etwas mehr als Reisegeld eingesteckt hatte, sonst wäre die Sache bunt geworden. Jetzt ging ich wieder nach Hause und löste Emilie ab. Da kamen aber einige Schwarzseher und wollten mir die Lage, die Familie und auch meine Verlobte schildern, ich habe kein Wort darauf geantwortet.

Verträge

Nun kam auch Ida öfter zu mir und Anfang September sagte sie: Du sollst nicht mehr bei Oetkers Mittagessen bestellen, wir bringen dir jeden Mittag, meistens kam sie selbst und brachte es. Im Oktober hat mein Schwiegervater seinen Freund, Amts-Vogt Scheele, Loccum, bestellt. Derselbe sollte und tat es auch, den Übergabe-Vertrag seiner Stelle Nr. 140101, sowie Geschäft und innere Einrichtung an seine Tochter Ida aufstellen. Nachdem kam sie zu mir und fragte, ob ich damit einverstanden wäre. Es war die Hypothekenlast von 3600 Mark, Abfindung für die 4 Geschwister 2250 Mark, sowie die noch vorhandenen Warenschulden, welche nicht mit aufgeführt waren. Als dann, Schwiegervater bis zum Tode pflegen und etwa monatlich 7,50 Mark Taschengeld zu geben. Den beiden jüngeren Schwestern bis zu ihrer Verheiratung frei Wohnung etc. zu geben. Ich sagte: Du bist die Übernehmerin und du musst wissen, wie ihr steht, ich habe nichts einzuwenden.

Nun am 23.Oktober 1875 hatte mein Schwiegervater einen Wagen bestellt und wir drei fuhren nach dem Amtsgericht Stolzenau und übergaben dem Gericht den Vertrag zur Bestätigung. Gleichzeitig machten wir auch unter uns den meistens bekannten Ehevertrag, Gütergemeinschaft.

Hochzeit 11

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Jetzt musste erst Jahrmarkt vorüber sein, dann wurde das Aufgebot beantragt und der Hochzeitstag auf den 26.November 1875 festgesetzt.

Zur Hochzeit waren wohl 140-150 Personen. Als Trauzeugen waren L. Henseler und Conrad Steuber. Pastor Nöldeke vollzog die Trauung mit herzlichen Ermahnungen, welche ich nicht vergessen und nach bestem Willen nachkam. Dieses war wieder ein feierlicher Akt in meinem Leben.

Die Hochzeit wurde in unserem Saale gefeiert. Es waren von meinen Gevattern Fr. Wesch, Onkel Steuber102 und Familie da, Pastor Nöldeke, Lehrer Höper103, Kaufmann C. Goldbeck104, Heinrich Coesfeld, Bückeburg, Brauereibesitzer Winkelmann Stadthagen mit Braut, Carl Schnabelrauch105, Fritz Krage106, Hannover, dann Nachbarn, Bekannte und junge Leute aus Wiedensahl. Nach dem Essen musste die Musik einsetzen. Es wurde getanzt bis zum anderen Morgen. Wie wir zur Trauung gingen, fing es an zu schneien, am anderen Morgen lag 1 Fuß hoch Schnee. Am Sonnabend fuhren alle Verwandten und Freunde wieder ab.

Familie Schweinitz

Nun will ich auch noch mitteilen von den Eltern und Geschwistern: Der Vater vom Schwiegervater war Arzt und Stifts-Chirurg August Gottlieb Schweinitz, die Mutter Henriette Elise Dettloff zu Loccum. Es waren drei Brüder und zwei Schwestern107. Mein Schwiegervater Carl Friedrich Wilhelm Schweinitz geboren den 9.August 1817 zu Loccum. Erste Ehe mit Witwe Meywerk Nr.105 Wiedensahl108. Zweite Ehe mit Rudolphine Emilie Karoline Schnabelrauch, Tochter des Steinhauermeisters Johan Adam Schnabelrauch zu Minden, getraut am 5.November 1845 zu Wiedensahl. Aus dieser Ehe waren 5 Töchter: 1. Mathilde geb. 1847, 2. Emma geboren 1849, 3. Ida geb 11.3.1851, 4. Lina geboren 1853, Emilie geboren 1856.

Das Haus Schweinitz

Nun die Lage des Hauses Nr.140101. Es war im Jahre 1860 erbaut in dem Konsorten-Garten, welchen mein Schwiegervater für 250 Taler gekauft hatte. Das Haus war massiv, einstöckig, war von Zimmermeister Hämker, fix und fertig hergestellt für 800 Taler. In dem Hause war nördlich ein Laden, ca. 3m breit, 6m lang. Dann folgte eine Stube, dahinter eine Kammer, dieses war eine Seite, Westseite war eine Küche, Südseite war eine lange Stube (Gaststube). Darunter Keller, dann die Färberei mit Brunnen und Kesseln, darüber die sogenannte Glättekammer mit Rolle, welche jetzt oben auf dem Dachboden. Auf der Kammer druckte Schwiegervater den Blaudruck und glättete. Jetzt war an der Straßenseite im Dach eine Stube, in der Mitte an jeder Seite eine Dachkammer. Hier an der Westseite war der Besenboden. Im Jahre 1869 hatte mein Schwiegervater einen Tanzsaal angebaut (südlich unten), dahinter noch Kuhstall, Schweinestall. Ausgang zum Garten von Fachwerk. Es war eine große 3-teilige Eingangstür an der Straßenseite, damit die Ernte und auch Heu eingefahren werden konnte. Oben war ganz Boden für Landwirtschaft. Dieser Saal wird wohl mit Fußboden, welcher bei Tanzvergnügen jedes Mal gelegt werden musste, ca. 1800-2000 Mark gekostet haben. Denn es waren nachdem von der Sparkasse Stolzenau 3600 Mark angeliehen.

Jetzt fing ich an, die Waren, die ich mitgebracht: Kolonialwaren, Spirituosen, Material etc. Auch nahm ich schon etwas Manufaktur auf. Dieses zog aber nicht, wenn ich davon verkaufte, dann waren es faule Kunden! 12

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Erste Söhne

Jetzt kam am 9.August 1876 unser Erstgeborener an. Mein Schwiegervater war außer sich vor Freude. Bei der Geburt musste Dr. Pillmann109 noch als Geburtshelfer geholt werden. Wie der Junge nun da war, ziemlich kräftig, ganz schwarze Haare schon auf dem Kopfe. Kam mein Schwiegervater und sagte: gib mir mal 6 Mark, die will ich der Hebamme, Meyers Mutter110, schenken. Dr. Pillmann musste ich 15 Mark bezahlen. Die Freude war auch noch größer, da der Knabe auf seinem Geburtstag am 9.August geboren war. Mein Schwiegervater Carl Schweinitz, Mein Onkel Conrad Steuber Nr.610, mein Schwager Christof Natter111 wurden Paten. Er erhielt den Namen Friedrich Conrad Carl.

Nun ich gerade beim Zuwachs der Familie bin, teile ich mit, dass am 21.November 1877 unser zweiter Sohn geboren wurde. Jetzt war aber das Bind voll. Zwei Jungen, das war was für Großvater.

Als Taufpaten wurden Leonhard Henseler99, Fritz Krage Hannover106, Conrad Steuber92 bestellt, er erhielt in der Taufe den Namen Leonhard Theodor Erich.

Mehr Artikel, größerer Laden

Jetzt ging es wieder an die Arbeit. Ich hatte in den Jahren 1876 und 1877 mehrere Artikel zugelegt. Meine Bezugsfirmen waren: H. Ehlers, Celle, E.L. Meyer, Hildesheim (Kurzwaren); Oscar Winter, Hannover, und Weserhütte Oeynhausen (Eisenwaren); I.A. Saalfeld, Braunschweig, E.E. Etzel&Co, Mühlhausen, Th. Fr. Struwe, Osterode (Manufakturwaren); Kolonialwaren bezog ich viel von Carl Niebur, Minden, Krone und Wolpers, Hannover, F.W. Hoffmann, Kornbranntwein von Carl Niebur und Johann Armin, Minden, Rum, auch Wein von Ernst Dunte Harburg, Bier von der Stadthagener Brauerei, nachdem von der Schaumburger Brauerei, seit 1879 in Stadthagen, Selters von Ed. Schönfeld.

Jetzt wurde der Laden zu klein. Der Saal brachte auch nicht viel. Da ließ ich die Seite an der Stube zum Laden einrichten (6m breit, 1 Schaufenster mit 9 großen Scheiben von Eßmann in Stadthagen gekauft für 30 Mark). Den alten Laden bauten wir zu einem besseren Gastzimmer aus und ließen die Zwischenwand durchbrechen und machten eine Doppeltür, welche jetzt noch oben zum Flur im Hause ist mit Glasscheiben, welche mit Blumen geschliffen waren. Da hatten wir ein schönes Zimmer und konnten, wenn nötig, durch diese Tür das andere Zimmer nutzen. Einen weißen Kachelofen ließen wir in der Stube aufstellen.

Weitere Ladenerweiterung

Es dauerte noch ein bis zwei Jahre, 1880 war der Laden wieder zu klein, der alte Bruns, W. Bruns sein Großvater, war mein Baumeister. Ich sagte ihm meine Absicht, das soll nicht lange dauern. Bruns kam mit Werkzeug, nahm die Grundsteine von der Fachwerkwand weg und schob in einem Tage die Wand so weit, wie ich sie haben wollte. Die Einfahrttür sollte bleiben, bis dahin wurde die Wand festgestellt, untermauert, so jetzt war der Laden 9m breit, 7,5m lang, es wurde dann 3m Hinterwand ausgemauert und verputzt. 1 Schaufenster in gleicher Form in Hannover bestellt, jetzt zwei große Schaufenster. Den Winter ließ ich den Tischlermeister Brandt, Pollhagen, mit 2 Gesellen hier kommen, die machten Regale mit Schubkasten, wie sie heute noch an der Südseite sind. An der Hinterwand hatte ich zwei Schränke, an einem Schrank war die Tür mit einer Spiegelscheibe, augenblicklich am Eingang unseres Saales. So jetzt hatte ich mehr den Kunden zu zeigen. Ich kaufte in der Zeit 1 Kuh und 2-3 Schweine. Nun kam es, dass die Konsorten-Gesellschaft hier den Abtshof mit 13

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Grundstückverkaufen wollte. Aber woher Geld, da habe ich ein Gartengrundstück zum Preise von 620 Mark gekauft hier beim Hause eine Ecke, wo die frühere Tagscheune stand, 50m.

3.Sohn; Schwiegervater stirbt

Nun wurde uns am 8.August112 unser 3.Sohn geboren. Als Taufpaten waren D. Buhr Nr.40113, Lehrer W. Höper103, Carl Schnabelrauch, Minden105. Er erhielt den Namen Dietrich Wilhelm Oscar in der Taufe. Jetzt hatten wir drei Jungens. In den Kinderjahren waren dieselben oft krank. Carl litt stark an Drüsen. Erich hatte feuchten Ausschlag, einen Winter hatten die beiden starken Stickhusten. Oscar bekam auch wieder Flechten. Mutter ging nach Dr. Weihe, Herford (Homöopathie), durch dessen Mittel sind sie geheilt, aber ein Jahr dauerte es.

Nun am 3.Oktober 1883 starb mein Schwiegervater nach kurzer Krankheit. Er erreichte ein Alter von 66 Jahre 1 Monat 25 Tage.

Geldklemme

Jetzt waren wir allein, nun hatten wir 1878 den Saal für Tanzmusik aufgegeben, hinter dem Laden hatte ich Fächer machen lassen, wo Hede8 und Lumpen gepackt wurden, ich legte mich auf Produkten-Geschäft, 10-12 Sammler und Aufkäufer hatte ich in der Umgebung, welche mir die Produkte brachten. Dazu hatte ich noch Zement und Superphos114, Chilesalpeter115, welche auch im Saal lagerten. Bloß es mangelte durch diese Geschäftsausweitung an barem Geld. Ich musste Wechsel akzeptieren. Dann wurden dieselben manchmal fällig, ich hatte noch nicht die Deckung. Dann ging ich nach dem Schlachtermeister und Bürgermeister Lindenberg Nr.75116, sagte Herrn Lindenberg, ich bin in Verlegenheit, wollen sie mir nicht auf einige Tage ca. 300-400 Mark leihen? Ja, Junge sagte er zu mir, die kannst du haben und holte mir das Geld. In einigen Tagen brachte ich es zurück, ohne dass er die geringste Vergütung verlangte, nur meinen Dank. Dies wird wohl 4- 5 Jahre so gegangen sein. Ich bin dem Mann dankbar. Dann hatte ich auch meinen Paten Fr. Wesch, dem fehlte Bargeld, aber er schrieb Wechsel aus, welche ich dann als Zahlung meinen Lieferanten geben konnte.

