interstellarum 86 | Februar/März 2013 fokussiert

INTERAKTIV

Wie gefällt Ihnen das neue interstellarum? Sagen Sie uns Ihre Meinung — auch über ein- zelne Beiträge! Ausgewählte Leserbriefe werden wir in der neuen Diskussions-Rubrik im Heft (Seite 73) veröffentlichen! www.interstellarum.de/ leserbriefe.asp

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

interstellarum hat ein neues Gesicht! Nach fünf Jahren und 49 Ausgaben haben wir der Zeitschrift einen neuen Look gegeben. Christian Protzel, seit Heft 79 für Layout und Gestal- tung des Heftes verantwortlich, hat eine gründliche Überarbeitung des Erscheinungsbilds vorgenommen, die sich sehen lassen kann! Klarer strukturiert ist die farbliche Codierung der sechs Inhaltsbereiche Hintergrund, Himmel, Praxis, Technik, Beobachtungen und Szene – deutlich im neuen, übersichtlicheren Inhaltsverzeichnis und an den seitlichen Reitern zu sehen. Insgesamt wirkt interstellarum damit moderner, farbiger und frischer!

Aber nicht nur das Äußere ist neu: Auch inhaltlich haben wir umstrukturiert. Neu sind die Rubrik Forschung aktuell (Seite 8) und die Seite Amateure & Wissenschaft, die im Wechsel Projekte vorstellen wird, bei denen Amateure wissenschaftliche Beiträge leisten können: Veränderliche Sterne, Exoplaneten und andere spannende Themen (Seite 10). Hinzugekommen ist ebenfalls eine Rubrik für Erlebnis- und Reiseberichte, die Frank ­Gasparini in dieser Ausgabe mit einer spektakulären Reportage über seine Polarlicht-­ Expedition beginnt (Seite 60). Regelmäßig werden nun Bildberichte von Tagungen und Teleskoptreffen zu finden sein (Seite 70). Außerdem werden wir in jedem Heft Diskussionen, Leserbriefe oder Interviews aus der Szene bringen (Seite 73).

Ganz oben im neuen interstellarum-Konzept stehen Sie, liebe Leserinnen und Leser. An vielen Stellen im Heft werden Sie Kästen mit dem -Symbol finden – jeder einzelne ist eine Einladung an Sie zum Mitmachen und Einsenden! Eine wesentliche Rolle spielen hier die Objekte der Saison, unser seit 18 Jahren laufendes Leser-Beobachtungsprojekt. Ab sofort werden in jedem Heft je ein Objekt für Einsteiger, Stadtbeobachter und Landbeobachter vorgestellt (ab Seite 26). Wie bisher schon veröffentli- chen wir alle Beschreibungen, Zeichnungen und Fotos auf interstellarum.de – eine Auswahl schafft es zusätzlich in das ein Jahr später erscheinende Heft (ab Seite 63). Aber auch Ihre aktuellen Sonnen-, Planeten- und Kometenaufnahmen, Bilder astro- nomischer Ereignisse oder einfach nur schöne Astrofotos möchten wir gerne abdrucken! Beteiligen Sie sich am neuen interstellarum-Konzept!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

1 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Inhalt interstellarum 86 | Februar/März 2013

32

Orionnebel extrem Eine detaillierte Zeichnung von M 42

Hintergrund Himmel Praxis

Forschung aktuell Ereignisse Deep-Sky 8 Der letzte Flug des Space Shuttle 18 Heller Komet im Anflug! 32 Orionnebel extrem 8 Irdische Uranus-Bilder schärfer C/2011 L4 (PANSTARRS) im Eine detaillierte Zeichnung von M 42 als Voyager-Aufnahmen März am Abendhimmel 37 100 Quadratgrad Himmel 9 Wolfram-Kugel im Orbit bestätigt 18 Kleiner Brocken ganz nah Fabelhaftes im Einhorn relativistischen Effekt 19 Treffen am Abendhimmel 19 Stern verschwindet Amateure & Wissenschaft Know-how 10 Drei Zwergnovae für das Frühjahr Sonnensystem 42 S chritt-für-Schritt Wie kann man Sonnenflecken zeichnen? 22 Sonne aktuell Hauptartikel Abwärts statt aufwärts 12 Erforscher der Expansion 23 Planeten aktuell Die Entdeckung der Rotverschiebungen Im Auge des Sturms von Galaxien vor 100 Jahren 24 Kometen aktuell interstellarum himmelskalender 16 Jahre nach Hale-Bopp – heller Komet am Abendhimmel kostenlos! interstellarum Newsletter Nummer Erscheinungsdatum Sternhimmel 180 25.1.2013 27 Objekt der Saison für Einsteiger 181 8.2.2013 M 81 und M 82 Ausgabe 86 am 18.1.2013 28 Objekt der Saison für Stadtbeobachter 182 22.2.2013 Einzelpaket 1,79€, Jahresabo 8.99€ NGC 2392 Für Heft-Abonnenten kostenlos! 183 8.3.2013 29 Objekt der Saison für Landbeobachter 184 22.3.2013 www.interstellarum.de/ NGC 3079 app-himmelskalender.asp

www.interstellarum.de/newsletter.asp Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

4 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Inhalt

24 12 Heller Komet am Abendhimmel Erforscher der Expansion Die Entdeckung der Rotverschiebungen von Galaxien vor 100 Jahren

37 44 51 100 Quadratgrad Inside PixInsight Eine runde Sache für Himmel den Einstieg

Technik Beobachtungen Szene

Astrofotografie Erlebnis Bericht 44 Inside PixInsight 60 Himmlisches Lichtspiel 70 Ein Ausflug nach Paris Ein Workshop für Astrofotografen, Teil 1 Aurora Borealis über den Lofoten Die Rencontres du Ciel et de l’Espace 2012 Test Objekte der Saison Termine 51 Eine runde Sache 63 Leser beobachten 71 Termine für Sternfreunde für den Einstieg M 48 und NGC 3242 Die CCD-Kamera 428EX Rezensionen Mono von Atik Galerie 66 Pferdekopf & Co. 72 Kosmische Kultstätten der Welt Know-how 72 Android-App: Sky Map+ Rückblick 56 Schritt-für-Schritt Diskussion Wie kann man Strichspur- 68 Grünes Leuchten 73 Praktisches Erlebnis und aufnahmen optimieren? spannende Theorie Zum Artikel »Astronomie für alle Schüler!« von Lutz Clausnitzer interstellarum sternstunde in interstellarum 84

kostenlos! Ausgabe 13 am 11.1.2013: Astro-Markt •• Polarlichter: 74 Private Kleinanzeigen Interview mit Frank Gasparini 74 Gewerbliche Anzeigen •• interstellarum packt aus: Lunt Hα-Okulare  www.interstellarum.de/video.asp Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

5 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hintergrund | Forschung aktuell interstellarum 86 | Februar/März 2013

Der letzte Flug des

Hintergrund Space Shuttle

von Daniel Fischer

NASA/C. Thomas

Die Space Shuttles sind jetzt nur noch Museumsstücke: Die am Ende des 30 Jahre währenden Programms verbliebenen drei Orbiter sind vergangenes Jahr ins Washingtoner National Air and Space Museum und das California Science Center in Los Angeles geflogen (hier die Endeavour auf dem Träger-Jumbo am 21. Sep- tember 2012 über San Francisco) bzw. ins Visitor Center des Kennedy Space Center in Florida gerollt worden.

Irdische Uranus-Bilder schärfer als Voyager-Aufnahmen

bwohl der Planet 2,9 Mrd. km von der Der Planet war der Röhrenkamera Voya- Kamera-Technologie nicht zugänglich war, Erde entfernt war, sind US-Astrono- gers im Wesentlichen als matt grünliche wohl aber der modernen erdgebundenen men mit einem der Keck-Teleskope Kugel fast ohne Einzelheiten und nur mit Astronomie, denn bei 1,6µm Wellenlänge, Oauf dem Mauna Kea vergangenen Juli wesent- einer matten Bänderstruktur erschienen: dem H-Band, funktioniert auch die Adap- lich detailreichere Aufnahmen der Wolken­ Grund ist das viele Methan in der Atmo- tive Optik hervorragend, bei der ein rasant strukturen des Uranus gelungen als 1986 der sphäre des eisigen Gasplaneten. Anders verformter Spiegel die Luftunruhe weit-

Raumsonde Voyager 2 bei ihrem Vorbeiflug. ist das im nahen Infraroten, das Voyagers gehend ausgleicht. Großteleskope können Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

8 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Hintergrund | Forschung aktuell

Abb. 2: Die detailreichsten Bilder der Uranus- wolken aller Zeiten entstanden am 25. (links) und 26. Juli 2012 am 10m-Teleskop Keck II auf dem Mauna Kea mit Adaptiver Optik und der Na- hinfrarot-Kamera NIRC2 – sowie viel Bildbearbei- tung und einer starken Hochpass-Filterung, die L. Sromovsky, Fry, H. P. Hammel, I. de Pater als Artefakt den hellen Planetenrand hinterlässt.

dann ihre prinzipielle Winkelauflösung von Bruchteilen einer Bogensekunde ausspielen, vor allem, wenn nur die besten Bilder auf- addiert werden — eine Standardtechnik von Amateur-Planetenfotografen. Konkret wurden für diese zwei Bilder 117 verdreht werden konnten, und da die Wolken Prozedur für beide Beobachtungsnächte bzw. 118 kurz belichtete Einzelaufnahmen der Gasplaneten auch noch in verschiedenen zweimal durchgeführt, mit einem breitban- passgenau aufaddiert, was bei der schnellen Breiten unterschiedlich schnell rotieren, digen H-Band-Filter, wo Methan stark absor- Rotation des Planeten nicht trivial ist: Die wurde diese Korrektur für jede Zone separat biert (diesen Ergebnissen wurden die Farben Einzelbilder wurden auf einen Globus um- durchgeführt. Ferner wurde die großräumige Blau und Grün zugeordnet), und einem eng- gerechnet, sodass sie gegeneinander korrekt Bänderstruktur herausgefiltert und die ganze bandigen für schwache Methan-Absorption.

Wolfram-Kugel im Orbit bestätigt relativistischen Effekt

Seit einem Jahr fliegt eine 386,8kg schwere Dieses wiederum hat das Satellitenpaar Nach dem gegenwärtigen Stand der Analyse und 36,4cm große massive Kugel aus dem GRACE in den vergangenen Jahren präzise beträgt jener Mitzieh-Effekt 100,3±1,6% des dichten Metall Wolfram in 1450km Höhe vermessen, denn der alles andere als kugel- erwarteten Wertes, ist also schon auf 1,5% um die Erde, um eine wesentliche Voraussage symmetrische Aufbau des Planeten muss bei genau bestätigt – und die erhoffte 1%ige der Allgemeinen Relativitätstheorie zehnmal der Analyse der Bahnebenen-Drehung von ­Genauigkeit sollte LARES in ein paar Jahren genauer als alle Vorgänger zu überprüfen: das LARES genauestens herausgerechnet werden. spielend schaffen. »Mitziehen« des Raumes durch die rotierende Erde, auch Lense-Thirring-Effekt genannt, Abb. 3: Der unscheinbare und rein passive LARES-Satellit bei Startvorbereitungen 2011: eine was zu einer minimalen Drehung der Bahn­ massive Wolframkugel mit 92 Retroreflektoren für Laserblitze vom Erdboden, die seine Bahn um die ebene des Satelliten führt. Erde mit höchster Präzision bestimmen lassen. Dem italienischen Passiv-Satelliten na- mens LARES scheint diese Messung bereits im ersten halben Jahr seit seinem Start auf der ersten Vega-Rakete gelungen zu sein, ESA – S. Corvaja, 2011 wie der Projektchef auf einer Tagung in Bergisch-Gladbach verraten hat. Noch nie war ein künstlicher Satellit gleichzeitig so klein und so massereich wie der LAser RE- lativity Satellite, und mithin ist auch noch nie einer so ungestört von Luftreibung auf seiner Bahn allein dem Schwerefeld der Erde gefolgt.

Surftipps

Das Space-Shuttle Endeavor in Los Angeles:  www.starobserver.org/ap121022.html LARES-Mission:  ilrs.gsfc..gov/missions/ satellite_missions/current_missions/ lars_general.html Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

9 Hintergrund | Amateure & Wissenschaft interstellarum 86 | Februar/März 2013

Veränderliche aktuell Drei Zwergnovae für das Frühjahr

A –0m,4,4

–0m,2,2 interstellarum Schirmer, J. B C m 0,0,0 D D 0m,2,2 elligkeitsdifferenz

Helligkeitsdifferenz H m 0,4,4 A A B 0m,6,6 20:00 UT 21:00 UT 22:00 UT 23:00 UT 0:000:00 UT 1:00 UT 2:00 UT 8.2.2008 9.2.2008 ZeitZeit Ein Beispiel für den Bedeckungslichtwechsel von U Gem am 8.2.2008. Die Grafiken zeigen die C Stern wird nicht bedeckt Anordnung von Weißem Zwerg (gelb), seiner Akkretionsscheibe (orange) und dem Hauptreihenstern (rot).

n einem engen Doppelsternsystem aus zeigen, erleiden damit auch Helligkeitsaus- SU Ursae Maioris zeigt neben den norma- zwei Hauptreihensternen mit einer Um- brüche zwischen 2 und 6 Größenklassen. Sie len wenige Tage dauernden Helligkeitsaus- laufzeit von einigen Tagen entwickelt sich werden als »Zwergnovae« bezeichnet. brüchen als Besonderheit alle 3 bis 10 Zyklen Idie massereichere Komponente zu einem Ro- Durch die oft in wenigen Tagen aufeinander Superausbrüche, die heller werden und länger ten Riesen. Die beiden Sterne umkreisen sich folgenden Ausbrüche bilden Zwergnovae ein andauern. Ihre Ursache ist noch nicht geklärt. in der ausgedehnten Gashülle des entwickelten natürliches Labor zum Studium der Physik Z Camelopardalis ist der Prototyp ei- Riesensterns. Dadurch sinkt die Umlaufzeit von Akkretionsscheiben, die z.B. auch in den ner selteneren und besonders interessanten des Doppelsternsystems auf wenige Stunden. protostellaren Scheiben der T-Tauri-Sterne Zwergnova-Art. In unregelmäßigen Abstän- Danach löst sich die Hülle des Roten Riesen und um supermassive Schwarze Löcher im den bleibt nach einem Helligkeitsausbruch der auf und der dichte Sternkern bleibt als Weißer Zentrum von Galaxien vorkommen. Daher Stern über viele Wochen konstant auf einer Zwergstern mit etwa Erdgröße und Sonnen- wird die Überwachung der Zwergnovae auf mittleren Helligkeit, bis dann wieder die ge- masse zurück. Durch weitere Abbremsung Helligkeitsausbrüche auch mit visuellen Be- wöhnlichen Helligkeitsausbrüche einsetzen. durch den Sternwind des Begleiters nähern obachtungen sehr geschätzt, um gezielte Fol- sich der Weiße Zwerg und der sonnenähnli- gebeobachtungen mit erdgebundenen und ▶▶Wolfgang Vollmann che Hauptreihenstern weiter an. Damit füllt Weltraumteleskopen in verschiedensten Spek- der Hauptreihenstern sein Rochevolumen aus tralbereichen durchführen zu können. Orga- [1] Szkody, P., und Gaensicke, B.: Cataclysmic und Materie beginnt von ihm zum Weißen nisationen wie BAV und AAVSO rufen immer Variables. JAAVSO Vol.40, 563, (2012). Zwerg zu fließen. Ein kataklysmischer Ver- wieder zu gezielten Beobachtungen auf und www.aavso.org/sites/default/files/jaavso/ änderlicher Stern ist entstanden [1]. nehmen diese auch entgegen (vgl. Surftipps). v40n1/563.pdf Der Weiße Zwerg sammelt die Materie in U Geminorum wurde bereits 1855 von J. R. [2] Percy, John R.: Understanding Variable Stars, einer zunächst wenig dichten und kühlen Hind entdeckt und zeigt Helligkeitsausbrü- Cambridge University Press, Cambridge ­Akkretionsscheibe. Im Zeitraum von weni- che mit 9m, die normalerweise ein bis zwei (2007) gen Tage bis zu Jahren wird die Akkretions- Wochen anhalten. Im Minimallicht 14m scheibe mit Materie des Hauptreihensterns bis 15m ist der Bedeckungslichtwechsel des Surftipps gefüllt und damit dichter und heißer, bis es Hauptreihensterns zu beobachten. Der Stern zur Instabilität kommt und die Materie auf bedeckt dabei nicht den Weißen Zwerg, wohl den Weißen Zwerg abregnet. Systeme, die aber den hellen »Fleck«, wo der Gasstrom auf U Geminorum: solche quasiperiodische Scheibeninstabilität die Akkretionsscheibe trifft.  www.aavso.org/vsots_ugem SU Ursae Maioris: Drei Zwergnovae für das Frühjahr  www.aavso.org/vsots_suuma Z Camelopardalis: Name R. A. Dekl. Helligkeit Mittlere Periode  www.aavso.org/vsots_zcam U Gem 7h 55,1min +22° 0' 8m, 2–14 m,9 105d BAV: h min m m SU UMa 8 12,4 +62° 36' 10, 8–16,0 19d  www.bav-astro.de h min m m

Z Cam 8 25,3 +73° 6' 10 –14,5 22d Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

10 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hintergrund | Hauptartikel interstellarum 86 | Februar/März 2013

Erforscher

Hintergrund der Expansion

Die Entdeckung der Rotverschiebungen von Galaxien vor 100 Jahren

von Daniel Fischer

Anfang 1913 gelang es V. M. Slipher zum ersten Mal, die Radialgeschwindigkeit einer anderen Galaxie zu bestimmen: Mehrere Nächte lang hatte er im Jahr zuvor Spektren der Andromeda-Galaxie belichten müssen. Die Pionierleistung Sliphers vor 100 Jahren markiert den Beginn der beobachtenden Kosmologie, die ein Jahr- zehnt später die Expansion des Universums aufdecken sollte.

Lowell Observatory Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

12 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Hintergrund | Hauptartikel

ie so oft in der Geschichte der As- Brashear gekauft hatte und mit dem Slipher tronomie hatte der Auftraggeber am 24"-Refraktor der Sternwarte arbei-

eigentlich etwas völlig anderes ten sollte. Die Messung der Rotationsge- ObservatoryLowell Wgewollt – und löste versehentlich eine Re- schwindigkeit der Venusatmosphäre – seine volution des Weltbildes aus. Zu Beginn des erste Aufgabe 1903 – war kein Problem, 20. Jahrhunderts sahen nur wenige in den denn für Planeten mit ihren extremen Flä- spiralförmigen Nebelflecken andere Milch- chenhelligkeiten war der Spektrograph straßen, der unseren ähnlich und weit von optimiert. Aber als Lowell danach auch ihr entfernt. Und hatte nicht die Explosion Spektren der vermeintlichen entstehenden einer offensichtlichen Nova im Andromeda- Planetensysteme wollte, war ein gravierender nebel 1885 klar gezeigt, dass dieser ein Teil Umbau erforderlich. der Galaxis war? Auch durch Kontakt zu anderen Astro- Eine naheliegendere Interpretation der nomen, namentlich dem Spektroskopie-Pi- Spiralnebel waren wirbelnde Gas- und onier Edward Fath, kam Slipher zu der Er- Staubwolken um einen jungen Stern, ent- kenntnis, dass es bei flächenhaften Objekten stehende Planetensysteme also: Davon ging praktisch nur auf das Öffnungsverhältnis der auch Percival Lowell aus, als er den eben auf Kamera ankam, die das Bild des Spektrogra- seine Sternwarte in Arizona gekommenen phenspalts auf die Fotoplatte abbildete: Je Jungastronomen Vesto Melvin Slipher mit »schneller« deren Optik, desto tiefer konnte der Spektroskopie dieser »weißen Nebel« man gehen. beauftragte, an der sich die Astronomie Abb. 2: Vesto Slipher arbeitete von 1901 bis bis dahin die Zähne ausgebissen hatte. An- Durchbruch mit Messier 31 1952 an der Sternwarte, die Percival Lowell zur ders war das bei den »grünen Nebeln« mit Marsbeobachtung gegründet hatte. ihren ausgeprägten Emissionslinien gewe- Vom deutschen Optikspezialisten Voigt- sen: kein Wunder, handelte es sich doch bei länder konnte Slipher schließlich ein passen- Abb. 3: Das einzige bekannte Foto, das Slipher diesen meist um angeregt leuchtendes Gas des Foto-Objektiv mit Blende 2,5 besorgen an der Arbeit an seinem Spektrographen zeigt. um Weiße Zwerge, heute als Planetarische Nebel bekannt, oder auch um HII-Regionen. Das Licht der »weißen Nebel« aber erschien

im Spektroskop wie fotografisch als ein ObservatoryLowell Kontinuum und zeigte allenfalls schwache Fraunhofer-Absorptionslinien.

Wie man schwache Nebel spektroskopiert

M. V. Slipher – 1875 in Indiana gebo- ren, wo er auch studierte und 1901 zur Lo- well-Sternwarte wechselte – erkannte rasch, warum das so war: Die geringe Flächenhel- ligkeit der Spiralnebel stellte für die damals üblichen Spektrographen mit ihrem geringen Öffnungsverhältnis ein fast unüberwindli- ches Hindernis dar. Selbst vielen Kollegen sei das nicht klar gewesen, schrieb er spä- ter: »Es erscheint zweifellos seltsam, dass die fantastische Andromeda-Spirale, die unter transparentem Himmel so auffällig für das bloße Auge ist, spektroskopisch so schwach erscheint.« Das galt auch für den Hochleistungs-Spek- trographen, den Lowell 1900 von John

Abb. 1: Vor 100 Jahren wurde die Rotverschie- bung der Galaxien und damit die Expansion des Universums – eine der wichtigsten Stützen der Urknall-Theorie – beobachtet. Vesto M. Slipher verwendete dazu den 24"-Refraktor des Lowell

Observatory in Flagstaff, USA. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

13 Hintergrund | Hauptartikel interstellarum 86 | Februar/März 2013

(die ursprüngliche Optik hatte Blende 14,2), BASISWISSEN und im Jahr 1912 konnte es losgehen: Die Empfindlichkeit des Spektrographen für flächige Objekte war nunmehr um einen Wie misst man Radialgeschwindigkeiten? Faktor 200 verbessert. Vier Mal nahm Slipher die Andromeda-Galaxie als offensichtliches Das Prinzip ist denkbar einfach, die Um- Für die Messung der Radialgeschwin- erstes Ziel ins Visier, zum ersten Mal in der setzung aber kann die astronomische digkeit muss das Spektrum der Galaxie Nacht des 17. Septembers. Technik schnell an ihre Grenzen treiben: zusammen mit demjenigen eines Gases Das Ergebnis war ein winziges Stück Foto- Um die Radialgeschwindigkeit eines Him- in der Sternwarte selbst aufgenommen platte, auf das neben dem Spektrum der Gala- melsobjekts relativ zur Erde zu messen, werden, dessen Emissionslinien gemein- xie – 1mm breit und 1cm lang – auch Linien muss man in seinem Spektrum charak- sam mit dem Galaxienlicht auf demselben von leuchtendem Eisen und Vanadium be- teristische Absorptions- oder Emissi- Weg durch den Spektrographen auf einen lichtet wurden. Aber trotz fast 7 Stunden Be- onslinien erkennen, deren Wellenlänge Detektor – früher: eine Fotoplatte – gelan- lichtungszeit ließ das September-Spektrum bestimmen und mit dem Ruhe-Wert aus gen. Die Verschiebung des galaktischen in Sachen Radialgeschwindigkeit zu wün- dem Labor vergleichen. Entfernt sich das Spektrums kann dann direkt abgemessen schen übrig, was Slipher auf die Idee brachte, Objekt relativ zur Erde, werden die Wellen werden: Bei nahen Sternsystemen wie mehrere Nächte nacheinander dieselbe Platte seines Lichts entweder in die Länge gezo- der Andromeda-Galaxie ist ihre Ursache zu belichten. Im November und Dezember gen (und erscheinen röter als in Wirklich- die tatsächliche räumliche Bewegung, in 1912 setzte er die Idee in die Tat um: Zwei keit), im selteneren Fall einer Annäherung diesem Fall Richtung Milchstraße, wäh- Mal zwei und schließlich – vom 29. bis 31. werden die Wellen gestaucht (Blauver- rend bei ferneren Galaxien die Expansion Dezember – drei Nächte in Folge hielten der schiebung). Bei normalen Galaxien – ohne des gesamten Raumes für Rotverschie- 24-Zöller und der umgebaute Spektrograph nennenswerte Emissionslinien – ist es vor bungen bis über z=10 hinaus sorgt. Diese auf den Andromedanebel. allem ein enges Linienpaar (»H/K«) des Größe ist definiert als Jetzt war Slipher zufrieden: Vor allem die Elements Kalzium, das sich sicher in Spek- letzten Platten zeigten unter dem Messmi- tren identifizieren lässt, insbesondere z = Δλ/ λ0 = (λbeob – λ0) / λ0 = (λbeob. / λ0) – 1 kroskop genügend Fraunhoferlinien, um wenn man noch einige weitere charakte- eine Geschwindigkeit relativ zur Sonne zu ristische Absorptionslinien in konstantem wobei λbeob. die gemessene Wellenlänge bestimmen. Die Werte streuten um knapp Abstand erkennen kann. und λ0 ihr Laborwert ist. 10km/s, und ihr Mittelwert war erstaunlich: Mit 300km/s bewegte sich die Androme- da-Galaxie auf die Erde zu! 10 K 9 Was bedeutet 8 H die Geschwindigkeit? 7 interstellarum Survey, Sky Digital Sloan Die erste je gemessene Rotverschiebung eines Spiralnebels war – reiner Zufall – eine 6 negative. Und ihr Absolutwert – den Slipher 5

perfekt getroffen hatte: heute wird dieser mit Intensität relative 301±7 km/s angegeben – war größer als der 4 jedes anderen Himmelsobjekts, von dem 3 man bis dahin eine Radialgeschwindig- keit gemessen hatte, zehn Mal höher etwa 2 als typische Sterngeschwindigkeiten in 1 der Milchstraße! Das war so verblüffend, dass Slipher zu- 0 nächst auch nach anderen Erklärungen für 400nm 500nm 600nm 700nm 800nm 900nm die Verschiebung der Spektrallinien suchte, Wellenlänge aber er fand keinen Fehler im System: M 31 raste wirklich in unsere Richtung. Da Slipher Das Spektrum einer normalen Galaxie enthält praktisch nur schmale Absorptionslinen, diese dem Zeitgeist entsprechend in der von denen v.a. die H- und K-Linien des Kalziums ein relativ sicher identifizierbares Paar bilden. Milchstraße vermutete, spekulierte er so- An ihnen lässt sich die Rotverschiebung ablesen, in diesem Fall 0,123. gleich über seine enge Begegnung mit einem »dunklen Stern«, die M 31 Richtung Sonne beschleunigt haben könnte – und die Nova Weitsicht: Da bereits der erste erfolg- Objektklasse sei, weshalb man sich trotz von 1885 (heute als Supernova identifiziert) reich ausgemessene Spiralnebel eine so der »schweren Arbeit« auch an weiteren könnte dabei explodiert sein. außergewöhnliche Geschwindigkeit auf- Spiralnebeln versuchen solle. Das, so pro- Damit lag er zwar völlig daneben, aber weise, könne man auch vermuten, dass phezeite Slipher, »verspricht Resultate von gleich im nächsten Satz bewies er große dies eine generelle Eigenschaft dieser fundamentaler Bedeutung«. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Hintergrund | Hauptartikel NASA, ESA, and Z. Levay (STScI)

Abb. 4: Der erste Cepheide, den Edwin Hubble in der Andromeda-Galaxie fand, ist auf der Original-Fotoplatte des 2,5m-Hooker-Telescope auf dem Mt. Wilson als »VAR« markiert: Hubble hatte ihn ursprünglich wie auch zwei weitere Sterne als Nova (»N«) klassifiziert, dies dann aber durchgestrichen. Die Montage zeigt den Ausschnitt der Hubble-Platte auf einer modernen Aufnahme von M 31 sowie den Stern auf einem Bild des .