Carls Lebensweg

Nun wurde Carl 10 Jahre alt, er sollte auch was lernen. Hier beim Pastor Redepenning117 hat er Privatunterricht in Latein und bei Lehrer Schneider Deutsch etc. Anfang Oktober 1886 brachte ich ihn zum Gymnasium nach Minden, er wurde nach der Vorprüfung in Sexta aufgenommen und war in Pension bei Lehrer Fauger, Minden, wozu Vetter Schnabelrauch veranlasste. Der Weg war ziemlich weit, daher riet der Klassenlehrer Bischof, Carl möge doch näher in Pension gehen und empfahl Lokomotivführer Hoffmeister, Paulinenstraße nahe beim Gymnasium, hier ist er 2 Jahre gewesen. Ostern 1887 wurde Carl nicht versetzt und musste noch in Sexta bleiben. Dann ging es weiter. Am Palmsonntag, den 22.3.1891 wurde er konfirmiert von Pastor Winzer in der Marienkirche. Ich war nur allein hier, er war in Pension bei Malermeister Kloth, Minden. Die Feier war feierlich, beim Abendmahl mussten alle Abendmahls-Gäste kniend das Heilige Sakrament annehmen. Carl erhielt den Gedenkspruch: „Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ Matthäus 12118, Vers 32, 33.

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Wie er konfirmiert war, war er versetzt Ostern 1891 nach Tertia. Wie nun 1892 kam, wurde er nicht versetzt. Dieses passte nicht. Er sagte, ich will nicht weiter im Gymnasium bleiben! Nun sagten wir, dann besuche noch ein Jahr die Handelsschule. Er ging also 1892 auf die Noll’sche Handelsschule in Osnabrück, Pension bei Frau Weiß. Der Pensionspreis war anfänglich in Minden 450 Mark, nachdem 500 Mark, in Osnabrück 600 Mark jährlich, Schulgeld 120-150 Mark jährlich.

Nun glaubten wir, wenn er fertig wäre, sollte er uns im Geschäft helfen. Aber da hatte er gar keine Lust. Ich will ins Maschinenfach, sagte er. Nun musste er praktisch lernen. Da schickte ich ihn ein Jahr zu der Maschinenfabrik Ing. Heinrich Meyer, Hameln. Jetzt war Frühjahr 1894, nun ging es weiter zu Akademie in Köthen in Anhalt. Da war er März 1897 fertig. Jetzt Stellung, die erste war Ed. Ahlborn Molkereimaschinen, Hildesheim, ein Jahr, dann Sauerbrey Magdeburg, dann Ingenieurbüro Berlin, Hallesches Tor, dieses war aber in einem Jahr abgemacht, dann kam er nach Hentschel und Sohn, Kassel, da ist er ein Jahr gewesen. 1900 bekam er Stellung auf dem Büro der Lindeschen Eiskühlwerke in Wiesbaden, die Fabrik war in Augsburg. Nun wollte er nicht mehr allein sein, er schrieb, ich will heiraten, wir wollten gar nicht gern. Aber was ist gegen des Geschickes Mächte zu machen. Am 1.Juni, 2.Pfingsttag, war die Trauung in Köthen. Oscar und ich sind hin gewesen. Die Hochzeit war in einem Hotel. Er wurde getraut mit Marie Bunge, Tochter des schon verstorbenen Bunge, ihre Mutter hatte sich wiederverheiratet mit einem namens Homann, derselbe war schon tot. Frau Homann hatte die Aufsicht in einem Städtischen Armenhaus oder solchem Hause, dort auch Wohnung. Sie schien eine rechtlich gute Frau zu sein, ist auch schon nach 2 Jahren nach Carls Verheiratung gestorben. Jetzt zogen Carl und Marie nach Wiesbaden. Hier ist Carl bis zum 1.Juli 1904 in Stellung gewesen, dann noch in der Firma Borsig, Tegel bei Berlin, Abteilung Kühlanlagen. Hier hat er am 1.Juli 1929 sein 25.Dienstjubileum gefeiert. Er ist noch bei der Firma in Stellung. Im Jahre 1913 kaufte er sich von einem Fliesenleger ein schönes Haus (Villa ähnlich) mit Vorgarten 12ar, für 28.000 Mark, diesen Besitz hat er noch. Er hat auch körperlich viel mit Gicht und Rheuma zu tun.

Futterhandel

Jetzt muss ich wieder bei 1885 anfangen. Ich legte noch Futtermittel zu, Maisschrot lieferte Gebrüder Schramme, Stadthagen, Gerstenschrot war damals keine Nachfrage, Roggenkleie, Bollmehl119, Reismehl gingen gut. Hier war das Proviantmagazin Minden mein Lieferant. Jeden Monat gegen Ende wurde in einem bekanntgemachten Termin diese Kleie etc. meistbietend verkauft. Ich wurde sehr mit dem Proviantmeister bekannt, weil ich jedes Mal da war. Dieses ging einige Jahre ganz gut. Ich kaufte 100 Zentner, auch darüber. Preis 3- 3,50 Mark. Nun klagte ich Carl Schnabelrauch, dass ich immer Wechsel akzeptieren müsse, was mir sehr unangenehm und auch kostspielig sei. Da sagte er, da wollen wir zu kommen; wir gehen zum Spar- und Vorschuss-Verein, dann lässt du dich als Mitglied eintragen, Anteil 150 Mark. Dann trete ich als Bürge ein, du bekommst einen Kredit beim Verein; selbst kann ich dir kein Geld geben, das habe ich auch im Geschäft nötig. Wir machten es also. Jetzt hatte ich freie Hand. Wenn ich Kleie gekauft hatte, so hat er durch seine Gespanne her gebracht. Nun baute ich hinter dem Hause am Wege einen Schuppen mit Stallung, soweit noch zu sehen: die Wand im Pferdestall. Oben hatte ich einen 12m langen Boden, ein Erker mit einer Holzwinde, so zogen wir die Kleie-Säcke hinauf und schütteten die Säcke aus. Die Säcke hatte mir der Proviantmeister geliehen. Zahlung war gegen bar. Diesen Schuppen bauten H. Schaer Nr.107120, Zimmermeister Hiller, Stadthagen, im Jahre 1888. Nun ging ich in die Umgebung: Raderhorst, Bierde, dann Ilserheide, dann Rosenhagen, Neuenknick,

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Seelenfeld. Auch zuweilen Pollhagen, Niedernwöhren, Volksdorf, um zu verkaufen. Konkurrenz hatte ich nicht recht. Ich kannte bereits jedes Haus.

Bete und arbeite!

Da ging ich einmal am Wege nach Quetzen herunter, ich war bei dem Hause Nr.23. Hier las ich oberhalb der Flur-Tür in einem Balken gemeißelt die 3 lateinischen Worte: Ore et labore, das heißt: Bete und arbeite121!

Da dachte ich, der Meister hat auch schon gewusst, dass diese beiden Kräfte zusammen gehören. Ohne Gebet ist Arbeit vergebens, dann nur liegt Gottes Segen auf dem Tun und Wirken der Menschen. So muss ich auch hier sagen. Durch Gottes Segen wurde meine Arbeit zum Erfolg. Wenn ich dann auch meine Mitmenschen sah, dann musste ich denken, der liebe Gott bevorzugt dich gegen andere, womit hatte ich es besser verdient? Wir sind doch alle Sünder und es mangelt uns an dem Ruhm, den wir vor Gott haben sollten. Die ganzen Jahre von meiner Kindheit bis in mein Alter kann ich nur dieses sagen. Jetzt habe ich das 77.Lebensjahr erreicht. Wir sind 53 Jahre zusammen gewesen. Also ist unser Leben köstlich gewesen, jedoch Mühe und Arbeit. Also ihr, meine Nachkommen denket und vergesst es nicht: Das Beten zu Gott und Arbeiten zusammen gehören. Dann bleibt euch Gottes Segen nicht aus.

Ausweitung der Landwirtschaft

Nun 1888 ließ ich in Handelsregister in Stolzenau als Firma eintragen. Nachdem kaufte ich noch eine Kuh, hatte also jetzt 2 Kühe, ein Wagen anfertigen und jetzt wurde gefahren. Meistens mussten Mutter und Erich fahren, bis nach Döhren nach der Strangmannschen Mühle hin und abholen. Ich hatte auch in der Zeit eine Holzwiese, 6 Morgen groß von den Dr. Kleineschen Erben122 gekauft für 2400 Mark, damit wir Heu hatten. Von Anton Meyer hier pachtete ich 6 Morgen Ackerland vor dem Holze, einige Jahre nachher starb Meyer, hatte es seiner Schwester Rosenbrok in Mittelbrink vermacht, derselbe wollte es nicht mehr verpachten, es wurde ein Termin anberaumt und meistbietend versteigert. Ich war Höchstbietender und erhielt bei 4500 Mark den Zuschlag. Außerdem hatte ich noch 2 Morgen von der Pfarre in Pacht im Westerfelde123. Dann im Jahre 1892 kaufte ich ein Pferd von Redeker, Nordsehl für 600 Mark. Als Tagelöhner hatte ich F. Peeck Nr.30124, der war lange Jahre bei Pastor Nöldeke als Landwirt und Knecht gewesen und verstand alles, was ich nicht kannte. Jedoch unsere Mutter war tüchtige Landwirtin. Dann im Jahre 1892 erhielt ich die Agentur der Sparkasse Stolzenau, der direkte Gewinn war nicht groß, der indirekte.

Konfirmation und Lehre von Sohn Erich

Jetzt wurde Erich an Palmarum 10.4.1892 konfirmiert. Von Pastor Redepenning117 in der hiesigen Kirche. Die Handlung war sehr feierlich, dieses Mal waren wir beide gegenwärtig bei der Konfirmation und nahmen teil am Heiligen Abendmahl. Erich erhielt den Gedenkspruch bei der Einsegnung: „So ihr bleiben werdet in meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger, und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Johannes 8, Vers 31, 32125.

Ich brachte ihn in die Lehre bei der Firma G.H. Brandes &Co in Wunstorf, wo er 3 Jahre war und mit einem Zeugnis zurück kam: Dass er jederzeit zurück kommen könne in das Geschäft des Lehrherrn. Seine Treue und Pflicht waren besonders gelobt.

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Neubau

Nun kam er 1895 wieder nach Haus. Hier war er sehr nötig. Es verkehrte oft der Bürgermeister und Architekt Meßwarp, Stadt Rehburg. Zu dem sagte ich, dass ich der Meinung wäre, einen Neubau zu machen, und zwar Südseite vorn einen Laden, dann Hinterhaus, unten Keller, darüber Lagerräume und eine Einfahrt zu dem Hinterhause. Oberhalb dieses Hinterhauses einen Tanzsaal. Über dem Laden Zimmer. Da will ich ihnen einen Entwurf machen, sagte er. Dieses war im Herbst1895. Wie die Zeichnung fertig war, ging ich mit der zu Vetter Schnabelrauch, derselbe besah sich dieselbe und sagte: „Menschenskind, dieser Bau kostet 50.000 Mark, wo willst du das Geld hernehmen? Ich will dir einen anderen Plan machen. Nun, dieses dauerte auch nicht lange. Ich hatte nun Schnabelrauchs seine Ansichten auch und ging wieder nach Meßwarp und zeigte dem diesen Plan. Der sagte, das ist nichts, ich will die Überwachung über ihren Bau nehmen und alles so billig wie möglich ausführen. Mutter war auch mit nach Rehburg und wir waren damit zufrieden. Meßwarp holte alles vom Bauamt und Landratsamt zur Genehmigung ein. Nun wurde im Winter Baumaterial, Mauersteine angefahren, 300.000 Stück. Ich schaffte noch 2 starke Belgier-Pferde an, von Goldschmidt, . Den Braunen von Redeker nahm er mit in Tausch, ich glaube, ich musste noch 1200 oder 1500 Mark zuzahlen. Jetzt war Arbeit zu fahren. Die Mauersteine hatte ich von Ziegelei W. Möller, Stadthagen, gekauft, frei Bauplatz zu 25 Mark pro Tausend. T-Träger Ladung Meyer und Westen, Hannover. Kalk, Sand. Nun ging es im Frühjahr 1896 ans Bauen. Herr Meßwarp hatte die Mauerarbeit an Maurermeister Blanke vergeben, die Zimmerarbeit an Zimmermeister Lübke, Stadthagen, kontraktlich. Es wurde die Südseite, wo der alte Saal, Laden und Stallung, abgebrochen. Im Wohnhaus wurde am alten Platze ein Laden eingerichtet, Gaststube. Es war ein arbeitsreiches Jahr.