Mehr Spektren, klarer Trend gesamten astronomischen Literatur bis 2011 in der er den Slipherschen Spektren gleich- gerade sechs Mal konkret Bezug genommen, wohl große Bedeutung beimaß. Die folgenden Jahre sollten indes zeigen, und auch eine spätere Arbeit von 1917 mit den Dass in diesen ein direkter Beleg für die dass fast nur Slipher über die Technik ver- Rotverschiebungen von 25 verschiedenen Expansion des Raumes steckte (die Einstein fügte, ausreichend gute Spiralnebel-Spektren Spiralnebeln bringt es nur auf 19 Zitate. Die in seiner fundamentalen Arbeit zur Kosmo- zu gewinnen. 1914 hatte er bereits 15 und bis elementare Rolle, die Sliphers lange Nächte logie von 1917 entschieden verneint hatte), zum Jahr 1921 Radialgeschwindigkeiten von am Spektrographen im zweiten Jahrzehnt des erkannte er damals nicht. Wohl aber däm- 41 verschiedenen Nebeln gemessen, 37 davon 20. Jahrhunderts für die Entdeckung der Ex- merte diese Erkenntnis mehreren anderen positiv, also rotverschoben, und die höchste pansion des Universums spielten, war lange Kosmologen in den folgenden vier Jahren, um sagenhafte 1800km/s. Wer sich zu Beginn Zeit nur wenigen Experten klar. während sich zugleich endlich die Interpre- der 1920er-Jahre mit den Geschwindigkeiten tation der Spiralnebel als eigenständige und der Spiralnebel beschäftigte, kam um Sliphers Die Expansion des Kosmos weit entfernte Welteninseln durchsetzte: Da Daten praktisch nicht herum, und alle fun- war 1924 der deutsche Carl Wirtz, der einen damentalen Arbeiten der damals aufblü- Dass Vesto Slipher so in Vergessenheit logarithmischen Zusammenhang zwischen henden Kosmologie – Einsteins Allgemeine geraten konnte, lag zum einen an seinem ge- Geschwindigkeit und Winkeldurchmessern Relativitätstheorie galt seit der berühmten ringen Interesse an Prioritätsstreitigkeiten – die er von ähnlicher absoluter Größe an- Sonnenfinsternis von 1919 als weithin verifi- – und daran, dass er seine Radialgeschwin- nahm – vermutete. Da war Knut Lundmark, ziert – machten regen Gebrauch davon. digkeiten nie selbst gegen die relativen Ent- der im selben Jahr dem korrekten Expan- Nur ordentlich zitiert wurde Slipher eher fernungen der Spiralnebel aufgetragen hatte. sionsgesetz schon recht nahe kam. Und selten: Auf seine fundamentale Veröffent- Das tat auch Arthur Eddington nicht, als er da war Georges Lemaître, der es 1927 in lichung von 1913 mit der Radialgeschwin- 1923 sein einflussreiches Buch »The Mathe- der heutigen Form – die Geschwindigkeit digkeit des Andromedanebels wurde in der matical Theory of Relativity« veröffentlichte, steigt linear mit der Entfernung – notierte, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

15 Hintergrund | Hauptartikel interstellarum 86 | Februar/März 2013

IM DETAIL

Wie die Hubble-Konstante auf 3% genau gemessen wurde

Das Jahr 1912 war noch in einer weiteren fast aller kosmischen Entfernungsmes- die Radialgeschwindigkeit durch die kos- Beziehung entscheidend für die moderne sung, das im Wesentlichen ein Dreischritt mische Expansion lokale Effekte – man Kosmologie: Damals stieß Henrietta Le- ist. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der denke an die »unkosmologische« Bewe- avitt auf die Perioden-Leuchtkraft-Be- Entfernung der Großen Magellanschen gung der Andromeda-Galaxie Richtung ziehung der Cepheiden, einer besonders Wolke zu: In diesem kleinen Begleiter Sonne – bei Weitem überwiegt. hellen Klasse Veränderlicher Sterne. unserer Milchstraße findet man viele Zusammen mit ihren Rotverschiebun- Beobachtete man den Lichtwechsel ei- Cepheiden, die alle praktisch gleich weit gen ergibt sich dann die Expansionsge- nes solchen Sterns, konnte man – eine entfernt sind und an denen man die Perio- schwindigkeit des Raumes, die allgemein zuverlässige Eichung des Gesetzes na- den-Leuchtkraft-Beziehung viel besser ei- als Hubblekonstante bekannt ist. Ihren türlich vorausgesetzt – direkt dessen chen kann als an den wenigen Cepheiden Wert bestimmte das »H0 Key Project« Entfernung ablesen. in der Milchstraße, deren Entfernungen mit dem Hubble Space Telescope Ende Die Entdeckung solcher Sterne in den direkt von ihrer Parallaxe bekannt ist. 2000 auf der Basis von Beobachtungen ominösen »weißen Nebeln« – zum ers- Bestimmt wird also – mit einer Viel- im sichtbaren Licht auf 72 ±8 km/s/Mpc, ten Mal 1923 durch Edwin Hubble in der zahl von Methoden – die Entfernung also auf die geforderten 10% genau. Aber Andromeda-Galaxie – etablierte in den der Großen Magellanschen Wolke. Mit es ging noch genauer, denn im infraroten 1920er-Jahren endlich deren Natur als ihrer Hilfe wird das Cepheiden-Gesetz Licht sind etliche Störeffekte in der mehr- weit entfernte eigenständige Galaxien, geeicht und damit die Entfernung zu stufigen Prozedur geringer: Im Sommer nachdem noch 1920 in der »Großen De- anderen nahen Galaxien bestimmt, in 2012 konnte der Wert mit Hilfe des Spit- batte« die Befürworter der Gegenposi- denen man ebenfalls Cepheiden-Licht- zer Space Telescope auf 74,3 ±2,1 km/s/ tion die scheinbar besseren Argumente kurven messen kann. Und wieder andere, Mpc verbessert werden [5]. Pünktlich zum zu haben schienen. noch hellere »Standardkerzen« werden Jubiläum ist die Hubblekonstante nun Trotz aller Fortschritte in der Astronomie wiederum an diesen Galaxien geeicht, auf 2,8% genau bekannt, und in Zukunft in den vergangenen 100 Jahren bilden die um die Distanzen noch viel weiter ent- sollte sogar ein auf 2% genaues Ergebnis Cepheiden immer noch das Fundament fernter Galaxien abzuleiten, bei denen möglich sein.

inklusive des theoretischen Unterbaus. Aber Vorwürfe, dass er danach die Leistungen der Expansionsrate des Kosmos – also der leider in einer derart exotischen belgischen des Belgiers systematisch zu unterdrücken Proportionalitätskonstanten des Gesetzes, Fachzeitschrift, dass die Arbeit erst seit ei- trachtete, haben sich zwar als fragwürdig der Hubble-Konstanten – auf 10% genau. ner gekürzten englischen Übersetzung 1931 erwiesen (der bescheidene Lemaître nahm Die Aufgabe erfüllte es schließlich im Jahr überhaupt wahrgenommen wurde. die Kürzungen bei der Übersetzung offenbar 2000, zehn Jahre nach seinem Start, und selbst vor), aber unter Astronomiegeschicht- weitere zwölf Jahre später konnte ein ande- Der Weg zum Hubble-Gesetz lern gilt es inzwischen als ausgemacht, dass res Weltraumteleskop die Präzision noch das lineare Hubble-Gesetz seinen Namen zu einmal deutlich steigern (s. Kasten). Zu diesem Zeitpunkt hatte der – im Unrecht trägt und eigentlich Lemaître-Ge- Gegensatz zu Slipher außerordentlich auf setz heißen müsste. Sliphers Vermächtnis seinen Ruhm bedachte – Edwin Hubble Auch das Hubble Space Telescope müsste bereits »sein« Expansionsgesetz veröffent- dann eigentlich Lemaîtres Namen tragen, Von all dem hätte Slipher nur träumen kön- licht, im Jahr 1929, und es war de facto das denn zu dessen ursprünglich definierten nen, dessen wissenschaftliche Leistungen sich von Lemaître. Im Jahre 2011 aufgekommene Hauptaufgaben gehört die Bestimmung mit dem Durchbruch in der Spektroskopie der Spiralnebel weitgehend erschöpft hatten. 2500 km/s 1500 km/s Ab 1915 übernahm er Verwaltungsaufgaben Lemaître (1927) Hubble (1929) am Lowell Observatory, erst recht nach dem 2000 km/s Tod Lowells 1916, dem er von 1926 bis 1952 Duerbeck, Seitter Duerbeck,

eit eit 1000 km/s als Direktor folgte – die wissenschaftliche 1500 km/s

1000 km/s Abb. 5: Die »Hubble-Gesetze« von Lemaître 500 km/s (links) und Hubble (rechts) von 1927 bzw. 1929 500 km/s in identischer Form gegenübergestellt: Die Daten, die Hubble hatte, waren zwar besser,

Fluchtgeschwindigk Fluchtgeschwindigk 0km/s 0km/s aber ein linearer Zusammenhang von Distanz (x-Achse) und Fluchtgeschwindigkeit (y-Achse) 0,0 Mpc 1,0 Mpc 2,0 Mpc 3,0 Mpc 4,0 Mpc 0,0 Mpc 0,5 Mpc 1,0 Mpc 1,5 Mpc 2,0 Mpc 2,5 Mpc war auch schon bei Lemaître vergleichsweise

Distanz Distanz klar zu erkennen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

16 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Hintergrund | Hauptartikel

Produktivität der Sternwarte sank in dieser langen Zeit bedenklich.

Die technischen Tricks der Spektroskopie ObservatoryLowell flächenschwacher Objekte hatte Slipher in seinen Publikationen genau verraten, so dass bald andere Observatorien – insbesondere auf dem Mount Wilson in Kalifornien mit seinen 60"- und 100"-Reflektoren – an Lo- well mit seinem 24"-Refraktor vorbeiziehen konnten. Zwar hatte die Entdeckung der kos- mischen Expansion Ende der 1920er-Jahre noch weitgehend auf den Slipherschen Spek- tren basiert, aber nun konnten die Rotver- schiebungen auch viel schwächerer Galaxien und die Hubblekonstante – die Lemaître wie Hubble um das fast Zehnfache zu hoch an- gegeben hatten – immer besser bestimmt werden. Erst mit den Nahen des 100. Jahres- tages der ersten Geschwindigkeitsmessung einer anderen Galaxie ist die Pionierleistung Sliphers wieder der Vergessenheit entrissen worden, der 1969 drei Tage vor seinem 94. Geburtstag gestorben war.

[1] Slipher, V.M.: The radial velocity of the Andro- meda Nebula, Lowell Observatory Bulletin 1, 56 (1913) [2] Bartusiak, M.: The Cosmologist Left Behind, Sky & Telescope 9/2009, 30 [3] Thompson, L.: Vesto Slipher and the First Galaxy , http://arxiv.org/ abs/1108.4864 (2011) [4] Humason, M.L.: The Apparent Radial Veloci- ties of 100 Extra-Galactic Nebulae, Astro- phys. J. 83, 10 (1936) [5] Freedman, W.L. et al.: Carnegie Hubble Pro- gram: A Mid-Infrared Calibration of the Hub- ble Constant, http://arxiv.org/abs/1208.3281 (2012)

INTERAKTIV

Haben Sie Fragen zum Artikel oder einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- den Sie uns einen Leserbrief:  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp

SURFTIPPS

Sliphers Original-Veröffentlichungen:  www.roe.ac.uk/~jap/slipher Vorträge einer Jubiläumskonferenz:  www2.lowell.edu/workshops/slipher Abb. 6: Der 24-zöllige Refraktor heute, mit dem V. M. Slipher vor 100 Jahren die erste Rotverschie-

bung einer anderen Galaxie maß. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

17 Himmel | Ereignisse interstellarum 86 | Februar/März 2013 Heller Komet im Anflug! C/2011 L4 (PANSTARRS) im März am Abendhimmel

10.3. 19:03 MEZ10.3. 19:03 MEZ10.3. 19:03 MEZ 15.3. 19:11 MEZ15.3. 19:11 MEZ15.3. 19:11 MEZ 20.3.19:18 MEZ20.3.19:18 MEZ20.3.19:18 MEZ And Himmel

Tri And interstellarum Gasparini, F. Tri And Tri Peg Peg Peg

fst4,m5 fst4,m5 fst4,m5 SW SW SWW W NWW SW NW SW NW SWW W NWW SW NW SW NW SWW W NWW NW NW

Abb. 1: Anblick des Kometen C/2011 L4 (PANSTARRS) Richtung Westen zum Beginn der bürgerlichen Dämmerung.

inen hellen Kometen freisichtig am der scheinbare Abstand zur Sonne nur 17,5° Vergangenheit manche Kometen nicht um Nachthimmel zu sehen, gehört zu in südöstlicher Richtung beträgt. Das Peri- die Prognosen geschert und sind weit hinter den beeindruckendsten Erlebnissen hel erreicht der Komet am 10. März in etwa der erwarteten Helligkeit zurückgeblieben. Eeines Amateurastronomen. Nach derzeitiger Merkurentfernung (0,3AE). Trotzdem sollte der Komet in der zweiten Faktenlage könnte es im März wieder dazu Für Beobachter auf der Nordhalbkugel Monatshälfte unter dunklem Nachthimmel kommen. Der am 6. Juni 2011 auf Hawaii wird der Komet erst ab der Monatsmitte ohne optische Hilfsmittel sichtbar sein – entdeckte Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) beobachtbar sein. Je nach Helligkeit kann seine Helligkeit ist dann bereits wieder auf 1m bewegt sich weiter in Richtung Sonne und aber sein Schweif bei freier Horizontsicht bis 2m gesunken. Er wandert dabei vom Stern- befindet sich dabei im Februar allerdings tief bereits früher am Abendhimmel kurz nach bild Fische weiter nördlich in die Andromeda. am Südhimmel, so dass er in Mitteleuropa Sonnenuntergang in der hellen Dämmerung Weitere Details finden sich in dieser Ausgabe erst einmal nicht beobachtet werden kann. auftauchen. Die Helligkeit des Kometen wird in der Rubrik »Kometen aktuell« (S. 24). Über Am 5. März erreicht der Komet den gerings- dabei zwischen –1m und –4m erwartet. Ob die aktuelle Entwicklung des Kometen wird ten Abstand zur Erde – mit 1,1AE ist das es so geschehen wird, hängt von der Hel- im interstellarum-Newsletter berichtet. allerdings ein relativ großer Abstand. Auch ligkeitsentwicklung des Schweifsterns ab dann ist er in Europa nicht beobachtbar, da – und bekanntlich haben sich schon in der ▶▶André Knöfel

Kleiner Brocken ganz nah

Kleinplanet 2012 DA14 am 15. Februar in Erdnähe

J. Nomen, La Sagra Sky Survey 2012 DA 14 wurde am 23. Februar 2012 in erdnächsten Punkt und wird dann nur der von Amateurastronomen betriebenen 35000km entfernt sein, so dass uns der win- Sternwarte La Sagra in den Bergen Südspa- zige Kleinplanet rund elf Mal näher steht als niens entdeckt. Die Helligkeit des winzigen der Mond. Bei einer zu erwartenden Hellig- 50m-Kleinplaneten lag bei nur 19m, 0. Klein- keit von 7m, 7 handelt es sich um den hellsten körper dieser Größenordnung bleiben in der Vorbeiflug eines erdnahen Kleinplaneten seit Regel lichtschwach, doch es zeigte sich relativ fast 40 Jahren; nur (433) Eros, der ebenfalls schnell, dass es im Februar 2013 einen sehr zu den erdnahen Kleinplaneten zählt, wurde nahen Vorbeiflug an der Erde geben würde. 1975 noch heller. Nach den derzeit vorliegenden Daten Zum Zeitpunkt der größten Annähe-

wird am Abend des 15. Februar das Objekt rung geht 2012 DA14 in Mitteleuropa erst

2012 DA 14 zwischen 18:50 und 23:20 MEZ auf, aufgrund der Erdnähe bewegt sich der heller als 10m, 0, was in Reichweite eines nor- Mini­planet jedoch mit maximal 10° in 15 malen 10×50-Fernglases liegt. Gegen 20:45 Minuten über den Himmel. Für die Mitte MEZ passiert der 50m-Brocken seinen Deutschlands steht das Objekt um 21:00 MEZ

Abb. 2: Entdeckungsaufnahme der Amateursternwarte La Sagra (Spanien). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

18 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Himmel | Ereignisse

m bereits 10° hoch in der Jungfrau und ist 7, 7 die verfügbaren Ephemeriden mit großen Astronomische Ereignisse im hell, eine Stunde später sind es dann 40° und Fehlern behaftet. Genaue Daten werden Februar/März 2013 8m, 6 in den Jagdhunden und um 23:00 MEZ einige Tage vor dem Vorbeiflug vorliegen 3.2. 14:56 MEZ Mond Letztes Viertel ist der Kleinkörper bei 55° Höhe im Sternbild und über den interstellarum-Newsletter 3.2. 10:20 MEZ Mond bei Saturn (4,3°) Großer Bär immer noch 9m, 7 hell. bekannt gegeben. Da derzeit die berechnete Bahn des Klein- 8.2. 17:32 MEZ Merkur bei Mars (15') planeten noch ungenügend genau ist, sind ▶▶Nico Schmidt 10.2. 9:42 MEZ Neumond 11.2. 18:30 MEZ Mond bei Merkur und Mars

h 15.2. 20:45 MEZ Kleinplanet 2012 DA14 Treffen am Abendhimmel 8° z in Erdnähe Mond besucht Merkur und Mars 16.2. 22:05 MEZ Merkur in größter östli- l k cher Elongation 18,13° am 11. Februar g F. Gasparini, interstellarum Gasparini, F. 17.2. 21:31 MEZ Mond Erstes Viertel Merkur Aquarius Am 11. Februar gegen 18:30 MEZ, gut 35 4° 18.2. 12:00 MEZ Mond bei Jupiter (1,6°) Stunden nach dem exakten Neumondtermin O N 25.2. 21:26 MEZ Vollmond am 10. November, ist die schmale Mondsichel Mars 4.3. 3:40 MEZ Mond bedeckt ω1 Sco (2,5% beleuchtet) – klare Horizontsicht nach m fst4,5 3,9m Westen vorausgesetzt – dicht über dem Süd- westhorizont sichtbar. Rund 5° unterhalb des 4.3. 22:53 MEZ Mond Letztes Viertel Mondes in östliche Richtung versetzt kann Abb. 3: Anblick des Westhimmels am 11. 5.3. 12:08 MEZ C/2011 L4 (PANSTARRS) man noch zusätzlich zwei helle Pünktchen Februar um 18:30 MEZ mit Merkur, Mars und in Erdnähe (1,1AE) ausmachen: Das etwas nördlich stehende der Mondsichel. 10.3. 5:08 MEZ C/2011 L4 (PANSTARRS) –0m, 9 helle Objekt mit 6,2" Winkeldurchmes- im Perihel (0,3AE) ser ist der sonnennächste Planet Merkur auf im März vom Nachthimmel verabschiedet, 13.3. 0:18 MEZ (15) Eunomia in Opposi- m dem Weg zu seiner größten östlichen Elong- mit einer Helligkeit von 1m, 2 knapp über tion (9, 6) ation (18,13°) am 16. Februar. Noch einmal dem Horizont. 11.3. 20:51 MEZ Neumond etwa 2,5° südlich steht unser Nachbarpla- 18.3. 3:00 MEZ Mond bei Jupiter (2,3°) net Mars (4" Winkeldurchmesser), der sich ▶▶André Knöfel 19.3. 18:27 MEZ Mond Erstes Viertel 20.3. 12:02 MEZ Frühlingsbeginn 27.3. 10:27 MEZ Vollmond 3:37:57 MEZ Hamburg 4:31:45 MEZ 3:36:34 MEZ Bonn 4:22:47 MEZ Stern verschwindet 28.3. 00:12 MEZ (14) Irene in Opposition m 3:40:05 MEZ Potsdam 4:35:21 MEZ Mond bedeckt ω1 Sco am 4. März (8, 9) 3:39:27 MEZ Nürnberg 4:28:27 MEZ

F. Gasparini, interstellarum Gasparini, F. 3:39:29 MEZ Zürich 4:19:41 MEZ 29.3. 18:20 MEZ Mond bei Saturn (3,8°) Im Laufe des Jahres bedeckt der Mond 3:44:05 MEZ Wien 4:36:55 MEZ 31.3. 3:00 MESZ Beginn der Sommerzeit auf seiner scheinbaren Bahn am Sternhim- mel unzählige Sterne. Nur die wenigsten Zeiten bezogen auf die Mitte des deutschen Sprachraums (Nürnberg) sind so hell, dass die Bedeckung auch mit kleineren Teleskopen am Nachthimmel be- am beleuchteten Mondrand erfolgt bereits obachtet werden kann. Am frühen Morgen rund 50min früher. Leider finden Ein- und des 4. März gegen 4:30 MEZ wird der blau- Austritt bei relativ geringen Mondhöhen weiße Stern ω1 Scorpii mit einer Helligkeit von ca. 10° – 20° über dem südöstlichen von 3m, 9 am unbeleuchteten Mondrand Horizont statt. wieder erscheinen. Der deutlich schwieri- ger zu beobachtende Eintritt dieses Sternes ▶▶André Knöfel

Eintritt Austritt Abb. 4: Ein- und Austrittspositionen von ω1 Sco am Mond am 4. März.

1 INTERAKTIV Ein- und Austrittszeiten von ω Sco am Mond am 4. März Ort Eintritt Mondhöhe Austritt Mondhöhe

Senden Sie uns Ihre Beobachtungen – Fo- Bonn 3:36:34 MEZ 13° 4:22:47 MEZ 16° tos, Zeichnungen und Beschreibungen! Hamburg 3:37:57 MEZ 12° 4:31:45 MEZ 15° Eine Auswahl wird im Heft veröffent- Nürnberg 3:39:27 MEZ 15° 4:28:27 MEZ 18° licht! Nutzen Sie den direkten Upload: Potsdam 3:40:05 MEZ 13° 4:35:21 MEZ 16° www.interstellarum.de/ aktuelleereignisse.asp Wien 3:44:05 MEZ 18° 4:36:55 MEZ 21°

Zürich 3:39:29 MEZ 16° 4:19:41 MEZ 19° Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

19 Himmel | Sonnensystem interstellarum 86 | Februar/März 2013

Dämmerungsdiagramm für Februar/März 2013 Dämmerungsdiagramm Fr 1.2. 2.2.2.

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Sa 2.2.2. g Mond bei Saturn (4,3°), 10:20n MEZ 3.3.2. a a a a a

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So 2. Mond Letztes Viert tel, 14:56 MEZ 4. t t t t 3.2. t 4.2. nt

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Mo 4.2.2. r unu 5.2. s t

Aufgang

Aufgang Aufgang Di 5.2. Venus 6.2. Saturn Aufgang Neptun

Uranus

Untergang Venus Jupiter

Mi 6.2. Merkur 7.2.

Merkur Himmel Do 7.2. Neptun 8.2. Fr 8.2. Merkur bei Mars (15') 99.2. Sa 9.2. Neumond, 9:42 MEZ 10.2.10 So 10.2. 11.2.11

ng Mo 11.2. Mond bei Merkur und Mars 12.2. Z Z Z

Z g E E E Aufgang Di 12.2. ng 13.2. EZ

E E a E M M M M ME ME M ME M MEZ M

Mi 13.2. M 14.2.

h h M h h M h h MEZ MEZ

1 1h M 3h M 3 M h MEZ Uranus Untergang

Do 14.2. 7h MEZ 1 5h MEZ MEZ 15.2. 19 19h M 2 2 3h MEZ MEZ 17h 1 MEZ

Fr 15.2. Kleinplanet 2012 DDAA14 in ErdnähErdnähee 16.2. Mars Sa 16.2. MerkurMerkur in größteößterr wewestlichers Elongation (18,1°) 17.2.

Aufgang So 17.2.. Mond Erstes Viertel 18.2. Mo 18.2.. Mond bei Jupiter (1,6°), 12:00 MEZ Mars 19.2. Di 19.2.. 20.2. Mi 20.2. 21.2. Do 21.2. 22.2. Fr 22.2. 23.2. Sa 23.2. 24.2. So 24.2. 25.2. Mo 25.2. Vollmond 26.2. Di 26.2. 27.2. Mi 27.2. 28.2. Do 28.2. 1.3. Fr 1.3. 2.3. Sa 2.3. 3.3. So 3.3. Mond bedeckt ω1 ScScoo 3m,9 4.3. Mo 4.3.3. Mond Letztes Viertel 5.3. Di 5.3.3. C/2011 L4 (PANSTARRS) in Erdnähe (1,1AE), 12:08 MEZ 6.3. Mi 6.3.3. 7.3. Do 7.3. 8.3. Fr 8.3. 9.3. Saturn Untergang Sa 9.3. C/2011 L4 (PANSTARRS) im Perihel (0,3AE) 10.3. So 10.3. 11.3. Mo 11.3. NeumondNeumond 12.3. Di 12.3. (15) Eunomia in Opposition 9m,6 13.3. Mi 13.3. 14.3. Do 14.3. 15.3. Fr 15.3. 16.3. Z Z Z Z Z Z EZ Sa Z 16.3. EZ 17.3. EZ E EZ E M MEZ M ME M M MEZ M M M M So 17.3. Mond bei Jupiter (2,3°) M h M h h 18.3. h M h M h h 9 3 h 7h MEZ 1 5h MEZ Mo 18.3. 19 19h1 MEZ 21 21h2 MEZ 23 2 3h 3 19.3. 17 17h MEZ Di 19.3.. MondMo Erstes Viertel 20.3. Mi 20.3.. Frühlingsbeginn, 12:02MEZ 21.3. Do 21.3.. 22.3. Fr 22.3. Aufgang 23.3. Sa 23.3. 24.3.

Jupiter So 24.3. 25.3. Mo 25.3. 26.3.26 Di 26.3. Vollmond, 10:27 MEZ 27.3.27 Mi 27.3. (14) Irene in Opposition 8m,9,9 28.3.28 Do 28.3. Mond bei Saturn (3,8°) 29.3. Fr 29.3. 30.3. Sa 30.3. Zeitumstellung MEZ / MESZ 31.3. So 31.3. 1.4. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

20 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Himmel | Sonnensystem

Der DerLauf Lauf der Planetender Planeten im Februar im Februar 2013 2013 30° Jupiter 20° 23. 21. 19. 17. 10° 15. 25. 13. 0° Uranus Merkur 27. 11. Mars -10° Saturn 1. Sonne 9. -20° 3. Venus 7. 5. Neptun -30°

morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar

Der DerLauf Lauf der Planetender Planeten im März im März2013 2013 30° Jupiter 19. 20° 23. 21. 17. 10° 15. 13. Mars Merkur 0° 11. 25. Uranus Sonne 27. -10° Saturn Venus Neptun 1. 9. 5. 29. -20° 7. 31. 3. -30°

morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar

Die Planeten auf ihren Bahnen im Februar/März 2013

M E G

C

N

U C

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L

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I

R A

V

C

I

R Jupiter S P Merkur Saturn Venus

Das innere Sonnensystem Das äußere Sonnensystem

L R I Uranus Erde B Q A

Mars SC Neptun P O CA SGR Zeitraum 1.2.–31.3. Die Planeten im Fernrohr im Februar/März 2013

Merkur Jupiter Io Europa Ganymed Kallisto 1.2. –1m,1 94,6 5,2" 20.2. 0,m1 36,0% 7,9" 10.3. 3,m0 6,1% 10,7" 31.3. 0,m3 49,2% 7,7"

Venus Saturn Titan

1.2. –3m,9 97,4% 10,1" 31.3. –3m,9 100,0% 9,68" 1.3. 0,m4 99,8% 17,8" 1.3. –2m,4 99,0% 39,1"

Mars Uranus Neptun

m m m S 1.2. 1,m2 98,8% 4,1" 31.3. 1,2 99,9% 3,9" 1.3. 5,9 100,0% 3,4" 1.3. 8,0 100,0% 2,2" W O 0" 10" N Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

21 Himmel | Sonnensystem interstellarum 86 | Februar/März 2013

INTERAKTIV

•• Senden Sie uns Ihre Beobachtun- gen – Fotos, Zeichnungen und Beschreibungen! Alle Ergebnisse werden auf sonneaktuell.de, eine Auswahl im Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den direkten Upload:

Himmel www.interstellarum.de/ aktuelleereignisse.asp •• Bestimmen Sie die H-alpha-Relativ- zahl durch eigene Beobachtungen: Abb. 1: Die Sonne am 19.10.2012 mit der Fleckengruppe AR 1596. CCD-Aufnahme, 5"-Refraktor www.interstellarum.de/ bei 2000mm, TIS DMK31, Baader-Herschelkeil mit Baader Solar Continuum-Filter, 500 von 2500 halpha-ergebnisse.asp Bildern in Avistack und Photoshop bearbeitet. Ullrich Dittler

Sonne aktuell Abwärts statt aufwärts Space Flight Center der NASA sind seit einigen Monaten relativ stabil – sehen eher düster aus, ach einem kleinen Aktivitätshoch im magnetische Aktivität derzeit immer noch denn als Maximumshöhe wird eine ausgegli- Juli und August 2012 ist die Zahl der sehr schwach ist, erkennt man daran, dass chene Sonnenfleckenrelativzahl von maximal Sonnenflecken wieder eingebrochen Fleckengruppen nach Erreichen ihres Hö- 73 erwartet. Damit wäre der 24. Fleckenzyk- Nund teilweise auf Vorjahreswerte zurückgefal- hepunktes binnen weniger Tage völlig in lus in etwa vergleichbar mit dem 12. Zyklus, len. Der September erwies sich als eher durch- sich zusammenfallen. Besonders auffällig dessen Maximum im Dezember 1883 mit 74,6 schnittlicher Monat, in dem nur 20 Flecken- war dies im Oktober, als beide Hemisphä- verzeichnet wurde, und dem 7. Zyklus, dessen gruppen neu registriert wurden. Zu Anfang ren gleich schwach waren: zur Monatsmitte Höhepunkt im November 1829 mit 71,7 eintrat. des Monats konnten – allerdings nicht zwei- bildeten sich einige größere Fleckengruppen Niedriger war nur der Zyklus mit der Nummer felsfrei – einige Aktivitätsgebiete als E- oder – auch hier war die Identifikation als E- oder 14: Hier kam man im Februar 1906 nur auf eine F-Gruppen eingestuft werden, danach wurde F-Gruppe nur sehr schwer möglich – und ausgeglichene Monatsrelativzahl von 64,2. Ge- nur noch die Waldmeierklasse D erreicht. Die führten zusammen mit kleineren Aktivitäts- radezu verwegen sehen da die Prognosen des Zahl der Gruppen pro Tag nahm Mitte des gebieten zu einem kurzfristigen Anstieg der nächsten Minimums aus: Diese kennzeichnen Monats stark ab, stieg danach aber kurzfristig Relativzahlen. Danach sank die Fleckentä- den Beginn des 25. Zyklus um 2022 und es soll wieder an, vorwiegend aufgrund einer Vielzahl tigkeit so stark ab, dass bestenfalls noch das niedrigste seit rund 300 Jahren werden. kleinerer Fleckengruppen, die dieses Mal ver- C-Gruppen zu sehen waren. stärkt über die Südhalbkugel der Sonne zogen. Im Gegensatz dazu stand die Aktivität der ▶▶Manfred Holl Im Oktober ging die Sonnenaktivität noch Sonne in der Wasserstofflinie Hα, in der man weiter zurück, es wurden nur noch 18 neue in die Chromosphäre hineinblickt. Es man- SURFTIPPS Fleckengruppen gesichtet und an manchen gelte zwar immer noch an großen, weit in den Tagen konnten nur drei Gruppen gleichzei- Weltraum hinausgreifenden Protuberanzen Sonnenfotos der interstellarum-Leser: tig im Teleskop verfolgt werden. Dass die – manchmal können sie mehrere Millionen  www.sonneaktuell.de Kilometer hoch über der Sonnenoberfläche Sonnenseite der Pariser Sternwarte: Abb. 2: Anblick in der Kalzium-Linie zwei Tage auf ihren Magnetfeldern sitzen – doch die  bass2000.obspm.fr/home.php später. CCD-Aufnahme, 5"-Refraktor bei 1000mm, Zahl der Filamente und der hellen Flaregebiete Japanische Sonnensonde HINODE: TIS DMK31, Lunt CaK-Modul, 500 von 2500 Bildern stieg spürbar an. Im September wurden vier M-  solar-b.nao.ac.jp/index_e.shtml in Avistack und Photoshop bearbeitet. Ullrich Dittler Flares, im Oktober sechs M- und ein X-Flare registriert. Einige Koronale Massenauswürfe und die erhöhte Strah- Re A 2,6

U. Dittler U. 350 lung aus Koronalen Aktivität gesamt Aktivität Nordhemisphäre interstellarum Löchern führten zu 300 Aktivität Südhemisphäre 2,4 A-Netz (bloßes Auge) schwachen Polarlich- Aktivität Hα tern, die entweder 250 2,0 nur knapp über dem 200 1,6 Horizont auftraten

oder nur fotografisch 150 1,2 nachweisbar waren. Die Aussichten 100 0,8 auf das Maximum 50 0,4 im Herbst 2013 – die

Angaben des Marshall 0 0 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 108642121086421210864212 22 2010 2011 2012 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Himmel | Sonnensystem

Abb. 1: Jupiter mit dem Großen Roten Fleck und Oval BA, beide derzeit orange gefärbt. Aufnahmeserie von Jupiter am 23.10.2012 über 2,5 Stunden ab 2:47 MESZ, 11"-SCT bei 5780mm, Basler ace 640–100gm. Waldemar Skorupa

Planeten aktuell Im Auge des Sturms

lanetenbeobachter konzentrieren sich Auswertungen von John Rogers, dem Di- 14Tage E.J. Reese derzeit fast ausschließlich auf Jupiter. rektor der Jupiter-Sektion der British Ast- 12Tage Voyager 10Tage Der Grund dafür ist nicht nur die ronomical Society, haben eine Periode von Galileo Pideale Abendsichtbarkeit bei großer Hori- vier Tagen ergeben. Dieser Wert beruht auf 8Tage BAA interstellarum Gasparini, F. zonthöhe, sondern auch die große Aktivität hoch auflösenden Fotos eines kleinen Flecks 6Tage in der Atmosphäre des Riesenplaneten (vgl. am Rand des GRF im September 2012, der 4Tage

Rotationsperiode interstellarum 85). mehr als drei volle Umrundungen verfolgt 2Tage Neben der Aktivität in den Äquatorbän- werden konnte. Dies entspricht einer mittle- 0Tage 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 dern steht der berühmte Große Rote Fleck ren Relativgeschwindigkeit von 135m/s am Jahr (GRF) derzeit im Zentrum der Aufmerksam- Rand des Sturms. keit. Er befindet sich bei etwa 187° Länge im Die Rotationsperiode des GRF hat damit Abb. 2: Die Rotationsperiode des Großen System II und ist leuchtend orange gefärbt. im Vergleich zu früheren Beobachtungen Roten Flecks nach Rogers [1]. Seit 1950 hat sie Bei geduldiger Beobachtung zeigen ihn schon kontinuierlich abgenommen – parallel zur sich mehr als halbiert. kleine Teleskope ab etwa 100-facher Vergrö- Abnahme der Längenausdehnung des GRF ßerung — bei gutem Seeing. um etwa 0,2° pro Jahr [1]. Der Sturm wird also Seit etwa 180 Jahren gibt es verlässliche immer kleiner, dreht sich aber immer schneller. Aufzeichnungen dieses erdgroßen Wirbel- Am 18.9.2012 wurde der GRF südlich von systems. Zu den spannenden und auch mit einem Objekt überholt, das ihm derzeit sehr Amateurmitteln zu beantwortenden Fragen ähnlich sieht: Dem ehemals weißen Oval BA. gehört die Rotationsperiode des gegen den Es ist das letzte von ehemals drei Ovalen im Uhrzeigersinn drehenden Flecks. Jüngste STB. Im Dezember stand es schon deutlich INTERAKTIV vor (im Rotationssinn) dem GRF. Zwischen den beiden orange erscheinenden Flecken hat Surftipps sich nach deren Begegnung ein sehr kleiner, Senden Sie uns Ihre Beobachtungen tief dunkelbrauner Fleck gebildet – eine – Fotos, Zeichnungen und Beschrei- Planetenfotos der schöne Herausforderung für visuelle Beob- bungen! Alle Ergebnisse werden auf interstellarum-Leser: achter und Fotografen. planetenaktuell.de, eine Auswahl im  www.planetenaktuell.de Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den Artikel von Rogers: ▶▶Ronald Stoyan direkten Upload:  www.britastro.org/jupiter/ www.interstellarum.de/ JBAA-118-1_G RS-paper.pdf [1] Rogers, J. H.: The accelerating circulation of aktuelleereignisse.asp

Jupiter’s Great Red Spot, JBAA 118, 14 (2008) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

23 Himmel | Sonnensystem interstellarum 86 | Februar/März 2013

Kometen aktuell 16 Jahre nach Hale-Bopp – heller Komet am Abendhimmel

a b M31

Aries b u t g 31.3. f 14.3. 28.3. h Andromeda o 25.3. a a Pisces n 22.3. m

19.3. 13.3. e b d 16.3. Pegasus g Cetus m O l N 13.3. 12.3. w fst5,0m W

Abb. 1: Eine ähnliche Begegnung wie zwi- is auf den im Januar 2007 nur kurz der Jupiterbahn. Schon erste Bahnberechnun- schen 152P/Ikeya-Zhang und M 31 am 4. Ap- sichtbaren C/2006 P1 (McNaught) gen wiesen auf ein Perihel im Frühjahr 2013 ril 2002 ist Ende März/Anfang April auch mit waren für Beobachter in Mitteleu- bei einer Sonnenentfernung von rund 0,35AE C/2011 L4 (PANSTARRS) zu erwarten. Der Bropa in den letzten 16 Jahren keine sehr hel- hin und ließen auf eine gute Sichtbarkeit hof- Komet könnte dabei noch heller sein. Gerald len Kometen mehr sichtbar. Das Jahr 2013 fen. Die Bahn ist inzwischen genau bestimmt Rhemann/Michael Jäger bringt nun aber gleich zwei Kometen, die und dies bedeutet einen Periheldurchgang am Helligkeiten im negativen Magnitudenbe- 10. März in 0,30AE Abstand – damit kommt Abb. 2: C/2011 L4 (PANSTARRS) am 15. reich erreichen könnten: Im Frühling ist es der Schweifstern der Sonne etwa so nahe wie Juni 2012, CCD-Aufnahme 14"-Astrograph bei zunächst C/2011 L4 (PANSTARRS), der der Planet Merkur. Fünf Tage vorher wird 1085mm, 7×3min. Michael Jäger dann im Herbst von C/2012 S1 (ISON) noch C/2011 L4 die Erdnähe in 1,1AE Distanz an Helligkeit übertroffen werden könnte. erreichen. Exakt 16 Jahre nach der Erdnähe Am 6. Juni 2011 entdeckte Richard Wains- von Komet C/1995 O1 (Hale-Bopp) sollte also coat auf Aufnahmen mit dem 1,8m-Pan- wieder ein heller Schweifstern am Abendhim- STARRS-1-Teleskop auf dem Mount Ha- mel zu sehen sein. Da die Bedingungen aber leakala (Hawaii) einen neuen Kometen. erst rund zwei Wochen nach dem Perihel eine Pan-STARRS (»Panoramic Survey Telescope einfache Beobachtung erlauben, muss auf ein & Rapid Response System«) ist ein Projekt zur nicht zu schnelles Nachlassen der Helligkeit Durchmusterung des Himmels nach poten- gehofft werden. ziell gefährlichen erdnahen Asteroiden und Im Februar kann die Entwicklung des Ko- Kometen. Mit einer hochempfindlichen Gi- meten während seiner Annäherung an die gapixel-Kamera ausgerüstet, können mit dem Sonne nur von der Südhalbkugel aus verfolgt System in nur 30 Sekunden Belichtungszeit Objekte bis zur 24. Größenklasse abgebildet INTERAKTIV werden. Seit Mai 2010 voll in Betrieb, war C/2011 L4 erst die zweite Kometenentde- ckung für das Projekt, inzwischen sind es Senden Sie uns Ihre Beobachtungen mehr als 20. Mit dem demnächst in Betrieb – Fotos, Zeichnungen und Beschrei- gehenden, baugleichen Pan-STARRS-2-Te- bungen! Alle Ergebnisse werden auf leskop wird die Zahl der Entdeckungen noch- kometenaktuell.de, eine Auswahl im mals entsprechend ansteigen. Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den Die Entdeckungshelligkeit des neuen Ko- direkten Upload: meten betrug 19m, 5 und die Sonnenentfer- www.interstellarum.de/ nung lag bei mehr als 8AE – damit befand er aktuelleereignisse.asp

sich zu diesem Zeitpunkt noch weit außerhalb Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

24 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Himmel | Sonnensystem werden. Bedingt durch eine fast senkrecht zur aus, gegen Ende März ergeben sich dann Surftipps Ekliptik geneigte Bahn zieht der Komet ab aber vielleicht die besten Beobachtungs- Anfang März aber rasch nach Norden. Ab möglichkeiten. Der Komet ist nun nahezu etwa 7. März steht er zwar nördlich der Sonne, zirkumpolar, kann also fast die ganze Nacht C/2011 L4 im Co­ metary leider nimmt die Elongation aber bis zum 11. über beobachtet werden. Mit einer erwarte- Science Archive: auf ein Minimum von 15° ab. Auch danach ten Helligkeit von etwa +2m, 0 wandert C/2011  www.csc.eps.harvard.edu/2011L4/ wächst der Winkelabstand zur Sonne sehr L4 zu diesem Zeitpunkt auf die Androme- index.html langsam und der Komet bleibt anfangs nur da-Galaxie M 31 zu, die er Anfang April in C/2011 L4 bei Cometography: horizontnah in der Dämmerung beobachtbar. einem Abstand von ca. 1° passieren wird. Die  www.cometography.com/ Ein Beobachtungsstandort mit freier Hori- Annäherung der beiden Objekte Ende März lcomets/2011l4.html zontsicht Richtung Westen und Nordwesten wird bei guten Sichtbedingungen mit bloßem Informationen und Links zu ist daher unbedingt notwendig. Auge zu verfolgen sein und ein sehr schönes C/2011 L4: Wann der Schweifstern tatsächlich am Motiv für Astrofotografen ergeben.  www.kometen.info/2011l4.htm mitteleuropäischen Himmel sichtbar wird, Über die aktuelle Entwicklung des Kometen interstellarum-Newsletter: hängt stark von der erreichten Perihelhellig- informiert Sie der interstellarum-Newsletter.  www.oculum.de/interstellarum/ keit ab. Erwartet wird eine Maximalhellig- newsletter.asp keit von rund –1m – in etwa so hell wie die ▶▶Burkhard Leitner hellsten Sterne. Damit ergeben sich erste Chancen auf eine Beobachtung rund um Kometen im Februar/März 2013 den 10. März. Gleich nach Sonnenuntergang – je nach Standort zwischen 18:00 MEZ und Name Entdeckung Perihel Erdnähe Beobachtungs- Erwartete fenster Helligkeit 18:30 MEZ – kann mit der Suche knapp über m m dem westlichen Horizont begonnen werden. C/2011 L4 6.6.2011 10.3.2013 5.3.2013 März bis –1 bis +2 (PANSTARRS) (0,30AE) (1,09AE) August 2013 Das ideale Beobachtungsinstrument dafür ist ein Fernglas. Die Helligkeit könnte auch größer ausfallen – optimistische Prognosen IM DETAIL gehen von etwa –4m aus, das entspricht der Helligkeit von Venus. In diesem Fall könnten der Komet oder sein Schweif bereits einige Helligkeitsausbruch bei 168P/Hergenrother Tage früher in der hellen Dämmerung wahr- nehmbar sein. Am 12. und 13. März kann die Ein überraschender Helligkeitsanstieg noch junge Mondsichel als Aufsuchhilfe die- brachte den Kometen 168P/Hergenro- nen und zusammen mit einem vielleicht 10° ther im Herbst in die Sichtweite kleiner langen Kometenschweif ein eindrucksvolles Amateurteleskope. Der kurzperiodische Fotomotiv ergeben. Die beste Beobachtungs- Komet mit einer Umlaufzeit von 6,9 Jah- zeit wird bei rund 19:00 MEZ liegen. ren wurde erst 1998 entdeckt und blieb Nach der Monatsmitte verbessern sich die bislang unspektakulär, bei Perihelhellig- Sichtbedingungen langsam, der Sonnenab- keiten zwischen 17m und 15m . Bei der stand wächst bis zum 20. März auf 20° an. Je Wiederkehr 2012 gab es jedoch mehrere nach geografischer Breite kann Komet PAN- Helligkeitssprünge, die den Kometen im STARRS nun schon bis zu einer Stunde lang Oktober bis zu 9m hell werden ließen. zwischen 19:00 MEZ und 20:00 MEZ über Als Ursache des Anstieges konnte mit- dem nordwestlichen Horizont beobachtet tels Großteleskopen eine Fragmentation werden. Zusätzlich ergibt sich nun auch ein des Kometen nachgewiesen werden. Zu- kurzes Beobachtungsfenster kurz vor 6:00 nächst wurden rund um den 20. Oktober MEZ am nordöstlichen Morgenhimmel: Am Wolken von freigesetztem Material aus 22. wechselt der Schweifstern auf seiner steil dem Kern beobachtet. Am 26. Oktober nordwärts gerichteten Bahn am Himmel vom gelang dann erstmals die Beobachtung Sternbild Fische in das Sternbild Andromeda. eines vom Kern losgelösten Fragmen- 168/P Hergenrother am 21.10.2012, Die Helligkeit sollte zwar leicht auf rund +1m tes mit dem 2m-Faulkes-Teleskop auf CCD-Aufnahme, 1:27 MESZ, 20"-Deltagraph zurückgegangen sein, inzwischen kann der Hawaii. Mit dem 8,1m-Gemini-Nord-Te- bei 1500mm, STX-16803, Teleskop der Komet aber bereits für mehrere Stunden so- leskop konnten dann am 2. November Sternwarte Hagen. Norbert Mrozek wohl am Abend- als auch am Morgenhimmel insgesamt vier Kernfragmente fest- gesichtet werden. Am Abend liegt die Beob- gestellt werden. Diese blieben mit und deutet auf ein beginnendes Ausein- achtungszeit etwa zwischen 19:00 MEZ und Helligkeiten zwischen 17m und 18m für anderbrechen des Kometen hin. Beson- 21:00 MEZ, am Morgen zwischen 5.00 MEZ Amateure unbeobachtbar. ders interessant verspricht daher die und 6:00 MEZ. Beobachtungsorte in nördli- Die Entwicklung des Kometen erinnert an nächste Wiederkehr von 168P/Hergen- cheren Breiten sind dabei bevorzugt. jene von 73P/Schwassmann/Wachmann rother im August 2019 zu werden.

Störend wirkt sich der Vollmond am 27. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

25 Himmel | Sternhimmel interstellarum 86 | Februar/März 2013

Objekte der Saison Beobachtungsempfehlungen für Februar/März 2013 Himmel

für Einsteiger für Stadtbeobachter für Landbeobachter M 81/M 82 (Gx) NGC 2392 (PN) NGC 3079 (Gx)

1. Februar 2013: 22:00 MEZ für 50° nördliche Breite, 1. März 2013: 20:00 MEZ 10° östliche Länge

Uranus Kapella

Kastor

Jupiter

–1m 0m 1m x Gx 2m o OC 3m g GC 4m n GN 5m p PN Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

26 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Himmel | Sternhimmel

Objekt der Saison für Einsteiger  M 81 und M 82

französischen Astronomen Pierre Méchain 12hm 00 in 11hm 00 in 10hm 00 in M82 r gefunden und später von seinem Berufskolle- °

2

2

° s gen und Freund Charles Messier in dessen be- k Draco rühmter Liste als Nummer 81 und 82 verewigt. l M81 68° M 81 in 11 Millionen Lichtjahren Entfer- 23 nung ist die Hauptgalaxie der nächsten grö- 62° ßeren Galaxienansammlung, vergleichbar mit der lokalen Gruppe um unsere eigene Milch- a u 62° straße. M 82 steht mit ebenfalls 11 Millionen Lichtjahren in gleicher Entfernung und in 56° etwa 125000 Lichtjahren Abstand zu ihrer Partnerin M 81. Die beiden Galaxien hatten d 56° b vor etwa 600 Millionen Jahren eine enge Be- Ursa Maior g gegnung, die entscheidend das heutige Er- 12hm 00 in 11hm 00 in 50° scheinungsbild prägte. Auf Fotografien von M 81 ist erkennbar, dass die Gezeitenwirkung 01234567 fst7,5m das gleichmäßige Muster der Spiralgalaxie gestört hat. Auffallend ist der abgeknickte, rühjahrszeit ist Galaxienzeit! Jetzt auf M 82 weisende östliche Spiralarm [1]. Die Abb. 1: Auf lang belichteten Astrofotogra- wird der Blick tief in den intergalakti- ehemalige Struktur von M 81 wurde dagegen fien sind die Spiralarme von M 81 und die cha- schen Raum frei und zwei attraktive vollständig zerstört. Die Fotografie zeigt eine otische Struktur von M 82 sichtbar. Dieter Beer FExemplare lassen sich hoch in Zenit beson- irreguläre Galaxie ohne Spiralarme oder Kern, ders gut beobachten: das Galaxienpaar M 81 helle Sternentstehungsgebiete mit hoher Ak- weiteres Sterndreieck mit δ UMa als hellstem und M 82 im Sternbild Großer Bär. tivität, dunkle Staubwolken und einen zent- Mitglied welches eventuell am aufgehellten Erstmals beobachtet wurden die beiden ralen Bereich, aus dem Gaswolken senkrecht Standort gerade noch so mit dem bloßen Auge Sterninseln zum Jahreswechsel am 31.12.1774 zur Galaxienachse förmlich herausschießen; sichtbar ist. M 81 und M 82 befinden sich jetzt von dem deutschen Astronomen Johann Elert ein beliebtes Ziel vieler Astrofotografen. nur 1,5° südöstlich davon und sind im Sucher Bode. Die Bezeichnung »Bodes Nebel« für M 81 Für den visuellen Beobachter liegt der be- mit 50mm Öffnung oder im 50mm-Fernglas erinnert zu Ehren des Astronomen an diese sondere Reiz in der Sichtbarkeit der beiden (siehe Kasten) erkennbar [2]. Entdeckung. Unabhängig von Bode wurden Galaxien im gleichen Sehfeld. Ideal dafür die beiden Galaxien 1779 ebenfalls von dem ist ein tatsächliches Gesichtsfeld von 2° oder ▶▶Lambert Spix mehr und eine Vergrößerung von etwa 20× –30×. Auch im kleinen Teleskop ist dieses Ziel [1] Stoyan, R.: Atlas der Messier Objekte, PRAXISTIPP erreichbar. M 81 erscheint als kleiner ovaler ­Oculum-Verlag (2006) und diffuser Nebelfleck, während M 82 als [2] Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, Fernglastipp: M 81 und M 82 schmaler Lichtstreifen sichtbar wird. Das ­Oculum-Verlag (2004) unterschiedliche Erscheinungsbild in der Besitzer eines Fernglases sollten – ge- Fotografie ist also auch visuell erkennbar. rade vor dem Aufsuchen mit einem Te- Das Auffinden der beiden Galaxien ist bei Abb. 2: M 81 und M 82 im Teleskop mit 70mm leskop – dem Galaxienpaar ebenfalls aufgehelltem Himmel allerdings schon eine Öffnung, Vergrößerung 21×, Gesichtsfeld: 2°. einen Besuch abstatten. Aufgrund kleine Herausforderung, da nur wenige mit Lambert Spix des großen Sehfelds ist es in der Re- dem bloßen Auge sichtbare Sterne für die gel leichter M 81 und M 82 zu finden Orientierung zur Verfügung stehen. Aber mit und man entwickelt nebenbei ein Ge- dem »klassischen« Aufsuchweg sollte dies in fühl für deren Position am Himmel. Ist einigen Versuchen erfolgreich gelingen. Zuerst das Sternmuster des Kleinen Wagen ist das Sternmuster des Großen Wagens zu lo- komplett sichtbar, sind die beiden Ga- kalisieren. Verlängert man diesen nach Wes- laxien für ein Fernglas mit 42mm bis ten, stößt man nach etwa einer Kastenlänge 50mm Öffnung ein erreichbares Ziel. wieder auf zwei helle Sterne, υ und 23 UMa. M 81 zeigt sich mit 6m, 9 Helligkeit als Die Verbindungslinie beider Sterne weist nach kleines Oval, die mit 8m, 4 dunklere Ga- Norden, wo man in 5° Entfernung im Sucher laxie M 82 ist ab 10× als längliche »zi- auf ein Dreiersternmuster trifft. Die beiden garrenförmige« Struktur zu erkennen. südlichen Sterne des Musters weisen nach

Nordosten, dort steht in 4° Entfernung ein Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

27 Himmel | Sternhimmel interstellarum 86 | Februar/März 2013

Objekt der Saison für Stadtbeobachter  NGC 2392

und runder Nebelhülle faszinierte: Hier lassen sie sich als Augen und Mund zu einem 74hm5 in 70hm0 in a schien offenbar ein direkter Zusammenhang Gesicht zusammensetzen. Für den fotogra- Gemini 30° zu bestehen. Später wurde mit dem großen fischen Nachweis dieser Feinstrukturen im 30° Reflektor von Lord Rosse die Ringstruktur inneren, nur 20" großen Bereich sind lange b klar, ebenso dunkle Flecken in unmittelba- Brennweiten erforderlich, vielfach wird mit e rer Nähe des Zentralsterns. Jedoch erst mit- Okularprojektion aufgenommen. k 24° tels Spektroskopie wurde am 7.1.1869 durch Der Autor hatte seine beste Beobachtung 24° Winnlock und Peirce in Harvard die gasför- des Eskimonebels in einem 18,5"-Teleskop d 2° mige Natur des Nebels bestätigt [1]. Seinen bei 1020×. Bei dieser extrem hohen Vergrö- Spitznamen erhielt er aufgrund seines Aus- ßerung ist die Winkelausdehnung der feinen NGC 2392 18° 18° sehens auf tiefen Fotografien. Details im Nebelzentrum ideal und die hohe 74hm5 in 70hm0 in g NGC 2392 ist ein sphärischer Planetari- Flächenhelligkeit bietet einen guten Kontrast. scher Nebel mit einer Doppelhüllenstruk- Dabei ist die Lichtverschmutzung des Him- 01234567 fst7,5m tur. Der 10m, 5 helle Zentralstern ist 75000K mels nicht von Belang. Wenn dann auch noch heiß und der Rest eines Vorgängersterns von die feine Zeichnung der äußeren Hülle sicht- eep-Sky-Objekte für die visuelle etwa 1,5 Sonnenmassen [2]. Er besteht nach bar wird, ergibt sich tatsächlich der Eindruck Beobachtung und Fotografie in un- neuesten Untersuchungen aus einem engen eines Gesichts mit Kapuze: der Eskimo lässt mittelbarer Stadtnähe müssen eine interagierenden Sternpaar, dessen andere grüßen [6]. Dhohe Flächenhelligkeit besitzen, damit sie Komponente ein weiter entwickelter Weißer nicht im Hintergrund der Lichtverschmut- Zwerg von ca. einer Sonnenmasse ist. Dem- ▶▶Ronald Stoyan zung untergehen. Gleichzeitig sollten sie hoch nach könnte der zentrale Doppelstern als am Himmel stehen und dennoch visuell und potentieller Vorläufer einer Supernova vom [1] Steinicke, W.: Nebel und Sternhaufen: Ge- fotografisch attraktiv sein. Typ Ia betrachtet werden [3, 4]. schichte ihrer Entdeckung, Beobachtung und Ein Objekt, das diese Voraussetzungen auf Der Nebel selbst besteht aus einer hellen Katalogisierung – von Herschel bis Dreyers ideale Weise erfüllt, ist der Planetarische Ne- ellipsoiden inneren Blase, umgeben von »«, Books on Demand, bel NGC 2392, der Eskimonebel im Sternbild einer sphärischen Emissionshülle, die klei- Norderstedt (2009) Zwillinge. Er wurde am 10.4.1785 von Wil- nere Knoten enthält. Diese kometenartigen [2] Schröder, K. P.: Hubbles Planetarische Nebel, helm Herschel entdeckt. Dieser beschrieb den Strukturen sind Reste der staubigen äußeren interstellarum Thema 1/2009 Planetarische Nebel als »sehr bemerkenswert«, weil ihn die Hülle aus der Roten-Riesen-Phase des Vor- Nebel, 15 (2009) klare Verbindung von hellem Zentralstern gängersterns, vom nun schnelleren Stern- [3] Méndez, R. H. et al: Peculiar CNO photospheric wind des heißen Zentralsterns erodiert. Hier abundances in the central star of NGC 2392, Der Eskimonebel NGC 2392 ist der hellste wird die äußere Hülle mit einer Expansions- Proc. IAU, IAU Symposium 283, 436 (2011) Planetarische Nebel des Winterhimmels. Johan- geschwindigkeit von 16km/s von der inneren [4] Danehkar, A. et al.: A search for Type Ia su- nes Schedler Hülle mit 60km/s eingeholt. Die Entfernung pernova progenitors: the central stars of the beträgt 2870 Lj [5]. planetary nebulae NGC 2392 and NGC 6026, Im Fernglas erscheint NGC 2392 wie ein arXiv:1109.2181 (2011) Stern. Mit geringen Vergrößerungen sind [5] Phillips, J. P., Cuesta, L.: The Structure of NGC auch im Teleskop nur der helle Zentral­ 2392, Astron. J. 118, 2929 (1999) stern und die äußere Nebelhülle zu sehen. [6] Stoyan, R.: NGC 2392, Objekt der Saison, Um die innere Schale zu erkennen, sind interstellarum 2, 44 (1995) Vergrößerungen von mehr als 150× und Öffnungen ab 4" notwendig. Bei NGC 2392 lohnt es sich wie bei den meisten flächenhel- INTERAKTIV len kleinen Planetarischen Nebeln sehr, die höchstmögliche Vergrößerung zu nutzen. Bei gutem Seeing mit Stand des Nebels im Senden Sie uns Ihre Beobachtungen Zenit können mit 4" Öffnung 250×, mit 8" – Fotos, Zeichnungen und Beschrei- 400× und mit 12" 600× eingesetzt werden. bungen zu den drei Objekten der Nebelfilter sind dabei aber eher abträglich Saison! Alle Ergebnisse werden auf für die Detailwahrnehmung. interstellarum.de, eine Auswahl im Mit Öffnungen ab 12" sind dann in unmit- Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den telbarer Umgebung des Zentralsterns Dun- direkten Upload: kelstrukturen in der hellen inneren Schale zu www.interstellarum.de/ods.asp

sehen. Je nach Orientierung des Okularbildes Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

28 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Himmel | Sternhimmel

Objekt der Saison für Landbeobachter  NGC 3079

bei NGC 3079 um eine Balkenspirale, die mit hmin hmin hmin QSO 0957+561 10 10 10 00 950 84° sehr stark gegen unsere Sichtachse geneigt 59° 59° u ist, so dass wir sie fast in Kantenlage betrachten. Die Galaxie befindet sich in einer Entfernung von 56 Millionen Lichtjahren [2] und zählt so- 58° 58° mit noch zur erweiterten kosmischen Nach- Ursa Maior barschaft. NGC 3079 besitzt als Seyfert-2-Ga- laxie einen aktiven und leuchtkräftigen Kern. Dieser beherbergt ein supermassereiches 57° 57° MGC 9-17-9 Schwarzes Loch, das seine Energie durch Ma- terieeinströmung bezieht [3]. NGC 3073 QSO 0957+561 Ein bemerkenswertes Detail der Galaxie 1° 56° ist eine riesige, ionisierte Gasblase, welche die 56° NGC 3079 MCG 9-17-9 Galaxie aus ihrem Zentrum ausstößt. Die Blase