Bockwindmühle

Nun war im Sommer Zwangsversteigerung des in Konkurs geratenen Müllers Sell126 hier. Ich ging auch hin, es war bei Gastwirt Ronnenberg. Zum Verkauf kam die Holländer Windmühle und Wohnhaus, welche Fritz Sölter kaufte im Ganzen für 18.000 Mark. Es gehörte auch die Kloster Bockmühle Nr.119 hierzu. Das Wohnhaus war 1894 abgebrannt und lag noch in Trümmer. Im Termin war auch Chr. Peeck Nr.158127 hier, ich sagte zu demselben, wollen wir es kaufen, du musst aber Müller spielen. Ja, das will ich, gab er mir zur Antwort. Die Versteigerung dauerte bis 3 Uhr Nachmittag, bis dahin konnten Gebote abgegeben werden. Ich bot bis 3.300 Mark in letzter Minute. Der Termin ist geschlossen. Es schlug 3 Uhr, sagte der Amtsrichter, es kommen noch Gebote, aber die sind hinfällig. Jetzt musste ich an den Tisch kommen, wurde im Protokoll als Käufer eingetragen und Chr. Peeck als Mitteilhaber. Wie ich nun zu Hause ankam, sagte ich, den alten Bock habe ich gekauft. Mutter lachte erst über meinen Streich, dann sagte sie, musst sehen, dass du damit fertig wirst, es ist ja nicht teuer! Kurze Zeit danach war Auflassung vorm Amtsgericht. Jetzt war die Mühle da, die musste in Stand gesetzt werden, das Gebäude musste wieder hoch, damit auch Lager für Futtermittel da war. Peeck sagte, mach damit, wie du willst, jedoch die Hälfte des Wertes für das alte Material musst du mir vergüten. Von hier hatte ich das Material vom alten Saal, Balken, Sparren, Steine etc. Ich ging zu Zimmermeister Abel, Pollhagen, fragte, ob er diesen Bau übernehmen wollte, aber es müsse auch noch bis Herbst 1896 fertig sein. Dieses wurde also auch noch fertig. Im November 1896 war auf beiden Plätzen Nr.119 und Nr.140 alles zum Einzug fertig. Hier hatten wir einen schönen Laden, Räume, Keller, Tanzsaal und im Mühlenhause Bodenraum für unsere Ernte.

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Jetzt wurde geschrotet, den Mahlgang hatten wir heraus genommen aus der Mühle. Mais, Gerste weniger, von J.F. Kuhlenkamp, Bremen, Seekamp &Teeves, Bremen, auch von Ed. Wülker, Bielefeld, kaufte ich. Bei Schifffahrt offen, nach Windheim oder Petershagen, sonst Bahnstation Stadthagen. Monatlich ein bis zwei Ladungen a. 10 Tonnen. Dann wöchentlich mit Wagen in Wiedensahl, holten zum Schroten von den Landwirten. Schroteten auch für die Molkerei Wiedensahl128. Der Schrotlohn war für Zentner 25 Pfennig, für die Arbeit erhielt Chr. Peeck 10 Pfennig, die übrigen Kosten trug ich für 15 Pfennig. Unser Verbrauch an Mühlenprodukten, Düngemitteln, Bau, Zement war wohl jährlich 50 Waggon.

Die Schenke in dem Schützenfest haben wir von 1876 bis 1901 jedes Jahr gehabt. Durchschnittspachtpreis 75 Mark, Einnahme 500-1500 Mark in den letzten Jahren.

Konfirmation, Lehr- und Wanderjahre von Oskar

Jetzt wurde Palmarum 1897 Oscar konfirmiert in der Kirche zu Wiedensahl von Pastor Hahn129. Die Feier war ebenso wie ich von unseren zwei älteren Söhnen beschrieben habe und fand Einsegnung und Glaubensbekenntnis „Gelöbnis vor dem Allmächtigen Gott“ in der Gemeinde statt. Nachdem wurde das Heilige Abendmahl ausgeteilt, woran wir beiden Eltern teilnahmen.

Oscar hat nur, auch wie Erich, die Volksschule und Privatunterricht in Wiedensahl gehabt. April 1897 trat er ebenfalls als Lehrling in das Geschäft von Fritz Kirchhof in Minden ein. Nach seiner Lehrzeit ist er in Wunstorf bei Firma Meyer & Buschmann als Connin130 gewesen. Dann bei Carl Meyer, Clausthal. Jetzt kam die Militärzeit. Herbst 1905 wurde er als Soldat eingezogen nach der Garnison Colmar im Elsass. Im zweiten Dienstjahr wurde er als Sanitäter ausgebildet. Herbst 1907 wurde er entlassen und kam nach Haus. Fremde Stellung nahm er dann nicht mehr an, wir hatten Arbeit genug.

Draht flechten

Im Winter 1910 kauften wir 2 Drahtflechtmaschinen zum Maschengeflecht Viereck zu fahren. Wir hatten zwei tüchtige Arbeiter, Liebrecht und Nolte, Niedernwöhren, welche von November bis Juni fortwährend dieses Geflecht machten. Die Maschinen waren auf dem Saal aufgestellt. Erich und Oscar müssen in der Umgegend verkaufen. Uchte, Stolzenau, Leese, Bücken, Neustadt, Barsinghausen, Munzel, Wunstorf, , Münchehagen. Das Geschäft ging gut. Draht bezogen wir von Langendreer. Im Jahre 1914 hörte auch dieses auf. Leute wurden eingezogen; ruht bis heute.

Silberhochzeit, Geschäftsjubiläum

Am 26.November (1900) feierten wir unsere Silberne Hochzeit. Jetzt konnten wir unserem lieben Gott danken und sagen, „bis hierher hat mich Gott gebracht, durch seine große Güte, bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte. Bis hierher hat er uns erfreut, bis hierher uns geholfen131“. Gleich nachbeten:“Hilf ferner weit mein treuer Gott“. Die Feier war einfach, Verwandte und einige Nachbarn.

Dann am 3.Oktober 1908 feierten wir das 25.Geschäftsjubiläum als Gastwirt132. Es wurde uns vom Wirte-Verein Hannover und Umgebung durch eine Deputation133 ein Diplom134 überreicht, welches unten in der Gaststube hängt. Auch von der Schaumburger Brauerei ein Präsent.

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Adolf Ronnenberg

Geschäftsübergabe

Jetzt kommen wir zum Jahre 1910. Im Oktober des Jahres fuhren wir mit Erich nach Stolzenau, übergaben demselben unser Geschäft sowie die erworbenen Grundstücke (siehe spätere Aufstellung). Dazu musste er uns im Hause Wohnung, Pflege usw. geben und seinen Brüdern je 10.000 Mark Abfindung, und die Hypothek bei der Sparkasse Stolzenau in Höhe von 15.000 Mark übernehmen, welche auf dem Grundstück Nr.140 ruhen. Wir konnten auf eine 35-jährige Tätigkeit in Geschäft und Landwirtschaft zurück blicken und sagen: „O Herr, du hast uns herrlich geführt.“

Geldgeschäfte

In den Jahren 1900-1910 hatte ich Vertrauen, ich weiß, dass einer, Müller und Landwirt Dralle, Seelenfeld, oft kam und mir Geld brachte, ich sagte, soll ich dieses in die Sparkasse geben. Nein sagte er, das verwende im Geschäft, wenn ich was damit vorhabe, sage ich zeitig Bescheid, ca. 15.000 Mark. Ein August Schnülle135, jetzt in Amerika, ging im Sommer auf Ziegelarbeit, wenn er zurück kam, brachte er jährlich 1.000 Mark, bereits auch im Ganzen über 3.000 Mark, einen Schuldschein oder sonst brauchte ich nicht auszustellen, alles persönlich oder mündlich. Nun machte ich auch privat Geldgeschäfte: In Niedernwöhren waren Aufkäufer für Futterschweine, welche alle 14 Tage in der Umgegend aufkauften, Junior Fricke, H. u. Fr. Krömer, Heine, Kreft, Dornbusch, Ahnefeld, Büsking, Wöbbeking. Wenn diese Leute nun eine Anzahl aufgekauft, dann sagten sie mir, dann ist Abnahme, ich muss 500-1.000 Mark zuweilen mehr haben. Dann holten sie das Geld von mir ab, in acht Tagen brachten sie es zurück, als Provision bekam ich gewöhnlich 1%. Dazu verlieh ich auf Wechsel kleinere und größere Beträge, je nach dem die Landwirte gut waren. Ich hatte auch viele Kunden, welche mir mal Waren und anderes abkauften, z.B. Drewes, Bierde, H. Hüsing, Ilserheide, H. Schütte, Ilserheide Nr.22, Meyer, Büchenberg136, Carl Knoop, Rosenhagen, Lange, Neuenknick, W. Kreft, Volksdorf, Wilharm, Kuckshagen, und viele andere noch.

Es brennt

Nun am 9.August 1901 brach in Nachbar Blaas137 Scheune durch den kleinen Seemann138 Feuer aus. Die Scheune stand vorn mit unserem Hause Front, war 1m breit von der Grenze, Umfassung waren Eiche-Holzbretter, Strohdach, innen Stroh und Heu und Brennholz, einige landwirtschaftliche Maschinen und Wagen. Vor der Scheune hatte Bäckermeister Thiemann139 7-8meter Buchen-Schnittholz gestapelt. Hinten im kleinen Stall entstand das Feuer, es dauerte 10 Minuten, da schlugen die Flammen höher wie unser Haus. Es war 2 Uhr nachmittags. A. Deterding Nr.4140 hatte Trauung gehabt. Es wurde unser Laden von Stoffen und anderen Waren ganz ausgeräumt, hier in der Schule141 und draußen gepackt. Die Hitze war so stark, die Eingangstür fiel zusammen, das Kontor-Fenster und die Jalousien stürzten zusammen. An den Fenstern in der Einfahrt sprangen mehrere Scheiben. Abends war der Brand gelöscht. Wenn unser neues Haus nicht so stabil gebaut wäre, so wäre es mit eingeäschert. Nun wurde in den nächsten Tagen wieder eingepackt, was unansehnlich geworden war, zurück gepackt und oben auf den Saal gebracht. Einige Tage später kam der Taxator von Hannover für die Westdeutsche Feuerversicherung Essen und taxte den Minderwert, ich glaube so um 1800-2000 Mark. Von der Landschaftlichen Brandkasse Hannover kam Meßwarp, Stadt Rehburg, taxte den Gebäudeschaden auf 1200-1300 Mark. Diese Summe erhielt ich ausgezahlt. Dann ließ ich ins Blatt setzen, dass ich durch den Brandfall beschädigte Waren verkaufen wolle. Diesen Zulauf von Kunden könnt ihr euch 19

Adolf Ronnenberg nicht denken. Es war gar nicht genug, was ich hatte, ich musste immerzu zubestellen, dass was da war. Ein kolossales Geschäft.

Bahnunglück

Ein Jahr später sollte Ernst Brand vom Bahnhof Stadthagen Waren abholen. Die Überfahrt war frei, nicht geschlossen. Wie Ernst mit dem Wagen mitten auf dem Gleise ist, kommt der Schnellzug von Minden, reißt den Wagen in der Mitte ab, das hintere Gestell vorn auf der Lokomotive bis zum Bahnschuppen, wo der Zug zum Halt gekommen. Mit dem Vordergestell waren die Pferde weiter gerannt. Ernst war herunter gefallen, hat auch wohl 3 Monate gelegen, bis er wieder hergestellt war. Als Entschädigung erhielt ich 800 Mark von der Bahn. Ernst musste sich mit dem Bahnwärter einigen, ich glaube, dass er kaum 100 Mark bekommen hat.