NGC 3073 hat einen Durchmesser von 3000 Lichtjahren und erstreckt sich auf eine projizierte Höhe von 55° NGC 3079 55° bis zu 10000 Lichtjahren über der galaktischen 10hm 10 in 10hm 00 in 95hm0 in Scheibe [2]. Dieses Detail wurde im Jahre 2001 mit dem Hubble Space Telescope festgehalten 345678910 fst10,0m und vermittelt die unwahrscheinlichen Kräfte, die im Zentrum von NGC 3079 wirken. ie Region um die helle Galaxie NGC In direkter Nachbarschaft der Galaxie finden In der Nähe der aktiven Galaxie NGC 3079  3079 im Sternbild Großer Bär (Ursa sich mit NGC 3073 und MCG 9-17-9 zwei kleine befindet sich der berühmte Doppelquasar QSO Major) bietet dem Beobachter die Begleitgalaxien, die optisch in keiner Interaktion 0957+561, der durch den Gravitationslinseneffekt DMöglichkeit Astrophysik hautnah mitzuerle- mit der Hauptgalaxie zu stehen scheinen. Unter- in zwei Bilder aufgespalten ist. Johannes Schedler ben. Hier findet sich zum einen eine äußerst suchungen im Radio-Bereich dokumentieren aktive Galaxie, deren Zentrum man mit ei- jedoch Gas-Schweife bei den Begleitern, die Öffnung ist auch der Doppelquasar QSO nem brodelnden Vulkan vergleichen kann. durch den Einfluss der Hauptgalaxie herausge- 0957+561 zugänglich. Die beiden Komponen- Außerdem zeigen sich schwache Begleitga- rissen werden [4]. Burbidge et al. weisen auf eine ten verschwimmen jedoch zu einem kleinen, laxien, die durch die Gewalt der Hauptgala- Häufung von Quasaren im Umfeld der Galaxie länglichen Fleck. Mit großen Teleskopen ab xie zerrissen werden. Das Sahnehäubchen NGC 3079 hin [5]. Allein in einem Umkreis von 16" lassen sich in NGC 3079 eine Vielzahl von stellt schließlich ein weit entfernter Quasar 1° führen sie 21 Quasare an. Der berühmteste Details entdecken. Dazu zählen ein zentrales dar, der dem Beobachter den Effekt einer unter ihnen ist der erwähnte Doppelquasar QSO Staubband sowie verschiedene HII-Regionen. Gravitationslinse veranschaulicht. 0957+561. Als Gravitationslinse wirkt hier ein Die Trennung des Doppelquasars in seine bei- NGC 3079 wurde von Wilhelm Herschel entfernter Galaxienhaufen, der das Licht des den Komponenten erfordert jedoch nicht nur am 1. April 1790 mit seinem 18,7"-Reflektor Quasars in zwei Bilder der Helligkeiten 16m, 7 hohe Vergrößerungen, sondern auch entspre- entdeckt. Er beschrieb die Galaxie als sehr hell, und 16m, 5 in nur 6" Abstand aufspaltet. chend gutes Seeing. stark elongiert und zum Zentrum hin deutlich Die Galaxie findet sich im westlichen heller. Auch seine Beobachtungen der Größe Bereich des Sternbildes Großer Bär, etwa 2° ▶▶Matthias Juchert stimmen mit 8' × 2' gut mit den heutigen Ver- nordöstlich des Sterns φ Ursae Majoris. Mit messungen überein. In der gleichen Nacht einer visuellen Helligkeit von 10m, 8 ist NGC [1] Walsh, D. et al.: 0957 + 561 A, B – Twin qua- fand Herschel auch noch die Begleitgalaxie 3079 vergleichbar mit den schwächsten Gala- sistellar objects or gravitational lens, Nature NGC 3073, die er als sehr schwach, klein und xien des Messier-Katalogs. In einem 2,5"-Te- 279, 381 (1979) mit hellerem Zentrum beschrieb. Knapp 190 leskop zeigt sich nur mit indirektem Sehen [2] Cecil, G. et al.: Jet- and Wind-driven Ionized Out‑ Jahre später gelang einem Forscherteam um ein schwacher Nebelstreif. Mit 8" ist bereits flows in the Superbubble and Star-forming Disk Dennis Walsh eine Sensation [1]. Sie beschrie- eine beeindruckende, langgestreckte Spindel of NGC 3079, Astrophys. J., 555, 338 (2001) ben nur 10' nördlich von NGC 3079 das erste erkennbar. Die Begleitgalaxie NGC 3073 ist als [3] Kondratko, P. T. et al.: Evidence for a Geomet- Gravitationslinsen-System und damit einen sehr schwacher Nebel 10' westlich erkennbar. rically Thick Self-Gravitating Accretion Disk in direkt sichtbaren Beweis für Einsteins All- Erst mit 12,5" offenbaren sich die meisten Ge- NGC 3079. Astrophys. J., 618, 618 (2005) gemeine Relativitätstheorie. Dieses Objekt heimnisse. NGC 3079 wirkt unsymmetrisch [4] Shafi, N. et al.: The Hot and Cold Outflows of ist heute als QSO 0957+561 bekannt, wird und zeigt nach Osten hin eine Ausbuchtung. NGC 3079, ASPC 423, 61 (2009) jedoch oft einfach nur als der Doppel- oder Die sehr schwache Begleitgalaxie MCG [5] Burbidge, E. M. et al.: An anomalous concen- Zwillingsquasar bezeichnet. 9-17-9 wird 7' nordwestlich des Zentrums tration of QSOs around NGC 3079, arxiv.org/

Aus morphologischer Sicht handelt es sich der Hauptgalaxie erkennbar. Erst mit dieser abs/astro-ph/0510815 (2005) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Praxis | Deep-Sky interstellarum 86 | Februar/März 2013

Praxis Orionnebel extrem

Eine detaillierte Zeichnung von M 42

von Ronald Stoyan

Der Orionnebel gilt als schönstes Objekt des Winterhimmels und ist eine der faszinierendsten Nebelland- schaften am Sternhimmel überhaupt. Während es viele beeindruckende Fotos von Amateurastronomen gibt, zeigen nur wenige Zeichnungen visueller Beobachter den ganzen Nebel. Das liegt an seinem unver- gleichlichen Detailreichtum – und dem großen Aufwand, diesen zeichnerisch festzuhalten. Neun Nächte im Winter 2011/12 wurden für einen Versuch verwendet, eine genaue und detaillierte Zeichnung von M 42 zu gewinnen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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en Orionnebel zu zeichnen ist viel- leicht die größte Herausforderung an die Ausdauer und Geduld eines Dvisuellen Beobachters, die ein Einzelobjekt zu bieten hat. Die enorme Bandbreite an sichtba- ren Details, Intensitäten und Sternen schreckt viele Beobachter ab. Die meisten Zeichnun- gen von M 42 sind deshalb nur Skizzen oder grobe Okulareindrücke ohne den Anspruch an Detailgenauigkeit und Tiefe, der sonst als Maßstab an gute zeichnerische Ergebnisse angelegt wird.

Viele Details

Schon mit sehr kleiner Optik sind im Ori- onnebel erstaunliche Details zu sehen. Insbe- sondere die eckig abgegrenzte zentrale Huy- gensregion offenbart schon im Zweizöller so viel Struktur, dass stundenlanges Zeichnen nötig ist, wenn man den Anspruch hat, wirk- lich alles zu sehende Detail zu dokumentieren. Schon mit einem Vierzöller benötigt man mehr Zeit, als eine der langen Winternächte bietet. Es ist zudem nicht möglich, alle Details des Nebels im gleichen Maßstab festzuhalten. Des- halb ist die Planung verschiedener Einzelzeich- nungen mit unterschiedlichen Maßstäben nö- tig: Während der Außenbereich idealerweise bei großen und mittleren Austrittspupillen be- obachtet wird, muss in der Zentralregion sehr hoch vergrößert werden. Diese Zeichnungen mit verschiedenem Detaillierungsgrad müs- sen nachher wie ein Mosaik zusammengesetzt werden. Die Wahl der richtigen Felder ist ab- hängig von der Leistungsfähigkeit des eigenen Teleskops und erfordert viel Erfahrung.

Historische Vorbilder

Zeichnungen des Orionnebels wurden in Abb. 2: Historische Zeichnungen des Orionnebels von George P. Bond 1865 (oben) und Léopold der Vergangenheit wiederholt versucht. M 42 Trouvelot 1875 (unten). ist eines der wenigen Objekte, die Charles Messier selbst skizziert hat. Auch die meisten Observatory, um eine möglichst detailgenaue Insgesamt dokumentierte und katalogisierte Darstellungen in der Folgezeit blieben aber Studie der gesamten Nebelregion anzufertigen. er 1101 Sterne bis 15m . Acht Jahre von 1857 eher skizzenhaft. Das änderte sich erst Mitte Sein Ziel war es, eine präzise Datengrundlage bis 1865 benötigte Bond für diese Arbeit – es des 19. Jahrhunderts. zu schaffen, um die immer wieder behaupteten war eine der größten Energieleistungen eines Die vollständigste und detailreichste Zeich- Veränderungen der Nebelstrukturen bestäti- visuellen Beobachters, die jemals stattfand. nung des Orionnebels stammt von George P. gen oder verwerfen zu können. Vor dem Ein- Seine Zeichnung ist bis heute die genaueste Bond [1]. Der amerikanische Astronom be- zug der Fotografie war dies nur durch genaue Darstellung des Orionnebels – und eine der nutzte den 15"-Refraktor des Harvard College visuelle Beobachtung möglich. schönsten. Bond ließ selbst den Graveur, der Bei einer Vergrößerung von 141× und die Umsetzung zu besorgen hatte, den Nebel Abb. 1: Die beeindruckende Nebellandschaft einem Gesichtsfeld von nur 10' beobachtete beobachten, damit dieser einen Eindruck von von M 42 zu fotografieren ist das eine, sie zeich- Bond systematisch die gesamte Nebelregion den Helligkeitsverläufen und Intensitäten nerisch auf Papier zu bringen eine zusätzliche He- über 3,36 Quadratgrad. Er bestimmte mikro- bekam. Sein Ergebnis wurde in ästhetischer rausforderung. Die Fotografie entstand an einem metrisch die Position aller Sterne bis 20' Ent- Hinsicht nur von Léopold Trouvelot erreicht, selbst gebauten 16"-Astrograph bei f/3 mit einer fernung vom Trapez, schätzte deren Hellig- der 1875 mit dem 26"-Clarke-Refraktor des STL-11000 CCD-Kamera. Süden ist oben wie in al- keit wiederholt und entdeckte auf diese Weise United States Naval Observatory in Washing- len Abbildungen in diesem Artikel. Bernd Liebscher die Veränderlichkeit vieler Sterne im Nebel. ton arbeiten konnte. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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R. Stoyan Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Moderne Vorbilder

Ende des 20. Jahrhunderts erlebte die Zeichnung von astronomischen Objekten nach den Vorbildern aus der vorfotografischen Zeit unter Amateurastronomen eine Renais- sance. 1992 erstellte Andreas Alzner eine de- taillierte visuelle Studie des Orionnebels [2]. Mit einem 14"-Newton dokumentierte er mit 74× bis 658× unter typischen Landhimmel- bedingungen den Nebel in seinem gesamten Ausmaß. Seine auf dem Titel von interstel- larum 5 reproduzierte Zeichnung basiert auf insgesamt 22 Nächten und 33 Beobach- tungsstunden Arbeit im Winter 1990/91 und im Laufe des Jahrs 1992. Teilweise wurde ein OG515-Filter benutzt, um den hellen Nebel zurückzudrängen und schwache Sterne besser sichtbar zu machen. 18 Sterne in der Huygens- region und 160 Sterne insgesamt konnten im Nebel erfasst werden. Die Gesamtzeichnung umfasst 95cm × 65cm und wurde mit weißer Kreide auf dunklem Untergrund ausgeführt. Seit 1994 versuchte auch der Autor, den Orionnebel zeichnerisch zu erfassen [3, 4]. Mehrere Versuche beschränkten sich jedoch auf die Zentralregion, die mit 14" und 24" Öffnung abgebildet wurde [5]. Der gesamte Nebel wurde nur mit 4,7" gezeichnet – der große Aufwand einer Zeichnung mit großer Öffnung schreckte jahrelang ab.

Neuer Versuch

Im Winter 2011/12 wurde mit einem 14"-f/5-Newton der Versuch unternommen, den ganzen Nebel sowohl mit größtmöglicher Detailgenauigkeit als auch hoher Ästhetik der Darstellung zu zeichnen. Dazu wurden als Zeichengrundlage 14 Einzelblätter der ge- samten Nebelregion erstellt. Die dargestellten Sterne wurden vom Grünauszug eines Fotos der Nebelregion übernommen. Die Sterne als Grundgerüst bei der Orientierung im Nebel erleichterten die Beobachtung enorm, bei vielen Gelegenheiten erwiesen sich die Sterneintragungen jedoch auch als trüge- risch, da sie oft nicht mit der beobachteten Wirklichkeit übereinstimmten – meist ist der Grund dafür in der Variabilität vieler Sterne in M 42 zu suchen.

Abb. 3: Zeichnung des Orionnebels am 21.11. (21m, 15/q"), 28.11. (21m, 0/q"), 29.11.2011 (21m, 1/q"), 15.1. (21m, 15/q"), 17.1. (21m, 1/q"), 26.1. (20m, 9/q"), 11.2. (20m, 8/q"), 20.2. (21m, 0/q") und 22.2.2012 (20m, 65/q"). 14"-Newton bei 136- 593×. Beobachtungsorte Großenohe, Kreben

und Kräft. Es wurden keine Nebelfilter verwendet. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Abb. 4: Zeichnung des Orionnebels Andreas Alzner, ebenfalls mit einem 14"-Newton bei 74-658×. Es wurden UHC-, [OIII]-, Hβ- und OG550-Filter verwendet.

In neun Nächten zwischen dem 11.11.2011 neuen Beobachtungsnacht wurde erst durch visuellen Eindruck am Okular entsprechend und dem 22.2.2012 entstanden in 20 Stun- Wiederholung der bisherigen Beobachtungen angepasst. Dieser ist allerdings in der gedruck- den Beobachtungszeit 14 Blätter mit Roh- ein Gefühl für die vergebenen Werte ermit- ten Wiedergabe nur schwer zu erreichen. zeichnungen. Die Himmelsqualität war mit telt, bevor neue Partien des Nebels gezeichnet 20m, 65/q" bis 21m, 15/q" (SQM) als eher durch- wurden. Zum Ende jeder Beobachtungsnacht [1] Bond, G.P.: Observations upon the schnittlicher ländlicher Standort zu bezeich- erfolgte zudem ein kritischer Vergleich der Great Nebula of Orion, Riverside Press, nen – unter wirklich dunklem Himmel sollte vergebenen Intensitätswerte mit den anderen Cambridge 1867 noch einmal deutlich mehr zu sehen sein. Teilen der Zeichnung. [2] Alzner, A.: Orions Schwertgehänge, Teil 3, Bei Temperaturen von bis zu –15°C betrug interstellarum 5, 19 (1995) die Beobachtungszeit jeweils zwei bis drei Übertragung auf Großformat [3] Stoyan, R.: Orions Schwertgehänge, Teil 1, Stunden; bevor die Konzentration nachließ, interstellarum 2, 6 (1995) wurde jeweils abgebrochen. Eine Herausforderung war auch die Über- [4] Stoyan, R.: Orions Schwertgehänge, Teil 2, tragung der 14 Blätter mit verschiedenem interstellarum 5, 16 (1995) Intensitäten schätzen Maßstab auf einen Bogen festen Zeichenpa- [5] Stoyan, R.: Hubbles tiefe Blicke: M 42, piers im Format 84cm × 59cm. Die zuerst ge- Die Messier-Objekte in neuem Licht, Vergrößerungen zwischen 136× und 593× plante Digitalisierung aller Einzelblätter, um interstellarum 49, 48 (2007) kamen zum Einsatz. Fast alle Gebiete wurden sie zusammenzusetzen und dann zu übertra- zwei Mal unabhängig voneinander gezeichnet, gen, scheiterte an den dennoch vorhandenen um Beobachtungsfehler zu minimieren. Übergangsfehlern an den Nahtstellen der Blät- INTERAKTIV Bei einer Gesamtzeichnung des Orionne- ter. So wurde direkt auf den Bogen ein Gerüst bels über mehrere Nächte ist es nicht einfach, von Sternen übertragen, und dann von Hand die jeweiligen Nebelhelligkeiten mit gleicher der gesamte Nebel neu gezeichnet, wobei Haben Sie Fragen zum Artikel oder Intensität auf das Papier zu bringen, damit mehrfach aufgenommenes fragliches Detail einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- nachher ein einheitliches Gesamtbild ent- »gemittelt« oder weggelassen werden konnte. den Sie uns einen Leserbrief: steht. Deshalb wurden alle Nebeldetails mit Schließlich wurde das Ergebnis gescannt,  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp

10 Intensitätsstufen bewertet. Zu Beginn jeder invertiert und in Helligkeit und Kontrast dem Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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100Quadratgrad Praxis

Himmel IC 446 NGC 2247 Fabelhaftes im Einhorn NGC 2245 von Constantin Lazzari

15 Mon

IC 447

NGC 2264

Trümpler 5

Konusnebel

Abb. 1: Die Wintermilchstraße im Einhorn ist reich an interessanten Deep-Sky-Objekten. In der Weitwinkelaufnahme sind von rechts nach links zu sehen: Der ausgedehnte Nebelkomplex Sharpless 273 mit Konusnebel, der Stern 15 Mon, der Weihnachtsbaum-Sternhaufen NGC 2264 und Trümpler 5. In der rechten Bildhälfte sind die Gasnebel NGC 2245, NGC 2247, IC 446 und IC 447 zu erkennen. Davide Bardini

Die Winternächte im Februar können besonders frostig sein. Diejenigen, die den eisigen Temperaturen dennoch trotzen und den Weg ins Freie abseits der lichtverschmutzten Städte aufsuchen, werden in diesen überwiegend trockenen und klaren Nächten zumeist mit einem atemberaubenden Winterhimmel belohnt. Der Beobachter erhält dabei einen nahezu ungetrübten Blick auf die typischen Objekte der Milchstraße wie Sternhaufen, lichtschwache Gasnebel und Planetarische Nebel.

om Sternbild Kassiopeia ausgehend Ein noch junges startet das schmale und milchige Sternentstehungsgebiet Band der Wintermilchstraße, Vdurchstreift dabei das Sternbild Perseus, Das Einhorn ist nicht gerade reich an hellen verläuft dann weiter zwischen den Stern- Sternen. Als Startpunkt für das Aufsuchen bildern Zwillinge und Stier und durchquert bieten sich deshalb Sterne in den Nach- anschließend zentral das Sternbild Einhorn, barsternbildern an, z.B. der Stern 3. Größen- um dann im Sternbild Achterdeck hinter klasse ξ (xi) Gem, auch bekannt unter dem dem Horizont zu verschwinden. Inmitten der Wintermilchstraße, im eher unschein- Abb. 2: NGC 2264, der Weihnachtsbaum-Stern- baren Sternbild Einhorn, liegt ein Feld voller haufen und NGC 2261, Hubbles Veränderlicher

interessanter Deep-Sky-Objekte. Nebel. Zeichnung, 20×125-Fernglas. Uwe Glahn Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Abb. 3: Detailaufnahme der Gasnebel NGC 2245, NGC 2247 und IC 446 und IC 447 – auch IC 446 bekannt als IC 2167 und IC 2169. Bernhard Hubl NGC 2247 Zwei helle Reflexionsnebel im Blickfeld

Etwa 2° westlich von NGC 2264 befinden sich zwei eng benachbarte kleine Nebelflecke, NGC 2245 und NGC 2247. Beide Nebel wer- den in diversen Katalogen als Reflexionsnebel beschrieben und sind Teil des Sternentste- NGC 2245 hungsgebietes um NGC 2264. Im Okular ist NGC 2245 der hellere der bei- den Nebelflecke und bereits unter dunklem IC 447 Landhimmel mit 6" Öffnung visuell erreich- bar. Mit einem 16"-Newton ist der Nebel be- reits im Übersichtsokular problemlos als leicht elongierter Nebelfleck zu erkennen. Bei 200× sind ein helles Zentrum und ein nach Westen auslaufender Nebelbereich zu erkennen. Der Nebel wirkt oval und ist mit einer schwachen, Eigennamen Alzir. Mit dem bloßem Auge Gesichtsfeld von mindestens 0,5° ist der Christ- dunklen Kante im Süden versehen. erkennt man etwa 3° südlich eine unscharfe baumcharakter des Sternhaufens offensichtlich. Der Einsatz eines UHC-Filters steigert ein stellare Aufhellung. In einem 10×50-Fernglas Mit einem Spiegelteleskop ist der Christbaum wenig den Kontrast des Nebels zum leicht zeigt sich, verteilt auf etwa 0,5° Himmel, eine obendrein aufrecht zu sehen. Bei optimalen aufgehellten Himmelshintergrund. Die Kon- lockere Ansammlung heller blauer Sterne, Bedingungen kann man versuchen, die um- traststeigerung ist auch als Hinweis zu deu- auch bekannt als NGC 2264. gebende HII-Nebelregion, auch bekannt als ten, dass der Nebel nicht nur das benachbarte NGC 2264 ist ein noch sehr junges Stern­ Sharpless 273, im Sternhaufen zu erhaschen. Sternlicht reflektiert, sondern der Nebel selbst entstehungsgebiet, dessen dichte Gaswolke Im südlichen Bereich des Sternhaufens, auch in Emissionslinien leuchtet. einen Großteil der nur wenige hunderttau- an der Baumspitze des Weihnachtsbaumes, Etwa 10' nordöstlich ist der Reflexionsne- send Jahre alten Sterne verbirgt. Die Gaswolke konnte der Autor mit 8" und 133× eine weitere bel NGC 2247 zu finden, ein runder diffuser und der dort beheimatete Sternhaufen sind lichtschwache Nebelregion ausmachen. Da es Nebel, in dessen Zentrum sich ein 8m heller nur ein Teil einer weitaus umfangreicheren sich hauptsächlich um Reflexionsnebel handelt, Stern befindet. NGC 2247 ist deutlich licht- Molekülwolke, welche sich am Nachthimmel ist ein Nebelfilter zur Kontrastverbesserung schwächer als sein Nachbar im Süden. Ein über mehrere Grad erstreckt. Im Fernglas zwecklos. Der berühmte Konusnebel im Süden UHC-Filter ist bei NGC 2247 völlig wir- besteht der Sternhaufen aus 20 bis 30 hellen des Sternhaufens erfordert zur sicheren visuel- kungslos. In unmittelbarer Nähe im Westen Mitgliedern, die sich zu einem langgezogenen len Sichtung eine große Öffnung ab 20" und ex- befinden sich die Reflexionsnebel IC 446 und Dreieck formieren bzw. einen auf den Kopf zellente Bedingungen. Allerdings ist es einigen IC 447 – jeweils auch unter der Bezeichnung gestellten Christbaum darstellen. Nicht um- wenigen visuellen Beobachter gelungen – wie IC 2167 und IC 2169 bekannt – welche unter sonst trägt der Sternhaufen den Eigennamen z.B. der bekannten Amateurastronomin Sue dunklem Landhimmel mit Öffnungen ab 16" »Weihnachtsbaumsternhaufen«. French – den dunklen Streifen im Konusnebel problemlos visuell zu erreichen sind. Am Fuße des Baumes befindet sich der stark mit einem 10"-Newton zu beobachten. Meh- blau leuchtende 4m, 6 helle Stern 15 Mon. Ab 6" rere Versuche des Autors mit 12" Öffnung Zwei lichtschwache Sternhaufen Öffnung und mit einem ausreichend großen verliefen bislang noch ohne positives Ergebnis. In der Umgebung von NGC 2264, etwas mehr als 1° nord- und 0,5° ostwärts, ist der Sternhaufen NGC 2259 zu finden. NGC 2259

Abb. 4: Kaum beobachtet und mit einem Al- ter von 300–700 Millionen Jahren noch recht jung: Der Offene Sternhaufen NGC 2259 zeigt sich mit 8" als lichtschwacher rundlicher Nebelfleck. Zeichnung, 8"-Newton, 160×. Jaakko Saloranta

Abb. 5: NGC 2261 –Hubbles Veränderlicher Ne- bel – ein seltener Vertreter der Objektklasse der kometarischen Nebel. Zeichnung, 12"-Newton,

205×. Hans-Jürgen Merk Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Abb. 6: NGC 2141 ist ein kompakter Offener Sternhaufen im Sternbild Orion. Andreas Rörig befindet sich am nördlichen Ende des Ne- belkomplexes Sharpless 273 und markiert dessen Ende. Aufgrund seiner gedrängten Maße von nur 3,5' und einer Gesamthelligkeit von 10m, 8 ist der Sternhaufen weder lichtstark noch sehr groß und dadurch nicht gerade einfach zu lokalisieren. Man sollte sich davon dennoch nicht abschrecken lassen und einen Versuch wagen. Mit 16" und bei 90× ist NGC 2259 in einer sternreichen Umgebung als ein unre- gelmäßig runder Sternhaufen zu erkennen. Er ist mit zahlreichen nadelfeinen Sternen besprenkelt und im Hintergrund leuchtet ein lichtschwacher milchiger Schleier durch. Im Westen wird der Sternhaufen durch einen 9m hellen Feldstern flankiert. NGC 2259 ist ein lohnendes Ziel für Teleskope ab 12". Einen ähnlichen Sternhaufen findet man knapp 1° südwestlich von NGC 2264, er trägt NGC 2261 ist strenggenommen ein Refle- befindet sich auffällig an der Spitze des Nebels den Namen Trümpler 5. Mit einer Winke- xionsnebel und wurde am 26.12.1783 von W. im Süden, seine Helligkeit variiert in unregel- lausdehnung von 7' ist der Sternhaufen zwar Herschel mit seinem 18,7"-Newton entdeckt. mäßigen Abständen über mehrere Magnituden. doppelt so groß wie NGC 2259, aber trotzdem 1916 entdeckte Edwin Hubble zusätzlich die Interessanterweise sieht man nicht den Stern nicht einfacher zu lokalisieren. Immerhin ver- Veränderlichkeit des Nebels in seiner Form und selbst, sondern lediglich seine helle, zirkumstel- teilt sich die Helligkeit von 10m, 9 auf eine viel Helligkeit, daher der Eigenname »Hubbles Ver- lare Hülle, bestehend aus Gas und Staub, hinter größeren Fläche. Unter gutem Landhimmel änderlicher Nebel«. NGC 2261 ist unter einem der sich ein junger Doppelstern verbirgt. ist mit 12" bei 115× ein schwacher Sternhaufen ausreichend dunklen Himmel bereits mit 5" Zusammen mit der Helligkeit des Sterns mit 10 bis 15 Einzelsternen zu erkennen. Bei Öffnung beobachtbar. Am besten zeigt sich der verändert der Nebel auch seine Struktur. Mit sukzessiver Steigerung der Vergrößerung ist Nebel bei mittelhoher Vergrößerung von 150× einem mittelgroßen Teleskop ab 10" sind im Sternhaufen eine leichte Granulation zu bis 300×. Er erstreckt sich nördlich eines 11m - diese Veränderungen im Nebel über die sehen. Trotz großer Bemühungen konnte der Sterns und öffnet sich nordwärts wie ein Fächer. Jahre hinweg visuell nachvollziehbar. Weitere Autor mit seinem 12"-Newton unter nahezu Erhöht man die Vergrößerung, dann wirkt der Vertreter dieser relativ seltenen, aber äußerst perfekten Bedingungen die Granulation im Nebel dank seiner hohen Flächenhelligkeit wei- spannenden Kategorie von veränderlichen Sternhaufen nicht in Einzelsterne auflösen. terhin leuchtkräftig und offenbart zusätzlich Deep-Sky-Objekten sind z.B. NGC 6729, Par- zwei helle Flanken im Osten und im Westen. samyan 21 oder McNeils Nebel bei M 78. Ein kometenartiger Nebel Mit zunehmender Öffnung ab 8" sind im Inneren diverse Aufhellungen und Verdunke- Sternhaufen im Überfluss Schwenkt man das Fernrohr etwas mehr lungen zu erkennen. Zur Beobachtung des Ne- als 1° südwärts von NGC 2264, dann lan- bels benötigt man keinen Filter, denn der Nebel 6° westlich von NGC 2259 oder 1,5° süd- det man bei einem kleinen kometenartigen besteht größtenteils aus Staub und reflektiert lich von ξ Ori, einem Stern vierter Größen- Nebelschweif mit der Bezeichnung NGC das gesamte Lichtspektrum des eingebette- klasse, befindet sich der Sternhaufen NGC 2261. Der Nebel ist durch seine helle Spitze ten Sterns R Monocerotis. Der Stern R Mon 2194. Für kleine Teleskope der 4"-Klasse ist im Süden und durch seine fächerförmigen Form charakterisiert. Die verblüffende Ähnlichkeit zu einem Kometen mit Schweif gibt NGC 2261 die Typenbeschreibung Kometarischer Nebel.

Abb. 7: Der helle Stern μ Ori stört bei der Wahr- nehmung von Abell 12. Zeichnung, 12"-Newton, 300×und [OIII]-Filter. Hans-Jürgen Merk

Abb. 8: Der Rosettennebel gehört zu den spektakulärsten Deep-Sky-Objekten des Winter- himmels für jegliche Öffnungsklasse. Zeichnung,

4"-Newton, 26×. [OIII]-Filter. Uwe Glahn Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Abb. 9: Hubbles Veränderlicher Nebel zwi- 20.2.2004 5.2.2005 28.1.2006 schen 2004 und 2012. Manfred Mrotzek

noch gut vom sternreichen Hintergrund ab- hebt. Im Sternhaufen sind ca. 20 Einzel­sterne auflösbar. Zwei helle Mitglieder stechen deut- lich hervor: der eine begrenzt den Haufen im Südosten, der andere im Nordwesten. Ein diffuses Schimmern im Hintergrund deutet an, das der Sternhaufen aus weiteren unauf- 22.1.2007 8.2.2008 6.1.2009 gelösten Mitgliedern besteht. Ein weiterer sehenswerter und dennoch oft vernachlässigter Sternhaufen ist NGC 2141. Als Ausgangspunkt kann der 4m, 1 helle Stern μ Ori genommen werden. Bewegt man das Fern- rohr nun etwa 2° nordwärts und anschließend wenige Bogenminuten nach Osten, dann lan- det man direkt auf einem recht gut definier- ten Sternhaufen. Er wurde um 1882 durch den 3.3.2010 22.2.2011 26.2.2012 US-amerikanischen Astronomen E. Barnard entdeckt und besitzt eine Winkelausdehnung von knapp 10' bei einer Helligkeit von 9m, 4. Auch dieser Sternhaufen könnte sich für kleinere Teleskope der 6"- Klasse als eine Herausforderung herausstellen. Ab 8" ist bei 90× ein runder Nebelfleck zu erkennen und mit Hilfe des Indirekten Sehens eine ganz schwache Granulation sichtbar. Mit 16" wirkt der Nebelfleck stattdessen sehr kompakt und der Sternhaufen eher unscheinbar und nicht einem kleinen Sternhaufen im östlichen hebt sich gut vom Hintergrund ab. Bei 138× mehr als ein runder dunkelgrauer Nebelfleck. Orion, 7° südlich von NGC 2194. Als Auf- sind zahlreiche nadelfeine Sterne zu erkennen. Mit größerem Gerät ab 8" ist der Haufencha- suchhilfe kann der Stern fünfter Größenklasse NGC 2141 ist ein sehr ästhetischer Sternhau- rakter leicht zu erkennen, wirkt bei 37× kom- 63 Ori dienen. Der Sternhaufen befindet sich fen abseits der bekannten Pfade und definitiv pakt, ist allerdings nur schwer in Einzelsterne auf einer gedachten waagerechten Linie ca. 2° einen Beobachtungsversuch wert. auflösbar. Mit zunehmender Vergrößerung ostwärts. Aufgrund seiner Größe von lediglich wird eine deutliche Granulation wahrnehm- 4' und einer Helligkeit von 8m, 7 könnte auch Der versteckte bar. Ab 12" und mit Hilfe des Indirekten Se- dieser Sternhaufen eine Herausforderung für Planetarische Nebel hens sind ab 100-facher Vergrößerung nadel- kleinere Teleskope sein. Mit einem 4"-Refrak- feine Einzelsterne zu erkennen. NGC 2194 ist tor ist unter dunklem Himmel nicht mehr als Eine ganz andere Herausforderung ist die ein lohnenswertes Ziel abseits der bekannten ein rundlicher und lichtschwacher Nebelfleck Beobachtung des Planetarischen Nebels Abell Sternhaufen in unserer Milchstraße. zu erkennen. Mit 8" ist bei 37× problemlos ein 12. Er gehört mit einer Winkelausdehnung Ähnlich verhält es sich mit NGC 2186, kompakter Sternhaufen zu erkennen, der sich von 0,6' und einer Helligkeit von 12m, 2 zu

Deep-Sky-Objekte im Einhorn Name Typ R.A. Dekl. Helligkeit Größe Bemerkung DSRA/Uran. NGC 2264 OC 6h 41,0 min +9° 54' 4m,1 40' × 40' Weihnachtsbaum-Sternhaufen 18/183 NGC 2245 GN 6h 32,7min +10° 9' – 5' × 5' UHC-Filter –/182 NGC 2247 GN 6h 33,1min +10° 19' – 6' × 6' kein Filter –/182 NGC 2259 OC 6h 38,4min +10° 53' 10m,8 3,5' × 3,5 ' – –/182 Trümpler 5 OC 6h 36,7min +9° 27' 10m,9 7' × 7' – –/182 NGC 2261 GN 6h 39,2min +8° 45' – 3' × 3' Hubbles Veränderlicher Nebel, kein Filter 18/182 NGC 2194 OC 6h 13,8 min +12° 48' 8m,5 9' × 9' – –/182 NGC 2186 OC 6h 12,1min +5° 28' 8m,7 5' × 5' – –/227 NGC 2141 OC 6h 2,9min +10° 27' 9m,4 10' × 10' – –/181 Abell 12 PN 6h 2,4min +9° 39' 12m, 23 0,6' × 0,6' [OIII]-Filter –/181 NGC 2244 OC 6h 31,9min +4° 57' 4m,8 24' × 24' im Rosettennebel 18/227

h min NGC 2237–9/46 GN 6 31,9 +4° 57' – 80' × 80' Rosettennebel, [OIII]- oder UHC-Filter 18/227 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

40 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Praxis | Deep-Sky

den hellsten der 86 Vertreter lichtschwacher 63hm6 in 62hm8 in 62hm0 in 61hm2 in 60hm4 in Planetarischer Nebel, die im gleichnamigen 13° 13° interstellarum Abell-Katalog zusammengefasst sind. Die NGC 2194 Herausforderung liegt in seiner Nähe zum 4m, 1 hellen Stern μ Ori: Abell 12 befindet sich weniger als 1' nördlich von μ Ori und der Hel- NGC 2259 ligkeitsunterschied zwischen Stern und Plane- 11° 11° tarischem Nebel ist dabei enorm. Der Nebel NGC 2247 NGC 2141 NGC 2264 IC 446 versteckt sich regelrecht im Halo des Sterns. 15 Der Trick zur dennoch erfolgreichen Sich- NGC 2245 IC 447 m tung liegt in der Nutzung eines [OIII]-Filters. Abell 12 Dieser dunkelt das störende Sternlicht ausrei- 9° Tr 5 9° chend ab und erhöht gleichzeitig den Kontrast Orion des Nebels. Mit diesem Trick ist Abell 12 bei ex- NGC 2261 zellenten Bedingungen bereits mit 4" Öffnung visuell erreichbar. Mit 12" ist er als lichtschwa- Monoceros cher und strukturloser Nebelfleck leicht zu er- 7° 7° kennen. Mit 16"-Teleskopen wirkt der kleine Nebel schon wesentlich interessanter, denn ab 200× wird die Ringform ersichtlich und das NGC 2237-9/46 dunkle Zentrum kann erahnt werden. Der 63 lichtschwache Zentralstern bleibt aber weiter- 5° NGC 2186 5° hin unsichtbar und ist selbst für größere Teles- NGC 2244 e kope jenseits der 20"-Klasse nicht zu erreichen.

63hm6 in 62hm8 in 62hm0 in 61hm2 in Der Rosettennebel fst9,0m xqGx Qsgo GC OC aAs pnPN GN vVr 2,5° östlich vom 4m, 4 hellen Stern ε Mon 23456789 liegt der helle Sternhaufen NGC 2244. Mit einem Fernglas ist er problemlos als solcher Mit 16" Öffnung und mit Hilfe eines Star Forming Regions, Volume I, ASP Mono- zu erkennen. Er besitzt mehrere helle Mit- [­OIII]-Filters zeigt sich der Rosettennebel graph Publications, ed. B. Reipurth (2008) glieder und ist selbst aus lichtverschmutzten dort zusätzlich sehr stark strukturiert und mit [5] French,S.: Deep-Sky Wonders, A Tour of Großstädten zu beobachten. Den besonderen dunklen Verästelungen übersät. Im Süden und the Universe with Sky and Telescope's Sue Reiz von NGC 2244 macht sein junges Alter Osten wirkt der Nebel etwas weniger hell und French, Firefly Books, Richmond Hills (2011) aus, denn der Sternhaufen hat sich noch nicht diffuser. Im Zentrum ist der Rosettennebel [6] Stoyan, R.: NGC 2261, interstellarum 32, 22 vollständig von seiner Gashülle befreit und vollständig nebelfrei und die hellsten Mitglieder (2004) seine hellsten Mitglieder regen die verbliebene des Sternhaufens NGC 2244 scheinen nahezu [7] Tschierske, N.: Hubbles Veränderlicher Nebel, Gashülle zum Leuchten an. ungehindert durch den Filter hindurch. Unter interstellarum 26, 8 (2003) Unter dunklem und transparentem Land- exzellenten Bedingungen kann man im Okular [8] Stoyan, R.: PK 198-6.1, interstellarum 13, 82 himmel, wie man ihn zumeist nur im Winter deutlich nachvollziehen, wie der Nebel durch (1998) antrifft, ist die Gashülle, auch bekannt als Ro- die leuchtstarken Sonnen im Sternhaufen re- [9] Stoyan, R., Lamprecht, J.: NGC 2244 und NGC settennebel, bereits mit 4" zu identifizieren. Der gelrecht weggeblasen wird. In den äußeren 2237-8/46, interstellarum 44, 24 (2006) visuell äußerst bemerkenswerte Nebel wird Bereichen des Rosettennebels wirkt der Nebel im New General Catalogue in vier Bereiche deutlich diffuser und verliert sich regelrecht im unterteilt, diese tragen die Katalognummern Weltall. Der Rosettennebel gehört zu Recht zu Surftipps NGC 2237, 2238, 2239 und 2246. Den besten den schönsten Objekten des Winterhimmels visuellen Eindruck des Nebels erlangt man bei und offenbart für jegliche Öffnungsklasse ein möglichst großer Austrittspupille und mit gro- wahres visuelles Spektakel, das für etliche Stun- NGC/IC-Projekt: ßem Gesichtsfeld. Ein Schmalband-Filter ist den unter freiem Himmel und bei klirrender  www.ngcicproject.org bei der Beobachtung des Nebels Pflicht. Das Kälte belohnt. Deep-Sky-Herausforderungen: Zentrum des Rosettennebels zeigt sich dabei  deepsky-visuell.de/Projekte/ vollständig nebelfrei und beherbergt in seiner [1] Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, DS_Herausforderungen.htm Mitte den Sternhaufen NGC 2244. Um den ­Oculum-Verlag, Erlangen (2004) Planetarische Nebel in Sternhaufen leuchtet die Gaswolke als ein di- [2] O'Meara, S. J.: Herschel 400 Observing Guide, der Wintermilchstraße: cker, zerfranster Ring. Im Norden ist sie nicht Cambridge University Press, Cambridge (2007)  www.pn-visuell.de/winter.htm nur dicker und ausgeprägter, sondern auch am [3] Julius, K.-P..:Deep-Sky-Nächte für Großstadt- Exotisches am Himmel: hellsten und am deutlichsten zu sehen. Dort beobachter, interstellarum 74, 42 (2011)  www.reinervogel.net/index.html?/ sind auch die meisten und komplexesten Ver- [4] Dahm, S.E.: The Young Cluster and Star For- exotic/exotic11.html dichtungen und scharfen Kanten zu erkennen. ming Region NGC 2264, in The Handbook of Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

41 Praxis | Know-how interstellarum 86 | Februar/März 2013

Schritt-für-Schritt Wie kann man Sonnenflecken

Praxis zeichnen?

von Uwe Pilz

Abb. 1: Für kleine Fernrohre können Rohrstücke aus dem Klempnerbedarf als Basis für den Sonnen- filter dienen, das ist besser geeignet als Pappe. Es ist wichtig, dass der Filter straff sitzt und nicht durch Windstöße vom Instrument geweht werden kann. U. Pilz Dies wurde durch Aufkleben von Filzstreifen erreicht.

ast jedes Fernrohr eignet sich für aus- Fernrohre ohne Nachführung sollte etwas die Arbeit am Instrument rasch zu erledigen, sagekräftige Beobachtungen der Sonne. Raum um die Sonne verbleiben, so dass man aber dennoch genau und ordentlich. Hierzu Selbst preisgünstige kleine Refraktoren nicht ständig an den Feinbewegungen stellen teilt man auf in Skizzieren am Fernrohr und Fkönnen für diese Aufgabe erfolgreich eingesetzt muss. Danach wird das Zeichenblatt vorberei- Fertigstellen am Schreibtisch. Zuerst wird die werden. Ein eventuell vorhandener Farbfehler tet. Selbst mit einer mittleren Vergrößerung ist Sonnenscheibe komplettiert. Hier empfiehlt kann durch einen Grün- oder Gelbfilter weit- eine überraschend große Menge an Einzelhei- es sich, mit den Umrissen der Penumbren zu gehend unterdrückt werden. Der Lichtverlust ten wahrnehmbar. Um dies zu Papier zu brin- beginnen. Wenn man mit der Umbra beginnt, spielt bei der Sonne keine Rolle, an das gefärbte gen, muss der Sonnendurchmesser auf dem wird die Gefahr größer, dass man die Flecken Sonnenbild muss man sich aber gewöhnen. Karton groß genug sein. Bewährt hat sich ein insgesamt zu groß zeichnet. Diese Umrisse Zwingend erforderlich ist ein Sonnenfilter, den Sonnenbild mit 20cm Durchmesser, welches zeichnet man mit dem harten Stift und wenig man sich aus handelsüblicher Sonnenfilterfolie gut auf ein DIN-A4-Blatt passt. Mit einem Zir- Druck. Im zweiten Schritt werden mit dem selbst basteln kann und der vor dem Objek- kel oder einer Schablone zieht man einen Kreis weichen Stift die Umrisse der Umbren einge- tiv angebracht werden muss. Ein Blick in die dieses Durchmessers und beschriftet das Blatt fügt. Am Schluss ergänzt man kleine Fleck- Sonne ohne Filter gefährdet das Augenlicht! mit dem Datum, den Einzelheiten zum benutz- chen. Je nachdem, ob diese tiefschwarz oder ten Instrument und ggf. dem Beobachtungsort. eher grau erscheinen, benutzt man den wei- 1. Überblick verschaffen chen oder den harten Bleistift. Man notiert die 2. Zeichnung vorbereiten und Uhrzeit und könnte an dieser Stelle die Arbeit Zu Beginn der Beobachtung verschafft man Lage der Gruppen markieren am Fernrohr beenden: Man hat jetzt alle Infor- sich einen Überblick über das Geschehen auf mationen, welche die Sonnenscheibe betreffen, der Sonne. Lohnt sich eine Zeichnung über- Am Teleskop ermittelt man die Lage der auf dem Papier. Die Feinarbeit kommt später. haupt? Welche Vergrößerung gestattet die At- Himmelsrichtung: Bei ausgeschalteter Nach- mosphäre? Die Vergrößerung sollte zunächst führung wandert die Sonne aus dem Bild. Die 4. Details getrennt zeichnen so gewählt werden, dass die gesamte Sonnen- Richtung, in welche die Sonne wandert, ist Wes- scheibe bequem überblickt werden kann. Für ten. Dies wird mit einem Pfeil gekennzeichnet. Es lohnt sich, zumindest einige der Flecken- Als Nächstes markiert man die Lage der Flecken- gruppen im Detail zu zeichnen, ggf. mit höhe- gruppen mit feinen Bleistiftkreuzen – den har- rer Vergrößerung. Auch hier ist es wieder einfa- PRAXISTIPP ten Bleistift verwenden. Dies ist anfangs nicht cher, nur das Nötigste direkt am Instrument zu leicht. Man korrigiert so lange, bis die Kreuze erledigen und die Feinarbeiten für den Schreib- Ausrüstung und Material auf dem Blatt mit dem Anblick im Teleskop tisch zu lassen. Bei den Detailzeichnungen ist übereinstimmen. Eine einzelne Gruppe lässt es zweckmäßig, mit der Umbra zu beginnen. •• Teleskop/Fernglas mit Sonnenfilter sich schwieriger beurteilen als die Zusammen- Sie sollte groß genug gezeichnet werden, so •• Zeichenkarton stellung mehrerer Aktivitätsgebiete: Am genau- dass alle visuell erkennbaren Einzelheiten auch •• 2 Bleistifte, sehr hart und weich esten werden die Korrekturen also am Schluss. abgebildet werden können. Die Penumbra folgt (z.B. 4H und B) im zweiten Schritt. Penumbren sind nicht ho- •• Radiergummi 3. Flecken und Gruppen skizzieren mogen: Häufig sind Teile des Randes merklich •• Filzwischer (Estompen) dunkler, das muss in die Skizze eingetragen •• Bleistiftspitzer Sonnenflecken können sich erstaunlich werden. Wenn die Luftruhe gut ist, dann sieht

schnell verändern. Es ist deshalb zweckmäßig, man in der Penumbra helle und dunkle Fäden, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

42 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Praxis | Know-how

U. Pilz U. Pilz INTERAKTIV

Haben Sie Fragen zur visuellen Beob- achtung und Beobachtungstechnik? Unser Experte Uwe Pilz beantwortet sie an dieser Stelle! Unser Anfrage- formular finden Sie unter:  www.interstellarum.de/knowhow.asp

Abb. 4: Die drei großen Fleckengebiete sind als Detailskizze ausgeführt. Wahrgenommen wurden ein heller Bereich in einer Penumbra, abschnittsweise Abb. 2: Im ersten Schritt wird die Orientierung Abb. 3: Im zweiten Schritt wird eine vollständige Filamente in einer anderen Penumbra sowie kleine der Sonnenscheibe am Himmel festgestellt und Skizze der Sonnenscheibe erstellt: Alle in diesem Flecken mit Helligkeitsvariationen. Das rechte Detail- die Lage der Aktivitätsgebiete mit feinen Kreu- Maßstab darstellbaren Einzelheiten sind eingetra- bild enthält einen kleinen Fehler (überflüssiger Strich), zen oder Punkten markiert (alle Sonnenscheiben gen. Das Ausfüllen der schwarzen Umbra und grauen der später entfernt wird. Fackeln und Details am Son- wurden nachträglich eingefärbt). Penumbra erledigt man später am Schreibtisch. nenrand waren an diesem Tag nicht zu zeichnen. U. Pilz sog. Filamente, zumindest bereichsweise. Auch dies wird der Skizze hinzugefügt. Schließlich enthalten Penumbren helle Stellen, welche mit einer fein gepunkteten Linie markiert werden. Alle Arbeiten an der Penumbra nimmt man mit dem harten Stift vor.

5. Zeichnung fertigstellen U. Pilz

Am Schreibtisch füllt man schließlich die Umbren und Penumbren: die Umbren mit dem weichen Stift, die Penumbren mit dem Filzwischer. Die Teile der Penumbra, in de- nen Filamente zu sehen waren, müssen vor- her mit dem harten Stift mit radialen Strichen gefüllt werden. Es ist sicher reizvoll, die Veränderung von Fleckengruppen zu verfolgen oder die eigenen Ergebnisse mit denen anderer zeichnerisch oder fotografisch arbeitender Astronomen zu vergleichen. Auch zu diesem Zweck werden die Aktivitätsgebiete auf der Sonne seit An- fang 1972 nummeriert. Es ist zweckmäßig, die Nummern dieser Regionen zu vermerken (vgl . Surftipp). Schließlich wird aus dem Westpfeil und dem verwendeten Instrumentarium noch die Nordrichtung bestimmt und eingetragen. Die Zeichnung ist fertig.

Abb. 5: Fertige Zeichnung.

Surftipps

Aktuelle Aktivitätsgebiete auf der Sonne:  www.raben.com/maps Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

43 Technik | Astrofotografie interstellarum 86 | Februar/März 2013 Inside Technik PixInsight Ein Workshop für Astrofotografen von Herbert Walter

Teil 1: Grundlagen und Übersicht

Photoshop gilt als Mittel der Wahl für die Bearbeitung von Astrofotos. Doch in letzter Zeit ist immer öfter der Name PixInsight zu hören. In einer sechsteiligen Serie werden in interstellarum im Laufe des Jahres 2013 die wichtigsten Funktionen und Möglichkeiten mit PixInsight vorgestellt.

H. Walter

Abb. 1: PixInsight als Alternative zu Photoshop ist eine Bildbearbeitungssoftware speziell für Astro-Aufnahmen. Die Galaxie M 101, bearbeitet

mit PixInsight. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

44 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Technik | Astrofotografie

ixInsight wurde von Pleiades Astro­ PixInsight ist in photo, einer spanischen Firma, spe- einer 32-Bit- oder Walter H. ziell für die astronomische Bildbear- 64-Bit-Version Pbeitung entworfen und programmiert. Im (empfohlen!) für Team befinden sich auch spanische Profi-­ die Betriebssysteme Astronomen, welche darauf bedacht sind, FreeBSD, Linux, Mac das Programm möglichst praxisnah zu halten, OS X und Microsoft sowohl für den Profi als auch für den Amateur. Windows verfügbar. Dies führt dazu, dass PixInsight wesent- Die Oberfläche ist in lich mehr Möglichkeiten und Werkzeuge englischer Sprache enthält als andere Programme, die normaler- gehalten. Eine Java- Abb. 2: Die »Blink«-Funktion dient zur Ansicht von Bildern im schnellen weise für die astronomische Bildbearbeitung Script-Umgebung Wechsel. Mit dem Scrollrad oder der Tastenfunktion STRG und + bzw. – kann eingesetzt werden. gestattet, eigene man in das Bild hinein- bzw. herauszoomen. Weitere nützliche Funktionen Skripte zu program- finden sich in der Fußleiste dieses Moduls, wie zum Beispiel aussortierte Was ist PixInsight? mieren. Die Lizenz Bilder in einen eigenen Ordner verschieben. erlaubt die Instal- Mit PixInsight steht eine Software zur Ver- lation auf mehreren Computern (auch mit für Einsteiger oder Umsteiger nicht leicht, fügung, die alle Funktionen zur Bildbearbei- unterschiedlichen Betriebssystemen). Leider sich zurechtzufinden. Deshalb wird hier zu tung vom Rohbild bis zum fertigen Astrobild sind die Hilfedateien zu den Modulen noch Beginn des Workshops zuerst ein einfacher anbietet: Beginnend bei der Durchsicht und nicht vollständig, welches aber durch ein sehr Weg gezeigt, aus den Rohdaten ein »Pretty Auswahl der Rohbilder, über das Kalibrieren gut funktionierendes Forum zum Teil ausge- Picture« zu bekommen. und Aufsummieren bis hin zur Bearbeitung glichen wird. Die Software kostet etwas mehr Die folgenden Arbeitsschritte zeigen ei- für ein »Pretty Picture« und dem Abspeichern als 200 Euro und Updates sind kostenfrei. nen möglichen Ablauf der Bildbearbeitung, in einem komprimierten Format, z.B. für das PixInsight bietet auch eine kostenfreie und beginnend bei der Auswahl der Rohbilder Internet. Damit ist es nicht mehr notwen- funktional uneingeschränkte Testversion für bis zum Erstellen eines LRGB-Farbbildes. dig, für die Bilderstellung verschiedene Pro- die Dauer von 45 Tagen an. Es werden die grundlegendsten, notwendi- gramme zu verwenden, was gerade Einsteigern gen Arbeitsschritte und Werkzeuge gezeigt. entgegen kommt. Erfahrene Astrofotografen Grundlagen des Workflows Dadurch wird man mit der Handhabung des schätzen das logische Konzept der Software Programms vertraut und lernt die elemen- und Werkzeuge, die kompromisslos auf die PixInsight ist eine sehr komplexe Software taren Begriffe und Bezeichnungen, die in Bearbeitung von Astrofotos ausgerichtet sind. mit vielen Modulen und Skripten. Es ist daher PixInsight verwendet werden, kennen.

Abb. 3: Der gesamte Workflow der Datenreduktion bis hin zum Erstellen der Summenbilder kann mit dem »BatchProcessing«-Tool einfach erledigt werden. Die Kalibrierung, Registrierung und Integration erfolgt nach Angabe von wenigen Parametern in einem Arbeitsgang. Die Bearbeitung von DSLR- und Farb-CCD-Bildern erfolgt analog wie bei einer S/W-Kamera, es muss lediglich ein Häkchen im Batch Preprocessing Script gesetzt werden: »CFA images«. Anschließend kann man unter »DeBayer« die Farbmatrix der Kamera einstellen (z.B bei Canon-Kameras immer RGGB), als Algorithmus wählt man »VNG«. H. Walter H. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

45 Technik | Astrofotografie interstellarum 86 | Februar/März 2013

PRAXISTIPP Walter H.

Workflow zur Erstellung eines LRGB-Bildes

1. Erstellen der LRGB-Masterbilder mit BatchPreprocessing 2. RGB-Bild: Erstellen mit LRGBCombination 3. RGB-Bild: Beschneiden mit DynamicCrop Abb. 4: Mit »ScreenTransferFunction« (STF) wird die Helligkeit des 4. RGB-Bild: Gradienten entfernen mit Bildes für die Bildschirmdarstellung angehoben (»Tastaturkürzel«: STRG + DynamicBackgroundExtraction a). Der Resetbutton befindet sich rechts unten in der Fußleiste des Fens- 5. RGB-Bild: Hintergrund neutralisieren mit ters. Bei gedrückter STRG-Taste und Klick mit der linken Maustaste auf das BackgroundNeutralization Symbol »A« (»AutoStretch«) öffnet sich das »STF AutoStretch«-Fenster. 6. RGB-Bild: Farbkalibrieren mit ColorCalibration Mit den beiden Reglern kann die Bildschirmdarstellung sehr feinfühlig ein- 7. Luminanz-Bild: Beschneiden mit DynamicCrop gestellt werden. Diese Einstellung kann auf das Histogramm übertragen 8. Luminanz-Bild: Gradienten entfernen mit werden, indem man das blaue »NewInstance«-Dreieck auf den Statuszei- DynamicBackgroundExtraction lenbereich im Histogrammfenster zieht. Jetzt entspricht die dargestellte 9. Strecken RGB-Bild mit HistogramTransformation Kurve im Histogramm den Einstellungen von STF. Die STF-Darstellung wird 10. Strecken Luminanz-Bild mit HistogramTransformation nun ausgeschaltet indem man auf den Resetbutton rechts unten klickt und 11. Luminanz-Bild und RGB-Bild zusammenfügen mit anschließend im Histogrammfenster das blaue Dreieck auf das Bild zieht. LRGBCombination Damit wurde das Bild tatsächlich gestreckt. Diese Vorgehensweise ist eine weitere Möglichkeit in PixInsight zum Strecken von Bildern.

Der folgende Workflow ist für eine mo- wie die »Process Console« (hier wird in Bildbearbeitung wesentlich erleichtern. nochromatische CCD-Kamera geschrieben, mathematischer Weise dargestellt, was das Daher werden zusätzlich zu den Aufnah- wofür PixInsight auch entwickelt wurde. Programm gerade macht), der »Process Ex- men des Objektes noch Korrekturbilder Trotzdem stehen alle notwendigen Werk- plorer« (für den Schnellzugriff auf alle Tools) angefertigt. Das sind Bias-, Dark- und zeuge und Skripte für die Bildbearbeitung und der »History Explorer« (welcher die vor- Flataufnahmen, mit denen die Rohbilder von Farbkameras ebenfalls zur Verfügung. genommenen Bildbearbeitungsschritte an- kalibriert und dadurch Fehler des Kame- zeigt). Alle Werkzeuge, die in diesem Beitrag rachips und der Optik korrigiert werden. Die Oberfläche von PixInsight verwendet werden, können entweder über Damit sind die »nächtlichen« Aktivitäten den Process Explorer oder wahlweise über abgeschlossen und die Bildbearbeitung Die Oberfläche ist einfach strukturiert, die allgemeine Menüleiste unter → Process kann beginnen. es gibt drei wichtige Menüleisten. Die erste gefunden werden. Die erste Kontrolle der Bilder erfolgt mit Menüleiste enthält alle Befehle, Skripte und dem Modul »Blink« (Process → Image In- Optionen. Darunter befindet sich eine Short- Das Preprocessing spection → Blink). Darin werden die Rohda- cutleiste, die man selbst konfigurieren kann ten geladen und es wird, da die Bilder eine (View → Toolbars). Auf der linken Seite befin- Jeder Astrofotograf weiß, dass gute Roh- leicht unterschiedliche Helligkeit haben, eine den sich ebenfalls wichtige Schnellzugriffe daten und ein korrekt kalibriertes Bild die automatische »Histogram Transformation« H. Walter H. Walter H.

Abb. 5: Zum Erstellen des RGB-Farbbildes werden im Modul »LRGB- Abb. 6: Mit »DynamicCrop« können Bilder beschnitten und auch gedreht Combination« in den entsprechenden Feldern die Summenbilder von R/G/B werden. Dieser Prozess wird mit einem Klick auf das »Execute«-Symbol eingetragen. Dieses Modul wird auch zum Vereinen der Luminanzaufnahme (grüner Pfeil) ausgeführt.

mit dem RGB-Bild verwendet. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

46 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Technik | Astrofotografie H. Walter H.