Wieder bauen

Jetzt kommt 1903, wieder bauen. Die Nordseite des Wohnhauses. Das alte Gebäude wurde abgebrochen. Meßwarp hatte die Zimmerarbeiten Fr. Abel, Pollhagen, die Maurerarbeiten Fr. Mensching, Pollhagen, übertragen. Mauersteine kaufte ich von Möller, Stadthagen, 200.000 Verblendsteine. Von Oynhausen T-Träger. Es wurde nun der Keller unter dem Flur, Stube, große Gaststube, Gemüsekeller, darüber Flur und Küche, Gaststube, kleine Stube, im 2.Stock eine Kammer, eine Stube und eine Kammer, darüber Bodenraum und Erker mit Kammern an der Westseite, im 1.Stock Kammern, darüber dasselbe und Boden. Hinten am Schuppen noch Stallung, Durchfahrt zur Düngergrube.

Lina Meyer

Nun ging es wieder los mit Arbeiten. Im Sommer 1910 war Kriegerfest in Ilserheide. Erich ging auch hin. Es war ein schöner Sonntag im Juni. Bei dieser Gelegenheit hatte er Fräulein Lina Meyer aus Heimsen kennen gelernt. Der Verkehr wurde reger. Wir wollten auch gern, dass Hilfe ins Haus kam, machten keine Hindernisse. Erich war 33 Jahre alt. Die Mutter D. Meyer lebte noch. Der Vater war schon gestorben. Beim Besuch von mir nach Heimsen machten die Mutter sowie Kinder und Familienangehörige auch einen guten Eindruck. Auch dieses muss ich noch heute sagen, dass ich mich nicht getäuscht habe, unsere Familienverhältnisse in unserem Hause sind die Besten und können wir nicht klagen. Es wurde im Herbst noch Verlobung gefeiert und am 21.April 1911 war die Trauung Erich mit Lina Meyer hier in der Kirche zu Wiedensahl von Pastor Himstedt142 vollführt. Er hielt eine ergreifende Trauungsrede, welcher dieselben stets gedenken wollen. Es ist ein ernster Feiertag. Die Hochzeitsfeier war in unserem Saale. Viele Gäste von nah und fern nahmen teil. Herr Pastor Himstedt hielt noch eine schöne Rede bei der Tafel, nachdem wurde das Vergnügen zum Tanzen bis spät in der Nacht fortgesetzt.

Lina Steuber, geborene Meyer am 10.Februar 1890 zu Heimsen; konfirmiert am 21.März 1904 in der Kirche zu Heimsen von Pastor Krusemann. Gedenkspruch Psalm 23, Vers 1: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“

Der Trau-Text von Pastor Himstedt war: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt143!“

Linas Vater: Friedrich Meyer, Heimsen, geboren 24.Oktober 1834, gestorben 23.Juli 1903.

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Adolf Ronnenberg

Linas Mutter: geborene Dorothee Brinkmann, Neuenknick Nr.8, am 28.April 1851, gestorben 5.April 1918.

Gorleben

Also Oscar war hier mit im Geschäft. Aber er wollte selbständig werden, er war 28 Jahre alt. Es kam von Hannover Inhaber Wertheim, Wertheim &Jörges. Der sagte mir, wenn ihr ein Geschäft kaufen wollt, so kauft das Gemischtwarengeschäft A. Zietsch in Gorleben. Oscar reiste hin, ebenfalls Erich. Ich schrieb mal, aber wir kamen nicht weiter. Da sagte Mutter eines Morgens, ich habe über die Sache nachgedacht, wir wollen mal beide hin und uns ansehen. Es wird so Ende Juli oder Anfang August 1911 gewesen sein. Wir besahen Laden und Wohnhaus, Garten und kleine Scheune war da, es gefielen uns auch, die in unserer Anwesenheit kaufenden Kunden. Eine Nacht waren wir in der Nachbar-Wirtschaft. Nach Tisch gingen wir beide zu Herrn Zietsch und fragten, wieviel wollen sie für Gebäude und Grundstück haben? Nach einigen Aufklärungen kamen wir überein: Für Haus und Zubehör 18.500 Mark, Warenlager zu Einkaufspreis mit 10% Erlass, Wohnhaus Anzahlung bei Auflassung 15.000 Mark, Warenlager mit Sicherheits-Hypothek monatlich 300 Mark Abzahlung. Das Warenlager hatte nach Aufnahme etwas über 22.000 Mark Wert.

Im Juli144 fuhr Oscar hin und beim Amtsgericht Lüchow war Auflassung und sonstige Hypothek bestellt. Anfang August fuhren Oscar und Erich zur Aufnahme des Lagers und die Gründung der Firma Oscar Steuber, Gorleben.

Jetzt bemühte er sich um eine Haushälterin, welche ein Jahr bliebe. Der junge Mann von Zietsch, Kuhlmann, blieb ebenfalls und als Lehrling nahm er Heinrich Hilbrecht aus Hannover mit. Das Geschäft ging ganz gut. Nachdem hat er noch eine Haushälterin, Fräulein Meyer, bis zu seiner Verheiratung gehabt.

Oscar heiratet

Im Jahre 1912 lernte er Fräulein Alwine Gaarzmann in Bockleben, Kreis Lüchow kennen. Ihr Vater hatte eine Holländerwindmühle und Landwirtschaft, gutsituiert, einzige Tochter. Am 17.Oktober 1913 wurde die Trauung in der Kapelle in Gorleben von Pastor Pape, Trebel, vollzogen. Die Hochzeitsfeier war im Saale des Gastwirts Schramme in Gorleben mit vielen Gästen von Nah und Fern gefeiert. Die Schwiegermutter kam mit zu Oscar.

Alwine, geborene Gaarzmann am 10.Februar 1892, getauft am 6.März 1892. Ihre Eltern: Christian Johann Friedrich Gaarzmann, geboren am 19.,Februar 1863 zu Prezelle, getraut 19.Februar 1890 mit Anna Marie Elisabeth Reisner, geboren am 7.Dezember 1866 zu Schmarsau. Herr Gaarzmann ist gestorben am 21.Mai 1912 zu Gorleben.

Am 21.Juli 1914 wurde der 1.Sohn Oscars geboren: Gerhard Christian Carl, getauft 2.August 1914. Am 16.September 1915 wurde die Tochter geboren, getauft am 10.Oktober, Name: Sieglinde Ida Anna. Am 11.Juli 1918 wurde der 2.Sohn geboren, getauft auf Curt Heinrich Erich.

Von seiner Hochzeit teile ich noch mit, was mir als eine gute schöne Sitte gefiel. Am 17.Oktober 1913. Vorm Hochzeitshause stellte sich der Trau-Zug auf, es wurde vom Abgang bis zum Eingang in die Kapelle, wo die Trauung stattfand, der Gesang „Jesu geh voran auf der Lebensbahn145“ gesungen. Nach der Trauung, als wir in den Saal des Gastwirts Schranze traten, stellten sich die Vermählten auf, sowie die Eltern und nahe Verwandte.

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Adolf Ronnenberg

Jetzt gingen sämtliche Gäste durch, und gaben mündlich ihre Gratulationswünsche ab. Dann ging‘s zur Tafel.

Wieder Krieg

Nun im Jahre 1914 wurde Oscar noch nicht eingezogen. Aber Frühjahr 1915 zum Krankenlazarett in Wunstorf. Hier ist er wohl 2 Jahre tätig gewesen. Dann im Frühjahr 1917 musste er mit nach Serbien, Balkan. Im Herbst kam er krank zurück, er hatte Malaria-Fieber. Er war im Lazarett Salzwedel. Bis Juli 1918 wurde er wieder dienstpflichtig, im Lazarett in Hildesheim. Im September 1918 musste er an die Westfront. Am 10.Oktober bekamen wir ein Telegramm von Alwine, Gorleben. Oskars Paket ist wieder zurück gekommen, Oskar vermisst. Jetzt wussten wir nicht, was geschehen war, wir machten uns schwerste Gedanken. Am 12.November kam Nachricht, Oskar ist in England als Kriegsgefangener. Jetzt waren wir etwas leichter, konnten schriftlich miteinander verkehren. Aus der Gefangenschaft in England wurde er Mai 1919 entlassen. Alwine hat ihn von Bremen abgeholt und kam gleich uns besuchen. Diese Freude war groß. Also hat der gnädige Gott ihn geführt und erhalten.

Ich komme noch einmal zum Jahre 1914: der Weltkrieg brach aus, der Mühlenbetrieb musste stillgelegt werde, derselbe ist auch nicht wieder in Betrieb gekommen. Am 1.Mai 1927 hat Zimmermeister Abel, Pollhagen, die Mühle abgebrochen. Dieselbe war erbaut von der Klosterverwaltung in Loccum146, auch Zinsberechtigung hatte das Kloster. Im Jahre 1729 erbaut von Meister Brockmeier. Als Andenken liegt oben auf der Kammer dieses Dreieck147. Die Mühle hatte also 198 Jahre gestanden, hätte viel erzählen können.

Am 1.Oktober 1915 wurde Erich als Rekrut eingezogen, nach Goldberg in Schlesien. Im Jahre 1916 reklamierte ich, da wurde er nach Hannover zum 73.Regiment148 versetzt. Herbst 1916 musste er mit an die Westfront, er hat folgende Kämpfe mitgemacht: Kämpfe vor der Siegfrieds-Front, Siegfried Stellung, Schlacht in Flandern, Durchbruchschlacht, Angriff bei Cambrey, Kämpfe zwischen Maas und Mosel, Ypern, sowie die Kämpfe in den Jahren 1917/18. Am 18.November 1918 kam er krank zurück, Grippe. Ich holte ihn vom Bahnhof Stadthagen ab.

Während dieser Zeit, 1.10.1915 bis Herbst 1918, haben wir das Ladengeschäft sowie Düngerhandel geführt, aber mangelhaft. Ware war nicht zu bekommen und was verkauft wurde, so war oft für das Geld nun weniger zu haben. Es war ein Verkaufszwang, wenn noch etwas Ware da war, so musste man dem Käufer geben, andernfalls konnte der Käufer uns zur Anzeige bringen und man wurde noch bestraft.

Inflation

So erging es uns im Jahre 1920. Ein Landwirt David aus Bierde Nr.1 war hier und besah sich einen Kesselofen und fragte nach dem Preis. In 3 Wochen kam er wieder und wollte den Kesselofen zu dem Preise haben. Erich sagte ihm, der Ofen kostet jetzt viel mehr, der Geldwert ist auf diesen Kurs gefallen. Der Mann brachte dieses zur Anzeige, dass er jetzt den Ofen nicht mehr haben sollte. Nach vier Wochen bekamen wir einen Strafbefehl über 308 Mark vom Amtsgericht. Wenn wir nicht weitere Wege und Lauferei nach der Staatsanwaltschaft haben wollten, mussten wir bezahlen. Nach 6 Monaten wurde gesetzlich bestimmt, dass diese Übertretungen straffrei seien. Ich schrieb zur Staatsanwaltschaft nach Verden, aber schlichtweg abgelehnt. Was gewesen ist, ist erledigt. Wir waren das Geld los, hatten aber schon nach der Reichswährung149 bezahlt. 22

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Die Verluste waren am 1.Januar 1924149 groß, für alles Papiergeld gab es bereits nichts wieder. Zwangsanleihen wurden gemacht, nichts dafür wieder. Die Bankhäuser, welche Sparanlagen um 1912 in Goldwährung bekommen hatten, bezahlten nichts, auch keine Aufwertung. Ich hatte ein Sparbuch mit 8.000 Mark gegeben, welches ich nach 20 Jahren bei einer Lebensversicherung aufgespart hatte, an die Nationalbank in Darmstadt in Minden, aber es gab keinen Pfennig zurück. Die Sparkassen vergüteten noch 10-15% der Vorkriegseinlagen. Also musste von Neuem angefangen werden.

Sachwerte

Ein Glück, dass Erich noch Grundstücke gekauft und neues Haus gebaut hatte. Die Hypothek von 15.000 Mark war bis 1920 getilgt. Im Jahre 1926 kauft Erich von Denker Nr.97150 noch 2 ¼ Morgen Land für 4.800 Mark. Weiter kauft er im gleichen Jahr von Denker150 einen Bestand mit Tannen, Kiefern, ca. 5 Morgen, für 4.500 Mark, 1927 von Sölters151 Konkurs 1 Morgen Bruchwiesen für 530 Mark, 1928 von W. Dünnemann Nr.111152 1 Forstinteressentenanteil für 4.000 Mark, 1929 von Schmidt Nr.48153 4 Morgen Wiesen für 6.000 Mark.

Am 1.April errichtete er im Hause Ernst Hilbrecht in Heimsen eine Verkaufsfiliale, gepachtet auf 5 Jahre, monatlich 60 Mark. In der Filiale hatte er einen Verkäufer angestellt.

Im Jahre 1927 ließ Erich noch 7 m an der Westseite des Saales verlängern, unten Stallungen für 40 Schweine. Zu der Grundmauer wurden die großen starken Quadersteine vom Fundament der Bockmühle verwand. Von Nachbar Blaas Nr.24137 mussten noch 60 qm zugekauft werden, weil eine Nottreppe vom Tanzsaal 2m breit auf den Hof führen musste. 1928 wurden noch die Stallungen 1m höher gemauert, um größeren Bodenraum für Heu etc. zu bekommen. Vorne kam zuerst eine Kammer, dann eine schöne Waschküche, dahinter einen Pferdestall, dann ein Futterraum, sodann Stallung für 5 Kühe, dahinter eine Wagenremise. Die Saalverlängerung kam auf 8.000 Mark, die Stallveränderung auf 3.000 Mark.

Goldene Hochzeit

Jetzt will ich wieder zurückgreifen auf den 26.November 1925, den Tag unserer Goldenen Hochzeit: Es ist wohl ein Tag der Feier und des Nachdenkens, was uns der gnädige Gott in diesen 50 Jahren für Wohltaten und Gnade erwiesen hat, ohne unser Verdienst. Wenn man zurück blickt, so ist es, als sei es eine kurze Zeit gewesen. Wenn man beim Anfang ist und will bis dahin blicken, so sind es viele Tage und Jahre.

Der erste Dank, den wir aussprechen, ist für die Wohltaten und Gnade unserm lieben Gott. Nun will ich weiter erzählen: Am Vorabend beehrte uns der Männergesangverein Wiedensahl, welcher bei uns als langjähriger Vereinsgast in unserem Lokal seine schönen Lieder geübt und gesungen hat. Diese Ehre des Vereins war eine feierliche, rührende Erinnerung, in dem sie die Choräle etc. sangen zu dieser Feier. Auch eine zu Herzen gehende Ansprache wurde von A. Buhr Nr.14154 gemacht. Am 26.November hatten wir unsere Nachbarn, Schulkollegen und Kolleginnen, sowie sonstige Verwandte. Unsere 3 Söhne waren ebenfalls hier.

Wir empfingen von allen Seiten aus Nah und Fern die herzlichsten Glück- und Segenswünsche, vom Wirte-Verein Hannover, von der Sparkasse Stolzenau, Schaumburger Brauerei Stadthagen. Auch überreichte uns eine Deputation133 mit Herrn Pastor Hartwig155, 23

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Herrn Chr. Peeck Nr.96156 und Herrn Wilh. Schwiering157 von hier eine Prachtbibel in 2 Bänden mit vielen Bildern, sowie einen besonderen Glück- und Segenswunsch; dass uns nur der huldreiche Gott dieses Fest gegeben hätte und weiter seinen gnädigen Schutz uns geben möchte. Von seiner königlichen Hoheit Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg. Diese Ehrungen und Andenken waren zu viel. Der Lebensabend strahlte also nochmal in goldenem Lichte.

Gemahlin stirbt

Nach dieser Feier am 26.November 1925 sind wir beide noch bis zum 24.Januar 1929 zusammen gewesen. Da schlug die Trennungsstunde, meine liebe Gemahlin nahm von dem Irdischen Abschied und ging ein in unserem gnädigen Gott. Am 28.Januar wurde sie auf dem Friedhof beigesetzt. Herr Pastor Rehkopf158 hielt an der Bahre eine feierliche Rede: Wir haben hier keine bleibende Stadt, die zukünftige suchen wir.“ Dieses waren nun Tage der Trauer und jetzt war ich allein mit meinen Söhnen und ihren Familien. 53 Jahre 1 Monat 28 Tage haben wir zusammen gearbeitet. Eine große Anzahl von Teilnahmen und Trauergästen, von alten Bekannten, sowie auch der Männergesangverein waren zur Trauerfeier. Es wurden von demselben tröstende Choräle gesungen. Auch der hiesige Turnverein legte am Grabe einen Trauerkranz, der Wirte-Verein Hannover, die Sparkasse Stolzenau, Schaumburger Brauerei sowie bereits sämtliche Familien aus Wiedensahl. Für diese Teilnahme sage ich meinen herzlichsten Dank. Ich werde es nie vergessen.

Ermahnung an die Söhne

Ich will mit meinen Berichten schließen. Ihr seht daraus, dass das Familienleben schön ist, wenn der Mensch es sich nicht zur Qual macht. Wenn die beiden Faktoren zusammen bleiben:

1. Als Christ muss ich zu meinem Gott beten um Gottes Segen und Gnade zu erfahren.

2. Als Mensch muss ich arbeiten, um mein täglich Brot. Dann hat es hier keine Not.

Dann herrscht Friede und Eintracht unter einem Dach. Bleibet in diesen allen und prägt es euren Nachkommen ein.

Übt immer Treu und Redlichkeit bis an das kühle Grab und weichet keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab. Auch dann wird Gottes Verheißung sich erfüllen: Allen denen, die mich lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl bis ins tausendste Glied.

Dann wird auch mein Wunsch erfüllt werden, dass unser himmlischer Beruf als Kinder Gottes durch Gottes Gnade erreicht wird, und unser irdischer Beruf wird wachsen und blühen.

Zum Andenken an Euren Vater Christian Steuber.

Wiedensahl, März 1930

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Anlagen

Familienchronik159

Vorfahren väterliche Linie:

1 Adolf Friedrich Theodor Steuber, 1741-1767 Pastor in Hohnhorst160

2 dessen Sohn Johann Conrad Gerhard, geboren 1740, Kurfürstlich Hessischer Feldwebel, Hohnhorst, getraut am 3.Juli 1770 mit Marie Sofie Küssel

3 dessen Sohn Johann Conrad, geboren am 23.4.1772 in Hohnhorst, Schneidermeister und Seefahrer, gestorben 22.1.1843, verheiratet am 1.9.1801 in Wiedensahl mit Marie Dorothee Harnis (*21.1.1774, #12.4.1830), Wiedensahl Nr.6 (Vater: Schwedischer Korporal, Schuhmacher, Landwirt)

4 dessen Kinder:

a Marie Sophie Dorothee (*12.8.1802, #1.6.1852, ledig)

b Johann Diederich Conrad (*18.10.1805, #5.4.1808)

c Cord Heinrich Conrad (*10.4.1808, #7.1.1880), Wiedensahl Nr.6, Schuhmacher und Landwirt,

d Heinrich Christian, geboren 15.4.1815, gestorben 18.7.1874, getraut am 30.4.1852 mit Sofie Louise Dorothee Könemann, * 7.2.1818, # 28.1.1870

Kinder des Letzteren: a Friedrich Conrad Christian Steuber, geboren 6.9.1853, (#20.1.1935); Autor der Lebenserinnerungen b Heinrich Konrad Steuber, * 28.3.1859, # 20.6.1861.

Mütterliche Abstammung:

1 August Gottlieb Schweinitz, Stiftschirurg in Loccum, verheiratet mit Henriette Elise Dettlof, Loccum

2 dessen Sohn Carl Friedrich Wilhelm (*9.8.1817 in Loccum, #3.10.1883), Schönfärber, viermal verheiratet, 2.Ehe am 5.11.1845 mit Rudolfine Emilie Caroline Schnabelrauch (*8.12.1823 in Minden, #5.3.1861), Tochter des Steinhauermeisters Johann Adam Schnabelrauch zu Minden

3 deren Kinder (aus den anderen Ehen keine Kinder):

a Mathilde Henriette Emilie (*7.9.1846) oo3.6.1869 mit Leonhard Henseler aus Minden (*29.3.1845)

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b Emma Dorothee Minna (*7.4.1849), oo22.4.1873 mit Christoph Natter (*20.6.1843 in Giengen, Würthemberg); uneheliches Kind Hermann Karl Oskar (*3.2.1870, #2.4.1870)

c Elise Hermine Ida (*11.3.1851, #24.1.1929), verheiratet mit F.C.C. Steuber

d Caroline Christine Amalie Ida (*1.6.1853), oo28.11.1882 mit Johann Philipp Grunefeld (*5.3.1852), Bademeister in Dorsten

e Helene Louise Hermine Emilie (*9.3.1856)

Trauung am 26.11.1875 von

Friedrich Conrad Christian Steuber (*6.9.1853) und

Elise Hermine Ida Schweinitz (*11.3.1851)

Kinder: a Friedrich Konrad Karl (9.8.1876, #22.9.1939), oo1.6.1900 in Köthen mit Marie Auguste Mathilde Agnes Bunge (*30.10.1872, #7.11.1948 in Wiedensahl) b (Leonhard) Bernhard Theodor Erich (*21.11.1877, #30.6.1935), oo 21.4.1911 mit Dorothee Karoline Louise Friederike Lisette Meyer (*10.2.1890 in Heimsen Nr.85, #3.6.1961) c Karl Wilhelm Oscar (* 8.8.1882) oo 17.10.1913 mit Alwine Gaarzmann (*10.2.1892 in Gorleben)

Enkelkinder: von a: von b: Lisbeth Ida Dorothee Maria (*20.3.1912), oo11.1.1938 mit Dr. vet.med. Peter Friedrich Paulsen, Langlingen

Friedrich Christian Karl (*12.10.1913), oo 5.2.1950 mit Martha Caroline Meier, Bohnhorst (*5.9.1920, #11.4.1970)

Ernst Oskar Siegfried (*6.4.1915, #14.1.1985), oo Anita Jörges

Karl Friedrich Ernst Diedrich (*17.9.1916, #15.6.1938) von c: Gerhard Christian Carl (*21.7.1914)

Sieglinde Ida Anna (*16.9.1915)

Kurt Heinrich Erich (*11.7.1918)

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Grundstückskäufe161

1882 vom Kellereihof ein Gartenteil 900 Mark

1883 von den Erben von Dr. Kleine91 Wiesen und Holzung 2.400 Mark

1887 von Rosebrock 6 Morgen Ackerland 4.500 Mark

1889 von Meyer Nr.99162 Ackerland 6.000 Mark

1896 von Sell das Mühlengrundstück126 3.300 Mark

1906 von Oetker Nr.103163 0,25 Feldgrundstück 750 Mark

1915 von Denker Nr.6170 2,25 Morgen Ackerland 4.000 Mark

1924 von Denker Nr.97150 5 Morgen Holzbestand 4.500 Mark

1926 von Denker Nr.97 2,25 Morgen Ackerland 4.800 Mark (laut Text)

1928 beim Konkurs von Sölter151 1 Morgen Bruchwiese 520 Mark

1931 von Dünnemann Nr.111152 einem Forstanteil 3.800 Mark

1932 von Peeck Nr.96156 einen Forstanteil 3.200 Mark

1933 von Blaas Nr.24137 einen Forstanteil 2.600 Mark

1933 von Buhr Nr.41164 einen halben Forstanteil 800 Mark

1932 von Schmidt Nr.48153 4 Morgen Wiese 6.000 Mark

1932 von der Gemeinde Heimsen das Schulhaus 8.000 Mark

1933 von Emme Nr.108165 2 Morgen Ackerland 3.600 Mark

1934 von Heine Nr.107166 4 Morgen Ackerland 4.400 Mark

Summe: 64.070 Mark

Bauarbeiten

1878 1.Umbau ?

1880 2.Umbau ?