Abb. 7: Es können zwei Arten von Gradienten im Bild auftreten: additive Fehler durch z.B. Lichtverschmutzung und unterschiedliche Himmelshel- ligkeit, die durch »Subtraction« korrigiert werden, oder multiplikative Fehler durch z.B. unpassende Flats, deren Korrektur durch »Division« erfolgt. Daher kann es notwendig sein, »DynamicBackgroundExtraction« mehrmals anwenden zu müssen, bis die Gradienten vollständig aus dem Bild entfernt sind. angewandt (oberes Icon rechts vom Vor- es ein Skript, welches die notwendigen Ar- im FITS-Header fehlen, können die Bilder schaufenster). Anschließend kann man beitsschritte automatisch erledigt. über die Schaltfläche »Add Custom« auch die Bilder »blinken«, begutachten und Es handelt sich um das »Batch Prepro- händisch zugeteilt werden. Für die Korrek- eventuell aussortieren. cessing Script« (Script → Batch Processing turbilder (Bias, Dark, Flat) übernimmt man → BatchPreProcessing) und man findet die Defaulteinstellungen im Bereich »Image Kalibration, Registrierung hier alles vor, um Bias-, Flat-, Dark- und Integration«. Das Skript setzt voraus, dass und Integration Light-Frames in das Skript hineinzuladen Biasframes vorhanden sind, Darks können und die Masterframes (Summenbilder) zu auch weggelassen werden. PixInsight stellt für fortgeschrittene An- erstellen. Das Fenster ist in drei Bereiche wender drei eigenständige Werkzeuge für unterteilt – links der Eingabebereich für die Summenbilder erstellen Kalibration, Registrierung und Integra- Rohbilder, im mittleren Bereich befinden sich tion (in PixInsight verwendeter Begriff für die dazugehörigen Parameter und rechts die Für die Erstellung der LRGB-Summen- das Summieren der Bilder) zur Verfügung: allgemeinen Einstellungen. bilder kann man ebenfalls die vorgegebenen Image Calibration, Image Registration und Die Eingabe der Bilder erfolgt durch die Einstellungen übernehmen. Sollten Artefakte Image Integration. Für den Anfänger, der in der Fußleiste angeordneten Schaltflächen (Sterne mit schwarzem Rand) im Summen- das Programm kennenlernen möchte, gibt »Add Bias«, »Add Darks«, »Add Flats« und bild aufscheinen, hilft es, im Bereich »Image »Add Lights«. Es Registration« die »Pixel interpolation« von werden für jedes »Auto« auf »BicubicSpline« zu ändern und H. Walter H. Binning die Belich- den »Clamping Threshold« auf 0,1 zu stellen. tungszeit, die Flat- Im untersten Bereich »Image Integration« und Lightframes zu- bleibt bei »Reject Algorythm« »Winsorized sätzlich nach Filter Sigma Clipping« eingestellt. Im rechten Fens- getrennt aufgelistet. terbereich »Options« werden alle Kästchen Die für die Auflis- abgewählt (bei DSLR- bzw. Farb-CCD-Fo- tung notwendigen tos ist die Option CFA anzuwählen, s. Abb. Informationen ste- 3). Außerdem ist noch ein Referenzbild hen im FITS-Hea- (»Registration Reference Image«), nachdem der der Bilder. Sollte die Lightframes ausgerichtet (registriert) die Informationen werden, anzugeben und der Ordner, wo- über die Belich- hin die erstellten Bilder gespeichert werden tungszeit, Filter usw. (»Output Directory«).

Abb. 8: Mit »BackgroundNeutralization« wird die Farbverschiebung in den RGB-Kanälen für den Hintergrundbereich des Bildes korrigiert, um einen neutralen Grauton zu erzielen. Dabei ist auf eine sorgfältige Auswahl des Previews zu achten, um nicht schwache Ausläufer von Nebeln bzw. Galaxien

einzuschließen. Diese Funktion ist vor der Farbkalibrierung anzuwenden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

47 Technik | Astrofotografie interstellarum 86 | Februar/März 2013

Abb. 9: Ein Preview (Vorschaubild) wird in PixInsight dazu verwendet, H. Walter H. Bildausschnitte zu erstellen. Benötigt werden sie bei Anwendungen, wo bestimmte Bereiche des Bildes ausgewählt werden müssen (z. B. bei der Farbkalibrierung), aber auch um an Vorschaubildern (rechenintensive) Be- arbeitungsschritte zu testen, bevor sie auf das Bild angewandt werden. Am einfachsten erstellt man Vorschaubilder mit dem Tastaturkürzel ALT + N und zieht bei gedrückter Maustaste den Rahmen. In der Shortcutleiste findet man dazugehörige Schalter zum Beispiel für das Ein- und Ausschalten der Anwendung zur raschen Beurteilung.

Nachdem alle Eingaben ge- die am Bildschirm sehr dunkel tätigt sind, gibt ein Klick auf angezeigt werden. Das Modul die Schaltfläche »Diagnostics« »ScreenTransferFunc­tion« (Pro- Auskunft, ob alle notwendigen cess → ImageIntensity → Screen- Frames vorhanden sind bzw. TransferFunction), Abkürzung andere Angaben fehlen. Wenn STF, streckt die Bilder für die Bild- z.B. keine Darkframes verwen- schirmdarstellung. Dazu klickt det werden, kommt die Meldung: man im STF-Fenster mit der lin- »Warning: No dark frames have ken Maus auf das Symbol »A« und been selected«. Dabei handelt es kann erstmals die Bilder »sehen«. sich nur um einen Hinweis und Jetzt werden im Prozess »Chan- keine Fehlermeldung. nelCombination« (Process → Co- Bestätigen mit »OK« und lorSpaces → LRGB­Combination) ein Klick auf »Run« starten die entsprechenden Bilder einge- Abb. 10: Die Grundlage der Farbkalibrierung in PixInsight besteht in das Skript. Das Hinweisfenster tragen (der Kanal L abgewählt, da der Annahme, dass im Bild die Farben im Mittel weiß sind, und unterscheidet erscheint wiederum, was mit es nur ein RGB-Bild ist, die ande- sich dadurch von Verfahren, die Sternspektren zur Gewichtung der R-/G-/B- »Continue« bestätigt wird. An- ren Parameter bleiben unverän- Faktoren verwenden. Zwei Methoden bietet PixInsight dafür an: 1. mittels schließend erscheint eine weitere dert) und durch Drücken auf das Referenzbereichen im Bild, die das Objekt bzw. den Hintergrund darstellen Meldung, die ausdrücklich da- blaue Kreissymbol (»Apply Glo- und 2.»Structure Detection«: Hier selektiert das Modul die Sterne aus dem rauf hinweist, dass ein besseres bal«) in der Fußleiste wird das Bild und berechnet daraus die Korrekturfaktoren. Ergebnis mit dem eigenständi- Farbbild erstellt. Mit STF erhält gen »ImageIntegration Tool« (s. man wiederum eine brauchbare Surftipps) erzielt werden kann Bildschirmdarstellung. H. Walter H. und der vollautomatische Pro- Deutlich sichtbar wird auch ein zess nur für einen ersten Anblick Farbstich sein. Um vorerst eine der Daten geeignet ist. Für den farblich neutrale Darstellung zu Einstieg in die Arbeitsweise von bekommen, wird im STF-Fenster PixInsight soll das aber nicht be- die Schaltfläche links oben (»Link unruhigen. Mit einem Klick auf RGB Channel«) deaktiviert und »Continue« wird der Prozess nun anschließend erneut auf das Sym- endgültig gestartet. bol »A« geklickt. Nun werden die Masterbilder Im nächsten Schritt wird das für Bias, Dark und Flat erzeugt, Bild beschnitten (wenn notwen- die Lightframes damit korrigiert dig), um Ränder, die z. B. durch (kalibriert), anschließend regis­ Dithern oder unterschiedliche triert (»ImageRegistration«) und Bildausrichtungen in mehreren die Master für die einzelnen LR- Aufnahmenächten entstanden GB-Kanäle erstellt und in den sind, zu entfernen. Das Werk- angegebenen Ordner gespei- zeug dazu nennt sich »Dyna- chert. Somit ist die Aufbereitung micCrop« (Process → Geome- (Preprocessing) der vielen Ein- try → DynamicCrop): Mit der zelbilder in vier Summenbilder linken Maustaste in das Bild (LRGB) abgeschlossen. klicken, einen Rahmen ziehen und die Maustaste loslassen. RGB-Bild erstellen Der Rahmen kann noch exakt angepasst und auch rotiert wer- Der nächste Schritt ist das Er- den, um z.B. eine Bildkante ge- stellen des Farbbildes. Dazu öffnet nau nach Norden auszurichten.

man die einzelnen RGB-Master, Mit einem Klick auf das grüne Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Häkchen (»Execute«) wird das 8 entspricht das Preview01), Werkzeug ausgeführt. welches den Hintergrund prä- Walter H. sentiert, wählt dieses im Back­ Gradienten entfernen groundNeutralization-Fenster an und zieht anschließend das Im nächsten Schritt werden blaue Dreieck auf das Bild. Ein die Gradienten (unterschiedliche Preview erstellt man am ein- Hintergrundhelligkeit) im Bild, fachsten mit dem Tastaturkürzel die durch Lichtverschmutzung ALT + n und zieht mit der Maus und eventuell inkorrekte Flat- den gewünschten Rahmen. frames entstanden sind, entfernt. Dazu verwendet man »Dynamic- Farbkalibrierung BackGroundExtraction« (Process → BackgroundModelization → Das Werkzeug zur Farbka- DynamicBackgroundExtraction). librierung befindet sich unter Das Bild wird mit einem Klick mit Process → ColorCalibration → der linken Maustaste aktiviert, ColorCalibration und besteht dann im Bereich »SampleGene- aus den zwei Hauptbereichen rator« auf »Generate« geklickt. »White Reference« und »Back- Alternativ dazu können die qua- ground Reference«. Für beide dratischen Auswahlbereiche, an- Referenzfelder wird ein Preview hand derer das Gradientenmodell erstellt. Für »White Reference« berechnet wird, auch händisch in wird die Galaxie ausgewählt das Bild durch Anklicken an der (siehe Abb. 8) und für den Hin- gewünschten Position eingetra- tergrund können wir das zuvor Abb. 11: Im »HistoryExplorer« werden alle Arbeitsschritte am Bild gen werden. Generell ist darauf zu erstellte Preview01 verwenden. gespeichert. Durch einen Doppelklick in der linken Spalte kann man Ar- achten, dass nur Hintergrundbe- Bleibt eines der Referenzfelder beitsschritte vor- und zurückblättern und bei einem Doppelklick auf ein reiche ausgewählt sind und nicht frei, wird das gesamte Bild he- Symbol öffnet sich das Werkzeug mit den verwendeten Parametern. Das zu viele Punkte gesetzt werden, rangezogen. Für »White Refe- kann von Interesse sein, wenn man Arbeitsschritte zurückgehen möchte, die man auch verschieben bzw. rence« ist das bei ausgedehnten die verwendeten Parameter einzelner Anwendungen nachlesen will wieder entfernen kann. Nebelregionen sinnvoll. In der oder ein Werkzeug mit identischen Einstellungen auf ein anderes Bild Danach bei »TargetImage- Process Console sind die errech- anwenden möchte. Correction« »Subtraction« aus- neten Gewichtungsfaktoren für wählen und anschließend auf die RGB-Kanäle aufgelistet. PRAXISTIPP den »Execute«-Button (grünes Achtung: »Structure Detec- Symbol) klicken. Es werden zwei tion« darf nicht angewählt sein. neue Bilder erstellt, nämlich ein Dies ist die zweite Methode zur Verwendete Prozesse Modell vom Hintergrund und Farbkalibrierung in PixInsight. ein neues RGB mit korrigierten Ist diese Option angewählt, wer- Blink: Hintergrund. Beide muss man den die Sterne im Bild verwendet  Process → Image Inspection → Blink wiederum mit STF aufhellen, um und es wird wiederum davon BatchPreprocessing: das Ergebnis deutlich zu sehen. Ist ausgegangen, dass die Summe Script → Batch Processing → BatchPreprocessing man mit diesem zufrieden, wer- aller Sternfarben weiß ergibt. ScreenTransferFunction: den die beiden neuen Bilder ge-  Process → Intensity Transformation schlossen, »Replace Target Image« Luminanzbild → ScreenTransferFunction ausgewählt und das blaue Dreieck ­beschneiden und LRGBCombination: auf das RGB-Bild gezogen. Diese Gradienten entfernen  Process → ImageSpaces → LRGBCombination Prozedur kann bei Bedarf auch DynamicCrop: mehrmals durchgeführt werden Nach dem Öffnen der Lumi-  Process → Geometry → DynamicCrop (zusätzlich zu »Substraction« nanzaufnahme wird wiederum DynamicBackgroundExtraction: auch »Division« probieren), soll- STF angewendet und es muss  Process → BackgroundModelization ten nicht alle Gradienten entfernt nun, ebenfalls wie beim RGB- → DynamicBackgroundExtraction worden sein. Bild, der Rand beschnitten wer- BackgroundNeutralization: Als Nächstes wird der Hin- den. Dazu wird der Mauszeiger  Process → ColorCalibration → BackgroundNeutralization tergrund farblich neutralisiert. auf die Bezeichnung »History ColorCalibration: Dazu gibt es das Modul Process Explorer« in der linken Leiste  Process → ColorCalibration → ColorCalibration → Color Calibration → Backgro- unten bewegt. Es öffnet sich HistogramTransformation: undNeutralization. Man erstellt das »History«-Fenster und man  Process → IntensityTransformations → HistogramTransformation dazu ein Vorschaubild (in Abb. wählt das RGB-Bild aus. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

49 Technik | Astrofotografie interstellarum 86 | Februar/März 2013

Jetzt werden sämtliche Arbeitsschritte, werden das Luminanzbild aus- und die H. Walter H. die bisher am RGB-Bild erfolgten, mit den RGB-Felder abgewählt. »Channelweights« zugehörigen Werkzeugen und Einstellungen bleibt unangetastet, da das RGB-Bild bereits aufgelistet. Ein Doppelklick auf den Eintrag farbkalibriert ist, und mit dem »Lightness«-Pa- »DynamicCrop« öffnet das Modul, in dem die rameter kann man die Helligkeit der Lumi- Einstellungen, die beim RGB-Bild angewandt nanzaufnahme nachträglich korrigieren. wurden, gespeichert sind. Jetzt genügt es, das Mit dem Regler »Saturation« kann die Farb- blaue Dreieck vom DynamicCrop-Fenster auf sättigung des RGB-Bildes erhöht (Werte <0,5) die Luminanzaufnahme zu ziehen und das und mit der dazugehörigen »Chrominance Bild wird mit denselben Abmessungen wie Noise Reduction« das Farbrauschen reduziert das RGB-Bild beschnitten. werden. Abschließend zieht man das Icon Dasselbe erreicht man, indem man das »New Instance« auf das RGB-Bild und damit ist grüne Symbol links neben der Bezeichnung das Luminanzbild in das RGB-Bild eingefügt. DynamicCrop mit der linken Maustaste Das LRGB-Bild soll jetzt weniger Rauschen, auf das Luminanzbild zieht. Damit ist ga- aber mehr Tiefe und Farbe haben, als das bis- rantiert, dass beide Bilder dieselbe Größe herige RGB-Bild. Somit ist die Erstellung eines haben und exakt ausgerichtet bleiben. Die LRGB-Bildes mit wenigen Arbeitsschritten Gradienten-Entfernung geschieht auf die- abgeschlossen und die ersten grundlegenden selbe Weise wie beim RGB-Bild. Somit sind Funktionen in PixInsight sind erklärt. die Vorbereitungsschritte für das RGB- und das Luminanzbild abgeschlossen. Jetzt fehlen für eine verfeinerte Darstellung des Bildes, für ein Pretty Picture, natürlich Strecken noch Zwischenschritte in der Bildbearbeitung, wie z.B. Rauschminderung, Schärfen oder Zum Strecken von Bildern bietet PixIn- Farbsättigung. Diese und weitere Bearbei- sight mehrere Möglichkeiten wie »Screen- tungstechniken werden Inhalt der folgenden TransferFunction« (vgl. Abb. 4), »Histogram- Artikel sein. Auch die Bearbeitung von Astro- Abb. 12: HistogramTransformation« bietet Transformation«, »AutoHistogram« und fotos in der Hubble-Palette sowie die Verwen- eine Möglichkeit Bilder zu strecken. Dazu bewegt »MaskedStretch«. Eine Methode, die verläss- dung spezieller Module, wie Deconvolution man zu Beginn den mittleren Regler (»Midto- liche Ergebnisse liefert, bedient sich des His- zum Rückrechnen von Abbildungsfehlern nes«) nach links. Im oberen Teil des Fensters togramms. Im Histogramm-Fenster klickt oder Skripte zur astrometrischen Berechnung wird synchron die Auswirkung auf das Bild an- man in der Fußleiste auf die Schaltfläche für von Aufnahmen und Objektidentifizierung gezeigt. Dann ist es notwendig den Schwarz- »Real Time Preview« (drittes Icon von links). in Bildern werden in dieser Serie vorgestellt. punkt (»Shadows«, linker Regler) nach rechts zu Es öffnet sich ein neues Fenster, in dem man Für viele dieser Arbeitsschritte sind geeig- schieben, um »schwarze« Bereiche des Bildes zu die Veränderungen am Bild in Echtzeit verfol- nete Masken notwendig, wofür in PixInsight entfernen. Dabei ist darauf zu achten, das Histo- gen kann. Bevor man das Bild hochzieht, soll sehr effiziente Module zur Verfügung stehen. gramm nicht zu beschneiden. Rechts neben dem der Resetbutton der ScreenTransferFunction Die Erstellung von effektiven Masken für die »Shadows«-Feld werden die entfernten Pixel in gedrückt werden, um das Bild wieder im Ori- Bildbearbeitung wird der Inhalt der nächsten Prozent und Anzahl angegeben. ginalzustand – nämlich dunkel – darzustellen. Folge des Workshops sein. Nun schiebt man im Histogramm-Fens- ter den mittleren Regler deutlich nach links Surftipps BUCHTIPP und sieht am Vorschaubild, wie das Bild heller wird. Danach ist es notwendig den (linken) Homepage von PixInsight: Schwarzpunktregler nach rechts zu schieben,  pixinsight.com um den Hintergrund wieder abzudunkeln. Englisches PixInsight-Forum: Die Anwendung der beiden Regler soll ab-  pixinsight.com/forum/ wechselnd geschehen, bis man mit der Dar- PixInsight-FAQ: stellung zufrieden ist. Nun schließt man das  pixinsight.com/faq/index.html Vorschaufenster und zieht das blaue Dreieck Deutsches PixInsight-Forum: auf das Bild. Das macht man sowohl mit dem  www.astronomicum.de/index.php RGB- als auch mit dem Luminanz-Bild und Dokumentation Image Integration: versucht dabei dieselbe Helligkeit in beiden  pixinsight.com/doc/tools/ Bildern zu erreichen. ImageIntegration/ImageIntegration.html Homepage von Herbert Walter: LRGB erstellen Stefan Seip: Digitale Astro-Bildbear-  www.skypixels.at beitung (DVD). Oculum-Verlag. 39,90€ Homepage von Daniel Gütl: Mit Process → ColorSpaces → LRGBCom-  http://www.oculum.de/oculum/  www.astrostyria.at bination fügt man nun das RGB-Bild und die titel.asp?nr=64

Luminanzaufnahme zusammen. Im L-Feld Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

50 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Technik | Test Eine runde Sache

für den Einstieg Technik

Die CCD-Kamera 428EX Mono von Atik

von Ullrich Dittler U. Dittler U.

Gekühlte CCD-Kameras zählen zu Recht zu den Leistungsträgern der digitalen Astrofotografie: Sie sind empfindlicher als DSLR, haben deutlich größere Chips als Webcams und sind mit ihren gekühlten Chips besser geeignet, das schwache Sternlicht über viele Minuten zu sammeln. Der englische Hersteller Atik hat mit der Atik 428EX eine Kamera neu auf den Markt gebracht, die zunächst durch ihre Gehäuseform auffällt.

Abb. 1: Klein und rund: Die kompakte CCD-Kamera Atik 428EX aus England ist für den Einstieg in die CCD-Welt gedacht. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

51 Technik | Test interstellarum 86 | Februar/März 2013

DANK Dittler U.

Die Kamera wurde zur Verfügung gestellt von Artemis CCD Ltd., Cam- bridge, England.

ls um den Jahrtausendwechsel zu- nehmend Webcams zur Fotografie der Planeten in die Astrofotografie AEinzug gehalten haben, hat sich ein enga- gierter Amateur für seine astrooptimierten Webcam-Umbauten schnell einen Namen in der Szene gemacht: Steve Chambers. Aus der Entwicklung von astrooptimierten Web- cams entstand bald die Firma Atik, die Steve Chambers vor weniger als einem Jahrzehnt gegründet hat. Der junge britische Anbieter – die Kameras werden in England entwickelt und in Portugal gebaut – hat in den letzten Jahren sein Angebot an CCD-Kameras konti- nuierlich ausgebaut. Ziel ist es, eine breite Pa- Abb. 2: Der Lieferumfang der CCD-Kamera umfasst den Kamerakopf, eine englischsprachige Anlei- lette von CCD-Kameras anzubieten, die leicht, tung und Treiber-/Software-CD, ein USB-Kabel und ein Spannungsversorgungskabel mit 12V-Anschluss. leistungsfähig und preiswert sind – insgesamt umfasst sie derzeit 12 verschiedene Modelle. Während in den größeren Kameras den ICX274 mit 1620 × 1220 Pixeln enthält. entweder der 4002 × 2672 Pixel große Ko- Neu sind die Kameras Atik 420 (die eben- Die Modellpalette der dak-Chip KAI-11002 (in der Atik 11000), falls den Sony-Chip ICX274 mit der Auflösung Atik-Kameras der Kodak-Chip KAF-8300 mit 3362 × 2504 von 1620 × 1220 Pixeln enthält), die Atik 450 Pixeln (in der Atik 383L+) bzw. der 2048 × mit der Auflösung von 2448 × 2050 Pixeln, die Das Angebot von Atik reicht von der klein- 2048 Pixel umfassende Kodak-Chip KAI- der ICX655 bietet, die Atik 428EX, auf die im formatigen »Atik Titan«, die mit ihrem 659 04022 (in der Atik 4000 bzw. Atik 4000LE) Folgenden näher eingegangen werden soll, so- × 494 Pixel großen Sony-ICX424-Chip vor zum Einsatz kommen, ist das Angebot bei wie die Atik 460 EX mit 2750 × 2200 Pixeln des allem als Planeten- und Guiding-Kamera den Kameras mit mittlerer Chipgröße noch Sony-Chips ICX694. Gemeinsam ist den Ka- ausgelegt ist – und daher an die Anfänge vielfältiger und geprägt von den Sensoren meras der neuen 400er-Serie die sehr schlanke von Steve Chambers im Bereich der Web- von Sony: Der Sony-Chip ICX205AL findet und längliche Bauform, die die Kameras für cam-Entwicklung anknüpft – über ein relativ mit seinen 1392 × 1040 Pixeln in der Atik den Einsatz an Hyperstar- oder Faststar-Sys- breites Angebot an mittleren CCD-Kameras 314E Verwendung, die gleiche Auflösung temen von Celestron-SCT prädestiniert. Alle bis hin zu vollformatigen As­trokameras und bietet auch der ICX285AL, der in der Atik genannten Kameras sind wahlweise mit Farb- entsprechenden Filterrädern. 314L+ eingesetzt ist, während die Atik 320E oder Monochrom-Chip verfügbar.

Abb. 3: Blick auf Vorder- und Rückseite der Kamera mit Okularanschluss. U. Dittler U. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

52 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Technik | Test

1,0 U. Dittler U. 0,8

0,6

0,4 interstellarum Corporation, Sony

0,2

Relative Empfindlichkeit

400nm 500nm 600nm 700nm 800nm 900nm 1000nm Wellenlänge

Abb. 4: Die Quanteneffizienz des in der Atik 428EX (monochrom) verwendeten Sony-Chips­ ICX674.

Die Software: Artemis Capture

Zusammen mit dem Kamerakopf werden zwei Software-CDs ausgeliefert, die neben den Treibern für Atik-Kameras auch das recht umfangreiche Softwarepaket »Arte- mis Software« enthalten: Neben der Aufnah- mesoftware »Artemis Capture« beinhaltet Abb. 5: Zum Lieferumfang gehört die Aufnahmesoftware »Artemis Capture«. das Paket auch ASCOM-Treiber für die Kamera und ein optionales Filterrad, au- ßerdem Plugins für die bekannten Kame- Die Kamera: Atik 428EX 12V-Zigarettenanzünder ebenso zum Lie- rasteuerungsprogramme Astroart, Maxim ferumfang wie eine CD mit Treibern und DL sowie CCDSoft. Darüber hinaus ist mit Für diesen Beitrag wurde uns eine mo- Software (dazu später mehr). Insgesamt »DAWN« eine von Atik für ihre Kameras nochrome Version der neuen Atik 428EX zur macht die Kamera in ihrem rot eloxierten entwickelte Bildbearbeitungssoftware ent- Verfügung gestellt. Die 428EX ist im neuen, Aluminiumgehäuse einen sauber verarbei- halten. Die zweite beiliegende CD beinhaltet rot eloxierten Gehäuse der 400er-Serie mit teten und wertigen Eindruck. zudem ein umfangreiches Tutorial-Ange- rund 12cm Länge und 5cm Durchmesser un- bot unter dem Titel »Image Processing for tergebracht. Die Kamera wiegt 400g und be- Der Chip: Sony ICX674ALG Astrophotography«­ in der sogenannten lastet damit den Teleskopauszug nur wenig. Starter Edition. Teleskopseitig findet die Kamera Anschluss Für die Abbildung der astronomischen Artemis Capture ist eine relativ einfach entweder über den zum Lieferumfang ge- Objekte ist in der Atik 428EX der Sony-Chip zu bedienende Aufnahmesoftware, die im hörenden 1¼"-Steckanschluss (ein 2"-An- ICX674ALG verantwortlich: Auf einer De- Wesentlichen über die drei Reiter »Cooler« schlussstück liegt der Kamera nicht bei) oder tektorfläche von 8,8mm × 6,5mm finden zur Steuerung der Chip-Temperatur, »Ex- über das integrierte T2-Gewinde, das auch 1932 × 1452 Pixel Platz, so dass sich eine posure« zur Steuerung der Belichtung und die von vielen Astrofotografen bevorzugte Pixelgröße von quadratischen 4,54µm × »Display« zur Anzeige des aufgenommenen verschraubte Verbindung zwischen Teleskop 4,54µm ergibt. Insgesamt verfügt die Ka- Bildes gesteuert wird, wobei die Einträge und Kamera ermöglicht. Auf der Rückseite mera damit über eine Auflösung von 2,8 auf den Reitern selbsterklärend sind und der Kamera fällt zunächst der 2,9cm große Megapixeln bei einer Chipdiagonalen von ein Blick in die als PDF-Datei mitgelieferte, Ventilator zur Kühlung der Aufnahmeein- 11mm. Die thermoelektrische Kühlung der nur 15-seitige englischsprachige Anleitung heit auf, darunter sind die (gesteckten) An- CCD-Kamera kann den Aufnahmechip zunächst für die Aufnahme der ersten Bilder schlüsse für die Stromversorgung und die laut Hersteller maximal um 25°C unter die nicht notwendig erscheint. Mini-USB-Buchse für den Datentransfer Umgebungstemperatur kühlen. Für Aufnahmeserien ist der – in der Anlei- zum PC zu finden. Seine höchste Empfindlichkeit erreicht tung erstaunlicherweise nicht erklärte – »Se- Beide Steckverbindungen sind nicht der Chip im Bereich von 550nm bis 600nm quenzer« besonders hilfreich, da er die auto- zugentlastet und auch eine Kabelführung (grünes bis gelbes Licht); von 400nm bis matisierte Erstellung von Aufnahmeserien eng entlang am Kamerabody, wie sie für 500 nm, d.h. im Bereich des violetten bis mit gleicher oder unterschiedlicher Belich- die Verwendung an HyperStar- und Fast- blauen Lichtes, steigt die Empfindlichkeit tungszeit ermöglicht. Hierbei können auch star-Systemen von Vorteil wäre, ist nicht deutlich an, während sie im roten und inf- unterschiedliche Filter zum Einsatz kommen integriert – so dass vermutlich handels- raroten Spektralbereich (ab 600nm) wieder – sofern die Kamera gemeinsam mit einem übliche Kabelbinder die Kabel bei der Ver- abfällt. Im Bereich von 656nm, d.h. in dem Atik-Filterrad betrieben wird. Mittels der wendung an derartig modifizierten schnel- für Astrofotografen so wichtigen Hα-Licht, entsprechenden PlugIns kann die Atik 428EX len SCT übernehmen müssen. Neben der liegt die Empfindlichkeit gemäß Kennlinie auch über die bekannten und leistungsfähi- 1¼"-Anschlusshülse und einem USB-Ka- noch bei rund 90% der maximalen Empfind- geren Astro-Programme Maxim DL, Astro- bel gehört eine Spannungsversorgung für lichkeit des Chips. Art oder CCDSoft gesteuert werden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

53 Technik | Test interstellarum 86 | Februar/März 2013

U. Dittler

a b

Abb. 6: Bildergebnisse der Atik 428EX, angeschlossen an einen 8"-Astrographen bei f/3 (a) jeweils mit Hα-Filter von Baader Planetarium;