1888 Schuppen ?

1896 Geschäftshaus Nr.140101 und Mühlenhaus Nr.119126 46.000 Mark167

1903 Wohnhaus Nr.140 14.000 Mark

1910/11 Anbau an Wohnhaus bei der Mühle 2.000 Mark

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1911 Kauf des Geschäfts von A. Zietsch, Gorleben 18.500 Mark

1926 Saalanbau (7m) 8.000 Mark

1928 Stallerhöhung 3.000 Mark

1932 Wohnhaus im Garten für Karl Steuber Nr.196168 10.000 Mark

Summe: 101.500 Mark

Handelsfirmen

1845 Sofie Könemann betreibt Hede8- und Produktenhandel in Nr.655

1846 Carl Schweinitz Nr.10590 wird vom Stiftsgericht Loccum der Handel mit Kolonialwaren erlaubt

1852 Christian Steuber Nr.655 betreibt Butter- und Eierhandel

1860 Carl Schweinitz erhält Genehmigung für Gastwirtschaft169

1867 Christian Steuber erhält Erlaubnis zum Kleinhandel mit Kolonialwaren

1870 Christian Steuber verlegt sein Geschäft zur Nr.13079

1874 F.C.C. Steuber erbt vom Vater das Geschäft

1875 F.C.C. Steuber verlegt sein Geschäft nach Nr.140101

1878 Firma „F.C.C. Steuber“ ins Handelsregister eingetragen

1883 Gastwirtschaft auf F.C.C. Steuber umgeschrieben

1910 Geschäft und Grundstücke auf Erich Steuber übertragen

1929 Erich Steuber eröffnet Filiale in Heimsen

1932 Gemischtwarengeschäft in Heimsen eröffnet (im Schulhaus); Leitung Wilhelm Droste aus Loccum. Das westliche Schulzimmer ist zum Laden eingerichtet. Die Regale bestehen aus 4 Glasschränken, im Unterteil sind Schubkästen. Die Vorderseite hat 3 große Schaufenster. Auch eine schöne Lichtanlage ist da. Der Tresen ist aus mehreren Teilen zusammen gesetzt. Eine Registrierkasse von Krupp für 350 Reichsmark benutzt auch Kassenbons mit Reklame.

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Gewerbe in Wiedensahl

Schuhmacher: Bis 1870 wohl 40 Schuhmachermeister170. Diese hatten eine Gilde171. Jährlich war eine Feier. Ihr Symbol war ein Schild mit einem Stiefel, auf der anderen Seite ein Doppeladler. Dann ein großer Pokal in Silber, eine Lade mit den Dokumenten für Meister, Gesellen und Lehrlingen. Es war dann ein Zug dieser Meister mit Vorantritt von Musikern. Dann folgten 2 Meister mit dem Schilde, dann ein Meister mit dem Pokal und zwei Meister mit der Lade. Dieses wurde dann zum Altmeister gebracht. Eine große Rede gehalten, auf einer Leiter stehend. Der Anfang der Rede war: Kaiser Karl von Österreich, ihm ist kein Potentat gleich, dem verdanken wir die Zunft, die wir jetzt haben. Danach wurde beim Altmeister gegessen und getrunken. Der Schluss wurde dann durch Tanz auf der Diele, welcher auch in die Nacht hindurch dauerte, verherrlicht. Die Schuhmacherei ist hier in den Jahren sehr zurück gegangen.

Tischlermeister waren: H. Goldbeck Nr.51172, H. Heumann Nr.5779, Dietrich Denker Nr.6170, Chr. Peeck Nr.10265.

Weber: mehrere.

Schneider: 4

Installateure und Klempnermeister in den letzten Jahren: A. Peeck Nr.73173, W. Bolte Nr.21.

Schlachtermeister mit Ladengeschäft: Wilhelm Meyer Nr.3174, Chr. Fiene Nr.93

Hausschlachter: mehrere

Musiker: 6

Mischwaren-Geschäfte (mit Gründungsjahr):

1830 Goldbeck98

1832 F.W. Busch175,

1845 Carl Schweinitz101, Chr. Steuber,

1860 D. Möller Nr.48153, Schröder,

1860 H. Thiemann176, Kolonialwaren und Sämereien

1862 C. Niemitz177

1906 H. Bredemeyer178, D. Schröder,

1906 Hermann Ronnenberg5

1925 H. Glißmann179

1928 H. Lindenberg116

Handwerker in Wiedensahl in den Jahren 1850-1860: siehe Häuserliste180

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Adolf Ronnenberg

Vereine und Genossenschaften in Wiedensahl: Männer Gesangverein, Gemischter Chor, Kirchenchor, Posaunenverein, Jungmännerbund, Jungmädchenbund, Frauen Verein, Freiwillige Feuerwehr, Turnverein, Landwirtschaftlicher Verein, Viehversicherungsverein, Schweineversicherung, Pferdeversicherung, Milchkontroll- Verein, Kriegerverein von 1872, Kegler Bund, Spar- und Vorschuss Verein von 1886, Molkerei eGmbH, Elektrizitäts- Genossenschaft, Drescherei und Sägewerk Genossenschaft, Dampf- Drescherei II, Inventar Feuerversicherung, Forstinteressenschaft, Getreidereinigungs- Genossenschaft, Handwerker Verein, Schützenverein, Feuerwehrkapelle, Eierverkaufs Genossenschaft, Schweineverkaufs Genossenschaft, Geflügelverein, Seemannsverein.

Brände181 a)durch Blitzschlag182: 1866 Peeck Nr.12, 1877 Peeck Nr.92, 1878 Krömer Nr.30, Böversen Nr.135, Harmening Nr.8, Harmening Nr.9, Harmening Nr.77, Schröder Nr.44, Deterding Nr.4 b)durch andere Ursachen183: Lüders Holländer Mühle, Aumann Nr.133, 1894 Sells Wohnhaus Nr.119, Meyer Nr.100, Buhr Nr.101, Peeck Nr.92, Kording Nr.79 (Backhaus), Heumann Nr.66 (Dachstuhl), 1901 Blaas Nr.24 (Scheune), Denker Nr.97,

Lehrer a) ab 1812: Bohnhorst, H. Stratmann (ab 1872 nur I.Klasse), W. Höper, H. Köstermann, H. Basse b) II.Klasse ab 1872: Korte, Heumann, Schneider, Wullkopf, Zinneinz, Frau Schulze, Welhusen

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Adolf Ronnenberg

Von Land und Leuten in Wiedensahl

In der Landwirtschaft waren in meiner Kindheit nur geringe wirtschaftliche Erfolge. Die Landwirte hatten unvollkommene Ackergeräte, auch die Düngemittel waren nicht da. Dieses hat sich erst recht gehoben von 1880 an. Als der Acker dräniert wurde, Abzugsgräben angelegt, dass das Wasser weg konnte. Namentlich seit der Verkopplung 1906 ist hier ein großer Fortschritt gemacht. Die Futtermittel, als Heu und Klee, waren früher wenig. Wiesen wurden nicht gedüngt. Danach glaube ich, dass jetzt 90% mehr erzielt wird als vor 60-70 Jahren. Die Bewohner von Wiedensahl sind auf die Landwirtschaft angewiesen, Industrie gibt es hier nicht. Früher war der Verdienst ganz gering, auch kaum sonst etwas zu verdienen. Die Männer mussten im Winter spinnen und solche Arbeit machen, wenn sie mit Forstarbeiten fertig waren.

Auch die Hauptstraße war nur Steinpflaster, an beiden Seiten sogenannter Sommerweg, auf welchem im Winter kaum durchzukommen war. Von Möller Nr.48153 bis Sandmann Nr.162184 war dieses Pflaster, von da an nach Rosenhagen, Raderhorst und Landwehr nur Lehm-Weg. Im Winter war nicht durchzukommen. In der Hespe war bis Peeck Nr.158127 Pflaster, von da ging bis nach Loccum ein grundloser Weg weiter.

Jetzt ist Kleinpflaster, alle Wege, sogar in der Forst, sind chaussiert. Die Felder sind frei von allem Busch und Hecken und kleinen Graswegen, es bringt also jedes kleine Grundstück seinen Ertrag. Dasselbe war auch mit dem Lebensunterhalt, es musste alles auf das Sparsamste damals eingerichtet werden.

Der Charakter der hiesigen Einwohner war von jeher zusammengehörig. Es war wohl eine große Seltenheit, wenn eine Person aus den Nachbarorten nach Wiedensahl einheiratete185. Dieses hat sich auch nach dem Kriege 1870/71 geändert, es sind schon eine Anzahl Familien, wo der eine Teil der Ehe von auswärts ist. Von diesen Jahren wurde auch ein Aufschwung: Molkerei eGmbH, Spar- und Vorschuss Verein eGmbH und so weiter wurden gegründet. Es ging mehr Hand in Hand, Schweinemastungen wurden angelegt, besseres Rindvieh und mehr erworben.

Am 1.August 1920 wurde die Eisenbahn Stadthagen-Nienburg eröffnet, welche in Wiedensahl eine Station erhielt. Jetzt will ich auch noch erwähnen, wodurch Wiedensahl einen Weltruf erhielt. Hier wurde am 15.April 1832 der weltbekannte Dichter und Humorist Wilhelm Busch geboren. Daher findet man in Meyers Universal Lexikon „Wiedensahl“ genannt.

Auch die Gebäude waren früher 2/3 Fachwerk mit Strohdach. Ab 1860 war hier unsere Nr.140 der letzte Bau. Ab 1880 entstanden die Nr.141 und folgende, jetzt über 190 Hausnummern. Die Strohdächer sind bis auf 3-4 ganz abgebrochen und durch massive und gut eingerichtete Wohnungen ersetzt.

1930 wurde ein Wilhelm Busch Museum eingerichtet, welches viel besucht wird. Am 15.April 1932 wurde hier von der Wilhelm Busch Gesellschaft aus Hannover eine große Feier veranstaltet.

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Adolf Ronnenberg

Fußnoten:

1)später von ihm ergänzt (Anlagen); Fußnoten, Zwischenüberschriften und Korrekturen kleiner Fehler sind vom Bearbeiter Adolf Ronnenberg; gelegentlich hat der Bearbeiter auch aus einem Satz zweie gemacht.

2)laut Liste der Taufen im Pfarrarchiv Wiedensahl: Johan Heinrich Könnemann aus Münchehagen, ledig, 30 J. alt, hat sich als Vater bekannt

3)jetzt Hauptstr.107

4)Laut Kirchbüchern im Pfarrarchiv Wiedensahl war die Mutter von Sophie Louise Dorothee Könemann: Catharine Sophie Elisabeth Höltke, geboren am 27.12.1787 (zweitälteste), ledig; gestorben am 12.1.1858. Am 2.2.1790 wurde die Schwester Sophie Marg. Elis. Höltke geboren, die aber 1809 starb.

5)jetzt Hauptstr.106; die Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft erhielt er erst 1854, sein 1834 verstorbener Vater, Gerichtsvoigt Dietrich Ronnenberg (der Urururgroßvater des Bearbeiters Adolf Ronnenberg), hatte ab 1811 kurzzeitig auch Hokenhandel und Spirituosen- Verkauf betrieben (siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 74 Stolzenau Nr. 1391 (Gaststätten in Wiedensahl) und Liste der Beerdigten im Pfarrarchiv Wiedensahl).

6)nördlich vom Haupthaus, 1950er Jahre Fahrrad-Werkstatt, später Garage.

7)grober, schwerer Stoff für Matratzenbezüge, Arbeitskleidung

8)Flachsabfall, Werg

9)also 1845 bis 1852; der Beginn des Handels mit Hede hängt mit der Anmietung des Speichers zusammen, das Ende mit der Heirat.

10)jetzt Schützenstr.5

11)1801 zahlte er auf der Hausstelle Nr.7 (jetzt Hauptstr.33) als Neubürger Einkommensgeld an die Gemeinde Wiedensahl; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 74 Stolzenau Nr.1290: Gemeinderechnung Wiedensahl.

12)laut Kirchenbüchern im Pfarrarchiv Wiedensahl: geboren am 21.1.1774, getraut am 1.9.1801 mit Johan Conrad Steuber; gestorben am 12.4.1830.

13)jetzt Hauptstr.31

14)jetzt Hauptstr.33

15)am 23.10.1801 brannte Stall mit Vieh von Cord Heinrich Harniss; vom Haus stand noch ein Stand; Ehefrau des Invaliden, Marie, geborene Schulze, wird beschuldigt, das Feuer fahrlässig verursacht zu haben. Siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 74 Stolzenau Nr.3558. Cord Heinrich und Marie Harnis (getraut am 22.6.1786) waren nicht die Eltern von Marie Dorothee Harnis; siehe Kirchenbücher im Pfarrarchiv Wiedensahl.