Testarrangement Schlange bis hin zum Schwan auf die Beob- durch einen 2"-Anschluss eines Fremdher- achtungsliste zu setzen. Mit dem Omega- stellers ersetzt, der in das T2-Gewinde Die Installation der Kamera und der nebel (Messier 17), Adlernebel (M 16, NGC der Atik-CCD-Kamera geschraubt wurde mitgelieferten Software erfolgt dank der 6611), aber auch dem Gamma-Cygni-Nebel und dann im 2"-Auszug des Teleskops mitgelieferten gedruckten (Kurz-)Anlei- (IC 1318) bis hin zum populären Nordame- Anschluss fand. tung problemlos innerhalb weniger Minu- rikanebel (NGC 7000) boten sich damit ten, ebenso die Adaption der Kamera am verschiedene Objekte zur Fotografie an. Die Die Kamera im Teleskopauszug. Atik 428EX wurde dazu an einen schnellen nächtlichen Einsatz In den wieder länger werdenden Nächten Astrographen (8" f/3) angeschlossen. Da bei des letzten Spätsommers und Herbstes bot es der Jagd nach den Nebelgebieten ein vorhan- Nach dem Anfahren der zu beob- sich an, die leuchtenden Nebelgebiete vom dener 2"-Hα-Filter verwendet werden sollte, achtenden Objekte erfolgte jeweils eine horizontnahen Sternbild Schütze über die wurde der serienmäßige 1¼"-Steckanschluss Nachfokussierung und anschließend die Belichtungsreihe durch einen in den 2"-An- Technische Daten der Atik 428EX schluss eingeschraubten 2"-Filter; in die- sem Fall einen 35nm-Hα-Filter von Baader Chip Sony ICX674 Planetarium. Pixelanzahl 1932 × 1452 Die Absenkung der Chip-Tempera- Pixelgröße 4,54µm × 4,54µm tur geht nach dem Anklicken der »Coo- Sensorgröße 8,8mm × 6,5mm ling«-Funktion erfreulich schnell vonstat- Quanteneffizienz (540nm) 77% ten – die Anleitung rät, der Kamera vor der ersten Aufnahme 5 Minuten Zeit zu geben, Ausleserauschen 5e– um den Chip auf die gewählte Arbeitstem- Dynamikumfang 16 Bit peratur abzusenken und diese Temperatur Anschluss Mini-USB konstant zu halten. Bei unseren Tests war Belichtungszeit 0,001s – 9999s die gewählte Arbeitstemperatur schneller Kühlung Ventilator, bis ca. 25°C unter Umgebungstemperatur erreicht – und wurde anschließend in der Nacht auf 0,2°C genau gehalten. Teleskopanschluss 1¼" Die Fokussierung ist mittels der mitge- Größe 12cm × 6cm lieferten Software Artemis Capture und der Gewicht 400g auf den Tasten F1 bis F8 hinterlegten kurzen Lieferumfang Kamerakopf, 1¼"-Anschluss, USB-Kabel, Stromkabel, Anleitung, Belichtungszeiten schnell und unkompli- Software-/Treiber-CD ziert möglich: Die Software zeigt hierzu die

Listenpreis 1850€ FWHM-Werte eines ausgewählten Sterns Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

54 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Technik | Test

c d b) Omeganebel, Messier 17, 12×3min; c) Adlernebel, Messier 16, 12×4min; d) Gamma-Cygni-Nebel IC 1318, 18×3min (Ausschnitt) an, so dass die Auswirkungen der Fokussie- mit den gleichen Aufnahmeparametern) Fazit rung direkt überprüft werden können und oder durch das Abarbeiten von zuvor der optimale Fokuspunkt schnell gefunden definierten Aufnahmesequenzen. Im Vergleich zu anderen – und meist teu- werden kann. Besonders die Aufnahmemodi für Bild- reren – Astro-CCD-Kameras ist zu beachten, Auch die Anfertigung der eigentlichen serien und Bildsequenzen vereinfachen die dass die Atik 428EX den Aufnahmechip nur Aufnahmen unterstützt die Software nächtliche Arbeit mit der Kamera. Die Mög- um 25°C unter die Umgebungstemperatur schnell und unkompliziert: Nach der Ein- lichkeit zum automatisierten Abzug eines kühlt – andere Kamerahersteller kühlen bis gabe von Belichtungszeit (die Software Dunkelbilds oder eines Flatfields bietet die zu 50°C unter die Umgebungstemperatur unterstützt Belichtungszeiten von 0,001s Software nicht; auch verfügt die Kamera allein durch thermoelektrische Kühlung bis 9999s), Binning (von 1×1- bis 8×8-Bin- nicht über einen mechanischen Shutter, der (was das Signal/Rausch-Verhältnis der ning) und der Angabe des Speicherorts der die Anfertigung solcher Darks erleichtert. Chips und damit die Bildqualität verbes- Bilder kann die Kamera ihre Arbeit be- Der Download der 2,8 Megapixel-Bilder sert). Auch wird die Größe des in der Atik ginnen: entweder durch die Anfertigung von der Kamera zum Rechner erfolgt in 428EX verwendeten Chips (mit einer Bild- von Einzelbildern, von Bildserien (fort- nur rund 3s; die Speicherung erfolgt im diagonalen von knapp 11mm) sicherlich von laufende Anfertigung von Aufnahmen FITS-Format, so dass die Aufnahmen in Astrofotografen, die zuvor Erfahrungen mit den gängigen Programmen weiter bearbei- einer DSLR (Bilddiagonale über 26mm) am tet werden können. Teleskop gesammelt haben, als recht klein BEWERTUNG Leider verfügt die Kamera nicht über eine empfunden. Dennoch bietet die Atik 428EX Status-LED, so dass der Fortschritt beim für unter 2000 Euro den Einstieg in die As- Die Kamera in der Praxis Abarbeiten einer Aufnahmesequenz nur trofotografie mit gekühlten CCD-Kameras auf dem Computerbildschirm, nicht jedoch und ist für Einsteiger in die CCD-Fotografie hochwertige Verarbeitung direkt an der Kamera, mitverfolgt werden sicherlich eine runde Sache. sehr gut geeignet zur Ver- kann, da die Kamera nicht signalisiert, wann wendung an Hyperstar-/ sie ihre Arbeit abgeschlossen hat. Faststar-System Im Gegensatz zu Kameras einiger ande- Einfache und strukturierte rer Hersteller verfügt die Atik 428EX weder INTERAKTIV Bedienung der Software AstroFX über einen eingebauten Guidingchip (wie Chip-Kühlung wenig dies bei SBIG-Kameras der Fall ist) noch ei- leistungsfähig nen integrierten Off-Axis-Guider (wie dies Haben Sie Fragen zum Artikel oder geringe Chipgröße bei QSI-Kameras der Fall ist), die Nachfüh- einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- Netzteil nicht im Lieferumfang rung der Kamera sollte daher während der den Sie uns einen Leserbrief: enthalten Aufnahme durch eine separate Guidingcam  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp

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55 Technik | Know-how interstellarum 86 | Februar/März 2013 S. Seip

Schritt-für-Schritt

Technik Wie kann man Abb. 1: Das Ergebnis einer Strichspurberech- Strichspuraufnahmen nung durch die Software »Startrails«. Das Inset zeigt einen Bildausschnitt aus der linken, oberen optimieren? Ecke: Die Strichspuren weisen Lücken auf.

von Stefan Seip der Sterne dann um zwei statt um einen Dreh- punkt laufen. Außerdem kritisch sind defor- mierte Strichspuren, wie sie aufgrund von Ver- zeichnung oder Verzerrung entstehen können. Verzeichnung ist ein Abbildungsfehler von Ob- elichtet man mit unbewegter Kamera übernommen, das dunklere ignoriert. Das jektiven, systembedingt stark ausgeprägt und bei Nacht eine Landschaft einige Mi- heißt, dass von einer Addition bei diesem Ver- gewollt bei Fisheye-Optiken. Vor allem starke nuten oder gar Stunden lang, erschei- fahren nicht die Rede sein kann. Vergleichbar Weitwinkel-Objektive sind davon betroffen. Bnen die Sterne auf dem Foto aufgrund der Erd­ ist die Methode mit Ebenen in Photoshop, die Verzerrung ist der Abbildungsgeometrie ge- rotation als Striche oder Bögen. Das Resultat mit dem Überblendmodus »Aufhellen« mitei- schuldet und stellt keinen Objektivfehler dar. stellt eine Strichspuraufnahme dar. nander kombiniert werden. Wiederum sind es starke Weitwinkelobjektive, Da die maximal sinnvolle Belichtungszeit Betrachtet man eine auf diese Art und Weise bei denen solche perspektivischen Verzerrun- bei Digitalkameras limitiert ist und durch das zustande gekommene Strichspuraufnahme gen besonders ausgeprägt sind. lineare Ansprechverhalten der Sensoren auf (Abb. 1) genauer, fällt unangenehm ins Auge, Mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Licht außerdem schnell Überbelichtung droht, dass die Strichspuren kurze Lücken aufwei- Photoshop (CS) können Sie aus Ihrer fertig müssen digitale Strichspuraufnahmen aus sen, selbst wenn die Pause zwischen den Ein- berechneten Strichspuraufnahme die Lücken mehreren bis vielen Einzelaufnahmen durch zelaufnahmen so kurz ist, wie es technisch bei in den Sternspuren schließen: Bildverarbeitung miteinander kombiniert Spiegelreflexkameras machbar ist. Bei verklei- werden. Eine leicht zu bedienende Software, nerter Bilddarstellung wird das oftmals nicht 1. Auswahl des Vordergrunds die diese Aufgabe erledigt, ist das Programm bemerkt, sehr wohl aber bei großer Darstellung »Startrails«, das als Freeware zur Verfügung (Projektion, Druck, Poster). Die Lücken in den Öffnen Sie Ihre Strichspuraufnahme mit steht (vgl. Surftipp). Die Funktionsweise von Strichspuren können in Photoshop geschlos- Photoshop. Blenden Sie – falls noch nicht ge- Startrails ist simpel: Eine Aufnahme wird sen werden, wenn alle Sternspuren auf dem schehen, die Ebenen-Palette ein mit dem Be- »über« eine untere gelegt und für jedes ein- Bild entweder radial oder linear verlaufen. Je fehl »Fenster/Ebenen«, Tastenschlüssel »F7« zelne Pixel geprüft, ob das untere oder das kleiner der Bildwinkel des verwendeten Ob- ein. Drücken Sie »Strg«+»J«, um von der Hin- obere Bild eine größere Helligkeit aufweist. jektivs ist, desto größer ist die Chance, dass tergrundebene eine Kopie anzulegen, die den Das jeweils hellere Pixel wird für das Resultat diese Situation gegeben ist, insbesondere dann, Namen »Hintergrund Kopie« trägt. wenn die Region des Verwenden Sie nun geeignete Auswahlwerk- Himmelnord- oder zeuge von Photoshop, um auf der Ebene »Hin- S. Seip Südpols abgelichtet tergrund Kopie« nur die Landschaftselemente wurde. Weitwin- auszuwählen, nicht jedoch den Sternhimmel. kelaufnahmen von Je nach Beschaffenheit des vorliegenden Bildes Bereichen nahe des Himmelsäquators INTERAKTIV hingegen sind pro- blematisch, weil die Krümmungsradien Haben Sie Fragen zur Astrofotografie und Bildbearbeitung? Unser Experte Ste- Abb. 2: Der stati- fan Seip beantwortet sie an dieser Stelle! sche Vordergrund des Unser Anfrageformular finden Sie unter: Bildes wurde in Pho-  www.interstellarum.de/knowhow.asp

toshop ausgewählt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

56 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Technik | Know-how S. Seip

Abb. 5: Nach Abschluss der Bildbearbeitung  wirken die Sternspuren sehr viel angenehmer – die Lücken sind verschwunden. eignet sich dazu das »Magnetische Lasso«, das »Polygon-Lasso«, der »Zauberstab« oder das »Schnellauswahlwerkzeug«. Die verschiedenen Werkzeuge können auch nacheinander ange- wendet werden, um verschiedene Bildbereiche zu bearbeiten. Bei den meisten dieser Werk- zeuge gilt: Mit gedrückter »Shift«-Taste können Verschieben Sie mit der Maus den Dreh- und parallel und sind mehr oder minder gerade zur Auswahl neue Bereiche hinzugefügt wer- Angelpunkt, der anfangs in der Bildmitte sitzt, Linien, wird die Ebene »Hintergrund Kopie« den, mit gedrückter »Alt«-Taste versehentlich an die Position des Himmelspols. Zu verschie- nicht gedreht, sondern lediglich verschoben. ausgewählte Bereiche wieder von der Auswahl ben ist eine Art »Fadenkreuz« (Abb. 3). Am besten eignen sich dazu die Cursortasten subtrahiert werden. Wie das Ergebnis ausse- Verändern Sie den Überblendmodus der ak- auf der Tastatur. Eine Verschiebung des Dreh- hen kann, zeigt die Abb. 2. Die Auswahl des tuellen Ebene von »Normal« auf »Aufhellen«. punktes ist dabei nicht nötig. statischen Vordergrunds kann sehr aufwendig Drehen Sie nun die Ebene um einen winzigen sein, wenn zum Beispiel fein verzweigte Äste Winkelbetrag, so dass die Lücken der Sternspu- 3. Artefakte entfernen von Bäumen in den Himmel ragen. ren geschlossen erscheinen. Bevor Sie diese Ak- Drücken Sie erneut »Strg«+»J«, um nur die tion mit der Taste »Enter« bestätigen, zoomen Um den Strichspuren die letzten digitalen Auswahl, also den ausgewählten Vordergrund, Sie mit »Strg«+»+« in das Bild ein und untersu- Artefakte zu nehmen und eine fast »analoge in eine dritte Ebene zu kopieren, die den Na- chen verschiedene Bildregionen, um den Erfolg Anmutung« zu erreichen, können Sie an dieser men »Ebene 1« bekommen wird. Klicken Sie Ihrer Aktion sicherzustellen. Achten Sie darauf, Stelle optional den Befehl »Filter/Rauschfilter/ auf den Namen der Ebene »Hintergrund Ko- nicht zu weit zu drehen, die Sternspuren sollten Staub und Kratzer« wählen und bei Radius »1 pie«, um diese weiter zu bearbeiten. nicht merklich länger werden! Pixel«, bei Schwellenwert »0 Stufen eintragen« Wählen Sie den Befehl »Ebene/Mit darunter (Abb. 4). 2. Drehpunkt verschieben liegender auf eine Ebene reduzieren«, Tasten- Wählen Sie den Befehl »Ebene/Auf Hinter- schlüssel »Strg«+»E«. grundebene reduzieren« und speichern Sie das Wählen Sie das »Verschieben-Werkzeug«, Wenn der Himmelspol außerhalb des Ergebnis ab. Tastenschlüssel »V« und achten Sie darauf, Bildes liegt, dann muss man dessen Position Die kritischen Phasen dieser Bearbeitung dass in der Eigenschaftsleiste die Option schätzen und gegebenenfalls mehrere Versu- sind die Auswahl des Hintergrunds und die »Transformationssteuerungen« angehakt ist. che unternehmen. Verlaufen die Strichspuren Verschiebung des Drehpunkts, dort ist beson- ders viel Sorgfalt vonnöten. S. Seip S. Seip Abb. 3: Dieses »Fadenkreuz« stellt den Drehpunkt dar. Es muss mit der Maus an die Stelle des Himmelsnordpols verschoben werden.

Abb. 4: Dialogfeld »Filter/Rauschfilter/Staub und Kratzer« von Photoshop.

Surftipps

Software Startrails:  www.startrails.de Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

57 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Beobachtungen | Erlebnis interstellarum 86 | Februar/März 2013

Himmlisches

Beobachtungen Lichtspiel

Aurora Borealis über den Lofoten

von Frank Gasparini

F. Gasparini Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

60 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Beobachtungen | Erlebnis

eise rauscht die Meeresbrandung

an das nahe gelegene Ufer, ein küh- Gasparini F. ler, bei leichten Minusgraden aber Lglücklicherweise schwacher Wind weht aus Nordwesten. Das von Raureif bedeckte Gras knirscht bei jedem Schritt unter den Schuhen. Über uns wölbt sich ein sternklarer Himmel, an dem sich deutlich das Band der Milch- straße abzeichnet. Unser Interesse gilt aber einem anderen Lichtband, das sich im Norden unterhalb des Großen Wagens am Himmel entlang zieht und im Nordwesten bzw. Nor- dosten bis zum Horizont reicht. Seine Lage ist weitgehend ortsstabil und an der Unterseite ist es recht deutlich begrenzt, die Oberkante ist eher diffus auslaufend. Innerhalb des Ban- des bilden sich regelmäßig verdichtete Kno- ten, die sich anschließend in hellere Zonen auseinanderziehen, um dann wieder in dem schwächeren Hintergrund unterzugehen. Diese Lichterscheinung wird von grünlichen, gelegentlich rötlichen, selten auch von violet- ten bis blauen Farbtönen begleitet und wirkt Abb. 2: Der kurz zuvor noch gleichmäßige Polarlichtbogen (unteres Lichtband) fasert in Strahlen auf den ersten Blick fast statisch. Die Verände- auf und beginnt im Osten aufzufächern. Rote Farben deuten hier auf eine Sauerstoffanregung in rungen sind nur bei genauem Hinsehen über großer Höhe bis 200km hin, violette Farben stammen von angeregtem Stickstoff und erfordern hohe einen längeren Zeitraum zu erkennen. Energien mit starkem Sonnenwind.

Hektik während der Anreise in der Türe) waren nach dem Ausladen des wie verwandelt. Aus dem eher statischen Po- Gepäcks alle sofort wieder wie elektrisiert im larlichtband entwickelt sich nach und nach Das Polarlicht, Nordlicht oder auch Aurora Freien. Der Nordhimmel demonstrierte uns in eine wahre Lichter-Show. Dünne, grüne Stri- Borealis genannt, ist der Grund für unsere dieser ersten Nacht auf beeindruckende Weise che ziehen über den Himmel, um Momente vierköpfige Reisegruppe, drei davon erfahrene die Faszination des Polarlichtes, der wir – trotz später im Nichts zu verschwinden. Andere fä- Hobbyastronomen, die Lofoten jenseits des Müdigkeit von der langen Anreise – bis in die chern weit auf und zeigen an der Oberseite in- nördlichen Polarkreises im Oktober 2012 zu frühen Morgenstunden erlagen. tensive rote bis violette Schleier. Ganze Bündel besuchen. Eine gewisse Hektik erfasste uns, als von breiten Bändern wehen wie Gardinen im während der abendlichen Anreise vom Flug- Kaiserwetter am Polarkreis Wind, während sich andernorts pulsierende, hafen Evenes zu unserer Unterkunft unerwar- flächige Lichter fast wie Wolkenberge auftür- tet die Bewölkung aufriss und sich der erste Von der Hektik der ersten Beobachtungs- men. Formenvielfalt und Farbenspiele sind Lichtbogen über den Himmel spannte. Beseelt nacht ist nichts mehr zu spüren. Tagsüber mit Worten nicht zu fassen. von dem Wunsch dieses Polarlicht gleich zu erkunden wir bei teilweise grandiosem Wet- beobachten und zu fotografieren – wer wusste ter die Inselkette mit ihrer beeindruckenden Abb. 3: Aus dem Bogen lösen sich häufig helle schon, wie sich das Wetter und die Polar- Landschaft und suchen geeignete Standorte Knoten heraus. lichtaktivität in den Folgetagen entwickeln für die nächtliche Beobachtung und Foto-Do- würden – wurden kurzerhand die Kameras kumentation. In der Nacht stehen wir an den ausgepackt. Andererseits war ein wirklich gu- Stativen und bedienen konzentriert die dar- Gasparini F. ter Standort auf die Schnelle entlang der Fern- auf montierten DSLR-Kameras. Gelegentlich straße E10, die den Archipel von Nord nach leuchtet eine gedimmte Stirnlampe auf, um Süd komplett durchzieht, nicht zu finden und Kameraeinstellungen vorzunehmen oder zudem war eine feste Uhrzeit zur Übergabe glimmt ein Display auf, um die letzte Auf- des angemieteten Ferienhauses vereinbart. Da nahme zu kontrollieren. Es hat sich bereits wir bereits schlecht im Zeitplan lagen, wurde eine gewisse Routine in den Abläufen einge- nach einem kurzen Foto-Stopp widerwillig stellt, denn wir erleben bereits die vierte Polar- die Autofahrt fortgesetzt, immer begleitet von licht-Nacht unter fantastisch klarem Himmel neugierigen Blicken nach draußen. An der Un- und es sollten noch weitere folgen. terkunft angekommen (vom Verwalter keine Plötzlich geht ein Raunen durch die Gruppe. Spur, der Schlüssel steckte einfach von außen »Heller Beamer im Westen«, »auffächerndes Band von Nordost bis in den Zenit« oder ähn- Abb. 1: Stille Wasserflächen bieten reizvolle lich lauten die Hinweise aus der Gruppe, denn

Motive mit Spiegelung des Polarlichtes. wie mit einem Paukenschlag ist der Himmel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

61 Beobachtungen | Erlebnis interstellarum 86 | Februar/März 2013 F. Gasparini F.

Abb. 4: Strahlenförmige Bänder mit schöner Höhenstaffelung der Farbe.

Abb. 5: Die Verwirbelungen des Polar- Im Zenit leuchtet eine Korona auf und Lichtfetzen übersät, die die Landschaft in ein lichtbandes ändern sich mitunter binnen scheint ihr Licht direkt über uns zu ergie- unwirkliches Licht tauchen. weniger Sekunden. ßen. Kaum zu glauben, dass diese Phäno- Was für ein Bild! Der richtige Zeitpunkt mene in 100–200 Kilometer Höhe entstehen. an etwas Schlaf zu denken, wer weiß, was die Der ganze Himmel scheint zu brennen, die nächste Nacht bringt.

F. Gasparini F. Veränderungen vollziehen sich so schnell, dass wir sie nicht alle erfassen können. Die HINWEIS Kameras werden teilweise umprogrammiert und schießen für 30–45 Minuten im 5-Se- kunden-Takt Bilder, um die Veränderungen Sehen Sie ein Interview mit dem in Video-Sequenzen zu dokumentieren. Wir Autor sowie Polarlicht-­Animationen überlassen die Technik derweil sich selbst in der aktuellen Ausgabe der und genießen in dieser Zeit nur das Beob- interstellarum Sternstunde: achten und Staunen. Ein kurzer Blick ins In- www.interstellarum.de/video.asp ternet bestätigt eine sehr hohe Aktivität an den regionalen Magnetometern, die noch ein längeres Andauern der Polarlichtaktivität er- Surftipps warten lässt. Wer sicher gehen will, nichts zu verpassen, kann sich auch auf die SMS-Warn- liste des »Polarlightcenter« in Laukvik, Lo- Lage geomagnetischer Stationen: foten eintragen lassen. Tatsächlich hält die  flux.phys.uit.no/map Aktivität noch einige Stunden an, flacht aber Aktuelle Magnetometer-Daten: kontinuierlich ab. Kurz vor 4:00 Uhr kulmi-  flux.phys.uit.no/cgi-bin/mkstackplot. niert Orion – er steht hier nur knapp über cgi?&comp=H&nor=&Sync=& dem Horizont – darüber stehen Jupiter und Polarlightcenter in Laukvik, Lofoten: die Plejaden. Der gesamte Himmel ist von  www.polarlightcenter.com

sich langsam bewegenden, grün leuchtenden Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

62 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Beobachtungen | Objekte der Saison

Leser beobachten: M 48 Beobachtungen

Abb. 1: Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 40D (modifiziert), ISO 800, 24×3min, 6×5min, 8×10min. Siegfried Kohlert

BEOBACHTUNGEN

M 48

•• Bloßes Auge: fst 6m, 5; schwach aber 8m sichtbar. Wolfgang Vollmann etwa gleichheller, vor einem Hinter- eindeutig mit freiem Auge als Nebel- •• 150/750-Newton: Großer, deutlich grund schwächerer Sterne besteht. wölkchen zu sehen. M 48 ist ein »Him- sichtbarer Sternhaufen. Sehr einfach zu In der Mitte fällt bei 80× – 190× eine melsprüfer«. Wolfgang Vollmann beobachten. Aufgelöst. Die am engsten C-förmige Figur auf, die aus drei Zwei- •• Bloßes Auge: fst 6m, 9; erfordert eine stehenden Sterne bilden einen deut- ergruppen von Sternen besteht, mit dunkle Nacht mit guter Transparenz. lich sichtbaren Bogen. Der Bogen hat einem weiteren schwächeren Pärchen Dann ist mittels indirekter Sicht ein seine höchste Dichte in der Mitte des in der Mitte. Das ganze Gesichtsfeld recht deutlicher Nebelfleck erkennbar. Haufens. Einige Stellen im Haufen sind ist dann voller Sterne. Am besten aber Matthias Juchert ohne Sterne. Verschieden helle Sterne. wirkt der gesamte Haufen doch bei •• 8×42-Fernglas: SQM-L 21m, 2/q"; heller, Unregelmäßige Form. 53×. Gerd Kohler niedrigerer Vergrößerung. Hans-Georg zum Teil aufgelöster Sternhaufen von •• 200/800-Newton: Groß und gut zu Purucker. knapp einem Grad Durchmesser, in Ost- sehen. Mittlere Anzahl mittelheller •• 400/1800-Newton: SQM 20m, 58/q"; West-Richtung etwas ausgedehnter. bläulich– weißer Sterne. Unregelmäßig Offener Haufen, ziemlich groß, etwa Die zentrale Verdichtung lässt sich erst und locker verteilt. Im Süden und Os- 45' . Besteht aus ca. 30 weit übers Feld bei 10× im 50mm-Sucherfernrohr auf- ten hat der Haufen durch Sternketten verstreuten, ähnlich hellen Sternen. lösen. Schönes Objekt auch für kleine »gerade Ränder«. Dreieckige Form. Einige schwächere Sterne sind eben- Instrumente mit großem Gesichtsfeld. 33×. Gerd Kohler falls zu erkennen, aber kein milchiger Michael Zschech •• 254/1270-Newton: SQM-L 20m, 9/q"; Schimmer, der auf weitere schwächere •• 10×50-Fernglas: fst 6m, 5; sehr großer M 48 ist leicht aufzufinden. Bei 51× ist Sterne schließen ließe. Auffällig, sehr of- Sternhaufen, länglich (Nordwest – Süd- der ganze Haufen zu überblicken, der fen wirkend, Abgrenzung zur Umgebung ost) 35' × 20', etwa 30 Einzelsterne ab aus vielen Zweier- bis Vierergruppen unscharf. 58×. Michael Schumann Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

63 Beobachtungen | Objekte der Saison interstellarum 86 | Februar/März 2013

Abb. 2: CCD-Aufnahme, 5"-Refrak- Abb. 3: Digitalfoto, 8"-Newton bei Abb. 4: Digitalfoto, 3"-Refraktor bei 500mm, Canon EOS 1000Da, tor bei 387mm, SBIG STL-11000M, 920mm, Canon EOS 350D (modifiziert), ISO 800, 16×5min, Guiding mit Guidemaster, Stacking mit Deepsky‑ 3×5min (je RGB). Dieter Willasch ISO 800, 31×3min. Ulf Manfred Schliemann Stacker, weitere Bearbeitung mit Fitswork und Photoshop. Olaf Filzinger Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

64 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Beobachtungen | Objekte der Saison

Leser beobachten: NGC 3242

Abb. 5: CCD-Aufnahme, 24"-Hypergraph bei 4940mm, SBIG ST-10XME, 10×3min (L), 5×3min (je RGB), Abb. 6: Zeichnung, 400/1800-Newton, fst 7m; LRGB-Filtersatz, Aufnahmeort: Amani Lodge, Namibia. Stefan Binnewies, Rainer Sparenberg, Volker Robering 515×. Rainer Mannoff

BEOBACHTUNGEN

NGC 3242

•• 7×50-Fernglas: fst 6m, 5; deutlich erkenn- bis nur noch der Zentralstern zu sehen erkennen. Mit zwei Feldsternen bildet er bar und völlig sternartig. Wolfgang Vollmann ist. Indirekt wird der Nebel sehr schnell ein rechtwinkeliges Dreieck. Er wirkt wie •• 150/900-Newton: SQM-L 21m, 35/q"; im wieder hell. Auch hier ist die Scheibe ein unscharfer Stern und verschwindet 3mm – 6mm-Zoomokular ohne Filter bis nicht gleichmäßig hell. Besonders beim bei direktem Anblick fast. Bei 190× ist 300× kontraststarkes Bild. Der Planeta- Übergang vom direkten zum indirekten er leicht elongiert. Bei 290× erkennt man rische Nebel bildet eine große elliptische Sehen ist die Scheibe fleckig. Weiter blickweise die Schalenstruktur – hellerer Scheibe – darin eingelagert ein stark ellipti- entsteht beim Übergang von direkt zu Innenbereich umgeben von einer schwä- scher Ring. Die Flächenhelligkeit ist insge- indirekt ein Ring um den Innenbereich cheren äußeren Schale. Der Zentralstern samt hoch. Die Scheibe wirkt stark gespren- des Nebels. 170×. Gerd Kohler war wegen des schlechten Seeings nicht kelt, der Ring ist am hellsten an den Enden •• 250/1250-Newton: fst 4m, 5; Jupiters zu erkennen. Hans-Georg Purucker der großen Achse. Die Achsen von Scheibe Geist ist, wie das Original, bereits mit •• 400/1800-Newton: fst 7m; der Nebel und Ring stimmen überein. Ein Zentralstern kleiner Vergrößerung als ovales Scheib- ist in Richtung Südost/Nordwest elon- nicht erkennbar. Ein [OIII]-Filter bringt keine chen sichtbar. Mit Steigerung der Ver- giert, deutlich sind eine Innen- und eine weiteren Details. 150× – 300×. Roland Höfer größerung und Einsatz von Nebelfiltern Außenschale erkennbar. Starke Hellig- •• 200/800-Newton: Bei direktem Sehen (UHC und [OIII]) wird der dunkle Zentral- keitsunterschiede in den Schalen, wobei ohne Filter ein sehr heller und auffälli- bereich sichtbar. Darum eine sehr helle die innere Schale nahezu durchweg hel- ger Planetarischer Nebel, den ich sehr Nebelschale, leicht gemottelt. Außen ler erscheint als die äußere. Die stärkste einfach erkennen kann. Er ist eine helle, wird NGC 3242 schwächer und deutlich Aufhellung des Objekts befindet sich leicht grünliche Scheibe. In der Nähe des diffuser. 250×. Frank Lange im Nordwesten der inneren Schale. Im westlichen Randes kann ich zwei Aufhel- •• 254/1270-Newton: SQM-L 20m, 9/q", Südosten von dieser befindet sich eine lungen erkennen. Mit [OIII]-Filter wird der See­ing 3; Der Planetarische Nebel ist bei kompakte Lichtquelle, möglicherweise Nebel bei direktem Sehen sehr schwach, 36× sofort an seiner blaugrünen Farbe zu ein Stern. 515×. Rainer Mannoff Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

65 Beobachtungen | Galerie interstellarum 86 | Februar/März 2013

Pferdekopf

Beobachtungen & Co.