16)jetzt Schützenstraße

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Adolf Ronnenberg

17)War er während der Kontinentalsperre 1806-13 auf englischen Schiffen in Übersee? Wie kam er dann 1807 zur Zeugung des Sohnes ins von Franzosen besetzte Wiedensahl?

18)Cord Heinrich Conrad Steuber * 10.4.1808, # 7.1.1880; oo 28.10.1842 mit Christine Sophie Charlotte Kleine (*.1.1815 in Rosenhagen Nr.12, # 18.4.1879)

19)= 60 Eier

20)gemeint: Wagen

21)Laut Brockhaus: nach 1837 im Deutschen Zollverein: 14 Thaler = 24,5 Gulden, ein Gulden also ca. 0,57 Thaler.

22)nördlich der Hespe, östlich der Wehme

23)nördlich der Hespe, östlich der Häuser an der Hauptstraße

24)hinterm ehemaligen Kellereihof, jetzt Wilhelm-Busch-Straße

25) die Häuser “In der Hespe Nr.31 und 33 existieren erst seit 1879

26)im östlichen Bereich vom Schierenbrink

27) jetzt Hauptstr.105, also gegenüber vom Speicher gelegen

28)vor der Verkopplung 1906 in Wiedensahl waren die gewölbten Äcker 6-7m breit, die Grenzfurchen dienten auch der Entwässerung, zum Teil als Weg und Viehtrift; siehe: Marlene Dreyer und Sabine Heumann: Die Verkoppelung zu teuer? In: Wiedensahl Geschichte und Geschichten. Wiedensahl 2003.

29) diverse Grasarten mit Rispe als Fruchtstand

30)jetzt Hauptstr.129

31)jetzt Hauptstr.75

32)Scheune des ehemaligen Kellereihofes stand etwa im Bereich von jetzigen Wilhelm- Busch-Straße im Bereich Steuber/ Dreyer/ Schaer

33)jetzt Hauptstr.98

34)jetzt Hauptstr.145

35)vermutlich Halterung für die zum Weben benötigten Garnspulen

36)gemeint: Stube

37)gemeint: Kelle aus Holz

38)gemeint: Fußboden

39)die Vornamen des Täuflings also von den Paten und vom Vater

40)jetzt Hauptstr.110; Sohn war 1861 6 Jahre alt

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Adolf Ronnenberg

41)jetzt Hauptstr.108; waren die genannten Jungen Pflegekinder, von Haus-Nr.104 gebürtig? Dreyer in Haus-Nr.64 zuletzt 1796 in „Häuserliste“ genannt; siehe: Niedersächsisches Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

42)vermutlich gegenüber in Haus-Nr.34, jetzt Hauptstr.107

43)Haus-Nr.66, jetzt Hauptstr.104

44)Heinrich Konrad Steuber * 28.3.1859, # 20.6.1861

45)jetzt Hauptstr.112

46)jetzt Hauptstr.107; Hermann Kuhlmann war Tierarzt, siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

47)Schuster Heinrich Ohlhage war Häusling im Haupthaus des ehemaligen Kellereihofes, jetzt Wilhelm-Busch-Str.6; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

48)vermutlich die 20-jährige Tochter der Witwe Heumann in Haus-Nr.66, jetzt Hauptstr.104; bei den Heumanns in Haus-Nr.64 oder 33 war 1861 kein Fräulein vorhanden; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

49)muss wohl 1864 heißen

50)2 Wochenstunden fehlen in der Aufstellung

51)Von lateinisch „detrimentum“ = das Abreiben; gemeint ist wohl das Berechnen von Geldbeträgen, bei 36 Mariengroschen auf einen Taler und 8 Pfennigen auf einen Mariengroschen war dies damals noch schwieriger zu berechnen als heute.

52)vermutlich Häuslinge in Haus-Nr.32, jetzt Hauptstr.101; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

53)vermutlich Haus-Nr.24, jetzt Hauptstr.81

54)jetzt Hauptstr.93

55)jetzt Hauptstr.137

56)jetzt Hauptstr.135; der Vater stammte aus Münchehagen (dessen Mutter vom Vorwerk des Klosters Loccum in Büchenberg), war Interimswirt auf dem Hof Nr.46 gewesen. Die Großmutter von Fritz Rode war Schwester von den 1805 bzw. 1806 in Wiedensahl eingeheirateten Ronnenbergs.

57)vermutlich Haus-Nr.54, jetzt Hauptstr.132

58)jetzt Hauptstr.141

59)Der Epheser-Brief hat laut Lutherbibel von 1978 der Deutschen Bibelstiftung Stuttgart nur 6 Kapitel. Im 1.Kapitel ab Vers 16 steht: Ich…bitte, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung gebe, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr seht, zu welcher

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Adolf Ronnenberg

Hoffnung ihr von ihm berufen seid, welcher Reichtum an Herrlichkeit den Heiligen zuteilwird…

60)Ernst Brand baute das Haus, jetzt In der Hespe 28, erst 1901

61)29.September

62)“Mädchen willst du noch nicht aufstehen und deine Kuh melken. Der Hirte treibt zum Dorf hinaus zum nahen Wald“.

63)1782 hatten einige Landwirte aus dem Dorf, Konsorten genannt, den Kellereihof gekauft; siehe: Pfarrarchiv Wiedensahl im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

64)1873 ist ein Karl Leitner als Schafhirte auf Nr.137, jetzt Hauptstr.26, 1861 als Schuster bezeichnet (Stelle besteht seit 1860). Heinrich Leitner erbte 1896 die Stelle. Siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

65)Sohn von Gottlieb Hägerhorst Haus-Nr.102, jetzt Hauptstr.36?

66)gemeint: Bucheckern

67)jetzt Hauptstr.121

68)jetzt Hinter dem Sahl 4

69)also kurz vor der Konfirmation

70)Haus-Nr.61, jetzt Hauptstr.114

71)brauner Zucker?

72)Öl aus Rübsen- oder Rapssamen (laut Brockhaus).

73)Die Wurzel einer Wegwarten-Art diente ab etwa 1700, insbesondere seit der Kontinentalsperre 1806 als Kaffee-Ersatz (laut Brockhaus).

74)Vermutlich 1868 für 1870 (siehe 2 Absätze weiter).

75)Im Original ist hier ein Komma und der Satz geht weiter: „wie es Winter wurde…“ Punkt, Absatz und Zwischenüberschrift sind vom Bearbeiter.

76)laut Kirchenbuch der Pfarre Wiedensahl am 28.1.1870

77)Haus-Nr.65, jetzt Hauptstr.106

78)Haus-Nr.46, jetzt Hauptstr.135; siehe auch Fußnote 56

79)jetzt Hauptstr.124, zwischen Hauptstr.122a und 126 gelegen

80)jetzt Bauplatz Hauptstr.21 und 23

81)jetzt Hauptstr.35; die folgenden Kriegsteilnehmer: Hauptstr.39, 112, 104, 22, Schützenstr.5 und In der Hespe 19.

82)offenbar in Münchehagen 35

Adolf Ronnenberg

83)jetzt Hauptstr.139

84)jetzt Schützenstr.9; die folgenden Schüler: Hinter dem Sahl 12, Hauptstr.88, 96, 126

85)jetzt Hauptstr.127

86)jetzt Hinter dem Sahl 10

87)Ist Winter 71/72 gemeint, in dem er 18 Jahre alt war, oder Winter 73/74 vor dem Tod seines Vaters? Vermutlich beides.

88)heute Teil von Hauptstr.119

89)jetzt Hauptstr.96; Schwester war 38 Jahre alt (siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek), der Vater 56 Jahre.

90)Carl Schweinitz war Sohn eines Stiftsarztes in Loccum, Färber und Hokenhändler, Interimswirt in Nr.105 (jetzt Hauptstr.30), hatte 1853 Bauplatz vom ehemaligen Kellereihof „am Marktplatz“ gekauft; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

91)Dr.med Heinrich Kleine war ein Onkel von dem um 1870 schon berühmten Wilhelm Busch, praktizierte seit 1839 in Wiedensahl in Nr.67 (jetzt Hauptstr.102); siehe auch: Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 80 Hannover Nr.19130 Arzt Kleine in Wiedensahl 1836-46, und: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

92)Schuster Conrad Steuber (*31.12.1846, 1874 noch ledig; siehe Kirchenbuch im Pfarrarchiv Wiedensahl) wohnte in Haus-Nr.6, jetzt Schützenstr.5. Bearbeiter Adolf Ronnenberg ist Urenkel von ihm.

93)Conrad Steuber heiratete 1877 Wilhelmine Dreyer von Haus-Nr.104, jetzt freier Platz Hauptstr.32; siehe Kirchenbuch im Pfarrarchiv Wiedensahl.

94)Die Mutter war aber eine geborene Kleine (siehe Kirchenbuch im Pfarrarchiv Wiedensahl); eine verwandtschaftliche Beziehung zu Dr.med Kleine ist nicht bekannt.

95)Die Ziegelei Haus-Nr.134, jetzt Ziegeleiweg 2, wurde bis 1878 von der Witwe Eleonora Ohm geführt; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

96)vermutlich Sohn vom Lehrer, der gegenüber von Schweinitz wohnte

97)Schwester (*9.3.1856) von Ida (*11.3.1851) Schweinitz; siehe Kirchenbuch im Pfarrarchiv Wiedensahl.

98)Haus-Nr.122, 1960 abgerissen; Haus stand südlich des heutigen Sparkassengebäudes; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

99)Mathilde Henriette Emilia Schweinitz (*7.9.1846) hatte am 3.6.1869 Leonhard Henseler aus Minden geheiratet; siehe Kirchenbücher im Pfarrarchiv Wiedensahl.

100)laut Brockhaus Wörterbuch: Pünktchen 36

Adolf Ronnenberg

101)jetzt Hauptstr.83

102)Der 3.Patenonkel, Conrad Ronnenberg Haus-Nr.65 (jetzt Hauptstr.106) war seit 1869 Konkurrent von Schweinitz; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 74 Stolzenau Nr. 1391 Gaststätten in Wiedensahl.

103)folgte 1875 auf Lehrer Stratmann

104)Nach-Nachfolger von Carl Schweinitz in Haus-Nr.105, jetzt Hauptstr.30; seit 1871 ebenfalls Gastwirt; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

105)Carl Schweinitz war 1845-61 mit Karoline Emilie Schnabelrauch aus Minden verheiratet gewesen; siehe Kirchenbücher im Pfarrarchiv Wiedensahl.

106)Carl Schweinitz war 1861-66 mit Dorothee Sophie Louise Charlotte Krage aus Salzhemmendorf verheiratet gewesen; siehe Kirchenbücher im Pfarrarchiv Wiedensahl.

107)Laut letztwilliger Verfügung des Arztes G.A. Schweinitz vom 10.2.1832 hatte er 12 Kinder; siehe Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 72 Stolzenau Nr.308 Testament.

108)jetzt Hauptstr.30

109)Nachfolger von Dr. Kleine, der 1874 gestorben war; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

110)wahrscheinlich Haus-Nr.28, jetzt Hofraum von Hauptstr.93; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

111)Ehemann der Schwägerin Emma Dorothee Minna Schweinitz aus Giengen in Württemberg; siehe Kirchenbuch im Pfarrarchiv Wiedensahl.

112)1882; siehe Kirchenbuch im Pfarrarchiv Wiedensahl

113) jetzt Hauptstr.119

114)mit Säure aufgeschlossener, dadurch Pflanzen verfügbarer Phosphatdünger

115)Stickstoffdünger aus Chile (Guano)

116)jetzt Hauptstr.86

117)1879-93 Pastor in Wiedensahl

118)Laut Lutherbibel von 1978 der Deutschen Bibelstiftung Stuttgart: Matthäus-Evangelium, Kapitel 10, Vers 32 und 33.

119)Mühlennachprodukt, fällt beim Mahlvorgang an

120)Jetzt Hauptstr.24; vermutlich ist aber Haus-Nr.109 (jetzt Schützenstr.7) gemeint; dort wohnte 1866-1906 ein Maurer Heinrich Schaer.

121) Lateinisch „ore et labore“ ist mit „beten und arbeiten“ zu übersetzen; „ora et labora“ (=bete und arbeite) ist aber der geläufigere Sinnspruch (kannte Steuber ihn nicht aus dem Lateinunterricht?). 37

Adolf Ronnenberg

122)Dr. Kleine war 1874 gestorben; Wiese wurde 1883 verkauft.

123)westlich von Kellereihof bis Pfarrhof

124)1888 ist Häusling Friedrich Peeck unter Haus-Nr.30 (jetzt Hauptstr.97) wahlberechtigt; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

125)Übersetzung in der Lutherbibel von 1978 der Deutschen Bibelstiftung Stuttgart: Wenn ihr bei dem bleibt, was ich euch gesagt habe, seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

126)Ferdinand Sell hatte die Bockmühle (Grundstück In der Hespe 35) und die neue Mühle (jetzt Mühlenweg 6) 1875 erworben; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

127)jetzt In der Hespe 25

128)Die Molkerei-Genossenschaft Wiedensahl wurde 1893 gegründet; sie handelte auch mit Futtermitteln, baute nach der Verkoppelung 1907 auch eine Schrotmühle. Siehe: A. Peeck u.a.: Molkereigenossenschaft von 1893-1971. In: „Aus der Heimatgeschichte des Fleckens Wiedensahl. Wiedensahl 1997“.

129)Albert Hahn, Sohn des Generalsuperintendenten und Oberkonsistorialrates Dr. Eduard Hahn, Hildesheim, war 1893-1903 Pastor in Wiedensahl. Siehe: Philipp Meyer: Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und -Lippes seit der Reformation. Band 2. Göttingen 1942.

130)Gemeint vermutlich „Kommis“ = Handlungsgehilfe (laut Brockhaus Wörterbuch).

131)Leicht abgewandeltes Lied von Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt von 1699; Lied 236 im evangelischen Kirchengesangbuch. Hannover/ Göttingen 1959.

132)Am 3.10.1883 starb Konzessionsinhaber Carl Schweinitz; am 11.10.1883 bat F.C.C. Steuber um Übertragung der Konzession auf ihn; am 31.10.1883 erteilt; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann. 74 Stolzenau Nr.1391: Gaststätten in Wiedensahl.

133)Abordnung, die Wünsche überbringt (laut Brockhaus Wörterbuch).

134)hier: Ehrenurkunde (laut Brockhaus Wörterbuch)

135)Nach dem Tod von Heinrich Christian Steuber 1874; siehe dort.

136)1892 verkaufte das Kloster Loccum sein Vorwerk Büchenberg (siehe Fußnote 56) an den Landwirt Friedrich Meyer. Die Gemeinde Loccum lehnte mehrmals - vergeblich - den Anschluss des Gutsbezirks an Loccum ab, da „Gefahr der Verarmung von Meier besteht“ (siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann.174 Nienburg Nr.119: Intendierte Inkommunalisierung des Klostervorwerks Büchenberg des Kloster Loccum). Heute sind dort umfangreiche Sandgruben, Fuhrunternehmen, Betonwerk.

137)Haus-Nr.24, jetzt Hauptstr.79

138)wahrscheinlich Haus-Nr.154, jetzt Wilhelm-Busch-Str.4

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Adolf Ronnenberg

139)Haus-Nr.157 gegenüber (jetzt Hauptstr.80); 1887 von Haus-Nr.82 abgetrennt, hatte auf eigenem Grundstück (ca. 200m²) kaum so viel Platz für noch zu schneidendes Brennholz; siehe: „Häuserliste“ im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

140)jetzt Hauptstr.27

141)schräg gegenüber

142)1903-1912 Pastor in Wiedensahl

143)Matthäus-Evangelium, Kapitel 28, Vers20

144)wohl eher August/ September

145)Lied Nr.274 im evangelischen Kirchengesangbuch. Hannover/ Göttingen 1959, nach Graf von Zinzendorf 1725

146)1590; siehe: Weidemann: Beiträge zur Geschichte des im Stifte Loccum belegenen Dorfes Wiedensahl. In Annalen der Braunschweig-Lüneburgischen Churlande 9.Jahrgang, 3.Stück, Hannover 1795.

147)jetzt im Museum im alten Pfarrhaus in Wiedensahl

148) Ehrenmal für das 73.Infanterie-Regiment 1928 in Hannover in der nördlichen Eilenriede nahe der Markuskirche errichtet; siehe: Klaus Mlynek und Waldemar Röhrbein: Stadtlexikon Hannover. Hannover 2009.

149)Reichsmark wurde am 30.8.1924 eingeführt, am 20.11.1923 bereits die Rentenmark, wobei 1 Rentenmark 1 Billion Papier-Mark entsprach (nach Brockhaus Lexikon).

150)jetzt Hauptstr.50

151)Mühlenweg 6

152)jetzt Schützenstr.11

153)jetzt Hauptstr.139

154)jetzt Hauptstr.49

155) 1913-1926 Pastor in Wiedensahl

156)jetzt Hauptstr.52

157)Haus-Nr.15 und 16, jetzt Hauptstr.51 und 53

158)1927-1936 Pastor in Wiedensahl

159)vom Bearbeiter korrigiert und ergänzt nach den Kirchenbüchern im Pfarrarchiv Wiedensahl

160)Dessen Vater war Johann Hr. Steuber, Dr. der Weltweisheit und Pastor archidiae (Vertreter des Bischofs) in Marburg, vorher Prof. der jüdischen Altertümer und der Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaft) in Rinteln; der Bruder Dr. Johann Engelhard Steuber 39

Adolf Ronnenberg

(*15.3.1693, #6.12.1747) war Prof. der jüdischen Altertümer und der Philologie in Rinteln, 1728-47 Superintendent der Grafschaft Schaumburg in Rinteln, Prof. theol. In Rinteln und Konsistorialassistent; der Neffe Christian Georg Steuber war Lehrer in Rinteln und Pastor in Kathrinhagen und Hachmühlen; ein Sohn (Engelhard Theodor August Steuber *26.10.1737, #31.3.1800) war Pastor in Hohnhorst, in Sachsenhagen und in Hessisch Oldendorf; der 2.Sohn (Karl Anton Steuber *22.8.1739, #2.3.1785) war Pastor in und in Eldagsen (siehe: Philipp Meyer: Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der Reformation. Göttingen 1942); der 3.Sohn Feldwebel.

161)Angaben in dieser Aufstellung weichen teilweise von denen im Text ab.

162) jetzt Hauptstr.44

163)jetzt Hauptstr.34

164) jetzt Hauptstr.125

165) jetzt Hauptstr.18

166) jetzt Hauptstr.24

167)Prof. Dr. Hansjörg Küster: “ein fast städtisch anmutendes Kaufhaus“; zitiert aus: Wiedensahl in Geschichte und Gegenwart. Betrachtungen aus naturwissenschaftlicher Sicht. In: Wiedensahl. Geschichte und Geschichten. Wiedensahl 2003.

168) jetzt Wilhelm-Busch-Str.10

169)Laut Akte“ Hann.74 Stolzenau Nr.1391 Gaststätten in Wiedensahl“ im Niedersächsischen Landesarchiv erhielt der Färber Schweinitz am 22.9.1853 eine Zusage, am alten Standort (Hauptstr.30) eine Gastwirtschaft zu betreiben, bis er am neuen Standort (Hauptstr.83) ein neues Haus gebaut hat, wenn er den Kleinhandel aufgibt; letzteres lehnte Schweinitz ab. Auf erneuten Antrag 1869 erhielt Carl Schweinitz am 5.10.1869 die Erlaubnis, eine Gastwirtschaft zu betreiben; auf Wunsch des Amtes hatte er aber schon ca. 10 Jahre vorher den Fremdenverkehr (Übernachtungen) übernommen.

170)Laut Zählung der Volksmenge und der Wohngebäude vom 3.12.1861 (In: Niedersächsisches Landesarchiv Hann.74 Stolzenau Nr.36) gab es zu der Zeit 19 Schuster, 4 Schuster-Gehilfen und 7 Schuster-Lehrlinge, also 30 insgesamt.

171)Am 1.6.1780 erließ König Georg der Dritte von Großbritannien etc. einen Gildebrief für die Schuster in Wiedensahl; 1841 war dies die einzige Gilde im Stiftsbezirk Loccum; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann.74 Stolzenau Nr.1366 Schustergilde in Wiedensahl.

172)jetzt Hauptstr.138

173)jetzt Hauptstr.90 und 71

174)jetzt Hauptstr.25 und 60

175)Vater des berühmten Wilhelm Busch; Laden war ursprünglich in dem jetzt als Museum eingerichteten Geburtshaus des vielseitigen Künstlers.

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Adolf Ronnenberg

176)Jetzt Hauptstr.82; ursprünglich war dort der „Keller“, die erste Gaststätte im Dorf, auf dem Dorfanger errichtet worden. Laut Urkunde 996 des Klosters Loccum war den Einwohnern von Wiedensahl 1620 die Anlage eines Kellers und das Bier brauen bewilligt worden (siehe: Wilhelm von Hodenberg: Calenberger Urkundenbuch, dritte Abteilung. Hannover 1858). 1865 berichtete der Amtsvoigt Scheele dem Amt Stolzenau, dass neben dem Keller „von je her“ auch eine Hökerei betrieben worden sei; 1869 berichtete Scheele, dass Thiemann fast keinen Schenkbetrieb mehr habe; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann.74 Stolzenau Nr.1391 Gaststätten in Wiedensahl.

177)Das Kaufhaus Niemitz (Haus-Nr.189) ist erst 1923 am jetzigen Standort Hauptstr.17 errichtet worden. 1901 hatte der Kaufmann Wilhelm Niemitz das Haus Nr.173 (jetziges Sparkassengebäude) gebaut, das an die Stelle der abgerissenen Nr.122a trat. Letzteres Haus hatte der Weber Conrad Niemitz 1863 von dem Grundstück Nr.122 (gegenüber dem Wilhelm-Busch-Geburtshaus; 1960 abgerissen) abgetrennt. Ob der Weber auch einen Kleinhandel betrieb, geht aus der Häuserliste im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek nicht hervor.

178)Haus-Nr.105, jetzt Hauptstr.30; an diesem Standort hatten bereits C. Schweinitz, Heinrich und Conrad Goldbeck Kleinhandel betrieben. 1902 kaufte der Gastwirt Heinrich Bredemeyer aus Münchehagen die Hausstelle. Siehe: Häuserliste im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

179)Haus-Nr.61, jetzt Hauptstr.114

180) siehe unter 1855 in: Häuserliste im Niedersächsischen Online Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

181)Die großen Brände am 14.9.1779 (17 Gebäude von 10 Hausstellen) und 6.6.1850 (8 Wohnhäuser, 2 Scheunen) und die Brände am 23.10.1801 (Harniss Haus-Nr.615), 8.8.1817 (Scheune von Haus-Nr.97, jetzt Hauptstr.50), 11.2.1843 (Haus-Nr.57 ganz und Nr.56 halb; jetzt Hauptstr.126 und128) sind nicht aufgeführt; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann.74 Stolzenau Nr.3558 Feuerbrünste in Wiedensahl.

182)jetzige Haus-Nummern: Hauptstr.43, 62, 97, 151 (1901), 144 (1903?), 35 (1895?), Hinter dem Sahl 10, Hauptstr. 142 (1905), 27 (1875?)

183)jetzige Haus-Nummern: Mühlenweg 6 (1875?), Hauptstr.157, In der Hespe 35, Hauptstr.40/42, 38 (1912?), 62 (1877), Hinter dem Sahl 6 (1879), Hauptstr.104 (1890?), 81, 50 (1923?)

184)jetzt Hauptstr.16

185)von den in den „Lebenserinnerungen“ genannten Personen kamen folgende von außerhalb des Dorfes: Steuber, Schweinitz, Könemann, Ronnenberg, Rode, Kleine (2 Wurzeln), die Pastoren, die meisten Lehrer; laut Ehestiftungen kam 1680-1820 in ca. ein Zehntel der Ehen ein Partner von außerhalb; siehe: Niedersächsisches Landesarchiv Hann.72 Stolzenau Nr.369, 371 und 402 Ehestiftungen und Kontrakte.

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