Abb. 1: Flammen- und Pferdekopfnebel (IC 434 und B 33) im Orion. Abb. 2: In der Umgebung von M 81 und M 82 finden sich auf dieser Auf- Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 40D (modifiziert), ISO nahme noch weitere schwache Galaxien, z.B. Holmberg IX (UGC 5336), die ir- 800, 50×10min (IDAS LPS), 30×10min (UHC), 60×10min (Hα); Mosaik reguläre Galaxie direkt links neben M 81 und – deutlich heller – NGC 3077 links aus zwei Aufnahmen. Siegfried Kohlert unten im Bild. 4"-Refraktor bei 530mm, Alccd6, 35×15min. Rochus Hess Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

66 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Beobachtungen | Galerie

Abb. 3: Barnard 174 (links) und Barnard 169–171, Abb. 4: vdB 142, der »Elefantenrüssel« im Emissionsnebel IC 1396, der sich ebenfalls im Sternbild Dunkelnebel im Sternbild Kepheus. CCD-Aufnahme, Kepheus befindet. CCD-Aufnahme, 10"-Newton bei 1200mm, Moravian G2-8300, 5×5min (L), 27×15min 3,5"-Refraktor bei 400mm, 36×5min (L) mit Atik383L+, (Hα), 10×10min ([OIII]), 8×5min (R), 9×5min (G), 15×5min (B), Astronomik-Filter, LRGB mit synthetischem 23×7min (RGB) mit QHY8. Manfred Wasshuber L-Kanal, R aus Hα + R, G aus G + [OIII], B aus B + [OIII]. Die Aufnahme entstand in vier Nächten. Jürgen Stein Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

67 Beobachtungen | Rückblick interstellarum 86 | Februar/März 2013

Grünes

Beobachtungen Leuchten

Abb. 1-3: Polarlichter auf dem Hurtigruten-Schiff MS Polarlys vor Tromsø, Norwegen, bei Vollmond und sehr ruhiger Fahrt am 2.11.2012. Digitalfoto, ca. 21:00 MEZ, Canon EOS 400Da, ISO 1600, 10s. Dieter Seiwald Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

68 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Beobachtungen | Rückblick

Abb. 2: Dieser Bolide vom 20.10.2012 war extrem hell, hat auch visuell deutlich grün geleuchtet Abb. 3: Polarlicht, aufgenommen 30km nordöst- und ist am Ende zerbrochen. Leider ist das nicht (mehr) auf dem Bild zu sehen. Die Helligkeit war lich von Reykjavik, Island. Digitalfoto, 17.10.2012, schwer einschätzbar, aber für kurze Zeit vermutlich größer als die des Vollmonds. Digitalfoto, 22:42 22:33 Ortszeit, Zoom-Objektiv bei 17mm und f/2,8, MEZ, 11mm-Objektiv bei f/2,8, Canon EOS 450D, ISO 1600, 25s. René Merting Canon EOS 60Da, ISO 3200, 6s. Jürgen Stümpfl Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

69 Szene | Bericht interstellarum 86 | Februar/März 2013 Szene

I. Gerber

Abb. 1: Der gigantische und futuristisch anmutende Gebäudekomplex der Cité des sciences et de l’industrie eignet sich hervorragend als Austragungsort für solch eine Messe, auch weil hier etliche Themenkomplexe rund um die Astronomie und Raumfahrt in ständigen oder wechselnden Ausstellungen gezeigt werden. Ein Ausflug nach Paris Die Rencontres du Ciel et de l’Espace 2012 Surftipps von Immo Gerber

lle zwei Jahre öffnet eine der größ- war wie jedes Jahr eine interessante Ausstel- Homepage der Messe: ten Astronomiemessen Europas, die lung zu bestaunen. Zahlreiche Hersteller  www.afanet.fr/rce »Rencontres du Ciel et de l’Espace« gaben sich hier ein Stelldichein, dieses Jahr Programm: Ain Paris, ihre Pforten. Innerhalb von drei waren auch etliche deutsche Firmen und  www.afanet.fr/rce/prog_Rce_2012.pdf Tagen vom 1. bis 4.11.2012 wurde ein riesi- Händler vertreten. Aussteller: ges Angebot an Themen und Vorführungen  www.afanet.fr/rce/Salon.aspx geboten. Rund um das Vortragsprogramm

Abb. 2: Anders als bei vielen anderen Messen werden hier auch große Abb. 3: Neben einem großen Planetarium bietet der Austragungsort Optiken, Montierungen und Kuppeln ausgestellt, so dass man sich viele Gerät- viel Platz. So können mehrere Vorträge gleichzeitig stattfinden, die trotz des schaften, welche man sonst nur von Bildern aus dem Internet oder Katalogen parallelen Betriebes sehr gut besucht sind. Einziger Wermutstropfen: Alle kennt, live anschauen kann. Vorträge werden ausschließlich in der Landessprache gehalten. I. Gerber I. Gerber I. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

70 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Szene | Bericht & Termine

Termine für Sternfreunde Februar/März 2013

Messen 8 4  1 23.2.: 13. Astronomie Treff Hückelhoven (ATH)  6 Gymnasium, 41836 Hückelhoven

 [email protected], astroag.jimdo.com/ 1 9 ath-astronomie-treff-hueckelhoven 5

Fachtagungen/Workshops

 2 1.–3.3.: Central European Digital Imaging Conference (CEDIC)  Ars Electronica Center, A-4020 Linz 3  www.cedic.at 2

 3 1.–3.3.: 5. Deep Sky Meeting (DSM)  Landgasthof Hirsch, 72534 Hayingen-Indelhausen  Hans-Jürgen Merk, [email protected], deepskymeeting.astromerk.de

 8 22.–24.3.: 32. Seminar des Arbeitskreises Meteore e.V.  Naturfreundehaus, 30655 Hannover  6 14.–17.3.: 11. Sternfreundetreffen im Harz (SFTH)   [email protected], www.meteoros.de/akm/seminar13.html Todtenrode bei 38889 Altenbrak  Astronomische Gesellschaft Magdeburg e.V., jens.briesemeister@  9 22.–24.3.: Deep-Sky-Treffen 2013  e-technik.uni-magdeburg.de, www.astronomie-magdeburg.de/sfth.htm Hotel Sonnenblick, 36179 Bebra  VdS-Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-Beobachtung und Sonstiges VdS-Fachgruppe Astrofotografie, [email protected], [email protected], www.deepsky.fg-vds.de/dst  4 2.3.: Amateurastronomie in 360°  Planetarium Wolfsburg, 38440 Wolfsburg Beobachtungstreffen  Dirk Schlesier, wiss. Leiter Planetarium Wolfsburg, dirk.schlesier@ planetarium-wolfsburg.de, www.planetarium-wolfsburg.de  5 9.3.: Messier-Nacht  Sternwarte, 08289 Schneeberg  7 16.3.: Bundesweiter Astronomietag  Herr Georgi, Kulturhaus Aue, [email protected], in Deutschland www.sternwarte-schneeberg.de  www.astronomietag.de

Abb. 4: Namhafte Hersteller wie Takahashi zeigen ihre ganze Abb. 5: Auch große Instrumente wie dieser Astrograph von Planewave Produktpalette. werden ausgestellt. I. Gerber I. Gerber I. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

71 Szene | Rezensionen interstellarum 86 | Februar/März 2013

Kosmische Kultstätten der Welt

tonehenge, Teotihuacán, Angkor Behauptungen entgegentreten – von den Wat: Die mythischen Zentralorte der »Landebahnen der Götter« in Nazca bis zu Menschheit, deren Anziehungskraft den »Energieorten« der Vorzeit in Europa. Sbis heute anhält, basieren auf astronomi- Benutzerunfreundlich ist die Gliederung schen Ausrichtungen. Ob in eine Grabkam- des Buchs: Nicht nach Orten oder Alter, son- mer zur Sonnenwende Licht fällt oder der dern nach bestimmendem Gestirn sind die Polarstern über einer Pyramide erscheint — jeweils 2–3 Seiten umfassenden Einzelkapi- in vielen Fällen waren die astronomischen tel geordnet. Stonehenge und Chichén Itzá Kenntnisse unserer Vorfahren Grund für kommen so beide zwei Mal im Abstand die Errichtung der Bauwerke, oder deren von über 100 Seiten vor – äußerst unprak- Architektur wurde zumindest von ihrer tisch. Das Fehlen einer Auflistung aller Orte astronomischen/astrologischen Bedeutung und einer Karte gleichermaßen macht die wesentlich bestimmt. Übersicht außerdem schwierig. Hinter- »Kosmische Kultstätten der Welt« behan- grundwissen zu den Ausrichtungen, etwa delt etwa 200 Orte, deren astronomischer Hin- die Bedeutung der Mondwenden oder der tergrund mehr oder weniger sicher nachge- Zirkumpolarsterne, sind wahllos zwischen wiesen ist. Auch Orte der letzteren Kategorie die Einzelkapitel gestreut. Das ist schade, Ken Taylor: Kos mische Kultstätten der Welt: werden behandelt, und das ist durchaus positiv, denn der Inhalt dieses schönen Hardcovers Von Stonehenge bis zu den Maya-Tem- nur so kann der englische Autor Ken Taylor weiß durchaus zu überzeugen. peln, Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart 2012, den zahlreichen, die Ränder der Archäoast- ISBN 978-3-440-13221-0, 240 S., 29,99€ ronomie prägenden unwissenschaftlichen ▶ Ronald Stoyan

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Auch für And- sowie von Hilfslinien (Ekliptik und Koordina- roid-Geräte gibt tenraster) ein- und ausgeschaltet werden. Die es unterschiedli- App bietet leider keine weiterführenden Infor- che elektronische mationen zu den genannten astronomischen Himmelskarten; Objekten – jedoch eine Suchfunktion sowie eine davon ist die eine Bildergalerie mit 21 Fotos von Planeten ursprünglich vom und Nebeln (leider jedoch auch hier ohne wei- gleichnamigen Kon- tere Beschriftung oder Erklärung). Auch die zern entwickelte App Anzahl und Helligkeit der angezeigten Sterne »Google Sky Map«, kann nicht beeinflusst werden und wichtige die zwischenzeitlich Kataloge wie der NGC- oder IC-Katalog sind von der Firma Is it der App leider unbekannt – ebenso wie die Broken unter dem Monde der Planeten. Sowohl Funktionsum- Android-App: Sky Map+ (Is It Broken), 2,5MB, Version 1.7.3., Android 2.2 Namen »SkyMap+« fang als auch grafische Darstellung der App oder höher, kostenlos weiterentwickelt bleiben deutlich hinter anderen digitalen wird: Die App stellt Sternkarten zurück – dies ist umso erstaunli- pple hat mit dem iPhone und dem auf Android-Geräten eine digitale Stern- cher, als Google bei den Kartendiensten sonst iPad in den vergangenen Jahren den karte zur Verfügung, die – wie bei derartigen zu den führenden Anbietern zählt. Markt der SmartDevices revolutio- Apps inzwischen üblich – die Position und die Aniert. Der technische Vorsprung verringert »Blickrichtung« des Nutzers verwendet um Ullrich Dittler ▶ sich derzeit, da verschiedene andere Herstel- den Himmelsausschnitt anzuzeigen, der sich ler zwischenzeitlich ebenfalls leistungsfähige quasi hinter dem Bildschirm befindet. Über Smartphones und Tablets im Angebot haben eine kleine Navigationsleiste am Bildschirm- – viele davon basierend auf dem Betriebssystem rand kann die Anzeige von Sternen, Sternbil-  https://play.google. Android von Google. Im Rahmen der App-Re- dern, Meteorschauern, DeepSky-Objekten com/store/apps/ zensionen, die seit Heft 74 fester Bestandteil (die App kennt die Messier-Objekte) oder von details?id=com. von interstellarum sind, werden daher zukünf- Objekte des Sonnensystems (Planeten und – isitbroken.android.

tig Apps an dieser Stelle vorgestellt. seit der aktuellen Version – auch Satelliten) stardroid Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

72 interstellarum 86 | Februar/März 2013 Szene | Diskussion

Hauptartikel Astronomie für alle Abb. 1: Mars und die Plejaden im Herbst 2005 über den »Sternguckern« von Walter Howard in Radebeul. Ureigenste Aufgabe des Schüler! Astronomieunterrichts ist es, die Schüler zum Beobachten und Verstehen alltäglicher Erschei- nungen des Tag- und Nachthimmels zu befä- higen. Ein anderes Fach kann das kaum leisten. Praktisches Erlebnis und Was jeder über Astronomie wissen sollte Erschließung des Kosmos und wurde mit ihren Satellitensystemen für Erderkundung, Klima- und Umweltforschung, Wettervor- hersage, Kommunikation und Navigation VON LUTZ CLAUSNITZER zu einer bedeutenden Wirtschaft skraft . Die

Hintergrund kulturhistorische Bedeutung der Astrono- mie und die zunehmende Einbindung des spannende Theorie Weltalls in die Lebens- und Arbeitswelt des Menschen verlangt nach einer stärkeren Be- rücksichtigung im Schulunterricht. Astronomieunterricht im Wandel der Zeit

Zum Artikel »Astronomie für alle Schüler!« von Lutz Clausnitzer in Die Schulpfl icht existiert in Deutsch- land seit etwa 1820. Schulen, die schon im 19. Jahrhundert ihre Schüler an die Wun- interstellarum 84 der des Himmels heranführten, taten das meist im Mathematik- oder Erdkundeun- terricht. Das erklärt sich aus den damals als wichtig angesehenen Themen rings um die scheinbare Himmelskugel und die Kepler-Ellipse. Nach 1910 verlagerte sich die Aufmerksamkeit eher auf die messbar ge- wordenen physikalischen Eigenschaften der Sterne, weshalb die Astronomie allmählich In der alten Bundesrepublik wird seit der be- Die Astronomie – zweifellos wissen- in den Physikunterricht wanderte. Doch im 20. Jahrhundert entstanden viele neue Forschungsrichtungen und Teilgebiete der Astronomie [1], was die Frage nach der Stel- mannten Mondlandung unentwegt versucht, schaftshistorisch gesehen die Mutter aller lung der Schulastronomie im Fächerkanon erneut aufwarf [1–4]. Nach Meinung der Internationalen Astronomischen Union vermag die Astronomie zu begeistern und die Astronomie über den Physikunterricht in Wissenschaften – besäße jenes inkludierende eröffnet so einen einzigartigen Zugang zu T. BÖHME Technik, Kultur und Wissenschaft, also zu drei der tragenden Säulen von Industriena- die Schulen zu tragen. Bei dem äußerst mage- Potenzial, das unseren Schüler und Studenten Die Himmelskunde steht, wie bereits in n der weitaus längsten Zeit seiner Exis- tionen. Ähnlich sieht es wohl auch die Be- der Antike und im Mittelalter, auch heute tenz glaubte der Mensch, eine Scheibe zu völkerung in Deutschland, denn nach einer wieder in der vordersten Reihe der Grund- I bewohnen, über die sich eine Halbkugel Studie von 2011 wünschen sich die meisten wölbt. Der Himmel war für ihn Uhr, Kalen- Menschen Astronomieunterricht in den ren Erfolg dieser Strategie muss man sie nach bereits während ihres Bildungsweges vermit- lagenforschung. Man sucht nach einer der, Kompass, Göttersitz und Sehnsuchtsort. Schulen (s. Astrowissen S. 17). zweiten Erde, sondiert mögliche Gefahren Schließlich begriff er die Erde als eine Kugel, Ähnliches konnte man in Sachsen beob- aus dem All und ergründet Vergangenheit erkannte ihren Platz im Sonnensystem und achten, wo die Abschaffung des Pflichtfa- und Zukunft des Weltalls. Man versucht zu versteht sie heute als Teil des Universums, ches Astronomie der Klassenstufe 10 von vier Jahrzehnten wohl als gescheitert ansehen. telt werden müsste, und nicht erst am Ende dessen Gesetze und Bedingungen auch für massiven Protesten seitens der Wissen- verstehen, wie die Entstehung des Lebens ihn gelten. Auf diesem steinigen Weg der schaftler, Lehrer, Eltern und Schüler beglei- in die Entwicklung des Universums und Erkenntnis lernte der Mensch, wissenschaft - tet wurde [2]. Der 2002 gefasste Beschluss unser Klima in kosmische Zyklen einge- lich zu arbeiten und Präzisionsinstrumente wurde 2007 dennoch durchgesetzt [5]. Selbst die Teilerfolge, die mit den Oberstufen- ihrer Ausbildung, wenn sie nach zig Semes- bunden ist. Die Astronomie ist in hohem zu bauen. Mit dem Newtonschen Gravitati- onsgesetz betrat 1687 die Physik die Bühne Bildungsstandards Astronomie Maße kultur- und weltbildprägend. In der Astronomie und heute sind viele Wissen- für die Mittelstufe den Schulen spielt sie aber noch immer schaft en und technische Disziplinen integ- kursen in Bayern und Baden-Württemberg ter »Fachidioten« geworden sind, denen es eine Nebenrolle. riert. Die Raumfahrt öff nete neue Türen und Die Ständige Konferenz der Kultusmi- Horizonte. Sie fördert die Erforschung und nister der Länder in der Bundesrepublik erzielt werden konnten, betreffen nur einen dann verständlicherweise schwer fällt, sich 12 interstellarum 84 • Oktober/November 2012 sehr kleinen Teil der Schüler und haben keine rigoros interdisziplinären Ideen und Gedan- RZ_is84-Inhalt.indd 12 30.08.2012 12:21:39 Breitenwirkung. Zudem sollte man Schüler ken zu öffnen. Von jenen wird (...) abhängen, Gerade das in einer Schulsternwarte oder nicht erst in der Oberstufe mit der Himmels- ob wir die Herausforderungen der Zukunft sogar zu Hause realisierbare, praktische Er- kunde vertraut machen. Lutz Clausnitzer geht meistern können. lebnis kann hier gewinnbringend und moti- von einem objektiven Vergleich der Organi- vierend auch bei Schülern eingesetzt werden, sationsformen astronomischer Bildung aus ▶ Kurt Hopf die sonst mit reiner Theorie ihre Schwierigkei- und zeigt schlüssig, warum es am einfachsten, ten haben. Am Besten erscheint mir daher ein ökonomischsten und zugleich hochwertigsten Grundsätzlich versuche ich, astronomi- jährlich wiederkehrender Astronomie-Anteil ist, die Astronomie in der Form eines eigen- sche Themen in den Physikunterricht der als Bestandteil des Lehrplans bereits etablier- ständigen Faches zu vermitteln. Was brauchen Mittelstufe und der Gymnasialen Oberstufe ter naturwissenschaftlicher Fächer. unsere Politiker noch? zu integrieren. Schon die Vorstellung des Pro- gramms Stellarium auf den in allen Räumen ▶ Boris Ruth ▶ Erwin Raupp meiner Schule vorhandenen Smartboards weckt stets ein großes Interesse bei den Schü- Ich bin zwar kein Lehrer an einer Schule, Ich unterrichte schon seit 8 Jahren Astrono- lerinnen und Schülern und evoziert zahlrei- aber ich arbeite ehrenamtlich an der Schwä- mie an der Schule. Da es in Österreich Astrono- che Fragen. Oft wird seitens der Schüler der bischen Sternwarte in Stuttgart auf der mie als Fach nicht gibt, habe ich es als Informa- Wunsch nach mehr astronomischen Themen Uhlandshöhe und mache dort seit 2006 tik getarnt unterrichtet. Da es sehr beliebt war, im Physikunterricht oder nach Astronomie ausschließlich nur Tag-Führungen mit wurde es in ein Angebotspaket für hochbegabte als eigenständigem Fach geäußert. hauptsächlich Schulklassen aus nahezu ganz Schüler in Salzburg genommen. Meine Schüler In meiner Funktion als Fachbereichsleiter Baden-Württemberg. Im Laufe der Zeit hat sind Multiplikatoren für Astronomie, da sie in habe ich mich für eine Öffnung des Wahlun- sich mit dem Staufer-Gymnasium in Waib- ihren eigenen Schulen oft Vorträge über Astro- terrichts eingesetzt und in diesem Rahmen lingen eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit nomie halten und in Physik ihre Referate über jährlich einen einjährigen Astronomiekurs zum Schul-Wahlfach Astro­nomie entwi- Astronomie oft gefragt sind. Weiters halten mit zwei Unterrichtsstunden pro Woche für ckelt. Seit 2006 sind es mittlerweile schon 71 meine Schüler Workshops für Schüler, Eltern Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstu- Tag-Führungen geworden. Mir als Mitar- und Lehrer an der Pädagogischen Hochschule fen 8 bis 11 angeboten. beiter der Sternwarte macht es große Freude, ab und sind daher Werbeträger für Astrono- Wichtig war mir bei der Konzeption des wenn sich besonders auch junge Leute mit mie an den Schulen und in der Gesellschaft. Kurses, dass Schüler Dinge mit eigenen Au- dem Thema Astronomie befassen. Ich finde Ihren Artikel deswegen sehr wichtig, gen sehen (z.B. Sonnengang, Sonnenaktivi- da Sie die verschiedenen Möglichkeiten, wie tät, Sonnenrotation) und Theorie und Praxis ▶▶Alfred Eberhardt Astronomie an den Schulen unterrichtet wer- miteinander verknüpft werden. Dazu habe den soll, sehr deutlich hervorgehoben haben. ich zahlreiche Unterrichtsmaterialien selbst Dabei nehmen Sie auch Bezug zur geschichtli- entwickelt. Neben einer Sternwanderung, Be- INTERAKTIV chen Entwicklung des Astronomieunterrichtes obachtungsabenden und Exkursionen war in Deutschland und auch in anderen Ländern. sicherlich die Gestaltung einer öffentlichen Dabei sind mir die verschiedenen Sichtweisen, Abendveranstaltung mit Prof. Harald Lesch Was ist Ihre Meinung zum Thema? wie man Astronomie unterrichten kann, sehr in der Aula unserer Schule ein Highlight, in Schreiben Sie uns einen Leserbrief — bewusst geworden. Danke für diesen Artikel, der die Kursteilnehmer Arbeitsergebnisse im natürlich auch zu allen anderen The- der auch mich ganz schön ins Grübeln brachte. Rahmen einer Ausstellung präsentiert haben. men dieses Hefts:  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp

▶ Herbert Pühringer ▶ Mario Cimiotti Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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79 Vorschau & Impressum

Abonnement interstellarum 87 interstellarum 8 Hefte jährlich: 6 Ausgaben zweimonatlich + 2 Sonderhefte Thema Teleskope & Ferngläser 59,90€ (DE, AT), 64,90€ (CH, Ausland) www.interstellarum.de/jahresabo.asp

Abo-Service Sylvia Schaub, [email protected], 09131/978594

Impressum

Zeitschrift für praktische Astronomie gegründet 1994 von Jürgen Lamprecht, Ronald Stoyan, Klaus Veit

Verlag Oculum-Verlag GmbH, Spardorfer Str. 67, 91054 Erlangen

Geschäftsführung Ronald Stoyan

Chefredaktion Ronald Stoyan

Redaktion Daniel Fischer, Dr. Frank Gasparini, Dr. Hans-Georg Purucker [email protected], 09131/970690

Kolumnen Prof. Dr. Ullrich Dittler, Kay Hempel, Ma­ nfred Holl, Matthias Juchert, Karl-Peter Julius, André Knöfel, Burkhard Leitner, Uwe Pilz, Stefan Seip, Lambert Spix, Wolfgang Vollmann

Astrofotos Siegfried Bergthal, Stefan Binnewies, Michael Deger, Ullrich Dittler, Torsten Edelmann, Bernd Ab dem 8.3.2013 im Handel. Seit dem 19.10.2012 im Handel. Flach-Wilken, Ralf ­Gerstheimer, Michael Hoppe, Bernhard Hubl, Michael Jäger, Wolfgang Kloehr, Bernd Koch, Siegfried Kohlert, Erich Kopowski, Walter Koprolin, Bernd Liebscher, Norbert Mrozek, Gerald Rhemann, Johannes Schedler, INTERAKTIV Rainer Sparenberg, Sebastian Voltmer, Manfred Wasshuber, Mario Weigand, Volker ­Wendel, Dieter Willasch, Peter Wiener­roither, Thomas Winterer

Senden Sie uns Ihre Texte und Bilder! Herstellung Christian Protzel, Frank Haller

interstellarum veröffentlicht Ihre Texte zu allen Bereichen der praktischen Astronomie. Wir freuen Grafik uns über Ihre Artikel, Bilder und Beschreibungen! Frank Haller, Dr. Frank Gasparini, Stephan Schurig, Arnold Barmettler

Anzeigen Objekte der Saison für die kommenden Ausgaben es gilt die Preisliste Nr. 14 vom 1.11.2012 www.interstellarum.de/mediainfo.asp Name & Sternbild Vorstellung Ergebnisse Einsendeschluss Anzeigenleitung M 85 (Com), Abell 1656 (Com) Heft 81 Heft 87 20.1.2013 Anne-Katrin Pawelek, [email protected], 09131/978594 M 10 (Oph), IC 4665 (Oph) Heft 82 Heft 88 20.3.2013 Vertrieb (DE, AT, CH) M 26 (Sct), M 25 (Sgr) Heft 83 Heft 89 20.5.2013 Verlagsunion KG, Am Klingenweg 10, 65396 Walluf, ISSN 0946-9915 IC 1848 (Cas), NGC 1245 (Per) Heft 84 Heft 90 20.7.2013 NGC 1981 (Ori), NGC 1535 (Eri) Heft 85 Heft 91 20.9.2013 Hinweise für Leser M 81/82 (UMa), NGC 2392 (Gem), NGC 3079 (UMa) S. 27-29 Heft 92 20.11.2013 Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Planeten: Süden oben, vorangehender Rand links Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Für eingesandte Beiträge, insbesondere Fotos, überlassen untersagt (§ 2-1 Verlagsgesetz) – wir bitten um Beachtung. Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Stern- Sie uns das Recht für einen einmaligen Abdruck im Heft und Bitte informieren Sie uns, ob Ihre Beiträge schon an anderer freunde, Cartes du Ciel; Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky auf der Archiv-CD. Weitere Nutzungen in Büchern sind nicht Stelle veröffentlicht worden sind. Field Guide, CalSky gleichzeitig gegeben und bedürfen der Genehmigung durch Wir behalten uns vor, bei der Bearbeitung Randpartien einer Koordinaten: äquatoriale Koordinaten­ angaben, Äquinoktium 2000.0 den Autor. Ausgenommen davon ist der Abdruck ausgewähl- Aufnahme abzuschneiden und diese zu verkleinern/vergrö- Helligkeiten: sofern nicht anders ter Bilder in der Vorschau für die nächste Ausgabe und unter ßern, sowie orthographische und sprachliche Korrekturen angegeben V-Helligkeit Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC www.interstellarum.de. vorzunehmen. Eingesandte Beiträge werden nicht sinnent- (Offener Sternhaufen), PN (Planetarischer Prinzipiell drucken wir nur unveröffentlichte Fotos und Texte. stellend verändert bzw. gekürzt ohne Einverständnis des Nebel), GN (Galaktischer Nebel), GC (Kugel­ sternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar), Parallelveröffentlichungen bereits eingesandter Materialien Autors. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt As (Sternmuster) sind gesetzlich für den Zeitraum eines Jahres nach Abdruck eingesandtes Material. Kartenverweise: Deep Sky Reiseatlas (DSRA), Uranometria 1. Auflage (Uran.), Fotografischer Mondatlas (FMA) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Orionnebel extrem — Eine Riesen-Zeichnung von M 42 · Kosmologie: 100 Jahre Rotverschiebung · Kometen: PANSTARRS kommt! · OdS: M 81/M 82, NGC 2392, NGC 3079 86, Februar/März 2013